Politik in Deutschland

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Ich hab mir mal bei Wiki die Eugenik durchgelesen. So wie ich das verstanden haben, ist es die Optimierung einer Rasse. Dies ist aber keine Forderung von S.. Er fordert keine Rasse auf Kinder zuzeugen, sondern die Gesellschaft in Deutschland, die ja bekanntlich aus verschiedenen Rassen besteht. Für mich ist somit Eugenik wieder ein Argument weniger gegen S. Thesen.
Eben doch, denn du lässt die halbe Aussage von Sarazzin unter den Tisch fallen. Denn er sagt zum Beispiel auch, dass die türkischen Einwanderer vor allem aus Anatolien kamen (was durchaus stimmt), dort wurde seit langem von den Herrschenden (zum Beispiel den Osmanen) die Bildung unterdrückt und dieser regionalen Gruppe würde es deshalb genetisch bei der Vererbung an dieser (meinetwegen 50%) Portion Intelligenz fehlen. Somit fordert er primär die anderen Volksgruppen/Rassen die in Deutschland leben auf, sich zu vermehren, weil er dieser Gruppe an Bürgern durchgehend minderwertige Gene unterstellt. Und diese Aussage hat er so unbestritten in seiner Pressekonferenz gesagt, wer solche Sachen ignoriert, muss sich schon die Ohren zuhalten oder es einfach nicht sehen wollen. Also ich kann die türkischen Migranten und ihre Nachfahren, die ja oftmals keine Türken mehr sind, sondern einen Deutschen Ausweis besitzen, schon verstehen, wenn sie sich angegriffen fühlen. Denn diese geniale Schlussfolgerung, gezogen aus der Geschichte einer Region (Anatolien), der Genetik/Vererbungslehre ist aus meiner Sicht einfach Menschenverachtend und ohne tieferen Sinn verallgemeinernd.
 
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Wer dazu aufruft, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen sich aufgrund wie auch immer gearteter Erbanlagen stärker als bislang fortpflanzen mögen, betreibt Eugenik. Wer mahnt, dass sich leider fortwährend die Falschen vermehren und wir infolgedessen immer dümmer werden, betreibt Eugenik. Wer a priori unterstellt, dass die unteren sozialen Schichten genau da sind, wo sie sind, weil sie wegen zweitrangigen Genanlangen so dumm sind, wie sie nun einmal seien, betreibt Eugenik. Wer meint, dass die obere soziale Schicht aufgrund ihrer erlesenen Genetik da steht, wo sie steht, betreibt Eugenik. Wer bestimmten Ethnien oder sozialen Schichten spezifische "Temperamente und Begabungsprofile" zuschreibt, die im Sinne einer Zucht optimiert oder angepasst werden könnten (oder auch sollten), betreibt Eugenik.
Das hat (einen netten Wink mit dem Zaunpfahl an Hirnbrand an dieser Stelle) auch nichts mit gleichgeschalteten linken Medien zu tun, die arglosen Idealisten und Weltverbesserern an jeder Ecke auflauern, um Diskreditierendes über diese zu publizieren, sondern leitet sich von dem Wort "Eugenik" ab - dem Wunsch oder Anliegen, dass sich "gute" oder "gesunde" Gene über die "schlechten" oder "kranken" Gene durchsetzen sollen, um die Menschheit zu einem besseren Ort zu machen. Sarrazin propagiert direkt, dass die Gebärfreudigkeit der "Klugen" zu- und die der "Unterschicht" abnehmen möge. Der Fachausdruck dafür lautet: Eugenik. Um so eine Aussage hoffähiger zu machen, unterschlägt man dann:
dass Intelligenzmessungen ohnehin nicht wirklich objektiv sein können;
dass IQ mit Intelligenz nicht gleichzusetzen ist;
dass der Flynn-Effekt einen profunden Erklärungsansatz für die eigene Beobachtung bietet, aber mit der Genetik nur sekundär etwas zu tun hat;
die verheerende Wirkung auf die kognitive Entwicklung, wenn (hoch)intelligente Kinder keinerlei Stimuli erhalten, um sich zu entwickeln, bzw. die schädlichen Einflüsse von exzessivem Fernsehkonsum, ungesunder Ernährung und mangelndem Interesse an den kleinen Mitmenschen.

