The Black Library auf Deutsch

@Zweischneid:
Da du dich hier als Übersetzer preisgibst, üwrde mcih interessieren welche Art von Vorgaben du von GW/BL bekommen hast, bzw. wie sehr du dich im GW-Universum auskennst. Könntest du da ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern? Bin da bestimmt nicht der Einzige, den ein paar Insidergeschichten interessieren würden.

Naja. Das man sich im GW Universum auskennt (Fantasy und 40K, wobei ich am Ende nur 40K übersetzt habe) ist natürlich Teil der Aufgabenbeschreibung. Ebenso wie frühere Erfahrung mit Übersetzungen.

Bevor ich als "Freelancer" dort meinen ersten Auftrag bekommen habe, musste ich ein paar Test-Auszüge übersetzen und korrigieren. Da hatten sie auch ein paar "Universum-Fehler" eingebaut (wie auch Sprachfehler).

Feedback habe ich da eigentlich keines bekommen, aber es scheint gut genug gewesen zu sein, dass man mir 2 Kurzgeschichten aus Age of Darkness zur Übersetzung angeboten hat. Und ich scheine auch dass gut genug gemacht zu haben, so dass man mir dann einen ganzen Roman angeboten hat (und nach dem ersten Roman einen zweiten, wobei ich dann aber abgelehnt habe, weil sich mein Studium dann dem Ende zuneigte).

Als Hilfestellung gabs mehrere umfangreiche Excel-sheets mit den offiziellen Übersetzungen (e.g. Dreadnought - Cybot, Battle-Brother - Ordensbruder, etc..). Obwohl die schon umfangreich waren, war aber auch viel Eigeninitative dabei alles richtig zu machen. Ich weiss, dass ich z.B. für Raumschiffklassen in Kapiteln von Weltraumkämpfen dann ziemlich viel auf Lexicanum, etc.. gesucht habe, damit ich (hoffentlich) alles korrekt hinkriege. Und wenn dann irgendwo in einen Nebensatz ein paar zufällige Namen von Xenos-Rassen oder Sternensystemen, etc.. auftauchen, dies sonst vorher (und vmtl. nachher) nirgendwo gab, dann ist halt Kreativität gefragt.

Wenn ich mir unsicher war oder Fragen hatte, konnte ich aber jederzeit dem zuständigen Editor in Nottingham ne Mail senden. Das lief eigentlich immer super. Ich hatte den Eindruck, dass es da in Nottingham immer einen festangestellten Übersetzer gab, der ein kleines Team von Freelancern wie ich es war/bin koordinierte, und auch selbst mit übersetzt hat.

Davon abgesehen habe ich aber nie eine finale Korrekturschlaufe des gesamten Textes in der Endfassung gesehen. Wie weit mein Text dann schon "fast" die Endfassung war oder nur das "Rohmaterial", an dem dann noch viel rumdoktort wurde, dass werde ich wohl selbst erst sehen wenn die Texte da sind (was, meiner Erfahrung nach, bei Übersetzung von nicht-Fiktion, nicht-Black Library Fachliteratur ganz anders läuft. Da kriegt man 100x irgendwelche Korrekturfahnen zugeschickt, an denen irgendwer, irgendwo noch was geändert haben möchte).
 
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Als Hilfestellung gabs mehrere umfangreiche Excel-sheets mit den offiziellen Übersetzungen (e.g. Dreadnought - Cybot, Battle-Brother - Ordensbruder, etc..). Obwohl die schon umfangreich waren, war aber auch viel Eigeninitative dabei alles richtig zu machen. Ich weiss, dass ich z.B. für Raumschiffklassen in Kapiteln von Weltraumkämpfen dann ziemlich viel auf Lexicanum, etc.. gesucht habe, damit ich (hoffentlich) alles korrekt hinkriege. Und wenn dann irgendwo in einen Nebensatz ein paar zufällige Namen von Xenos-Rassen oder Sternensystemen, etc.. auftauchen, dies sonst vorher (und vmtl. nachher) nirgendwo gab, dann ist halt Kreativität gefragt.
Durfte man diese Namen denn nicht einfach so belassen bzw. mit Plural -en (Tyranids = Tyraniden) eindeutschen?
 
Durfte man diese Namen denn nicht einfach so belassen bzw. mit Plural -en (Tyranids = Tyraniden) eindeutschen?

Ja und nein.

Eigennamen bleiben fast immer im Original. Space Wolves sind auch in der Übersetzung noch Space Wolves, und nich "Weltraum-Wölfe" oder so etwas.

Land Raider bleiben Land Raider und Predator bleibt Predator. Aber ein Dreadnought ist in Deutsch eben traditionell ein Cybot. Is halt so.

Und nicht selten wird auch "einge-latein-ed". Aus Apothecary wird z.B. Apothecarius.
 
Heute im GW Freiburg:
GW:"Hier, Black Library kommt auf deutsch, nimm mal die Leseproben mit"
Ich:"Äh ne lass mal, ich studiere Anglistik, lese immer auf englisch."
Kind im Hintergrund:"Waah der Feind in unseren Linien, er mag englisch!"
GW:"Egal, nimm trotzdem mal mit, ist umsonst."

