WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

Unglaublich aber wahr... es geht weiter. Ich hoffe ihr habt die Geschichte nicht ganz abgeschrieben... Es tut mir wirklich sehr leid, aber es ist so... ich hasse es Kampfszenen zu schreiben... sie kommen mir immer so misslungen vor, als würde ich mich dauernd wiederholen... aber jetzt hab ich Ferien und ich hab schon so viele Ideen für das, was nach der Schlacht kommt... Ich MUSS einfach weiter schreiben, für euch und für mich... ich gebe mir Mühe in nächster Zeit viel mehr zu schreiben und meine Gitarre an der Wand hängen zu lassen.


Kapitel XXXIII: Sehnen und Knochen






Die Klinge zerschnitt Fleisch, Sehnen und Knochen. Spielend trennte sie dem Ork den rechten Arm ab, worauf hin dieser gequält schreiend mit seiner verbleibenden Hand nach seinem Gegner schlug. Dieser duckte sich und wich geschickt aus, nur um der Grünhaut einen kurzen Augenblick später ein Bein abzutrennen und sie, nachdem sie zusammengebrochen war mit einem geschickten Schwung seiner Axt zu enthaupten. Grombrand Sternenbart wischte sich einen schwarzen Blutspritzer aus dem Gesicht und wandte sich dann zu dem Menschen um, der sich schützend über seinen Kameraden gebeugt hatte, seine Waffe zu einer erbärmlichen Parade erhoben. Mit einem Stirnrunzeln und einem abfälligen Grunzen nahm er sich wieder seinen heranstürmenden Feinden an und stürmte zusammen mit seinen Artgenossen in die Schlacht.
Die Zwerge waren aus den Reihen heraus gebrochen und kämpften jetzt in ihrer eigenen Formation an einer kleinen Stelle der Front, wo sie jedoch schon bald von der grünen Flut einverleibt wurden. Nur anhand des Regens aus Blut und Körperteilen wusste man, dass die bärtigen Krieger immer noch tapfer fochten.
Albrecht blinzelte verwirrt... er... er war nicht tot? Verdutzt betrachtete er, wie die Zwerge eine Schneise in die gegnerischen Linien fraßen, bis sie ganz von den Orks und Goblins umringt waren. Einige Sekunden beobachtete er das Spektakel, bis auch der letzte Bartzipfel in dem Gewirr aus Leibern verschwunden war.
"Lass mich los, verdammt!"
Albrecht brauchte einige Sekunden bis er heraus fand, wer da zu ihm gesprochen hatte, als Schneider sich von alleine aus seiner Umklammerung frei kämpfte. Noch immer war Albrechts Gedankenfluss stockend und er schüttelte irritiert den Kopf, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Er beobachtete wie Schneider an seinem Rücken entlang tastete und die Pfeile abbrach, oder soweit es ihm möglich war, heraus zog. Nur ein leichtes Zucken in seinem Gesicht ließ auf Schmerzen schließen, die einen Menschen beinahe wahnsinnig machen würden. Der Vampir verschwendete keine weitere Sekunde und verschaffte sich sofort einen Überblick über die Situation und scheinbar behinderte ihn der Pulverdampf, der die Luft erfüllte überhaupt nicht dabei. Er griff nach seinem Schwert und stellte verärgert fest, dass es verschwunden war. Hastig sah er sich um und sein Blick fiel auf Albrecht, der immer noch mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden hockte und sich nicht rührte. Mit katzenhafter Leichtigkeit legte er die drei Schritte zu ihm zurück und riss ihm schnaubend die Waffe aus den Händen. Albrecht konnte es nicht glauben, die Bewegungen seines Freundes waren so kraftvoll und elegant... die Verletzungen schienen ihn nicht im Geringsten zu stören.
Schneider sah sich erneut um und sah, was die Menschen wegen des Rauchs und des Nebels nicht sehen konnten: Die ersten Grünhäute fingen an, die Zwerge zu ignorieren und stürmten wieder in Richtung der Imperialen. Sein Blick wanderte zurück zu den Menschen die sich gerade erst stöhnend wieder aufrichteten und sich noch von dem letzten Pfeilschauer erholten.
"Auf!", schrie er zornig, doch die meisten der Soldaten folgten seinem Ruf nicht. Zorn kochte in ihm auf. Wie konnten sie ihn ignorieren? Sie fürchteten sich vor ihm mehr, als vor jedem ihrer Offiziere, wieso also taten sie nicht was er sagte? Irgendwas brodelte in ihm auf, es schmerzte, warf sich von innen gegen seine Rippen und steigerte seinen Zorn. Voller Wut sog er Luft ein, um erneut seine Stimme zu erheben.
"Auf!". Er legte so viel Bosheit in dieses Wort, dass es zu einem unmenschlichen, hohen Fauchen mutierte, nur noch entfernt an das erinnernd, was er einmal war: Die Stimme eines Menschen. Die Angst stand den Männern in den Gesichtern geschrieben, doch sie erhoben sich und gehorchten. So auch Albrecht, doch in seinen Augen stand keine Furcht, sondern nur Enttäuschung. Schneider fing seinen Blick auf und ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn, es stach erneut schmerzvoll in seiner Brust und er unterdrückte ein gepeinigtes Stöhnen... scheinbar steckten die Pfeile tiefer in seinem Rücken, als er bisher angenommen hatte. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und drehte sich zu der Nebelwand hin, aus der in wenigen Sekunden die Orks herausplatzen würden.
"Gefechtshaltung annehmen." Er zögerte kurz und dachte, für nur einen winzigen Augenblick über das nach, ehe sein Blick wieder hart wurde.
"Der Feind kommt!"

Kasimir beobachtete, wie die zwei Heere aufeinander prallten. Er hatte Markus bis hierhin verfolgt... der Hexenjäger musste da unten sein. Was konnte er nur vorhaben? Unruhe stieg in ihm auf, dieser kleine Bastard. Sein Blick viel kurz auf sein Heer, dass an der östlichen Flanke auf das der Orks traf, wanderte dann aber weiter und durchsuchte die Reihen der Imperialen nach einer Spur... doch es war sinnlos. Die Ausdünstungen der vielen tausend Menschen machten es ihm unmöglich die Fährte weiter zu verfolgen... er würde so suchen müssen. Er schnaubte zornig und gab seinen Fluchrittern mit einer knappen Bewegung das Zeichen ihm zu folgen, die Einheit setzte sich in Bewegung und ritt an der Klippe entlang, von der aus Kasimir alles beobachtet hatte. Eine knappe halbe Meile später flachte der Felsen ab und mündete in die Ebene, in der die beiden Armeen miteinander kämpften. Sie würden den Orks in den Flanke fallen und Unruhe in den Reihen der Grünhäute stiften können...

Die untoten Reittiere trugen ihre Reiter donnernd auf den Feind zu, begleitet von dem schwarzen Nebel unheiliger Magie und den rostigen Posaunen längst verstorbener Krieger. Die leeren Augen waren auf die Orks gerichtet, die hastig versuchten sich auf den neuen Feind einzustellen. Die Grünhäute wichen panisch zurück, als der schwarze Ritter an der Spitze einen hohen Schrei ausstieß und schwarze Blitze aus seinen Augen schoss, die das Fleisch ihrer Kameraden versengten. Die Schlachtlinie löste sich in Panik auf und die verfluchten Waffen der untoten Krieger zerrissen ihre schreienden Opfer gnadenlos.

