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schöne Beschreibung 😀 Ich frag mich, wieso die Inquisition das nicht tut. Einfach die Artillerie mit Lego schießen lassen und fertig. Ist auch wesentlich ungefährlicher für die eigenen Truppen als Sprenggranaten 😀
Nun, ich hab das Kapitel auch nochmal gelesen. Die Stelle mit Belial im Nebel kam mir dieses Mal deutlich schlüssiger vor. Hab ich damals wohl irgendwie nicht so ganz aufmerksam gelesen. Oder hast du nochmal was verändert?
Hab noch ein paar Fehlerchen korrigiert.
Na dann freu ich mich jetzt mal auf Teil 3 der Schlacht. Bin sehr gespannt, inwieweit du meine Vorschläge umgesetzt hast.
Hallo, frohes neues Jahr.
Spannender Teil, mir ist nur 1 Fehler aufgefallen,wenn man es denn als Fehler bezeichen kann, da "champion" ja kein deutsches Wort ist und vielleicht keine weibliche From hat, ich schlag trotzdem "Championesse" (oder heißt die weiliche Form anders?).
"Von ihrem Gürtel hakte die Champion des Slaanesh"
(kannst aber auch Champion lassen, da Tegan nach hunderten Jahren Slaanesh Anbetung&Mutation weder weiblich noch männlich ist) ^^
Und dann noch Gratulation zu deinen Witzen (Pich&Tola),
und zu folgendem Satz
Während Louhi und die Amazone gepflegte Beleidigungen über ihre primären und sekundären Geschlechtsteile austauschten und die Keuschheit ihrer Mütter in Frage stellten.
Also ich muss sagen, diese Schlacht gefällt mir immer besser. Gerade die Aktion mit dem Melterbomben-Diskuswerfen^_^ Etwas skeptisch war ich nur kurz während des Duells zwischen Sinoed und dem Grey Knight Terminator, da es für mich fast so aussah, als wenn sie gewinnen würde und das wäre dann trotz aller Segnungen etwas unglaubwürdig.
Was ich schon lange anmerken wollte, aber stets vergessen habe: Es müsste eigentlich Dramatis Personae heißen. Meine Lateinkenntnisse sind eingerostet, aber Persona ist Singular und nicht Plural.
Also ich muss sagen, diese Schlacht gefällt mir immer besser. Gerade die Aktion mit dem Melterbomben-Diskuswerfen^_^ Etwas skeptisch war ich nur kurz während des Duells zwischen Sinode und dem Grey Knight Terminator, da es für mich fast so aussah, als wenn sie gewinnen würde und das wäre dann trotz aller Segnungen etwas unglaubwürdig.
Was ich schon lange anmerken wollte, aber stets vergessen habe: Es müsste eigentlich Dramatis Personae heißen. Meine Lateinkenntnisse sind eingerostet, aber Persona ist Singular und nicht Plural.
Sinode ist eine Reederei 😀 Die arme Schlampe heißt Sioned
Bei dem Latein würde ich dir zustimmen. Meine Latein-Kenntnisse sind auch nicht mehr so aktuell, aber nach kurzem Googlen komme ich auch zu der Erkenntnis, dass es "Personae" heißen müsste. Schließlich Personenverzeichnis. Bzw. die eigentliche Übersetzung bedeutet ja Personen des Dramas.
Das ist auch eine häufiger so verwendete Wendung, wie ich gerade gemerkt habe.
Es gibt sogar einen Wikipedia-Artikel dazu 😀
Dann melde ich mich auch wiedermal, die Story ist nach wie vor klasse, vor allem die Einblicke ins "tägliche" Leben der Slaanesh Anhänger fand ich äußerst gut gelungen, was aber nicht heißen soll daß es der Rest nicht wäre!
Ich sterbe jedes Mal ein kleines bißchen wenn ein Kapitel zu Ende geht weil ich weiß daß ich nun wieder eine Woche warten muß, aber es heißt ja "vorfreude ist die schönste Freude!" ....
Auf alle Fälle hoffe ich daß noch viele viele Kapitel folgen, bis dahin toitoitoi und weiter so.😉
Etwas skeptisch war ich nur kurz während des Duells zwischen Sinoed und dem Grey Knight Terminator, da es für mich fast so aussah, als wenn sie gewinnen würde und das wäre dann trotz aller Segnungen etwas unglaubwürdig.
dem schließe ich mich unbedingt an. Den Rest von Band IV kenn ich inzwischen ja schon, aber ich will wissen, wie es danach weitergeht. Ich will endlich mal wieder was über den kleinen Kampf-Engel lesen 😉
Und ich hoffe, Herr Tabelmann hat auch nochmal seinen Auftritt.
Danke für alle Rückmeldungen und Lesebestätigungen, freue mich über jede einzelne, auch wenn ich sie nicht alle kommentiere. Vielen Dank mal wieder an SHOKer für sein Lektorat.
schöne Beschreibung Ich frag mich, wieso die Inquisition das nicht tut. Einfach die Artillerie mit Lego schießen lassen und fertig. Ist auch wesentlich ungefährlicher für die eigenen Truppen als Sprenggranaten
Lego gehört leider zu den vergessenen Technologien aus dem dunklen Zeitalter. So lange das Lego STK verschollen bleibt, wird leider nichts aus diesem Plan. :lol:
Nun, ich hab das Kapitel auch nochmal gelesen. Die Stelle mit Belial im Nebel kam mir dieses Mal deutlich schlüssiger vor. Hab ich damals wohl irgendwie nicht so ganz aufmerksam gelesen. Oder hast du nochmal was verändert?
Also ich muss sagen, diese Schlacht gefällt mir immer besser. Gerade die Aktion mit dem Melterbomben-Diskuswerfen Etwas skeptisch war ich nur kurz während des Duells zwischen Sinoed und dem Grey Knight Terminator, da es für mich fast so aussah, als wenn sie gewinnen würde und das wäre dann trotz aller Segnungen etwas unglaubwürdig.
Was ich schon lange anmerken wollte, aber stets vergessen habe: Es müsste eigentlich Dramatis Personae heißen. Meine Lateinkenntnisse sind eingerostet, aber Persona ist Singular und nicht Plural.
Dann melde ich mich auch wiedermal, die Story ist nach wie vor klasse, vor allem die Einblicke ins "tägliche" Leben der Slaanesh Anhänger fand ich äußerst gut gelungen, was aber nicht heißen soll daß es der Rest nicht wäre!
Ich sterbe jedes Mal ein kleines bißchen wenn ein Kapitel zu Ende geht weil ich weiß daß ich nun wieder eine Woche warten muß, aber es heißt ja "vorfreude ist die schönste Freude!" ....
Auf alle Fälle hoffe ich daß noch viele viele Kapitel folgen, bis dahin toitoitoi und weiter so.
Auch Band IV neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Noch ein Kapitel in der Vergangenheit und dann acht in der Gegenwart. Und das war es dann erst mal für die nächsten Monate.
dem schließe ich mich unbedingt an. Den Rest von Band IV kenn ich inzwischen ja schon, aber ich will wissen, wie es danach weitergeht. Ich will endlich mal wieder was über den kleinen Kampf-Engel lesen
Und ich hoffe, Herr Tabelmann hat auch nochmal seinen Auftritt.
Keine Angst, Tabelmann hat noch einiges an Screentime vor sich.
Persona Dramatis
Großinquisitor Esteve Donatan, Ordo Malleus, Macharius Konklave
seine Akolythen
Interrogatorin Louhi - auf dem Weg zur Inquisitorin
Interrogator Hagop - immer gut gekleidet und frisch befördert
Explikator Briksan - schmächtiger Mann, der immer seinen Glückshelm trägt
Novize Erastos - Neuzugang, Augmetischer Ersatzarm
seine Schergen
Pich und Tola, zwei Kopfjäger und Zwillinge, jung und Muskelbepackt, tragen Hüte und haben schlechte Manieren.
Vigol - Assassine aus dem Jyoti System
Nilap - Techpriester
Setag - Astartes und Donotans Leibwächter
Inquisitionsdivision
Inquisitionsgeneral Doihara Kenji
Oberst Grizzly - kommandiert das Artilleriebataillon
Mitglieder von Spähverband Maus
Leutnant Braunbär - kommandiert den 4. Zug der 1. Kompanie des Aufklärungsbataillons
Leutnant Falke - kommandiert den 4. Zug der 8. Kompanie, den 2. Bataillons des 2. Regiments.
Leutnant Tiger - kommandiert den 5. Zug der 8. Kompanie, den 2. Bataillons des 2. Regiments
Leutnant Nashorn - kommandiert den 2. Trupp der 3. Panzerkompanie
4. Zug 5. Kompanie 2. Bataillon 1. Panzergrenadierregiment
Leutnant Gepard - kommandiert 4. Zug der 5. Kompanie
Drezwosix - Cadianer vom 326 Cadia, Raketenwerferschütze
Thoth - Sein Lader von Thoth, sehnig
Rok - Zuführer des schweren Bolterteams, kommt von 6. Nenihon
Dreineunzig - Schwerer Bolterschütze von Krieg
Rheinland - Truppführer
Jyoti Zwölf - Scharfschütze, schwarzer, mit einer 3 auf Plakette in der Stirn
Einfache Bewohner aus dem Aboratal
Sigmund Toreson, Jagdmeister derer von Solwangen, Scharfschütze, Feldwebel der Reserve
Rabenkind, hieß eigentlich Säde Ulladotir
Kleriker Vater Rasmus, Prediger der kleinen Milizschar
Grey Knight Trupp Thane
Justicar Thane
Bruder Wyatt mit Psibolter
Bruder Ratimir
Bruder Jeb
Bruder Eadwig
Das Chaos
Meister Belial, erhabener Champion des Slaanesh, Fruchtbarer Vater von 666 Söhnen, Herr des Kaders der 6x6x6 Amazonen, General der Purpurnen Garde, Gebieter der "Wolf im Schafspelz" und ihrer Diener.
Alcina, Anführerin des Hexenzirkels und innoffizielle Nummer 2 der Kriegsbande
Die Feuerschwestern
Tegan, sie ist die Anführerin der Feuerschwestern
Sioned, eine rothaarige Frau
Rhian das Küken, die jüngste der Feuerschwestern
Elin, Blutgefährtin von Sioned, gefallen
Gladys, die Musikerin der Feuerschwestern, gefallen
Aderyn, die MG Schützin der Feuerschwestern, gefallen
Roderick von den 666 Söhnen - Sioneds Sohn
Liron von der Purpurgarde - Kultist mit Ambitionen
Kapitel 18
Die Schlacht Teil III
Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.23
Person: Roderick von den 666 Söhnen
Roderick hatte großen Spaß mit dem neuen Maschinengewehr, das ihm sein Papa vor ein paar Tagen geschenkt hatte. Roderick hatte nämlich Papa ganz stolz gemacht, weil er Mama geholfen hatte, den stinkenden Tempel des falschen Leichengottes kaputt zu machen. Und das war ganz einfach gewesen, nur mit anderen Mama Wonnen zu bereiten. Das hatte er schon früher getan und Mama lobte ihn dann immer, weil er so ein großes Kerlchen war. Das machte Spaß!
Aber das neue Maschinengewehr war noch viel spaßiger. Es war toll zu sehen, wie die vielen Hülsen in hohem Bogen durch die Luft flogen. Und sie rochen so herrlich. Deswegen hatte Roderick zwei noch warme Messinghülsen in seine Nasenlöcher gesteckt, weil er den Geruch so mochte. Er hatte mit seinen Jungs gerade ein paar von diesen gemeinen Fieslingen getötet, die einem toten Gott huldigten und vom spaßigen Slaanesh einfach nichts wissen wollten. Obendrein brachten die noch jeden um, der anderer Meinung war als sie. Und sie logen genauso schlimm wie die Tzeentchanhänger. Wenn man ihnen Wonnen bereitete, taten sie nämlich so, dass sie gar keinen Spaß daran hätten. Anfangs hatte das ihn wirklich verunsichert und hatte sich richtig schlecht deswegen gefühlt. Aber Mama hatte ihm erklärt, dass die Leichenanbeter so verstockt waren, dass sie niemals zugaben, dass sie Spaß hatten. Wenn eine imperiale Frau also so tat, als ob sie keinen Spaß hätte, hatte sie ihn Wahrheit doch ganz großen daran. Das sagte jedenfalls Mama und seine ganzen Tanten. Und da die keine bösen Leichengottgläubige oder hinterhältige Tzeentchanbeter waren, musste das dann ja stimmen. Deswegen grinste Roderick nur noch, wenn eine Leichenanhängerin ihm vorspielte, gar keinen Spaß zu haben.
Seine Kumpels und er hatten es diesen fiesen Spaßverderbern gerade ordentlich gegeben. Kaputt gemacht hatten sie die. Aber auch viele seiner Freunde waren jetzt futsch, weil die Leichenanbeter sich ganz fest gewehrt hatten und selbst im Tod noch einfach so explodiert waren. Das war vielleicht mal hinterhältig von denen. Jetzt war Roderick ziemlich allein und ein böser Splitter ragte ihm aus dem Oberschenkel. Deswegen konnte er nur noch ganz langsam gehen, was gar keinen Spaß machte. Um ihn herum waren viele lustige laute Geräusche. Nur konnte er kaum was erkennen. So langsam wurde es Roderick langweilig und er suchte sich jemand zum Spielen. Es war kalt, selbst durch sein dichtes rotes Fell spürte er die Kälte. Auch war es gar nicht angenehm, hier zu laufen, weil der Schnee so rutschig und kalt war.
Dann hörte er Tante Elin schreien, die wohl jemand zum Spielen gefunden hatte. Tante Elin und Mama waren lange zusammen gewesen und auch Tante Elin hatte mit ihm Spaß gehabt. Es war nicht ganz so schön wie mit Mama, aber doch schön genug, um es mit Tante Elin immer wieder zu machen. Der rote Roderick folgte den Geräuschen und überzeugte sich, dass sein neues schönes MG auch geladen war, um nachher ganz viele hübsch glänzende Messinghülsen durch die Luft fliegen zu sehen. Er wollte rennen, aber sein Bein mit dem Splitter wollte einfach nicht so, wie er wollte. So langsam machte das richtig doll Aua. Das fand Roderick ganz und gar nicht spaßig.
Viel zu langsam kam er näher. Er hörte ein Kettenschwert aufheulen. Diese Dinger waren auch lustig, aber sie gingen so schnell kaputt, deswegen benutzten die Kinder Belials lieber Haumesser mit einer festen Klinge, die waren stabil und hörten nicht einfach irgendwann auf zu röhren. Mama sagte, man musste stinkendes flüssiges Zeug in einen Behälter rein gießen, aber das war Roderick einfach zu umständlich. Nun konnte er was sehen, Tante Elin gab es nun zweimal. Einmal oben und unten. Das war irgendwie lustig. Und da war eine Frau mit einer weißen Rüstung ganz aus hartem Dings. Die Frau musste mal vielleicht stark sein, um so eine schwere Panzerung tragen zu können. Allerdings würde Roderick mit ihr keinen Spaß machen können, da er keine Ahnung hatte, wie er die Frau dafür da rausbekommen sollte. Das war ja mal dämlich. Aber vielleicht konnte er ja Löcher in sie rein machen und dann fiel ihm vielleicht noch was ein. Also begann er auf sie zu schießen. Er guckte zuerst, wie die Hülsen lustig durch die Luft wirbelten, deswegen traf er erst mal die Frau nicht. Erst dann fiel ihm ein, dass er lieber gucken sollte, wo die Kugeln hin flogen. Alle paar Patronen war eine mit einer Leuchtspur in hübschen bunten Farben. Also schaute er nun genau hin und schon gab es herrliches Pings, als die Kugeln von der Rüstung abprallten. Die Frau richtete sich auf, griff nach einer umgehängten Waffe und richtete einen coolen Bolter auf ihn. Bolter waren zwar nicht ganz so lustig wie Maschinengewehre, aber sie machten ganz große Löcher und explodierten. Dafür flogen halt nicht so viele Hülsen durch die Luft, was natürlich schade war. Außerdem konnte man deren Hülsen nicht in die Nase stecken, weil die zu groß waren. Auch rochen die nicht so gut wie die von einem Maschinengewehr.
Der Bolter brüllte und Roderick spürte einen starken Luftzug, als die Mikrorakete an seinem Ohr vorbeizischte. Das lenkte Belials Sohn ab und sein MG schwenkte aus, als sein Kopf der viel zu schnell fliegenden Rakete nachsehen wollte. Der Bolter brüllte ein weiteres Mal auf und er spürte einen heftigen Schlag im Unterleib. Überrascht schaute er nach unten, um zu sehen, was ihn da geschlagen hatte, während er zwei Schritt zurücktaumelte, um die Wucht auszugleichen. Mit großen Augen sah er das gewaltige Loch in seinem Unterleib und wie gerade seine zerfetzten Gedärme herausrutschten. Roderick kam zu der Ansicht, dass dies nicht gut war. Dabei hatte er doch nur spielen wollen. Vorwurfsvoll blickte er die ganz gemeine Frau an, während sich ein sehr starkes Brennen im Unterleib bemerkbar machte. Er stolperte noch zwei Schritte rückwärts und brach dann ein. Er stützte sich auf sein hübsches Maschinengewehr mit den bunten Schnüren, an denen glänzende Glassplitter hingen, die lustig klimperten, wenn wie aufeinander trafen.
Dann brüllte der Bolter der gemeinen Frau ein weiteres Mal auf und Roderick wurde mehrmals unglaublich schnell durch die Luft gewirbelt. Er kam auf und rollte regelrecht über den Boden. Er sah einen kopflosen Mutanten mit seinem Maschinengewehr knien. Empört wollte er schreien, dass dies sein schönes MG war, aber er bekam keinen Ton heraus. Der böse Dieb fiel in sich zusammen und ließ nun sein MG los. Komisch, dass der tote Sohn Belials auch so rotes Fell wie er hatte. Das war sein letzter Gedanke, bevor sein Kopf von einem hochhakigen Stiefel aus Ceramit zertreten wurde.
Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.25
Person: Liron von der Purpurgarde
Liron fluchte und trieb vehement die verkleideten Imperialen weiter auf die feindliche Stellung zu. Eigentlich sollten diese dummen Schweine das schwere Feuer ziehen. Aber die Leichenimperatorhörigen hatten den Trick leider viel zu früh durchschaut und erschossen ihre eigenen Leute in aller Ruhe mit leichten Waffen. Liron war schon seit Beginn der Kampagne dabei, die zur Apotheose ihres Generals führen sollte. Genau genommen seit sie die dreifach verfluchte Inquisitionsfestung erobert hatten. Das war ein Spaß gewesen und das gleich bei seinem ersten Kampfeinsatz. Er entstammte einer primitiven Welt am Rande des Halos, wo wilde Barbarenstämme um die wenigen Ressourcen von Waffen und Frauen kämpften. Als junger Krieger war er in Handelstadt gewesen, wo es einen Raumhafen gab. Ab und zu tauchten hier Händler von den fernen Welten auf, die Waffen gegen Sklaven tauschten. Ihm hatte die bunte Truppe von General Belial auf Anhieb gefallen und es hatte sich gut getroffen, dass er einen Wettbewerb veranstalte, um neue Rekruten zu gewinnen. Liron hatte drei Duelle gewonnen und war als würdig genug befunden worden, um sich um eine Stelle bei der Purpurgarde verdienen zu dürfen. Sechs weitere Zweikämpfe hatte er gewinnen müssen, bis er als hart genug befunden worden war, die Riten der Aufnahme durchlaufen zu dürfen. Äußerst schmerzhafte Riten, aber auch sehr interessante Riten. Sie machten einen Mann zu etwas Besonderem. Anfangs hatte ihn die hochentwickelte Ausrüstung irritiert, aber auf seinem Planeten überlebte nur, wer sich schnell anpassen konnte. Und er hatte sich angepasst. Das Leben zwischen den Sternen mit General Belial war genau das, was er sich als kleiner Junge erträumt hatte, wenn er nachts zu dem gleißenden Band der Milchstraße hochgeblickt hatte.
In der Nähe schlug die schwere Granate eines Greifen ein. Mehr als zwanzig Köder wurden zerrissen und die Linien weiter ausgedünnt. Inzwischen war er auf Dreihundert Meter an die imperiale Kampflinie herangerückt. Der Feind hatte nicht genug Leute, um eine geschlossene Kampflinie zu bilden, sondern hatte sich Truppweise eingeigelt und sich gegenseitig unterstützende Widerstandsnester gebildet. Noch nie hatte er gegen solch mutige Soldaten gekämpft, die selbst jetzt noch voller Disziplin waren. Er trat einem der imperialen Gefangenen in den Arsch, um ihn etwas anzutreiben. Die Köder waren mit bunten Symbolen bemalt, hatten trotz der Kälte nur Lumpen an und sie hatten ihre Hände an die Holzgewehre genagelt. Auf Entfernung gingen die als billige Kultisten durch. Aber leider hatte jemand ihren Trick ziemlich früh durchschaut. Für einen Sturmangriff waren die unter Drogen gesetzte Gefangenen nicht zu motivieren und so ging die Annäherung viel zu langsam vonstatten. Eigentlich war vorgesehen gewesen, dass sie in breiter Linie vorrückten und dann im letzten Moment als erstes die imperiale Linie mit Generals Belials Mutanten anzugreifen. Erst dann sollte als zweite Welle dann die Purpurgarde vorrücken und den Boden aufwischen. Dummerweise waren die dämlichen Mutanten alleine vorgerannt und waren offensichtlich niedergemäht worden. Ihre Leichen dienten den Imperialen nun als zusätzliche Deckung.
"Weiter! Ihr Hunde! Weiter!", brüllte ihr Mako in der Nähe und Liron tat so, als ob er die imperialen Idioten weiter enthusiastisch in den sicheren Tod treiben würde. Die Reihen ihrer Kugelfänge lichteten sich bedenklich und auch die Treiber, welche richtige Kultisten waren, wurden schnell weniger. Ihre Artillerie meldete sich auch nicht mehr, wahrscheinlich erledigt. Wie und warum konnte Liron nur raten, aber er wusste inzwischen genug, um die Vorzüge einer eigenen Artillerieunterstützung zu schätzen. Wenn die ausblieb, wurde es haarig. Der Feind war zum Glück auf halber Strecke im offenen Feld stecken geblieben, hatte aber aus den Leichen seiner Gefallenen und der Mutanten Barrikaden errichtet. Für einen 120mm Mörser ein Schlachtfest. Dumm nur, wenn die eigenen Mörser nicht mehr feuerten. Sie waren jetzt auf hundertfünfzig Meter heran, nur noch wenige Gefangenen waren vor ihnen.
"Tötet die restlichen Gefangenen! Nutzt sie als Deckung! Bildet eine Schützenlinie! Wir gehen es von hier aus an!", brüllte der Mako, der offenbar den ursprünglichen Plan nicht mehr durchführbar sah. Liron war der letzte, der ihm dafür Vorwürfe machen würde. Der ganze Plan hatte sich als Scheiße entpuppt. General Belial hatte sie bisher von Sieg zu Sieg geführt, aber heute schien seine Glücksträne zu enden. Liron tötete die vor ihm stehenden Gefangenen und baute aus ihnen eine makabre Deckung. Gegen Laserfeuer von vorne war sie zu gebrauchen, aber gegen Granaten hatte er nur seine Rüstung.
Seine Einheit ging wie befohlen hinter den Leichen in Deckung und eröffnete das Feuer auf die Imperialen, die gezielt zurückschossen. Den Mako, der das Feuer leitete, erwischte es als einen der ersten, dann wurde ihr Kriegschor mit einer Rakete ausgelöscht, bevor ihr Lied etwas anrichten konnte. Die Gardisten mit den Granatwerfern starben als nächste, dann die mit Unterstützungswaffen. So langsam kroch die Angst in Liron hoch. Dieser Kampf entwickelte sich nicht nach seinem Geschmack. Nur ein Dutzend Meter neben ihm ging eine schwere Mörsergranate eines Greifen nieder. Heiße Splitter zischten über ihn hinweg und die Fontäne aus Erde bewarf ihn mit Dreck. Auch einige seiner Kameraden wurden zerrissen. Eine Garbe eines 40mm Bolters hämmerte in seine Deckung und sprengte die Leichen, die ihm als Deckung dienten. Blut und andere Dinge besudelten ihn. Seine Rüstung war gut und hielt. Schnell rollte er sich hinter eine andere Leiche. Granaten aus leichten Mörsern fuhren nun gezielt auf ihre Linie herab und forderten einen großen Blutzoll. Die feindlichen Bolter hämmerten nun wieder fast im Dauerfeuer. Raketen zischten heran und fuhren in Ansammlungen. Imperiale Leman Russ eröffneten mit ihren großkalibrigen Kanonen das direkte Feuer auf sie. Neben der Purpurgarde beteiligten sich auch andere Kultisten an dem Kampf, aber Liron sah, was für einen Schiss sie hatten. Genau genommen kroch inzwischen die Angst auch in ihm hoch. Zu Hause wäre er jetzt ein angesehener Krieger, hätte von seinen Feinden einen ansehnlichen Harem schöner Frauen geraubt und wahrscheinlich würden viele Söhne in seinem Kral spielen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, seine Heimat zu verlassen, um seine Bestimmung zwischen den Sternen zu suchen.
Liron nahm einen Raketenschützen aufs Korn, der verdammt gut schoss. Sie lieferten sich erst seit wenigen Minuten ein Feuergefecht mit den Imperialen und sie hatten schon ein Viertel ihrer Leute verloren. Ihre Züge und Kompanien waren einfach zu klein, um einen solchen Feind ohne Unterstützung angehen zu können. Er zielte sorgfältig durch sein Skope und schoss auf den Raketenschützen, welcher den Kriegschor erledigt hatte. Lirons Salve schlug zum Teil in die Deckung aus einem toten Nachtmahr, der Rest traf, aber ging nicht durch die Panzerung des Schützen. Aber dessen Ärmel fing an zu brennen, was dessen Lader bemerkte und mit einem Schlag löschte. Es war aussichtslos. Er rollte sich in sichere Deckung und beobachtete, wie die ersten Kultisten versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Von seiner Einheit war nicht mehr viel übrig und die, die noch da waren, schienen genau so wenig Lust zu haben, für General Belials Fehler ins Gras zu beißen. Die ersten warfen Rauchgranaten und begannen, sich abzusetzen. Einer der Sattos schrie, sie sollten die Linie halten, aber es war vorbei. Ohne Artillerieunterstützung waren sie verloren. Obendrein tauchten immer mehr feindliche Leman Russ auf. In ihrem Kielwasser folgten Chimären mit wahrscheinlich noch frischen Truppen an Bord. Außerdem konnte er mehrere Höllenhunde ausmachen.
"Zurück zu den Gräben!", brüllte jemand und das war der erste wirklich vernünftige Befehl des Tages. Egal, von wem er letztendlich kam, setzte sich nun die ganze Linie ab. Sie warfen ihre Rauchgranaten und lösten sich tiefgebeugt aus der Deckung. Schnell wurde aus dem Rückzug eine wilde Flucht. Jeder versuchte nur noch, sein Leben zu retten und rannte, so schnell er konnte, von Deckung zu Deckung. Manche rannten auch einfach gerade aus, aber die wurden sehr schnell weniger, da die Imperialen solch leichten Ziele recht schnell erwischten. Die Rauchgranaten brannten viel zu schnell ab und sorgten nicht für genügend Sichtschutz. Die Einheiten lösten sich auf und jeder war sich selbst der Nächste. Die feindlichen Leman Russ feuerten aus allen Rohren und die Höllenhunde setzten ihnen mit laut aufheulenden Panzermotoren sehr schnell nach. Panzerabwehrwaffen hatte Liron leider keine mehr, die waren massiv an die Truppen ausgeteilt worden, welche die Zufahrtsstraße zum Engelberg hielten. Die große Hexe Alcina hatte vorhergesagt, dass die Leichenanbeter einen massiven Angriff darauf starten würden. Stattdessen hatten sich diese Bastarde hier einfach eingegraben. Auf Weiber war einfach kein Verlass, hatte sein Vater schon immer gesagt. Und vor den Hexen sollte man sich hüten, hatte seine Mutter immer gepredigt. Weise Worte, hätte er nur früher darauf gehört.
Ein Gardist, der schräg vor ihm im Zickzack rannte, wurde von einem Projektil einer Maschinenkanone einer Chimäre getroffen und förmlich zerfetzt. Sofort warf sich Liron in den Dreck und spürte, wie mehrere Geschosse über ihn hinweg pfiffen. Die Chimären und Höllenhunde kamen schnell näher. Feuerlohen aus Flammenwerfern leckten über diejenigen, welche nicht schnell genug wegkamen. Panisch blickte er sich um, als er wieder auf die Beine kam. Die Schützen- und Flammenwerferpanzer kamen wie eine Wand aus lebendig gewordenem Ceramit auf ihn zugewalzt. Seinem Verstand war klar, dass er niemals so schnell laufen würde können, wie einer dieser Panzer. Aber seine Urinstinkte wollten nur noch weg von hier. Also rannte er weiter durch das Sperrfeuer aus Mörsergranaten, Lasergewehrfeuer und schwerem Bolterfeuer.
Dann wurde er von einer unglaublich heißen Flammenlohe eingehüllt. Sein ehemals weißer Tarnanzug fing Feuer. Das Promethium fraß sich durch seine Rüstung. Die Hitze wurde schnell unerträglich. Obwohl er wusste, dass dieses imperiale Teufelszeug nur schwer zu löschen war, wälzte er sich panisch im Schnee und versuchte so, die Flammen zu ersticken. Es tat unglaublich weh, als sein Fleisch anfing zu brennen. Liron schrie und bemitleidete sich selbst für dieses harte Schicksal. Hunderte Unschuldiger hatte er getötet, meist langsam und äußerst schmerzvoll. Unzählige Frauen hatte er gegen ihren Willen genommen, sie zerbrochen, sie vernichtet. So wie es eben das Vorrecht des Stärkeren, des Siegers war. Aber diesen Tod hatte er nun doch wahrlich nicht verdient, fand jedenfalls Liron. Auf alle Fälle erhörte eine höhere Macht sein Flehen und seinem Leiden wurde ein jähes Ende bereitet, als eine Chimäre mit ihrer linken Laufkette über ihn fuhr und seinen Körper in blutigen Matsch verwandelte, der weiter vor sich hin brannte.
Nördlich der Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.25
Person: Großinquisitor Donatan
Nilap hatte eines der herumstehenden Halbkettenfahrzeuge zum Laufen gebracht. Setag saß im Geschützstand, Justicar Thane hatte sich mit seinem Trupp mit Donatan in den Innenraum gequetscht. Nur dadurch, dass sie die Topklappen aufgemacht hatten, war genug Platz für alle in ihren schweren Terminatorrüstungen. Der Maschinengeist ächzte deutlich unter der ungewohnten Belastung, während Nilap das Halbkettenfahrzeug auf die psionische Anomalie zubewegte, die für Donatan wie ein Leuchtfeuer wirkte. Wahrscheinlich war das der andere Eingang zum Warpportal, durch das diese Monstrosität Belial das Zentrum der Division bedrohte. Wenig überraschend bewachten einige Chaossoldaten das Portal auf dieser Seite. Als sie erkannten, dass das Halbkettenfahrzeug vom Imperium erbeutet worden war, waren sie schon zwischen ihnen und ließen ihre Sturmbolter für sich sprechen und ihre Sätze waren kurz und einprägsam. Setag dagegen bevorzugte mit dem großkalibrigen Maschinengewehr im offenen Turm eher lange Sätze, die ganze Baumreihen fällten. Und alles, was davor stand. Bevor es zu einer organisierten Gegenwehr kommen konnte, waren sie schon durchgebrochen und der Feind war entweder tot, lag sterbend im blutgetränkten Schnee oder floh panisch in die umliegenden Wälder.
