WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

Ein schön straffes Kapitel, das wohl durchkonzipiert ist. Ich kam ja nicht umhin, an Romeo und Julia zu denken; so, wie sich die beiden scheinbar knapp verpassen. Wenn dus in dieser Dichte bis zum Finale durchhältst: bravo.


Kleinkruscht.

„Langsam kroch sie darauf zu und als sie ihn erreicht hatte, begann sie damit das, was auch immer darunter lag freizuschaufeln. Als sie es geschafft hatte, entfuhr ihr ein stummer Schrei.“ Den zweiten Satz würde ich umdrehen, und zwar so, dass sie aufschreit, wenn sie das Wesentliche aufdeckt. Wobei, mir fällt gerade auf: wie entfährt jemandem ein stummer Schrei? Also so rum: „Ein stummer Schrei entfuhr ihr, als sie erkannte, was es war.“

„wie Blut im Schnee“ Das find ich sehr kühl. Blut im Schnee nach einer Reihe von weiteren Vergleichen so zu charakterisieren, dass es aussieht wie Blut im Schnee... wahrhaft Kunst.


„als hätten die Alten diese Kreaturen nur zu dem Zweck erschaffen, getötet zu werden“
Ich weiß, es ist nur ein Vergleich, aber er ist so in den Satz eingebaut, dass man meinen könnte, Schneider würde das denken. Dann würde ich mich fragen, ob er wirklich so gut über die Welt Bescheid wissen kann, dass er über die Alten weiß.
Außerdem, und das kann Schneider nicht wissen, das ist sehr wohl war, waren die Grünhäute nicht im Plan der Alten vorgesehen. Sie erschienen am Ende des Zeitalters des Erwachens, und die Alten ließen die Echsenmenschen ausgedehnte Feldzüge führen, um diese pilzischen Parasiten auszurotten (ohne Erfolg). (AB Echsenmenschen S. 8)
 
Kapitel XXX: Ein kaltes Herz






Er hatte es nicht verstanden. Er hatte nicht verstanden, was der Necrarch zu ihm gesagt hatte, alles war so hektisch gewesen... der Zauber, die gemurmelten, unheiligen Worte. Gerade als die Tür hinter ihnen aufgebrochen wurde, verschwamm die Welt und zog ihn weg... weg von dem Vampir, weg von dem Turm. Er hatte nur noch gehört, wie Abraxasas ein Wort geschrien hatte, ein Schrei voll Dankbarkeit und Hoffnung:
"Unkenherz."
Noch immer war er verwirrt, was waren das für Männer gewesen, die in den Turm eingedrungen waren und was war mit Abraxasas geschehen? Hatten sie ihn erschlagen? Albrecht schüttelte den Kopf. Nein, er sollte sich keine Gedanken darüber machen, die Hauptsache war doch, dass er entkommen war... wie auch immer, zumindest hatte er am Anfang so gedacht. Unglücklicher weise sah er sich nun neuen Schwierigkeiten gegenüber, denn es war bitterkalt und er war nur mit Fetzen bekleidet. Die Kälte nagte an ihm und ließ seine Glieder von Schritt zu Schritt schwerer werden. Er war vom Regen in die Traufe gekommen.
Er versuchte seine Zähne fester aufeinander zu pressen, damit sie nicht mehr so heftig klapperten, aber es gelang ihm nicht. Seine Schritte wurden kürzer, sein Gang stockender und nach jedem weiteren Meter fragte er sich, ob das Ende nun gekommen sei, doch es kam nicht und so schleppte er sich stöhnend vorwärts, mit der Hoffnung endlich ein Dorf, oder einen Bauernhof zu finden, wo er seine Knochen aufwärmen durfte.
Plötzlich trat er auf etwas scharfkantiges, sog vor Schmerz scharf die Luft ein und strauchelte. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte, zu schwach um sich mit den Armen abzufangen auf den eisigen Boden. Reglos blieb er liegen, er hatte nicht mehr die Kraft sich aufzurichten und das wusste er. Er würde hier am Boden liegen bleiben, bis er starb, oder ein weiterer verrückter Vampir ihn fand. Hätte er es noch gekonnt, so hätte er über diese Ironie gelächelt... es hatte begonnen wie es endete.
Kurz darauf schlossen sich seine Augen und er verlor das Bewusstsein.