Albrecht rutschte in einer blutigen Pfütze aus und entging somit ungewollt dem Angriff seines Gegners. Er rollte sich zur Seite und kam gerade rechtzeitig wieder auf die Füße, um den nächsten Schlag des Schwarzorks zu parieren. Seine Arme schmerzten unter der Wucht des Hiebes, aber er konnte die Parade aufrecht halten - zumindest vorerst, denn die gewaltigen Muskeln seines Feindes drückten ihn immer weiter zu Boden. Er konnte den heißen, stinkenden Atem spüren und die roten, glühenden Augen fingen an zu verschwimmen. In ein paar Sekunden würde der Ork es geschafft haben und er stieß ein tiefes, triumphierendes Knurren aus... noch einen winzigen Augenblick...
Albrecht ließ sich seitlich fallen und zog sein Schwert mit, der Ork glitt aus, seine Waffe donnerte in den nassen Boden und die Klinge des Menschen hinterließ einen tiefen Schnitt auf seinem Oberarm, der heftig blutete. Wütend schreiend befreite die monströse Kreatur ihre Axt mit Leichtigkeit und wandte sich, mit zu viel Schwung, torkelnd ihrem Feind zu. Dieser nutzte die Gelegenheit und griff an. Der Ork jedoch führte einen horizontalen Hieb aus und zwang Albrecht sich nach hinten fallen zu lassen. Er schlitterte durch den nassen Schlamm an seinem Gegner vorbei und schlug nach dessen Fuß: mit einem lauten Knall riss eine Sehne und ließ den Ork schreiend auf die Knie fallen. Schnell kam Albrecht wieder auf die Füße und wollte der Grünhaut seine Klinge durch den Schädel stoßen, als diese herum fuhr und seine Deckung mit der bloßen Faust ihres unverletzten Armes durchbrach. Der Schlag landete in seiner Magengrube, zwang ihm Tränen in die Augen und schleuderte ihn einige Meter durch die Luft. Mit einem dumpfen Geräusch landete er in einer gewaltigen Pfütze, Wasser spritzte auf und blendete ihn, fluchend rutschte er noch einige Meter durch den Schlamm, ehe er es schaffte sich aufzurappeln. Er stand gerade wieder auf den Füßen, da schlang sich etwas um seinen Kopf und riss ihn kraftvoll nach hinten, beinahe wäre er wieder gestürzt, doch er schaffte es, sein Gleichgewicht beizubehalten. Grobe Fasern zerkratzten sein Gesicht und er ließ sein Schwert fallen, um nach dem Netz zu greifen, dass ihn nach hinten zog und ihn ins Wanken brachte. Er zog mit aller Kraft daran und plötzlich gab es einen Ruck und er hielt das Netz in den Händen. Verwundert betrachtete er den Nachtgoblin der kreischend an ihm vorbei durch den Matsch schlitterte und gegen einen großen, im Boden steckenden Schild prallte. Die kleine Grünhaut kam verblüffend rasch wieder auf die Füße und sprang Albrecht an. Er schrie vor Schmerzen, als die Kreatur sein Bein umklammerte und sich in seine, nur leicht gepanzerte Wade verbiss. Zornig schreiend versuchte er sie abschütteln, aber es gelang ihm nicht. Erst als er seinen Helm vom Kopf riss und ihn dem kleinen Biest ins Gesicht schlug ließ sie ihn los und blieb mit gebrochener Nase benommen am Boden liegen. Albrecht hob sein Schwert auf und holte zum Schlag aus, zögerte jedoch eine Sekunde und beobachtete kurz, wie der Goblin wieder zu Bewusstsein kam. Es war einen Augenblick zu viel, den er verharrte, denn plötzlich hörte er ein Schnauben dicht neben seinem linken Ohr. Schnell wandte er sich um, doch es war zu spät. Der verletzte Ork, gegen den er gerade eben gekämpft hatte, donnerte ihm seine Faust ins Gesicht und ließ ihn erneut durch die Luft segeln. Er drehte sich einmal im Flug und landete hart auf seinem Bauch. Benommen blieb er liegen - mehrere Sekunden lang - er sah Sterne vor seinen Augen tanzen und schmeckte Blut. Angewidert fuhr er sich mit der Zunge durch den Mund und spuckte vor Schmerzen stöhnend vier Zähne und einen großen Klumpen roter Masse aus, der zweifelsohne ein Stück von seiner Zunge darstellte. Fluchend streckte er die Hand nach seiner Waffe aus, die einen halben Meter neben ihm gelandet war und umklammerte ihren Griff. Durch die Erschütterungen des Bodens bemerkte er, wie der Ork heranstürmte. Die Kreatur näherte sich unaufhaltsam, doch Albrecht blieb liegen, er blieb liegen... liegen... die Kreatur konnte nur noch knappe zehn Fuß entfernt sein, doch er rührte sich nicht. Er spürte wie die Grünhaut sich über ihm erstreckte, ihre Faust hob um seinen Schädel zu zertrümmern, wie sie herabsauste... schlagartig spannte er alle seine Muskeln an, wirbelte herum und stieß seinem Gegner die Klinge durch die Kehle. Verblüfft gab der Ork ein glucksendes Geräusch von sich... versuchte Luft zu holen, aber es sprudelte nur noch mehr Blut aus der Wunde... langsam neigte sich der Muskelberg nach vorne, hätte Albrecht beinahe begraben, schlug auf dem Boden auf und Wasser und Blut spritzten durch die Luft, still blieb er liegen und hauchte sein Leben aus. Albrecht stand da, rieb sich seine zu geschwollene Wange und stöhnte vor Schmerzen und Anstrengung. Er bemerkte wie der Goblin von eben ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte und sich dann schreiend aus dem Staub machte. Seine Augen fielen zu und es dauerte eine Weile ehe es ihm gewahr wurde. Erschrocken drückte er einen Finger in die Backe und schrie auf, der Schmerz war entsetzlich, aber wenigstens war er jetzt wieder hellwach. Ärgerlich schüttelte er den Kopf, er durfte sich jetzt nicht der Erschöpfung hingeben, die Schlacht tobte und seine Feinde würden keine Rücksicht auf ihn nehmen...
Seine Gedanken bestätigend brach ein Wildork aus seiner Einheit aus und griff ihn brüllend an.
Albrecht seufzte und hob sein Schwert zum Kampf. Er betete zu Sigmar dass die Schlacht bald entschieden sein würde.
 
