GW-Läden gibt es nicht flächendeckend. Somit kann ein gehöriger Teil der Interessenten nicht in die firmeneigenen Läden zum Einkaufen und ist auf den Onlinehandel angewiesen.
Z.B. auf die Mail Order. Wer bei W-Land bestellt hat, macht jetzt die Erfahrung, dass er, wenn er rechtzeitig bei GW direkt vorbestellt hätte, sein Zeug auch pünktlich gekriegt hätte. Da entsteht der Schaden vermutlich eher den unabhängigen Online-Händlern. Sowohl in Sachen Image, wie auch in Hinblick auf stornierte Bestellungen.
Wenn jetzt aber bereits im firmeneigenen Onlineshop darauf hingewiesen wird, dass die Lieferung erst in der zweiten Monatshälfte erfolgen werde, kann der Vorteil einer schnellen Lieferung nach dem Erscheinen nicht mehr ausgespielt werden.
Wie oben gesagt erhalten Kunden die rechtzeitig bei GW vorbestellt haben ihre Ware wohl durchaus pünktlich. Zumindest wurde das ja angekündigt. Wer jetzt anderswo bestellt hat und sich darauf verlassen hat sein Zeug pünktlich zum Release zu bekommen wird sich beim nächsten Mal entscheiden müssen ob er den Zeitvorteil will oder zugunsten eines besseren Preises ggf. Wartezeit in Kauf nimmt.
Es besteht die Gefahr, dass ein Teil der potentiellen Kunden den Zeitvorteil der Mailorder nun gegen den Preisvorteil anderer Händler eintauscht. Somit "vertreibt" GW unter Umständen Kunden.
Das funktioniert denke ich in beide Richtungen. Ist halt letztlich eine Entscheidung zwischen Zeit- und Preisvorteil. Vorher bekam man beim rabattierenden Online-Händler aber beides, hatte also nicht die Notwendigkeit sich zwischen einem von beiden entscheiden zu müssen. Insgesamt also eine Verschiebung zugunsten von GW.
Hinzu kommen die Kunden, die am Erscheinungstag in die Läden kommen und nicht alles, was sie wollen, kaufen können. Das führt nämlich nur in einem Teil der Fälle zu alternativen Käufen.
Das wäre wieder diese Geschichte mit der Knappheit der Ware: Ganz gleich warum dann zu wenig in den Läden ist - der Kunde gerät unter Druck lieber gleich zu kaufen, statt zu warten, bis wieder Nachschub kommt. Klar: Wer sich das in Ruhe überlegt kommt wahrscheinlich zu dem Ergebnis, dass er noch gut zwei oder drei Wochen warten kann - aber ein gutes Marketing zielt darauf, den Kunden so heiß zu machen, dass er es sich eben nicht in Ruhe überlegt, sondern einem Kaufimpuls folgt. Ich denke, GW macht dieses "heiß machen" schon sehr gut.
Ein Teil der Kundschaft entschließt sich, die gewünschten Produkte später zu kaufen und dann kann sich GW nicht sicher sein, dass sie nach Lektüre des Codex' auch noch alle Produkte kaufen werden.
Tatsächlich ne spannende Frage ob und wenn ja, wie sich das auswirkt. Die Kunden, die sowieso erst die Regeln lesen und dann kaufen fallen da raus. Die machen es so oder so nicht anders. Bleiben die, die leer ausgehen und sich dann im Internet informieren, was brauchbar ist und was nicht.
Die Zahl derer, die sich eine maßgeschneiderte Armee zusammenschreiben und kaufen und dabei wirklich alles, was nicht genau da rein passt links liegen lassen dürfte, vermute ich, sehr überschaubar sein. Meine Vermutung: Da verzerrt die Lektüre von Internetforen schnell die Wahrnehmung. Wobei es wirklich interessant wäre mal zu wissen, wieviele der Turnierspieler (die sehe ich als Hauptvertreter der obigen Kundengruppe) wirklich
ausschließlich das kaufen, was sie brauchen.
Für die Zielgruppe der 12-16jährigen dürfte vor allem entscheidend sein, dass die Modelle "kuhl" aussehen und der GW-Hohepriester, sprich Laden-Troll, ihnen sagt, dass das Zeug super ist. Auf Theorie-Hammer haben die nicht ganz soviel Lust. Die wollen Modelle schieben, rumballern und dem Imperator huldigen. (Etwas überspitzt).
Die zahlungskräftigen Familien-Papis hingegen sind glücklich, wenn nach der Arbeit ihr Nachwuchs im Bett ist und ihre Frau ihnen mal etwas Luft für ihren Hobbykram lässt. Die schauen auf die GW-Page und ggf. noch in die Gerüchteküchen. Ansonsten wird die knappe Zeit mit den Modellen verbracht, statt Regeldiskussionen zu verfolgen.
Dazu noch die Casual-Gamer, die einfach nur mit Spaß an die Sache gehen und die Modelle danach kaufen, dass sie noch in der Sammlung fehlen, toll aussehen und man mal was neues ausprobiert.
Ich behaupte, dass die letztgenannten Gruppen zum Einen den Großteil der Kunden stellen und zum Anderen das diese Kunden ihre Kaufentscheidung (im Wesentlichen) nicht aufgrund der Regeln treffen.
Du vergleichst hier Äpfel mit Kirschen. Die Sommerpause bei Mon Chérie ist bereits seit Jahren ein fester Bestandteil und wird immer im Vorfeld angekündigt. Somit tritt keine plötzliche Verknappung ein sondern eine einplanbare. Abgesehen davon macht sich Ferrero mehrere Faktoren wie geringere Absatzzahlen bei Schokoladenprodukten im Sommer, höheren Rohstoffpreisen (vor der Kirschernte im Sommer kosten die Früchte wegen der Lagerung mehr) und aufwändigerer Lagerung werbetechnisch geschickt zu Nutze.
Das Ferrero-Beispiel hatte ich gewählt, weil es mit am Bekanntesten ist. Die Marketing-Strategie der Künstlichen Verknappung hat eine ganze Reihe von Variationen hervorgebracht.
Im Falle von GW sehe ich keine Förderung des Images durch eine künstliche Verknappung. Somit dürfte auch eine Profitsteigerung durch vermehrte Verkäufe nicht gegeben sein.
Ich sehe hingegen zunächst mal keine Schädigung des Images, was für GW schon mal gut ist. Die können das so drehen, dass sie sagen "Hey, unser Zeug ist so geil, dass wir die Nachfrage im Moment gar nicht bedienen können. Kommt in den Laden. Vielleicht habt ihr Glück!"
Was bleibt den Leuten anderes übrig, als in den Laden zu rennen
(was genau das ist, was GW will), sofern sie die Modelle gleich wollen. Und was den Profit betrifft: Wenn die ganze Aktion eine Marketing-Strategie sein sollte, dann wird GW so kalkuliert haben, dass die zur Verfügung stehenden Produkteinheiten die freigegeben wurden, genug Geld in die Kassen spülen, dass sich das Ganze rechnet. Und nebenbei bleibt eben noch der Vorteil, dass man 1) direkt verkauft, 2) die Online-Händler blöd aussehen lassen hat und 3) die Leute in die Läden geholt hat.