40k Das Schwinden Band I bis III vollendet

hellscream

Hintergrundstalker
22 Juni 2003
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einsame spitze!
freue mich, dass es schon im september weitergehen soll! habe fuer die beiden buecher 3 tage gebraucht, was die spannung anbelangt, brauchst du dich vor keinem kommerziellen autor verstecken.

zu den (haupt)figuren: der gute alte inquisitor ist natuerlich spitze. allerdings kam er mir immer wie ein rationaler mensch vor. er wird zwar manchmal von seinen gefuehlen gelenkt, aber nie beherrscht. daher verstehe ich nicht, dass er sich so gegen die idee des erzengels straeubt. klar, er ist inquisitor, er ist so indoktriniert worden. aber er sieht ja auch, dass einiges im bezug auf das imperium schief laeuft. er sieht die probleme und ist essentiell der gleichen meinung wie gavri (ausser der goettlichkeit des imperators vielleicht). mmn straeubt er sich einfach ein bisschen zu ueberzogen gegen die moeglichkeit, dass gabriel wirklich existiert. dafuer ist er zu rational.

mattan ist viel zu kurz gekommen. er hat nicht eine szene, in der sein hintergrund und seine einstellungen kurz erklaert werden. sogar unsren wortkargen freund zebulon kann ich mir besser vorstellen, vor allem durch die szene mit syntche. wenn der name mattan faellt, oder er etwas tut, sehe ich nur eine unscharfe, nicht naeher definierte figur (in meinem kopf^^). die anderen sehe ich sehr lebhaft vor mir. im uebrigen, shiloh hat mir kein bisschen gefallen, sie wirkte auf mich zu offensichtlich. eher ein main-stream charakter, wie man ihn aus massenproduktionsfilmen kennt. den anderen hat sie aber anscheinend gut gefallen.

ich hoffe auf einen band, der herad's aufstieg innerhalb der inquisition beschreibt. koenntest ja fast die schlacht um den huegel als anfang nehmen. die charaktere des gefolges erschienen mir als sehr lebhaft und abwechslungsreich, da kann man (und vor allem du) einiges draus machen. naja, man (du) wird sehn :)

auf jeden fall hast du einen weiteren leser hinzugewonnen, der sehnsuechtig dem erscheinen von band 3 entgegenfiebert.
und jetzt zurueck an den schreibtisch!
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
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Es ist September und der dritte Band startet heute. Der Veröffentlichungsmodus wird freier sein als bei den letzten Veröffentlichungen. Je nach Lust, Laune und Zufriedenheitsgrad mit einigen Kapiteln des Bandes. Voraussichtlich wird es nur ein Update pro Woche geben und das am Wochenende oder den darauf folgenden Tagen. Stress werde ich mir deswegen keinen mehr machen. Die Kurzarbeit ist bei meinem Betrieb nun vorbei, sprich ich habe weniger Zeit mich um dieses Projekt zu kümmern. Nebenbei bin ich beschäftigt, drei meiner WHFB Armeen auf sinnvolle 3000 Punkte zu bringen, was auch viel Zeit frisst. Die letzten drei Wochen habe ich immerhin 70 Minis fertig bekommen, aber die gleiche Anzahl wartet noch auf mich. Ich hatte zwar schon immer viel Infanteriemodelle und auch Masse, aber da es jetzt Horden gibt, ist doch eine gewisse Verstärkung einzelner Regimenter unerlässlich. Wo früher 20 gereicht haben, braucht man jetzt 40 oder gar 50.

Ich doktere jetzt inzwischen schon über ein Vierteljahr an diesem Buch herum, war damit ja eigentlich schon vor Veröffentlichung von Band II in der Rohfassung fertig, sprich ich habe viele Szenen komplett neu geschrieben, umgestellt und gewisse Dinge fokussiert. Anfangs hatte dieses Teilstück 57 Seiten, von denen ich die Hälfte gekickt habe, inzwischen habe ich 89 Seiten und einige Szenen im letzen Fünftel müssen noch überarbeitet werden. Mit einigen anderen bin ich letztendlich immer noch nicht zufrieden und es kann durchaus sein, dass es mal mittendrin eine größere Pause geben kann. Es gibt viele Raumszenen und seit gestern bin ich stolzer Besitzer von "Freihändler", in dem mal verwertbare Daten über Größe und Besatzung von Großkampfschiffen drin stehen. Da werde ich auch die eine oder andere Szene überarbeiten. Lange Rede kurzer Sinn, es geht weiter, aber nicht in der gewohnten Geschwindigkeit. Dafür ist dann Band IV schon so gut wie fertig, es wird also keine so lange Pause geben wie zwischen Band II und III.

Die Anzahl der Protagonisten wird sich deutlich erhöhen, deswegen gab es im Band I nur wenig andere Charaktere neben Gavri hatte. Anfangs werden ein paar neue Personen eingeführt werden, um gewissen Ereignisse von "unten" zeigen zu können. Das eine oder andere Klischee lässt sich dabei leider nicht vermeiden, hoffe aber, dass die Charaktere trotzdem interessant sind. Ich wünsche nun viel Spaß und freue mich über Feedback. Und vielen Dank an SHOKer für die schnelle Korrektur.

Buch III
Kampf um den Verräterstern
Prolog
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Jyoti
System Yekoh
Planet Cres
Sektor 23RT2
Zeit: 2 324 995.M41
Person: Gad Varner

"Scheiß Schnee!", fluchte Gad Varner, füllte seine Lungen mit dem beruhigenden Rauch aus seinem Lho-Stäbchen und stapfte stoisch im aschgrauen Schneegestöber weiter. Über ihm donnerte gerade ein kleiner Frachter durch die Schallmauer und ließ den Boden erzittern. Einzelne Schneeklumpen und Eiszapfen lösten sich von den Dächern und der blonde Mann musste mit einem heftigen Satz ausweichen, um nicht von dem durch die Umweltgifte fast schwarz gewordenen Schnee oder Eis getroffen zu werden.

"Scheiß Raumschiffe! Müssen die immer so nen verdammten Krach machen?", grummelte er verhalten und blickte kurz überaus missmutig in den dunklen trüben Himmel. Ein paar Schritte später musste er heftig husten und würgte einen blutigen Schleimkluppen hoch, den er auf den Boden spuckte. Das passierte ihm in letzter Zeit öfters und er hatte vor, mal deswegen zu einem Doc zu gehen, aber bis jetzt hatte er immer eine Ausrede gefunden, dass auf den nächsten Tag zu verschieben. Ein eisiger Wind fegte durch die enge Gasse, die zum "Massaker" führte, seiner Stammkneipe seit einem Jahr. Seitdem er eben auf diesem verdammten öden und total zugebauten Planeten namens "Cres" nach den regulären zwanzig Dienstjahren aus dem 26. Prätoria ausgemustert worden war.

Durchgefroren erreichte er die übel verdellte Tür aus dünnem Plaststahl am Ende der schmalen verdreckten Treppe, die zu der schäbigen Kellerbar "Massaker" führte, und drückte die vor Kälte verzogene Tür auf. Fünf altersschwache Tische voll grober Schnitzereien meist obszönen oder militärischen Inhalts und eine vom Qualm unzähliger Lho-Stäbchen ergraute Theke drängelten sich in den engen Raum, der kaum größer als ein besseres Wohnzimmer war. Mit ihm kam kalte Luft in den Raum und unter allgemeinen Protest der Stammkundschaft beeilte er sich, die verzogene Tür wieder zu schließen. Die Luft war zum Schneiden dick und das Aroma war irgendwo zwischen erkalteten Lho-Stäbchen und dem Ausdünstungen nicht gerade vorbildich gepflegter Körper einzuordnen. Ein uralter Kanonenofen in der hinteren Ecke sorgte für mollige Wärme. Er klopfte sich den Schnee von seinem geflickten roten Armeemantel und schlappte zu seinem kleinen Stammtisch, wo sich seine üblichen Saufkumpane eingefunden hatten. Veteranen wie er, die immer noch auf eine Anstellung warteten. Vom 26. Prätoria, seinem ehemaligen Regiment, war keiner mehr hier übrig, die hatten sich schon längst anwerben lassen.

Regelmäßig streiften Werber vom nahen Raumhafen durch diese einschlägigen Kneipen. Veteranen waren begehrte Söldner für die Truppen von Adligen, Freihändlern, Söldnerregimentern und Unterweltsyndikaten. Gad waren im Laufe des letzten Jahres siebenundachtzig Stellen angeboten worden. Entweder war ihm der Planet zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass, zu überbevölkert, zu unterbevölker, die zu erwartende Arbeit zu schlecht bezahlt, zu gefährlich, zu langweilig oder die Uniformen waren in Farben gewesen, die er nicht ausstehen konnte. Gelb wie Pisse oder braun wie Scheiße waren einfach keine Farben, sondern Fäkalien. Irgendetwas war immer gewesen, was sich falsch angefühlt hatte. Es war, als ob die eine richtige Anstellung noch auf ihn warten würde.

Sein Blick fiel auf ein neues Plakat an der unverputzten Wand, manche Werber hinterließen solche Werbemittel. Das Plakat war nichts weiter als schwarze Schrift auf weißem Grund. LEGION, stand in dicken schwarzen Lettern aufmerksamsheischend als Überschrift. Das war wohl der Name der Söldnergruppe, die Gad überhaupt nichts sagte. Er kannte einige Söldnerregimenter, die sich Legion von Irgendwas oder was auch immer nannten, aber keine, die so frech war, sich einfach ganz simpel Legion zu nennen. Aber da es hunderttausende von Söldnereinheiten im Imperium und auch außerhalb gab und nur wenige berüchtigt genug waren, um auf mehr als einem Planeten bekannt zu sein, war das auch kein Wunder, dass ihm dieses Söldnerregiment mit dem schlichten Namen Legion gänzlich unbekannt war. Unter der Überschrift stand in gut verständlichem Niedergothisch in schon fast zu verspielter Schrift die Anforderungen für eine Anwerbung bei der Legion, die recht unspezifisch waren für eine Söldnerorganisation. Das Alter reichte von sechzehn bis fünfzig, männlich wie auch weiblich. Frauen hatten bei Söldnern meist nur das Tätigkeitsfeld der Marketenderin, Krankenschwester und das der Hure. Manchmal nahmen sie auch alle drei Tätigkeitsfelder wahr. War bei der Imperialen Armee meist nicht anders, es gab zwar einige Weiberregimenter, wie sie abschätzig genannt wurden und noch seltener, wo Männer wie auch Frauen in einem Regiment gemeinsam kämpften. Man durfte kein Mutant sein, was in Gads Augen selbstverständlich war. Mutantenregimenter gab es zwar auch, aber das waren lebende Minensuchgeräte und Kugelfänge auf zwei oder mehr Beinen, mehr nicht. Kampferfahrung war nicht nötig, war aber auch kein Fehler. Körperlich Fit und geistig auf der Höhe sollte man auch sein. Körperlich Fit verstand Gad ja noch, aber geistig auf der Höhe? Intelligente Soldaten waren schlechte Soldaten, hatte ihm damals immer sein Ausbilder ins Ohr gebrüllt. Wer zu viel denkt, der stirbt!

