40k Ein Renegat mit einem Gewissen

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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Nach viel zu langer Pause geht es nun weiter, mit dem nächsten Kapitel der Geschichte. Ich hoffe sehr das es euch gefällt. Wie immer sind Kritiken, Kommentare und Anregungen sehr willkommen. Also, viel Spaß.


Kapitel 4
Schicksal​



Während Kelios weiter ziellos durch die, noch umkämpfte, Stadt wanderte, grübelte er über ihre Anwesenheit auf diesem hinterwäldlerischen Planeten nach.
Wie tief waren sie doch nur gefallen?
Einst waren sie Helden, die bevorzugten Krieger des Imperators, seine Engel des Todes. Auf Dutzenden von Welten standen erhabenen Statuen von ihnen, auf vielen Welten mehr wahren ihre Heldentaten in kunstvollen Wände überspannenden Gemälden, Mosaike, Fresken und Schnitzereien verewigt.
Nun waren sie nur noch Söldner, die für jeden kämpften, der ihnen einen Kampf gegen das Imperium versprach und natürlich ihren nicht gerade geringen Preis zahlen konnte.
Ja, seit dem Verrat wahren sie wahrlich tief gefallen. Beinahe Siebenhundert Brüder wahren zum Zeitpunkt des Verrats auf der „Unbezwingbar“ eine Raumstation der Ramilies-Klasse und gleichzeitige Ordensfestung anwesend. Sie hatten versucht standzuhalten, den betrügerischen Feind zurückzuschlagen, bereit bis zum letzten Tropfen ihres Blutes zu kämpfen. Trotzig und unnachgiebig und doch so vergebens und aussichtslos. Sie wären auch bis auf den letzten Bruder in jener Nacht gefallen, wenn nicht ein Held des Ordens aus seinem langen Schlummer kommend die Evakuierung befohlen hätte.
Nur widerwillig befolgten sie seinen Befehl. Ihr Feind war überheblich und hatte mit einem Kampf bis zum tot gerechnet, nicht mit einer Flucht. Trotzdem war es ihnen nur knapp gelungen die feindliche Blockade zu durchbrechen und mit einem Notfallsprung zu fliehen. Nur knapp dreihundert Brüdern war damals die Flucht gelungen. Die ersten Jahre waren hart und sehr verlustreich, sodass ihre Zahl auf unter zweihundert sank.
Mit der Entdeckung einer verlassenen Miene, die einen gigantischen Asteroiden aus höhlte, der am Rande eines unbewohnten Sonnensystems durch das All trieb, begann der langsame Aufstieg. Die Betreiber, eine ihnen unbekannte Xenos-Rasse, hatte die Miene allem Anschein nach schon vor Jahrhunderten aufgegeben. Es war nicht einfach, aber den Techmarines gelang es nach Wochen die Lebenserhaltung und die künstliche Schwerkraft innerhalb der Anlage zu aktivieren. Über die Jahrzehnte hatten sie mehr und mehr der Anlage erforscht und viele weitere Systeme wie Schildgeneratoren, Laser- und Plasmabatterien, Teleporter und Produktionsanlagen entdeckt und zum Laufen gebracht. Auch, wenn es noch immer viele Dinge gab, die sich ihrem Verständnis entzog.
Ihre Reihen hatten sich mit neuen Space Marines gefüllt. Die Gensaat des Ordens war schon immer sehr anpassungsfähig, sodass es nur selten zu Abstoßungen kam. So konnten sie innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte siebenundsiebzig neue Brüder aus ihrer Gensaat erschaffen. Sie waren schon immer Pragmatiker gewesen und nahmen daher auch andere Space Marines auf, die aus ihren Orden ausgestoßen, ihn selber verlassen haben oder wie sie selbst vom Imperium verraten wurden. Aber es waren nicht nur Space Marines, die eine neue Heimat bei ihnen gefunden hatten. Auch abtrünnige Einheiten des Astra Militarrum, Söldner und Mutanten. Selbst einige Xenos hatten bei ihnen eine Zuflucht gefunden.
Natürlich waren nur die Space Marines wirklich frei. Alle anderen waren nur Sklaven, deren Wert für die Iron Fury nur in ihrer Kampfkraft gemessen wurde. Die aktuelle Kampfkraft lag bei fünfhundertzwölf Renegaten, siebentausend kampferprobten Elite-Kämpfern die aus ehemaligen Gardisten und Söldnern geformt wurden. Dazu kamen noch einige Tausend Mutanten und Kultisten.
Eigentlich nahmen sie alle auf, die dem Imperium den Rücken gekehrt hatten. Warum war ihnen egal, Hauptsache sie hassten es und waren bereit es zu bekämpfen! Auch in der Wahl ihrer Waffen waren sie pragmatisch, zu dem auch schon bald das Chaos zählte.
Die verbreiteste Anbetung galt dem ungeteilten Chaos auch, wenn sich viele seiner Brüder und Sklaven schon bald nur noch einem Chaosgott verschrieben hatten. Mittlerweile gab es Dutzende Kulte innerhalb der Iron Fury. Khorne, Nurgle, Tzeentch und Slaanesh von jeden gab es welche. Die des Herren der Schädel und des Prinzen der Ekstase waren am zahlreichsten. Die des gutmütigen Vaters des Verfalls am seltensten. Für Kelios war es ein Rätsel, warum sie sich so bereitwillig in die Sklaverei begeben hatten. Das Chaos brachte Macht zweifelsfrei, aber es brachte auch die Sklaverei. Es korrumpierte und veränderte Körper und Geist gleichermaßen. Manche Veränderungen waren subtil wie kleine Hörner oder Raubtierhafte Fänge, die sich bei einigen seiner Brüder und ihrer Sklaven gebildet hatten. Andere waren drastischer und nicht zu übersehen wie es bei den Kreischern der Fall war.
