40k Rheinland Omnibus

das mit der Kaffeepause finde ich seltsamerweise sehr schmeichelnd

So gute neuigkeiten, ich konnte sämtliche dateien meiner bisherigen Arbeit von meinem nun glücklicherweise ehemaligen Arbeitsplatz retten und das werk wird bis zum bitteren Ende fortgesetzt, ob ihr wollt oder nicht


Kraft brummte gewaltig der Schädel, als er wieder zu sich kam. Eine Zeit lang lag er einfach nur regungslos und mit pfeifenden Ohren im Grass, um zu realisieren, was gerade passiert war, bis es ihm langsam wieder einfiel. Aus dem großen Ruinenkomplex war eine Rakete auf sein Stabsfahrzeug abgeschossen worden. Der Geländewagen lag zehn Meter weiter mit gebrochenen Achsen im Straßengraben, es musste ihn wohl herausgeschleudert haben.
Kraft begann vorsichtig seinen Körper nach Verletzungen ab zu tasten. Schnell stellte er fest, dass ihm zwar alle Knochen höllisch weh taten, dafür aber zumindest keiner gebrochen war. Mühselig rappelte er sich auf, um sich in Richtung des getroffenen Geländewagens zu bewegen.
Geduckt warf er sich hinter das Fahrzeug, um dann einen kurzen Blick in den Fahrerraum zu werfen. In seinen Ohren pochte es und ihm war förmlich schlecht vor Adrenalin.
Im Gegensatz zu Kraft war der Fahrer angeschnallt gewesen, wodurch er sich beim Aufprall den Hals gebrochen hatte. Kraft griff in den Fahrerraum, um sich die an der Tür befestigte Ordonanzwaffe, einen stummeligen Laserkarabiner zu nehmen und dem nun toten Rheinländer die Hundemarke ab zu nehmen.
Wer auch immer diese Rakete abgefeuert hatte, er war bestimmt auf den Weg hierher. Er ging noch einmal schnell seine Ausrüstung durch. Eine Boltpistole mit vier Magazinen, sein neues Energieschwert sowie den Karabiner mit zwei Reservebatterien. Es war nicht die Welt, aber es müsste reichen, um seine Haut so teuer zu verkaufen wie möglich.
Hauptmann Kraft prüfte noch ein letztes Mal den richtigen Sitz seines Magazins, um dann ein Blick hinter seine Deckung zu werfen. Während hinter den Ruinen noch immer ein heftiger Kampf zu wüten schien, war der Mühlenkomplex bis auf vereinzelte Mörsereinschläge relativ ruhig. Das vorne noch gekämpft wurde, war ein sicheres Zeichen dafür, dass noch immer imperiale Truppen in der Nähe waren, die Frage war jetzt bloß, wer die Rakete abgeschossen hatte.
Krafts schlimmste Befürchtung im Moment war, dass er nicht schnell genug war und sich schon Einheiten der Kultisten hinter die Imperialen Linien geschlichen hatten und sich nun im Rückend er Verteidiger zum Angriff sammelten.
Aufmerksam beobachtete Kraft jeden Zentimeter des großen Gebäudekomplexes und achtete auf jede Bewegung, die Waffe immer im Anschlag. Als sich dann tatsächlich Gestalten aus den ruinierten Fachwerkwänden lösten, hielt Kraft schussbereit den Atem an. Zehn Mann waren es, neun im grün-braunen Drillich, einer im schweren Blaugrauen Mantel, alle rannten so schnell sie konnten auf seine Position zu. Kraft wollte seinen Augen nicht trauen, als er die Imperialen Identifizierte und ließ sich erst einmal etwas tiefer in Deckung sinken.
Sie hatten sich auf knapp dreißig Metern genähert, als Kraft sich bemerkbar machte: „Keinen Schritt weiter. Identifizieren sie sich!“ Wie befohlen blieben die zehn Männer auf der Stelle stehen und der Mann in der Rheinländischen Uniform trat vor: „Leutnant Brinkner, erstes Rheinland.“ Kraft hatte den Finger schon um den Abzug gekrümmt, auf diese Entfernung konnte er bestimmt die Hälfte der Leute erwischen. Kraft war sich bewusst, dass die Stimme hinter der Gasmaske jedem gehören konnte: „Schön ihre Stimme zu hören Brinkner, ich bins, Kraft. De La Rey schickt mich mit neuen Befehlen.“
Die Antwort kam sofort: „De La Rey ist nicht mehr.“ Kraft zeigte sich aus seiner Deckung und winkte den Trupp hektisch herüber: „Sehen sie zu, dass sie da wegkommen Brinkner, im Gebäude sind Feinde!“ Brinkner winkte beschwichtigend: „Alles in Ordnung Herr Hauptmann, bis auf den Mörserbeschuss ist das Gelände hier sicher.“
Vorsichtig löste Kraft sich aus seiner Deckung und bewegte sich auf Brinkner zu: „Was zum Imperator meinen sie damit Brinkner? Glauben sie, Raketen tauchen so aus dem Nichts auf? Oder haben sie den Schützen erledigt? Was ist hier los Brinkner?!“
Man konnte sehen, wie Brinkner tief Luft holte: „Der Schütze war kein Feind Herr Hauptmann. Es war ein Unfall.“ Bei diesen Worten stieg plötzlich Wut in Kraft auf. Er musste nur einmal in die Runde der Gesichter Schauen, um den Schuldigen zu finden. Es war ein langer Kerl mit kantigem Gesicht und drei Tage Bart. Die Reue für seine Tat war ihm deutlich an zu sehen, aber das reichte Kraft nicht.
Der Kräftige Hauptmann ging energisch auf den größeren Mann zu, um ihn am Kragen zu packen und kräftig zu schütteln: „Wegen deiner Unfähigkeit ist einer meiner Männer tot du Arschloch! Kannst du nicht wie jeder andere auch, die scheiß Augen beim Schießen öffnen?“ Als Kraft das Wimmern des Mannes auffiel, ließ er ihn los und zupfte sich die Handschuhe gerade. Er warf ihm einen vernichtenden Blick zu: „Eigentlich müsste man so was wie dich vor die Wand stellen.“
„Ich denke, dass das in meinen Bereich hinein fällt, Herr Hauptmann.“ Niemand hatte bemerkt, wie Kommissar Nietfeld sich der Gruppe genähert hatte und niemand hatte bemerkt, wie er seine Boltpistole gezogen hatte. Kraft schaltete am schnellsten: „Scheiße Nietfeld! Nein!“, doch er war nicht schnell genug. Der Hahn der Pistole knallte auf den Zünder der Kugel und das raketenbetriebene Geschoss machte sich umgehend auf die Reise. Vom, vor Reue verzehrten Gesicht des Soldaten blieb wenig mehr übrig als eine rauchende Ruine und die Gläser von Krafts Gasmaske waren mit Hirnmasse und Knochenstückchen beschmiert. Die anderen Männer der PVS wichen sofort von dem grimmig blickenden Kommissar weg, während die beiden Rheinländer fassungslos stehen blieben.
Kraft fand zuerst seine Stimme wieder: „Verdammt Nietfeld! Was soll der Mist? Ich wollte nicht das dieser Mann stirbt!“ Nietfeld warf dem Hauptmann einen verächtlichen Blick zu: „Denken sie wirklich, dass das hier etwas mit ihren Wünschen zu tun hat? Oder das ich auf irgendeiner Weise auf ihren Befehl warten müsste, um meine Pflicht zu tun? Dieser Mann hat seine Unfähigkeit mehr als deutlich bewiesen und durch seine Tat starb ein anderer Soldat. Ich brauche keine weiteren Gründe!“
In Kraft baute sich etwas auf, das er ziemlich schnell als Abscheu identifizieren konnte. Er hatte sich scheinbar vom jungen Kommissar blenden lassen und ihn vollkommen falsch eingeschätzt. „Was führt sie hier her, Hauptmann Kraft, haben sie neue Befehle?“, Nietfeld steckte gerade seine noch rauchende Boltpistole wieder ein und dafür, dass er gerade einen seiner eigenen Männer kaltblütig über den Haufen geschossen hatte, war seine Stimme erschreckend ruhig und präzise.
Kraft musste sich angesichts des Geschehenen kräftig zusammenreißen, um überhaupt eine Antwort heraus zu bekommen: „Der Süden ist zusammengebrochen, alle anderen Fronten wurden vor zwei Stunden bereits evakuiert. Das Einzige, was sie hier noch vor der Einkesselung bewahrt, sind dreihundert Basilisken und meine zweite Kompanie, die die Straße zur Festung hält. Leutnant Brinkner, ihre Einheit und die Männer der PVS haben den sofortigen Befehl, den Rückzug an zu treten, fünf Kilometer südlich von hier warten Transportfahrzeuge auf sie.“
„Herr Hauptmann, mit Verlaub, unsere Linie steht unter dauerhaftem Angriff. Ich denke nicht, dass ein überstürzter Rückzug eine kluge Wahl wäre. Der Feind würde uns von hinten auf…“ Kraft schnitt Nietfeld eiskalt das Wort ab: „Sie haben vielleicht das Recht, die Männer um mich herum über den Haufen zu schießen, aber nehmen sie sich nicht heraus, meine Entscheidungen an zu zweifeln. In zehn Minuten bricht hier die Hölle los. Sämtliche Batterien der Jardi haben Befehl, den Sektor hier ein zu äschern. Hier wird alles stehen und liegen gelassen. Nur das leichteste Marschgepäck wird mitgenommen, alles andere wird unbrauchbar gemacht.“ Die Männer um Kraft herum starrten ihn nur an. Kraft begann zu schreien: „Na los! Wird’s Bald?“