Meinethalben könnte man auch sagen: "Die eugenischen Anstriche Sarrazins verurteile ich, in der Frage um die Integrationspolitik gebe ich ihm aber recht." Das ist in Ordnung, ich kann ja auch Richard Wagners Antisemitismus verdammen, aber seine Musik trotzdem genießen. Aber bei diesem Versuch der Protektion Sarrazins entsteht ein diffuser Eindruck von Verharmlosung oder sogar Sympathie für die entsprechenden Aussagen Sarrazins. Ich unterstelle jetzt einfach, dass keiner der hier anwesenden Diskussionsteilnehmer ernsthaft eine derartige Vorstellung von "Weltverbesserung" teilt, darum empfinde ich die Rettungsversuche als sehr ungelenk. Über die überwölbenden Probleme bei Migration überhaupt und die dabei entstehenden Missstände muss offen und ohne Beschönigungen debattiert werden, aber das mit einer derart kruden Ideologie aufzuladen hilft niemandem weiter.
 
Gerade ist der gute Mann bei Hart aber Fair in der ARD!

Er hat keine wirklichen eigenen Argumente in den ersten 25 Minuten gehabt, er wiederholt nur immer wieder, man solle "seine Zahlen" anschauen, die man im Buch findet. Eine inhaltliche Kritik von Michel Friedmann hat er damit abgetan, dass er dies von sich weisen würde und es nicht seine Aussagen wären, leider wurde nicht mehr darauf eingegangen, als Friedmann fragte, ob er mit dem zitieren beginnen solle. Ich hoffe dies wird im Laufe der Sendung noch getan. Der/die vernünftigste Mann/Frau am Tisch ist wohl noch Rudolf Dreßler.
 
Hier ist ein ganz interessanter Link:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,715089,00.html

Das war mir bisher nicht bewusst, dass sich als Pro Deutschland (Pro Köln etc.) quasi eine rechte Alternative zur CDU formiert.

Wie beurteilt ihr das Potential so einer Partei? Lässt sich mit so einer einseitig orientierten Partei, die vielleicht ähnlich der Linken agiert, eine Wahl bestreiten?

Ich zeiche mal ein fiktives Szenario:


  • Die Linke 11 %
  • Grüne 16 %
  • SPD 21%
  • FDP 11 %
  • CDU / CSU 26 %
  • Pro Deutschland 10 %
  • Rest 5 %
Ist das nach eurer Einschätzung vorstellbar? Die Zahlen sind natürlich haltlos aus der Luft gegriffen, aber so wird die Situation vielleicht leichter greifbar.
Ich bin in der Thematik gerade nicht so fit, hat jemand eine Vorstellung, wie Regierungsbildungen mit 6 Parteien aussehen können?
 
Ist das nach eurer Einschätzung vorstellbar? Die Zahlen sind natürlich haltlos aus der Luft gegriffen, aber so wird die Situation vielleicht leichter greifbar.
Ich halte das für durchaus denkbar. Es wird da immer der Teufel an die Wand gemalt, dass das der Weltuntergang sei, wenn so viele Parteien mitmischen. Ich ganz persönlich sehe das anders, als wirklicher Demokrat muss man das akzeptieren, das gehört dazu, wenn Menschen ihre Stimmen für Parteien abgeben können. Anstatt zu maulen und zu jammern, sollten die Politiker lieber handeln, indem sie aktiv Politik machen und auch indem sie mit guter Politik dafür sorgen, dass ihre eigene Partei beliebt genug ist, dann kommt es gar nicht erst dazu, dass so viele kleine Parteien im Parlament vertreten sind.
 