Die Grey Knights begannen, eine Litanei zu singen, und er wob mit ihnen zusammen ein Abwehrnetz, ähnlich einem kleinen Gellerfeld, das sie vor den Auswirkungen des Warps hoffentlich lange genug beschützen würde, bis sie wieder auf der anderen Seite waren. Von einem Augenblick zum anderen waren sie in Finsternis gehüllt. Der Großinquisitor spürte, wie augenblicklich Kräfte von außerhalb gegen die psionische Schutzsphäre anrannten. Aber bevor die Sphäre Risse bekam, waren sie durch und fuhren in eine unnatürliche Nebelwand. Die Schlacht tobte um sie herum und hatte sich in eine große Reihe von Einzelgefechten verlagert. Er konnte im Norden eine große ungeschützte Streitmacht spüren, die gerade von den Inquisitionsgardisten niedergemäht wurde. Imperiale Bürger, die als Köder dienten um vom eigentlichen Angriff abzulenken. Und er konnte Kenji spüren, wie er in großer Gefahr war. Der Funk war total überlastet und es war keine freie Frequenz zu finden, mit der er den General der Inquisitionsdivision hätte erreichen können.
Dann tauchte plötzlich die Gestalt von Belial höchstpersönlich auf. Er war von einer Schar seiner verrückten Bräute umgeben, einige trugen seine Waffen, andere hatten tatsächlich nichts Besseres zu tun, als das Geschehen zu filmen oder Spiegelschilde zu tragen, in denen sich diese Widernatürlichkeit gefangen von der eigenen Eitelkeit sonnte. Kenji war auch zu sehen, seine letzten Leibwächter wurden gerade getötet. Setag eröffnete augenblicklich das Feuer auf Belial, aber die Kugeln wurden von einem übernatürlichen Schutzfeld abgelenkt. War es etwa schon soweit? War Belial zu einem Dämonenprinz aufgestiegen?
Eine der Amazonen, eine schwarze Frau, die bis auf ein paar dekorative Lederriemchen fast vollständig nackt war, schoss mit einem Bogen auf sie. Die Hohlladungsspitze traf den Bereich der vorderen Radaufhängung, die weggesprengt wurde. Die Schnauze des Kettenfahrzeuges bohrte sich in den Boden. Durch die hohe Geschwindigkeit hob sich das Fahrzeug und fing an, sich aufzustellen. Die Grey Knights sprangen geistesgegenwärtig ab, während Donatan zu weit vorne saß und damit in dem Bereich, wo die Klappe endete. Setag ließ sich in das Fahrzeug zurückfallen. Dann überschlug sich das Halbkettenfahrzeug und sie rutschten einen kurzen Moment auf dem Dach weiter. Mit seinen psionischen Kräften versuchte er, den Fall abzubremsen, was nur mäßig gelang. Mit großer Wucht knallte er auf die Dachpanzerung und seine Terminatorrüstung war nicht wirklich gegen solche Situationen gefeit. Der Aufschlag presste ihm die Luft aus den Lungen und er wurde ordentlich durchgeschüttelt. Ihm wurde einen kurzen Moment schwarz vor Augen.
"Ich bin zu alt für solche Aktionen.", grummelte Donatan in seinen nicht vorhandenen Bart und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Setag kroch über ihn drüber und half ihm dann auf.
"Alles in Ordnung?", fragte der Astartes.
"Ich bin nicht sicher", meinte Donatan und versuchte, den Einsatzstatus seines Körpers und Rüstung festzustellen. Er hatte sich auf alle Fälle einen Haufen schmerzhafter Hämatome eingefangen, in seinem Mund schmeckte er Blut, weil er sich beim Sturz wohl die Lippe an der Innenseite seines Helmes aufgeschlagen hatte. Er hoffte jedenfalls, dass das Blut von dort kam und nicht von einer inneren Verletzung.
"Wir müssen hier raus!", rief Nilap und krabbelt aus dem Fahrerstand mit mehr Gliedern, als ein Mensch haben sollte. Aber der Techpriester hatte Recht, jetzt war nicht die Zeit, Wehwechen zu analysieren. Draußen wurde gekämpft, das konnte er deutlich spüren. Nur war die Heckklappe verzogen und ließ sich nicht so einfach öffnen. Aber zum Glück war Nilap mit genug Werkzeug bestückt, um sich einfach heraus schweißen zu können. Allerdings würde das etwas Zeit in Anspruch nehmen. Und Zeit war ein Gut, das er nicht wirklich hatte, da der Schützenpanzer eindeutig Feuer gefangen hatte. Außerdem konnte jederzeit eine von Belials verfluchten Bräuten auf die Idee kommen, eine weitere Hohlladung auf das Halbkettenfahrzeug zu verschießen.
Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.28
Person: Justicar Thane
Mit einem ungelenken Hopser sprang Thane aus dem Bereich, wo eine halbe Sekunde später das ramponierte Halbkettenfahrzeug aufschlug und dann brennend weiter schlitterte. Der Inquisitor und seine Leute schienen noch drin zu sein, aber der Grey Knight war sicher, dass sie selbst in der Lage waren, sich aus dem brennenden Wrack zu befreien. Er spürte, wie Belial ihn musterte.
"Noch mehr graue Ritterlein zum spielen. Das wird aber so langsam doch etwas eintönig. Ihr solltet mal eure Rüstungen unterschiedlich anmalen und nicht nur diese popligen Schildchen mit den immer gleichen langweiligen Symbolen. Aber vielleicht habt ihr ja mehr drauf, als eure Kameraden. Die zu töten erschreckend einfach war. Selbst ihr grauen Ritterlein seid einfach nicht mehr das, was ihr einst wart. Nämlich eine wirkliche Herausforderung und damit ein großer Spaß!" Mit diesen Worten griff der abtrünnige Astartes an. Dafür, dass er kurz davor stand, sich in einen Dämonenprinzen zu verwandeln, war er regelrecht mickrig. Er war nur wenig größer als Thane in seiner gewaltigen barocken Terminatorrüstung. Ein Umstand, über den der Grey Knight nicht unbedingt unglücklich war. Der fast vollständig mutierte Astartes griff ihn an, während sein Gefolge es mit Thanes Leuten aufnahm und band. Dies war nun ein Duell zwischen ihm und der Abscheulichkeit, zu der Belial geworden war. Da der Psioniker die aktiven Schutzrunen in der goldenen Rüstung sehen konnte, unterließ er es gleich, ihn mit psionischen Kräften anzugehen. Dieser Kampf würde durch Muskelkraft und reinen Vernichtungswillen gewonnen werden. Und Thane ließ seinen Willen zur Vernichtung glühend heiß durch seinen Körper fließen. Diese Kreatur versinnbildlichte für ihn all das, was es zu vernichten galt, auf dass die Menschheit in Frieden gedeihen konnte.
Belial war unglaublich schnell, aber Thane verfügte ebenfalls über blitzschnelle Reflexe. Er wich der heransausenden Hellebarde aus, stach selbst zu, wurde aber von einer geschwinden Bewegung geblockt. Sie umkreisten sich und ließen ihre Glefen und Hellebarden schneller wirbeln, als ein menschliches Auge zu folgen vermochte. Der Diener Slaaneshs ging mit mehreren wuchtigen Hieben in die Offensive. Funkensprühend krachten ihre Stichblätter aneinander, bevor sie sich wieder lösten. Mit einer Finte versuchte Thane, einen Angriff einzuleiten, wurde aber sofort geblockt und musste sich mit einem Sprung nach hinten aus der Gefahrenzone eines Gegenangriffs retten. Sofort stürmte Belial hinter ihm her und brachte ihn zum Laufen. Die Terminatorrüstung bremste ihn sofort wieder ab und der plötzliche Ruck hätte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. Nur das unbarmherzige Kampftraining der Grey Knights, die unendliche Wiederholung von Kampfmanövern hatte diese ihn so in Fleisch und Blut übergehen lassen, dass sein Körper schon handelte, bevor er selbst bewusst dazu in der Lage gewesen wäre. Gegen seinen Willen musste Thane den überragenden Kampfkünsten des Feindes Respekt zollen. Noch nie hatte er gegen einen solch formidablen Gegner gefochten. Und Thane begriff, dass er so niemals würde siegen können. Nicht allein. Er konnte seine Leute in der Nähe spüren, jeder von ihnen in einem tödlichen Kampf mit Belials Leibwache aus verrückten Amazonen verstrickt. Diese Weiber waren auch nur Menschen, aber perfekte Kriegerinnen, trotz all ihrer Fehler und Ketzereien.
Schon nach einer halben Minute war Thane an seiner Leistungsgrenze angelangt und er wusste, dass er dieses mörderische Tempo nicht viel länger würde einhalten können. Mehrmals versuchte er, mit seinem Sturmbolter anzulegen, aber entweder drängte der Verräter seinen Arm ab oder wich mit schon beleidigender Lässigkeit der Garbe einfach aus.
Den nächsten Schlag parierte Thane einen Tick zu langsam, der Winkel war falsch und seine Glefe wurde von der Wucht in zwei Teile geteilt und ihm aus der Hand geprellt. Einen Moment lang war Thane völlig überrascht und verfolgte mit den Augen die durch die Luft segelnden Überreste seine Waffe. Das durfte nicht sein. Schon sauste Belials Klinge auf ihn nieder, die Hellebarde mit den perversen Slaaneshsymbolen füllte sein Blickfeld und der Grey Knight tat das einzige, was in der derzeitigen Situation noch irgendeinen Sinn ergab. Er packte den metallenen Schaft mit beiden gepanzerten Händen und stemmte alle seine Kraft gegen den mächtigen Hieb, der seinen Schädel zu spalten drohte. Dann bemerkte er etwas Merkwürdiges. Während sein Körper beinahe reflexartig den Angriff abgefangen hatte, hatte ein Teil seines Bewusstseins weiterhin in unvernünftigem Schock den Flug seiner Glefenklinge verfolgt, die noch immer von einem Energiefeld umgeben war. Und jetzt veränderte sich plötzlich der Winkel, mit dem sie durch die Luft segelte. Wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt richtete sie sich aus und schoss dann mit unverminderter Geschwindigkeit direkt auf Belials Brust zu. Die Bestie löste seine Scherenhände von der Hellebarde, um nach dem Geschoss zu schnappen, aber es war zu spät. Mühelos durchschlug die Klinge die prächtige, mehr der Eitelkeit denn wirklichem Schutz geschuldeten Rüstung und bohrte sich direkt in das Herz des Slaanesh-Champions. Oder zumindest dorthin, wo sich ein Herz befinden müsste, wenn die Anatomie des Malträgers noch halbwegs stimmte. Blut schoss aus den Rändern der Wunde.
Ohne sich von diesem seltsamen Umstand ablenken zu lassen, mobilisierte Thane die ganze Kraft seiner Aegis Rüstung und riss die Hellebarde an sich, die Belial jetzt nur noch mit seinen zwei normalen Armen und halber Aufmerksamkeit gehalten hatte. Er wirbelte die Waffe herum und schlug sie dem gefallenen Astartes seitlich in den Hals, bevor der sich darauf besinnen konnte, dass er zwei Herzen hatte. Leider reichte die Wucht des Schlags nicht, um ihn zu enthaupten, aber Belial brach in die Knie und starrte fassungslos auf das Blut, das in Strömen über seinen goldenen Brustpanzer rann.
"Das ist nicht möglich! Das kam nicht in der Prophezeiung vor! Mein Sieg steht seit Millennien doch fest!", gab der Verräter aufgebracht von sich.
Mit ruhiger Effizienz hob Thane seinen Arm und richtete den Sturmbolter auf seinem Unterarm gerade auf den Schädel der mutierten Abscheulichkeit und ließ die Waffe für ihn antworten. Die Garbe aus psiaktiven massereaktiven Geschossen landete in der mit dem Slaaneshsymbol verunzierten Stirn des gefallenen Astartes und brachten seinen dämlich aus der Wäsche glotzenden Schädel zur Explosion. Gehirn und Schädelfragmente wurden durch die Gegend geschleudert und besudelten Thanes Rüstung. Für einen kurzen Moment blieb der kopflose Torso des mutierten Verräters stehen, brach dann in die Knie und fiel einfach um. Die Bestie war tot und Thane noch am Leben. "Das Glück ist mit jenen, die auf den lebendigen Gottimperator vertrauen", hatte seine Mutter immer gesagt und offensichtlich hatte sie recht gehabt.
Ohne seinen überraschenden Sieg wirklich fassen zu können, blickte der Grey Knight sich um. Belials Bräute flohen und seine Brüder, die nicht schnell genug waren, um die agilen Amazonen zu verfolgen, sandten ihnen brüllende Boltersalven hinterher. Ein Stück entfernt entdeckte er Großinquisitor Donatan vor dem Wrack des brennenden Schützenpanzers, der die Hand in seine Richtung ausgestreckt hatte. Als sich ihre Blicke trafen, ließ der Psioniker seinen Arm sinken und nahm den Helm ab. Thane lächelte, als er begriff, was geschehen war. Er hatte recht behalten. Diesen Kampf hatte er allein nicht gewinnen können. Er hatte die Hellebarde festgehalten und Belial damit einen Augenblick lang gebunden. Einen Augenblick, den Donatan genutzt hatte, um nach der Klinge der zerstörten Glefe zu greifen und ihrer Existenz zu einem letzten, ultimativen Dienst zu verhelfen. Diesen Sieg hatten sie nur gemeinsam erringen können, aber das, so stellte Thane fest, störte ihn überhaupt nicht. Denn Belial war tot, die Mission erfüllt.
Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.30
Person: Tegan von den 6x6x6
Meister Belial war tot! Ihr Geliebter war tot! Sie war zu spät gekommen, um ihn noch beschützen zu können. Tegan hatte gesehen, wie sich die Spitze der Glefe in die Brust des Meisters gebohrt hatte und wie der Graue Ritter ihn getötet hatte. So traurig Tegan über den Tod von Belial auch war, so war sie doch unendlich erleichtert, dass er noch als sterbliches Wesen getötet worden war, bevor er zu einer Karikatur von Slaanesh wurde. Voller Verzweiflung war sie vom Ort seines Todes weggerannt und hatte nun vollständig die Orientierung verloren. In ihrer Brust tobte ein Schmerz, als hätte man ihr das Herz herausgerissen. Die Amazone brach kraftlos in die Knie und rammte ihr Schwert in die Erde, um sich daran festhalten zu können. Die Frau weinte hemmungslos, während um sie herum noch die Schlacht tobte. Für einen Moment war sie ein leichtes Ziel, aber dichte Nebelschwaden umschmeichelten sie und deckten alles um sie herum wie mit einem Leichentuch zu.
Seit einer unendlich langen Zeit hatte Tegan Meister Belial gedient. Sie war Mitte M40 geboren und jetzt war es Ende M41. Dadurch, dass sie viel Zeit im Warp auf ihren Reisen verbracht hatten, war das Alter von Sternenreisenden immer relativ zu sehen, trotzdem konnte Tegan sich an gemeinsame Jahrhunderte erinnern. Jahrhunderte, wo sie Meister Belials Favoritin gewesen war. Seine Muse, auf deren nackte Haut er Gedichte und Liedtexte geschrieben hatte. Seine Kampfgefährtin, die seinen Rücken freigehalten hatte. Seine Freundin, mit der er seine innersten Gedanken geteilt hatte. Seine Frau, mit der er unzählige Söhne und eine Tochter gezeugt hatte. Im Laufe der Jahrhunderte hatte er auch andere Favoritinnen gehabt, aber wirklich fremd waren sie sich erst vor dreißig Jahren geworden. Zu dem Zeitpunkt, als Alcina ihren Geliebten ausgespannt hatte und ihn zu einem flachen Witz von einem primitiven Kultisten der untersten Kategorie umgeformt hatte. Meister Belial zu etwas gemacht hatte, das er nie hatte sein wollen. Die Hexe Alcina hatte ihn schließlich mit ihren falschen Prophezeiungen umgebracht. Deswegen hatte Tegan auch nicht versucht, den Grauen Ritter zu töten. Er hatte nur das beendet, zu dem sie nie in der Lage gewesen wäre. Niemals hätte sie die Hand gegen ihren geliebten Meister Belial erheben und ihn von seiner schmählichen Existenz erlösen können. Aber der Graue Ritter hatte es getan und dafür war sie ihm dankbar.
Wie ein dunkler Fluch tauchte Alcina im Schneegestöber auf. Die Hexe mit den Schlangenhaaren ritt auf einer sechsbeinigen, tigerähnlichen Kreatur mit schwarz-weißem Fell. Ihr Sattel war reichlich mit edlen Metallen und bunten Steinen verziert und sie trug ihre komplette Kampfausrüstung.
"Wo ist Meister Belial? Ich kann ihn nicht mehr erreichen.", fragte die Hexe und Tegan fletschte die Zähne, als sie unbändige Wut übermannte.
"Mein Belial ist tot! Kannst du verdammte Hexe das nicht spüren?" Natürlich konnte sie das nicht, da Meister Belial gegen psionische Kräfte gut geschützt war. Auch solche, die ihn hätten orten können.
"Das kann nicht sein! Sein Sieg und Aufstieg sind vorhergesagt! So steht es geschrieben im Buch der Prophezeiungen über das Schwinden des Lichtes des falschen Imperators! Taggarath, der Seher von Corrinto hat sich in seinen Schriften noch nie geirrt!"
"Wage es ja nicht, dich hinter diesem Buch der Lügen zu verstecken, du verdammte manipulative Hure! Ich bring dich verlogene Fotze um!" Tegan stemmte sich hoch und ein noch nie gekannter Zorn übermannte sie. Diese Hexe hatte Belial in den Untergang getrieben und nun war es endlich an der Zeit, abzurechnen.
"Du dumme Schlampe! Stirb!" Die Hexe streckte ihre Hand aus und eine starke Macht griff nach Tegan. Die Luft stank auf einmal nach Ozon und die Amazone spürte, wie dunkle Kräfte nach ihr griffen. Das Hexagramm Amulett auf ihrer Brust erwärmte sich und ein Glücksbringer an ihrer Schulterpanzerung zersprang. Mit zwei kurzen Sprüngen war sie heran. Der Tiger wendete sich Tegan zu und die Amazone schlug hart zu. Ihr Hieb zerteilte den Kopf der Kreatur und warf sie zu Boden. Die Hexe sprang mit einem Kreischen herunter. Sofort griff Tegan an, aber die Hexe war leichtfüßig und gewandt. Im letzten Moment sprang die Psionikerin mit einem Salto Überschlag zurück.
Nun schleuderte die Hexe ohne Kommentar ein Bündel Blitze nach ihr. Die blauten Lichter tanzten auf ihrer Rüstung. Wieder zersprangen einige Amulette und die tödliche Energie hinterließ auf ihrer Haut nichts weiter als ein elektrisierendes Kribbeln, das eigentlich sogar ganz anregend war. Tegan schlug mit aller Kraft von oben nach unten zu, aber ihre Klinge durchschnitt nur Luft, da die Hexe sich übermenschlich schnell mit einer rückwärtigen Windung aus dem Schlag gedreht hatte. Nun kam eine Feuerlohe Tegan entgegen geschossen und hüllte sie in heiße Flammen an. Es gab einen Knall, als der Hexfeldgenerator auf ihrer Brust endgültig durchbrannte. Allerdings verloschen die Flammen sofort wieder und der einzige Effekt waren ein paar angesengte Haare.
"Ist das alles, was du draufhast, Hexe?", höhnte Tegan und setzte ihr nach.
"Ich spiel nur mit dir, Fotze!" erwiderte Alcina, was sich aber nicht wirklich überzeugend anhörte, da ihre Stimme ziemlich angestrengt klang. "Weißt du dummes Miststück eigentlich, dass Belial vorhatte, euch alle in diesem Kampf zu opfern? Ihr wart alle nur Mittel zum Zweck, um seinen Aufstieg zu ermöglichen!"
"Du lügst!", brüllte Tegan voller Wut. Ihr geliebter Belial würde das niemals tun. Sie liebte ihn doch von ganzem Herzen. Vielleicht war sie die einzige Frau in dieser Galaxis nach seiner Mutter, die ihn um seiner selbst willen geliebt hatte. Es war unmöglich, dass er so niederträchtig gewesen wäre, alle seine Leute bewusst in den Tod zu führen. Die Hexe tat das nur, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Etwas Anderes konnte gar nicht dahinter stecken. "Er hat mich zu seiner Stellvertreterin bestimmt, auf deinen verdammten Rat hin."
"Bild dir nur nichts darauf ein. Das war alles gelogen, um die Gemüter zu beruhigen." Die Hexe gewann derweil leichtfüßig etwas Distanz zur Amazone und zog ihren Ritualdolch. Alcina war nur mit einem Trikotanzug bekleidet und sie hatte den Körper einer Akrobatin. Es gab das Gerücht, Alcina wäre bei einer vagabundierenden Schaustellertruppe aufgewachsen. Bei der Gewandtheit, welche die Frau an den Tag legte, war Tegan versucht, diesen Gerüchten Glauben zu schenken. Tegan zog wieder ihre Pistole und spürte einen harten Zug an der Hand, als ob eine unsichtbare Faust an der Waffe zerrte. Trotz des immensens Gegendrucks gelang es der Amazone nicht nur, die Waffe fest zu halten, sondern auch auf die Hexe abzufeuern. Allerdings wurden die Geschosse harmlos von einem Kraftfeld zur Seite gelenkt. Die Psionikerin war wirklich mit allen Wassern gewaschen. Der Druck auf die Pistole verstärkte sich wieder und die Sache wurde so langsam zu einem Tauziehen. Da die Waffe gegen diese Hexe wohl eh nutzlos war, ließ Tegan sie mit Schwung los und überraschte Alcina so, die schon gar nicht mehr mit einem Erfolg gerechnet hatte. Die Pistole knallte funkensprühend gegen das Kraftfeld und eine Patrone wurde durch den harten Aufprall abgefeuert. Für einen Sekundenbruchteil war die ehemalige Leibhexe Meister Belials dadurch abgelenkt. Das reichte Tegan, um die drei Schritte zu überwinden nach den Unterlieb von Alcina zu stechen. Diesmal war die Hexe einen Tick zu langsam und Tegans Schwert traf Alcinas fast ungeschützten Unterleib, nachdem das Schutzfeld durch eine Lücke überwunden worden war. Die Hexe versuchte noch, mit ihrem Opferdolch zu parieren, aber mehr als eine nutzlose Geste kam dabei nicht heraus. Das Schwert bohrte sich durch die harten Muskeln des flachen Bauches und dann durch die weichen Gedärme. Die Hexe taumelte zurück und sammelte ein letztes Mal ihre ganze Macht. Etwas in ihrem Inneren schien sich zu entladen und Tegan entfuhr ein lauter Furz, mehr passierte nicht. Sie hatte keine Amulette mehr, die noch vor Psionik schützten, aber eigentlich brauchte sie die gar nicht.
Während Alcina sie noch ungläubig anglotzte, schlug Tegan mit aller Wucht zu und das Schwert fuhr in Alcinas Schulter, durchtrennte ihre linke Brust und fuhr weiter bis zum Schritt. In zwei Teilen glitt die Hexe zu Boden.
"Weißt Du Hexe nicht, dass Mitglieder des bewaffneten Arms der Sororitas auch nach dem Kriterium ausgewählt werden, wie stark sie feigen Hexenkräften widerstehen können? Ich bin eine Stumpfe, du dämliche Nuss!", erklärte Tegan triumphierend und sah, wie die Augen der Hexe brachen. Sie hatte nun ihren Meister gerächt, aber es änderte nichts daran, dass sie Alcina dreißig Jahre zu spät getötet hatte. Aber damals, als Alcina als Hexenberaterin eines Kultführers an Bord der "Wolf im Schafspelz" gelangte, war sie nur eine unbedeutende Hexe. Niemand konnte ahnen, dass sie mit süßen Worten und dunkler Magie die Herzen von Meister Belial verderben würde können. Und selbst nach seinem Tod hatte dieses Miststück noch die Frechheit besessen, so zu lügen. Meister Belial würde niemals seine eigenen Leute opfern! Aber in ihrem Innersten regten sich Zweifel, ob Alcina in diesem Punkt vielleicht nicht doch die Wahrheit gesagt hatte.
"Nein!", schrie die Amazone laut auf und füllte ihr Herz mit grenzenloser Liebe zu ihrem nun toten Meister. Die verfluchte Hexe hatte sie nur aus dem Konzept bringen und ihre Missetaten kaschieren wollen. Hexen und Dämonen des Tzeentch hatten eines gemeinsam, sie logen, wenn sie das Maul aufmachten.
"Das stand wohl auch nicht in diesem scheiß Buch, du blöde Hexenfotze!" Tegan urinierte ihr noch ins Gesicht und konzentrierte sich nun auf wichtigere Dinge. Es galt nun zu retten, was noch zu retten war. "Slaanesh! Gib deiner Prophetin und Hohepriesterin die Kraft, den Mut und das Geschick, alles Notwendige zu tun, um Meister Belials Erbe würdig antreten zu können. Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird, aber ich werde es schaffen und so das herrliche Andenken von meinem geliebten Meister Belial bewahren." Und Belials Witwe spürte, wie Slaanesh ihren Wunsch erhörte.
Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.34
Person: Sioned
Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte Sioneds Stirn und sie war augenblicklich wach. Ihr geschundener Körper lag ihm Schnee, ihr war kalt. Dafür stand Sioneds Brustkorb schier in Flammen und nur wenig lustvoller Schmerz wurden in Wellen durch ihren drangsalierten Körper gejagt. Jeder Atemzug war eine Qual, die keinen Spaß machte. Etwas war auf einmal ganz anders, als würde etwas Elementares fehlen. Fahrig taste Sioned nach ihren Waffen und fand sie bei sich in unmittelbarer Nähe liegend, wobei sie ihre Pistole erst nach etwas Suchen ein paar Meter entfernt fand. Die Waffen in ihren Händen gaben ihr etwas Kraft und Zuversicht, nachdem sie ein frisches Magazin in ihre Wüstenadlerpistole gerammt hatte. Um sie herum tobte immer noch die Schlacht. Gouverneur lag tot nur wenige Meter entfernt im Schnee. Sie spürte wahre Trauer um ihren geliebten Hengst, den sie hatte opfern müssen. Unter Schmerzen schleppte Sioned sich hin, steckte ihre Nahkampfwaffen weg und zog ihr Automatikgewehr aus dem Futteral neben dem Sattel. Die Amazone überzeugte sich von der Einsatzbereitschaft der Waffe und lud sie durch.
"Tut mir leid, dass es dich erwischt hat, Gouverneur. Ich werde dich vermissen!" Bedauernd streichelte sie seinen Körper und hauchte einen Kuss. Hinter ihrem toten Pferd nahm Sioned Deckung und versuchte, sich zu orientieren. Wirklich weit sehen konnte sie nicht, sie konnte den schwer beschädigten Land Raider erkennen, zwei tote Grey Knights, aber von Meister Belial und den anderen Amazonen fehlte jede Spur. Mit einer Formel auf den Lippen aktivierte sie ihr persönliches kompaktes Vox-Gerät in einem reich verzierten goldenen Gehäuse und versuchte Kontakt aufzunehmen.
"Meister Belial ist tot! Meister Belial ist tot!", hörte sie einen Chor aus Stimmen im Funk auf allen Frequenzen und konnte den Worten keinen Glauben schenken. Meister Belial war das Zentrum ihres Universums. Der Dreh- und Angelpunk alles Seins. Er konnte nicht sterben, er durfte nicht sterben, deswegen war es einfach unmöglich, dass er tot war. Der Nebel befand sich immer noch um sie herum und sie hatte keinerlei Orientierung, wo sie überhaupt war. Dann trat eine Gestalt in ihr Sichtbereich, der Anderthalbhänder signalisierte, dass es Tegan war. Ihre Wangen waren nass vor Tränen.
"Nein!", schrie Sioned und schüttelte den Kopf.
"Ich habe es selbst gesehen, der Meister ist tot. Wir müssen von hier verschwinden!"
"Nein! Du lügst! Das kann nicht sein! Meister Belial kann nicht tot sein! Er muss uns noch sechs mal sechs Stunden voller Wonnen gewähren!", brüllte Sioned wider besseren Wissens. Dann traten ihr die Tränen in die Augen und sie schlug ihre Hände vors Gesicht. Sie verlor jeden Halt und brach schluchzend auf den Knien ruhend zusammen. In ihr war nur noch Leere, es gab nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte. Ihr rosarotes Universum war seiner strahlenden Sonne im Zentrum beraubt worden und bestand nur noch aus Finsternis.
"Steh auf, Sioned von den Feuerschwestern. Meister Belial ist tot, aber in unseren Herzen lebt er weiter. Solange wir noch leben, wir in seinen Namen weiter kämpfen, solange wird er weiter existieren. Seine verrückten Bräute gibt es nicht mehr. Ab heute sind wir Meister Belials Witwen! Lasst das Imperium wissen, dass sie uns heute geschlagen, unseren geliebten Meister erschlagen haben, aber wir sind noch nicht vernichtet. Solange nur eine von uns lebt, haben sie nicht gewonnen. Also auf die Beine, Erwählte Sioned, gesegnete Feuerschwester von Belials Witwen, und folge mir!" Sioned blickte auf und sah die unglaubliche Entschlossenheit in Tegans Augen schimmern. Diese Frau war hart wie Stahl und Sioned ergriff ihre starke Hand und wurde von ihr auf die Beine gezogen.
"Du hast Recht! Solange wir leben, haben sie nicht gewonnen!" Neue Kraft durchfloss Sioned und sie war wieder eine stolzes unbeugsame Kriegerin. Eine Feuerschwester aus dem Kader der 6x6x6, eine von Meister Belials Witwen.
"Hier spricht Hohepriesterin Tegan! An alle Einheiten! Meister Belial ist tot! Weiter zu kämpfen ist sinnlos! Deswegen befehle ich als seine Nachfolgerin nun den allgemeinen Rückzug! Sammelpunkt sind Slaaneshs Lenden! Ich wiederhole, Sammelpunkt sind Slaaneshs Lenden!", gab Tegan durch und begann zu gehen. Sioned folgte ihr zur linken. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Aber sie hoffte, dass Tegan noch die Orientierung besaß. Der Lärm der Schlacht verebbte langsam. Tegan steckte ihre Nahkampfwaffe weg und nahm den Bolter in Vorhalte.
"An alle Amazonen der sechs mal sechs mal sechs! Hier spricht Hohepriesterin Tegan! Wir ziehen uns über das Portal zurück. An alle Amazonen! Wir ziehen uns über das Portal zurück.", befahl Tegan mit ruhiger Stimme. Aus dem Nebel traten mehrere Gestalten, vier Amazonen, eine davon war Küken, die aus einem Schnitt an der Wange stark blutete. Auch hinkte sie ziemlich stark und musste sich auf ein erbeutetes Lasergewehr stützen. Gemessenen Schrittes, als ob sie alle Zeit der Welt hätten, schritt Tegan sicher wie auf einem Laufsteg zur Präsentation voran. Für sie schien es keine Zweifel über die Richtung oder eine Zukunft ohne den Meister zu geben. Ihre Tränen froren auf den Wangen und gaben ihr etwas Überirdisches. Es war offensichtlich, dass Tegan eine weitere Stufe in der Gunst des Slaanesh erklommen hatte.