Mir den Kram jetzt eben mal angeschaut. Ganz übel was GW das auf die Leute loslässt, wirklich unter aller sau, totale zumutung. Sollte jedem auffallen, sobald er die ersten paar Sätze liest.
 
Naja. Ich will keine schlechten Übersetzungen verteidigen (insb. nicht meine Eigenen 😀), aber Black Library Bücher sind ja auch im Englischen meist kein Hemmingway oder James Joyce.

Ich glaube, dass es gerade bei nicht-Englisch Muttersprachlern hier auch die Tendenz gibt die Qualität der Bücher in Englisch zu überschätzen. Ein mieser Satz fällt einem in der eigenen Muttersprache halt offensichtlicher ins Auge als in einer Fremdsprache (ausser vielleicht, man studiert Anglistik).

Das schließt natürlich nicht aus, dass
- Übersetzungen immer auch Kompromisse machen, und
- manche Übersetzungen einfach schlicht Scheiße sind
 
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Ich oute mich mal ebenfalls als Freelancer bei der Black Library, eben auch, weil konstruktive Kritik aus erster Hand sehr wertvoll ist, um die eigene Arbeit zu verbessern.

Ich stimme Zweischneid zu, dass BL-Romane oft als hochwertiger empfunden werden, als sie vielleicht eigentlich sind. Diese Eigenschaften des Originaltextes überliest man als Nicht-Muttersprachler gerne mal, aber als Übersetzer hat man sie glasklar vor sich liegen und muss sie irgendwie übertragen. Viel von dem "Zauber" eines Romans kann da in den Augen eines deutschen Lesers verlorengehen (ist mir selbst auch schon passiert, da ich auch ausschließlich auf Englisch lese). Von einer grottenschlechten, unzumutbaren, dilettantischen Übersetzung zu sprechen (ich paraphrasiere hier ein wenig), ist - gelinde gesagt - dreist. Das Motto sollte hier sein, gezielte und somit hilfreiche Kritik zu äußern, und dabei vor allem realistisch zu bleiben. Ein Text ist nicht automatisch schlecht, nur weil er auf Deutsch ist.

@Sicarius: Nach solch einer pauschal vernichtenden Kritik würden mich dann besonders von dir konkrete Punkte interessieren, zumal ich an zwei der Januar-Romane mitgearbeitet habe. Wenn man wirklich gewissenhafte Arbeit in etwas gesteckt hat und dann sowas zu hören bekommt, ist die erste Reaktion schon erstmal recht emotional. Dennoch meine ich meine Aussage erst: an konstruktiver Kritik (möglichst mit Beispiel) wäre ich sehr interessiert. Eine kleine Retourkutsche dennoch: die "Qualifikation" Anglistikstudent sagt zunächst einmal gar nichts aus, sollte insofern also auch keine Basis für deine Kritik sein.
 
@Aranth: Ich verstehe, was du meinst, ganz ehrlich (hab die entsprechenden Romane früher selbst gelesen, bevor ich mich an die Originalversion von Ian Watsons "Inquisition War"-Reihe gemacht habe), aber mal ganz ernsthaft: so grobe Schnitzer sind ja wohl auch bei Heyne lange nicht mehr passiert (oder täusche ich mich da...?)

Ich selbst spiele seit Rogue Trader 40K (mit Aussetzern) und auch immer mal wieder Warhammer. Konsument der Black Library bin ich seit "Inferno"-Zeiten. Wenn ich also bei meinen Projekten Blödsinn gemacht habe, dürft ihr mir dafür ganz zurecht Schelte geben.
 
Ich verstehe jetzt nicht das Problem, du als Student störst dich an Aussagen eines Kindes? Oder daran das der GW Mitarbeiter dir das Heft trotz dem Hinweis das du dieses Büchlein nicht haben möchtest aufs Auge gedrückt hat?

Sorry, aber wenn jemand den Großkotz raushängen lassen muß war die Antwort des GW-Kiddies ja eh harmlos.
Ich kann mir nicht vorstellen das es dort jemanden intressiert was du studierst und wie viel besser du bist weil du englisch liest.

Wollte mein Studium auf keinen Fall überbewerten und vor allem nicht mit der Übersetzung in Verbindung bringen! Habe damit nur darauf reagiert dass es für mich keinen Sinn macht nicht im original zu lesen.

Konstruktive Kritik, bitte:

Aus dem Probeheftchen, "Prospero Brennt"
"Die Wölfe stiegen hinab und sie taten es in aller Stille." Der Satz klingt einfach nicht gut.
besser wäre mMn: "Die Wölfe stiegen in aller Stille hinab" oder "In aller Stille stiegen die Wölfe hinab"
 
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Ein Text ist nicht automatisch schlecht, nur weil er auf Deutsch ist.

Sehe ich auch so. 😉 Wir haben doch eine ganz abwechslungsreiche, schöne Sprache. Problematisch sehe ich es, weil vieles 1:1 umformuliert wurde.