Gad war das lebende Beispiel, dass dies nicht unbedingt stimmte. Es hatte schon seinen Grund, warum er zu den fünfzig Überlebenden von einst vierundzwangzigtausend des 26. Prätoria gehört hatte. Manchmal war es einfach besser, wenn man zuerst nachdachte und dann handelte. Es gab natürlich auch Situation, wo zuerst handeln und dann zu denken angesagt war.

Die Mindestkontraktlaufzeit wurde mit satten zehn Jahren angeben, wobei eine zwanzig Jährige Laufzeit als obligatorisch angesehen wurde, wie bei der Imperialen Armee auch. Zwanzig Jahre waren eine verdammt lange Zeit, wie Gad nur zu gut wusste. Weiter unten stand noch eine Adresse und Wegbeschreibung zu dem Rekrutierungsbüro auf diesem Planeten. Der angegebene Sektor würde er nur mit dem Fernzug erreichen können. Was die Entlohnung und das Ziel der Legion war, stand leider nicht auf dem Plakat. Das war etwas komisch, aber vielleicht verrieten einem das die Werber erst in einem persönlichen Gespräch. Obwohl er das Plakat komplett gelesen hatte, konnte er den Blick davon nicht abwenden. Eigentlich war nichts Besonderes daran, weder an der Aufmachung, noch an den eigentlich recht offen gelassenen Angaben. Normalerweise war dieses Schriftstück keinen zweiten Blick wert, aber irgendetwas schien ihn in das Plakat buchstäblich hinein zu ziehen. Die verschnörkelten Buchstaben veränderten sich, flossen in einander, bildeten schließlich das Gesicht einer jungen Frau mit engelsgleichen Zügen. So etwas Schönes hatte er noch nie gesehen. "Ich brauche dich!", formten ihre wohlgeformten Lippen. "Kämpfe für mich! Das Schicksal und das Überleben der Menschheit liegt in deinen Händen."

"He, Gad, geht es dir gut?", riss ihn einer seiner Saufkumpane aus den Gedanken.
"Klar, warum auch nicht?", stotterte er, wieder in der normalen Welt zurückgekehrt. Das Plakat enthielt nichts weiter als einen sauber geschriebenen Text in niedergothischen Lettern. Da war kein Gesicht, schon gar nicht eines, das zu ihm redete und die Schrift schien auf einmal gar nicht mehr so verspielt, sondern schnörkellos und kantig. Aber ihre Worte halten in ihm nach. Für einen kurzen Moment kam ihm die Möglichkeit in den Sinn, dass er gerade anfing überzuschnappen. Oder er hatte einfach einen Tagtraum gehabt. Das musste es sein, kein Grund sich Sorgen zu machen.

"Weil du wie ein sabbernder Idiot das Plakat seit zehn Minuten anstarrst. Sollen wir dir vorlesen, was darauf steht?"
"Nicht nötig, ich hab in den sechs Jahren Schule aufgepasst", brummt Gad etwas missmutig zurück. Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er das Plakat so lange angestarrt hatte. Unmerklich machte er eine verstohlene Geste, die bösen Einfluss bannen sollte. Er hockte sich auf einem freien Stuhl und stieg bei der Kartenrunde am Tisch ein. Sie spielten wie üblich um Munition für Automatikgewehre und Pistolen. Aber Gad konnte sich nicht auf das Spiel konzentrieren. Immer wieder sah er auf das Plakat und innerlich hoffte er sogar, die wunderschöne Frau noch einmal zu sehen. Aber die Schrift blieb, wie sie war. Ganz klar, er hatte sich das Ganze nur eingebildet, alles andere war auch nur zu verrückt. Aber seine Gedanken kreisten die ganze Zeit über das diffuse Angebot an der Wand. Er brauchte eine Anstellung und ein langfristiger Kontrakt hatte auch seine Vorteile, schließlich wurde man nicht jünger. Es gab natürlich noch Alternativen, abseits vom Dienst an der Waffe. Aber er war ehrlich genug zu sich selbst, um zu wissen, dass er nichts anderes wirklich gut konnte. Und er vermisste jeden Tag den Krieg mehr. Als er noch mitten in der Scheiße gesteckt hatte, als ihm Laserstrahlen, Schrappnelle und Xenosmunition jeder erdenklichen Art um die Ohren geflogen waren, wollte er nur raus, weit weg, wo es Frieden gab. Jetzt war er auf einer friedlichen Welt und er sehnte sich nach dem Adrenalin der Schlacht, dem Rausch des Kampfes, dem Gefühl, dass jeder Augenblick sein letzter sein konnte. Anderen Veteranen ging es ähnlich. Der Krieg war sein Leben geworden, ohne Krieg fühlte er sich unvollkommen. Er sah auf den alten tickenden Chrono, dessen Zifferblatt aus einem von Projektilen durchlöcherten Bierfassdeckel eines richtigen Holzfasses bestand. Wenn er sich beeilte, würde er noch heute los fahren können.

"Jungs, einen schönen Tag noch!", mit den Worten verabschiedete er sich und schritt zurück in die Kälte. In seinem Innersten spürte er, dass diese Anstellung war, auf die er gewartet hatte. Zielstrebig ging er in das nächste öffentliche Badehaus und nahm den kompletten Service in Anspruch, was ganze zwanzig Credits kostete. Ein Vermögen, dafür war er nach zwei Stunden nicht nur sauber, sondern auch frisch rasiert, ordentlich frisiert und seine Kleidung war frisch gewaschen. Seine alten Stiefel glänzten wie neu.

Seine alte Vermieterin in der kleinen Pension wollte ihn zuerst gar nicht hineinlassen, da sie ihn für einen Fremden hielt. In den letzten Monaten hatte er sich gehen lassen, seine Haare waren lang und fettig gewesen und er hatte sich einen Bart wachsen lassen. Als Zivilist musste man eben nicht so auf sein äußeres achten. Er bezahlte der alten Frau die noch ausstehende Miete, nahm seinen Armeesack, in den die Habe seines Lebens hineingestopft war, und lief schnell zum kathedralenartigen Bahnhof, dem gewaltigen zentralen Gebäude in diesem schäbigen Sektor. Er schaffte gerade noch den letzten Nachtzug zu dem Sektor, wo das Rekrutierungsbüro lag. Die Fahrt würde die ganze Nacht über dauern und er nahm entgegen seiner sonstigen Sparsamkeit ein Nachtabteil.

Frisch ausgeschlafen kam er in Sektor 24A an. Die letzte Stunde der Fahrt verbrachte er damit, seine Orden und Feldzugsabzeichen zu polieren und an seine Brust zu stecken. Nach zwanzig Jahren war einiges zusammengekommen. Immerhin trug er das Eiserne Panzerkreuz, nachdem er einen schweren orkischen Panzer mit einer Haftmine gesprengt hatte. Auch hatte er das Scharlachrote Ehrenzeichen, das man dafür bekam, eine schwere Verwundung überlebt zu haben. Als ob das Leben an sich schon nicht genug Belohnung war. Beim Aussteigen kam er in eine Passkontrolle lokaler Sicherheitsbeamter. Aber die Orden auf seiner Brust waren Ausweis genug und ohne bürokratische Verzögerung konnte er passieren.

Sektor 24A entpuppte sich als ein gehobenes Commerciaviertel für die oberen zehn Prozent der imperialen Bevölkerung. Die breiten Straßenschluchten wurden von grellen Reklametafeln erhält und selbst zu so früher Morgenstunde waren schon einige gut gekleidete Passanten und luxuriöse Luftreifenfahrzeuge unterwegs. Die Adresse war ein etwas abseits liegendes Bürogebäude, das auch schon bessere Tage gesehen hatte und die Haupttüre war noch zu, war er doch zehn Minuten vor der offiziellen Bürozeit hier. Auf den abgetretenen Stufen saßen und standen schon acht andere Personen. Eine davon war ein dürres Mädchen in fadenscheiniger und ausgewaschener, für die Jahreszeit viel zu dünner Kleidung. Die junge Frau schlotterte in der winterlichen Kälte am ganzen dürren Leib. Hätte sie nicht das vielgeflickte Kleid getragen, hätte er sie für einen schmächtigen Jungen von vielleicht zwölf Jahren gehalten. Irgendjemand hatte ihr ein blaues Auge verpasst und auch für eine geschwollene Lippe gesorgt. Nach seinem kundigen Auge war die Verletzung von vorgestern. An einem ausgefransten Seil hielt sie ein schäbiges in einem alten Handtuch eingeschlagenes Bündel mit ihrer Habe.

Zwei weitere Frauen waren da, die sehr eng beieinander standen, gute Kleidung trugen und einen sehr nervösen Eindruck machten, so wie sie an ihren Lho-Stäbchen zogen, die sie affektiert auf lange Filter gesteckt hatten. Angeblich waren in Lho-Stäbchen giftige und gesundheitsschädige Stoffe drin. Das mochte korrekt sein, aber die Luft auf Cres war so mit industriellen Schadstoffen belastet, dass es darauf auch nicht mehr wirklich ankam. Ihr Gepäck bestand aus je einem dieser praktischen Rollkoffer aus Groxleder mit Messinggestänge, die man auf kleinen Rädern ziehen konnte und nicht tragen musste. Die etwas größere Frau hatte brünette Haare, die ihr bis zum wohlgeformten Hintern reichten. Sie hatte etwas Katzenartiges in ihrem teuren Pelzmantel an sich und die sich darunter angedeuteten Rundungen waren an den richtigen Stellen. Gad schätzte, dass sie aus einer besseren Schicht kam, ihre teure Kleidung und gepflegte Erscheinung sprach dafür. Kätzchen taufte er sie in Gedanken. Ihre blonde Begleiterin mit einer kurzen strengen Frisur war etwas jünger, Anfang oder Mitte zwanzig. Ihre Kleidung war deutlich einfacher, Konfektionsware aus einer billigeren Commercia. Auch sie hatte keine schlechte Figur und ihr Gesicht war die eines Püppchens, also nannte er sie nun so.

