WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

Ich seh das aber auch als Chance: wenn es dir ein persönliches Anliegen ist, dass die Leser (oder, naja, ich
greets%20%286%29.gif
) NICHT erraten können, was als Nächstes kommt, bist du quasi gezwungen, noch besser zu werden, dir mehr Gedanken drüber zu machen, was du da eigentlich machst.

Bingo. Das ist mit Grund, wieso ich dich angebettelt habe, wieder herzukommen. Es ist sehr gut, im wahrsten Sinne des Wortes konstruktive Kritik zu hören. SHOker macht das ja auch, aber nicht so herrlich analytisch wie du. :lol:

Wenns mir bekannt vorkommt, dann auch, weil du (unbewusst) vertraute Formeln verwendest.
Na klar, ein bisschen Hollywood muss immer sein. ^_^

Hm, du hast recht. Heutzutage würde kaum jemand das verwenden. Ich sah die Jugendlichen dadrüben... glaube nicht, dass ich das sagen würde. Aber in einer anderen Zeit? Ob die Menschen im Mittelalter so gesprochen haben? Aus Liedertexten kann man nur entnehmen, wie Adlige gesprochen haben, aber das einfache Volk? Hm...

Für constructio ad senso kann ich nix, das heißt halt so.
Weiß ich doch 😉
 
SHOker macht das ja auch, aber nicht so herrlich analytisch wie du. :lol:

ja, ich weiß. Ich nehm mir nicht die Zeit, groß meine Bewertung zu strukturieren. ICh schreibe, was mir beim Lesen positiv und negativ aufgefallen ist. Für die meisten Schreiber hier reicht das 😉

Hm, du hast recht. Heutzutage würde kaum jemand das verwenden. Ich sah die Jugendlichen dadrüben... glaube nicht, dass ich das sagen würde. Aber in einer anderen Zeit? Ob die Menschen im Mittelalter so gesprochen haben? Aus Liedertexten kann man nur entnehmen, wie Adlige gesprochen haben, aber das einfache Volk? Hm...

gerade in einer früheren Zeit mit niedrigerem Lebensstandard halte ich es für wahrscheinlich, dass die Leute möglichst einfache Formen verwendet haben. Vermutlich haben sie sogar noch "einfacher" gesprochen und sich um heutige grammatische Normen überhaupt nicht gekümmert. Ich würde nicht ausschließen, dass dein Gunter eigentlich "ich die Bestie gesehen" gesagt haben könnte. Kannst du natürlich so nicht schreiben. Würde ich aber mal drüber nachdenken.

Was die Vorhersahbarkeit angeht: Ich denke, Men Aquiles hat größtenteils recht. Wenn eine Geschichte nicht außergewöhnliche, durch nichts vorher angekündigste Wendungen enthält, dann wird sie in einem Forum vorhersehbar, sobald man den Autor ein wenig kennt. Ich wage zwar zu behaupten, dass ich meine Leser bei den EdK ab und zu doch völlig überrumpelt habe, aber wie gesagt, haben die Erwählten auch eine völlig andere Herangehensweise. Es ist eine Heldengeschichte, die eben gerade durch Überraschungen und "Effekte" Spaß machen soll. Deine "Kinder" sind halt dramatischer und setzen wesentlich stärker auf Gefühle sowie eine in sich schlüssige und sauber strukturierte Handlung.
Ich denke, es ist eine Frage der perspektive. Wie dicht gehst du an die Charaktere heran? Konzentrierst du dich sehr stark auf sie, wird es schwer, Überraschungen einzubauen, weil die unglaubwürdig werden. Erzählt man mehr von oben, ist das leichter, weil man dann mit dem Wissen des auktorialen Erzählers noch erklären kann, wie es denn jetzt zu diesem überraschenden Ereignis, von dem die Charaktere nur völlig überrumpelt wurden, eigentlich kam. Bei mir ist die Distanz zu meinen Helden eben wesentlich größer als bei dir.
Und natürlich spielt die Frage eine Rolle, wie viel man mit übernatürlichem und Magie arbeitet. Das kommt bei dir ja nur in Form der Untoten und der Werwölfe vor. Bei mir spielt immer in gewisser Weise Magie eine Rolle und macht vieles erst möglich.

Also gräm dich nicht, wenn deine Geschichte vorhersehbar scheint. Wir stehen ja auch noch relativ am Anfang und bisher wurden ja nur die Ausgangsgegebenheiten beschrieben. Ich vermute, sobald die Action beginnt, wirds auch überraschender und weniger geradlinig.

Letzte Anmerkung: Allgemein gilt die Regel, alle Zahlen bis einschließlich 12/zwölf auszuschreiben, den Rest in Ziffern anzugeben. In einer Geschichte würde ich aber alle Zahlenwerde als Wort schreiben, das fügt sich besser ein. (Hast du mir das nicht sogar eingetrichtert, yinx? 😀)
 
Letzte Anmerkung: Allgemein gilt die Regel, alle Zahlen bis einschließlich 12/zwölf auszuschreiben, den Rest in Ziffern anzugeben. In einer Geschichte würde ich aber alle Zahlenwerde als Wort schreiben, das fügt sich besser ein. (Hast du mir das nicht sogar eingetrichtert, yinx? 😀)
Ja, so halte ich das auch. 🙂
Wie gesagt, dass eine mal bei mir war nur ein Versehen.
ja, ich weiß. Ich nehm mir nicht die Zeit, groß meine Bewertung zu strukturieren. ICh schreibe, was mir beim Lesen positiv und negativ aufgefallen ist. Für die meisten Schreiber hier reicht das
greets%20%286%29.gif
Ich wollte dich dadurch keinenfalls abwerten. Ich freue mich sehr darüber, dass du hier Statements abgibt, auch du trägst dazu bei, meinen Stil und die Geschichte zu verbessern. Aber zum einen war Men der allererste dauerhafte Leser, der meine Story damals gelesen hat und bis du kamst, auch der einzige, der wirklich konstruktiv bewertet hat.

Gut, die einzelnen Elemente sind teils vorhersehbar, aber nicht alles. Scheinbar hat noch keiner ne Ahnung, was es mit der Bestie auf sich hat. Teilweise sind Dinge halt vorhersehbar. Wie gesagt: Ein bisschen Hollywood. 🙂
haben die Erwählten auch eine völlig andere Herangehensweise
Ich denke, das hast du ganz gut dargestellt. Hängt auch mit unserem unterschiedlichen Stil zusammen. Wie gesagt, Beschreibung und Darstellung gelingt dir oftmals besser als mir, daher distanziert sich deine Geschichte von den Personen und geht mehr auf die äußeren Details ein, was bei mir halt anders ist: Ich verzichte gerne mal auf Darstellung, weil es mir nicht so liegt und befasse mich dafür recht lange mit einem einzigen Gefühl eines Charakters.
 
Nein, Gunter hätte gewiss nicht "ich die Bestie gesehen" sagen können.

A) Die Warhammerwelten arbeiten mit der translation convention, d.h. es wird implizit angenommen, alles, was gesagt wird, ist aus der Sprache des Imperiums in die Sprache der Leserschaft übersetzt worden, sei das grad Englisch, Deutsch oder Japanisch. Bei Dialogen wird das konsequent durchgezogen, bei Eigennamen von Orten, Personen, Institutionen werden Entsprechungen gewählt, die der Leser mit einer bestimmten irdischen Kultur verbindet, im Falle des Imperiums mit Deutsch(land) (oder was die GWler für Deutsch(land)/Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation halten). Das heißt, selbst wenn du Gunter in Alt- oder mittelhoch- oder -niederdeutsch sprechen lassen würdest, wäre es auch nur eine Übersetzung aus der Sprache des Imperiums, und dazu noch eine schlechte gewählte, weil die Leserschaft es nicht lesen könnte. Du bist also frei, mit den Dia- und Soziolekten des Deutschen zu spielen, um zu charakterisieren. Standardsprachliches Hochdeutsch mit gewählten Vokabeln lateinischen Ursprungs? Der gebildete Sigmarit. Schwäbisch mit einem Riesenhaufen Schimpfwörter? Die ungebildete Bäckerin aus einem kleinen Dorf in Talabecland (oder was weiß ich woher; kenn mich mit den Provinzen des Imperiums nicht aus). Hamburger Platt? Fischer aus Salzenmünden. Alles nur Platzhalter für die eigentlichen Dialekte. Geben aber Extrainformation über die Charaktere, weil der Leser aus seinen Erfahrungen aus der realen Welt einfüllen kann.

B) Grammatik ist nie einfach. Früher war sie nicht einfacher, nur anders. Primitivere Kultur ist NICHT gleich primitivere Sprache. Stimmt, die Sprache von irgendwelchen Indios vom Amazonas hat kein Vokabular für Internettechnologie. Warum? Haben kein Internet (inzwischen immer mehr, vermut ich). Dafür können sie tausenderlei Aspekte des Lebens im Dschungel beschreiben, die uns als Konzepte nicht mal vertraut sind. Wenn sie dann mit dem Internet in Berührung kommen, kann ihre Sprache flexibel reagieren: Entlehnungen, Wortneuschöpfungen sind möglich. Und grad Sprachen von Sprechergruppen, die wenig Änderung in ihrer Lebensweise erfahren und wenig Kontakt mit anderen Sprechern haben, neigen dazu, ganz komplizierte Grammatiken zu haben, weil ja jeder da reinwächst und es keine Fremdsprachenlerner gibt, die nach Vereinfachungen streben, dazu auch keine Standardsprache, die eine Version verbindlich macht und bei deren Fixierung Vereinfachungen einführt. Ich könnte Beispiele anführen, aber das würde zu weit führen...
Wenn Gunter eine Stadtwache im mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Deutschland gewesen wäre und mit diesem Problem konfrontiert gewesen wäre, hätte er vermutlich etwas in der Richtung (Achtung! Ich kann kein Mittelhochdeutsch! Ich rate!) "ich haan diä beeste gesehen" oder "ich sach diä beeste". Ist er aber nicht, also ist das müßig, und du bist frei, ihn so sprechen zu lassen, dass der Leser daraus folgern kann, was für einer das ist.
 
