Jetzt kommt erstmal das Ende von dritten Kapitel:
Tag 3 –Vormittags– Kanalisation
Langsam zog sich die Schlinge zu. Sie waren zu siebt, die Beute war ihnen in der Überzahl.
„Gut, anders wäre es auch langweilig geworden“, dachte sich Tor´ma, der Oberste der Mandrak unter Lord Kre´tach.
Ihre Beute waren schließlich nur Affen. Nichtswürdige Kreaturen ohne auch nur den kleinsten Funken Intelligenz oder Anmut. Bald würde er die Affen mit seinen Klingen aufschneiden, sich an den Schreien ergötzen und mit chirurgischer Genauigkeit Sehnen und Nerven zerschneiden. Er würde auf diesen erbärmlichen Instrumenten spielen und ihnen wenigstens ein paar erhabene Töne entlocken. Aber er mußte sich zurückhalten, sonst würden sie alle sterben und er mit ihnen.
Der Lord würde ihn niemals ungeschoren davonkommen lassen, wenn er seine Befehle mißachtete.
Tag 3 –Vormittags– Kanalisation
Sie hatten den halben Weg zurück zur Oberfläche hinter sich gelassen, als Ken das Signal zum stoppen gab. Wie ein Mann hielten Späher und Drachen an, wachsam die Umgebung beobachtend. Ken schien zu lauschen. Der Drache schlich neben ihn, ein fragender Blick von ihm genügte, um Ken ein weiteres Signal geben zu lassen. Das Signal für Feindkontakt. Die Späher schlichen in die Schatten der Umgebung, die Waffen im Anschlag. Sie suchten den Feind. Die Drachen blieben wo sie waren. Sie zogen ihre Pistolen und blieben in der Nähe des Obersten. Sie waren seine Leibgarde und würden nichts und niemanden in seine Nähe lassen. Der Drache blieb ruhig, zog seine Exituspistole aus dem verborgenen Halfter und hob die Hand mit der Drachenkralle. Er wusste um die Anwesenheit des Feindes, er spürte sie geradezu. Ken war in der Zwischenzeit seinen Spähern gefolgt. Dies störte den Drachen wenig, da Ken einer seiner besten Männer war. Auch wenn er nicht die Extreme Assasinenausbildung durchlaufen hatte wie er und die Schwarzen Drachen, so hatte er ein angeborenes Talent dafür, den Feind zu finden, ohne gefunden zu werden. Die Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten. Reglos standen seine Drachen um ihn, die Pistole in der einen Hand, die andere Hand mit der Energiekralle erhoben. Die Standarthaltung der Drachen.
Unvermittelt warf sich etwas von hinten auf den Oberst. Das Wesen schien den Überraschungsmoment ausnutzen zu wollen, schien jedoch nicht mit der Schnelligkeit eines ausgebildeten Attentäters gerechnet zu haben. Der Drache fuhr blitzschnell die Energiekralle aus und hieb nach dem Angreifer. Doch auch dieser hatte erstaunliche Reflexe und sprang zurück in die Schatten. Dann geschah alles gleichzeitig: weitere Angreifer sprangen die Drachen um den Oberst an, welche blitzschnell reagierten und versuchten, den Angriff abzuwehren. Die Angreifer hatten vielleicht mit Widerstand gerechnet, doch das, worauf sie trafen, war mehr als sie erwartet hatten. Einer der Angreifer schaffte es mit einer Sprungattacke einen Drachen umzureissen, nur um eine Sekunde danach von der Exituspistole des Obersten zerrissen zu werden. Ein anderer war ein wenig zu langsam beim Angriff und wurde von zwei Drachen mit ihren Energieklauen aufgerissen. Die Drachen gerieten in Bewegung um den Gegenangriff einzuleiten, doch die Angreifer zogen sich so schnell zurück, wie sie erschienen waren. Ihre Bewegungen waren fliessend und graziös.
Als sich die Xenos zurückzogen, wurden sie von den Spähern erwartet, die sie mit gezieltem Feuer aus ihren Lasergewehren begrüssten. Bis auf wenige ausnahmen starben alle Xenos im Kreuzfeuer zwischen Lasergewehren und schallgedämpften Pistolen. Nach wenigen Momenten war es wieder still.
Ken hörte Schüsse hinter sich, während er durch die Dunkelheit schlich. Die Angreifer hatten mit tölpelhaften Imperialen gerechnet und dabei noch nicht einmal bemerkt, wie seine Späher in Stellung gegangen waren. Er selbst folgte einem der flüchtenden einen Kanal hinab. Der Xeno war schnell und leise, doch Ken schaffte es mitzuhalten.