aye aye Sir

Kapitel XXXIV: Gefunden





Sein Gestank lag in der Luft.
Kasimir hatte sich von seinen Fluchrittern gelöst und drängte sich nun durch die Reihen der Imperialen. Er konnte spüren das Markus hier war, ganz in der Nähe. Gerade drückte er einen jungen Speerträger zur Seite, als ein gepanzerter Ritter, mit schwer verbeulter Rüstung in die Menge stürzte und mindestens drei seiner Kameraden erschlug. Kasimir erkannte rasch, dass es sich um einen Pistolier handelte, war aber nicht mehr in der Lage, dem Schuss auszuweichen, der sich aus der Waffe des toten Menschen löste. Die Kugel zerfetzte ihm die Schulter, Blut spritzte und das Geschoss flog direkt durch ihn hindurch und traf noch einen Krieger hinter ihm, der mit einem Schmerzensschrei zu Boden fiel und verletzt liegen blieb. Sofort waren zwei seiner Kameraden herbei und versuchten, ihn weiter von der Frontlinie wegzutragen , um ihn zu versorgen.
Kasimir fluchte kurz und sah sich um. Sein Blick blieb an zwei großen Steintrollen hängen, die von einem Trupp Pistoliere eingekreist worden waren. Die jungen Adligen, versuchten geschickt außerhalb der Reichweite der gigantischen Keulen der Trolle zu bleiben und beschossen die Ungetüme mit ihren Waffen. In dem Moment, in dem der Vampir den Blick abwenden wollte, wurde einer der Pistoliere von einem Keulenhieb getroffen und segelte in einem hohen Bogen meterweit durch die Luft und schlug in einem imperialen Regiment ein. Genau das musste auch mit dem Krieger von eben passiert sein. Er ließ den Blick noch eine Weile auf dem Schauspiel ruhen und betastete seine Schulter, die schon wieder fast vollständig verheilt war. Mit einem kaum hörbaren Seufzen wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu. Er drehte sich um und...
Markus stand vor ihm. Kasimir erschrak und wich einen Schritt zurück.
"Lupus!"
Sein Gesicht verhärtete sich. Der Hexenjäger war nicht länger Mensch. Er hatte sich in eine Kreatur aus den alten Geschichten verwandelt.
Kasimir hatte über diese Bestien gelesen, doch aus hunderten Büchern seiner Bibliothek hatte er nicht viel Wissen heraus filtern können. Es war nur sehr wenig über sie bekannt.
Die Augen des Hexenjägers waren rot, die Pupillen außergewöhnlich groß und seine Zähne länger und spitzer, als es für einen Menschen üblich war. Wieso hatte er diese Veränderungen nicht schon viel früher wahrgenommen? Aufgrund der zerfetzten imperialen Ausrüstung die der Hexenjäger momentan trug, war er vermutlich noch nicht aufgefallen, aber Kasimir zweifelte nicht daran, dass sich das gleich ändern würde.
"Ich habe dich endlich gefunden.", zischte der Vampir und starrte direkt in die roten Kohlen, die in den Augenhöhlen seines Gegenübers saßen.
"Nein...", ein tiefes, freudiges Knurren drang aus Markus' Kehle, "... ich habe mich finden lassen."
Kasimir zögerte nicht länger, seine Klinge riss eine Wunde in den Oberschenkel des Hexenjägers und ließ ihn jaulend einen Satz zurück machen. Ein heiseres Brüllen entfuhr seiner Kehle und er riss sich die Kleider vom Leib. Gänzlich entblößt stand er dem Vampirfürsten gegenüber. Mittlerweile war auch den Menschen um sie herum aufgefallen, dass hier etwas nicht stimmen konnte und sie richteten ihre Waffen auf die beiden Kontrahenten. Allerdings war ihnen nicht ganz klar, wer von den beiden ihr Feind war, denn zum Einen wussten sie, dass der Carstein eigentlich auf ihrer Seite stand, misstrauten ihm aber auch. Zum Anderen trug der ihnen unbekannte Mensch bis eben noch imperiale Kleidung, auch wenn er sich nun äußerst merkwürdig gebar. Lange zögerten sie, bis ein tapferer Krieger einen Entschluss fasste und seine Lanze auf Kasimir richtete. Aufgrund ihrer eigenen Unentschlossenheit, taten die meisten anderen Menschen es ihm gleich.
Der Vampir stieß lediglich ein abfälliges Schnauben aus, die auf ihn gerichteten Waffen ignorierend, Markus jedoch lachte laut und böse. Grinsend richtete er seinen Finger auf Kasimir und sprach: "Siehst wie sie es dir danken?"
"Sie wissen es nicht besser."
"Du wirst nie wieder das sein, was du einmal warst! Kein sterbliches Wesen auf der Erde wird dich mehr als das ansehen können was du einmal warst."
"Sie wissen es nicht besser."
"Du warst einst ein großzügiger Herrscher. Der erste der Carsteins, der von seinem Volk verehrt wurde. Ganz untypisch"
"Das war ich."
"Aber nun nicht mehr. Nicht mehr seit sie tot ist. Du hast dich verändert. Du bist gierig, unbarmherzig geworden, ohne Gnade hast du geschlachtet wenn dir etwas im Weg stand... und das alles in so kurzer Zeit."
Kasimir sprühte vor Zorn, verlor seine Beherrschung, er raste auf den Hexenjäger zu, die Lanzen die nach ihm stachen ignorierend. Markus grinste böse. Er hatte erreicht was er wollte. Der Vampir stürzte sich unbesonnen in den Kampf, seine Bewegungen waren unüberlegt und voraussehbar. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er die Bestie hinaus brechen. Knochen knackten und verschoben sich, Haare und Klauen wuchsen, seine Muskeln schwollen an und seine Sinne wurden feiner. Tausende Gerüche und Wahrnehmungen zogen sich wie bunte Bänder durch sein Bewusstsein, so stark, dass es ihn beinahe zu erdrücken drohte, ehe sein Instinkt die Kontrolle übernahm. Knurrend erwartete er den Vampir. Anhand des Trampelns und Scharrens wusste er, dass die Menschen sich nun ganz zurückzogen, völlig unentschlossen, wer von den beiden Ungeheuern die größere Bedrohung darstellte. Er brüllte laut und machte einen Satz zurück, um der singenden Klinge auszuweichen, mit der Kasimir nach ihm schlug und so ging es auch weiter. Er wich drei weiteren Angriffen aus, ehe einen Fehler macht und der scharfe Stahl sich in seinen Körper fraß und seine Lungen durchbohrte.
Ein triumphierendes Funkeln trat für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen des Vampirs, dann wich es Entsetzen. Er versuchte seine Waffe zu befreien, aber sie steckte zwischen den Rippen des Monsters fest, das jetzt mit seinen langen Klauen nach seinem Arm griff und ihn hochzog. Es hob ihn empor bis er problemlos in seine Augen sehen konnte. In Augen voller Hass und Gier... wie ein Spiegel. Für einen kurzen Augenblick verlor Kasimir sich in diesen Augen... so mussten auch seine aussehen... Die Bestie brüllte ihn an - es war ohrenbetäubend - und weckte ihn somit aus seiner Trance. Zappelnd versuchte er sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Beinahe hatte er das Gefühl, Markus lachte ihn aus. Sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn und er griff nach seinen Gürtel und zog einen kurzen, geschwungenen Dolch. Mit einem Schrei stach er die Waffe der Bestie in die Nase, welche ihn darauf fallen ließ und sich jaulend die Schnauze rieb. Kasimir nutzte die Gelegenheit und robbte ein Stück von seinem Gegner weg, der ihn zumindest für den Augenblick ignorierte. Schnell sah er sich nach einer Waffe um, fand aber keine. Hastig rappelte er sich auf und rannte los. Er musste einem Menschen sein Schwert abnehmen, denn unbewaffnet hatte er den Klauen dieses Monsters nichts entgegen zu setzen. Dem Schnauben und Grollen zu urteilen hatte Markus sich von der Verletzung erholt und verfolgte ihn nun. Seine Selbstheilungskräfte schienen enorm zu sein, größer als die eines Vampirs.
