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Ich muss meine Kritik am Kapitel relativieren. Es trägt doch etwas entscheidendes zur Story bei: Es gibt eine Erklärung zum Titel des 4. Bandes. Wo ich zuerst an ein Überlaufen Louhis gedacht habe, ist es jetzt ein Spottname. Das ist schon ziemlich witzig, wobei es auch nicht das letzte Wort sein muss. Bin auch da mal gespannt.
Der Gedanke kam mir tatsächlich in Bezug auf Gabriel und die Konföderation, da die ja das Chaos und das Imperium massiv um einen monotheistischen Überbau erweitern (wobei es sich bei Gabriel ja immernoch um einen gehirngewaschenen Dämon handeln könnte...). Dann die Sache mit Ferrus Manus. Dachte mir nachdem Du das nicht kommentiert hattest, dass es vielleicht Absicht war, und dass in dem Fall eine Ungenauigkeit in der Geschichtsschreibung vorliegt. In jedem Fall mag ich einfach das Konzept und dachte das wäre ja eine Möglichkeit...
Die Festung der Inquisition finde ich wieder sehr gut durchdacht und beschrieben. Die langen Ausführungen stören mich dabei nicht, sondern tragen viel zur Atmosphäre bei. Gleiches gilt für den Senat.
Terra mit Meeren finde ich durchaus sinnvoll, wohin hätte das ganze Wasser auch gehen sollen? Um dauerhaft zu verdampfen, müsste die Durchschnittstemperatur an der Oberfläche ja 100 °C betragen. Überhaupt ist der offizielle Fluff zu Terra sehr verworren. Ich meine, 100 Billionen Einwohner? http://warhammer40k.wikia.com/wiki/Terra Das ist auch für 40k-Verhältnisse einfach nur absurd.
Der Fluff zu Terra wurde eigentlich in jeder Edtion revidiert, so dass man sich schon fast frei das heraus suchen kann, was einem am Besten gefällt. Auf der deutschen Lexicanum Seite steht was von 10 Milliarden Einwohner, was wiederum zu tief gegriffen sein dürfte.
Die Suche nach der Testamentsvollstreckerin gestaltet sich bisher recht spannend, der Ausflug in die Unterwelt und die Einblicke in Louhis Vergangenheit gefallen mir ausgezeichnet.
Ich muss meine Kritik am Kapitel relativieren. Es trägt doch etwas entscheidendes zur Story bei: Es gibt eine Erklärung zum Titel des 4. Bandes. Wo ich zuerst an ein Überlaufen Louhis gedacht habe, ist es jetzt ein Spottname. Das ist schon ziemlich witzig, wobei es auch nicht das letzte Wort sein muss. Bin auch da mal gespannt.
Im letzten Satz das Bandes wird der tiefere Sinn des Titels offenbart werden. :lol:
Persona Dramatis
Mitglieder des Adeptus Arbites von Alunbatan
Marschall Olumide Tambani - Marschall des Hofes von Außenposten 7 im Nordwest Distrikt
Magistrat Delacrux - Louises neuer Vorgesetzter
Sonderermittler Herbert Burg
Sonderermittlerin Louise Hildebrandt - junge Sonderermittlerin
Investigator Ofredo Ramirez - ein dunkelhäutiger Mann mit mehrfach gebrochener Nase
Investigator Daiki Akio -
Investigator Jitender Kalidas -
Investigator Bo Chong -
Heiliger Sequester - heilig gesprochener Sondermittler
Bewohner von Alunbatan
Ron Karman - Amokläufer
Karla Karman - seine Witwe und Mutter zweier Kinder
Meister Klaiber - Rennmechaniker beim roten Team von TM
Mechaniker Fred - Amokläufer
Gerold Tenzel - Rennlegende vom roten Team der TM
Justicar Magistrat Baltasar - Leiter der Mordkommission
Medicus Arnold - Pathologe
Kapitel 5
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 326 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
Sonderermittlerin Louise Burg hockte auf der Toilette und besah sich ein weiteres Mal die Graffiti auf den Wänden. Generationen von Arbeitern hatten meist Obszönes an die Wände gekritzelt oder in den Plast geritzt. Hier und da gab es eine Schmähschrift auf die Roten, Grünen oder Weißen. Ein paar Sprüche zogen über die Geschäftsleitung oder unmittelbare Vorgesetzte her. Aber nichts davon erklärte, was hier seinen Ursprung genommen hatte. Da diese Sprüche schon alle abfotografiert waren, stand Louise nun auf und öffnete die Tür. Ihr Partner und Ehemann, Sonderermittler Herbert Burg, stand neben der Pinkelrinne und sah ihr etwas gelangweilt zu. Für ihn war der Fall schon gelöst. Seit fast sieben Jahren waren sie nun verheiratet und hatten zusammen zwei Kinder. Anfangs hatten sie sich jeden Tag gestritten, hatten sich üble Scherze gespielt. Aber nach ein paar in Rekordzeit gelösten Fällen hatten sie gelernt, die Methoden und Vorgehensweisen des anderen zu respektieren. Sie ergänzten sich beide so hervorragend, dass schließlich eines zum anderen gekommen war.
Die Sonderermittlerin betrachtete den restlichen Toilettenraum, die gekachelte Pinkelrinne, die gelb angelaufenen Waschbecken, alles ganz normal. Ihr Bärchen ignorierend, der schicksalsergeben in seinen Bart grummelnd hinter ihr her trottete, öffnete sie die Tür, welche den Toilettenraum von der lichtdurchfluteten Werkshalle abtrennte. Die Decke war etwa in sechs Metern Höhe, mehrere mechanische Bänder liefen durch die Halle, wo am Fließband Motoren für Zweiachser produziert wurden. Als erstes sah sie ein Regal gegenüber der Tür mit einigen Werkzeugen, Vorschlaghämmer, Kuhfüße und große Schraubenschlüssel mit einer Schlüsselweite von Fünfzig und größer. Genau richtig, um einen Schädel einzuschlagen, trotzdem hatte Ron Karman dieses Regal voller improvisierter Mordinstrumente ignoriert und sich nach rechts gewandt, war vierzig Meter gelaufen, dann in einen Gang eingebogen, der zu einer anderen Halle führte. An den Wänden hingen Plakate mit Parolen und Mottos. Eine Tafel, wo die Bilder der Arbeiter des Monats aushingen. Eines der Bilder zeigte Ron Karman, Arbeiter des Monats 11.867, ein eigentlich normaler junger Mann von Mitte zwanzig mit kurzen dunklen Haaren und einem dünnen Oberlippenbart. Das war er vor anderthalb Jahren gewesen.
Weitere zwanzig Meter, wo Notfallausrüstung für einen Brandfall aufbewahrt wurde. Unter anderem eine Axt. Ron Karman hatte sich nicht aufgehalten, den Öffnungsmechanismus zu betätigen, nein, mit bloßer Hand hatte er die Scheibe eingeschlagen. Sein Blut klebte noch an den Scherben. Er hatte die Axt gegriffen und sich wieder umgedreht. Fünfzehn Schritte hatte Karman zurückgelegt und war dann einem Vorarbeiter vom Band begegnet, der wohl nachsehen wollte, was dort geklirrt hatte. Karman hatte ihm keine Chance gelassen und zugeschlagen. Aber so, dass der Vorarbeiter geköpft worden war. Sein Blut war die Wand entlang gespritzt. Ein harter und präziser Schlag von jemand der offensichtlich wusste, wie man Köpfe mit einer Axt abschlug. Louhi ging neben der kopflosen Leiche in die Knie und betrachtete ihn.
"Du hast das Klirren des Glases gehört und bist dem nachgegangen. Ron kam dir entgegen, mit einer Axt und hat einfach zugeschlagen. Du konntest gar nicht glauben, was dir da widerfahren ist, nicht wahr? Das war dein Ende, das Letzte, was du gesehen hast, waren das von Wut verzerrte Gesicht deines Mörders und seine Axt. Möge deine Seele vom Imperator gewogen und für rein genug befunden werden, in seinen Hallen Einlass zu finden.", sprach Sonderermittlerin Burg mit dem Toten. Das war eine Angewohnheit von ihr, die manche ihrer Kollegen nur kopfschüttelnd akzeptierten.
Den abgeschlagenen Kopf, der zehn Meter weit gerollt war, hatte Ron einfach in einen Müllsack gesteckt, den er in der nur vier Meter entfernt stehenden Mülltonne gefunden hatte. Der ehemalige Inhalt aus Imbissresten, Werksabfällen und einigen anderen Dingen lag achtlos verstreut auf dem Boden. Karman war weiter gelaufen zum Band, wo seine Kollegen noch nichts mitbekommen hatten. Den ersten hatte er hinterrücks erwischt und den Kopf mit einem einzigen wuchtigen Hieb abgeschlagen. Da Karman groß gewesen war, hatte er damit keine Probleme gehabt.
"Auch du hattest nie eine Chance. Warst du es, der Karman zum Ausrasten gebracht hat? Oder musstest du sterben, weil du hier als nächster standest?" Jetzt mussten die ersten Kollegen bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Ein weiterer Mann war auf ihn zugekommen.
"Und du hast die Situation total unterschätzt. Konntest wohl nicht glauben, dass Ron so etwas Brutales tun konnte. Hieltest dich wohl für unsterblich, hier noch beschwichtigend eingreifen zu wollen, die Gefahr total unterschätzend.", flüsterte sie zur der kopflosen Leiche und glich seine Lage mit ihrer Tatortskizze auf ihrer Datentafel ab. Nun hatte sich Panik in der Halle breit gemacht. Die ersten waren schreiend vor der Gefahr geflohen. Karman sammelte in aller Seelenruhe die Köpfe auf und rannte dann erst hinter ihnen her.
"Köpfe sind wohl dein Fetisch, Ron Karman!", flüsterte sie in die Leere der Halle. "Was war an den Köpfen nur so wichtig? Was waren sie für dich? Trophäen? Ein sichtbarer Beweis für deine Taten?" Niemand antwortete ihr, auch Bärchen nicht, der hinter ihr stand. Auch er konnte sich keinen Reim auf diese Ereignisse machen.
Eine kopflose Frauenleiche zeigte den weiteren Weg des Amokläufer. Die Frau war offensichtlich in ihrer Panik gestolpert, hatte sich am Bein verletzt. Niemand hatte ihr geholfen, nun war sie kopflos, Opfer Nummer 4. Aber Ron hatte nicht genug, lief durch die Blutlache, sammelte den Kopf ein und rannte weiter.
"Du lagst nur auf seiner Route und schon hat er dich einfach getötet. Du bist die einzige Frau unter den Opfern, wahrscheinlich weil es hier in dieser Abteilung nur wenig Arbeiterinnen gab. Schwere Arbeit hier, Frauen erledigen im Werk hier andere Arbeiten.", flüsterte Louise und machte sich weitere Notizen.
Opfer Nummer Fünf war ein altes Gildenmitglied, das hier für sein Altenteil noch putzen durfte, sein Wägelchen mit Wassereimern und Wischmopp lag umgekippt auf dem Boden. Zu alt, um schnell genug weg zu kommen.
"Karman hat dich einfach im Vorbeigehen geköpft, so wie ein Kind eine Blume auf einer Wiese pflückt.", sprach die Sonderermittlerin zu der Leiche im blauen, vom vielen Waschen fadenscheinigen Arbeitskittel. Der Täter war durch die Lache aus Blut und Wasser gelaufen. Eine deutliche Spur. Inzwischen war die Halle leer, jeder, der noch schnell genug laufen konnte, war draußen. Jemand hatte das Tor geschlossen und geistesgegenwärtig verrammelt. Aber Ron hatte das nur kurz aufgehalten. Mit mehreren wuchtigen Hieben hatte er eine Bresche in das Tor aus Plaststahl geschlagen. Dieses Material war zwar nicht wirklich aus Panzerstahl, aber doch recht stabil. Es kostete immense Kraft, das Tor so zu zertrümmern, wie Ron das getan hat. Louises Blick fiel auf die hohen Fenster, die sich an den Außenwänden entlang zogen. Selbst sie wäre in der Lage gewesen, dort durch zu klettern. Unbegreiflich, dass der Täter nicht den einfachen Weg über ein Fenster genommen hatte, sondern sich direkt durch den Plaststahl geschlagen hatte, was definitiv mehr Zeit gekostet hatte.
"Was hat dich nur geritten, Ron? Warum war es so wichtig für dich, den direkten Weg zu nehmen und nicht einfach eine Werkbank hochzusteigen und durch ein Fenster zu klettern? Hat die Wut dich so blind für alles andere gemacht?"
Dann war er durch gewesen und Louise trat in den Hof. Drei weitere Leichen, einer lag fast direkt vor dem Tor, die leergeschossene Automatikpistole noch in der Hand. Neun Kugeln hatte der Wachmann vom Werksschutz Ron Karman in den Leib geschossen und ihn trotzdem nicht gestoppt. Auch er war geköpft worden, aber sein Kopf lag noch neben ihm, das Gesicht in einer Fratze der Überraschung verzerrt. Das war Opfer Nummer Sechs gewesen. Sein Kollege lag fünf Meter weiter, die Schrotflinte noch in der Hand. Sein Kopf war ziemlich weit gerollt und lag mit dem Gesicht weg von ihr. Opfer Nummer Sieben. Direkt daneben lag die durchlöcherte Leiche von Ron Karman. Neun Einschläge von Pistolenkugeln, zwei Schrotladungen im Bauch. Und Karman hatte noch genug Kraft gehabt, sich die eigene Axt in den Hals zu rammen. Allerdings nicht tief genug, um ihn abzutrennen. Die Augen waren fast aus der Höhle getreten und sein Gesicht war in einem Hass verzerrt, den Louise noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.
"Was konnte dich nur in eine solche Rage versetzen, dass du dies hier tun konntest? Ich versteh dich nicht! Du tötest wahllos und bist doch zielgerichtet auf deinem Weg geblieben. Alle deine Opfer hast du geköpft! Warum? Wer hat dir diese Art zu töten beigebracht? Immer nur ein Hieb, selbst ein Henker einer primitiven Welt würde dir für deine Treffsicherheit Respekt zollen. Aber du bist kein Henker, nur ein durch geknallter Amokläufer. Deine Tat ergibt keinen Sinn!", warf sie Ron Karman vor. Natürlich antwortete der Tote nicht.
"Warum hast du das getan, Ron Karman? Woher kam nur all dieser Hass, diese unglaubliche Aggression, dieser unbarmherzige Vernichtungswille? Warum hast du dir nicht direkt eines der Werkzeuge gegriffen, sondern erst dieser Umweg zur Axt? Warum bist du nicht über ein Fenster getürmt, warum hast du mit diesem Kraftakt die Tür aufgebrochen? Ich versteh es nicht!", flüsterte sie der Leiche zu, die sie weiter mit leerem Blick anstarrte.
"Genug gesehen, Mäuschen? Die Leichenbeschauer warten schon.", meinte ihr Bärchen und legte sanft die Hand auf ihre Schulter. Sie sah sich kurz ihre Tatortskizzen auf ihrer Datentafel an. Strichmännchen, welche die Opfer symbolisierten, dazu ihre Namen und die Reihenfolge ihres Sterbens. Dieser Fall war ein Selbstläufer, da man nur der Blutspur zum Täter folgen musste, der sich schon selbst gerichtet hatte. Das einzige, was offen blieb, war das Motiv. Warum?
"Gut, lass die Leichen abtransportieren. Ich bin wirklich gespannt, ob Ron Karman irgendeine Droge konsumiert hat.", meinte Louise zu einer von den anderen Ermittlern im Vorfeld geäußerten Theorie und beugte sich dem Umstand, dass der Leichenbeschauer auch irgendwann mit seiner Arbeit beginnen wollte. Aber irgendwie bezweifelte Louise, dass es eine Droge gewesen war, die diesen Wahnsinn herbeigeführt hatte.
Ihr Assistent Ramirez, ein Arbites Investigator von einer äußerst sonnigen Welt, hatte die Witwe von Ron Karman hergeschafft und Louise ging mit Bärchen zu ihrem schwarzen Einsatzfahrzeug. Die junge Frau war in Tränen aufgelöst, zwei kleine Kinder klammerten sich heulend an sie. Es dauerte eine Weile, bis Karla Karman soweit vernehmbar war. Ihr Mann Ron war nach ihren Aussagen ein eher sanftmütiger Mann, schüchtern, der kaum mal was über den Durst trank. Er hatte weder sie noch die Kinder regelmäßig verprügelt. Hier und da ein Ohrfeige, nichts Dramatisches oder Außergewöhnliches. Das einzige, wo er richtig fanatisch war, war der Rennsport. Aber es wäre eher überraschend gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre bei einem Arbeiter der AMM, der Alunbataner Motoren Manufaktur, welche das blaue Team stellte. Sein Verhalten hatte sich in den letzten Tagen nicht geändert, außer dass er sich auf das große Autorennen der Formel Prime freute, die in der hiesigen Rennstrecke in zwei Wochen stattfinden würde. Ron hatte weder neue Freunde kennengelernt, noch neue obskure Bücher konsumiert, noch irgendwelche exotischen Lebensmittel oder Gewürze zu sich genommen. Ron Karman war ein Langweiler aus dem Bilderbuch, der seine sechs Tage anstandslos malochte und am siebten Tag ab dem Mittag in seiner Lieblingssportkneipe bei seinen Kumpels hockte und Rennen im Televid verfolgte oder selbst in die hiesige Arena ging, wenn es ein Rennevent gab. Als Werksangehöriger der AMM bekam er die Eintrittskarten billiger. Sie entließ die Witwe und verhörte die Mutter von Ron Karman, eine Witwe, die als Putzhilfe arbeitete. Auch sie hatte keine Veränderungen an ihrem Sohn in den letzten Wochen feststellen können. Auch war Wahnsinn etwas, das in den letzten Generationen weder in ihrer Familie noch in der ihres Mannes vorgekommen war.
Danach sprach sie mit einigen Kollegen, die an einem Tisch in der Kantine saßen und Lho-Stäbchen qualmten. Auch sie konnten sich keinen Reim machen, was in Ron Karman gefahren sein könnte. Er kam pünktlich, ging pünktlich, erfüllte seine Quote, war nie wirklich angeeckt, ein Langweiler wie er im Buche stand. Und trotzdem war Ron Karman zum siebenfachen Mörder geworden.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 328 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
"Der toxikologische Bericht ist negativ. Ron Karmans Gehirn war gesund, kein Tumor, keine Mutation, ein wahrer Vorzeigebürger, hätte er nicht sieben Menschen einfach so umgebracht." Etwas frustriert schlug Louise geräuschvoll die Mappe mit dem Bericht zusammen und schob sie ihrem Bärchen rüber, der sie achselzuckend ansah. Sie befanden sich in ihrem viereckigen Büro, in dessen Zentrum der S-förmige Schreibtisch stand. Ihre vier Investigatoren hatten ihre L-förmigen Schreibtische in den Ecken. An einer der Wände standen rollbare Aktenschränke mit den abgeschlossenen Fällen der letzten zwei Jahren. An der Gegenüberliegenden befanden sich mehrere Tafeln mit einer Oberfläche aus Kork, wo man Zettel mit Nadeln anheften konnte. An der Wand gegenüber der Tür befanden sich Waffen und Ausrüstungsschränke aus gebürstetem Stahl. Einige Topfpflanzen und gehäkelte Deckchen lockerten das funktional und spartanisch gehaltene Möbelensemble etwas auf.
"Letztendlich ist es egal, warum Karman das getan hat. Seine Täterschaft ist zweifelsfrei erwiesen und er ist tot. Der Fall ist abgeschlossen und wir sind immer noch bei sagenhaften 100%.", freute sich Herbert und lies die Akte unangetastet.
"Interessiert dich den gar nicht das Warum?"
"Ehrlich gesagt nein. Ich geh immer von der Seite an den Fall, wie ist der Mord geschehen und wer hatte die Möglichkeit dazu. Das Warum ist meist rein akademischer Natur. Ich habe schon lange aufgehört, das menschliche Wesen verstehen zu wollen."
"Alter Zyniker!"
"Tja, wenn du die Wahrheit als zynisch bezeichnen möchtest…" Herbert gähnte herzhaft und hielt sich erst die Hand vor dem Mund, als er ihren missbilligenden Blick spürte. Manchmal fragte Louise sich, ob sie nun drei Kinder oder doch nur zwei hatte.
"Mir lässt das aber keine Ruhe. Warum tötet ein geistig gesunder, ausgeglichener Familienvater einfach so spontan sieben Menschen mit einer Axt, schlägt ihnen die Köpfe ab und nimmt die dann auch noch in einer Mülltüte mit?"
"Vielleicht ist seine Geistesgestörtheit erst jetzt zum Tragen gekommen. Oder er hat seinen Zorn auf seinen Vorabeiter so tief vergraben, dass es eines Tages einfach über ihn gekommen ist und er auf den Geschmack gekommen ist. Ob er nun wegen einem Mord hingerichtet wird oder wegen sieben? War ihm vielleicht egal."
"Niemand verstellt sich so gut. Seine Frau hätte was merken müssen."
"Vielleicht hat sie ja gelogen, mein Mäuschen?"
"Möglich, aber ich hatte den Eindruck, dass sie ehrlich war. Zu schockiert und verängstigt, um zu lügen. Die Frau tut mir Leid. Wenn die Gilde der Manufakturarbeiter sie ausschließt, bleibt ihr mit dieser Familiengeschichte nur noch übrig, sich zu prostituieren."
"Auch wenn du das Warum herausbekommst, wird sich an ihrem Problem kaum was ändern."
"Möglich.", murmelte Louise leise und loggte sich nach einer Litanei in das System über ihr Tischterminal mit einem Messinggehäuse ein und begann ähnliche Fälle zu suchen. Sie wurde recht schnell fündig, vor neun Jahren hatte es in diesem Bezirk einen ähnlichen Fall gegeben. Auf einmal war ein Familienvater mitten in der Nacht ausgerastet und hatte mit einem Hackmesser zuerst seine Frau, dann seine vier Kinder und dann drei Nachbarsfamilien umgebracht, bis er bei der vierten zu viel Krach machte. Der dortige Mann war beim Wachschutz eines GFS Werkes und hatte eine Waffe in der Wohnung gehabt. Allerdings hatte er nur eine Kugel gebraucht, welche das Kleinhirn des Amokläufers durchschlagen hatte. Eine weitere Parallele war, dass der Täter auch hier die Köpfe abgeschlagen und gesammelt hatte. Allerdings hatte er mehrere Hiebe dafür benötigt.