Es war ein schmaler Pfad, auf dem Kelios wanderte, ein Schritt neben dem Pfad würde ihn seine Seele kosten. Er versuchte so wenig wie möglich mit ihm in Berührung zu kommen, vermied es die Symbole, die allgegenwärtig auf der „Zerschmetterter Glaube“ und ihrer Basis waren, länger als nötig anzusehen. Nur selten nahm er an Zeremonien teil oder folgte den Einladungen seiner Brüder zu Ritualen. Gleichzeitig merkte er wie die Anziehung und Neugier gegenüber der Primordiale Wahrheit von Tag zu Tag stärker wurde. Vor einigen Jahren hatte auch er angefangen kleinere Trophäen wie die gehäuteten Schädel von Astartes an seiner Rüstung zu befestigen. Kelios hatte persönlich Hörner an seinem Helm befestigt und die Ränder seiner Rüstungsplatten mit Symbolen und Formen versehen, die ihm einst im Traum erschienen waren. Mittlerweile zierte auch der Chaosstern an verschiedenen Stellen seine Rüstung.
Es gefiel ihm nicht in welche Richtung sich seine Interessen entwickelten. Nur seine ausgeprägte Loyalität, gegenüber seinen Brüdern hinderte ihn daran, den Iron Fury den Rücken zu kehren. Zu mindestens war das ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil von ihm fürchtete sich einfach vor dem allein sein. Noch nie in seinen Leben war er allein gewesen.
Selbst wenn er alle Eide und Loyalen Bande brechen sollte was sollte er dann machen? Sollte er allein gegen das Imperium kämpfen? Oder sollte er sich auf irgend einen Planeten zurückziehen und bis zum Ende seiner Tage ein einsames und verstecktes Leben führen wie es der Gefallene Engel macht, den sie auf einer spärlich bewohnten Todeswelt getroffen hatten. Es war eine interessante Erfahrung gewesen sich mit dem Dark Angel zu unterhalten. Sie hatten viel Neues über das alte Imperium und den Imperator und dessen genetischen Söhnen erfahren. Es war erfrischend mal Worten aus erster Hand zu lauschen. Natürlich hatten die Iron Fury auch schon für einige Kriegsherren der Verräterlegionen gearbeitet. Und jeder, einzelne Marine mit dem Kelios über den Bruderkrieg sprach, hatte behauptet, dabei gewesen zu sein.
Viele von ihnen hatten, nach eigener Aussage, im Schatten des imperialen Palastes gekämpft und mächtige Champions der Loyalisten eigenhändig erschlagen. Er glaubte nur wenigen von ihnen. Der Gefallene hatte nie behauptet, auf Terra gewesen zu sein oder am Bruderkrieg teil genommen zu haben.
Nein er kämpfte nur auf Caliban, wie die Ordenswelt der Söhne des Löwen hieß, bevor sie durch das zornige Feuer der Loyalisten und den wütenden Chaosgötter zerrissen wurde. Auch wenn sich seine Überzeugungen in den letzten zehntausend Jahren nicht änderten, war er doch nicht bereit gegen das Imperium zu kämpfen, da seine geliebte Heimat nicht mehr existierte. Nur Luthor oder Merir Astelan, mächtige Krieger welche die Herrschaft des Imperiums ablehnten, würden es vermögen ihn zu den Waffen rufen zu können.
Nein ein friedliches Leben wahr nun wirklich nichts für Kelios.
Der Iron Fury verdrängte die Gedanken über die Vergangenheit und dachte darüber nach, warum er nun auf diesem hinterwäldlerischen Planeten war. Wie er es am Anfang vermutet hatte, war dieser Auftrag so langweilig wie er sich anhörte. Hier gab es weder Space Marines oder Inquisitoren zu töten, noch gab es eine nennenswerte Verteidigung mal abgesehen von den Boden-Orbital-Abwehrstationen und dem Schild natürlich. Auch hatte dieser Planet keinerlei strategische Bedeutung.
Ihre Aufgabe war einfach und simpel, die Belohnung dagegen hoch. Sie sollten diese Stadt von sämtlichen Imperialen säubern, wie war Ihnen überlassen. Ein weiterer Punkt im Vertrag sah vor, dass eine Datenmaschine die Curix bei sich trägt, sollte darüber hinaus noch in einer Schnittstelle des Throns des Gouverneurs eingesetzt werden. Welchen Zweck diese Apparatur hatte, wusste er zu Mindestens nicht. Vielleicht wusste es der Eiserne, vielleicht auch nicht. Letzten Endes spielt es keine Rolle, was es mit diesem Ding auf sich hat.
Er verfluchte Boldur, dass er sich von ihm hatte überreden lassen, am Auftrag Teil zu nehmen. Hätte er sich mal lieber einem der anderen Kriegstrupps angeschlossen. Vielleicht dem von Tetkok oder Darion. Ein lautes Knacken riss ihn aus seinen Grübeleien.
Es war der allgemeine Kanal der Iron Fury. Kelios zwinkerte der energischen weiß blinkenden Rune auf seinem Display zu. Augenblicklich dröhnte die brutale, leicht verzehrte Stimme des Eisernen im inneren seines Helms.
„Geschätzte Brüder. Treue Sklaven. Hört die Worte eures Herren. Der Schild ist endlich, unter dem brüllenden Zorn unserer Waffen gefallen. Curix meldet, dass der Auftrag erfüllt ist und das er den weinerlichen Gouverneur, zu Asche verbrannt hat. Genauso wie es dem restlichen, verräterischen Imperium ergehen wird. Brüder, beendet eure Orgie des Todes und der Zerstörung. Sklaven, eilt zu euren Meistern, eilt zum Palast. Oder auch ihr werdet unter meinem niemals endenden Zorn leiden. Sklaven und Brüder Ihr seid nun gewarnt. Erweckt nicht meine eiserne Wut.“ Ein Geräusch, ähnlich wie dass wenn Fingernägel über eine Schiefertafel kratzen ertönte und die Verbindung des Eisernen wurde gekappt. Kelios´ Ohren dröhnten noch einige Herzschläge von der Stimme des Eisernen.