Der Drache sah sich um, seine schwarzen Drachen hatten den Angriff fast unbeschadet überstanden. Nur einer von ihnen krümmte sich am Boden, während ihm eine Bauchwunde verbunden wurde. Als die Späher zurückkamen, stellte er jedoch fest, dass Ken fehlte. Er ließ Verteidigungsstellung einnehmen und wartete.
Die Arroganz des Xeno liess ihn wahrscheinlich nicht einmal vermuten, dass er verfolgt wurde. Plötzlich war er verschwunden. Ken blieb augenblicklich stehen und lauschte. Er konzentrierte all seine Sinne auf Geräusche die da waren und auf Geräusche die das sein mussten, es aber nicht waren. Nichts. Er hatte die Spur des Xeno verloren. Wie war das möglich?
Sie hatten ungefähr eine Viertelstunde gewartet, als Ken zurückkam. Er kündigte sich mit zwei Klopfern im Helmkomm an. Ungewohnterweise sprach ihn der Oberst an:
"Wir haben die Gegend abgesucht, es ist niemand mehr hier. Irgendwas gefunden?"
"Ich habe einen von ihnen verfolgt, aber seine Spur verloren."
Der Drache zog eine Augenbraue hoch. "Wie hat er denn das geschafft?"
"Wenn ich das wüsste, Sir, würde ich ihn noch verfolgen."
"Egal, das wird bald nicht mehr unser Problem sein. Wir haben die Angreifer unzweifelhaft als Mandraks identifiziert, was meine Befürchtungen bestätigt. Wir werden schnellstmöglich aus dieser Stadt verschwinden. Also los."
Mit diesen Worten setzte sich die Kolonne wieder in Bewegung. Ken schob sich wieder an die Spitze. Er schwor sich, sollte er jemals wieder einen dieser elenden Xenos verfolgen, er würde ihm nicht entkommen.
Tag 3 –Vormittag– Unterhalb der Stadt
Tor´ma verließ das Warpportal mit grimmiger Miene. Er alleine hatte überlebt und das auch nur, weil er geflohen war. Geflohen! Vor Affen! Die Scham verdunkelte seine bleiche Haut etwas. Jetzt würde er sich vor dem Lord verantworten müssen. Wie hatte das passieren können? Wie konnte ein Affe genau so schnell, wenn nicht sogar schneller als ein Mandrak sein? Und wie hatten er und seine Mandraks so leicht überrumpelt werden können? Er hatte nicht einmal bemerkt, wie sich ein Teil der Affen in der Dunkelheit von den anderen getrennt hatte. In Gedanken versunken bemerkte er erst nicht, wie ein Schatten auf ihn viel. Als er dann den Kopf hob, um sein Gegenüber anzusehen, sah in die kalten Augen seines Lords.
Das letzte was Tor´ma sah, waren die entstellten Körper der Haemunkolie, der Foltermeister der Dark Eldar.
Tag 3 –Mittags– Kathedrale
Alle in Kämpfe verwickelten Truppen kamen nach und nach in der Innenstadt an. Die demoralisierten Imperialen Truppen hatten gar nicht erst den Versuch unternommen, sie zu verfolgen. Zu sehr waren sie über die Ruhepause erfreut. Obwohl sie trotzdem unter ständiger Paranoia litten, dass auch dies nur eine neue Taktik war, sie in einem unvorbereiteten Moment anzugreifen. Doch die Drachen waren auf keinen Kampf mehr aus, seit sie die Meldung über versteckte Xenos-Truppen erhalten hatten. Nun bereiteten sie sich auf den Ausbruch vor.
Verletzte, von denen es glücklicherweise nicht übermäßig viele gab, wurden transportfertig gemacht, Waffen und Ausrüstung zusammengepackt. Jeder Soldat des Drachen, der nicht an den Vorbereitungen teilnahm, war in Verteidigungsposition um die Kathedrale und das Rathaus stationiert. Es waren nur noch wenige Stunden , bis die Nacht des dritten Tages begann. Da die pervertierten Eldar sich nun mit Sicherheit ein Bild von ihrer wahren Kampfkraft gemacht hatten, war mit Angriffen zu rechnen. Diese Xenos suchten nicht nur nach Opfern für ihre Gelüste oder nach Sklaven, sondern auch nach Gegnern. Das machte die Drachen wahrscheinlich zu ihrem neuen Hauptziel.
Doch wenn sie dachten, dass sie Freude daran haben würden die Drachen anzugreifen, würden sie bald merken, dass sie sich verschätzt hatten. Der Drache hatte die umfassenden Verteidigungsanlagen noch einmal verstärken lassen. Stacheldraht sowie Sandsack- und Trümmerbarrieren waren von den Soldaten aufgetürmt worden.
