Historisch [SAGA] Söhne des Achilleus

Ganz tolle und wie immer informative wie interessante Unterhaltung, ganz großartig!
Habe meiner Begeisterung für das Thema und die Miniaturen zusätzlich mit mehrerereren Likes Ausdruck verliehen, weil Gründe.

Schilde sind ja nunmal zum "im Weg sein" gemacht, aber ich verstehe die Begeisterung.
Freue mich trotzdem auf die Herren, die bisherigen Miniaturen unterstützen hierbei die positive Erwartungshaltung ohne überbordenden Druck aufkommen zu lassen.
 
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Vielen Dank für das überschwängliche Lob! Freut mich sehr ☺️
Nachträgliches Rein- und Festgucken ist genauso gewünscht. Ich baue mir hier selbst ein Archiv, auch zur Selbstheilung von den ständig weiterrutschenden Timelines auf Social Media.

Genauso entschleunigt geht's mit den nächsten vier Minis weiter. Mehr als Hautfarbe und ein paar Details war bis heute nicht drin, eventuell setze ich mich später nochmal dran.

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Allerdings steht auch noch ein kleiner Sermon an, den ich schon länger auf Halde liegen hab. Vielleicht kommt also noch ein mehr oder weniger unbebilderter Einschub dazwischen, für die Hardcore-Fans.
 
Wie angedroht, mal was anderes zwischendurch.

Kurzvorstellung: Soldiers & Ghosts – A History of Battle in Classical Antiquity​

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Format: Paperback, nichts zum Hören

Autor: John E. Lendon

Erschienen New Haven/London 2005, 468 Seiten, ca. 25 Euro


Ich mache hier ja gern (Anti-)Werbung für historische Romane im Hörbuchformat. Die kann man beim Hobbying nebenher wegkonsumieren. Das ist aber nur eine Form, sich den "Fluff" fürs historische Wargaming draufzuschaffen. Vielen Leuten macht es genauso viel Spaß, sich in die vermeintlich (!) harten Fakten zu stürzen, also sich durch Sach- und Fachbücher zu schmökern. Die Spanne ist groß, es gibt für jedes Level was, wie hier schon mal angedeutet.
Vieles davon ist sehr klassische Militärgeschichte. Das heißt es geht um Strategie, Taktik und allerlei technische Details. Eben das, was man für die gewünschte Simulation am Spieltisch gebrauchen kann. Und, keine Frage, das kann interessant sein.

Das Buch von John Lendon hat einen ganz anderen Ansatz. Einen, der Knöpfchenzähler und Simulationisten ärgern dürfte. Er verwirft nämlich die ganzen funktionalistischen Erklärungsmodelle dafür, wie und warum militärische Konflikte in dieser und jener Art geführt wurden. Stattdessen versucht er, ätzend kulturwissenschaftlich, Zustände und Entwicklungen aus "weichen Faktoren" wie Geschichtserzählungen, gesellschaftlichen Normen oder sozialen Dynamiken abzuleiten. Für ihn gelten also nur die Menschen ("Soldiers") und ihre Prägungen ("Ghosts").
Ein Beispiel: Dass Griechen gegen 300 v. Chr. immer seltener als schwergerüstete Hopliten kämpfen, sich lieber leichtbewaffnet oder beritten ins Getümmel stürzen, soll überhaupt nichts mit taktischen Erwägungen (wie dem modernen Prinzip der "verbundenen Waffen") zu tun gehabt haben. Dagegen erklärt Lendon die Veränderung damit, dass der Hoplitenkampf zu erfolgreich geworden sei: Er sei immer professioneller, durch Training (téchne) erlernbar geworden. Das aber lief dem uralten Männer-Ideal der ganz untechnischen, persönlichen "Eignung" (aretḗ) zuwider. Wer die beweisen wollte, suchte deshalb Alternativen zum Kampf in disziplinierter, unheroischer Formation – als Plänkler, Scharfschütze oder gewandter Reiter.

In dieser Art durchwandert Lendon die gesamte Antike, knapp 1200 Jahre, von den frühen Griechen bis zu den späten Römern. Man muss dabei nicht jeder Deutung folgen. Dass wirklich alles nur von Ideen und Traditonen abhängig gewesen sein soll, überzeugt mich auch nicht durchweg. Schlimmer noch, ich bekomme hier keine Bemalvorlagen, Anleitung, wie man Tabletop-Gefechte gewinnt, oder auch nur Input für Hausregeln. – Warum hab ich's dann aber, wie oben zu sehen, so zerlesen und gebe hier eine Empfehlung?

