“Schwester Yelena”, sagte eine Stimme. Sie war erst nur gedämpft zu hören, wurde aber dann durchdringender “Schwester Yelena! Sie schlafen während des Studiums!” Yelena riss die Augen auf und sah sich heckig um. Sie saß an einem hellen Holztisch auf dem viele Bücher gestapelt waren. An den Wänden standen massive Bücherregale, voll mit Büchern, Schriftrollen und Folianten. Als sie an sich herunter sah bemerkte sie dass sie ihre Novizen Uniform trug. ‘Ich bin in der Bibliothek des Spektralklosters?’ dachte sie verwirrt. ‘War sie nicht gerade noch auf dem Schlachtfeld gewesen und hatte gegen Skaven gekämpft?’
Erst jetzt realisierte sie, dass jemand neben ihr Stand.
“Sie werden nie ein hohes Mitglied des Ordens, wenn sie den ganzen Tag in den Bäumen herumturnen und dann während ihres Studiums schlafen”, sagte eine selbst für eine Aelfin alt wirkende Priesterin.
“Wird nicht wieder vorkommen, Hohepriesterin Chrysalia”, sagte Yelena, die immer noch nicht ganz bei sich war.
“Das wird es auch nicht”, sagte Chrysalia. “Ihr müsst zurück. Ihr habt noch eine Blutschuld zu begleichen.”
“Eine Blutschuld?”, fragte Yelena verwirrt. Sie hatte diese Worte nie von einer Lebensmagierin gehört. In diesem Moment fiel ihr auf, dass sich das Kleid der Hohepriesterin an mehreren Stellen rot verfärbt hatte. Als sie an sich selbst herab blickte vielen ihr mehrere rote Wunden auf, die von Schusswaffen herstammen mussten und ihre eigenes Kleid rot färbte. ‘Woher kommen diese Wunden?’, fragte Yelena sich, die Augen vor schreck geweitet. Sie blickte zurück zu Hohepriesterin Chrysalia, die jedoch nicht mehr neben ihr stand, sondern mehrere Meter entfernt von ihr am Boden lag. Yelena eilte zu ihr und stellte fest, dass sie tot war. Sie sah sich um und sah viele weitere Leichen die ihre Freunde und Kollegen waren. Yelena spürte Hitze und hörte ein knistern. Als sie sich erneut umsah, sah sie dass die Bibliothek in Flammen stand. Ihr Novizen Kleid war feucht von ihrem eigenen Blut und eine Lache bildete sich bereits auf dem Boden.
“Yelena!”, hörte sie eine Stimme aus dem Türbereich. Als sie zur Tür blickte sah sie Verena, die auf sie zurannte. Sie trug jedoch keine Novizen Uniform, sondern eine türkisfarbene Rüstung mit weißen Schulterpanzern und mehreren Goldverzierungen.
“Verena? ... Was ist das für eine Rüstung?”, fragte sie verwirrt, wobei sie das Gefühl hatte, dass ihr die Rüstung bekannt vorkam.
“Yelena, wir müssten zurück!”, sagte Verena,
“Zurück wohin?”
“Zur Schorfweite. Unsere Brüder und Schwestern brauchen uns!”
“Schorfweite?”, fragte Yelena benommen.
“Yelena, komm zu dir!”, sagte Verena und packte sie an beiden Schultern.
Yelena riss die Augen auf. Die Bilder der brennenden Bibliothek waren verschwunden. Sie befand sich in ihrem Zimmer in Azyr. Ihre türkisfarbene Tunika war Nass von Schweiß. Als sich ihr Blick klärte sah sie in das besorgte Gesicht von Verena. Sie kniete neben ihr auf der Bettkante und hatte sie immer noch an den Schultern gegriffen.
“Endlich bist du aufgewacht”, sagte sie erleichtert und ließ Yelenas Schultern los.
Yelena stöhnte: “Ich erinnere mich. Dieser Stormfiend hat mich erwischt. So fühlt es sich also an wenn man stirbt.” Sie hob ihr den Stoff ihrer Tunika an, sodass sie ihren Bauch sehen konnte. Sie konnte immer noch mehrere kleine Narben ausmachen, wie die Projektile ihre Rüstung durchschlagen hatten.
“Ja, es ist keine so schöne Erfahrung”, sagte Verena seufzend. “Mich hat einer der Giftwindmörser erwischt. Das ist wohl eine Sache an die wir uns gewöhnen müssen.”
“Ja, scheint so”, sagte Yelena, während sie die Narben an ihrem Körper ertastete. “Oder alternativ vermeiden zu sterben.”