Die ersten 500 Meter in die Innenstadt hinein waren eine Todeszone aus Minenfeldern und Fallgruben. Alle Eingänge zur Kanalisation waren versiegelt und mit Sprengladungen bestückt. Der Drache war nicht bereit, auch nur das kleinste Risiko hinsichtlich dieser Gefahr einzugehen.
Als die Nacht hereinbrach, waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Alle Männer saßen in ihren Stellungen oder Patrouillierten durch die Straßen und Häuser. Insgesamt 300 Mann waren diese Nacht in Stellung gegangen. Rund fünfzig waren verletzt, der Rest blieb in Reserve. Der Drache selbst stand auf seinem Aussichtspunkt, am höchsten Punkt der Kathedrale und sah von oben auf die Stellungen seiner Truppen hinab. Er stellte zufrieden fest, dass er ohne Nachtsichtgerät nicht eine Stellung ausmachen konnte. Jeder seiner Männer war innerhalb von Trümmern und Gebäuden verborgen und nicht ein Licht, ein Feuer oder irgend etwas ähnlich verräterisches war zu sehen. Er schmunzelte kurz über die Doppeldeutigkeit seiner Gedanken. Nicht ein Verräter war zu sehen. Er war stolz auf die Männer und Frauen, die mit absoluter Disziplin und einem unglaublichen Durchhaltevermögen durch das rigorose Training gegangen waren, dass Eliza und er sich für die „neuen“ ersonnen hatten. Es war eine gnadenlose Mischung aus den Trainingsmethoden, die er und seine Drachen auf dem Weg zum Attentäter durchlaufen hatten und dem Trainingsprogramm der Arbites. Er hatte es so ausgelegt, dass Aliza sich die am besten geeignetsten Kandidaten für ihre Sturmgardisten ausgesucht hatte, sowie Ken sich seine Favoriten für die Späher. Aber die besten aller Soldaten wurden durch ein noch härteres Training geschickt, dass nur ein einziges Ziel hatte: Sie zu Schwarzen Drachen auszubilden.
Doch der Gedanke an die Ausbildung seiner Männer lies auch unliebsame Erinnerungen an seine Jugend wiederkehren. Das Training, dass er und die ersten Drachen durchgemacht hatten, war um einiges härter gewesen als das, was er seinen Soldaten angedeihen ließ. Von den über achthundert Kindern seines Jahrgangs, die für die Ausbildung „eingezogen“ worden waren, hatten nur knapp siebzig überlebt. Und das auch nur, weil er bei der Abschlußprüfung einen Aufstand angezettelt hatte. Doch er verdrängte die schmerzhaften Gedanken daran schnell. Sie waren nun frei, frei um sich am Imperium dafür zu rächen, was sie ihm und seinen Brüdern und Schwestern angetan hatten. Aus den siebzig Jugendlichen, die er gerettet hatte, waren im Lauf der Jahre schon weit über tausend Soldaten geworden. Rekrutiert aus den unzähligen Unzufriedenen und Verratenen der Planeten, die er auf seiner bisherigen Reise besucht hatte. Und es wurden ständig mehr. Im Moment waren nur die besten seiner Soldaten mit ihm auf dem Planeten. Der Rest befand sich auf seinem Kreuzer „Suche nach Freiheit“ und wurde dort entweder gerade ausgebildet, oder bewachte ihre momentane Heimat.
Zur Rekrutierung nahm er immer eine kleine Streitmacht mit, einerseits um die PVS des jeweiligen Planeten in Schach zu halten und andererseits, um die Stärke der Drachen demonstrieren zu können. In einigen Situationen hatte er mit seinen Soldaten bereits Anlagen der PVS gestürmt, um Ausrüstung und Waffen zu ergattern. So hatten sie zum Beispiel bei einer solchen Aktion eine Fabrik eingenommen, um ihre Chameolingetarnte Uniform herzustellen. In anderen Situationen hatten sie Rebellen unterstützt, die sich ihnen danach zum Teil angeschlossen hatten. Jetzt wünschte er sich, er hätte jeden zur Verfügung stehenden Mann und jede zur Verfügung stehende Frau bei sich. Der Ausbruch würde schwierig genug werden, egal was die Nacht noch für Überraschungen für sie bereit hielt. Doch er war sehr zuversichtlich, dass weder Xenos noch Imperiale sie am weiterleben hindern würden. Egal wer die Drachen herausfordern würde, er würde sie mit Stumpf und Stiel ausrotten. Er würde sie Verbrennen und ihre Asche vom Wind in alle Richtungen wehen lassen.
Er würde jede Erinnerung an sie auslöschen.