@Blackorc:
Ich meine, eine Menge der in diesem Thread zitierten Serien/Filme sind, waren und bleiben nüchtern und von einem filmkritischen Standpunkt ausbetrachtet Schund. Zwar ein netter, liebenswerter Schund, aber keinesfalls hochwertiges Unterhaltungsprogramm - spätestens bei der Battletech-Serie hört´s auf, die war noch nie gut.
Aus der Vogelperspektive, der hoch in den Himmel ragenden Warte ist das unzweifelhaft richtig - aber bei näherer Betrachtung möchte ich doch einige Unterschiede ausmachen.
Zunächst der schon erwähnte Zeichenstil. Ohne in die Wertung zu verfallen, lässt sich mühelos feststellen, dass die Linienführung immer abstrakter wird, die Formen bekommen eher gedachten Charakter, man könnte auch sagen, dass sich ein astruktureller Prozess einnistet. Das lässt sich auch an existierenden Serien festhalten, die sich weiterentwickeln: ich habe mal (immerhin ist es oft genug genannt worden) nach der Evolution der Pokémons im Laufe der Zeit Ausschau gehalten, die doch sehr anschaulich den gesamten Verlauf symbolisiert: während die Taschenmonster im ersten Schub noch eindeutig zu identifizieren sind (dieses stellt unverkennbar einen Drachen dar, jenes eine Schildkröte usw.), wird es mit der zweiten Welle bisweilen schon schwieriger, weil sich eher abstrakte Muster breitmachen, in der dritten dann stehen die Figuren für sich selbst, für die astrukturelle Gestaltung.
Das lässt sich auch an der Farbkomposition erkennen: während anfangs mit natürlich wirkenden Zusammensetzungen lediglich die Abrundung einer schon bestehenden Form bewirkt worden ist, wird es mit der Zeit eher "kälter", distanzierter zu der Referenz.
Und da haben wir auch das Stichwort "Distanz". Grundsätzlich müssen Zeichentrickserien wie auch Videospiele eine gewisse Distanz zum Alltäglichen und Pedestrischen wahren, damit der Grundreiz überhaupt aufgebaut werden kann. Kinder wollen in die Rolle von außergewöhnlichen Figuren schlüpfen und sich vorstellen können, besondere Kräfte oder auch nur Merkmale selber aufzuweisen. Die rein inhaltliche Entwicklung spielt in aller Regel eine eher untergeordnete Rolle, solange die Figuren und die grobe Rahmenhandlung stimmen - von völlig losen Serien bis hin zu grob aufeinanderfolgenden (wie beispielsweise den Teenage Mutant Ninja Turtles, wo häufiger die Geschichten in der nächsten Folge fortgesetzt werden) oder gar eng verwobenen (worunter sich in der Tat Pokémon zählen ließe), wichtig ist zuerst einmal das Element der Spannung.
Nun geschieht mit den neueren Serien aber eine Loslösung von diesem Minimalkonsens: die Figuren weisen keine für eskapistische Ideale geeignete Ästhetik auf und verlieren an Spannungsmomenten zugunsten von eigenartigen Obskurismen. Die Identifikationsschnittmenge wird durch Stil und Inhalt kleiner und der "natürliche Eskapismus" trüber - was nicht heißen muss, dass man die neuen Serien verdammen muss, aus der eher cineastischen Sicht sehe ich aber einen Nachlass an Geberqualitäten.
Im Übrigen finde ich ausnahmsweise, dass in einem Fall wie diesen die Massenrezeption durchaus aussagekräftig ist: während markante Charaktere wie Darkwing Duck, Pinky & Brain oder Chip & Chap auch heute noch rühmende Anerkennung von Jüngeren bekommen, sehe ich nicht, worin die langfristige Erinnerungskultur bei den aktuellen Serien liegt oder angeführt wird - der evolutive Stil frisst seine eigenen Kinder.
😉