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Ricko folgte dem Searge durch den schwarzen Qualm. Es roch nach verbranntem Plastik und Grillfleisch. Durch die Gasmaske fiel das Atmen schwer, und durch das Nachtsichtgerät das sehen. Die Infrarotsicht war auch nicht gut, im Gegensatz zum Nachtsichtgerät leuchtete auf einmal alles. Hell leuchtende Krümel lagen überall, vom Flammenwerfereinsatz glimmte noch der gesamte Flur. Das Loch, wo früher die Tür war, blendete fast. Emmerald pumpte einen roten Schatten mit weiß leuchtenden Geschossen voll. Plötzlich war die ganze Wand hinter der roten Gestalt mit Spritzern in der gleichen roten Temperaturfarbe voll, die aber schnell verblassten.
Ricko schaltete seine Pistole auf halbautomatik und beobachtete, wie Searge Emmerald auf der Treppenabgewandten Seite über eine Brüstung sprang. Er lief auf der entgegengesetzten Seite die Treppe herunter und stolperte fast über einen Körper, der noch in Flammenwerfertemperatur leuchtete wie alles andere, und deshalb im IR-Bild fast unsichtbar war. Mit der freien Hand hielt er sich am Treppengeländer fest - ein schwerer Fehler, das war noch glühend heiß. Unterdrückt fluchend ließ er wieder los, während er sich hinkniete und in dem neu entdeckten Raum umsah. Der Geruch nach brennendem Plastik war hier fast unerträglich, sogar durch die Gasmaske.
Dort war eine Tür, da rechts noch eine. Oben, als zweiter Zugang zur Brüstung eine weitere. "Geb der Imperator, daß Jack von seiner Position draußen die Wachen auf dem Dach inzwischen erledigt hat", dachte Ricko, "wenn die alle hier hereinkommen, haben wir nur geringe Chancen."
Erste Regel: "Sieh Dich nach Deckung um."
Sie schienen in einer Art Lagerraum gelandet zu sein. Rechts sprang eine rote Gestalt in das Blickfeld. Jason. Ricko hätte ihn beinahe erschossen. Es standen Fässer herum, beschriftet in einer Sprache, die er nicht verstand. Das Symbol darauf war allerdings eindeutig: "Explosiv". Verdammt, und hier brannte es überall! Sie mußten sich beeilen. Außerdem hieß das, daß es hier keine Deckung geben konnte.
Der Searge machte sich an einer Tür zu schaffen. "Searge, lass'n Se mich das machen, ich hab' das jelernt." Emmerald trat zur Seite und sicherte nach hinten. "Searge, in den Fässern is' was explosives. Wir können hier nicht schießen, Sir." "Ricko, denken Sie ich weiß das nicht? Nur weil Sie keine Hochgotisch können, heißt das noch nicht, daß es auch niemand anderes kann. Dies ist der Treibstoff für die Flammenwerfer auf dem Dach." Ricko sah sich das Schloß an. Ein billiges Schloß der Marke 43M27 für Low-Security-Areas. Mit Brandsicherung, was die Sache einfach machte. Daß sie immer noch verkauft wurden, war eine Frechheit! Ricko hob den Stiefel und trat das Schloß von der Wand ab. Die Tür öffnete sich. Ricko sprang schnell aus dem Sichtbereich, kam nach einer Rolle wieder auf die Füße und zielte auf die offene Tür.
Zeit, die Automatik wegzustecken und den Granatwerfer herauszuholen. Auch dieser Raum war voller Qualm. Die schrecklichen Schreie eines von Brandwunden überzogenen Menschen drangen an seine Ohren. Verdammt, die Sprenggranate und der anschließende Flammenwerfereinsatz hatten wohl mehr Schaden angerichtet als gedacht. Hoffentlich existierte das Missionsziel noch.
Ein lautes knirschen drang an seine Ohren. Die glühende Brücke neigte sich auf den geschmolzenen Pfeilern bedenklich zur Seite, genau auf Emmerald und Jason zu! "In Deckung!" Die beiden Soldaten waren trainierte Männer mit guten Reflexen, das mußte man ihnen lassen. Auf dieses Reizwort reagierten sie sofort und rannten in den offenen Gang, jeder an einer Seite, wo sie sich auf den Boden warfen.
Die Brücke stöhnte das Stöhnen, das malträtiertem Metall entspringt, wenn es an die Grenzen der Belastbarkeit gerät. Die Pfosten rissen endgültig, und das weißglühende Metall fiel auf die Plastikfässer mit der "Explosiv"-Aufschrift. Sofort reagierte Ricko und folgte den beiden Männern in den kurzen Gang. Es konnte sich nun nur noch um Minuten handeln, bis sich das glühende Metall der Brücke seinen Weg durch den dicken Sicherheitskunststoff der Napalm-Fässer geschmolzen hatte.
Gut. Von hinten würde sie niemand überraschen. Jetzt kam es nur noch darauf an, schnell wieder hier heraus zu kommen. Wenn er ehrlich war, hatte er allerdings eine Scheißangst vor dem, was mit diesem Lagerraum voller Napalmfässer geschehen würde.
Der Gang endete in einem T-Stück, von rechts und von links konnte jemand kommen. Irgend etwas bewegte sich dort in dem Rauch.
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Hoffentlich kommt mal was von Jason.