Jeder Renegat, die Offiziere ihrer Sklavensoldaten und Alpha-Mutanten, jeder einzelne hatte die Übertragung empfangen. Einige ihrer Sklaven waren mit Sicherheit jetzt Taub, überlegte der Iron Fury. Er konnte sich noch gut an, dass letzte Mal erinnern, als der Eiserne von seiner Wut übermannt wurde.
Ja“, dachte Kelios, „es wäre wirklich besser den Eisernen nicht warten zu lassen.“ Aber er zögert, wieso nur, tat er das? Trotz der potenziellen tödlichen Gefahr die, dass Zögern bedeutete, rührte er sich nicht vom Fleck. Kelios hatte ein seltsames Gefühl, dass er sich nicht erklären konnte. Sein Blick glitt langsam nach rechts, bis er den Eingang des Blocks anstarrte. Die Tür war herausgerissen und die umgebenden Glasscheiben zerstört. Die wenigen Glassplitter, die noch im Rahmen steckten, trieften vor Blut. Durch einen Gedanken des Renegaten hin, fokussierte und vergrößerte er den dunklen Eingang. Er sah dass, was er erwartet hatte überall Blut Leichen und Schmierereien. Dazu Einschusslöcher. Klauenspuren und Brandnarben. Kelios schnaufte verächtlich und wand seinen gehörnten Helm der Mitte der Stadt zu.
Jetzt, da der schützende Kokon aus Energie vom Waffenzorn fortgerissen wurde, konnte Kelios die zahlreichen, mal größeren mal kleineren Türme erkennen.
Die Mehrheit der Türme war flach und beherbergten neben einfachen Flakbatterien auch, überraschend mächtige Boden-Orbital-Abwehrstationen.
Vom Palast selbst, konnte er nur die oberen Ebenen des Turms erkennen die, soweit er wusste, nur vom Gouverneur und dessen Familie sowie ihren persönlichen Dienern bewohnt wurde. Für einen kurzen Augenblick sah der Renegat die Türme in alter Pracht. Elegant, mit geschwungenen Linien und doch Funktional und widerstandsfähig. Eine Kombination die Kelios nur selten an den Bauten des Imperiums gesehen hatte. Meist entscheidet man sich für eine der beiden Varianten. Entweder Elegant oder Widerstandsfähig.
Doch dann war der Augenblick vorbei und Kelios sah die Gegenwart.
Die Türme waren zerbombt, viele waren eingestürzt entweder teilweise oder komplett. Andere waren vollständig in orange-roten Flammen gehüllt. „Ich sollte ihn wirklich nicht warten lassen.“ Kelios machte sich auf den Weg. Er hatte gerade zehn Schritte gemacht als er auf dem Absatz kehrt, machte und zurück stapfte.
Missmutig, sich an seinen Hörnern kratzend, fragte er sich wieso er nun doch vor dem zerstörten Eingang stand.
„Der Mahlstrom soll mich verschlingen, Ich werde schon herausfinden was hier vorgeht“, fluchte er in seinem Helm. Entschlossenen Schrittes betrat er den Habitatblock. Vier Stufen, die er mit einem Schritt nahm, führten ihn in einen vier Meter langen Flur. Abermals Fluchte er, aber nicht weil er sich fragte warum er hier war, sondern warum er Hörner an seinem Helm angebracht hatte. Wie hunderte male schon zuvor entschied er, sobald er wieder an Bord der Gebrochener Schwur war, Sie sich von seinem Helm zu reißen.
Er nahm eine gebückte Haltung ein und ging durch den Flur. Immer wieder kratzten die Spitzen seiner Hörner an der Decke und hinterließen mit jedem Schritt kleine Kerben an ihr. Kelios blickte erst nach links und dann nach rechts. Beide Flure unterschieden sich nicht voneinander. Daher zuckte er mit den Schultern, was durch seine gebückte Haltung etwas seltsam wirkte, und ging erst in den linken Flur. Auf beiden Seiten befanden sich jeweils zehn einfache Holztüren, die allesamt aufgebrochen oder gar ganz zerstört waren. Kelios überprüfte nur halbherzig die Habitateinheiten, indem er einen flüchtigen Blick ins Innere der bescheidenen Wohnungen warf. Immer war es das gleiche Bild.
Tod und Zerstörung.
Schnell hatte der Renegat das Ende des Flurs erreicht. Er ging zurück und überprüfte den rechten Flur, mit demselben Ergebnis. Da er hier nichts fand, ging er in die Erste Etage und überprüfte die Wohneinheiten.
Auch hier war das Ergebnis dasselbe. Genau wie in der zweiten und dritten Etage. Aus mangelnder Geduld, die mit jeder verstrichenen Minute größer wurde, beschloss der Chaos Marine das er die vierte und fünfte Etage ignorierte. Auch die sechste wollte Kelios ebenfalls ignorieren. Er hatte gerade seinen Fuß auf die erste Stufe, die für einen normalen Menschen die dritte gewesen wäre, gesetzt als er ein leises Geräusch vernahm. Der Iron Fury verharrte und lauschte, lange musste er nicht warten. Es war ein Schaben, so als ob jemand etwas über den Boden schleifte.
Er bewegte sich auf das schabende Geräusch zu. Es kam aus der zweiten Tür des rechten Flurs auf der rechten Seite. Irgendjemand oder irgendetwas war also noch am Leben. Kelios schlich, soweit es seine Servorüstung zuließ, mit erhobenen Relikt-Bolter zur Tür. Anders als die übrigen war diese zwar ebenfalls aufgebrochen aber wieder zugedrückt worden. Jemand hatte etwas von innen gegen die Tür geschoben. „Interessant, aber ungenügend“, dachte Kelios und trat sie auf. Die einfache Holztür hatte nicht den Hauch einer Chance gegen die übermenschliche Kraft eines Astartes samt Servorüstung und zersplitterte. Scharfkantige Holzsplitter manche klein andere groß flogen wie Schrapnelle durch den Innenraum der kleinen Wohnung. Zwei Stühle und ein leichter Tisch aus dünnem Metall hatten als provisorische Barrikade gedient und wurden durch die schiere Kraft des Renegaten davon geschleudert. Beide Stühle zerschellten an der gegen überliegenden Wand, während der Tisch in das einzige Fenster des Wohnraums krachte und es bersten ließ.