Die eugenischen Anstriche Sarrazins verurteile ich, in der Frage um die Integrationspolitik gebe ich ihm aber recht." Das ist in Ordnung, ich kann ja auch Richard Wagners Antisemitismus verdammen, aber seine Musik trotzdem genießen.

Bei Letzterem stimmt dir sicher auch nicht jeder zu 😉.

Wie beurteilt ihr das Potential so einer Partei? Lässt sich mit so einer einseitig orientierten Partei, die vielleicht ähnlich der Linken agiert, eine Wahl bestreiten?

Zur Wahl antreten: bestimmt. Gewählt werden? Eher nicht. In den meisten Köpfen ist rechts gleich NPD und damit automatisch unwählbar. Die CDU ist aber mittlerweile so weit nach links gerückt, dass sie einen guten Teil ihrer Stammwähler nicht mehr mobilisieren kann. Ob die nun Pro Deutschland wählen? Ich weiß es nicht. Die REPs gibt's ja nun auch schon ziemlich lang und die reißen nichts.


Hat der Spiegel gut vorgegeben, ne? Die Definition von "krude" ist nicht "falsch" 😉.
 
@KOG: Da kannst du mit dem Zaunpfahl winken, wie du willst, du forderst zu recht das schonungslos und offen über die Migrationsproblematik geredet wird, aber ich sage es dir nochmal deutlicher:

weil die ganzen Herren Journalisten und Journalistinnen, alles "Medien-Handwerker*" sind und ihr persönlcihes Risiko minimieren wollen (Jobverlust) schreiben sie Pussy Links weil das anerkannt ist menschlich positiv tolerant, ja so ein Selbstbild ist doch toll für eine Zeitung und deren Ableger.
Im Strom schwimmt es sich gut vorwärts:
Und mit so einer Image Maxime im Rücken da muss man gegen das Buch schießen.

Das gilt natürlich nicht für alle Zeitschriften, aber das so scheint es mir ist der Grundtenor, vielleicht lese ich auch einfach zu viel Zeit und ähnlich tönende Blätter.

Und wenn wir die Politik dazu zwingen müssen, sich darum zu kümmern,
Notfalls mit einer 6ten Partei im System.
 
Thema Parteibildung:
Ich sehe das nicht so optimistisch wie NightGoblinFanatic: wenn man nur die derzeitige Politik der Bundesregierung begutachtet, die medial vor der Wahl in großem Bausch und Bogen als "Wunschkoalition" seitens der Betroffenen in Szene gesetzt worden ist, und dieses mit der aktuellen Entscheidungsfindung begutachtet, fällt auf, wie groß die Diskrepanz ist. Eine weitere Partei löste sicher nicht das integrative Gefüge der BRD auf, sie erschwerte die ohnehin schon mühseligen Koalitionsfindungen aber noch einmal und verlangsamte den politischen Alltag.
Die CDU ist allerdings, um auf das Erstarken einer rechten Partei zurückzukommen, ziemlich geschickt in den letzten Jahrzehnten vorgegangen: sie hat immer versucht, den gesamten rechten Rand des politischen Spektrums innerhalb demokratischer Ansichten abzudecken, um so systemisch ein Aufkommen weiterer Parteien zu unterbinden. Wenn überhaupt, so stünde für eine rechtspopulistische Partei am ehesten die CDU zur Verfügung, womöglich im Verbund mit der FDP. Die CSU ist in den Bereichen Innen-, Justiz- und Außenpolitik auch dezidiert rechts, stünde also in diesen Ressorts einer solchen Partei nahe.
Bei Letzterem stimmt dir sicher auch nicht jeder zu 😉.
Das ist wohl richtig, aber diese Einstellung halte ich für reichlich unsinnig. Nostalgischer Relativismus der Art "Wer so eine schöne Stimme hat, der kann kein schlechter Mensch sein" oder "Dein Großvater war kein Nazi, er hatte schließlich gute Manieren" soll hier nicht walten, aber eine personenunabhängige Werksbetrachtung in den Künsten sollte schon möglich sein (es sei denn, es handelt sich um gezielt antisemitische(s) [nur exemplarisch] Traktate/Liedgut/Bilder, die mit dem gebührenden Abstand aufgefasst werden sollten).
Hat der Spiegel gut vorgegeben, ne? Die Definition von "krude" ist nicht "falsch" 😉.
Vom Spiegel habe ich mich nicht beeinflussen lassen, ich halte das allerdings für ein passendes Adjektiv, ist die Bedeutung des lateinischen "crudus" doch nebst "roh, ungekocht" auch "hart, gefühllos, grausam" - die Sinekure eines geradezu irenisch dargereichten "falsch" finde ich bei so schweren Kalibern wie Eugenik eigentlich schon unangemessen. 😉
 
