Was mir (mittlerweile) fehlt.
1. Konstanz der Regeln.
Ist ja schon oft genug geschrieben worden, aber die Lebenszeit einer Edition wird ja immer kürzer. Ich bin dabei tatsächlich Regelsammler und habe gerne von allen Fraktionen die Regelquelle (ohne auf BS oder eine bekannte russische Seite zurückgreifen zu müssen oder wollen) und es ist schon Wahnsinn, was ich an Büchern seit der 7. regelmäßig aussortieren musste. Von den FAQ und Errata fange ich gar nicht erst an.
Klar kann das Argument kommen "besser als vorher wo deine Fraktion jahrelang schlecht war", allerdings spiele ich hauptsächlich B&B und da konnte man sich auch auf schwächere Fraktionen einstellen, damit beide Spaß haben. Jetzt werden regelmäßig Spitzen durch GW Kreiert, nur um die dann kurz darauf wieder zu entschärfen. Zudem bin ich überhaupt kein Freund davon in zig Büchern Regeln nachzulesen, nur um dann ein halbwegs spielbare Armee zu haben. Ich finde das imo alles sehr zerhackt.
2. Mitspieler
Auch mir gehen derzeit etwas die Mitspieler abhanden. Dabei ist Corona weniger Schuld, als Nachwuchs und mangelnde Zeit durch Job 😉
Ich hatte mich mal in einem Club umgesehen, aber das ist nichts für mich , Gründe stehen nachfolgend.
3. Ich nenne es jetzt mal bewußt provokativ "Soziale Kompetenz".
Ich stelle leider immer mehr fest, wie (insbesondere aber nicht nur) im Internet die Bereitschaft auch andere Meinungen oder andere Sichtweisen zuzulassen immer weiter abnimmt. Dabei bin ich in mehreren Hobbys aktiv.
Wo sich in anderen Bereichen bei mir (z.B. Sport oder Motorradfahren/technik), auch Diskussionen entwickeln, macht dort aber das Diskutieren Spaß und ist Teil des Hobbys. Denn den meisten dort ist bewußt, dass nur weil Sie z.B. Basketball spielen, Sie noch lange keine NBA Trainer sind.
Hier werden z.B. Preisdiskussionen als Thema non Grata schnell kaputt geschrien.....obwohl man sich ja auch einfach an der Diskussion nicht beteiligen muss, wenn man mit den Preisen kein Problem hat.
Ich kann mit meinem Ladenleiter bei GW und einem weiteren Einzelhändler kurioserweise sachlicher und objektiver über positives und negatives bei GW reden, als manche hier im Forum, ohne sofort (übertrieben und das betrifft auch nicht alle 😉) in die "Du hast keine Ahnung" Ecke gebrüllt zu werden.
Nur weil ich ein Haus habe, bin ich noch kein Architekt 😉
Hier und in unserem Hobby habe ich aber zum Teil den Eindruck, dass nur weil einige seit drölfzig Jahren GW sammeln, auf ein par Turniere fahren (auch hier meine ich nicht pauschal alle Turnierspieler 😉 ) oder 36 Stunden am Tag den "Fluff" studieren, für sich dann aber Ihre Meinung oder Erfahrung als absolutes Dogma ansehen, dass in keinem Fall angezweifelt werden darf und es nur die eine wahre Sichtweise gibt. Dabei kann und soll man seine Positionen durchaus vertreten, d.h. aber nicht, dass es berechtigt andere Meinung abzuwerten oder als "falsch" zu deklarieren. Sofern hier z.B. mal Kritik oder eine Beschwerde aufkommt, wird dies von einigen schnell als "Gejammere" "Geweine" oder "GW-Bashing" abgetan. Und diese Art der Abwertung finde ich nicht richtig.
Insbesondere habe ich Leute getroffen, die im GW-Laden jegliche Politik von GW aufs Blut verteidigt haben......zu Hause aber noch mit den alten Zinn Minis Spielen, weil Sie sich in 10 Jahren keine einzige Neuanschaffung besorgten oder zwar Stundenlang im Laden ihr "Fachwissen" zur Schau stellen, Tische blockieren, Anfänger abstempeln usw. dann aber natürlich alles Online mit Prozenten holen. Sooo fördert man das Hobby natürlich.
Dabei scheint diese auf sich fixierte Haltung in sog. "Nerd-Hobbys" weiter verbreitet zu sein, als in einigen anderen. Ich habe mich durch z.B. Internet immer mal wieder mit Leutchen auf n Spiel getroffen. Dabei waren die dort gemachten Erfahrungen eher negativ. Die die gut waren, zu denen ist dann auch ein längerer Kontakt entstanden.