“Was war eigentlich mit dir? Ich hab dich erst fast gar nicht wach bekommen und du hast im Schlaf geredet”
“Es war nur ein Alptraum”, sagte Yelena. “Hab ich das eigentlich nur geträumt oder sagtest du, wir müssen zurück?”
“Ja, Gefolge unseres Chambers kämpfen immer noch in der Schorfweite. Lord Relictor Morbius sammelt die Gefolge die wie wir nach Azyr zurückgekehrt sind. Er sagte mir, dass ich nach dir sehen sollte.”
“Wie lange war ich weg. Ich habe kein richtiges Zeitgefühl?”
“Ungefähr drei Wochen sagte man mir”, sagte Verena “viele sind im Kampf gegen die Mächte des Chaos gefallen, da dauert die Neuschmiedung manchmal etwas länger” Verena stand auf und ging zur Tür.
“Ich mach mich gleich fertig”, sagte Yelena, sprang aus dem Bett und entledigte sich ihrer verschwitzten Kleidung. Sie war ein wenig erschrocken, dass seit sie in der Schorfweite gefallen war, drei Wochen vergangen waren. Nachdem sie sich gereinigt hatte, legte sie den Lendenschurz und die Bandagen an die sie als Unterwäsche trug und begann die einzelnen Teile ihrer Rüstung anzulegen. Sie war überrascht zu sehen, dass weder ihre Rüstung noch ihre Waffen die Schäden aufwiesen die sie auf dem Schlachtfeld erhalten hatten. Die Schmiedemeister hatten gute Arbeit geleistet. Sie streifte sich die einzelnen Teile ihrer Rüstung über und prüfte, dass alle Teile auch richtig saßen, griff ihren Bogen und machte sich auf den Weg. Draußen wartete Verena noch auf sie. Beide warfen sich noch einen bestätigenden Blick zu bevor Verena ihre Maske aufsetzte und beide zum Treffpunkt rannten.
Yelena konnte es nicht glauben. Ihre Wunden waren durch die erneute Neuschmiedung verheilt und sie fühlte sich diesmal diesmal nicht die Schmerzen oder Verspannung die sie bei ihrer ersten Neuschmiedung erlebt hatte. Sie erreichten die Basilika des Sturm. Yelena hatte nicht damit gerechnet, dass so viele ihrer Brüder und Schwestern bereits in der Schorfweite gestorben waren. Obwohl die Skaven nicht so schlagkräftig waren wie Diener des Tzeentch beim Kampf um die Unheimlichen Feste, erwies sich diese Schlacht als kräftezehrender. Als ihr Gefolge sie erblickte salutierte sie vor ihrem Prime. Yelena nickte und erwiderte den Gruß.
Minuten später kehrten sie als Gewittersturm zurück zur Schorfweite. Yelena spürte, wie sich Frustration in ihr breit machte, als sich ihr Blick klärte und sie sich ein Bild der Lage machte. Die Kämpfe dauerten jetzt schon Wochen an, wenn die Informationen stimmten die die anderen ihr gesagt hatten und dennoch wimmelte das Schlachtfeld immer noch schon Skaven. Es war, als würde man gegen ein Meer kämpfen. In der Ferne schürften immer noch die Parasitenmaschinen und spien dabei grünlichen Rauch aus ihren Schloten. Der Anblick der Maschine in Form der Maulwurfratte fachte ihr verlangen nach Rache erneut an. ‘die Blutschuld, für meine gefallenen Brüder und Schwestern’, dachte sie, rief ihrem Gefolge kurze Befehle zu, spannte ihren Bogen und schoss. Sie hatte mehrere Dutzend Clanrats mit ihren Pfeilsalven gefällt als die Erde plötzlich erbebte. “Was passiert hier? Es ist als würde der Boden … leben!” Yelena sah sich irritiert um, während der sich Teile des Bodens hoben und senkten und Stormcast Eternals wie Skaven gleichermaßen von Rissen verschluckt oder von Erdrutschen begraben wurden.
“Unter unseren Füßen soll der Weltentitan Behemat ruhen. Die Skaven scheinen ihn durch das korrumpieren der Orte der Macht geweckt zu haben”, rief Lord Castellant Victor ihr zu während er mehrere Clanrats mit seiner Hellebarde aufschlitze.