Mehrmals wechselte Tegan abrupt die Richtung, als würde sie ein siebter Sinn vor Gefahr warnen und diese so umgehen. - Oder die alte, besserwisserische Tegan hat sich im Nebel genau so total verlaufen wie wir alle hier - flüsterte eine kleine gehässige Stimme in Sioned. Immer mehr Amazonen stießen zu ihnen, nur wenige von ihnen hatten noch ihren Nachtmahr. Auch ein paar wenige überlebende Söhne schlossen sich ihnen an. Die meisten waren verwundet, schleppten sich blutend durch den Schnee. Ihr Sohn war leider nicht darunter. Schließlich waren sie knapp dreißig Amazonen und etwas über zwanzig Söhne, die sich vor dem Portal eingefunden hatte. Die sechs Hexen sangen immer noch ihr Nebellied. Alcina war nicht zu sehen.
"Das sind alle, die noch übrig sind. Folgt mir durch das Portal!", verkündete Tegan mit fester Stimme und niemand stellte ihre Aussage in Frage. Es war ein erbärmlicher Haufen, der durch das Portal trat. Diesmal liefen sie durch diese unfassbare Leere. In den Augenwinkeln meinte Tegan immer wieder eine Bewegung zu sehen. Aber wenn sie den Kopf drehte, dann war da nur abgrundtiefe Schwärze zu erblicken. Es dauerte diesmal so unendlich lange, bis sie auf der anderen Seite heraus traten. Die zurückgelassenen Sicherungstruppen lagen niedergestreckt in der Nähe des Portals. Jemand hatte sich wohl den Durchgang dadurch erzwungen. Weitere Truppen stießen zu ihnen, Kultisten verschiedener Kulte, manche mehr, manche weniger stark angeschlagen. Mehrere Selbstfahrlafetten tauchten auf, einige der überlebenden Spaßmobile und Mörserträger schlossen auch zu ihnen auf. Auch Flakfahrzeuge kamen heran gerasselt. Dann kamen Lastwägen und Tegan konnte die Leute verteilen. Tegan, ihre Tochter und Sioned machten es sich in einem Spaßmobil bequem, wo der Schütze gefallen war. Das Fahrzeug setzte sich an die Spitze und der Konvoi der geschlagenen Truppe folgte ihr.
Rhian hockte sich in eine Ecke, hielt ein Verbandspäckchen an die Wange und schluchzte hemmungslos vor sich hin. Tegan stand aufrecht neben dem Lasergeschütz und machte einen wachsamen und leicht angespannten Eindruck. Immer wieder gab sie neue Befehle, nahm Kontakt mit versprengten Truppen auf, sprach ihnen Mut zu und brachte sie auf Kurs.
"Ich habe Elin nirgendwo gesehen", fiel Sioned auf.
"Dann ist sie tot", antworte Tegan knapp.
"Wahrscheinlich hatte sie vorher noch ihren Spaß." Eine bessere Antwort fiel Sioned nicht ein.
"Höchstwahrscheinlich schon", meinte Tegan immer noch einsilbig. Vermutlich ging ihr gerade viel im Kopf herum.
"Ich nehme dein Angebot an, wenn du mich noch willst.", meine Sioned nach kurzer Pause. Tegan sah sie nun offen an und ein Lächeln verzog ihren Mund, das auch ihre Augen strahlen ließ.
"Natürlich will ich noch, ich freue mich darauf, dich dem wahren Glauben an Slaanesh näher zu bringen. Gemeinsam werden wir eine Ewigkeit in Ekstase verbringen. Falls wir die nächsten drei Tage überleben. Noch gehorchen sie mir, weil Meister Belial mich als seine Nachfolgerin für seine Zeit im Palast der Freuden bestimmt hat. Aber das wird sich bald ändern. Viele werden denken, dass sie viel besser geeignet sein werden, als die besserwisserische verkniffene Tegan, die Möchtegern Hohepriesterin des Slaanesh. Der eine oder andere Kultanführer wird sich erheben, wahrscheinlich einige der Offiziere der Purpurnen Garde. Dann die Schiffsoffiziere, da wird einiges sofort an Gegenwind kommen. Und ich kann mich nur auf die wenigen Witwen und Söhne unseres geliebten Meisters verlassen."
"Auf mich kannst du zählen, Tegan, ich folge dir in den Tod und darüber hinaus, das schwöre ich bei Slaanesh!", versprach Sioned und meinte jedes Wort todernst. Die letzten Tage und Ereignisse hatten sie verändert. Slaanesh hatte sie erwählt und Tegan hatte ihr neue Wege gezeigt, ihrem Gott noch besser zu dienen. Und sie würde die Gefährtin der Hohepriesterin sein, ihre Nummer eins. - Der König ist tot, lang lebe die Königin! - dachte Sioned, sich an ein altes terranisches Sprichwort erinnernd.
"Auch ich werde dir helfen, Mutter!", schniefte Rhian und wischte sich die Tränen ab.
"Auch wenn dein Vater nun tot ist, in dir lebt ein Teil von ihm weiter.", tröstete Tegan und strich liebevoll über den Haarschopf ihrer Tochter.
"Rhian ist Belials leibliche Tochter?", fragte Sioned baff nach. Nach ihrem Wissen hatte Belial nur Söhne zeugen können.
"Etwa eines von tausend seiner Kinder war ein Mädchen, ein normales Mädchen, kein gesegneter Mutant wie seine Söhne. Meister Belial hat sich nie etwas aus seinen Töchtern gemacht.", erklärte Tegan und streichelte ihre Tochter weiter tröstend über die Haare. Dann blickte sie nach vorne und das erste Landungsschiff setzte in einem halben Kilometer Entfernung auf. Die Oberfläche war noch nass vom Versteck im Stausee. Das Spaßmobil fuhr nun über eine Kuppe und Sioned blickte zurück. Sie konnte die imperiale Stellung in der Ferne erkennen, unzählige Rauchfahnen quollen in die Höhe, zeigten, wo brennende Wracks standen oder die Flammenwerfer der Höllenhunde gewütet hatten. Dort war Meister Belial gefallen und Sioned schwor sich, dass sie nicht eher ruhen würde, bis alle seine Mörder einen langsamen und äußerst grausamen Tod gefunden hatten.
Nördlich der Spinnennetzstellung
Zeit: 2 327 920.M41 Tag der Schlacht 15.40
Person: Großinquisitor Donatan
"Belial ist also endlich tot!", murmelte Donatan und verlagerte sein Gewicht auf das gesunde rechte Bein. Der Großinquisitor fühlte sich zerschlagen und kratzte sich sein kahles Haupt, aus dem Schläuche und Kabel ragten. Ihm war vom Unfall her immer noch leicht schwindelig und der Geruch nach verbranntem Fleisch malträtierte seine Nase. Er hatte Mühe, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, den Helm abzunehmen. Aber manche Dinge wollte man eben einfach direkt mit bloßem Auge sehen. Er hatte viele Schlachtfelder im Laufe seines Lebens gesehen, aber das hier schien ihm eines der Schlimmsten zu sein. Vielleicht wurde er auch einfach nur zu alt für diese Art von Arbeit. Vielleicht war es an der Zeit, sich eine ruhige Stelle als Archivar zu suchen. Oder eine neue Verjüngungskur in Anspruch zu nehmen.
"In der Tat, der Preis war hoch, aber wir haben gesiegt.", bestätigte Inquisitionsgeneral Doihara, der auch sichtlich angeschlagen wirkte. Dem Adler waren die Federn gerupft worden. Die Division hatte schreckliche Verluste erlitten und es war offen, ob das Projekt so weitergeführt werden konnte. Eine normale Imperiale Armee hätte das Gleiche wahrscheinlich mit einer fünfzigfachen Stärke, aber deutlich geringerem Ressourcenaufwand auch geschafft. Auch wenn sie danach alle dem Schwert hätten überantwortet werden müssen.
"Aber es hat sich gelohnt, wir haben ihn gestoppt und ihn für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen.", sagte Justicar Thane und zog die Spitze seiner Glefe aus dem Torso des Verräters und betrachtete sie nachdenklich. "Ohne Euch hätte ich es nicht geschafft, Großinquisitor Donatan."
"Gute Arbeit, Justicar Thane. Ich habe der Sache nur einen kleinen Schubs gegeben.", wiegelte Donatan bescheiden ab und betrachtete den zerschmetterten Leib der Bestie. Er hätte ihn sich größer vorgestellt, aber vielleicht fehlte einfach der Kopf, um seine Größe wirklich einschätzen zu können. Viele seiner Amazonen waren in seiner Nähe gefallen. Man konnte eine Spur aus Frauenleichen vom Portal bis hierher ziehen. Eine hatte einen riesigen Schild mit spiegelartiger Oberfläche dabei gehabt. Eine andere Amazone schienen nichts anderes getan zu haben, als ihn zu filmen. - Was für ein eingebildetes, eitles Arschloch! - dachte Donatan angewidert. Er ließ seinen Blick weiter schweifen. Überall brannten Fahrzeuge der Division und von den Kultisten und sorgten für verminderte Sicht, auch wenn der Nebel sich inzwischen aufgelöst hatte. Auf dem Engelsberg flohen Kultisten durch ihre eigenen Minenfelder, die wenigen, die sich nicht in die Luft sprengten, wurden von den Scharfschützen erschossen. Ebenso wurden reihenweise einheimische imperiale Bürger erschossen, die zu viel gesehen hatten. Das war immer bedauerlich, dass man die töten musste, die man eigentlich beschützen wollte. Aber leider auch alternativlos. Dies war vielleicht die größte Bürde seines Amtes. Nicht das schreckliche Wissen um die abscheulichen Wesen im Immaterium, sondern das Töten all jener, die zu viel von diesen Dingen hinter dem Schleier erblickt hatten.
Er sah, wie sein Gefolge zu ihm stieß. Die Zwillinge waren guter Laune und schienen ihren Spaß gehabt zu haben. Vigols Trikotanzug hatte mehrere Beschädigungen und sie trug den linken Arm in einer Schlinge. Louhi sah richtig zerbeult aus, aber machte einen zufriedenen Eindruck. Sie hatte einen Rabenschnabel an der Seite baumeln, der nach den inzwischen zum Vorschein gekommenen Symbolen einst einem Inquisitor des Ordo Malleus gehört haben musste. In ihrem Schlepptau hatte sie drei einheimische Milizionäre, die auch bald dem Schwert übergeben werden mussten. Setag und Nilap standen ungerührt hinter ihm, als wären sie nicht gerade knapp der Todesfalle des zerstörten Schützenpanzers gekommen. Seinem Techniker Nilap war es erst im letzten Moment gelungen, sich aus dem brennenden Wrack zu schneiden und so hatte er gerade noch mit seinen psionischen Kräften die Spitze der zweitgeteilten Glefe packen und auf das Herz Belials umlenken können. Hätten sie nicht alle versiegelte Rüstungen getragen, wären sie tot. Nilap hatte überlebt, da er über interne Lufttanks für seine wenigen biologischen Komponenten verfügte. Auch Interrogator Hagop war wohlauf, der sich der ganzen Schlacht über immer Crassus Kommandofahrzeug aufgehalten hatte und den Funkverkehr zwischen seinem Gefolge koordiniert hatte.
"Alles in Ordnung?", fragte Großinquisitor Donatan seine Interrogatorin.
"Gehirnerschütterung und blaue Flecken, nichts wirklich Ernstes, was nicht durch etwas Arbeit und Beschäftigung besser wird.", erwiderte sie trocken.
"Gute Arbeit, Interrogatorin. Ich glaube es ist an der Zeit, Euch das hier zu geben." Aus einem gepanzerten Schriftrollenbehälter an seiner Seite, wo er sonst einige mächtige Bannformeln und Litaneien aufbewahrte, zog er ein mit mehreren Siegeln versehenes Blatt Pergament. Louhi rollte das Dokument auf und überflog es kurz.
"Ich danke Euch, Großinquisitor Donatan. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich damit gerechnet habe."
"Natürlich, Inquisitorin Louhi. Ich habe nichts Anderes von jemandem mit solch scharfem Verstand und Beobachtungsgabe erwartet. Wenn Ihr nichts dagegen habt, werde ich Euch den Novizen Erastos in die Lehre geben. Ich hatte von Anfang an vor, den Besten der neuen Novizen Euch als Unterstützung zu geben. Nun, Erastos ist noch übrig und hat sich bewährt."
"Zu großzügig, Großinquisitor Donatan! Aber ich würde auch gerne diese drei Eingeborenen in mein Gefolge annehmen. Die Schwarzhaarige ist gewitzt, auch wenn sie jetzt ziemlich dämlich aus der Wäsche schaut. Der Dicke kann ziemlich gut drauf hauen und ist wortgewaltiger Prediger. Und der Mickrige ist ein guter Schütze und nicht auf den Kopf gefallen."
"Das ist allein Eure Sache, Inquisitorin Louhi!" Innerlich schmunzelte er, seine ehemalige Interrogatorin. So hart wie sie sich gerne nach außen gab, war sie innerlich eben doch nicht.
"In der Tat, also, ihr drei jämmerlichen Gestalten seid ab heute meine Schergen und ich bin Eure Vorgesetzte. Blut, Schweiß und Tränen erwarten Euch. Auszeichnungen, Ruhm und Ehre werdet ihr hier nicht gewinnen können. Nur viel Arbeit, Mühen und Schmerzen. Euer einziger Lohn wird die Zufriedenheit eures Vorgesetzten, also meiner Wenigkeit sein. Willkommen beim Ordo Malleus der heiligen Inquisition unseres lebendigen Gottimperators zu Terra!", verkündete Louhi theatralisch. Ihre neuen Schergen sahen darüber nicht glücklich aus. Wahrscheinlich begriffen sie gar nicht, dass Louhi ihnen gerade das Leben gerettet hatte.
"In zehn Minuten brauche ich vier einsatzbereite Kompanien, mindesten vier Kampfläufer und ein Kommandofahrzeug. Ich habe nicht vor, die Kultisten zu ihren Schiffen entkommen zu lassen, nachdem sich das ganze schwere Gerät hier nur als aufgeblasene Gummiattrappen heraus gestellt hat.", befahl Donatan und die Jagd begann. Während sich alle zerstreuten, trat Setag zum Leichnam des Verräters und schlug sich mit der Faust auf seine Brust.
Gedanke des Tages
An der Schlacht habe ich sehr lange herum geschrieben. Die Grundidee war, ein Karree gegen einen Reiterangriff und Chaoten mal nicht wie die letzten Idioten handeln zu lassen. Der Rest hat sich dann nach und nach ergeben. Die Schlacht hat sich deutlich im Laufe der Zeit gewandelt. Einige Personen wie Vigol und die beiden Brüder kamen letztendlich leider zu kurz. Manche Personen entwickeln sich einfach nicht so, wie im Konzept geplant war. Bei Vigol wollte ich mich auch zurückhalten, da in einem der nächsten Bände ein ähnlicher Charakter in den Focus tritt und ich deren Auftritt nicht einfach als eine Variation von Vigol haben wollte. Mit dem nächsten Kapitel endet der Ausflug in die Vergangenheit und wir wenden uns wieder dem aktuellen Geschehen zu. Der Kampf zwischen Thane und Belial war anfangs kürzer, aber SHOKer hat einige Alternativen aufgezeigt, welche das Geschehen etwas abgerundet haben. Das nächste Kapitel ist dann das letzte im Vergangenheitsteil und klärt einige lose Enden.
Lego gehört leider zu den vergessenen Technologien aus dem dunklen Zeitalter. So lange das Lego STK verschollen bleibt, wird leider nichts aus diesem Plan.
hm, na vielleicht kann Gabriel dann ja diese Taktik einsetzen, wenn sie mal gegen ähnliche Kreaturen kämpfen muss. Sie hat ja anscheinend ziemlich viel alte Technik im Kopf.
Das Gefecht gefällt mir ziemlich gut. Schön, dass Belial nicht ganz so schnell stirbt 😉
Der letzte Satz mit Setag ist neu, oder? wirft irgendwie auch ein paar neue Fragen auf. Aber vielleicht ist das auch nur die Respektbezeugung für einen ehemaligen (fehlgeleiteten) Bruder. Ich geh mal davon aus, dass der Leibwächter eines Großinquisitors kein heimlicher Chaossympathisant ist. Das wäre irgendwie übertrieben.
Ist es echt nur noch ein Kapitel? Kam mir irgendwie viel mehr vor 😉 Aber du hast ja auch ziemlich lange Kapitel.
Na dann bin ich mal auf weitere Meinungen zu Belials Ableben gespannt 😀
Mhm, ich weiß nicht wie mir das Ende von belial gefallen soll... Ich finde es irgendwie zu abrupt und es fehlt der spannnungsbogen. Meiner Meinung nach hätte es weiter ausgebaut sein können, da das Ende von Belial das finale der schlacht darstellen soll.
Aber wenn's vorher noch kürzer war, ist es schonmal so besser, obwohl ich ja die vorherige version nicht kenne.
Ansonsten ist das Kapitel gut gelungen und an sich die schlacht auch obwohl paar charaktere etwas zu kurz kamen, wie auch belial.
Auch finde ich interessant wie es mit den Amazonen wohl weitergehen wird, denn so wie du es bisher geschrieben hast, könnten sie noch im weiteren Verlauf der Geschichte gut noch vorkommen aber da muss man sich entweder überraschen lassen oder einfach die nächsten Kapitel abwarten.
Belials Ende kommt mir auch etwas abrupt. Klar, er reitet mit seinen Chicks in den Untergang, aber der Zweikampf kommt in meiner Erinnerung (habs SO abend gelesen) etwas zu kurz.
Aus Sicht der Amazonen, besonders Tegan, gefällt mir der Abschnitt sehr gut, auch der POV von Lorin oder wie der hieß ist gut.
Setaq irritiert im letzten Abschnitt etwas, erklärst du das noch irgendwie?
Mhm, ich weiß nicht wie mir das Ende von belial gefallen soll... Ich finde es irgendwie zu abrupt und es fehlt der spannnungsbogen. Meiner Meinung nach hätte es weiter ausgebaut sein können, da das Ende von Belial das finale der schlacht darstellen soll.
Aber wenn's vorher noch kürzer war, ist es schonmal so besser, obwohl ich ja die vorherige version nicht kenne.
ja, ich vermute, das Gefühl der Kürze beruht vor allem auf dem 3. Absatz im Thane-Teil. So empfand ich beim nochmaligen Lesen auch. Mir war so, als hätte da mal mehr gestanden. (Hab nochmal nachgeguckt, ursprünglich war Absatz 3 etwa genauso lang wie Absatz 4, deshalb erscheint das wohl so)
Meine Anmerkungen sind alle in den 4. Absatz eingeflossen und bezogen sich auf den Teil mit der Glefe, Donathan und Belials Ende. Der 3. Absatz wurde dann etwas vernachlässigt, aber solche Kampfbeschreibungen liegen halt nicht jedem. Ich denke, das geht so schon. Es ist auch wirklich schwer, einem derartig mächtigen Gegner ein angemessenes Ende zu bereiten.
Zumindest Azer0n kennt ja vielleicht die letzten Kapitel meiner Geschichte. Auch da hat der eine oder andere darüber geklagt, dass Nerglots Ende zu plötzlich gekommen wäre. Nach einem Zweikampf über 3 Kapitel und etwas mehr als 25 (A4)Seiten 😀
Man kanns halt nicht jedem recht machen und schon gar nicht in jeder Hinsicht. Freut euch über die dafür sehr gelungene, vielseitige und umfangreiche Beschreibung der Schlacht.
Und auf das nächste Kapitel, das auch nochmal ganz interessant ist.
Der letzte Satz mit Setag ist neu, oder? wirft irgendwie auch ein paar neue Fragen auf. Aber vielleicht ist das auch nur die Respektbezeugung für einen ehemaligen (fehlgeleiteten) Bruder. Ich geh mal davon aus, dass der Leibwächter eines Großinquisitors kein heimlicher Chaossympathisant ist. Das wäre irgendwie übertrieben.
Mhm, ich weiß nicht wie mir das Ende von belial gefallen soll... Ich finde es irgendwie zu abrupt und es fehlt der spannnungsbogen. Meiner Meinung nach hätte es weiter ausgebaut sein können, da das Ende von Belial das finale der schlacht darstellen soll.
Aber wenn's vorher noch kürzer war, ist es schonmal so besser, obwohl ich ja die vorherige version nicht kenne.
Nun ja, mehr Charakterstudie hätte die Dynamik der Schlacht wieder abgewürgt. Den Fehler habe ich in Band III begangen und wollte den nicht wiederholen.
Auch finde ich interessant wie es mit den Amazonen wohl weitergehen wird, denn so wie du es bisher geschrieben hast, könnten sie noch im weiteren Verlauf der Geschichte gut noch vorkommen aber da muss man sich entweder überraschen lassen oder einfach die nächsten Kapitel abwarten.
Man kanns halt nicht jedem recht machen und schon gar nicht in jeder Hinsicht. Freut euch über die dafür sehr gelungene, vielseitige und umfangreiche Beschreibung der Schlacht.
Und auf das nächste Kapitel, das auch nochmal ganz interessant ist.
Dem kann ich nichts weiter hinzufügen. Vielen Dank fürs Lektorieren. Und nun weiter mit dem Finale des ersten Teils von Band IV.
Persona Dramatis
Großinquisitor Esteve Donatan, Ordo Malleus, Macharius Konklave
seine Akolythen
Interrogator Hagop - immer gut gekleidet und frisch befördert
Explikator Briksan - schmächtiger Mann, der immer seinen Glückshelm trägt
seine Schergen
Pich und Tola, zwei Kopfjäger und Zwillinge, jung und Muskelbepackt, tragen Hüte und haben schlechte Manieren.
Vigol - Assassine aus dem Jyoti System
Nilap - Techpriester
Setag - Astartes und Donotans Leibwächter
Grey Knight Trupp Thane
Justicar Thane
Bruder Wyatt mit Psibolter
Bruder Ratimir
Bruder Jeb
Bruder Eadwig
Kapitel 19
Nachwirkungen
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Nördliche Hemisphäre
Abora Tal
Kuppe des Engelsberg
Zeit: 2 330 920.M41 Ein Tag nach der Schlacht 9.27
Person: Louhi
Schreckliche Kopfschmerzen quälten Louhi und steigerten nicht gerade ihre Laune. Zum Glück war es nur eine leichte Gehirnerschütterung, die sie noch etwas piesackte. Was jetzt kam, hasste sie am meisten an ihrer Arbeit. Aber es gab Dinge, die man am besten selbst erledigte, auch wenn sie diese Aufgabe hätte delegieren können. Aber ihr neues Gefolge war noch nicht soweit und füllte gerade zur Ablenkung einen Berg an Papieren aus. Irgendwann musste auch der Papierkram erledigt werden und in dieser Situation war das als Ablenkungsmanöver sogar brauchbar. Die Jungs hatten sich nützlich gemacht und schon alles vorbereitet, der Rest lag nun an Vigol und ihr. Früher hätten sie geknobelt, wer die Mädchen und wer die Jungen kriegt. Aber jetzt war sie Inquisitorin und legte das einfach fest.
"Vigol, du die Jungen, ich die Mädchen!", bestimmte die Inquisitorin mit fester Stimme. Vigol nickte knapp. Die Assassine in dem Kostüm einer Schreiberin zu sehen, hatte fast schon etwas Komisches, aber der Anlass war wahrlich nicht zum Lachen. Auch Louhi hatte sich unverfänglich in eine Dienstrobe des Adeptus Administratums kostümiert. Zwei Chimären standen mit heruntergeklappter Rampe hinter den beiden Zelten und Grenadiere warteten rauchend auf ihren Einsatz. Sie nickte den Soldaten zu und ging mit versteinerter Miene in das kleine Zelt. Ein kleines Schreibpult war die einzige Einrichtung, eine schwarze Folie aus Plast bedeckte den Boden. Pich sah in seiner Schreiberrobe fast schon lächerlich aus. Der Hüne war ausnahmsweise sensibel genug, in dieser Situation keine dämlichen Witze zu reißen.
"Du musst das nicht tun.", begrüßte er sie. Sie wusste, dass Pich sie niemals siezen würde, also versuchte Louhi dem Barbaren gar nicht erst klar zu machen, dass sie jetzt eine Inquisitorin war.
"Ich weiß, Pich, ich weiß. Aber es ist nun mal meine verdammte Pflicht und du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich mich davor noch nie gedrückt habe." Der Kopfjäger nickte und stellte sich seitlich hin.
"Imperator! Gib mir die Stärke, meine Pflicht zu erfüllen und zerschmettere all jene, die es wagen, mich daran zu hindern.", betete die frischgebackene Inquisitorin die Litanei der Pflicht. Louhi atmete mehrmals tief durch und trat dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Zelt heraus. Die befreiten Kinder hatten sich in zwei Reihen aufgestellt. Auf dieser Seite die Mädchen, auf der anderen die Jungen. Sie sahen bedrückt aus, als könnten sie noch gar nicht fassen, dass sie dem Chaos entkommen waren. Aber vielleicht ahnten sie auch, was nun kam.
"Die Erste!", befahl sie und ein Mädchen von acht Jahren mit schmutzigem Gesicht setzte sich zögerlich in Bewegung. Ihre Haare waren verdreckt und verwurschtelt. Ihre einst festliche Kleidung war in Fetzen und stank. Sie war in eine Decke gehüllt.
"Wir müssen ein paar Formulare ausfüllen, wegen deinen Eltern und Geschwistern.", erklärte Louhi und dirigierte das Mädchen zum Schreibpult, das auf Kindergröße eingestellt war. Als das Mädchen sich leicht vorbeugte, um das Formular zu betrachten, zog Louhi geschmeidig ihre kleinkalibrige Pistole mit einem Schalldämpfer unter ihrer Robe hervor und legte an. Die Pistole hatte das Magazin im knöchernen Griff und Knochenornamentik bedeckte die ganze Waffe. Es war ein Maßanfertigung für Louhi, perfekt ihrer Hand angepasst. Die Inquisitorin hatte das schon öfters getan, aber es fiel ihr bei der Ersten immer besonders schwer. - Das könnte meine kleine Esmi sein - dachte Louhi und schluckte schwer. „Imperator! Vergib mir.“, flüsterte sie unhörbar und schoss dem Mädchen in den Hinterkopf. Es klapperte leise, als die Patrone vom aus einem Knochen geschnitzten Hülsenfänger aufgefangen wurde. Das kleinkalibrige Rundkopfgeschoss aus Blei durschlug den Schädelknochen des Mädchens, war aber nicht stark genug, die zweite Schädelwand zu durchschlagen. Mehrmals prallte das Geschoss innerhalb des Schädels am Knochen ab und zerstörte nachhaltig das Gehirngewebe. Diese Waffe war eine reine Hinrichtungswaffe, da ein Kopfschuss aus naher Distanz zu 100% tödlich war. Fast lautlos brach das Kind zusammen. Eine kleine Lache aus Urin bildete sich auf der Folie. Aus dem Einschussloch blutete es nur wenig. Pich trat nun heran und wickelte das Kind ohne Kommentar in die Folie und trug die kleine Leiche hinaus in die Chimäre. Das war die Erste und mehr als hundert warteten noch da draußen. Louhi schloss kurz die Augen, atmete tief durch und steckte die Pistole wieder unter die Robe. Jeder Zivilist, der mit dem Chaos in Berührung gekommen war, musste exekutiert werden. So war es imperiales Gesetz und Louhi war die Vollstreckerin des Gesetzes. Jedes Mal, wenn sie die Kinder dem Schwert überantwortete, tat es ein Tick mehr weh. Anfangs hatte sie gehofft, irgendwann einmal abzustumpfen, es stoisch zu ertragen und zu akzeptieren, dass es einfach notwendig war. Die Konsequenzen darüber, was passieren würde, wenn die Wahrheit über das Chaos ans Licht kommen würde, waren um ein Vielfaches grausamer. Deswegen war es notwendig, jeden Zeugen zu eleminieren. Nur Adlige und andere verdiente Personen wurden verschont, einer Gedächtnislöschung und schmerzhafter Seelenreinigung unterzogen. Pich breitete eine neue Plane aus und stellte sich mit unbeweglicher Miene wieder an die Seite. Die Inquisitorin sammelte sich und fühlte sich bereit. Louhi zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und trat aus dem Zelt hervor.
"Die nächste!"
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Nördliche Hemisphäre
Abora Tal
Kuppe des Engelsberg
Zeit: 2 336 920.M41 Drei Tage nach der Schlacht 9.02
Person: Justicar Thane
Die Sturmrampe des Land Raiders senkte sich mit einem hydraulischen Quietschen zu Boden. Justicar Thane stampfte als erster seines Trupps in die Sonne. Das Wetter im Aboratal war nun wieder jahreszeitgemäß, der Schnee war fast vollständig geschmolzen und die Frühlingssonne gab ihre wärmenden Strahlen durch einen herrlich klaren Himmel ab. Nur der allgegenwärtige Geruch nach verbranntem Fleisch störte die Idylle. Und natürlich die ganzen ausgebrannten Panzerwracks, die noch nicht geborgen waren. Eine Staffel Valkyre Sturmtransporter donnerte über ihn hinweg, an Bord Inquisitionstruppen auf der Jagd nach den letzten versteckten Kultisten in den Wäldern des Tals. Jetzt, wo kein Sturm mehr herrschte, waren die Maschinen pausenlos im Einsatz auf Suchen und Zerstören Missionen. Das zerklüftete Gelände machte die Suche auch nicht gerade leichter. Die letzten 48 Stunden hatte sein Trupp sich auch an der Suche beteiligt und nur wenige Erzfeinde aufgestöbert, trotz ihrer überragenden Ausrüstung. Ein großer Teil des Erzfeindes war bedauerlicherweise mit seinen Landungsschiffen entkommen.
Der Crassus Kommandopanzer ragte vor ihnen auf. Zwei Gardisten präsentierten ihr Gewehr, als er ihren Posten vor dem offenen Zugangsschott passierte. Sie wussten wohl, dass er hierher zitiert worden war, um persönlich neue Befehle entgegen zu nehmen. Im Kommandoraum selbst herrschte immer noch rege Betriebsamkeit. Reserven von der "Schwarzer Prinz", die inzwischen wieder notdürftig repariert im stabilen Orbit über ihnen kreiste, hatten die Verluste in der Führungsmannschaft kompensiert.
"Es ist bestätigt, General Adler, die "Wolf im Schafspelz" ist in den Warpraum gesprungen. Aber es ist jetzt auch gelungen, den letzten Torpedo mit den Reliquien zu bergen, bevor der Zeitzünder abgelaufen war.", meldete gerade ein Hauptmann und Leiter der Kommunikationsabteilung den beieinanderstehenden Anführern der Inquisitionsdivision und dieser Operation.
"Das ist äußerlich bedauerlich, die Vernichtung der "Wolf im Schafspelz" wäre wenigstens noch ein Trostpflaster gewesen.", meinte Großinquisitor Donatan und seufzte tief. Er sah auf einmal unendlich alt und erschöpft aus. "Diese neue Anführerin könnte uns noch viel Ärger machen. Sie ist raffiniert genug gewesen, uns vor die Wahl zu stellen, entweder retten wir die Reliquien in den zwölf Torpedos oder vernichten die "Wolf im Schafspelz". Ein guter Zug. Wahrscheinlich hat sie gewusst, dass wir Befehl haben, die Reliquien sicherzustellen und hat das als Waffe gegen uns benutzt."
"Ob sich eine weibliche Kriegsbandenführerin halten wird, wage ich zu bezweifeln. Männer sind im Chaos tonangebend. Ich könnte aus dem Stehgreif keine andere weibliche Anführerin des Erzfeindes benennen.", meinte General Doihara "Adler" Kenji und fuhr analysierend fort, "Die meisten Kriegsbandenführer sind ehemalige Astartes und damit zwangsläufig Männer. Es ist wohl eher so, dass persönliche Körperkraft und die Fähigkeit, den einen oder anderen Mordanschlag zu überleben, in diesem Sektor ausschlaggebend sind."