Die beiden kämpfenden Naturgewalten rollten, ineinander verkeilt einen steilen Hang hinab und schlugen aufeinander ein. Fell flog, Blut spritzte und Knochen zerbrachen wie dünne Holzstäbchen. Die Klauen des Werwolfs rissen tiefe Furchen in das Fleisch des Grorr'bak Trollbeissas, dessen wuchtige Fäuste den Körper seines Feindes immer wieder verbogen. Markus brüllte zornig in die Nacht, sein Maul troff von schwarzem und rotem Blut, zum Glück waren seine Selbstheilungskräfte so groß, dass die deformierten Stellen seines Leibes immer wieder in die richtige Position rückten, doch die Schmerzen waren nahezu unerträglich. Als gewöhnlicher Mensch wäre er heute Nacht schon hunderte Male gestorben. Einen Hinterlauf hatte der Ork ihm entrissen und er hoffte innig, dass dieser nach dem Kampf wieder nachwachsen würde, aber er wusste noch nicht viel über das Wesen, dass seinen Körper beherrschte. Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als ein gewaltiger Schlag seinen Kiefer entzwei riss und ihm mehrere Zähne nahm, die glücklicher Weise schnell wieder nach wuchsen. Seine zornige Antwort bestand mit einem Hieb der linken Klaue, die einen tiefen Striemen über den Arm des Waaaghbosses zog. Nur ein verächtliches Schnauben war die Reaktion des Kolosses, scheinbar kannte er keine Schmerzen und das war es, was Markus Angst einjagte: zwar, vermochte er selbst tödliche Attacken zu überstehen, aber die Schmerzen machten ihn rasend, während sein Gegner so ruhig und besonnen blieb, wie es für einen Ork möglich war. Er musste dem ein Ende bereiten, so schnell wie möglich!
Knurrend stieß er sich mit seinem verbliebenen Hinterlauf ab und katapultierte sich und seinen Feind damit in die Luft, durch die sie mehrere Meter flogen, ehe sie wieder hart auf dem Boden aufschlugen und weiter den Hang hinunter rasten. Er triumphierte innerlich, er hatte es geschafft sich so auf den Ork zu schwingen, dass sie nicht mehr rollten, sondern rutschten und so würde er die ganze Zeit oben bleiben und konnte Angriff um Angriff durchführen. Seine Klauen zerrissen das Fleisch der Grünhaut und er merkte, wie sein Gegner nicht mehr zurückschlagen konnte, sondern nur noch versuchte sich so gut wie möglich mit den Armen zu schützen. Er schlug auf den hilflosen Ork ein und steigerte sich in einen blutigen Rausch der seine Gedanken erstickte und seine Konzentration schwinden ließ, so bemerkte er das tückische Blitzen in den Augen des Schwarzorks nicht. Zu spät erkannte Markus, dass sie auf einen Abhang zu gerutscht waren, der das Land aprubt in zwei Hälften spaltete.
Grorr'bak rammte einen Ellenbogen in den Boden und warf sich nach vorne, als er auf er seinen klobigen Füßen gelandet war, stolperte er unbeholfen vorwärts, doch er hatte den, sich windenden Wolfsmensch an der Kehle gepackt und schleuderte ihn von sich - genau auf den Abgrund zu. Die Bemühungen Markus' halfen nichts, mit seinem blutigen Stumpf rutschte er an der Kante ab und stürzte brüllend in die Tiefe.
Der Triumph des Waaaghbosses währte nur kurz, den sein eigener Schwung ließ ihn nach vorne stolpern und beförderte ihn ebenfalls auf die Schlucht zu. Fluchend ließ er sich auf den Rücken fallen, doch er schlitterte unaufhaltsam vorwärts, denn der Boden war abschüssig und feucht. Er raste über die Kante hinweg, spürte, wie die Leere unter ihm aufklaffte und ihn zu verschlingen drohte. Mit einem letzten Akt des Trotzes, ergriff er die Kante und krallte die Finger in die Erde. Zu seinem Glück griff er in ein dichtes Wurzelgeflecht, welches seinem Gewicht vorerst standhielt. Aber für wie lange? Schmerz durchzuckte seinen ohnehin schon gepeinigten Arm, als er mit dem gesamten Körpergewicht des Orks belastet wurde und ließ ihn kurz den Wunsch verspüren, einfach los zulassen, sich der Tiefe hinzugeben. Doch dann schnaubte er trotzig und zog den zweiten Arm zur Hilfe heran. Unter größter Anstrengung schaffte er es, seinen gewaltigen Körper über die Kante zu hieven und ein ganzes Stück von ihr Weg zu kriechen. Die Müdigkeit beherrschte seinen Geist, doch er gab ihr nicht nach, er widerstand der Erschöpfung und wartete ungeduldig darauf, wieder soviel Kraft zu erlangen, dass er aufstehen und gehen konnte. Er spürte das Pulsieren seiner Adern, die seinen Lebenssaft aus seinem Körper pumpten. Die meisten Wunden schienen nicht besonders gefährlich zu sein, nur eine Verletzung auf seiner Brust war so tief, dass sogar in seine Rippen Kerben geschlagen worden waren.
Wütend schnaubte er und griff mit einer schwachen Bewegung nach einem ledernen Flickenbeutel unter seinem Gürtel. Mit zittrigen Fingern öffnete er ihn und grabschte unbeholfen hinein, er schlang seine Faust um die Schamanenkräuter und zog sie heraus. Nocheinmal tief durch atmend bewegte er seine Hand langsam zur Wunde und presste die getrockneten Blätter, begleitet von Schmerzensschreien, die jeden Drachen erschreckt hätten schließlich hinauf. Zischend begann es nach verbrannter Haut zu stinken und seine Augen wurden glasig, drohten zu zufallen, aber er wehrte sich gegen die Ohnmacht, die ihn zu überkommen drohte und stand langsam, aber sicher auf. Zitternd tat er den ersten Schritt, es folgte der zweite und der dritte, während er die Hand mit den Kräutern weiterhin gegen seine Brust presste.
Fluchend schleppte er sich vorwärts.
"Vaflixt..."

...