"Bärchen! Wolf und du waren schon vor neun Jahren mit so einem konfrontiert worden.", Louise zeigte ihrem Ehemann den Bericht. Wolf aka Sonderermittler Schröder war der frühere Partner von ihrem jetzigen Mann gewesen, den sie schließlich ersetzt hatte. Wenige Wochen vor ihrer Ankunft war er spurlos verschwunden. Ob ermordet, entführt oder desertiert, die Umstände seines Verschwindens waren trotz intensivster Ermittlungen nie aufgeklärt worden.
"Ich erinnere mich, ja, schlimme Sache, besonders die ganzen kleinen Kinderleichen. Wolf hat das damals ziemlich mitgenommen. Aber auch hier war der Fall eigentlich gelöst. Opfer da, Täter hier mit Kugel im Kopf, keine Zweifel an seiner Schuld, da er das Blut aller Opfer an seiner Kleidung hatte. Teilweise hatte er sich damit auch eingerieben."
"Wurde nach einem Kulthintergrund geforscht?"
"Wir haben damals alles auf den Kopf gestellt, die noch lebenden Nachbarn und Kollegen befragt. Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass seine Frau fremd gegangen war und der Täter wohl deswegen so in Rage geriet, dass er zuerst seine Frau, dann die Kinder umgebracht hat. Warum er auch die Nachbarfamilien massakriert hat, war uns damals schleierhaft. Aber es gab nichts, was auf einen Kult hätte schließen lassen. Auch gab es keinerlei ähnlich geartete Fälle im Bezirk. Wir haben den Fall dann für abgeschlossen erklärt und zu den Akten gelegt."
"Hm!", meinte Louise und weitete die Suche aus. Nach einer Stunde hatte sie vier weitere Fälle gefunden, über den ganzen Kontinent verteilt, die in das Schema passte. Nun machte auch ihr Bärchen mit, der auf ihr Näschen zu vertrauen gelernt hatte. Ihre Investigatoren klemmten sich nun ebenfalls hinter ihre Terminals und begannen emsig zu suchen. Nach vier Stunden hatte sie planetenweit über zwanzig Fälle aufgelistet und begann die Tafel in ihrem Büro mit Merkzetteln zu bedecken. Bis zum frühen Abend waren fast siebzig Fälle in den letzten zehn Jahren zusammen gekommen. Allerdings war keiner älter als zehn Jahre. Vorher war dieses Schema nicht aufgetaucht.
Das Schema war, dass ein Mann aus heiterem Himmel ausrastete und anfing, Menschen den Kopf abzuschlagen, abzuschneiden oder, in einem Fall eines riesigen Matrosen, auch abzureißen. Und die Vorfälle ereigneten sich in einem bestimmten Zyklus. Als es vor zehn Jahren mit einem Massaker in der Mannschaftswerkstatt des roten Formel Prime Teams begonnen hatte, geschah der zweite Amoklauf nach vierundsechzig Tagen. Ein Fleischermeister hatte jedem Kunden den Kopf abgehackt, der in seinen Laden gekommen war. Über dreißig kopflose und ausgeblutete Leichen hatte man später in seinem Kühlraum an Haken aufgehängt gefunden. Wenn er sich etwas mehr Mühe zum Vertuschen gegeben hätte, wären wahrscheinlich noch mehr Menschen umgekommen. Rationales Warten auf Opfer war eher untypisch, aber der Rest passte im Schema. Dann war nach achtundachtzig Tagen der dritte Zwischenfall passiert, diesmal im Südkontinent, ein Mann war in ein Eisenwarengeschäft gegangen, hatte eine Axt aus dem Regal genommen und angefangen, die Kunden zu köpfen, nach dem Dritten wurde er vom Ladeninhaber erschossen. Nach nun nur acht Tagen war der vierte Vorfall passiert, in einer Kneipe am Raumhafen war auf einmal ein Matrose ausgerastet und hatte zwei Gästen den Kopf abgerissen, bis er von Ordnungshütern erschossen worden war, von insgesamt vier Mann, die alle ihre Pistolen leergeschossen hatten. Dann nach wieder vierundsechzig Tagen war ein Lehrer in seiner Schola Amok gelaufen und hatte mit einer Axt seine ganze Klasse von Erstklässlern abgeschlachtet. Hier war nicht nur geköpft worden, sondern er hatte die Kinderleiber auch noch zerstückelt und die Klassenzimmerwände mit Blut bemalt. Die Schädel waren ordentlich um seinen Stuhl aufgeschichtet gewesen. Das Kindergeschrei war zwar aufgefallen, aber niemand hatte es für nötig befunden, nachzusehen. Erst als der Lehrer blutbesudelt ins Rektorat stolperte und anfing, die dortigen Schreiber zu köpfen, war er gestoppt worden. Und so ging es weiter. Der Fall von ihrem Bärchen und dem Wolf passte in das Schema und schien zu der Reihe gehören, so wie auch der Amoklauf von Ron Karman. Demnach hätten sie jetzt nicht mehr ganz vierundsechzig Tage Zeit, das Rätsel zu lösen.
Als Sonderermittler war man in gewisse Geheimnisse eingeweiht. Besonders Louise war durch ihre Zeit als Novizin im Kloster der Blutigen Rose in einige Wahrheiten über die Wesen hinter dem Schleier eingeweiht worden. Sie wusste, dass im Empyreum vier wirklich mächtige Erzdämonen und ihre finsteren Dienerkreaturen lauerten. Von unheiligem Hass auf die Menschheit getrieben, versuchten diese Geschöpfe alles, um die Menschheit zu verderben und zu vernichten. Eine dieser schrecklichen Wesenheiten war der gestaltgewordene Hass, von dumpfer Blutgier getrieben, sammelten seine Diener Schädel und vergossen Blut. Und diese ganzen Morde hatten seine Handschrift. Da dies nun klar auf der Hand lag, verständigte Herbert ihren Vorgesetzten, Magistrat Delacrux.
Mit einer Rekaftasse in der Hand lauschte er Louises Ausführungen und folgte ihrem Zeigestock mit den Augen auf der Tafel.
"Seit zehn Jahren, eine beängstigende Vorstellung. An den Fall mit dem amoklaufenden Lehrer kann ich mich noch erinnern, kam tagelang im Televid. Der Hintergrund von dem Täter wurde genaustens untersucht, aber es konnten keine Querverbindungen zu einem Kult oder dunklen Ritual gezogen werden. Der Mann war mehrmals bei Beförderungen übergangen worden und das wurde dann als Auslöser angenommen. Das Schema an sich ist eigentlich offensichtlich, wie konnte uns das so lange verborgen bleiben?"
"Weil keiner der Fälle offen war. Die meisten ermittelten Beamten freuten sich über den Selbstläufer und schlossen denn Fall ohne großes Nachhaken ab." Bei dem Satz fixiert Louise ihr Bärchen, der unter ihrem Seitenhieb leicht errötete. Nur in den seltensten Fällen wurde ein abgeschlossener Fall nochmal genauer nach weiteren Zusammenhängen untersucht. Warum auch? Der Fall war ja gelöst, der Täter zweifelsfrei ermittelt und tot. Keiner war je lebend gefasst worden, weil die Täter immer rasend vor Wut gewesen waren.
"Mit was haben wir es genau zu tun? Vielleicht doch ein Kult?"
"Kulte sind normalerweise regional begrenzt. Die Täter stammen von allen Kontinenten und in einem Fall sogar von außerhalb. Wir haben hier Gildenarbeiter, Lehrer, Gehilfen, einen Matrosen, einen Beamten des Administratums, einen Kleriker des Ministorums. Der Großteil dürfte gar nicht die Zeit haben, um im Geheimen einem Kult anzugehören."
"Ein Psioniker, der seine Opfer zu Puppen und damit zu Tätern macht?"
"Der große Schlächter verabscheut nach meinem Wissen Psioniker. Aber möglich wäre es. Allerdings…." Louise kaute kurz auf ihrer Unterlippe, bevor sie sich dessen bewusst wurde und nun ebenfalls leicht errötete.
"Allerdings?", hakte Magistrat Delacrux nach.
"Es könnte sein, dass wir es mit einem Wesen jenseits des Schleiers zu tun haben, das aus irgendeinem Grund die Möglichkeit hat, einen Menschen zu besetzen."
"So was gibt es in der Tat. Aber dafür sind meines Wissen äußerst finstere Rituale und/oder eine psionische Begabung notwendig. Ich fürchte, das geht über unseren Horizont. Das Muster mit der Acht ist eindeutig. Ich werde unverzüglich die Inquisition verständigen."
"Das hört sich vernünftig an.", meinte ihr Bärchen, der die ganze Sache mit gesunder Angst betrachtete. Es gab Kräfte in dieser Galaxie, vor der sich auch ein Arbitrator fürchtete.
"Sollen wir bis zur Ankunft der Inquisition schon weitere Daten sammeln?"
"In der Tat, es wäre optimal, wenn wir der Inquisition bei ihrer Ankunft ein dickes Dossier übergeben könnten. Dann stehen wir gut da und die Leute erledigen dann hoffentlich unverzüglich den Rest. Aber nur Sammeln. Sie werden nicht aktiv einschreiten. Dafür gibt es die Experten von der Inquisition!"
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 331 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
"Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre. Wir hatten siebzehn Punkte Vorsprung auf das zweitplazierte Blaue Team und nur noch ein Rennen zu fahren. Wir hatten die Weltmeisterschaft eigentlich schon in der Tasche. Hundert Credits für jeden im Team, das wäre die Prämie gewesen. Ich hab meiner Frau schon eine neue Badewanne aus Kupfer versprochen gehabt. Aber dann ist Fred einfach einen Tag vor dem entscheidenden Rennen ausgerastet. Wir hatten gerade Frühstückpause gehabt und ich hab Fred ins Ersatzteillager geschickt, um ein paar Dichtungen für den Motor zu holen, den wir für das nächste Rennen auf Vordermann bringen sollten. Nach fünf Minuten kam er wieder, seine Augen waren riesengroß und voller geplatzter Äderchen. Zuerst dachte ich, er hätte was in die Augen bekommen, sein Gesicht war rot angelaufen und verzerrt. Und er hatte diese Axt in der Hand. Er brüllte so laut, dass sich seine Stimme überschlug. Schädel war das einzige Wort, was ich verstehen konnte und dann erschlug er schon den armen Karl, geköpft hat er ihn. Dirk wollte Fred aufhalten, hatte eine Eisenstange in der Hand und im nächsten Moment rollte sein Kopf mir vor die Füße. Seine Augen haben noch in den Höhlen gerollt und sein Mund hat sich bewegt, als ob er noch nicht tot wäre. Ich hatte solche Angst, dass ich mir in die Hose gemacht habe. Ich habe mich umgedreht und bin gerannt. So schnell war ich noch nie. Schnurstracks bin ich bis zum Häuschen der Wächter gerannt und habe sie alarmiert. Die sind dann sofort los, aber als sie ankamen, hatte Fred schon alle von der Crew umgebracht, derer er habhaft werden konnte. Die Wachen haben ihn dann erschossen, den irren Fred. Die Blauen haben dann das letzte Rennen gewonnen, während bei uns nichts geklappt hat. So kurz vor Sessionende kann man keine Crew von einem Tag auf den anderen mehr formen, die in der Formel Prime bestehen kann. Und die hundert Credits waren futsch und meine Frau stinksauer." Der Mechaniker hörte auf, ins Leere zu starren, und fixierte sie nun wieder. Meister Klaiber war ein Mann, der die vierzig überschritten und deutlich an Pfunden zugelegt hatte. Seine Frau war wohl nicht sehr lange sauer auf ihn gewesen. Er trug einen roten Overall mit dem gelben fünfzackigen Stern der TM.
Sie befanden sich am Rand der Werkshalle an einem Tisch. In der Halle aus rotem Backstein waren mehrere Boliden der Formel Prime auf Hebebühnen aufgebockt. Muskulöse Mechaniker in roten Overalls werkelten an den Fahrzeugen herum, wechselten Motoren und sangen dabei, um die Maschinengeister ob der groben Behandlung zu versöhnen. Ein Techpriester predigte in unverständlichem Maschinencode von einer Kanzel aus den Überresten hunderter Rennfahrzeuge herunter und schwenkte enthusiastisch einen Weihrauchbehälter. Große Rolltore waren offen und man konnte die Stadionstrecke sehen. Mehrere rote, langegestreckte Fahrzeuge zogen auf der kurvenreichen Strecke unter leeren Tribünen einsam ihre Proberunden. Dies war das Heimatstadion der Roten, der Mannschaft der Traktoren Manufaktur.
"War Fred an dem Tag irgendwie anders als sonst? Also bevor er ausrastete, Meister Klaiber?", fragte Louise.
"Nein, ganz normal. Hat seine üblichen schlechten Witze erzählt."
"Hat er sich in der letzten Zeit über irgendetwas aufgeregt?"
"Ja, da war was. Seine versiffte Mütze. Fred hat immer eine uralte Mütze getragen, war von seinem Vater, der sie angeblich als kleiner Junge von der Rennlegende Gerold Tenzel geschenkt bekommen haben soll. Die Mütze war nur noch ein besserer Lumpen, aber jemand hatte ihm die geklaut. Oder er hat sie verloren. Jedenfalls war er eine Zeitlang ziemlich aufgebracht deswegen gewesen. Hat sich aber dann nach ein paar Tagen wieder beruhigt. Zu dem Zeitpunkt war das schon ein oder zwei Wochen her."
"Hatte er neue Freunde? Bekanntschaften?"
"Nicht das ich wüsste. Er hatte schon länger eine Verlobte, wollten bald heiraten. Das arme Mädel, hat das Ganze nicht wirklich gut verkraftet. Ist von einer Brücke gefallen. Unfall haben sie gesagt, aber ich sag, die Arme hat sich umgebracht vor Scham. Fred hat auch sie auf dem Gewissen."
"Könnte sich jemand im Lager aufgehalten haben?"
"Nein, von der Crew waren alle in der Halle und der Lagerraum hat nur einen Zugang und keine Fenster. Können den sich gerne mal anschauen." Der Mechaniker wies auf eine Tür.
"Hat er fremdartige Substanzen zu sich genommen?"
"Ne, Fred hat noch nicht mal geraucht."
"Das wäre dann alles, Meister Klaiber, vielen Dank für ihre Zeit."
Der fensterlose Raum roch stickig und nach Maschinenöl. Hier lagerten in Regalen aus Plaststahl verschiedene Ersatzteile für Automobile. Ein kleiner gepflegter Schrein des Maschinengottes wachte in einer Ecke über sie. Akribisch begannen die beiden Sonderermittler und die vier Investigatoren nun, den Raum zu durchsuchen, räumten die Regale aus, verrückten sie, um die dahinterliegenden Wände zu betrachten, ob vielleicht Symbole darauf gezeichnet waren. Nichts! Es war eine ziemliche Arbeit, bis alles wieder aufgeräumt war und ihr Bärchen hatte Schmieröl im Gesicht, was ihn unglaublich süß aussehen ließ. Dass auch sie Schmieröl auf einer Wange hatte, sagte ihr leider niemand.
"Hier hat es seinen Anfang genommen! Hier hat der erste Amoklauf begonnen. Warum hier?" Louise drehte sich im Kreis, die Arme hoch erhoben, als ob sie um göttlichen Beistand flehen würde. Aber der Imperator erhörte sie leider nicht, indem er die Lösung in leuchtenden Buchstaben vor ihren Augen schrieb. Aber der Imperator hatte sie mit einem Gehirn und der Fähigkeit zu denken gesegnet.
Anschließend fuhren sie ins Archiv dieses Bezirkes und sahen nach, was sich früher dort befunden hatte, bevor die TM dort eine Rennstrecke gebaut hatte. Einst war dies Ackerland gewesen, mit einem Bauernhof darauf. Drei Stunden später hatten sie eine mehrere Jahrhunderte alte Begebenheit aus den Tagen der Neubesiedlung ausgegraben. Einst hatte dort ein Sohn seine Eltern getötet. Er war dafür hingerichtet worden, allerdings nicht auf dem Grundstück des Tatortes.
Die nächsten Tage stellten sie fest, dass an den meisten Örtlichkeiten, so wie es noch nachvollziehbar war, wo der Amoklauf begonnen hatte, einst schon ein Mord in der Vergangenheit stattgefunden hatte. Manchmal war das nur Jahrzehnte her, manchmal Jahrhunderte. Schon bald türmten sich in ihrer Schreibstube Akten, Karten und Speicherkristalle. Ihre Ermittlungsgruppe bekam den Status einer Sonderkommision und weitere Schreiber zugeteilt. Auch konnten sie einen weiteren großen Raum nutzen, in den sie ihre Wandtafeln stellen konnten, damit es genug Platz für die Querverweise gab. Auch eine große Karte hatten sie vom Planeten befestigt und viele Nadeln zeigten an, wo das Schema schon zugeschlagen hatte. Allerdings hatten sie drei Daten, die offen waren. Entweder hatte das Schema eine Pause eingelegt oder die Ereignisse waren nicht aktenkundig geworden.
Mit bunten Fäden hatte Louise die Morde eines Jahres miteinander verbunden. Allerdings war so kein kryptisches Zeichen oder ein Mittelpunkt zu erkennen gewesen. Auch ließ sich von den Distanzen nichts schließen. Manche Tatorte waren tausende Kilometer voneinander entfernt, einmal lagen zwei und einmal sogar drei ziemlich nahe beieinander. Das Schema hatte Variablen in den Konstanten. Die Konstanten waren die Abstände, das Köpfen, dass nur Männer davon betroffen waren, dass an der Örtlichkeit es schon einmal ein Gewaltverbrechen gegeben hatte. Die Variablen waren die Distanz, die Sozialschicht der Täter und ihr Erfolg. Manche waren nach dem ersten Mord getötet worden, ein anderer schaffte über fünfzig.
"Wir übersehen etwas!", meinte Louise schließlich, nachdem sie ein Kringelküchlein mit Erdbeerfüllung gegessen hatte.
"Offensichtlich, mein Mäuschen, sonst wären wir schon längst fertig. Aber die Inquisition soll ja auch noch was zu tun haben."
"Noch zwei Wochen, dann ist dieser Inquisitor Donatan hier."
"Wir haben schon einen Haufen Fakten zusammengetragen. Ich schätze mal, mehr können wir kaum noch tun."
"Uns fehlt Fall eins!"
"Wir haben Fall eins!" Bärchen tippte auf die Nadel, welches die Heimrennstrecke des roten Formel Prime Team zeigte.
"Nein, das ist Fall zwei! Ist mir gerade erst aufgefallen. Die Abstände sind acht, vierundsechzig und achtundachtzig Tage. Aber zwischen dem Massaker bei den Mechanikern zum nächsten Ereignis sind es vierundsechzig Tage und nicht acht. Es muss einen Vorfall gegeben haben, denn wir noch nicht gefunden haben.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 376 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
"Papa! Das ist zu hoch!", meinte Esmi kritisch, ihr Ärmchen in die Seiten gestemmt.
"Bärchen, etwas nach links!", fand Louise und dirigierte ihren Mann die Wand weiter entlang. Endlich war das Bild fertig geworden. Zuerst war eine Aufnahme gemacht worden, dann hatte der Porträtmaler es abgemalt und auf Leinwand gebannt. Man konnte noch die frischen Farben riechen. Das Bild war wirklich schön geworden, schöner als sie in Wirklichkeit waren. Esmi strahlte, Junior sah so fesch aus, Bärchen war zwanzig Pfund leichter und Louises Gesicht war das eines Engels. Was ja leider nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Trotzdem war es jeden Credit wert gewesen.
"Perfekt!", riefen Esmi und Louise gleichzeitig. Sie lachten alle und Junior zeichnete die Eckpunkte ein. Daraus maß nun Bärchen den Punkt für den Nagel aus und schließlich schlug er ihn mit einem wuchtigen Hieb in die Wand. Das Bild hing und alle freuten sich. Besonders Louise, die das ganze Kreuz damit gehabt hatte, alle in den Sonntagsstaat zu zwingen, Esmi eine wunderschöne Frisur zu verpassen, welche ihr kleiner Wildfang nur fünf Minuten nach der Aufnahme total verstrubbelt hatte.
"Gut gemacht, Bärchen. So ihr Lieben, auf zur Morgenmesse, wir haben heute alle noch viel zu tun!"
Zwei Stunden später, nachdem sie ihre Kinder in die Schola bzw. Kindergarten gesteckt hatten, saßen sie an ihren Schreipulten. Noch fünf Tage, bis der Inquisitor kam und sie hatten immer noch nicht Fall eins gefunden, falls Louise überhaupt recht hatte. Inzwischen betrachtete sie es als durchaus möglich, dass der Zwischenfall in der Werkstatt der Roten doch der erste Fall gewesen war. Das Schema könnte ja auch in der Mitte beginnen. Oder der erste Fall hatte ganz anders begonnen, bevor er ins Schema übergegangen war. Also änderte die Sonderermittlerin die Parameter der Suche einfach auf ungewöhnliche Fälle, auch wenn sie vielleicht auf dem ersten Blick nicht so erschienen. Auch die Investigatoren ihrer Stube wurden auf diese neuen Parameter angesetzt. Es war kurz vor der Mittagspause, als Investigator Chong sich meldete.
"Ich glaub ich hab hier was. Lief unter Jugendbandenkriminalität. Acht Mitglieder der Neunundvierziger, das ist eine Bande in diesem Distrikt, wurden geköpft in einer Baugrube aufgefunden, allerdings sechs Tage, bevor das Rote Team Massaker statt gefunden hatte.", meldete Investigator Chong und überspielte ihren Cogitatoren die Datei. Das Ganze hatte sich keine fünfzig Kilometer von hier abgespielt. Die Datei war mager und enthielt kaum mehr Informationen als das Aktenzeichen der regionalen Polizeibehörde. Als Arbites hatte sie unbeschränkten Zugang zu deren Netzwerken und loggte sich dort ein. Allerdings war die Datei unter dem Aktenzeichen vollständig leer.
"Beim Thron! Was für eine Schlamperei! Komm Bärchen, etwas Bewegung wird deinem Schwabbelbauch gut tun. Investigatoren Chong und Kalidas, Sie kommen mit, der Rest sucht weiter."