"Wir werden sehen, ob wir von "Tegan, Hohepriesterin des Slaanesh, gesalbte Anführerin von Belials Witwen" noch etwas hören werden oder ihre Akte so dünn wie am heutigen Tag bleibt. Befragungen von gefangenen Kultisten haben ergeben, dass sie erst vor ein paar Tagen zu Belials Nummer eins und designierter Nachfolgerin wurde. Sie scheint schon recht lange dabei zu sein, die Befragen kannten aber nur unterschiedliche Gerüchte und viele sich teilweise widersprechende Geschichten. Auf alle Fälle ist sie schon länger als jeder Befragte dabei, von Slaanesh zur Champion erhoben worden, stammt aus einem Kloster, einer der wenigen Punkte, wo sich alle Befragten einig waren. Diese Tegan scheint einen eher moderaten Kurs zu verfolgen. Jedenfalls moderat für einen Slaaneshanhänger. Sie war die letzten Jahrzehnte eher weniger gut angesehen, seit sie nicht mehr die Favoritin war. Tegan weiß alles besser, Tegan, die nicht weiß wofür ihr Mund gut ist; Dummschwätzer Tegan; Rothaarige Laberbacke; das sind alles Namen, mit der man sie hinter ihrem Rücken genannt hat. Belial hat noch eine andere Stellvertreterin, eine Hexe mit dem Namen Alcina, aber niemand weiß, wo sie abgeblieben ist. Tja, das ist der Stand der Dinge.", erklärte der Großinquisitor.
"Nun ja, wir haben die primären Befehle, die Vernichtung Belials und die Wiederbeschaffung der Reliquien erfüllt. Der Senat wird zufrieden sein und ich bin sicher, dem Projekt endgültig grünes Licht geben, wenn jemand die Kampagne im richtigen Licht erscheinen lässt." Dabei sah der General der Inquisitionsdivision bezeichnend den Leiter der Operation, Großinquisitor Donatan an.
"Ich bin nicht wirklich sicher, ob sich eine so teure Truppe wirklich rechnet. Für die gleichen Kosten von einem deiner Grenadiere bekommt man entweder hundert imperiale Soldaten, zehn normale imperiale Gardisten oder fünf Inquisitionsgardisten. Und letztendlich war es Justicar Thane, der Belial zu Fall gebracht hat."
"Ihr habt neue Befehle für meinen Trupp und mich?", fragte Justicar Thane, als sein Name fiel und er hier nicht länger herumstehen wollte, um dem Gespräch weiter zuzuhören. Die "Wolf im Schafspelz" war also entkommen. Somit war diese Mission kein hundertprozentiger Erfolg, auch wenn die primären Ziele, die Verhinderung des Aufstieges von Belial und seine Vernichtung sowie die Bergung der Reliquien erfüllt worden waren.
"In der Tat, Justicar Thane, es besteht die Vermutung, dass sich im Innern des Engelsberges vielleicht noch Hexen aufhalten könnten. Irgendjemand muss ja die ganzen Dämonen beschworen haben. Nehmt Eure Männer und untersucht die Katakomben, Verliese und Kasematten der Festungsanlange. In Belials Zelt gibt es einen breiten Zugang in die Tiefe. Schaut auch gleich noch nach, ob Ihr Kultisten oder Gefangene dort unten findet und übergebt sie dem Schwert.", befahl Großinquisitor Donatan. "Inquisitionsgardisten waren zwar schon unten und haben einiges gefunden, aber sie sind nur Menschen. Momentan befinden sich keine Leute von uns dort unten, also ist alles, was Ihr dort antreffen werdet, als feindlich einzustufen und dem Schwert zu übergeben."
"Ich habe verstanden, Großinquisitor Donatan, primäres Missionsziel, Hexen suchen und vernichten. Sekundäres Missionsziel alles Lebendige suchen und vernichten." Er machte den Aquila und drehte sich um, nachdem auch die beiden Inquisitoren seinen Gruß erwidert hatten. Im Land Raider unterrichtete er seine Leute über die bevorstehende Mission. Ohne wirkliche Reaktion nahmen sie seine Befehle entgegen. So eine Mission würde wahrscheinlich schrecklich eintönig werden. Obendrein waren Astartes in einer halben Tonne schweren Rüstung nicht wirklich als Forscher für Katakomben geeignet. Letztendlich würden sie wohl im schlimmsten Fall mehrere Tage auf allen Vieren durch Gänge krabbeln, die seit Äonen kein lebendiges Wesen mehr betreten hatte.
Ohne zu murren überprüften die Männer ihre Munitionsvorräte, frischten auf, was fehlte und stellten eine zweckmäßige Ausrüstung für eine Expedition in den Untergrund zusammen. Lampen, zwei Servoschädel für jeden zum Ausspähen in Gängen, durch die sie durch ihre Größe nicht mehr kamen. Inzwischen hatte Thane Ersatz für seine Glefe bekommen und sich mit ihr soweit vertraut gemacht, um sie nutzen zu können. Der Landraider fuhr, vom hochentwickelten Maschinengeist selbstständig gesteuert, auf das Plateau des Engelberges. Neben der Zufahrtsstraße wurden Minen geräumt, Leichen verbrannt und Panzerwracks geborgen. Ohne Zwischenfälle erreichten sie das Plateau des Tafelberges und stiegen über die Sturmrampe aus.
Das prächtige Zelt von Belial sah inzwischen ramponiert aus, aber immer noch unglaublich prächtig und dekadent. Er betrat als erster das Zelt. Der Boden war mit teuren Teppichen ausgelegt. Eine mit vertrockneten Blütenblättern bedeckte Seidenbahn führte ins Innere. Der Justicar navigierte seine Leute in die Tiefe des Zeltes, da er keine Ahnung hatte, wo sich hier nun dieser breite Zugang in die Tiefe genau befand. Die Räume waren mit Seidenbahnen voneinander abgetrennt. Er kam in einen Bereich, wo Sitzkissen und Musikinstrumente unterschiedlichster Bauart auf dem Boden herum lagen. Einem Zwischenbereich folgte das Zentrum des Zeltes. Ein großer offener Raum. In der Mitte stand tatsächlich ein herzförmiges Bett, das mit roten Kissen in gleicher Form unglaublich kitschig wirkte. Slaaneshanhänger waren noch nie für ihren treffsicheren Geschmack berühmt gewesen. Um die Bettstatt herum ragten fünf Gestelle, an denen schrecklich zugerichtete Leichen hingen, die schon nach Verwesung stanken und von Fliegen umschwärmt wurden. Eine sechste Leiche lag verkohlt auf einem Grill. Der Boden war mit seltsamen Symbolen besudelt worden. Um das Bett herum war ein Ritterkreuz gemalt, dass von einem sechseckigen Stern umrahmt wurde, an dessen Spitzen die Gestelle mit den Leichen standen. Darum war eine Rinne in den Boten gegraben worden, die kreisförmig wiederrum den Stern umschloss, aber nicht fertiggestellt worden war. So wie die eingetrockneten Überreste des Inhalts stanken, waren das wohl die Überreste von Körperausscheidungen.
In dem Raum selbst standen vier Personen in seltsamen weißen Anzügen, welche die Symbole der Inquisition trugen. Ein Rolltisch stand in der Nähe, auf dem ein tragbarer Cogitator an eine Batterie seltsamer Analysegeräte angeschlossen war. Da dies die ersten Personen waren, die er hier traf, beschloss er, hinein zu treten und nach der Treppe zu fragen. Er zerriss dabei ein gelbes Band, welches er übersehen hatte, da er nicht so weit nach unten geschaut hatte. Die kleinste der Personen stapfte unverzüglich auf ihn zu, zog die Kapuze vom Kopf und löste eine Gasmaske vom Gesicht. Er stoppte und sah in das rot angelaufene Gesicht von dieser frisch ernannten Inquisitorin mit dem Namen Louhi.
"Was habt ihr verdammten Vollidioten in meinem Tatort zu suchen? Siehst du unterbelichteter Hornochse nicht das Absperrband, auf dem "Achtung, nicht Betreten!" steht?", schrie sie ihn an. Für eine solch kleine Person war sie ziemlich laut. Anklagend griff sie nach einem der Bandreste und hielt ihn so hoch, dass er lesen konnte, was in breiten Buchstaben darauf stand: "Nicht passieren!"
"Tatort?", fragte er verdattert und überlegte angestrengt, ob sie ihn gerade Hornochse genannt hatte oder er sich trotz seiner genetisch verbesserten Sinne bei ihrer Lautstärke verhört haben könnte.
"Ja, Tatort, du verdammter Hornochse kontaminierst diesen gerade!" Nein, es war kein Fehler, die kleine wütende Frau hatte ihn gerade tatsächlich zum zweiten Mal Hornochse genannt.
"Ich bin ein Grey Knight, die Elite des Imperiums! Und außerdem bin ich ein Justicar!", erwiderte er etwas eingeschnappt über diese Respektlosigkeit seiner Person. So was war ihm noch nie passiert.
"Und welches Gesetz des Imperiums, des Senats, des Adeptus Arbites, der heiligen Ordus oder des Gottimperators erlaubt es dir, wie ein Hornochse durch mein Tatort zu trampeln und ihn zu kontaminieren? Justicar Hornochse!" Ihr Gesicht war noch eine Nuance roter geworden und dies war eine bizarre Situation mit der er einfach nicht klar kam. Ausrastende Inquisitorinnen waren kein Bestandteil seiner Ausbildung und mannigfaltigen Trainingsprogramme gewesen.
"Äh?", fragte er baff und wusste nicht, was er tun sollte.
"Verschwindet Ihr bald oder muss ich erst eine Leiter holen und Justicar Hornochse die Fresse polieren?"
"Nein, wir haben Befehl den Untergrund zu untersuchen und suchen den Zugang dazu, der hier sein soll. Inquisitorin Abgebrochener Zwerg!" Thane hatte sich entschlossen, die Provokationen einfach gelassen an sich abprallen zu lassen und es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen.
"Abgebrochener Zwerg? Grey Knights sind wahrlich weder für Originalität noch für ihre Fähigkeiten als Wegfinder berühmt. Folgt dem Rundgang, bis ihr einen Durchgang nach Norden findet. Die Richtung Norden könnt ihr Euch im Auspex einblenden lassen. Dann im zweiten Raum links findet sich eine Treppe nach unten, Justicar Hornochse!"
"Danke für diese freundliche und zuvorkommende Auskunft, Inquisitorin Abgebrochener Zwerg! Ich wünsche noch einen schönen Tag!" Er drehte sich jäh um und wäre beinahe mit Bruder Wyatt zusammengestoßen, der hinter ihm stand. Seiner Körperhaltung war anzusehen, dass er sich köstlich amüsierte. Mit so viel Würde wie möglich machte er, dass er von der rabiaten Inquisitorin weg kam. Nachdem sie außer Hörweite waren, fingen seine Leute an zu prusten. Dann brachen sie in offenes Gelächter aus.
"Ich fand das nicht witzig!", merkte er etwas eingeschnappt an. Es war lange her, dass jemand es gewagt hatte, ihn so anzufahren. Aber auch im Nachhinein wusste er immer noch nicht, wie er damit anders hätte umgehen sollen.
"Ich fand ja den Teil am besten, "Ich hol gleich eine Leiter und polier dir die Fresse!". Was wird sie tun, wenn ein Blutdämon vor ihr steht? "He du roter Fettsack, bleib genau da stehen. Ich hole mal schnell eine Drehleiter und dann gibt es was aufs Maul!" Das Gelächter verstärkte sich und auch Thane begann nun ebenfalls lauthals an zu lachen. Ein Trupp gepanzerter Grenadiere hielt am Ende der Treppe Wache und sah sie bestürzt an. Wahrscheinlich brach für sie gerade eine Welt zusammen, als sie erkannten, dass auch Grey Knights noch die Fähigkeit hatten, zu lachen. Oder die Soldaten hielten sie für schlicht für verrückt.
Zwei Minuten später hatten sich alle wieder beruhigt und begannen über die uralte breite steinerne Treppe den Weg nach unten. Die Mauern bestanden aus wuchtigen quadratischen Steinen, die sorgfältig behauen waren. In regelmäßigen Abständen waren leere Alkoven eingelassen. Wahrscheinlich standen in alter Zeit hier Leuchtkörper oder ähnliches. Sie schalteten auf Nachtsicht um und die Welt verwandelte sich in Grün in verschiedenen Abstufungen. Ihre internen Auspexsysteme scannten die Umgebung und die einzigen Lebensformen in Reichweite befanden sich an der Oberfläche. Sie erreichten den Fuß der Treppe und standen vor einer gewaltigen Halle, die schon etwas Domartiges hatte.
"Wahrscheinlich ein sakraler Ort aus uralter Zeit.", dozierte Wyatt, an dem ein Schulmeister verloren gegangen war. Sie bildeten einen Kreis und tasteten das umliegende Gelände mit ihren psionischen Sinnen ab. Der ganze Bereich setzte ihnen massivem Widerstand entgegen, als wäre hier alles darauf ausgerichtet, psionische Fähigkeiten zu minimieren, vielleicht sogar zu blocken. Ihr Scan brachte jedenfalls keinerlei verwertbare Resultate.
Die Halle war der Ausgangspunkt zu einem wahren Labyrinth aus Gängen, Räumen und ganzen Hallen. Je weiter man sich von der Domhalle fortbewegte, desto moderner wurden die Baumaterialien. Die Wände und Böden bestanden aus einer Art Plaststahl. Wyatt war der Meinung, dass dies wohl alles noch aus dem dunklen Zeitalter der Technologie stammte. Aber einen logischen Aufbau konnte Thane nicht erkennen. Für eine wirkliche militärische Anlage waren die Wände oft viel zu dünn, auch als Zivilbunker taugte das Ganze nicht wirklich. Stunde um Stunde liefen sie durch dunkle Gänge, leuchteten in Räume, wo seit Äonen wohl kein Lichtstrahl mehr gefallen war. Andere schienen von Einheimischen wohl zur Pilzzucht missbraucht worden zu sein. In einigen fanden sie kleine Verstecke mit für sie wertlosem Tand. Hier und da standen noch leere Kisten und Abfall aus der letzen Ausgrabung durch das Mechanicum herum. Immer wieder hielten sie an, um mit ihren psionischen Sinnen nach Dämonen, lebende Menschen oder Anomalien zu suchen. Ihre Servoschädel schwärmten aus und übermittelten pausenlos Daten, die alle anzeigten, dass es hier nichts Lebendiges mehr gab. So wie es aussah, hatten die Grenadiere hier schon alles in den letzten Tagen gründlich gesäubert.
Sie fanden mehrere Opferungskreise, meist in der Nähe von Öffnungen gelegen, durch die eine Kreatur des Warps sich nach oben winden konnte, während ein normaler Mensch ohne Kletterausrüstung nur schwer dort heraus kam. Mit obskuren Substanzen hatten Warphexen Beschwörungskreise angelegt. Innen der Chaosstern und ein darüber gemaltes Slaaneshsymbol mit einer anderen Flüssigkeit. Umrahmt von zwei Zirkelkreisen, in dessen Zwischenraum weitere arkane Runen geschrieben waren. Es handelte sich dabei um die typischen Kreise, um Dämonetten zu beschwören. Dafür mussten sechs Menschen geopfert werden, deren mumifizierte Leichen noch im Innenkreis lagen. Es gab auch größere Kreise, um Slaaneshbestien zu beschwören, dafür waren schon mehr Seelen notwendig. Diese armen Menschen hatten nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Seelen verloren. Wenn sie nur früher gekommen wären, hätten sie das verhindern können.
"Habt ihr das auch gespürt?", fragte Bruder Ratimir, der auf einmal angehalten hatte.
"Was meinst du, Bruder?"
"Ein Lebensimpuls, schräg unter uns, circa hundertachtzig Meter in Nordöstliche Richtung und etwas mehr als hundert Meter unter uns."
"Nein, bist du dir sicher?"
"Es war nur sehr kurz, es kann auch eine Sinnesstörung gewesen sein. Diese Umgebung macht es sehr schwer, etwas wirklich zu erfassen." Ratimir war diesbezüglich der Stärkste unter ihnen. Man sagte, er würde das Bewusstsein einer Mücke auf tausend Kilometer spüren können.
"Nun gut, gehen wir der Sache auf den Grund!", befahl Thane, der so jedenfalls eine grobe Richtung hatte und alles war besser, als auf gut Glück hier weiter herum zu stolpern. Sein Trupp suchte einen Abgang nach unten. Sie drangen tiefer in dieses Labyrinth ein. Schließlich fanden die Grey Knights eine für sie begehbare Stelle in Form einer stabilen Plaststahltreppe. Selbst nach über zehntausend Jahren war die Treppe noch intakt. Damals hatte man eben noch für die Ewigkeit gebaut und nicht nur für tausend Jahre, wie heutzutage. Der Zugang war wohl bis vor kurzer Zeit noch mit einer Plastplatte verschlossen gewesen, auf der das Mechanikus Symbol stand und darunter in großen Buchstaben "Betreten verboten! Todesgefahr!". Offensichtlich hatte sich jemand nicht um die Warnung gekümmert und hatte die Platte einfach weggerissen. Dahinter befanden sich noch sichtbar Verankerungspunkte einer Maschine. Wahrscheinlich hatte das Mechanicum hier einen Kran aufgebaut und dann wieder mitgenommen. Die Wände des Treppenhauses waren mit archaischen Worten in regelmäßigen Abständen beschrieben. Auch wiederholte sich immer wieder ein gleiches Symbol, das aus einem Ritterkreuz, Sechszackigem Stern und einem Halbkreis bestand. Irgendwie erinnerte ihn das an die Anordnung des Opferkreises im Zentrum von Belials Zelt.
"Psionisch Biologisches Forschungszentrum", bedeutet der erste Satz, der zweite darunter lautet "Geller AG"“, erklärte Bruder Wyatt, der ein Teil der alten Sprache verstehen konnte. Wyatts Steckenpferd war Archaik und er hielt sehr gerne zu den ungünstigsten Zeitpunkten lange Vorträge über dieses Thema, das außer ihn wirklich sonst niemanden im ganzen Orden interessierte.
"Geller? Etwa der Geller, der das Gellerfeld erfunden hatte?", fragte Thane etwas baff. Das Gellerfeld war wohl die wichtigste technische Erfindung der Menschheit, da dieses Feld erst eine sichere Warpreise ermöglichte. Es gab keine andere bekannte Rasse, die auf diese Möglichkeit gekommen war.
"Wahrscheinlich die gleiche Manufaktur.", bestätigte Wyatt. "Auch wenn die eigentlich ein anderes Symbol haben."
"Ein anderes Symbol? Also nicht dieses Zeichen aus Kreuz, Stern und Dreiviertelkreis?"
"Nein, normalerwiese ein Dreieck in einem Kreis. Das Dreieck symbolisiert ein Raumschiff, der Kreis das Gellerfeld, das es umschließt. Aber vielleicht hatte diese Forschungseinrichtung oder Geschäftszweig ein anderes Symbol. Oder die Manufaktur hatte in ihrer Geschichte mehrere Symbole.", erklärte Bruder Wyatt, der sich sichtlich wohl zu fühlen schien.
"Aber ich dachte, dieser Planet wurde am Ende des Technologischen Zeitalters besiedelt."
"Ja, wahrscheinlich wurde er von der Geller AG besiedelt und die haben hier ein Labor gebaut."
"Psionisch Biologisch, seltsame Kombination, was hier wohl erforscht wurde?", sinnierte Thane laut und bereute seine Worte in den nächsten Minuten viele Male, als Wyatt anfing, über das dunkle Zeitalter der Technologie zu dozieren. Stockwerk um Stockwerk kamen sie tiefer. Ab und zu gab es versperrte Zugänge, die sie in Ruhe ließen, da diese Türen offensichtlich festgerostet und seit Jahrtausenden nicht mehr bewegt worden waren.
Schließlich erreichten sie einen offenen Durchgang, der einen Gang freigab, der nach wenigen Metern in einen Raum führte. Hier befanden sich links und rechts Eingänge zu einem Lastenaufzug und einem Antigravschacht. Und es gab zwei weitere offene Schleusen. Die Wände wiesen die Überreste von Halterungen auf, die Thane an die von fernsteuerbaren Geschützen erinnerte. Offensichtlich war dies eine Art von Sicherheitsschleuse gewesen.
"Achtung, innerer Bereich, nur von autorisiertem Personal zu betreten, höchste Gefahrenstufe, jeglicher Kontakt mit den Objekten ist zu vermeiden, identifizieren Sie sich unaufgefordert, nur mit eingeschaltetem Hexagrammfeld betreten.", las Wyatt verschiedene Sätze an der Wand laut vor.
"Was beim Thron mag das hier nur sein?", rätselte Thane.
"Ein Forschungslabor. Vielleicht entstanden hier die Navigatoren.", mutmaßte Wyatt.
"Wie meinst du das?"
"Navigatoren tauchten im dunklen Zeitalter der Technologie wohl zum ersten Mal auf. Irgendwoher müssen die ja kommen."
"Du meinst, diese Geller Manufaktur hätte hier die Navigatoren gezüchtet?"
"Ich habe keine Ahnung, es ist nur eine Vermutung. Vielleicht finden wir ja da drin Antworten darauf."
"Finden wir es heraus!", meinte Ratimir und scannte die Umgebung mit dem internen Auspex. "Immer noch kein Kontakt!" Vorsichtig rückten sie in zwei Linien vor. Zwei Mann bildeten die Spitze, die anderen drei folgten. Einer der letzten drei sicherte in Rotation nach hinten.
Dieser Bereich machte einen aufgeräumten und verlassenen Eindruck, selbst die abgehenden Türen waren entfernt worden und die Räume waren vollständig leer. Wahrscheinlich hatte das Mechanicum alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest gewesen war. Weitere Gänge gingen ab und einen untersuchten sie kurz. Sie kamen in einen Bereich, der fatal an einen Gefängnisblock mit mehreren Stockwerken erinnerte. Die Zellen waren einst hermetisch abgeschlossen gewesen und die Türrahmen waren sehr breit, aber normal hoch und erinnerten eher an ein Krankenhaus. Dies war wirklich ein seltsamer Ort. Sie durchquerten diesen Bereich und gingen weiter auf die letzte Peilung zu. Sie kamen in einen Komplex, der aus mehreren großen Räumen bestand, die vom zentralen Gang abgingen. Es war äußerst ermüdend und langweilig, diesen Bereich Raum für Raum abzusuchen.
Wieder Sicherheitsschleusen. Ein weiterer Komplex, den Thane nicht einzuordnen wusste. Wieder Zellenblöcke mit sehr breiten Zugängen. Ihm fehlte einfach das technische Wissen, um mit diesem Aufbau irgendetwas anfangen zu können. Selbst Wyatt sagte nichts dazu und das hieß, dass auch er keinerlei Ahnung hatte.
"Kontakt! 1 Uhr, 60 Meter!", gab Ratimir durch und auch auf seinem Auspex wurden die georteten Biodaten eingeblendet. Auf das Ziel gab es keine Sichtlinie, trotzdem streckten sie ihren Arm mit dem darauf montierten Stumbolter darauf aus. Sie gingen vorsichtig auf das geortete Ziel zu. Mit seinen psionischen Sinnen konnte er die Auspexmeldung nicht verifizieren. Es war schon unglaublich schwer hier, seine eigenen Leute zu orten und die standen maximal acht Meter von ihm entfernt. Was immer es war, wirklich groß war es nicht. Dann sah er die Bewegung und dann den kleinen Hund, der sie neugierig und schwanzwedelnd anbellte.
"Toll! Wir haben den Schoßhund einer Amazone aufgestöbert!", brummte Ratimir verstimmt, als der Hund zutraulich auf sie zugelaufen kam. Thane schoss und das massereaktive Geschoss ließ ihn platzen. Beim Chaos durfte kein Risiko sein. Der Hund konnte verseucht, eine Mikrobombe oder eine ihm total unbekannte Gefahr darstellen. In Gefechtsformation rückten sie weiter vor, um anschließend genau nichts zu finden. Der Hund war alleine gewesen, wahrscheinlich während der Gefechte geflohen und hatte sich hier wohl verirrt. Unbeirrt suchten die Grey Knights weiter den komplett geräumten Komplex ab und fanden kein weiteres Ziel.
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Nördliche Hemisphäre
Abora Tal
Kuppe des Engelsberg
Zeit: 2 336 920.M41 Drei Tage nach der Schlacht 9.27
Person: Louhi
"Was für Hornochsen! Denken, nur weil sie fast zweieinhalb Meter groß sind und eine Rüstung mit dem Gewicht von einer halben Tonne tragen, könnten sie hier den dicken Max markieren! Eingebildete Saubande!", schimpfte Louhi, als sie den Trupp Grey Knights in einiger Entfernung laut lachen hörte. Ihre Schergen standen da wie die Ölgötzen und glotzten sie nur dämlich an. Tja, man musste mit dem auskommen, was man hatte. Wobei die frischgebackene Inquisitorin sich sicher war, dass sie aus ihren frisch gebackenen Schergen noch eine ganz formidable Truppe formen würde können.
"Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Zeitpunkt des Todes und wie man das feststellt." Mit diesen Worten wendete sich Louhi wieder ihren Leuten zu und erklärte ihnen die Grundlagen der Forensik. Erastos hatte wenigstens etwas Vorbildung in dem Sektor und war ein cleveres Bürschchen. Die Schwarzhaarige hatte eine rasche Auffassungsgabe und war leicht für morbide Dinge zu begeistern. Der Fettsack war eben der Mann fürs Grobe und hatte am Ende einer Unterrichtseinheit schon fast wieder alles vergessen, was sie am Anfang gesagt hatte. Auch zeigte er keinerlei Interesse an diese Art von Arbeit. Wahrscheinlich war er bei praktischen Aufgaben, die Körperkraft erforderten, besser einzusetzen und Louhi machte sich in ihrem persönlichen Personalordner eine entsprechende geistige Notiz. Der Mickrige tat sich noch etwas schwer, hatte aber wohl ehrliches Interesse daran, etwas Neues zu lernen. Wenigstens hatte sich keiner von ihnen übergeben, als sie den Tatort betreten hatten, was Louhi schon mal als gutes Zeichen wertete. Louhis Karriere hatte bei einem Spurensicherungsteam des Adeptus Arbites begonnen. Die meisten Arbites kamen nach der Akademie als erstes zur Aufruhrbekämpfung, aber Louhi war eben immer mehr der wissenschaftlich analytische Typ gewesen. Außerdem sah sie mit ihren Ein-Meter-Vierundfünfzig in einer Aufruhrbekämpfungsrüstung äußerst lächerlich aus. Ihre Vorgesetzten waren damals wohl zum gleichen Ergebnis gekommen.
Der Tatort war wohl das Liebesnest, wenn man wirklich so zynisch sein wollte, von diesem dekadenten Verräter Belial gewesen. Normalerweise war die Untersuchung überflüssig, da der Verursacher schon tot war, die Opfer ebenso und wohl auch jeder Angehörige. Aber so wie es aussah, hingen sie hier noch mehrere Tage fest und Louhi hatte diese einmalige Gelegenheit ergriffen, ihre Leute in die Feinheiten der Forensik einzuweisen und das hier zu dokumentieren. Und letztendlich wollte sie ihre persönliche Neugierde befriedigen, was dieser perverse Widerling hier eigentlich genau getrieben hatte. Der Tatort war durch herum trampelnde Sororitas-Schwestern und Inquisitionsgardisten eigentlich schon vollkommen kontaminiert worden. Wie hatte es so schön bei ihrer Ausbildung geheißen, ein Mensch kann nur einmal ermordet werden, ein Tatort viele tausend Male. Aber die Grey Knights hatten ihr Absperrband einfach ignoriert und keine Macht in diesem Universum durfte es wagen, einfach ihr heiliges Absperrband zu zerreisen.
Anhand der vorhandenen Leichen erklärte sie, wie man erkannte, ob eine Wunde bei einem lebendigen Menschen entstanden war oder ob diese post Mortem zugeführt worden waren. Auch konnte sie erklären, was welche Organe waren und welchem Zweck sie dienten.
"Aber warum das alles?", fragte die Schwarzhaarige, "Warum hat dieser Fiesling Belial diese armen Frauen nur so furchtbar zugerichtet?"
"Sie sehen aus, als ob sie geschlachtet worden sind.", fügte der Mickrige hinzu.
"Ein gutes Stichwort, sie wurden geschlachtet. Slaaneshanhänger sind häufig auch Kannibalen. Und hier kann man deutlich sehen, wie den armen Frauen teilweise lebendig das Fleisch herausgeschnitten wurde. Ein äußerst brutaler Mord. Ihr Leiden muss mehrere Stunden angedauert haben."
"Und warum diese Anordnung der Leichen?", hakte Säde interessiert nach.
"Die unheilige Zahl von Slaanesh ist sechs, deswegen versuchen sie diese Zahl bei ihren Untaten irgendwie zu erreichen. Sie streben nach Perfektion, in Symmetrie lieg offensichtliche Perfektion. Deswegen diese Symbole und die sechsfache symmetrische Anordnung. Wobei diese Symbole allerdings keine typischen sind. Den äußeren Kreis könnte man noch als Halbmond interpretieren. Der Stern hat sechs äußere Felder, also wieder mal die unheilige Sechs des Slaanesh. Aber bei dem Kreuz auf dem Boden fällt mir keine wirklich sinnvolle Erklärung ein, da es ein reines imperiales Symbol ist. Ich habe dieses komplette Symbol am Angerberg gesehen. Möglicherweise war dieses Zeichen einst ein Markenzeichen der Geller AG. Raumschiffe werden durch ein sogenanntes Gellerfeld vor den verderblichen Einflüssen des Warpraumes geschützt. Eventuell hat diese Manufaktur einst dieses Feld vertrieben. Vielleicht wollte Belial so seine Verachtung zeigen, eine Verhöhnung, eine Erniedrigung des Manufakturzeichens der Geller AG. Aber ich kann in diesem Fall nur spekulieren.", gab Louhi zu.
"Warum dann nur fünf Frauen und ein Mann?"
"Slaaneshanhänger sind fast immer bisexuell."
"Bisexuell?", fragten alle drei Hinterwäldler erstaunt im Chor.
"Das bedeutet, sie gehen auch mit beiden Geschlechtern ins Bett."
"Das ist ja eklig!", meinte der Mickrige und schüttelte sich vor offensichtlichen Ekel.
"Und wer waren diese Leute?", fragte die Schwarzhaarige interessiert weiter.
"Tja, was würdest du den meinen?", fragte Louhi. Die Schwarzhaarige trat näher an die Leiche heran und betrachte sie von Kopf bis Fuß eingehend. "Ihr anderen dürft auch mitmachen. Ihr habt fünf Minuten Zeit." Sie wandte sich ab und ging ein paar Schritte zurück und nahm dann ihre Gasmaske ab. Selbst aus mehreren Metern Entfernung war der süßliche Verwesungsgeruch äußerst penetrant. Sie selbst hatte schon ihre Schlussfolgerungen gezogen, wer die Leichen waren. Aber das Warum war ihr nicht so ganz klar. Belial war ein interessanter Feind gewesen. Besonders seine letzten Jahre, sein plötzliches zielstrebiges Handeln auf diesen Tag hin. Da waren noch viele offene Fragen zu klären. War sein Angriff auf die Inquisitionsfestung schon zielgerichtet gewesen oder hatte er dort erst etwas entdeckt, was ihn zu seiner plötzlichen hektischen Aktivität angetrieben hatte? Letztendlich schien sein Handeln darauf abgezielt zu haben, zu einem Dämonenprinzen zu werden. Und offensichtlich schien er kurz davor gestanden zu haben, sein Ziel zu erreichen. Alle seine Handlungen ergaben erst jetzt einen Sinn, da er sich auf diese Schlacht akribisch vorbereitet hatte und trotz qualitativer Unterzahl beinahe die Division besiegt hätte.