Der wahre Albtraum eines jeden Logistikers war ein sofortiger Rückzug. Munitions- und Versorgungslieferungen, die man für Wochen geplant hatte waren im Nu hinfällig, Unmengen an Material wurden entgegen jeder Statistik für normalen Verschleiß und Verlust einfach zurückgelassen und zudem musste man in kürzester Zeit den Transport von Männern und Material organisieren, was nicht nur Druck für den Moment bedeutete, sondern auch noch andere Logistikbereiche störte, wo man die Transporter abziehen musste.
Ein geordneter Rückzug war kein Problem, man konnte in Ruhe seine Schritte planen. Man war vorbereitet, sowohl an der Front, wie auch im Stab und allein dadurch ging kaum etwas verloren. Material konnte sicher Abtransportiert oder zumindest für den Feind unbrauchbar gemacht werden und durch einen kämpfenden Rückzug blieb in der Regel sogar die Frontlinie Intakt.
Ein bedingungsloser Rückzugsbefehl, wie er in diesem Fall jedoch vorlag, war etwas ganz anderes. Im Laufe einer solchen Operation konnten ganze Kompanien verloren gehen, nur weil im Stab nicht schnell genug auf die Veränderungen reagiert werden konnte. Der Feind konnte sich zwischen die eigenen Verbände schleichen und das pure Chaos konnte ausbrechen.
Mit nur einem Befehl hatte Oberst Rossmann ein Planungswerk vernichtet, für das Oberleutnant Schenk Wochen geschuftet hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte jeder Soldat, der in Vorgeschobener Position lag, drei warme Mahlzeiten am Tag bekommen und niemand brauchte sich sorgen um Ausrüstung oder Munition machen.
Unter anderen Umständen hätte Schenk sich wohlmöglich die Zeit genommen, sich über diese Entscheidung auf zu regen, die momentane Lage erlaubte solchen Luxus jedoch nicht. Schenk mochte vielleicht nicht so ein kerniges Frontschwein sein, aber er war immer noch Soldat und Offizier und er würde es sich nie erlauben, in so einem Moment Zeit zu verschwenden.
Kaum hatte er Rossmanns Befehle übermittelt bekommen, sausten seine Finger schon über die Cogitatoren. Transporter, LKWs und Schützenpanzer, alles kratzte er von überall her zusammen und ließ es Richtung Front jagen.
Über zwanzig Stunden lang tat er ununterbrochen seinen Dienst, analysierte Optionen, übermittelte Weisungen, ersetzte zerstörte Transporter durch Reserven und gab Statusberichte an den Oberst durch, bevor er vor Erschöpfung zusammenbrach, jedoch nicht ohne zu wissen, dass seine Arbeit getan war.
An diesem Tag, dem achtundzwanzigsten der Verteidigung von Sabbit I, wurden viele Helden auf dem Schlachtfeld geboren und starben dort teilweise noch im selben Atemzug. Männer strengten sich über das Menschenmögliche hinaus an, um ihre Kameraden zu retten und durch etliche selbstlose Taten, konnten viele Soldaten vor dem Tod auf dem Rückzug bewart werden.
An diesem Tag feuerten die Kanonen der Jardii unablässig. Durch ihren präzisen Beschuss wurden die Umfassungsversuche des Erzfeindes im Keim ersticken und hunderte, wenn nicht tausende Feinde vernichten.
An diesem Tag bewiesen die Sturmpioniere von Hauptmann Koch, dass sie die wahre Elite des ersten waren. Die kleinen Kampftrupps, wie der von Feldwebel Bär, welche in Zusammenarbeit mit den Panzern des Regiments arbeiteten stoßen immer wieder zu und brachten Tod und Verderben über den nachstürmenden Feind, nur um sich dann sofort wieder zurück zu ziehen.
Jedoch rettete keiner dieser Helden durch seine Taten auch nur annähernd so viele Leben, wie Oberleutnant Ernst Schenk. Den Helden wurde später gedacht.
Schenks Einsatz an diesem Tag blieb jedoch kaum beachtet.
 
Also ich muss Nietfeld da Recht geben. Aber das ich Kommissare gut finde, habe ich ja schon früher angemerkt. Und endlicdh mal wieder ein Auftritt von Schenk, wirklich nett ausgearbeitet. Da zeigt sich mal die Bedeutung einer funktionierenden Etappe.

PS: Gut dass deine Bergungsoperation geklappt hat, Sarge. Andernsfalls wären wir (besonders du) in einem Dilemma gewesen. Oder war die Lage nicht so drastisch?
 
Die bergungsoperation umfasste eigentlich nur die Elemente der Späherkompanie und einiger PVS Einheiten. Die Vorgeschobene Linien waren im großen und ganzen nur mit 300 Spähern und einer nicht näher definierten Anzahl von PVS Soldaten besetzt, weshalb sie dem Ansturm auch nichts entgegen zu setzen hatten.
Brinkners Einheit hatte den Rückzugsbefehl über Komm nicht erhalten, da der Feind die Kommunikation unterdrückt hatte, weshalb sie in akuter umfassungsgefahr waren.

Nehmen wir an, sämtliche vorgeschobene Elemente wären nicht wieder zum Hirtenberg gekommen....Militärisch wäre es für das große und ganze kein entscheidender Schlag gewesen. Das erste Rheinland hat 12000 Mann + Panzer, die Cadianischen Panzer sind noch da, die Jardi Basilisken, die 5000 Mann der PVS und die Soros (Wobei wir die starken verteidigungsanlagen nicht vergesen dürefen). Der Verlust von bis zu 500 Mann wäre alles in allem verkraftbar gewesen.
Aber man denke nur an all die Charaktere die draufgegangen wären (Sismath, Nietfeld, Brinkner, Bär, Jäger). Das hätte später bestimmt weh getan, wenn die alle in nur einem Kaptel drauf gehen.
 
Kapitel 10

„Meine Herren, wir sind eingeschlossen. Der Feind steht vor uns, der Feind steht hinter uns. Er ist rechts von uns, er ist links von uns. Nun ist dieser Abschaum genau dort, wo wir ihn haben wollten. Sie können uns nicht mehr entkommen.“
-Oberst Walther Tiberius Rossmann-

Der zweite Tag der Kämpfe auf Sabbit I neigte sich seinem Ende zu und der Alte verließ zum ersten Mal seit achtundvierzig Stunden den Taktikraum. Er hatte dort die letzten zwei Tage gearbeitet, geschlafen und gegessen und fühlte sich ziemlich verbraucht. Der Kampf um den Planeten hatte gerade erst angefangen und trotzdem jagte eine Hiobsbotschaft die nächste. Die feindliche Zahl übertraf alle Schätzungen, obwohl diese schon großzügig waren. Die vorgeschobenen Verteidigungen waren geradezu weggeschmolzen, die Verluste waren für das erreichte zu hoch und das schlimmste war, das immer noch nichts von der Flotte zu hören war. De Vall hatte feindliche Sendungen abgefangen, die auf abgehaktem Niedergotisch durchgaben, dass die Imperiale Flotte vernichtet worden sei und man sich den feindlichen Streitkräften doch einfach ergeben sollte.
Rossmann war klar, dass es Propaganda war und befahl De Vall diese Welle unverzüglich zu überlagern. Draußen an der Front hatte der Erzfeind vielleicht die Möglichkeit, vereinzelt den Funk zu stören, die Kommunikationsanlagen der Festung waren jedoch weit überlegene Technologie und dürften allem überlegen sein, was dieser Abschaum aufbringen sollte.
Auch wenn Rossmann davon überzeugt war, dass die Angaben der Ketzer nur Propagandagewäsch waren, blieb doch ein bitterer Nachgeschmack, schließlich hatten sie seit zu langer Zeit nichts mehr von der Flotte gehört und der Alte vermutete, dass sie im Laufe der Kämpfe noch die Hilfe der Flieger bitter benötigen würden.
Der Alte war müde, da er kaum Schlaf bekommen hatte und er wollte nichts lieber als ins Bett, jedoch gab es noch eine letzte Sache, die vorher erledigt werden musste. Flankiert von seinen zwei Wächtern stand er vor der großen Holztür zum Innenhof der Feste. Rossmann musste einige Male tief ein und ausatmen, bevor er endlich zur schweren Eisenklinke griff und die alte Tür öffnete.
Gut zweihundert Mann standen im Innenhof, alle hatten sie dieselben Tarnmäntel an, alle vermittelten sie denselben angeschlagenen Ausdruck. Ihre Kleidung war an vielen Stellen zerrissen und fast jeder Zweite hatte sich irgendwo eine Verwundung notdürftig verbunden. Ein Mann mit langem Tarnmantel und einem Energieschwert an seiner Seite trat hervor und hielt dem Alten ein silbernes Bündel hin.
Rossmann wusste genau, was es war. In der weit ausgestreckten Hand von Major Hauser klimperten über achtzig Erkennungsmarken im Wind. Die Späher konnten ihnen zwei Tage erkaufen, aber dafür hatten sie teuer bezahlen müssen.