Eine Gruppe von drei gleichaltrigen Jungen in schäbiger Kleidung, die wohl zusammen gehörten, da sie eine Flasche mit Fusel aus zweifelhafter Quelle zum Aufwärmen kreisen hatten. Ihre Schädel waren kahlrasiert und ihre Gesichter ausgemergelt. Er schätzte sie auf fünfzehn, höchstens sechzehn. Sie froren ebenfalls in ihrer für diese Jahreszeit viel zu dünnen Kleidung und rochen, als hätten sie schon länger keine Dusche mehr gehabt. Wahrscheinlich kamen sie direkt aus dem Arrest. Als die drei Rabauken speicherte er sie bei sich ab.

Der Rest waren zwei Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Der eine Mann, groß, breitschultrig, muskulös, trug die Kleidung eines einfachen Arbeiters, Anfang zwanzig. Die schwarze Binde an seinem Arm zeigte, dass er in Trauer war. Gad schätzte ganz spontan darauf, dass seine Frau gestorben war, also war er der Witwer. Neben ihm stand ein großer Seesack und ein Tragegestell mit einem uralten Schrein aus richtigem Holz. In seinem Giebel grinste ein heller Totenschädel heraus, der nach Gads Erfahrung wohl erst kürzlich entfleischt worden war. Wahrscheinlich war das mal seine Frau gewesen. Der andere Kerl war ein schlanker Geck, aufgeplusterte Kleidung, die nach mehr aussehen sollte. Wahrscheinlich ein verarmter Adliger, der so abgebrannt war, dass er noch nicht mal mehr sich einen Posten in der Imperialen oder Planetaren Armee hatte besorgen können. Oder jemand, der einfach meinte, dass Kleidung Leute machte, eben ein Geck.

Die schon Anwesenden musterten ihn eingehend und er sah bei einigen ihre Bewunderung für seine Orden. Das eiserne Panzerkreuz hatte eben nicht jeder. Er stellte sich einfach auf eine Stufe und wartete gelassen, sein Lho-Stäbchen rauchend. Ihm wurde bewusst, dass er mit Abstand der älteste in der Gruppe war, die wohl im Schnitt unter zwanzig Standartjahre zählte. Auf einmal fühlte er sich richtig alt. Es schien Ewigkeiten her zu sein, als er zur Musterung auf Prätoria aufgefordert worden war.

Die Glocken einer nahen Kathedrale schlugen Punkt neun Uhr, als sich auch die Tür entriegelt wurde. Ein brünette Frau mir kurzen Haaren und dezentem Makeup in einer blauen Paradeuniform begrüßte sie lächelnd. Der Rock war etwas dunkler gehalten, ihre Strümpfe waren Schwarz, die flachen Schuhe im Kontrast weiß. Wenn die Legion die Iconographie der Imperialen Armee übernommen hatte, war dies eine Gefreite. Ein zu niedriger Rang, um Kontraktverhandlungen zu führen. Wahrscheinlich eine Assistentin des eigentlichen Werbers dieser ominösen Legion.

"Meine Damen, meine Herren, einen wunderschönen guten Morgen. Wenn Sie mir bitte sogleich folgen würden?" Gad quetsche ebenfalls ein kurzes "guten Morgen" zwischen seinen Lippen hervor und folgte der Frau gemessenen Schrittes. Für ein Rekrutierungsbüro war dies ein Palast. Es war nicht sein erster Besuch einer solchen Veranstaltung, die meisten hatten in irgendwelchen heruntergekommenen Lagerhallen stattgefunden. Erfahrungsgemäß war in der von Lho-Stäbchenrauch geschwängerten Luft ein kurzer Film über die Einheit gezeigt worden, dann Schaudiagramme über die Verdienstmöglichkeiten und wahrscheinlich geschönte Bilder des Planeten, wo die Einheit hinflog oder stationiert war. Dann hatte es reichlich freie starke Alkoholika zur allgemeinen Fragestunde gegeben, wo es meist nur um den Sold, Boni und Vertragsdauer ging.

Hier bekam er von der netten Gefreiten ein Klemmbrett überreicht, wo ein Pergament eingespannt war, auf dem er seine persönlichen Daten angeben konnte. Eine Thermoschreibfeder befand sich an einer kleinen Kette ebenfalls auf dem Brett. Ebenfalls bekam er einen Anhänger überreicht, die aus einer teuren und seltenen Cogitatorspeicherkarte mit der Ziffer eins und einem Buchstaben darauf an einer Kette bestand. Sie waren wohl die Gruppe eins. Weitere Personen fanden sich nach und nach ein, die nun Anhänger mit der Ziffer zwei überreicht bekamen. Er brauchte neben der kleinen Dürren mit dem blauen Auge am längsten, den Bogen auszufüllen. Bei ihm lag es daran, dass er einfach ein Vielfaches der Anderen schreiben musste, da auch die Daten seines Regiments und seine bisherige Kampf- und Waffenerfahrung gefragt wurde. Bei der Dürren lag es wohl daran, dass sie wohl nicht die vorgeschriebenen sechs Jahre Schule gehabt hatte, oder schlicht zu dämlich zum Lesen und Schreiben war.

"Gruppe 1, wenn Sie mir bitte folgen würden?" Ein weiterer Uniformierter tauchte auf, ebenfalls ein Gefreiter mit dunkler Hautfarbe. Auf diesem Planeten war dies der erste Schwarze. Es gab Planeten, wo die ganze Bevölkerung diese dunkle Färbung hatte, auf anderen kam sie gar nicht vor. Gad kannte Leute, welche eine schwarze Hautfärbung schon als Mutation ansahen und sich entsprechend gaben. Der Dialekt des Schwarzen war Standard-Niedergothisch ohne spezifischen Akzent, wie er von der Imperialen Armee angestrebt wurde. Sie wurden in einen Umkleideraum geführt, bekamen einen mit der Cogitatorkarte verschließbaren Spind zugeteilt und mussten sich dann bis auf die Unterwäsche ausziehen. Es überraschte ihn wenig, dass die kleine Dürre einen Körper voller Hämatome und alter Narben hatte. Die Haut über ihre Rippen spannte sich und ihre Brüste waren sehr klein. Das Leben war bisher nicht gut zu ihr gewesen.

Die meisten starrten aber eher seinen, als den Körper des Mädchens an. Im Laufe der letzen zwei Jahrzehnte seiner Dienstzeit war er oft verwundet worden und viele Narben bedeckten seinen Körper. Besonders sein linkes Bein hatte es mal schlimm erwischt und er konnte froh sein, dass dies bei einem Scharmützel passiert war und der Arzt nichts anderes zu tun gehabt hatte, als sein Bein zu retten. In einer normalen Gefechtssituation wäre es amputiert worden. Er zählte fast vierzig Standardjahre, aber er hatte den durchtrainierten Körper eines Soldaten, der die meiste Dienstzeit im Krieg gestanden hatte.

Dann wurden sie in einen Raum geführt, wo zwei Ärzte schon warteten, die sie hinter einem Sichtschirm einer kurzen, aber eingehenden Untersuchung unterzogen. Er durfte sich auf einen Scanner stellen, dessen Sensorpaket mehrmals um ihn herum fuhr und andauernd die Höhe wechselte. Blut musste er auch noch spenden und er bekam einen Becher in die Hand gedrückt, den er auf der Toilette mit Urin auffüllen musste. Nach dieser Untersuchung bekam er frische Unterwäsche, Socken, einen blauen Trainingsanzug und sportliche Laufschuhe ausgehändigt. Die Kleidung passte wie angegossen.

Der nächste Raum, in den sie geführt worden, erinnerte fatal an einen Schulraum. Die Schule hatte Gad immer gehasst. Sie hatten auch einen unfähigen, versoffenen, sadistischen Lehrer gehabt, der lieber mit dem Stock auf die Schüler einprügelte, als ihnen etwas Verwertbares beizubringen. Das meiste Wichtige hatte er bei seiner älteren Schwester nach dem Unterricht gelernt, die einen besseren Lehrer gehabt hatte. Insgesamt waren zehn Tische in dem Raum, neun für die Aspiranten, einer für die Aufsichtsperson. Der Gefreite wollte tatsächlich, dass sie Fragebögen ausfüllten. Die Legion liebte Papierkram wohl noch mehr als die Imperiale Armee bzw. das Departmento Munitorumund die war in ihre Bögen und Formulare regelrecht verliebt.

Die Kleine setzte sich einen Tisch neben ihn. Die drei Rabauken, so nannte er die Jugendlichen, setzten sich in der letzen Reihe. Auf der anderen Seite zu ihm in der Mitte setzte sich der Witwer. Die beiden Frauen und Schnösel saßen vorne. Die Fragen waren nicht besonders schwer, etwas Mathematik, Archaik, Naturwissenschaften, Physik. Selbst mit sechs Jahren imperialer Grundschule konnte man die Fragen gut beantworten. Er war beinahe schon fertig, als ihm das verhaltene Schluchzen von der Kleinen neben sich auffiel. Sie starrte mit feuchten Augen auf den Bogen und hatte bis jetzt kaum noch etwas ausgefüllt. Ihre Schultern bebten leicht und ihre Hand mit der Thermofeder zitterte so stark, dass es zu befürchten war, dass sie die Feder gleich fallen lassen würde.

"Das ist nicht dein Problem, Gad!" sagte eine innere Stimme zu ihm. "Sei kein Idiot.“
"Die Kleine muss aus ihrem bisherigen Leben raus, oder sie geht drauf.", meldete sich eine zweite, "Sei kein Arsch!".
"Sie in einen Krieg zu schaffen, bringt sie etwa nicht um?", konterte sein erstes Ich.
"Vielleicht stirbt sie im ersten Gefecht, hier geht sie auf jedem Fall vor die Hunde!", erwiderte sein zweites Ich.
Er traf eine Entscheidung und fing an, hektisch die Blätter durch zu gehen. Dummerweise rauschte der ganze Stapel zu Boden und fiel der Kleinen vor die Beine. Sie bückte sich danach, er sprang auf und ungeschickterweise stießen sie so zusammen, dass er auch noch ihre Blätter zu Boden warf. Zum Glück standen noch keine Namen auf den Bögen, da er so etwas immer zuletzt ausfüllte.