Hehe, bei deinem Beitrag fühl ich mich irgendwie an Dr.House erinnert. 😉
Ich weiß nicht wieso... Mach dir aber nichts draus, Dr.House ist cool!

Natürlich wird das so gehandhabt, sonst könnten ja nur wahre Imperiale Warhammer spielen. Das die WHF-Völker an wahre Kulturen angelehnt sind, ist auch klar. Die Imperialen die Deutschen, Die Bretonen die Franzosen, Sylvania ist eindeutig an Transylvanien angelehnt und die Orks, sowie die Kisleviten zeigen russich/ sibirische Züge, während die Oger aussehen wie Mongolen. Cathay ist China, Khemri Ägypten, die Echsen sind Inka/Maya/Azteken, Estalia und Tilea sind wie Spanien und Portugal 😉 und zu Arabia muss nun wirklich nichts mehr sagen, denke ich.
Aber: auch wenn die Sprache der Imperialen immer der des Lesers entspricht, kann ich nicht einfach modernes hochdeutsch verwenden.
Liedertexte aus dem Mittelalter sind, auch wenn sie übersetzt sind immer noch an die Sprache des Autors angepasst. Jeder Text den man von Walther von der Vogelweide (als Beispiel) liest, ist übersetzt, oder entsprechend umgewandelt, sogar wenn er auf mittelhochdeutsch vorliegt. Ein wirkliches Original dürfte man als Normalsterblicher wohl nicht zu Gesicht bekommen.
Würde ich einfach mordene Sprache verwenden, dann müsste ich ja auch immer "Sie" statt "Ihr" sagen, bei einer förmlichen Anrede. In gewissem Maße muss ich mir also schon Gedanken machen, was passt in das Ambiente der Ritterzeit, auch wenn ich nun nicht mittelhochdeutsch benutze. Bestimmte Begriffe fallen auch weg, weil sie schlicht weg zu modern klingen, größtenteils solche lateinischer Herkunft, wie "Identifikation" statt "Deutung/ Erkennung" (es sei denn vllt man schreibt die Gedanken eines Technicus auf ^_^) Es ist sowie du es sagst, Wortwahl und Stil dienen dem Charakteresieren der denkenden/ sprechenden Person. Manchmal ist sogar Landwirtschaft ein zu hochgestochener Begriff und Ackerbau macht sich besser.
Sicherlich muss man sich bei der simplen Formulierung "ich sah" bzw. "ich habe gesehen" keine so großen Kopf machen, denn beides würde stilistisch reinpassen, da geh ich dir Recht.
In einem Punkt muss ich dir hier aber widersprechen: Wer eine Form kennt, muss nicht gleich alle Formen kennen. Das beweist ganz besonders das französische. :lol:
Nur weil jemand einen vollständigen, richtigen deutschen Satz hervorbringt, muss er dir noch nicht gleich Subjekt, Prädikat und Objekt bestimmen können, oder das Verb im entsprechenden Kasus komplett konjugieren können.
Ich denke gerade wenn man mit Hochdeutsch einen altertümlichen Sprachstil imitieren will, achtet man nicht immer auf die direkte Logik. Es ist halt das, was heutzutage als "Rittersprache" eingegangen ist.
Mylord, sehet dortdrüben, sie stahlen meinen Gaul. Ergreifet die Mannen und ziehet sie von dannen, hinüber zum Schafott.
D
ie hochdeutsche Übersetzung des Mittelhochdeutschen. Oder so in der Art.
Ich vermute ich verwende ein Kreuzung aus normalen Hochdeutsch und dieser Art zu sprechen. Nun mag man einwenden, dass nur Aristokraten so sprächen, doch wie du schon sagtest, ist es müßig darüber zu diskutieren. Vllt will ich ja Gunther gerade unbewusst ein bisschen intelektuell aufwerten, in dem ich das "sah" so stehen lasse. ^_^

Ein bissl Offtopic:
Primitivere Kultur ist NICHT gleich primitivere Sprache.
Ui, das hätte ich nie behauptet! Ich denke, asiatische Sprachen waren vor 1000 Jahren schon komplizierter als heutiges Englisch. Der Wortschatz ist heute vielleicht größer und schließt damit auch Begriffe wie Internet ein.
Auch heute noch gibt es in Sprachen modernisierter Länder immer noch Dinge, die kein eigenes Wort haben. Hört man zB. mal Türken zu, wie sie sich türkisch unterhalten (kommt in Berlin oft vor ^_^), hört man immer wieder Begriffe wie eben "Internet", "Handy" oder "FlatTV" (nur als Beispiele), auch wenn die so gar nicht in die türkische Sprache passen wollen, weil es halt keine Wörter gibt, die diese Dinge darstellen, wenn auch nur sinngemäß.
Im Deutschen ist es übrigens nicht viel anders, auch wir haben ja mittlerweile lauter Anglizismen, für die wir keine eigenen Worte finde. (Natürlich gibt es auch die Anglizismen, die bestehende deutsche Wörter verdrängen.)
"Skateboard" - Rollbrett? Nein, das ist das Ding was man in der Grundschule hat.
"Baseball" - Brennball mit Schlägern?
Auch aus anderen Sprachen haben wir Wörter entlehnt. Ich bin mir nicht sicher, aber haben wir für Pizza ein eigenes Wort? Oder für Tiramisu? Wir können es mit unserem Wortschatz beschreiben, aber es gibt doch kein absolut eigenes Wort dafür, deshalb haben wir es offiziel in unseren Duden aufgenommen.
Ein gutes Beispiel für eine Standardsprache wäre ein nahezu beliebiges ehemaliges Kolonialland. Im Busch sprechen sie alle ihren eigenen Sprachen, müssen aber von Amtswegen alle Niederländisch/Spanisch/Portugiesisch/Englisch/Französisch oder Deutsch können (ich denke das waren die großen Kolonialmachten?) Deshalb entwickelt sich die ursprüngliche "Buschsprache" weiter, passt sich der Einfachheit halber immer weiter an. Das ist jetzt so und das wird auch noch in 1000 Jahren so sein. Wer weiß, wie die Deutschen in nur 100 Jahren sprechen werden? Es gibt immer wieder Ereignisse, die die Veränderung der Sprache beschleunigen, das lehrt die Geschichte. 🙂
Naja ich denke im großen und ganzen geht es denke ich auch darum. Sprache wandelt sich. Wer hat früher A gesagt, wer sagt heute B...


Nun aber zu Euch, Freund Finnougrist: Gebet acht, Euch nicht wieder zu sehr an dem erlesenen Genuss dieses ... hm Treffpunktes (?) zu ergötzen. Sonst mag Euch womöglich erneut die Erkenntnis ereilen, das es zu Gunsten eures Lehrganges vortrefflicher sei, uns nicht weiter mit eurer Anwesenheit zu beglücken.
Was ich sagen will: Ich finds cool wenn du schreibst, aber lass dir nicht wieder zu viel Zeit stehlen, sonst kommst du noch auf die Idee, wieder für 2,5 Jahre zu verschwinden, ehe ich dich erneut aus der Versenkung hole. 😉
Also juti, bis dann! Nächster Teil der Story kommt bald... hm, morgen oder so!
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja ok, ich hab morgen wieder nen langen und langweiligen Tag auf Arbeit vor mir, deshalb poste ich jetzt schon den neuen Teil. Vllt kann ich mir dann morgen auf Arbeit schon ein paar Antworten durchlesen. 😎
Ich muss auch schneller beim Schreiben werden... ich hol mich langsam selber ein, das Puffer ist bald verbraucht, nur noch so 10-15 Seiten.
Mitten in der Geschichte befindet sich ein "Spoiler". Da dies hier ein für alle zugängliches Forum ist, habe ich beschlossen, diesen Teil zu "zensieren".
Mag sein, dass ich damit übertreibe, aber mir kam beim Schreiben der Gedanke, dass sich nicht jeder derartige Szenen lesen will... auch sind hier noch sehr junge Menschen unterwegs... naja, wer ihn lesen will, liest ihn halt, wer meint es lieber nicht zu tun, lässt es halt. Ihr werdet euch schon denken können, um was für eine Szene es sich handelt, wenn sie kommt.