In der Baracke der Sturmpioniere innerhalb der Festungsmauern herrschte reges Treiben. Mehrere große Holzkisten mit Munitorumsstempel standen geöffnet im Raum und viele Soldaten wuselten zwischen ihnen hin und her. Es waren Kisten, die prall gefüllt mit Ausrüstung und Munition waren und jeder Pionier deckte sich mit so viel Material ein, wie er für nötig hielt.
Diese auch für Rheinländer eher unorthodoxe Praxis bei der Ausgabe von Ausrüstung war eine Idee von Koch gewesen, der sie auch gegenüber den Materialstellen durchgesetzt hatte. Der Hintergrundgedanke war, dass Koch den Männern die Möglichkeit geben wollte, sich ihren Fähigkeiten entsprechend aus zu rüsten. Schlechte Schützen nahmen eher zusätzliche Granaten mit, anstatt sich mit unnötigen Magazinen zu belasten und andere bevorzugten eher ihre Pistolen Im Kampf und rüsteten sich dementsprechend aus.
Die freie Auswahl von Ausrüstung vor dem Kampf war eine von vielen Änderungen, die Koch bei seinem Wechsel zu den Pionieren mitbrachte und sie kam, wie die meisten anderen Änderungen gut an. Die Männer waren in Top Form und wollten Blut sehen und Koch konnte es ihnen nicht verübeln.
Bis jetzt hatten sie kaum Kampfhandlungen gehabt, lediglich drei Trupps waren vom Oberst zusammen mit je einem Demolisher in den Kampf geschickt worden, um die vorgeschobenen Späher zu unterstützen. Seine Männer waren bei diesen Einsätzen durchweg erfolgreich, was für seine Methoden sprach, aber die kleinen Geplänkel reichten weder ihm noch seinen Jungs. Es wurde Zeit für einen richtigen Kampf, wann genau der jedoch kommen würde, stand noch in den Sternen.
Die Pioniere wurden vom Alten genau wie die Demolisher als eine Art Trumpf zurück gehalten. Wenn die Scheiße richtig am Dampfen war, würde man sie rufen, bis dahin sollten sie sich jedoch hinter den Festungsmauern ‚verstecken’. Unnötig zu sagen, dass das den Männern ziemlich auf die Nerven ging. Sie alle waren es leid, in der Festung zu hocken und zum nichts tun verdammt zu sein, während gerade die Späher die heißesten Kämpfe ausfochten. Auf der anderen Seite verstand Koch natürlich die Entscheidung des Alten. Es war nicht sinnvoll eine Nahkampfeinheit, wie die Pioniere nun einmal eine waren in den Gräben ein zu setzen.
Koch ging am Abend häufig durch die Reihen seiner Pioniere um das ein oder andere Gespräch zu führen und dabei nahm er sich auch immer die Zeit sich seine Jungs genau an zu schauen.
Sie alle vermittelten denselben Eindruck. Kurze geschorene Haare, sehnige, muskulöse Staturen und harte Gesichtsausdrücke ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Eliteeinheit handelte. Ein Leutnant der ersten Kompanie, der damals auf Indrid unter Kochs Kommando stand, hatte einmal gesagt, dass die Sturmpioniere ihn immer an Schwerverbrecher erinnern würden. Koch hatte ihn für diese Aussage natürlich gescholten, musste ihm aber insgeheim Recht geben.
Es waren nicht nur die harten Gesichter mit den tiefen Augen und die vielen grob vernähten Kampfnarben auf ihrer Haut. Viele trugen auch Tätowierungen und es war nicht schwer, herauszufinden, dass diese Markierungen nicht für ein Leben in der Obermakropole standen.
Für Koch stellte das kein Problem dar, wenn es im ersten jemanden gab, der eine miese Vergangenheit hinter sich hatte, war das wohl er.
Wenn man Koch nach seiner Vergangenheit fragte, sagte er immer, dass sein Vater ein kleiner Viehzüchter in den weiten Tälern von Schluchtstadt war. Diese Geschichte erzählte er nun schon, seit er vor sieben Jahren in das Regiment eingetreten war und in all der Zeit hatte er diese Lüge schon so weit ausgebaut, dass er kurz davor war, sie selbst zu glauben. Nur ein einziger Mann im gesamten Regiment wusste vermutlich, dass es kaum etwas gab, dass weiter von der Wahrheit entfernt war als das Hauptmann Jürgen Koch der Sohn eines Viehzüchters war.
Koch wurde über fünfhundert Kilometer von dem Ort entfernt geboren, den er in seiner Geschichte immer angab, nämlich in der Vorstadt von Rheinland Primaris, dem strahlenden Juwel der Rheinländischen Krone und dem Sitz des glorreichen Senats.
So glorreich und strahlend die Makropole jedoch auch gewesen sein mag, an den Vororten war nichts von diesem Glanz zu merken. Weit genug entfernt vom Epizentrum der rheinländischen Macht, waren die Vororte mindestens genau so verdorben wie jede andere Untermakropole auch. Das organisierte Verbrechen hatte jedes Viertel in der Hand und die verschiedenen Banden lieferten sich täglich an etlichen Stellen Straßenschlachten mit sich selbst oder den Arbites.
Die Vororte waren im vergleich zur eigentlichen Makropole winzig, weshalb dieses Problem auch selten beachtet wurde. In den vielen rheinländischen Makropolen und Städten gab es Verbrechen, sicher, nur waren es im Vergleich zur Masse der Bevölkerung so wenige, dass Rheinland selbst als ein glorreicher Modellplanet galt, vielleicht nicht so strahlend wie Persius Ultra oder gar Macragge, aber doch ziemlich nah dran. Die wenigen, die jedoch in diesen Vierteln leben mussten, hatten natürlich nicht viel vom angeblich so guten Status der Welt.
Koch hatte Damals im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern in der ‚Nachbarschaft’ das zweifelhafte vergnügen, beide Elternteile kennen gelernt zu haben, auch wenn er es heute nicht unbedingt als einen Vorteil bezeichnen würde.
Sein Vater war ein mehr oder weniger erfolgloser Drogenpanscher, der zudem auch noch selbst sein bester Kunde war und seine verehrte Frau Mutter ging selbständig ihrem ‚Geschäft’ nach und brachte abends immer mehrere ‚Onkel’ mit nach Hause. Es war nicht unbedingt das, was Koch als liebevolle Erziehung bezeichnen würde, was wohl auch der Grund war, dass er mit sieben Jahren sein zu Hause angezündet hatte und sich einer Jugendbande anschloss. Er wusste bis heute nicht, ob seine Eltern damals zusammen mit der Baracke verbrannt waren und es war ihm auch ziemlich egal.
Koch verbrachte danach fünf oder sechs Jahre in einer der vielen Jugendbande. Es war eine sehr harte Zeit, da Koch mit sieben Jahren das Jüngste Mitglied der Gang war, aber damals stellte sich sein besonderes Talent heraus, sich überall durchbeißen zu können. Er stahl, raubte, kämpfte, schoss und biss sich durch die Hierarchie der Gruppe. Nach gerade einmal vier Jahren hatte er fast alle Straftaten begangen, die man in der Untermakropole begehen konnte, von Diebstahl bis hin zu Mord.
Mit sechzehn Jahren hatte sich einen Namen in seinem Viertel erkämpft und er beschloss, den nächsten Schritt zu machen. Kaltblütig hatte er damals seinen ehemaligen Bandenchef erschossen und war mit den ältesten Mitgliedern der Truppe losgezogen um seine eigene Bande zu Gründen. Sie waren eine gute, und stetig wachsende Truppe von handverlesenen Schlägern und durch ihr kompromissloses und brutales Vorgehen bekamen über die Jahre hinweg sogar die großen Gangs in den Vororten Wind von ihnen.
Zu dieser Zeit waren die Armenviertel Gesetzloser den je. Der Senat und die Paladine waren durch die Chaosinvasion auf Eisbach absolut schockiert worden und richteten ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Zusammenstellung eines Kreuzzuges, um dieses Übel zu vernichten. Der Umkehrschluss war, dass die Verbrecher zu Hause tun und lassen konnten, was sie wollten.