Die Menschen wichen entsetzt zurück, als die beiden Dämonen auf sie zu gelaufen kamen, doch irgendwann machten ihre Hintermänner keinen Platz mehr und sie konnten nicht weiter. Kreischend ließen sie ihre Waffen und Schilde fallen und stoben auseinander. Umso günstiger war das Ganze für den Vampir, denn nun musste er ihnen die Waffen nicht erst abnehmen. Die paar Meter die ihn noch von der rettenden Klinge trennten, die er sich ausgesucht hatte, schienen ihm endlos, doch letztendlich erreichte er sie. Er machte einen Sprung und streckte seine Hand nach ihrem Griff aus. Er kam nie an. Mitten in der Luft wurde er nach hinten gerissen. Markus hatte seinen Fuß umklammert und ihn zu sich gezogen. Er rammte seine gewaltigen Zähne in Kasimirs Schädel, schüttelte ihn durch wie ein Spielzeug und warf ihn schließlich fort.
Der Vampir kam schwer verwundet wieder auf dem Boden auf, blieb lange reglos liegen, lebte aber noch. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht... Er konnte die Wunde nicht schnell genug verheilen lassen... aber warum? Verwundert und unter höchster Anstrengung hob er seine Hand und betrachtete sie. Der Ring! Er war fort! Der Carsteinring! Seine Augen weiteten sich panisch und unter Schmerzen stemmte er seine Arme in den Boden und drückte sich hoch... langsam kamen seine Kräfte zurück, aber es dauerte zu lange. Er brauchte den Ring. Seine Augen flogen über Matsch und Blut... er musste ihn finden! Da! Er hatte ihn entdeckt, ungefähr zehn Meter von ihm entfernt, in einer großen Pfütze, glitzerte er. Schnaufend arbeitete er sich auf die Füße und Schritt für Schritt zu dem Ring. Seine Konzentration war vollständig auf sein Ziel und er schleppte sich vorwärts... er musste schneller werden. Ein klein bisschen schneller... gleich würde er da sein.
Plötzlich knallte es und Wasser und Blut spritzte um ihn herum auf. Verwundert hielt er kurz inne und sah sich um. Die Menschen! Sie schossen auf ihn! Hinter den dichten Rauchwolken konnte er sehen, wie Musketenschützen ihre Waffen nachluden. Waren diese erbärmlichen Wesen denn tatsächlich so dumm? Wenn er starb, würde sein ganzes Heer mit ihm untergehen und die komplette östliche Flanke würde einbrechen. Abgesehen davon trafen die Kugeln, die ihn verfehlten doch ihre Kameraden auf der anderen Seite des Kreises, der sich um die zwei Kämpfenden gebildet hatte. Die Schreie der Getroffenen bestätigten seine Gedanken. Auch die Musketiere erkannten ihren Fehler nun und schossen nur noch auf seine Füße... sie wollten ihn zu Fall bringen und ihn dann, wenn er auf dem Boden lag erschießen. Sicherlich würden ihm die Kugeln der Menschen nicht töten können, doch wenn sie ihn weiter behinderten, würde Markus das sicherlich tun. Markus! Wo war er überhaupt hin verschwunden? Wie um auf seine Frage zu antworten hörte er hinter sich einen zorniges Jaulen... scheinbar blieb auch er nicht von dem Feuer der Menschen verschont. Mit entschlossener Mine wandte er sich wieder dem Ring zu, der nur noch ein paar Schritte entfernt vor ihm glitzerte... er hatte schon gut die Hälfte geschafft.
Er schrie vor Schmerzen, als zwei Kugeln seine Beine durchlöcherten und ihn tatsächlich zu Fall brachten. Wütend zog er sich mit den Armen vorwärts... nur noch ein kleines bisschen. Unter großen Schmerzen streckte er seine Hand aus... gleich würden seine Finger das kühle Metall umschließen und ihm seine Kraft zurückgeben... ja... er hielt ihn seiner Hand...
Markus landete zornig brüllend neben ihm und biss ihm in den Arm. Kasimir schrie, als er hochgerissen und erneut durch die Gegend geschleudert wurde. Er landete unsanft und blieb liegen. Sein Arm war nicht mit ihm geflogen... er steckte noch immer im Maul der Bestie. Der Vampir gab auf... es hatte keinen Sinn mehr... im Normalfall brauchte ein Körperteil Tage, wenn nicht sogar Wochen um sich vollständig zu regenerieren und der Ring war nun auch unerreichbar... es war aus.
Markus stapfte heran und ließ sich neben ihm nieder, die Schüsse die um ihn herum in den Boden peitschten völlig ignorierend. Der Arm... er... er hing immer noch in seinem Maul! Dann öffnete er es und Kasimir hatte sein verlorenes Glied genau vor sich liegen. Seine Augen weiteten sich, als er ihn genauer betrachtete... das war... er hatte noch eine letzte Chance...
Über ihm knackte und krachte es und verwundert richtete er seinen Blick auf den Hexenjäger. Dieser hatte sich teilweise zurück verwandelt, so dass man wieder menschliche Züge in seinem Gesicht erkennen konnte.
"Weißt du was jetzt passiert?", fragte er mit tiefer, knurrender Stimme, während ein Schuss durch seine Schulter peitschte, den er scheinbar überhaupt nicht bemerkte.
"Du wirst mich töten.", kam die spöttische Antwort. Kasimir konnte ihn kaum noch richtig erkennen, sein Blick schwand immer mehr.
"Nein."
Markus hob seine Klauen und jagte sie dem Vampir in den Leib... dunkles Blut spritzte und besudelte sein Fell von oben bis unten. Als er sie wieder herauszog, riss er einen Haufen Eingeweide mit.
"Ich lasse dich zum Sterben hier liegen." Er grinste böse. "Du wirst dieses Verletzungen nicht regenerieren können, ehe du ausgeblutet bist."
"Ach was.", Kasimir hustete und spuckte einen Schwall Blut aus. Die Lache unter ihm wurde rasch größer. Von irgendwo her vernahm er den panischen Ruf: "Schnell, die östliche Flanke bricht ein..."
"Doch glaub mir ich kenne mich aus, was das Töten von Vampiren betrifft. Aber nun...", antwortete Markus und richtete sich auf. "...werde ich dich verlassen und du wirst sterben. Ganz alleine."
Er wurde erneut von mehreren Schüssen getroffen, aber die Wunden verheilten beinahe sofort wieder.
"Jetzt, werde ich dafür sorgen, dass die Menschen diese Schlacht verlieren und mich somit am Imperator rächen, für das, was er meinem Vater angetan hat."
"Wir sehen uns wieder, Bastard!"
"Das bezweifle ich ... ich werde in den goldenen Hallen schmausen und dein Leib wird sich in ewiger Folter winden."
Mit diesen Worten verschwand er aus Kasimirs Blickfeld, es knackte wieder und dann hörte er, wie Markus brüllte und los rannte. Der Vampir wartete noch kurz ab und grinste dann, so gut es ihm gelang. Er hörte die entsetzten Schreie der Menschen, die gerade von dem Hexenjäger zerrissen wurden und sein zorniges Brüllen, immer wenn eine Klinge in sein Fleisch schnitt.
Kasimir nahm seine letzten Kräfte zusammen und zog mit seinem verbliebenen Arm den abgebissenen zu sich... dann öffnete er die schon erstarrenden Finger der abgetrennten Hand und seufzte erleichtert.
In ihnen lag der Carsteinring und funkelte strahlend hell.
 
sehr schön, vor allem die szene zwischen albrecht und schneider ist wirklich gelungen.
respect 😎 vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein, aber diese vermengung von seelischem und physischem schmerz auf beiden seiten ist brilliant

der letzte beitrag, der kampf zwischen wolf und vampir erzeugt viel spannung, doch in der mitte wird ein wenig der schwung rausgenommen, vielleicht würden ein paar absätze da abhilfe schaffen.
die beschreibung, des angriffs, der den carstein seinen arm kostet mit einem simplen "beißen" stehen zu lassen klingt meiner meinung nach ein wenig zu schwach, für eine derart brutale attacke.

aber das sind alles nur details, im großen und ganzen eine wunderbare geschichte
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XXX:
Hehehe: "ein weiterer verrückter Vampir." Die treten auch immer im Dutzend auf, newahr?
abrupt, nicht aprubt.
Die sind ja echt unkaputtbar... aber ein furioser Kampf, weil da so viel mehr dahinetrsteckt als einfach nur zwei Kampfmaschinen, die sich schnetzeln wollen.
Und auch Kasimir kriegt noch mehr Tiefe. Sehr nett, und so ein merkwürdiges Schönheitsideal. Zwar kein schrecklich originelles Rachemotiv, passt hier aber gut.