Kapitel VII
Schwartzhaven






Eine einzelne Träne kämpfte sich über ihr Augenlid, einen Weg durch die dichten, vollen Wimpern und lief dann rasch über die rosige Wange, ehe sie klanglos verging.
Rubine hatte keine Tränen mehr, die sie ihrem kleinen Bruder schenken konnte. Zu viele schon hatte sie für Mutter und Vater lassen müssen. Stumm beobachtete sie, wie der Karren, auf dem der tote, kleine Körper von ihrem einzigen Geschwisterchen lag, in das Pestviertel der Stadt gezogen wurde, aus dem seit einigen Wochen Rauch und Qualm aufstiegen. Auch wenn man ihr immer wieder etwas anderes erzählte, so wusste Rubine doch, dass dort die Leichen verbrannt wurden; zu hunderten! Manchmal kam es ihr vor, als glaubten die Leute, sie sei noch ein kleines Kind, doch sie zählte nun schon fünfzehn Sommer und sie wusste sehr genau was sich hier abspielte.
Der ungnädige Herr Sylvanias hatte Schwartzhaven mit einer todbringenden Seuche belegt, aus Boshaftigkeit und Habgier. Es schien ihr, als mochte der dunkle Fürst sich lieber mit Toten, als mit Lebenden umgeben. Jede Nacht sandte er seine Karren aus und die Menschen, welche noch nicht erkrankt oder gar verstorben waren, schafften es nicht mehr, allen Verschiedenen das Seelenheil zu bewahren und sie dem Feuer zu übergeben, ehe die verfluchten Diener in den Ort kamen, um die Leichen einzusammeln. Sogar solche, die noch nicht vollständig verbrannt waren zogen sie aus den Feuern und verleibten sie ihrem Zug des Grauens ein. Rubine hatte sie von ihrem Fenster aus dabei beobachtet und sie hatte auch gesehen, wie sie sich die Lebenden griffen, die versäumt hatten sich vor der Totenstunde in ihren Häusern einzuschließen.
Durch das Chaos, welches dieser Tage in Schwartzhaven herrschte wurden es immer mehr, denen ihre Seelen bei lebendigem Leibe herausgerissen wurden. Wenige entsannten sich noch rechtzeitig der Totenstunde...
Ein ohnmächtiger, aber gewaltiger Zorn stieg in ihr auf: woher nahm sich dieser grausame Herrscher das Recht, ihren Mitmenschen, seinen Landsleuten solche Greueltaten anzutun? Und wieso unternahm niemand was dagegen? Es war, als sei Sylvanien vom Rest der Welt vergessen worden.
Stumm beobachtete sie, wie die Menschen, die ihre Münder und Nasen mit Tüchern bedeckten, weitere Leichen aus den Häusern holten und sie auf den Wagen legten. Ein bizarrer Vergleich stieg in ihr auf, zwischen den tapferen Männern, die ihr Leben riskierten um die Toten zu bergen und zwischen den unheiligen Monstern, die jede Nacht kamen und ihren Leichenkarren beluden. Sie zweifelte nicht daran, dass sich in den anderen Städten und Dörfern in Sylvaniens dasselbe, unmenschliche Schauspiel bot. Wie konnte diese Kreatur nur so unbarmherzig sein? All' das, was geschah, überstieg Rubines Verständnis. Sie fühlte sich so leer, so kraft- und hilflos. Da war nichts, was sie hätte tun können. Als der Wagen mit der Leiche ihres Bruders in einer Seitengasse verschwand, sank sie auf die Knie. Auch wenn sie keine Tränen mehr weinen konnte, so erfüllte sie allertiefste Trauer. Sie war, von nun an, alleine auf der Welt. Da war niemand mehr, keiner der ihr Beistand leisten würde. Da war keiner mehr, der ihren Namen kannte. Es war ihr, als hätte man sie vergessen.
Sie war allein...
Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als, laut wie ein Donnerschlag der Klang der Totenglocke ertönte. Rubine erschrak zutiefst. Wie konnte das sein? Die Nacht war gerade erst vorüber und hoch am Himmel stand die Sonne! Es war keine drei Stunden her, dass der letzte Leichenkarren die Stadt verlassen hatte. Sie hörte entsetztes Kreischen von überall, aus den Häusern und von den Straßen. Damit hatte wahrlich niemand gerechnet!
Augenblicklich brach Chaos aus. Schreiende Menschen rannten durch die Straßen, in die Häuser und rissen hilflose Kinder mit sich, die lautlos in der aufgewühlten Menge untergingen. Alles wurde stehen und liegen gelassen, Fässer umgeworfen... irgendwo krachte es laut, dann splitterte Glas. Die vor Angst entstellten Stimmen der Fliehenden schwollen zu einem unheilvollen Chor an, der dumpf in Rubines Ohren dröhnte.
Panisch wirbelte sie herum und begann zu laufen. Sie wusste nicht, aus welcher Richtung die Diener des Fürsten kommen würden, aber sie wusste, dass sie sich schnellst möglich ein Versteck suchen musste, wenn sie nicht wollte, dass man ihr die Seele nahm. Ein vorbei eilender Mann stieß sie achtlos zur Seite und sie stürzte zu Boden. Ehe sie fluchen konnte war der Rempler in dem Haus hinter ihr verschwunden und verschloss die Tür. Rubine konnte es nicht fassen, doch die Bewohner Schwartzhavens taten es ihm gleich!
Krachend wurden die Türen der Häuser zugeschlagen und von innen verriegelt. Die Leute versteckten sich wie üblich in den Kellern. Doch Rubine war sich bewusst, dass sie es nicht mehr bis zu dem Haus ihrer Familie schaffen würde... es lag nahe dem Stadtrand und vermutlich waren die bösen Schergen schon bis dort vorgedrungen. Wäre sie dem Trauerzug ihres Bruder nur nicht so lange gefolgt!

Erneut ertönte der tiefe Klang der finsteren Glocke und versteinerte das junge Mädchen regelrecht. Sie waren nur ein kurzes Stück von ihr entfernt - sie hatte die Glocke gerade so deutlich und nah vernommen, wie noch nie zu vor! Ihre Augen weiteten sich panisch. Wohin? Wo sollte sie sich verstecken? Voller Angst rappelte sie sich auf, flüchtete sie sich an den Rand der Straße und versteckte sich hinter zwei großen Fässern. Stumm betete sie zu Sigmar, dass er sie erretten möge und ihr junger Körper bebte vor unvorstellbarer Furcht.
Schon hörte sie, wie viele Füße mit schweren Schritten in die Straße einbogen. Sie hörte, wie sich die dicken Sohlen der Stiefel durch den Morast auf der Straße kämpften und ihr immer näher und näher kamen. Ihre Hände griffen krampfhaft in den Saum ihres schmutzigen Kleides und sie biss sich so fest auf die Lippe, dass sie ihr eigenes Blut auf der Zunge schmeckte. Sie hörte wie die Diener des Fürsten an ihr vorüber schritten und von ihrem Versteck aus konnte sie sehen, wie sie die Türen der Häuser einschlugen. Eines erstaunte sie dabei: die Schergen gingen dieses mal anders vor, als sie es sonst taten. Normalerweise klopften sie an den Türen, bis sie ein Geräusch vernahmen, aber diesmal, brachen sie direkt in die Gebäude ein und schlachteten die kreischenden Bewohner gnadenlos ab.
Rubines Augen weiteten sich vor schierem Unglauben. Es waren Menschen! Deshalb konnten sie den Karren am helllichten Tage nach Schwartzhaven führen! Sie verlor völlig die Fassung. Wie in Sigmars Namen kamen Menschen dazu, für den dunklen Fürsten zu arbeiten? Wie konnten sie anderen Menschen nur so etwas antun? Hatten sie denn gar kein Gewissen?
Sie hörte ihre Stimmen... da war kein Raunen und Stöhnen wie sonst, nein! Diese Mistkerle unterhielten sich - ausgelassen! Sie scherzten und lachten.
Rubine stieg die Zornesröte ins Gesicht. Wie konnten sie nur? Ihre schönen Züge verzerrten sich vor Wut zu einer Fratze und gleich einem Tier zog sie die Mundwinkel zurück und entblösste dabei die Zähne. Bastarde! Wer waren diese Menschen? Söldner? In ihrem Hass griff sie nach einem Stein auf dem Boden und schloss ihre Finger so fest um ihn, dass die Knöchel schneeweiß hervortraten. Sie sollten ihren Zorn zu spüren bekommen! Das Mädchen wartete noch kurz, bis die Truppe mit dem Karren vollständig an ihr vorüber gezogen war, dann sprang sie auf und rannte den Soldaten hinterher. Kurz bevor sie sie eingeholt hatte, stieß sie einen wütenden Schrei aus und stieß sich vom Boden ab. Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck drehte sich der hinterste der Männer um und sah gerade noch, wie sich die junge Frau auf ihn stürzte, doch es war zu spät und er konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren.
Durch die Wucht des Sprunges warf Rubine den Mann um und schlug ihm mit ihrer ganzen Kraft den Stein in seine verabscheuenswerte Fresse. Sie hörte, wie die Nase knackend nachgab. Blut spritzte ihr ins Gesicht und ihr Opfer brüllte vor Schmerzen.
Du stiehlst mir meine Seele nicht!“, schrie sie ihn, mit vor Hass triefender Stimme an.
Noch ein zweites Mal schlug sie zu, sie zielte auf die Stirn des Mannes und wieder glaubte sie, dass ihrem Treffer ein leises Knacken folgte. Triumph stieg in ihr auf, der auch nicht verebbte, als die Kameraden des Mannes sie von ihm herunter rissen und hart auf den Boden schleuderten.
Schmerz durchzuckte ihre Schulter, als sie auf dem Pflaster aufschlug, doch Rubine hatte nur noch Augen für ihr Opfer: regungslos lag es auf dem Boden, das Gesicht verschmiert mit Blut.
Sieh mal an, so eine kleine, fiese Schlampe!“, ertönte es. Dann - ein Tritt ins Gesicht. Blut schoss ihr aus der Nase und benetzte ihr Kleid. „Den Fetzen reißen wir dir jetzt erstmal runter!“, rief einer der Männer und seinem Ruf folgte finsteres Lachen.
Nein...“, stammelte Rubine kurz und ihr wurde erst jetzt bewusst, in was für eine Situation sie sich gebracht hatte. Sie konnte sehen, wie jemand sich neben ihr Opfer kniete, seinen Arm in die Höhe hielt und rief: „Er lebt noch!“
Kaltes Entsetzen strömte durch ihren Körper. Nein! Nein, er musste sterben! Wieder spürte sie, wie der Zorn ihr Blut heiß werden ließ und sie schrie aus vollem Leibe, doch ein gepanzerter Handschuh raste heran, zertrümmerte ihr ihren Wangenknochen und brachte sie damit zum Schweigen.
Schlaff hing sie in den Armen der Soldaten, die ihr das Kleid vom Leib rissen und ihre Brüste anfassten. Widerliche Bastarde! ,schoss es ihr durch den Kopf, aber sie war zu schwach um sich zu wehren. Sie spürte, wie ein Hand ihr zwischen die Beine fuhr und Ekel und Pein ließen sie aufkeuchen. „Hört mal, der Schlampe gefällt's!“, sagte jemand. „Nein...“, stammelte sie. „Nein, lasst mich in Ruhe!“
Die Männer lachten, wischten ihr durchs Gesicht und schmierten das Blut, das ihr aus Mund und Nase lief auf ihre Brüste. „Die sind ja richtig groß die Dinger!“, rief einer. „So jung und schon so dicke Titten!“, ein anderer.
Sie spürte die dreckigen Finger des Söldners in sich und unterdrückte mit letzter Kraft ein Schluchzen. Auf gewisse Weise stahlen sie ihr die Seele doch noch...
Lustvolle Rufe drangen an ihr Ohr und Laute, die eher Tieren als Menschen glichen. Ihr wurde übel. In was für eine Lage hatte sie sich nur gebracht?
Grob wüteten die Finger des Mannes in ihrer Scham, dann zog er sie hinaus und öffnete den Gürtel.
Nein... nein, auf keinen Fall wollte sie spüren, was er ihr antat und so hörte sie auf, sich gegen die Schatten zu wehren, die ihren Verstand einhüllten.
Rubine war gerade dabei, sich der Ohnmacht hinzugeben, sanft wegzudämmern, damit sich nicht merkte, was diese ekelerregenden Menschen mit ihr taten, als ein zorniger Schrei erklang.
Es war, als wäre die Stimme nicht von dieser Welt gewesen, als würde sie von weit her, vom Wind zu ihnen hinüber getragen werden. Und doch war es kaum mehr, als ein unheimliches Krächzen. Augenblicklich endete das grausame Spiel der Soldaten und sie ließen von ihr ab. Vorsichtig öffnete das zerschundene und gepeinigte Mädchen die Augen. Sie wollte wissen, was sich da abspielte: Die Kolonne hatte angehalten, der Leichenkarren war zum Stehen gekommen und alle Soldaten schienen gebannt das Schauspiel zu verfolgen.
Der Lenker des Wagens war abgestiegen und hatte die Männer davon abgehalten, noch schlimmeres mit der jungen Frau anzustellen. Rubine betrachtete die sonderbare Gestalt, die die Soldaten mit ihrer seltsamen und gruseligen Stimme zurecht wies. Sie war in dicke, dunkle Roben gehüllt, die mit einem sehr schweren Gewicht auf der Person lasten mussten. Die Kapuze war so tief über ihr Gesicht gezogen, dass man außer einem dunklen Schatten nichts erkennen konnte.
Das heisere Ächzen, was als Stimme unter dem groben Stoff hervorstieß ließ die Männer erbleichen und ängstlich zurückweichen. „Bitte nicht.“, jammerte einer von ihnen.
Mit einem verärgerten Schnarren wandte sich das Wesen unter dem dicken Gewand von den Söldnern ab und näherte sich langsam Rubine. Ihr fiel auf das es humpelte, es schien als würde das rechte Bein hinken. Sie wusste nicht, mit was die Kreatur den Menschen gedroht hatte, aber sie wichen furchtsam vor ihr zurück. Als die Gestalt sich zu ihr herunter duckte, schlug ihr eine Welle übelsten Gestankes entgegen und sie musste würgen. Krampfhaft kämpfte sie den Brechreiz nieder und als sie es geschafft hatte stöhnte sie erleichtert, aber zugleich gepeinigt auf. Ihre Wange und ihre Nase schmerzten schlimm. Sie versuchte das Gesicht von dem Wesen abzuwenden, damit sie den Gestank nicht mehr einatmen musste, aber es streckte seine widerliche, knorrige Hand nach ihr aus und hielt sie am Unterkiefer fest. Rubine beobachtete, wie sich die Haut über den dürren Fingern im Sonnenlicht langsam dunkel verfärbte und zu qualmen anfing.
Mit einem zornigen Zischen wandte das Wesen sich ab und humpelte zurück zum Leichenkarren. Mit der Hand gab sie den Männern noch ein Zeichen: einer von ihnen zog sein Schwert und schlug Rubine damit hart auf den Schädel. Nach einem kurzen, stechenden Schmerz sackte sie zusammen und blieb benommen liegen. Sie spürte, dass starke Hände sie ergriffen, hoch hoben, sie zum Karren trugen und sie unsanft auf ihn warfen.
Trotz ihrer Benommenheit bemerkte Rubine den Gestank von Seuche, Tod und Fäulnis, der sie in Form etlicher Leichname umgab. Sie konnte nicht anders: mit einem lauten, gurgelnden Geräusch erbrach sie sich.
Die stinkende Kreatur auf dem Bock stieß ein heiseres Krächzen aus.
Es klang nach Lachen.