Vom Spiegel habe ich mich nicht beeinflussen lassen, ich halte das allerdings für ein passendes Adjektiv, ist die Bedeutung des lateinischen "crudus" doch nebst "roh, ungekocht" auch "hart, gefühllos, grausam" - die Sinekure eines geradezu irenisch dargereichten "falsch" finde ich bei so schweren Kalibern wie Eugenik eigentlich schon unangemessen.

🙂. War auch nicht als persönlicher Angriff gemeint. Ich verfolge die Diskussion bloß gerade in diversen Foren und seit der Spiegel von "kruden Thesen" berichtet hat, taucht der Begriff dauernd auf (warum eigentlich? Das Wort scheint irgendwie über das Englische wieder in unseren Wortschatz einzufließen) und ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Leute, die diese Formulierung nutzen, keine Ahnung haben, was sie damit sagen 😉.
 
Ich habe mir gerade noch die "hart aber fair"-Ausgabe angesehen, ich kann ja leider derzeit kein ARD empfangen und musste deswegen auf die Möglichkeit des Web-TVs zurückgreifen: an dieser Stelle noch ein großes Lob an die Redaktion, die das so schnell bereitgestellt hat, das empfinde ich als sehr angenehm.
Ich muss gleich zu Beginn einräumen, dass mir Herr Sarrazin doch leid tat ob der z.T. böswilligen Replikansätze, die - zumindest nach meinen bisherigen Informationen - sein Buch nicht hergibt. Insbesondere Sevindim hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie das Buch entweder nicht gelesen oder nicht verstanden hat (für sich in Anspruch genommen haben übrigens sowohl Sevindim wie Friedmann, das ganze Buch gelesen zu haben, Baring meint, er habe es "zu großen Teilen" durchgearbeitet). Nun werden sich sicherlich einige wundern, dass ich Sarrazin vor den Kritikern in Schutz nehme: es ist richtig und auch notwendig, auf die Verquertheit der hereditären Annahmen hinzuweisen. Das ist auch sofort zu Anfang der Sendung getan worden - allerdings zog sich schablonenartig durch die Diskussionsrunde, dass mit persönlichen Beispielen die Korollarien Sarrazins zur Integrationsdebatte "widerlegt" wurden, Sevindim rezitierte andauernd das Tremolo ihrer Familiengeschichte und der Muslime, die sie ja kenne und deren Hauptthema beim Fastenbrechen selbstverständlich Bildung sei. Das ist der Tod jedweden Parlamentarismus (wer die Reminiszenz erkennt, wird von mir in höchsten Tönen geehrt werden 😉) wie auch des offenen Diskurses: auf statistisches Stuckwerk wird mit der Formel gekontert, es werden ja die ganzen leuchtenden Einzelschicksale unterschlagen. Das ist selbstredend so, das ist ja Sinn des ganzen Manövers, ergo ist diese Litanei das Arsen unter den Stilmitteln einer Erörterung.