Ja, das Buch gibt's nur auf Englisch. Nach knapp 20 Jahren wird auch keine deutsche Übersetzung mehr kommen. Doch wer sich sonst durch englische Regelbücher quält, wird es hier sogar leichter haben. Lendons Erzählstil ist launig, er verzichtet auf Faktenhuberei. Und wie jedes – gute – Fachbuch muss man es auch nicht von vorn bis hinten durcharbeiten, sondern kann einfach mal querlesen.

Vor allem aber kann der geneigte Wargamer sich bei Lendon ein gesundes Erwartungsmanagement abgucken. Für meinen Geschmack viel zu oft brüsten sich Regelschreiber und Hobbygeneräle damit, wie "authentisch" ihre Spieltischerfahrungen seien und was man dadurch alles über "die Geschichte" lernen könne. Gerne halten sie einem auch Vorträge über die kriegsentscheidende Dicke von Panzerplatten, den objektiven Sinn von Uniformfarben oder die absolut berechenbare Gradzahl erfolgreicher Angriffswinkel.
Lendon weist dagegen schlicht darauf hin, dass andere Menschen, vor allem die früher, nicht so ticken müssen wie wir. Und das nicht, weil diese anderen, früheren Leute irgendwie dümmer waren als wir, sondern bloß in völlig anderen Umständen lebten und damit umgehen mussten. Ihre Problemlösungen können wir prinzipiell erschließen und verstehen. Doch wir können sie niemals wirklich nachfühlen, uns hineinversetzen oder, anders gesagt, sie "reenacten". Schon gar nicht mit den Schnipseln, die wir wirklich "wissen".

Eine, wie ich finde, sehr wichtige Lehre. Und die einzige, die man aus Geschichte ziehen kann. Dafür dann auch gerne
10/10 Papyrusrollen
 
Dagegen erklärt Lendon die Veränderung damit, dass der Hoplitenkampf zu erfolgreich geworden sei: Er sei immer professioneller, durch Training (téchne) erlernbar geworden. Das aber lief dem uralten Männer-Ideal der ganz untechnischen, persönlichen "Eignung" (aretḗ) zuwider. Wer die beweisen wollte, suchte deshalb Alternativen zum Kampf in disziplinierter, unheroischer Formation – als Plänkler, Scharfschütze oder gewandter Reiter.

Nur gewinnt man mit solch einem „Idealismus“ keine Schlachten. Die gewinnt man mit besseren Waffen und besserer Taktik.
 
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Diesen Monat ist einfach zu viel los, und ich muss kleinere Hobbybrötchen backen. Ofenfrisch also hier der Trupp der Triarier.

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Wieder kommen die Figuren großteils aus dem Bausatz von Agema. Auf den letzten Metern hat's mich nochmal gepackt, und ich habe einen Kopf getauscht (2. v. l.) und die Schulterauflage beim Herrn ganz rechts mit Green Stuff aufgefüllt. Vor allem um ein bisschen Variation reinzubringen (über die für Römer nicht ganz stimmigen Helme hab ich mich ja schon ausgelassen). Aber auch um zu zeigen, was noch so an Kombinationen vorstellbar ist: Der Pilos-Helm – mehr hier – war einfach sehr verbreitet und könnte ebenso gut den alternativ als "Pilani" bezeichneten Veteranen den Namen gegeben haben. Und der "Schnitt" der Ringpanzer ahmt den des griechischen Linothorax so stark nach, dass einzelne Komponenten quasi austauschbar wären. Der Schulterschutz (humeralia) aus organischem Material hätte sogar den Vorteil, dass sie den Nacken besser schützt. Es kann aber auch einfach ein Reenactorism sein, entstanden aus vereinfachten Darstellungen wie dieser.