____________
Edit: Hm, habe mal eben zufällig ins Vamparmeebuch geguckt und festgestellt, dass es tatsächlich ein Schwartzhaven in Sylvania gibt. (Gut war jetzt irgendwie naheliegend. 😉 ) Wird nur halt mit f geschrieben. Hatte mir die Lage von Schwartzhaven zwar anders vorgestellt, aber so passt es auch. Also wenn sich jemand geografisch gesehen dafür interessiert, kann sich das im Vampir AB mal angucken. Einzig und allein die Vorstellung, dass die Karren in einer Nacht hin und zurückkommen, passt dann nicht mehr, aber hey: das ist künstlerische Freiheit 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für ein Kapitel. Gefällt mir wirklich gut. Ich hab nichts gegen solche Szenen. Ich hatte aber das Gefühl, dass du es beim Schreiben eilig hattest, diesen Abschnitt möglichst schnell fertig zu bekommen. Die Qualität deiner Beschreibungen sinkt dort stark ab und wirkt hastig.

Die Reaktion des Mädchens finde ich irgendwie nicht wirklich nachvollziehbar. Erst bebt sie vor Furcht, dann greift sie plötzlich an. Vielleicht könntest du das noch mit ein paar Gründen belegen. Zum Beispiel, dass es für sie vor den Toten eine heiden Angst hat, es aber schon ganz anders aussieht, da es hier ja Menschen sind.

Der Rest ist super. Mir gefällt deine Namenswahl und dass junge hübsche Mädchen vorkommen, ist in Geschichten ja immer ein Pluspunkt (ein wenig Hollywood halt 😉 ).

Zum Thema Puffer: Ja, du hast ne ziemlich hohe Frequenz. Ich selbt poste immer nur 1x pro Woche (im moment noch seltener, weil ich nicht weiterkomme). Damit kommt man ganz gut hin. Meine Kapitel sind ja auch immer nur 3-4 Seiten lang.
Also keine Sorgen, wenn du ein wenig langsamer wirst, läuft dir die Leserschaft schon nicht weg.
 
Was für ein Kapitel. Gefällt mir wirklich gut.
Hm, freut mich. Ist eine Ableitung in einen Zweig der Hauptgeschichte... in nächster Zeit kommen öfter solche kurzen Nebengeschichten. Ich hoffe es nimmt nicht überhand.
Die Qualität deiner Beschreibungen sinkt dort stark ab und wirkt hastig.
Hm, sinkt wirklich die Qualität oder nur die Quantität?
Es stimmt, es sollte ja hastig wirken, ist halt ne schnelle Szene, die von Rubine nur verschwommen und hektisch wahrgenommen wird.
Die Reaktion des Mädchens finde ich irgendwie nicht wirklich nachvollziehbar. Erst bebt sie vor Furcht, dann greift sie plötzlich an. Vielleicht könntest du das noch mit ein paar Gründen belegen. Zum Beispiel, dass es für sie vor den Toten eine heiden Angst hat, es aber schon ganz anders aussieht, da es hier ja Menschen sind.
ui.. hm, ja genau das war der Grund. Klar hat man vor Zombies viel mehr Angst, als vor "normalen" Menschen. Gerade in einer damaligen Zeit, wo man noch kein so eingefleischtes Bild von Zombies hatte, wie wir heute (na gut, es gibt ja bei uns nicht wirklich Zombies). Ich denke die Leute haben sich da die krankesten Sachen ausgemalt...
Ich dachte, ich hätte den Kontrast zwischen Untote - Furcht und Menschen - Zorn, Hass, aber scheinbar doch nich ^_^ mal sehen, was ich da noch tun kann.

Zum Thema puffer: ja, ich weiß, aber ich bin ja selber immer so gespannt. xD
 
Da ich mir über Dr. House aus den zwei oder drei Folgen, die ich gesehen, die Meinung gebildet hab, dass er ein besserwisserisches arrogantes Arschloch ist, versuch ich mal, das als Mahnung zu nehmen.

Du verwendest dennoch modernes Hochdeutsch (zack, Versuch gescheitert). Du schränkst lediglich das Vokabular ein (das Lexikon, fachsprachlich, als Summe aller in einer Sprache befindlichen Worte). Die Grammatik ist ja nicht z.B. die zu Schillers Zeiten. Dafür machst du verstärkt Gebrauch vom Subset „wird in Fantasy vermehrt eingesetzt, weil der Leser glaubt, dass dieses Subset zum mittelalterlichen Deutsch gehört“ (oder, deine Formulierung, „Rittersprache“). Dem ich, nebenbei, in der überspitzten Form, wie dus angewandt hast, nicht viel Respekt entgegenbringe. Nebenbei, würdest du tatsächlich ernsthaft KdD in ebenjener „Rittersprache“ schreiben?
Ich hab meines Wissens nie gesagt, dass man alle Formen kennt, wenn man eine kennt. Nur, dass es kognitiv weniger anstrengend ist, die Konjugation von zwei Hilfsverben und dazu eine Partizipbildungsweise parat zu haben als die Konjugation von mehreren Dutzend Konjugationsklassen.
Dass ein Muttersprachler keine Ahnung von der Grammatik haben muss, die er verwendet, ist absolut korrekt. Gerade der Muttersprachler hat keine Ahnung, weil ers Nachahmung und Learning by Doing erlernt hat, im Gegensatz zum Fremdsprachenlernenden, der sehr bewusst mit allen grammatischen Regeln sich vertraut machen muss.

Richtig, du hast nie behauptet, dass primitivere Kultur gleich primitivere Sprache ist, aber SHOKer hat es mit seiner Aussage, dass er sich „Ich die Bestie gesehen“ impliziert. Das KONNTE ich einfach nicht unkommentiert stehen lassen. Und in der Hitze des Gefechts hab ich dann nicht so genau auf meine Argumentation geachtet, hab mich danach auch geärgert, dass ich zu bald geantwortet hab. Naja, bleibt nur zu hoffen, dass es dennoch langfristig mehr Nutzen als Schaden gebracht hat...

Fürs Handy gibt es im Türkeitürkischen das Wort „ceb telefonu“ 🙂
Und nachdem die Wörter entlehnt worden sind, sind sie unsere eigenen. Sie sind Teil des hochdeutschen Lexikons, man sieht ihnen lediglich an ihrer Form an, dass sie kein indogermanisches/gemeingermanisches/gemeinwestgermanisches/althochdeutsches/mittelhochdeutsches/neuhochdeutsches Erbwort sind.
Eine Standardsprache ist, die von einer Gemeinschaft mit verbindlichen Normen zum Standard „erhoben“ wurde.

