Was ist denn auf einem Turnier gutes spielen, wenn nicht gewinnorientiertes spielen? Wenn es nicht um den Sieg geht, warum sind dann praktisch alle Turnierlisten hier so baugleich? Wenn es nur darum ginge für sich selbst gut zu spielen, gäbe es die immer gleichen Metalisten hier im Forum doch gar nicht. Man könnte auch mit einer totalen Sammlung aus Codexleichen noch für sich selbst gut spielen, alleine indem man das Beste aus den schlechten Listeneinträgen herausholt.
Ich nehme diesen Post mal zum quoten, antwort bezieht sich aber auf mehrere.
Was ist gutes Turnierspiel, wenn nicht gewinnorientiertes spielen:
Ich muss meine Aussage vllt etwas klarer formulieren. Klar möchte man gewinnen. Es gibt da aber 2 Mentalitäten:
A) Die WAAC (win at all costs) fraktion. Das ist das Bild was hier vom Turnierspieler vorherrscht. Spieler, die jeden Pfennig 2 mal umdrehen. Die anfangen zu diskutieren, wenn ein Modell nicht mehr mit der Base auf ner Geländezone steht, vllt weils runtergerutscht ist. Die Spieler die beim Marker erziehlen das Maßband nochmal rausnehmen und dem Gegner den Marker verweigern wenn er nicht 2,99999999" sondern 3,00000001 entfernt ist, obwohl die Bewegung eh gereicht hätte. Leute die es beim Gegner mit den Regeln übergenau nehmen. Leute die einem Areal spotter verweigern, weil man es verbaselt hat und schon 1 trupp rekruten geschossen hat. Die Zeitspiel betreiben (bei ars bellica zum glück kein problem
🙂
Kurz gesagt: Die, die mit grenzwertigen bis unsportlichen Mitteln um den Sieg spielen. Solche Spieler sind auch unter Turnierspielern verhasst. Siehe den Eklat beim LVO. Da hat das ein Spieler gemacht (er hat dem Gegner die Bewegungsphase beendet, weil er zu früh geschockt ist). Er war von jetzt auf gleich die meist gehasste Person. In der Turniercommunity. Alex war sofort die meist-gefeierte Person. Auch andere große Namen wie Nick, Reece und Brandon machen Podcasts und Blog darüber wie der gentlemans-code auf Turnieren ist. Und selbst an Top Tables bei NOVA oder sonstwo sieht man, wie die "Pros" auch mal 5 gerade sein lassen, playing on intend machen usw. Entspannt spielen halt. Das ist auch das was man hier erlebt.
B) Spieler die genau das nicht wollen. Spieler die durch ihr eigenes Können gut spielen wollen. Die sich über nen Sieg, den man mit den o.g. Mitteln erzielt, nicht freuen können. Spieler die nach ner Niederlange die Hand geben und trotzdem zufrieden sind, wenn sie sagen können: Ich habe so gut gespielt wie es geht, leider hat es aus Grund XY nicht geklappt. Sei es Zeit, Würfelpech oder auch, dass der Gegner besser gespielt hat.
Spieler Typ A) findest du kaum. Spielertyp B) massenweise. Auf dem letzten Turnier gegen Chessie und DJ1010 war so ein Spiel B). Es war flüssig sauber. Wir haben verloren, aber auch probs vom Gegner für die Leistung bekommen. Knackpunkt der Niederlage war die Zeit (die ist halt bei teamturnieren immer knapp, das lässt sich nicht vermeiden). Auch wenn wir verloren haben, war es für uns ein erfolgreiches Spiel. Wir haben gequatscht hinterher, reflektiert und sind mit Feedback zum Schluss gekommen, dass das ne super Leistung war. Und damit war unser Anspruch erfüllt. Am Ende auf dem Treppchen zu stehen ist dann die Belohnung wenn alles ganz rund läuft, aber es ist nicht Bedingung für Zufriedenheit. Diese Attitude ist die, die am allermeisten vertreten ist.
These: Alle Turnierlisten sind baugleich.
Ein Gerücht, dass sich wacker hält, aber mitnichten der Wahrheit entspricht. Ja die Knight Meta war groß, und in ITC war viel Netlisting, weil die so gut waren. Ist aber halt vorbei und ist hier auch nicht so groß. Das ist eine Filterwahrnehmung. Denn über die Liste die grade am vermeintlich krassesten ist wird am meisten geschrieben. Das selbst diese Liste maximal 5% der Turnierlisten ist fällt nicht auf. Die Warhnehmung ist: "Es gibt nur noch diese Liste".
Wenn du mal hier in die Listenthreads schaust, dann siehst du, dass hier sehr viel Wechsel stattfindet. Das heftigste was ich erlebt habe bei den Turnieren die ich besuche war ein 20 Mann Turnier mit 4 fast identischen Dark Eldar listen und jetzt das Tac Team Turnier mit 44 Leuten und 6 Pask-Listen. Die Turnierlisten sind unfassbar bunt aktuell. Bei nem TTM Finalturnier oder ner ETC sieht das vllt etwas anders aus. Aber bei den "normalen" Turnieren kann man wirklich nicht von statischem Meta oder copy and paste listen reden. Davon kann sich wie gesagt jeder überzeugen, der sich einfach die Listenthreads anschaut. Jetzt beim Tacteam haben wir ja im endeffekt 6 Gegner gehabt: 2x Tyraniden (aber unterschiedliche konzepte mit und ohne swarmlord), 1x Tau, 1x Astra, 1x chaos demons, 1x heretic astartes. es waren 6 verschiedene Listen mit 5 verschiedenen Fraktionen....