Mit einem kurzen Schwenk seines Bolters hatte er alle Einzelheiten des Raums erfasst.
Es war ein typischer Hauptraum einer Habitateinheit dieser Größe. Es war Küche, Wohnraum und Schlafkammer in einem. Die hintere Wand wurde zum Großteil von der Küche eingenommen. Ein Herd, ein kleines Waschbecken und eine kurze Arbeitsplatte, die durch drei hüfthohe Schränke gebildet wurde. Neben der Küche war das winzige Badezimmer, gerade groß genug für eine Toilette und eine schmale Duschkabine. Daneben war eine weitere Tür, die aber im Gegensatz zur Badezimmertür verschlossen war. Ein Teil der rechten Wand wurde von einer kleinen Schlafstätte belegt. Verschiedene Stofftiere, kleine Kissen und eine bunte flauschige Decke lagen darauf.
Der andere Teil der Wand wurde von einem alten abgenutzten blauen Sofa, dass allem Anschein nach ebenfalls als Schlafstätte diente beansprucht.
Die linke Seite war komplett mit Schränken zu gestellt. Direkt neben Kelios rechter konnte der Renegat die Überreste eines kleinen Schreins, für den Gott-Imperator erkennen, die aus einem Haufen, noch dampfenden, Exkremente herausragten. Der Iron Fury rümpfte die Nase über diese primitive wie eklige Entweihung des kleinen Hausschreins.
Es überraschte ihn das die Mutanten nur so wenig Chaos angerichtet hatten. Als letztes fiel sein Blick auf den Menschen zu seinen Füßen. Es war ein alter Mann, von vielleicht fünfzig, sechzig Standardjahren. Sein blasses Gesicht war von Falten durchzogen. Eines seiner brauen Augen war milchig-weiß. Sein langer weiser Bart reichte ihm bis zur Brust. Die letzten Zentimeter des Barts waren durch das viele Blut, dass aus seinen zahlreichen Stichwunden in der Brust sickerte, rot gefärbt. Einem Moment lang dachte Kelios dass der Mensch bereits Tot sei, doch dann fingen seine Autosine die Vitalparameter des Mannes auf. Schwach aber gerade noch messbar.
Bemerkenswert“, dachte der Chaos Marine, als er die große Blutlache betrachtete, die sich um den Menschen gebildet hatte. Dem Renegaten fielen die kleinen blutigen Fußspuren auf und sein Blick folgte ihnen. Er war nicht überrascht, dass Sie zur Tür führten. „Eine Frau“, ging ihm auf. Der Iron Fury warf ein Blick über seine Schulter. Es gab in der kleinen Wohneinheit nur einen Ort, an dem sich die Frau verstecken konnte.
Er machte einen Schritt auf die verschlossene Tür zu.
„Monster“, röchelte eine leise Stimme hinter ihm. Der Renegat blieb verdutzt stehen und drehte sich um. Er konnte es kaum fassen, dass der halbtote Mensch noch so viel Kraft übrig hatte um zu sprechen, geschweige denn seinen Arm bewegen zu können. Es kam dem Iron Fury so vor als, ob er versucht hätte nach ihm zu greifen. „Du bist also noch am Leben, alter Mann“, stellte der Astartes fest. Blutige Bläschen sammelten sich in den Mundwinkeln des Menschen als er wieder Sprach.
„Ich habe Mitleid mit dir.“
Seine Neugier war geweckt und drehte sich nun vollends um.
„Du bemitleidest mich? Mich einen Halbgott, du sterblicher Wurm?“, dröhnte die Stimme aus dem Voxgitter des Iron Fury. Der Mensch konnte es zwar nicht sehen aber Kelios lächelte. Seit Jahrzehnten hatte er es nicht mehr getan. Schnell verschwand es wieder als er in das Gesicht des alten Mannes blickte. Es erinnerte ihn an, dass Gesicht der jungen Gardistin die er am Morgen getötet hatte.
Der Körper des Menschen wurde von einem starken Hustenanfall erfasst. Blut spritzte aus dessen Mund und sein Atem kam in kurzen und flachen Atemzügen. Das Leben des Menschen maß sich nur noch in Minuten. Der Anfall ebbte ab. „Ja“, röchelte der Mensch, leiser als zu vor. Kelios dachte einen Moment nach, dann kniete er sich neben den sterbenden. Das sich sein Knie in der Blutlache des Mannes befand, störte den Renegaten nicht.
„Sprich deine letzten Worte, kleiner Mensch“, dröhnte die bedrohlich klingende Stimme des Iron Fury. Jetzt war es der Mensch, der lächelte. Sein blutiges Lächeln erinnerte Kelios an einen wahnsinnigen Khorne Berserker.
„Du machst mir keine Angst, Ketzer, denn der Gott-Imperator erwartet bereits meine Seele. Ich spüre seine wärmende Liebe. Wie...“, ein weiterer Hustenanfall schüttelte seinen Körper. Dieses Mal dauerte er länger an als der erste. Doch schließlich hörte auch dieser wieder auf und der Mensch sprach weiter, als ob es keinen Anfall gegeben hätte. „Wie Sie meinen Körper durchströmt. Du hingegen, hast dich von seinem wärmenden Licht, abgewannt. Deine verdorbene Seele wird auf ewig in der Kälte des Alls treiben.“ Kelios dachte über die Worte des sterbenden nach.
Zum dritten Mal an diesem Tag hatte ihn die Überzeugung und Entschlossenheit einfacher Menschen beeindruckt. Der Iron Fury beschloss, dass der Mensch einen schnellen Tod verdient hatte.