Die stechenden Augen durchbohrten die Finsternis mit katzenhafter Schärfe und starrten zornig in die Tiefe. Markus war es gelungen, durch den Fluss zu fliehen, der Ork dem er gefolgt war, war noch Osten weiter gezogen, schien allerdings höchstens einen halben Tag Vorsprung zu haben, den vielen stinkenden Blutflecken nach zu urteilen, war er schwer verletzt worden und es wäre ein leichtes gewesen, ihn einzuholen und auszuschalten, aber zum Einen wollte Kasimir Markus finden und töten und er wollte eine ausgeglichene Revanche mit dem Waaaghboss. Seine Entscheidung stand also fest, er würde versuchen die Spur des Hexenjägers wieder aufzunehmen, was gewiss nicht leicht werden würde, aber er musste es versuchen. Markus hatte ihm viel genommen, die Freude am Untot um genau zu sein. Seine Frau Tatjana, die seit mehr als hundert Jahren zusammen mit ihm über Sylvania regiert hatte. Einfach tot, zu Asche verbrannt, all' das was dieses Jahrhundert bedeutet hatte war in einer Nacht verloren gegangen und hatte etwas neues in sein erkaltetes Herz gelassen, den heißen Wunsch nach Vergeltung.
An dem Abend vor zwölf Jahren war Markus mit seinen Hexenjägern über seine Kolonne hergefallen. Eben noch hatte er seiner Frau, die hinter ihm auf dem stattlichen Nachtmahr gesessen hatte liebliche Komplimente gemacht, war sie einen Moment später in Flammen verbrannt, entzündet von einem Feuerpfeil, der ihn verfehlt hatte, und ihr direkt ins linke Auge geflogen war... in ihr wunderschönes linkes Auge. Sie hatte zwei verschiedene Augen gehabt, das rechte war rot gewesen und das linke war von strahlend hellem Gelb gewesen... sie war so wunderschön gewesen.
Vor Zorn hatte er geschrien und er hatte es zusammen mit seinen untoten Truppen geschafft, die Hexenjäger zurück zu schlagen, aber einige konnten entkommen, so auch Markus. Für Tatjana war es zu spät gewesen.
Ja, er würde Markus finden und töten, dass war alles was noch Sinn machte. Er zog los und folgte dem Flusslauf nach Westen, stets seine gesamte Konzentration auf die glatte, silbrige Wasseroberfläche gerichtet.
Tief in seinem Innern wünschte er sich, er würde Markus nie finden... aber suchen musste er nach ihm...
 
Wie immer top! 🙂

Aber zwei kleine Fehler haben sich doch eingeschlichen:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Markus hatte ihm viel genommen, die Freude am Untot genau genommen.[/b]
Diese Wiederholung könnte man z.B. durch "die Freude am Untot um genau zu sein." verhindern.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
An dem Abend war zwölf Jahren war Markus mit seinen Hexenjägern über seine Kolonne hergefallen,[/b]
Das soll wahrscheinlich "An dem Abend vor zwölf Jahren war Markus mit seinen Hexenjägern über seine Kolonne hergefallen," heißen

Wie gesagt kleine Fehler halt


Mfg und Gute Nacht
Blackfist
 
Nicht, das mir das Forum einschläft.^^

Kapitel XXXI: Die Furcht vor dem Menschen








Etwas klapperte, Stimmen ertönten und dann... Flügelschlagen... Langsam öffnete er Augen und Ohren, doch es dauerte noch eine Weile bis er wieder vollkommen bei Sinnen war. Albrecht fasste sich verwirrt an seinen schmerzenden Kopf und versuchte sich aufzurichten. Verwundert bemerkte er, dass er mit mehreren schweren Decken bedeckt war und nicht wie erwartet, mit einer dicken Schicht aus Schnee. Verwundert schob er sie von sich hinunter, setzte sich auf und sah sich um. Wo war er? Er sah sich um und ihm fiel auf, dass er in einem Zelt lag... einem imperialen Zelt. Von dem zentralen Stützpfeiler aus war ein Seil zu einem der äußeren gespannt und bildete so eine Wäscheleine, auf der seine Kleider hingen, neben seinem Lager stand eine Schüssel mit Wasser und ein Teller mit Brot und kaltem Pökelfleisch. Misstrauisch verengte er die Augen und stand auf, wie kam er hierher? Er bemerkte beiläufig, dass sein Bein sich seltsam anfühlte, doch als er es gerade betrachten wollte erklang eine Stimme neben ihm:
"Du solltest liegen bleiben, dein Körper ist noch sehr kalt."
Verblüfft drehte er sich um und sah, wie eine schlanke Gestalt sich aus den Schatten löste. Er seufzte... er war wieder Opfer eines verrückten Vampirs geworden...
"Wo bin ich?", wollte er von Schneider wissen.
Sein alter Freund wirkte ein wenig enttäuscht über diese grobe Reaktion, doch es war schwer seine Gefühle einzuschätzen, sein Gesicht war eine kreidebleiche Maske, in der sich kaum Rührungen zeigten. Mit einer ziemlich verspannten Bewegung zeigte Schneider auf den Teller mit dem Essen und umging Albrechts Frage, indem er sagte:
"Du solltest liegen bleiben und essen, ansonsten wird es umsonst gewesen sein, dich aus dem Schnee gezogen zu haben."
Albrecht verstummte, als er den scharfen Blick der roten Augen sah, nachdenklich senkte er den Kopf... sie waren einst blau gewesen. Er setzte sich zurück aufs Bett und wollte soeben die Decken wieder auf sich hinauf hieven, als sein Blick auf sein linkes Bein fiel und er stockte. Es war mit schwarzen Flecken überzogen: Erfrierungen, er musste fast das gesamte Gefühl in seinem Fuß eingebüßt haben.
"Mein Bein...", stammelte er.
"Ich fürchte, es wird nicht wieder verheilen."
"Mein Bein..."
Schneider wandte sich seufzend zum Gehen, maß Albrecht aber noch mit ein paar abfälligen Blicken und Worten:
"Klage nicht. Dein Bein ist noch dran, du kannst noch gehen und stehen. Es gibt andere, die Schlimmeres erleiden mussten als du."
Er hatte es nicht hart gesagt, aber so verachtend, dass es heißen Zorn in dem jungen Mann aufbrodeln ließ.
"So wie die Menschen in der Schenke?", kam die wütende Reaktion.
Sein alter Freund hielt inne, kurz bevor er hinaus in die kühle Nachtluft trat... lange herrschte Schweigen, endlose Augenblicke vergingen und kalter Wind zog durch die geöffnete Luke. Still wandte Schneider sich wieder zu ihm und für einen winzigen Augenblick hätte Albrecht geschworen, ein Zucken in den seinen Zügen gesehen zu haben, ehe sein Gesicht wieder zu einer starren Fassade wurde. Schließlich wurde die Stille zerrissen:
"Nein... nicht wie die in Haselbrühl... andere... solche wie ich."
Dann verließ er das Zelt.