"Das sind meine, Kleine!", sagte er etwas schroff und nahm die ihren an sich, während sie etwas verdattert auf die von ihm aufgefüllten Bögen starrte. Zum Glück war sie nicht so dumm, wie sie aussah und nahm sein Geschenk ohne dämliches Gequatsche an. Der Chrono über dem Gefreiten zeigte an, dass er noch fünf Minuten hatte. Der Soldat sah zwar in ihre Richtung, aber Gad glaubte, dass der Trick geklappt hatte, da es sonst keine Reaktion gab. Nur musste er sich jetzt wirklich beeilen. Wie gut, dass er einige Zeit die rechte Hand des Quartiermeisters gewesen war und durchaus in der Lage war, eine Thermofeder zum Glühen zu bringen. Es hatte Tage gegeben, da hatte er Vierzehn Stunden lang nichts anderes getan, als Ministorum-Formulare auszufüllen. Gerade so schaffte er es, die Fragen ein weiteres Mal zu beantworten und in den Umschlag mit seinem Namen zu stopfen. Der Gefreite sammelte die Umschläge ein und es ging in den nächsten Raum.

"Danke!", flüsterte die Kleine in seine Richtung. Er nickte nur mit dem Anflug eines Lächelns.

In diesem Raum standen nun neun Laufbänder mit Gehäusen aus Messing. Sie mussten sich ein Armband mit einem Kabel um das linke Handgelenk binden und auf die Bänder stellen. Das lief mal schneller, mal langsamer. Nach dem Chrono an der Wand dauerte die Übung eine Stunde und er war danach ordentlich am Schwitzen. Alle hatten durchgehalten, die Kleine war zäher, als sie aussah. Und wieder ging es in einen weiteren Raum. So langsam wurde Gad klar, warum die ein ganzes Haus gemietet hatten. Dieser kleine Saal verfügte über einen Filmprojektor und seltsame Sessel, über denen metallene Hauben schwebten. Unter diesen mit Sensoren versehenen Hauben mussten sie sich setzen und diese komischen Dinger dann mit einem Band fixieren. Die Haube aus Metall war schwerer als ein normaler Helm und lag schwer fest auf dem Kopf. In einen Schlitz mussten sie die Cogitatorkarte einführen, bevor es los gehen konnte.

Der Film, den sie zu sehen bekamen, war der seltsamste, den er je gesehen hatte. Zur Erbauung waren in der Etappe regelmäßig Filme gezeigt worden. Meist mit richtigen übermenschlichen Soldaten, wie "Der Held von Höhe 495" oder "Gardisten marsch!" Aber der hier hatte keine Handlung, nur eine Abfolge von Szenen, die rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Manchmal wurde nur eine leere Wiese gezeigt, ein anderes Mal wie sich mehrere Soldaten an einem Mädchen vergingen. Das weckte überaus unangenehme Erinnerungen in Gad. Er glaubte schier das Geschrei der Frauen zu hören, ihr Flehen, ihr Stöhnen, ihr Gurgeln. Dann das stetige Hämmern einer Maschinenkanone, das reißende Geräusch, wenn Splitter Fleisch von Knochen trennten, der intensive Geruch von Fycelin, Metall und Blut. Aber die Bilder und Geräusche an längst Vergangenes verblassten schnell. Da wurden Menschen erschossen, erstochen, verbrannt, von Panzern überrollt. Dann wurde eine Geburt gezeigt, ein Pferderennen, Vögel am Himmel, weidende Ringhörner. Total sinnlos. Endlich war der Film vorbei und sie konnten diese schweren Dinger abnehmen.

Danach wurden sie in eine Kantine geführt, wo es für sie ein Essen gab. Der Magen von Gad knurrte erbärmlich, da er seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Sie setzen sich mit ihren Tabletts alle gemeinsam an einem Tisch. Weitere Gruppen kamen nach und nach in den Raum, blieben unter sich. Die Kleine stürzte sich wie eine ausgehungerte Bestie auf das Essen und schlang es herunter, als hätte sie Angst, dass man es ihr wegnehmen könnte. Der Witwer sprach ein kurzes Gebet, in dem er dem Gottimperator für Speis und Trank dankte, Schnösel und die drei Rabauken fielen in das Gebet mit ein. Gad ließ es sich ohne Umstände schmecken, da der Gottimperator mit Wichtigerem beschäftigt war, als sich um die Mahlzeiten seiner Untertanen zu kümmern. Das Essen war gut, es schmeckte nach etwas, war nicht zerkocht und auch nicht mit undefinierbaren Füllstoffen versetzt. Wenn das Essen in der Legion immer so war, dann war er hier verdammt richtig.

"Mein Name ist Gad Varner, ich war zwanzig Jahre lang bei der Imperialen Armee, 26. Prätoria, dann 123. Imperium und wer seid ihr?", fragte er, als die Stille in dem Raum sich ausdehnte, da alle mit Essen fertig waren. Er zündete sich ein Lho-Stäbchen an und nahm einen tiefen Zug. Er bot seine Schachtel reium an, die drei Rabauken und der Witwer griffen zu, die Mädels und der Geck lehnten ab. Püppchen und Kätzchen hatten ihre eigene Marke und rauchten nur mit ihren dekadenten Filtern, der Geck und die Kleine rauchten wohl überhaupt nicht.
"Ich heiße Babbit de Moises, habe die Ehre", erklärte der Geck als erstes und deutete so etwas wie eine Verbeugung an. Sein Name wies ihn als Adligen aus und das war Erklärung genug.
"Hughes Broman, hab im Kombinat geschuftet", erwiderte der Witwer.
"Ich bin Leisha Kroll, Ärztin", sagte einer der Frauen, das brünette Kätzchen.
"Und ich bin Rachel Kenrad, Krankenschwester", fügte das blonde Püppchen mit einem verlegenen Kichern hinzu.
"Ich bin Jamie Baily, und das sind meine Freunde Clement Hanlon und Hogan Bray," erklärte wohl der Kopf des jugendlichen Trios und seine Freunde nickten bestätigend. Da fehlte nur noch eine.
"Ich bin Sybil K13AW14397341, ich arbeite auch im Kombinat", die kleine Dürre wurde dabei knallrot. Da sie keinen Nachnamen hatte, schien sie ein Leibeigene des Kombinats zu sein. Was bedeutete, dass sie wohl abgehauen war und es für sie kein Zurück mehr gab.
"Welcher Mistkerl hat dir das Veilchen verpasst?", fragte Gad neugierig.
"Mein Vorarbeiter, ich habe die Quote nicht erfüllt", erwiderte sie nach einem kurzen Zögern.
"So ein Scheißkerl!", merkte Leisha an. Gad hätte eher auf einen prügelnden Vater getippt.
"Und was suchst du nun bei einer Söldnereinheit?", fragte Gad, der die Zusammenstellung der Gruppe nicht ganz nachvollziehen konnte. Der Stutzer, der vor Schulden floh, der Arbeiter, der ein besseres Leben im Krieg suchte, auch noch die drei Jungs, die wahrscheinlich das große Abenteuer nach dem Knast erhofften, so wie einst Gad, als er sich freute, bei der Imperialen Armee dienen zu dürfen. Nur raus aus der überfüllten Makropole, überall musste es besser sein als hier. Gad war damals schnell eines Besseren belehrt wurden. Nicht dass er damals groß eine Wahl gehabt hätte, der Zehnt musste nun mal entrichtet werden und er war dazu auserwählt worden, da er körperlich fit und geistig gesund gewesen war. Aber diese Leute hatten eine Wahl.
"Ich bin hier, weil die Frau im Plakat gesagt hat, dass ich kommen soll", sagte Sybil nach kurzem Zögern und es war nicht nur Gad, der sie mit offenem Mund anstarrte.
 

Sarash

Hüter des Zinns
8 Dezember 2007
2.894
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22.141
Hurra, endlich geht es weiter.
Und wie es weiter geht. Wieder sehr gut, ich habe aber vereinzelt Rechtschreibfehler gefunden. Nichts der Rede wert.
Ich nehme mal stark an, dass Gad einer der neuen Hauptcharaktere ist. Deine neue Truppe hat eine interessante Konstellation, irgendwie Questmäßig, wenn ich das so nennen darf.
Die letzten zwei Sätze sind wieder typisch für dich. Du gibst uns die Lösung und dann kommt doch eine Art böser Cliffhanger.
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
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So zurück von der Rat Con, paar nette RPG Runden gehabt, gegen das mächtigste Monster an sich gekämpft, den "Spielleiter" :lol:, also in SR ingame eine D&D Runde mit einem exzentrischen freien Geist gezockt. Sehr strange, aber auch sehr lustig. Und natürlich eine kurze Demorunde "Freihändler". Wow, geiles RPG, im 40K Universum, man spielt die Führungscrew eine Freihändlerschiffes und hat super viel Freiraum. Gefällt mir deutlich besser als "Schattenjäger".



Nun, lange Rede kurzer Sinn, hier kommt das Update. Mal wieder ein dickes Dankeschön an SHOKer für die Korrektur.






Er hatte sich dieses Gesicht weder eingebildet, noch war er verrückt. Wenn es kein Tagtraum gewesen war, was dann? Eine Vision? Und wenn ja, von wem? Vom Imperator? Oder seinen Gegenspielern, den unaussprechlichen Schrecken, welche dem Erzfeind dienten? Oder war dies nur ein äußerst bizarrer Zufall? Aber wie wahrscheinlich war das, wenn zwei Personen unterschiedlicher Herkunft und Geschichte das gleiche Erlebnis gehabt hatten? Seine Gedanken überschlugen sich und er kam auf die Schnelle zu keinem schlüssigen Ergebnis, wie er dies nun bewerten sollte. Er sah bei den anderen, dass sie ebenso nachdenklich waren, keiner preschte vor, um die Kleine als verrückt zu erklären. Hatten sie etwa alle das gleiche erlebt?

Zum Glück wurden sie in dem Moment zum nächsten Test gerufen und das ersparte Gad die Notwendigkeit, irgendetwas darauf zu erwidern. Für einen kurzen Moment erwog er ernsthaft, von hier so schnell wie möglich zu verschwinden, aber dann hallte die Stimme in seinem Kopf nach und er schüttelte den Gedanken an Flucht so schnell wieder ab, wie er ihm in den Sinn gekommen war. Der ehemalige Sergeant vom 26. Prätoria beschloss, die anderen vielleicht später einzeln darauf anzusprechen.