"Ich habe keinen Schwabbelbauch! Das sind alles Muskeln!" Herbert tätschelte beleidigt seine Wampe. Da er wie üblich im Dienst seine Rüstung trug, klang es natürlich metallisch. Aber Louise wusste es als seine Ehefrau besser.
Wie üblich fuhr Herbert, während Louise es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte. Inzwischen hatte sie ihm abgewöhnt, wie ein Irrer durch den Straßenverkehr zu rasen. Trotzdem fuhren sie mit eingeschalteter Sirene und Herbert ließ es sich nicht nehmen, den langsameren Verkehr zu überholen. Aber wenigstens raste er nicht mehr auf dem Standstreifen mit dem Doppelten der erlaubten Geschwindigkeit dahin. Trotzdem brauchten sie über eine Stunde zum zentralen Polizeiquartier dieser Region, einem gewaltiger Wolkenkratzter mit zweihundert Stockwerken, eigenen Kasernen und Parkhaus, wo sie ihren Wagen stehen ließen. Vier Leute um eine Akte einzusehen war natürlich bewusst einschüchternd, als sie beim verantwortlichen Justicar Magistrat der Mordkommission auftauchten. Seine persönliche Schreiberin führte sie zu dem Aktenarchiv und suchte ihnen die entsprechende Fallakte heraus. Neugierig schlug Louise die überraschend dünne Akte auf, machte gewohnheitsmäßig ihr Kürzel in die Innenseite der Akte, dass sie diese einsah, und starrte auf die Aufnahme einer Frauenleiche mit Kopf.
"Das ist nicht die richtige Akte! Auch wenn der Ordner stimmt, der Inhalt ist es nicht."
"Haben Sie auch das richtige Aktenzeichen?", fragte die grauhaarige Schreiberin etwas eingeschüchtert, die in ihrer grauen schmucklosen Schreiberrobe, die für Männer und Frauen genau gleich war, wie eine Maus aussah.
"Dies ist das richtige Aktenzeichen, aber der falsche Inhalt." Louise sah auf der Innenseite an, wer schon alles die Akte eingesehen hatte. Überraschenderweise sah sie das Kürzel von Wolfgang Schröder da drin stehen, das er etwa eine Woche vor seinem Verschwinden gemacht hatte.
"Schau mal, Bärchen.", meinte Louise aufgeregt, ganz vergessend dass Herbert es hasste, wenn sie ihn in Uniform öffentlich so nannte und zeigte auf die Initialen und das Datum. "der Wolf war hier."
"Beim Thron, du hast recht!", knurrte Herbert und riss ihr beinahe die Akte aus den Händen. Hatte etwa der Wolf etwas mit dem Verschwinden der richtigen Akte zu tun? Er war die letzte Person, die Akteneinsicht genommen hatte.
Da die Akte leer war und es keine Datei mehr gab, wandten sich die Sonderermittler an denjenigen, welcher damals die Akte angelegt hatte. Die Mordkommission hatte ihre Schreibstuben im siebenunddreißigsten Stockwerk. Eine große Tafel kündete von den laufenden Ermittlungen in diesem Quartal. Rote Namen waren die offenen Fälle, schwarze die gelösten. Rot überwog bei Weitem. Effizienz sah anders aus. Justicar Magistrat Baltasar war ein Mann, der die Sechzig schon lange überschritten hatte und einen großen Bauch vor sich herschob. Trotzdem machte er einen harten Eindruck, was wohl an seinem Kopf lag, der an einen grob geschnitzten Holzklotz erinnerte. An den Fall konnte er sich nicht mehr erinnern, die Beamten, welche die Akten angelegt hatten, waren beide tot. Der eine hatte vor fünf Jahren Selbstmord begangen, der andere war letztes Jahr nach langer Krankheit an Aschelunge gestorben. Der Magistrat konnte sich keinen Reim auf die verlorene Akte machen. Seine Schreiberin reichte ihnen Tassen mit gutem Rekaf, den sie während des Gespräches tranken.
"So etwas passiert manchmal.", war seine lapidare Aussage. Wahrscheinlich war dies nicht die erste fehlerhafte Akte, mit der er konfrontiert worden war. Wenig überraschend gab es auch keine zurückgehaltenen Beweismittel mehr. Waren mehrmals von verschiedenen Asservatenkammern hin und her geschoben worden. Nach einem, fünf und zehn Jahren kamen Bewiese offener Fälle in andere Lager. Da konnte schon mal was falsch abgelegt werden. Louise ließ sich die "Kammer" zeigen, die ein ganzes Stockwerk einnahm und aus einer einzigen Halle mit engen Regelreihen bestand. Unzählige Kisten aus Plast reihten sich aneinander. An der Front stand jeweils ein Aktenzeichen. Louise hatte beinahe den Eindruck, wenn man hier was verschwinden lassen wollte, brauchte man nur die berobten Helfer ihre Arbeit machen lassen. Kompetenz sah anders aus. Seit zwei Stunden waren sie nun hier und hatten recht wenig herausgefunden. Erst in der Pathologie wurden sie fündig.
"Ja, dieser Achtfach-Mord, an den kann ich mich noch gut erinnern.", meinte Medicus Arnold und wog ungerührt das Gehirn des Kindes, das auf dem Seziertisch aus Chrom lag, welches offensichtlich zu Tode geprügelt worden war. Der kleine ausgemergelte Leib war mit unzähligen Hämatomen überzogen. "Achtmal die gleiche Todesursache hat man selten. Das war eine regelrechte Hinrichtung gewesen. Zuerst waren sie mit Messerschnitten gefoltert worden, dann hatte man ihnen den Kopf abgeschlagen. Jeweils mit einem Hieb, schaffen die wenigsten."
"Wissen Sie noch, wer die Opfer gewesen waren?"
"Einige sind identifiziert worden, waren gesuchte Verbrecher und Bandenmitglieder der Neunundvierziger. Von denen hatte ich viele auf meinem Tisch liegen. Konnte man leicht an den Tätowierungen erkennen, einer großen 49 auf den Armen und der Brust. Wobei die meisten einfach nur erschossen oder abgestochen worden waren und das nicht mit siebenundachtzig Einstichen."
"Siebenundachtzig? Also mit dem finalen Schlag achtundachtzig Wunden?"
"Ja, genau." Der Medicus war mit dem wiegen des Gehirns fertig geworden und notierte die Werte mit einer Thermofeder auf ein Formular, das auf einem Klemmbrett fest geklemmt war.
"Ist das ihnen nicht komisch vorgekommen?"
"Etwas schon, hätte ich den Schlampenschlägern gar nicht zugetraut, soweit zu zählen."
"Schlampenschläger?"
"Eigentlich hießen sie anders, aber die Bande hat hauptsächlich Schlampen auf den Strich geschickt, bevor sie ins Obscura Geschäft eingestiegen sind und mit den Neunundvierzigern einen Krieg um die Ecken angefangen haben. Das war auf dem Höhepunkt des Krieges gewesen und war wohl ein Vergeltungsakt."
"Wissen Sie, ob die Köpfe jemals aufgetaucht sind?"
"Nein, ich hatte sie jedenfalls nicht in den Händen."
"Fällt Ihnen so noch etwas zu dem Fall ein?"
"Nur, dass schon mal ein Sonderermittler hier war und mich das Gleiche gefragt hat. Ist schon eine Ewigkeit her."
"Etwa vor acht Jahren?"
"Könnte hinkommen."
"Wissen Sie noch, wie er hieß?"
"Nein, beim besten Willen nicht mehr."
"Haben sich noch Unterlagen zu dem Fall?"
"Die kommen in die Akte, wir haben hier schon zu wenig Platz für die Leichen, da brauchen wir nicht noch mehr Aktenschränke."
"Können Sie sich an alle Fälle so gut erinnern?"
"Nein, der blieb mir im Gedächtnis, weil er schon seltsam war. Damals dachte ich, vielleicht hat das ja was zu bedeuten. Beim nächsten Rennen startete auf der Kartbahn ein Junge mit der Startnummer 87 und ich setzte acht Credits auf Sieg."
"Haben Sie gewonnen?"
"Nein, in der achten Runde hatte er Motorschaden und war draußen. Sozusagen war es eben doch ein Omen."
"Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen."
Da sie bei der örtlichen Polizeibehörde nicht wirklich weiter gekommen waren, fuhren sie zu der Adresse, wo einst die Leichen abgeladen worden waren. Inzwischen stand eine gehobene Commercia mit vielen Schreibstuben in den oberen Stockwerken und Ladengeschäften auf den ersten drei Ebenen auf dem Grundstück. Die Kunden waren wohlgenährt und gut gekleidet. Die Schneiderstuben überboten sich an üppiger Dekoration und Louise hätte gerne einen Schaufensterbummel gemacht. Aber sie war im Dienst und setzte ihre professionelle Miene auf, von der manche frechen Leute behaupteten, sie würde wie eine Maus dabei aussehen.
Es war klar, dass es hier keine Spuren mehr gab, aber manchmal musste man sich einen Ort selbst ansehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Vor zehn Jahren war dies hier eine Baugrube gewesen, wo man die Leichen verscharrt hatte. Niemand transportierte gerne Leichen in seinem Wagen und da es acht Stück gewesen waren, musste es ein großer Wagen gewesen sein. Vielleicht sogar ein Baustellenfahrzeug, das hier nicht weiter aufgefallen war. Die Leichen sollten für lange Zeit verschwinden, deswegen hatte man sie nicht in einem Fluss versenkt, da die manchmal wieder hoch kamen, sondern hier. Wahrscheinlich war dies die am nächsten liegende Baustelle zum Tatort hin gewesen. Je länger man fuhr, desto mehr konnte schief gehen.
Die Täter waren davon ausgegangen, dass ihre Methode sicher war, sonst hätten sie sich mehr Mühe gegeben, die spezifischen Details zu vertuschen. Hätte nicht gerade ein Bandenkrieg getobt, wären die Opfer sicherlich als Ritualopfer erkannt worden. So waren sie einfach als Vergeltungsopfer geführt worden. Ein Fall, der eine harte Nuss war und in Prioritätenliste bestimmt sofort auf unterste Schublade gerutscht war. Acht Morde verhagelten natürlich die Statistik, aber wenn gerade ein Krieg um Verteilungsgebiete tobte, machten acht weitere Leichen den Kohl auch nicht fett. Die Wahl der Opfer und der Ort der Entsorgung waren also mit Bedacht gewählt worden. Die Täter waren also gut organisiert und durchaus als kompetent anzusehen.
Die umliegenden Gebäude waren etwas älter und die Geschäfte darin waren sicherlich schon eröffnet gewesen, als die Leichen hier entsorgt worden waren. Einige der Geschäfte hatten vielleicht Überwachungskameras, also teilten sie sich in je zweiköpfige Teams auf und begannen die Händler zu nerven.
"Das ist komisch, vor vielen Jahren hat mich schon mal ein Sonderermittler danach gefragt.", meinte eine Ladenbesitzerin eines kleinen Juweliers. Der Großteil der Auslage waren einfache Eheringe und vergoldete Aquilas. Sie bekamen eine grobe Beschreibung von Wolfgang Schröder und den Hinweis, dass sie ihm damals tatsächlich einen Speicherkristall mit den Aufnahmen ausgehändigt hatte und keine Kopie mehr davon hatte. War ja auch schon so lange her und auch hochwertige Speicherkristalle fassten nur eine bestimmte Datenmenge. Das war letztendlich die ganze Ausbeute von zwei Stunden Arbeit. Sie fuhren anschließend noch zur Behörde der Verkehrsüberwachung und versuchten an Aufnahmen von Verkehrsüberwachungskameras zu kommen. Leider klaffte eine Lücke in genau jenem Zeitraum, der für sie interessant gewesen wäre. Wenn das mal nicht verdächtig war, dann wusste Louise auch nicht.
Als nächstes versuchte sie zu ermitteln, welche Firma damals gebaut hatte und ob die Arbeiter vielleicht sich noch an etwas erinnern konnte. Mit Glück fand sie sogar den Mann, der damals die Leichen gefunden hatte.
"Es war früher Morgen, meine Schicht hatte noch nicht begonnen gehabt. Ich war gerade auf dem Weg zu unserem Bauwagen, als mir durch ein Missgeschick mir mein Henkelmann in die Baugrube gefallen ist. Mir blieb nichts anderes übrig, als hinein zu klettern und ihn zu holen. Ich bemerkte dann unten den komischen Geruch und bückte mich. Da sah ich dann unter dem Kies was Rotes schimmern. Es war eine blutige Hand, an der dann eine kopflose Leiche hing. Ich machte meine Kollegen darauf aufmerksam und wir verständigten dann die Polizei.", erzählte Arbeiter Markus Janitz, ein vierschrötiger Kerl, der noch größer als Bärchen war. "Mein damaliger Vorarbeiter war deswegen ziemlich aufgebracht, weil dadurch der Zeitplan durcheinander geriet. Normalerweise wäre die Grube in der nächsten Stunde mit Beton gefüllt worden."
"Wo finden wir diesen Vorarbeiter?", fragte Bärchen.
"Der ist nur wenige Tage später bei einem Verkehrsunfall gestorben. Fahrerflucht.", erzählte Janitz. Louise tauschte mit ihrem Bärchen einen bezeichneten Blick. Der Vorarbeiter war wohl involviert gewesen, die Leichen verschwinden zu lassen. Wäre der Henkelmann nicht rein zufällig in die Grube gefallen, wären die Opfer niemals gefunden worden.
Gedanke des Tages
Dieser Teil ist erst in der letzten Phase entstanden, da es mir passend schien, Louhis Hintergrund schon jetzt in dieser Beziehung zu offenbaren. In der nächsten Woche kommt dann der zweite Teil und es gibt mal wieder einen kleinen Action Teil. Anfangs wollte ich noch den ersten Fall bringen, den Louise und Herbert gelöst hatten, um so die ganzen kleinen Nebenfiguren einzuführen. Aber aus Zeitgründen, da dieser Teil zu umfangreich geworden wäre, habe ich den ausgelassen. So bleiben halt die ganzen Nebenfiguren etwas blass.
Anfangs wollte ich noch den ersten Fall bringen, den Louise und Herbert gelöst hatten, um so die ganzen kleinen Nebenfiguren einzuführen. Aber aus Zeitgründen, da dieser Teil zu umfangreich geworden wäre, habe ich den ausgelassen. So bleiben halt die ganzen Nebenfiguren etwas blass.
ja, ich glaube, das wäre dann doch zu viel geworden. Ein Fall über zwei Kapitel sollte genug sein. Die Nebenfiguren spielen ja dann später keine Rolle mehr, oder? Die sollten im Gegenwartsteil, wenn Louhi Großinquisitorin ist, schon längst tot sein.
Hab noch ein paar Fehlerchen korrigiert, aber ansonsten gefällt mir dieses Kapitel schon ganz gut. Die 8 ist ziemlich stark präsent, aber passt schon.
Dieser Teil hat mir wirklich sehr gefallen. Sehr schöne Ermittlung und dass hier deutlich Chaos-Numerologie verwendet wird finde ich eigentlich sehr passend, denn irgendwas muss die Inquisition schließlich an einer Sache interessieren damit sie tätig wird. Bin gespannt auf das nächste Kapitel.
Nach Las Vegas, Miami und New York das neue spannende, in eine düstere Zukunft gelegte CSI:Alunbatan... Noch düsterer und brutaler als alle zusammen ;-)
Konnte ich mir nicht verkneifen aber an sich ein interessanter Fall und man kann auch jetzt schon erahnen, wie unsere Louhi zur Inquisition kam
So spannender Teil, und schön mal einen Krimi von dir zu bekommen 😀
Eine Liste mit Fehlern: (bin mir nicht immer sicher)
das #Letzte, was du gesehen hast
Warst du es, der Karman zum Ausrasten gebracht hast? Oder musstest du sterben, weil du hier als nächster stand(est)?
dass Ron so was Brutales tun konnte
Hielt(e)st dich wohl für unsterblich
Eine kopflose Frauenleiche zeigt(e) den weiteren Weg des Amokläufer
Schwere Arbeit hier, Frauen erledigen im Werk hier andere Arbeiten flüster(t)e Louise (lässt sich für mich schwer lesen)
vom vielen Waschen fadenscheinigen Arbeitskittel (WAT???)
Das war Opfer Nummer sechs gewesen (fünf-sechs mal nur ne Ziffer und jetzt ausgeschrieben Oo )
S (-) förmige Schreibtisch stand. Ihre vier Investigatoren hatten ihre L-förmigen
An einer der Wände standen rollbaren Aktenschränke Ander Gegenüberliegenden befanden
Der Hintergrund von dem Täter wurde genausten(s) Untersucht
Können den sich gerne mal anschauen. (kann man das so schreiben?) Die nächsten Tage stellten sie fest (In den)
dass an der Örtlichkeit es schon einmal ein Gewaltverbrechen gegeben hatte
War diesmal echt ne Arbeit xD
Freu mich auf nächsten Sonntag (treuer Leser CSM BL)
Uh, das ist ja einiges. Hab den Großteil davon korrigiert. Danke für die Hinweise. Manche Sachen überliest man auch beim zweiten Lesen noch, besonders sone Tippfehler, wo offensichtlich ist, was da stehen sollte. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass die # da beim letzten Mal noch nicht stand 😉
Einiges ist auch ok so (Brutales, fadenscheiniger Kittel, den sich (zumindest für wörtliche Rede ok), es)
Schön wieder einen neuen Teil lesen zu können.
Aber muss ich ein wenig kritik loswerden, denn so richtiges Scifi-feeling kam in dem Abschnitt jetzt überhaupt nicht auf. Das ganze hat mich eher an eine Tatort-Folge (oder zumindest das was ich darunter vorstelle, ich guck kein TV) im hier und jetzt erinnert.
Vorallem die Beschreibung der Örtlichkeiten. Z.b. der erste beschriebene Mörder in der Fabrik und auch der Besuch bei der Werkstadt von den Formula Prime team.
Das wirkte so wie irgendwo im Gewerbegebiet von nebenan, keine Spur von riesigen Manufakturen oder solchen Dingen, die man sonst aus den Beschreibungen von anderen entwickelten imperialen Welten kennt. Auch die Verwendung von solchen Dingen wie Sirene, Standstreifen, Verkehrsüberwachsungskameras und... ach ich weiß nicht, es wirkt einfach zu sehr wie das was man aus dem alltäglichen kennt. Und daher fand ich die Beschreibung der Orte eher "langweilig" - man kennt es ja selber nur zu gut.
Ich will damit nicht sagen das der Teil schlecht ist, aber ich habe eben das gewisse "unbekannte" vermisst, das was Geschichten aus fiktionalen Universen interessant macht.
So, morgen gehts weiter - ich freu mich!
Der CSI:Alunbatan Teil gefällt mir gut, auch wenn die Khornesymbolik natürlich derbe auffällig ist... Andererseits ist Khorne auch nicht unbedingt subtil 😀
Einziger Wunsch wäre, dass du dich damit nicht zu lange aufhälst, da sonst der Bezug zur "Gegenwart", also dem Inquisitionsarchiv verloren geht. Louhis Geschichte erklärt bekommen ist mir wichtig, aber nur in dem Maß, in dem man es auch braucht. Oder so 😉 - Ich würde mich über einen Rückkehr ins Inquisitionsarchiv freuen.
Vielen Dank für die sehr vielen Rückmeldungen und Lesebestätigungen. Freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht alle kommentiere. Vielen Dank mal wieder an SHOKer für sein Lektorat.
ja, ich glaube, das wäre dann doch zu viel geworden. Ein Fall über zwei Kapitel sollte genug sein. Die Nebenfiguren spielen ja dann später keine Rolle mehr, oder? Die sollten im Gegenwartsteil, wenn Louhi Großinquisitorin ist, schon längst tot sein.
Dieser Teil hat mir wirklich sehr gefallen. Sehr schöne Ermittlung und dass hier deutlich Chaos-Numerologie verwendet wird finde ich eigentlich sehr passend, denn irgendwas muss die Inquisition schließlich an einer Sache interessieren damit sie tätig wird. Bin gespannt auf das nächste Kapitel.
Nach Las Vegas, Miami und New York das neue spannende, in eine düstere Zukunft gelegte CSI:Alunbatan... Noch düsterer und brutaler als alle zusammen ;-)
Konnte ich mir nicht verkneifen aber an sich ein interessanter Fall und man kann auch jetzt schon erahnen, wie unsere Louhi zur Inquisition kam
Schön wieder einen neuen Teil lesen zu können.
Aber muss ich ein wenig kritik loswerden, denn so richtiges Scifi-feeling kam in dem Abschnitt jetzt überhaupt nicht auf. Das ganze hat mich eher an eine Tatort-Folge (oder zumindest das was ich darunter vorstelle, ich guck kein TV) im hier und jetzt erinnert.
Vorallem die Beschreibung der Örtlichkeiten. Z.b. der erste beschriebene Mörder in der Fabrik und auch der Besuch bei der Werkstadt von den Formula Prime team.
Das wirkte so wie irgendwo im Gewerbegebiet von nebenan, keine Spur von riesigen Manufakturen oder solchen Dingen, die man sonst aus den Beschreibungen von anderen entwickelten imperialen Welten kennt. Auch die Verwendung von solchen Dingen wie Sirene, Standstreifen, Verkehrsüberwachsungskameras und... ach ich weiß nicht, es wirkt einfach zu sehr wie das was man aus dem alltäglichen kennt. Und daher fand ich die Beschreibung der Orte eher "langweilig" - man kennt es ja selber nur zu gut.
Ich will damit nicht sagen das der Teil schlecht ist, aber ich habe eben das gewisse "unbekannte" vermisst, das was Geschichten aus fiktionalen Universen interessant macht.
Die Beschreibung von Alunbatan war halt ein paar Kapitel vorher und ich wollte das nicht noch mal wiederholen. Die Locations waren diesmal eben nicht so gigantomanisch wie es schon öfters der Fall war. Dieser Planet ähnelt eben dem heutigen Europa.
So, morgen gehts weiter - ich freu mich!
Der CSI:Alunbatan Teil gefällt mir gut, auch wenn die Khornesymbolik natürlich derbe auffällig ist... Andererseits ist Khorne auch nicht unbedingt subtil
Nein, dafür ist er wahrlich nicht bekannt. Heilige Zahlen sind in vielen Religionen wichtig. Im Christentum ist es die Drei, die Sieben und die Neun. Dem Imperatorkult habe ich die Neun und die Zwölf gegeben. Und die Chaosziffern sollte ja allgemein bekannt sein.