Gorr'bak hatte noch die Kraft gehabt zwei seiner Kundschafter zu erschlagen, ehe er ihnen befahl, ihn zum Waaagh zurück zu führen. Er hatte wirklich Glück gehabt, auf den Spähtrupp von Wildorks zu stoßen, vielleicht hätte er es ansonsten nicht geschafft. Nun saß er auf einer Schicht aus löchrigen Tierhäuten und strich sich über seine verfluchte Hand, die so lange geschwiegen hatte, nur um ihn jetzt mit noch größeren Schmerzen zu strafen. Das Schlimmste war, dass die entzündeten Stellen sich nun auch an seinem Unterarm empor gefressen hatten und stark bluteten und eiterten. Fluchend ertrug er, wie ein Schamane eine gelbe Paste auf seinen Arm auftrug und schließlich noch ein paar Blätter mit einem Sud getränkten Tuch daran band und dann alles mit einem sauberen, kochend heißem Verband umwickelte. Grorr'bak konnte diesen Schamanen verhältnismäßig gut leiden, denn er war keiner dieser Dummschwätzer, die wirres Zeug plapperten, das letztendlich doch nichts brachte. Er hätte gleich zu ihm gehen sollen und sich nicht mit Narren und Scharlatanen aufhalten sollen. Als der sehr viel kleinere Ork fertig war, fühlte der Arm sich gleich viel besser an, die Schmerzen gingen ein wenig zurück und die Salbe war angenehm kühl. Mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung erlaubte Grorr'bak ihm zu gehen, die erfolgreiche Behandlung seiner Wunden hatte ihn milde gestimmt. Abgesehen von dem Fluch auf seinem Arm hatte der Schamane alle Verletzungen problemlos heilen können, lediglich der klaffende Riss auf seiner Brust hatte ausgebrannt und genäht werden müssen. Man hatte ihm gesagt es sei sehr weise gewesen, die Kräuter auf die Wunde zu pressen, weil er sonst vermutlich verendet wäre, allerdings hätte eine andere Auskunft auch den Tod bedeutet und das wusste jeder in seinem Waaagh! Was ihn auch schon wieder zu einem leidigen Thema brachte... während seiner Abwesenheit waren tausende Grünhäute verhungert oder verdurstet, seine Streitmacht hatte dadurch nicht unerheblich an Truppenstärke verloren. Er musste den Waaagh! wieder in Bewegung setzen und Menschendörfer überfallen, denn ein deratig großes Heer musste versorgt werden. Sicherlich waren die Orks und Goblins nicht kleinlich, was die Wahl ihrer Nahrung anging, doch Wasser wurde schnell knapp und abgesehen davon war das Menschengebräu, das sie Bier und Schnaps nannten war wirklich gut. Grorr'bak brummte enttäuscht, als der Arm schon wieder zu kribbeln anfing und klopfte sacht auf den feuchten Verband. Der Waaagh! würde wieder aufbrechen und neue Seen und Flüsse suchen, die sein immer noch gewaltiges Heer leer trinken würde...

Markus schleppte sich mit schwindender Kraft ans rettende Ufer... wie durch ein Wunder hatte er den Sturz überlebt und auch sein Fuß war schon wieder nachgewachsen, auch wenn er momentan noch nicht vollständig kuriert war... noch immer schmerzte die Verletzung ungeheuerlich. Er zog sich in den Schatten eines knorrigen Baumes und verwandelte sich vollständig in einen Menschen zurück. Es schien sinnlos zu sein, erneut mit dem Ork verhandeln zu wollen, allerdings war das vielleicht auch gar nicht mehr nötig. Er war mit gewaltiger Kraft gesegnet worden, wozu also sollte er diese einsetzen, wenn nicht um seinen Vater zu rächen und das Imperium zu vernichten? Es war möglich geworden, es alleine zu schaffen. Er hatte schon wieder einen bösen Plan entworfen, ehe er einschlief um sich vollständig zu erholen.

...