Das sich "Listentypen" ähneln ist klar. Jeder der ne Hordenarmee spielt hat mechanismen gegen Moralprobleme. Jeder der ne Gunline spielt hat (wenn sein codex das hergibt) etwas screen infanterie um das zu schützen. Jeder der Nahkampflisten spielt hat Mechanismen um seine Truppen zu beschleunigen. Das ist für mich aber nicht copy and pasten, das ist das Spiel spielen.
So wie das bei uns im kleinen stimmt, stimmt es in Amerika im großen. Natürlich gibts da ne Meta. Aber jüngst hat Nick Nanavati beim Battle for Salvation mit 2000 Punkten Spacemarines (nur 3 assasinen, keine guard dabei nur marines), Platz 4 gemacht. Vor ihm waren 2 unterschiedliche Aeldari Konzepte und eine Knight liste. 4 völlig verschiedene Armeen in den Top 4.
These: Ginge es nur um einen selber, gäbe es keine Metalisten.
Ist nen gutes Konterargument, aber das Problem ist Folgendes. Ich hab zB mit Monomarines angefangen. Konnte sie in dem Format aber nicht all zu gut ans laufen bringen. Es macht natürlich nen Reiz mit Handicap zu spielen und zu schauen wie sehr man die Fraktionen die objektiv stärker sind ärgern kann. Für mich persönlich war der Grund des Wechsels, dass ich das Gefühl hatte ich hindere mich daran mich zu entwickeln und besser zu werden. So wie man auf billig Instrumenten schlecht musizieren lernt, so ist es auch mit schwachen Fraktionen schwer sein Skill in Warhammer zu verbessern und ich muss noch viel verbessern. Wenn man mal richtig krass gut ist, wird man auch mit Marines bei nem großen Event in Amiland vierter. Davon bin ich - wie 99% der Spieler - aber noch weit entfernt.
Netlisten sind beliebt, weil sie es einfacher machen gut zu spielen. In der Regel verzeihen sie viele Fehler, haben viel mehr gute als schlechte matchups und so weiter. Sie sind aber nicht der einzige Weg zum Sieg. Ynnari hatten trotz Castellan-Meta die besten Statistiken in ITC. Waren aber nicht bei den meist gespielten Fraktionen. Warum? Weil es wirklich schwer ist sie perfekt zu spielen. Eine der Anspruchsvollsten Armeen. Sie verzeihen die keine Fehler. Daher taugen sie nicht zur Netlist, weil man vieeel zu viel Übung braucht um sie zu perfektionieren.
These: Man könnte auch mit Codexleichen gut spielen und dann zufrieden sein.
Das geht nicht. Wenn ich ne Armee nur aus Terminatoren aufstelle, weil ich sie geil finde, dann kann ich nicht gut mit den spielen weil ich nicht viel tun kann. Viele Gegner schießen mich in einer Runde von der Platte, da bleibt mir keine Zeit zu spielen. Egal wie skilled ich vermeintlich bin. Terminatoren brauchen Jahre um sich durch 120 Mann screen zu fressen. Diese Armee ist so limitierend, dass man da spielerisch nichts mit machen kann.
Es gibt aber sehr wohl Nieschen-Einheiten die gespielt werden. Company veterans. 2x5 mit Sturmbolter und Sturmschild hatte Nick zB dabei. Sie sind grundsätzlich etwas teuer und nicht so effizient, aber für seinen Gameplan genau das was er brauchte. In anderen Marinesetups funktionieren sie wiederum garnicht. Man sieht sie auch eigentlich nie in ner Marine Liste, sind also vermeintliche Codexleichen.
Was ich interessant fände wäre mal eine Umfrage: Was sollen Turnierorganisatoren machen, damit ihr Bock kriegt auf Turniere. Denn da draußen sind TOs die dich, dich und dich in ihren Clubs am Tisch sehen wollen und sich über jedes neue Gesicht freuen. Das ganze Ars-Bellica Projekt ist nur entstanden, weils bei uns in der Gegend ne große Hand voll Leute gab die sagen: Ich hab schon Bock auf Turniere, aber TTM ist mir zu hart. So schnell kannst gehen.
Wenn jetzt hier 2 Hände voll Leute sagen:
Ich würde schon gerne, aber ich ertrage graues Plastik nicht. Für mich nur mit Bemal- und Basepflicht, oder
Ich hasse Fraktions gemische. Aber 2000 Punkte wo man sich für exakt 1 Codex entscheiden muss hätte ich bock, oder
Ich hasse die dicken Dinger (castellan, shadowsword, magnus). Für mich nur ohne LOW,
Dann wird was passieren. Vllt nicht gleich ne Turnierserie, aber da geht sicher nen TO mal hin und sagt: Passt auf Jungs, wegen der hohen Nachfrage ist Turnier XY jetzt mit 100% bemalpflicht.
Aus so einer Umfrage könnte man was gewinnen, denn die TOs wollen den "Nachwuchs" in den Clubs haben.