So, nach ein bischen Rechnen habe ich ein paar Tabellen zusammengestellt, die vor allem mein Abstimmverhalten noch einmal darlegen sollen. Durch die relativ objektive Herangehensweiße (das war auch einer der Gründe, weshalb ich meine Bewertung nach Diskussionen in zwei Fällen angeglichen habe) hoffe ich aber auch auf einen Erkenntnisgewinn für alle Wettbewerbsteilnehmer. Die Tabellen (Analysegrundlage) befinden sich im Anhang.
Zuerst ein paar generelle Bemerkungen. Verglichen mit anderen (Stand 14.9.) Bewertenden, habe ich ein bischen weniger Punkte vergeben. Das liegt zum einen an meiner recht peniblen Kritik. Zum anderen aber auch an objektiveren Gründen, die ich nachher noch anhand der Tabellen darlegen will.
Die nachfolgenden Tabellen sind natürlich dahingehend subjektiv, als dass die Auswahl der Bewertungskriterien nicht objektiv, sondern nach meiner persönlichen Auswahl erfolgt ist.
Die Bewertungskriterien:
In die Kriterium I (Sprache) ist sowohl die Sprache, als auch der Lesefluss und die handwerkliche Konzeption eingeflossen. Verfügte eine Geschichte über einen handwerklich anspruchsvollen Aufbau, hat sie von mir einen kleinen Bonus bekommen. Top Kriterium blieb jedoch die Sprache.
Bei Kriterium II (Leitthemen) habe ich versucht nach folgendem Muster vorzugehen. Für jedes umgesetzte Leitthema gab es 2 Punkte sowie einen Bonus von +1 für raffinierte Umsetzungen, dafür einen Malus von -1 für phantasielose. Einzige Ausnahme bildet hier die Geschichte Pusliks Pilgerreise, die für ausnahmslos gute Umsetzung nur eines Leitthemas 4 Punkte erhielt. Dies ist jedoch meine persönliche Entscheidung gewesen. Ich wollte honorieren, wenn jemand die Schwierigkeit auf sich genommen hat und mehrere Leitthemen auf einmal umsetzen wollte - auch in Punkten.
Das dritte Kriterium (Handlung) bewertet vor allem die Handlung, Logik sowie die Tiefe und Glaubwürdigkeit der Charaktere. Zudem ist als persönliches Kriterium noch subjektiv empfundene Spannung beim Lesen, überraschende Wendungen oder interessantes Volk/Szenario dazugekommen.
Verteilung zwischen den Bewertungskriterien:
Hier ist zu erkennen, dass insbesondere Sprache (3,54), aber auch die Umsetzung der Leitthemen (3,46) bei mir relativ viele Punkte erhalten haben, wohingegen das Feld Handlung und Eindruck (2,46) im Durchschnitt etwa einen Punkt weniger erhalten hat. Interessant ist weiterhin, dass in den ersten beiden Kriterien die 40K Geschichten durchschnittlich mehr Punkte auf sich vereinen konnten, als die Fantasygeschichten, wohingegen bei der Handlung Fantasygeschichten die Nase vorne haben. Dies widerspricht ein wenig dem Eindruck, als dass Fantasygeschichten durch eine blumige Sprache eine laue Handlung übertünchen würden.
Zwei Zusammenhänge könnten bezüglich dieses Phänomens bestehen. Zum einen könnten die 40K-Geschichten eher auf die Erfüllung der Leitthemen hin getrimmt sein und deshalb bei der Handlung Schwächen aufweisen. Zum anderen ist die Diversität der verwendeten Völker bei 40K geringer, was zu weniger interessanten Plots geführt haben könnte.
Auch könnte hier mit hinein gespielt haben, dass die Leitthemen wenig zu kreativer Umsetzung animiert haben. Sie dann zwar umgesetzt wurden, aber eben eher phantasielos, was zu einem wenig mitreißenden Plot geführt haben könnte. Insofern könnte es sich also auch um ein Phänomen meines Bewertungsmodells handeln.
Verteilung insgesamt:
Die häufigste Bewertung war eine 4, jedoch fällt auf, dass die Verteilung von 1er, 2er und 3er Bewertungen mit 5/6 relativ gleichauf und relativ häufig sind. Wobei 3er und 1er überwiegend bei der Handlung, 2er vor allem bei der Sprache häufig auftreten. Die 5er Bewertung bleibt wenig überraschend eher für Sprache und Leitthemen reserviert, das gleiche gilt für die 6er (2x). Die Verteilung der der Bewertungen fällt also nicht idealverteilt aus, sondern mit einem relativ deutlichen Ausreißer bei den 4ern, die sich ebenfalls überwiegend auf Sprache und Leitthemen verteilen (5/6). Auch hier bestätigt sich der oben bereits beobachtete Trend.
Dass die Sprache wenig Top-Bewertungen (5 und 6) erhalten hat, denke ich, geht oft auf mangelhaftes Korrekturlesen der Autoren zurück. Einige der sprachlichen Fehlerchen hätte man bei der ein oder anderen Geschichte leicht beheben können - und dann bessere Punkte erhalten. Dass Sprache auch viele 2er Bewertungen aufweist, liegt denke ich vor allem an unerfahrenen und jüngeren Autoren, die sprachlich noch weniger Stilsicherheit aufbringen können.
Bei den Leitthemata sind die vielen 4er Bewertungen sicherlich meinem Bewertungsmodell geschuldet, das neben der Qualität auch die Quantität der Leitthemen berücksichtigt hat. Viele haben zwei Leitthemen umgesetzt oder zumindest angeschnitten, doch wenige überdurchschnittlich kreativ und gleichzeitig alle oder mehr als eines, weshalb die 5er/6er Bewertung recht selten ist.
Bei der Handlung ist die Streuung größer (1er-3er) und keine so eindeutige Spitze zu erkennen. Die Gründe hierfür wurden weiter oben bereits angesprochen.
Mein persönliches Fazit:
Für mich haben in diesem Wettbewerb zwei maßgebliche Einflüsse dazu geführt, dass die Qualität vom letzten Wettbewerb nicht mehr ganz erreicht wurde. Zum einen sind viele menschliche Plots verwendet worden und nur wenige 'außergewöhnliche' Protagonisten. Dadurch bekommt das Setting schnell einen gewissen Mainstream Akzent - und wie man gesehen hat, wurden außergewöhnliche Ideen oder Völker eher belohnt (andererseits wurden hier für unglaubwürdige Umsetzungen oft Punkte abgezogen - was aber weniger an der Idee, sondern mehr an der Umsetzung lag).
Zum anderen hat man gemerkt, dass die relativ spannungsarmen Leitthemen zwar brav umgesetzt wurden, aber sich eben negativ auf Handlung und Plot ausgewirkt haben. Kreative Umsetzungen wurden dadurch erheblich erschwert.
Natürlich müssen beide Thesen im Lichte vieler neuer und jüngerer Teilnehmer betrachtet werden. Einige der 'alten Hasen' waren diesesmal nicht dabei. Wie groß dieser Einfluss aber tatsächlich ist - immerhin entwickeln sich die Teilnehmenden ja auch mit jeder Teilnahme weiter - ist in meinen Augen schwer abzuschätzen.
So, den Rest dürft ihr selber interpretieren. Ich hoffe damit einen Anstoß zu einer lebhaften Diskussion gegeben zu haben.
Grüße,
Auxo