Die Banden konnten unkontrolliert wachsen und löschten sich gegenseitig aus, um mehr Macht zu bekommen. Täglich entstanden neue Clans, die meinten, sie könnten auf der großen Bühne mitmischen. Einige brachten es tatsächlich zu etwas Ruhm, wie die Schrottfresser oder die schwarzen Garanten, aber die allermeisten gingen genau so schnell im Feuer einer Straßenschlacht unter, wie sie entstanden waren.
Nach einigen Monaten, in denen man nicht unbewaffnet auf die Straße gehen konnte, kristallisierten sich drei große Banden als Sieger der andauernden Kämpfe heraus. Natürlich gab es hier und da noch einige kleine Banden, aber die schafften es gerade einmal zwei oder drei Blocks unter ihrer Kontrolle zu halten und waren im Großen Spiel um Drogen und Schutzgeld unbedeutend.
Koch hatte sich und seine Jungs erstaunlicherweise sauber durch diese Zeit gebracht und dabei waren sie weit davon entfernt, eine der großen Gangs zu sein. Koch hatte eine andere Strategie gefahren und dadurch seinen Kopf aus dem Kreuzfeuer herausgehalten. Anstatt wie jede andere Gang ein Gebiet zu beanspruchen um dort die Leute exklusiv auszubeuten, bot Koch seine Dienste im Kampf den anderen Banden an, so lange sie es sich leisten konnten. Sie waren so etwas wie eine Gang von Söldnern und arbeiteten über Monate hinweg für fast jede Gang.
Es kam vor, dass sie an einen Tag noch Seite an Seite mit dem Schneiderclan gemeinsam ums überleben Kämpften, nur um dieselbe Gang tags darauf, zusammen mit den Federgreifern bis auf den letzten Mann auszulöschen, weil der Vertrag ausgelaufen war. Sie hatten den Ruf, ein unentbehrlicher Verbündeter zu sein, so lange die ausgehandelte Summe am Ende auch stimmte.
Selbst als sich die drei großen Gangs als Sieger herausstellten, bekamen sie immer noch mehr als genug zu tun, da keine der Banden eine so gute Truppe für den Kampf hatte.
Koch nahm in all den Jahren etlichen Menschen das Leben, Opfern wie Tätern, Frauen wie Kindern und auch wenn er heute diese Zeit bis zur Selbstaufopferung bereut, dachte er damals, dass es ewig so weitergehen könnte. Jedoch kam etwas dazwischen.
Der Senat hatte nach Jahren der Vorbereitung und vielen weiteren Jahren des Kampfes endlich alle Spuren des Erzfeindes aus dem gesamten Kolonialsektor beseitigt. Es gab eine gewaltige Parade und ein siebentägiges Fest, um den großen Sieg zu feiern. Das ganze System, wenn nicht sogar der ganze Kolonialsektor, war in absoluter Ekstase über das Ende der Kämpfe.
All das wäre Koch wahrscheinlich absolut am Arsch vorbei gegangen, hätte es nicht drei Monate nach dem Ende der Feierlichkeiten einen radikalen Umschwung in der politischen Haltung gegeben. Durch seine Beziehungen hatte Koch erfahren das irgendein hochrangiger Imperialer Beamter aufgetaucht sei und Unruhe stiftete. Der Kerl schien ziemlich mächtig zu sein, da sogar der hohe Kanzler und die Armee vor ihm kuschten. Kaum einer in den Vororten wusste überhaupt von diesem Tumult und die, die davon wussten, wussten wiederum nicht genug um sich einen Reim darauf machen zu können und als sich das Rätsel endlich löste, war es schon zu spät.
Der Beamte hatte es irgendwie geschafft, die Aufmerksamkeit des Senats, der Armee und weiß der Imperator wie er es geschafft hatte, sogar die Aufmerksamkeit der Paladine auf den andauernden Bandenkrieg in den Vororten zu lenken. Die Entwicklung traf sie alle wie ein Hammerschlag. Von einem auf den anderen Tag herrschte der totale Krieg in den Vororten. Drei Regimenter der PVS, eine kleine Armee der Arbites und vereinzelt sogar die furchteinflößenden Gestalten von Paladinen in ihren gewaltigen weiß-schwarzen Rüstungen kämpften sich durch die verkommenen Viertel.
Es war kein Kampf im eigentlichen Sinne, es war eine klassische Säuberung. Haus für Haus wurde niedergebrannt und jeder Mann, jede Frau, die über das Kindesalter hinaus waren, wurde erbarmungslos niedergestreckt. Sie stellten keine Fragen und erwarteten keine Antworteten.
Dort wo die Gangs versuchten Widerstand zu leisten, walzten Flammenpanzer alles nieder und verbrannten den Boden noch gründlicher. Es war schlicht ausgedrückt ein dreitägiges Massaker. Der gesamte Bereich wurde vorher fein säuberlich abgeriegelt und es wurde viel Bedacht darauf gelegt, dass niemand dem Inferno entkommen würde. Lediglich die Kinder wurden, wenn es keine Umstände machte, gesondert und mit schwarzen Transportern weggeschafft.
Anfangs hatten Koch und seine Leute versucht zu Kämpfen, schließlich kannten sie ihr Leben lang nichts anderes. Sie hatten sich mit den Grünen Läufern, einem der drei großen Clans, zusammengetan und sich am Eingang eines wichtigen Viertels bis an die Zähne Bewaffnet verschanzt. Sie konnten tatsächlich alle Angriffe für fast eine Stunde abwehren, aber dann kamen die Eisenköpfe.
Die Eisenköpfe waren keine Gang, sondern Soldaten in schweren eisernen Rüstungen. Koch hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von solchen Soldaten gehört und auch das stilisierte I auf ihren Brustpanzern war ihm unbekannt. Es dauerte keine zehn Minuten, bis die Eisenköpfe alle Verteidiger des Viertels restlos niedergemacht hatten.
Alles was danach passierte blieb Koch nur noch sehr schwammig in Erinnerung. Man hatte ihn, warum weiß er bis heute nicht, verschont und in einen Kerker geworfen. Wochenlang wurde er verhört, dass seltsame war bloß, dass er sich nicht mehr an die Themen erinnern konnte, über die man ihn ausfragte.
Es schien ewig zu dauern, aber es endete abrupt. Einer der Männer, die sein Verhör leiteten stellte Koch vor eine simple Wahl. Entweder sofortigen Tod durch öffentliche Verbrennung wegen der vielen Verbrechen am Imperium und an Rheinland, die er begangen hatte oder erlass der Schuld, wenn er dafür zum Militär ging. Koch brauchte nicht zweimal überlegen. Ihm wurden sämtliche Bandenmarkierungen entfernt und einige Monate später stand er unter dem befehl von Leutnant Rossmann im Dienst des ersten Rheinlands.
Rossmann war auch der eine Mann von dem Koch zumindest dachte, dass er seine wahre Geschichte kannte. Es war sehr merkwürdig, wie so vieles was mit diesen Ereignissen zusammenhing. Er wusste nicht, ob Rossmann die Wahrheit kannte und der Alte hatte auch nie so etwas durchscheinen lassen, aber er hatte schon immer ein sehr starkes Gefühl, welches ihm sagte, dass es so war.
Koch rieb sich die Stirn. Er hasste es, sich an diese Zeiten zu erinnern, weil er sich selbst in diesen Zeiten hasste. Sein Gedächtnis über diesen teil seiner Vergangenheit war ein einziges Flickwerk, überall waren Lücken in seinen Erinnerungen, aber an seine Verbrechen, vor allem an die, die er Unschuldigen angetan hatte, konnte er sich noch mit erschreckender Klarheit erinnern. Es war fast so, als ob sich diese Taten in sein Hirn eingebrannt und das einzige, was er bei diesen Erinnerungen empfinden konnte war Reue.
Und obwohl er diese Erinnerungen so verabscheute kamen sie doch immer wieder hoch, fast wie ein Zwang. Sie kamen immer hoch, bevor die Kämpfe richtig los gingen. Er eilte zu seinem persönlichen Waffenschrank und griff nach der frisch geschmierten E-Faust, Mark IV.
Es würde bestimmt nicht schaden, sie noch ein weiteres Mal zu schmieren.
 
