Hallo liebe Besitzer von Figuren mit einer zu dicken Farbschicht,

ich bin neu im Forum und habe jetzt noch nicht die kompletten 54 Seiten gelesen, aber ich denke ich kann euch einiges an allgemeinen zum Entfärben erklären.
Vorneweg, ich promoviere in der Organischen Chemie, die Verwendung von unterschiedlichen Lösungsmitteln ist mein Leib und Brot. Zudem habe ich während meines Studiums oft alte Armeen mit viel Zinn bei z.B. Ebay gekauft, entfärbt und wieder gewinnbringend verkauft (da hatte Ebay noch nicht die immensen Abgaben, heute lohnt sich das nicht mehr). Ich habe das sozusagen beruflich gemacht 😛
Generell kommt es auf euer Lösungsmittel an, ob ihr Metall oder Figuren auf Kunststoffbasis entfärben wollt oder auch ganz besonders (!) auf die verwendeten Farben.
Polare Lösungsmittel können eher polare Farben lösen, unpolare Lösungsmittel unpolare
Habt ihr Figuren auf Kunststoffbasis mit Ölfarbe bedeutet das, dass man diese mit Ethanol (Spiritus) oder Isopropanol (Desinfektionsmittel) entfärben kann ohne das Plastik anzugreifen, eventuell muss man mechanisch z.B. mit einer Zahnbürste nachhelfen.
Vielleicht habt ihr bereits beobachtet, dass die erste Schicht abgeht, aber die Grundierung verbleibt. Dies liegt daran, dass der hier verwendete Farbstoff wesentlich unpolarer ist und nicht gut von polaren Lösungsmittel gelöst wird. Wenn ihr aber auf andere Lösungsmittel wie Toluol (in Nitroverdünnung), Aceton (Nagellack, günstiger direkt im Baumarkt) oder Essigester zurückgreift würden diese auch den Kunststoff angreifen, daher bleibt entweder wieder die Zahnbürste oder ihr greift auf ein Ultraschallbad zurück.
Ein solches hobbiemäßiges Ultraschall Gerät bekommt man ab und zu bei einem Discounter für ca. 15-20€, und das bringt schon sehr viel. Ich selbst habe eines aus dem Labor benutzt das man zusätzlich heizten kann (Im Warmen wird die Lösungsaffinität wesentlich erhöht, dann braucht man aber eher höhere siedende Lösungsmittel; Ethanol oder Isopropanol gehen gerade noch so), außerdem ist Frequenz wesentlich höher.
Bei Figuren aus Metall würde ich mir allgemein nicht so viele Sorgen machen, da die Metalle( solange ihr keine Säuren oder Basen verwendet) nicht angegriffen werden. Also Finger weg vom Essig oder Rohrreiniger! Ich selbst habe diese meist in Toluol gelöst eingelegt und dann 2 Stunden bei 80°C im Ultraschallbad gelassen. Danach waren diese ohne Schruppen etc. super sauber! Bei einem normalen Ultraschallbad ohne Heizung funktioniert Aceton (siedet schon bei 56°C, also heizen ist hier nicht) auch super, es kann nur sein, dass man etwas nachhelfen muss und die einzelnen Schichten mit der Zahnbürste entfernen muss.
Also zusammenfassend:
Ultraschallbad!!!!
Bei Plastik -> Ethanol (Brennspiritus) oder Isopropanol (Desinfektionsmittel)
Bei Metall -> Toluol oder Aceton (Baumarkt)

Hier noch ein paar Fotos von Figuren die ich mit dem Ultraschallbad und Toluol entfärbt hatte, ohne irgendwie zu schruppen. Leider habe ich keine vorher/nachher Bilder, da diese für den Verkauf waren. Meine jetzige Chaos Armee bestand übrigens mal zu ca. 50% aus entfräbten Blood Angels 😉

Anhang anzeigen 330280Anhang anzeigen 330281Anhang anzeigen 330282

Allgemein, Achtet auch auf eure Gesundheit! Speziell Toluol sollte man nicht auf die bekommen und alle Lösungsmittel sind entflammbar!

Beim Schreiben ist mir die Idee gekommen, dass man Kunststofffiguren in Natronlauge einlegen könnte, was denn Farbstoff „löst“, also verätzt, die Plastikoberfläche sollte aber inert dagegen sein (sprich der sollte nichts passieren). Also wer will, kann gerne versuchen Plastikteile in z.B. Rohrreiniger einzulegen. Könnte klappen (passt dabei besonders auf eure Augen auf!). Würde mich auf einen Erfahrungsbericht freuen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Gestern mal versucht alte Dark Angels in Bremsflüssigkeit zu entfärben ( Bosch DOT4). Ich bezeichne es mal als Reinfall. Nach einem Tag und einer Nacht ist die Farbe einfach nur breiiger geworden und lässt sich auch so gut wie nicht abbürsten. Nach ein bisschen lesen auch gemerkt das es vielleicht nicht die beste Idee war. Nächster Versuch Brennspiritus, immerhin auch billiger.
 