“Was!?”, rief Yelena ein wenig erschrocken “Ist es das, was die Skaven hier gesucht haben?” Die Erde bebte weiter als sich langsam aber sicher die riesige Kreatur erhob. Yelena schlucke. Sie hatte zwar schon von den Gottbestien gehört, jedoch hatte sie nie eine solche Kreatur gesehen. Das kreischen von Skaven in ihrer Nähe holte ihre Gedanken zur Schlacht zurück. Sie schoss weiter bis sie in etwas Entfernung etwas anderes sah, als Clanrats und Stormfiends. Ein Skaven, dessen Körper von Narben und Schwellungen übersät war und eine eine eher schlecht sitzende graue Rüstung über magentafarbenem Stoff trug. Er war in Begleitung einer Einheit Stormvermin und schien eine gewisse Autorität unter den Skaven zu haben. Yelena fluchte, da sie zu weit weg war um sie anzugreifen. “Hey Riko! Könnt Ihr uns weiter voranbringen. Ich hab einen ihrer Anführer erspäht.”
“Was stellt Ihr euch vor, was wir hier versuchen. Durch das erwachen dieser … Kreatur scheint die Anzahl der Skaven zumindest ein wenig nachgelassen zu haben. Samuel? Rücken wir vor?” Samuel nickte, nachdem er einen Rattenoger mit seinem Bihänder geköpft hatte und gab das Zeichen zum vorrücken. Auch die anderen Mitglieder der Thunderhead Brotherhood setzten sich in Bewegung. Sie kamen nur langsam voran, da immer noch genug Skaven auf dem Feld waren, aber sie konnten die Distanz zum vermeintlichen Warlord verkleinern. Dutzende Skaven vielen unter den Schwertern, Pfeilen und Bolzen der Brotherhood, während sie sich weiter voran kämpften, jedoch fielen auch Liberators und Judicators in diesem Prozess. Tage vergingen bis die dezimierte Brotherhood langsam in Reichweite kam und Yelena hatte einiges unglaubliches in dieser Zeit gesehen. Sie hatte miterlebt wie Brüder anderer Stormhosts vom großen grünen Torc in den Tod gesprungen waren sowie das eintreffen des Celestant Primes und der die Stardrakes der Extremischamber erschienen. Yelena war es zwischenzeitlich zwar gewohnt gewesen einen Dracoth zu sehen, nachdem einige Anführer diese als Reittier hatten, jedoch löste der Anblick der Stardrakes doch eine gewisse Bewunderung in ihr aus. Der stetige Vormarsch hatte ihre Brotherhood stetig ausgedünnt wodurch nur noch knapp ein fünftel geblieben waren.Samuel und den Rest seines Gefolges hatte sie aus den Augen verloren. Nur vier seiner Liberators hatten sich Rikos Gefolge angeschlossen. Das gleiche galt für Yelena, die inzwischen vereinzelte Mitglieder des zweite Judicator Gefolge mit befehligte. Yelena schätze ab, dass sie jetzt in Reichweite war um den Skaven Warlord attackieren zu können, spannte den Bogen während sie weiter die Distanz verkürzte und schoss. Sie fluchte als ihre Pfeilsalve die umliegenden Stormvermin traf, die sich unbewusst in die Schusslinie des Pfeils bewegt hatten, statt des anvisierten Warlords. Dieser schreckte durch das zusammenbrechen mehrerer Stormvermin ihre Brotherhood auf.
“Schnell rasch, Sret! Halte die Eindringlinge auf”, konnte sie den Warlord quieken hören. Die ihn umgebenden Stormvermin setzten sich in Bewegung um der dezimierten Brotherhood zu begegnen. Ein lauter Donnerknall ließ beide Parteien jedoch aufschrecken. Dieser schien aus den Höhen um Behemats kommt gekommen zu sein. Wenige Augenblicke später wurde der Knall vom Geheul von Sirenen übertönt. Der Warlord blickte zurück zur Parasitenmaschine, deren Klauen angefangen hatten in Warpstein grünem Licht zu glühen anfingen und mit grabenden Bewegungen ein Loch in die Realität rissen. “Was-was!? Moul two, hat den Grinderantrieb aktiviert?”, quiekte der Warlord erschrocken und blickte dann an Behemat empor.
Yelena folgte seinem Blick und sah, dass die Gottbestie zu wanken begann. Yelena schluckte als ihr der Gedanke kam, dass die Gottbestie sie alle zerquetschen würde. Der feindliche Warlord war inzwischen zu einem Stormfiend mit Grinderfists gerannt und quiekte Befehle: “Hey-hey, bring uns sofort hier weg. Das Riesending fällt gleich.” Der Stormfiend, wirkte erst als würde er den Warlord ignorieren, setzte seine Grinder in Bewegung, dann aber doch in Bewegung als hatte der Packleader, der in Embryohaltung in einem Gestell am Rücken des Stormfiends die Kontrolle übernommen und fing an die Realität um sich aufzureissen. “Schnell-rasch, Skaven von Clan Machi! Zieht euch zurück!”, schrie der Warlord bevor er sich in das entstandene Nagloch rannte. Viele der in magenta und beige gekleideten Rattenmenschen zogen sich rasch zurück, sodass nur noch die wenigen übrig blieben die sich noch im Kampf mit Riko und seinen Liberators befanden bald aber überrannt wurden. Yelena warf zwischen zwei Pfeilsalven einen erneuten Blick auf Behemats wankenden Körper dann auf das Nagloch durch das die Skaven flohen und traf eine Entscheidung.