Diesmal ging es in einen großen ehemaligen fast leergeräumten Konferenzraum, jetzt stand hier eine moderne Niedrigenergielasergewehrschießanlage. Die Aufgabe war simpel, mit einem Gewehr auf eine Wand projizierte Ziele abschießen. Das Gewehr war über einen Schlauch mit der thekenartigen Begrenzung verbunden. Es gab für jeden Schießplatz einen Schlitz, um die Cogitatorkarte einzustecken, was sie auch taten. Schon als die Kleine das Gewehr zögerlich hochhob, erkannte Gad, dass diese junge Frau noch nie eine Schusswaffe in der Hand gehalten hatte, alle anderen wohl auch nicht. Da der schwarze Gefreite keine weiteren Instruktionen gab, lag es wohl an ihm, da etwas nachzuhelfen.

"He, Kleine, nicht so, schau, den Körper in Linie zu dem Ziel ausrichten, Beine so breit stellen wie Ddine Schultern. Ja, genau so, mit der rechten Hand nimmst du den Griff, mit der linken hebst du die Waffe hoch. Schaftende an Schulter, nur leicht andrücken, Wange an den oberen Schaftbacken, dazu drehst du den Schaft leicht zu dir hin. Kopf leicht nach vorne, dass du bequem durch das Visier schauen kannst. Wenn du keine Schatten im Visier hast, schaust du richtig durch. Im Visier ist ein Zielkreuz. Damit wird das Ziel anvisiert, es muss im Zentrum der Kreuzungslinien liegen. Ja, genau so. Mit dem Zeigefinger dann an das Abzugszüngel, den Vorweg wegnehmen, bis du einen Widerstand spürst. Ausatmen, Luft anhalten, Ziel zentrieren, abdrücken, nachhalten. Eigentlich ganz einfach. Kinderleicht", erklärte Gad. An der Wand wurden nun verschiedene Ziele projiziert. Waren es anfangs stationäre Zielscheiben konventioneller Art, waren es letztendlich Bilder von Xenos und dann von Menschen, die sich auch bewegten. Auf jedes Ziel wurde eine vorgegebene Anzahl an Schuss abgegeben. Routiniert schoss Gad die Ziele ab. Er war ein guter Schütze. Wäre er nicht Sergeant eines Trupps geworden, hätte er vielleicht einer der Scharfschützen seines Regiments werden können.

Nach dieser Übung ging es in einen weiteren Schulungsraum mit zehn Tischen. Die bestehende Sitzordnung wurde einfach fortgesetzt. Hier galt es unter Zeitdruck nun seltsame Modelle absonderlicher geometrischer Körper nach einem zweidimensionalen Plan zusammen zu bauen, die in Einzelteilen aus Holz in Schachteln lagen. Die Kleine tat sich diesmal richtig hervor, da sie mit Abstand immer die erste war, die solch einen Körper nach Bauplan zusammen bekam. Nach diesem wieder mal bizarreren Test ging es in einen weiteren Raum, wo wieder einmal Fragebögen verteilt wurden. Diesmal ging es um Verhaltensweisen. Gad las Fragen und Antworten gerade laut genug vor, damit es all die mitbekamen, die nicht so gut lesen konnten. Bei der Beantwortung der Fragen hielt sich Gad an den heiligen Codex, den ihm sein Vater gelehrt hatte. "Gad, es gibt zwei elementare Dinge im Leben, die du beherzigen musst. Zum einen, sei kein Idiot, zum anderen, sei kein Arsch." Es hatte lange Zeit gebraucht, bis Gad alt genug war, um die Weisheit seines Vaters zu verstehen, der nur ein Jahr später tot an seinem Arbeitsplatz zusammengebrochen war, weil die Arbeiter des Manofaktorums zum zwölf Stunden Arbeitstag noch drei unbezahlte Überstunden täglich schieben mussten. Da war sein Vater gerade einmal dreißig Jahre alt gewesen, hatte schon graue Haare gehabt.

Aus dem Bauch heraus beantwortete Gad die Fragen und linste ab und zu zur Seite, ob die Kleine auch mitkam. Die junge Frau packte das, also griff er nicht ein. Wieder mal wurden die Bögen eingesammelt und es ging weiter. Die nächste Übung war wieder körperlicher Natur, mit einem Gewehr, auf dem ein stumpfes Übungsbajonett aufgepflanzt war, auf einen Sandsack einstechen, der an mehreren Drähten hing, die wiederrum an einem Messgerät befestigt war. Es gab dazu einen Kasten, in dem man seine Cogitatorkarte reinstecken konnte. Bei diesem Test schlug sich besonders Witwer wacker, denn er drosch so hart drauf, dass die Zeiger fast bis zum Anschlag flogen.

Das war der letzte Test gewesen. Im nächsten Raum mussten sie warten. Nach und nach wurden sie einzeln in ein Büro zum abschließenden Gespräch gerufen. Gad war der letzte, da es wohl nach dem Alphabet ging. Die nächste Gruppe kam schon in den Warteraum, als er dann endlich an der Reihe war. Der Raum hatte mehrere hohe gotische Buntglasfenster, einen großen Tisch, hinter dem drei Männer saßen, höhere Offiziere wie es aussah. Auf dem Tisch stapelten sich die Akten. Endlich mal jemand, der hier etwas zu sagen hatte und mit denen man über das Finanzielle reden konnte. Schließlich wurde er nicht zum Spaß Söldner, sondern einfach aus dem Grund, dass er außer Töten nichts wirklich gut konnte.

Der in der Mitte hatte einige imperiale Ordensabzeichen an der Brust kleben. Und da er einige künstliche Gliedmaßen hatte, waren die wahrscheinlich auch nicht unverdient. Für einen normalen Werber war das ein sehr hohes Tier. Meist war es ein Hauptmann, der die letzte Verhandlung vor der Kontraktunterzeichnung führte. Nach der Iconographie zu urteilen, hatte er einen leibhaftigen General vor sich sitzen. Wahrscheinlich sogar der direkte Oberbefehlshaber dieser Armee.

"Sie haben ja einiges erlebt, Varner", der General wedelte mit seinem langen Lebenslauf.
"Einige Schlachten, Herr General. Alle davon siegreich", wenn auch nicht immer ruhmvoll, wie er in Gedanken hinzufügte. Es gab da einige dunkle Punkte in der Regimentsgeschichte des 26. Prätoria. Gegen Sezessionisten oder Desserteure zu kämpfen war etwas ganz Anderes, als gegen Grünhäute oder andere Xenos. Es wurde eben sehr schnell persönlich.
"Wie haben Sie das Panzerkreuz bekommen?"
"Es war der siebenundachtzigste Tag in der Kesselschlacht von Sumpfloch auf Cold. Der Sumpf und der Planet hatten eigentlich ne andere Bezeichnung, aber so haben wir das halt genannt. Wir hatten keine Munition mehr für die schweren Waffen und auch keine Unterstützung von oben. Da kam dann dieser schwere Orkpanzer auf unsere Stellung zugewalzt. Das Ding sah aus, als ob die Einzelteile von einem wahnsinnigen Schrott-Wildbeuter zusammengeklaut und von einer durchgeknallten Techhexe auf Obscura zusammengeschweißt worden wären. Aber die Grünhäute schaffen es immer irgendwie, diese Dinger zum Laufen zu bringen. War jedenfalls ziemlich groß, viele Waffen waren dran und schwer gepanzert war es auch noch. Wenn das Ding unsere Linien erreicht, rollt es unsere Stellung auf und die Grünhäute brechen in den Kessel rein. Das war uns allen klar. Noch eine Panzermine war übrig und ich war der Schnellste noch einsatzfähige Soldat von dem Haufen, der noch übrig war. Das mit meinem linken Bein war damals noch nicht passiert. Wie auch immer, ich ließ ihn nah rankommen, sprang dann mit einem Gebet an den Gottimperator auf den Lippen aus dem Schützenloch raus, heftete die Mine an, während die mich aus allen Rohren beharkten, sprang unverwundet in mein Schützenloch zurück und das Ding explodierte. Das hat die übrigen Orks ziemlich mitgenommen, ihr Boss ging mit hoch und der Rest ist abgehauen. Wahrscheinlich, um sich um den frei gewordenen Posten zu prügeln. Grünhäute haben da recht seltsame Bräuche, wie wir da so auf Cold mitbekommen haben. Das hat den Tag gerettet, dafür hab ich dann das Panzerkreuz bekommen."

"Ihr letzter Rang war Sergeant?"
"In der Tat, Herr General!"
"Warum haben Sie bei Ihrem Regiment nicht verlängert?"
"Das 26. Prätoria hat nach der Kesselschlacht von Sumpfloch auf Cold praktisch aufgehört zu existieren. Standgehalten, siegreich, aber trotzdem vernichtet. Waren damals noch knapp fünfhundert von unserem Haufen übrig. Wir wurden mit anderen Regimentern zusammen gelegt, die es ähnlich schwer erwischt hatte. Die tauften uns schließlich in das 123. Imperium um. Wir blieben zwar jeweils unter uns, aber wir hatten teilweise seltsame Jungs im gleichen Regiment. Einige kamen von Welten, da gab es noch nicht mal richtige Schusswaffen. Haben uns mit denen nie so richtig gut verstanden. Besonders da ein Kommissar-Oberst des 123. Imperium unsere Truppe, also der traurige Rest des 26. Prätoria als sein Leibgarde verwendete, sprich wir machten den Dreck weg, was uns beim Rest des 123. nicht gerade beliebt machte. War deshalb froh, nach zwanzig Jahren ausmustern zu können."
"Glauben Sie, in der Legion wird es besser für Sie laufen?"
"Wird sich zeigen, Herr General."

"Das 26. Prätoria wurde fast vollständig vernichtet, warum haben Sie überlebt?"
"Ich habe immer vorher mein Gehirn eingeschaltet, bevor ich was gemacht habe. Deswegen nannten die anderen mich immer "Denker". Auch habe ich ein simple Regel befolgt. Kopf und Arsch unten halten, wenn es pfeift. Später war ich meist hinter den Linien, Desserteure jagen, betrunkene Vollidioten einsammeln, bevor sie unschuldige Einheimische massakrieren; das, was normalerweise Arbites oder Kommissariatstruppen erledigen. Und ich hab nicht besonders oft versucht, jetzt der Held des Tages zu sein. "
"So wie beim Orkpanzer?"
"Das war schlicht notwendig, ich konnte es, ich tat es, ich überlebte es. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, Herr General!"