Ihre neuen Schergen fingen an, heftig miteinander zu tuscheln. Sie hatte ein gutes Gefühl bei ihnen. Was als spontane Idee entstanden war, entpuppte sich womöglich noch als Glücksgriff. Alle vier kamen schließlich auf sie zu und nahmen ebenfalls die Masken ab. Säde, so hieß die junge Frau, schüttelte obendrein noch ihre Haare aus.
"Also wir kommen zum folgenden Schluss. Diese junge Frau war eine Adlige.", verkündete Erastos selbstsicher.
"Und woher wollt ihr das wissen?"
"Die Hand, die noch übrig ist, hat keine Schwielen von irgendeiner Art Arbeit. Auch ist ihre Haut sehr bleich und gepflegt, ihre Füße haben keine Hornhaut, sie ist nie wirklich barfuß gelaufen. Da es fünf sind, vermuten wir, dass es sich um Lieke Cornelius und ihre Brautjungfern handeln könnte. Allerdings würde dann eine fehlen."
"Gut beobachtet, ja, alles deutet darauf hin, dass es sich um Adlige handelt. Nun zeige ich euch, wie man DNA extrahiert und wo wir Vergleichsproben herbekommen." Sie zeigte ihnen verschiedene Entnahmeverfahren und wie man die Proben untersuchte. Dazu hatte sie ihre umfangreiche Ausrüstung schon aufgebaut. Auch zeigte sie ihnen, wie man von der Decke des Bettes das eingetrocknete Sperma und Scheidenflüssigkeit untersuchte und daraus DNA extrahieren konnte. Meister Belial hatte es offensichtlich wild darauf getrieben, da auch etwas Blut zu finden war. Allerdings wohl nicht mit einer der schrecklich entstellten Frauen an den Gestellen, da die Scheidenflüssigkeit von keiner der fünf Frauen stammte. Alle fünf Frauen an den Gestellen waren verwandt, ebenso mit derjenigen, deren Scheidenflüssigkeit auf dem Bett zurückgeblieben war. Was wiederrum auf die Brautjungfern der Lieke Cornelius nach der Aussage von Sigmund schließen ließ. Jetzt war natürlich die Frage, welche der sechs fehlte? Und wer war der Mann auf dem Grill?
Sigmund Toreson hatte ein recht gutes Gedächtnis und konnte aus dem Kopf eine Genealogie aller wichtigen Adelsgeschlechter im Tal erstellen. Auf den fürstlichen Jagden waren sie immer anwesend gewesen und es gehörte viel Standeswissen dazu, Reihenfolgen der Schießplätze bei den Treibjagden korrekt festzulegen. Die besten bekamen die angeseheneren Familien und so spielte der Rang einer Familie und deren Stammbaum auch bei praktischen Dingen eine große Rolle. Louhi startete ein Programm auf ihrem Cogitator, um die Verwandtschaftsgrade der Opfer zueinander in Relation zu setzen. Allerdings war wohl die Probe der verschwunden Frau kontaminiert, da der dämliche Maschinengeist allen Ernstes zu behaupten wagte, Louhi, deren DNA zu Vergleichszwecken ebenfalls gespeichert war, wäre mit der Probe oder besser gesagt mit der Person dahinter, verwandt. So kam sie erst mal nicht weiter.
Mit ihren Schergen untersuchte sie nun mit verschiedenen forensischen Methoden den weiteren Umkreis des Tatortes und förderten schließlich ein Brautkleid, fünf weiße Jungfernkleider und eine prächtige Uniform zu Tage, welche nach dem Namensschildchen unter dem Handwerkszeichen des Schneiders wohl offensichtlich dem Erbprinz Anton von Solwangen gehört hat. Damit war die Identität des verbrannten Mannes wohl geklärt. Zur Uniform gehörte ein prächtiger Helm, an dem noch ein Haar hing. Sie ließ ihre Schergen nun das frisch Gelernte umsetzen und es bestätigte sich, dass die Leiche auf dem Grill wohl der Bräutigam war. Es sah so aus, als hätte Belial die Hochzeitsgesellschaft in einem äußerst bizarren Ritual umgebracht. Alle bis auf eine, wahrscheinlich Lieke Cornelius. Was ursprünglich nur als kleine Einführung in die moderne Forensik und Spurensicherung begonnen hatte, war nun zu einem mysteriösen Rätsel geworden. Interessant genug, um der Sache nachzugehen. Da sich auf den zerrissenen Kleidern teilweise Blutspuren und Initiale fanden, konnte sie nach und nach feststellen, welche Leiche wer nun war und dass definitiv Lieke Cornelius fehlte. Leider fand sich am Brautkleid keinerlei Blut von ihr. Es gab zwar Blut, aber das gehörte wohl eher nicht zu ihr, da Louhi mit Kennerblick sah, dass es von vorne auf das Kleid gespritzt war.
Die Inquisitorin beorderte eine Valkyre her und bestieg sie mit ihren Schergen. Sigmund Toresons Ortkenntnis wies ihnen den Weg zu dem Stammschloss der Familie Cornelius. Zwei Soldaten bedienten die schweren Bolter in den Seitenhalterungen, sonst war sie mit ihren Schergen allein in der Valkyre. Das Trio der Eingeborenen bekam große Augen, als sie abhoben. Recht schnell verfärbte sich Sädes Gesicht wiedermal grün und Louhi konnte ihr gerade rechtzeitig einen Beutel reichen, in dem sie sich dann geräuschvoll übergab.
"Was könnt ihr mir über Lieke Cornelius so erzählen?", fragte Louhi die drei Eingeborenen.
"Sie ist eine Schönheit. Oder besser gesagt, war eine Schönheit. Ihr Haar glänzte wie Gold im Sonnenschein und ihre Augen waren strahlend blau. Sie war eine gute Reiterin, ich habe sie mehrmals angetroffen, als sie mit dem Erbprinzen über das Land galoppiert ist. Und sie war recht wild. Als sie noch jünger war, ist sie immer das Geländer der Treppe im Jagdschlösschen heruntergerutscht. Fünf Mädchen waren immer bei ihr, sie haben ziemlich oft Streiche ausgeheckt. Lieke hat, als sie klein war, den Erbprinzen beinahe im Fischteich des Schlosses ertränkt.", erzählte Sigmund recht geschönt, denn Säde entwarf auf Grund von vielem Tratsch ein ganz anderes Bild. Lieke galt als recht sprunghaft und eine Frau, die sich nahm, was sie wollte. Sie hatte wohl die Heirat mit dem Erbprinzen vorangetrieben und nicht wie hier üblich, andersherum. Auch neideten die Frauen im Tal ihre strahlende Schönheit. Liekes junge Mutter war eine verrückte Fremdweltlerin gewesen, eine richtige Hexe, die versucht haben sollte, ihr eigenes Kind, also Lieke, zu töten.
"Das ist doch dummes Weibergeschwätz!", wiegelte Siegmund ab. "Die gute Frau lebt in einem Sanatorium auf einer Insel im Süden, alles andere sind bösartige Gerüchte, von Frauen verbreitet, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als sinnlos zu schwatzen!"
"Meines Onkels Frau Schwester war Angestellte auf dem Gut der Cornelius, als es passiert ist. Sie hat mir selbst die Geschichte erzählt.", beharrte die Schwarzhaarige auf ihrer Geschichte.
"Die wollte sich doch nur wichtigmachen!" erwiderte der Scharfschütze.
"Sie hat es beim heiligen Crassus geschworen, dass jedes Wort wahr ist. Liekes Mutter war eine verrückte Hexe, sie konnte die Zukunft vorhersehen. Und die Lieke war ein geiles Früchtchen, die hat es nämlich mit ihrer Cousine getrieben!", behauptete Säde anschließend noch.
"Pah, Lieke Cornelius war eine tugendhafte keusche Frau, wenn sicherlich auch etwas wild.", wiegelte Sigmund empört ab.
"Ich hab es selbst letztes Jahr gesehen im Wald, zwischen Fünf Ecken und Waldschlösschen, da lagen Lieke und ihre Cousine auf einer Decke und haben sich gestreichelt. Und die waren dabei ganz nackig!", ließ Säde die Bombe platzen und verschränkte triumphierend die Arme.
"Ist das wirklich wahr?", hakte Louhi nach.
"Ich schwöre beim heiligen Crassus und dem Gottimperator auf seinem goldenen Thron zu Terra, dass ich die beiden nackt gesehen habe und die beiden haben sich gestreichelt. An den Brüsten und da wo man sich nicht anfassen darf!" Louhi glaubte ihr, da Säde nichts davon hatte, sie anzulügen. Das waren jetzt ein paar höchst interessante Details gewesen und Lieke Cornelius wanderte von der Kategorie verschwundenes, mutmaßliches Opfer in die Rubrik "Verdächtig!". Vielleicht war Fräulein Cornelius sogar übergelaufen. Sie wäre wahrlich nicht die erste Adlige, die diesen Weg einschlug.
Auf dem Weg dorthin überflogen sie die Reste eines Massakers. Auf offener Straße standen zwei Kutschen, eine davon prächtig geschmückt. Womöglich eine Hochzeitskutsche. Die abgeschlachteten Überresten von Pferden und Menschen lagen darum herum. Auf dem Rückflug würde sie vielleicht näher einen Blick darauf werfen, da diese Straße zum Schloss der Familie führte. Die Valkyre landete im Hof des Schlosses, das nicht geplündert aussah. Im Hof selbst lag eine Schrotflinte in einer sehr großen Lache Blut. Vögel und Insekten taten sich an herumliegenden Überresten eines Lebewesens gütlich. Es sah beinahe so aus, als wäre hier ein Mensch explodiert. Eine Gruppe von Personen war anschließend durch die Blutlache gelaufen. Drei davon barfuß, jemand mit einem schmalen Damenschuh mit hohem Absatz und zwei mit großen Stiefeln. Sechs Stück, die heilige Zahl des Slaanesh.
"Achtung! Das ist ein Tatort, nichts anfassen, außer ich befehle es euch. Wahrscheinlich ist der Feind nicht mehr hier, aber wir müssen immer damit rechnen, dass er noch da ist. Deswegen gehen wir mit gezogenen Waffen hinein, durchsuchen sorgfältig Raum für Raum. Sigmund, was kannst du mir über die Spuren sagen?" Der Jäger kniete sich nachdenklich bei den Überresten hin, während der Rest mit den Waffen in Vorhalte die Umgebung sicherte. Louhi fotografierte die Überreste und nahm dann die Schrotflinte zur Hand. Es war eine doppelläufige Jagdwaffe mit Hähnen, abgegriffen, gebraucht, allerdings wertvolle Intarsien. Eine selbst für hiesige Verhältnisse veraltete Jagdwaffe eines kleinen Adligen eines rückständigen Planeten, die wahrscheinlich von seinem Erben an einen treuen Diener verschenkt worden war. Ein Lauf war abgefeuert worden, im anderen stecke noch eine frische Patrone.
"Sechs Leute, vier Frauen, zwei Männer. Die Männer müssen groß und stämmig gewesen sein, sie haben eine Frau mit sich geführt. Die drei Frauen waren offensichtlich barfuß und liefen voraus."
"Können es nicht auch einfach drei Jungen gewesen sein?"
"Nein, so laufen nur Frauen, eine ging voraus, die beiden anderen sind ihr gefolgt, dann das Trio auf gleicher Höhe, die Frau mit dem Damenschuh widerstrebend und unsicher, die flankierenden Männer haben sie wohl gehalten.", erklärte Sigmund. Louhi nickte bestätigend, da sie zu dem gleichen Schluss gekommen war. Die beiden Hohlköpfe waren passionierte Spurenleser und hatten in ihrer unendlichen Gnade Louhi in die Grundlagen ihrer Kunst eingeführt. "Soweit wie es eine Frau mit ihrem kleinen Hirn eben verstehen kann.", war die typische Aussage der Zwillinge zu ihrem Kurs gewesen.
Sie rückten mit Waffen im Anschlag nun in das Gebäude vor. Es machte alles einen stillen und leblosen Eindruck. Die Eingangshalle sah unversehrt aus. Langsam rückten sie vor, Louhi hatte ihren Bolter im Godwin Deaz Schema im Anschlag, das Zielsystem projizierte den Zielpunkt der Waffe auf ihr inneres Helmdisplay, sodass sie nicht bemüht über die Waffe selbst zielen musste. Ihre Schergen taten so, als ob sie mit vollem Ernst bei der Sache waren. Keiner hatte die vielleicht übertriebene Vorsicht in Frage gestellt, wie das gerne grüne Rekruten taten. Raum für Raum durchsuchten sie gemeinsam das Erdgeschoss. Es machte einen ordentlichen Eindruck, nichts war durchsucht oder geplündert worden. Um schneller voranzukommen, teilte sie ihr Gefolge in zwei Gruppen auf. Die Hinterwäldler durchsuchten den linken Flügel, Erastos und sie den rechten Flügel des weitläufigen Gebäudes. Sie stiegen eine breite Treppe hoch, an den Wänden waren Trophäen alter Jagden stolz aufgestellt. Dann kamen sie in einen Bereich, den Louhi als typisch weiblich bezeichnen würde. Wahrscheinlich hatten sie gerade die Zimmerflucht von Lieke Cornelius betreten. Ein hübsch eingerichtetes Empfangszimmerchen. Zwei Sofas um einen Tisch, ein Schrank mit Service. Auf dem Tisch standen noch einige Flaschen und Gläser.
Der nächste Raum war der erste, der anders war. Als erstes sprang ihr der am Boden liegende Zimmerschrein ins Auge, in dem jemand seine Notdurft verrichtet hatte. Als zweites sah sie eine funktionsfähige Patrone auf dem Teppich halb unter dem Bett liegen. Dann wanderte ihr Blick zum Königsmordbrett, dessen Figuren zerbrochen auf dem Boden lagen. Nur der weiße König selbst lag noch auf dem Brett und jemand hatte ihn geköpft. Die einzig intakte Figur stand ein Feld neben ihm. Das war nun wirklich äußerst bizarr. Sie ließ Erastos an der Tür stehen und schritt vorsichtig in den Raum, sie fotografierte die am Boden liegenden Patrone und den Schrein, ebenso das Spielbrett. Offensichtlich war ein Anhänger dunkler Götter hier gewesen und hatte den Schrein geschändet. Ihr Novize reichte ihr die Ausrüstung und Louhi entnahm Proben des Urins und Kots, bevor sie den Schrein eintütete. Die Patrone nahm sie mit einer Pinzette auf. Keine einheimische Fertigung, aber doch recht primitiv. Sie tütete die Patrone ebenfalls ein und untersuchte dann die Spielfiguren. Sie waren sauber am Hals zertrennt worden. Das Schneidwerkzeug musste höllisch scharf gewesen sein. Auch die Figuren kamen in Tüten.
Dann ließ Louhi den Raum auf sich wirken. Er machte einen ordentlichen Eindruck, bis eben auf den Schrein, die zerstörten Figuren und einer der Pokale stand nicht akkurat. Auch den tütete sie ein, nachdem sie die Inschrift gelesen hatte. Lieke Cornelius war auf einer Schule für höhere Töchter in der Hauptstadt und eine außerordentlich gute Sportlerin gewesen. Das Bett war ordentlich gemacht, aber in der Mitte etwas zerdrückt, als hätte jemand darauf gesessen oder ein Gegenstand gelegen. Die Inquisitorin öffnete die Nachtschrankschubladen. Es schienen recht viele Taschentücher zu fehlen. In der unteren Schublade fand sie ein Öltuch, in dem sich deutlich der Abdruck einer Pistole abzeichnete, die Pistole selbst war nicht zu entdecken. Sie öffnete die Schränke und stellte fest, dass es einige Lücken gab. Als ob jemand für eine Reise gepackt hätte. Sie untersuchte die Zimmerflucht, alles war sonst ordentlich. Nur ein Schrank im Spielzimmer war offen und es war eine deutliche Lücke darin zu sehen. Wahrscheinlich hatte hier etwas Quadratisches gestanden. Louhi tippte einfach mal auf einen praktischen Rollkoffer, dessen mutmaßliche Größe mit dem Abdruck auf dem Bett halbwegs übereinstimmte.
Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück und hob die Matratze an. Nichts. Suchend sah Louhi sich im Zimmer um, schob alle Schubladen komplett auf und spähte dahinter und auch darunter. Nichts. Der Boden war mit einem Teppich bedeckt, vor dem Bett lagen noch Bettvorleger aus Fell. Also brauchte sie gar nicht nach losen Dielenbrettern suchen. Vielleicht war das obligatorische Geheimversteck auch nicht hier, sondern im Spielzimmer, dem Raum, der inzwischen hauptsächlich als Abstellkammer genutzt wurde. Und tatsächlich fand Louhi in einer Schachtel für ein Kinderpuzzle das, was sie suchte. Allerdings war die Ausbeute mit einer halben Schachtel Lho-Stäbchen, einem Feuerzeug und einem Bündel Papiere, die mit einem rosa Band zusammen geschnürt waren, eher mager. Es waren Gedichte und Liebesbriefe. Beides äußerst kitschig, wenn auch von schöner Handschrift und mit handgemalten Blumenranken verziert. Das pikante daran war, dass die Handschrift weiblich war, die Gedichte an Lieke gerichtet waren und eindeutig einen homoerotischen Inhalt hatten. - Interessant, die kleine Lieke war wohl nicht so ganz das keusche Töchterchen, für das sie viele gehalten haben, die Schwarzhaarige hat die Wahrheit erzählt - dachte Louhi und tütete die Briefe ebenfalls ein.
Vom Toilettentisch nahm Louhi sich noch eine Bürste voller blonder Haare mit. Damit hatte die Inquisitorin eigentlich das, was sie wollte. Ihr Gefolge hatte nur im Arbeitszimmer des Hausherrn etwas Interessantes gefunden. Der Tresor hinter einem Bild war offen, alles Wertvolle schien zu fehlen. Im Kamin waren ein paar angekokelte Papierschnipsel zu sehen. Jemand hatte Unterlagen und Bilder verbrannt, da auf dem Schreibtisch leere Bildrahmen standen. Noch ein seltsamer Punkt. Nachdenklich verließ sie das Arbeitszimmer und ging nochmal durch Liekes persönliche Räume. Es war eigentlich eine normale Zimmerflucht für eine junge adlige Frau in Liekes Alter. Nichts deutete auf eine wirkliche Korruption durch das Chaos hin. Im Schreibzimmer öffnete sie den Bücherschrank und nahm einige Bücher zur Hand. Hauptsächlich regionale Trivialliteratur über Liebe und Herzschmerz, Prinz liebt Postmeistertochter; Prinzessin den gutaussehenden, aber armen Leutnant der Leibwache. Nur nach viel Schmerz und Leiden kommen sie zusammen; und leben glücklich bis an ihr Lebensende. In Liekes Alter hatte Louhi hauptsächlich Bücher über Forensik, Tatortsicherung, Täterpsychologie und ähnlich interessante Themen verschlungen. Das war nach ihrer religiösen Phase gewesen, als sie nur fromme Bücher über Sebastian Thor, das Wirken des Imperators und den süßen Märtyrertod konsumierte hatte. Danach sah sie sich die Bücher des Vaters an. Fast ausschließlich Bücher mit militärischem Inhalt. Darunter eine Erstausgabe von Slaydos "Abhandlung über die Natur der Kriegsführung". Das wanderte gleichmal zu den "Beweisen". Es wäre eine Schande, dieses wertvolle Exemplar hier verrotten zu lassen. Es fand sich hier auch die komplette Reihe über die verrückten Abenteuer des Möchtegern-Kommissars Gaunt von diesem Schreiberling Daniel Kabnet. Louhi hasste diese Romanreihe. Ihr Sohn hatte deswegen eine Zeitlang unbedingt Kommissar werden wollen, weil die ja so viel cooler als die dämlichen Arbites waren. Aber Louhi hatte ihm diese Flausen gleich wieder ausgetrieben. Allerdings fanden sich auch hier keine verdächtigen Abhandlungen oder Traktate, die auf der schwarzen Liste der verdächtigen Bücher standen. Hier fand sie keine weiteren Erkenntnisse.
Der Inquisitorin sah sich die privaten Gemächer von Cornelius Senior an, welche aber mit jeder Faser signalisierten, dass hier ein passionierter Militär wohnte. Es gab einige Trophäen von Xenos, wie herausgebrochene Orkhauer, ein ausgestopfter Squig als Fußschemel. Nichts wirklich Dramatisches, was ketzerisches Gedankengut offenbaren würde. Die Gemächer der Frau Gemahlin waren vollständig leer, da gab es nichts mehr aus deren persönlichem Besitz, was wiederrum auch durchaus aufschlussreich war. Leider war hier wohl insgesamt nichts mehr zu holen. Zur Sicherheit schickte sie ihr Gefolge auf den Speicher, ob dort vielleicht noch Sachen von Liekes Mutter zu finden waren.
Noch ein weiteres Mal schlenderte Louhi durch die Zimmerflucht von Lieke Cornelius. In ihrem Wohnzimmer standen auf dem Tisch noch ein paar Flaschen mit alkoholischen Getränken. Hauptsächlich süßes Zeug, wie es eben gerne gutbetuchte Frauen tranken. Wahrscheinlich noch Überreste des Jungfernabends. Ein Spinett stand in der Ecke, Noten lagen herum. Lieke schien musikalisch gewesen zu sein. Noch einmal zurück im Schreibzimmer fand Louhi eine Mappe mit bedruckten Informationsblättern von Theater und Musikkonzerten aus Zentralstadt. Sie war offensichtlich oft im Theater und in der Oper gewesen. Ein eigentlich harmloser Zeitvertreib, aber ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zur Verdammnis.
Als Letztes untersuchte Louhi den Hof und stellte fest, dass hier schon eine Flugmaschine gelandet war. Das Zugangstor war von innen verschlossen und da es keine angelehnten Leitern gab, war eine Flugmaschine auch das naheliegenste. Ihr Gefolge kam staubbedeckt, aber unverrichteter Dinge vom Speicher zurück. Von Liekes Mutter gab es hier keinen Nachlass.
Mit der Valkyre flogen sie nun zu dem Ort des Massakers. Sie landeten in großem Abstand, stiegen aus und ließen die Valkyre über sie in Schwerer Bolterreichweite kreisen. Es war durchaus möglich, dass sich versprengte Kultisten noch in den Wäldern herumtrieben. Den Dicken mit seinem Maschinengewehr und den Mickrigen mit seinem Scharfschützengewehr ließ sie Wache stehen, während sie mit dem schwarzhaarigen Mädel und Erastos den Tatort abschritt. Die Kutsche war eindeutig eine Hochzeitskutsche. Der andere Wagen hatte wohl Diener und Bedienstete transportiert. Die Leichen hatten alle schon starken Wildverbiss und einige waren nach ihrem Tod von Tieren in den Wald geschleift worden. Dadurch war es ihr nicht wirklich möglich, den Ablauf lückenlos zu klären. Es war wohl offensichtlich recht schnell gegangen. Der Überfall kam aus der Bewegung heraus, ohne sich die Mühe zu machen, Hindernisse in den Weg zu legen. Es wirkte improvisiert, aber es hatte für die armen Schweine gereicht. Ein Säbel lag etwas abseits, sonst war großartig niemand mehr zum Ziehen der Waffen gekommen. Allerdings hatten sie dünne Lanzen dabei gehabt, sodass der Säbel so keinen Sinn ergab. Vielleicht hatte ihn einer der Angreifer herausgezogen und ihn als Beute dann zu schäbig empfunden. Den Spuren nach zu urteilen, waren die Angreifer Amazonen gewesen. Einige der Ulanen waren mit Pfeilen erschossen worden. Sie barg zu Studienzwecken einen davon. Die Spitze war überaus hässlich, mit schmerzhaften Widerhaken versehen.
Wahrscheinlich war Lieke Cornelius auf dem Weg zur Kathedrale gewesen, als sie überfallen wurden. Von allen Seiten kamen die Amazonen, vermutlich die obligatorischen sechs Stück und töteten zuerst die Ulanen, dann die Diener, hielten die Kutsche an und verschleppten die Braut und die Jungfern. Der Abtransport erfolgte in einer kompakten Flugmaschine, nur unwesentlich größer als eine Valkyre. Sie flogen dann zu dem Anwesen und Lieke packte ihre Sachen? Oder waren sie zuerst zum Engelsberg geflogen und dann anschließen hierher? Aber warum? War Lieke übergelaufen? Hatte sich gehirnwaschen lassen und das Imperium verraten? Oder war ihre Seele schon soweit korrumpiert gewesen, dass sie sich den Freuden Slaanesh ergeben hatte? Immerhin war sie bisexuell gewesen, hatte eine sexuelle Beziehung zu ihrer Cousine gehabt. Homosexualität war ein schweres Verbrechen auf vielen Welten und wurde unbarmherzig mit dem Tod bestraft. Genau genommen war Lieke als Amazone prädestiniert, bisexuell, trainiert, gebildet und musikalisch. Das war die Art von Frau, die Belial für sein Kader der 6x6x6 bevorzugt ausgewählt hatte. Nur wenig schlauer ließ Louhi die Valkyre wieder landen und stieg mit ihrem Gefolge ein.
"Dann zum Engelsberg zurück.", befahl Louhi und wandte sich dann an das Trio Einheimischer. "Warum heißt der Berg eigentlich Engelsberg im Volksmund?"
"Weil dort die Engel gerufen wurden, um der Menschheit im Kampf gegen das böse Maschinenimperium beizustehen.", erzählte Säde aufgeregt.
"Maschinenimperium?" Louhi hatte davon noch nie etwas gehört.
"Also meine Mutter hat mir die Geschichte um die Engel und den Engelsberg so erzählt: Es war einmal vor unendlich langer Zeit, als der Gottimperator noch nicht auf seinem goldenen Thron auf Terra saß, da fuhren böse Geister von jenseits des Schleiers der Finsternis in die Maschinen der Menschen. Von bösen Gedanken und finsterer Blutgier getrieben, bekämpften die abscheulichen Maschinen die Menschen. Die Maschinen waren so stark, dass die Menschen in Bedrängnis gerieten. Doch ein kluger und weißer Mann sagte, "lasst uns die Engel holen, denn sie werden für uns kämpfen."
"Aber die Engel können nicht mehr zu uns kommen, wie sollen sie da für uns kämpfen?", fragten die anderen.
"Ich weiß guten Rat, denn Gott hat zu mir gesprochen. Lasst uns nach Kneita gehen und dort eine Brücke in den Himmel bauen." Und so kam es, dass ein Berg im Abora Tal gebaut wurde, nach dem Plan Gottes. Und in diesem Berg befand sich die Brücke in den Himmel."
"Was für ein Gott?", fragte Louhi misstrauisch. Geschichten, in denen Götter vorkamen, hatten meist einen äußerst realen Bezug zu den vier finsteren Göttern im Warp.
"Ein Gott ohne Namen, spielt für die Geschichte ja auch keine Rolle. Also weiter geht sie so: Jetzt haben wir eine Brücke, aber die Engel können immer noch nicht kommen!", jammerten die Menschen.
"Verzagt nicht, denn ich weiß Rat. Gott hat mit mir gesprochen und mir eine weitere Aufgabe gestellt. Lasst uns unschuldige Kinder mit reinem Herzen suchen und sie zu dem Ebenbild von Engel formen." Und die Menschen taten das, was der Mann sagte. Überall in der Galaxis suchten sie nach Kindern mit reinem Herzen. Sie fanden viele, aber nur wenige waren wirklich rein genug. Viele starben, und einige der Kinder waren in Wahrheit böse und sie flohen. Sie flohen in die Berge und schmiedeten finstere Pläne, um sich an all jenen zu rächen, welche sie hierher gebracht hatten. Das waren die Urväter und Urmütter der Fehlgeschlagenen, die heute noch in die Häuser der guten Menschen schleichen, Babys rauben und noch schlimmere Dinge tun. Hört ihr Menschen, die Fehlgeschlagenen werden niemals Ruhe geben, bis auch der Letzte von ihnen erschlagen ist. Und so ist es wohlgetan, jeden Fehlgeschlagenen zu töten, sobald man ihn als solchen erkennt.
Aber einige Kinder waren vollständig reinen Herzens und bereit, einen Engel in sich zu tragen. Und die Engel kamen über die Brücke des Himmels geschritten und fuhren in die Kinder, sodass sie nun zu Engeln wurden. Zu Seraphim, denn ihre Haare waren wie gesponnenes Gold, ihre Augen strahlend blau wie der Himmel von Terra, ihre Haut rein und zart und ihre Körper wohlgeformt. Und die Engel brachen von hier aus auf, um der Menschheit mit flammendem Schwert zur Seite zu stehen. Sie kämpften tapfer gegen die bösen Maschinen und rangen sie nieder. So wurde die Menschheit vor den bösen Maschinen gerettet."
"Das ist also die regionale Folklore.", meinte Louhi unbestimmt, nicht genau wissend, was sie von der Geschichte halten sollte. Es gab einst einen Krieg gegen Eisenmenschen während des dunklen Zeitalters der Technologie. Deswegen waren heute noch autark lernende Maschinen ohne menschliche Vollkontrolle strengstens verboten. Deswegen waren hochentwickelte Systeme wie in Titanen oder Raumschiffen immer mit einem Menschen verkabelt, der die vollständige Zugriffsfähigkeit der Maschinengeister auf essentielle Systeme im Notfall blocken konnte. Aber sie hatte noch nie davon gehört, selbst in den geheimen Schriften der Inquisition und des Ordo Malleus, dass Dämonen in großer Zahl in Maschinen gefahren wären. Es gab sicherlich diese Dämonenmaschinen, aber ein ganzes Imperium davon? Wahrscheinlich war das nur ein Märchen, dass mit dem realen Hintergrund so gut wie nichts mehr zu tun hatte.
"Kennst du diese Geschichte auch so?", fragte Louhi den Mickrigen.
"Meine Mutter hat mir eine gänzlich andere Geschichte über den Engelberg erzählt."
"Und wie lautet diese?"
"Ich bin kein großer Geschichtenerzähler und es ist sicherlich über dreißig Jahre her, dass meine Mutter sie mir erzählt hat. Die Priesterköniginnen in alter Zeit haben dort oben auf dem Engelsberg residiert. Dort stand ein prächtiges Schloss im Zentrum der Festung. Die Königin saß auf einem Thron, dessen Lehne wie Engelsflügel geformt waren. Deswegen der Name. Und die Fehlgeschlagenen sind Leute, welche wider der Priesterkönigin gefrevelt haben sollen. Zur Strafe wurden die Leiber der Frevler verformt und in die Wälder gejagt. Dann wurde zur Jagd geblasen und die Fehlgeschlagenen wurden erschlagen. Nur wenige entkamen in die Berge, die ihren Namen tragen. Das ist so die grobe Zusammenfassung. Meine Mutter hat das natürlich noch sehr viel stärker ausgeschmückt und es war auch ein Lehrstück darüber, dass man sich der Obrigkeit zu beugen hat."
"Aha!", meinte Louhi unverbindlich und die Valkyre setzte zur Landung an. Kaum setzte der Sturmtransporter auf, sprang die frischgebackene Inquisitorin auch schon aus einer der Seitentüren hinaus. Im Zelt analysierte sie die Haare von der Haarbürste von Liekes Toilettentisch und erhielt eine Übereinstimmung von 100% zu der Scheidenflüssigkeit von dem Laken des "Liebesnestes". Also war Lieke Cornelius mit Belial intim gewesen. Ob vergewaltigt oder ob sie sich ihm freiwillig hingegeben hatte, war so nicht zu erkennen. Aber da sie fehlte und alle Indizien eigentlich gegen Lieke Cornelius sprachen, setzte sie sich unverzüglich mit dem Büro des Adeptus Arbites in Kontakt und schrieb die verschwundene Braut zur Fahndung aus.