So, mit der Altlast ausm Weg: Kapitel.
Gleich der erste Satz ist umständlich. Statt „über das Augenlid“ würde ich „über ihr Augenlid“ vorschlagen, dann ist es weniger allgemein und vermittelt uns schneller eine Info, über wen gesprochen wird.
Rubine ist an sich kein schlechter Name (fängt nicht mit a an, schon mal n Pluspunkt ;P), von wegen wertvoll und rot>heißblütig (oder rot>Blut>Vampir; vielleicht allein schon, um sich am Carstein rächen zu können), sieht aber wie die Pluralform von „Rubin“ aus. Noch keine Uneindeutigkeiten, aber vielleicht später: „Rubine wählte sie aus, und Gold.“
Ich stimme dem nicht zu, dass sie allein war. Ein Mädchen in dem Alter, mit solchen Vorzügen, das hatte doch bestimmt schon Freier, der jetzt eventuell die Gunst der Stunde nutzen will, sollten ihre Eltern was degegen gehabt haben. Und hat sie überhaupt kein soziales Netz? Ich sehe wohl ein, dass in Schwartzhaven viele Leute gestorben sind in letzter zeit, aber irgendjemand, der sich für sie verantwortlich fühlt, sollte, so würde ich annehmen, sich ihrer doch annehmen. Und wenn nicht, tja dann würd ich ne Szene oder einen Abschnitt einbauen, in dem sie von den Leuten abgewiesen wird, von denen sie ERWARTET hätte, dass sie sie aufnehmen würden. Würde, mein ich, in dein bisheriges Charakterleidenlassen passen 🙂 Daneben stimm ich SHOKer zu: da passiert, besonders emotional, zu viel mit ihr. Ich weiß nicht, was du mit ihr vorhast und wie wichtig sie im großen Gesamtbild ist, sollte sie aber wichtiger sein und es dir auf ihre Charakterisierung ankommen, würde ich (so es noch machbar ist) dieses Kapitel splitten: die erste Hälfte, in der wir Rubine kennenlernen, Interaktion mit ihrem Bruder, um ihre Beziehung auszuleuchten und/oder Ablehnung durch die Leute, von denen sie sich Unterstützung erhofft hätte, und im zweiten dann damit den Ereignissen, die dazu führen, dass sie auf nem Leichenwagen endet.

Weiter mit dem Lesen...
Den Satz „Damit hatte wahrlich niemand gerechnet!“ find ich aufgesetzt. Der ersetzt sehr flach eine stimmungsvolle Beschreibung: umgestoßene Fässer, heulende und rennende Hunde, Leute mit Panik in den Augen, die an ihr vorbeihasten und sie umwerfen, nicht auf sie achten, das obligatorische kleine Mädchen, das ihre Puppe verliert (constructio ad senso! XD) und aber ungeachtet dessen von der Mutter weitergeschleift wird, muhende Kühe, aufgescheuchte Hühner... dann wiederum bin ich mir nicht ganz sicher, wieviel Viehzeuch überhaupt noch vorhanden ist. Naja. Auf jeden Fall: es ersetzt eine Beschreibung, von der ich das Gefühl habe, dass Panik herrscht, weil es ein Satz ist, der mir sagt, dass Panik herrscht.

Wenn sich Rubines Mundwinkel hoben, dann muss sie grinsen, das kann ich mir nicht so vorstellen (ich hab entsprechende Grimassen gezogen), die Mundwinkel sind unten.

'„Sieh mal an, so eine kleine, fiese Schlampe!“, ertönte es und sie spürte nur noch, wie jemand ihr ins Gesicht trat. Blut schoss ihr aus der Nase...' empfinde ich als zu viel Beschreibung. '„Sieh mal an, so eine kleine, fiese Schlampe!“ Ein tritt ins Gesicht. Blut schoss ihr aus der Nase...'

Der Moment, wo sie hört, dass der Typ noch lebt, finde ich gut. Es darf nicht umsonst gewesen sein, dass sie sich in diese Lage gebracht hat. Da bin ich voll auf ihre Seite gezogen.

„Bitte nicht.“, jammerte einer von ihn. >
„Bitte nicht“, jammerte einer von ihnen.

Ich finds gut, dass du die mit Spoilertag versehene Szene eingebaut hast. Weil WHF düster sein will, gehören solche menschlichen Abgründe dazu. Weils aber ein so starker menschlicher Abgrund und ein sensibles Thema ist, ists schwierig, damit umzugehen. Erweck einmal nur den Eindruck, du hättest Freude dran – und der Skandal ist perfekt. Unterstell ich dir auch nicht. Du baust das ein, weil es in deine Konzeption dieser Welt reinpasst.
Das richtig Kontroverse machts erst richtig düster, weils auch im richtigen leben mit so vielen negativen Emotionen aufgeladen ist. Davor ists nur das düster angehauchte Coole.
Die Ausführung selber finde ich nicht so gelungen. Ich konnt nicht wirklich mit ihr mitfühlen, obwohl ich wusste, dass es schlecht ist, was passiert. Vielleicht, weil sie erst so kurz davor eingeführt wurde und ich noch keine emotionale Bindung zu ihr aufgebaut habe. Wenn das die einzige Szene dieser Art ist und du unbedingt eine drin haben willst, würd ich sie anderswo mit einem bereits bekannten Charakter ausführen.
 
Gute Einwände allesamt... hab alles entsprechend geändert.
Besonders das mit der Panik.
Bei dem Namen war mir schon bewusst, dass es Verständnisprobleme geben könnte, aber da werd ich schon drauf achten. Bin ja kein Depp 😛

Ja die Szene ist drin, weil es einfach die logische Konsequenz war. Wenn ein junges Mädchen derartigen Menschen in die Hände fällt, muss so etwas passieren. Es wär mir unlogisch vorgekommen, wenn es nicht so passiert wäre (denke ich).
Die Ausführung hätte ich drastischer machen können, wollte ich aber zumindest für dieses Forum nicht machen. Außerdem hatte ich wirklich ehrlich befürchtet, man würde es auslegen, als würde mir so eine Szene Spaß machen, wenn ich es zu sehr ausgestalte...

Den Einstieg in das Kapitel hab ich absichtlich so gewählt. Du kennst mich ja... viel erkläre ich irgendwann mal mit Rückblicken 😉 vllt mach ichs mit Rubine genauso... Aber ich wollte am Höhepunkt von Schwartzhavens Verderben in ihren Storyteil eingreifen.

Zum Offtopic:
Fürs Handy gibt es im Türkeitürkischen das Wort „ceb telefonu“ 🙂
DAS hast du doch extra nach geguckt 😛
Aber ich denke, dass Beispiel ist trotzdem klar.
Natürlich werden Gebrauchswörter irgendwann übernommen, deshalb steht ja auch "googlen" im Duden und man darf jetzt "Pizzas" und "Lexikons" etc. sagen... -_-
Die Amazonas-Indianer werden das aber genauso machen, sobald sie mit derartige Begriffe benötigen. Das wollte ich damit sagen. 🙂
Ich die Bestie gesehen
Hier zu muss man allerdings sagen, dass auch Sprache sich erstmal entwickeln musste. Die Neanderthaler hätten sicherlich nur gesagt. "Ich - Bestie!"
Die ersten Homo Sapiens vor 10000 (?) Jahren haben dann sicherlich irgendwann gesagt: "Ich, Bestie gesehen." und so weiter und so weiter.
Aber ich denke seit den Hochkulturen gibt es voll entwickelte Sprachen. AllerAllerAllerspätestens seit Griechenland, sonst hätten die Philosophen ja nicht so tolle Sprüche ablassen können. 😛
Aber vermutlich schon seit Ägypten und Mesopotamien oder so. (7000-5000 v. Chr.)
 