"Halten Sie uns eigentlich für blöd?"
"Wie meinen, Herr General?", wobei Gad wusste, dass der Typ wohl auf seinen Tausch mit den Blättern anspielte. Der Aufpasser hatte das wohl mitbekommen und notiert.
"Ihre Aktion beim Allgemeinbildungstest. Äußerst nobel, die Testbögen auszutauschen, aber nicht gerade vertrauensfördernd. Warum haben Sie das getan?" Da war es wohl am besten, geradeheraus die Wahrheit zu sagen.

"Um der Kleinen zu helfen. Ich hab gedacht, die geht hier auf dieser Welt vor die Hunde und wollte ihre Chancen verbessern, angenommen zu werden. Die Kleine kann nicht besonders gut lesen, hab das eben versucht zu korrigieren."
"Finden Sie diese junge Frau sexuell ansprechend? Erwarten Sie von ihr sexuelle Gefälligkeiten für Ihre Hilfe?"

"Die Kleine? An der ist doch gar nichts dran. Ne, wollte nur kein Arsch sein", rechtfertigte sich Varner, von den Unterstellungen ehrlich überrascht. Die Kleine war total so was von gar nicht sein Typ. Kätzchen würde er schon eher vernaschen, an der war wenigstens was dran, aber die Kleine war so dürr und zerbrechlich, körperlich eher ein Kind als eine Frau.

"Waren Sie jemals an einer Vergewaltigung beteiligt?" Gad war einen kurzen Moment ganz Baff über diese Wendung. Wie kam der General jetzt da drauf? Vielleicht war dieser komische Film doch nicht so ganz sinnlos gewesen, wie er zuerst gedacht hatte. Gad hatte keine Ahnung was diese komischen Hauben aus Messing für eine Funktion hatten, aber wahrscheinlich filterten die so etwas zu Tage.
"Eigentlich nicht, Herr General", antwortete er etwas vage. "Wie kommen Sie auf so was?"
"Manchmal werden auf Straffeldzügen gegen Separatistenwelten die einheimischen Frauen systematisch von imperialen Truppen vergewaltigt. Ist bei manchen Regimentern aus raueren Welten durchaus üblich. Das Recht des Siegers. Und eine zusätzliche Strafe und Lektion für die Einheimischen, dass sie nie vergessen, dass Verräter keine Gnade erwartet." Der Mann kannte sich aus, Gad beschloss bei der Wahrheit zu bleiben und erzählte, was er erlebt hatte. Vor seinem geistigen Auge erschienen wieder die Bilder, die manchmal in seinen Albträumen nach oben gespült worden. Und er hörte die Schreie, das Flehen und er konnte es riechen, der Geruch, der sich immer wieder in seine Nase verirrte. Nachdem er erzählt hatte, war es kurz still und Gad wischte sich den Schweiß von der Stirn.

"Verstehe", murmelte der General unverbindlich und blätterte in seinen Unterlagen. "Ihre körperliche Verfassung ist nicht gerade die Beste. Ihre Lunge ist von ihrer Sucht nach Lho-Stäbchen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde."

"In den vielen Jahren im Feld habe ich nicht so auf meine Gesundheit geachtet." Schließlich hatte er bald jeden Tag mit seinem Tod rechnen müssen. In einer solchen Situation wurde es unerheblich, ob das Rauchen von Lho-Stäbchen nun gesundheitsschädigend war oder nicht.

"Welcher Rang würde Ihnen vorschweben?"
"Sergeant dürfte bei meiner Erfahrung und Auszeichnungen angemessen sein", behauptete Gad einfach mal frech heraus. Immerhin hatte er schon einiges hinter sich gebracht.
"Bescheiden sind Sie nicht gerade."
"Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann, Herr General!"
"Sie haben Kampferfahrung, andere Menschen gehen Ihnen nicht am Arsch vorbei, Sie haben deutlich die Gruppe geführt und Sie können anscheinend denken. Auf der anderen Seite haben Sie bewiesen, dass sie ein Schlitzohr sind. Und da ist noch die andere Sache…" Der General schwieg kurz gewichtig, bevor er weitersprach. "Wie oft wurden Sie während ihrer Zeit bei der 26. Prätoria ausgepeitscht?"

"Fünfmal, Herr General."
"War es jedes Mal gerechtfertigt?"
"Dreimal ja, zweimal nein."
"Sie sind wenigstens ehrlich."
"Das hat mir schon viel Ärger eingebracht, Herr General."
"Nun, dann werde ich Sie wohl für einen Offizierslehrgang eintragen lassen. Willkommen in der Legion, Offiziersanwärter Varner."
"Dann wäre da noch das Finanzielle…", merkte Gad an. Auf die Frau im Plakat wollte er nicht zu sprechen kommen, sonst hielten die ihn vielleicht noch für verrückt oder gar Schlimmeres.
"Natürlich, das Finanzielle, schließlich sind wir hier alle nicht aus Spaß hier", erwiderter der General und reicht ihm eine Tabelle mit der Besoldung der Legion. Es gab wohl nur allgemeinen Sold, jeder seinem Rang entsprechend. Das war durchaus üblich und für Gad akzeptabel, genauso wie die Summen, die auf dem Pergament standen. Auch gegen die Uniformfarbe hatte er nichts einzuwenden, blau war eine Farbe, die ihm gefiel.
"Gegen wen oder was werden wir ins Feld ziehen?"
"Alles, was sich der Legion in den Weg stellen wird." Das war verdammt vage, aber nicht ungewöhnlich. Geheimniskrämerei gehörte zum Geschäft.
"Wo unterschreibe ich?"
 

Hirnbrand

Tabletop-Fanatiker
1 Februar 2002
4.781
0
30.421
40
Dieser Teil hat sich auch fix runtergelesen, man erfährt zwar einiges mehr über Gad, trotzdem war hier nur der logisch zu erwartende Tenil der Szene geboten, gut das an die Nebencharaktere erinnert wurde, damit sie nicht aus dem Sichtfeld des Leser verschwinden.
dat wars dann aber auch schon: belegtes Weißbrot, mir hat etwas die Dramatik gefehlt, die mit anderen Endgesprächen möglich gewesen wäre, da ich keinen konzeptionellen Einblick habe, könnte es sein das du dich dagegen entschieden hast, falls nicht hätte man bei der kleinen noch Zeilen einräumen können, es hätte der Szene nicht geschadet.

@off: Ja Rogue Trader ist etwas sehr Feines, das Buch alleine ist schon gut, so gut das es mir den glauben an ein spielbares 40K RPG zurückgegeben hat. (was ich bei Schattenjäger auch schon im Hinterstübschen hatte, nur das Konzept war zu demotivierend)
 

IrrerLarkin

Aushilfspinsler
26 März 2010
2
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Nunja zwischenzeitlich schau ich dann auch immer mal wieder rein und als ich dann heute mal gesehen habe das es ein lang erwartetes Update gibt ist es auch schon verschlungen worden.

Weiterhin ein sehr guter Stil meiner meiner Meinung nach. Die Sucht nach mehr ist wieder erwacht und im Zweifelsfalle gibt es noch ein schönes Stoßgebet.

Herr schenke mir Geduld.... aber SOFORT !
 

Malkavian

Grundboxvertreter
26 September 2009
1.300
1
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Verdammt, jetzt hast du es hingekriegt, dass ich mich seit ca. nem Monat das erste mal wieder eingeloggt habe-...aber es hat sich gelohnt. Eigentlich keine Action, denoch fesselnd zu lesen, warum kommst du mit sowas gerade dann raus, wenn ich mir ein neues Buch gekauft habe:)?
Irgendwie hatte ich anfangs ja gedacht, dass das ganze Rekrutierungslala nur dazu dient unseren Hauptdarsteller zu testen und die anderen Rekruten nur Darsteller Zwecks moralischer Überprüfung sind, aber so war es auch nicht schlecht....Happy sein, dass es weiter geht!
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
1.544
683
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54
Der letzte Teil diente Hauptsächlich dazu, denn Epilog zu beenden und Gad etwas näher zu beleuchten. Hätte man auch an einem Stück posten können, aber ich wollte mal wieder einen fiesen Cliffhanger haben, hatte ich ja schon lange nicht mehr. :p Die anderen Personen werden nach und nach später beleuchtet werden, wenn auch nicht unbedingt schon alle in diesem Band.

Freut mich, dass auch ein schwächerer, actionarmer Teil noch zu gefallen mag. :wub:

Das nächste Kapitel ist chronologisch auch vor dem zweiten Band angesiedelt. Der Kopf vor jedem Kapitel dient nicht nur dazu, Platz zu verschwenden, sondern soll auch helfen, die Kapitel chronologisch und örtlich einzuordnen. Da die Veröffentlichung in verschiedenen Büchern und Fokusierung auf verschiedene Personengruppen es unmöglich macht, die Stücke in zeitlich korrekter Abfolge zu posten. An dieser Stelle wieder mal ein großes Dankeschön an meinen Lektor SHOKer für seine Mühe und konstruktivie Kritik.
Kapitel I

Position
Imperium
Segmentum Pacificus
provisorisches Flaggschiff der Konföderation des Lichtes "Blaue Festung"
Zeit: 2 246 996.M41 (Der Tag, an dem Gavri zu Gabriel wurde)
Person: Admiral Lope

Admiral Lino Lope nahm einen tiefen Zug von seinem Lho-Stäbchen und hauchte den Rauch in der Form kleiner Ringe wieder aus. Er saß auf seinem bequemen Admiralssessel auf einer tief in den Raum ragenden Empore auf der Kommandobrücke der "Blaue Festung". Mit einem kleinen Kabel, dass in seinem Hinterkopf steckte, war er mit dem Schiff verbunden. Auch wenn er es nicht steuerte, so konnte er doch augenblicklich notwendige Befehle an die entsprechenden Stellen schicken. Unter ihm befanden sich in einem gewaltigen, stufenförmigen Oval die Terminals mit den Cogitatoren, die vom blau uniformierten Personal der Brückenbesatzung bedient wurden. Diese Arbeitsplätze waren eher von untergeordneter Bedeutung für die Bedienung des gewaltigen Raumdocks. Links und rechts zogen sich auf der Empore die wichtigen Terminals hin, wo meist nur Offiziere die empfindlichen und komplexen Geräte bedienten. Um ihn herum hatten der eigentliche Kapitän und seine wichtigsten Offiziere ihren Arbeitsbereich. Im vorderen Teil der Brücke befand sich ein gewaltiger Holotank, der momentan nur anzeigte, dass er Betriebsbereit war. Dahinter befand sich eine große Projektionsfläche, wo Aufnahmen gezeigt werden konnten. Die Einrichtung war recht nüchtern in hellen Farben gehalten, kein Prunk oder Ornamentik lenkte die Besatzung ab. Für seinen persönlichen Geschmack fehlte einfach die Erhabenheit und das typische kathedralenartige Ambiente eines imperialen Schiffes. Die Brücke roch neu, da sie erst vor kurzem von Grund auf renoviert worden war. Aller imperialer Tand, der sich in den letzten Jahrtausenden hierher verirrt hatte, war entfernt worden, ebenso die primitiven Cogitatoren, welche die ursprünglichen hochentwickelten Geräte nach und nach ersetzt hatten, als diese nach Jahrtausenden den Geist aufgegeben hatten und nicht mehr repariert werden konnten.