"Ihr meint wirklich, Comtesse Lieke ist zum Erzfeind übergelaufen, Mamsell Louhi?", fragte Toreson.
"Die Indizien sprechen dafür. Lieke Cornelius ist bisexuell, musikalisch, Genussmitteln wie Lho-Stäbchen und Likören nicht abgeneigt, ist regelmäßig ins Theater gegangen und hat sich immer mit fünf anderen Mädchen umgeben, was die heilige Zahl des Slaanesh, die Sechs ergibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist sie tot oder auf das Schiff geflohen. Aber da ich nicht gänzlich ausschließen kann, dass Lieke Cornelius korrumpiert ist und sich noch auf Kneita III befinden kann, lasse ich sie zur Fahndung ausschreiben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür verschwindend gering ist. Wir von der Inquisition müssen einfach alle Möglichkeiten bedenken."
"Solche Sachen reichen schon, um zum Erzfeind überzulaufen, Mamsell Louhi?", fragte die Freche erschreckt.
"Nein, aber genusssüchtige Menschen sind die Art Personen, deren Seelen für die Verlockungen von Slaanesh empfänglicher sind als andere. Ich bin mir relativ sicher, dass Lieke Cornelius vorher noch nie mit Chaos in Kontakt war oder aktiv versucht hat, damit in Kontakt zu treten. Aber ich denke mal, dass sie genau der Typ Frau ist, der für den Verräter Belial interessant ist. Und das sie durch gewisse Veranlagungen wiederrum dafür empfänglich ist."
"Kam dieser Belial wegen der Comtesse nach Kneita III?", fragte Erastos.
"Nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich. Sie war wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Und daraus hat sich dann die Sache entwickelt", erklärte Louhi.
"Und weswegen war dieser Belial denn genau hier? Was wollte er hier?", fragte Säde.
"Nun, er wollte hier zum Dämonenprinz aufsteigen. Aus irgendwelchen mir nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen hat er dafür dieses Tal ausgewählt."
"Und was ist ein Dämonenprinz?", fragte Vater Rasmus.
"Die schlimmste Verderbtheit, die ein sterblicher Anhänger der dunklen Götter erringen kann. Diese finsteren Götter verteilen bösartige Geschenke und verdammenswerte Gaben an ihre schlimmsten Anhänger. Je länger und erfolgreicher ein Ketzer den dunklen Pfad in den Abgrund der ewigen Verdammnis folgt, desto mehr mutiert er. Bei vielen wird das irgendwann unkontrolliert und sie werden zu geistlosen Bruten. Nur wenigen gelingt es, lange genug im Fokus zu stehen, um letztendlich zu einem Dämonenprinz zu werden. Man streift die letzten Fesseln der Menschlichkeit ab und wird zu einem Dämon.", führte Louhi dozierend aus.
"Gibt der Imperator seinen Gläubigen auch solche Geschenke?", fragte die kleine freche Säde weiter.
"So ein Firlefanz braucht ein wahrer Gläubiger des lebendigen Gottimperators nicht! Solche Gedanken sind Sünde! Bete zwölf Mal die Litanei der Reinigung heute Abend, um diesen Makel von deiner Seele zu nehmen.", fuhr Vater Rasmus die Schwarzhaarige an und stimmte dann den imperialen Lobgesang an. Nach kurzem Zögern fielen sie alle mit ein, um die Dunkelheit aus ihrem Herzen zu vertreiben, denn dieses Wissen konnte eine unbedarfte Seele verderben.
"Liebe den Imperator.", sang Vater Rasmus mit seiner tiefen Stimme, "denn er ist die Rettung der Menschheit.
Gehorche seinen Geboten, denn er führt uns in das Licht der Zukunft.
Vertraue seiner Weisheit, denn er schützt uns vor dem Bösen.
Spreche seine Gebete mit Demut, denn er rettet unsere Seele.
Achte seine Diener, denn sie sprechen mit seiner Stimme.
Erzittere vor seiner Erhabenheit, denn wir gehen in seinem unsterblichen Schatten." Augenblicklich fühlte Louhi sich noch während des Singens gestärkt. Und auch ihre Schergen schienen erfrischt zu sein.
"Der Imperator hat durchaus seine Champions, wir nennen sie lebendige Heilige. Mancher Mensch wird mit einer solch reinen Seele geboren und vollbringt solch glanzvolle Taten, dass der Imperator ihn mit sichtlichen Zeichen seiner Gunst segnet und sie zu engelsgleichen Wesen werden.", erklärte Louhi milde, das ursprüngliche Thema wieder aufnehmend.
"Und was glaubt Ihr, Inquisitorin Louhi, was ist Eure Theorie zu dem Ganzen?", fragte Erastos.
"Nun, ich denke, es fing alles mit dem Überfall auf die Inquisitionsfestung auf Tribut im Jyotisystem an. Belial fand dort irgendetwas, was ihm suggerierte, damit zum Dämonenprinzen aufsteigen zu können. Ob er das nun gezielt gesucht hat oder über Zufall darüber gestolpert ist, bin ich mir nicht wirklich sicher. Es muss eine Art Weissagung gewesen sein und dass er sich hier zum Kampf stellt, war wohl Teil des Rituals. Und da er wusste, was auf ihn zukommt, hat er sich gut darauf vorbereitet. Wenn wohl auch das eine oder andere offensichtlich nicht so glatt lief wie gedacht. Was an diesem Ort nun so besonders ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Hier haben über ein Jahrzehntausend die Priesterköniginnen dieser Welt residiert, vielleicht macht das dies hier zu einem mystischen Ort. Oder die geographische Besonderheit, dass dieses Tal leicht zu isolieren ist. Darüber kann ich nur spekulieren.
Auf alle Fälle gelang ihm die Invasion, hat dabei Lieke Cornelius und ihre Brautjungfern aufgegriffen. Mit einem Ritual hat er Lieke Cornelius zu einer seiner Amazonen gemacht und dabei ihre Cousinen und ihren Bräutigam grausam ermordet. Ich denke mal, dass sie vorher noch ihre Sachen hat holen dürfen und zu dem Zeitpunkt wohl noch eher widerspenstig war. Als weiteres Opfergeschenk an seinen dunklen Meister hat er noch weitere fünfhundertfünfundfünfzig Jungfrauen geopfert. Warum genau 555 ist mir schleierhaft. Darin ist keine der heiligen Zahlen des Slaanesh oder des Chaos enthalten. Ich kenne jedenfalls keinen falschen Gott, welcher die Fünf als heilige Zahl führt. Ein weitere Besonderheit, auf die ich mir momentan keinen Reim machen kann. Nach der Opferung hat er seine Truppen in Stellung gebracht und sie sich eingraben lassen. Dann haben seine Hexen das Wetter beeinflusst, sodass es einen Schneesturm gab. Ein wichtiges Element in seinem Plan. Sein Hinterhalt hat teilweise erschreckend gut geklappt. Aber wohl doch nicht gut genug, um den Endsieg davonzutragen. Auf alle Fälle ist er gescheitert und ist vernichtet. Das ist letztendlich das einzige, was wirklich zählt."
Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Macharius Sektor
Kneita System
Kneita III
Zentralstadt
Zeit: 2 336 920.M41 Drei Tage nach der Schlacht 18.53
Person: Lieke Cornelius
Fünf lange Tage hatte die Bahnfahrt gedauert und nun stand sie etwas verloren auf dem Bahnhofsvorplatz herum. Wenigstens konnte sie inzwischen halbwegs stehen, ohne gleich vor Schmerzen in Tränen ausbrechen zu müssen. Anton hatte sich als unglaublich gemeines und perverses Schwein entpuppt. In der Hochzeitsnacht hatte er sie brutal entjungfert, bar jeder Zärtlichkeit und am nächsten Morgen hatte er sie rausgeworfen.
"Du bist eine verdammte Lesbe!", hatte er sie angeschrien, jemand hatte ihm die Liebesbriefe von Clarissa zugespielt, die er wutschnaubend in der Hand hielt. "Verschwinde, du niederträchtiges Weibsstück, und lass dich nie wieder blicken." Lieke hatte sich weinend umgedreht, war nach Hause gelaufen, hatte eilig gepackt und hatte den ersten Zug in Richtung Zentralstadt genommen. Es war so demütigend. Daheim zerrissen sich bestimmt alle das Maul über sie und Lieke konnte froh sein, dass sie überhaupt noch lebte. Sogar ihre Amme hatte sich von ihr abgewandt.
Die vielen Leute machten ihr etwas Angst. Ob sie schon eventuell auch hier von diesem Skandal erfahren hatten? Die junge Frau zog ihren Hut mit einem Trauerschleier tiefer ins Gesicht, da sie auf keinem Fall erkannt werden wollte. Das alles war so unglaublich peinlich.
Die junge Frau bestieg eine pferdebespannte Droschke und ließ sich auf breiten Alleen in die große Commercia am Raumhafen von Zentralstadt fahren. Das dunkelgraue Gebäude war wuchtig aus Stein erbaut, hässliche Wasserspeier ragten drohend hervor. Dort fragte Lieke sich durch, bis sie einen Vertreter eines im Orbit wartenden Raumschiffes fand. Eifrig leierte er die nächsten Ziele herunter, welche die "Ellowar" ansteuern würde. Es war ihr gleich, wohin die Fahrt ging, nur weit weg sollte es sein.
"Jyoti, ich will nach Jyoti!" Das war das letzte System in der Aufzählung. Dann bekam sie eine Tabelle gezeigt, welche Kabine wie viel kostete. Zum Glück hatte sie recht viel Bargeld dabei und sie war immerhin von Adel, also nahm sie eine gehobene Einzelkabine mit Zimmerservice. Die Mahlzeiten waren inklusive und so würden keine weiteren Kosten auf sie zukommen. Sie bezahlte alles bar auf die Hand und bekam eine Quittung und das Ticket für die Reise auf bunt bedrucktem Pergament. Die "Ellowar" würde noch vor Mitternacht Ortszeit ablegen und das vorletzte Shuttle ging in einer dreiviertel Stunde. Also nahm Lieke ihren Rollkoffer und schritt schnurstracks zum Ausreiseschalter. Sie ignorierte den Zeitungsstand und las deswegen auch nicht die Schlagzeile des "Zentralstadt Tagblatt", die da lautete "Aboratal wegen tödlicher Seuche zur ewigen Quarantänezone erklärt". Es war nur eine Familie vor ihr vor dem Schalter und sie kam dann auch gleich dran. Sie legte ihren Ausweis und das Ticket auf den Tresen. In dem Moment flackerte das künstliche Licht und verlosch, genauso wie der grün leuchtende Bildschirm des Cogitatorterminals des Ausreisebeamten, eines total humorlosen Mittdreißigers in einer offiziellen grauen Kutte des Administratums.
"Verdammte launische Maschinengeister! Da nimmt man nun extra den teuren Weihrauch und trotzdem sind diese zickigen Biester nie zufrieden!", fluchte der Beamte und gab dem Terminal einen segnenden Schlag auf das Messinggehäuse. Da nichts passierte, stempelte er ihr Ticket und Ausweis ab und klappte dann einen schweren Folianten auf, um die Ausreise von Hand einzutragen. Er griff nach der Thermofeder und kippte dabei das Gefäß aus gebrüstetem Stahl um, das die Tinte enthielt. Der Inhalt ergoss sich über den gesamten Tisch, bevor er das Fässchen wieder aufstellen konnte.
"Beim Thron! Heut geht auch alles schief. Gehen Sie schon, Ihr Shuttle geht gleich, Mamsell.", meinte der Beamte, der eigentlich nur nicht von jemand beim Aufwischen von Tinte beobachtet werden wollte. Lieke bedankte sich artig, nahm ihre Papiere, setzte wieder ihren Hut mit Schleier auf und lief weiter den Gang entlang. Zwei stämmige Fremdweltler hielten am Ausgangstor in Richtung Raumhafen etwas nachlässig Wache. Ihre Blicke streiften sie kurz und einer erzählte dem anderen in seinem furchtbaren Dialekt wohl einen schlüpfrigen Witz. Darüber konnte sie nicht lachen und augenblicklich schmerzten wieder Scheide und Anus, wo der brutale Anton überall eingedrungen war.
Eilig schritt die Comtesse auf das freie Feld. Es stand nur ein Shuttle auf dem Landefeld. Noch nie hatte Lieke ein so modernes Schiff gesehen. Mit offenem Mund starrte sie das Wunder des Maschinengottes an. Für einen ganz kurzen Moment sah sie sich am Boden einer mit grellen Farben bemalten Kabine liegen. Seltsam schreckliche Gestalten umgaben sie, darunter eine halbnackte Frau die statt Haaren Schlangen trug. Die verstörenden Bilder verschwanden augenblicklich wieder aus ihrem Kopf und einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, zu fallen, als würde sie aus einem Albtraum erwachen. Dann stand sie wieder vor dem Wunder des Maschinengottes und schüttelte verwirrt den Kopf. Gerade war ihr etwas eingefallen, aber sie konnte sich jetzt schon nicht mehr erinnern, was das gewesen war. - Hoffentlich werde ich nicht noch genau so verrückt wie meine Mutter - dachte Lieke erschreckt.
Nachdem Lieke sich wieder gesammelt hatte, ging sie ihren Rollkoffer hinter sich herziehend auf das Shuttle zu. Vor der ausgeklappten Zugangstreppe stand ein schick uniformierter bleicher Mann, der so hochgewachsen war, aber recht hübsch anzusehen war. Die Comtesse zeigte mit einem Lächeln ihr Ticket vor und wurde von dem uniformierten Matrosen in das Innere des Schiffes gelassen. Eine livrierte Bedienstete führte sie auf einen Platz, zeigte Lieke wie sie die Gurte anzulegen hatte und verstaute ihr Gepäck rutschsicher in einem Fach. Nach und nach kamen weitere Reisende und schließlich hob das Shuttle ab. Es war ein seltsames Gefühl, zu fliegen. Noch seltsamer, ihre Heimat zu verlassen. Für einen kurzen Moment kam ihr die Situation vollständig absurd vor. Für einen kurzen Moment sah sie sich nackt auf einem herzförmigen Bett liegen. Ihre besten Freundinnen und Cousinen waren ebenfalls splitterfasernackt auf Gestelle um sie herum gefesselt. Der arme Anton lag auf einem Grill, sie konnte seine grellen Schreie hören und sein bratendes Fleisch riechen. Seltsame Musik war um sie herum und weitere Gerüche, die sie nicht einordnen konnte. Und dann trat diese riesige gehörnte Bestie in ihr Gesichtsfeld. Dann verschwand die Vision so plötzlich, wie sie gekommen war und dann war noch Leere in ihrem Kopf. - Hoffentlich werde ich nicht als Verrückte enden wie meine Mutter, - dachte Lieke erschreckt und schüttelte den leicht schmerzenden Kopf. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das Gleiche schon mal vor ein paar Minuten gedacht zu haben. - Wahrscheinlich ist das nur die Angst vor der Leere zwischen den Sternen. - versuchte sich Lieke selbst zu beruhigen. Aber ein nagendes Gefühl blieb, das etwas in der letzten Zeit furchtbar falsch gelaufen war.
Ohne Zwischenfälle erreichte das Shuttle das Schiff. Leider konnte sie als Passagier rein gar nichts sehen. Es gab eine kleine Erschütterung, dann öffnete sich die Schleuse und die Passagiere durften aussteigen. Sie standen in einem Hangar, weitere Flugmaschinen der gleichen Baureihe standen hier in Reih und Glied. Die Ausmaße waren vielleicht nicht so beeindruckend wie die Echohöhle des Angerberges, aber Lieke bekam ihren Mund vor Staunen nicht mehr zu. Der fünfte Offizier begrüßte die Passagiere mit einer kleinen Ansprache. Auch er war hochgewachsen und seine Haut wächsern bleich. Eine schlanke Körpergröße und bleiche Haut waren ein Erkennungsmal der Kinder der Leere, wie Lieke bald mitbekam. Die Passagiere wurden nach und nach aufgerufen und einem Steward zugeordnet, der sie zu ihren Quartieren geleiten sollte.
Der Steward führte sie durch Gänge, die Lieke kilometerlang erschienen. Die "Ellowar" musste riesig sein. Die Luft roch seltsam. Nicht unbedingt abgestanden, aber eben auch nicht frisch. Schließlich fuhren die Passagiere der ersten Klasse mit einem Fahrstuhl mit einer Kabine aus Messing, die mit Holz vertäfelt war, in die Quartiere für gehobene Reisende, wie der Steward ihr erklärte. Sie mussten noch eine Schleuse passieren, die von zwei bewaffneten Matrosen bewacht wurde.
Dahinter roch die Luft durchaus schon besser, die Korridore waren mit Teppichen ausgelegt, die Wände vertäfelt und es hingen Gemälde von fremdartigen Landschaften zwischen den Kabinentüren. Auch standen Kübel mit exotischen Pflanzen in regelmäßigen Abständen auf dem Boden und verströmten einen fremdartigen, aber auch anregenden Duft. Die Passagiere der ersten Klasse hatten einen eigenen Speisesaal, wo drei Mahlzeiten am Tag serviert wurden. Wahlweise konnte man sich das Essen auch gegen einen kleinen Obolus auf die Kabine bringen lassen. Es gab mehrere Aufenthaltsträume, ein Raucherzimmer für Herren, ein gemütlich eingerichtetes Café für die Damen und ein großes schallisoliertes Spielzimmer, wo Kinder toben konnten. Einen Kulturraum, wo ausgesuchte Schausteller Theaterstücke oder Kunststücke vorführten oder wo Filme gezeigt wurden. Ein Schulungszimmer für Kinder und ein Garten mit Panoramadeck rundeten das Angebot für die erste Klasse ab. Es gab natürlich noch einen eigenen Commerciabereich auf dem Schiff, der aber in einem anderen Teil des Fahrzeuges lag.
Liekes Kabine hatte ein großes Bett, einen Tisch mit zwei Sesseln, die fest am Boden verankert waren und sobald das orange Licht brannte, aufzusuchen waren. Dort konnte man sich festschnallen und die Turbulenzen unbeschadet überstehen, wie der Steward erklärte. An der Kabine war eine kleine Hygienekammer angeschlossen, mit einer Badewanne aus geriebenem Kupfer. Obwohl die Kabine nur so groß wie ihr Schlafzimmer war, hatte es doch viele Wunder zu bieten. Es gab eine Interkomverbindung, mit der sie einen Steward rufen oder Essen bestellen konnte. Es gab mehrere Schalter, die nach einer kleinen Litanei betätigt werden durften, damit konnte sie das Licht regulieren, aber auch die Temperatur in ihrer Kabine. Ein weiteres Wunder des Maschinengottes. Sie legte ihren Rollkoffer auf das Bett und packte ihn aus. Sie verstaute ihre Kleidung in einem Schrank und ihre Accessoires da, wo sie diese haben wollte. Als letztes hielt sie ihre Pistole unschlüssig in der Hand. Die Waffe lag schwer in ihrer Hand, sie hatte damit etwas tun wollen, nur was? Wieder setzen furchtbare Kopfschmerzen an und ihre Nase fing an zu bluten. Sie nahm eines ihrer Taschentücher mit Monogramm und hielt es an die Nase.
Irgendwie konnte sie die letzten Ereignisse gar nicht fassen. Immer, wenn sie näher darüber nachdenken wollte, setzten diese Kopfschmerzen ein. Wenn sie sich an Begebenheiten der letzten Jahre erinnern wollte, kamen diese klar zurück. Nur wenn sie an ihren Hochzeitstag zurückdenken wollte, setzte es bei ihr aus. Alles war verschwommen, wie im Nebel, als wäre das alles nicht wirklich geschehen. Aber sie war nun mal hier, weit weg von zu Hause und ihrer Familie. Ihrem Vater, ihrem Ex-Ehemann. Sie hatte noch zwei Halbbrüder aus der ersten Ehe ihres Vaters, die fern der Heimat als Offiziere bei der imperialen Armee ihren Dienst taten. Die kannte sie nur aus Briefen, hatte sie nie zu Gesicht bekommen. Es war so unwirklich, Lieke schüttelte den Kopf und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte alles verloren, was ihr je wichtig gewesen war. Die junge Frau sank auf das Bett und rollte sich zusammen. Schließlich ertönte ein Gong und aus der Interkomverbindung kam die Nachricht, dass es Zeit für das Mittagessen sei. Hier an Bord gab es die sogenannte Bordzeit und die war unabhängig von der irgendwelchen Planetenzeiten. Deswegen war hier jetzt gerade Mittagszeit. Wirklichen Hunger hatte Lieke nicht, aber sie riss sich zusammen und stand auf. In ihrer Hygienekabine frischte sie ihr Make up auf, zog sich etwas Frisches an und betrachtete sich im Spiegel aus poliertem Silber. Ihre blauen Augen sahen immer noch verweint aus, aber sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln.
"Lieke Cornelius, nun bist du frei, zu tun, was du willst. Mach was draus, das Imperium wartet nur, um von dir erobert zu werden. In dir fließt das Blut von Kämpfern und Eroberern. Du bist schnell und geschickt! Heute wird ein guter Tag werden!", beschwor Lieke ihre innere Stärke und jetzt gefiel ihr, was sie im Spiegel sah. Das Gesicht einer Frau, die ihren eigenen Weg finden würde.
Epilog
Eine Woche später verließen die "Vampir" und die "Schwarzer Prinz" ebenfalls den Orbit um Kneita III. Die von Louhi eingeleitete Fahndung nach Lieke Cornelius hatte keinerlei Resultate erbracht. Die Inquisitorin hatte gleich am nächsten Tag die Zentralstadt besucht, ein Bild aus dem Archiv des "Internats für höhere Töchter" von Lieke Cornelius besorgt und einen Steckbrief damit erstellt. Allerdings waren blonde blauäugige Frauen auf dieser Welt eher die Regel und niemand am Raumhafen oder dem Ausreiseschalter konnte sich an sie erinnern, auch stand sie nicht in dem Ausreiseregister. Louhi konnte schließlich auch nicht wissen, dass der verantwortliche Beamte, nachdem er die Sauerei weggewischt und neue Tinte besorgt hatte, von einer Welle Ausreisewilliger beinahe überrollt wurde, die mehrere Stunden anhielt, da viele Reisende ihr Abreise auf die letzten beiden Shuttles gelegt hatten. Am Ende einer vierzehnstündigen Schicht im Licht von Paraffinlampen, da eine verdammte Katze den Schaltschrank im Keller hatte durchschmoren lassen und die Techpriester erst im Morgengrauen die verstimmten Maschinengeister mit der rituellen Auswechslung verschiedener Komponenten hatten beruhigen können, hatte der Beamte schlichtweg vergessen, dass eine Lieke Cornelius je da gewesen war. Als diese kleinwüchsige wichtigtuerische Person mit dem seltsamen Titel Inquisitor Louhi ihm ein Bild von dieser blonden Frau unter der Nase hielt, konnte er sich nicht an sie erinnern und seine Bücher, die makellos geführt waren, zeigten eindeutig, dass eine Lieke Cornelius nicht ausgereist war. Das war eine unumstößliche Tatsache. So nahm Louhi an, falls die Comtesse wirklich noch am Leben sein sollte, sie sich an Bord der "Wolfs im Schafspelz" befinden musste.
Was wurde eigentlich aus
Inquisitorin Louhi rätselte an Bord der "Vampir" noch zwei Monate über den Kneita III Zwischenfall, wie er nun offiziell in den Akten der Inquisition genannt wurde, herum. Viele Fragen waren für sie ungeklärt, aber selbst Großinquisitor Donatan hielt den Fall Belial für abgeschlossen. Der Renegat war vernichtet worden, bevor er zum Dämonenprinz aufsteigen konnte. Die Reliquien waren geborgen und der Ekklesiarch hoch erfreut. Damit waren die primären Ziele erreicht. Das Wieso und Warum war letztendlich nur akademischer Natur. Chaoten handelten selten in nachvollziehbaren Bahnen und so packte schließlich Louhi alle Unterlagen in eine Kiste, beschriftete sie und brachte sie in das Archiv der Inquisitionsfestung des Machariussektors. Sie selbst behielt von allem digitalisierte Kopien auf ihrem persönlichen Cogitator. Nun wurde Louhi offiziell in die Konklave eingeführt und überhäufte sich selbst mit Arbeit. Mit großem Elan führte sie unermüdlich ihre Aufträge aus. Bei Kollegen war sie nie wirklich beliebt, da sie nie lernte, was man mit etwas Freundlichkeit und Diplomatie erreichen konnte. Auch eckte sie mit ihrer überaus korrekten Art öfters an und nie wollte jemand ein zweites Mal mit ihr zusammenarbeiten. Sie stieg durch ihre vielen Erfolge zur Großinquisitoren auf und wurde schließlich nach dem "Solanus Zwischenfall" ins Terranische Hauptquartier versetzt.
Sigmund Toreson blieb als Scherge bei Inquisitorin Louhi. Sein Horizont erweiterte sich nicht wirklich und er war zufrieden damit, zwischen die Sterne zu reisen, fremde Welten und Leuten kennen zu lernen und diese meist zu erschießen.
Säde Ulladotir, genannt Rabenkind, war lernbegierig und von unendlichem Eifer erfüllt. Nach und nach bildete sie sich in allen Bereichen weiter und schaffte es schließlich bis zum Rang einer Interrogatorin.
Vater Rasmus sah sein Schicksal als erfüllt an, nun doch zwischen die Sterne als Seelsorger zu reisen. Oft verhinderte er mit seiner etwas raubeinigen, aber doch herzlichen und freundlichen Art, dass sich seine Vorgesetze es sich mit allen vollständig verscherzte. Seine wortgewaltigen Predigten waren auf allen Standorten hoch geschätzt, die er mit Louhi besuchte.
Erastos erklomm mit Fleiß, Leidensfähigkeit und Hingabe die Karriereleiter und wurde schließlich selbst zum Inquisitor ernannt.
Großinquisitor Donatan ließ sich verjüngen und tauchte anschließend mit seinem restlichen Gefolge für mehrere Jahre unter. Er operierte nun recht unabhängig und seine Kollegen fragten sich oft, ob er sich radikalisiert hatte. Es gab bald das lästige Gerücht, er wäre vom Thorianer zum Xanthiten konvertiert. Er kümmerte sich nicht darum und ging nun mit fanatischem Eifer seiner Arbeit der Dämonenvernichtung nach.
Generalinquisitor Doihara Kenji baute seine Division wieder auf, nachdem der Senat von Terra das Projekt offiziell auf Druck des Ekklesiarchen unterstützte. Sie operiert auch heute noch mit großem Erfolg im Segmentum Pacificus.
Inquisitor Padri erholte sich von seinen schweren Verletzungen, die Sioned ihm zugefügt hatte, bekam ein künstliches Auge und wurde einer der gefürchtetsten Großinquisitoren des Ordo Hereticus der Jyoti Konklave der letzten fünftausend Jahre.
Drezwosix diente noch fast weitere zwanzig Jahre bei der Inquisitionsdivision und suchte dann kurz vor seiner Pensionierung als wahrer Cadianer den Tod auf dem Schlachtfeld. Er hält immer noch den inoffiziellen Rekord bei Panzerabschüssen in der Division. Seine "Betsy" hängt nun in einem Ehrenschrein in der Kathedrale der "Schwarzer Prinz". Sein Schädel wurde in der Kathedrale des Schiffes zur Ruhe gebettet, seine Gebeine wurden zertrümmert und selbst zu einer Reliquie, da jeder Raketenwerfer einen kleinen Reliquienbehälter mit dem Bruchstück eines seiner Knochen erhielt. Seit dieser Maßnahme steigerte sich die Treffsicherheit der Raketenwerferschützen um 5%.
Lieke Cornelius betrat nie wieder einen Planeten. Knapp neun Monate nach dem Beginn ihrer Reise gebar sie eine gesunde Tochter ohne äußeren Makel. Trotz der traumatischen Ereignisse liebte Lieke das aufgeweckte Kind von ganzem Herzen. Ohne Zwischenfälle erreichte die "Ellowar" das Jyoti System, Lieke stieg dort mit ihrer kleinen Tochter auf ein anderes Raumschiff um und reiste weiter in den östlichen Spiralarm des Imperiums, das Segmentum Ultima.
Tegan schaffte es mit harter Hand, sich auf der "Wolf im Schafspelz" durchzusetzen. In den ersten fünf Jahren ihrer Herrschaft überlebte sie zwölf Mordanschläge und sechs Aufstände gegen ihr Regiment. Danach hatte sie alle störenden Elemente entfernt, die mit ihrer Herrschaft nicht zufrieden waren. Sie baute das Amazonenkader von Grund neu auf und reformierte es. Im sechsten Jahr ihrer Herrschaft begann sie Meister Belials heiligen Krieg gegen das Imperium fortzuführen. Nur tat sie das zielstrebiger und wurde zu einem ständigen Ärgernis im Segmentum Pacificus. Allerdings machte sie nicht den gleichen Fehler wie Belial, wertvolle Reliquien zu rauben und zog sich so nicht den Zorn des Ekklesiarchen zu.
Sioned lernte durch Tegan ihre Religion zu Slaanesh neu zu interpretieren. Die beiden sind immer noch ein Paar.
Justicar Thane ist weiter im Segmentum Pacificus auf der „Zorn“ stationiert und bekämpft Dämonen. Noch zweimal war er gezwungen, mit Inquisitorin "Abgebrochener Zwerg" zusammenzuarbeiten. Die beiden verbindet immer noch eine äußerst innige Hassfreundschaft und ihre Wortgefechte gelten als legendär.
Das Aboratal wurde zum Sperrgebiet erklärt, die beiden Zugtunnel, der einzige wirklich Zugang zu dem Tal, wurden versiegelt. Offiziell hatte dort eine Seuche gewütet, der alle Bewohner des Tales zum Opfer gefallen waren. Nach fünf Jahrzehnten wurde die Quarantäne aufgehoben und Solwangen wieder neu aufgebaut. Der Engelsberg galt bald als verwunschener Ort, den niemand freiwillig betrat, denn dort sollen die Geister der Toten umgehen. Der Stammsitz der Cornelius wurde von den Söhnen wieder in Besitz genommen. Diener berichteten von einem Gespenst in einem Brautkleid, das nachts durch die Gänge spuken soll. Aber das ist natürlich reiner Unsinn.
Ende des ersten Teiles
Gedanke des Tages
Tja, das war der erste Teil von Band IV. Eigentlich sollte er ein paar spätere Widersacher einführen. Anfangs waren so etwas um die fünfzig Seiten veranschlagt. Mit allem drum und dran sind allein für diesen Teil 245 draus geworden. Anfangs hatte ich große Sorge, mir mit der freizügigen Darstellung der Slaaneshkultisten ziemlichen Ärger einzuhandeln. Aber die war wohl offensichtlich zum Glück unbegründet.
Dieser Teil lief mir deutlich leichter von Hand als Band III. Ich empfinde ihn als gut gelungen und bin sehr zufrieden damit. Zwar hat er die Gesamtstory an sich nur recht wenig weitergebracht und viele Fragen aufgeworfen, aber ich fand ihn einfach sinnvoll und als notwendige Vorbereitung für nachfolgende Storywendungen. Auch wollte ich einfach mal eine Chaos Bande zeigen, wie sie im 40K Universum archetypisch sein dürfte. Auch wollte ich etwas von den 08/15 Klischee weg, von dämlich anstürmenden Horden, sondern einen raffinierten und hinterhältigen Anführer mit durchaus fähigen Truppen zeigen.