Naturgemäß hatte Sarrazin die meisten Beiträge in der Diskussion, was auch verständlich ist. Dass er aufgrund seiner Apoplexie kein mitreißender Redner ist und (ob da eine Ätiologie besteht, weiß ich nicht) zu einer gewissen Palilalie neigt (das ist jedenfalls nicht unüblich), ist bereits erwähnt worden. Bedauernswert ist, dass er zu einer ausgeprägten Intransigenz neigt und beispielsweise immer noch nicht den Unterschied zwischen seinem "Alle Juden (und Basken) teilen ein bestimmtes Gen"-Postulat und der Theorie vom Aaron des Y-Chromosoms erkennen kann oder will und sogar noch der "Welt", die das entsprechende Interview mit ihm geführt hat, unterstellt, sie habe ihn in die entsprechende Richtung gedrängt, führt nicht eben dazu, dass die schweren Vorwürfe diesbezüglich sich auflösten. Argumentativ bleibt er, wie NightGoblinFanatic es schon bemerkte, seltsam ungenau und spricht lieber davon, dass er Fakten referiere, die eben so seien, anstatt Roß und Reiter oder auszugsweise Statistiken zu nennen. Eine echte Struktur vermag er nicht zu bilden. Auf die Anschuldigung hin, sein letztes Kapitel sei an Defätismus und Xenophobie schwerlich zu übertreffen, entgegnet er, dieses sei satirisch konzipiert. Das kann ich (noch) nicht beurteilen, sollte man aber festhalten, womöglich hat bereits jemand dieses gelesen und kann dazu Stellung beziehen, interessant wäre es allemale.
Friedmann eiert leider in derselben beliebten, wenn auch unsinnigen Personal- und Allgemeinplatzschiene wie Sevindim - wenig bis gar nichts Konkretes, dafür viele Vorwürfe und Unsinnigkeiten. Beachtenswert ist, dass Sarrazin kurzum Friedmann als "nicht sehr intelligent" bezeichnet angesichts dessen Fehlinterpretation - und dafür rauschenden Applaus erhält.
Baring und Dressler ergreifen recht selten das Wort, kommen aber beide sehr vernünftig daher (abgesehen von dem obligaten, seiner Ansicht nach wohl auch obligeanten, cholerischen Ausfall Barings, als Plasberg den Focus-Bericht einstellt, der u.a. auch Baring an der Spitze einer neuen, rechten Partei neben der CDU sähe; einmal pro Sendung regt sich Baring ohnehin auf, manchmal auch häufiger). Höchst ehrenwert finde ich die Konzessionen der beiden Herren: Baring gibt offen zu, von dem "Biologismus", wie er es nennt, nicht viel zu verstehen und er deswegen dort lieber den Mund halte (wer gibt heute schon noch zu, in einem Punkt nicht allzusehr bewandert zu sein?), Dreßler benennt konzis Versäumnisse der Politik in den letzten Jahrzehnten und bringt auch einen Gegenvorschlag.
Alles in allem doch wenig ergiebig, aber das ist auch dem Format geschuldet (ich bin der Meinung, dass man in 75 Minuten mit 5 Gästen, dem Verkünden von den Zuschriften und unzähligen Einspielern mitsamt der notwendigen Moderation ohnehin keine echten Inhalte schaffen kann), schade auch, dass Sarrazin wiederum die Gelegenheit nicht beim Schopfe gegriffen hat, offensichtliche Falschheiten nicht richtigzustellen. Oder, wie Herr Dreßler es goldrichtig formuliert:
"[...]und da muss ich Ihnen sagen: wenn da einer nach der Melodie verfährt 'Ich würde ja meine Fehler zugeben, wenn ich welche hätte', nicht einmal im Stande ist [Fehler zuzugeben], außer, es war ein satirisches Kapitel - das letzte -, was den eigentlichen Punkt dargestellt hat in diesem Buch [...], dann ist es kontraproduktiv [...].".