XXXI:
Albrecht und Schneider: Dialoge sind einfach mächtige Werkzeuge der Charakterisierung, des zutiefst zwischenmenschlichen. So viel in so wenig Worten. Bravo.
"abgesehen davon war das Menschengebräu, das sie Bier und Schnaps nannten war wirklich gut" >
"abgesehen davon war das Menschengebräu, das sie Bier und Schnaps nannten, wirklich gut"

"Warum sind sie dann hier? Sie sind doch zu alt, um einberufen zu werden."
"Warum seid Ihr dann hier? Ihr seid doch zu alt, um einberufen zu werden."

eine missbilligende MiEne

Ah, clever, er hat zwei Vornamen, der gute Schneider. *g*
Der Alte ist mir suspekt. Der weiß zuviel. Der hat seine Nase zu tief in Bücher gesteckt, die nicht für seine gefährdete Seele bestimmt waren. Oder zu viel ungesunde Lebenserfahrung...

XXXII:
Woohoo! Wie in Warcraft 3 oder Gothic-Videos, nur mit viel viel mehr Tiefe. Und misslungen wär nun wahrhaft das falsche Wort dafür. Vergleichs nur mit deinem ersten Kapitel.

XXXIII:
"Unruhe stieg in ihm auf, dieser kleine Bastard. Sein Blick viel kurz auf sein Heer,"
"Unruhe stieg in ihm auf. Dieser kleine Bastard! Sein Blick fiel kurz auf sein Heer,

Armer Albrecht. Die eigene Zunge abbeißen. Kann nicht schön sein 🙁

XXXIV:
"Er wich drei weiteren Angriffen aus, ehe einen Fehler macht und der scharfe Stahl sich in seinen Körper fraß" >
"Er wich drei weiteren Angriffen aus, ehe er einen Fehler machte und der scharfe Stahl sich in seinen Körper fraß"?

"Da! Er hatte ihn entdeckt, ungefähr zehn Meter von ihm entfernt, in einer großen Pfütze, glitzerte er."
Das "er hatte ihn entdeckt" find ich ein bisschen überflüssig, schließlich sagt uns das ausdrucksstarke "Da!" ja schon, dass KAsimiers Aufmerksamkeit auf den Ring fokussiert ist.



Insgesamt: immer noch sehr spannend, und immer noch straff, da ist ganz klar ein Plan dahinter, wann was wem geschehen soll.
Ich bin ja ganz fasziniert. Du schreibst Handlung, packende Actionstory (UND Psychologisches), während the_lifeless Bilder mit Wörtern malt; ihr seid so verschieden in eurem Stil, und beide doch so gut.

Bin mal seeehr gespannt, was du mit Aurora machst.

Und jetzt bastel ich mal an Bhagar weiter.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Battle @ 21.08.2007 - 18:27 ) [snapback]1062387[/snapback]</div>
Unser "Dealer" hat uns wohl verlassen -.-[/b]

Nein!
Also passt auf, folgendes:
Der Anschalter meines PCs ist (war) kaputt, also hab ich ihn immer entweder auf Standby gestellt, oder aber ihn am Netzwerkschalter ausgeschaltet (ja, ich weiss das ist nicht gut!)
Nun war aber, meine Mutter eines Tages am PC hat irgendwas gemacht und hat ihn anschließened heruntergefahren. Folglich ging mein PC nicht mehr an und ich war zu faul zum CPU-Shop zu gehen und ihn reparieren zu lassen. Hab dann immer auf dem nervtötend langsamen Lappy meiner Mutter geschrieben. Dann kommt dazu das meine Band endlich einen Proberaum gefunden hat und ich die letzten zwei Wochen jeden Tag beim Renovieren war.
Ich setze mich sofort wieder an die Story und werde sie in einem Stück gänzlich zu Ende bringen.
Mit der (möglichen) Fortsetzung warte ich dann solange, bis ich genügend Teile geschrieben habe, um sie relativ zügig hinter einander veröffentlichen zu können, damit ihr nicht diese dreisten Wartezeiten erdulden müsst.

Bitte vielmals um Verzeihung.

LfG Bird
 
zu Trivium lässt es sich übrigens geil schreiben. 😀









Kapitel XXXV: Ein alter Zwerg








Gunther Hartfuß schwitzte trotz der Kälte. Es konnte jeden Augenblick so weit sein. Er hörte den Schlachtenlärm immer näher kommen und gelegentlich sah er auch, wie einige Krieger von monströsen Kräften durch die Luft geschleudert wurden. Sein Schwager stand dicht neben ihm, er hatte seinen verbeulten Helm abgenommen und sein langes, blondes Haar fiel über seine Schultern. Dreck hatte sein Antlitz bespritzt und er war von Kopf bis Fuß von Schlamm und Regen durchnässt. Aus seinem sonst so anmutigen Kinnbart war eine filzige Franse geworden, die in mitten des stoppeligen Kinns nahezu lächerlich aussah. Aber Gunther wusste, dass sein eigener Anblick nicht viel besser war. Er und sein Schwager hatten sich zufällig getroffen, als eine monströse Kreatur aus der Mitte des Heeres heraus begonnen hatte, ein Gemetzel unter den Imperialen zu veranstalten.
Die Schreie wurden immer lauter und Gunther verkrampfte sich, als ein Soldat eine Reihe vor ihm, heran gezerrt wurde, um einen Verwundeten zu ersetzen, der einen kurzen Augenblick später von einem Kameraden zum Lazarett geführt wurde.
"Wenn ich sterben sollte, dann bitte sage meinem Vater, dass ich ihm Ehre bereitet habe.", bat Gunthers Schwager, als zwei weitere Soldaten an die Front geholt wurden. Inzwischen konnte man immer wieder kurze Blicke auf die Bestie erhaschen, wenn sich eine Lücke zwischen den kämpfenden Kriegern bildete, die aber rasch wieder geschlossen wurde.
Gunther wandte sich erschrocken zu seinem Schwager um.
"Du wirst nicht sterben!", sagte er.
"Wenn doch..."
"Du wirst nicht sterben! Das lasse ich nicht zu!"
Sein Schwager seufzte und lächelte ihn sanft an.
"Das weiß nur Sigmar.", entgegnete er, "wenn ich sterbe, dann weißt du was zu tun ist."
Gunther war verblüfft über die Stärke seines Schwagers, er wirkte, als habe er keine Angst vor dem, was sie gleich erwartete, doch die einzelne Träne die in seinem Augenwinkel glitzerte verriet ihn. Gunther konnte sich noch gut an den Abschied von seiner Frau und seinem Schwiegervater erinnern. Sein Schwiegervater hatte mit vor Stolz schwellender Brust seinen Sohn gelobt, ihm Mut zu gesprochen und ihm geraten, die Helme der erschlagenen Orks einzusammeln und sich als Andenken mit zu nehmen, damit er sie irgendwann mal seinen eigenen Söhnen und Enkeln zeigen könnte. Er hatte so entschieden gesprochen, dass Gunther sich gewundert hatte, ob er sich denn keine Sorgen um seinen Sohn machte. Doch nachts dann, als er mit seiner Frau zusammen gelegen hatte, hatte er ihn weinen gehört...den großen, dicken Mann, der sonst immer fröhlich war und Gunthers Angst vor der Schlacht war weiter gewachsen... was, wenn er nicht zurückkehren sollte, zu seiner Frau, zu seiner ungeborenen Tochter?
Er wollte hier nicht sterben, und seinen Schwager würde er auch nicht sterben lassen, niemals!
"Und wenn ich sterbe...", sagte Gunther grinsend, "dann sag deinem Vater, dass ich deinen Hintern gerettet habe!"
"Und wenn wir beide sterben?", fragte sein Schwager, doch während er diese Worte sprach, wurde er an den Schultern gepackt und an die Front gezogen. Mit einem Kriegsschrei stürzte Gunther hinterher.

Schneider stieß ein lautes Fauchen aus, als er seine Klinge in einem grünen Leib vergrub und wieder heraus zog. Er nahm keine Feinde mehr war, nur noch eine große, wogende Maße, die es zu vernichten galt. Sein Schwert fällte Orks und Goblins, ohne dass er in seinem Schritt innehalten musste. Hinter ihm erstreckte sich eine breite Schneise, durch die die Imperialen vordringen konnten, um die Orks in den Flanken zu attackieren, wodurch sie sich allerdings selbst in die Gefahr eines koordinierten Flankenangriffs brachten. Schreie ertönten in seinem Rücken, doch er ignorierte sie. Scheinbar hatten die Orks es geschafft die Schneise wieder zu besetzen und drängten die Menschen hinaus. Es war ihm egal, wenn es sein musste, würde er jeden einzelnen Ork alleine töten. Solange, bis keiner mehr lebte. Alle würde er erschlagen!