Einziger Wunsch wäre, dass du dich damit nicht zu lange aufhälst, da sonst der Bezug zur "Gegenwart", also dem Inquisitionsarchiv verloren geht. Louhis Geschichte erklärt bekommen ist mir wichtig, aber nur in dem Maß, in dem man es auch braucht. Oder so
Keine Angst, der Ausflug in die Vergangenheit von Louhi endet [/FONT][FONT="]mit dem heutigen Kapitel.[/FONT]
Persona Dramatis
Mitglieder des Adeptus Arbites von Alunbatan
Marschall Olumide Tambani - Marschall des Hofes von Außenposten 7 im Nordwest Distrikt
Magistrat Delacrux - Louises neuer Vorgesetzter
Sonderermittler Herbert Burg
Sonderermittlerin Louise Hildebrandt - junge Sonderermittlerin
Investigator Ofredo Ramirez - ein dunkelhäutiger Mann mit mehrfach gebrochener Nase
Investigator Daiki Akio -
Investigator Jitender Kalidas -
Investigator Bo Chong -
Heiliger Sequester - heilig gesprochener Sondermittler
Bewohner von Alunbatan
Ron Karman - Amokläufer
Karla Karman - seine Witwe und Mutter zweier Kinder
Meister Klaiber - Rennmechaniker beim roten Team von TM
Mechaniker Fred - Amokläufer
Gerold Tenzel - Rennlegende vom roten Team der TM
Justicar Magistrat Baltasar - Leiter der Mordkommission
Medicus Arnold - Pathologe
Inquisition
Großinquisitor Donatan - Ordus Malleus Macharius Konklave
Explikator Briskan - Akolyth im Dienst von Donatan
Setag - Astartes im Dienst von Donatan
Nilap - Techpriester im Dienst von Donatan
Kapitel 6
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 388 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
"In zwei Tagen ist dieser Großinquisitor Donatan hier und wir haben immer noch nicht Licht ins Dunkel gebraucht!", maulte Louise und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Sie lehnte an ihrem Schreibpult und betrachtete die drei Tafeln vor ihr, auf denen alle relevanten bis jetzt ermittelten Daten aufgelistet waren.
"Eigentlich kommt ja genau deswegen dieser Großinquisitor, mein Mäuschen. Ich würde sagen, wir haben gute Vorarbeit geleistet und vielleicht dürfen wir ja sogar mitmachen, wenn sie weiter ermitteln.", erwiderte ihr Bärchen leicht grummelnd und streckte sich auf seinem gepolsterten Stuhl.
"Ich habe noch nie einen Fall ungelöst zurückgelassen. Ich glaube, wir haben einen wichtigen Ansatzpunkt bis jetzt außer Acht gelassen. Und zwar das Warum! Warum das rote Team kurz vor Sessionende so dezimieren lassen? Wer profitiert davon? Das blaue Team!"
"Du meinst, jemand würde wegen eines Autorennens ein Ritual anstrengen, um seine Konkurrenten auszuschalten? Da gäbe es einfachere Möglichkeiten, Sabotage, Bestechung, Einschüchterung. Das sind nur drei, die mir aus dem Stehgreif einfallen.", zählte Bärchen auf.
"Autorennen sind hier Nationalsport. Die Fans sind fanatisch. Sollte so was herauskommen, das Team, das so was versucht hätte, wäre Staatsfeind Nummer eins. Vielleicht deswegen dieser komplexe Umweg über einen Amoklauf in den eigenen Reihen des roten Teams. Das ist zwar auch Sabotage, aber absolut nicht zurückverfolgbar, da es ja ein Einzeltäter aus deren eigenen Reihen war, der ausgetickt ist.", meinte dazu Investigator Ramirez, der auch an Rennfieber litt und alle Rennen der Formel Prime im Televid ansah.
"Vielleicht sollten wir uns mal ansehen, wer alles vom Gewinn des blauen Teams in der damaligen Session profitiert hat. Vielleicht gab es horrende Wetten auf den Außenseiter. Wetten gehören zu diesem Sport dazu. Und ich wette, dass die Quote für die Blauen in dieser eigentlich chancenlosen Lage, da nur ein Totalausfall des roten Teams zum Sieg führen konnte, phänomenal hoch war.", meinte Louise, von neuer Energie erfüllt.
"Mit einigen gut platzierten Wetten, am besten bei konkurrierenden Buchmachern, hat sich bestimmt eine horrende Summe verdienen lassen.", fand auch Investigator Akio.
"Das ist zehn Jahre her, wer weiß ob Buchmacher so lange ihre Unterlagen aufbewahren, besonders jene, die keine offizielle Lizenz haben. Ich bezweifle, dass wir in zwei Tagen da was herausfinden können. Beim Thron, dieser Fall wird so langsam wahrlich zur Zwiebel.", murrte die Sonderermittlerin und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Der Feind war teilweise gut organisiert, hatte seine Spuren gut verwischt, nachdem er anfangs etwas schlampig agiert hatte. Normalerweise hätte es auffallen müssen, dass ein Ritualmord vorlag und hätte den Sonderermittlern gemeldet werden müssen. Stattdessen hatte man diesen Fall in die Rubrik Bandenkriminalität gesteckt, ein Allerweltsverbrechen. Es gab immer etwas Kompetenzgerangel, aber örtliche Behörden waren oft froh, wenn sie Nüsse, also schwer zu lösende Fälle, an das Arbites auslagern konnten. Dem damals diensthabenden Magister hätte das Muster beim routinemäßigen Durchsehen der aktuellen Fälle auffallen müssen. Louise stieß sich von ihrem Schreibpult ab und ging zu ihrem Cogitatorterminal und loggte sich in die Personalabteilung der Polizeibehörde ein. Justicar Magistrat Baltasar war damals schon der Leiter der Mordkommission gewesen. Sie überprüfte seine Finanzen und fand nichts wirklich Verdächtiges. Seine Familie war schon seit vielen Generationen bei den Sicherheitsbehörden und seine Karriere war in normalen Bahnen verlaufen. Wenn er diesen Fall unter den Teppich gekehrt hatte, dann war es für ihn nicht lukrativ gewesen. Auch die beiden damals ermittelten Investigatoren hatten eine normale Laufbahn absolviert. Investigatoren einer lokalen Polizeibehörde hatten kein Wissen über Kulte und Ritualmorde, dafür sahen sich ihre Vorgesetzten, die ein rudimentäres Wissen über die Zahlen und Symbole des Erzfeindes hatten, genau aus diesem Grund routinemäßig die Fallakten an. Und da die Acht eine der signifikantesten Ziffern des Erzfeindes war, hätte dieser Fall einfach auffallen müssen, spätestens bei der äußerst bizarren Anzahl der Wunden. Justicar Magistrat Baltasar hatte weder den Eindruck eines Idioten noch eines Lügners gemacht. Ihm hätte dieser Fall einfach auffallen müssen. Besonders, da er einen Achtfachmord einfach hätte auslagern und damit seine Statistik hätte aufpolieren können. Das ergab einfach keinen Sinn in Louises Augen. Da sie hier erst mal keinen weiteren Ansatzpunkt sah, stellte sie diesen Punkt vorerst zurück.
Der nordwestliche Distrikt war sozusagen das Kernland der Alunbatan Motormanufaktur. Hier standen die meisten Fabriken, hier war das Heimstadion des blauen Formel Prime Teams und hier hatten auch der Clan der Dorfhöfer ihre Residenzen. Palastartige Türme voller Prunk. Der Familienclan war weitverzweigt und einflussreich.
"Neben einem Wettgewinn könnte natürlich auch der Prestigegewinn ein starkes Motiv sein. Vielleicht sollten wir unmittelbarer denken und uns fragen, wer direkt von dem Sieg der blauen Mannschaft profitiert hat. Und sehen wir uns mal diesen Clan der Dorfhöfer näher an!" Louise verteilte die Aufgaben und alle stürzten sich in die Recherchearbeit. Vor zehn Jahren hatte ein gewisser Tiberius Dorfhöfer das Formel Prime Team geleitet. Seine dritte Session und noch kein einziges Mal war er Meister geworden. Die beiden anderen Jahre hatte das rote Team dominiert und die Blauen hatten in die Röhre gesehen. Auch in jenem Jahr sah alles nach einem weiteren Sieg der Roten aus. Der Posten des Rennteamleiters schien sehr prestigeträchtig zu sein und wer hier Erfolg hatte, konnte es im Clan bis ganz nach oben schaffen. So viel fand Louise schon nach einer Stunde heraus. Und durch den Erfolg beim Rennen war Tiberius Dorfhöfer nun ganz oben in der direkten Leitung des Familienimperiums. Das war ein wirklich starkes Motiv, um das Undenkbare zu tun. Ein triumphierendes Grinsen umspielte Louises Mund und sie tastete nach einem weiteren Kringelküchlein in ihre Messingschachtel. Mit großem Bedauern stellte sie fest, dass die Schachtel leer war. Im Laufe des Morgens hatte sie schon alle gegessen.
"Ich geh Kringelküchlein holen, soll ich jemandem was mitbringen?" Reihum meldeten sich ihre Leute und Bärchen natürlich auch. Kein Wunder, dass er immer dicker wurde. Sie gab ihm einen Schmatz, der ziemlich stachelig bei ihm ausfiel. Aber sein Bart gehörte einfach zu ihm, genauso wie sein dicker Bauch. Als sie ihn geheiratet hatte, war Louise dies bewusst gewesen und auch wenn sie manchmal ihr dickes stachliges Bärchen deswegen aufzog, genau so wollte sie ihn haben. Er gab ihr einen Klaps mit auf den Weg und Louise drohte ihm lachend mit dem Zeigefinger. Da sich so langsam die entscheidende Schicht bei ihrem Zwiebelfall sich offenbarte, war sie guter Laune. Sie lief den Gang hoch, bis zu dem kleinen Pausenraum kam. Die Schreiberinnen hatten gerade Rekafpause und saßen schwatzend an einem der größeren Tische. Die junge Verantwortliche für das leibliche Wohl in diesem Pausenraum, ein aufgewecktes Mädchen von etwa sechzehn Jahren in einem schwarzen Kleid mit weißer Schürze und Haube, begrüßte sie mit einem freudigen Lächeln. Es gab zum Glück noch eine große Auswahl ein Kringelküchlein und Louise gelang es, die Bestellung zu erfüllen. Gerade als sie das letzte, ein Kringelküchlein mit Schokoladenüberzug mit der Greifzange in ihre Messingschachtel packen wollte, hörte sie den Schrei. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen solch entsetzlichen Schrei gehört, der nach einer Sekunde abriss. Alle Gespräche waren im Raum verstummt und die Stille war beinahe schon schmerzhaft. Für einen Liedschlag glaubte Louise sie hätte sich das nur eingebildet, dann krachte der erste Schuss.
Louise legte ihre Schachtel achtlos beiseite. Weitere Schüsse peitschten. Salven aus Sturmschrotflinten und von einer Boltpistole. Weitere Schreie, Mobiliar ging hörbar zu Bruch. Louise überwand ihre Lähmung, zog ihre Boltpistole, überzeugte sich von dem einsatzbereiten Zustand des Magazins, lud die Waffe mit einer Litanei durch und entsicherte sie.
"Ihr bleibt hier und rührt euch nicht!", befahl sie den Frauen im Raum und umfasste ihre Boltpistole mit beiden Händen und hob sie hoch in Richtung Tür. Wie in der Ausbildung gelernt rückte sie vorsichtig vor. Weitere Schüsse, Schreie, die meist schnell wieder abrissen, eine Sirene fing an zu heulen und Louise trat in den Gang. Auch der Magister betrat ebenfalls den Korridor, einen Bolter in Vorhalte. Ihrem Vorgesetzten folgten seine beiden Gehilfen, einer war mit einer automatischen Schrotflinte bewaffnet, der andere trug einen Sturmschild und eine Laserpistole. Sofort schloss sie zu der Gruppe auf. Ihr Herz raste und sie versuchte, zu verstehen, was hier passierte. Diese Abteilung befand sich im gut geschützten Innern der Festung. Hier konnte niemand eindringen ohne mehrere Verteidigungsperimeter zu durchbrechen. Der infernalische Lärm kam aus dem Bereich, wo sich auch ihr Büro befand.
Der Arbites mit dem Sturmschild ging als erster um die Ecke und der mit der Schrotflinte folgte ihm sofort. Danach kam Magistrat Delacrux und damit bot das Schild keine Deckung mehr für sie. Deswegen ging sie an der Ecke in Deckung. Der Schildträger blieb wie gelähmt stehen, seine Gesichtszüge schienen zu entgleisen und sie sah in seinen Augen den ultimativen Schrecken. Der Mann mit der Flinte fing an zu schreien und schoss vollautomatisch.
"Imperator steh uns bei!", brüllte der Magistrat und begann ebenfalls zu feuern. Louise begann zu beten und riskierte einen Blick. Das Wesen, das in etwa fünfzehn Meter Entfernung vor ihr stand, war fast so groß wie ein Grox. Sein Körper war in einen Panzer aus schwarzem Stahl mit Messingbeschlägen gehüllt, von dem spitze scharfe Stacheln abgingen. Sein Kopf war mit einer schwarzen Haube mit einer Schädelrune des Schlächterdämons bedeckt, die kleine Schlitze für die Augen und Löcher für die Nase freiließ. Nur das Maul lag offen, in dem sich mehrere Reihen von dolchlangen Zähnen befanden. Und dieses grausige Maul zerbiss gerade ihr Bärchen, riss ihm das Fleisch und damit sein Leben aus seinem Körper. Das konnte nicht sein, nicht ihr Bärchen! Das war unmöglich, eine Halluzination. Tränen schossen ihr in die Augen und sie konnte nicht mehr atmen.
Ihr Mann rührte sich nicht mehr, überall war unglaublich viel Blut. Sie konnte den metallischen Geruch davon bis hierher riechen. Das Wesen heulte triumphierend auf, während Geschosse aus mehreren Richtungen auf es niederhagelten, was es aber nicht wirklich zu stören schien. Ein Großteil der Projektile prallten einfach ab oder detonierten auf der massiven Panzerung. Von dem Ding ging ein Wabern aus, als wäre es nicht wirklich hier. Dann schienen die rotglühenden Augen unter der Haube sie zu fixieren und es bewegte sich so schnell, wie kein Wesen dieser Größe sich bewegen durfte. Es explodierte regelrecht und legte die Distanz in einem Sprung in einer Geschwindigkeit zurück, die nicht real war. Im letzten Moment übernahmen antrainierte Reflexe die Regie und ließen sie sich wegducken, bevor ihr Verstand sich überhaupt auf diese neue Situation einstellen konnte. Instinktiv rollte sie sich nach hinten ab und kam sofort wieder auf die Beine. Stahlplast wurde aus der Ecke gerissen, hinter der sie abtauchte. Die drei Männer, die der Bestie im Weg standen, wurden einfach von den Beinen gefegt und mit einer solchen Wucht gegen die massive Wand geschleudert, dass ihr Blut mehrere Meter weit durch den Gang spritze. Sie sahen aus wie faule Früchte, die ein freches Kind gegen die Wand geschleudert hatte. Risse zogen sich über den Stahlplast und es gab eine richtige Delle, wo das Ding aufgeschlagen war. Die Sonderermittlerin drehte sich mit bis zum Hals klopfenden Herz um und rannte mit aller Kraft um ihr Leben.
Sie konnte das knirschende Geräusch hören, wie der Dämon, um etwas anderes konnte es bei dem Hundeding nicht handeln, sich von der Wand löste. Die andere Biegung würde sie nie erreichen, dazu war sie zu langsam. Das Büro des Magistrates, dessen Tür noch offen stand, war eine Sackgasse. Alles war hier letztendlich eine Sackgasse, da es nur eine Eingangstür gab. Aber durch den Sozialraum hindurch gelangte man in eine kleine Kapelle, die dem heiligen Sequester geweiht war. Die Tür zur Rekafstube war noch offen, eine der Schreiberinnen linste erstarrt hindurch. Louise sprang geduckt durch die Tür hindurch und die Bestie schrammte mit seiner Rüstung der Wand aus Stahlplast entlang und an ihr vorbei. Die Frau im Eingang warf sie kurzerhand um und rollte gewandt ab. Das war das erste, was man in der Kampfausbildung bei den Sororitas lernte, wie man weich fiel und sofort wieder auf die Beine kam. Die Gedanken überschlugen sich in Louise Kopf. Immer noch von der Trauer um den Verlust ihres geliebten Mannes übermannt, riss sie sich zusammen und konzentrierte sich mit ihrem analytischen Verstand auf das Wesentliche. Ein leibhaftiger Dämon, hier in der Zitadelle. Ein Teil von ihr wollte dem Warum nachhängen, warum jetzt, warum hier? Aber ein anderer Teil erinnerte sich an einen Tag im Kloster in ihrem ersten Novizinnenjahr. Sie hatte vor einem Unterrichtsraum der älteren Jahrgänge den Boden geschruppt und die Ausbilderin im nächsten Raum hing dem Irrglauben an, dass Lautstärke dem Verständnis zugutekam, so dass selbst durch die dicke, reich mit Schnitzereien mit religiösem Inhalt verzierte Tür ihre Ausführungen noch deutlich im steinernen Korridor vernehmbar war.
"Der Feind hinter dem Schleier ist von weltlichen Waffen kaum zu verbannen. Aber unser Allvater, der lebendige Gott der Menschheit, hat uns seinen gesegneten Töchtern das Wissen und die Mittel gegeben, diese Wesen zu bannen. Dazu braucht es ein reines Herz, einen festen Glauben, die Tränen einer Jungfrau vermischt mit geweihtem Wasser. Singt den Lobgesang auf unseren geliebten Imperator, während ihr diese Boltpatronen in das geweihte Wasser mit den Tränen einer Jungfrau taucht. Dann ladet sie in euren geheiligten Bolter und speit dem widerwärtigen Dämon seinen verdienten Untergang ins Gesicht."
Eigentlich ganz einfach, wenn man eine keusche Sororitas war. Leider war Louise, Mutter von zwei aufgeweckten Kindern und Ehefrau eines gesunden Mannes, schon seit ihrer Hochzeitsnacht keine Jungfrau mehr. Ihr Blick fiel auf das Rekafmädchen, das hier Dienst tat. Bei ihr standen die Chancen gut, dass es sich noch um eine Jungfrau handelte und Tränen rannen ihr im ausreichenden Maße über das Gesicht.
"Komm mit mir!", befahl Louise und zerrte das Mädchen in den kleinen angeschlossenen Gebetsraum. Die Kapelle war mit weißem Marmor ausgekleidet und es roch darin nach abgebranntem Weihrauch. Der Raum maß nur vier auf sechs Meter. Ein kleiner Altar stand am einen Ende, darüber war in Lebensgröße die Statue des heiligen Sequester zu sehen. In der linken Hand hielt er eine Waage, die wie ein Aquila geformt war. Die Flügel waren die Arme der Waage, der Leib war der Mittelpunkt, die Krallen zeigten auf eine Skala. Die Waagschalen waren mit Weihwasser gefüllt. In der rechten Hand hielt der Heilige eine Sturmschrotflinte und trug eine antike Plattenrüstung, die mit Gesetzestexten, die aus dem Ersten Buch des Strafgerichtes stammten, graviert war. Inzwischen war der Dämon in den Rekafraum eingedrungen und schreckliche Geräusche drangen zu ihr vor. Aber Louise gelang es, ihre Angst niederzukämpfen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Leider wusste sie nicht, ob die Tränen und das Weihwasser in einem bestimmten Verhältnis stehen mussten. Die Ausbilderin hatte davon nichts erzählt, also war die Mischung wohl egal. Vorsichtig hakte die Sonderermittlerin die weiße Schale los und stellte sie auf dem Altar. Dann wischte sie dem halben Kind die Tränen ab und streifte sie ins Weihwasser. Die Tür zur Kapelle explodierte regelrecht, als die Kreatur jenseits des Schleiers durchbrach. Aber sofort zuckte der Kopf wieder zurück und das Ding winselte sogar, als Rauchschwaden unter seinem Helm hervorkamen. Diesen Ort konnte das Wesen wohl nicht betreten. Mit zitternden Händen entlud Louise ihre Pistole und legte eine Patrone ins Weihwasser, das mit den Tränen der Jungfrau vermischt war.
"Liebe den Imperator, denn er ist die Rettung der Menschheit!", begann sie zu singen. Die Kreatur streckte zögernd eine Pfote in den Raum und trat dann auf. Der Marmor splitterte und verfärbte sich schwarz. Schmerzerfüllt heulte die Bestie auf, trat aber nicht zurück. Etwas schien sie regelrecht in diesen Raum zu zwingen. Da es auf diesem Stockwerk durchaus noch andere lebende Arbites gab, ließ dieses Verhalten nur einen Schluss zu. Die Bestie war hier, um speziell sie zu töten. Während ihren Ermittlungen musste sie den Verursachern Näher als gedacht gekommen sein, sonst würde man nicht eine solche Kreatur auf sie hetzen.
"Gehorche seinen Geboten, denn er führt uns in das Licht der Zukunft!", sang Louise weiter und der ganze Körper der Kreatur schob sich in den Raum. Die Statue des heiligen Crassus zersprang im Alkoven neben der Tür. Die Gebetstexte aus Gold schmolzen von den beiden einrahmenden Halbsäulen. Der Dämon dampfte, dunkles Blut tropfte aus seinem Maul, trotzdem erkämpfte er sich stoisch den Weg tiefer in die Kapelle.
"Vertraue seiner Weisheit, denn er schützt uns vor dem Bösen!" Der ganze Körper der Kreatur war nun im Raum. Brocken vom Deckengemälde fielen zu Boden, die Statue des heiligen Macharius zerschmolz. Rauchwolken traten zwischen den Rüstungsteilen der Bestie hervor. Verdrehte Runen waren auf die Panzerung graviert worden, welche nun anfingen, blutrot zu leuchten. Es begann heiß im Raum zu werden. Das Mädchen neben ihr schrie und begann sich mit ihren Fingernägeln die eigenen Augen auszukratzen. Ein kleiner Teil von Louises Verstand wunderte sich, warum sie den Anblick der Kreatur ertragen konnte, aber vielleicht schützte sie der Imperator einfach nur besser als das Rekafmädchen.