@Hirnbrand:
Das halte ich ehrlich gesagt für eine üble Unterstellung. Ich traue gerade der "Zeit" und den vielen anderen seriösen Zeitungen in Deutschland zu, dass sie kritische Schreiber einstellen, die auch mal gegen die "Parteilinie" des Blattes schießen. Nur sollte es doch einem auch zu denken geben, wenn sogar eine ehern konservative Zeitung wie die "FAZ" (die der linken Hetze nun wirklich unverdächtig ist) in toto die die Genetik betreffenden Passagen (und auch nur diese!) in Sarrazins Buch anprangert. Ich muss zugestehen, aus dem Stegreif nicht genau zu wissen, was andere konservative Blätter im Einzelnen zu Sarrazin geschrieben haben (und derer gibt es ja nun einige: der "Focus", die "Welt", der "Rheinische Merkur", außerhalb Deutschlands auch die "Neue Zürcher Zeitung", um nur einige wenige zu nennen), aber ich traue ihnen allen zu, keine reine, wie Du es nennst, "Imagemaxime" zu betreiben. Soweit mir bekannt, kritisieren alle diese Opponenten Sarrazins nur und ausschließlich das unsägliche Biotop, in dem neben berechtigten Ausführungen zur verpassten und fehlgeleiteten Integrationspolitik auch die Sträucher der Genetik wachsen und nicht etwa die Integrationsansätze selbst. Da von einem großangelegten Hypokritentum in den Zeitungen zu reden, finde ich deplatziert.

@Bloodknight:
🙂. War auch nicht als persönlicher Angriff gemeint. Ich verfolge die Diskussion bloß gerade in diversen Foren und seit der Spiegel von "kruden Thesen" berichtet hat, taucht der Begriff dauernd auf (warum eigentlich? Das Wort scheint irgendwie über das Englische wieder in unseren Wortschatz einzufließen) und ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Leute, die diese Formulierung nutzen, keine Ahnung haben, was sie damit sagen 😉.
Das habe ich auch zu keinem Zeitpunkt angenommen (dass das als Angriff gedacht gewesen ist). ^_^
Die Kombination "krude Ideologie" ist ja eigentlich seit geraumer Zeit einigermaßen üblich, auch losgelöst von dem rezenten Aufreger Sarrazin, in dem konkreten Fall finde ich es auch recht zutreffend; es stimmt wohl, dass mit dieser Vokabel auch Schindluder getrieben wird, ich habe mehrfach die Phrase eines "kruden Missverständnisses" oder eines "kruden Fehlverhaltens" gelesen/gehört, was an der Bedeutung des Wortes in der Tat weit vorbeigeht.

Bei etwaigen Flüchtigkeitsfehlern und unzulässigen Verkürzungen bei der Kurzzusammenfassung der "hart aber fair"-Ausgabe bitte ich um Konzilianz, eigentlich hatte ich keinen längeren Beitrag beabsichtigt und nun ist es schon ziemlich spät/früh geworden. :gaehn:
 
Beachtenswert ist, dass Sarrazin kurzum Friedmann als "nicht sehr intelligent" bezeichnet angesichts dessen Fehlinterpretation - und dafür rauschenden Applaus erhält.

Ich habe die Sendung nicht gesehen, gehe aber mal davon aus, dass Friedman schlicht und einfach unbeliebt ist; ist ja auch kein Wunder, wenn jemand, der sich als moralische Instanz aufspielt und immer mit dem Zeigefinger zur Stelle ist, dadurch auffällt, dass er gern mal seine Zeit mit Koks und Nutten verbringt 😉.

Das ist auch sofort zu Anfang der Sendung getan worden - allerdings zog sich schablonenartig durch die Diskussionsrunde, dass mit persönlichen Beispielen die Korollarien Sarrazins zur Integrationsdebatte "widerlegt" wurden, Sevindim rezitierte andauernd das Tremolo ihrer Familiengeschichte und der Muslime, die sie ja kenne und deren Hauptthema beim Fastenbrechen selbstverständlich Bildung sei.

Das ist natürlich sinnlos, da es um diese Gruppe gar nicht geht...
 