Nichts zu meckern am neuen Teil, gewohnt gut.

Könntest du mir bitte sagen, wie lang der Teil in Word (oder einem ähnlichen Schreibprogramm) ist. Ich würde deine Veröffentlichungsmenge gerne mit meiner in Vergleich setzen.

PS: Hat Koch eigentlich auch was mit diesem Prophezeihungsdingsbums zu tun?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder mal ein schönes Stück. Ist das schon als einer der angekündigten Rückblicke zu verstehen?

Nichts zu meckern am neuen Teil, gewohnt gut.

Könntest du mir bitte sagen, wie lang der Teil in Word (oder einem ähnlichen Schreibprogramm) ist. Ich würde deine Veröffentlichungsmenge gerne mit meiner in Vergleich setzen.

Warum kopierst du den Text nicht einfach auf ein leeren Dokument und läßt die Wörter zählen? :huh:
 
Mit der prophezeihung wird Koch nix zu tun haben, ich will mir bloß einige Optionen für das nächste Buch offen halten. ich habe einen sehr anarchistischen Stiel. wenn es um das schreiben geht. Ich mache mir am anfang grobe Konzepte, an denen die Story aufgehängt wird und schreibe dann mehr oder weniger einfach darauf los.
Viele Abschnitte, wenn nicht sogar die meisten, entstehen absolut ungeplant, einfach indem ich darauf losschreibe.
dadurch passiert es auch ab und zu einmal, das ansätze entstehehn, bei denen ich später nicht mehr glaube, dass es sich lohnt sie weiter zu führen.
Die ganze geschichte mit der Flotte zum Beispiel sollte eigentlich auf eine große Raumschlacht hin führen, bis ich dann irgendwann bemerkt habe, dass ich genau genommen gar keine Ahnung von BFG habe und hab die ganze sache dann mehr oder weniger offen gelassen.
Die nebengeschichten kommen und gehen und das einzige was ich noch machen muss, ist meine Hände daran zu erinnern, dass es noch irgendwie in den faden passen muss.

@ Nakago:
nein, kein Rückblick. Die Rückblicke werden in ferner Zukunft in einem extra Thread veröffentlicht.
 
Um kurz nach Mitternacht, in den ersten Minuten des dritten Kampftages auf Sabbit kehrten die letzten Verteidiger aus den Vorgeschobenen Posten zurück. Die zweite Kompanie des ersten Rheinlands, sowie die abgekämpften Überreste des PVS Kontingentes ruckelten in ihren schweren LKWs an der ersten Grabenlinie vorbei und wurden dabei von den Nachtposten in ihren Stellungen wie Helden gefeiert. Schwester Damokles war nicht unbedingt in der Laune, sie so zu begrüßen.
Sie stand zusammen mit Schwester Ceres, die selbst erst vor einigen Stunden aus dem Kampfgebiet im Norden zurückgekehrt war, auf der Brüstung der vordersten Festungsmauer. Damokles Gesichtsausdruck spiegelte unterdrückte Wut wieder, als sie sich zur jüngeren Schwester umdrehte: „Pha! Sie lassen sich wie siegreiche Helden feiern, obwohl sie als Flüchtlinge vom Schlachtfeld zurückkehren! Es hat diesen Schwächlingen nur zwei Tage gekostet, um das gesamte Vorland von den Jagai Steppen im Norden, bis hin zu den Trivoli Bergen im Süden dem Feind förmlich auf dem Silbertablett zu servieren.“
Schwester Ceres hob beschwichtigend die Hände. Ihre Rot schwarze Rüstung trug noch deutlich die Spuren des Kampfes. Überall waren tiefe Kratzer im Lack und auch das ein oder andere Einschussloch war zu sehen. Lediglich Blut und Dreck hatte Ceres nach ihrer Ankunft von den Dienern des Ordens abwaschen lassen. „Seien sie nicht so hart zu diesen Männern Schwester Damokles. Ich war dort und habe mit ihnen gekämpft. Unsere Feinde sind zahlreich und unerbittlich. Ich kann die Entscheidung des Offiziers verstehen, dort draußen können wir nichts gewinnen.
Die Vorsteherin des Orden schüttelte nur mit dem Kopf: „Nein, ich kann und will nicht glauben, dass es der richtige Weg war. Jemand wie Fausturnus hätte eine bessere Lösung gefunden als diese. Jemand wie Fausturnus hätte den Krieg zum Feind getragen! General Fork hatte den Richtigen Ansatz, er war vorgestürmt wie der Imperiale Löwe.“
Schwester Ceres fühlte sich seltsam. Sie hatte noch nie in ihrem leben der Schwester Oberin widersprochen, aber irgendetwas war anders. Sie war fest davon überzeugt, dass Damokles sich irrte und sie hatte das starke verlangen ihr es mit aller Härte ins Gesicht zu sagen, stattdessen brachte sie nur ein schwaches Argument heraus: „Fork sagt selber, dass sein Plan falsch war.“ Die Oberin wurde immer lauter: „Fork ordnet sich zu sehr diesem Rheinländer unter! Er wollte mit seiner vollen Macht losschlagen, stattdessen war er nur mit einem Bruchteil aufgebrochen und musste die Konsequenzen tragen. Hätten wir unter der Leitung von Fork und zusammen mit seinen Panzern sofort angegriffen, hätten wir diesen Abschaum schon bei der Landung zermalmt.“
Ceres wollte widersprechen, sie wollte Damokles ins Gesicht schreien, dass sie sich irrte und dass sie alle bei einem solchen Plan gestorben wären, dass dieses Vorgehen womöglich den ganzen Kreuzzug gefährdet hätte, aber sie schwieg. Zu viele Jahre des bedingungslosen Gehorsams verhinderten schlichtweg, dass sie der Principalis widersprach.
„Wenn sie erlauben, der Kampf heute war lang und hart. Ich würde mich jetzt gerne zum Abendgebet zurück ziehen um danach noch etwas Nachtruhe zu erhalten“, tatsächlich wollte Ceres bloß einen Grund haben, nicht länger in Damokles Nähe zu sein. Die Schwester Principalis winkte lediglich, ohne auch nur ihren Blick von den Gräben ab zu wenden.
Schwester Ceres drehte sich dankend um und machte sich auf den Rückweg über den Wehrgang.
Die Nacht war ruhig, da sich die durch die Invasion verursachten Stürme endlich gelegt hatten und die durch den Regen feuchte Erde strahlte eine angenehme Kühle aus. Ceres nahm sich die Zeit und blieb einen Augenblick vor der Mauerbrüstung stehen, um sich die nächtliche Landschaft ihrer Heimat zu betrachten. Der Krieg hatte die Umgebung bereits verändert, so viel war sicher. Von den fruchtbaren Äckern der Feste, die in der Erntezeit in so vielen herrlichen Farben glänzten und so wunderbaren Duft verströmten, hatten die Soldaten kaum noch etwas übrig gelassen.
Tonnenfeuer, an denen sich die Soldaten wärmten, erhellten in unregelmäßigen Abständen Teile der tiefen Gräben, die durch den Boden getrieben wurden. Das Spiel von Licht und Schatten verlieh dem Gelände einen finsteren, vernarbten Eindruck und Ceres lief ungewollt ein Schauer über den Rücken. Stille war über das Land gekommen, da vor drei Stunden das andauernde Trommelfeuer der Artillerie endlich verstummt war, das sonst übliche Konzert der Nachttiere blieb trotzdem aus, was der Stille nach Ceres Ansicht etwas Falsches verlieh. Sie schüttelte noch einmal den Kopf und verließ den Wehrgang, um in einem der Festungstürme zu verschwinden.
Schwester Ceres war mit gerade einmal vierunddreißig Jahren ein noch sehr junges Mitglied ihres Konvents, hatte sich durch ihre gradlinige Art und ihre Tapferkeit jedoch bereits ein hohes Ansehen unter ihren Schwestern erkämpft und sich das Recht gesichert, eine Einheit an zu führen. Ihre Haut lag stramm über ihrem Körper und ihr kastanienbraunes Haar hatte trotz eines anstrengenden und gefährlichen Lebens noch nichts von seinem Glanz eingebüßt. Die gesegnete Rüstung, die sich in Kriegszeiten nie von ihrem Körper trennte schützte und versteckte so einiges, aber unter den dicken Ceramit-Schichten verbarg sich ein wohlgeformter und durchtrainierter Körper.
Ceres ging durch die langen Wälle der Feste, ohne ein sicheres Ziel zu haben. Sie hatte Damokles als Vorwand gesagt, sie wolle beten gehen, entschied dann aber im Laufe ihres ziellosen Marsches, dass die Idee gar nicht so schlecht sei. Etwas Ruhe, um den Tag zu verarbeiten und den Imperator zu ehren würde ihr gut tun, die Frage war bloß, wo sie diese Ruhe suchen sollte. Im Komplex des Hirtenberges gab es etliche spirituelle Orte, vom großen Kathedralensaal in der Mitte des Komplexes, bis hin zu kleinen Kapellen und Schreinen, die öfters von Reinigungsservitoren, als von Menschen besucht wurden.
Die großen Kapellen waren nichts für die junge Schwester, da dort zu diesem Zeitpunkt die Mitternachtsmessen abgehalten wurden und die Räume dementsprechend überfüllt waren. Zwar waren immer Plätze für die Mitglieder der Adeptus Sororita reserviert, aber Ceres graute es im Moment vor all diesem Trubel. Auch die kleinen Schreine kamen für sie nicht in Frage, da die meisten von ihnen zu abgelegen oder zu exponiert waren. Irgendwann entschied sie sich für die kleine Kapelle im Ostflügel, einfach weil sie nahe lag und dort keine Messen abgehalten wurden.
Der Weg führte sie zwangsweise durch den Krankenbereich im Ostflügel, was Ceres freute, da dort eine ihrer ehemaligen Mentorinnen arbeitete, die geehrte Schwester Cortana.
Die schweren, gravierten Holztüren des Krankenbereichs öffneten sich fast lautlos und Ceres war schon nach nur einem Schritt auf den weiß gefliesten Boden betrübt, dass auch hier schon Veränderungen statt gefunden haben.
Ceres kannte die Krankenstation bisher nur als ruhigen Ort, der durch große Fenster mit Licht durchflutet war. Hauptsächlich war es eine Stelle der Ausbildung, wo jungen Novizinnen die Kunst des Heilens vermittelt wurde und von Zeit zu Zeit einer der Dorfbewohner behandelt wurde. Nun roch die Luft nach Blut und Desinfektionsmitteln und war erfüllt von den leisen Schreien der Verwundeten. Die großen, einladenden Fenster waren mit schweren Metallschotts verschlossen und eine schwummerige Notbeleuchtung erhellte den großen Raum Viele der Betten waren mit den verletzten Soldaten belegt und Novizinnen rannten mit verschiedenen Gegenständen von Bett zu Bett, um Operationen zu unterstützen oder den Soldaten ihr Leiden zu erleichtern.
Die Station war gerade einmal zu einem Bruchteil ausgelastet und doch überwältigte sie das Elend beinnahe. Männer flehten bitterlich zum Imperator, während ihnen Körperteile amputiert wurden, andere wimmerten nur leise oder schienen bewusstlos zu sein. Der Drillich der Rheinländer dominierte die Personen und man konnte auch viele der rheinländischen Ärzte zwischen den Betten erkennen, aber auch Männer der PVS waren zu sehen.
Ceres ging fast letharg durch die Reihen der Krankenbetten, während sie versuchte den Eindruck zu verarbeiten. Sie hatte schon viel Grauen gesehen und war in einigen Kriegsgebieten tätig gewesen, aber sie war noch nie mit dem simplen Schrecken konfrontiert gewesen, der in den Folgen eines Kampfes lag. Schwester Cortana war nirgendwo zu sehen, aber das Interesse an einem Gespräch war auch nicht mehr wirklich vorhanden, sie versuchte einfach nur den Krankenbereich so schnell wie möglich zu durchqueren.
Ceres war bereits kurz vor der großen Ausgangstür, als ihr etwas auffiel, dass sie stutzen ließ. Weit abseits von den anderen Kranken, am anderen Ende des Saals, war ein einzelnes Bett belegt, an dessen Ende ein Mann gebeugt auf einem alten Stuhl saß. Es waren beide Rheinländer, der auf dem Bett schien ein Späher zu sein, der andere war den Verzierungen auf seinem Mantel nach zu urteilen ein hochrangiger Offizier.
Ohne es selbst zu merken, hielt die Junge Schwester inne und begann, die beiden Männer in ihrer stillen Übereinkunft an zu starren, lang genug, um die Aufmerksamkeit des Offiziers auf sich zu ziehen. Der Mann schaute sie mit freundlichem, jedoch auch sehr müdem Gesichtsausdruck an, sie erkannte sofort, dass es Oberst Rossmann war.
„Imperator beschützt Schwester, kann ich etwas für sie tun?“, seine Stimme war fest und ließ nichts von Müdigkeit erahnen. Ceres war etwas überrumpelt von dem plötzlichen menschlichen Kontakt: „Nein...nein, ich wollte bloß zur Kapelle. Ohne aufdringlich zu wirken, wie geht es ihrem…äh Freund?“
Rossmann schien einen kurzen Augenblick lang über die on Ceres gewählte Bezeichnung zu lächeln, senkte dann seinen Blick jedoch wieder zu der Person auf dem Krankenbett: „Weniger ein Freund….Mehr ein sehr langer Kamerad, einer von wenigen verbliebenen… Aber um auf ihre Frage einzugehen, er ist vor anderthalb Stunden von uns gegangen.“
Ceres fühlte sich, als ob sie in ein Fettnäpfchen getreten war, da sie dachte der Mann auf dem Bett sei bloß bewusstlos. Sofort begann sie leise ein Gebet des Seelenfriedens zu rezitieren, was Rossmanns Laune scheinbar etwas zu bessern schien. Als sie geendet hatte, stand er auf: „Ich danke ihnen Schwester. Ich hatte gehofft, dass einer der Regimentspriester noch vorbeikommen würde, aber leider haben die Priester heute sehr viel zu tun. Sie sagten, dass sie eine Kapelle aufsuchen wollten, würde es ihnen etwas ausmachen, wenn ich sie vor der Nachtruhe noch einmal begleiten würde?“
Sie schüttelte den Kopf: „Im Gegenteil Herr Oberst, es wäre mir eine Freude.“