Der Vampir ängstigte jeden im Heer, auch wenn er geschworen hatte, allein dem Imperator zu dienen. Doch er hatte sich dem Befehl widersetzt, bei den untoten Truppen Kasimirs zu lagern, also duldete man ihn und ohnehin konnte es nicht schaden einen weiteren, mächtigen Verbündeten zu haben. Schneider stand mit einem ausdruckslosen Gesicht in einer dunklen Ecke des Kommandozeltes und beobachte, wie der Imperator zusammen mit den Kurfürsten Schlachtpläne entwarf. Nur abundzu grinste er überheblich, wenn er einer der Kurfürsten im einen furchtsamen Blick zu warf. Nur der Imperator selbst schien keine Furcht zu verspüren und maß ihn lediglich mit zornigen Blicken, wenn er zu weit ging. Durch den Stoff des Zeltes hindurch konnte Schneider spüren, wie die Sonne erneut hinter dem Horizont versank und das Land in Dunkelheit getaucht wurde...
Albrecht war nun seit drei Tagen im Lager und bislang hatte sich noch nichts getan. Gelangweilt spielte er mit vier weiteren Soldaten Karten am Feuer. Als Wetteinsatz nahmen sie kleine Steine, denn Glücksspiel im Lager war verboten.
Stumm spielte er eine Runde und gewann vier Steinchen, während die anderen Männer zu reden anfingen.
"Sag mal, dieser Vampir, der neuerdings mit im Lager weilt, habt ihr ihn schon gesehen?"
"Nein, du etwa?"
"Ich auch nicht, aber ich hab von Willfred erfahren, dass er gigantisch sein soll, so groß wie ein Ork mindestens."
"Ja, er soll drei dutzend Soldaten getötet haben, ehe der Imperator ihn besiegen und unterwerfen konnte."
"Schrecklich, so was."
"Aber bedenkt, mit so einer Bestie besiegen wir die Orks ohne Probleme."
"Mir wär's lieber, er wär nicht dabei..."
Albrecht schwieg und lauschte nur.
Er spielte eine weitere Runde und gewann zwölf Steinchen. Mit einem Grinsen zog er sie zu sich und gab seinem fluchenden Nachbarn mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er weiter spielen sollte.
"Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass er nachts umher schleicht... ein Vampir braucht doch Blut oder nicht? Wo nimmt er das her? Sicher reißt er den Männern nachts die Kehlen auf und schlürft sie leer. Wenn wir nicht aufpassen, sind wir auch dran."
"Kann gut sein, aber wer weiß, bestimmt sorgt der Imperator dafür, dass diese Bestie nur Ratten zu fressen bekommt."
Albrecht setzte übermütig zwanzig Steinchen und verlor die Runde. Ärgerlich schob er sie seinem schadenfrohen Mitspieler zu.
"Ich würde ihn gerne mal sehen."
"Ich kann drauf verzichten, ich will mich nicht noch unsicherer fühlen, wenn ich das Biest erst gesehen hab."
"Ist er wirklich so gewaltig?"
Albrecht verlor schon wieder und unterbrach die redenden Männer genervt:
"Er sieht aus wie ein gewöhnlicher Mensch, er ist sogar eher ein wenig schmächtig und es gibt keinen Grund sich vor ihm zu fürchten."
Er stand auf legte seine Karten weg und gab seine Steine dem Soldaten, der kurz davor stand, keine mehr zu haben.
"Woher willst du das wissen?", kam die ungehaltene Frage. Albrecht seufzte, wenn man die Alpträume von Menschen zerstört waren sie genauso ungehalten, wie wenn man ihre schönen Träume platzen lässt.
"Hast du ihn etwa gesehen?", wollte ein Weiterer wissen.
"Ja, ich habe ihn gesehen."
Allmählich nervte es ihn... diese ständigen Klatschereien.
"Und woher willst du dann wissen, dass er nicht gefährlich ist... ein Kind der Nacht ist immer von betäubender Schönheit sagt man, das täuscht über die Gefahr, die von ihnen ausgeht hinweg."
"Das mag sein", antwortete er, "aber ich kenne ihn seit fast dreißig Jahren."
Die verdutzten Soldaten machten große Augen und schwiegen verdutzt. Albrecht nutzte diese Gelegenheit, wünschte noch viel Spaß beim Spiel und machte sich davon. Diese ständigen Gerüchte gingen ihm ungeheuer auf die Nerven. Warum überhaupt hatten alle eine solche Furcht vor ihm? War das gewaltige Heer aus Untoten nicht viel schrecklicher? Was verflucht fanden die Soldaten denn so unheimlich an ihm?