"Spreche seine Gebete mit Demut, denn er rettet unsere Seele" Die Kreatur bahnte sich wie in Zeitlupe einen weiteren Meter zu ihr hin. Sein mit Raubtierzähnen ausgestattetes Maul stand weit offen und sie konnte seinen stinkenden Atem riechen, eine bizarre Mischung aus kochendem Blut, Verwesung und Schwefel. Die Temperatur stieg weiter an. Schweiß lief in Strömen von ihrer Stirn. Das Mädchen hatte sich inzwischen die Augäpfel ausgekratzt und schrie nur noch unzusammenhängend.
"Achte seine Diener, denn sie sprechen mit seiner Stimme!" Zentimeter um Zentimeter schob sich die Kreatur weiter vor. Der nächste Heilige zersprang in seine Einzelteile und die Schwärze erreichte den Altarblock, auf dem die Waagschale stand. Das Weihwasser warf in der Schale Blasen und fing an zu verdampfen. Der Kopf der Kreatur war keine anderthalb Meter mehr von ihr entfernt. Durch die Sehschlitze seiner Haube konnte sie seine Augen sehen, die wie gelb leuchtende Lampen gefüllt mit verdrehtem Hass aussahen, aus denen Tränen aus kochendem Blut liefen.
"Erzittere vor seiner Erhabenheit, denn wir gehen in seinem unsterblichen Schatten!", beendete sie das Lied, griff in das verbliebene kochende Wasser und verbrühte sich die Finger. Beherzt griff sie zu, holte die Patrone heraus und führte sie in den offen stehenden Verschluss der Pistole. Der Gestank nach verbranntem Fleisch hüllte sie ein, welcher vom ganzen Körper der Kreatur ausging.
"Geist der Maschine, akzeptiere mein Geschenk und speie aus den Tod!" Der Verschluss der Waffe schnappte zu und Louise brachte die Boltpistole hoch. Der Dämon spannte sich und sprang auf sie zu. Sein Maul wurde riesengroß, füllte ihr Blickfeld komplett aus. Direkt da hinein schoss sie, in dem Wissen, dass allein seine Aufprallwucht sie zerschmettern würde. Das Boltgeschoss traf die Kreatur aus gestaltgewordenem Albtraum direkt in seinrn weit offen stehenden Rachen, aus dem übel stinkender Rauch quoll. Mit einer ungeheuren Explosion zerriss es nicht nur den Schädel der unheiligen Wesenheit, sondern sein ganzer Körper verging. Blutnebel hüllte sie ein und etwas unglaublich Bösartiges tastete nach ihr. Dann explodierte reines Licht und löschte sie aus.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 396 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
"Das Subjekt kommt zu sich, hol den Chef!", hörte Louise eine ihr unbekannte Stimme sprechen. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass nichts sehen konnte. Auch sich bewegen war ihr nicht möglich. Ihre Arme und Beine waren auf einer weichen Unterlage fixiert. Sie hörte etwas piepsen und zwar im Rhythmus ihres Herzen. In der Luft lag der Geruch von Desinfektionsmitteln. Daraus folgerte sie, dass sie auf einer Krankenstation lag. Schmerzen fühlte sie nur wenige. In der rechten Hand spürte sie eine Kanüle. Irgendetwas musste passiert sein. Dann traf sie die letzten Erinnerungen wie ein Schlag und ein Zucken durchlief sie. Bärchen war tot! Ihr geliebter Herbert war von einer verdorbenen Kreatur aus dem Immaterium getötet worden. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie schluchzte laut auf. Still weinte sie vor sich hin, die letzten Szenen immer wieder und wieder vor Augen habend. Besonders wo das Ding ihr Bärchen zerbissen hatte.
"Und wie geht es ihr?", fragte eine andere männliche Stimme und es schienen sich nun mehrere Personen im Raum zu befinden. Schätzungsweise waren fünfzehn Minuten vergangen. Aber es konnte auch mehr oder weniger gewesen sein, da sie kein wirkliches Gefühl für die Zeit mehr hatte.
"Körperlich geht es ihr gut.", meinte die erste Stimme.
"Sehr schön, dann wollen wir doch mal sehen.", erwiderte die neue Stimme. Fühlbar passierte nichts weiter. Sie hätte ja gerne was selbst dazu gesagt, aber die Maske hatte einen Knebel und sie konnte nicht mal ihren Mund bewegen, geschweige denn damit reden.
"Ich kann keinen Makel in ihr erkennen. Nehmen Sie diese dämliche Maske ab und schnallen Sie die Sonderermittlerin los!", befahl der zweite Sprecher.
"Wie Sie wünschen", meinte die erste Stimme. Ihr wurde als erstes die Maske abgenommen, wie sie normalerweise Psioniker verpasst bekamen. Mehrmals schluckte sie und versuchte zu reden, aber es kam nur ein Krächzen über ihre Lippen. Sie befand sich in einem Raum des Hospitals, allerdings in einem Behandlungszimmer für gefährliche Verbrecher. Der Mann, der sie losschnallte, hatte einen verbeulten Helm auf dem Kopf und ein Mechnadrit ragte über seine Schulter, der mit chirurgischen Instrumenten bestückt war. Die zweite Stimme war ein Mann in einer reich verzierten Servorüstung, an der mehrere Reinheitssiegel befestigt waren. Aus seinem Kopf ragten mehrere Schläuche, die mit verschiedenen Apparaturen an seinem Helmkragen verbunden waren. Sein Gesicht war das eines freundlichen alten Mannes, auf dessen Schoss gerne die Enkel krabbelten, um interessante Geschichten zu hören. In der rechten Hand trug er einen gewaltigen Hammer mit elektrischen Spulen unter dem Kopf. Der eherne Griff war mit mehreren Lagen miteinander verschlungener Gebetsbänder umwickelt. Reinheitssiegel sorgten dafür, dass der Maschinengeist gute Laune hatte. Weiter hinten standen zwei weitere Gestalten, einer war ein leibhaftiger Astartes in einer schon fast schmucklosen schwarz-rot-goldenen Rüstung. Statt eines normalen Visiers war ein nachgebildeter Schädel zu sehen. Er hatte einen riesigen Schild umgeschnallt, auf dem die Säule der Inquisition zu sehen war. An seinem Unterarm war ein Boltersystem befestigt, das zwar nicht direkt auf sie gerichtet war, aber er brauchte den Arm nur kurz anzuheben, um sie auszulöschen. Die andere Gestalt hatte die Roben eines Techpriesters an und schien vollständig aus augmetischen Komponenten zu bestehen. Seltsame Aufsätze auf seinen Schultern zeigten bedrohlich in ihre Richtung. Ob es sich um Sensoren oder um Waffen handelte, war Louise sich nicht klar, aber sie tippte eher auf Letzteres.
"Ich bin Großinquisitor Donatan vom Ordus Malleus der Macharius Konklave. Das ist mein Explikator Briskan, das sind die Herren Setag und Nilap." Donatan deute mit seinem Blick jeweils auf die Angesprochenen. Briskan war der mit dem verbeulten Helm, Nilap war der Techpriester und Setag der Astartes. "Ihre Abteilung hat ein Hilfsersuchen eingereicht, da Sie mit einem Phänomen konfrontiert worden sind, das schwer nach Warpbeeinflussung aussah. So wie es aussieht hat, sich der Anfangsverdacht wohl erhärtet.", erklärte der Großinquisitor, während Louise sich in eine bequemere Position begab. Sie blinzelte sich ihre Tränen weg und räusperte sich. Der Großinquisitor reichte ihr zuvorkommend lächelnd ein Glas mit Wasser, das sie gierig trank, auch wenn es etwas abgestanden schmeckte. Alle sahen ihr dabei so aufmerksam zu, dass Louise sich äußerst unbehaglich fühlte.
"Das war dreifach gesegnetes Weihwasser, in Euch steckt wahrlich kein Dämon. Nun gut, an was könnt Ihr Euch noch erinnern?"
"Bärchen ist tot!", stieß sie hervor und kam sich im nächsten Moment ziemlich albern vor. Aber niemand lachte sie deswegen aus. Dafür waren das Thema und die Situation wohl zu ernst. Sie sammelte sich, sprach leise eine Litanei, um sich zu sammeln.
"Ich war gerade in der Rekafküche unseres Stockwerkes, um ein paar Kringelküchlein zu holen. Auf einmal waren Kampfgeräusche zu hören. Ich zog meine Waffe und rückte zusammen mit Magistrat Delacrux und seinen beiden Gehilfen vor. Von meiner Deckung aus konnte ich sehen, wie diese Kreatur meinen Ehemann, Sonderermittler Herbert Burg, in zwei Teile biss. Danach griff die Bestie uns mit einem Satz an, der so stark war, dass mein Vorgesetzter und seine Gehilfen in die Wand gerammt und zerquetscht wurden. Ich konnte mich in die Kapelle retten und hatte die junge Gehilfin aus der Küche mitgenommen, um von ihr Tränen einer Jungfrau zu gewinnen, das ich dann mit dem Weihwasser aus der Schale der Heiligenfigur des Sequester vermischte. Ich tauchte eine Boltpatrone in dieses heilige Wasser, während ich das Loblied auf den Imperator sang und erschoss dann anschließend diese Abscheulichkeit.", erzählte Louise leicht stockend, immer die schrecklichen Bilder vor Augen habend.
"Äußerst interessant, woher wusstet Ihr, dass man mit dieser "Rezeptur" einen Dämon töten kann?"
"Aus der Zeit meines Klosteraufenthaltes beim Orden der blutigen Rose."
"Das hat allen Ernstes schon mal jemand vor Ihnen vollbracht?"
"Ist das nicht eine übliche anerkannte Methode?"
"Ehrlich gesagt höre ich von so etwas zum ersten Mal in meiner Karriere. Normalerweise werden mit einem solchen Ritual sehr spezielle Boltpatronen geweiht, deren Projektiloberfläche mit einer zwölfzeiligen Litanei aus einhundertundacht eingravierten Silben eines Gebetes besteht. Obendrein ist normalerweise noch das Stück eines Haares eines Heiligen um den Zünder gelegt. Mit normalen Patronen dürfte das Ritual gar nicht funktionieren."
"Ist das so?", fragte Louhi verblüfft.
"Eigentlich schon, ja."
"Aber irgendwie hat es doch funktioniert."
"Und das ist wirklich erstaunlich."
"Ein Wunder?"
"Möglich. Wie auch immer, wie sah die Kreatur aus?"
"Nun, wie ein viel zu großer Hund, fast schon so groß wie ein ausgewachsener Grox. Er war vollständig mit einer schwarzen Rüstung mit Messingbeschlägen gepanzert, aus der scharfe Spitzen ragten. Sein Kopf war mit einer Haube bedeckt, auf der eine Schädelrune sichtbar war und die nur sein Maul frei ließ."
"Interessant, ein blutiger Vollstrecker, das sind die mächtigsten der Höllenhunde. Kein einfaches Ritual. Wir haben es mit einem starken Gegner zu tun, wenn er solch eine Bestie beschwören kann. Aber nun erzählt erst mal von dem Phänomen, weswegen wir eigentlich hier sind. Und bedenkt, ich bin kein Arbites, also haltet Euch bitte mit Fachbegriffen zurück. Stellt Euch vor, Ihr würdet diesen Fall einem Kind erklären."
"Warum bin ich hier? Wie viel Zeit ist vergangen? Was ist mit meinen Kindern?" wollte Louise erst einmal wissen.
"Es bestand der Verdacht, dass Ihr von der Warppräsenz befleckt worden seid. Ihr wart insgesamt wohl drei Tage im Koma. Euren Kindern geht es den Umständen entsprechend gut." Etwas beruhigt erzählte Louise von dem Massaker in der Manufaktur und wie sich nach und nach alles ergeben hatte. Am Ende berichtete sie ihren Verdacht gegen Tiberius Dorfhöfer.
"Ich denke mal, wir haben es mit einem Roten Raum zu tun. Einmal beschworen setzt er seine Aktivitäten so lange fort, wie der Beschwörer lebt. Allerdings kann man ihn immer nur beim ersten Mal zielgerichtet einsetzen und an dem Ort muss schon mal ein blutiges Ereignis stattgefunden haben. Ein mörderisches Verbrechen oder eine Schlacht. Dann erscheint das Zimmer an ähnlichen Orten. Eine Person geht durch eine ganz normale Tür hinein und landet praktisch im Warp. Was darin genau passiert, entzieht sich unserer genauen Kenntnis. Im Normalfall kehrt der Verdammte als gewaltbereiter Schlächter vor Wut bebend zurück und beginnt, seine Mitmenschen umzubringen. Manchmal kommt es auch vor, dass die Person nicht zurück kehrt, weil sie entweder vor Schreck stirbt oder sich als resistent erweist. Deswegen die Lücken bei Ihren Ermittlungen. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Allerdings ist für die zielgerichtete Attacke auf Ihren Mann und Sie eine persönliche Komponente nötig. Sind ihnen in den letzten Tagen persönliche Gegenstände abhanden gekommen?" Louise verdaute das gehörte und konzentrierte sich dann.
"Nein, ich vermisse nichts und auch mein Mann hat nichts dergleichen erwähnt."
"Manchmal reicht es auch, wenn man etwas verwendet, dass Sie benutzt haben." Die frischgebackene Witwe dachte nach. Zuletzt außerhalb waren sie bei dem örtlichen Polizeihauptquartier gewesen. Bärchen und sie hatten dort je eine Tasse Rekaf im Büro des dortigen Justicar Magisters getrunken. Hing der etwa auch noch mit drin?
"Würde eine benutzte Tasse Rekaf reichen?"
"Unter Umständen ja."
"Dann denke ich, haben wir einen Ansatzpunkt. Mein Partner und ich haben im Büro des Justicar Magisters Baltasar eine Tasse Rekaf getrunken."
"Sie meinen, der Justicar Magistrat Baltasar ist involviert?"
"Nein, nicht er, aber jemand in seinem Büro. Ich bin sicher, seine persönliche Schreiberin steckt mit drin. Sie hat Zugang zu den Akten, ohne ein Kürzel hinterlassen zu müssen. Alles läuft über sie, also kann sie sich auch Unterlagen einfach aus den Ordnern herausnehmen oder ersetzen. Deswegen konnte sich Justicar Magistrat Baltasar nicht an den Fall mit den acht Toten erinnern, weil er nie die Details zu Gesicht bekommen hat. Für ihn war das nur ein Bandenmord in einem Bandenkrieg. Über die Schreiberin bekommen wir den Kult. Und über den Kult bekommen wir die Verantwortlichen."
"Interessante Theorie. Dem werden wir nachgehen."
"Ich komme mit!"
"Ist das eine gute Idee?"
"Weil ich eine Frau bin?"
"Nein, weil Ihr gerade eine Begegnung mit einem Dämon hattet und Euer Mann gestorben ist."
"Wenn ich hier herumliege, macht ihn das auch nicht wieder lebendig. Kann mir jemand dieses Ding da rausziehen?", fragte Louise und zeigte auf die Kanüle in ihrem Handrücken.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Macharius
Subsektor Crassus
System Batan
Planet Alunbatan
Distrikt Nordwest
Zeit: 1 401 869.M41
Person: (Lou)ise Burg, geb. (Hi)ldebrandt
Tief innen in der Arbitesfestung gab es ein Gewölbe, in dem zwölf eherne Pfähle auf einem brandfesten Boden aus Ceramit standen. Über jedem der Pfähle hing eine Abzugshaube aus verrußtem Kupfer. Hier wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit Ketzer, Häretiker und Paktierer der schlimmsten Sorte verbrannt. Importiertes Holz von Kneita III war ordentlich um die Pfähle aufgeschichtet worden. In einer Reihe wurden die Kultisten in die Halle hineingeführt. Sie trugen ausnahmslos nur weiße Büßergewänder, die an vielen Stellen durchgeblutet waren. Um den Hals trugen sie eiserne Kragen, an denen ihre Hände gekettet waren. Auch ihre Knöchel waren mit Ketten miteinander verbunden, sodass sie nur ganz kleine Schritte machen konnten. Die Prozession führte die Rädelsführerin Camila Dorfhöfer an. Ihr Großvater war Hobbyarchäologe gewesen, der mit großem Eifer Relikte der alten, zu Grunde gegangenen Zivilisation auf diesem Planeten gesammelt hatte. Und so wie es aussah, war diese alte menschliche Zivilisation wohl mit dem Chaos in Berührung gekommen, denn sie hatten auf alten steinernen Schrifttafeln bizarre Rituale beschrieben, mit denen man seine Feinde vernichten konnte. Camila hatte den Wert dieser esoterischen Tafeln erkannt und sie selbst übersetzt. Als ihr Patenkind als Rennleiter zu scheitern drohte, hatte sie dieses Ritual benutzt, um das Rote Team wortwörtlich aus dem Rennen zu werfen. Sie hatte nicht wirklich gewusst, was sie da eigentlich tat, aber letztendlich schützte Dummheit nicht vor Strafe. Besonders, da sie eine Wiederholungstäterin war und sehr viel Unheil angerichtet hatte. Als sie von ihrer Vertrauensperson im Revier erfuhr, dass wieder wegen dem achtfachen Mord Sonderermittler aufgetaucht waren, hatte sie ein weiteres Ritual abgehalten und einen Höllenhund aus dem Warp beschworen. Das Leben vieler Menschen war durch ihr verdorbenes Werk vernichtet worden. Und damit meinte Louise auch die Täter und deren Angehörigen, die ja auch ins Unglück und manchmal in den Tod gestürzt waren. Die Witwe des letzten Täters hatte ihre Kinder ertränkt und sich die Pulsadern in der Badewanne aufgeschnitten, weil die Gilde ihre Familie aus ihren Reihen ausgeschlossen und sie zu einem Leben als Ausgestoßene verdammt hatte.
Camilas Dorfhöfers Verbindungsmann in der Mordkommission war in der Tat die Schreiberin des Justicar Magistrats gewesen, welche die Akten zuerst so manipuliert hatte, dass ihrem Vorgesetzten nicht klar werden konnte, dass er einen Ritualmord in den Händen hielt. Später hatte sie ganz dezent die Akten verschwinden lassen und die Datei gelöscht. Die ganzen Rituale waren von drei weiteren Personen unter der Leitung von Camila Dorfhöfer abgehalten worden, loyale Gefolgsleute, die einfach dumpf die Befehle ihrer Herrin ausgeführt hatten. Auch für sie gab es nun die Läuterung auf dem Scheiterhaufen. Da Tiberius seine Patentante um Hilfe gebeten hatte, war auch er schuldig, auch wenn er bei dem eigentlichen Ritual nicht beteiligt gewesen war. Die zum Tod durch den Scheiterhaufen verurteilten Kultisten wurden an die Pfähle gekettet und mit dreifach gesegnetem Promethium übergossen. Die einzig gerechte Strafe, auf die ein Ketzer hoffen durfte.
Louise durfte das Todesurteil ein weiteres Mal verlesen und ließ es sich nicht nehmen, jedes unschuldige Opfer dieser Kultistengruppe noch einmal namentlich zu nennen. Dazu auch die Namen der unschuldigen Täter, die durch dieses Ritual zu Opfern wurden und ihre Familien, die ins Unglück gestürzt worden waren. Auch hatten diese Ketzer den Tod von Sonderermittler Wolfgang Schröder auf dem Gewissen, der auf eigener Faust in seiner Freizeit den Fall weiter verfolgt und dabei den Täter zu nahe gekommen war.
Nun war es an ihr, zu richten, da sie das Privileg hatte, den Scheiterhaufen der Ketzer anzuzünden. Das alles machte Bärchen und die anderen nicht mehr lebendig, aber für Louise war dieser Vorgang wirklich befriedigend, ein Akt der Wiedergutmachung. Die Flammen schlugen hoch und fraßen sich durch das Fleisch der schreienden Kultisten. Bald roch es nach verbranntem Menschenfleisch. Es war ein schrecklicher Anblick, wie diese Kreaturen bei lebendigem Leib verbrannten. Aber Louise sah ihn sich genau an, in der Hoffnung, dass diese Geschehnisse die Erinnerung an den Dämon überlagen würde. Nach und nach erstarben die Schreie und nur noch Leichen verbrannten zu Asche.
"Es ist vollbracht, Sonderermittlerin Burg.", meinte Großinquisitor Donatan und legte schwer seine Hand auf die Schulter.
"In der Tat, nun wird der Imperator endgültig über sie richten und sein Urteil wird gerecht sein.", erwiderte Louise und fühlte sich seltsam leer. Der Fall war gelöst, die Schuldigen bestraft, aber Louise war nicht wirklich zufrieden. Ihr Ehemann fehlte ihr, auch wenn er noch keine fünf Tage tot war.
"Irgendwie fühle ich mich schon beinahe überflüssig. Ihr habt den Fall zu 99% eigentlich alleine gelöst. Solche fähigen Leute wie Euch sind bei uns immer willkommen." Louise drehte sich zu Großinquisitor Donatan um. Ihr war bewusst, dass sie zu viel gesehen hatte. Als Sonderermittlerin kannte sie ein paar unangenehme Wahrheiten. War sich darüber bewusst, dass es Wesen gab, deren Existenz der Geheimhaltung unterlagen. Davon zu wissen, war das eine. Aber einer solchen Bestie gegenüberzustehen etwas ganz Anderes. Donatans Angebot war ein Rettungsanker, um sie vor dem Tod zu bewahren. Und Louise ergriff die Möglichkeit, auch wenn sie dafür ihre Kinder verlassen musste.
"Ich fühle mich geehrt und nehme Euer großzügiges Angebot an, Großinquisitor Donatan!", erwiderte Louise nach einem kurzen Moment, da sie so tat, also ob sie darüber kurz nachdenken musste.
"Dann willkommen in der Inquisition, Akolythin Louise Burg."
"Ab heute bin ich Louhi.", erwiderte Louise, die einfach ihren die Anfangsbuchstaben ihres Vor und alten Nachnamens kombinierte, was auch ihr Aktenkürzel gewesen war. Louise Burg, geborene Hildebrandt war nicht mehr. Diese Frau war in der Kapelle des heiligen Sequester ausgelöscht worden und Louhi hatte sich aus ihrer Asche erhoben.