Ich habe bislang alles Plastik mit sterilium entfärbt. Wurde bis jetzt nicht enttäuscht.

Jo das geht. Sterilium (Isopropanol) ist nicht anders als Brennspiritus (Ethanol), beides klapt hier gut, ohne, dass deine Plastikfiguren vom Lösungsmittel angegriffen werden. Brennspiritus ist etwas günstiger, gibt sich aber nicht viel. Du wirst wahrscheinlich noch ein paar kleinere Farbflecken nach dem Bürsten haben, aber nach einer Grundierung sollten diese nicht mehr auffallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jop, Brennspiritus und ich sind definitiv Freunde geworden. Billig und zuverlässig. Reste von Grundierung und kleine, aber echt wenige Kleckse Farbe blieben bei manchen Minis noch dran, sollte aber nach ner Grundierung ziemlich wumpe sein. Bei ner Sororitas die ich mal als Farbschema Probe benutzt habe gings sogar noch besser. Werde wohl falls ich mal wieder Metall entfärben muss auf Aceton verzichten. Spiritus lässt sich ja auch unkomplizierter entsorgen als die ganzen Chemie Monster.
 
Wie würdet ihr eine rote Grundierung (Mephiston) die etwas zu "körnig" und zu dick bei den ersten Miniaturen aufgetragen wurde.

Was empfehlt ihr mir zum entfärben?

Ich habe (leider) gerade das selbe Problem, da ich ja meinte, bei der aktuellen Wetterlage meine Minis mit Rot Sprühgrundieren zu müssen. Ergebnis: 4 versaute neue Primaris Marines - und leider auch der Captain der Truppe. Es haben sich auf der Oberfläche die berühmt-berüchtigten Körnchen gebildet. Sehr, sehr dumm das ganze. Ich werde es bei einem Marine jetzt mal über Nacht mit dem Spiritus versuchen. Davon habe ich noch was im Haus, ansonsten wird Sterilium bestellt.
 
Ich habe (leider) gerade das selbe Problem, da ich ja meinte, bei der aktuellen Wetterlage meine Minis mit Rot Sprühgrundieren zu müssen. Ergebnis: 4 versaute neue Primaris Marines - und leider auch der Captain der Truppe. Es haben sich auf der Oberfläche die berühmt-berüchtigten Körnchen gebildet. Sehr, sehr dumm das ganze. Ich werde es bei einem Marine jetzt mal über Nacht mit dem Spiritus versuchen. Davon habe ich noch was im Haus, ansonsten wird Sterilium bestellt.

Die "Krümmel" kann man eigentlich mit einem weichen Pinsel wieder runterbekommen. Ist zwar Arbeit, aber bei ein paar meiner Sylvaneth ging das auch.
 
Ich habe den Fehler gemacht und Resinteile grundiert ohne sie vorher vernünftig zu waschen/entfetten und nun platzt mit schon nach wenigen Tagen die Grundierung ab. Meine Frage ist nun wie ich am besten/effektivsten vorgehe?

Es handelt sich um Razorback-Teile (Abdeckung, Waffehalterung, Waffen, etc) und ich habe sie mit Caliban Green von GW bzw das Standard Rot von Army Painter (weiß den Namen grad ned) sprühgrundiert.

Meint ihr echt reicht wenn ich das Zeug mal ein paar Tage im Seifenwasser einweiche? Ist ja nur Acrylfarbe auf fettigem Resin ^^
 
So, ich hab eine neue Geheimwaffe im Arsenal. Normalerweise verwende ich zum Entfärben gewöhnlichen Brennspiritus. In der REgel geht die Farbe damit sehr gut runter und löst auch die Grundierung an. Je nach dem, wie dick die Minis eingepinselt waren, bleiben aber gerade in Vertiefungen oft Farbklumpen hängen, ( bei Sterilium übrigens auch). Deshalb hab ich mir neulich Entfärber von Revell zugelegt. Das Zeug verspricht, auch auf Kunstharz zu funktionieren. Hab ich bisher aber nicht ausprobiert. Was ich aber ausprobiert habe, Figuren direkt mit der entfärbergetränkten Zahnbürste ohne vorherige Einwirkung zu bearbeiten. Und tatsächlich geht damit auch direkt die Farbe samt Grundierung runter. Teilweise sogar komplett. Bei etwas zu dicker Grundierung tut sich die Lösung aber dann doch etwas schwer. Was hingegen gut funktioniert, die Kombination von vorherigem Spirtusbad nebst Säuberung der Mini mit Zahnbürste und anschließender Behandlung mit Entfärber bei Farbrückständen. Der Entfärber ist für meinen Geschmack zu teuer für ein richtiges Bad, das die Mini komplett einschließt. Da er aber gut und sofort wirkt, ist er ideal zur zu Nachbearbeitung von vermeintlich hoffnungslosen Fällen, bei denen sich der Spiritus die Zähne ausgebissen hat. Übrigens gibt es ein ähnliches Produkt auch aus dem Hause Tamiya, das allerdings etwas teurer ist.