(Fortsetzung des ersten Teils. Den gesamten Text findet ihr auf Seite 1)
Da man nur rund 150 Zygoten zur Verfügung hatte, wurden die Silver Angels als sogenannte „eingebettete Gründung“ erschaffen. Dabei wird der neue Orden – schon mit eigener Heraldik – einem älteren Orden mit der gleichen Gensaat offiziell als elfte Kompanie angeschlossen. In den folgenden Jahren werden alle Ressourcen, die der ältere Orden normalerweise einsetzt, um seine Sollstärke bei Mensch und Material zu halten, auf den neuen Orden übertragen, damit dieser in die Selbstständigkeit entlassen werden kann. Am Ende dieses Prozesses stehen ein geschwächter Mutterorden und ein neuer Orden, der in gewissem Rahmen operationsbereit ist.
Die Silver Angels wurden den Blood Angels angeschlossen, nicht zuletzt, um deren Reaktion auf ihren verbesserten Nachfolgeorden zu testen. Außerdem schickte das Adeptus Mechanicus eine Gruppe von Techpriestern mit, um die Progenoiddrüsen der Blood Angels zu modifizieren, bevor daraus neue Silver Angels erschaffen wurden. Dass die Blood Angels diese Gruppe akzeptierten, kann nur als deutlicher Hinweis darauf gesehen werden, dass sie sich ihres Makels bewusst waren und sich durch das Adeptus Mechanicus die Erlösung von ihrem Fluch erhofften. Manche behaupten auch, dass ein geheimer Vertrag geschlossen worden sei und die Blood Angels im Erfolgsfall die STK-Pläne für den Baal Predator ausgehändigt hätten.
Tatsächlich übertrafen die Silver Angels alle in sie gesetzten Erwartungen. Sie zeigten keinerlei Anzeichen des Roten Durstes oder der Schwarzen Wut, ebenso fehlten ihnen die langen Eckzähne aller Söhne des Sanguinius. Darüber hinaus kehrten aber auch der Edelmut und das positive Denken zurück, dass für den Primarchen so charakteristisch gewesen war und das die Blood Angels in den vergangenen Jahrhunderten verloren hatten.
Als Resultat waren die Silver Angels die perfektesten Space Marines seit dem großen Kreuzzug. Sie besaßen das Kampfgeschick, die Kunstfertigkeit und die Langlebigkeit der Blood Angels, ohne ihren Fluch zu tragen. Die Reinheit ihrer Gensaat entsprach jener der Ultramarines, aber sie hatten nicht die Arroganz und das Sendungsbewusstsein der Söhne Guillaumes. Stattdessen besaßen sie großen Respekt vor den einfachen, rechtschaffenen Bürgern und Soldaten und bedauerten den Weg der Repressivität und des Fanatismus, den das Imperium eingeschlagen hatte.
Die Silver Angels wurden der dritten Kompanie der Blood Angels unter Captain Jago angeschlossen. Selbst für die Verhältnisse der Blood Angels galt Jago als blutgierig und war schon mehrfach dem Roten Durst erlegen, was ihm allerdings gleichzeitig einen Ruf als großer Krieger eingebracht hatte. Außerdem war der Captain für seine Ungeduld bekannt und die ständige Anwesenheit der Techpriester konnte er kaum ertragen.
Als die Silver Angels eine Stärke von 300 Marines erreicht hatten, beschloss man, eine Heimatwelt für sie zu suchen und sie dann in die Unabhängigkeit zu entlassen. Eine hervorragende Möglichkeit fand sich, als die Blood Angels einen Notruf aus dem Mare-System empfingen, der von einer bevorstehenden Orkinvasion berichtete. Das Ziel war nun, die Orkinvasion abzuwehren und die Silver Angels als Schutzherren des Systems zu installieren.
Zusammen mit Jago und der dritten Kompanie der Blood Angels reisten die Silver Angels, die inzwischen von ihrem ersten eigenen Offizier – Captain Sarastro – kommandiert wurden, mit einer kleinen Flotte, bestehend aus dem Schlachtkreuzer Rache des Sanguinius sowie den Angriffskreuzern Blutschild und Stolz von Baal, ins Mare-System um die Invasion zu stoppen.
Dort angekommen stellte sich die Situation als äußerst kritisch heraus. Die Orks waren mit zwei Space Hulks und mehreren kleineren Schiffen am Rande des Systems aus dem Warp gekommen, hatten die Verteidigungsflotte des Systems fast vollständig vernichtet und standen kurz vor einem Angriff auf Phrygia, den äußersten Planeten des System, auf dem sich verschiedene Forschungsstationen und nur eine winzige Garnision befanden. Gleichzeitig war auf dem Hauptplaneten Latium ein Bürgerkrieg ausgebrochen; die herrschende Aristokratie hatte sich über die Bekämpfung der Orks dermaßen zerstritten, dass es schließlich zu Waffengewalt zwischen den verschiedenen Fraktionen gekommen war.
Ein Teil der Aristokraten wollte die PVS-Truppen des Systems auf Latium verschanzen und auf die Kraft des planetaren Schilds – ein Überbleibsel aus dem dunklen Zeitalter der Technologie – vertrauen, um den Orks eine Landung auf dem Planeten so schwer wie möglich zu machen. Der andere Teil der Aristokraten – hauptsächlich die mit Verwanden und Besitztümern auf den anderen Planeten des Mare-Systems – wiesen darauf hin, dass die Orks dann freie Hand hätten, die restlichen Planeten im System nach Belieben zu plündern und zu verwüsten. Sie verlangten, die PVS-Truppen über die Planeten zu verteilen und die Orks bei jeder sich bietenden Möglichkeit zu bekämpfen. Über diese beiden Standpunkte, von denen es natürlich noch mehrere verschiedene Variationen gab, ließ sich keine Einigkeit erzielen und so hatten beide Seiten versucht, ihren Absichten mit Waffengewalt Nachdruck zu verleihen.(Fortsetzung folgt...)