Sry KOG, dass ich dir das so sagen muss. Du schlägst in die selbe Kerbe, von wegen eugenisch. Das ist doch garnicht der Sinn des Buches, das wird von dir oder auch von Neopope bzw. seines FAZ-Links unterstellt.
Das hat mit "von wegen" und ungefähren Aussagen nichts zu tun, das sagt Sarrazin
ausdrücklich. Ich habe auch nicht behauptet, dass das die einzige These vom Sarrazin ist, sondern, dass es eine von mehreren ist, die gleichwohl von hoher Bedeutsamkeit bleibt.
Und Du kannst mir sagen, was Du willst: wer wiederholt Stellung dazu bezieht, dass sich "die Klugen" doch bitte dringlich extensiver untereinander vermehren mögen, weil die Unterschicht zu viele dumme Kinder in die Welt setzt und so nicht nur kulturell, sondern auch ökonomisch Deutschland vor die Hunde kommen lässt, der ist wortwörtlich ein Befürworter von Eugenik. Und ich habe nun mehrere Stellen zitiert und auf die methodischen Unzulänglichkeiten hingewiesen. Mir ist auch nicht klar, wie man das ernsthaft leugnen kann, noch offener als Sarrazin kann man es eigentlich nicht ausdrücken. Es geht ihm auch um Integration, sicher. Aber er verweist überdies auf diesen Aspekt der deutschen "Unzulänglichkeit", da kann man nicht einfach drüber hinwegsehen und munter postulieren, es ginge ihm trotz alledem ausschließlich um die Integrationsdebatte.
Ich finde es auch ziemlich kurios, dass man sich darüber empört, wenn Sarrazin Eugenik und Vulgärdarwinismus "unterstellt werden", eine Kapitelunterschrift wie "
Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist" aber völlig legitim sein soll. Oder wenn man munter chamberlain'sche Vergleiche zieht und etwas diskreter auf Eugenik abzielt, wie es die folgende Passage (die ich auch schon mal zitiert habe...) besagt:
"Jeder Hunde- und Pferdezüchter lebt davon, dass es große Unterschiede im Temperament und Begabungsprofil der Tiere gibt und dass diese Unterschiede erblich sind. Das heißt auch, dass manche Tiere schlichtweg dümmer oder wesentlich intelligenter sind als vergleichbare Tiere ihrer Rasse. Francis Galton war der Erste, der sich mit der Entwicklung und Vererbung menschlicher Intelligenz befasst hat. Er war der Vater der frühen Intelligenzforschung."
Es beginnt mit einer Charakterisierung von individuellen Tier(rass)en und gleitet übergangslos zur Intelligenzforschung beim Menschen, die Nennung Galtons ist bestimmt auch nicht kontingent. Entweder hat der Einschub mit den Hunden und Pferden rein anekdotischen Charakter und soll uns im Grunde genommen nur sagen, dass es Charakterunterschiede zwischen diesen gibt - dann müsste man sich ernsthaft fragen, wozu das dann überhaupt erzählt wird. Oder, und das scheint doch viel wahrscheinlicher, es soll damit - dafür spricht auch die Einführung Galtons, der gleichsam so argumentierte - angezeigt werden, dass es wie beim Tier auch Menschen gibt, die "schlichtweg dümmer oder wesentlich klüger" sind, die im "Temperament und Begabungsprofil" Differenzen aufweisen und damit qua Herkunft nur zu bestimmten Tätigkeiten fähig sind. Die einen kommen eben begabt zur Welt und können theoretisch alles erreichen, die anderen sind leider etwas minderbemittelt, woran Erziehung und Schule auch nicht viel ändern können, deswegen müssen sie wohl niedrigere Tätigkeiten verrichten.
Das alles wohlwollend zu überspringen, wird weder Werk noch Autor "gerecht", es kann jedermann zu Sarrazins Integrationsthesen stehen, aber es ist nicht ernsthaft abzustreiten, dass im Gesamtbild dieses Buches auch noch andere Schwerpunkte vorkommen: die Genetik ist einer davon.