“Judicators, lasst sie nicht entkommen. Ihnen nach!”, rief sie und setzte sich in Bewegung.
“Yelena, wo wollt Ihr hin?!”, konnte sie Riko hinter sich rufen hören, ignorierte ihn jedoch. Wenige Schritte später erreichten sie das Nagloch. Der Tunnel darin schien außerhalb jeglicher Realität zu sein. Sie hatte keine Ahnung wo der Tunnel sie hinführen würde. Der Gedanke hier ein weiteres Mal sinnlos zu sterben nahm ihr die Entscheidung ab. “Ihnen nach”, sagte sie und schritt durch das Nagloch. Die Skaven waren längst verschwunden und der Tunnel wirkte inzwischen verlassen. Sie hatten wenige Schritte zurückgelegt, als sich eine Hand auf Yelena’s Schulterpanzer legte. Yelena fuhr herum bereit zu attackieren, als sie merkte das es Riko war.
“Was habt Ihr euch bei dieser Aktion gedacht. Wir wissen nicht mal wo diese Tunnel hinführen. Wir sollten umkehren”, sagte Riko.
“Ihr hättet mir nicht folgen müssen. Geht doch zurück wenn Ihr unbedingt in der Schorfweite sterben möchtet”, entgegnete Yelena und deutete auf den Eingang des Naglochs.
Mit einem dumpfen Knall verdunkelte sich der Eingang hinter ihnen. Behemat war gefallen.
Riko seufzte. “Und was jetzt? Der Rückweg ist versperrt.”
“Dann suchen wir uns einen anderen Ausgang. Irgendwo müssen diese Tunnel hinführen”, sagte Yelena und zuckte mit den Achseln
“Ich glaube Ihr versteht den Ernst der Situation nicht. Dieser Tunnel könnte uns direkt ins Reich des Chaos führen.Wir befinden uns außerhalb der Realms. Wenn wir hier sterben sollten, könnte es sein, dass wir nicht mehr zurückkehren”, sagte Riko frustriert. “Wir kennen doch die Geschichte von Gardus Steelsoul von den Hallowed Knights. Wäre er in Nurgles Garten gestorben, hätte seine Seele nicht nach Azyr zurückkehren können. Dieses Schicksal kann uns hier auch treffen. Was dann?”
“Ich sagte Euch bereits. Ihr hättet mir nicht folgen müssen. Ihr habt euch selbst dazu entschieden”, fauchte Yelena Riko an. Beide Primes waren emotional geladen und kurz davor aufeinander loszugehen.
“Genug! Diese Streit bringt uns nicht weiter!”, rief Verena als sie dazwischen ging und beide durch ihre Aktion aufschrecken ließ. Beide schauten sich etwas verlegen um als sie sahen, dass die anderen Mitglieder ihrer Gefolge sich um sie versammelt hatten.
Riko schnaubte: “Wir klären das später. Dieser Weg scheint ja der einzige zu sein, der uns aktuell bleibt.”
Die Gruppe setzte sich in Bewegung.
Niemand wusste wie lange sie bereits unterwegs waren. Alles was sie die letzten Stunden gesehen hatten waren grünlich leuchtende Wände die wie ein Laken in einer Brise mitzuschwingen schienen. So langsam machte sich Frustration in der Gruppe breit. Sie waren keinem einzigen Skaven begegnet seit sie in diesem Tunnel unterwegs waren.
“Hey, seht ihr das auch?”, fragte Verena und deutete auf ein entferntes Stück des Ganges.
Yelena versuchte zu ergründen was ihre Ordensschwester meinte, dann viel es ihr auch auf. Die grün schimmernde Wand schien in bräunliches Gestein überzugehen. “Da vorne scheint ein Ausgang zu sein”, sagte Yelena und beschleunigte ihren Schritt. Sie erreichten eine größere Höhle. Ein leichter Geruch von Fäulnis lag in der Luft und grünlicher Schleim bedeckte Teile der Wände. Diese Höhle war von Nurgles Magie korrumpiert worden, schien jedoch nicht im Reich des Chaos zu liegen.
“Was glaubt ihr wo wir hier sind?”, fragte Verena.
“Wir werden es herausfinden. Da vorne sehe ich Tageslicht”, entgegnete Yelena.