Jäger schlief unruhig, da ihm der Stress von zwei Tagen fast ununterbrochener Kämpfe tief in den Knochen steckte. Immer wieder wachte er auf, in Erwartung eines feindlichen Überfalls, nur um kurz darauf wieder in einen, von Alpträumen durchsetzten Schlaf zurück zu fallen. Die Baracke, in der die Späher schliefen war erschreckend leer, da fast ein drittel seiner Kameraden in den Kämpfen um die Vorposten ihr Leben gelassen hatten und viele weitere auf der Krankenstation lagen, um sich dort wieder flicken zu lassen.
Gerade einmal die hälfte der Kompanie schlief noch in den Räumlichkeiten und viele wälzten sich genau so unruhig wie Jäger es tat, die Rheinländer waren zwar hartgesotten, aber schließlich nicht aus Stein.
Der Leutnant des zweiten Zuges war gerade wieder in einer Phase des Schlafens, als ihn ein schriller Schrei der Angst aus nächster Nähe aufschrecken ließ. Schlaftrunken viel Jäger fast aus seinem Feldbett und wollte schon nach seinem imaginären Lasergewehr greifen, um die nächste Welle der Kultisten ab zu wehren, bis er die Quelle des Schreis ausmachen konnte.
Es war Sismath, die sich nur zwei Feldbetten weiter die Panik aus dem Leib schrie und um sich schlug, wie eine Furie.
Viele Späher waren schon zu ihr geeilt und Jäger schloss sich sofort an: „Haltet sie fest! Los Leute, haltet sie fest, sie soll sch nicht verletzen! Sanitäter, wir brauchen hier Beruhigungsmittel, na los machen sie schon, machen sie schon! „
Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis endlich einer der Sanitäter mit der passenden Spritze auftauchte und in dieser Zeit hatte Jäger verstanden, was seine Scharfschützin schrie. Es war bloß ein Satz, aber diesen wiederholte sie immer und immer wieder.
‚Er ist hier’.
 
Darf man anhand des Schlusses dieses Teiles annehmen, dass wir bald mehr über die Hintergründe von Sismaths Reaktionen und Rossmanns Rolle erfahren? Den ich bin schon länger sehr neugierig wegen dessen.

Die Passage mit der Sororita ist gut, auch wenn ich die Principalis schon fast als zu blind vor Fanatismus bezeichnen würde. Mir will irgendwie nicht recht in den Kopf, dass eom erfahrener Kampfkommandant wie sie sich so entschieden gegen Rossmanns Strategie ausspricht.
 
Ach die arme Sismath. Die quälst du aber auch gerne, oder? 😉

Hab jetzt endlich die letzten Kapitel gelesen und muss sagen, du wirst immer besser. Macht Spaß zu lesen und ich bin jetzt auch neugierig auf die Fortsetzung.

Könntest du mir bitte sagen, wie lang der Teil in Word (oder einem ähnlichen Schreibprogramm) ist. Ich würde deine Veröffentlichungsmenge gerne mit meiner in Vergleich setzen.

das habe ich mit Nakago auch schon gemacht 😉 Da gings allerdings um die Gesamtlänge der Werke.
4 Seiten ist auch so meine übliche Veröffentlichungsmenge für ein Kapitel. Früher waren es meist 3 Seiten, inzwischen eher 4-5, manchmal mehr.
 