Das nächste Kapitel spielt dann in der Gegenwart von Band III auf Terra. Eigentlich war der Teil schon vor diesem Buch fertig, aber mir sind inzwischen noch ein paar coole Ideen gekommen. Also viel Spaß auch weiterhin mit dem Schwinden.
Sie stieg durch ihre vielen Erfolge zur Großinquisitoren auf und wurde schließlich nach dem "Solanus Zwischenfall" ins Terranische Hauptquartier versetzt.
so wie du das hier schreibst, klingt das, als wäre das eine Auszeichnung 😀
Geht es nächste Woche eigentlich gleich mit dem Teil 2 weiter?
Zum aktuellen Kapitel: Hach ja, ich mag solche Rätsel. Jetzt beim zweiten Lesen erscheint mir Sädes Geschichte über den Engelsberg auch in ganz anderem Licht. Besonders wenn man sie mit Thanes Erkundungen in Verbindung bringt, stellt sich schon die Frage, ob in dem psionisch-biologischen Labor nicht statt Navigatoren doch eher Wirte für die Engel gezüchtet wurden.
Ach verdammt, ich bin aber auch blöd. Ich hab so lange überlegt, was für ein interessantes Symbol du dir da ausgedacht hast, aber eigentlich ist es so einfach, wenn man sich mit den Weltreligionen ein wenig auskennt oder sich einfach mal an Band III erinnert:
Schließlich erreichte sie über mehrere Gänge und einen Antigravitationsschacht die Hauptschleuse der Engelsquartiere, die mit kirchlichen Ornamenten verziert war. Auch hier waren Symbole ihrer persönlichen Heraldik angebracht. Dazu natürlich noch das verschlungene Zeichen des Kreuzzuges. Im Zentrum war das Kreuz der Christen, im Design des Deutschen Ordens. Man hatte diese Art von Kreuz gewählt, um den militärischen Charakter ihrer Sendung zu betonen. Darum war der Davidsstern der Juden, dem ausgewählten Volk Gottes. Dieses wiederrum war vom Halbmond des Islams umschlossen. So waren die Symbole aller drei Religionen vorhanden, welche den einen Gott und seine geflügelten Boten anbeteten. Leider gab es viele unter seiner Schöpfung, die ihn nicht als Herrn anerkennen wollten. Ein Umstand, den sie zu akzeptieren hatte.
Man, bist du gut 😀 Da hat man die Lösung eigentlich die ganze Zeit vor Augen und lässt sich dennoch täuschen, weil ständig nur über Slaanesh gefaselt wird.
Dann ist ja klar, was die da im Engelsberg getrieben haben.
Tut mir leid, falls ich jetzt dein Rätsel zu früh gelöst habe und dir damit ggf. eine spätere Überraschung verdorben habe 😛
Das lässt die Figur des "Vogelmädchens" auch in neuem Licht erscheinen, aber dazu stelle ich jetzt mal keine Mutmaßungen an. Aber eigentlich gibts da auch zu viele Möglichkeiten und zu wenig Ansatzpunkte.
Zum aktuellen Kapitel: Hach ja, ich mag solche Rätsel. Jetzt beim zweiten Lesen erscheint mir Sädes Geschichte über den Engelsberg auch in ganz anderem Licht. Besonders wenn man sie mit Thanes Erkundungen in Verbindung bringt, stellt sich schon die Frage, ob in dem psionisch-biologischen Labor nicht statt Navigatoren doch eher Wirte für die Engel gezüchtet wurden.
Ach verdammt, ich bin aber auch blöd. Ich hab so lange überlegt, was für ein interessantes Symbol du dir da ausgedacht hast, aber eigentlich ist es so einfach, wenn man sich mit den Weltreligionen ein wenig auskennt oder sich einfach mal an Band III erinnert:
Man, bist du gut 😀 Da hat man die Lösung eigentlich die ganze Zeit vor Augen und lässt sich dennoch täuschen, weil ständig nur über Slaanesh gefaselt wird.
Dann ist ja klar, was die da im Engelsberg getrieben haben.
Tut mir leid, falls ich jetzt dein Rätsel zu früh gelöst habe und dir damit ggf. eine spätere Überraschung verdorben habe 😛
Hat lang genug gedauert. :lol: Und so klar ist es wohl doch nicht, was da genau getrieben wurde.
Das ist nun der zweite Teil des vierten Bandes. Ursprünglich war er der einzige Abschnitt. Erst später kam der Vergangenheitsteil hinzu. Dieser Abschnitt spielt zum größten Teil auf Terra, hauptsächlich in der Inquisitionsfestung. Es gibt eine Niederlassung der Inquisition auf Terra, das ist offiziell. Aber wirkliche Details über Lage, Größe und Funktion konnte ich nirgendwo finden. Ursprünglich wollte ich alles in unterirdischen Bunkeranlagen spielen lassen. Aber dann fand ich es viel interessanter, wenigstens den Anfang an der Oberfläche spielen zu lassen, um die bombastische gewaltige und maßlos übertriebene imperiale Architektur mit einfließen lassen zu können. Zum anderen beleuchtet dieser Teil mit einem ausführlichen Rückblick die Vergangenheit von Louhi, wie sie zur Inquisition kam. Mit dem Senat von Terra wird nun auch die oberste Führungsriege des Imperiums mit einbezogen. Einige der Namen sind offiziell, aber über die meisten Senatoren gibt es keinerlei Informationen.
Persona Dramatis
Großinquisitor Konstantinus - über tausend Jahre alter Chefanalytiker der Inquisition, bewegt sich mithilfe eines goldenen Rollstuhls
Großinquisitor Louhi - persönliche Assistentin von Konstantinus
Großinquisitor Stephanus - persönlicher Assistent von Konstantinus
Inquisitor Herad Tabelmann - Jäger von Gavri Pilgerstochter
Hedda Schreiber - Schiebemädchen im Hauptsaal der Analyseabteilung
Brogan Padri - Schreiber des fünften Grades
Gavri Pilgerstochter - mutmaßliche Alpha Psionikerin mit Tendenzen in den Plusbereich und Erzketzerin.
Buch IV
Louhi, die blutbefleckte Göttin des Todes!
Teil II
Gegenwart
Kapitel 1
Position:
Imperium
Segmentum Solar
Sol System
Heiliges Terra
Nördliche Hemisphäre
Grünland
Festung der Inquisition
Zeit: 0 712 996.M41
Person: Großinquisitor Konstantinus
Er trieb scheinbar schwerelos durch das Nichts, aller seiner Sinne beraubt. Es war, als würde er träumen, schweben, durch die Ewigkeit ins Vergessen treiben. Auf das Licht des Imperators zu, um von ihm im Jenseits empfangen zu werden. So wie es einem so verdienten Streiter des Imperiums zustand. Aber seine Stunde war noch nicht gekommen, leider. Die Schwerkraft griff nach ihm und er fühlte sich wie ein nasser Sack. Dies war der Moment, wo er aus dem Regenerationstank heraus gehievt wurde. Hochrangige Techpriester der medizinischen Abteilung sangen Liturgien im Maschinencode der Deaktivierung und Aktivierung, als sie ihn von dem Lebenserhaltungssystem des Regenerationstankes an das seines goldenen Rollstuhls anschlossen.
Sein ganzer verfallener Leib war mit über zwanzig Kupplungen überzogen. Sein Blut wurde durch eine externe Zentrifuge gepumpt und durch Filtersysteme gereinigt. Andere Kupplungen nahmen die beiden dicken Schläuche auf, durch welche die für die Atmung so wichtige Luft gepumpt wurde. Seine Lunge wie sein Herz hatten schon lange ihren Dienst eingestellt und waren durch externe mechanische Hochleistungsgeräte ersetzt worden. In seinen Augenhöhlen waren keine eingefallenen Augäpfel, sondern empfindliche Steckerverbindungen. Seine Ohren waren schon lange entfernt worden und ebenfalls wurden hier externe Systeme angeschlossen. Nach und nach hatte er seine Sinne wieder, hörte den elektronischen Singsang der Techpriester und die Bewegung der mechanischen Teile der Servitoren. Leider roch er weder den Weihrauch noch die gesegneten Öle, mit denen gewährleistet wurde, dass der Maschinengeist seines Lebenserhaltungssystems zufrieden war. Sein Geruchssinn war schon lange abgestorben und auch wenn er ihn vermisste, so hatte er ihn nicht ersetzen lassen. So etwas war unnötiger Firlefanz und für seine Arbeit einfach nicht nötig.
So wie er einen Tag einer Hundertereinheit im Regenerationstank zubrachte, so wurde auch sein goldener Rollstuhl mit gesegneten Ölen eingerieben. Komponenten, die vom Dienst erschöpft waren, wurden auf ihre Zuverlässigkeit überprüft und gegebenenfalls in einem heiligen Ritual des Maschinengottes gegen neue Teile ausgetauscht. Nur ein zufriedener und gepflegter Maschinengeist verrichtete einwandfreie Arbeit. Geringe Pflege und Vernachlässigung einzelner Komponenten konnten einen Maschinengeist äußerst launisch werden lassen und bei einem so komplexen Lebenserhaltungssystem wie seinem Gefährt war das für ihn tödlich.
Der Goldene Rollstuhl, wie er seine Einheit in einem selten Anfall von Humor getauft hatte, war eine dreirädrige, entfernt keilförmige Konstruktion von etwa drei Metern Länge. Hinten waren zwei große, durch einen Elektromotor angetriebene Speichenräder, auf denen luftummantelte Gummireifen aufgezogen waren, in deren Profilen sich die Säule der Inquisition und der heilige Aquila abwechselten. Ein einzelnes dickes Vorderrad am vorderen Teil besorgte die Lenkung, was dem Fahrzeug einen recht engen Wendekreis verlieh. Der Aufbau stieg stufenförmig nach hinten an und gipfelte in einer Büste, wie er als junger Mann ausgesehen hatte. Seinen Kopf aus weißem Marmor umrankte ein goldener Lorbeerkranz, auf seinem Hals prangte der Sonnenorden, für den militärischen Erfolg, den letzten erfolgreichen Kreuzzug zur Beendigung der Macharius Häresie geführt zu haben. Sein wohl größter Erfolg in seiner langen und überaus glanzvollen Karriere. Jede andere der fünf Stufen war mit Reliefs aus ebenfalls weißem Marmor von glorreichen Gefechten verziert. Er kämpfte gegen Separatisten, Kultisten, Ketzerkulte oder Kampfeinheiten fehlgeleiteter Feldmarschälle, die sich fälschlicherweise sogar noch dem Imperium zugehörig gefühlt hatten. Ein tödlicher Irrtum, welchem viele verwirrte Seelen während der Macharius Häresie anhingen. Unter diesen Stufen waren kleine Schubladen, in die Speichersteine eingelegt werden konnten, die sein persönlicher Cogitator dann las, mit dem er direkt verbunden war. Die große Rückwand war mit Maschinenkomponenten übersät, auf denen unzählige Reinheitssiegel klebten, die nach jeder Wartung vom amtierenden Ritualmeister auf die Maschine geklebt worden waren.
Verschiedene Mechnadriten dienten ihm als Extremitäten, Sensoren und Waffen. Diese beweglichen Schläuche waren an verschiedenen Kuppeln über das Fahrzeug verteilt angebracht und keines glich einem anderen. An jeder Ecke seines Fahrzeuges klammerte sich ein kleiner Seraphim mit einer Trompete, welche ihm als Akustikorgan dienten. Das Ganze wirkte wie ein äußerst prächtiges fahrendes Denkmal und vielleicht war es das auch, da er über keinen funktionierenden Körper mehr verfügte.
Nur sein Gehirn funktionierte in seinem zerfallenen Leib noch, aber das Imperium benötigte sein Wissen, seinen Verstand, seine Kombinationsgabe und seine Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Genau deswegen war er der oberste Analytiker der Inquisition. Der Mann, welcher die unzähligen, täglich eingehenden Daten auf das Wichtigste reduzierte und davon dann den Senator Inquisitor in Kenntnis setzte. Weitere Schläuche wurden an ihn angeschlossen, welche die Funktionen seiner Organe übernahmen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte nach und nach ausgesetzt hatten. Ohne künstliche Beatmung, Blutfilterung, Blutpumpe, Ernährung und Entsorgung würde er keine fünf Minuten mehr leben. Falls man seinen Zustand noch als Leben bezeichnen konnte. Er war eine verschrumpelte, eingefallene Hülle, eher einer Mumie gleich als einer lebenden Person.
Seine unmittelbaren Untergebenen nannten ihn scherzhaft den Imperator im goldenen Rollstuhl, wenn sie meinten, er könne sie nicht hören. Wenn er noch hätte lachen können, er hätte es getan, denn dieser Name war irgendwie passend. Langsam wurden seine Sinne aktiviert, seine Kameraaugen, seine Mikrophone, seine künstlichen Greifarme. Er ruhte nun im Innern in einem Antigravfeld, in künstlicher Schwerelosigkeit. Es war fast so wie im Regenerationstank, aber eben nur fast. Er war nun mit Dutzenden von Schläuchen verbunden und er betrachtete sich selbst mit einer der Kameras, die auf dem Ende eines Mechnadriten aufgesetzt war. Das einst nekrotische Fleisch um die Buchsen herum war durch frische Haut und Gewebe ersetzt, aber schon bald würde es wieder anfangen zu faulen, da die Anschlüsse, welche die Schläuche hielten, eben doch kein menschliches Gewebe waren und ihre Umgebung schädigten. Von Mal zu Mal waren die Schäden schlimmer, tiefgreifender. Wahrscheinlich würde er den Wartungszyklus herabsetzen müssen. Das Ritual der Aktivierung und Einbettung näherte sich dem Ende, der Chor verstummte und die Zugangsöffnung wurde verschlossen. Als Letztes wurde ein neues Reinheitssiegel an sein Gefährt angebracht.
"Die Maschine ist gesegnet, die Überwachungsrunen sind grün, das Ritual ist beendet, Großinquisitor Konstantinus.", erklärte der Ritualleiter, ein Techpriester im roten Ornat, der selbst fast nur noch aus künstlichen Komponenten bestand.
"Ich danke Euch und werde nun meinen Dienst für die heilige Inquisition wieder aufnehmen.", sprach er die Dankesformel.
Mit einem Gedankenbefahl rollte er vorwärts, steuerte seinen Rollstuhl aus der Wartungskammer hinaus. Konstantinus und sein Gefährt waren eins. Weitere hundert Terranische Zeiteinheiten Leben, ununterbrochenes Arbeiten, bis er wieder für einen Tag in den Tank mit der Regenerationslösung musste, während sein Lebenserhaltungssystem gewartet und aufgefrischt wurde, wo nekrotisch gewordenes Fleisch um seine Buchsen und Anschlüsse ersetzt wurde. Es war eine ähnliche Technik wie bei einem Cybot der Space Marines, nur dass er nicht tödlich verwundet, sondern einfach nur alt war, viel älter als ein Mensch werden sollte. Bald würde er tausend Jahre alt werden, selbst für einen Inquisitor oder Space Marine war das ein sehr hohes Alter. Ein Leben, erkauft durch modernste Technologie.
Er rollte den langen Korridor der medizinischen Station entlang. Hier und da begegnete er einem Mitglied des dort arbeitenden Personals oder einem Patienten auf dem Weg zur Besserung. Überall sonst hätte man ihn wahrscheinlich begafft, aber hier war er nur Routine, ein gewohnter Anblick. Die Festung der Inquisition auf Terra war ein gewaltiger Komplex, der wie ein Eisberg nur zum kleinsten Teil auf der Oberfläche herausragte, das meiste befand sich in Meltertorpedosicheren Bunkern sehr tief unter der Erde. Die Gänge waren hoch, mit den Statuen unzähliger längst verstorbener Inquisitoren aller Ordo verziert, in deren Sockeln ihre sterblichen Überreste in kleinen goldenen Urnen ruhten. Letztendlich würde auch eine solche Statue das einzige sein, was von ihm künden würde, wenn sein Dienst endlich zu Ende ging. Mit einem Anflug von Sarkasmus überlegte er, ob sie vielleicht einfach nur sein Gefährt auf einen Sockel stellen würde, wenn schließlich selbst die herausragende medizinische Kunst des Mechanicus an ihm scheitern würde.
Schließlich passierte er ein massives Panzerschott und kam in einem der leicht gekrümmten Tunnel heraus, welche die Segmente der einzelnen Bunkersektionen verbanden. Die Außentemperatureinzige schnellte in die Höhe, da dieser Bereich nicht so klimatisiert war, wie die medizinische Hauptsektion. Der Tunnel war groß genug, dass zwei Baneblades nebeneinander fahren konnten. Hier bewegten sich kleine Elektrovehikel wie auch große Truppentransporter der Inquisitonsgarde. Sein Rollstuhl beschleunigte auf über hundert Stundenkilometer, als er aufdrehte. Der Elektromotor surrte zufrieden in hoher Drehzahl. Goldie, so nannte er den Maschinengeist seines Rollstuhls, mochte es, wenn er mit hoher Geschwindigkeit fuhr.
Die Fahrt dauerte trotzdem noch über eine Viertelstunde, die er beinahe wie in Meditation verbrachte. Über ihm hingen gewaltige, in Messinggehäuse eingefasste künstliche Leuchtkörper, welche die fast schwarze Straße schon beinahe grell ausleuchteten. Die Wände aus Jahrtausenden altem Ferrobeton waren mit Reliefs religiösen Inhalts oder der glorreichen Vergangenheit verziert. In regelmäßigen Abständen zweigten Zugänge zu Bunkerkomplexen ab, die Kasernen und Trainingszentren der Inquisitionsgarde beinhalteten. Oder Ausbildungsareale für angehende Inquisitoren und Interrogatoren. Aber auch unterirdische Habs der Angestellten der Inquisition, die unzähligen Schreiber, Wartungstechniker und Bedienstete, welche einen reibungslosen Einsatz der mächtigsten Organisation Terras erst ermöglichten. Die ihr ganzes Leben in diesem Festungskomplex verbrachten, ohne ihn je zu verlassen, ohne je etwas Anderes zu tun, als ihr ganzes Sein der ehrenvollen Aufgabe der Inquisiten zu widmen. Andere Zugänge gingen in gewaltige Archive und Lagerhallen, wo je nach Gefährlichkeit des Inhalts Bücher und Exponate in gewaltigen Tresoren für die Ewigkeit eingeschlossen lagerten. Dann gab es noch Werkstätten, Instandhaltungsbetriebe, die Hauptfestung der Inquisition war nichts Anderes als eine abgeschottete kleine Markopole. Nur dass es keine anderen Bewohner als eingeschworene Angehörige der Inquisition gab, die keinerlei Kontakt zu anderen Personen außerhalb der Inquisition führten.
Letztendlich erreichte er die gewaltigen Archive der Inquisition, den Bereich, der unter seiner unmittelbaren Befehlsgewalt stand. Das Gehirn oder besser gesagt, das Gedächtnis dieser mächtigen Institution. Hier liefen alle Fäden zusammen, alle Informationen wurden hier gesammelt, gesichtet, sortiert und archiviert. Mit ziemlicher Sicherheit gebot er über den größten Wissensschatz der Menschheit. Einige Datenkristalle stammten noch aus dem dunklen Zeitalter der Technologie und es gab Fragmente noch älteren Datums aus der grauen Vorzeit der Menschheit, die zu lesen aber niemand mehr im Stande war. Er passierte sieben Sicherheitsschleusen, wo er sich jedes Mal einer eingehenden Überprüfung unterziehen musste. Das hatte er selbst angeordnet. Der Kokon, der seinen Körper vollständig umschloss, würde auch einem raffinierten Spion eine Möglichkeit der Infiltration geben. Deswegen hatte er Vorsorge getroffen, dass diese potentielle Sicherheitslücke keine war.
Nachdem er das letzte Schott und Wachposten passiert hatte, schwebte er in einem Antigravitationsschacht sacht nach oben. Jetzt verließ er die eigentliche Bunkeranlage und es ging an die Oberfläche. Weit über tausend Meter legte er zurück, bis er sein Ziel erreicht hatte. Ein weiterer Gang voller defensiver Maßnahmen führte ihn in sein Vorzimmer, wo einige seiner persönlichen Schreiber emsig arbeiteten und zwei stämmige, schwer gerüstete und bewaffnete Gardisten stoisch wachehielten. Mehrere abgehende Türen führten zu den Räumen seiner beiden Assistenten und zu Sozialräumen. Ein weiteres Panzerschott führte in sein eigentliches Arbeitszimmer, das wie eine Empore über einem gewaltigen Saal voll Schreiber, Gelehrter und Archivare thronte. Es war spartanisch eingerichtet. Der einzige Luxus neben seinem Rollstuhl, den er sich als puritanischer Amalathianer erlaubte, war ein reich verzierter Schrein, an dem er seine täglichen Gebete an den Imperator verrichtete. Konstantinus fuhr auf ein kleines Podest, von dem aus er einen guten Überblick auf den gewaltigen Saal hatte. Genau genommen diente das Podest dazu, dass man ihn sah, den Meister dieser Hallen. Mehrere Mechnadriten, die er über sein Interface steuerte, verbanden sich mit den Las- und Interkomleitungen der internen Kommunikation, nachdem er das Ritual der Verbindung absolviert und etwas Weihrauch in einem Schälchen aus gehämmertem Messing über den Verbindungssteckern in Brand gesetzt hatte. Desweiteren verband er sich mit den Cogitatorenschnittstellen seines Arbeitsplatzes und zweier je an einem Ende des Arbeitstisches integrierter Lexikanuseinheiten. Auf seinem steinernen Arbeitstisch bar jeder Verzierung lagen einige Aktenbündel, nach ihrer Wichtigkeit geordnet.
Er fuhr eines seiner Augen so weit aus wie möglich und betrachtete das Heer seiner Untergebenen in der gewaltigen Halle. Das weitreichende Gewölbe war so gewaltig, dass er die Zoomfunktion benutzen musste, um deren gegenüberliegende Begrenzungsmauer mit den bunten Glasfenstern mit Bildern der heiligen Primarchen und des Imperators wahrnehmen zu können. Dies war das Herzstück seiner Abteilung, der Saal der Analysten, welche eingehende Berichte sortierten, katalogisierten und ein Exposé darüber schrieben. Dies war das zwölfte Stockwerk dieses Gebäudes. Es gab in diesem über einen Kilometer hohem Gebäude noch einige weitere solche Säle, wo Berichte dann in andere Speichermedien konvertiert wurden. Die eigentlichen Archive befanden sich dann in unterirdischen Gewölben.
Gewaltige Säulen in der Form eines auf ein Schwert gestützten, verhüllten Engels bildeten die Stützen des Raumes. Die geschwungenen Flügel bedeckten mit ihren filigran ausgearbeiteten Federn die Bögen. Jeder Arbeitsplatz, der aus einem hölzernen, L-förmigen Schreibtisch und einem dahinter stehenden Regal bestand, hatte seine eigene Leuchtkugel und Cogitatorterminal mit einem grün leuchtenden Bildschirm in einem flachen Messinggehäuse. Mit großer Befriedigung sah er, dass die meisten seiner Untergebenen geflissentlich bei der Arbeit waren. Er vernahm das emsige Kratzen der Thermofedern, welche oft an Implantaten der Arme befestigt waren. Das rhythmische Klacken von Cogitatortasten, das leise Rollen von Gummiluftreifen der von Frauen geschobenen Servicewägelchen. Dies verband sich für seine Hochleistungsmikrophone schier zu einer Symphonie der Ordnung. Dazu mischte sich das rhythmische Pumpen seiner künstlichen Lunge und das Wirbeln der Zentrifuge, welches nun sein Herz war. Nur ein einziges, leise geflüstertes Gespräch unterbrach die Harmonie. Sein Auge summte verärgert, als es die Übeltäter fokussierte.
Tisch MCXIII zoomte heran, bis dieser Bereich sein ganzes Blickfeld ausfüllte. Dort unterhielt sich leise ein hochgewachsener und breitschultriger Schreiber mit einer dicken Brille auf der Nase angeregt mit einer noch sehr jungen zierlichen Schieberin. Eine Schieberin war eine Hilfskraft, welche die kleine Wägelchen voll Akten und Büchern durch die Reihen schoben oder den Schreibern warme Getränke und Zwischenmahlzeiten brachten.
Diese Arbeit wurde ausschließlich von Frauen erledigt, die diesen Posten über Generationen weitervererbten. So war es Brauch, Kinder erbten die Arbeit ihrer Eltern. Nur manche, die in der inquisitionseigenen Schola besonders gute Leistungen zeigten, konnten auch eine höhere Laufbahn einschlagen. Konstantinus selbst war einst der Sohn eines Schreibers und Schiebemädchens gewesen. Und er hatte es immerhin bis zum Großinquisitor und Herr einer der Solar Segment Konklaven geschafft, bis er aus Altersgründen zum Hauptquartier zurückbeordert worden war. Wobei das Alter nur ein vorgeschobener Grund war, dass er hier war.
Posten im Terranischen Hauptquartier wurden zwar als große Ehre angepriesen, aber letztendlich war fast jeder ausgelernte Inquisitor in dieser Festung nicht ganz freiwillig hier. Konstantinus wäre lieber in seiner Konklave als Mitglied des führenden Triumvirats geblieben, als hier den obersten Zuträger und Analytiker des amtierenden Senator Inquisitor zu spielen. Der Aufstand von Monsul II hatte ihm diese "Ehre" eingebrockt. Einige engstirnige Analysten hatten ihm die Hauptschuld an dem verheerenden Aufstand auf diesem Planeten gegeben, der über achtzig Prozent der Bevölkerung ausgelöscht hatte. Über zwei Milliarden Bürger des Imperiums, die angeblich bis zu seiner Ankunft loyal zum Imperator gestanden hatten. Bis auf eine kleine Splittersekte, deren theologische Abweichung vom offiziellen Glauben an den lebendigen Gottimperator zu groß gewesen war, um noch toleriert zu werden. Leider waren die Mitglieder der Sekte schon recht früh in den Untergrund gegangen und seine Suche nach ihnen hatte einiges an Kollateralschaden verursacht. Dabei war er auch nach den Statuten der Inquisition wohl etwas zu rücksichtslos vorgegangen. Engstirnige Inquisitoren hatten einst eine einengende Tabelle erstellt, was an Kollateralschaden noch vertretbar war und was nicht.
Aber Konstantinus war nicht Inquisitor geworden, um sich von irgendwelchen Richtlinien einschnüren zu lassen. Nachdem er eine Stadt mit zwei Millionen Einwohnern mit Lanzenschlägen aus dem Orbit hatte säubern lassen, um einen der Unterführer zu liquidieren, war es zu Ausschreitungen gekommen, die er mit seinen Truppen hatte niederschlagen lassen. Als Warnung für alle, ließ er jeden Zehnten im reinigenden Feuer läutern, auf dass ihre rebellischen Seelen doch noch Zugang zum Reich des Imperators fanden. Leider waren einige für diese Aktion requirierte Regimenter der Imperialen Armee dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen. Vielleicht hätte er auch besser Regimenter von Feudal- oder noch primitiveren Welten nehmen sollen und nicht irgendwelche verweichlichte Jammerlappen aus entwickelten Welten, die es als barbarisch empfanden, Babys und Kleinkinder im reinigenden Feuer zu läutern. Als ob Schuld oder Unschuld irgendetwas mit dem Alter des Delinquenten zu tun hatten. Mehrere Regimenter begannen, den Befehl zu verweigern, und es gab einige äußerst harte Gefechte mit inquisitionstreuen Truppen. Seine Einheiten unterlagen und darauf begann er, systematisch den Planeten vom Orbit aus in Schutt und Asche zu legen. Er war kurz davor, den Einsatz von Virusbomben zu legitimieren, das wäre dann sein vierter Exterminatus gewesen, als ein weiteres schwarzes Schiff in das System einfuhr. An Bord befand sich einer der Großinquisitoren des Segmentum Solar und damit sein unmittelbarer Vorgesetzter, da er selbst nur einer Sektoren Konklave vorstand. Dieser unterband seine weiteren Aktionen, setzte einen Untersuchungsausschuss ein, der aus voreingenommenen Weicheiern bestand, die seine seiner Meinung nach äußerst angemessenen Maßnahmen tatsächlich als überzogen und ressourcenverschwendend bezeichneten. Selbst Inquisitoren verloren offensichtlich manchmal das Gesamtbild des Imperiums aus dem Auge. Nach dem Tadel bekam er dann die Ehre eines Postens im Zentralarchiv angetragen und seit schier endlosen vierhundert Jahren hatte er sich vom einfachen Archivar bis ganz nach oben zum Chefanalytiker hoch gearbeitet.
Er las die Namensschildchen an den hellgrauen schmucklosen Arbeitsroben, beide waren definitiv nicht miteinander verheiratet und sie standen viel zu nahe beieinander, als dass es schicklich gewesen wäre. Konstantinus loggte sich über einen seiner Mechnadriten verbundenen Cogitator in das Personalverzeichnis seiner Abteilung ein und rief die Akten der beiden Personen auf, die nun schon seit mindestens zwei Minuten miteinander redeten. Der junge Mann mit dem Namen Brogan Padri machte dabei ein überaus unschickliches Kompliment in Richtung des Mädchens mit dem Namen Hedda Schreiber, der tatsächlich unvorschriftsgemäß eine dunkle Haarsträhne unter dem Kopftuch hervor lugte. Die Kopftuchpflicht bestand zum einen, um die Schreiber nicht mit irgendwelchen raffinierten Frisuren abzulenken, zum anderen als Schutz der Haare vor dem Staub in alten Archiven, die sie manchmal aufsuchen mussten.
Der Chefanalytiker überflog die inzwischen eingegangen Personalakten der beiden Turteltauben, die jetzt inzwischen zwei Minuten und fünfundvierzig Sekunden miteinander flirteten. Sie waren definitiv nicht miteinander verwandt oder verschwägert. Von der Genealogie her waren sie wohl miteinander kompatibel, die berechnete Mutationsrate lag unter dem Promillebereich, also äußerst akzeptabel. Jedes hier in der Festung geborene Baby wurde hier nach der Geburt eingehend auf Makel, Degeneration oder Mutation untersucht. Durch die vollständige Abschottung wurden Ehen nur innerhalb des Personals geschlossen und auch wenn es in die Millionen ging, waren die meisten inzwischen miteinander verwandt. Es wurde darauf geachtet, dass regelmäßig gesundes Blut nachkam, aber Außenseiter waren doch die Ausnahme. Brogan Padri stammte von einem Außenseiter ab, einem Inquisitor, der ein Kind mit einer seiner Scherginnen gezeugt hatte, welches dann der Obhut der Inquisition übergeben worden war. Falls ein Neugeborenes auch nur den Hauch einer Abnormität aufwies, wurde es sofort aussortiert, die Inquisition konnte sich die Schwäche der Mutation nicht leisten. Dieser Padri hatte in seiner Jugend sogar durchaus Ehrgeiz gezeigt, aber er war weder für die Gardisten, noch für die Akolythen oder zu der Gelehrtenlaufbahn zugelassen worden. Der Tropf hatte es dreimal geschafft, jeweils auf den Platz zu kommen, der sich gerade nicht mehr qualifiziert hatte. Hedda Schreiber entstammte dagegen einer uralten Schreiberfamilie, die seit Anbeginn der Aufzeichnungen hier ihren Dienst tat. Diese Arbeit hatten schon unzählige Vorfahren vor ihr verrichtet.