"Es ist die Ausstrahlung."
Albrecht stockte... hatte er etwa...?
"Ja, du hast laut gedacht, mein Junge."
Etwas dümmlich grinsend drehte er sich um und betrachtete den Mann, der ihn angesprochen hatte. Es war ein alter Krieger, der bestimmt schon fünfzig Winter zählte. Er trug fransige Kleidung und ein altes Lederwams. Aber die Art wie er seine Waffe am Gürtel festgemacht hatte, wie er seine Rüstung angeschnallt hatte...
"Ihr seid kein Soldat..."
Der Alte lächelte. "Nein, mein Sohn, das bin ich nicht."
"Warum sind sie dann hier? Sie sind doch zu alt, um einberufen zu werden."
Kurz herrschte Schweigen, dann antwortete der Mann.
"Sicher, ich könnte mein Leben leben und darauf vertrauen, dass der Imperator die grüne Flut zurück schlägt, aber wozu? Die Orks haben mir alles genommen, meine Frau, meine Kinder, mein Heim... ich hab nichts mehr für das es sich zu leben lohnt."
"Aber doch auch nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt."
"Doch mein Junge. Es lohnt sich dafür zu kämpfen, dass andere nicht so enden wie ich. Es lohnt sich dafür zu kämpfen, dass andere im Imperium eine Zukunft haben. Auch du musst das erkennen."
Albrecht zog eine Augenbraue hoch und setzte kurz eine missbilligende Mine auf. Er beschloss, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken:
"Wie meint ihr das? Was ist mit seiner Ausstrahlung?"
Der Alte nickte, erkennend, dass der junge Mann jetzt die Informationen haben wollte, die er von ihm zu bekommen hoffte.
"Weißt du, dein Freund..."
"Er ist nicht mein Freund."
"Nein, sicher, nicht mehr. Aber bitte unterbrich mich nicht mehr."
Ein selbstsicheres Funkeln trat in die alten Augen und Albrecht hielt es für besser nicht mehr zu widersprechen.
"Du kannst es vielleicht nicht sehen, weil du mit ihm abgeschlossen hast, du siehst nur noch das Monster in seinem Inneren. Für dich ist der Mensch schon gestorben, doch er lebt noch. Die anderen Krieger sehen den Menschen in ihm, der Mensch der so war wie sie jetzt, der nur noch gepeinigt im Dunkeln schleichen kann und dessen Seele anfängt zu verkommen."
"Sie ist verkommen."
"Sie haben Angst, dass sie genauso werden könnten.", sagte der Alte und ignorierte Albrechts zynische Reaktion.
Albrecht wollte wieder eine ironische Antwort geben, aber er stockte und hörte weiter zu.
"Die wenigsten Menschen haben je einen richtigen Vampir gesehen. In den Geschichten sind es Bestien, hinter einer Fassade unglaublicher Schönheit verborgen und nun sehen sie einen und er ist kaum anders wie sie. Sicher, er könnte ein wenig Sonne vertragen, aber auch wenn es inzwischen der Vampir ist, der mit uns spricht, so sehen sie noch immer den Menschen leiden. Sie wollen nicht so sein, deshalb fürchten sie sich so sehr. Er ist ihnen so ähnlich, dass sie fürchten, sie könnten über Nacht ebenfalls zu einem Vampir werden und es nicht einmal merken, bis sie in die Sonne treten."
"Und woher kommen die Gerüchte, von seiner Übermenschlichkeit, von seiner Monstrosität.? Ich glaube du beurteilst die Krieger falsch, Väterchen."
"Nein, ich glaube du tust das. Es liegt doch auf der Hand: Sie wollen nicht wahrhaben, dass er ist wie er ist, sie würden lieber ein Monster wie aus den Legenden sehen."
Albrecht wehrte sich dagegen, das was der Alte erzählte als vernünftig zu empfinden. Er würde diese Unterhaltung schnell beenden müssen, sonst würde er das was der Mann redete noch glauben. Er würde falsche Dinge glauben, denn Klaus Peter war tot, einer Bestie gewichen, deren Blutgier alle anderen Gefühle erstickt.
"Ich muss los, Väterchen. Ich danke dir dafür, dass du versucht hast mir alles zu erklären."
Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte er sich um und lief davon. Er hörte noch, wie der alte Mann ihm etwas hinterher rief:
"Dein Freund ist noch nicht verloren."
 