Kelios arretierte seinen Bolter, ungesichert, und zog sein Gladius, ein Unterarm langes beidseitiges geschärftes Kurzschwert. Zu mindesten für den Renegaten war es ein Kurzschwert, für einen normalen Menschen wäre es ein schweres Langschwert. Zur Freude des Iron Fury sah er keinerlei Angst im Blick des Menschen. Kelios drehte die Klinge nach unten, so das die Spitze einige Zentimeter über dem Herzen des imperialen Bürgers schwebte.
Eine Hand ruhte auf dem, Runen verzierten, Elfenbeingriff, die andere lag auf dem schlichten Knauf.
„Dein Mitleid an mir ist verschwendet, alter Mann. Ich hoffe für deine Seele, dass dich dein Imperator nicht verrät, so wie er mich und meine Brüder verraten hat.“
Das Gladius fuhr herab und bohrte sich in den Körper des Menschen, es durchtrennte die schützenden Rippen und durchstieß dessen Herzen darunter. Der Körper des Mannes verkrampfte sich und sein Gesicht verzehrte sich vor Schmerz. Nach wenigen Sekunden entspannten sich sowohl sein Körper als auch sein Gesicht. Kelios sah wie der Lebens-Funke des Menschen erlosch.
Der Iron Fury verharrte in seiner knienden Haltung. In einem kurzen und äußerst seltenen Moment der Sentimentalität, den er sich selbst nicht richtig erklären konnte, griff er nach dem Gesicht des Toten und schloss vorsichtig seine Augen mit seinen gepanzerten Fingern.
Nach einigen Herzschlägen erhob sich Kelios und zog dabei die Klinge aus dem Körper. Nachdem er einen letzten Blick auf den Menschen geworfen hatte, ging er zu der verschlossenen Tür. Er nahm sich die flauschige Decke von der Schlafstätte und reinigte damit sein Gladius. Als er damit zufrieden war, warf er die nun blutige Decke zurück auf die Schlafstätte. Er steckte das Kurzschwert weg und zog wieder seinen Relikt-Bolter und richtete seinen Blick auf die verschlossene Tür. Anders als die Eingangstür öffnete der Iron Fury diese vorsichtig. Sie ließ sich geräuschlos öffnen.
Es gab nicht viel zu sehen.
Ein schmales, ungemachtes Doppelbett dass an die Wand geschoben war. Auf der anderen Seite des Bettes befand sich ein kleiner Nachtschrank mit einer Kunstvoll gestalteten Lampe darauf. Rechts neben der Tür, unter dem Lichtschalter, stand eine große braune Kommode, die schon bessere Tage gesehen hatte.
Ein Wandschrank war in der linken Wand eingelassen. Kelios ließ seine Waffe sinken und ging zum Bett, packte die untere Bettkante und stemmte es mit einer Hand hoch.
Nichts. Der Renegat ließ das Bett los, dass zu Boden krachte. Im selben Augenblick empfingen die verschiedenen Autosinne von seinem´ Helm verschiedene Dinge. Ein leises Quietschen, eine schemenhafte Bewegung und einen kleinen Fleck von Rest Wärme. Sein Kopf fuhr zum Wandschrank herum.
Etwas in ihm sträubte sich. Es wäre zu einfach, den Wandschrank und den elenden Feigling in seinem inneren mit Explosivgeschossen zu zerfetzen. Kelios trat vor den Schrank, griff in den schmalen Spalt. Mit einem einzigen Ruck und begleitenden brechen von splitterndem Holz, riss er die Schranktür aus ihrer Verankerung und schleuderte sie nach hinten.
Zum Verdruss des Iron Fury hörte er weder panische Schreie, noch stürmte irgend jemand heraus, er sah überhaupt niemanden im Schrank. Im Schrank selber hingen an einfachen, Drahtbügeln einige Anziehsachen der Familie. Dazu gab es noch einige Staufächer in denen, ordentlich zusammengelegte Kleidungsstücke verstaut waren. Dazu passte der große Wäscheberg, der eine der Ecken einnahm ganz und gar nicht.
„Ich sehe dich, komm raus oder ich komm dich holen“, trällerte Kelios in Bemühung möglichst freundlich zu klingen. Er scheiterte kläglich.
Der Renegat wollte gerade den elenden Feigling aus dem Wäschehaufen ziehen um ihm, jeden einzelnen, Knochen im Leib zu zermalmen, als Bewegung in den Berg kam. Zum Vorschein kam ein kleines Mädchen von vielleicht acht Jahren. Sie hatte lange schwarze Haare und trug eine einfache beige Tunika. Eine kleine Narbe, in Form eines sechszackigen Sterns teilte ihre rechte Augenbraue. Das Kind drückte mit beiden Armen einen Stoffhund an sich und schaute mit ihren großen brauen Augen zu dem Iron Fury hoch.
Kelios starte in ihr unschuldiges Gesicht. Ein stechender Schmerz breitete sich plötzlich in seinem Schädel aus und ließ ihn zurücktaumeln. Seine Hände fingen an zu zittern, dass nach wenigen Sekunden so stark wurde, dass sein geheiligter Relikt-Bolter seinen kraftlosen Fingern entglitt. Kelios presste seine Hände gegen seinen Helm und sank auf ein Knie als eine Flut von Bildern seinen Geist überschwemmte. Der Renegat hatte das Gefühl zu schweben. Er war ein unfreiwilliger Zuschauer, der dazu verdammt war, nur dass zu sehen was eine fremde Macht ihm zeigen wollte. Kelios sträubte sich mit aller geistigen Stärke, die ihm zu eigen war, gegen den Eindringling in seinen Geist. Doch so sehr er sich auch gegen Sie wehrte, so war er doch letztendlich machtlos und musste sich den Bildern stellen.