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Die Schildbemalung folgt dem schon bekannten Prinzip, Blitze, Donnerkeile und andere göttliche Attribute in verschiedenen Stufen der Abstraktion darzustellen. Sogar die – für die echt späte Republik angenommenen – Rechtecke könnten davon abgeleitet sein. Den Veteranen wollte ich bloß zugestehen, etwas mehr Farbe und individuellere Gestaltung ins Spiel zu bringen. – Dass die Triarier sehr oft kniend gezeigt werden, haben wir wiederum dem ollen Livius zu verdanken. Über die Aufstellung der urrömischen Armee meint er unter anderm zu wissen (Wortlaut hier, ich übersetze so):
Die Triarier ließen sich unter ihren Fahnen nieder, das linke Bein vorgestreckt, die Schilde an die Schulter gelehnt, die in die Erde gestoßenen Lanzen mit nach oben gerichteter Spitze haltend, nicht anders als starrte die Schlachtreihe wie von Palisaden umschlossen. Falls auch bei den Principes der Kampf nicht gerade glücklich verlief, zogen sie sich allmählich aus der Frontlinie zu den Triariern zurück; daher ist redensartlich geworden, dass, wenn etwas Mühe macht, „die Sache zu den Triariern zurückgegangen ist“.
Römische Geschichte VIII,8,10f.

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Ob sie nun also gekniet haben oder nicht: Die Triarier sind das Äquivalent einer Phalanx, wie man sie von den klassischen Griechen kennt. Deshalb tragen sie auch die Stoßlanze, die hasta, statt dem bekannteren Wurfspieß, dem pilum. Und wie bei den Griechen haben sich mit der Zeit leichter bewaffnete Elemente entwickelt (z. B. ähneln die Velites den Peltasten, die Hastati den Thureophoroi). Bei den Römern bleiben die aber Teil der Gesamtformation, stellen sich vor statt neben die Phalanx und tragen so irgendwann die Hauptlast im Kampf. Das ist ein ziemlich langwieriger und nicht besonders gradliniger Prozess. So sollen noch um 280 v. Chr. die Principes ebenfalls die hasta geführt haben – wovor ich mich bei meiner Version gedrückt und ihnen einfach Schwerter verpasst habe ? Andererseits umso mehr Grund, es nicht zu genau zu nehmen mit den Ausrüstungsdetails und der fein säuberlich geordneten triplex acies.

Um die zu füllen, fehlt jetzt noch ein Element. Mehr dazu – demnächst ?
 
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Soll es geben, so Monate.
Erstmal, die Buchvorstellung finde ich klasse, das Werk kommt auf die Liste. Klingt sehr interessant, sowohl vom Inhalt als auch dem Ansatz.

Dafür das es nur 4 sind, sind die 4 Herren aber auch echt super geworden, die Schilde sind erste Sahne! Das mit dem Design hast Du echt raus, das sieht top aus.
Da freut man sich schon auf den nächsten Teil.
 
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Erstmal ein krass verspätetes Dankeschön an @Bulweih und @Moiterei_1984 für die Kommentare! Ein Dank per Einzeiler fühlt sich immer so nach Spam an, da kann ich auch auf Social Media bleiben. Für sinnvolle Updates fehlte mir aber zuletzt schlicht die Zeit. Heute aber ist Geburtstag, und ich hab mir von allem frei genommen, um endlich mal wieder hobbymäßig durchzuwischen. Also dann!

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Schon vor ner Weile hab ich mir einen Obermotz vorgenommen. SAGA verlangt einen "Konsul" (der "Tribun" meint dasselbe, ist bloß missverständlich benannt). Also einen von zwei führenden Köpfen der römischen Republik. Für Plänklergefechte finde ich den etwas überdimensioniert. Glücklicherweise verfügte jede Legion über genau sechs Stabsoffiziere, die sogenannten Militärtribune (tribuni militares). Unter denen gab es richtige "Kampfschweine", wie Labertasche Livius weiß:
[Da] trat ein Gallier vor, der durch seine Größe und seine Waffen auffiel. Er schlug mit dem Speer gegen seinen Schild, und als er so Ruhe geschaffen hatte, forderte er durch einen Dolmetscher einen von den Römern heraus, mit der Waffe gegen ihn zu kämpfen. Da war ein junger Militärtribun, Marcus Valerius […]; er fragte zunächst den Konsul um Erlaubnis und trat dann bewaffnet in die Mitte vor.
Römische Geschichte VII,26,1f.
Ob sich die Römer den heroischen Zweikampf von den keltischen Nachbarn abgeschaut haben oder mehr von den legendären Duellen im Kampf um Troja inspiriert wurden – er kam wohl nicht so selten vor, weil besonders junge Kerle damit die von ihnen geforderte "Mannhaftigkeit" (virtus) beweisen konnten.

So viel Vorgeschichte hat mich dann zu diesem kleinen Umbau verleitet.