"Wie Ihr wünscht, Akolythin Louhi. Ich bin sicher, dass Ihr es mindestens bis zur Interrogatorin, vielleicht sogar zur Inquisitorin schaffen werdet.", erwiderte Donatan optimistisch.
Position:
Imperium
Segmentum Solar
Sol System
Heiliges Terra
Festung der Inquisition
Zeit: 2 840 996.M41
Person: Schreiber Padri
"Ich überstellte meine Kinder in die Obhut meiner Mutter auf Solanus und folgte Donatan auf seinen Missionen zwischen den Sternen. Schließlich schaffte ich es mit Mut, Fließ und Zähigkeit, eine vollständige Inquisitorin zu werden. Diesen Rabenschnabel habe ich am Tag meiner Ernennung von einer Amazone, einer furchtbaren Kultistin des Slaanesh, erbeutet. Diese Waffe ist genau das Richtige für meine Bedürfnisse. "Dämonenhämmerchen" nannten mich einige spöttisch, aber meine Erfolge sprachen für sich und ich wurde schließlich Großinquisitorin und meine zweite große Mission führte mich zurück zu dem Planeten, auf dem ich aufgewachsen war, auf dem teilweise meine Nachfahren lebten, da meine Tochter auf diesem Planeten geblieben und schon längst selbst als Großmutter gestorben war. Und diese schöne Welt musste ich dann vom Angesicht des Imperiums tilgen. Aber das wisst ihr ja bereits. Los, Padri, noch einen Doppelten zum Abschluss.", beendete Louhi ihre Geschichte.
Seine Vorgesetzte war inzwischen total betrunken und er reimte sich das Gesagte mehr zusammen, als dass er ihr Lallen richtig verstand. Er überzeugte sie, da die Flasche Amasec inzwischen leer war und dass sie ins Bett gehörte. Sie torkelte in ihr Zimmer und gab Ruhe. Endlich konnte er sich auch schlafen legen und sank schnell in die Welt wirrer Träume hinab. Louhi hatte ihm viel heute erzählt, zu viel, um das an einem Tag zu verarbeiten.
Am nächsten Morgen war Louhi, die blutbefleckte Göttin des Todes in äußerst wehleidiger Stimmung. Es war abzusehen, dass sie mit ihren Kopfschmerzen und miesen Laune nichts wirklich auf die Reihe bringen würde. Sie pflanzte sich zwar auf ihren Stuhl, streckte aber nur die Glieder von sich und versuchte, die Kopfschmerzen mit einem Eisbeutel zu bekämpfen. Mit mäßigem Erfolg, da sich ihre Laune nicht wirklich besserte und sie auch keinen Anflug von Arbeitseifer hatte. Also setzte er sich auch an ihre Bücher, die zu seinen knapp tausend Jahren auseinander lagen und sah die Namen der teilnehmenden Senatoren durch. Auch hier war es wenig aufregender als in seinen Büchern. Irgendeine Welt wurde von Grünhäuten oder anderen Xenos angegriffen, aber wirklich reagiert wurde in den seltensten Fällen, es herrschte Desinteresse bei militärischen Dingen. Ein willenloser Spielball in den Händen der widerlichen Xenos. Oder es ging um nicht eingezogene Steuern, aber wirkliche Gegenmaßnahmen wurden nicht getroffen. Die Debatten erschienen total sinnentleert zu sein. Der Wiederaufbau war von Senatoren ohne Tatkraft ausgeführt worden. Mit dem Imperium war es wohl erst nach der Vernichtung dieses Senats aufwärts gegangen.
Es war wirklich ärgerlich, dass es kein Zentralverzeichnis der Senatoren gab. Ihre Aufgabe wäre ja wohl sonst zu einfach gewesen. Er nahm das nächste Buch, schlug es auf und es ging genau so langweilig weiter, auch hier gab es keine Veränderung des Senats. Genau so wenig in den Themen. Und der ewig gleiche Tintenkleks beim kleinen L. Die hätten durchaus irgendwann die Federn in der Lexikanuseinheit austauschen können. Bei seinen Werken war das teilweise genau so gewesen. Bei diesem Gedanken stutzte Brogan. Niemand konnte eine Lexikanuseinheit mit der genau gleichen Feder über tausend Jahre benutzen. Er packte aus seinen Arbeitsutensilien seine Lupe aus und untersuchte eingehend das Schriftbild eines Dokuments aus dem Anfang von M31, dann eines von M32, wo geschlagene tausend Jahre dazwischen waren. Das Schriftbild war wortwörtlich auf das i Tüpfelchen identisch. Er kontrollierte die Stempel, ob es sich um Faksimileausgaben handelte, was bei einigen empfindlichen Stücken auch in den oberen Archiven durchaus vorkommen konnte. Aber laut Stempel handelte es sich um zeitgenössische Originale und nicht um spätere Abschriften.
"Ihr seht aus, als ob Ihr in verdorbenes Stück Groxfleisch gebissen hättet, was ist los?", fragte Louhi ihn schließlich, als er schon mehrere Minuten über die Konsequenz des gerade Entdeckten, nachdachte.
"Diese Bücher sind Fälschungen, alle miteinander. Diese beiden Bücher hier wurden mit ein und derselben Lexikanuseinheit geschrieben. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, nur nach der Datierung liegt ein ganzes Jahrtausend dazwischen, aber sie haben ein absolut identisches Schriftbild." Er zeigte ihr die markanten Stellen. Louhi sah ihn mit ihren blutunterlaufen Augen an und langsam klärte sich ihr Blick.
"Ihr seid wirklich nicht so dumm, wie Ihr aussieht."
"Dann haben wir wohl hier unsere Zeit verschwendet.", erwiderte Brogan resigniert.
"Nicht unbedingt, wir haben eine wichtige Erkenntnis gewonnen."
"Und die da wäre?"
"Jemand fand es wichtig genug, diese Zeit zu verfälschen, also gibt es etwas zu verbergen."
"Und das bringt uns jetzt wie weiter?"
"Ehrlich gesagt habe ich momentan keine Ahnung. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte eine Mannschaft aus Ogryns meinen Schädel als Faustball missbraucht. Der Amasec von gestern war wohl verdorben."
"Klar, eines der acht doppelten war bestimmt schlecht.", murmelte Padri vor sich hin.
"Ich mag zwar alt sein, hören kann ich aber noch verdammt gut, unverschämter Bursche!" Sie beuge sich zu ihm rüber und schlug ihm mit der flachen Hand auf dem Kopf. Allerdings nicht stark, sondern eher foppend.
"Es muss ein ziemlicher Aufwand gewesen sein, die ganzen Bücher auszutauschen. Wer macht sich diese Mühe? Warum wurden die Bände nicht einfach verbrannt?"
"Geschichte fälscht man nicht, in dem man nur Bücher verbrennt. Man muss sie schon austauschen. Dazu alle Daten in Cogitatoren, das ist ein großer Aufwand."
"Ich verstehe immer noch nicht warum."
"Das Motiv ist momentan zweitrangig, das Wie ist erst mal interessanter. Ihr müsst eine große Menge Bücher austauschen, ohne dass es zu viele Leute bemerken. Wie stellt Ihr das an?"
"Die Bücher alleine zu tauschen bringt nichts. Es gibt ja noch Archivare, welche die Originale kennen. Denen fällt das doch auf."
"Guter Punkt, man muss sie also entweder auf seine Seite ziehen oder töten. Töten ist sicherer, also hat man sie eher umgebracht. Strengt mal Euren kleinen Schädel an, wie würdet Ihr das anstellen."
"Giftgas?"
"Eine gute Idee. Besser wären vielleicht noch biologische Kampfstoffe. Oder man täuscht das einfach vor. Man kann Quarantänezonen errichten, weiträumige Absperrung und niemand durchbricht sie aus reiner Neugierde. So würde ich es machen. Einen Anschlag mit biologischen Waffen vortäuschen, die Gegend wird abgeriegelt und man kann in aller Ruhe die Bücher austauschen und alle Archivare töten. Als Sündenbock dient ein Mutant, Hexe oder Häretiker, den man gerade schon praktischerweise schon zur Hand hat, bringt ihn um und präsentiert ihn als Sündenbock der ganzen Welt. Ja, das würde klappen. Also suchen wir in den Archiven einen Bericht, ob es hier mal so einen Zwischenfall gegeben hat. An die Arbeit!"
Gedanke des Tages
Anfangs war der Flashback in die Vergangenheit ein Teil, aber letztendlich doch zu umfangreich, ihn an einem Stück zu posten. Der rote Raum ist offiziell, auch wenn die Details bewusst offen gelassen worden sind.
N1
konzentrierte sich mit ihrem analytischen Verstand um das Wesentliche
Das Boltgeschoss traf die Kreatur aus gestaltgewordenen Albtraum direkt in sein(en) weit offen stehenden Rachen (hört sich merkwürdig an)
"Und wie geht (es) ihr? (mir geht gut)
N1
konzentrierte sich mit ihrem analytischen Verstand um das Wesentliche
Das Boltgeschoss traf die Kreatur aus gestaltgewordenen Albtraum direkt in sein(en) weit offen stehenden Rachen (hört sich merkwürdig an)
"Und wie geht (es) ihr? (mir geht gut)
Ja, das war jetzt schon sehr nach dem CSI-Muster gestrickt, aber mir hat es gefallen. Die Anlehnung an die antiken Zirkusparteien fand ich nett, hoffentlich machen die nicht mal einen Aufstand und küren ihren eigenen Imperator… ^_^
Die Szene in der Kapelle ist besonders gelungen. Es stört mich ansonsten oft, dass die Chaoten von den imperialen Gegenkräften unbeeinflusst bleiben. Aber da bei dir ja auch die wirklich ultimative Kraft dahinter steht, ist das ja auch kein Wunder.:angel2:
Nicht ganz glaubwürdig finde ich, dass man die Novizinnen wieder gehen lässt, nachdem sie die Chance hatten etwas über den Warp zu erfahren. Ich meine, du hattest ja auch schon was von systematischem Unterricht geschrieben, denn Louhi erhalten haben soll. Dass man diese Wissen nach draußen dringen lässt, wäre doch sehr nachlässig.
Ja, das war jetzt schon sehr nach dem CSI-Muster gestrickt, aber mir hat es gefallen. Die Anlehnung an die antiken Zirkusparteien fand ich nett, hoffentlich machen die nicht mal einen Aufstand und küren ihren eigenen Imperator… ^_^
Die Szene in der Kapelle ist besonders gelungen. Es stört mich ansonsten oft, dass die Chaoten von den imperialen Gegenkräften unbeeinflusst bleiben. Aber da bei dir ja auch die wirklich ultimative Kraft dahinter steht, ist das ja auch kein Wunder.:angel2:
Nicht ganz glaubwürdig finde ich, dass man die Novizinnen wieder gehen lässt, nachdem sie die Chance hatten etwas über den Warp zu erfahren. Ich meine, du hattest ja auch schon was von systematischem Unterricht geschrieben, denn Louhi erhalten haben soll. Dass man diese Wissen nach draußen dringen lässt, wäre doch sehr nachlässig.
Das es eine bösartige Macht jenseits des Schleiers gibt, ist allgemeines Wissen und kein geheimnis. Der Spruch "Der Imperator schützt" bezieht sich darauf, dass er diese Mächte zurück hält. Das große Geheimnis ist, was diese Macht nun genau ist und das es eben intelligentde Dämonen sind. Die Ausbilderin sprach auch nicht von Dämonen, also wurde nichts verraten, was nicht allgemein bekannt ist, höchstens, dass die bösartigen Kräfte in der Lage sind, die Realität zu betreten. Das Wissen über Dämonen bekam Louhi durch ihren Status als Sonderermittlerin und dieses Wissen ist höchst rudimentär, dass es eben vier verschiedene Mächte gibt, die Unheil stiften und dass diese Dämonen in die Realität schicken können.
Persona Dramatis
Großinquisitor Konstantinus - über tausend Jahre alter Chefanalytiker der Inquisition, bewegt sich mithilfe eines goldenen Rollstuhls
Suchgruppe "Testamentsvollstreckerin"
Großinquisitor Louhi - persönliche Assistentin von Konstantinus
Hedda Schreiber - Schiebemädchen im Hauptsaal der Analyseabteilung
Brogan Padri - Schreiber des fünften Grades
Gavri Pilgerstochter - mutmaßliche Alpha Psionikerin mit Tendenzen in den Plusbereich und Erzketzerin.
Kapitel 7
Position:
Imperium
Segmentum Solar
Sol System
Heiliges Terra
Festung der Inquisition
Zeit: 2 811 996.M41
Person: Schreiber Padri
"Das ist es!", hatte Louhi gemeint und auf den "Nurgle Seuchenzwischenfall" Ende 996.M32 gezeigt. Ein beschlagnahmtes Artefakt hatte in seiner angeblich sicheren Verwahrungskammer ein unheilvolles Eigenleben entwickelt und einige Seuchenhüter und Schleimbestien waren geradewegs durch jene Archive getobt, welche senats- und geschichtsrelevante Daten enthalten hatten. Und auch durch genau die Habs gestürmt, welche die betreffenden Archivare und Bediensteten bewohnt hatten. Letztendlich war eine Quarantäne verhängt worden und es hatte ein halbes Jahr gedauert, bis die betreffenden Räume wieder freigegeben worden waren. Alle bis auf einen Ort, Kammer III 564. Und genau dahin waren sie jetzt unterwegs. Der Lastenaufzug hatten sie auf Ebene V gebracht, die unterste Ebene, die überhaupt noch mit diesem Aufzug erreichbar war. Oder besser gesagt, dessen Zugangsschott sich noch öffnen ließen. Rein theoretisch könnten sie bis Level I fahren, aber die Zugangstore waren schon seit vielen Jahrtausenden außer Betrieb. Aufsprengen war natürlich eine Möglichkeit, aber man wollte doch gerne nichts heraus lassen, was besser in den unteren Ebenen blieb.
Ebene V war vollständig verlassenes Gebiet, hier gab es noch nicht einmal mehr einen Wachposten oder irgendeine funktionierende Einrichtung der Inquisition. Ein Wohncontainer und ein Vorratscontainer wurden in der Zugangsschleuse abgesetzt und ein Dutzend Kampfservitoren nahmen Aufstellung. Aus einem ihm nicht nachvollziehbarem Grund hatte Louhi vollständig auf jegliche Hilfe von Seiten der Inquisitionsgardisten verzichtet. Das war hier sozusagen ihr Basislager, von dem aus sie in den verbotenen Bereich in Ebene III vorstoßen wollten. Das war einer der Momente, wo Brogan sich verfluchte, die Fälschungen als solche erkannt zu haben. Ebene LIX war schon ungemütlich gewesen, Ebene V machte den Eindruck, als ob es hier zur Vorhölle ginge. Und heiß war es hier. Obwohl er eine gekühlte Rüstung trug, war er bald in Schweiß gebadet. Seine Frau machte einen noch geknickteren Eindruck als sonst und sie gab ihm ganz persönlich die Schuld für ihren Aufenthalt in dieser Hölle.
Es dauerte Stunden, bis die Techniker fertig waren und Louhi bestand auf einen ersten Sondierungsvorstoß in die Tiefen der Ebene. Statt eines Buggys hatten sie ein kleines Kettenfahrzeug mit der Typenbezeichnung "Zentauer" von ähnlicher kompakter Größe, auf dessen Überrollbügel ein schweres Maschinengewehr montiert war, das er bedienen durfte. Die Tunnel dieser Ebene glichen eher denen einer natürlichen Höhle als von Menschen geschaffenen Gängen. Tropfwasser hatte Stalaktiten und Stalagmiten geformt, durch die Louhi ungerührt mit ihrem Kettenfahrzug bretterte. Ihr schien es egal zu sein, dass solche Strukturen Jahrtausende brauchten, um zu solcher Größe zu wachsen. Manchem Stalaktit musste Brogan ausweichen, um nicht aufgespießt zu werden. Keine einzige Kugel der Alten versorgte diese Umgebung mit Licht, nur die Scheinwerfer ihres Fahrzeuges sorgten für etwas Beleuchtung in dieser schier undurchdringlichen Finsternis. Hier und da huschte ein rattengroßes Ding aus dem Licht, immer schnell genug, um sich einer eindeutigen Identifizierung zu entziehen. Pilze wuchsen hier in größeren Mengen und auch äußerst eklige krabbelnde Insekten waren in erschreckend großer Zahl auszumachen.
Sie kamen an einem Kabelschacht vorbei, dessen Schläuche wie Gedärme aus einem Bauch heraushingen, die schon so mit Kalk überzogen war, dass ihr Eigengewicht sie herausgerissen hatte. Sie hatten zwar Ausdrucke und Lagepläne in ihren Datablocks, aber schon bald zeigte sich, dass diese schon vor Jahrtausenden falsch gewesen waren. Ziel ihres Ausfluges war ein Fahrstuhlschacht, der theoretisch bis in Ebene I führen sollte. Nach mehreren Umwegen erreichten sie schließlich den Schacht oder das was davon übrig war. Irgendwann war es wohl zu einem Einsturz gekommen, denn Schutt breitete sich auf dem Gang aus und der Schacht war vollständig blockiert. Aber zum Glück oder seinem Pech, gab es noch andere Schächte.
Nach einer weiteren Stunde des Hin- und Herfahrens, erreichten sie einen weiteren Schacht, dessen Türen komplett fehlten. Dieser Zugang sah schon besser aus. Am Boden hatte sich eine durchgehende Wasserfläche gebildet, wahrscheinlich war das Wasser ziemlich tief, da es bis knapp unter die gerade noch lesbare Markierung von Ebene III reichte. Deutlich war zu sehen, dass jemand primitive Haltegriffe in die Wand geschlagen hatte. Wahrscheinlich das Werk von Entflohenen. Die Wasseroberfläche glänzte unheimlich im Licht ihrer Handlampen und Brogan meinte etwas knapp unter der Wasseroberfläche dahingleiten zu sehen. Allerdings machte der Auspex kein Piepser.
"Sieht schwer danach aus, als hätten wir einen begehbaren Zugang gefunden."
"Nach meinem Plan sind wir dann mindestens acht Kilometer Luftlinie von unserem eigentlichen Ziel entfernt.", merkte Brogan, der kurz die Karte studierte.
"Das ist ein netter kleiner Tagesausflug. Morgen nehmen wir die Sache in Angriff.", erklärte Louhi mit einem Optimismus, den er nicht teilen konnte. Acht Kilometer Luftlinie bedeuten in dem Labyrinth bis zu mehr als das Dreifache an Entfernung zu Fuß. Insgesamt etwa fünfzig Kilometer hin und zurück durch diese heiße Dunkelheit, umgeben von hungriger Mutanten zu marschieren, war kein angenehmer Gedanke.
"Warum spähen wir die Route nicht mit Servoschädeln aus?" fragte Brogan.
"Servoschädel! Warum bin ich dumme Nuss nicht selbst darauf gekommen!", erwiderte Louhi und schlug sich überzogen theatralisch gegen den Helm.
"Was ist jetzt an diesem Vorschlag so abwegig?", fragte er etwas irritiert.
"Die Entflohenen sehen kaum noch was, dafür hören sie umso besser. Für normale Menschen summen die Antigraveinheiten von Servoschädel in einem unhörbaren Bereich, für die Mutanten sind sie regelrechte Jaulbojen. Und dumm sind die Scheißkerle auch nicht. Die gehen verdammt rabiat gegen einzeln fliegende Servoschädel vor und die sind recht gut darin. Deswegen werden keine Servoschädel mehr in diesen Bereichen eingesetzt, weil die Mutanten diese schneller zerschlagen, als wie wir Piep sagen können. Alles klar?"
"Das konnte ich nicht wissen."
"In der Tat und jetzt zurück in den Container. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns." Brogan warf noch einen letzten Blick auf das dunkle Wasser und meinte eine weitere Bewegung zu sehen. Aber als er genauer nachsah, konnte er nur die Wasseroberfläche funkeln sehen. Wahrscheinlich hatten seine Sinne ihm einen Streich gespielt.
Früh standen sie am nächsten Tag auf, vollzogen die notwendigen Erweckungsrituale an ihrer Ausrüstung und nahmen ein reichhaltiges Frühstück zu sich. Heute würde es nichts mehr zu essen geben. Die Großinquisitorin zelebrierte einen kleinen Gottesdienst, um den Segen des göttlichen Imperators für ihre heilige Mission zu erbitten. Sie nahmen zwei Waffenservitoren mit, um ihr Fahrzeug zu bewachen, während sie sich nach und nach schwer bepackt an den Abstieg machten. Für eine alte Frau stellte sich Louhi überraschend gewandt an. Dies war wahrlich nicht ihre erste Exkursion durch verlassen Tunnel und Schächte. Auch Hedda kletterte gar nicht ungeschickt herunter. In ihrer Jugend war sie eine begeisterte Turnerin gewesen, hatte sie mal in einem ihrer wenigen gutgelaunten Momente erzählt. Mit seiner Schrotflinte im Anschlag sicherte er den Abstieg der Frauen und musterte misstrauisch die trügerische Oberfläche des dunklen Wassers im Abgrund. Aber kein Tentakel griff nach den Frauen und nun war es an ihm, herunter zu klettern. Er kam sich dabei tapsig wie ein Tanzbär vor. Die beiden Frauen warteten schon ungeduldig auf ihn, da er die Nachhut war. Und daran sollte sich erst mal nichts ändern. Louhi bestimmte nun mit einem Kompass und Kartenmaterial bewaffnet die Richtung. Ihren Bolter trug sie über ihre knochenfarbene Servorüstung geschultert. Das Modell der leichten Servorüstung ähnelte denen der bekannten Sororitas Orden, nur war ihre deutlich hochwertiger verarbeitet und leichter. Hedda achtete auf den Auspex und leuchtete mit der freien Hand das Terrain aus. Brogan selbst trug seine Repetierschrotflinte in Feuerbereitschaft und visierte imaginiere Ziele mit dem Lichtkegel seiner neben der Mündung angebrachten Taschenlampe an.