Erst sah er einen paradiesischen Planeten, dessen Oberfläche größtenteils von Saphir Farbenden Meeren bedeckt war, während an den Polkappen dicke Eisschichten schimmerten. Auf den Kontinenten wechselten sich weite, mit Gras bedeckte Ebenen mit dichten Wäldern ab. Schimmernde Flüsse schlängelten sich durch das Land und große und kleine kristallklare Seen vervollständigten den paradiesischen Anblick. Nur an wenigen stellen der Nachtseite strahlte das künstliche Licht einer modernen Zivilisation.
Das Bild wechselte.
Kelios schwebte weit über den Baumwipfeln. Von Horizont zu Horizont erstreckte sich das grüne Meer in allen Richtungen. Direkt unter ihm war eine große Lichtung auf der dutzende Gebäude errichtet waren. Winzige Punkte huschten zwischen den Gebäuden und den Bäumen hin und her.
Das Bild wechselte.
Nun schwebte er wenige Meter über dem Blätterdach. Die Punkte entpuppten sich jetzt, da er näher dran war, als Menschen. Diese trugen einfache aber um so farbenfrohere Kleidung. Kelios war geschockt als er erkannte, dass die Menschen, Männer wie Frauen und auch die Kinder keine Gesichter hatten. An der Stelle, wo sich ihre Gesichter eigentlich befinden sollten, war nur blanke konturlose Haut zusehen. Für einen kurzen Moment glaubte der Iron Fury, dass er Xenos oder Mutanten vielleicht sogar Warpgeborene vor sich hatte.
Aber etwas sagte ihm, dass es sich bei den Kreaturen um Menschen handelte. Die Gesichtslosen drehten immer wieder kurz ihre Köpfe zu ihm, nur um sofort wieder weg zuschauen. Konnten sie ihn etwa sehen? Nein, dafür war ihre Reaktion zu normal.
Die Fremde Macht zwang Kelios sich umzudrehen und er erkannte warum, die gesichtslosen Menschen immer wieder in seine Richtung verstohlene Blicke geworfen hatten. Er sah ein mehrstöckiges rustikal wirkendes Herrenhaus, dass abseits des Dorfs auf einem großen Hügel errichtet war. Davor sah der Renegat drei Statuen von Space Marines in grün-silbernen Rüstung, ihre Bolter hielten zwei von ihnen in Habachtstellung, während der dritte, der die anderen beiden um einen ganzen Kopf überragte, sich auf ein Schwert stützte.
Sein Herz weinte als er den Detailgrad an den Statuen erfasste. Er sah verschiedene Augenblickseide, Psalmen aus der Lectitio Divinitatus und unterschiedliche kleine Amulette und auch die eine oder andere Kriegstrophäe. Die Rüstung des Schwertträgers war besonders reich verziert und nach dem Zeichen handelte es sich um einen Captain. Es waren aber nicht nur die Rüstungen, sondern auch die Waffen strotzten von erlesenen Gravuren und Verzierungen. Trotz allem wirkten sie nicht überladen. Etwas ließ Kelios grübeln. Warum waren solch erlesenen Statuen von Space Marines mitten im Nirgendwo eines unbedeutenden Planeten? Solche Meisterwerke verdienten es von Millionen bewundert zu werden.
Hass und Wut stieg in ihm auf, als sein Blick auf das Ordenssymbol auf dem rechten Schulterpanzer fiel, dass die Astartes voller Stolz, einer feindseligen Galaxis präsentiert. Wut gegenüber sich selbst, dass er die verfluchten Farben nicht sofort erkannt hatte, und Hass gegenüber das Ordenssymbol und wo für es einst stand.
Noch immer wusste der Iron Fury nicht was es mit diesen Bildern auf sich hatte.
Unbewusst wanderte sein Blick zur Eingangstür des Herrenhauses, die in diesem Moment geöffnet wurde.
Kelios erschrak als sich der Kopf der Statue des großen Space Marines zum Herrenhaus umdrehte. Kurz darauf drehte sich der gesamte Marine um und da erkannte Kelios, dass es keine Statuen waren, sondern echte Astartes. Das Schwert hatte der Space Marine mit der Spitze voraus wieder auf dem Boden gestellt. Kelios beachtete den Marine nicht länger, da seine volle Aufmerksamkeit dem Neuankömmling galt, der soeben in der Tür erschienen war. Seine Wut stieg ins Unermessliche als er jedes Detail am Neuankömmling erfasste.
Er oder besser gesagt sie, da es sich bei dem Neuankömmling eindeutig um eine Frau handelte. Auch wenn sie eine Servorüstung trug konnte man es doch an der Art ihrer Bewegungen und den Proportionen der Rüstung erkennen. Sie war deutlich kleiner trotz ihrer Servorüstung die so schwarz war wie die Dunkelheit zwischen den Sternen. In einem Abstand von zwei Fingern zierten aus Silber meisterlich gefertigte kleine Totenschädel die gesamte Rüstung, nur die Wölbungen des Brustpanzers wiesen eine andere Verzierung auf. Auf dem Rechten Brustpanzer saß eine, aus Platin gefertigte, dicke Spinne auf deren Rücken eine Sanduhr prangerte. Das obere Glas der Uhr war aus Rubinen, die so dunkelrot waren wie Arterielles Blut gefertigt. Dagegen bestand das untere Glas aus goldenen Topasen. Eine Welt die von Flammen verschlungen wurde, zierte den linken Brustpanzer. Der Helm war so weiß wie ausgeblichene Knochen, die Augenlinsen hatten das typische Rot.
Um den Hals trug sie eine Kette aus Weißgold und an dieser hing ein aus purem Gold, das von Terra selbst stammte, gefertigtes „I“ zwischen ihren doch recht großen Brüsten. Auf beiden Schulterpanzern prangte ein goldrotes „I“. Um ihre Taille hatte sie einen Waffengürtel aus purpurnen Carnosaurier Leder geschnallt. Neben einem Dolch mit breiten verzierten Blatt, der mehr Zierde als Waffe war, hingen noch drei Granaten unterschiedlichen Typs. Eine standartisierte Plasmapistole des Helicon-Schemas, hing an ihrer linken Hüfte. An der rechten baumelte eine filigrane Boltpistole des Sacristan-Schema. Um ihren rechten Oberschenkel waren die dazu passende Ersatzmagazine geschnallt. Über ihrer Linken Schulter ragte der Griff eines Schwerts heraus.