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Die Figur stammt wieder aus dem Hause Agema, passt deshalb in ihren drahtigen Proportionen gut zu den restlichen Römern. Nur die ursprüngliche Pose mit gesenktem Schwert gefiel mir nicht. Mit einem angewinkelten Plastikarm und grob verspachteltem Übergang ließ sich das schnell ändern, sodass der müde Krieger sich nun den Schweiß vom Antlitz wischt (oder sich pandemiekonform in die Armbeuge schneuzt).
Die Ausrüstung orientiert sich an den vielen (vielen!) Kriegerdarstellungen auf Bestattungskisten. So wie dieser aus ungefähr passender Zeit:

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Quelle

Lamellen-, Schuppen- und sogar Stoffpanzer sieht man da häufig. Wie oft sie aber wirklich getragen wurden oder ob das, wie bei den südlichen Griechen, mythologischer Kitsch war, weiß niemand. Für einen ranghohen Offizier, noch dazu aus altem Adel, mag das aber in Ordnung gehen.
Ein passendes Opfer musste aber noch her. Ein lebensmüder Gallier ließ sich nicht auftreiben, aber meine Restekiste spucktes nen Ersatzmann aus:

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Der ist zugleich ein Rückgriff auf das Originalprojekt unter gleichem Titel – also vor gut 15 Jahren! Damals zierte der arme Knilch das Base eines Elefanten. Etwas weniger dramatisch, aber umso heroischer darf er sich jetzt zu Füßen eines menschlichen Gegners ausruhen. Um ihn besser ins Setting einzupassen, habe ich ihm noch Helm und Schild angeheftet. Die arg martialische Schwertwunde musste sein, um eine Beschädigung der Figur zu kaschieren.
Alles zusammen sieht nun so aus:

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Die Fotos machen wieder Probleme. Irgendwie stimmte weder der Winkel noch das Licht. Aber besser wird's heute nicht.
Farblich habe ich mich an zwei Überlegungen gehalten. Der geschlagene Feind trägt die schon von den Italioten bekannten Farben und Muster. Dem Römer-Chef dagegen soll man ansehen, dass er eigentlich nicht fürs Getümmel gekleidet ist. Deshalb kommt er in aristokratischem Weiß und Purpur daher.

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Auch für das Schildmotiv standen die Etrusker Pate. Ungefähre Vorlage war eine Wandmalerei aus dem Giglioli-Grab in Tarquinia, keine 100 Kilometer nördlich von Rom gelegen. Nicht gemeinfrei, aber hier im Bild. Die blaue Schildinnenseite ist vom, keine Überraschung, ebenfalls etruskischen "Amazonensarkophag" inspiriert.
Wie man sieht, liefern die Etrusker reichlich Bemalvorlagen. Für die verfeindeten Römer sind sie zwar nur bedingt aussagekräftig, weil es deutliche kulturelle Unterschiede gab. Aber für den Anführer, dessen Familie sich bestimmt auf irgendwelche Ahnen aus der – etruskischen – Königszeit Roms zurückführt, geht das wohl gerade so durch.

Next up, weniger Spektakuläres und weniger Blabla, streng versprochen!
 
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Geht direkt weiter hier.

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Die Jungs stehen schon länger aufm Tisch und sind auch schon etwas weiter als im Foto. Weil ich die letzten Wochen nur alle paar Tage ein paar Striche setzen konnte, hab ich mir Zwischenstände gespart. Jetzt zieh ich durch und hoffe, dass sie bis morgen ablichtfertig sind. Drückt die Daumen!
 
Und wieder: Vielen Dank @Moiterei_1984 – die Liebe zu Vignetten teilen wir tatsächlich!

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Etwas nüchterner geht's weiter. Die Bemalung ist schon letztes Wochenende fertig geworden, für Lack und Fotos war aber erst heute wieder Zeit.

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Wie schon angeteasert, ist die triplex acies mit dieser Einheit komplettiert. Die Hastati, wörtlich "Speermänner", bilden darin die vorderste Linie. SIe sind die jüngsten – also unerfahrensten – und einkommensschwächsten – das heißt eher leicht gerüsteten – Kämpfer in der Formation. Ihr Name deutet an, dass sie ursprünglich mit dem Speer (hasta) gefochten, ihn aber irgendwann gegen den spezialisierteren Wurfspieß (pilum) getauscht haben. Ob das schon um 300 v. Chr. so war, ist – wieder mal – reine Spekulation.

