Sergeant Cassius rappelte sich gerade auf, als er seine Brüder aus dem schwer getroffenen Rhino flüchten sah. Einer lag im Fahzeug leblos am Boden, ein klaffendes Loch in der Brust der Servorüstung. Der Geruch von verdampftem Fleisch und Ozon drang selbst durch die Filtereinheit seines Helms und er hätte an dem Tod des Space Marines kein bisschen gezweifelt, wäre er nicht gerade eben erst in den Simulationsanzug gestiegen. Eine laute Stimme brachte ihn von diesen Gedanken ab. Sein Fahrzeugführer, Bruder Sirus, packte ihn an der Schulter und deutete nach draussen. "Die haben mehr Glück als Verstand Sergeant. Die Kette ist wohl ab, ich seh mal ob sich was machen lässt" und entsicherte seine Boltpistole, als er den Rhino verließ. Der Sergeant wusste um das Vertrauen von Sirus in dieses Gefährt, dem er den Schicksalsträchtigen Namen "Holy Mantle" verliehen hatte. Unzählige Explosionen von Raketen und Einschläge von Laserkanonen hatte dieses kleine Meisterwerk des Omnissiah schon verkraftet und es fuhr immernoch. Anscheinend hatten die Techpriester diesen Umstand auch beim Erstellen der Simulation berücksichtigt. Aber auch diese Gedanken vertrieb der Marine letztendlich, denn im Tod konnte er noch genug über derartiges Sinnieren. Als er nach dem Sturmbolter im Dach des Rhino griff, erspähte er gerade noch, wie der taktische Trupp Beta sich nach schweren Verlusten in die naheliegenden Ruinen zurückzogen, während die wohl dafür verantwortlichen Reiter gerade hinter dem kleinen Hügel verschwanden. "Feiglinge!" schrie er, obgleich er wusste, dass diese Taktik die absolut richtige war. Offensichtlich war der Kommandant der 118. Matrivichi Lancers mehr als nur erfahren genug. In einigen hundert Metern Entfernung sah er auch einige schwere Waffen hinter einer Deckungsmauer hervorschauen, offensichtlich auf ein anderes Ziel ausgerichtet, genau wie auch die Chimäre mitten in die Ruine zu halten schien. Sirus signalisierte ihm nach oben, dass an der Kette nichts mehr zu machen sei und bezog Stellung an einer der Luken. "Halt dich bereit Bruder, wenn sie wirklich so gut trainiert sind, kommen sie jeden Moment an der Westseite des Hügels dort um die Ecke und halten auf Trupp Alpha zu." Er hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da kamen die Reiter tatsächlich wieder. Diesmal überzog er sie mit einem tödlichen Hagel aus Boltgeschossen, musste aber nur allzu oft sein Ziel wechseln um nicht Gefahr zu laufen seine Brüder zu treffen. Auch von unten, aus dem inneren des großen Transporters, kam Bolterfeuer. Dennoch schienen diese tapferen Krieger mit ihren ja schon lächerlichen Sombreros und den imposanten Sprenglanzen mehr eine Reihe von Pappfiguren anstatt Space Marines nieder zu mähen, als einer nach dem anderen von Trupp Alpha fiel. Und da fiel es ihm auf: Hatten die Reiter nicht beim Angriff auf Trupp Beta schon keine Lanzen mehr gehabt? Hatten sie hinter dem Berg neue ergriffen? Er hatte keine Zeit sich eine Lösung zu überlegen, denn die Reiter flohen, nachdem ein dicker Lichtblitz aus dem Rücken des Sergeant kommend einen der restlichen verbliebenen drei Reitern verdampfte und nur einen kokelnden Strohhut übrig ließ. Ein kurzer Blick gab ihm die Gewissheit, dass es der Razorback war, welcher aber gerade wieder abdrehte. "Die kommen wieder", rief er nach unten und prompt erschien wieder im Osten des kleinen Hügels, direkt vor der herannahenden Chimäre die Silhouette von zwei Reitern - wieder mit Sprenglanzen in der Hand. Irgendetwas konnte da nicht stimmen, doch als in seinem Hagel aus Boltgeschossen auch der letzte der Reiter fiel und nur der mit dem größten Sombrero aus dem Winkel seiner Waffe rauschte, fasste er den Entschluss dem später nachzugehen. Den einsamen Reiter mit seinem Blick verfolgend versuchte er mit dem Kommandanten des Razorback Kontakt aufzunehmen, aber anscheinend hatte dieser gerade andere Sorgen. Doch die folgende Tragödie des anderen Transporters sollte Sergeant Cassius nicht mehr mitbekommen, denn plötzlich brach ein Gewitter an Laserblitzen über ihn herein und er musste in den Eingeweiden des Rhino abtauchen. Die Chimäre hatte das Feuer eröffnet und nur knapp über seinem Helm zerbarst der Sturmbolter in Millionen von kleinen Teilen, die sich wie ein Platzregen über die Servorüstung des Marines ergossen. Jetzt saßen die beiden Marines in der Falle. Dem Funk konnte er entnehmen, dass sie die einzig überlebenden der Simulation waren - bis jetzt - und sich dies auch jederzeit ändern könnte, denn das Ächzen des Transporters unter den Lasersalven wurde mit jeder Erschütterung lauter. Nur mit ihren Boltpistolen und Kampfmessern und dem eisernen Willen zu kämpfen bewaffnet, saßen sie in einer Sardinenbüchse umgeben von hungrigen Raubkatzen die bereits mit ihren Klauen an der Verpackung kratzten. "Die Holy Mantle wird halten" drang plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit des Cockpits und ein weiterer Marine, allerdings wesentlich größer und reicher beschmückt, in einer weissen Rüstung steckend, kam aus dem Schatten hervor. "Und unser kleines Versteckspiel werden wir bald aufgeben können, denn alsbald haben wir die Wurzel des Chaos in den Reihen dieser wahrlich tapferen Soldaten gefunden und dann... wird sie den Zorn des Imperators zu spüren bekommen. Aber so lange müssen wir noch Ruhe bewahren, Bruder Cassius. Und wir müssen Hinweise sammeln wie die heute bei der Kavallerie. Unsere Zeit wird kommen." "Jawohl Captain!" erwiderten beide Marines wie im Chor, als dann auch das Geröhre der Lasertreffer verstummte und das Gesicht von Captain Deranius sowie die ganze Umgebung den bekannten Wänden des Simulationsraums wich...