Es war eine Inquisitorin. Eine Inquisitorin des Ordo Haereticus. Es gab zwischen den Sternen und hinter dem Schleier nichts mehr, dass die Iron Fury mehr hassten als Inquisitoren des Ordo Haereticus. Waren es doch Inquisitoren dieses Ordos gewesen die, die Iron Faith, wie ihr Orden damals noch unter der Herrschaft des Imperiums hieß, zu Excommunicate Haereticus, Ketzern und Verrätern gegenüber dem Imperator und der Menschheit erklärt hatten.
Die Iron Faith hatten davon nichts gewusst und erst nach dem Angriff erfahren, dass sie zu Excommunicate Haereticus erklärt worden waren. Der Angriff war unvermittelt und unter dem Deckmantel der Freundschaft gekommen. Was waren sie nur für Narren gewesen?
Mit offenen Armen hatten sie ihre Brüder, der Reaper of Surat, empfangen. Der Besuch war Monate zu vor angekündigt worden. Es hieß das, Terak Drakonos, der Chapter Master der Reaper einen Kreuzzug gegen ein expandierendes Ork-Reich in der Schleierzone plane und nun dafür Verbündete suche. Da die Iron Faith und die Reaper of Surat schon seit Ewigkeiten durch unzählige Eide aneinander gebunden waren und oft Seite an Seite gekämpft hatten, war der Chapter Master der Iron Faith bereit gewesen Drakons anzuhören.
Es sollte ein herrlicher Tag werden. Der Großteil der Iron Faith war damals anwesend lediglich zwei Kompanien waren im Namen des Imperiums in der Galaxis unterwegs um seinen Feinden den gerechten Tod zu bringen. Viele Iron Faiths hatten die Ankunft der Reaper of Soul, ein uralter Schlachtkreuzer der Dominus-Klasse und das Flaggschiff der Reaper freudig erwartet. Versprach es doch endlich ein Wiedersehen von alten Kampfgefährten. Kelios drängte die verdammten Erinnerungen an jenen verfluchten Tag in die tiefsten Abgründe seines Verstandes, wohl wissend das sie nicht lange da bleiben werden. Schon bald würden sie wieder an die Oberfläche zurückkehren, um ihn zu quälen. Die Erinnerungen waren nun fort. Dafür kehrten nun wieder die Bilder der Fremden Macht zurück. Kelios war froh, war dies doch eine Verbesserung.
Die Hexenjägerin hatte die drei Astartes erreicht und der Captain nickte ihr respektvoll zu.
„Und Inquisitorin, Orias?", fragte der Captain. Es war das erste Mal das Kelios etwas in dieser Welt hörte. Die Inquisitorin antwortete nicht sofort, sondern löste die Versieglung an ihrem Kragen. Es zischte kurz und die Hexenjägerin setzte ihren Helm ab. Nachdem sie ihn an ihrer Hüfte befestigt hatte, fuhr sie sich mit ihrer Hand durch ihre kurzen Haare und schaute zu dem Captain der Space Marines hoch. Kelios war überrascht als er das Gesicht der Hexenjägerin sah, da sie tatsächlich ein Gesicht hatte. Sie hatte kurze platinblonde Haare, der bevorzugten Frisur der Schwesternschaft der Sororitas nicht unähnlich. Ihre Haut war bleich wie Alabaster und von einem harten und kampfreichen Leben gezeichnet. Die linke Kopfhälfte bestand fast ausschließlich aus Narbengewebe, dass sich an ihrem Hals herunterzog und schließlich unter ihrer Rüstung verschwand. Vermutlich wurden diese schweren Verletzungen von Feuer verursacht.
An der Stelle an dem sich das Ohr eigentlich befinden würde, war eine Pentagon förmige Bionik von hoher Qualität in dem Schädelknochen verankert. Damit konnte Orias auch Geräusche hören, die Sie mit ihrem menschlichen Ohr nie gehört hätte. Ein frisches Reinheitssiegel kündete von einer erst kürzlich erfolgten Segnung durch einen Runenpriester. Von ihren schmalen Augen, die so schwarz wie Obsidianspliter waren und durch ihre weiße Haut noch dunkler wirkten, führten feine Drähte aus Elektrum in ihren Schädel. Eine violette Aquila Tätowierung deren Klauen ein Schriftbanner hielten, zierte ihre linke Stirn. In golden Hochgotisch Runen stand Reductus-Konklave.
Eine weitere Tätowierung an ihrem linken Hals zeigte dieselbe Spinne, die auch ihren rechten Brustpanzer zierte.
„Nichts, die Spur war nur eine weitere Ablenkung.“
„Ich verstehe“, meinte der Space Marine. Der Gesichtsausdruck von Orias blieb unleserlich.
"Wenn Sie was zu sagen haben, Captain Naberius, dann sagen Sie es″, forderte die Hexenjägerin den Captain, auf weil ihr der klagende Unterton nicht entgangen war. „Folter ist ein unzuverlässiges Werkzeug. Es mag Ergebnisse bringen, die aber unzuverlässig sind. Ab einem gewissen Punkt wird das Subjekt alles behaupten, nur um dem Schmerz zu entkommen. Sei es auch nur für einen Moment.
„Naberius, ich wusste gar nicht das Sie ein Experte für verschärfte Verhörmethoden …“ die Inquisitorin verstummte mitten im Satz und schaute an dem Captain vorbei. Dieser drehte sich um und folgte ihrem Blick.
Kelios, der noch immer über der Szenerie schwebte, sah sofort was die Aufmerksamkeit der Inquisitorin erregt hatte.