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Weil sie von Römern selbst eher als "Wegwerfware" behandelt wurden, kommen meine Hastati farblich etwas schlichter daher. Auch habe ich den meisten den Federbusch gestutzt und ein paar ganz Ungerüstete aus dem Veliten-Set, wie bekannt auch von Agema, eingebaut.
Bis auf den Krieger links außen (der wohl eher einen Alliierten der Römer darstellen soll) ist die Körperpanzerung der Hastati-Figuren auf ein schlichtes Brustblech (pectorale) reduziert. Wahrscheinlich hat dieses Klischee unser Freund Polybios (Historien 6,23) in die Welt gesetzt: Er weiß von den "Gemeinen", dass sie "eine Bronzeplatte, eine Spanne (σπιθαμιαῖος – spithamiaios) breit, als 'Herzschutz' (καρδιοφύλαξ – kardiophylax)" tragen.

Überzeugend finde ich die Argumentation (hier zur Gänze), dass hier nur das kurioseste Detail einer Rüstungsmode beschrieben ist, die griechischen Lesern um 150 v. Chr. unbekannt, weil damals hoffnungslos veraltet war. Besucher dieses Threads dagegen kennen sie natürlich längst!

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Quelle (© José Luiz Bernardes Ribeiro, CC BY-SA 4.0)

Das wäre nämlich der italische Panzer aus Scheiben und Schienen. Der ist bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. auch archäologisch gut belegt, verschwindet dann aber spurlos. Zeitlich fällt das mit der römischen Expansion nach Süditalien zusammen. Gut möglich also, dass diese einst stolze Kriegermode von den Römern absorbiert und nur noch als "zweite Garnitur" von weniger wohlhabenden Soldaten aufgetragen wurde.

Wie dem aber auch sei – mit den Hastati sind die Römer auf vier SAGA-Punkte gebracht und die Altlasten mehrheitlich abgearbeitet ? Noch kein Ende der Fahnenstange, aber Gelegenheit, schon mal die nächste Baustelle in den Blick zu nehmen. Dazu wann anders mehr.
 
Natürlich richtig erkannt @Eddar – der Teaser war ein Zitat aus "Troy". Den Trojanischen Krieg werde ich hier aber nicht aufrollen.

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Nein, hier geht's wie üblich von hinten durch die Brust ins Auge: Denn die bedeutungsschwangeren Worte spricht im Film Brad "Achill" Pitt. Bei Wolfgang Petersen stirbt die Figur als kinderloser Single. In der mythologischen Wahrheit hinterlässt der Held dagegen einen mindestens ebenso unsympathischen Sohn, Neoptolemos. Zum Beweis prügelt dieser feine Mensch z. B. hier Opa Priamos mit dessen Enkelsohn zu Tode.

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Quelle

Einige sagen, dass er hernach mit einem süßen Leben an der Adriaküste belohnt wurde. Ipiros heißt die Gegend heute und liegt teils in Griechenland, teils in Albanien – oder für Pauschaltouristen: direkt hinter Korfu. Und wo schon mal ein legendärer Kriegsverbrecher dort gestrandet war, beriefen sich die späteren Könige nur zu gern auf entsprechende Abstammung. Vielleicht kennt der ein oder andere die Tochter eines viel späteren Neoptolemos, Olympias.

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Quelle (Remy Steinegger, CC BY-SA 2.0)

Die war nicht nur Mutter von Colin Farrell aka Alexander dem Großen. Sondern zugleich Großtante eines anderen Königs von Epeiros (wie man's damals nannte): Pyrrhos I. Ob der, wie sein Name sagt, wirklich "rothaarig" war oder einfach den Beinamen des Ahnherrn Neoptolemos verpasst bekam – er wurde als unermüdlicher Kriegstreiber tätig und war damit wirklicher "Sohn des Achilleus". (Und nebenbei ist so auch geklärt, woher dieser Thread bzw. sein Vorgänger aus Anno Blumenkohl seinen Titel hat ?)
Am ehesten gehört hat man heute noch vom "Pyrrhussieg". Also einem Erfolg, den man sich zu teuer erkauft hat. So was fuhr der historische Pyrrhos von Epeiros gleich mehrmals gegen die Römer ein. Zum Warum und Weshalb lasse ich mich sicher später mal aus. Für den Moment reicht wohl eine Vorschau auf die Minis, die da kommen.

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Zuerst natürlich der Held himself. Über dessen Auftreten, Aussehen und Klamottage gibt es zahlreiche – und, zugegeben, durchweg spätere – Berichte. Schöne Vorlage fürs Bemalen also und auch ein paar kleinere Umbauten. Grundlage sind wieder mal die Figuren von Victrix. Auch dazu später mehr.

