Die Schlacht war bislang mehr oder minder nach Plan gelaufen, denn obwohl die Orks mit ihrer chaotischen Natur jeden anderen Commander heillos verwirrt hätten, wurde dieser Angriff von O'Shovah persönlich befehligt. Es sollte eine weitere Säuberungsaktion sein. Ein schneller Angriff auf eine Siedlung, der keine Überlebenden zurück lässt und teil der Kolonisierungspläne für dieses System darstellt. Mit den befremdlichen Informationen, die der uralte Commander ihnen gegeben hatte, war es ihnen gelungen, an jeder Stelle den Orks einen Schritt voraus zu sein. Sie schlugen zu, verbreiteten Verwirrung und Tod und verschwanden, als die Grünhäute gerade zum Gegenschlag ausholten. Sie hielten sich dabei an die Weisung, immer zuerst auf die größten unter ihnen zu schießen und irgendwie schien das zu funktionieren, denn die Kämpfe in diesem Gebiet wurden nicht mehr ausschließlich Tau gegen Ork geführt, als nach und nach die Wilden anfingen, aufeinander loszugehen.
Alles lief nahezu perfekt...bis hin zu dieser Meldung:
SHAS'VRE AM BODEN.
Gul'Arad kontrollierte die entsprechenden Anzeigen auf seinem Display und stellte umgehend eine Verbindung mit seinem Bruder her: „Vre'Vio ist ausgefallen, scheint aber unverletzt, kannst du bestätigen?“
Alle Anzüge des Teams waren nicht nur mit einer Sprachverbindung vernetzt, jeder von ihnen konnte außerdem zu jeder Zeit die genaue Position seiner Kameraden aufrufen und neben den Daten zur Beschädigung des Krisis auch auf die Vitaldaten des Piloten zurückgreifen.
„Bestätige, scheint nur ein Treibstoffleck zu sein, sein Reaktor ist kalt...“, kam nach einigen Momenten die Antwort aus dem angefunkten XV8.
„Gut. Peilsignal zur Luftunterstützung steht. Verteidigungsparameter laden.“
Auf den Bildschirmen, welche die Umgebung anzeigten, flammte auf dem Boden ein Kreis um den gefallen Krisis herum auf.
Der Kampf war heftig, aber letztlich würden die Orks wohl in totales Chaos verfallen und entweder sterben oder sich verstreuen. Trotzdem war dieser Einsatz weder vorbei noch ungefährlich, wie der Teamführer von einem der direkten Angriffsteams erfahren musste. Shas'vre Vior'los Vio wurde von einer der großkalibrigen Patronen aus den primitiven Waffen getroffen und wollte den Schaden an seinem Anzug bereits als geringfügig abtun, als ihm das Leck angezeigt wurde. Der gasförmige Treibstoff entwich aus dem Anzug und die Notfallprotokolle schalteten den Fusionsreaktor sofort ab, um eine Explosion zu verhindern, die nicht nur ihn, sondern auch den Rest seines Teams sonst einfach zerfetzt hätte.
Mit einem Mal wurde seine kleine Kanzel dunkel, alle Bildschirme und Anzeigen erloschen und nur das kleine, batteriegespeiste Notlicht hinter seinem Sitz bewahrte ihn vor völliger Finsternis. Er könnte die Luke aufsprengen und fliehen, wusste aber, wie töricht das mitten in dem Kampf sein würde. Im Stillen verfluchte er sich für sein Pech, denn es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein quasi frischer, voll gepanzerter Anzug gerade an dieser kleinen Schwachstelle getroffen wurde. Ihm passierten solche Unglücke in letzter Zeit zu oft für seinen Geschmack und weder der Commander, noch der zuständige Fio'vre würden glücklich darüber sein.
Die beiden Krisis seiner Teamkameraden stellten sich derweil Rücken an Rücken über den einfach zu Boden gesunkenen Krisis ihres Anführers.
„Bekommen wir Unterstützung? Gibt es einen Klingenhai in der Nähe?“, erkundigte sich Gul'Ilden, der Zwilling des Piloten, mit dem zusammen er Teil des Teams geworden war. Sie beide mochten ihren Shas'vre nicht besonders, was aber nicht weiter schlimm war...niemand tat das. Er war – abgesehen von seiner unerklärlichen Pechsträhne – allerdings der bessere Krieger und daher wurde seiner Führung von keinem der beiden angefochten...was sie nicht davon abhielt, hin und wieder auf einem Privatkanal zu murren.
„Positiv. Zwei Minuten, dann ist hier alles Asche, was nicht mindestens einen Finger dick gepanzert ist.“
„Da haben wir aber Glück gehabt. Denkst du das gleiche, wie ich?“
Ein kurzer Ausdruck von grimmiger Freude flog über das Gesicht des Feuerkriegers, als er diese Frage vernahm und er kontrollierte den Füllstand des Flammenwerferbrennstoffes.
„Ich denke schon...“
Die Orks würden durch die Hölle gehen müssen, wenn sie glaubten, hier einen wehrlosen Feind abschlachten zu können.
Vio war vielleicht nicht beliebt. Aber er war immer noch ein Tau und das alleine würde reichen, damit sie ihn bis zum letzten verteidigten.