Deswegen ist es hier falsch von einer quasi-religion zu sprechen. Mathematik ist wie ein riesiges kollektives Gedankenexperiment, welches durch Anschauung genährt, ein gutes Werkzeug für die plausible logische Beschreibung der Welt liefert. Sollte sich herausstellen, daß die Natur durch nichtlogische zusammenhänge arbeitet, ist die Mathematik zwar nicht mehr dazu geeignet, aber in sich immer noch richtig.
Richtig, bloß Letzteres wird manchmal vergessen: Mathematik, so sehr sie auch in sich schlüssig sein kann, ist auch nur ein Menschliches Konstrukt und somuit fehlbar (da haben Religion und Mathematik doch ausnahmsweise was gemein, oder). Damit meine ich nicht so etwas wie den Wert von Pi oder sonstige durch, wie KOG richtig sagte, Deduktion erschlossene Erkenntnisse sondern eher "Unzulänglichkeiten" im mathematischen Formalismus. Beispiel aus der Stochastik: wir erinnern uns: Normalverteilung. Gewicht von Brötchen ist normalverteilt, man macht ne Dichtefunktion zu und kann nun mithilfe von Integralen bestimmen, wie wahrscheinlich es ist, dass man z.B. irgendein Brötchen erwischt, das zwischen 49g und 50g wiegt. Möchte man hingegen wissen, wie groß die Wahrscheinlicht ist, dass man ein Brötchen zieht, das genau 49,5g wiegt spuckt einem der Taschenrechner als Wert für das Integral (was gleich P also der Wahrscheinlichkeit ist) den Wert 0 aus. Das heißt aber nicht, dass es nicht möglich wäre ein Brötchen zu ziehen, das genau 49,5g wiegt. Klingonisch, ist aber so. :lol:
Was das jetzt mit Religion zu tun hat: Man sieht, dass die Mathematik Stellen hat an denen sie etwas seltsam ist (und für manch einen sogar angreifbar:huh:-_-, verstehe wer will, schließlich sollte ihr man doch pragmatischerweise zugestehen, dass sie hervorragende Ergebnisse liefert) und das liegt mitunter an unserer Denkweise und unseren Definitionen, die wir im Zuge der Mathematik verwenden. Wäre die Integralrechnung anders (wie immer man sich das vorzustellen hat) könnte man die Brötchenwahrscheinlichkeit
🙂D) auch für genau ein Gewicht bestimmen. (Vielleicht/Wahrscheinlich ist aber eine solche Integralrechnung gar nicht möglich) Da hat sie wieder etwas mit Religion gemein, die auch von vielen Definitionen abhängig ist, die aber (anders als in der Mathematik) sehr stark variieren.
Ok, ich geb zu eigentlich ist es schon OT ^_^
🙄 Deswegen weiter mit On-Topic.
Dabei ist plausible als widerspruchsfrei zu verstehen und nicht als einfach.
Abstraktion ist eine erlernte oder zumindestens trainierte Fähigkeit. Kinder können noch nicht abstrakt denken, zwar träumen und Phantasie haben, aber nicht ihre Phantasie anhand festgebener abstrakter Formen lenken. Und ebenso wie Erwachsenen ohne naturwissenschaftlichen Hintergrund, fehlt ihnen auch das Vokabular und das Rüstzeug um alle wissenschaftlichen Erklärungen nachzuvollziehen.
Gut haste recht, manchmal meint meint halt leicht verschiedene Wörter, weil man den Wörtern andere Konnotationen beimisst. Wie wäre es mit: Religiöse Erklärungen für Naturphänomene ist intuitiver als wissenschaftliche. (Intuitiv =/= besser natürlich, nicht dass das jemand mir hier noch unterstellt-_-
😉)
Vielen Dank für den Thread, Tegres. Ich mag gerne über sowas diskutieren.
Gerne geschehen, ich bin halt, wie oben beschrieben, im Schächten-Thread auf die Idee gekommen. Ich finde, wenn man über Religionen spricht, sollte man sich auch fragen, warum sie überhaupt da sind und was für eine Funktion sie haben, was im Schächten-Thread ebenfalls auch kurz angesprochen wurde.
Edit sagt:
Ich frage mich, warum hier noch keiner
Russel's Teekanne gebracht hat ...
Mh, stimmt. Ich find dieses Gedankenexperiment witzig aber ich glaube, man kann nie den Streit um die Bringschuld beseitigen, denn dann gäbe es Religion, theistische zumindest, ja tatsächlich nicht mehr. Ich als Agnostiker bin da fein raus.
😛