Kapitel VIII
Die Kammer des Inquisitors




Die kleinen Flammen der bunten Duftkerzen, die der Sigmarpriester Walther Groll aufgestellt hatte, warfen schwaches, sanft flackerndes Licht auf die Dokumente über denen er brütete. Sie verteilten den süßen Geruch von Rosen und Lavendel in dem düsteren Arbeitszimmer, das trotz des anbrechenden Morgens, der seine hellen Strahlen durch das kleine Fenster sandte, immer noch die weichenden Schatten der Nacht in sich einschloss. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, als seine Finger die Schreibfeder in das kleine Tintenfass steckten, damit sich ihre Spitze mit der schwarzen Flüssigkeit voll sog. Kratzend zog sie ihre Bahnen über das Papier und durch die Führung des Sigmariten formte sie Buchstaben, Wörter und letztendlich Sätze.
Walther Grolls Augen blinzelten einmal müde, dann vollführte er einen letzten Schwung mit der Feder und setzte einen Punkt ans Ende des letzten Satzes. Fertig. Endlich.
Langsam stützte er seinen alten Kopf auf seine Hände und blickte in die flackernden Flammen der Kerzen, die unerbittlich ihren schweren Duft verströmten. Vorsichtig begannen seine Finger seine linke Schläfe zu massieren - von den gemischten Gerüchen begann ihm der Kopf zu schmerzen. Außerdem war er schon viel zu lange wach und sollte sich allmählich zur Ruhe begeben. Er schob den Stuhl zurück, auf dem er schon den ganzen Morgen gesessen hatte und erhob sich. Vor Alter und Erschöpfung ächzten seine Knochen bei der Bewegung, was der ergraute Sigmarpriester mit einem verärgerten Grummeln quittierte.
Die letzten paar Stunden hatte er die Geschehnisse des Tages aufgezeichnet und das Niedergeschriebene beunruhigte ihn. Zweimal in der selben Nacht war die Bestie diesmal gesichtet worden. Einmal entführte sie ein junges Mädchen, wie üblich, beim zweiten Mal griff sie eine Gruppe Soldaten nach dem Feierabend an und demolierte dabei ein Wirtshaus.
„Etwas hat sich in ihrem Verhalten geändert.“, murmelte Walther leise in seinen Bart. „Nur wieso?“ Er verließ das kleine Arbeitszimmer und betrat den Flur, der zu seiner Rechten in eine steile, marmorne Treppe überging, die ins zweite Obergeschoss des Tempels führte. Gerade zu war eine schmale, hüfthohe Brüstung, die den Rundgang abschirmte. Vorsichtig trat Walther heran und betrachtete die ebene Etage des Sigmartempels, die sich wie ein Hof in dessen Mitte erstreckte. Ein Hof aus kaltem Marmor und weißem Stein. Kurz ließ der Sigmarit seinen Blick schweifen und beobachtete, wie allmählich Leben in die schattigen Gemäuer einkehrte. Die meisten der Priester und Diakone erhoben sich gerade von ihrer nächtlichen Ruhe, doch er hatte seine noch gar nicht genießen können. Wenigstens für ein oder zwei Stunden, würde er sich gleich auf seine Schlafstätte begeben. Er ließ von dem Geländer ab und begab sich zu der steilen Treppe. Müde schoben sich seine alten Beine die hohen Stufen hoch und es war ihm eine unsägliche Mühe.
Als er oben angekommen war, verschnaufte er erstmal kurz. Sein Atem kam flach und stoßweise. Ein leises Keuchen kam über seine Lippen. Noch immer war er ein starker, eindrucksvoller Mann, aber seine Kondition ließ deutlich nach. Mit jedem Tag spürte er, wie mehr seiner Lebenskraft dem schlaffen Geist des Alterns wich und er hasste es. Er hasste es so sehr.
Als sein Körper sich einigermaßen erholt hatte, setzte er seinen Weg zu seinem privaten Schlafgemach fort. Er erreichte die Tür, zog einen kleinen, vergoldeten Schlüssel aus einer Falte seiner Kutte und schob ihn ins Schloss. Ein leises Klicken ertönte, als er ihn herumdrehte.
Nachdem er die Tür durchquert hatte, schloss er sie wieder ab. Niemand außer ihm durfte sein Gemach betreten, zu viele Geheimnisse lagerten hier, die die Welt nicht zu sehen bekommen durfte. Als Leiter der Inquisition häufte man zu viele, schreckliche und verstörende Dinge an, die normale Menschen nicht verstehen könnten oder sie gar um ihren Verstand brächten.
Da waren Bücher, mit Seiten aus menschlicher Haut, geschrieben in Blut; Spiegel, die denen die hinein blickten die wahren Farben ihrer Seele widerspiegelten und Sanduhren die es vermochten, einem Mann seine verbleibende Lebenszeit zu zeigen.
Noch viele weitere, grausige Gegenstände verstaute er hier, in sorgfältig verschlossenen Schatullen, Kisten, Gläsern und Schubladen. Als Großinquisitor war es seine Aufgabe gewesen, diese Dinge zu behüten, zu verwahren und er tat es noch.
Mit einem leichten Stöhnen ließ er sich auf sein Bett sinken. Vorsichtig stieß er seine Finger in die weiche Matratze und spürte, wie sie sanft zurück federte. Früher hatte er sich solchen Luxus nicht gegönnt, sondern auf einem harten Holzgestell genächtigt. Würde er etwas derartiges heute tun, so würden seine Knochen ihn am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen lassen.
Mit geschickten Bewegungen öffnete er die Knöpfe seines Gewandes und streifte es ab, danach legte er sich hin. Für einige, letzte Augenblicke bevor er wegdämmerte hafteten seine Augen an seinem größten, unheimlichsten Besitz. Es war ein gewaltiges Glasgefäß, was in der finstersten Ecke seines Gemachs stand. In einer Ecke in die die Sonne ihre Strahlen nicht sandte, selbst wenn sie im höchsten Zenit stand.
Das Glas des Behälters war dick wie ein Daumen und in schwarzes Metall gefasst, das sich in verschnörkelten, hakenartigen Verzierungen über die gesamte Fläche wand. In seinem Inneren war das Gefäß mit einem speziellen Wasser gefüllt. Mit einem dunklen Ritual war dieses Wasser seiner, von Sigmar verliehenen Reinheit beraubt worden und siechte nun als dunkelgrüne Brühe hinter der Glaswand vor sich hin.
Doch weder der Kanister, noch das Wasser waren der große Schatz, sondern das, was sich darin verbarg. Ein finsteres Lächeln umspielte die Lippen des Walther Groll, als er in die geschlitzten Pupillen blickte, die ihn voller Hass und Zorn anstarrten.
Der Behälter war ein Gefängnis aus Glas, und in diesem Gefängnis schwamm, auf ewig eingesperrt und gebannt ein gnadenloses Monstrum.
Es war der Necrarch Abraxasas.


...



Klaus Peter Schneider... Offizier... General der Streitkräfte von Haselbrühl... Wiedergänger...
Monster...
Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf auf der Suche nach einem Sinn. Wieso war er wieder hier? Hatte er sich nicht freiwillig dazu entschlossen seine verfluchte, untote Existenz aufzugeben? Die untergehende Sonne warf rötliche Strahlen auf seine fahle Haut, seines blondes Haar wehte in einer sanften Abendbrise. Schneider saß auf dem Dach des Hauses in dem er sein Ende gefunden hatte. Sein zweites Ende. Ein drittes stand ihm hoffentlich noch bevor.
Abhorash hatte kein Recht gehabt, ihm seinen Seelenfrieden zu entreißen. Das Schicksal hätte noch Großes mit ihm vor, hatte er gesagt. Und was? Er saß hier, auf dem Dach eines Hauses im Nirgendwo und verdammt nochmal, weit und breit ließ sich sein Schicksal nicht blicken! Seiner Meinung nach war sein Schicksal mit dem Tod Grorr'bak Trollbeissas erfüllt gewesen, aber der achso mächtige Abhorash sah das natürlich anders.
Was, wenn er nicht tot ist?, flüsterte eine kleine, hinterlistige Stimme in seinem Kopf. Er fühlte sich an die Geschehnisse in der seltsamen Nebenwelt erinnert. Eine flüsternde, böse Stimme...
Was wenn Grorr'bak lebt?
Ja, was war, wenn Grorr'bak noch am Leben war? Schneider rümpfte verächtlich die Nase. Selbst wenn das grüne Ungetüm sein Leben immer noch nicht ausgehaucht haben sollte, so wäre es ihm unmöglich gewesen, den gewaltigen Ork innerhalb der schwarzen Berge aufzustöbern. Nichteinmal ein Vampir konnte alle Goblins töten, die dort umher liefen. Andererseits – was hatte er zu verlieren? Sollten die kleinen grünen Maden ihn halt töten, ihn umbringen, was machte es ihm? In seinen Gedanken spielte er die Szenerie aus, wie er im Gebirge starb... als er zu dem Teil kam, an dem die Grünhäute seine Eingeweide fraßen, schauderte ihm dann doch und er schüttelte ärgerlich den Kopf. Nein, Abhorash würde dafür sorgen, dass er nicht vor seiner Zeit starb. Doch wann sollte sein Zeit kommen? Wann durfte er diese Welt verlassen?
Bei dem Gedanken daran, dass er trotz seines untoten Daseins noch keine vierzig Jahre alt war, zogen sich seine Brauen vor Sorge zusammen. Er hatte noch nicht einmal ein einziges Leben gelebt und hasste es jetzt schon... wie viele hundert Leben musste Abhorash bereits geführt haben?
Und mit einem Mal empfand er tiefes Mitleid für den uralten Vampir. Ob er sich ebenso verlassen fühlte? Schneider konnte es sich nicht vorstellen. Das Mitleid verflog. Für ihn war der Vampirgott ein selbstgefälliges Monstrum, das mit seinen untoten Kräften an Orten wirkte, die ihn nichts angingen.
„Ich habe Macht über jedes Wesen dieser Welt.“, äffte er den Ton des Blutdrachen nach. Zugleich bereute er es, denn es war ihm, als spürte er den wütenden Blick des Kriegers auf seiner Haut. Verunsichert sah er sich um. Nichts.
„Was soll ich tun?“, fragte er in die Leere. „Wohin soll ich gehen?“ Vergebens wartete er auf ein Zeichen.
Langsam erhob er sich, schlidderte vorsichtig vom Dach und sprang dann mit einem kleinen Hüpfer auf den Boden. Hier stand er also: ohne Plan, ohne Ausrüstung. Er hatte niemanden, zu dem er gehen konnte, niemanden den er fragen konnte, was als nächstes zu tun war. Traurig ließ er den Kopf hängen und fuhr sich mit der Hand durch seine blonde Mähne. Albrecht war zu einer verblassenden Erinnerung verkommen. An dem Namen erinnerte er sich noch, flüchtig an das Gesicht und daran, dass da etwas gewesen war, das ihn mit ihm verbunden hatte. Aber das war alles. Er konnte sich weder an eine gemeinsame Zeit mit ihm erinnern, noch an Gefühle, die er dabei hatte. In seinem Gedächtnis meldete sich etwas, das ihm sagte, dass er mal ein Mädchen hatte, damals in Haselbrühl, vor der Zeit des großen Waaagh!, doch er erinnerte sich nicht an sie. Weder an den Namen, noch daran wie sie aussah.
Von ihm war nichts geblieben. Nur eine leere Hülle. Ohne Gefühl, ohne Erinnerung, ohne Zukunft.
„Wohin soll ich gehen?“, fragte er sich erneut. „Sigmar gib mir ein Zeichen.“
Er hob den Kopf und blickte in die Sonne, die kurz davor war, hinter dem Horizont zu verschwinden. Könnte er doch wenigstens ihre Wärme spüren. Er wollte weinen, doch es ging nicht.
„Wohin soll ich nur gehen?“, er stellte sich diese Frage immer wieder, solange, bis die Sonne gänzlich untergegangen war und das Land in tiefe Dunkelheit gehüllt war.
In der Ferne leuchtete ein Feuer und Rauch stieg als kleine, schmale Säule zum Himmel empor.
Vielleicht war es kein Zeichen, aber es war eine Richtung.
Schneider machte sich, so wie er war, zum flackernden Licht der Flammen auf.


 
Zuletzt bearbeitet:
Ah, eine Fortsetzung, sehr schön.

Also was mir so aufgefallen ist. Einige sehr schöne und postive Dinge:
Sowohl das Gefühl des Alters bei Walter Groll als auch die Ratlosigkeit Schneiders sind gut beschrieben und überzeugen. Einziger Verbesserungsvorschlag: Bei Walter Groll noch mehr mit Selbsthass arbeiten, statt nur zu beschreiben, dass seine Knochen ihren Geist aufgeben.

