Doch, unsere Probleme sind das Nachwuchs-Problem
Es kommen immer weniger, nicht nur auf Turniere, um 40k zu spielen.
Egal ob man Hardcore, Kampagnenwochende mit erzählerischer Struktur, Softcore oder Anfänger Tag anbietet.
von 50+ Teilnehmer in der 5. sind wir heute froh wenn 20 kommen.
Hier sind das Problem weder die Spieler, noch das angebotene Format, sondern rein das die Regeln der 7. Edi 40k niemanden anziehen sondern eher dafür sorgen das die Leute weg bleiben
Ich finde das Thema als eigentlich Außenstehender ziemlich interessant und obig zitierte Aussage hat mich besonders angesprochen. Gleich vorweg: Ich möchte niemanden beleidigen, belächeln oder in eine bestimmte Ecke stellen. Zu den meisten in diesem Thread angesprochenen Punkte kann ich aufgrund fehlender Erfahrungen keinerlei Bezug nehmen und manch einer mag den nun folgenden Sermon daher auch sofort als Geschwafel eines Ahnungslosen abtun. Tut Euch keinen Zwang an, ich habe damit kein Problem
🙂
Mein erster Kontakt mit Citadel Miniaturen war damals, Anfang der 90er als ich im Grundschulalter das Spiel "Die Claymore Saga" bekommen hatte. Ich war begeistert und auch wenn keine der Miniaturen jemals bemalt wurde, so wurden doch etliche Partien des Spiels ausgetragen und befindet sich bis zum heutigen Tage in meinem Besitz.
Danach kam in Bezug auf Miniaturen erstmal lange Jahre nichts, bis mir als 7. Klässler eines Tages ein GW Promo Heftchen in die Hände fiel. Auch wenn ich mit dem fremden 40k Universum erstmal gar nichts anfangen konnte, war ich doch stark fasziniert. Als nächster Schritt wurde ein Exemplar des WDs gekauft, in dessen Ausgabe just die neueste Edition von 40k (die 3.) besprochen wurde.
GW hatte mich am Haken.
Als pubertierender Anfänger wenig überraschend mit den Space Marines eingestiegen und versucht so viele Freunde wie möglich ebenfalls für das Hobby zu begeistern. Fantasy fand aber deutlich mehr Anklang, besonders als dann die 6. Edition WHFB erschien. Ich sammelte Waldelfen und hatte im erweiterten Freundeskreis Bretonen, Zwerge, Imperium, Echsenmenschen und Hochelfen als Gegner zur Verfügung.
Dem Malen konnte ich nie sonderlich viel Vergnügen abgewinnen und vielen anderen ging es ähnlich, aber das hat uns nicht davon abgehalten zu spielen. Mit dem Zusammenstellen einer Armeeliste konnte ich Stunden verbringen.
Wirklich gespielt haben wir letzten Endes alle nicht sonderlich viel. Ich kann mich vielleicht an eine handvoll Wochenenden erinnern, an denen wir uns dafür getroffen hatten. Was mir allerdings noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist, ist die starke Begeisterung, die ich im Vorfeld jedes dieser Wochenenden hatte und der ebenso große Frust, der sich am Ende derselbigen angehäuft hatte.
Diese unschönen Spieltage resultierten zum allergrößten Teil daraus, dass jeder natürlich unbedingt gewinnen wollte (wie gesagt, pubertierende Jungteenager) und die oft uneindeutigen, konflikteinladenden Regeln. Wenig überraschend kam es in fast regelmäßig zu Streitereien, die zumindest mir den Spielspaß immer gehörig versaut haben (auch wenn ich ebenso verantwortlich für die Zankereien waren wie meine Mitspieler). Ich denke den anderen erging es ähnlich, weswegen das Hobby bei uns dann auch schnell wieder eingeschlafen ist.
In den letzten fünf Jahren bin ich dann stark in das Brettspielhobby gerutscht und habe damit viel Zeit verbracht. Zufälligerweise habe ich dann vor ein paar Monaten mitbekommen, dass "mein" WHFB begraben wurde und viele Armeen wohl in naher Zukunft eingestellt werden (oder schon sind). Die Miniaturen haben mich nie ganz losgelassen und ich habe jetzt tatsächlich angefangen eine Vielzahl meiner Armeen zu vervollständigen. Bis auf Dämonen, Tiermenschen, Krieger des Chaos und Bretonen habe ich eigentlich jede Fantasy Armee in meiner Sammlung. In 40k besitze ich Armeen der Sororitas, Space Marines, Imperiale Armee, Eldar, Dark Eldar und Space Orks.