Ebene III machte einen noch heruntergekommeneren Eindruck als Ebene V. Hier und da wuchsen Pilze und Mose, aber sie sahen so aus, als ob sie in regelmäßigen Abständen abgeerntet wurden, da deutliche Spuren von Schabern zu sehen waren. Der Boden war mit seichtem Wasser bedeckt, das stetig floss. Dadurch machten ihre Schritte einiges an platschenden Geräuschen, deren Echos sich an den kahlen Wänden weit fortpflanzten. Aber ein Mutant konnte sich dadurch auch nur schwerlich ungehört an sie heranschleichen. Durch die Hitze herrschten hier unten die Verhältnisse wie in einer Waschküche. Stetiger leichter Dampf reflektiere das Licht ihrer Lampen und beschränkte zusätzlich zu der schier undurchdringlichen Dunkelheit ihre Sicht. Hier und da lagen Trümmer auf dem Boden und einmal stolperte er über eines der im Wasser verborgenen Stücke, so dass er der Länge nach hinfiel. Stinkendes Wasser, wahrscheinlich Abwasser aus einer geborstenen Leitung von einer höheren Ebene, drang in seine Rüstung ein. Dabei ging seine Schrotflinte los und pulverisierte ein paar Tropfsteine. Ein Bruchstück traf Hedda am Helm, was sie nicht lustig fand.
"Idiot! Falls die Entflohenen noch nichts von uns wussten, jetzt wissen sie auf alle Fälle, dass wir hier sind!", zischte Louhi ihn an und auch Hedda warf ihm keinen freundlichen Blick zu, als er sich aufrappelte. Er unterließ es, die Waffe zu repetieren, so konnte sie wenigstens nicht mehr losgehen. Allerdings blieb erst mal alles ruhig. Vorsichtig rückten sie weiter in die Richtung des verbotenen Bereichs vor. Mehrmals mussten sie wegen Einstürzen umkehren, kamen aber nun in einen Sektor, der nicht unter Wasser stand und sahen, auf was sie traten. Schließlich erreichten sie einen Abgrund, über den ein Stahlträger führte. Diese "Brücke" sah gewollt aus, jemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn hierher zu schleppen und diese Spalte damit zu überbrücken. Die Großinquisitorin warf einen Stein in den Abgrund, nachdem ihr Licht nicht ausreichte, den Boden zu erhellen. Er zählte bis zehn, bis es ein lautes Platschen gab.
"Wenn wir heute noch die Mission abschließen wollen, müssen wir wohl darüber. Wir gehen einzeln. Deckung nach vorne und hinten."
"Ist das eine gute Idee?", fragte Brogan mit Panik in der Stimme in den Abgrund blickend. Ihm war gar nicht wohl dabei, so einen schmalen Grat ohne Sicherung zu überqueren.
"Das hier ist kein Debattierklub, Padri. Ich gehe voraus, Hedda sichert nach vorne, Padri nach hinten. Dann folgt Hedda, ich sichere nach vorne. Wenn ich den Rest erklären muss, sind einige Leute hier in der falschen Organisation. Also vorwärts!" Bei diesen Worten schulterte sie ihren Bolter, rückte ihren Rucksack zurecht und begann, auf dem nur etwa zwanzig Zentimeter breiten Träger zu balancieren. Furcht schien Louhi keine zu kennen, er dagegen schon. Der Träger war rostig und mit jedem Schritt lösten sich kleine Wölkchen korrodierten Metalls. Auch wenn die Kluft nur zehn Meter breit war, erschien ihm die Strecke weiter als von Terra bis zu Luna. Ohne Zwischenfälle kam Louhi sicher auf der anderen Seite an.
"Geht doch einwandfrei. Hedda! Na los, du bist die Nächste." Louhi nahm ihren Bolter zur Hand und sicherte nun nach vorne. Bedächtig rückte seine Frau ihre Ausrüstung zurecht und taste sich auf den Träger vor.
"Auf dem Schwebebalken habe ich mal in der Schola ein Turnier gewonnen. Den Pokal haben meine Eltern heute noch neben dem Hausschrein stehen.", erklärte seine Frau mit gespieltem Optimismus in der Stimme.
Sich langsam vortastend bewegte sie sich über den Träger. Sie war knapp bei der Hälfte, als plötzlich ein Schatten vorbeisauste. Das Ding, Brogan konnte es nicht genau erkennen, war nicht mal besonders groß, aber in dieser Situation sehr irritierend. Hedda verlor vor Schreck das Gleichgewicht. Wild schwankte sie hin und her, ruderte mit den Armen und dann kippte sie. Brogan hatte schon längst seine Waffe geschultert und rannte ihr auf dem schmalen Steg hinterher. Hedda fiel, Brogan ließ sich auf den Träger fallen und griff nach Heddas ausgestreckter Hand. Um wenige Millimeter verfehlte er sie, dann schloss sich seine Hand um den Lauf ihres geschulterten Karabiners. Ein mörderischer Ruck fuhr durch seinen rechten Arm, als der Gewehrriemen ihr Gewicht auffing. Er knirschte mit den Zähnen, während eine Schmerzwelle durch seinen Körper raste, aber er hielt die zappelnde Hedda fest.
"Beruhig dich, Weib!", brüllte er nach unten und tatsächlich hörte sie auf, panisch um sich zu treten. "Versuch am Karabiner nach oben zu klettern, Hedda!" Seine Frau drehte sich so hin, dass sie nach oben greifen konnte und tatsächlich schaffte sie es, an ihm hoch zu klettern.
"Machen wir Klammeraffe, bleib einfach auf mir drauf, ich zieh uns rüber." Brogan zog sich den Stahlträger langsam entlang, bis er endlich auf der anderen Seite ankam. Sein Herz raste, er war noch mehr in Schweiß gebadet als sonst. Er hatte kein Gefühl mehr im rechten Arm, dafür brannte seine Schulter.
"Danke, Brogan! Du hast mir das Leben gerettet." Zum ersten Mal war in ihrem Blick weder Verachtung noch Ekel, sondern so was wie Dankbarkeit. Es war ein gutes Gefühl, wenn auch verdammt teuer erkauft.
"Gern geschehen, du bist schließlich meine Frau.", wiegelte er heldenhaft ab und biss die Zähne zusammen.
"Das ging ja jetzt noch mal gut, Padri! Alles klar?", meinte Louhi knapp.
"Mein Arm, ich glaub, er ist an der Schulter ausgekugelt.", keuchte er unter starken Schmerzen.
"Das sehe ich mir gleich mal an, Hedda, sichern!", befahl die Großinquisitorin und sah sich kurz den Arm an. "Tatsache, ausgekugelt, aber keine Angst, das kriegen wir ganz schnell wieder hin. Das wird jetzt kurz ziemlich wehtun." Sie packte den Arm, stemmte sich mit ihrem Fuß gegen seine Schulter und zog mit einem Ruck daran. Es tat wirklich verdammt weh, als das Gelenk in seine Pfanne zurückrutschte und danach wurde es auch nicht viel besser. Schmerzwellen rasten durch seinen Arm, aber wenigstens konnte er ihn wieder bewegen.
"Vielleicht hätten wir uns anseilen sollen.", wagte er etwas Kritik zu üben.
"Und ihr beide hättet mein Gewicht gehalten?" Louhi zeigte auf ihre Servorüstung und hatte recht. "Geht es wieder?" Probehalber öffnete und schloss er mehrmals die Hand und bewegte den Arm. Es tat weh, aber es behinderte ihn nicht weiter.
"Ja, ich glaube schon."
"Gut, dann weiter. Wir haben heute noch einiges vor. Formation einnehmen, auf die Abstände achten und nichts wird uns passieren."
"Der Auspex ist in den Abgrund herunter gefallen.", meldete sich Hedda zögerlich.
"Thron! Da werde ich wohl glatt eine Verlustmeldung schreiben müssen. Und wir müssen uns tatsächlich auf unsere eigenen Sinne verlassen. Also spitzt die Ohren, macht die Augen auf und einige von uns werden später spannende Geschichten ihren Kindern erzählen können. Ich habe noch ein einfaches internes Auspexsystem in meiner Servorüstung eingearbeitet, aber der Maschinengeist ist oft ziemlich zickig."
Sie rückten langsam vor. An jeder Kreuzung oder Abgang konsultierte Louhi ihre Karten und den Kompass. Es war ein wahres Labyrinth, mehrmals mussten sie wegen Einstürzen eine andere Route nehmen. Sie näherten sich ihrem Ziel, mussten aber viele Umwege in Kauf nehmen. Hier und da sahen sie deutliche Bewohnungsspuren, wie abgenagte und zerbrochene Knochen, denen sogar das Mark ausgesaugt worden war. Und manche dieser Knochen waren durchaus menschlich. Oder eben mutantisch. Begräbnisrituale schienen sie wohl keine mehr zu haben. Aber es war nicht klar, wie lange der Müll hier schon herumlag.
"Stopp!" Louhi reckte den Arm mit der geballten Faust in die Höhe und ging mit dem Bolter im Anschlag auf etwas zu und ging dann in die Knie. Aufmerksam sah er sich um, konnte aber nichts Bedrohliches entdecken.
"Was ist?", fragte er flüsternd.
"Scheiße!", antwortete Louhi. "Frische Scheiße."
"Hä?"
"Mutantenscheiße! Sie sind in der Nähe, seid also wachsam!" Die Großinquisitorin stand wieder auf und es war deutlich zu hören, wie sie den Sicherungshebel des Bolters umlegte. Wahrscheinlich war es eine gute Idee, jetzt die Sturmschrotflinte wieder durch zu laden, was er auch tat. Die leere Hülse klackte zu Boden. Inzwischen waren sie in einem sehr engen Gang gelandet, wahrscheinlich eher ein Versorgungsgang, da hier noch dicke Rohre an der Decke entlang liefen, die aber fast alle komplett durchgerostet oder auf sonst eine Art korrodiert waren. Es gab auch leere Kabelhalterungen, aber die Kabel fehlten. In regelmäßigen Abständen gingen Seitengänge ab, die tiefer ins Labyrinth führten. Dann sah er etwas in der Dunkelheit jenseits seines Lichtkegels sich bewegen. Oder war es nur eine optische Täuschung? Seine immer wieder beschlagende Brille war hier nicht wirklich hilfreich.
"Ich glaub, ich hab was gesehen!", zischte Brogan leise.
"Was denn?", fragte Louhi laut. - Prima, warum schreit sie nicht gleich? - fragte sich Brogan im Stillen.
"Ich bin nicht sicher. Könnte sein, dass uns ein Mutant folgt.", antwortete er in normaler Lautstärke.
"Sie greifen nur in Rudeln an, alleine sind sie keine Gefahr.", Louhi machte eine wegwerfende Bewegung, nahm dann aber doch ihren Bolter fest in beide Hände und ging in Anschlag.
"Wie beruhigend zu wissen.", murmelte der Schreiber in seinen nicht vorhandenen Bart.
"Nun gut, sehen wir einfach mal nach." Louhi und Hedda liefen an ihm vorbei und er übernahm wieder die Nachhut. Louhis Bolter zuckte ruckartig hin und her, was die unter dem Lauf angebrachte Lampe ihren Lichtkegel hin und her wandern ließ, aber kein Mutant zeigte sich.
"Was immer es war, wir haben es verscheucht.", merkte Louhi an und überholte ihn wieder, um die Spitze zu übernehmen. Er sicherte nicht ganz überzeugt weiter nach hinten. Schließlich kamen sie an eine T-Kreuzung und Louhi ließ halten.
"Imperator gib mir Geduld mit diesen blöden Karten. Entweder stimmt die mal wieder nicht oder wir haben uns verlaufen. Hier müsste es geradeaus weiter gehen.", murmelte sie und versuchte im Licht der Taschenlampe aus den abgespeicherten Plänen ihres Datablocks schlau zu werden.
"Ich hör was pfeifen! Es hört sich beinahe wie menschliche Wörter an.", merkte Hedda an, ihre Anspannung war deutlich zu sehen.
"Das könnten Entflohene sein, die sprechen keine normale Sprache mehr, sondern pfeifen in einer so hohen Tonlage, dass es normale Erwachsene nicht mehr hören können. Wie gut, dass du noch so jung bist, Hedda. Aus welcher Richtung?"
"Von allen drei Seiten, glaub ich!", leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit. Ihr Lasergewehr hielt sie nun im Anschlag und der Strahl ihrer unter dem Schaft montierten Lampe zuckte hektisch hin und her.
"Bist du sicher? Die nackten Gänge reflektieren den Schall."
"Ich kann einzelne Stimmen unterscheiden, die aus verschiedenen Richtungen kommen.", ein leichter hysterischer Unterton mischte sich in Heddas Stimme.
"Beim Thron! Ich habe nun Bewegung auf meinem Auspex in allen Richtungen. Ein ganzes Rudel, ich links, Hedda rechts, Brogan weiter nach hinten. Lasst keinen der Unreinen durch. Ihr Blut ist wirklich voller gefährlicher Krankheitserreger, das war kein Witz, um übereifrige Inquisitionsgardisten zu ärgern. Also passt auf, dass euch kein Blut ins Gesicht spritzt oder ihr von ihnen gebissen werdet." Louhi konnte gut reden in ihrer hermetisch abgeschlossenen Servorüstung. Hedda und er hatten nur gepanzerte Rüstungen ohne Versieglung, wenigstens waren ihre unteren Gesichtshälften durch die Atemmasken gut geschützt. "Sie sind so feige, wie sie unrein sind. Normalerweise fliehen sie, sobald die ersten von ihnen tot sind. Also gut drauf halten, dann ist der Spuk gleich wieder vorbei!"
"Kontakt!", kreischte seine Frau hinter ihm und das Peitschen ihres Lasergewehrkarabiners hallte durch die Gänge. Auch vor ihm kam jetzt deutliche Bewegung auf ihn zu. Er spürte einen Schlag gegen die Brust und sah einen Pfeil mit einer Spitze aus Glas von seiner Brust abprallen. Zum Glück war der nicht durch seinen Brustpanzer durchgegangen. Hinter ihm brüllte jetzt auch der Bolter von Louhi auf und er hörte deutliches Kreischen, wahrscheinlich von den Mutanten verursacht. Ein weiterer Pfeil zischte knapp an ihm vorbei, um hinter ihm an der Wand zu zerschellen. Um ein kleineres Ziel zu geben, hockte er sich ab und zielte ins Dunkel. Noch ein Pfeil zischte über ihn hinweg, dann sah er, was auf ihn zukam. Nackte, verdreckte, gebeugte bleiche Gestalten. So etwas tot zu sehen war das Eine, wenn es mit gefletschten Zähnen und gespreizten Krallenfingern auf einen zugerannt kam, war etwas ganz Anderes. Innerlich erstarrte er vollständig, Gedanken wie "Eigentlich sind das ja Menschen, aber die bringen mich um, wenn ich nicht abdrücke" oder "Gut zielen, keine Patrone verschwenden" jagten durch seinen Schädel. Er sah das Weiße im Auge des Feindes, erst dann drückte er ab, nachdem er noch ein kurzes Stoßgebet an den Imperator gesandt hatte. Der Rückstoß war hart, die Kugeln der Amputationsmunition fetzten in den Balg des Angreifers, detonierten in ihm und rissen ein so gewaltiges Loch in den Torso des Unreinen, dass sein rechter Arm gleich mit abgerissen wurde. Die Wucht des verheerenden Einschlages schleuderte den tödlich Verwundeten gegen einen weiteren Mutanten, der ebenfalls noch von Splittern der gleichen Ladung getroffen wurde, wenn auch nicht so verehrend wie sein Kamerad. Beide gingen zu Boden, aber schon stürmten weitere Unreine über den Toten hinweg auf ihn zu. Er repetierte die verbrauchte Hülse aus und lud eine neue Patrone in die Kammer seiner Schrotflinte.
- Diese gesegnete Munition heißt nicht umsonst Amputationsmunition! - , dachte Brogan befriedigt über die starke Wirkung der Schrotladung und zielte auf den nächsten Angreifer.
"Unrein zu sein, das ist das Zeichen des Mutanten.", begann er die vertraute Litanei des verhassten Mutanten zu rezitieren. Das gab ihm Selbstvertrauen und die Gewissheit durchdrang ihn, dass er das gesegnete Werk des Gottimperators reinen Herzens vollbrachte.
Diesmal traf er den Angreifer in seinen Unterleib, beide Beine und Geschlechtsorgane wurden vom Torso abgesprengt. Blut, Fleischstücke und Knochensplitter spritzten durch den Gang. Die Mutanten griffen weiter vehement trotz erlittener Verluste durch das Abwehrfeuer an. Soweit zum Thema, Mutanten fliehen, sobald sie die ersten Toten in ihren Reihen haben.
"Verdreht zu sein, dass ist das Zeichen des Mutanten." Er repetierte, der nächste war vielleicht zwei Meter von ihm entfernt, als er ihm den Kopf wegsprengte. Eine Blutfontäne spritzte in seine Richtung und er rollte nach hinten und kam in sicherer Entfernung wieder auf die Beine. Zum Glück war er nicht vom verseuchten Blut getroffen worden, aber ihm wurde klar, dass er den Feind definitiv zu nah an ihn heran ließ.
"Verabscheuungswürdig zu sein, dass ist das Zeichen des Mutanten!" Nachladen, das nächste Ziel war schon wieder viel zu nah, er traf das Monster im Bereich der Schulter. Die explodierende Munition riss ihm einen Arm ab und warf ihn tödlich verwundet zu Boden. Er lebte noch, Blut pumpte hektisch aus seinen zerfetzten Arterien.
"Gejagt zu werden, das ist das Schicksal des Mutanten!", schrie er dem nächsten entgegen, der ungeachtet der Todesgefahr auf ihn zu stürmte. Waren die einfach zu dämlich, um einzusehen, dass ein solcher Angriff durch einen deckungslosen Gang gegen mit Fernwaffen bewaffnete Gegner reiner Selbstmord war? Waren sie schon so degeneriert, dass sie ihre natürlichen Instinkte verloren hatten? Brogan repetierte, zielte und sein Treffer bewirkte ein gewaltiges Loch im Torso, durch das man hindurch sehen konnte, bevor Organe nach unten rutschten. Natürlich bewirkte diese massive Verletzung den sofortigen Tod der Bestie. Der Entflohene, der nur von einigen Splittern getroffen worden war, kam schwankend auf die Beine und torkelte in einer Parodie eines Sturmlaufes auf ihn zu.
"Gesäubert zu werden, das ist das Schicksal des Mutanten!" Schon beinahe automatisch repetierte er, zielte, drückte ab, bewunderte die rote Wolke des spritzenden Blutes, das sich an der Wand verteilte, bevor der Mutant wieder mit Wucht zu Boden ging.
"Ausgelöscht zu werden, dass ist das Schicksal des Mutanten!" Der nächste rannte in dem Lichtschein seiner Lampe auf ihn zu, der hatte sogar einen Speer mit Metallschaft und primitiver, nichts desto trotz scharfer Spitze in der Hand. Mit aller Ruhe der Welt zielte er und dann hörte er das metallene Scheppern direkt hinter sich und das darauf folgende Patschen, als ein schwerer Körper auf den Boden aufkam. Der Speerträger war bedrohlich nah, also erschoss er ihn mit einem sauberen Treffer in den Körper, der ihm die Brust aufriss und augenblicklich tötete. Repetieren, umdrehen und auf den gerade sich aufrichtenden Mutanten zielen. Das Ding stand geifernd direkt vor ihm, kurz davor, ihn mit ausgestreckten Krallen anzugreifen. Er drückte ab, diesmal gab es aber nur ein Klick. Die Waffe hatte nur acht Schuss im Röhrenmagazin. Verdammt.
"Sie sind hinter uns!", brüllte Brogan, während der gerade aufgetauchte Mutant ihn angriff, kletterten weitere Entflohene aus dem engen Luftschacht über ihnen. Auch eine leergeschossene Waffe ist immer noch ein guter Knüppel, hatte ihm sein Drilllehrer in der Schola eingebläut. Und diese unerbittlichen Lektionen retteten ihm jetzt das Leben.
"Verzeih mir die grobe Behandlung, Maschinengeist." Er hämmerte dem Mutant den Kolben seines Gewehres in dessen verzerrte Fresse. Es knirschte befriedigend, als er das Nasenbein und Kiefer des Dings zertrümmerte. Der Mutant wurde zu Boden geschleudert, spuckte mit einem blutigen Speichelregen die Trümmerstücke seiner zerbrochenen Zähne aus. Der Schreiber zerschmetterte mit einem weiteren kraftvollen Schlag endgültigen den deformierten Kopf des Mutanten.
Der Bolter von Louhi brüllte immer noch in kurzen Abständen auf und die fast zeitgleich zu hörenden Explosionen zeigten an, dass sie reiche Ernte unter den Mutanten hielt. Auch das regelmäßige Peitschen des Laserkarabiners seiner Frau war zu vernehmen. Beide schienen vollauf beschäftigt zu sein. Warum musste gerade bei ihm die Stellung überrannt werden? Weil er einfach am nächsten zum Lüftungsschacht gestanden hatte, beantwortete er seine Frage selbst. Zwei Mutanten sprangen aus dem Schacht, während er einen von hinten heran rennen hörte. Für den Nahkampf waren das zu viele.
"Die Mutanten kommen aus dem Schacht!", brüllte er und sah wie Louhi mit einer schnellen fließenden Bewegung sich nach hinten ausrichtete, während er einen Schritt zurück ging. Noch während die Mutanten damit beschäftigt waren, fertig aufzustehen und sich zu orientieren, zerplatzten sie unter den Einschlägen der massereaktiven Geschosse aus Louhis Bolter. Ein abgetrennter Arm wirbelte an ihm vorbei und er schaffte es mit einem Hüpfer, dem herum spritzenden Blut auszuweichen. Dieser Gang war wahrlich damit besudelt. Aber der nächste Angreifer war schon wieder nahe und er hatte weder Zeit, seine Flinte nach zu laden, noch seine Seitenwaffe, eine halbautomatische Pistole zu ziehen.
"Zerschmettert zu werden, das ist das Schicksal des Mutanten!", brüllte er und schwang seine Flinte mit Kolben voraus. Dieser Mutant wich seinem Hieb aus und dessen Krallen ratschten über seine Seite. Brogan fluchte, als er durch den Schwung sein Gleichgewicht verlor. Er kam ins Stolpern, konnte sich aber gerade noch so fangen, bevor der Mutant ihm erfolgreich nachsetzen konnte. Der Schreiber stieß mit dem Lauf der Waffe zu. Auch ohne Bajonett tat so ein Stoß höllisch weh und konnte zu schweren Verletzungen führen. Der Mutant wurde mittig in seiner Brust getroffen, Knochen zerbrachen knirschend und er wurde von ihm weg geschleudert in den Bereich, wo die Mutanten aus dem Lüftungsschacht fielen.