Kapitel 11
„Der Imperator verlässt einen nie, aber es gibt Zeiten, in denen er weiter weg zu sein scheint als sonst.“
-Imperiale Lebensweisheit-

Der Morgen des dritten Tages der Kämpfe begann beinahe malerisch. Eine Ruhe hatte sich über das Land gelegt, die nur vom leisen, beständigen Knistern und Zischen des Schildgenerators gestört wurde, der den Grabenabschnitt der dritten Kompanie deckte.
Von Steinberg stand in Mitten seines schweren Kommandobunkers und betrachtete die Landschaft durch eine der Schießscharten, während er in aller Ruhe einen Kaffe trank. Er hätte bald vergessen können, dass es sich um ein Kriegsgebiet handelte, wäre er nicht von meterdicken Ferrobetonwänden umgeben gewesen. Seit der Rückkehr der Späher war in der Tat nichts Aufregendes mehr geschehen, kein wummerndes Artilleriefeuer, keine besonderen Meldungen der Wachposten, einfach Nichts und der alte Hauptmann war damit mehr als zu Frieden.
Vor einer Stunde hatte von Steinberg seine fünf Zugführer um sich versammelt, um sich ein Bild über den Zustand seiner Männer zu machen. Das Gespräch war ziemlich schnell vorbei und ergab genau das, was von Steinberg sich gedacht hatte. Die Soldaten der dritten Kompanie waren zwar Angespannt, aber alles in allem Kampfbereit, lediglich über das lange Warten wurde sich beschwert.
Von Steinberg verzog seine Lippen zu einem kurzen, aristokratischen Lächeln, wenn die Warterei sein einziges Problem bleiben sollte, würde er es zusammen mit einer Monatsration Kaffe ganz gut im Kommandobunker aushalten können.
Ein elektrisches Summen kündigte einen Besucher an der schweren Metalltür an und augenblicklich eilte einer der Stabsgefreiten los, um zu öffnen.
Der Mann der eintrat, war ein maskierter Soldat der ersten Kompanie, der Leinkompanie des Obersts, welcher eine lederne Aktentasche unter dem Arm hatte. Der Mann salutierte zackig und begann dann mit gedämpftem Ton durch die Gasmaske zu sprechen: „Hauptmann von Steinberg, ich habe die die neusten Situationsanalysen aus dem Hauptquartier für sie.“ Der Soldat hielt ihm einen kleinen Pergamentstapel und eine Datenscheibe hin, welche von Steinberg stumm entgegennahm. Nachdem der alte Hauptmann ihm den Erhalt schriftlich quittiert hatte, verschwand der Soldat sofort wieder, um den Rest der Daten an andere Offiziere zu verteilen.
Von Steinberg spitzte die Lippen und setzte sich an einen frei geräumten Kartentisch, der eine simple elektronische Anzeigetafel neben sich stehen hatte. Er wartete schon seit mehr als drei Stunden auf die Daten, da sie die neusten Scannerdaten und, was noch viel wichtiger war, die letzten Berichte der Späher enthielten. Der kleine Stapel Papier und die markierten Karten auf der Datenscheibe beinhalteten technisch gesehen, die letzten glaubwürdigen Daten über Position, Stärke und Zusammensetzung des Feindes.
Mit geübtem Blick überflog er die ersten Seiten des Berichts und schaltete, wenn nötig ergänzende Karten auf der Anzeige auf. Im Bunker selbst hielten sich zu diesem Zeitpunkt neben dem Hauptmann noch mehr als zehn Mann auf, hauptsächlich Angehörige von von Steinbergs Stabspersonal und die Geschützmannschaften des Bunkers, aber während der Offizier die Daten durchging, gab keiner der Soldaten auch nur einen Mucks von sich, da jedem klar war, wie wichtig die Informationen waren.
Nach etwa zehn Minuten hatte von Steinberg die wichtigsten Informationen gesichtet, klappte alles wieder zu und seufzte. Die Lage war gelinde gesagt ernüchternd. Als Rossmann die Operation damals auf der Gloria Deus zusammen mit den Kompanieführern geplant hatte, war eigentlich davon die Rede, dass die Späher den Feind für mindestens eine Woche zurück halten sollten, um genügend Informationen zur Optimierung der Verteidigung zu sammeln.
Der Widerstand hatte gerade einmal zwei läppische Tage gehalten und wenn das ein Maßstab für die Verteidigung sein sollte, die ihnen noch bevor stand, dann sah von Steinberg schwarz. Er prüfte noch ein letztes Mal die Ergebnisse der Langstreckenauspex auf einer der Taktikkarten. Die große Entfernung und die dichte Vegetation machte die auf der Karte vermerkten Daten ziemlich unpräzise, aber die Scanner der Festung waren stark genug, dass sich zumindest das grobe Ausmaß der sich anbahnenden Katastrophe erahnen ließ.
Überall um die Festung herum formten sich große rote Flächen, die auf Ansammlungen von Lebewesen hinwiesen. Auf den ersten Scans, waren es bloß einige kleine Flecken, aber mittlerweile war die Festung von einem soliden roten Ring umschlossen, der sich mit hoher Geschwindigkeit enger zog, wie eine Schlinge. Nach groben Schätzungen konnte man durchaus von mindestens einer halben Millionen Kultisten ausgehen, die gegen die etwa zwanzigtausend Verteidiger des Hirtenberges standen.
Militärhistorisch, so überlegte von Steinberg, standen die Chancen gar nicht Mal so übel für die Verteidiger. Die Tactica Imperialis und andere Militärhistorische Werke, waren voll von solchen Szenarios, wo die absolut unterlegenen Verteidiger eine überwältigende Streitmacht zurückschlagen konnten. Die Belagerung von Zinx, wo die grüne Flut von Boss Koppklopper durch die tapferen Mordianer zurückgeschlagen wurde, das Finale des Anorx-Schismas, wo die Hrud von einer Imperialen Kampfgruppe über Jahre hinweg abgewehrt wurden, natürlich die Schlacht um Macragge und viele tausend anderer Kämpfe gaben Zeugnis darüber, dass eine Situation nie so Hoffnungslos war, dass man sie nicht doch noch drehen konnte.
Auf der anderen Seite wollte von Steinberg jedoch nicht wissen, wie viele Belagerungen schnell und ohne die Aufmerksamkeit der Geschichtsschreiber in Katastrophen endeten.
Der Kommunikationsoffizier des Kommandobunkers riss von Steinberg unsanft aus seinen Gedanken: „Herr Hauptmann! Posten fünf strich drei meldet Signale auf dem Auspex!“ Der Alternde Hauptmann stand sofort auf und verlangte den Hörer des Funkgerätes. Der Besagte Posten war ein befestigtes Schützennest, lediglich zweihundert Meter schräg rechts vor dem Kommandobunker. „Hier spricht Hauptmann von Steinberg, was beim Imperator ist bei ihnen los Leutnant Kroll?“
„Herr Hauptmann, unser Auspex schlägt aus! Es meldet ein Fahrzeug in etwa einem Kilometer Entfernung, dass sich auf unsere Position zu bewegt. Ihre Befehle?“ Von Steinberg war verwirrt: „Nur ein Fahrzeug? Sind sie sicher? Machen sie die Waffen scharf, aber nicht schießen, solange kein klarer Grund zum Feuern besteht. Ich komme zu ihrer Position.“
Von Steinberg schnappte sich seine Gasmaske und seinen Waffengurt mit der Boltpistole und dem Energieschwert, nahm zwei Soldaten aus dem Kommandobunker mit und eilte durch einen Verbindungsgraben zum Posten.
Schon auf halber Strecke konnte er ein leises Motorengeräusch hören und beschleunigte seinen Schritt. Im Schützennest angekommen, hielt ihm Leutnant Knoll bereits ein Fernglas hin und zeigte auf eine Stelle am Waldesrand. Von Steinberg hatte mit seinem geübten Blick das Ziel schnell im Visier. Vom Waldesrand aus näherte sich ein einzelnes Fahrzeug, ein bereifter, scheinbar ungepanzerter Stabswagen, der mit sehr langsamer Geschwindigkeit auf die Grabenlinie zu.
Durch Bauart und Lackierung war es offensichtlich, dass es sich um kein Imperiales Fahrzeug handelte, aber durch einen großen weißen Wimpel am Heck des Wagens, war von Steinberg trotzdem nicht gewillt den Feuerbefehl zu geben. Die Besatzung des Schützennestes umklammerte konzentriert die Maschinenkanonen und blickten ab und zu auf, um den Hauptmann neben ihnen fragend an zu schauen, zumindest glaubte von Steinberg, dass sie fragend schauten, da er auf ihren Gasmasken kaum Emotionen erkennen konnte.
Etwa fünfhundert Meter vor dem ersten Graben hielt die Maschine und Türen öffneten sich. Zwei Männer mit sehr eleganten grünen Gewändern und charmanten goldenen Masken stiegen aus. Tatsächlich machten sie einen so guten Eindruck, dass von Steinberg sie unter anderen Umständen wohl für hohe Imperiale Würdenträger gehalten hätte. Einer der Männer zog ein langes und sehr kunstfertiges Megaphon aus dem Wagen und begann mit sehr akzentreichen, jedoch gut verständlichem Niedergotisch zu sprechen: „Ich bin Malekei von den Augenlosen und komme friedlich, um gehört zu werden. Mein edler Herr Sinrai schickt mich mit einem Angebot.“
Auf von Steinbergs Stirn brach kalter Schweiß aus, in all den vielen Jahren des Kampfes gegen den Erzfeind, hatte er so etwas noch nie erlebt. Einer der Schützen an den Maschinenkanonen blickte wieder auf: „Herr Hauptmann, sollen wir ihn wegblasen?“ Von Steinberg überlegte kurz, den die Versuchung war gewaltig, einfach mit einem nicken zu antworten und diese Farce in Fetzen auf zu lösen, aber er entschied sich anders: „Nein, informieren sie den Oberst, es wird ihn sicherlich Interessieren.“