Albrecht lief durch die Kämpfenden hindurch. Die Schlachtreihen hatten sich aufgelöst und es fanden nun viele kleinere Gefechte statt, bei denen die Grünhäute oft in der Überzahl waren. Links von ihm bemerkte er einen Offizier der mit einem außerordentlich großen Goblin kämpfte, um sie herum hatte sich ein Kreis aus Schaulustigen gebildet, die sich gegenseitig mit ihren Waffen auf Abstand hielten. Schnaufend lief Albrecht weiter, erstach zwei Goblins aus dem Hinterhalt, die gerade einen Menschen zu Boden gerungen hatten und ihn beinahe getötet hätten. Mit einem Nicken bedankte der Krieger sich bei Albrecht und wollte soeben nach seinem Schwert greifen, als eine gewaltige Axt niedersauste und ihm den Schädel spaltete. Zornig griff Albrecht die Grünhaut an, die seinen Kameraden getötet hatte, duckte sich unter einem Hieb weg und stach zu. Seine Klinge bohrte sich in die Mitte der Brust und er drückte sie mit aller Kraft hinein. Plötzlich knackte es und sein Schwert rutschte kinderleicht bis zum Heft in den Brustkorb seines Gegners. Der Ork sackte nach hinten und Albrecht fiel, von seinem eigenen Schwung nach vorne geschleudert auf die tote Grünhaut. Er stieß einen überraschten Schrei aus, was seine geschwollene Wange sofort mit üblen Schmerzen bestrafte. Stöhnend richtete er sich auf und zog das Schwert aus der Wunde. Kurz fuhr er mit seiner Hand über sein zerschlagenes Gesicht und spuckte so vorsichtig wie möglich ein wenig Blut aus. Seine Zunge war nur noch ein großer Klumpen, mit dem er kaum noch sprechen konnte. Er hatte versucht zu fluchen, dann aber beschlossen, dass es besser war, es zu unterlassen. Als er weiter laufen wollte stolperte er und stürzte. Er schrie, als er genau auf seiner geschwollenen Wange landete, und Blut spritzte aus dem nun weit geöffneten Mund. Wimmernd krümmte Albrecht sich zusammen und hielt die Augen geschlossen... wenn er Glück hatte, konnte er liegen bleiben und die Orks würden ihn für tot halten. Eine ganze Weile lag er so da, als plötzlich jemand zu ihm sprach:
"Selbst wenn sie dich für tot halten, werden sie dich fressen, Junge... noch während der Schlacht, also steh lieber auf."
Verblüfft riss Albrecht die Augen auf. Ein paar Meter von ihm entfernt, saß ein kleiner, bärtiger Mann, der sich schwer atmend eine Hand auf seinen Bauch drückte und ihn unbeirrt und mit festem Blick ansah.
Sternenbart!
Ihm fiel auf, dass Blut zwischen den Fingern des Zwerges hindurch sickerte und sich auf dem Boden in einen großen Pfütze sammelte. Scheinbar war er so schwer verwundet worden, dass er nicht mehr weiter kämpfen konnte. Schnell drückte Albrecht sich mit den Armen hoch und lief zu dem verwundeten Anführer der Zwerge.
"Ich bring dich von hier for..." Er brach ab, seine Züge verzerrten sich vor Schmerzen. Er presste die Lippen fest aufeinander und hielt sich die Wange. Noch mehr Blut lief aus seinem Mund und an seinem Kinn herunter.
Mit verkrampftem Gesicht schüttelte Grombrand den Kopf.
"Meinst du nicht, meine Männer hätten es schon getan, hätte ich es gewollt?" Mit einer schwachen Bewegung seines freien Armes, deutete Grombrand auf die wenigen noch kämpfenden Zwerge, die einen schützenden Ring um ihren Anführer gebildet hatten, der jedoch, viel zu viele Lücken besaß. Albrecht hatte sie vorher gar nicht bemerkt.
"Sind das alle, die übrig sind?", fragte er. Er musste jedes Wort erkämpfen, Schmerz breitete sich in seinem Mund aus und weiteres Blut schwappte über sein Kinn. So undeutlich er auch gesprochen haben mochte, Grombrand hatte ihn verstanden. Der Zwerg nickte.
Ein Schrei ertönte und Albrecht wirbelte herum. Einer der Zwergenkrieger war gefallen, und auch wenn einer seiner Kameraden sofort versuchte hatte, seinen Platz so gut wie möglich einzunehmen, waren zwei Orks durchgebrochen, die nun auf ihn und Grombrand zu stürmten. Entschlossen hob Albrecht sein Schwert. Er würde Grombrand Sternenbart beschützen.
Die erste Grünhaut näherte sich und schlug nach ihm, doch Albrecht ließ die gegnerische Klinge an seiner eigenen abgleiten und durchbrach so die Deckung seines Gegners. Sofort führte er einen Angriff gegen die Schulter seines Gegenübers aus, doch der Ork schaffte es, seinen Schild rechtzeitig zwischen sich und den heran sausenden, scharfen Stahl zu bringen. Krachend blieb Albrechts Waffe in dem harten Holz hängen und bot der Grünhaut so die Gelegenheit, ihn mit einer geschickten Bewegung zu entwaffnen. Ihm wurde das Schwert aus den Händen gerissen und er stand seinem Gegner nun unbewaffnet gegenüber. Zu allem Überdruss würde der andere Ork ihn in wenigen Augenblicken erreichen. Dann würde nicht nur er, sondern auch Grombrand sterben. Er duckte sich und wich einem Schlag seines Gegners aus, war allerdings nicht schnell genug, um dem darauffolgenden Schildstoß zu entgehen und konnte gerade noch seine Arme hoch reißen, damit das Holz nicht gegen sein ohnehin schon lädiertes Gesicht schlug. Er wurde von den Füßen gerissen und landete auf dem Rücken im Schlamm und für einen kurzen Augenblick wusste er nicht mehr, wo oben und unten war. Im Augenwinkel sah er, wie zwei Zwerge, die den ohnehin schon löchrigen Verteidigungswall verlassen hatten, angelaufen kamen, um ihnen zu helfen, doch Albrecht wusste, dass sie zu spät kommen würden. Ein dunkler Umriss schob sich in sein Blickfeld und hob seine aus Stein gefertigte Axt, um ihn zu töten. Albrecht tastete verzweifelt nach einer Waffe, fand aber keine. Panisch blickt er dem Ork in die Augen, er sah das Lodern, den Hass, die Mordgier... dann würde es jetzt also enden... wenigstens würden ihm so die Schmerzen genommen und er war zumindest dieses eine Mal nicht weggelaufen.... oder? Doch... natürlich lief er weg... er hatte aufgehört zu kämpfen, sich ergeben... Schneider hätte das nie getan! Verdammt! Seine Schmerzen ignorierend stieß er einen Kriegsschrei aus, rollte sich zur Seite und entging dem Hieb der Grünhaut in letzter Sekunde. Er sprang auf und griff den Ork an. Vor heißem Zorn schreiend, schlug er mit bloßen Fäusten nach seinem Gegner, was diesen einige Schritte zurückweichen ließ. Er sah, wie die andere Grünhaut, die ihn nun auch erreicht hatte zum Schlag ausholte und er reagierte blitzschnell. Er ließ sich fallen und umklammerte das Bein seines ersten Gegners und warf sich mit aller Kraft nach vorn. Er spürte, wie der Ork sein Gleichgewicht verlor und nach vorne strauchelte, genau an die Position an der Albrecht gerade noch gestanden hatte. Der Angriff der eigentlich ihm gegolten hatte, traf nun den Ork. Doch auch diesmal reagierte dieser schnell genug und riss seinen Schild hoch. Allerdings hielt der Schild der Wucht des Angriff dieses mal nicht stand und das Holz zerbrach vollständig. Ein Regen aus großen und kleinen Splittern ging auf den knieenden Albrecht und den Ork nieder, der durch den Angriff seines Kameraden das Gleichgewicht verloren hatte und gestürzt war nieder. Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht warf Albrecht sich auf den am Boden liegen Gegner und rammte ihm sein Knie in den Hals. Die Grünhaut wollte vor Schmerzen brüllen, doch ihrer Kehle entglitt nur ein seltsames Gurgeln. Zornig griff er nach einem langen, spitzen Stück Holz, das aus dem Schild heraus gebrochen war und rammte es dem Ork ins Auge. Ein stinkender, schwarzer Strahl schoss aus dem Kopf der Grünhaut, als der Splitter durch den Schädel hindurch in das Gehirn fuhr. Mit einem merkwürdigendem Laut brach das Gurgeln ab und die Zuckungen des sterbenden Kriegers kamen zum Erliegen. Albrecht sprang auf, um sich seinem zweiten Gegner zu zu wenden und sah, das dieser von ihm abgelassen hatte und nun Grombrand bedrängte, der sich erhoben hatte und sich mit seinem einem Arm so gut wie möglich verteidigte, während er die andere Hand weiter auf seine Brust gepresst hielt. Geschickt parierte er jeden Angriff der Grünhaut mit seiner Axt, kam jedoch nie selber zum Angriff, da er seinen zweiten Arm und somit seine zweite Waffe nicht benutzen konnte. Immer weiter wurde er zurück gedrängt. Bald würde er mit dem Rücken an einem großen Felsen stehen.
Albrecht wollte ihm gerade zur Hilfe eilen, da spürte er einen scharfen Luftzug an seinem Ohr, etwas sauste singend an ihm vorbei, flog weiter und traf den Ork im Nacken, worauf hin dieser zusammenbrach. Verwundert beobachtete er, wie einer der beiden Zwergenkrieger die vorhin ihre Formation verlassen hatten, um ihnen zu helfen zu seinem Anführer hinlief und seine Axt aus dem Leichnam der Grünhaut zog. Offensichtlich hatte er sie geworfen und sein Ziel genau getroffen. Albrecht konnte nicht anders, er stieß ein verblüfftes Keuchen aus, was mit einem Ziehen in seiner Wange belohnt wurde. Dann beeilte er sich, ebenfalls zu Grombrand zu gelangen.
"Dieser Sieg hätte mir gebührt Banlin, dich erwartet eine Strafe, ich hoffe das ist dir klar." Der Krieger antwortete nur mit einem Grinsen und half seinem Anführer dann, sich vorsichtig hin zu setzen. Sein Kamerad hatte den gefallenen Zwerg, durch dessen Tod die Orks die Verteidigungslinie hatten durchbrechen können, ein kleines Stück von der Front weggezogen und sich dann wieder in die Formation eingegliedert.
Albrecht erreichte Grombrand und bemerkte, dass der Blutstrom, der zwischen den Fingern des Zwergenanführers hervor quoll breiter geworden war. Mit einer knappen Geste schickte Grombrand seinen Krieger wieder zurück in die Verteidigungslinie, wo er sofort eine offene Stelle besetzte. Es lebten nicht mehr viele Zwerge... vielleicht noch knappe drei Dutzend.
Albrecht wandte sich wieder Grombrand zu, dieser lehnte schwer keuchend an einem Stein und rollte wie verrückt mit den Augen... die Schmerzen mussten ihn fast wahnsinnig machen. Er kniete sich neben den Zwerg und griff nach seiner Hand. Er wollte sie wegnehmen, damit er die Wunde so gut es ihm möglich war versorgen konnte, doch der Zwerg wedelte genervt mit der anderen Hand und wollte Albrecht vertreiben.
"Lass mich in Ruhe. Verschwinde Mensch!"
Albrecht beging nicht den Fehler seinen Mund auf zumachen, sondern schüttelte nur knapp den Kopf und versuchte gleich wieder, die Hand des Zwerges von der Verletzung zu nehmen.
Verärgert schlug Grombrand nach ihm und entblößte dabei für einen kurzen Augenblick die Wunde. Albrecht sah sie und verstand.
"Ich sterbe so oder so, Junge. Nicht einmal mehr ein Heiler könnte mich jetzt noch retten, ich habe viel zu viel Blut verloren." Stöhnend versuchte er aufzustehen, sein Gesicht verkrampfte sich vor Schmerzen und Anstrengung doch er schaffte es nicht. Albrecht versuchte ihm mit einigen Gesten klar zu machen, dass er sich besser nicht mehr bewegen sollte, sah sich kurz um, fand was er suchte und griff nach seinem Schwert. Mit einer kurzen Bewegung verdeutlichte er, was er dem Zwerg anbieten wollte.
Grombrand wurde rot vor Zorn und versuchte erneut auf zu stehen, schaffte es aber wieder nicht.
"Du beleidigst mich Mensch! Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann komm er und lass mich dir deinen Hals umdrehen du räudiger Straßenköter, du dreckiger Sohn einer Elfe!"
Immer und immer wieder versuchte er sich aufzurichten, gab aber nach einer kurzen Zeit auf. Stöhnend sank er in sich zusammen und rührte sich nicht mehr. Vorsichtig näherte Albrecht sich ihm und überlegte kurz, ob der Zwerg ihn wirklich töten würde, wenn er nieder kniete. Dann tat er es doch. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, bereite sich auf die Schmerzen vor und versuchte es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen:
"Es tut mir leid.", nuschelte er.
Langsam öffnete der Zwerg wieder die Augen. Er sah unendlich müde aus.
"Wieso kümmerst du dich nicht um deine eigenen Leute, Junge und lässt einen alten Zwerg in Ruhe?"
Verwundert über diese Frage zuckte Albrecht nur kurz mit den Achseln.... warum eigentlich?
"Wenn du mir wirklich noch einen letzten Gefallen tun willst, Junge..."
Albrecht nickte.
"...dann hilft mir auf und bringe mich zu meinen Männern. Ich will mit ihnen im Kampf sterben, nicht alleine, an einem stinkendem, von Orkblut besudeltem Fels."
Traurig blickte er den Zwerg an und nickte erneut. Schnell steckte er sein Schwert in die Scheide und zog Grombrand dann hoch. Der Zwerg war unglaublich schwer. Albrecht musste geduckt gehen, um ihn richtig stützen zu können und als sie die Schlachtreihe der Zwerge erreichten, war er am Ende seiner Kräfte. Zum Glück hatte Grombrand genug Kraft gesammelt, um alleine zu stehen. "Herr, Ihr solltet das nicht tun!", rief ein herbei eilender Zwerg, der sich sofort bemühte seinen Anführer von der Front weg zuführen, doch Grombrand wehrte ab:
"Lass mich, du winselnder Wurm. Heute ist die Stunde gekommen, zu unseren Vätern zu gehen. Sie sollen ihr Haupt nicht in Scham senken, wenn sie uns sehen! Lasst uns die Lieder singen, die sie uns lehrten, um sie zu ehren, jetzt da wir sie wiedersehen werden."
Der Zwergenkrieger wich ein Stück zurück, nickte und kniete sich dann nieder.
Grombrand stimmte ein Lied an, in einer Sprache die Albrecht nicht verstand und trotz seiner Verletzung sang er so laut und kraftvoll, dass jeder andere der Zwerge ihn hören konnte. Nach und nach stimmten sie alle in den Gesang mit ein. Kurz bevor die Zwerge einen Ausfall starteten, wandte Grombrand sich ein letztes mal an Albrecht und bedankte sich. Danach stürmten die Zwerge, das Lied weiterhin auf den Lippen auf die angreifenden Orks zu.
Von dem Schauspiel das sich ihm bot bewegt, hatte Albrecht beschlossen, dem Rat Sternenbarts zu folgen. Er würde sich um seine eigenen Leute kümmern. Er würde Schneider finden. Einen kurzen Augenblick noch beobachtete er die bärtigen Krieger, dann wandte er sich ab.
Ihr Lied hallte über das ganze Schlachtfeld und es dauerte noch sehr lange, ehe die letzte Stimme erstarb.
 