Weitere Mutanten sprangen aus dem Schacht, nur um Sekundenbruchteile später in einer Boltergarbe zersprengt zu werden. Es war schon eindrucksvoll, was ein Boltergeschoss mit einem ungepanzerten Mutantenkörper anstellte. Was er weniger toll fand, war, dass Hedda rein theoretisch nur wenige Meter dahinter stehen musste. Und so eine Flakweste hielt vielleicht Pfeile mit Glasspitzen und Mutantenkrallen auf, ein Boltgeschoss ging da durch wie ein Bohrer durch Holz.
Aber er hatte jetzt nicht die Muße, Louhis Vorgehensweise zu überdenken und zu kritisieren. Weitere Mutanten rannten ihm aus seinem Gang entgegen, die ihn töten wollten. Der Bolter brüllte wieder auf und diesmal kamen die Explosionen wieder von weiter weg. Die Mutanten griffen sie immer noch vollständig enthemmt aus vier verschiedenen Richtungen an. Es war nett von ihnen, dass sie sich nicht alle auf einmal auf sie stürzten und einfach mit ihrer überlegenen Anzahl begruben. Vielleicht waren sie zu solch einer Koordination nicht in der Lage, oder sie waren eine lange Zeit gerannt, ohne sich für einen Angriff vorher zu sammeln. Zum Nachladen war der Gegner wieder zu nah, also ließ der Schreiber seine Flinte fallen und zog seine Pistole, entsicherte sie, lud die Waffe durch und richtete sie auf die Mutanten.
"Vertilgt zu werden, das ist das Schicksal des Mutanten!" Die Pistole spie nun ein Vollmantelgeschoss in den nächsten Mutanten, traf ihn schön mittig im Torso, wie er es gelernt hatte, und Blut gurgelnd ging das Monster zu Boden. Blut sprudelte aus seinem Mund und sein verdientes Schicksal war es, in seinem eigenen, unreinen Blut zu ertrinken. Dann richtete er die Waffe auf den nächsten Gegner, der über den am Boden liegenden hinweg sprang, und schoss dem Mistding durch ein blindes Auge in den Kopf. Die hintere Schädeldecke explodierte regelrecht und auch dieser Angreifer war Geschichte.
Drei weitere Mutanten tauchten vor ihm auf und er schoss sie einen nach dem anderen nieder. Als ob er auf einem Schießstand üben würde. Einer davon hatte einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen dabei. Warum er den nicht weiter eingesetzt hatte, war ihm ein Rätsel. Ein Pfeil im ungeschützten Gesicht tötete auch ihn. Selbst durch seine Atemmaske konnte Brogan den intensiven Geruch nach abgebranntem Fycelin der Patronen, Blut und stinkenden Innereien riechen. Im Licht der auf dem Boden liegenden Lampe seiner Flinte sah es hier aus wie in einem Schlachthaus. Nur das hier keine Grox oder Ringhörner geschlachtet worden waren, sondern Mutanten.
Seine Frau schrie auf und er hastete in ihre Richtung, da gerade aus seiner Richtung keine Angreifer mehr kamen. Er hoffte, dass die drei Nachzügler die letzten Angreifer in seinem Gang gewesen waren. Allzu viele Patronen hatte er nicht im Magazin der Waffe. Genau genommen noch drei. Er bog um die Ecke und sah seine Frau auf dem Boden liegend, ein Mutant schlug gerade auf sie ein. Ein weiteres von diesen Drecksdingern kam auf sie zugesprungen. Louhi sah in die andere Richtung und wehrte eine weitere Welle von Mutanten ab. Feige waren die wirklich nicht, trotz massivster Verluste griffen sie weiter ungestüm ohne Rücksicht auf ihr Leben an. Oder waren sie schlicht wahnsinnig? Vom Kampfrausch übermannt? Oder steckte mehr dahinter, als er mit seinen beschränkten Sinnen und Wissen erkennen konnte? Jedenfalls kam das Gro des Feindes aus Louhis Richtung und das sehr massiert im Gegensatz zu Heddas und seinen Angreifern, die eher schubweise in kleinen Gruppen angriffen.
"Ich übernehme! Hedda halt aus! Gottimperator, segne mein Werk!" Er zog im Laufen sein Kampfmesser und schoss seine Pistole einhändig auf den noch frei herumlaufen ab. Der erste Schuss ging daneben, der zweite traf es in die Schulter, was ihn aber nicht wirklich stoppte, erst der dritte in die Brust warf das Mistding endlich um. Der Schlitten seiner Waffe blieb offen, als das leere Magazin ein Zurücklaufen blockierte. War ja so was von klar gewesen! Brogan warf die Waffe dem nächsten Mutanten an den Kopf und stürzte sich dann auf ihn. Er riss mit einem Tackle dieses verdammte Monster von seiner Frau herunter und rammte ihn zu Boden. Sie rangen miteinander, seine Brille wurde ihm weggerissen. Aber das machte nichts, da er eh kaum etwas in dem äußerst diffusen Licht sehen konnte. Dreckige Krallen versuchten nach seinem Gesicht zu tasten, er drückte mit seiner freien Hand die Klauen zurück und stach wie von Sinnen mit der anderen mit dem Kampfmesser auf den unreinen Mutanten ein. Dabei brüllte er irgendetwas, was selbst für ihn keinerlei Sinn ergab. Sein Messer traf den Mutanten im Gesicht und Oberkörper. Einige Stiche glitten an den Knochen ab, andere drangen tief sein unreines Fleisch ein. Schließlich rührte sie der Mutant nicht mehr. Nun war er über und über mit diesem unreinen Blut besudelt.
"Den Mutanten musst du mit allen Mitteln auslöschen, das ist seine einzige Bestimmung!", beendete er die Litanei und richtete sich dann auf. Er lebte noch, Hedda lebte noch. Dem stetigen Brüllen des Bolters zu urteilen ging es Louhi bestens. Hektisch tastete er nach seiner Brille, fand sie und setzte sie wieder auf.
Seine Frau hatte sich aufgerichtet, in einer Hand hielt sie den Karabiner, die andere presste die Reste ihrer zerfetzten Maske mühsam auf ihr Gesicht. Sie blutete und atmete schwer, soviel konnte er im Licht ihrer Lampe am Karabiner erkennen. Hoffentlich sah es nur so schlimm aus und war es nicht wirklich. Der Bolter brüllte ein letztes Mal auf, dann war kurz als einziges Geräusch nur das Kullern der letzten Bolterhülsen auf dem Boden zu hören. Dann war Stille, die wie eine Woge über ihn einschlug.
Erst als ein leeres Boltermagazin zu Boden schepperte, wurde die Stille durchbrochen und Louhi rammte ein frisches in den Magazinschacht. Das erinnerte ihn daran, zuerst nach seiner Pistole zu suchen und diese nachzuladen. Weitere Mutanten ließen sich nicht blicken und er sah nach seiner Frau.
"Hat es Hedda schlimm erwischt?" Er glaubte sogar, so etwas wie Sorge aus Louhis Stimme zu hören. Aber durch den Lärm des Gefechtes in diesen engen Tunneln klingelte es in seinen Ohren und er konnte sich durchaus auch irren.
"Heddas Maske ist kaputt und da ist viel Blut! Wie geht es dir?", schrie er, während seine Frau ihn nur mit großen Augen ansah.
"Zurück in den Gang, woher wir gekommen sind, hier sind wir zu exponiert!", befahl Louhi, die den Überblick behielt. Er packte seine Frau am Arm und zerrte sie mit sich, während Louhi mit ruhigen Bewegungen sicherte. Ihr schien das Ganze nicht im Geringsten etwas auszumachen. Auf dem Weg hob er seine Repetierschrotflinte auf.
"Geist dieser Maschine, akzeptiere meine Geschenke. Schlucke die Patronen und speie ihren gesegneten Inhalt auf meine Feinde.", rezitierte er die Formel, um den Geist in der Flinte milde zu stimmen und schob sorgfältig die einzelnen Patronen in das Röhrenmagazin. Hoffentlich war der Maschinengeist ob der groben Behandlung nicht zu sehr verstimmt.
Danach zogen sie Hedda über hundert Meter in dem langen Versorgungsgang zurück, dann gebot die Großinquisitorin anzuhalten, legte einen Teller mit einem Aufsatz etwa fünfzehn Meter vor ihnen aus und tat das gleiche hinter ihnen, dann nahm sie einen kleinen Kasten, auf dem eine grüne Diode zu einer roten wurde, nachdem sie einen Schalter umgelegt hatte.
"Lass mal sehen, Kindchen." Louhi ging neben Hedda in die Knie, schlüpfte aus ihrem Rucksack und untersuchte die Wunden.
"Sieht oberflächlich aus, trotzdem müssen wir sie versorgen. Padri, steh nicht so dämlich rum, pack den Medikasten aus und stell drei Liter Frischwasser bereit. Und die Ersatzmaske! Deine Frau steht etwas unter Schock, kein Wunder, ist ja auch nur ein Schiebemädchen.", brummelte Louhi und wusch dann die Wunden aus, bevor sie ein starkes Desinfektionsmittel und dann Heilplasma auf die Wunden sprühte. Sie wählte drei Spritzen aus und gab Hedda alle drei in kurzen Abständen. Dann tauschte sie die beschädigte Maske aus, während er assistierte und immer wieder das Schlimmste erwartend in beide Richtungen spähte.
"Das waren gerade zähe Burschen, habe noch nie erlebt, dass die Entflohenen so heftig jemanden angegriffen haben. Nach den ersten Verlusten ziehen sie sich normalerwiese immer zurück, haben ja durch die Gefallenen dann Frischfleisch. Wir müssen uns etwas genähert haben, was für sie unglaublich wichtig ist. Sobald es Hedda wieder halbwegs gut geht, rücken wir weiter vor und sehen nach, was sie so zäh verteidigt haben."
"Ihr wollt tatsächlich weiter vorrücken?" Brogan sah die Inquisitorin mit großen Augen an.
"Wir sind von der Inquisition, wir sehen nach, wenn was nicht stimmt, schon vergessen?" Sie knuffte ihn freundschaftlich und lachte leise auf. Das ganze schien der Inquisitorin auch noch Spaß zu machen.
"Wie schlimm ist es?"
"Kann ich nicht genau sagen, bin kein Medic. Die Wunden sind gesäubert, Heilplasma ist drauf, die Gegenmittel gespritzt. Alles, was wir hier für sie tun können, haben wir getan. Die Krallen haben ihr die Wangen aufgerissen und zwar tief. Macht Euch damit vertraut, dass Eure Frau nicht mehr so hübsch sein wird wie vorher. Alles andere liegt in der Hand des Imperators. Möge er ewig auf seinem Thron über uns wachen, so wird es uns an nichts mangeln." Dann kümmerte sich die Inquisitorin um ihn, half ihm das Blut aus dem Gesicht zu wischen und gab ihm ebenfalls mehrere Spritzen.
Die nächsten Minuten redete er auf Hedda ein, bis sich ihr Blick wieder klärte.
"Jetzt hast du mir heute schon das zweite Mal das Leben gerettet.", meinte sie schließlich, nachdem sie den Schock verarbeitet hatte.
"Genau dafür sind doch Ehemänner da.", antwortete er und streichelte sie leicht am Arm. Ihre Augen lächelten und im ganzen Dreck fühlte er sich zum ersten Mal richtig als Ehemann. Er half ihr auf und Louhi blickte zu ihm hoch.
"Wir haben uns gut geschlagen und ich will wissen, was diese Entflohenen so verbissen verteidigt haben. Munitionsstatus?"
"Zwei Magazine für die Pistole, also achtzehn Schuss, für die Flinte habe ich noch vierzig Patronen von dieser effektiven Amputationsmunition."
"Ja, die macht Spaß, und bei dir Mädchen?"
"Ähm, Pistole noch voll, also, hm, siebenundzwanzig Schuss und für den Karabiner hab ich noch zwei Ersatzmagazine, das sind dann mit dem fast leeren Magazin im Karabiner, ähm, neundundachtzig Schuss."
"Sollte reichen für ein weiteres Gefecht. Bringen wir zu Ende, was sie angefangen haben. Läutern wir die, welche sich hier noch herumtrieben. Diese Kreaturen atmen die gleiche Luft, die einst der Imperator geatmet hat. Diese Unreinen wandeln auf dem heiligen Terra, diesen Zustand können wir nicht länger dulden. Denn es steht geschrieben, den Mutanten sollst du vertilgen! Der Imperator will es!" Louhi sammelte ihre Minen wieder ein, nachdem sie diese deaktiviert hatte und sie gingen wieder zurück in die T-Kreuzung. Weitere Mutanten lauerten ihnen diesmal nicht auf und sie gingen nach links, weil die meisten Entflohenen von dort gekommen waren. Louhi, die blutige Göttin des Todes hatte ihrem Namen alle Ehre gemacht. Hier lagen etwa zwanzig tote Mutanten und damit etwa genauso viele, wie in beiden anderen Gängen zusammen.
"Die sind überraschend koordiniert vorgegangen. Wenn sie sich besser abgestimmt hätten, wären wir überrannt worden.", analysierte Großinquisitorin Louhi das Schlachtfeld. "Aber wir sollten hier nicht trödeln, bis sie eine "Tactica Imperalis" in Blindenschrift finden und die Kapitel "Koordination" und "Reibungsverlust" nachlesen. Langsam vorrücken, geringer Abstand, die haben offensichtlich keine Handgranaten. Passt auf, wohin ihr tretet, manche von denen können primitive aber dennoch tödliche Fallen bauen. Auslöser sind meist Drähte. Also Obacht!" Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch die Leichen und dem nachfolgenden Gangabschnitt. Sie kamen zu einer Ecke, um die Louhi vorsichtig spähte. In ihrem Helm waren offensichtlich Geräte eingebaut, mit denen sie auch im Dunkeln sehen konnte. Dann betrachte sie ihr Datablock und die darauf abgebildeten Pläne.
"Durchgang, 39 Meter vor uns, Barrikade, Hedda sichert nach hinten, Padri, an meine linke Seite, wir rücken parallel vor. Passt auf, wohin ihr tretet, äußerste Vorsicht, schießen nach eigenem Ermessen. Und nun los!", befahl Louhi in ruhiger Stimme und in Formation bogen sie um die Ecke. Vor jedem Schritt leuchtete er den Boden aus. Hier lag viel Unrat und die Wände waren mit den Spuren von Krallen verunstaltet. An einer Stelle war mitten im Gang eine Stange in den Boden gerammt, auf dem Schädel gespießt waren.
"Ein primitives Totem?", fragte er die alte Frau.
"Eher eine Warnung. So etwas wie keinen Schritt weiter oder du bist Mutantenfutter. Es gibt verschiedene Gruppen oder Stämme, soviel habe ich schon herausgefunden. Wahrscheinlich nähern wir uns dem Hauptlager eines ihrer Stämme. Seht, nur die Hälfte sind Mutantenschädel, alle anderen gehörten Menschen, unterschätzen wir diese Bastarde nicht. Reinigen wir die Unreinen und verbrennen ihr verdorbenes Fleisch. Sie sind ein Gräuel in den Augen unseres lebendigen Gottimperators und für sie gibt es keine Gnade, kein Zögern, kein Erbarmen. Töten auf Sicht, so will es der Imperator auf seinem goldenen Thron, so hat er es von eigener Hand in sein Buch der ewigen Gesetze niedergeschrieben. Wir sind sein Schwert, sein Schild und Rüstung. Nichts wird uns aufhalten, auf unserer heiligen Mission. Was immer hinter dieser Barrikade auf uns wartet, wir werden es vom Angesicht dieser heiligen Hallen tilgen, wir werden keine Gnade zeigen, keinen Moment zögern und wir tun, was die heilige Inquisition uns aufgetragen hat. Töte den Mutanten, töte die Hexe, töte den Ketzer.", predige Louhi und in ihrer Stimme schwang Fanatismus und vollkommene Überzeugung mit.
"Töten, bis sich nichts mehr rührt!", stimmte seine Frau zu.
"Die werden sich wünschen, nie geboren worden zu sein.", schloss er sich an. Er wünschte, ihm wäre jetzt was Geistreiches eingefallen, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Mund war trocken. Er zitterte leicht, was sich auf seine Schrotflinte und dadurch auch auf seinen Lichtkegel übertrug. Vielleicht löste sein Zittern den Lichtreflex aus, um den schmalen Draht zu erkennen, der nur ein Schritt vor ihm gespannt war.
"Achtung! Draht! Direkt vor uns!" Hektisch schwenkte er die Flinte hin und her. Er folgte dem Draht zu einer Öse an der Decke. Wenn ihn nicht alles täuschte war dort oben eine primitive Vorrichtung angebracht, die dann einfach von der Decke schwenkte. Ob diese Falle wirklich tödlich war, wagte er ernsthaft zu bezweifeln. Vielleicht war sie auch eher ein Alarmmelder.
"Gut gemacht, vorsichtig darüber steigen." Behutsam stiegen sie über den Draht und rückten weiter vor. Nur noch zehn Meter trennten sie vor der Barrikade, die bis fast zur Decke aufgeschütteten Trümmerstücken befand. Jemand, der links oder rechts neben der verbliebenen Öffnung stand, konnte bequem jeden hereinkriechenden Eindringling erschlagen. Nichts rührte sich.
"Stopp! Da kommen wir nicht so einfach drüber, da müssen wir wohl etwas nachhelfen." Louhi hakte eine Granate von ihrem Gürtel und warf sie in das Gewirr aus Schutt. Brogan hockte sofort ab und wandte sein Gesicht von der bevorstehenden Explosion ab.
"Feuer im Loch!", kündigte sie das Offensichtliche an. Es gab eine satte Detonation und eine Wolke aus Staub raubte ihnen vollständig die Sicht. War wohl doch nicht so eine gute Idee gewesen. Genau genommen war das Ganze hier keine gute Idee. Er wollte wieder zurück auf seinen total langweiligen Schreibtisch und Berichte lesen, katalogisieren und zusammenfassen. Das hier war einfach nur schräg. Aber keiner der Mutanten griff sie durch die Staubwolke hinweg an. Zum Glück, denn seine Augen fingen an zu tränen, da er durch seine dicken Brillengläser keine wirkliche Schutzbrille tragen konnte und Schutzbrillen mit seiner Glasstärke hatte es nicht gegeben.
Langsam senkte sich der Staub und die Barrikade war in sich zusammen gebrochen. Sie war immer noch ein Hindernis, aber der Weg in die Tiefe des Raumes war nun frei.
"Imperator! Erfülle uns mit rechtschaffenem Zorn und wilder Stärke! Lass uns ein Sturm sein, der deine Feinde vom Angesicht des heiligen Terras fegt.", predigte Louhi und begann bedächtig vorzurücken.
"So sei es!", antworteten er und seine Frau im Chor. Zuversicht erfüllte ihn, da der Imperator wohlwollend auf ihr Werk blicken würde. Nachdem er seine Angst verloren hatte, folgte er der Großinquisitorin aufmerksam. Hinter der zerstörten Barrikade schälte sich im Licht ihrer Lampen eine kleine Kirche aus dem Dunkel. Der Eingang, den sie nahmen, war wohl nur ein unbedeutender Nebeneingang. Die Einrichtung war alt, aber nicht so alt wie die ganze Anlage hier. Er vermutete, dass diese Halle erst nachträglich zu einer unterirdischen Kirche umgebaut worden war. Früher war sie wohl dem imperialen Kult zugehörig gewesen, nun war sie entweiht und geschändet. Schlimmer noch, man hatte sie dem Erzfeind, dem Chaos, der Verderbnis hinter dem Schleier geweiht. Auf dem Altar stak ein metallener, primitiv gefertigter achtstrahliger Stern aus Messing. Mutanten in Kutten und Amuletten um den Hals standen mit Speeren bewaffnet vor dem Altar. In ihrer Mitte stand eine verhüllte Sänfte aus Messinggestänge und Brogan wusste, dass dies keine guten Nachrichten waren. Besonders da jetzt der Vorhang geöffnet wurde und sich der abscheuliche Insasse zeigte.
Gedanke des Tages
Dieses Kapitel bringt zum ersten Mal etwas Action in den Gegenwartsteil. Ich hoffe, dass der Kampf nicht zu einseitig wirkt, denn es war sehr aufwendig, ihn so zu designen. Die Idee zu den verfallenen Archiven unter der Inquisitionsfestung stammt aus dem 2. Edition Sourcebook "Assassinen", wo auch in alten Datengrüften nach Informationen gesucht wurde. Nur wurden hier Servitoren eingesetzt, von denen kaum einer zurück kam.
vermutlich war eher Gott selbst gemeint, denn Gabriel ist letztendlich ja auch nur eine Dienerin einer höheren Macht 😉
Ja, das Kapitel ist schön. Hab noch ein paar unbedeutende Tippfehler beseitigt, aber der Kampf ist schon ziemlich gelungen. Dass es am Ende bei Louhi nur 20 Mutanten waren, kam mir irgendwie ziemlich weniger vor, wenn man bedenkt wie sie da rumgeballert hat, aber vermutlich ist es angemessen. Die 10 bei Padri kamen mir ja auch viel mehr vor, als es wohl wirklich waren. (Hab jetzt allerdings auch nicht mitgezählt)
Nun denn, das war dann ja schon wieder das vorletzte Kapitel, oder? Gibts schon Pläne, wann es mit Band V losgeht? :wub:
Oh neeee… Nakago, dass ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Der Cliffhanger ist mal wirklich mies!:annoyed:
Der Kampf war wirklich hübsch beschrieben, aber was zum Teufel ist Amputationsmunition? Gibt es selbige auch in echt? Der allwissende Google sagt nämlich nein.
Auch ich muss fragen: Wie steht es den mit dem nächsten Band?:wub: Wie lange werde ich die Methadonklink aufsuchen müssen?
Der Kampf war wirklich hübsch beschrieben, aber was zum Teufel ist Amputationsmunition? Gibt es selbige auch in echt? Der allwissende Google sagt nämlich nein.
ich schätze mal, das ist sowas Ähnliches wie Boltmunition, die es ja in Echt auch (noch) nicht gibt. Also Geschosse, die im Ziel explodieren und da ziemlich miese Wunden reißen (oder eben mal ganze Körperteile amputieren) Wurde auch so beschrieben, glaube ich.