Es dauerte zehn Minuten, bis Oberst Rossmann mit einem Trupp der ersten Kompanie und seinen beiden Rheinwächtern an der vordersten Grabenlinie angekommen war und die Situation erst einmal aus sicherer Entfernung selbst mit einem Fernglas sondierte. Ohne den Blick von der seltsamen Abordnung zu entfernen: „Was haben die Typen in der Zeit gemacht, in der ich hier hingefahren bin?“ Von Steinberg räusperte sich: „Nichts, Herr Oberst. Sie haben nur dort gestanden und noch ein zwei Mal ihre kleine Ansprache wiederholt. Ich hatte den Eindruck, dass sie möglichst friedlich wirken wollen.“
Der Alte schüttelte den Kopf und lachte einmal kurz auf: „Dann wollen wir doch einmal sehen, was dieser Abschaum für ein Angebot hat.“ Steinberg glotzte ungläubig durch seine Gasmaske: „Sie wollen was? Herr Oberst, ich denke nicht…“ Rossmann winkte ab: „Ist schon gut Werner, ich hoffe, dass ich weiß was ich tue. Bereiten sie Schema Gulliver vor.“
Mit geübter Bewegung schwangen Rossmann und die beiden Rheinwächter sich elegant über den Rand des Schützengrabens und marschierten auf die zwanzig Meter breite Stacheldrahtsperre zu. Die Chaosabordnung erkannte die Bewegung und setzte sich selber in Marsch, um dem Imperialen Offizier auf der anderen Seite des Drahtverhaues zu begegnen.
Am einen Ende des Drahtes angekommen warf Rossmann noch einmal einen genauen Blick auf die beiden ‚Diplomaten’. Auch aus der Nähe machten sie einen sehr eleganten Eindruck. Die grünen Gewänder waren aus sehr hochwertigem Stoff und dezent mit kleinen Motiven und Verziehrungen aus Golddraht bestickt.
Rossmann hatte in seinem Leben mehr als genug Anhänger des Chaos getötet, um zu sagen, dass diese beiden Männer ausgestattet und ausgebildet waren, um Imperialen Vertretern zu gefallen. Selbst die Goldmaske war, wenn auch ungewöhnlich, alles andere als unansehnlich, jedoch wollte der Alte nicht unbedingt wissen, was sich darunter verbarg.
Der Oberst machte den ersten Schritt und durchbrach damit die gegenseitige Sondierung: „Ihr wolltet sprechen, nun habt ihr die Möglichkeit dazu. Fasst euch kurz!“
Der rechte der beiden Männer, der welcher um das Gespräch gebeten hatte, machte eine Tiefe Verbeugung: „Wie ich bereits sagte, ist mein Name Malekei, Malekei von den Augenlosen. Mein Herr und Meister Sinrai von den Augenlosen möchte ihnen zuerst einmal seine Hochachtung aussprechen, für die tapfere Gegenwehr die sie ihm bis jetzt geleistet haben. Er schätzt den Kampfgeist, den sie ihm trotz allem entgegen bringe...“, der Alte schnitt ihm einfach das Wort ab, indem er dem Mann samt seiner Goldenen Maske das Gesicht wegschoss. „Ich sagte, dass ihr euch kurz fassen solltet! Für derart belangloses habe ich keine Zeit!“, er schaute den anderen Diplomaten an, während er seine noch rauchende Boltpistole wieder ins Halfter steckte: „Bring zu Ende, was er begonnen hatte oder verschwinde, aber verschwende nicht meine Zeit!“
Der andere Diplomat zeigte sich absolut unbeeindruckt von der Ermordung seines Kollegen, lediglich einige Gehirnstückchen wischte er sich würdevoll von der mit Brokat versetzten Schulter, dann wendete er sich wieder dem Alten zu: „Ihr könnt noch so Tapfer sein Oberst Rossmann, ja wir kennen euren Namen. Ihr habt bereits verloren, ihr wisst es bloß noch nicht. Eure ach so tapfere Flotte liegt brennend im All und es wird nicht mehr lange dauern, bis Cociaminus fällt. Mein Meister hat für euresgleichen jedoch mehr Güte aufgebracht, als ich verstehen kann. Legt eure Waffen nieder und überlasst uns die Schlampen der Eklesiarchie.“
Der Alte wartete einige Sekunden, als müsste er nachdenken: „Und was hätten wir davon?“ Der Diplomat zog ein Silbernes Rohr aus dem Mantel seines geköpften Kollegen und warf es über den Draht vor Rossmanns Füße. „In diesem Behälter ist das Wort von Sinrai von den Augenlosen niedergeschrieben. Weder unser Herr noch die Herren unseres Herren haben Interesse an diesem Steinhaufen. Zieht in die Wälder und lasst uns in die Festung und ihr habt das Wort des Meisters, dass wir diese Welt verlassen werden und sie euch gehört.“
Der Alte bückte sich, um das Röhrchen auf zu heben und ein beschriebenes Blatt Pergament heraus zu holen. Eine Zeit lang schien es, als würde er lesen, aber dann konnte man ein immer lauter werdendes Lachen vernehmen. „Es ist wirklich eine Schande, dass ich diese Gasmaske trage, sonst könnte ich wortwörtlich auf das Wort eures Bastards von einem Meister spuken, aber man kann schließlich nicht alles haben.“ Er warf das Pergament in den schlammigen Acker von Sabbit I und trat es tief in den Dreck.
Der Diplomat sah aus, als hätte er wirkliche Schmerzen bei diesem Vorgang, er fasste sich aber wieder schnell. „Damit habt ihr euer Todesurteil Unterschrieben.“ Rossmann lachte noch lauter und hob den Arm. Fast augenblicklich schoss ein glühend roter Laserstrahl an den Versammelten vorbei und atomisierte den Stabswagen förmlich. Dieser Angriff ließ den Diplomaten zusammenzucken. „Wir sind der Hammer des Imperators, die Männer der glorreichen Imperialen Armee! Wir kämpfen und sterben in seinem Namen und zum Ruhme der Menschheit! Ich werde keine Eingeständnisse gegenüber solch degenerierten Abschaum machen, der es wagt mit seinen dreckigen Klauen auch nur den Saum des menschlichen Banners zu berühren. Wir werden euch bekämpfen, wo wir nur können, bis auch der letzte von euch aus den Erinnerungen verschwunden ist.
Du kannst diese Nachricht zu deinem Meister bringen Abschaum. Die Verhandlungen sind beendet!“
Die beiden Rheinwächter zogen je eine Laserpistole aus versteckten Halftern hervor und schossen dem Diplomaten in beide Beine. Rossmann schaute auf das brennende Wrack des Stabswagens: „Bringe ihm die Nachricht, aber lass dir dabei ruhig Zeit.“
 
Hä, hä! Ich hätte auch keine andere Reaktion von einem Imperialen Kommandeur erwartet. Cooler Teil, wenn auch mit einigen Schreibfehlern und ein Doppelpost. "Leinwache" statt "Leibwache". Mal heißt der Leutnant Kroll, dann wieder Knoll, Kaffe statt Kaffein.

Aber sonst weiter so, freue mich schon auf den nächsten Teil!
 
Also aus Sicht eines Offiziers der heutiegen Zeit wäre Rossmann völlig übergeschnappt, denn selbst der Fanatischste Ami würde bei einem Angebot von Islamisten reden (um ein halbwegs passendes Beispiel zu nennen).
Aber werfen wir die Vernunf über Bord (wie es bei 40K sein soll) hast du mit diesem Teil ganze Arbeit geleistet. Ich hoffe, dass es jetzt wirklich eskaliert, denn so eine Provokation wird der große Chef sicher nicht ungestraft lassen.


Kannst du mir sagen, wie viele Seiten der zweite Rheinland Band umfasst (ja Nakago, jetzt bin ich echt zu faul, alles in Word zu kopieren)? Ich möchte mir mal einen Überblick im Vergleich zum ersten Band schaffen.