Was mir nicht so gefallen hat:
Am Anfang des ersten Abschnitts sind die Sätze viel zu lang. Da kannst du teilweise 2 aus einem machen.
Ich weiß nicht, ob mir das Glasgefäß wirklich gefällt. Klar, es gibt Magie und so bei Warhammer, aber so eine "Stasis"-Röhre erinnert mich viel zu sehr an Science-Fiction und hat meiner Meinung nach in einem Fantasy-Roman nichts zu suchen. Zumal so viel Glas vermutlich auch schwer zu beschaffen ist. Vielleicht wäre da eine Stahlkiste mit Flüssigkeit besser. Oder Kristall.

Das Ende gefällt mir auf jeden Fall sehr gut. Mal schauen, wer das Feuer gemacht hat.
 
Ich lern seit letztem Semester Türkisch, ich musste ceb telefonu NICHT nachschauen.

Hier ist ein ziemlich geiler Artikel über eine spekulative Neanderthalersprache, allerdings auf Englisch und für Leute ohne sprachwissenschaftliche Kenntnisse sehr schwer zu verstehen.

Legen wir das Alter des Homo sapiens, die Diskussion über Entwicklung der Sprache und der Definition, was denn jetzt genau eine "voll entwickelte Sprache" ist, zur Seite.


Wenn Walther das Altern so hasst, ist er empfänglicher für die Verführungen ewiger Jugend 🙂
Als du so beschrieben hast, wie Walther die Tür aufmacht, dann durchgeht, sie dann schließt, da musst ich kurz lachen, weil es doch ein bisschen zu viel Beschreibung für den trivialen Vorgang war. Und da waren auch keine besonders ausgefeilten Sicherheitsvorkehrungen, die das rechtfertigt hätten. Grad in der Inquisition würd ich niemanden vertrauen, und wenn sein Schlafgemach gleichzeitig der Aufbewahrungsort für die gefährlichsten Artefakte ist, ist ein Schlüssel ein bisschen wenig. Jetzt stell dir mal vor, Aaron bekommt den in die Finger, ujujuj. Walther wär klüger, wenn er ein Schlafgemach mit einer mittelstarken Sicherung hat, und von seiner Schlafkammer ginge eine weitere (die einzige) Tür in die Hochsicherheitsverwahrkammer mit sehr starker Sicherung. Kann ja schließlich auch nicht gesund sein, inmitten all der Sachen zu schlafen, wie leicht ist man heutzutage besessen oder versucht...

Hinter "Es war der Necrarch Abraxasas" würde ich einen Punkt oder deren drei setzen, damit der Satz nicht so unvollständig in der Luft hängt.

Schneider sollt sich echt mal hinsetzen und sich über seine Möglichkeiten und Ziele klarwerden. Hoffentlich wird ihm bald klar, dass er voll den Vorteil hat. Aus "Me and Bobby McGee" von Janice Joplin: "Freedom's just another word for nothing left to loose." Schneider hat nix zu verlieren, hat weder weltliche noch dingliche Bindungen. Er kann alles tun. Er hat Fähigkeiten, die in dieser Welt mehr als Gold wert sind. Er hat die positive Kraft, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. WENN er aus der verdammten Selbstmitleidsschiene rauskommt, entscheidet, WOFÜR er sein Potential einsetzt und WIE er das tut. Und dies nicht durch Zufall erkennt, einfach auf die nächstbeste sich bietende Gelegenheit aufspringt und meint "Ajoa, dann mach ich halt das hier, weil ich keinen besseren Plan hab...", sondern systematisch drangeht.
 
Kapitel IX
Der Preis für die Mutter






Sobald das letzte Licht der Sonne sich hinter dem Horizont verborgen hatte, verließ der Herr über Schloss Drakenhof, Fürst von Sylvanien seine Gemächer und betrat das Gräberfeld.
Mit interessierten Blicken beobachtete Slawa von Karstein, wie mit dem Einbruch der Nacht geschäftiges Treiben um sein Anwesen herum einsetzte. Untote Diener bereiteten die Leichenkarren vor, damit sie in die Städte ausschwärmten und ihm die toten Körper brachten, die einmal sein furchteinflößendes Heer sein würden. Viele tausend hatte er schon angehäuft und bald war es vollbracht. Schon morgen wollte er mit dem unheiligen, nekromantischen Ritual beginnen, welches die leblosen Leiber in treue Diener und erbarmungslose Krieger verwandeln sollte. Bald würde der Sieg ihm gehören!
In dieser Nacht allerdings, wartete er auf eine ganz besondere Lieferung. Er hatte ein Experiment gewagt und einen, in dicke Lumpen gehüllten Nekromanten in Begleitung von einigen Söldnern, sterblichen Kriegern nach Schwartzhaven geschickt.
In letzter Zeit brachte die Stadt so viele Tote hervor, dass nächtlich bereits mehrere Karren auf dem Weg in den Ort waren.
Slawa jedoch war der Meinung, dass es eine Verschwendung war, den Bewohnern der Stadt am Tag die Möglichkeit zu geben, ihre Leichen zu verbrennen. Mit Gewebe, das vollständig in den Flammen vergangen war, konnte er wahrlich nichts mehr anfangen.
Ein boshaftes Grinsen zauberte sich auf sein Gesicht, als er von weitem tatsächlich die Kolonne anrücken sah. In ihrer Mitte fuhr ein überladener Leichenkarren.
Der von Karstein war sich nicht sicher gewesen, ob die Söldner tatsächlich eine solch' abstoßende Aufgabe übernehmen würden, doch für bare Münze taten Menschen anscheinend wirklich alles.
Sein Grinsen wurde breiter. Vielleicht sollte er sie fragen, wie viel es kosten würde, die Köpfe ihrer Mütter zu fordern? Es war ein Klassiker!
Der von den Söldnern eskortierte Karren passierte gerade die etwa vier Schritt breite Aussparung der niedrigen Mauer, die das Gräberfeld einschloss. Es lag noch außerhalb des Burgwalls vom Drakenhof, da innerhalb des Festungsrings viel zu wenig Platz für eine derart große Menge an Leichnamen war.
Kaum hatte die Kolonne die Pforte hinter sich gelassen, war ein Rudel Ghule heran, die sich hechelnd auf die toten Körper stürzen wollten. Diese dummen Viecher würden es nie lernen. Belustigt schüttelte er den Kopf. Während die Söldner angewidert vor den entstellten Aasfressern zurückwichen, unschlüssig ob sie gegen sie vorgehen sollten oder nicht, hatte Slawa schon begonnen, dunkle Wörter der Macht zu flüstern. Noch ehe der Nekromant auf dem Karren sich der Ghule annehmen konnte, schossen dünne, schwarze Fäden aus den Fingern des Vampirs, formten sich im Flug zu einer dunklen Wolke und legten sich wie ein Schleier über die kriechenden Kreaturen. Ängstlich verfielen sie in ein heulendes Bellen und Kreischen, als sich der Nebel des Schreckens über sie legte. Winselnd und jammernd trollten sie sich davon.
Die zurückgewichenen Söldner reihten sich wieder in die Formation ein und kurz darauf hatte der Karren ihn erreicht. Mit einem Handzeichen, befahl er dem Trupp stehen zu bleiben.
Mit flinken Blicken musterte er die Ladefläche und überschlug die Menge der Ladung. „Eine gute Fahrt!“, sagte er leise und warf dem Nekromanten auf dem Bock einen anerkennenden Blick zu. Ein heiseres Raunen war die Antwort.
Slawa wandte sich an die Söldner und erhob die Stimme erneut: „Ihr habt reiche Ernte eingefahren, dafür gebührt euch mein Dank!“ Seine Worte unterstreichend klatschte er ein paar Mal in die Hände. Es wirkte mehr wie Hohn, als wie ein Lob. „Für eure Arbeit, sollt ihr reich entlohnt werden! Ich verdopple euren Sold! Geld soll nie wieder eure Sorge sein!“, rief er abschließend und die Söldner verfielen in Jubelrufe. Einer wollte sich ihm nähern und ihm die Hand reichen. In seinem widerwärtigen, groben Gesicht spiegelte sich große Freude.
Es geht ihnen nur ums Geld!, dachte er heiter.
Mit einer lockeren Bewegung seines Arms schob er den lästigen Menschen beiseite und wich ein paar Schritte von dem Karren weg, damit der Nekromant ihn besser sehen konnte. Gerade wollte er das Signal zur Weiterfahrt geben, als er eine leise, dünne Stimme vernahm.
Mörder!“, zischte es. Die Stimme war gebrochen und kaum zu hören, doch mit seinen feinen Sinnen fing er sie auf und verharrte. Wie versteinert blickte er auf die Ladefläche des Leichenkarrens.
Ihr habt eure Arbeit nicht gründlich gemacht, Wurm!“, keifte er den Nekromanten an und warf ihm einen zornigen Blick zu. „Ich bevorzuge tote Leichen, und nicht solche, die es wagen, mich zu beleidigen!“
Der untote Zauberer machte einen erstaunten Laut, dann warf er den Kopf herum und zischte die Söldner böse an, die daraufhin ängstlich zurückwichen.
Schneller als ein Blitz schoss der von Karstein heran, fegte durch die, vor Erstaunen keuchenden Menschen und griff mit seiner Rechten in die Masse aus stinkenden, toten Leibern. Sein Hand fasste in einen Haarschopf und zog daran. Ohne große Mühe riss er ein junges Mädchen aus dem Leichenhaufen heraus und hob sie an ihren Haaren hoch, als wäre sie eine Trophäe. Sie versuchte sich zu wehren, doch ihre Bewegungen waren schwach, kaum mehr als ein zielloses Zappeln. Vereinzelt traf eine kraftlose Faust den Vampir an der Brust, doch er merkte die Schläge nicht einmal. Leise Flüche kamen dem Weib über die Lippen, zum Schreien hatte sie offenbar keine Kraft mehr.
So etwas will ich hier nicht!“, fuhr er die Söldner an und seine Augen funkelten böse.
Mörder.“, keuchte das Mädchen unablässig. „Mörder, Mörder, Mörder...“
Demonstrativ hob Slawa sie ein Stückchen höher und ließ sie dann fallen. Hart schlug sie auf dem Boden auf und wand sich. Ein leises Würgen warnte ihn und so trat er schnell einen Schritt zurück, ehe sie sich erbrach. Das sie ihm seine schönen Stiefel voll kotzte, hätte ihm gerade noch gefehlt. Er verpasste ihr eine schallende Ohrfeige, so kraftvoll, dass sie nach hinten kippte und reglos liegen blieb.
Sorgt dafür, dass sie keinen Mucks mehr macht!“, zischte er wütend.
Einer der Menschen trat aus der Reihe und zog sein Schwert. Er machte einen lädierten Eindruck: Die Stirn war bandagiert und die Nase platt gedrückt und dunkelrot, offenbar war sie ihm gebrochen worden. „Sieh mal an, die kleine Schlampe!“, presste er hervor. Seine Stimme klang nasal und bebte vor schlecht unterdrückten Schmerzen. Breitbeinig und das Schwert über den Kopf gehoben stellte er sich vor sie. Er wollte ihr das Haupt von den Schultern schlagen!
Sofort war Slawa heran und packte den Arm des Mannes, der sich gerade zum Schlag hatte senken wollen. Der Söldner winselte und wand sich in dem eisernen Griff.
Nicht köpfen!“, flüsterte er dem Mensch ins Ohr und die Bosheit die er in seine Stimme legte, machte sie scharf wie ein Messer.
Keuchend ging der Mann auf die Knie und ließ sein Schwert fallen, dann erst lockerte der Vampir seinen Griff.
Ohne Kopf ist sie wertlos!“
Einen leises Stöhnen erregte die Aufmerksamkeit des Vampirs. Das Mädchen regte sich wieder. Kaum merkbar, aber sie tat es. Das war beachtlich, schließlich standen selbst Männer nach einem Hieb von ihm nicht mehr ohne weiteres auf. Ungewollt huschte ein Grinsen über seine Züge. Wahrlich beachtlich.
Er ließ den Söldner los, dessen Arm er noch immer gepackt hielt und stieß ihn mit dem Fuß von sich. Ein zorniges Fluchen war die Antwort. Langsam ging er vor der jungen Frau, die sich mit ihrer Hand die dunkelrot angelaufene Wange hielt und ihn aus hasserfüllten Augen anstarrte, in die Knie.
Er grinste.
Ungeheuer!“, stieß sie hervor und versuchte ihn an zu spucken, doch ihr Mund war zu trocken und so brachte sie nur ein staubiges Prusten hervor.
Ein Ungeheuer? Das siehst du in mir?“, fragte er sie und wieder musste er gegen seinen Willen lächeln. Das Schauspiel bereitete ihm einfach zu viel Freude.
Nein...“, flüsterte er leise. „Was siehst du wirklich in mir?“
Es bereitete ihm schiere Freude mit anzusehen, wie sich in ihrem schmutzigen, zarten Gesicht das Ringen ihrer Gefühle widerspiegelte. Auf der einen Seite hasste sie ihn für das, was er ihrer Stadt angetan hatte, aber auf der anderen war sie eingenommen von seiner Schönheit. Eine solch' übermenschliche Anmut wie er sie besaß, konnten nur Vampire der Familie von Carstein besitzen.
Freudig beobachtete er den Wechsel von Hass und Bewunderung, der sich in den Augen des Mädchens zeigte. Vorsichtig setzte er seine Magie ein, ließ sie sachte in das Mädchen eindringen und umnebelte ihren Verstand. Es war nur eine kleine Entscheidungshilfe. Sein Lächeln wurde breiter. Noch einen kurzen Augenblick rang die Faszination mit dem Hass, dann trübte sich das helle Flackern in den Augen und ließ sie glasig werden. Sie war ihm verfallen.
Steh auf, Kind.“, sagte er mit süßer Stimme. Langsam erhob sie sich und es fiel ihr sichtlich schwer, doch sie unterdrückte jedes Murren und Jammern, um ihrem neuen Meister zu gefallen.
Wie lautet dein Name, meine Hübsche?“, fragte er sie.
Rubine.“ Die Antwort kam leise und war mehr gehaucht, als gesprochen. Mit bewundernden Augen sah zu ihm empor.
So sieht Liebe aus. , dachte er bei sich. Er selbst hatte noch nie diesen Gesichtsausdruck gehabt.
Ich habe mich umentschieden!“, verkündete er laut. Er wandte sich an den Söldner mit der gebrochenen Nase. „Bring sie in mein Gemach.“, sagte er zu ihm. Zornig starrte der Mann Rubine an, seine Wut war offensichtlich.
Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, lasse ich dich hinrichten!“, unterstrich Slawa seine Forderung und warf dem Menschen einen bösartig belustigten Blick zu. Heute war eine herrlich amüsante Nacht!
Endlich gab er dem Nekromanten auf dem Leichenkarren den Befehl, seine Fahrt fortzusetzen. Langsam setzte sich die Kolonne in Bewegung und von weitem sah er bereits weitere Ghule heran humpeln. Um diese allerdings, sollte der Nekromant sich kümmern, ihm stand nicht mehr der Sinn danach. Er wandte sich zur Pforte und winkte eine der schwarz gewandeten Gestalten zu sich herüber. Augenblicklich setzte der Verfluchte sich in Bewegung und stellte sich stumm an seine Seite. Slawa hatte den Blick auf die Söldner gerichtet.
Wenn sie den Karren abgeladen haben, dann tötet sie und werft sie auch in die Grube!“
Seine Stimme war unbarmherzig und kalt. Er hatte von Anfang an nichts anderes mit den Menschen vorgehabt.
Ja, Meister!“ Die Stimme des Untoten war wie ein eisiger Hauch. Der Krieger verneigte sich knapp und eilte zurück auf seinen Posten, um die anderen Verfluchten zu informieren.
Als sein Diener fort war, fiel Slawa sein Gedanke von vorhin wieder ein und rasch kehrte seine Freude zurück. Ja, das wollte er noch machen!
Er beeilte sich und schloss zu den Söldnern auf. Als er den letzten erreicht hatte, berührte er ihn leicht an der Schulter und zwang ihn so zum Stehen. Verdutzt wandte sich der Mann zu ihm um. „Ich hab noch eine Frage.“, sprach ihn der Vampir höflich an, dann grinste er.
Es geht um deine Mutter...“
 
Zuletzt bearbeitet:
Der von Carstein funktioniert als hedonistischer und amoralischer Charakter, dessen Hedonismus aus seiner schieren Überlegenheit allen anderen gegenüber stammt. Er kann alles, keiner kann ihn hindern, also macht er auch alles. Auch deine Darstellung seine Andersheit (durch sein jenseits-der-menschlichen-Moral-stehen) sagt mir zu. Er denkt ganz eindeutig in anderen Kategorien.
Allerdings macht ihn das wenig effizient, und solche Charaktere neigen dazu, an ihren (aus menschlicher Perspektive!) moralischen Mängeln zugrunde zu gehen, weil sie sich an ihrer gegebener Macht berauschen und nie hinterfragen, woher ihre Macht eigentlich kommt oder was Macht überhaupt ist. Mein Tipp wäre also, dass Slawa zum Schluss von dem/den Helden überwunden wird. Natürlich, da du weißt, dass ich das erwarte, kannst dus ändern und ihn doch unbeschadet aus der Geschichte hervorgehen lassen, damit die Geschichte grausamer wird, aber da du weißt, dass ich diese Möglichkeit einrechne, vielleicht auch nicht etc. pp. ad absurdum. Darum bleibe ich dabei: meine Erwartung ist, dass Slawa zum Schluss überwunden wird und nicht unbeschadet aus der Geschichte rauskommt XD

Eine Formulierung:
"Schon morgen wollte er mit dem grausigen, nekromantischen Ritual beginnen, welches die leblosen Leiber in treue Diener und erbarmungslose Krieger verwandeln sollte." Mir fiel das "grausig" negativ auf. So, wie der Satz dasteht, deutest du an, dass das das ist, was Slawa denkt. Warum bewertet er das Ritual dann als "grausig"? Für ihn ist das doch so ein Vorgang wie für uns Eiskratzen vom Auto im Winter, eine Vorbereitung für was Größeres. Außer er hat die ganze Zeit im Hinterkopf, welche Außenwirkung sein Tun auf Nichtvampire hat und er zur Betrachtung seines Rituals kurzzeitig die menschliche Perspektive einnimmt. Da er aber mehr daran interessiert zu sein scheint, seine Macht spielen zu lassen als sich darüber Gedanken zu machen, wie er bewertet wird, halte ich das für unglaubwürdig und würde mir das "grausig" wegwünschen.

Und eine kleine Skizze.
 
Können ja nicht immer nur die Helden sterben! 😉
Slawa ist als absoluter Arsch konzipiert und wird die Linie auch beibehalten. Kasimir war viel zu nett.
"Hedonismus (gr. ἡδονισμός hēdonismós, von ἡδονή hēdonē „Lust” und -ismus), selten auch Hedonik, bezeichnet eine philosophische bzw. ethische Strömung, die Lust als höchstes Gut und Bedingung für Glückseligkeit und gutes Leben ansieht."
Jaja, ich musste nachgucken.^^ Aber du musst mir mal den Zusammenhang erklären...?

Mit dem grausig hast du Recht, war mir schon beim Schreiben aufgefallen... ich habs jetzt erstmal gegen "unheilig" getauscht. Ich denke sogar Slawa dürfte das als unheilig ansehen... ist ja aber cool für ihn 😉

Am Mittwoch gibts dann vorraussichtlich den nächsten Teil.
 
Ich weiß jetzt nicht, wie weit diese Definition "Lust" auffasst. Ich hab sie mal eher weiter definiert, und darum fällt für mich da sowohl das befriedigen der Neugier Slawas (für wieviel denn die Söldner ihre Mütter verkaufen würden) als auch die Verzauberung Rubines zur befriedigung... ähm... darunter 🙂
Ganz allgemein hab ich so bisher Hedonismus als "sinnlichen Egoismus" aufgefasst.