kleines bissl kürzer als sonst 😉 (diesmal hab ich übrigens zu Children of Bodom geschrieben... geht auch ganz gut xD )


Kapitel XXXVI: Die Pfeilspitze






Albrecht lief so schnell ihn seine Beine trugen. Er umging jedes Gefecht, jeden Gegner und er lief sogar, obwohl es ihm in der Seele weh tat an Kameraden vorbei, die seine Hilfe dringend benötigt hätten. Er musste Schneider finden. Er musste mit ihm reden und vielleicht würde das nach der Schlacht nicht mehr möglich sein, sollte einer von ihnen tot im Schlamm liegen. Wenn, dann bin ich das wohl, dachte Albrecht zynisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Schneider einfach so sterben würde... nicht mehr. Er hatte gesehen, wie er gegen die Dunkelelfen gekämpft hatte und er hatte gesehen, wie er gegen die Orks gekämpft hatte, ehe sie sich getrennt hatten.
Albrecht hoffte, dass Schneider noch immer an der Flanke kämpfte, an der er ihn das letzte mal gesehen hatte. Seine Seiten begannen zu stechen und er bekam immer schlechter Luft... lange würde er dieses Tempo nicht durchhalten können. Vorausschauend mäßigte er seinen Schritt ein wenig, aber es half kaum. Er spürte wie seine Füße sich senkten, ein klein wenig in dem feuchten Boden einsanken und sich anschließend wieder hoben. Jede Bewegung musste er bewusst durchführen und sie kosteten immer mehr Kraft. Keuchend lief er weiter, seine Augen suchten seinen Freund, oder auch Spuren eines besonders grausamen Gemetzels unter den Grünhäuten. Er tat einen weiteren Schritt und... plötzlich zuckte es in seinem Fuß und ein gewaltiger Schmerz raste blitzartig durch seine Wade. Schreiend strauchelte er, seine Wange schmerzte, er ließ sein Schwert fallen, weiteres Blut schoss aus seinem Mund und er schaffte es nicht mehr sich auf den Beinen zu halten und stürzte.
Tränen schossen ihm in die Augen und verschleierten seinen Blick. Fluchend fasste er sich an sein Bein und winkelte es an, um sehen zu können was passiert war. Auf den ersten Blick konnte er nichts erkennen, doch dann sah er die offene, schwarze Wunde in seinem Fuß. Der Pfeil von vorhin! Die abgebrochene Spitze musste weiter in sein Fleisch hinein gerutscht sein. Albrecht stieß lautstark irgendwelche unverständlichen Verwünschungen aus und versuchte aufzustehen. Es gelang ihm nicht... sein Fuß konnte ihn nicht mehr tragen. Verzweifelt überlegte er, was er tun sollte... er konnte hier nicht liegen bleiben, keiner seiner Kameraden hatte hier die Zeit ihn in das Lazarett zu bringen, denn überall um ihn herum tobte die Schlacht. Zornig packte er seinen Fuß und zerrte an dem Stiefel. Es schmerzte sehr stark, doch schließlich schaffte er es und der gepanzerte Schuh glitt mit einem Ruck von seinem Fuß. Gepanzert... gepanzert?, dachte er wütend. Er stellte ihn neben sich und winkelte sein Bein an, damit er die Wunde besser sehen konnte. Der Schreck fuhr ihm durch alle Glieder als er sie sah. Die Adern um die Verletzung herum waren hervorgetreten, hatten sich schwärzlich verfärbt und pochten wie verrückt. Gift! Er musste etwas tun, oder die Pfeilspitze würde ihn umbringen. Vorsichtig betastete er die Stelle und drückte, als er bemerkte, dass es nicht allzu sehr weh tat leicht drauf. Die Schmerzen waren ungeheuerlich, sein Fuß pochte dreimal schneller und er selbst ließ sich schreiend in den Schlamm fallen. Ihm wurde speiübel und für ein paar Sekunden glaubte er, sich übergeben zu müssen, doch er kämpfte den Brechreiz nieder und rappelte sich wieder hoch. Sofort sah er, dass schwarzer Schleim aus dem Loch in seinem Fuß austrat... die Wunde war völlig verdreckt. Zehnmal vorsichtiger als zu vor betastete er seinen Fuß und fand die Pfeilspitze... sie war noch nicht sehr tief eingedrungen, aber er musste sie rausholen. Schnell sah er sich um und schon jetzt brodelte die Angst vor dem, was er gleich tun musste in ihm. Hastig sah er sich um, bemerkte einen toten Imperialen ein kurzes Stück neben sich und begann damit, auf ihn zu zu kriechen. Als er nach seinem Arm griff, gab die Leiche ein leises Stöhnen von sich... der Mann war noch nicht tot! Wie vom Blitz getroffen hievte sich Albrecht auf seine Knie und fasste dem Mann an den Hals... doch... er war tot. Sein Ohren mussten ihm ein Streich gespielt haben. Er durchsuchte den Leichnam nach einem spitzen Gegenstand... ein Messer, oder etwas in der Art. Albrecht erschrak und horchte auf... schon wieder ein leichtes Stöhnen. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und suchte weiter... schließlich fand er was er suchte, ein kleiner Dolch, der am Stiefel des Soldaten befestigt war. Er zog ihn aus seiner Scheide und setzte sich anschließend in den Matsch, damit er besser an seinen Fuß herankam. Schweiß trat ihm auf die Stirn und er holte tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen. Er wischte das Messer so gut wie möglich an der saubersten Stelle seines Wamses ab, mehr konnte er im Moment leider nicht tun. Dann schnallte er seinen Gürtel ab und schob ihn sich zwischen die Zähne. Noch einmal tastete er nach der Pfeilspitze, damit er den Schnitt nicht falsch setzte und führte die Klinge anschließend vorsichtig an die Wunde heran. Sein Atem ging schwer und kam stoßweise... er traute sich nicht, er konnte das nicht tun. Ihm waren die Schmerzen bewusst, die darauf folgen würden... sein Fuß pochte doch gerade so schön ruhig, tat kaum weh. War das wirklich nötig? Ja! Tat er es nicht, wartete der Tod mit scharfer Sense auf ihn. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und wollte gerade anfangen, als jemand ihm die Hand auf die Schulter legte.
Albrecht zuckte zusammen, sein Herz machte ein Satz, wäre ihm beinahe aus dem Hals gesprungen und raste nun wie verrückt. In seinem Schreck riss er das Messer hoch und schnitt sich in die Wade. Er stieß einen Schrei aus und fluchte gleich darauf innerlich, weil seine Backe sich mal wieder bemerkbar machte.
Zornig drehte er sich um, um zu sehen wer ihm da einen solchen Schock eingejagt hatte. Albrechts Herz, das eben noch so rasend schnell geschlagen hatte, setzte mit einem schmerzvollen Zucken in seiner Brust für einen kurzen Augenblick aus. Seine Gedanken kamen ebenso wie seine Glieder zum Stillstand, nur seine Augen und sein Mund waren weit geöffnet.
Der tote Imperiale, dem er den Dolch abgenommen hatte, hatte ihm seine eiskalte Hand auf die Schulter gelegt und zog sich jetzt an ihm hoch. Die Augen des Kriegers waren trüb und der Blick leer. Ein gequältes Stöhnen entrann der Kehle des Soldaten.... Er war doch eindeutig tot gewesen... mausetot. Mit einem erneuten, markerschütternden Stöhnen zog der Krieger sich auf die Füße und begann auf die kämpfenden Orks zu zu schlurfen.
Albrecht konnte es nicht fassen... was zum? ...Dann sah er es.
Alle Toten auf dem Schlachtfeld erhoben sich, Grünhäute wie Menschen und begannen gegen ihren gemeinsam Feind zu kämpfen: Den Waaagh! Eine Eiseskälte setzte sich in Albrechts Herzen fest, suchte, wühlte, griff nach seiner Seele. Ängstlich packte er sich an die Brust und krampfte seine Finger in sein Wams. So schnell wie die unheimliche Kälte gekommen war, verschwand sie wieder.
"Ich bin noch nicht tot...", murmelte er leise. Er flüsterte es immer wieder und erst als der Gestank des Todes, zusammen mit den Untoten verschwunden war, regte er sich wieder, auch wenn die Panik, die er verspürt hatte nicht gänzlich aus ihm wich. Nie würde er diesen Moment vergessen können. Ein weiter Grund nicht hier zu sterben, dachte er bitter. Seine Seele würde er nicht verlieren!
Er schüttelte den Kopf, um ihn so gut wie möglich von den bösen Gedanken zu befreien, die mit dem Anblick des Untots gekommen waren und richtete seine Konzentration wieder auf das, was er eigentlich vorgehabt hatte. Noch einmal säuberte er die Klinge so gut wie möglich, schob sich seinen Gürtel wieder zwischen die Zähne und biss fest drauf. Zur Sicherheit ertastete er die Pfeilspitze erneut und krampfte seine Finger dann um den weichen Griff des Dolches. Dieses mal ließ er keine unnötige Zeit verstreichen, in der er seine eigenen Ängste wieder schüren könnte, sondern stach die Klinge sofort in sein Fleisch. Blut spritze - bis in sein Gesicht und die Schmerzen drohten ihn einzuhüllen, ihm das Bewusstsein zu nehmen. Er arbeitete so schnell er konnte, immer wieder versuchte er das kleine Stück Stein heraus zu hebeln, doch er kam nicht weit genug drunter, um es zu schaffen. Das Leder seines Gürtels gab langsam nach, seine Zähne bohrten sich immer weiter hindurch und seine Kiefer schmerzten wie verrückt, ebenso wie seine geschwollene Wange, die immer schneller pochte. Immer mehr Blut spritzte aus der Wunde, benetzte Dolch, Bein und Gesicht und auch aus seinem Mund begann der rote Lebenssaft zu fließen. Als er schon glaubte, er würde es nicht schaffen, schoss die Spitze mit ungeheurer Wucht aus der Wunde und flog beinahe zwei Meter durch die Luft. Die Klinge schnellte hinterher und Albrecht ließ sie fallen. Doch es war noch nicht vorbei! Mit beiden Daumen drückte er auf seinen Fuß... er schrie, der Gürtel fiel aus seinem Mund, und Blut floss hinterher. Schwarzer Schleim und anderer Dreck quoll aus der Wunde. Mit seinen Händen massierte er seinen Fuß und immer mehr schlammige Suppe floss aus ihm heraus... die Schmerzen brachten ihn an den Rand des Wahnsinns, doch er ließ nicht locker. Er drückte und drückte, drückte sich in die Ohnmacht, wo ihm die sanfte Dunkelheit die Schmerzen nahm.
 