Gleich der erste Satz in Prospero Brennt z.B. Der ganze Satz wirkt schon sehr Englisch auf mich. Kurz darauf ist dann die Rede von "Robusten" oder "Tranqulität". Auf der zweiten Seite ist gar die Rede von "Soziale Netzwerke der Tranqulität". Ich habe leider die entsprechenden Seiten in "Prospero Burns" noch nicht gefunden. Daher begreife ich bis einschließlich jetzt noch nicht, was mit diesen Begriffen überhaupt gemeint ist. Ich vermute es geht um Xenox-Rassen.

Man merkt übrigens das die Qualität der Übersetzungen von Leseprobe zu Leseprobe schwankt.

Feuersalamander liest sich nach meinem Empfinden "deutscher" als Prospero oder die Vergessenen Toten. Nur paßt dafür die Groß- und Kleinschreibung hier nicht durchgehend. Anbei finden sich auch Logikfehler. Warum etwa brauchen die Astartes z.B. "Minuten" um die "Meter" Distanz zu den Dark Eldar zu schließen? Hallo, das sind Astartes. 😀
Gleich auf der nächsten Seite lese ich "Aug in Aug"... öh heisst das nicht eher Aug um Aug? Ich meine, wenn man schon typisch Deutsche Redewendungen einbaut... dann besser auch korrekt formuliert. 😉
 
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Das, was du als 1:1-Umformulierung bezeichnest, ist eine bewusste Entscheidung, Begriffe nah am Original (besonders bei 40K durchaus wichtig, finde ich, damit die Stimmigkeit des 40K-Universums bestehen bleibt) zu übersetzen. Und die betreffenden Begriffe sind im Deutschen absolut in Ordnung. Worauf ich hier eigentlich hinaus will, ist folgendes: OB und WIE man diese Begriffe überträgt, ist letztendlich Geschmackssache. Ein anderer Leser mag sich bei einem völlig abgewandelten Begriff fragen, warum man nicht das gebräuchliche "robust" genommen hat.

Die Konsistenz der Rechtschreibung innerhalb eines Textes sollte natürlich stimmen, da hast du vollkommen recht. Besonders, da es mittlerweile viele "geht beides"-Bereiche gibt. Da kann einem dann z.B. auch die Duden-Rechtschreibprüfung einen Strich durch die Rechnung machen.

Bei den Logikfehlern müsste man mit dem Original vergleichen. Wenn es da auch so war, kann man da leider wenig machen. Es ist schließlich nicht die Aufgabe des Übersetzers, die Arbeit des Autors neu zu interpretieren. Aber ich finde sowas auch sehr störend. In einem meiner Projekte unterschied sich z.B. die Beschreibung des Hintergrunds (Warhammer) teilweise sehr von den Infos im Armeebuch. Wusste man bei der BL und ich musste es auch so lassen.

Aber ganz allgemein: Ich finde es super, dass hier so ein Dialog entsteht. Gerade solche Beispiele wie von Cywor sind wichtig.
 
Die Diskussion ist doch letztlich müßig.

Wenn jemand die Bücher auf Englisch lesen kann, dann tut er es eben.

Wie hier bereits aufgezeigt wurde, gibt es aber auch genug Kiddies oder Leute mit niedrigerem Bildungsniveau, die das nicht können oder wollen. Dann lasst denen doch ihre deutsche Übersetzung und gut ist. Ob die dann gut oder schlecht ist, fällt "denen" dann ggf. auch nicht auf. 😉 Ich bin schlichtweg zu faul und die englischen Bücher sind hierzulande (außer bei amazon) kaum zu bekommen und/oder zu teuer. Daher freue ich mich auf mehr Eingedeutschtes.

Schlechte oder falsche Übersetzungen kann man natürlich zu Recht kritisieren, doch dann auch bei den richtigen Stellen -> Black Library. Wenn sich dort genügend Leute "qualifiziert" beschweren bzw. darauf hinweisen, wird dies sicherlich bei einer Neuauflage berücksichtigt werden.
 
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Wieso ist hier die falsche Stelle für Kritik, Brezelmann? In diesem Newsthread gehts um Neuheiten. Also diskuttiert man auch hier darüber. Wenns Dir nicht genehm ist... Du weisst ja wie man sich ausloggt. 😉

Letztlich tuts viele nunmal interessieren. Es ist ja nicht die Frage ob man englisch kann oder nicht, sondern welche Erwartungen man an ein Buch/Bücher stellt. Bisher waren wir mit Heyne ganz gut bedient. Keine Wundertaten, aber doch ganz in Ordnung. Mein Eindruck ist, das bei der Produktion jetzt tendenziell gespart wird. Das zieht sich quer durch viele Verläge. Die Sprache wird glattgerieben und weichgespühlt. Schreibfehler dagegen mehren sich. Qualitätskontrolle scheint ein Fremdwort geworden zu sein. Hauptsache die Preise deutscher Bücher liegen etwa doppelt so hoch wie die englischen Editionen. Auch in dem Punkt waren die Heyne Bücher mehr als i. O. Kleine Literatur zum kleinen Preis. Wo ist die Rechtfertigung für eine Verdopplung des Preises?