Nur dir ist auch klar, dass man so den armen einen Zugriff auf die öffentlich rechtlichen versagen würde (der Gruppe, die wir jetzt schon haben, die GEZ zahlen soll, nicht befreit wird, es sich aber eigentlich nicht leisten kann) und die Qualität der Sender weiter sinken würde (wer die Menge an Werbung [obwohl es Pay-TV ist] und die Qualität der Kommentatoren bei Sky kennt, weiß was ich meine).
Das träte gewiss so ein. Die Frage ist aber doch: sind die Öffentlich-Rechtlichen in ihrer Bedeutsamkeit auf eine Stufe mit dem ÖVPN, den Lehrgebäuden von Schule bis zur Universität oder den klassischen Solidarsystemen Renten-, Kranken- u. Sozialkasse zu stellen? Bei den aufgezählten Institutionen sehe ich eine Notwendigkeit der Erhaltung und Aufbereitung für alle Bürger, auch wenn manch einer nicht studieren geht, den ÖVPN nicht in Anspruch nimmt oder das Rentenalter nicht erreicht. Wenn diese Eckpfeiler der öffentlichen Daseinsvorsorge wegfallen, hätte das massive Auswirkungen auf die Gesellschaft als funktionierendes (das muss man nicht so zweckmäßig lesen, wie es ein technisches Wort wie "funktionieren" nahelegt) Sozialgefüge. Wenn ein paar Fernsehsender allerdings, die ihr Programm ohnehin schon auf Quote auslegen, sich wie ihre Konkurrenten privater Provenienz auch selber auf dem Beliebtheitsmarkt behaupten oder neue Konzepte erschließen müssen, um den Finanzierungsbedarf zu decken, dann sehe ich darin keinen relevanten "Zusammenbruch".
Was spricht denn dagegen, dass die Öffentlich-Rechtlichen ebenfalls regelmäßige Werbeunterbrechungen schalten, wenn das Millionenlasten von den Gebührenzahlern nimmt (das belastet die Armen übrigens in Zukunft erheblich, weil die Befreiungen, die heute immerhin mühselig durchfechtbar sind, auf ein Minimum zurückgefahren werden; dann dürfen beispielsweise auch Blinde wieder einen Anteil zur Kasse geben)? Wo ist der gesellschaftstragende Aspekt an ein paar Fernsehsendern, dass sämtliche Haushalte in diesem Land ihre Gebühren abdrücken müssen? Ich finde das geradezu grotesk, zumal die Unabhängigkeit dieser nur auf dem Blatt Papier besteht bei all den Einmischungen aus den Bundesländern (rezentes prominentes Beispiel wäre die Intendanz Nikolaus Brenders und der ausgeübte Einfluss der Landesfürsten (insb. Koch) darauf). Die ganze Masche ist nur deswegen möglich, weil Fernsehen als weit verbreitetes und akzeptiertes Nullmedium sich vor den Bürgern nicht rechtfertigen muss und eine stetig wachsende Rentnerschar nicht auf ihre klientelgerechten Sendungen verzichten möchte; Grund mehr übrigens, noch schnell aus diesem Teufelskreis auszubrechen, bevor es ob der Demographie unmöglich wird. Man stelle sich wirklich einmal vor, eine leicht gehaltsvollere Zeitung als die "BILD" müsste von jedem Haushalt finanziert werden, dafür bekäme aber auch jeder Bürger sein Exemplar kostenfrei nach Hause geliefert. Da hülfe die Rechtfertigungsmaschinerie von "Informationsverbreitung" auch kein Stück weiter. Warum das Fernsehen nur wegen seiner Massentauglichkeit von einer solchen Grundsatzkritik verschont bleibt, ist mir unerklärlich.
Letztlich reden wir davon, eine gewiss liebgewonnene, aber weitestgehend überflüssige Institution auf Zwangsabgabe hin am Leben zu erhalten. Ich bin mir sehr sicher, dass potentiell das Reservoir an Zuschauern groß genug ist, als dass diese mit ihren Abgaben "exklusiv" ihre Öffentlich-Rechtlichen finanzieren, natürlich mit höheren Beiträgen, weil die ubiquitäre Finanzierung wegfällt. Du räumst ja selber ein, dass Dir der Komplex nur deswegen am Herzen liegst, weil Du ausschließlich diesen frequentierst. Das ist menschlich, aber weiträumig überzeugend ist es nicht. Notfalls muss man in den sauren Apfel beißen und von Werbung überrollt werden, das ist für die meisten immer noch besser als das völlige Fehlen der Öffentlich-Rechtlichen. Und wenn dann einzelne Sender oder die ganze Gruppe sich nicht am Markt behaupten kann (was ich aus den genannten demographischen Gründen sehr stark bezweifle), dann sei es eben so. Es kann nicht vornehme Bürgerpflicht sein, scheintote Fernseherzeugnisse über viele Jahre hinweg am Leben zu erhalten. Zumal es mit keinerlei Mitrederecht einhergeht, sondern mit der staunenswert verächtlichen Einordnung unserer Intendanten, es möge darüber doch bitte keiner ein schlechtes Wort verlieren, es sei ja für jeden was dabei. Für mich ist das eine einzige Katastrophe.