Kapitel XXXVII: Zwei Versprechen, eins zum Brechen








Er erwachte, ließ die Augen aber geschlossen und wunderte sich darüber, dass er noch lebte. Lebte er überhaupt noch? Anschließend wurde ihm gewahr, dass es nicht mehr kalt und nass war und er wunderte sich darüber. Als er dann doch verwundert die Augen aufschlug, sah er, dass er auf einem Lager aus Stroh gebettet war und er wunderte sich darüber. Als er aufzustehen versuchte, schaffte er es nicht, aber er bemerkte, dass sein Fuß verbunden worden war und er wunderte sich darüber. Unglücklicher weise war der Gestank nach Blut und Tod nicht verschwunden.
Ratlos kratzte Albrecht sich den Kopf... er hatte sich viel eher tot im Schlamm liegend gesehen, stattdessen hatte ihn jemand ins Lazarett getragen, während er ohnmächtig gewesen war... wie lang war er überhaupt bewusstlos gewesen? War die Schlacht vielleicht schon geschlagen? Nein, er konnte den Kampfeslärm noch hören.
Er sah sich um... das Zelt war riesig, bestimmt zwanzig oder dreißig Meter lang und etwa alle drei Meter stützen zwei stabile Holzpfosten - einer rechts, einer links - die Plane. In der Mitte des Zeltes, zwischen den Pfosten verlief ein schmaler Pfad, an dessen Seiten die Verletzten beinahe schon gestapelt wurden. Albrecht wusste nicht wie viele genau, aber er wusste dass es viele dieser Zelte gab. Wenn die alle so überfüllt waren wie dieses, was er nicht wirklich bezweifelte, dann musste es schlecht für sie aussehen.
Er musste mit jemanden reden und noch viel wichtiger... er musste mit Schneider reden, hoffentlich hatte es ihn nicht schon erwischt, obwohl Albrecht diese Vorstellung nahezu lächerlich vor kam, immerhin war sein alter Freund ein Vampir. Erneut versuchte er, sich zu erheben und diesmal gelang es ihm, auch wenn er nur wackelig auf die Füße kam. Vorsichtig tat er einen Schritt und einen zweiten... sein Fuß schmerzte kaum, was vermutlich auch daran lag, dass mehr als die Hälfte seines Fleisches erfroren war. Mit leicht zittriger Hand griff er nach seinen Stiefeln, die neben seinem Lager standen und zog sie zu sich. Auch wenn er mit seinem verletzen Fuß einige Probleme hatte, gelang es ihm sie anzuziehen und nachdem er sich auch noch sein Hemd über gezogen und seinen Brustpanzer angelegt hatte, hinkte er vorsichtig zum Ausgang des großen Zeltes.
Er hatte schon fast die Hälfte des Weges geschafft, da verließen ihn plötzlich seine Kräfte und er schwankte. Sein Fuß verkrampfte sich und Albrecht drohte zu stürzen, doch er konnte sich rechtzeitig an einem der Holzpfeiler die das Zelt stützten festhalten. Er atmete schwer, doch er biss die Zähne zusammen und hinkte weiter... ihm wurde schlecht, die Welt fing an sich zu drehen... er wankte weiter, doch alles wackelte so heftig, waberte vor sich hin...
Mit einem Ruck riss es ihn von den Füßen und er bemerkte es erst, als er schon am Boden lag, er hatte wieder Schmerzen in seiner Wange und sein Kopf insgesamt schien beinahe zu explodieren. Stöhnend drehte er sich auf die Seite... er lag vor einem jungen Krieger... höchstens sechzehn Sommer konnte der Junge gesehen haben. Er konnte ihm genau ins Gesicht schauen: die aschfahlen Wangen, die vom Blut, das immer noch übers Kinn lief verfärbten Zähne, die aus dem leicht geöffneten Mund hervor lugten und... die Augen.. die Augen... das eine war blau, weit aufgerissen und schien ihn genau anzustarren. Das andere... das andere fehlte... ein großes, hässliches, schwarzes Loch war an seiner Stelle, das eigentlich von einem Verband hätte verdeckt sein sollen, doch der dünne, kratzige Stoff war offenbar nur hastig angelegt worden und nun herunter gerutscht. Wie von Sinnen streckte Albrecht seine Hand aus und versuchte ihn wieder zurecht zu rücken... es war als führte er die Bewegung in Zeitlupe aus... unendlich langsam näherten seine Finger sich dem entstellten Gesicht des Jungen, berührten den Verband, wollten ihn hoch schieben... das gewaltige Loch löste sich schlagartig auf und verwandelte sich in einem gewaltigen Schwarm Fliegen der jetzt davon flog und sich auf den anderen Verletzten niederließ.
Albrecht hätte sich beinahe erbrechen müssen: das Auge des Jungen fehlte immer noch, doch war das Loch nicht schwarz sondern blutig, eitrig und stank wie Trollkotze. Hustend kämpfte er sich hoch, der Junge musste tot sein... er hatte ihn nicht an-, sondern durch ihn hindurch gesehen... ein leerer Blick, ohne Leben...
Seine Beine zitterten noch heftig, doch er stützte sich an einem Holzpfeiler und vermochte so, stehen zu bleiben. Die Übelkeit wollte allerdings nicht aus seinem Magen weichen. Er wollte gerade einen weiteren Versuch unternehmen, weiterzulaufen, als ein älterer Mann in einer prachtvollen Rüstung, der sich bis eben noch mit einer der Pflegerinnen unterhalten hatte ihn bemerkte und auf ihn zu gelaufen kam.
"Sohn, leg dich wieder hin!", rief er. Er erreichte Albrecht und schob ihm einen Arm unter die Achseln um ihn zu stützen... dieser nahm die Hilfe dankbar an, er versuchte gar nicht sich zu wehren, obwohl ihn der andere Mann direkt auf sein Lager zurück bugsierte. Er fühlte sich so schwach... ihm war so schlecht...
Als er wieder lag, sah er in das harte, aber dennoch ehrlich besorgte Gesicht des Mannes. Er hatte lockiges Haar, in dessen sattem Braun, einzelne graue Strähnen zu finden waren. Sein Bart war lang, mindestens solang wie eine Elle und schien direkt aus dem Haar zu entspringen, denn er war genau so lockig und auch der Farbton unterschied sich nicht im geringsten. Die großen, rauen Hände schoben Albrechts vom Schweiß nasse Haare beinahe zärtlich aus seinem Gesicht und legten sich anschließend auf seine Stirn.
Der Mann murmelte leise vor sich hin, so als würde er beten. Als er geendet hatte, legte er seine Hände auf seine Knie und schenkte Albrecht ein warmherziges Lächeln.
"Törichtes Kind.", sagte er. Seine braunen Augen ruhten auf Albrecht, schienen ihn zu durchdringen, mit Wärme zu erfüllen... dieser Mann musste ein guter Mensch sein, dessen war er sich sicher.
"Was ist passiert? Wer seid ihr? Wo...", begann er zu fragen, doch der Mann unterbrach ihn: "Ruhe, Sohn, ich werde dir alle deine Fragen beantworten und auch wenn mich die Pflicht rufen sollte, so werde ich dich alles wissen lassen, was du wissen musst, um dein Herz zu beruhigen."
Albrecht atmete tief durch. Der Mann hatte recht, es hatte keinen Sinn wenn er sich aufregte und zu viele Fragen auf einmal stellte. Er beschloss mit einer ganz einfachen zu beginnen:
"Wer seid Ihr?"
"Mein Name lautet Walther Groll, ich bin einer der Priester des großen Sigmar."
Albrecht nickte und stellte seine nächste Frage: "Habt Ihr mich gerettet?"
"Ich traf mit meinem Heer verspätet ein. Wir konnten die Orks in der Flanke angreifen und ein gutes Stück Boden gewinnen. Als wir die Untoten vernichteten, da fand ich dich, mein Sohn. Ich lud dich auf mein Pferd und brachte dich hierher."
"Ihr habt die Untoten vernichtet?", erschrak Albrecht, "aber sie haben doch gegen die Orks gekämpft, weshalb..."
"Es sind Kreaturen, wiedergeboren aus Dunkelheit und Hass." Der Sigmarpriester schien erzürnt. "Sie dürfen nicht in unserer Welt wandeln. Mein Empörung darüber, dass der Imperator diesen Dienst in Anspruch genommen hat ist unermesslich. Eher würde ich mit ansehen, wie mein geliebtes Altdorf fällt, als das ich tolerieren könnte, dass ein braver Mann an der Seite eines Dieners der Nacht kämpft!"
"Verzeiht, ich...", Albrecht war verwirrt wegen des Ausbruchs des Priester... er wusste nicht was er sagen sollte. Zum Glück brach der Sigmarit das Schweigen, die Härte schwand aus seinem Gesicht und das freundlich Lächeln zierte wieder sein Antlitz.
"Nein, ich muss um Verzeihung bitten, ich hätte mich nicht gehen lassen dürfen. Doch Kind, du musst wissen, wenn der Körper eines Verstorbenen Menschen aus seinem Grab heraus geholt wird, so reißt man seine Seele für immer aus Sigmars Hallen. Sie kann nur noch den Chaosgöttern anheim fallen, denn der Leib der Seele vollbringt böses und sie kann nichts dagegen tun. Wir Sigmarpriester müssen diese Seelen läutern und sie von ihrem Gift befreien, so dass sie wieder in Sigmars Glanz treten können."
Albrecht nickte erneut, doch das was der Priester ihm soeben erzählt hatte, ließ eine Frage in ihm aufbrennen, die ihn nicht mehr loslassen wollte... er musste die Antwort wissen!
"Verliert ein Vampir auch seine Seele?"
Offenbar war der Priester zunächst etwas verwirrt über diese Frage, doch er fasste sich wieder und antwortete:
"Ich bin nicht allwissend, im Gegenteil, mein Wissen über die böse Magie, die in den schwarzen Schulen des Imperiums Nekromantie genannt wird, ist gering, denn es ist verboten, es sich an zueignen. Ich weiß nur jenes, das ich gelernt habe in den goldenen Schulen des Sigmar, um den Fluch des Bösen zu bekämpfen und die geschändeten Seelen zurück ins Licht zu führen."
Albrecht ließ enttäuscht den Kopf hängen. "Ich verstehe..."
Der Priester bemerkte, dass seine Antwort den jungen Mann überhaupt nicht befriedigte und er fuhr, nach einem wohl hörbaren Räuspern fort: "Dennoch glaube ich, dass ein Vampir für das was er tut, selber einstehen muss. Es ist möglich den Schmutz von der Seele eines dunklen Fürsten zunehmen, doch die Schwärze die auf seinem Herzen lastet, die bleibt bestehen und er muss seine Schuld selbst vor Sigmar tragen."
Albrechts Augen blitztem auf... ein Vampir war sein eigener Herr? Dann hatte Schneider die Menschen in Haselbrühl freiwillig umgebracht? Aus freien Stücken? Nein! Das konnte er nicht glauben! Aber der Sigmarpriester war ein gebildeter Mann von großer Weisheit und Schläue... wahrscheinlich wusste er beinahe besser als Schneider selbst über die Kinder der Nacht bescheid. Er dachte angestrengt nach und scheinbar viel das auch dem Priester auf.
"Was beschäftigt dich, mein Sohn? Lass mich dir Helfen die Zweifel aus deinem Herzen zu tilgen!"
Meine Zweifel, dachte Albrecht. Ja, er hatte Zweifel, aber er wollte die Antwort nicht hören und schon gar nicht wollte er den Mann wissen lassen, worüber er nachdachte... würde er Schneider töten, wenn er von ihm wüsste. Oder wusste er schon von ihm... hatte er ihn schon getötet? Angst besprang ihn, wie eine Raubkatze ihre Beute. Er wollte es wissen, er musste es wissen, aber er hatte Angst, dass die Frage ihn verraten könnte, dass sie Schneider verraten könnte, sollte der Priester noch nicht von ihm wissen. Er musste sich entspannen! Er musste vom Thema ablenken!
"Warum verweilt Ihr weiterhin an meinem Lager? Müsst Ihr den Männern nicht beistehen? Versteht mich nicht falsch, ich schätze Eure Gesellschaft, doch muss zweifelsohne Wichtigeres an Euren Nerven zehren."
"Ich betrachte es als meine Pflicht!", sprach der Priester voller Stolz, "Ich versprach Sigmar dich zu retten und zu heilen, ich werde mein Versprechen nicht brechen."
"Vielen Dank....", er fühlte sich schwach, sehr schwach... doch er musste den Sigmarit trotz allem los werden. "Ich kann Euch nicht genug danken, doch es ist meine Pflicht, Euch zu bitten, auch meinen Kameraden beizustehen, die draußen auf dem Schlachtfeld, Eure Hilfe benötigen."
Walther Groll nickte, in seinem Gesicht spiegelte sich keine Freundlichkeit, sondern viel mehr Respekt wieder.
"Ich respektiere deinen Wunsch. Du hast mir gezeigt, dass du ein starkes und großes Herz hast. Ich bange nicht um deinen Platz in Sigmars Hallen."
Der Priester erhob sich und zog sich zwei gepanzerte Handschuhe an, die neben Albrechts Lager gelegen hatte. Noch einmal lächelte er freundlich. "Versprich mir aber, dass du liegen bleibst und deine Wunden genesen lässt. Das ist wichtig, denn sie sind sehr zahlreich."
Er wartete noch kurz auf Albrechts bestätigendes Nicken, dann wandte er sich ab und rauschte mit großen Schritten aus dem Zelt.
Albrecht wartete noch kurz, dann arbeitete er sich auf die Beine und begann auf den Ausgang zu zu wanken. Er konnte sein Versprechen nicht halten. Er brauchte Antworten und zwar nicht von irgendwem, sondern von Schneider. Tapfer kämpfte er Schmerzen und Übelkeit nieder und lief weiter.
Als er das Zelt verließ dachte er darüber nach, wie viele Leben Sigmar ihm schon geschenkt hatte und er fragte sich, ob er ein weiteres von ihm bekommen würde.