Hallo.

Gut das ich nicht schlafen kann und auch sonst nix vor hatte heute abend. Bin ich der erste der Feedback gibt 🙂

Zunächst eine Frage: Warum hat das so lange gedauert!?!? 😉

Wie immer sehr schön geschrieben, auch wenn ich den Teil vorher auch noch mal lesen mußte um wieder reinzukommen 😛
 
Kapitel XXXII: Wenn alte Knochen jung werden












Dicker Nebel waberte als undurchdringliche, graue Suppe über die Ebene und ließ den Waaagh wie ein gigantisches Lichtermeer wirken. Mit verengten Augen starrte Albrecht hinüber und versuchte irgendetwas zu erkennen, aber es war aussichtslos. Die Nekromanten Kasimirs hatten ganze Arbeit geleistet, kein bisschen Sonnenlicht erhellte mehr das Tal. Dem Gestank merkte man an, dass die Untoten Stellung bezogen hatten, aber vermutlich sehr weit weg von seiner Position, denn der Geruch war nicht sehr kräftig. Ihr unheiliger Fürst war Gerüchten zufolge noch immer verschwunden.
Vor drei Tagen war das Heer der Menschen aufgebrochen, als die Späher verkündet hatten, dass der Waaagh sich wieder in Bewegung setzte. In einem Gewaltmarsch waren die Imperialen vor die Mauern der Stadt gezogen, die die Grünhäute sich als Ziel erwählt hatten, um sie zu verteidigen und die Bedrohung endgültig zurück zu schlagen. Unterwegs hatte sich ihnen ein Kontingent von einigen hundert Zwergen angeschlossen, die von den Orks aus den Bergen vertrieben worden waren und nun auf Rache sannen. Ihr Anführer war ein Hitzkopf namens Grombrand, Albrecht war ihm gestern begegnet und nicht unbedingt erfreut darüber gewesen. Der Zwerg war doch ziemlich raubeinig gewesen und fühlte sich durch die Anwesenheit der Menschen offensichtlich belästigt.
Angespannt sah er sich um und entdeckte Schneider, der in der Frontlinie stand, drei Reihen vor ihm und durchdrang die Dunkelheit scheinbar problemlos mit seinen roten Augen. Er zwinkerte nicht und sein Kopf bewegte sich unablässig, als würde er beobachten, was die Menschen nicht sehen konnten. Albrecht schüttelte ärgerlich den Kopf und versuchte mehr vom eigenen Heer zu erkennen, allerdings war das Gedränge sehr dicht und die sich formierenden Truppen hinter ihm verursachten so viel Lärm, dass es nahezu unmöglich schien irgendetwas auszumachen. Anhand des Hufgeklappers und des Schnaubens der Pferde wusste er, dass wenigstens ein Block Kavallerie irgendwo rechts von ihm postiert war und vor ein paar Stunden hatte er beobachtet, wie die Großkanonen auf die Stadtmauern geschleppt worden waren. Die Musketenschützen vermutete er ebenfalls dort, die Salvenkanonen aber waren wahrscheinlich irgendwo an der Front platziert worden. Endlose Minuten vergingen und die ersten Soldaten versuchten sich irgendwie hinzusetzen, um ihre schmerzenden Beine zu entlasten. Kurze Zeit später ließ auch Albrecht sich nieder und seufzte... worauf warteten sie eigentlich? Auf den Carstein? Er seufzte erneut und ließ den Kopf hängen, seine Nerven beruhigten sich ein wenig, aber dennoch raste sein Herz wie verrückt... heute schon konnte alles zu einem Ende kommen, er könnte sterben, das Imperium könnte untergehen... alles könnte ganz plötzlich vorbei sein. Noch nie war ihm das vor einer Schlacht so klar gewesen. Zornig biss er sich auf die Unterlippe. Nein, es würde heute nicht enden! Es durfte nicht enden! Er musste Isabella wiedersehen, wenigstens noch einmal, um ihr alles zu erklären... alles, denn er hatte ihr bisher noch so viel verschwiegen und es tat ihm unendlich leid. Es vergingen erneut einige Minuten, Schneider stand als einziger stramm wie ein Baum und sein Kopf ruckte stetig hin und her. Albrecht betrachtete ihn lange, so lange, bis er ihn nur noch ansah ohne ihn wirklich wahrzunehmen... die Zeit verstrich und sein Herzschlag verlangsamte sich, die Aufregung wich immer mehr... er hörte ein ein angenehmes Summen im Ohr und ihm fiel gar nicht auf, dass Schneider sich plötzlich hinter seinen Schild duckte. Er betrachte ihn, ohne zu registrieren was geschah und hörte ihn aus scheinbar unendlicher Ferne rufen: "Schilde hoch!"
Aber keiner der Soldaten schien das wirklich zu bemerken. Mit vor Zorn und Panik verzerrtem Gesicht, drehte der Vampir sich um und schrie: "Schilde hoch, verdammt!"
Nun ging alles sehr schnell.
Die Krieger weiteten entsetzt die Augen und versuchten ihren Schild so schnell wie möglich vor sich zu bringen, doch viele brauchten zu lange. Keine zwei Sekunden später donnerte ein Meer schwarzen Pfeilen in ihre Reihen, warfen die Imperialen zu Boden und durchlöcherten jene, die es nicht mehr geschafft hatten sich rechtzeitig hinter ihrem Schild zu verstecken. Albrecht war es gerade noch gelungen, doch die Geschosse hämmerten wie stählerne Fäuste auf die schützende Holzschicht ein und drückten ihn nach unten, er taumelte, verlor sein Gleichgewicht und stürzte. Keuchend blickte er sich sich zu beiden Seiten um: der Boden war mit Pfeilen gespickt und erinnerte an ein gigantisches Nadelkissen... er war noch immer benommen, doch allmählich begann er wieder Geräusche wahrzunehmen... die Schmerzensschreie der Verletzten, Hufgetrampel, das Klappern von Metall.
Unverzüglich kam Aktivität in das Heer der Imperialen, die Gestürzten rappelten sich wieder auf, sofern sie dazu noch in der Lage waren und hoben die Schilde, den nächsten Pfeilschauer erwartend. Er brauchte noch einige Sekunden um sich zu vollkommen besinnen, doch dann sprang auch er wieder auf und ihm fiel auf, dass sein Schild nicht unerheblich schwerer geworden war... zu schwer um ihn auf Dauer zu tragen. Ächzend befreite er seinen Arm aus den Gurten und warf den Schild auf den Boden, zog sein Schwert, panisch, er hatte kaum noch Zeit... er schwang es, um die Schäfte der Pfeile zu durchtrennen, doch die Klinge war nicht die Beste, die man hätte bekommen können und er brauchte drei ganze Hiebe, um alle zu zerteilen. Hektisch versuchte er seinen Arm wieder durch die Gurte zu zwängen, aber das Rauschen über ihm sagte ihm, dass es zu spät war. Schnell drückte er den Schild an der Kante nach oben und hielt ihn, am Boden abgestützt schräg vor sich. Doch der Wucht, die auf sein Schild einschlug hielt er in dieser Position nicht lange stand, sein Hände rutschten von der Kante des, mit Leder überzogenen Eichenholzes ab und er fiel nach hinten.
"Verdammt!"
Seine Augen weiteten sich ängstlich, als er spürte, wie ein gewaltiger Druck auf seinen Fuß hämmerte und dennoch brauchte er einige Sekunden, bis er sich erholt hatte und merkte, dass er zwar getroffen war, aber er nichts spürte. Der Pfeil war genau an einer der erfrorenen Stellen eingetreten und es schmerzte kaum, nur das umliegende Fleisch pochte wegen des hohen Drucks. Er biss die Zähne zusammen, beugte sich vor und riss den Pfeil mit aller Kraft heraus und fluchte, als er bemerkte, dass es doch verdammt weh tat und außerdem noch die verfluchte Spitze abgebrochen war. Er stand vorsichtig auf, nahm sein Schild und humpelte ein wenig, bis er merkte, dass er, zwar unter Schmerzen, aber dennoch normal laufen konnte. Er hörte Schreie, Rufe, konnte das wenigste irgendwie einordnen, aber eines verstand er:
"Feuer erwidern!"
Der Ruf drang von gar nicht allzu weiter Entfernung an sein Ohr, aber er konnte ihn trotzdem kaum verstehen. Er beobachtete wie ein Leuchtsignal abgeschossen wurde, für die Truppen auf den Stadtmauern und...