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Aber wo der König sich schon selbst ins Getümmel stürzt, braucht es auch ein paar Leute, die er herumkommandieren kann. Ich beginne mit der Brot-und-Butter-Truppe der Zeit, der Phalanx makedonischer Bauart. Mit solchen Leuten hat Alexander das Perserreich überrollt. Was sie in einem Plänklersystem wie SAGA zu suchen haben, darüber können wir vielleicht diskutieren, sobald sie etwas Farbe bekommen haben.

So weit das Wort zum Sonntag. Ich muss zurück in den Vorweihnachtsstress(TM).
 
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Weil sich gerade Römer und Hellenen auf dem Maltisch tummeln, hab ich mir zuletzt passendes Hintergrundrauschen aufs Ohr gelegt. Wie immer hier mein Senf dazu.

Kurzvorstellung: Kampf der Imperien (Miniserie)​


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Format: Hörbücher (ungekürzt)

Autor: Ben Kane

Sprecher: Reinhard Kuhnert / Jürgen Holdorf


Vorab: Die "Serie" besteht aus zwei Bänden. Die Handlung hätte auch in ein Buch gepasst. Deshalb lohnt keine Einzelbesprechung. – Inhaltlich schließt "Kampf der Imperien" so zufällig wie nahtlos an die "Commander"-Serie von Christian Cameron an (die schon hier vorgestellt wurde). Wieder geht's in die Zeit um 200 v. Chr. Nur die Perspektiven wechseln: Dort ging es um die "freien Griechen", die zwischen den Großmächten Rom und Makedonien herumlavieren. Hier treten die "Imperien" selbst ins Bild.

Dazu wird die Geschichte aus vier Blickwinkeln erzählt: dem des Feldherrn Flamininus und von Felix, einem 'einfachen' Princeps, auf Seiten der Römer, von König Philipp V. und dem Phalangiten Demetrios für die Makedonen. Damit werden sowohl Großstrategie als auch die "Stiefel im Dreck" eingefangen, und das hüben wie drüben – das finde ich geschickt gelöst.

Der Fokus liegt dabei klar auf Krieg und Gemetzel. Alles andere an Plot ist auf dessen Vor- und Nachspiel beschränkt. Allerdings hab ich sowas schon ätzend langweiliger empfunden als hier. Zumal Ben Kane erst gar nicht versucht, das als große Literatur auszugeben oder Leser mit Splatterkunst zu beeindrucken. So fallen auch die sonst sehr beliebten Porno-Szenen und Klischee-Frauen einfach komplett weg. Als reine Männerwelt ist das Setting zwar nicht weniger künstlich, dafür nicht gar so krampfig edgy.

Deutliche Abzüge gibt's in der B-Note. Denn dafür, dass der Autor viel auf Recherche gibt (unter anderm hat er vor Jahren einen Marsch in Legionärsklamotte unternommen), stolpert er über etliche Details. Völlig unnötigerweise, weil es mit Polybios einen Beinahe-Zeitgenossen gibt, der über den hier verwursteten Konflikt schreibt. Kane hätte dort z. B. nachlesen können, wie man als römischer Soldat rekrutiert, ausgebildet, versorgt und in den Kampf geschickt wurde – und dass das nichts mit den Verhältnissen 150 bis 300 Jahre später zu tun hatte, die ihm wohl vorschwebten. Hier stecken also etliche Falschinformationen drin, auf denen zu allem Überfluss der Plot wesentlich aufbaut.

Vielleicht weil ich solchen Kummer gewöhnt bin, haben mich die Bücher trotzdem unterhalten. Ich habe sie auf Deutsch angehört, weil mich die englische Aussprache der erwartbar vielen antiken Namen und Begriffe schon in der Hörprobe nervte. Reinhard Kuhnert fängt gut an (wenn man seinen etwas schläfrigen Vortrag verträgt), seine Ablösung, Jürgen Holdorf, lässt dafür auf ganzer Linie stark nach. Drum würde ich jedem Interessierten die englische Fassung empfehlen, denn so kompliziert ist die Story ja nicht.

Für das sonst sträflich vernachlässigte Thema und den No-Nonsense-Ansatz komme ich immer noch auf

7/10 abgetretene Schuhnägel oder 6/10 fürs deutsche Hörbuch