Beides wird gelingen und ist auch schon angelaufen. Um ihn aus dem Bundesbankvorstand zu drängen muss es einen Antrag des Bundespräsidenten geben, dieser liegt anscheinend schon vor, bzw. wird gerade erarbeitet. Danach muss dann der Bundesbankvorstand diesem Antrag zustimmen.

Bei dem Parteiausschluss ist es vermutlich noch einfacher, da einfach dafür gestimmt werden muss.

Wulff verlangt Reaktion der Bundesbank
Der Druck auf Sarrazin wächst - aber auch der auf die Bundesbank: Bundespräsident Christian Wulff forderte die Behörde indirekt zum Rauswurf Sarrazins auf: "Ich glaube, dass jetzt der Vorstand der Deutschen Bundesbank schon einiges tun kann, damit die Diskussion Deutschland nicht schadet - vor allem auch international", sagte Wulff am Mittwoch dem Nachrichtensender N24. Da ein Bundesbank-Vorstandsmitglied auf Antrag des Vorstands nur vom Bundespräsidenten entlassen werden kann, kommt Wulffs Stimme große Bedeutung zu. Sarrazins Amtszeit endet regulär 2014.
Maria Böhmer, Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, drängte die Bundesbank ebenfalls zu einer raschen Entscheidung über Sarrazin. "Die Bundesbank ist jetzt am Zuge", sagte die CDU-Politikerin der "Rheinischen Post". Sie fügte hinzu: "Nach dem, was Herr Sarrazin über das Thema Integration und Migranten geäußert hat, ist er nicht mehr tragbar."
Auch Dieter Wiefelspütz, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, bekräftigte seine Forderung nach einer Entlassung Sarrazins. Dessen Thesen trügen teilweise rassistische Züge. "Herr Sarrazin hat sich disqualifiziert durch seine Äußerungen, als Bundesbank-Vorstand und als SPD-Mitglied", sagte Wiefelspütz.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,715216,00.html

mMn ist beides nicht richtig. Beides zeigt nur wieviel Angst die Politiker vor diesem Thema haben.
Erschreckend finde ich aber wie versucht wird jemanden mundtod zu machen. Sicher seine Äußerungen sind etwas extrem und teilweise auch sehr komisch formuliert bzw. sehr überspitzt. Aber die Botschaft die mit diesen Ausschlüssen vermittelt wird ist doch, dass zwar jeder seine Meinung äußern kann, aber wenn diese Meinung nicht konform zum Rest ist, dann wird man dafür nieder gemacht.

Das wird einfach dazu führen, dass das Thema der Integrationspolitik wieder in der Versenkung verschwindet und sich keiner mehr trauen wird sich irgendwie dazu kritisch zu äußern wenn er noch eine politische Zukunft haben will.
 
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Ich denk, der Parteiausschluss könnte gelingen, die Parteioberen scheinen sich da einig zu sein. Ich weiss nichts vom Verfahren, denn wenn eine Basisabstimmung nötig sein sollte, wird er drin bleiben. Die unterstützt mehrheitlich seine Thesen, genau wie dir Bevölkerung als solche.

Skanadlöser ist der politische Druck, der sich in Richtung Bundesbank entwickelt. Die sollte, nicht ohne Grund, so konstruiert sein, dass sich jede Einflussnahme der Politik verbietet, das gehört zu den absoluten Grundfesten der Funktionsweise einer seriösen Zentralbank.
Da das in der Vergangenheit auch tatsächlich so war, ist der Grund für den guten Ruf, den die Bundesbank bis heute geniesst. Aber die Verflechtungen sind bereits zu gross - willst du Bundesbankvorstand werden, musst du das jeweils aktuell gültige Parteibuch haben.

Und wenn sies jetzt tatsächlich schaffen, auf Wunsch der Politik den Vorsitzenden auszuwechseln, weil der nonkonforme Meinungen vertritt...
nicht umsonst ist dafür ja die höchst mögliche Hürde installiert worden - der Bundespräsident muss unterschreiben. Eines seiner Rechte, die er hat, damit sie niemals leichtfertig angewendet werden.