...unmittelbar neben ihm feuerte eine Salvenkanone aus allen Rohren und ließ, zusammen mit etlichen anderen ihrer Art die Hölle auf die Grünhäute los. Der Lärm war leider nicht ohrenbetäubend und so verursachte der Krach gewaltige Schmerzen in seinem Kopf. Er ließ sich schreiend auf den Boden fallen und presste seine Hände auf die Ohren. An den zahlreichen Erschütterungen um sich herum bemerkte er, dass erneut Pfeile einschlugen, doch wie durch ein Wunder wurde er nicht getroffen. Allerdings verebbte der Lärm neben ihm und er wusste was das zu bedeuten hatte. Bevor die Kanonenmannschaft sich neu formierte und Ersatz heranziehen konnte, sprang er auf, griff nach Schild und Waffe und brachte einigen Abstand zwischen sich und die Salvenkanone. Er versuchte aus den unzähligen Rufen, Schreien und Gesängen diese heraus zu hören, die wichtig waren, aber es wurde ihm nicht leicht gemacht. Zum Teil allerdings gelang es ihm doch und er hörte wie die Soldaten an der Front schrien:
"Sie kommen!"
Allerdings hätte er das auch so bemerkte, die Erde zitterte und ein gewaltiges Grollen, begleitet vom Grunzen und Quieken der Grünhäute rollte unaufhaltsam auf sie zu. Die Offiziere brüllten Befehle und so schnell wie möglich formierten sich die Einheiten. Speerträger wurden nach vorne geschickt, Schwertkämpfer dahinter postiert. Auch Albrecht wollte sich soeben seinem Regiment anschließen, als er plötzlich Schneider erblickte...
Der Vampir lag bewusstlos am Boden, den Rücken mit mindestens vier Pfeilen gespickt. Einen kurzen Augenblick war er hin und her gerissen... sollte er seinem Trupp folgen, oder...
Fluchend ließ er Schwert und Schild fallen und rannte los, es waren gut einhundert Meter bis zu seinem alten Freund und dieser lag auch noch ausgerechnet vor der ersten Speerträgerreihe. Hastig quetschte er sich durch die zusammen rückenden Imperialen und näherte sich immer weiter, doch er erkannte, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde.
Schon lösten sich die ersten gewaltigen Schemen aus dem Nebendunst und rasten auf die tapferen Menschen zu. Verzweifelt versuchte er, seine Schritte zu beschleunigen, doch er stolperte und stürzte. Die letzten Meter kriechend kam er neben dem ohnmächtigen Vampir an und hockte sich auf die Knie. Panisch versuchte er seinen Freund aufzuwecken, doch er schaffte es nicht.
"Komm schon!", schrie er verzweifelt und gab Schneider eine Ohrfeige nach der anderen, bis ein Schlachtschrei ihn aufhorchen ließ. Ein gewaltiger Ork kam auf ihn zu gerannt, die Axt zum Schlag erhoben, trennten sie aller höchstens noch einhundert Fuß... viel zu wenig für seinen Geschmack. Weitere Kreaturen lösten sich aus der Nebelsuppe und hielten donnernd auf sie zu. Albrecht stand auf und wollte sich zum Kampf stellen, da fiel ihm auf, dass er unbewaffnet war. Fluchend packte er Schneider an den Schultern und versuchte ihn nach hinten zu ziehen, gab aber rasch auf und ergriff stattdessen das Schwert seines Freundes. Er umklammerte es mit beiden Händen und trotziger Miene, darauf wartend, dass die Grünhaut ihn erreichte, was in den nächsten Sekunden passieren musste. Diese Sekunden allerdings kamen ihm endlos vor... er beobachtete, wie die Waffe des Orks sich senkte und wie seine Klinge sich hob um den Angriff zu parieren. Schon jetzt erkannte er, dass es vorbei war: er hielt sein Schwert in einem falschen Winkel, sein Feind würde die Deckung spielend durchbrechen und er hatte nicht mehr die Zeit seinen Fehler zu korrigieren.
Im Stillen verabschiedete er sich schon von dieser Welt...