Das nennt man Euphemismustretmühle, ist u.a. ein Begriff, der in der Linguistik verwendet wird. Wörter sind im Allgemeinen zunächst mal akustische (Schriftsprache ist eher sekundär), arbiträre (ein Baum heißt nicht überall "Baum", weil ein Ding wie ein Baum einfach Baum heißen muss, sondern heißt auch mal tree und arbor, aber es bezeichnet immer das gleiche Prinzip, deshalb arbiträr, weil die eigentliche Form der Repräsentation davon wurscht ist) Repräsentationen eines Dings, Zustands, Gefühls, Zusammenhangs.
Wenn dieses Ding, Zustand, Gefühl, Zusammenhang mit negativen Assoziationen besetzt ist (was u.a. auch entwicklungsgeschichtliche Gründe hat), ist es völlig egal, wie man es nennt, es wird irgendwann zum Schimpfwort. Ersetze ich den zum Schimpfwort gewordenen Begriff durch einen anderen, nimmt der diese negative Konnotation mit der Zeit an, das ist einfach so.
Hier mal ein beispiel aus dem Englischen (der Einfachheit halber aus der Wiki entnommen):
lame → crippled → handicapped → disabled → physically challenged → differently abled
Ich finde übrigens die letzten beiden Begriffe davon schon fast höhnisch. Eine Challenge ist etwas, das man schlagen kann. Wenn mir aber beide Beine fehlen oder ich einen Hirnschaden habe, gibt es nichts zu schlagen, das ist einfach Scheiße und bleibt so. Und "differently abled" ist auch Unsinn, wenn man nicht "weniger" (sofern man kein Savant ist) als "anders" definiert, ohne "weniger" sagen zu wollen.