Das fing an, dass als ich Anfang der 7. wieder eingestiegen bin, ich bei einigen Spielen von "erfahrenen" Spielern regeltechnisch dermaßen über den Tisch gezogen wurde. Von 3 unsichtbaren Dämonenprinzen (natürlich ohne zu würfeln) bis zu Armeen mit HorusHeresy Regeln die gegen mich gespielt wurden, habe ich am Anfang alles erlebt. Und das obwohl ich von Anfang an klar gemacht habe, dass ich Wiedereinsteiger bin keine Erfahrung habe und die Regeln erstmal lernen muss. Dabei scheine ich nach einigen Gesprächen anderer Spieler beileibe kein Einzelfall gewesen zu sein.
Im Club wurde ich dann mal eingeladen und wenn ich da aber versucht habe mit jemandem ein Gespräch anzufangen, dann sprang man 10 Meter zurück. Ich hatte das Gefühl, die sind eher in der Lage eine Beziehung zu ihren Minis aufzubauen, als zu menschlichen Wesen.
Als ich mir Tipps holen wollte, wie ich meine Minis am besten versiegele und dass das Spray von GW meiner Meinung nach "staubig" wird bekam ich als Antwort:" Das liegt nicht am Spray, da bist du dann zu doof für.".....von einer Person die mich 5 Minuten kannte.
Club hatte sich erledigt für mich, der einzige neue der mit mir da war, dem waren die auch suspekt, dafür haben wir dann seit Jahren Kontakt 😉
In einem anderen Fall traf ich mich auf zwei BloodBowl Spiele. Im ersten Fall wollte er das Spiel nur so schnell wie möglich über die Bühne bringen und jedes Wort, dass nicht mit dem aktuellen Spiel zu tun hatte war schon zu viel. Es ging ja um den Pokal in der Liga und da war ich nur ein weiterer Faktor, der ihm Starspielerpunkte oder den Sieg ermöglicht. Der hätte genausogut gegen den Computer spielen können. Der zweite lud mich zu sich nach Hause ein, dort war es zum einem ziemlich unaufgeräumt und mein "Mitspieler" goss sich gemütlich ein Glas nach dem anderen ein, während für mich nicht mal eins bereit stand. Als dann die Kinder der Ex auftauchten und dann erstmal ein Stunde Spielpause war und die zu dritt Pizza futterten, während ich weiterhin am BloodBowl Tisch saß, war dieses Kontakt dann für mich auch gelaufen.
Ich dachte ich warte mal, aber das war ihm anscheinend gar nicht bewußt. Klar kann ich fragen, aber das habe ich mir dann auch geschenkt. Persönlich gehe ich mit Gästen ganz anders um.
Was ich damit eigentlich sagen will ist:
Als ich mit der 3. angefangen habe war das schöne, dass das ein Hobby war, bei dem ich das Gefühl hatte, dass alle eine gemeinsame Leidenschaft hatten. Es ging nicht darum, wer besser malen kann, der bessere General ist oder den Hintergrund besser kennt, sondern dass man
ZUSAMMEN eine GEMEINSAME Leidenschaft teilt.
Damals wurde schon über Preise/Regeln/Meine Fraktion ist gut/schlecht diksutiert, aber das gehörte dazu und es hat auch Spass gemacht, weil das alles nicht so ernst genommen wurde.
Die 3 Farben Mini des doppelt Linkshänders, der das beste aus sich heraus geholt hat, wurde genauso beklatscht, wie der Goldem Dämon Gewinner. Hatte einer eine neue Idee für den Hintergrund kam auch keiner nach dem Motto " Das stand aber vor Jahren auf Seite 36 1/2 im Nebensatz eine Kurzgeschichte des Sonder WD aber anders."
Insgesamt wirkte das alles toleranter.
Nachdem ich nach Pause in der 7. wieder eingestiegen bin, kam mir das alles irgendwie nicht mehr so "verbunden" vor. In vielen Fällen ging es nur noch darum sich selbst auf Kosten des anderen (sei es durch den Sieg im Spiel, das Mehr an Hintergrundwissen oder das bloße Abwerten anderen Meinungen) zu profilieren.
Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich z.B. auf einer "Fantasy-Messe" auch eher den ein oder anderen "Sonderling" treffe, ohne das jetzt abwertend zu meinen, als wenn ich auf die Intermot fahre.
Dabei ist mir auch klar, dass das o.g. natürlich nur auf meinen Erfahrungen beruht und keine Allgemeingültigkeit entfaltet.
Ich bin halt der Meinung, dass man sich bei allen Diskussionen und Spielstilen und Umgang mit dem Hintergrund und Bemalstandards und dem Spiel an sich usw. immer klar machen sollte, dass es bei unserem Hobby (aus meiner Sicht) nicht darum geht seine eigene vermeintliche Überlegenheit in den Vordergrund zu stellen, sondern dass dieses Hobby ein GEMEINSAMES Erleben ist, bei dem jeder eigene Erfahrungem/Ansichten hat und jede Meinung (sofern nicht beleidigend) für sich seine Berechtigung hat.
In den letzten Jahren hatte ich nur das Gefühl, dass die THAT GUY Mentalität doch stärker geworden ist.
Ist aber auch nur meine persönliche Empfindung bzw. die meiner kleinen Gruppe von MitHobbyisten.