Der Streit um die Gentechnik ist vorgeschoben. Die Problematik ist eine andere, eine der Geisteshaltung.
Im Grunde geht es hier um Wissenschaftsverständnis.
Was
kann Wissenschaft, vor allem auch: was kann sie nicht.
Wie arbeitet Wissenschaft, welche Aussagen kann sie treffen
Daran hapert es hier.
Ptrolom hat es in #215 sehr prägnant (wenn auch provozierend) formuliert:
"Beweist doch einfach, dass es Gott nicht gibt!", oder "Beweist doch einfach, dass niemals irgendwas dadurch passieren kann!"
Darum geht es: du/ihr @coolguy/cywor verlangt etwas das Wissenschaft gar nicht erbringen kann.
Wenn man die "Ungefährlichkeit" von etwas beweisen will benötigt man eine Idee wie dieses "etwas" überhaupt Schaden anrichten könnte. Wenn das fehlt, wie soll man denn vorgehen?
Anderes Beispiel:
Als Beispiel sei hier BSE genannt, welches nach meinem Kenntnisstand bis zu 30 Jahre nach Infektion dormant sein kann.
Ich kann an der Stelle nicht mal den Gedankengang nachvollziehen. Wie kommt man von Gentechnik/golden rice zu BSE?
Spongiforme Enzephalopathien sind etwas vollkommen "natürliches". Die älteste uns bekannte Form nennt sich Scrapie und ist ne Schaf- und Ziegenkrankheit, dokumentierte Fälle seit den 1730ern. Hat absolut nix mit Gentechnik zu tun.
Auch die "Erreger", Prione, sind wohl so alt wie es Proteine gibt (<-fairerweise: wir wissen es nicht genau, noch nicht genau genug erforscht). Die führen nur ein ziemliches Nischendasein: das "war schon immer da", nur hat nie einer so genau hin geguckt. Jetzt schauen wir etwas genauer hin *wegen BSE* (so haben auch Krankheiten ihr Gutes) und finden etwas das unser Modell von Krankheiten verändert: bisher dachten wir alles läuft über Viren oder Bakterien, nun merken wir: es können eben auch falsch gefaltete Proteine ansteckend sein.
Ich sehe nicht wie man da irgendwie der Forschung oder der Wissenschaft oder "skrupellosen Wissenschaftlern vorwürfe machen kann? wo ist der Ansatzpunkt, wo ist die absehbare Katastrophe? Was "hätte man wissen müssen"?
Wenn überhaupt zeigt sich eigentlich nur mal weder das Mutter Natur ne ziemliche bitch ist: immer wenn wir denken wir hätten ihr mal alle Waffen abgenommen, zieht sie nen Messer aus dem Strumpfband und geht auf uns los. aber sollten wir deswegen aufhören uns zu wehren und abstechen lassen?
Die Fragen hat eigentlich keinen tieferen Sinn bzw. impliziert schon eine Verschwörungstheorie.
Aber eine ganz einfache Antwort lautet: 40.000 tote Inder jedes Jahr, die profitieren davon ganz direkt.
Ansonsten wird es dich vielleicht wundern, aber Wissenschaftler, und insbesondere Naturwissenschaftler sind in der Masse good guys. Natürlich gibt es auch da, wie überall, Idioten und Arschlöcher, aber die meisten sind wirklich etwas spinnerte aber nette Idealisten - die lieben Star Trek und hoffen das die Gesellschaft wirklich mal so funktioniert, die wollen die Welt verbessern.
Big Bang Theory ist deswegen so lustig und auch in der wissenschaftlichen community beliebt weil es wirklich
so ist. Natürlich ist alles überzeichnet, aber jeder der an ner Uni oder im Labor arbeitet wird dir sagen das es dort einen Sheldon gibt. Und insbesondere von Leonard Hofstadters wimmelt es da, das ist quasi ein Archetyp (weil Hochbegabung an sich ziemlich scheiße ist und einsam macht, tut man immer so man als wäre wie alle anderen).
Kurz: auch wenns schwer zu glauben ist, aber "um die Welt zu verbessern" ist ein druchaus häufig anzutreffendes Motiv ...häufiger ist allerdings "weils cool ist
😀"
Cui bono...was meinst du, hätten die Gebrüder Wright darauf gesagt? Oder Carl Benz?