Mit wachsendem Entsetzen sah er, dass die beiden sich kurz an den Händen berührten, als das Mädchen dem Schreiber eine Akte reichte. So ein unsittliches Verhalten konnte er nicht dulden. Er legte augenblicklich einen Hochzeitstermin fest, um dieser Unsittlichkeit einem legalen Rahmen zu geben. Er änderte entsprechend den Schichtplan und informierte ihre unmittelbaren Vorgesetzen und Angehörige über den Umstand der baldigen Heirat. Endlich lösten die beiden frisch Verlobten sich voneinander und gingen ihrer Tätigkeit nach. Mindestens drei Minuten und vierunddreißig Sekunden verschwendete Arbeitszeit vermerkte er in den Akten. Er legte als Strafe zehn Hiebe für unsittliches Verhalten fest, dazu noch ein Hieb für je volle zehn Sekunden verschwendeter Arbeitszeit, was im Endeffekt 31 Hiebe bedeutete. Eine äußerst gerechte Strafe für die Verschwendung von wertvoller Zeit der Inquisition. Die Bestrafung würde nach Schichtende vollstreckt werden. Nachdem diese Disharmonie beendet war, wandte er seine Aufmerksamkeit den Berichten und Nachrichten aus dem ganzen Imperium zu, welche sich auf seinem Arbeitsplatz befanden. Ganz oben lag eine Akte über eine gewisse Gavri Pilgerstochter aus dem Segmentum Pacificus. Mit einem seiner Greifarmen öffnete er diese und überflog den Inhalt. Es gab dazu eine Mediendatei, die er aufrief. Seine Assistenten hatten schon etwas Vorarbeit geleistet, sodass er sogleich die vollständigen Daten von Prinz Eunice und der "Geißel der Galaxis" zur Hand hatte.
Trotzdem sah er gleichzeitig dem Gespräch zwischen dieser Gavri Pilgerstochter, deren Akte erschreckend dünn war, und diesem gehörnten Ärgernis namens Prinz Eunice zu. Dabei kamen Ereignisse zur Sprache, die nur wenigen Wesen im Imperium noch bekannt waren. Konstantinus besaß die höchste Freigabestufe und kannte die wahre Geschichte des Imperiums, des Verrats von Horus und der Schlacht um Terra. Er kannte sogar Berichte über eine gewisse Metze des Imperators. Letztendlich war der Imperator auch nur ein Mann mit Bedürfnissen gewesen und es galt als sicher, dass er Liebschaften und wohl auch Nachfahren gehabt hatte. Allerdings war ihm nichts über eine Testamentsvollstreckerin bekannt. Es gab dazu einen Vermerk von Stephanus, seinem obersten Assistenten, dass es dazu Daten gab, aber seine Sicherheitsfreigabe nicht ausreichte. Was seltsam war, da Stephanus ein vollwertiger Großinquisitor war und nur eine Stufe unter ihm stand.
Was noch seltsamer war, dass er seine Berechtigung bei der nochmaligen Anfrage dreifach bestätigen musste, einmal über sein Passwort, dann über sein Symbol, dass er mit einem mechanischen Greifarm seines golden Rollstuhls in eine Verifizierungsmulde legte und über seine DNA, die er über ein Ventil seines externen Blutkreislaufes zur Zentralzentrifuge entnahm. Darauf bekam er Zugriff auf einen einzigen Vermerk, dass die Daten gelöscht waren und das schon vor über achttausend Jahren. Wer die Daten gelöscht oder auf wessen Anweisung, stand nicht dabei. So etwas war ihm noch nie untergekommen, zuerst die höchste Sicherheitsfreigabe mit dreifacher Verifizierung und dann waren gar keine Daten vorhanden. Er versuchte über eine Datensuche etwas herauszubekommen, aber es schien keinerlei weitere Vermerke in den Cogitatorverzeichnissen des Archives zu geben. Darüber hinaus bekam er einen Vermerk über seinen zweiten Cogitatoranschluss zugeschickt, dass gerade jemand ein Sicherheitsprotokoll auf seinem ersten Anschluss verletzt hatte, indem jemand eine Datensuche nach dem Begriff "Testamentsvollstreckerin" gestartet hatte, was Konstantinus ja gerade getan hatte. Er rief das Sicherheitsprotokoll auf, welches über achttausend Jahre alt war und eine sofortige Liquidierung der Person empfahl, welche nach diesem verbotenen Titel fahndete. Das machte Konstantinus stutzig. Wenn es keine Testamentsvollstreckerin gegeben hatte, warum war allein schon die Suche nach diesem Begriff ein todeswürdiges Verbrechen?
Inzwischen war die Aufzeichnung fast am Ende angelangt, Gavri Pilgerstochter stellte ihre Gefährlichkeit deutlich zur Schau, besonders ihre blasphemische Rede war sehr aufschlussreich. Da diese Psionikerin laut Tabelmanns Bericht in die Zukunft sehen konnte, war diese ganze Aufzeichnung nur als Kriegserklärung an das Imperium und ganz besonders an die Inquisition zu verstehen. Psioniker ab Alpha oder gar mit einer Plus Klassifizierung mit der Gabe, die Zukunft zu sehen, waren die gefährlichsten Gegner, die man sich vorstellen konnte. Und wahrscheinlich war sie sogar noch bald höher als nur Alpha Plus einzuordnen. Besonders wenn man bedachte, dass dieses Mädchen gerade mal eine Jugendliche von vierzehn Jahren war. Ihre Reife war erstaunlich, geradezu erschreckend. Ebenso ihre Unverschämtheit, Unverfrorenheit und offensichtliche Frechheit gegenüber allem, was einem aufrechten Menschen des Imperiums heilig war. Eine lebendig gewordene Blasphemie, für die es nur ein einziges akzeptables Schicksal gab, die vollständige Auslöschung, vorzugsweise auf einem lichterloh brennenden Scheiterhaufen.
Diese Hexe war überaus gefährlich, da gab er der Einschätzung von Herad Tabelmann recht, der diese Kreatur jagte. Sie wusste über geschichtliche Ereignisse Bescheid, die niemand wissen durfte. Der Bruderkrieg war Verschlusssache. Alles, was von der offiziellen Imperatorgeschichte abwich, war zu vernichten. Wahrscheinlich hatte sich diese Hexe Zugang zu einem Bibliotheksgewölbe der Inquisition verschafft. Nach dem Flugplan ihres Pilgerschiffes zu urteilen, hatte sie zweimal die Möglichkeit gehabt, in ein Zentralarchiv einer Inquisitionsfestung einzudringen, wo für die amtierenden Großinquisitoren des Sektors ein gut gesichertes Exemplar über die wahre Geschichte des Imperiums bereit lag. Auch schien sie die Prophezeiungen des Erzhäretikers Taggarath, des Sehers von Corrinto, gelesen zu haben. Dieser Ketzer hatte einige überaus blasphemische Thesen verbreitet über eine Endzeit, wenn das göttliche Licht des Imperators erlöschen würde. Dieser Ketzer war zwar umgehend seiner gerechten und unerbittlichen Strafe auf dem Scheiterhaufen zugeführt worden, aber es war nicht gelungen, alle Exemplare seines unseligen Machwerkes, welches seine falschen Prophezeiungen beinhaltete, mit ihm zu verbrennen. Seitdem tauchten immer wieder Nachdrucke seiner niedergeschriebenen Prophezeiungen auf, in dem konkret 41014 als das Jahr genannt wurde, wo das Astronomicon verlöschen sollte. Auch war dort von einer Lichtbringerin die Rede, welcher dem Imperium den Todesstoß versetzen würde, auf dass die Menschheit danach in Freiheit würde leben können. Pah! Freiheit war eine Illusion, der Weg in den Untergang, es gab keine Alternative zum Imperium und dem Imperator.
Offensichtlich war sie wohl in Besitz eines dieser verschwundenen Exemplare gelangt, vielleicht durch einen ketzerischen Pilger. Er hatte das Buch selbst stückweise gelesen, da in seinen Archiven ein Exemplar aufbewahrt wurde. Um einige der Passagen noch einmal nachzulesen, bestellte er das Exemplar ein.
Er rief kurz die Daten dieses Inquisitors namens Tabelmann auf und ihm wurde klar, dass diese raffinierte Bestie in der Gestalt eines jungen, überaus charismatischen Mädchens ein paar Nummern zu groß für diesen nachlässigen Rekongregator war. Diese radikale Fraktion versuchte zu ändern, was man nicht ändern durfte. Der Imperator hatte das perfekte Staatsgebilde erschaffen, jede Reform war unnötig. Es brauchte keinen Fortschritt, es brauchte nur die konsequente Zurückbesinnung auf die alten Werte, an die alte Technologie, das Festhalten an den wahren Doktrinen des Imperators. Zucht und Ordnung waren der Weg zum Sieg über das Chaos, die Xenos, den Mutanten und den Ketzer. Tabelmann war ein kleines Licht, der ein paar Sternstunden hatte, aber wirklich große Kaliber oder Gefahren hatte er noch nicht erledigt.
Besonders, da es einige massive Beschwerden von Seiten des amtierenden Ekklesiarchen Jeremiah XII gegen ihn gegeben hatte, war es wohl nur angebracht, ihn nach Terra zu bestellen, um die Angelegenheit wegen der Liquidierung einiger hochrangiger Geistlicher auf Ghersom IV einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Konstantinus formulierte einen Befehl, dem Herad Tabelmann Folge leisten musste. Um keine Ressourcen zu verschwenden, teilte er diesen kleinen unbedeutenden Inquisitor zum Dienst auf einem Schwarzem Schiff, der "Arche IV", ein, die gerade im Jyoti Sektor den Zehnt in Form von Psionikern einforderte. So schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe.
Nicht dass Konstantinus auch nur das Geringste an der Behandlung der Geistlichen der Imperatorkathedrale auszusetzen hatte. Viel zu viele Kleriker hatten den Weg der Demut verlassen und frönten der Sünde der Völlerei, Wollust, Gier, Prunksucht und des Ehrgeizes. Vielleicht nicht so exzessiv wie unter Vandire, trotzdem war solches Verhalten durchaus als Tempeltendenz zu werten. Da war so eine angemessene Art der Hinrichtung eher ein gutes Beispiel, an dem sich manch Inquisitor orientieren sollte. Der aufgeblasene Ekklesiarch Jeremiah XII war ein Paradebeispiel dessen, was im Adeptus Ministorum gerade falsch lief. Jeremiah war vor zehn Jahren in sein Amt gewählt worden, da war er noch ein recht ansehnlicher Mann gewesen, vielleicht nicht gerade ein Asket, aber in noch akzeptabler körperlicher Verfassung. Inzwischen war er nur noch eine aufgeblasene fette Qualle, der alle seine öffentlichen Auftritte von einem Doppelgänger absolvieren ließ. Vor zehn Jahren hatten die beiden sich auch noch verblüffend ähnlich gesehen, inzwischen lagen vierzig Kilo zwischen ihnen. Konstantinus verstand nicht, wie ein heiliger Mann sich nur so gehen lassen konnte. Wäre es nicht strengstens verboten, hätte er schon längst eine Alpha Omega Order für den Ekklesiarch angemahnt. Aber das imperiale Gesetz verbat imperialen Assassinen ausdrücklich die Liquidierung eines Senators.
Nachdem diese kleine Leuchte Herad Tabelmann aus dem Spiel war, brauchte es jetzt die richtigen Leute, um diese Hexe zu vernichten. Er entwarf eine entsprechende Strategie, suchte sich die richtigen Inquisitoren für dieses Problem heraus und empfahl dem Senator Inquisitor die bedingungslose Vernichtung dieser Hexe mit der Ausstellung der Alpha Omega Exterminatus Order. Danach widmete er sich den nächsten Fällen.
Endlich bequemte sich seine Assistentin, das Exemplar des Ketzers von Corrinto zu bringen. Die Frau, die äußerlich wie Mitte siebzig wirkte, schob einen Wagen in sein Büro, auf dem ein kleiner Tresor stand. Dies war seine zweite Assistentin, Großinquisitorin Louhi. Ihre silbernen Haare waren zu einem einzigen strengen Zopf geflochten. Als einziges Schmuckstück trug sie eine Bolterpatrone an einer Lederschnur um den Hals. Ein ausgefranstes Seil, an dem ihr Inquistionssymbol baumelte, diente als Gürtel für ihre graue, von Blutflecken besudelte Robe. Ihre Unterarme waren bandagiert. Louhi gehörte zu den Inquisitoren, die einen Exterminatus nicht hatten überwinden können. Nach seinem ersten Einsatz von Virusbomben hatte er sich auch äußerst elend gefühlt. Die Vernichtung einer ganzen Welt nahm jeden mit, die meisten erholten sich davon, legten ihre Beichte ab, erhielten die Riten der Absolution und machten weiter, innerlich gestärkt und zu allem entschlossen, ihre Berufung mit noch größer Härte zu erfüllen.
Aber manche zerfraß es. Einige suchten danach den Tod, in dem sie unnötige Risiken eingingen, andere zerbrachen daran. Die Großinquisitoren Louhi des Ordo Malleus, der Hammer des Macharius Sektors, Vernichterin der Solanus Ketzerei, tausende Dämonen hatte sie gebannt, hunderttausende Ketzer hatte sie im Feuer geläutert, aber der Tod von 1,2 Milliarden Menschen auf dem totgeweihten Planeten Solanus hatte sie zerbrochen. Der Exterminatus war gerechtfertigt und nicht mehr vermeidbar gewesen. Nach seiner Meinung hatte Großinquisitorin Louhi das einzig Richtige getan und die Seelen der Menschen gerettet, bevor die Dämonen sie schänden und verderben konnten. Auch wenn dieser Sieg gegenüber der Verdammnis um den Preis der fleischlichen Existenz einer ganzen Weltbevölkerung errungen worden war. Seit diesem Tag bestrafte sich Louhi dafür, dass sie so viele Leben hatte nehmen müssen. Für den Außeneinsatz war sie nicht mehr tauglich und war deswegen auf diesen Posten versetzt worden. Hier war es egal, ob sie an sich herum ritzte und sich jeden Tag selbst geißelte, auch wenn ihr Anblick ihn jedes Mal ärgerte. Ihr Körper gehörte dem Imperator, denn ihr Dienst war noch lange nicht zu Ende. Konstantinus dachte daran, dass er rein gar nichts über den Begriff Testamentsvollstreckerin heraus gefunden hatte. Es machte keinen Sinn, eine Datei so abzusichern, wenn am Ende überhaupt nichts darin stand. Das störte ihn, dass er über diesen Aspekt nichts wusste. Es war eigentlich nur ein unwesentliches Detail, aber man wurde nicht Superior der Analytiker wenn man scheinbar unwichtige Details ignorierte. Und er sah eine vortreffliche Möglichkeit, einige Leute, die ihn heute geärgert hatten, für längere Zeit aus seinem Umfeld zu entfernen. Und Louhis nachlässiger Anblick war ein permanentes Ärgernis für seine Sehsensoren.
"Großinquisitorin Louhi, Sie werden ab Morgen ein umfassendes Dossier über die "Testamentsvollstreckerin" zusammen stellen. Der Schreiber fünften Grades Brogan Padri und die Gehilfin Hedda Schreiber werden Ihnen zur Seite stehen." - Drei Fliegen mit einer Klappe. - dachte der Großinquisitor zufrieden.
"Ein Dossier über Gavri Pilgerstochter? Aber die Informationen sind doch alle hier?" Offensichtlich hatte sie den Film ebenfalls gesehen. Stephanus und sie machten viel gemeinsam, aber meist hinterließ nur Stephanus sein Kürzel, der ja immerhin auch sein Stellvertreter war.
"Nein, nicht über diese selbstgefällige Hexe Gavri Pilgerstochter, sondern über die "Testamentsvollstreckerin", Gabriel, die Senatorin. Diese unverschämte, ketzerische, blasphemische Göre hat scheinbar Zugriff auf Bücher der höchsten Geheimhaltungsstufe und ich würde gerne wissen, was von ihrem impertinenten Geschwätzt nun Wahrheit und was Lüge ist."
"Gavri Pilgerstochter behauptet doch, diese Person zu sein, was nur eine Lüge sein kann, warum also eine Unterscheidung?" Manchmal war Louhi etwas schwer von Begriff, so wie heute.
"Nochmal für die ganz Dummen unter uns, finden Sie in den Archiven alles über eine "Testamentsvollstreckerin", jemand hat diese Daten klassifiziert und aus dem Cogitator Hauptspeicher gelöscht. Wahrscheinlich gibt es irgendwo noch Hinweise über diese Person. Und ich will wissen, warum diese Daten mit einer Omega Order versehen worden sind."
"Einer Omega Order?" Louhi gehörte zu den äußerst nervigen Personen, die alles wiederholen mussten. Wie er sie inzwischen dafür hasste. Seit mehr als zwanzig Jahren hatte er sie nun als Assistentin und jeden Tag regte sie ihn mehr auf.
"Ja, eine über achttausend Jahre alte Order, die ich gerade ausgesetzt habe. Ich will dieses Detail geklärt haben. Egal wie lange es dauert. Als Thorianerin sind Sie es doch gewöhnt, sich durch uralte staubige Akten zu wühlen, um auch dem unwichtigsten Hinweis nachzujagen." Diesen kleinen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen. Auch wenn Louhi eine Puritanerin war, als Thorianer war sie einfach in seinen Augen nicht wirklich ein gleichwertiges Mitglied der Inquisition, dafür waren sie zu sehr von einer kruden fixen Idee besessen, die sie viel zu oft von ihrer eigentlichen Arbeit ablenkte.
"Und warum bekomme ich gerade Brogan Padri und Hedda Schreiber als Assistenten?", wagte sie zu hinterfragen.
"Um die beiden für einige Zeit aus meiner Abteilung zu entfernen. Beide haben sich heute überaus ungebührlich verhalten und werden deswegen angemessen bestraft."
"Ich finde es überaus motivierend, dass ich als Strafmaßnahme angesehen werde. Was haben sie den Furchtbares verbrochen, dass sie mich als Strafe verdienen?" Er fokussierte Louhi mit einem seiner Augententakel, durchaus erbost über ihren impertinenten Tonfall.
"Die beiden haben sich während ihrer Arbeitszeit unsittlich berührt." Er wünschte, er könnte mit seiner Lautsprecherstimme seine Empörung besser herüber bringen.
"Hat diese Hedda sich unter seinem Schreibtisch gekniet und diesem Padri etwa einen geblasen?"
"Mäßigt Eure Worte!" Großinquisitorin Louhi konnte so unglaublich impertinent sein, wenn sie die beleidigte Leberwurst spielte. "Nein! Natürlich nicht! Sie habe sich mit ihren Händen berührt. Ein Skandal! Ich habe sofort eine Zwangsheirat veranlasst, um die Zucht und Ordnung wieder herzustellen."
"Ich verstehe das richtig, die beiden haben sich kurz mit den Händen berührt?" Louhi tat wirklich so, als ob sie nicht verstand.
"Ja, hier habe ich die Aufnahme als Beweis!" Mit großer innerlicher Empörung spielte er die Szene noch einmal ab.
"Ihr spinnt doch! Hat man Euch bei der letzten Wartung das Gehirn ausgeschaltet?" Es gab in diesem Universum nur sehr wenige Leute, die so mit ihm reden konnten und Louhi gehörte leider durch ihren hohen Rang mit dazu.
"Sie verschwenden Arbeitszeit, flirten miteinander und die Berührung ist länger, als es schicklich ist! Das sind Fakten!"
"Papperlapapp! Ihr macht aus einer Mücke einen Weltraumleviathan. Ich sehe nichts weiter, als zwei junge unverheiratete Menschen, die äußerst harmlos kommunizieren und sich ganz kurz bei der Übergabe minimal an den Händen berühren. Alles andere existiert nur in Eurer übersteigerten Fantasie. Lasst mal Euer Gehirn überprüfen, da scheint etwas auszuticken."
"Auch wenn Ihr eine hochrangige und verdiente Großinquisitorin seid, diesen Tonfall verbitte ich mir! Schließlich bin ich immer noch Euer Vorgesetzter!"
"Ihr seid ein verrottender Körper in einer diabolischen Maschine, die langsam den Bezug zur Realität zu verlieren scheint. Ich weiß ja, dass Amalathianer auf Zucht und Ordnung stehen, aber das ist einfach nur noch lächerlich. Es gab keine unsittliche Berührung, kein geistig normaler Mensch oder ein imperiales Gericht käme zu dieser Schlussfolgerung.", argumentierte sie erstaunlicherweise ziemlich ruhig. Das machte ihn soweit stutzig, dass er seine Entscheidung noch einmal überprüfte. Louhi war sicherlich kein Gradmesser für geistige Gesundheit, da sie selbst einige ziemliche Probleme mit sich herum schleppte und das schon seit einer halben Ewigkeit. Vielleicht reagierte er wirklich über, aber er hatte inzwischen schon zu viel veranlasst, um es rückgängig zu machen. Padri war mit achtundzwanzig Jahren noch nicht verheiratet und ab fünfundzwanzig konnte ein Vorgesetzter durchaus auch eine Heirat anordnen, besonders da Padri eine hundertprozentige Kompatibilität zu allen anderen Bewohnern der Festung hatte und damit neues Genmaterial dem Pool beisteuerte. Bei Hedda Schreiber war das schon komplizierter, da sie noch sehr jung war, aber schon nah an der Inzucht wandelte. Damit konnte er das begründen.
"Nun gut, das mit der unsittlichen Berührung ist vielleicht doch etwas überzogen. Ich werde das Strafmaß entsprechend absenken, aber die Hochzeit bleibt.", beschloss er in seiner unendlichen Weisheit.
"Etwas überzogen? Da drin noch alles in Ordnung?" Sie trat an seinen Rollstuhl heran und klopfte tatsächlich gegen den marmornen Kopf seiner Büste. "Klingt irgendwie hohl!", befand sie frecherweise. Wütend schlug er mit einem Mechnadriten auf ihre Hand, die sie blitzschnell wegzog und er traf stattdessen seine Büste. Eine der vergoldeten Blätter des Lorbeerkranzes wurde ausgeschlagen.
"Na, Prima!", fluchte er verhalten.
"Oh, jetzt ist Euch doch tatsächlich ein Zacken aus der Krone gefallen.", meinte Louhi überaus gehässig.
"Treibt es nicht zu weit! Kein weiteres Wort über diese Angelegenheit. Das ist ein Befehl! Oder Ihr werdet die nächsten fünfzig Jahre Buchstaben in Inventarlisten zählen!" So langsam wurde er wirklich wütend und es gehörte viel dazu, ihn so richtig wütend zu machen. "Bei dieser Akte von dieser Gavri Pilgerstochter waren noch genetische Proben dabei. Schafft sie höchstpersönlich ins Labor und wertet sie aus."
"Wie Ihr befiehlt, mein überaus gerechter und allwissender Meister.", antwortete Louhi mit einem so ernsten und unterwürfigen Tonfall, dass es schon wieder reiner Hohn war. Aber wenigstens beendete sie damit diesen höchst überflüssigen Disput. Sie deutete eine kurze Verbeugung an, die etwas spöttisch ausfiel. Aber er ging darüber hinweg, da er nicht den Nerv hatte, weiter mit Louhi zu diskutieren. So musste es sein, wenn man verheiratet war. Zum Glück hatte er diese Erfahrung nie machen müssen. Es reichte ihm schon, sich alle paar Tage mit Louhi streiten zu müssen und manchmal kam er sich dabei vor, als wären sie ein altes Ehepaar. Konstantinus wünschte, er könnte Louhi irgendwohin versetzen, aber keine Abteilung wollte sie haben, da alle anderen um ihre Schwierigkeit wussten. Seine Lexikanuseinheit schrieb derweil mit seiner Thermofederhand den offiziellen Auftrag und die Ermächtigung, jedes Archiv zu durchsuchen. Dieses Dokument siegelte er mit einem eigenen, nur für diesen Zweck vorhandenen Mechnadriten.
Er quittierte den Empfang des Buches und wartete, bis seine Assistentin mit der Ermächtigung den Raum verlassen hatte. Diese überaus impertinente Nervensäge war er nun erst mal los. Dann fuhr er die Stahlwände bei seinen Fenstern hoch und verschloss das Panzerschott seines Arbeitszimmers. Er überzeugte sich mit seinen elektronischen Sinnen davon, dass keine Abhör- oder Spionagevorrichtung im Raum vorhanden war, erst dann öffnete er den Tresor, nachdem er sich mal wieder dreifach verifiziert hatte. Das Buch war in Adamantium eingeschlagen und mit einer ebensolchen Kette am Tresor verbunden. Mit Schaudern las er im Buch der Prophezeiung der letzten Tage. Der Seher Taggarath hatte seinen Tod vorhergesehen, der Preis der Wahrheit, wie er es in seinem Vorwort nannte. Deswegen war es ihm auch im Vorfeld gelungen, einige Exemplare für die Nachwelt zu hinterlassen, welche immer dort für Unruhe sorgten, wo billige Nachdrucke auftauchten. Einige seiner Prophezeiungen waren schon eingetroffen, was aber letztendlich nur Zufall oder sich selbsterfüllende Prophezeiungen waren. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass man für Ketzerei auf dem Scheiterhaufen landete. Er las das Kapitel über die Lichtbringerin, ihre Rede zu den Menschen auf dem Schiff stand hier fast exakt Wort für Wort drin. Damit war diese kleine Hexe nichts weiter als eine gefährliche Nachahmerin, aber trotzdem ein Faktor, den man berücksichtigen musste. Nur einen Absatz darunter stand eine Prophezeiung über den Imperator im goldenen Rollstuhl. Das war schon höchst blasphemisch, als ob der Imperator einen Rollstuhl hatte. Manches an dem Buch offenbarte einfach, dass es absoluter Schwachsinn war. Er klassifizierte die Hexe und falsche Prophetin Gabriel die Lichtbringerin als Haereticus Terminus Majoris, der zweithöchsten Prioritätsstufe zur Vernichtung eines Feindes des Imperiums. Gavri Pilgerstochter war so gut wie tot, denn die Assassinen des Imperators ruhten nie. Besonders da er dem Senator Inquisitor eine Alpha Omega Exterminatus Order vorschlagen würde, den höchsten Vollstreckungsbefehls des Senats und damit des Imperiums.
Gedanke des Tages
Dieses Kapitel führt in die Welt von Konstantinus, unseren Mann auf Terra sozusagen. Durch seine "Augen" werden wir in Zukunft das Zentrum des Imperiums betrachten können. Die Idee zum goldenen Rollstuhl basiert auf eine Miniatur einer Schurkin im Rollstuhl eines Steampunk Tabletops. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Ravenor noch nicht gelesen und ist von dem vollständig unbeeinflusst entstanden. Auch Louhi taucht nun wieder auf und hat im nächsten Kapitel wieder einen POV Auftritt. Dieses Kapitel wurde ziemlich oft umgeschrieben, da sich und hier da nachträglich etwas geändert hatte.
Wow, Kompliment bei dir gibts echt jeden Sonntag Lesenachschub !!!
Das Ende von Louhi (zumindest wenn sie da nicht wieder rauskommt) ist echt n´übles Schiksal, die nächsten Jahrhunderte mit einer verwesten, redenden Leiche als Chef auszukommen, die arme. ;(
summary: Schöner Teil und endlich kommen mal wieder die anderen Personen vor. 😀
naja, Band III ist ja nun auch schon wieder etwas her und davon abgesehen hast du dir ja auch große Mühe gegeben, das Symbol so zu beschreiben, dass es nicht offensichtlich ist. Gerade im Umfeld von Imperium und Slaanesh lassen Kreuz und sechszackiger Stern eben nicht sofort an die realen Religionen glauben. Man ist es als Warhammer-Leser halt nicht gewöhnt, einen Bezug zu tatsächlichen Geschehnissen herzustellen, da die ja ansonsten immer schon in Vergessenheit geraten sind.
Und die 5 ist ja, wie du selbst immer wieder gesagt hast, unbesetzt und von dir frei gewählt worden. Deshalb bin ich auch erst davon ausgegangen, dass es sich bei dem Symbol um ein fiktives handelt.
Zum neuen Kapitel hab ich nicht viel zu sagen. Ist ja auch noch nicht so lange her, dass ich es zum Korrigieren bekommen habe.
In der Tat steht hier, dass Padri groß und breitschuldrig ist, was ich beim ersten Lesen nicht so wahrgenommen habe. Dass es sich um Heddas ersten Arbeitstag handelt, wird aber nicht erwähnt, oder hab ich das nochmal überlesen?
Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass Konstantinus' Hirn nicht genug Sauerstoff bekommt...
Aber Spaß beiseite, die Intro zu Teil 2 find ich gut gelungen, auch wenn mir manches überzeichnet vorkommt, wie z.b. Louhis aufmüpfigkeit (das wäre definitiv diplomatischer gegangen) und Konstantinus Tugendbesessenheit. Der Blick hinter die kulissen der offiziellen Warhammer - Geschichtsschreibung passt aber ganz gut: ich finde es schön zu wissen, dass das Wissen über die wahre Geschichte des Imperiums noch existiert.
auch wenn mir manches überzeichnet vorkommt, wie z.b. Louhis aufmüpfigkeit (das wäre definitiv diplomatischer gegangen) und Konstantinus Tugendbesessenheit.
klar wäre das anders gegangen, aber erinnere dich doch mal an Louhi bisher. Sie ist nunmal so 😉 Ich fand es zwar von ihr aus nicht ideal, aber von der Darstellung her zu ihr passend. Und immerhin setzt sie hier mal ihre widerspenstige Art für andere ein. 🙂
Nun mal noch mein Kommentar zu den letzten drei Teilen:
Das du den Kampf gegen Belial letztlich ausführlicher dargestellt hast, halt ich für eine gute Idee. Auch in dieser Version erscheint er mir an und für sich etwas zu kurz, da ich seinen Tod als den Höhe- und Endpunkt des ersten Teils angesehen hatte. Das war von dir wohl nicht ganz so angedacht, da danach ja noch einiges wichtiges passiert. Aber die ganze Schlacht davor war wirklich spektakulär und in Punkto Action vielleicht deine bisher beste Leistung, da sieht so ein immer noch kurzer Endkampf doch etwas dünne aus. Dafür hat mir gerade die Sache mit der abgebrochenen Klinge wirklich gut gefallen. Es ist mal ein etwas anderer Triumph und daher durchaus erfrischend.
Die sich am Ende des ersten Teiles auftuenden Fragen, machen jetzt schon Lust auf den nächsten Band, deine Leserschaft wird dir also nicht wegrennen. Ich nehme mal an, dieser Planet wird auch in Zukunft noch eine Rolle spielen.
Nur: Nicht einmal die meisten Inquisitoren kennen die Geschichte vom Beginn des Imperiums, aber ein Grey Knight, die doch in erster Linie Kämpfer und nicht gelehrte sind, kennt die Sprache des Dark Age? Und selbst mit ein paar Landeiern kann man sich über die präimperiale Zeit unterhalten, als wenn es nicht besonderes wäre?
Die Beschreibung von Konstantinus und der Festung ist meines Erachtens wirklich gut gelungen, der von dir erdachte Aufbau der Anlage wie der Organisation macht Sinn und wirkt glaubhaft. Anscheinend hast du wirklich ein Faible für ausgefallene Gefährte.
Der Kritik an den überzeichneten Reaktionen der beiden Streithähne muss ich aber zustimmen. Insgesamt wirkt Lihou für mich einfach etwas zu sehr wie ein Teenager, ein Zug den sie nach einer so langen Zeit in der Inquisition eigentlich verloren haben müsste.
Das dir ihr zugedacht Schicksal ist wirklich nicht sonderlich erfreulich, was sie wohl zu einer prädestinierten Kandidatin für eine Konversion macht. Fragt sich nur zu welcher Seite… Ich bin gespannt.:huh: