WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

Mir ist noch etwas Anderes aufgefallen.

Demonstrativ hob Slawa sie ein Stückchen höher und ließ sie dann fallen. Hart schlug sie auf dem Boden auf und wand sich. Ein leises Würgen warnte ihn und so trat er schnell einen Schritt zurück, ehe sie sich erbrach. Das sie ihm seine schönen Stiefel voll kotzte, hätte ihm gerade noch gefehlt. Er verpasste ihr eine schallende Ohrfeige, so kraftvoll, dass sie nach hinten kippte und reglos liegen blieb.

irgendwie stimmt mit dieser Beschreibung was nicht. Wenn sie sich windet und sich dann übergibt, gehe ich davon aus, dass sie auf dem Boden liegt und sich bestenfalls auf die Hände stützt. Dann ist es aber unwahrscheinlich, dass er ihr 1. überhaupt eine Ohrfeige verpassen kann, denn vermutlich guckt sie eher nach unten, und 2. dass sie dadurch nach hinten kippt.

Oder hab ich jetzt irgendwas nicht richtig verstanden?
 
Nur leider kommen hier noch weit seltener Fortsetzungen als bei mir und das will schon was heißen <_<
Ich hatte aufgehört zu Schreiben, weil damals nach 1,5 Jahren mit meiner Freundin Schluss war und ich deshalb keine Kreativität/ Inspiration mehr hatte. Als ich dann überlegt hatte anzufangen hab ich gesehen, dass eigentlich nur SHOker und Men Aquiles (den ich ausdrücklich drum gebeten hatte) Kommentare schreiben und dann war irgendwie meine Motivation flöten...
Ich werd mich mal ransetzen und durchlesen was ich bisjetzt hatte, weil ich hab den Großgedanken zu den einzelnen Teilen nicht mehr im Kopf und hoffe, ich finde ihn wieder^^ dann kann ich auch weiterschreiben, weil eigentlich hatte es schon Spaß gemacht. Ich übertreib dann nur immer gerne und schreibe soviel, dass ich meist keine Lust mehr hab und dann ist ein neuer Teil fällig und ich fühl mich im Zwang.^^ Naja...
Wieviele Seiten hast du mittlerweile insgesamt SHOker?
Doch, das lesen durchaus noch Leute, vielleicht sogar mehr als meine Geschichte.
Das denke ich eher nicht 😛

Edit: oh ich denke ich muss wirklich weiterschreiben..! Ich selbst fühl mich ja beim Lesen schon ein bisschen gepackt xD
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich dann überlegt hatte anzufangen hab ich gesehen, dass eigentlich nur SHOker und Men Aquiles (den ich ausdrücklich drum gebeten hatte) Kommentare schreiben und dann war irgendwie meine Motivation flöten...
Das kenn ich. Ich hab auch das Gefühl, dass immer nur 2-3 Leute lesen, auch wenn es vermutlich ein paar mehr sind. Deshalb schreibe ich auch nicht FÜR meine Leser, sondern weil es mit selbst Spaß macht und ich selbst wissen will, wie die Geschichte noch weitergeht und dann hoffentlich endet. 😉

Ich werd mich mal ransetzen und durchlesen was ich bisjetzt hatte, weil ich hab den Großgedanken zu den einzelnen Teilen nicht mehr im Kopf und hoffe, ich finde ihn wieder^^ dann kann ich auch weiterschreiben, weil eigentlich hatte es schon Spaß gemacht.

Das ist genau das, was wir wollen ^^. Ich persönlich vergesse auch manchmal, was ich beim Schreiben einiger Kapitel geplant hatte, aber entweder fällt es mir beim Lesen wieder ein oder ich komme auf noch bessere Ideen, die ich dann umsetze ^^.

Ich übertreib dann nur immer gerne und schreibe soviel, dass ich meist keine Lust mehr hab und dann ist ein neuer Teil fällig und ich fühl mich im Zwang.^^ Naja...
Ja, das sollte man nicht unterschätzen. Zwang hilft überhaupt nicht. Entweder, es kommen Ideen oder eben nicht. Ich persönlich hab das immer so gemacht, dass ich ein bisschen Reserve vorbereitet habe und wenn ich genug Puffer hab, hab ich auch immer oft und viel gepostet (1 Kapitel pro Woche). Jetzt im Moment, wo es nicht so gut läuft, kommt halt weniger. Aber ich kann trotzdem immer noch regelmäßig wenigstens ein bisschen was posten.

Wieviele Seiten hast du mittlerweile insgesamt SHOker?

Willst du das wirklich wissen? Nicht, dass es dich demotiviert^^.
Also ich habe:
Prolog: 3 Seiten
Teil I: 72 Seiten
Teil II: 85 Seiten
Teil III: 93 Seiten
Teil IV: 103 Seiten
Teil V: 103 Seiten
Teil IV: (bisher) 112 Seiten
Zwischenspiel: 34 Seiten
Glossar: 28 Seiten
________________________
SUMME: 633 Seiten (A4)

Edit: oh ich denke ich muss wirklich weiterschreiben..! Ich selbst fühl mich ja beim Lesen schon ein bisschen gepackt xD
Na, das hört man doch gern. So geht es mir auch, wenn ich mal wieder alte Kapitel lese. Manchmal überrascht mich mein eigener Stil selbst ^^
 
Ich kipp vom Stuhl. Nach fast zwei Jahren?! Ernsthaft? 😀
Eigentlich hatte ich das schon aufgegeben und war auch sehr lange nicht mehr im Forum, bis mir Yahoo gesagt hat, ich hab mal wieder ein private Nachricht. (Von Men Aquiles übrigens) Deshalb war ich kurz wieder hier und hab auch mal in den Beitrag reingeschaut. Ich hätte das ja nicht gedacht. Also keine Ahnung, ich war spontan motiviert und finde es ja auch schade, dass die Geschichte unvollendet ist. Eine gelesene Geschichte sollte niemals unvollendet sein. 😉
Ich hab jedenfalls mal wieder ein bisschen geschrieben, auch wenn ich nebenher eigentlich viele andere Sachen zu schreiben habe... daher kann ich auch nicht versprechen, dass ich das jetzt bis zum Ende durchziehe, ohne dass wieder eine lange Pause eintritt (man kennt das ja von mir).
Aber lange Rede, kurzer Sinn:

Kapitel X
Diese verdammten Flöhe

Etwa sechs Jahre zuvor...

Behutsam streichelte Aleksandar das ebenholzfarbene Haar des Mädchens, das er draußen in der eisigen Einöde gerettet hatte. Es grenzte an ein Wunder, dass sie dort hatte überleben können und er konnte es sich bislang immer noch nicht erklären. Er war ratlos. Wie war so etwas möglich? Er konnte nur an ein Geschenk Sigmars glauben. Ein göttliches Zeichen. Als wäre sie seine eigene Tochter hatte er sie die letzten Tage über gepflegt, sich um sie gekümmert und ihr heißes Wasser gebracht. Ihre Arme und Beine massiert, damit das Leben in sie zurückkehren konnte. Sie lag auf seinem Bett, eingewickelt in bestimmt ein halbes Dutzend Felle. Seit er sie hier her gebracht hatte war sie nicht mehr aufgewacht, schien in einen tiefen Heilschlaf versunken. Allerdings atmete sie noch und ihr Puls ging langsam aber stetig. Sie war ganz sicher noch am Leben, auch wenn sich ihre Haut immer noch anfühlte als wäre sie aus Eis und so weiß war wie der Schnee, der dieses Land in seinem ewigen Griff gefangen hielt. Aber was sollte man schon erwarten von einem Mädchen, dass einen ganzen Winter lang im Frost gefangen war? Aleksandar war ein einfacher Mann und besaß längst nicht so viel Wissen wie die Ältesten seines Volkes, aber er hatte bereits von derartigen Seltenheiten gehört. Eingefrorene Lebensformen die ihr kaltes Gefängnis überdauern konnten, bis die Sonne sie wieder befreite und anschließend munter weiter durch die Welt zogen. Lebendig. Mehrere Sagen und Lieder der Kisleviten rankten sich um dieses Mysterium. Meist traurige Geschichten, wo der Wiedererwachte hofft, nach seinem langen Schlaf endlich seine Familie wieder in die Arme schließen zu können und nur noch ihre verfallenden Gräber vorfindet.
Er selbst hatte nie Kinder gehabt oder eine Familie. Er war alleine aufgewachsen und würde vermutlich auch alleine sterben. Warum es bei ihm nie geklappt hatte? Er hatte aufgehört sich diese Frage zu stellen. Nachdem sein erstes Weib schon früh verstorben war und ihm keine Söhne oder Töchter hinterlassen hatte, hatte er einfach niemanden mehr gefunden. Vielleicht hatte er auch nicht gründlich genug gesucht. Wer wusste das schon? Sigmar sicherlich. Doch was spielte das schon für eine Rolle?
Möglicherweise war das auch der Grund dafür, warum er sich mit so viel Aufopferung um das junge, fremde Mädchen gekümmert hatte. Möglicherweise sah er in ihr ja das Kind, das er nie gehabt hatte. Die Tochter, die ihm immer versagt geblieben war. Er wusste es nicht, nein, er wusste nur eines: wenn er sie ansah, dann füllte sich sein Herz mit einer fürsorglichen Wärme und es war nicht die Art, auf die ein Mann eine Frau ansieht nach der ihm verlangte, sondern eine väterliche, eine ehrliche. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und legte sein altes Gesicht in tiefe Furchen. Zerknautschte Falten, wie bei altem Leder. Fast fünfzig Sommer und Winter hatte er gesehen. Sein Leben ging dem Ende entgegen.
Ein lautes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn den Kopf heben. Irgendetwas war vor seiner Tür geschehen. Laute Rufe drangen in sein Haus. Ohne Eile erhob er sich um nachzusehen. Er warf dem schlafenden Mädchen einen letzten Blick zu, dann machte er sich auf zur Tür. Langsam schlurfte er durch seine kleine, spärlich eingerichtete Hütte. Sie war tatsächlich winzig, aber er brauchte ja auch nicht viel Platz für sich alleine. Für ihn war sie völlig ausreichend. Seine Schritte ließen die alten Dielen knarren, auch wenn er seine Füße wegen der schweren Stiefel beim Gehen kaum anhob. Das Feuer im Kamin tauchte den Raum in flackerndes Licht und warf einen unheimlichen Schein auf Aleksandars Jagdtrophäen, die er überall an den Wänden befestigt hatte. Pelze, Schädel, Hörner, Geweihe. Mit besonders viel Stolz erfüllte ihn das Geweih eines riesigen Rothirschs, das direkt über der grob gemauerten Feuerstelle prangte. Er erinnerte sich gut an diesen Tag, an die Stunden der Jagd. Die Hatz. Der Hirsch hatte lange Widerstand geleistet, war lange durch das Unterholz geflohen, hatte den alten Kisleviten bis an seine Grenzen gebracht. Auch wenn Aleksandar damals noch nicht so alt gewesen war. Über zehn Jahre war diese Jagd her. Über zehn lange Jahre.
Er erreichte die Tür und öffnete sie. Kühle Nachtluft wehte mit einer Brise herein und brachte das Feuer im Kamin zum Beben, spielte mit der Flamme und ließ sie wie wild tanzen. Seine alten Augen, immer noch scharf wie die eines Luchses durchschnitten die Dunkelheit wie es sonst nur das Licht vermochte und erspähten sofort zwei junge Leute, die auf dem kleinen Dorfplatz standen. Vermutlich Piotr und Misha, vielleicht aber auch Valeri, Dimitri oder Sergeij, er konnte es nicht genau sagen. Jedenfalls welche aus diesem Haufen. Einer von beiden führte einen, von der Nacht in Grau getauchten Hengst an den Zügeln, der andere hatte ein geschossenes Kitz geschultert. Scheinbar stritten sich die zwei über irgendetwas, doch so scharf seine Augen auch noch sein mochten, so schlecht waren seine Ohren mittlerweile. Zwar konnte er ihre wütenden Stimmen noch hören, aber über was genau sie sprachen, das vermochte er beim besten Willen nicht mehr mit Sicherheit zu sagen. Achtlos zuckte er die Schultern. Es ging ihn ja auch nichts an. Wirklich bedeutsam konnte es bei diesen jungen Hitzköpfen ohnehin kaum sein. Für einen kurzen Moment beobachtete er sie noch, doch schließlich wandte er sich ab und sein Blick wanderte über die Dächer des kleinen Dorfes. Es war kein großer Ort, dafür aber ein sehr beschaulicher, idyllischer, im Winter wie im Sommer. Aleksandar lebte gerne hier, schon sein ganzes Leben lang. Eine der wenigen Sachen die er nicht bereute. Das Dorf trug den Namen Levgrad und lag nur ein paar Dutzend Meilen südlich von Praag, etwa zwei bis drei Tagesritte, je nachdem wie das Wetter war und wie hoch der Schnee lag. In Praag selbst war er drei oder vier mal gewesen, aber niemals darüber hinaus gekommen. Wie gesagt, er hatte sein ganzes Leben in Levgrad verbracht, am Rande der Zivilisation. Es lebte sich ja auch gut hier. Das Dorf beherbergte etwa fünf oder sechs Hand voll Seelen, die ihre Häuser ohne ein bestimmtes Muster auf diesen schönen Flecken Erde gebaut hatten. Es gab keine breiten, gepflasterten Straßen und teure Grundstücke, so wie in den großen Städten. Jeder konnte hier leben wo er wollte und gehen wo lang er wollte.
Für ein paar Minuten blieb er noch draußen stehen, genoss die Nachtluft und den mit Sternen übersäten Himmel, doch dann wurde ihm kühl und er spürte wie die Kälte in seine vom Alter gepeinigten Gelenke biss. Fröstelnd ging er zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Sofort breitete sich die angenehme Wärme des Feuers auf seiner Haut aus und er fühlte sich wieder behaglich. Ein Kräutersud würde ihm jetzt so richtig gut tun. Ein zufriedener Seufzer kam über seine Lippen.
Gerade wollte er den Kessel holen, um noch einmal Wasser im Kamin zu erhitzen, als er furchtbar erschrak. Sein altes Herz machte einen Satz und begann zu rasen wie bei einem Kaninchen auf der Flucht. Doch der Schreck war nur von kurzer Dauer und er beruhigte sich schnell. Dann hastete er zum Bett.
Das Mädchen war aufgewacht. Sie saß halb aufgerichtet im Bett, schien aber zu schwach um aufzustehen. Schwer stützte sie sich auf ihre schlanken, perlweißen Arme. Die Felle die sie bedeckt hatten lagen auf dem Boden. Ihre Augen waren kaum geöffnet, nur schmale, verkniffene Schlitze die sich nach dem langen Schlaf nicht an das Licht gewöhnen konnten. Dennoch konnte der alte Kislevit erkennen, wie das rot funkelnde Innere ihrer Augen unruhig durch das Zimmer huschte. Vielleicht suchte sie etwas? Vielleicht den erfrorenen Ritter, bei dem er sie gefunden hatte? Sofort war Aleksandar heran und setzte sich neben sie aufs Bett.
„Ganz vorsichtig, meine Schöne.“, brummte er mit seiner tiefen, bärenhaften Stimme und legte einen Arm um ihre Schulter. Behutsam versuchte er sie dazu zu bewegen sich wieder hinzulegen, damit sie sich noch weiter auszuruhen konnte, doch sie hielt dagegen und blieb sitzen. Er ließ sie gewähren. „Ganz ruhig.“, sagte er. „Du warst lange ohne Bewusstsein, du solltest dich noch ausruhen.“ Sie reagierte nicht und er war sich nicht sicher, ob sie ihn verstand. Er war sich ja nicht einmal sicher, aus welchem Land sie kam, auch wenn sie ihm wie eine Imperiale erschien. Wie von selbst begann seine Hand erneut ihr Haar zu streicheln. Mit einer ungeschickten Bewegung wandte sie ihm den Kopf zu, doch ihr Blick war leer, irgendwie hohl und er wusste nicht ob sie ihn tatsächlich sah oder nur auf die Berührung reagiert hatte. War sie blind? Ihre Augen sahen ja schon irgendwie seltsam aus. Sie schien ihm wie trunken, ihre Bewegungen wirkten unbeholfen wie bei einem Säufer, aber das konnte auch an dem langen Schlaf liegen, den sie hinter sich hatte. Plötzlich öffnete sie den Mund als wolle sie etwas sagen, aber sie brachte keinen Ton heraus, nur ein heiseres Krächzen. „Alles in Ordnung.“, flüsterte der Kislevit ihr zu. „Bei mir bist du in Sicherheit, keine Angst.“
Als hätten seine Worte eine erlösende Wirkung gehabt sackte ihr Kopf auf seine Schulter. „Schon gut, schon gut.“ Der alte Mann nahm sie in den Arm, drückte sie an sich und streichelte mit der freien Hand weiterhin ihren Kopf. „Du bist in Sicherheit, du brauchst keine Angst mehr zu haben.“, wiederholte er. Kurz verharrten sie so, eng umschlungen, dann hörte er die Stimme des Mädchens, ganz schwach. Wispernd. Was sagte sie?
Er senkte den Kopf tiefer um näher mit dem Ohr an ihrem Mund zu sein. „Was hast du gesagt, mein Kind?“, fragte er sie. Sein verfluchtes Gehör! Sie wiederholte ihre Worte, doch erneut verstand er es nicht. Sie war noch zu schwach und zu leise. Ihre Kehle trocken, die Stimme zu heiser. Er rückte noch näher an sie heran, sein Ohr war jetzt direkt neben ihren blassen Lippen. „Nochmal mein Kind, verzeih mir bitte.“, sagte er und konzentrierte sich voll auf ihre Stimme. Und dann verstand er es.
„Durst...“
Das war kein Problem, mit Wasser konnte er dienen. „Du hast Durst, Kleine?“, fragte er sie. „Ich kann dir gerne einen Kräutersud aufgießen, der wird dir...“
Ein scharfer Schmerz in seinem Hals ließ ihn verstummen. Vor Schreck war er zunächst wie erstarrt. Hatte sie... hatte sie ihn gebissen? Verflucht? Was tat sie denn? Er versuchte sich von ihr zu lösen, aber sie hielt ihn eisern im Griff. Wo nahm sie plötzlich diese Kraft her? Mit aller Macht wehrte er sich gegen ihre Umklammerung, doch er spürte wie seine Kräfte mehr und mehr schwanden. Es war als würde sie ihn leer saugen. Auspumpen. Saugte sie sein Blut? Er spürte den scharfen Schnitt in seinem Hals und ihre Zunge, die gierig in der Wunde wühlte. Seine Versuche sich zu befreien erstarben nach wenigen Augenblicken, schlaff und leblos hing sein Körper in ihren Armen, während sie sich mit seinem Blut vollsog wie eine Zecke.Verschwommen konnte er seine kreideweißen Hände erkennen. Er hatte schon von den Gerüchten über die Vampyre gehört. Über die Lahmia. Märchen von wunderschönen Frauen die Zuflucht bei leichtgläubigen Männern suchten, sie nachts töteten und ihr Blut tranken. Für ihn waren das immer nur Ammenmärchen gewesen, Geschichten um kleine Kinder und geile Burschen abzuschrecken. Bis jetzt. Eher hatte er die Geschichte mit dem Eis geglaubt als daran, einem tatsächlichen Kind der Nacht in die Klauen zu fallen. Langsam und gleichmäßig fühlte er das Leben aus sich heraus sickern, fühlte wie der Schlag seines Herzens träger und träger wurde, bis er schließlich fast ganz erstarb. Dann spürte er noch, wie sie von ihm abließ und wie er mit dem Kopf hart auf die Bettkante schlug, doch er fühlte keinen Schmerz mehr. Er war wie taub. Vor seinen schwächer werdenden Augen lag eine Pfütze roten Blutes. Seines Blutes. Sein Blut das irgendwo von weiter oben herab tropfte. Von ihren wunderschönen Lippen. Ihren unschuldigen Lippen. Dann verließ ihn der Rest seiner Kraft, seine Lider schlossen sich und die Dunkelheit umfing ihn. Das letzte was er fühlte war die Kälte des Winters.


Ein nervöses Zucken hatte von Angmunds linkem Auge Besitz ergriffen. Ließ sein Lied flattern. Zittern. Zucken. Das aufdringliche Summen einer Fliege ertönte irgendwo im Hintergrund und schwoll immer und immer weiter an, schien immer und immer lauter zu werden. Die Nerven des Söldneranführers lagen blank. In seinen Ohren klang das surrende Geräusch nicht nach einem einzelnen Insekt, sondern nach einem ganzen Schwarm. Ätzend. Verdammt ätzend.
Zu allem Überfluss musste Rogelio die ganze Zeit mit seinem Messer rumspielen. Ließ es immer und immer wieder über seinen Zeigefinger mit einer federnden Bewegung in die Platte des Tisches, an dem sie saßen schnippen, wo es mit einem vibrierenden Geräusch stecken blieb. Brr. Brr. Brr. Immer und immer wieder. Ätzend. Verdammt ätzend. Angmund legte eine Hand auf sein Auge um die Zuckung zu verbergen. Er hatte Kopfschmerzen. Stechende Kopfschmerzen. Trotz der Kälte in den Gewölben roch es sauer nach getrocknetem Männerschweiß, außerdem nach Fell und Scheiße. Hundescheiße. Das ständige Gebrüll der Wolfswesen tat sein übriges, um die strapazierten Nerven des Söldnerführers an ihre Belastungsgrenze zu bringen. Dieser ständige Lärm. Dieser andauernde Gestank.
Mit seinen zwei Unteroffizieren saß er in der Speisekammer in den Gewölben an einem kleinen Tisch. Die Namen der Männer waren Rogelio und Esteban, beide Estalier. Alle seine Leute waren ausnahmslos Estalier, nur er selber nicht. Er stammte aus dem Imperium. Einst war er Soldat im Heer des Imperators gewesen, doch während der Schlachten gegen den Waaagh! des großen Grorr'bak Trollbeissa war er desertiert und geflohen. Nach einigen Wochen der Wanderung kam er dann schließlich in das bislang vom Krieg verschonte Estalia, wo er zunächst als Bettler auf der Straße lebte und jeden Tag mit dem Hunger zu kämpfen hatte, sich mit den Ratten um ein Stück Brot fetzte. Die Ratten waren anfangs fetter gewesen als er. Doch anders als in seinem vertrauten Altdorf regierte in seinem neuen Umfeld das Gesetz des Stärkeren. Schon bald hatte er sich in den Gassen einen Namen erkämpft, in dem er den richtigen Leuten die falschen Knochen gebrochen hatte. Immer mehr Leute scharten sich um ihn, seine Name wuchs und schwoll zu einer Größe an, die er im Imperium nie hätte erreichen können. Irgendwann hatte er genug Männer beisammen, um sich professionell als Söldner zu verdingen. Aufträge gab es dieser Tage nicht wenige und so hatte es ihn eines Tages erneut nach Altdorf verschlagen, als der Sigmarpriester Walther Groll mit einer großzügigen Belohnung winkte. Was genau hinter dem Auftrag steckte hatte er damals ja noch nicht ahnen können.
Was genau hinter dem Auftrag steckte war nämlich ein einziger Alptraum, doch einer mit dem er sich mittlerweile arrangiert hatte. Der Sigmarit hatte heimlich damit begonnen, in den Gewölben seines Tempels unheilige Werwesen zu züchten. Menschen die sich immer und immer wieder in große, grauenhafte Wölfe verwandelten und eine ungeheuere Kraft besaßen. Hatten sie ihre Wolfsform angenommen konnten sie mühelos die Gitterstäbe verbiegen, die sie eigentlich einsperren sollten. Die Aufgabe von Angmund und seinen Leuten war nun zu verhindern, dass tatsächlich eine von den Bestien entkam. Zu diesem Zweck hatte der Sigmarit sie mit versilberten Waffen ausgerüstet. Silber. Das schien die einzige Schwachstelle der Ungeheuer zu sein. Berührte man sie nur mit den Klingen fing ihr Fell an zu brennen und sie zogen sich jaulend in ihren Käfig zurück. Doch hin und wieder geschah trotzdem ein Unfall. Das war unvermeidlich. So wie auch gestern Abend.
Eines der Biester hatte Enrique am Bein verletzt, ihn mit seiner Klaue gestreift. Die Wunde war nicht tief gewesen, man hätte sie sicherlich gut verarzten können und sie wäre gut verheilt, doch sobald die Männer des Sigmariten von dem Vorfall gehört hatten kamen sie herbei geeilt und zündeten Enrique bei lebendigem Leib an. Sie hatten ihn qualvoll verbrennen lassen. Frischer Zorn stieg bei dem Gedanken in Angmund auf. Diese Ratte von Groll nahm sich das Recht raus, über Tod und Leben von Angmunds Männern zu entscheiden. Seiner Männer! Das war sein alleiniges Recht.
„Rogelio, hör endlich auf!“, schrie er in seiner Wut den Mann an, der die ganze Zeit unablässig mit seinem Messer herum fummelte. Der Söldner zog eine seiner zusammengewachsenen schwarzen Augenbrauen hoch und musterte seinen blonden Anführer kritisch. Ein wenig Missbilligung schwang in seinem Blick mit, dennoch steckte er in die Klinge zurück in seinen Gürtel. Mit einer knappen Handgeste bedankte Angmund sich, dann begann er zu den beiden zu sprechen.
„Der Sigmarpriester lässt unsere Männer wegen den kleinsten Kratzern von diesen Ungetümen verbrennen.“, begann er. „Er behauptet, er täte das, damit unsere Leute noch in Sigmars Hallen einziehen dürften und das obwohl – wir ihm völlig egal sind! Ich glaube nicht, dass der alte Narr sich tatsächlich um unser Seelenheil sorgt, nein!“
Ein wichtigtuerischer, wissender Gesichtsausdruck formte seine Züge zu einem Lächeln voller gelber und schwarzer Zähne. „Nein, nein, ich habe eine ganz andere Theorie.“ Er beugte sich nach vorne und seine Stimme nahm einen Flüsterton an. Sollte einer der Männer des Sigmariten sie belauschen könnte er sie jetzt nicht mehr hören. „Nach der letzten Schlacht gegen den großen Waaagh! des Grorr'bak Trollbeissa vor ein paar Jahren gingen Gerüchte durch die Bevölkerung, hereingetragen in die Städte von überlebenden Soldaten. Man erzählte sich, während des Kampfes sei ein gewaltiger Wolf aufgetaucht und habe begonnen, zusammen mit den Orkhorden gegen die Imperialen zu kämpfen, bis er von dem Vampir Kasimir von Carstein aufgehalten wurde.“
„Ja und?“, warf Esteban ein. Der heißblütige Estalier interessierte sich anscheinend gar nicht für seine Geschichte. Verfluchte hitzköpfige Südländer. Glauben ihre Art sei die einzig richtige. Ätzend. Verdammt ätzend. „Halte deine Zunge im Zaum!“, warnte Angmund ihn. „Und lass mich aussprechen, sonst schneide ich sie dir bei der nächsten Gelegenheit heraus!“ Esteban zeigte sich wenig beeindruckt und zuckte lediglich mit den Schultern, schwieg aber trotzdem.
„Nachdem die Schlacht vorbei war, so sagt man“, führte der Söldneranführer seine Erzählung fort,“wurden die Soldaten die von dem Wolf verletzt wurden selbst zu Wölfen.“ In seinen Augen lag ein böses Glitzern. „Sie griffen ihre Kameraden an, wie im Wahn und konnten nur durch Feuer oder Silber gestoppt werden.“
„Ja und?“ Diesmal war es Rogelio, der die Stimme erhob. Verfluchte Idioten! Konnten sie denn nicht selber denken? Elendes, verschimmelndes Pack! Ätzend. So verdammt ätzend!
„Was: ja und?“, Angmunds Stimme bebte vor Wut, dennoch gab er sich Mühe leise zu sprechen. „Bist du so blöd, oder tust du nur so?“ Die zwei Männer starrten ihn gelassen an und zuckten erneut mit den Schultern, so als hätten sie sich beide angesprochen gefühlt.
„Walther Groll lässt unsere Männer verbrennen, weil sie ansonsten selbst zu Werwesen werden würden!“, erklärte er es ihnen und in seinen Augen leuchtete die Begeisterung über seine Erkenntnis.
„Ahaaa.“, sagte Esteban. „Achsooo.“, sagte Rogelio. Sie gaben sich nicht mal Mühe erstaunt zu wirken. Angmund schüttelte enttäuscht den Kopf. Diese Narren! Ihnen war gar nicht bewusst, was sie daraus für Vorteile ziehen konnten. Wenn sie es schlau anstellten mussten sie sich nicht mehr von dem Sigmarpriester herumschubsen lassen. Nie mehr demütigen lassen.
„Mit Hilfe dieses Wissens können wir den Sigmariten erpressen.“, erzählte er im Flüsterton. „Habt ihr gesehen zu was für Dingen diese Monster in der Lage sind? Was sie mit den Eisenstangen der Käfige machen? Stellt euch das nur vor: diese Macht in unseren Händen. Diese Kraft! Diese Stärke!“ Böse grinsend lehnte sich Angmund in seinem Stuhl zurück. Die Lehne knarzte gefährlich. „Wir können zum Beispiel deutlich mehr Sold von diesem Schweinehund von Groll erpressen.“
Endlich fand sich in den Augen der zwei Söldner so etwas wie ehrliches Interesse. Klar, sobald es um Kohle ging sperrten sie ihre Lauscher immer weit auf. Pack! Hauptsache er hatte sie geködert. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, wie sie es am besten anstellten. Wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnten, ohne das Walther Groll etwas bemerkte.
Unter dem blonden Schopf des Söldners fing es plötzlich an wie verrückt zu jucken. Angmund seufzte. Nicht schon wieder Flöhe, verdammt! Er begann sich wie wild zu kratzen und den Kopf zu scheuern. Esteban machte ein panisches Gesicht. Er schien bereits zu wissen was hier vorging und rückte direkt mal einen halben Meter zurück. Durch diese Wolfsbiester bekam man hier in den Gewölben immer schnell Flöhe und die Mistviecher wurde man fast gar nicht mehr los, es sei denn vielleicht man wusch sich. Aber davon wurde man ja bekanntlich krank. Zwickmühle. Die Flöhe machten einen total irre. Sollte er tatsächlich wie geplant zu einem Wolf werden, wären die Flöhe wohl sein größtes Problem. Diese verdammten Flöhe. Diese verdammten Flöhe!


Aleksandar schlug die Augen auf. Er erwachte aus seiner langen Ohnmacht. Wie lange war er weg gewesen? Was war geschehen? Was... ? Das Mädchen! Das Mädchen! Die... die Lahmia! Der Atem des Kisleviten ging flach und schnell, seine Brust fühlte sich an wie zugeschnürt, er bekam kaum genug Luft. Mit aller Kraft versuchte er sich aufzurichten, aber er war unendlich schwach. Es gelang ihm nicht. Er erinnerte sich dunkel daran, wie sie ihn gebissen hatte, sein Blut gesaugt. Sein Blut. Vermutlich war es dem hohen Blutverlust geschuldet, dass er nun so kraftlos war. Er zwang sich zur Ruhe und senkte seinen Atem, damit er besser Luft bekam. Sogar die Bewegung seines Brustkorbs schien ihm anstrengend. Sogar das Atmen. Schnell verdrängte er die Gedanken an sich selbst.
Wo war sie hin? Die Lahmia? Wo? Das Dorf... das Dorf... hoffentlich war sie einfach geflohen, hoffentlich...
Aleksandar drehte sich auf dem Boden herum ohne aufzustehen, damit er die Tür sehen konnte. Das Feuer im Kamin war erloschen, die Asche schon verglommen. Keine Glut. Kein Rauch. Es war finster und bitterkalt. Erst jetzt bemerkte er, dass er wie verrückt zitterte. Sein Blick fiel über seine Hände, die sich bereits blau verfärbt hatten. Verflucht! Oh Sigmar... bitte!
Die Haustür stand weit offen, bewegte sich leicht im Wind, der wirbelnde Wolken aus Schnee in die Hütte trug. Es hatte sich bereits eine feine Schicht der weißen Kristalle auf dem Boden gebildet und an den Wänden wuchsen prächtige Frostblumen, die wie Glas schwach im fahlen Mondlicht glitzerten. Was hatte sie nur getan? Sie hatte doch nicht im Dorf... ? Sie hatte doch nicht... ? Er musste an die Kinder denken. Die unschuldigen Kinder! Die Kinder!
Er nahm seine ganze Kraft zusammen und zog sich mit dem Armen auf dem Boden vorwärts. Schmerzhaftes Stechen bestrafte seine gefrorenen Finger, als sie sich in die steifen Dielen krallten. Jeder Zug schien ihm unendlich anstrengend, er war vollkommen erschöpft. Kraftlos. Leer. Hohl. Wie viel Blut hatte sie wohl in seinem Körper gelassen? Vermutlich gerade so viel, dass er noch am Leben war. Wer weiß, wie dicht er an der Schwelle des Todes gestanden hatte. Unendlich langsam schien sich die Tür zu nähern, Zentimeter um Zentimeter hievte er sich voran. Jeder Zug, jede Anstrengung nahm ihm mehr von seiner wenigen, verbliebenen Kraft. Er fürchtete schon, er würde es nicht schaffen. Es war so weit. So weit. Doch er biss sich durch, kämpfte sich immer weit vor. „Nur noch ein bisschen.“, sagte er sich selbst, wie um sich selbst Mut zu zu sprechen. Seine Stimme war schwach und dünn, hatte ihren bärigen Klang verloren. „Nur noch ein bisschen.“
Schließlich schaffte er es, mit dem Ende seiner Kraft erreichte er die Tür. Erschöpft blieb er liegen, rang hektisch nach Atem. Trotz der eisigen Kälte war ihm heiß und Schweißperlen kitzelten seine Stirn. Nachdem er einige gierige Züge Luft in seine Lunge gesogen hatte, versuchte er sich am Türrahmen aufzurichten. Da erst bemerkte er den Rauchgeruch. Beißender Qualm. Panisch weiteten sich seine Augen und er verdoppelte seine Anstrengungen. Nach einer Weile schaffte er es, äußerst wacklig auf seinen Beinen zum Stehen zu kommen. Sein Blick flog über das Dorf und sofort erblickte er das brennende Dach. Es war die große Versammlungshalle, wo sich die Bewohner des Dorfes zu gemeinsamen Mahlzeiten und Festen einfanden. Eine kalte Träne funkelte in Aleksandars Auge, als er das stolze Gebäude, das älter war als er selbst in Flammen stehen sah. So weit er sich erinnern konnte war es immer da gewesen. Immer. Und nun brannte es lichterloh. Und es war seine Schuld. Seine. Er hatte die Lahmia in dieses Dorf geschleppt.
Zitternd versuchte er sich an einem Schritt und es gelang ihm. Seine Kraft kehrte langsam zurück. Er machte sich auf den Weg und stapfte durch den tiefen Schnee, der ihm allerdings wie aus Hohn zusätzlichen Halt verlieh, da er bis über die Knöchel in ihm einsank. Nach wenigen Metern fror er bereits ganz erbärmlich, er hatte keine feste Kleidung angezogen, aber es war ihm egal. Er würde vermutlich ohnehin sterben. Am Blutverlust. Wahrscheinlich war Erfrieren sogar der angenehmere Tod.
Er schleppte sich durch den Schnee und erreichte, wie es ihm vorkam nach einer Ewigkeit den Dorfplatz. Das was er dort sah, ließ ihn in Tränen ausbrechen. Weinend sank er auf die Knie, presste sich die blauen Hände aufs Gesicht. Schluchzend verbarg er es. Schützte seinen Verstand vor dem grauenhaften Anblick. Es war seine Schuld. Er hatte die Lahmia hierher gebracht. Er hatte ihr seinen Hals dargeboten, damit sie sich Kraft ansaugen konnte. Es war seine Schuld. Seine Schuld.
Schließlich nahm er doch noch einmal die Hände von den Augen und betrachtete durch einen verschwommenen Mantel aus Tränen das Entsetzen. Alle Bewohner des Dorfes lagen tot, verstümmelt und leer gesaugt im Schnee. Männer, Frauen, Kinder. Er sah Piotr und Sergeij, mit panisch aufgerissenen Augen lagen sie dort, schon von Frost und Schnee bedeckt starrten sie ihn vorwurfsvoll mit leerem Blick an. Oh Sigmar! Oh Sigmar! Oh Sigmar! Was hatte er nur getan? Er hatte doch nur helfen wollen! Seine Augen hefteten sich an die entsetzlich entstellten Leichen der kleinen Kinder. Blutig rot, das Fleisch von den Knochen gerissen, die Münder noch leicht geöffnet, zu stummen Schreien, die niemals gehört werden sollten. Kinder, die noch keine zehn Sommer zählten. Sogar die kleine Tatyana lag dort, tot und kalt. Sie war gerade mal ein paar Wochen alt gewesen. Oh Sigmar! Oh Sigmar! Oh Sigmar, Herr! Wieso?
Das brennende Haupthaus legte einen Regen aus stobenden Funken über den furchtbaren Anblick, die Luft über ihm flimmerte vor Hitze. Das Knistern der Flammen, das Verbrennen und Brechen des alten Holzes verschmolz zusammen mit dem Heulen des Winds zu einer schauderhaften Kakophonie und untermalte das Geschehen auf grässlichste Art und Weise. Es stank nach Rauch und Eisen. Was hatte er nur getan? Es war alles seine Schuld! Die Tränen froren auf seinen Wangen zu dünnen Eisfäden. Oh Sigmar! Inmitten des ganzen Grauens stand das Mädchen. Die Lahmia. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Stand seelenruhig da und betrachtete das Unheil.
„Wie Blut im Schnee.“ Ihre Stimme durchschnitt die Nacht wie ein Messer, ein gnadenloser Stich in die friedliche Seele der Nacht. Hatte sie vorher nur ein heiseres Krächzen hervor gebracht, so klang sie nun sinnlich, weiblich. Ihre Stimme war voll und strotzte vor Kraft.
„Was.. hast du getan?“ Die Worte kamen schwach und ohne Ton über Aleksandars Lippen. Die Kraft in seiner eigenen Stimme war erstorben. Sie drehte sich um und fixierte ihn mit ihren Augen. Sie strahlten in einem gefährlichen Rot, fast so, als leuchteten sie von innen heraus, doch in ihnen lag eine fast kindliche Freude. „Wie Blut im Schnee.“, sagte sie erneut und sie ließ ein helles Lachen erklingen. Ihr Lachen klang wie das helle Klirren kleiner Glöckchen. „Es ist Kunst. Ein Kunstwerk! Sieh es dir an.“
Der alte Kislevit konnte es nicht fassen. Das sollte Kunst sein? Wie ein großes Gemälde? Das hier war keine Kunst. Es war entsetzlich. In seinem ganzen Leben hatte er nie etwas so entsetzliches gesehen. Er schüttelte den Kopf. „Warum... wieso... wieso hast du sie alle umgebracht?“, krächzte er.
Sie näherte ihm sich mit langsamen, gemächlichen Schritten. Ihre Bewegungen waren unglaublich graziös und fein, er konnte sich ihr nicht entziehen. Sein Blick war wie gefesselt. Ihr wunderschönes Gesicht strahlte und sie sah so unglaublich perfekt aus, auch wenn ihr Anblick in der Tat schrecklich war. Das Haar hing ihr angekohlt und verfilzt über die Schultern und ein langes Rinnsal aus Blut lief von ihrem geöffneten Mund aus über ihren ganzen Körper. Bösartig blitzten die vom Lebenssaft der Menschen verfärbten, schauerlich langen Reisszähne zwischen ihren nun vollen, roten Lippen hervor. Ein Pfeil steckte fast bist zum Heft knapp unter ihrem Schlüsselbein, doch die Wunde schien nicht einmal zu bluten. In Fetzen hing ihre Kleidung herab, zerrissen von unzähligen Hieben und Stichen die erfolglos gegen sie geführt worden waren und enthüllte ihren fülligen Busen, doch weder ihre Blöße, noch die Kälte schien sie zu stören. Scheinbar hatten die Dorfbewohner erbitterten Widerstand geleistet. Sie erreichte ihn mit wenigen Schritten, kniete sich neben ihn und legte ihm beinahe zärtlich ihre schmalen Hände auf seine furchigen Wangen.
„Erkennst du es nicht?“, fragte sie ihn mit süßer Stimme und ihre Augen leuchteten mit einer unheimlichen Mischung aus Freude und Bosheit. „Wie Blut im Schnee.“ Erneut ein glückliches Lachen. Glocken. „Es ist Kunst.“
Kraftlos schüttelte er den Kopf. Weitere Tränen liefen ihm über die Wangen. „Das ist keine Kunst.“, flüsterte er und sofort trat ein Ausdruck von Zorn und Ärger in ihre Züge, verzog ihr Gesicht zu einer scheußlichen Fratze. „Wie kannst du es wagen?“ Der liebliche, säuselnde Klang ihrer Worte verwandelte sich in ein Zischen, ein scharfes Kreischen. Erneut schüttelte er den Kopf, doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte mit ihr zu streiten. Mit ihr zu reden. Es war zu Ende. Er würde jetzt sterben. Fünfzig Jahre. Fünfzig lange Jahre. Schon vorbei. Zu Ende.
„Wer bist du?“, fragte er. „Bist du eine tatsächlich eine Lahmia?“ Es waren die letzten Worte, die je über seine Lippen kamen. Sie legte den Kopf schief, ein neugieriger Glanz schimmerte in ihren Augen, dann wieder Belustigung. Sie schüttelte den Kopf energisch und ihre struppigen, blutverklebten Haare flogen wie wild um ihren Kopf. „Nein.“, sagte sie und grinste fröhlich, wobei sie erneut ihre schauerhaften Zähne entblößte. „Ich bin bloß Aurora.“ Scherzhaft wuschelte sie ihm durch die Haare, kicherte mädchenhaft, dann ergriff sie seinen Schädel und ein Ruck fuhr durch ihre weißen Arme. Mit einem Knacken brach das Genick des alten Kisleviten. Es war zu Ende. Fünfzig lange Jahre. Aleksandar war tot.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sooo, um meinen guten Willen zu beweisen folgt jetzt der nächste Teil. Ich bin ab heute Abend nämlich erst einmal zwei Wochen in Norwegen zum Wandern, also wundert euch bitte nicht, dass in der nächsten Zeit wieder nichts kommt, das heißt dann nämlich nicht, dass ich schon wieder aufgehört hätte. Ich habe da weder Computer noch Internet! ;-)

Ansonsten viel Spaß beim Lesen! Über Resonanz würde ich mich natürlich freuen, auch wenn ich mir das vermutlich erst wieder erarbeiten muss! 😛

Liebe Grüße
yinx


Kapitel XI
Siebzehn Goldstücke


Siebzehn Goldstücke.
Siebzehn Goldstücke, drei Silbertaler und elf Heller. Das war die Antwort des Söldners gewesen. Das war der Preis für seine Mutter.

Anfangs hatte er ein, für einen Söldner erstaunlich hohes Entgelt gefordert, doch Slawa hatte Gefallen an dem Spiel gefunden und ihn immer weiter herunter gehandelt. Besonders amüsant war gewesen, dass der Söldner dachte, sie handelten tatsächlich um das Leben seiner Mutter und taten es nicht nur zum Schein. Die Unterhaltung hatte dem Vampirfürsten so sehr zugesagt, dass er beschlossen hatte dem Söldner einen weniger grässlichen Tod zu gewähren. Das hatte er sich zwar schnell wieder anders überlegt, aber immerhin hatte er kurz mit dem Gedanken gespielt.
Slawa saß quer nach schief auf einem Sessel vor einem reich verzierten Kamin in seinem Schloss, hatte die Beine lässig über die Armlehne geschwungen und starrte gedankenverloren in das prasselnde Feuer. Knisternd verging das Holz in den züngelnden Flammen. Er hasste das Warten. Er hasste es darauf zu warten, dass endlich genug Leichen beisammen wären, um das Ritual durchzuführen. Die Pest breitete sich einfach nicht schnell genug aus, die Karren fuhren noch karge Ernte ein. Oft musste er sich zügeln, nicht schon in der nächsten Nacht mit der Beschwörung zu beginnen. Tat er es zu früh, würden vielleicht nicht genug untote Krieger entstehen und sein Sturm auf das Imperium würde scheitern. Desto länger er wartete, desto mächtiger würde seine unheilige Armee sein! Er musste sich noch gedulden. Aber es war so schwer. Lustlos stieß er einen Seufzer aus.
Vor ihm, auf einem runden Teppich hockte das Mädchen und starrte ihn mit großen, glänzenden Augen an. Sie war wie ein Hund! Er hatte sie nach ihrem Namen gefragt und sie hatte ihm ihn auch genannt, doch er hatte ihn bereits wieder vergessen. Irgendwas mit Gold oder Silber oder so etwas kitschiges. Er zuckte die Achseln. Es spielte ja auch keine Rolle wie sie hieß.
Allmählich fragte er sich, was er sich dabei gedacht hatte, sie zu betören, denn er wusste jetzt nicht mehr, was er noch mit ihr anfangen sollte. Ein bisschen schade wäre es schon, sie einfach zu töten, nachdem er doch ein wenig Magie auf sie angewandt hatte. Er machte ein nachdenkliches Gesicht. Immerhin hatte sie damit aufgehört, ihn ständig berühren zu wollen. Er hatte es ihr verboten und sie gehorchte ohne zu murren oder ein Wort der Klage, dennoch wich sie nie von seiner Seite, klebte wie eine Klette an seinem Rockzipfel. Folgte ihm ungebeten überall hin, wenn er sie nicht hinderte. Sie war tatsächlich wie ein Hund. Nur, dass ein Hund wenigstens noch beißen konnte. Er seufzte wehleidig. Von ihrem verliebten Getue wurde ihm ganz unwohl! Immer traf es ihn! Konnten den nicht die anderen auch mal Pech haben? Wie sollte man so noch an einen gütigen Gott wie Sigmar glauben? Bei so viel Ungerechtigkeit? Er schüttelte den Kopf. Törichte Menschen! Gerade sie sollten es besser wissen.
Als er so über die Menschen und ihre seltsamen Gepflogenheiten nachdachte überfiel ihn der Durst. Das Gieren nach Blut trocknete im Nu seine Kehle aus und mit einem mal fiel ihm ein, wozu das Mädchen doch noch nützlich sein konnte und weshalb es sich lohnte sie zu verschonen. Warum hatte er nicht früher daran gedacht. Ein fröhliches Grinsen entblößte seine langen Eckzähne.
Mit einer spielerischen Bewegung sprang er auf, trat an das Feuer und ließ es erlöschen. Seine Magie unterstrich er mit einem leichten Pusten, so als würde er nicht mehr als ein Zündelholz ausblasen. Der Raum stürzte augenblicklich in tiefe Finsternis, alles um sie herum versank unter einem düsteren Schleier. Sofort hörte er das Herz des Mädchens vor Angst schneller schlagen, aber er wusste nicht ob sie die Dunkelheit fürchtete, oder das sie ihn aus den Augen verloren hatte. Im Gegensatz zu ihr konnten seine Augen die lichtlose Schwärze durchbohren und er sah wie sie sich erhob und sich suchend umschaute. Sie hatte keine Ahnung wo er sich befand. Lautlos schlich er um sie herum und näherte sich ihr dann von hinten. Sacht legte er ihr die Hände auf die Schultern und er spürte wie sie zunächst vor Schreck, und dann vor Wohlgefallen erbebte. Er beugte sich hinunter, legte seinen Lippen an ihren warmen Hals und ließ dann langsam seine Zähne hinein gleiten. So tat es den Opfern für gewöhnlich am meisten weh, aber ihr schien es fast zu gefallen. Sie stöhnte leise. Er war verwirrt. Es war als hätte sie sich genau diesen Augenblick sehnlichst herbei gewünscht.

Dennoch sog er gierig einen großen Schluck Blut aus ihren Adern, ließ ihn kurz in seinem Mund schweben und stieß ihn dann mit seiner Zunge die Kehle hinab. Heiß und feurig durchflutete es seinen Körper. Gerade als er wieder saugen wollte, stöhnte sie erneut. „Oh ja, Geliebter!“, kam es lustvoll aus ihrem jugendlichen Mund. Reichte das noch nicht, um ihn vor Ekel erzittern zu lassen, tat es spätestens ihre Hand, die ihm auf einmal zärtlich durch seine schwarzen Haare fuhr. Er war fassungslos! Was in Namen aller Untiefen dieser Welt?! Zornig und entsetzt zu gleich weiteten sich seine roten Augen. Mit einem Fauchen löste er seine Zähne aus ihrem Hals und stieß sie angewidert von sich. Das scharfe Geräusch seines Knurrens grollte grimmig durch die Finsternis und hallte von den hohen Wänden wider. Wütend entfachte er den Kamin und in seinem Ärger ließ er einen Regen aus Funken durch den ganzen Raum sprühen. Wie ein Schwarm aus Glühwürmern gingen sie um sie herum nieder, brannten kleine schwarze Flecken in den Teppich. Die Hitze der aufgebrachten Flammen schlug ihm mit der Kraft eines Sturmes ins Gesicht. Wie eine glühende, gleißende Welle wirbelten die höchsten der Lohen durch die Luft, umfingen ihn heiß in brennender Umarmung. Sein Atem ging schwer, er keuchte beinahe, konnte sich nicht beruhigen. Noch immer jagte ihre Widerwärtigkeit ihm Schauer über den Rücken. Ein Mensch! Ein dreckiger Mensch! Wie konnte sie es wagen ihn so zu berühren?! WIE KONNTE SIE ES WAGEN?! Erneut brachen Flammenzungen aus dem Kamin!
Seine Augen funkelten wie Kohlen vor unverhohlenem Zorn, verbrannten in schäumender Wut, doch sie bemerkte es gar nicht. Sie lag auf dem Teppich, die Arme weit von sich gestreckt, mit vor Lust feuchten Lidern und hochrotem Gesicht. Ein dünnes Rinnsal Blut lief ihr über den Hals und ihre unreine Spucke ließ ihre Lippen schillern als wären sie fette Larven. Sie war glücklich. Befriedigt. Übelkeit kroch seinen Hals empor und er musste sich zusammenreißen, um ihr Blut nicht augenblicklich wieder hochzuwürgen. Igitt! Blut schmeckte einfach nicht, wenn es freiwillig gegeben wurde. Ein widerwilliges Schütteln durch lief seinen Körper, so als könne er das scheußliche Ereignis einfach abschütteln. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, ihr Atmen wurde von lustvollen Seufzern begleitet. Erneut zuckte er vor Ekel zusammen. Nur zu gerne wandte er seinen Blick von ihr ab. Er zwang sich zur Ruhe, sammelte sich kurz und strich sich anschließend die abstehenden Haare auf seinem Kopf glatt. Mit spitzen Fingern zupfte er den Kragen seines Mantels wieder zurecht, dann wandte er sich zum Gehen, ließ das widerliche Ding achtlos auf dem Teppich liegen, löschte abermals das Feuer und verließ den Raum. Das Mädchen übergab er Dunkelheit und Kälte. Sie war nutzlos für ihn geworden. Mehr als das. Sie störte ihn.
Er musste sie los werden.



„Sigmar, Träger des großen Hammers, Held unseres Volkes, bitte gib mir Kraft! Bitte gib mir die Kraft, all' die Schrecken zu überstehen! Sigmar, großer Träger des Hammers, bitte gib mir Mut! Bitte gib mir den Mut, mich dieser Aufgabe zu stellen! Sigmar, Herr, bitte gib mir die Stärke mich und vor allem anderen meine Familie zu schützen! Sigmar, gib mir Kraft!“, mit geschlossenen Augen murmelte Gunther Hartfuß diese Worte, wiederholte sie viele male wie in Trance. Der Schein der Kerzen, die in der großen Halle des Sigmartempels brannten warf tiefe Schatten in sein sorgenvolles Gesicht. Das Licht der kleinen Flammen verwandelte das Blond seines vollen Bartes in ein feuriges Rot. Er kniete nun schon seit einer ganzen Weile auf einer Holzbank im Tempel und sandte seine Gebete zu Sigmar. Gebete, die ihn auf den heutigen Abend vorbereiten sollten. Hoffentlich schenkte ihm der große Gott einen Teil seiner Macht, damit er für das nahende Grauen gewappnet sei. Bis auf Gunther war die große Halle verwaist, die Messe zu Sigmars Ehren war schon vor über einer Stunde abgehalten worden und nun, kurz vor Anbruch der Dämmerung waren die meisten Menschen schon sicher in ihren Häusern und aßen mit ihren Liebsten zu Abend. Ein Gedanke, der den Soldaten in diesem Augenblick mit Angst erfüllte. Angst um seine Familie. Er wusste nicht was kommen würde.
Seit er den Kampf gegen den Wolfsmenschen überlebt hatte und nicht nur er, sondern auch sein Schwager, kam er regelmäßig in den Tempel um Sigmar seinen Respekt zu zollen, doch heute blieb er besonders lange, sprach sein Gebet mehrere hundert male.
Sigmar gib mir Kraft.
Ein leichter, kühler Luftzug strich ihm über die Wange und einmal durch den ganzen Raum. Kurz erzitterte das Licht der Kerzen. Gunther wusste, dass jemand die Tür geöffnet hatte und eingetreten war, doch er blickte nicht auf. Der Sigmartempel war für jeden zugänglich, vermutlich war es nur ein Glaubensbruder, der ebenfalls seine Bitten an Sigmar tragen wollte. Er ertappte sich dabei, dass er hoffte, Sigmar behandelte seinen Wunsch vor dem des anderen und bat den Gott in Gedanken sofort um Vergebung. Es war unrecht so zu denken.

Er öffnete die Augen als er spürte, wie sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte. Stumm schloss er sein Gebet ab und dankte Sigmar wortlos dafür, dass er sich Zeit für ihn nahm, dann wandte er sich um.
„Gunther.“, vernahm er die freundliche, alternde Stimme des obersten Sigmarpriesters, noch ehe er ihn sah. „Bleibst du schon wieder bis zum Anbruch der Nacht und ersuchst Sigmars Gnade?“
Das Gesicht Walther Grolls war alt, gezeichnet von Zeit und Krieg, einem Leben voller Entbehrungen und schweren Lasten. Tiefe Falten der Verantwortung und Sorge schnitten in seine markanten Züge, doch die braunen Augen unter den buschigen Brauen waren wie stets lebendig und freundlich, strahlten eine nahezu väterliche Fürsorge aus. Wie weißes Feuer umrahmte ein voller Bart sein Kinn. Nur Sigmar wusste, wie viele Narben er darunter verbergen mochte. Trotz der vertrauten Ausstrahlung des Mannes, beantwortete er seine Frage nur mit einem Nicken. Ihm war nicht nach Worten zumute.
Der Sigmarit ließ sich mit einem schweren Seufzen und knirschenden Knochen nieder, ein weiteres Zeichen des Alters, und lud Gunther dann mit einer knappen Handgeste ein ebenfalls Platz zu nehmen. Nach einem kurzen Zögern folgte er der Einladung und setzte sich neben den alten Mann. Für einen kurzen Augenblick schwiegen die beiden und blickten versonnen auf das Abbild Sigmars hinter dem großen Amboss, dem Altar, das in dem flackernden Schein der Kerzen mit einer beeindruckenden Lebendigkeit erstrahlte. Schließlich war es Gunther, der die Stille brach: „Ihr müsst euch meiner Sorgen nicht annehmen, Meister Groll. Gewiss erwarten euch wichtigere Angelegenheiten!“
Ein leicht verwirrter Gesichtsausdruck trat an die Stelle des verträumten Starrens des Sigmariten, doch dann klärte sich seine Mine auf und er lachte ein leises, warmes Lachen. Schwach schüttelte er den Kopf und legte eine Hand auf die Schulter des Soldaten.
„Gunther, mein Sohn, etwas wichtigeres als das Wohl von Sigmars Kindern kann es nicht geben.“ Ein freundliches Zwinkern begleitete seine Worte. „Und mir, der ich als Sigmars oberster Priester in dieser Welt berufen bin, was könnte mir mehr am Herzen liegen, als eben für dieses zu sorgen?“ Er nahm die Hand wieder von Gunthers Schulter und stützte sich mit den Ellbogen auf seine Knie. Ein gutmütiges Lächeln zierte sein herbes Gesicht und es sah so aus, als müsste er sich fast ein wenig dazu zwingen. „Meine Ohren sind stets offen für deinen Kummer.“, schloss er. Gunther zweifelte nicht an der Ehrlichkeit seiner Worte, aber er spürte, dass in der Tat andere Sorgen auf seinem Gemüt lasteten. Kurz überlegte er, ob er dem Tempelvorsteher von seinem Plan erzählen sollte. Ob er ihm davon erzählen sollte, dass es die Bestie offenbar auf ihn abgesehen hatte und er plante, ihr heute Abend eine Falle zu stellen. Er wusste, dass auch die Sigmariten sich an der Jagd nach dem Ungeheuer beteiligten und das Walther Groll die Entwicklung der Angelegenheit genau verfolgte. Man sagte er nähme an, dass es sich bei der Kreatur um ein untotes Wesen handelte. Er begann die Spitze seines Barts zu zwirbeln während er grübelte. Wenn er ihm davon erzählte, dann würde der Sigmarit ihn vielleicht bei seinem Vorhaben unterstützen. Die Macht und das Wissen des Tempels konnten gewiss von Nutzen sein. Auf der anderen Seite konnte es natürlich auch sein, dass Groll ihm jegliche Handlung untersagte und die Sache selbst in die Hand nehmen würde. Dann konnte es wiederum passieren, dass die Bestie sic nicht blicken ließ und Gunther musste weitere Nächte in Angst und Ungewissheit verbringen müssen, ehe sie wieder auftauchte. Und wann genau das war, das konnte niemand sagen. Er war sich nur sicher, dass sie auf jeden Fall heute Nacht kommen würde. Zu ihm. Sie würde kommen um ihn zu holen. Weshalb er sich da so sicher war, wusste er allerdings nicht. Es war eine Ahnung, ein Bauchgefühl. Er spürte es einfach. Als die Bestie ihn kurz vor dem Morgengrauen in dem Wirtshaus begegnet war, da hatte es es gespürt. An ihrem Blick. Es war als hatte er ihre Stimme in seinem Kopf gehört. Ihre Gedanken.
Er beschloss, Groll nichts davon zu erzählen. Zwar schien ihm der alte Mann gutmütig und aufrichtig, doch er war auch ein strenggläubiger Sigmarit und besaß in seinem Amt äußerst gefährliche Macht. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, was er über Gunthers Plan sagen würde, oder was er von seiner Begegnung mit der Kreatur halten würde. Vielleicht würde er glauben, Gunther wäre durch den Kontakt schon zu sehr vom Bösen durchdrungen. Angesteckt. Verführt.
Vielleicht würde er ihn foltern lassen. Vielleicht würde er ihn hinrichten lassen. Groll war immer zuvorkommend gewesen und hatte sich ihm angenommen, hatte er Probleme gehabt, doch er zweifelte nicht für einen einzigen Augenblick daran, dass er ihn ohne mit der Wimper zu zucken beseitigen würde, vermutete er einen finsteren Keim in ihm. Dem Soldaten und Familienvater schauderte bei dem Gedanken. Es schauderte ihm, wenn er daran dachte, dass seine Frau und seine Tochter alleine zurückbleiben würden. Er schüttelte den Kopf. „Meine Sorgen sind zu unbedeutend für Euch. Ich werde Euch nicht damit belasten.“, wies er das Angebot des Sigmariten zurück. Der lächelte zwar, doch dennoch hatte seine Antwort einen strengen Beiklang inne. „Wie du wünscht.“, sprach er „Doch du solltest deine Gedanken nicht in dir verschließen. Breitet sich deine Sorge in dir aus, wird sie erst in Verzweiflung, dann in Zorn und irgendwann in Wahn münden. Der sicherste Weg zum Chaos und zum Schwachsinn!“ Ein unheimliches Funkeln trat in die Augen des alten Mannes und Gunther fühlte sich auf beunruhigende Art und Weise durchschaut. Er nickte, doch er wagte es nicht etwas zu sagen. Sofort setzte der Sigmarit wieder sein gewinnendes Lächeln auf und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Keine Sorge, mein Sohn, ich sehe diese Gefahr nicht bei dir.“, beruhigte er Gunther. Dann erhob er sich. „Allerdings warten tatsächlich dringende Angelegenheiten auf mich. Entschuldige, wenn ich mich zurückziehe.“ Der Mann deutete eine knappe Vorbeugung an und verabschiedete sich höflich, ehe er verschwand. Seine Schritte hallten sanft durch die Halle. Erneut zeugte ein Luftzug davon, dass sich die Tür geöffnet hatte. Zweifel überkamen Gunther nachdem der Sigmarpriester ihn verlassen hatte, wüteten in seinen Ohren wie ein aufgebrachter Schwarm Bienen. Er fühlte sich alleine und einsam. Frei von jeder Unterstützung. Niemand der ihm den Rücken stärkte. Vielleicht war es die falsche Entscheidung gewesen, ihn nicht in seine Pläne einzuweihen. Vielleicht...
Er zwang sich zur Ruhe und schüttelte ärgerlich den Kopf. Es spielte keine Rolle. Es durfte gar keine Rolle spielen! Er würde die Bestie töten! Er musste sie töten! Für seine Familie! Für den Frieden in Altdorf! Er durfte nicht versagen.
Erneut kniete er sich auf die Holzbank und faltete die Hände. Er wünschte, er wäre zuversichtlicher. Er wünschte, er würde seinen eigenen Gedanken mehr glauben schenken. „Sigmar, Träger des großen Hammers“, begann er wieder zu beten. „Bitte gib mir Kraft.“



Walther Groll hatte die Lüge in Gunthers Worten gespürt. Genau genommen hatte er ihn vermutlich nicht belogen, aber es hatte sich so angefühlt. Er hatte ihm etwas verheimlicht, was wohl mindestens genauso schändlich und verwerflich war. Vor Sigmar kam es einer Lüge gleich. Das Zögern, die unterwürfige, wohl sortierte Antwort... , das alles stimmte ihn skeptisch. Etwas war im Busch. Der Mann hatte etwas zu verbergen. Das Misstrauen des Tempelvorstehers war geweckt.
Doch Walther konnte sich dem jetzt nicht annehmen. Wichtigere Dinge erforderten seine Aufmerksamkeit. Nach der letzten Begegnung in den Gewölben hatte er kein Vertrauen mehr in Angmund und seinen ungewaschenen Haufen, im Gegenteil. Nicht nur, dass er ohnehin schon an ihren Fähigkeiten zweifelte, nun war er sich auch ihrer Loyalität nicht mehr sicher. Er hatte Angmund verdient gedemütigt und gemaßregelt, damit aber seinen Zorn erweckt, dessen war sich Walther gewiss. Sicher schmiedete er irgendwelche lächerlichen Rachepläne. Nicht, dass er sich vor dem Pack fürchtete, aber das was sie bewachten, das machte sie gefährlich! Allein ihr Wissen um die Wölfe reichte aus, um sie ungemütlich zu machen. Hätte Angmund vor – und Walther hielt ihn durchaus für dumm genug dafür - nur eines der Ungeheuer frei zu lassen, um ihm eins auszuwischen, könnte das katastrophale Folgen haben. Folgen, die sich der verblödete Söldner nicht im Geringsten ausmalen konnte. Es wurde Zeit sie zu beseitigen und zu ersetzen.
Am liebsten würde Walther diese Aufgabe von seinen eigenen Leuten erledigen lassen. Die wären wenigstens zuverlässig. Aber desto weniger von den Geschehnissen in den Gewölben bekannt wurde, desto so besser. Die Eingeweihten mussten früher oder später von der Bildfläche verschwinden und seine Sigmarpriester und Wachen waren keinesfalls entbehrlich. Es wäre eine Sünde vor Sigmar, sie für diesen Zweck zu opfern. Also musste er Söldner anheuern. Solange das Geld stimmte taten sie wirklich alles und anschließend würde sie niemand vermissen.
Zusätzliche Sorgen machte ihm die Kreatur, die von der Bevölkerung gemeinhin als Bestie bezeichnet wurde. Sie wilderte in seinem Zuständigkeitsbereich und untergrub somit seine Glaubwürdigkeit. Schon bald würden böse Stimmen laut werden, die Zweifel an ihm, und noch viel schlimmer, an Sigmar äußerten. Ungerechtfertigte Zweifel. Der leichteste Weg für das Chaos in die Welt der Menschen einzudringen, war die Angst der breiten Masse. Einfältiger Pöbel! Ein großer Haufen Narren!
Walther war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Wesen um eine untote Kreatur handeln musste, oder zumindest um einen Diener der Untoten. Möglicherweise um einen Ghoul, auch wenn die Soldaten die Kreatur als größer beschrieben, als Ghoule für gewöhnlich wurden. Zumindest als die, die er bislang gesehen und erschlagen hatte. Aber bekanntlich übertrieb das einfache Volk ja auch in diesen Belangen. Sie sahen die Dinge immer furchtbarer und grauenvoller als sie tatsächlich waren. Aberglaube und Angst schürten ihre Vorstellungskraft. Große Hunde konnten in ihren Köpfen schon mal zu Wölfen werden.
So oder so musste die Kreatur aufgehalten werden. Sie hatte bislang sieben junge Frauen entführt und keine von ihnen war jemals wieder aufgetaucht. Mittlerweile trieb sie schon seit über einen Monat ihr Unwesen in Altdorf und weder der Imperator noch er selbst hatten sie aufhalten können. Bislang. Er gedachte das schnellst möglich zu ändern und ihm schwebte auch schon ein bestimmter Plan vor. Ein Hexenjäger spielte dabei allerdings keine Rolle mehr. Nach dem Debakel mit ihrem Ordensführer Markus Strauchkrämer hatte er gehörig die Nase voll von dem Gesindel. Der Wahnsinnige hatte ohnehin nahezu seinen ganzen Orden ins Verderben geführt. Hexenjäger waren dieser Tage eine echte Rarität und noch zwielichtiger als zuvor. Niemand wusste, wer derzeit ihren Orden leitete. Auch ein Punkt um den er sich zu kümmern hatte. Am besten zerschlug man ihre Gemeinschaft einfach endgültig!
Am meisten Kopfschmerzen bereiteten ihm allerdings die jüngsten Vorfälle in Sylvanien. Die Berichte die von dort kamen waren alles andere als rosig und bestärkten seine Vermutung, dass sich nach Kasimir direkt ein neuer Vampirfürst an die Spitze der von Carsteins geschwungen hatte. Slawa von Carstein war der Name des derzeitigen Kurfürsten von Sylvania. Gewiss ein unheiliges Geschöpf!
Walthers Züge verhärteten sich vor Zorn und er glaubte zu spüren, wie sein Kopf sich hochrot verfärbte. Diese dreisten Kreaturen! Seelenloser, untoter Abschaum! Sein Geist würde nie Ruhe finden, ehe nicht auch der letzte dieser unheiligen Bastarde gebannt war! Der Imperator folgte Walthers Kurs nicht. Er war der Meinung man müsste nach dem langen Krieg gegen Trollbeissas Horden den Frieden mit allen Mitteln wahren. Sollte der Fürst von Sylvania tatsächlich Angriffspläne auf das Imperium offenbaren, so der Imperator, sollte man zunächst auf diplomatische Verhandlungen setzen und nur im äußersten Notfall zu den Waffen greifen. Was für ein Blödsinn! Selten hatte Walther einen derartigen Schwachsinn gehört! Mit diesen Monstern durfte man nicht verhandeln! Man durfte sie nicht auf dieser Welt wandeln lassen! Der einzig richtige Weg mit ihnen umzugehen war, ihnen einen Pfahl durch das schwarze, verdorbene Herz zu treiben und wenn man sie nur beim Blumen pflücken auf einer Wiese antraf!
Er zwang sich zur Ruhe und wechselte die Gedanken. Auch Zorn führte einen früher oder später auf den Pfad zum Chaos. Walther stieg eine Wendeltreppe hinauf und lief dann auf der Galerie entlang zu seinen Gemächern. Das Erklimmen der Stufen strafte sein Körper mit einem lästigen Stechen in seinen Knien und er war ganz schön ins Schnaufen gekommen. Dieses verfluchte Alter! Es konnte doch nicht wahr sein, dass er nicht einmal eine einfache Treppe hochlaufen konnte, ohne dass er danach eine Rast benötigte! Was wäre nur, wenn er wieder in den Krieg ziehen müsste? Er würde sich dem Schlachtruf gewiss nicht verweigern, auch wenn er seinen Hammer vermutlich nur noch für wenige Schwünge würde schwingen können, ehe ihn die Kraft verließ. Kopfschüttelnd ging er weiter, erreichte sein Gemach und öffnete nach und nach die vielen Schlösser. Erst neulich hatte er zusätzliche Vorkehrungen getroffen. Ein Zimmer, so voll gestopft mit verfluchtem Unrat und bösartigen Relikten sollte nicht so einfach zu betreten sein. Schließlich hatte er auch das letzte Schloss entriegelt, öffnete die Tür und trat ein.
Er hatte ein wichtiges Schreiben auf zu setzen, das Aaron anschließend an den Empfänger überbringen sollte. Die Angelegenheit war äußerst geheim. Niemand sonst durfte davon wissen, nicht einmal seine Bediensteten. Niemand. Außer Aaron. Zwar war der junge Diakon in vielen Dingen noch reichlich unerfahren, dennoch vertraute Walther ihm voll und ganz. Er hatte sich vor ihm als würdig erwiesen und konnte Geheimnisse so verlässlich verwahren, wie kein zweiter.
Du täuschst dich in ihm!
Walther ignorierte die Stimme, die hinter seiner Stirn wie ein Messer durch seine Gedanken schnitt und würdigte sie lediglich mit einem lustlosen Gähnen. Es war der Necrarch. Er warf dem Vampir, der in der Glasröhre gefangen war einen gelangweilten Blick zu. Selbst in seinem Gefängnis, gebannt durch Glas und Wasser, nach langen Jahren ohne einen Tropfen Blut war Abraxasas Magie noch so mächtig, dass er in den Kopf und die Gedanken des Sigmariten eindringen konnte. Anfangs war Walther verunsichert gewesen, hatte Angst der Necrarch könnte wichtige Informationen aus seinen Gedanken ziehen, doch mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt. Außerdem, was sollten dem Vampir selbst brisanteste Geheimnisse nutzen? Er war für alle Ewigkeiten in den Behälter eingesperrt und niemand anderes betrat sein Gemach. Das war sogar Aaron streng verboten! Es gab also nichts zu befürchten.
Der Sigmarpriester spürte den hasserfüllten Blick der Kreatur in seinem Nacken. Auch daran hatte er sich gewöhnt.
Lass mich heraus!
Befreie mich!
Ich befehle es dir!

Für einen so intelligenten und mächtigen Vampir war Abraxasas ziemlich dumm. Seit Jahren hatte er seine Strategie nicht gewechselt. Immer und immer forderte er nur, befreit zu werden. Hätte er nicht langsam gelernt haben müssen, dass Walther unempfindlich für seine Zaubertricks war? Ein Narr. Die Welt war voller Narren. Der Sigmarit lächelte in sich hinein, setzte sich an den kleinen Schreibtisch und kramte eine Rolle Pergament aus einer Schublade. Feder und Tinte lagen bereits auf dem Tisch.
Für einen willensschwachen Menschen mochte die Magie des Necrarch vielleicht gefährlich werden. Sogar er selbst konnte in weniger stolzen Momenten manchmal kaum zwischen der Stimme des Untoten und seinen eigenen Gedanken unterscheiden. Jemand der nicht damit vertraut war, konnte durchaus in Versuchung geraten das Geschwätz des Vampirs für Auswüchse seines eigenen Verstands zu halten. Diese Gefahr bestand jedoch nicht. Niemals würde ein anderer Mensch bis zu ihm vordringen.
Der Junge wird dich verraten.
Walther glaubte nicht daran, dass Aaron ihn verraten würde. Es war nur eine List des Necrarchen, die ihn verunsichern sollte, aber auch das funktionierte bei ihm nicht. Er hatte einfach gelernt, nicht mehr zu zuhören. Die Worte hatten keine Bedeutung mehr für ihn. Die Kreatur wollte ihn täuschen und verwirren, mehr nicht. Nichts von dem was er sagte, oder dachte, wie auch immer man das nennen mochte, hatte Hand und Fuß! Mit einer lockeren Bewegung entkorkte er das Tintenfass, ließ die Feder hinein tauchen und begann zu schreiben. Er hatte eine schnelle und schwungvolle Schrift und es war für den Leser nicht immer leicht das Geschriebene zu entziffern. Das Schreiben war für einen alten Bekannten von ihm bestimmt, zu dem er sehr lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Es missfiel ihm auch, sich jetzt wieder an ihn zu wenden, allerdings machten die misslichen Umstände es notwendig. Nicht umsonst war der Empfänger aus Altdorf geflohen und hauste nun in den Schatten der Berge. Nach nur drei oder vier Zeilen hatte er die Spitze der Feder das erste mal leergeschrieben und setzte gerade dazu an, sie wieder in die Tinte einzutunken, als...

BEFREIE MICH!
Abraxasas Stimme donnerte ungewöhnlich laut durch seinen Kopf und erschreckte ihn so sehr, dass er versehentlich das Tintenfass umstieß. Ein schwarzer See breitete sich über dem Brief aus. Fluchend stellte Walther es wieder auf und versuchte mit weiteren Pergamentblättern die gefärbte Flüssigkeit aufzusaugen, ehe sie sich noch über den ganzen Tisch verbreitete. Ein höhnisches, bösartiges Lachen stach wie eine Nadel in seinen Verstand. Zornig knüllte er das durchtränkte Papier zusammen und warf es gegen die Glasröhre! „Nun reicht es aber!“, schrie er den Vampir an. „Sein endlich still!“

Dann befreie mich!
„NIEMALS!“, brüllte Walther, seine Stimme bebte und sein Kopf war puterrot angelaufen.

Befreie mich!
Befreie mich!
Befreie mich!

Befreie mich!
Befreie mich!

„Na schön.“, grummelte er wütend in seinen weißen Bart. „Dann arbeitete ich eben woanders!“ Schnell packte er das Schreibzeug zusammen, klemmte sich alles unter den Arm und riss die Tür auf. Ehe er den Raum verließ wirbelte er noch einmal herum, warf dem Necrarch einen flammenden Blick. „Verrotte doch, du Missgeburt!“, zischte er. Dann trat er hinaus auf den Flur und knallte die Tür hinter sich zu.
Er wäre fast mit Aaron zusammen geprallt.

Gerade noch rechtzeitig sprang der Diakon zur Seite und mit Müh und Not schaffte Walther es, nichts von den Sachen die er trug fallen zu lassen. „Pass doch auf!“, fuhr er den jungen Mann an. „Verzeiht mir Meister Groll.“, antwortete dieser hastig und verneigte sich schuldbewusst. „Ich hatte euch nur schreien gehört und da dachte ich...“
„Schon gut, es ist nichts.“, schnitt Walther ihm harsch das Wort ab und es tat ihm bereits Leid, dass er ihn so angefahren hatte. „Ich war nur... ich hab nur...“, ihm fiel nichts passendes ein. Von Abraxasas sollte nicht einmal Aaron etwas wissen. „Mir ist nur das Tintenfass umgekippt.“, sagte er schließlich und fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen. „Ich kann da drin gerade nicht mehr arbeiten.“ Ärgerlich schüttelte er den Kopf und fuchtelte mit der Hand um seine Worte zu untermalen und anzudeuten, wie gereizt er war.
„Ich verstehe.“, entgegnete Aaron mit einem Nicken und trat einen Schritt von ihm zurück. „Verzeiht mir, dass ich euch belästigt habe.“
„Es gibt nichts zu vergeben. Es war nicht deine Schuld.“, beruhigte der alte Sigmarit ihn, um einen freundlicheren Tonfall bemüht. „Doch nun entschuldige mich, ich habe zu tun.“ Gerade als er gehen wollte, fiel ihm noch etwas ein und er hielt inne: „Ach, und komm doch nach Morgengrauen zu mir, du musst einen Brief für mich überbringen.“
Aaron nickte knapp, zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, dann zog sich Walther Groll zurück. Aaron beobachtete ihn noch, wie er den Flur entlang wirbelte, dann war er verschwunden. Manchmal verhielt sich der oberste Sigmarpriester reichlich seltsam. Vielleicht lag es ja am Alter? Gerade als auch Aaron sich zum Gehen wenden wollte hielt er noch einmal inne. Ihm war gerade ein wirklich seltsamer Gedanke durch den Kopf geschossen. Komisch. Verwundert kratzte er sich am Kinn. Woher der wohl gekommen war? So zusammenhangslos. Was man nicht manchmal für sonderbare Sachen denkt. Er zuckte mit den Achseln. Es hatte wohl nichts zu bedeuten. Dann machte er sich auf den Weg in sein Gemach.

Befreie mich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh man, armer Sawa. Da ist mein schwer arbeitender Vampirfürst mid Ambitionen und dann verliebt sich auch noch die eigene Sklavin in einen. Das Leben ist sehr schwer für einen Blutsauger in der Warhammerwelt. Es ist wirklich toll das du in der düsteren Welt von Warhammer etwas Lustiges reinplazierst. Ist ja schließlich fast nicht möglich wenn nicht Oger, Grünhäute oder Skaven von der partie dabei sind😉
Gunther vs. Bestie? Könnte interessant werden. Obwohl er ja gar nicht verlieren kann wenn er so vollgepumpt von Sigmars Karft ist:happy:.
Was Groll angeht, nun für einen ehrenvollen Sigmarpriester ist er mir viel zu ambitioniert und auch das er sich Werwölfe hält ist ein klarer minuspunkt für den Hammerschwinger. Er erinnert mich zunehmend eher an einen Politiker, von außen sanft und freundlich im inneren durchaus zu Bösen taten fähig. Deswegen hoff ich auch das Abraxxas seine Revange gegen Walter kriegt.
Alles in allem, ich kann die zwei Wochn kaum erwarten.
 
Walther Groll ist mit die Lieblingsfigur hier! Man wird nie wirklich schlau aus ihm
Was Groll angeht, nun für einen ehrenvollen Sigmarpriester ist er mir viel zu ambitioniert und auch das er sich Werwölfe hält ist ein klarer minuspunkt für den Hammerschwinger. Er erinnert mich zunehmend eher an einen Politiker, von außen sanft und freundlich im inneren durchaus zu Bösen taten fähig

Ja, Groll scheint zur Zeit noch eine Hauptfigur der Geschichte zu sein, etwas was sich bald wandeln wird. Er ist nur der zentrale Ankerpunkt, um den sich alles zurecht spinnt. Das ist ja gerade das Schöne an "Wahnsinnigen". Sie glauben von sich selbst nie, dass sie wahnsinnig sind! Damit wird man auch nie schlau aus ihnen. ;-)

Ansonsten, vielen lieben Dank für die Resonanz!

Ich bin offensichtlich etwas früher aus Norwegen zurückkehrt (heute Abend) und werde denke ich morgen den neuen Teil posten. Je nachdem werde ich dann versuchen SHOkers Rythmus zu adaptieren und einmal die Woche ein Kapitel einstellen, damit im Notfall etwas Puffer da ist!

Liebe Grüße
yinx