Blöderweise haben wir ja aber keinen Bundespräsidenten, sondern offenbar nur einen weisungsgebundenen Bundespräsidentendarsteller.
 
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Ich glaube mittlerweile, dass die SPD selbst nicht so wirklich glücklich ist über ihre Entscheidung. Sie hat meines Erachtens die gewaltige Zustimmung der Bevölkerung für Sarrazin nicht richtig einschätzen können und steht nun auf ihrer eigenen Aussage fest: wenn sie Sarrazin ausschließen, käme das schlecht bei der Wählerschaft an, wenn sie es nicht tun, müssen sie sich Wankelmütigkeit vorwerfen lassen. So oder so profitiert die SPD nicht davon (s. auch diesen Artikel dazu).
Die Bundesbank ist im Grunde genommen ziemlich machtlos: sie konnten nichts gegen die Ernennung Sarrazins tun und sie können auch jetzt nur abwarten, wie sich die Dinge entwickeln werden. Zumal sich hier eine veritable Heuchelei verbirgt: die SPD hat Sarrazin auf den Posten gehievt und die CDU nichts dagegen unternommen, beide stipulieren nun eine Initiative seitens der Bundesbank. Ich schätze allerdings, dass die zugrundeliegende Klausel "schwere dienstliche Verfehlungen" für eine Renunziation schwerlich auf das Buch und die Äußerungen Sarrazins angewendet werden können und eine lange juristische Auseinandersetzung die Folge sein könnte.

Noch ein Nachtrag zu der Vererbung von Intelligenz:
Elsbeth Stern, auf die sich Sarrazin in seinem Buch bezieht und die nach seiner Lesart eine derjenigen ist, die die These aufgestellt habe, Intelligenz sei zu 50 bis 80 Prozent erblich, widerspricht dem sowohl in der heutigen FAZ wie auch in der Zeit. Das FAZ-Interview ist sogar schon hier online. Außerdem habe ich ein weiteres Interview von ihr gefunden, dieses ist auf Zeit-Online zu finden (es ist schon etwas älter, bezieht sich aber auf dasselbe Thema).
Zumindest die Forschungen von Frau Stern scheint Sarrazin also sehr großzügig bis verfälschend ausgelegt haben, wenn die entsprechenden Artikel im heutigen Wissen-Dossier der Zeit auch im Internet verfügbar sind, reiche ich diese auch noch nach.
 
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Na ja, die gute Frau hat ihn aber auch von Anfang an unterstützt, sie war es, die auf seiner Pressekonferenz als erste gesprochen hat und das eben in lobender Weise. Also von jemanden der neutral das ganze analysieren würde, kann man jedenfalls nicht sprechen. Ich habe mir ihren Artikel jetzt nicht komplett durchgelesen, aber solche Aussagen, wie die dass seine Kritiker sich bisher noch nicht inhaltlich geäußert hätten, ist einfach falsch. Es wurden Statistiken überprüft konkrete Aussagen und Thesen bemängelt usw. Selbst die Genetikerin die er mit dem "50-80% der Intelligenz sind vererbt" zitiert, hat ihn kritisiert und gesagt, dass er ihre Aussagen und Forschungsergebnisse nicht verstehen würde, auf Plasbergs Nachfrage, ob die Frau ihm damit nicht die Luft aus seinen Argumenten nehmen würde, hat Sarazzin nur herum gedruckst und keine wirkliche Antwort genannt. Wenn ich jemandem bei solchen Analysen von Statistiken und Aussagen vertraue, dann der Frau die diese Dinge erforscht und nicht dem Laien Sarazzin. Dabei bestreite ich ja gar nicht, dass wir ein Problem (mit der Integration) haben, aber diese ganzen Thesen die er da zur Genetik vertritt, sind einfach überflüssig.
 
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