Auf Logen, die über das Oval verteilt waren, tummelten sich Besucher und Gäste unterschiedlichster Colouer. Einige der illustren Gäste hatte er selbst auf die "Blaue Festung" geschafft. Das war eine der Missionen gewesen, die ihm das kleine Hexlein erteilt hatte. Die Gästeliste hätte wohl unterschiedlicher nicht sein können. Da gab es aufwendig gekleidete Adlige in Begleitung ihrer Konkubinen mit durchsichtigen Gewändern oder Bodys aus Lederriemchen, die nichts der Fantasie überließen. Ebenso prächtig gekleidete Navigatoren, die ihr drittes Auge unter Diademen oder einfachen Bänder versteckten, befanden sich auf einer anderen Empore, manch einer trug eine den kompletten Körper verhüllende weitgeschnittene Robe. Dann gab es ganz einfach gekleidete Menschen, Agrartechniker, Schreiber, Gelehrte jeder Art, Arbeiter, Kriminelle. Und da waren natürlich noch die Freihändler und Abgesandte von Handelshäusern und Fabrikgilden, die teilweise mit ihrer Garderobe die der Adligen ausstechen wollten, was meist aber nur äußerst schlechten Geschmack offenbarte. Die Listen des kleinen Hexleins hatten viele tausend Namen umfasst und er selbst hatte nur ein Dutzend eingesammelt. Anfangs war er sich ziemlich dämlich vorgekommen, den Briefträger zu spielen. Meist hatte er nur einen versiegelten Umschlag überreicht, welche die Leute dann gelesen hatten. Damit waren sie oft erstaunlich lange beschäftigt und eine Zeitlang nicht ansprechbar gewesen. Neugierig wie er war, hatte er einen der Briefe nach dem Öffnen gelesen, aber nichts entdeckt, was einen minutenlang beschäftigen konnte.

Die meisten Besucher hatten die Jungs von Theodora XXVIII her geschafft, einige schien sie sogar persönlich aufgesucht zu haben. Von einigen "Gästen" begriff er durchaus, dass sie von Nutzen waren, bei anderen konnte er nichts Besonders entdecken, warum gerade sie vom Hexlein hierher einbestellt worden waren. Auch war er nicht sicher, ob es eine gute Idee war, diese Leute an genau diesem Ereignis teilhaben zu lassen. Aber das Hexlein hatte darauf bestanden. Livrierte Diener versorgten die teilweise recht unruhigen Zuschauer mit Erfrischungen und Appetithäppchen.

"Achtung! Wir haben unseren Zielpunkt fast erreicht und verlassen den Warpraum in dreißig Sekunden!", meldete der für den Warpantrieb zuständige Offizier. Die typischen Vibrationen des Warpantriebs ließen das Schiff leicht erbeben, jedenfalls sah er, wie der Amasec im Kristallglas, das auf einem Beistelltisch neben seinem Thron stand, leichte Wellen schlug. Der Warpantrieb riss nun eine Spalte in den Realraum und die Flotte brach in Formation hindurch aus dem Immaterium hinaus.

"Zwei Signale! Positive Identifizierung des Pilgerschiffes "Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen" und des Kreuzers der Berserkerklasse "Geißel der Galaxis". Tausende von Lebenszeichen vom Pilgerschiff. Kein einziges von dem Kreuzer!", meldete der Offizier, welcher für die Sensoren zuständig war. "Der Kreuzer hat auch keinerlei Energieaktivitäten, sieht aber äußerlich unbeschädigt aus." Auf der hinteren Projektionsfläche erschien eine Aufnahme des Kriegsschiffes. Das dolchförmige Schiff strahlte Aggressivität aus, auch wenn die Galionsfigur äußerst lächerlich aussah, die aus einem lasziv daliegenden Engel bestand, welcher den Griff einer Geißel als Masturbationshilfe missbrauchte. Wahrscheinlich eine obszöne Verhöhnung der imperialen Engelsfigur am Bug, die neben dem Aquila am häufigsten als Gallionsfigur diente. Viele glaubten, dass solche Figuren den Einfluss des Chaos im Warpraum minimierten, da ein Gellerfeld oft keinen hundertprozentigen Schutz bot. Es gab bei Reisen im Warp auch bei einem einwandfrei funktionierenden Gellerfeld immer wieder kleinere Vorfälle von wahnsinnig werdenden Crewmitgliedern oder einem Spuk an Bord. Lino konnte sich gut vorstellen, dass diese Figur das kleine Hexlein in Rage bringen konnte. Das Schiff an sich schien in gutem Zustand zu sein. Natürlich hatte es für ein Kriegsschiff die üblichen Kampfspuren aus hunderten von Gefechten, Krater von Einschlägen von Makrogeschossen, die an der Panzerung abgeprallt waren. Schmauchspuren von Lanzen oder Sonnenlasern, die im ungünstigen Winkel aufgetroffen und reflektiert worden waren. Natürlich gab es auch viele Chaossymbole zu sehen, besonders das des Erzdämons Khorne war allgegenwärtig neben dem achteckigen Stern. Schon bald würde er von dort die Flotte leiten. Er freute sich schon sehr darauf, dort das Kommando zu übernehmen.

"Weiter mit Plan A!", befahl Lino und starrte auf den strategischen Holoschirm vor ihm, der über der eigentlichen Brücke zu schweben schien und sich nun mit unzähligen Icons und Statusanzeigen füllte. Einsam am Rand waren die beiden Icons für den antriebslosen Kreuzer der Berserkerklasse und das Symbol für das Pilgerschiff zu sehen. Im Zentrum war das große Zeichen für die "Blaue Festung" zu sehen. Eine minimale Vibration lief durch die "Blaue Festung", als gleichzeitig sechs Schwadronen von schweren Schildkröte-Torpedobombern in den Raum katapultiert wurden. Auf dem großen strategischen Holo erschienen die Logos der einzelnen Schiffe und Schwadronen. Sie lagen in der Zeit und alles war, wie es das kleine Hexlein vorhergesehen hatte. Er wäre enttäuscht gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre. Hätte es doch zwei Jahre Arbeit umsonst bedeutet. Stöckchen neben ihm atmete tief durch und selbst auf seinem sonst absolut regungslosen Gesicht zeigte sich ein Anflug von Erleichterung. Über dem Holofeld lief der Countdown ab. Die Flotte, bestehend aus einem Verband zu Trägerschiffen umgebauter Transporter, bewaffneter Truppentransportern, zwei Handelskreuzern und zwei Verbänden aus je neun Zerstörern, nahm ihre äußerst kompakte Position um die "Blaue Festung" fehlerfrei ein, als sie nach und nach ebenfalls den Schleier durchstießen. Kein Wunder, schließlich hatten sie dieses Manöver ein Dutzendmal geübt. Sie würden nur einen Versuch haben, würde der schief gehen, musste er tief in die Trickkiste greifen. Das Tarnfeld baute sich auf und hüllte die gesamte Flotte ein. Vom Warpraum aus waren sie jetzt nicht mehr zu erkennen.

Die "Blaue Festung" war ein gewaltiger Würfel aus Stahl, jede Kantenlänge maß satte zehn Kilometer und stellte jedes Schlachtschiff in den Schatten. Obwohl sie dieses Schiff die "Blaue Festung" nannten, war es nichts weiter als ein warpraumtaugliches Reparaturdock, in dem selbst Schlachtschiffe repariert werden konnten. Sie hatte die Manövrierfähigkeit eines Backsteins und die Gefechtsgeschwindigkeit einer Schnecke. Die Bewaffnung bestand aus einigen Sonnenlasern und Makrokanonen in gewaltigen Geschütztürmen und Torpedowerfern. Abgerundet von hunderten von Abwehrtürmen. Also eher der normale Standard einer geostationären Reparaturwerft, die gleichzeitig im Abwehrnetz eines Planeten eingebunden war, wie es bei der "Blaue Festung" seit mehr als neuntausend Jahren über Ghersom IV der Fall gewesen war. Die eigentliche Stärke dieser Schiffsklasse waren die stationierten Geschwader von Angriffsbombern und Abfangjägern. Die "Blaue Festung" war also mehr ein gigantischer Träger und Reparaturdock als ein Kriegsschiff. Aber es war alt, unglaublich alt. Noch vor der Zeit des Imperiums, aus dem dunklen Zeitalter der Technologie stammte dieses Konstrukt, auch wenn es von außen nichts weiter als ein gigantischer Würfel aus Adamantium war. Das kleine Hexlein hatte ihm erzählt, dass dieser Quader einst ein Versorgungsschiff gewesen war, welcher es einem Flottenverband des dunklen Zeitalters ermöglicht hatte, Jahrelang unabhängig von einer Basis im Raum zu operieren. Neben den Reparaturdocks gab es regelrechte Fabriken in den gewaltigen Hallen der Festung. Einst hatte die Lichtbringerin vor Jahrtausenden die Zugänge zu den Produktionsstätten versiegelt, auf dass niemand die fast vollständig automatisierten Fabriken zu seinem persönlichen Nutzen missbrauchen konnte. Inzwischen waren diese Fabriken wieder in Gebrauch und spien Waffen, Fahrzeuge und Rüstungen des dunklen Zeitalters für diesen Krieg aus. Jeder dieser Gegenstände war im rückständigen Imperium ein Vermögen wert und Lope konnte sich noch gut an Zeiten erinnern, wo er waghalsige Expeditionen geführt hatte, um ein Artefakt dieses Zeitalters aus der Tiefe staubiger Planeten zu klauben.