Verspüre ich den Drang auch nur ein Spiel mit einer dieser Armeen zu bestreiten? Um Himmels Willen nein! Mir fallen aus dem Stand heraus wahrscheinlich mehr als 200 Brettspiele ein, die ich stattdessen lieber spielen würde. Und da schließe ich ausdrücklich viele Spiele ein, die sowohl von der Komplexität, als auch von der Spieldauer meiner Meinung nach deutlich über WHFB oder 40k angesiedelt sind.
Ich bin also jemand, der dem Hobby an sich durchaus positiv und aufgeschlossen gegenüber steht, aber keinerlei Verlangen verspürt das eigentliche Spiel zu spielen. Weder in den jungen Teenagerjahren, noch jetzt wo ich Anfang 30 bin.
Wenn man mich jetzt beten würde, zu spezifizieren was mir an Warhammer missfällt, könnte ich das auch leicht in meine jungen und späten Jahre als Spieler unterteilen:
Die jungen Jahre:
Wie schon eingangs erwähnt, lag die Saat des Unvergnügens hauptsächlich in den uneindeutigen Regeln, namentlich:
- Die Ungenauigkeit der Zoll-abhängigen Bewegungen. Ist die Einheit jetzt noch in Angriffsweite oder nicht? Trifft die Kanone meinen Drachen noch oder nicht? Millimeter entscheiden über Vorteil oder Nachteil in oft spielentscheidenden Situationen. Zoff ist vorprogrammiert.
- Die Ungenauigkeit von Schablonen. Sind jetzt sieben oder nur 5 Modelle von dem Mörserschuss betroffen? Ähnliche Situation wie bei der Bewegung, nur nicht ganz so spielentscheident. Sorgte trotzdem für viel Unmut.
- Das Fehlen von offiziell sanktionierten, zeitnah vorhandenen, kostenlos zugängigen FAQs und Regelklarstellungen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es Anfangs der 6. Edition WHFB Monate dauerte, bis auch nur die ersten Unklarheiten durch FAQs bereinigt wurden. Teilweise wurden die aber nur im WD veröffentlicht. Ich hatte etliche Diskussionen, weil sich Freunde teilweise geweigert hatten Lösungskonventionen weder aus den einschlägigen Foren noch aus dem WD anzunehmen. Argumente waren dann z.B. "das sind englische Regeln, wir spielen nach den deutschen, da steht das anders...", "das sind keine offizielen GW Erklärungen", oder "das steht ja nur im WD, den kann ich mir nicht leisten, das akzeptiere ich nicht". Stunk war vorprogrammiert.
Die späten Jahre:
Ich bin erwachsen geworden und stehe mittlerweile (zumeist) über den obigen Zankäpfeln. Das Spiel soll in erster Linie Spaß machen, der Sieg ist nicht das wichtigste. Was macht mir persönlich in einem Spiel am meisten Spaß (wie gesagt, ich komme mittlerweile eher aus der Brettspielecke)? Aus einer Vielzahl an Optionen diejenige herauszupicken, die meiner Meinung nach am ehesten zum Erfolg führt und das Aufbauen einer Strategie über mehrere Spielzüge hinweg, die hoffentlich im Übertrumpfen der Gegner kulminiert.
Und all das fehlt mir ehrlich gesagt in einem normalen Warhammer Spiel. Ich rede hier ausdrücklich
nicht über Turnierspiele, oder Spiele zwischen Veteranen. Mir geht es um Spiele zwischen Menschen, für die Warhammer kein umfassender Lebensinhalt* darstellt.
Für mich reduziert sich (überspitzt ausgedrückt) eine Partie Warhammer darauf, dass zwei Spieler ihre Armeen aufeinander zu bewegen und derjenige, der nach 6 Spielzügen besser gewürfelt hat, gewinnt das Spiel. Die Aspekte, die mir an einem Spiel gefallen, finde ich während einer Warhammer Partie nicht sehr häufig. In der Armeezusammenstellung sind sie wesentlich deutlicher vorhanden, aber nicht im eigentlichen Spiel. Was das anging hatte WHFB für mich eigentlich immer noch die Nase vorn. Dort gab es wenigstens noch die möglichen Auswirkungen von Flanken und Rückenangriffe, wohingegen sich die Spieloptionen bei 40k ja größtenteils auf die Zielzuteilung der einzelnen Einheiten beschränkt.
Wenn ich dann ganz nüchtern das Verhältnis an Zeitaufwand zu Spielspaß betrachte, dann schneiden die GW Spiele für mich im Vergleich zu so vielen anderen Sachen einfach nicht gut genug ab.
*Das ist absolut keine negative Bewertung von
lifestyle games von meiner Seite. Warhammer, Magic the Gathering, Living Card Games von FFG sind an sich alles tolle Sachen. Der Anteil der Bevölkerung die allerdings bereit sind die nötige Zeit in das entsprechende Hobby zu investieren ist aber nachvollziehbarerweise wesentlich kleiner als bei anderen Aktivitäten.