Der Countdown erreichte nach etwa einer halben Stunde elendiger Warterei die erste Marke und die Torpedowerfer des Versorgungsschiffes begannen mit dem Abschuss ihrer tödlichen Ladung. Aus den Schildkröte Angriffsbombern lösten sich ebenfalls die erste Salve an Torpedos. Unzählige Icons leuchteten auf, als die Sensoren die Torpedos erfassten. "Erste Salve abgefeuert!", erklärte der Waffenoffizier das Offensichtliche.

Etwa zehn Sekunden später wurde die zweite Marke überschritten und die zweite Salve jagte dem Ziel entgegen, das noch gar nicht da war. Wenn das Hexlein sich nur um eine Sekunde oder ein paar Kilometer irrte, oder die Borduhr nicht stimmte, würde dies das teuerste Feuerwerk aller Zeiten werden. Lino nahm einen tiefen Schluck von dem hundert Jahre alten Amasec aus seinem Kristallglas, ein wirklich hervorragender Stoff. Stöckchen aka General Jäger warf ihm einen missbilligenden Blick zu, aber das war Lope egal.

Die dritte Marke wurde erreicht und die dritte Salve donnerte dem Feind entgegen, der noch gar nichts von dem ahnte, was ihn gleich erwartete. Die erste Welle der Schildkrötenbomber schwenkte ab, da sie ihre gesamten sechs Torpedos abgefeuert hatte und nahm Kurs auf ihre Basisschiffe, um neu munitioniert zu werden. Die zweite Welle nahm ihre Position ein, nur für den Fall, dass die ersten Salven ihr Ziel verfehlten. Der Countdown passierte die Zehn. Er hielt die Luft an. Neun, Stöckchen zeigte seine Nervosität, in dem er tatsächlich auf und ab wippte, jedenfalls ein ganzes Mal. Acht, Kassandra XVI, die zweite Tochter von Theodora XXVIII, warf ihr langes blondes Haar in den Nacken. Sie sah schnuckelig wie immer aus, in ihrer enganliegenden blauen Uniform und das Mädel hatte üppige Rundungen an den genau richtigen Stellen. Sie war der Kapitän der "Blauen Festung". Mit gerade mal siebzehn Jahren war sie damit recht überfordert, aber klug genug, das auch zu wissen. Die eigentlichen Befehle gab der erste Offizier, der die Festung schon seit einem Jahrzehnt kommandierte, in dem er dem Kapitän die notwendigen Befehle in den Mund legte.

Sieben, "Warpaktivität!", schrie der Sensoroffizier. Sechs, "Rissbildung!" Fünf, "Bestätige", Vier, "Rissbildung", Drei, "an prognostizierter", Zwei, "Stelle!" Eins, "Kontakt!" Ein weiteres großes Logo blitzte auf dem Punkt auf, wo sich drei Salven an Torpedos hinbewegten. "Sonnenlaser Dauerfeuer frei!"
"Treffer!", brüllte der Sensoroffizier und Lope fiel die Asche seines Lho-Stäbchen auf seine schicke Uniform. "Erste Salve hat getroffen! Torpedos zu 97% detoniert! Lanzentreffer haben Schilde neutralisiert und sind durchgebrochen. Schwere Schäden am Objekt!" Die Icons der ersten Salve erloschen.
"Das kleine süße Hexlein hatte mal wieder Recht!", murmelte der Admiral und schnippte die Asche von seiner prächtigen Uniformjacke weg.
"Gab die Lichtbringerin jemals Grund, an ihr zu Zweifeln?" Kassandra XVI wandte ihr engelsgleiches Gesicht zu ihm hin, die roten vollen Lippen leicht schmollend verzogen.
"Zweite Salve schlägt ein! 83% detoniert im Ziel! Kritische Schäden an dem Objekt! Positive Identifizierung nur zu 59% möglich. Es handelt sich wahrscheinlich um das Schlachtschiff "Stolz von Sol!", gilt seit siebentausend Jahren als verschollen. Sensoren zeigen starke Korruption an." Auf der gegenüberliegenden Seite erwachte nun einer der Hauptschirme zum leben und zeigte Aufnahmen des Schlachtschiffes. Die letzten Sekunden eines Torpedos, aufgenommen von der fest montierten Vidkamera des Flugkörpers. Eindeutig war der dolchförmige Flugkörper imperialer Herkunft aus der Zeit des frühen Imperiums zu erkennen. Aber er wirkte auf unmögliche Art verdreht, als würde er nur aus optischen Täuschungen bestehen. Die Hülle war schon vor langer Zeit an vielen Stellen geborsten und durchlässig. Eine gewaltige fleischige Masse in Form von windenden Tentakeln quoll aus diesen Öffnungen. Am Bug befand sich ein gewaltiges glotzendes Auge mit einem Durchmesser von mehreren hundert Metern, erfüllt von bösartiger Intelligenz. Dann schlug der Torpedo ein und das Bild erlosch. Von den Emporen war aufgeregtes Gemurmel zu hören. Viele machten abwehrende Gesten, fassten ihre Talismane an oder sprachen ein Gebet. So ein Anblick war nichts für schwache Nerven und mit einem Gedankenbefehl untersagte er weitere Einspielungen des korrumpierten Schiffes, da er keine der Gäste in den Wahnsinn treiben wollte.

"Nein, aber hätte sie sich nur um wenige Klicks vertan, hätten wir echten Ärger gehabt", antwortete er auf die Frage von der kleinen heißen Gouverneurstochter, die ärgerlicherweise absolut tabu für ihn war. Nicht nur wegen ihrem Altersunterschied, sondern weil ihre Mutter ihm persönlich die Eier abschneiden würde, sollte er sie auch nur unschicklich berühren. Da war ihre Majestät Theodora XXVIII überaus deutlich gewesen.

"Dritte Salve schlägt ein! Trefferquote 88%!" Auf die dritte Salve kam es an. Die Torpedos waren nicht mit Sprengköpfen versehen, sondern sie trugen eine Art Dämonentötersprengkopf. Jedenfalls hatte er die Dinger so genannt. Jeder dieser Köpfe war aus einer Legierung sehr wertvoller Materialen gefertigt, deren Rohstoffe er persönlich, sprich er hatte das Kommando gehabt, aus den Mauern einer uralten Kathedrale auf Kasiopaia III gebrochen hatte, einem gewaltigem und verschwenderischem Bau aus dem Zeitalter der Apostasie. Der alte Knacker von Kardinal war ja so was von sauer auf ihn gewesen und hatte ihn gleich ein dutzendmal exkommuniziert. Und der Drecksack hatte ihm doch tatsächlich die imperiale Flotte hinterher gehetzt. Zum Glück hatte der Kommandeur sich brav an sein Handbuch gehalten und es war nicht mal schwer gewesen, die Imperialen abzuhängen. Das war wohl die spaßigste Aufgabe innerhalb der letzten zwei Jahre gewesen, welche er für das kleine Hexlein erledigt hatte. Neben Postbote und Rekrutierungsagent war er auch als Freibeuter aktiv gewesen und hatte unter anderem ein imperiales Gefängnisschiff aufgebracht.

Auf einer Fabrikwelt, die es mit imperialen Gesetzen nicht so genau nahm, hatte er die aus der ehrwürdigen Kathedrale gewonnenen Rohstoffe in die vorgegebene Form gießen lassen. Dann hatte er die Geschosse in die "Blaue Festung" über Ghersom IV gebracht, wo er dann zusehen durfte, wie Theodora XXVIII ein Ritual an diesen Geschossen vollzog. Als geheimes Oberhaupt der Konföderation des Lichts schien sie wohl heilig genug dafür zu sein und betete in jedes Geschoss eine Phiole, welche die Träne eines Engels enthielt. Für einen Dämon war dies eine so tödliche Waffe, dass er nicht nur aus diesem Raum verdrängt wurde, sondern permanent vernichtet wurde. Und diese Torpedos waren nun in gigantischen und offen gelegten Leib eines so großen Dämons gefahren, dass er das Volumen eines über acht Kilometer langen Schlachtschiffs alleine hatte ausfüllen können. Normalerweise war ein von einem Dämonen besessenes Schiff trotz der materiellen Komponente des eigentlichen Schiffes auf das Immaterium beschränkt und konnte den nur verlassen, wenn der Schleier durch große Mengen von Blutvergießen, Leid, einer Anomalie oder einer Beschwörung durchlässig wurde. Das Hexlein hatte wohl wie vorhergesagt kurzen Prozess mit dem Chaosabschaum auf dem Kreuzer gemacht und dadurch den Schleier dünn genug für einen Durchbruch gemacht.

"Ziel vernichtet! Wiederhole, Ziel vernichtet!", die Stimme des Offiziers überschlug sich beinahe vor Freude. Das Icon des Dämonenschiffs erlosch und neue tauchten auf, welche Trümmerstücke anzeigten. Einige waren bis zu mehrere hundert Meter lang. So ein Schlachtschiff hatte schon einiges an Masse.

"Feuerleitstand, eröffnet das Feuer mit den Sonnenlasern und Makrokanonen auf die Trümmer. Haltet so lange drauf, bis nichts mehr übrig ist, was größer als einen Kubikmeter ist." Ein großes Problem weniger. Dämonenschiffe waren ein seltenes Phänomen im Warpraum, aber es kam immer wieder vor, dass ein gewaltiger Dämon sich eines dahintreibenden Schiffes bemächtigte und damit Jagd auf andere Schiffe im Immaterium machte. Geschichten darüber waren ein beliebtes Thema, aber niemand wusste, ob das alles nur Seemannsgarn war, aus Fusel und Langeweile geboren oder doch ein Körnchen Wahrheit enthielt. Auf den Emporen waren deutlich Diskussionen zu hören, wie dieses Ereignis bewertet werden musste. Einige der einfacheren Menschen waren kniend zu Boden gesunken und beteten laut um ihre Seele, als würden die Aufnahmen der Zerstörung des korrumpierten Schiffes ihr Heil gefährden.

"Geschafft! Gute Arbeit, Leute! Beginnen wir nun mit der Bergung des Kreuzers und der Übernahme der Passagiere des Pilgerschiffes. An alle Stationen und Schiffe, wir verfahren weiter nach Plan A." Bald würde das Hexlein an Bord dieser fliegenden Festung sein und er war schon gespannt, was für Aufgaben sie für ihn in petto hatte.