Ein kleines Mädchen, dass zur Überraschung des Iron Fury, wie Orias ebenfalls ein Gesicht hatte kam hüpfend und freudestrahlend den Hügel hoch gerannt. Das Kind, von gerade einmal circa sechs Jahren, schien keinerlei Angst vor der Hexenjägerin und den drei Astartes zu haben. Sie trug ein Sonnenblumen-farbenes Kleid, in ihrer Hand hielt sie einen Strauß von selbst gepflügten Wildblumen. Ihr Gesicht war unscheinbar, blaue Augen und lange strohblonde glatte Haare. Ein Gesicht wie es, Milliarden fach, auf Millionen Planeten vor kam.
Kelios fragte sich, wieso das Kind ein Gesicht hatte. Bei der Inquisitorin konnte er es ja noch verstehen aber bei dem Kind? Doch dann sah er den Grund.
Das Mädchen hatte ein Muttermal in Form eines sechszackigen Sterns auf der rechten Stirnseite, direkt über der Augenbraue. Ein frischer blutiger Kratzer teilte das Muttermal, das jetzt so aussah als, ob es acht Zacken hätte.
Eine böse Vorahnung überkam Kelios.
Wie aus dem Nichts erschien, in der Hand der Inquisitorin ihre standardisierte Plasmapistole des Helicon-Schema.
Die Hexenjägerin sagte ein Wort.
Es war ein altes Wort. Einst hatte es die Menschheit so gut wie vergessen und doch hatte es nie an Macht eingebüßt. Vor beinahe zehn Millennien hatte es seine Bedeutung zurückerlangt. Seit zehntausend Jahren war es nun ein synonym für all-jene, die sich vom wärmenden Licht des Gott-Imperators abgewandt hatten. Es brachte den ganzen Hass und die Abscheu zum Ausdruck, den die Diener des goldenen Throns ihren dunklen, Geschwistern gegenüber empfanden.
“Ketzerin!“, brüllte die Hexenjägerin und grün-farbenes Plasma löste sich aus dem Lauf und traf das Kind mitten auf die Brust.
Nun war es fort, ermordet, von der Inquisitorin. Etwas in Kelios brach, als er sah wie die Existenz des Kindes ausgelöscht wurde. Die Dorfbewohner in der unmittelbaren Nähe des Hügels blieben stehen und blickten verdutzt zum Herrenhaus.
„Inquisitorin, Orias, was ist mit den Dorfbewohnern?“, fragte der Captain der Iron Fahit. Die Inquisitorin schaute wieder zu Naberius hoch.
„Sie haben eine Ketzerin in ihrer Mitte toleriert, Captain Naberius. Sie haben sich damit gegenüber dem Imperator versündigt. Tötet sie, tötet sie alle.“
Captain Naberius nickte kaum merklich und im selben Augenblick eröffneten seine Brüder das Feuer auf die nächsten Dorfbewohner. Die ersten Sekunden waren die Menschen wie erstarrt und begriffen nicht was gerade um sie herum geschah. Angelockt vom plötzlichen Lärm kamen weitere Dorfbewohner aus ihren Häusern, um der Ursache auf den Grund zu gehen.
Die Engel des Todes nutzten die Zeitspanne gut und fuhren eine ertragreiche Ernte unter den Sterblichen ein, ehe diese ihre Erstarrung überwanden und panisch in ihren Häusern wieder verschwanden oder in den Wald flüchteten.
Es half ihnen nichts. Vier Trupps bestehend aus je zwei Space Marines kamen aus dem Schatten der Bäume und beteiligten sich an dem Massaker ihrer Brüder. Die Schreie der Menschen gingen in dem, wütenden Brüllen der gesegneten Bolter unter. Das Dröhnen von Kettenschwert gesellte sich zum Brüllen der Bolter als zwei der Iron Fahits ihre Kettenschwert zogen, da sie nicht bereit waren ihre handgefertigte Munition für solch unwürdigen Feinde zu verschwenden.
Einige Menschen warfen sich zu Boden und flehten um Gnade.
Es gab keine, nicht einmal für die Kinder.
Inquisitorin Orias betrachtete einen kurzen Augenblick das von ihr befohlene Töten bevor sie sich gelangweilt zum gehen abwandte. In diesem Moment kam ein Mann, der etwas feiner gekleidet war als die Dorfbewohner aus dem Herrenhaus gerannt. Wieder spukte die Plasmapistole ihr grünes-feuer und das Leben des Mannes endete. Die Inquisitorin des Ordo Haereticus halfterte ihre schmucklose Pistole.
„Beeilen sie sich Captain, wir haben noch bedeutendere Ketzer zu läutern.“ Mit diesen Worten machte sie sich auf den Weg.
Naberius Brüder begannen feuernd den Hügel herab zuschreiten. Ihre Bolter waren auf Einzelfeuer gestellt und mit jedem Schuss wurde ein weiterer der Dorfbewohner von den massereaktiven Explosionsgeschossen in Stücke gerissen. Der Captain betrachtete das Abschlachten der Menschen.
"Ist dies wirklich nötig?", fragte Naberius sich selbst. Er wollte sich gerade abwenden als ein Laserstrahl an der hitzebeständigen Ceramitschicht seines Helms harmlos verdampfte. Überrascht drehte er sich um und es war nicht nur der Iron Faiht der für einen kurzen Moment verdutzt auf den Schützen starrte. Es war ein Junge von vielleicht zehn Jahren der mit einem, für seine Größe angepassten Lasergewehr, in der Tür des Herrenhauses stand. Wie die übrigen Menschen hatte auch der Knabe kein Gesicht. Weitere Schüsse des Kindes trafen den Captain der Iron Faiht, allesamt Kopf und Halstreffer.
„Beeindruckend“, sagte Naberius und schritt auf das Kind zu. So beeindruckend die Treffsicherheit des Jungen auch war, so unnütz war sie. Ein Lasergewehr war nutzlos gegen eine Servorüstung und zerkratzte lediglich die obere Farbschicht. Naberius hatte sein mächtiges Schwert geschulter, nicht bereit unschuldiges Blut mit einer so edlen Klinge zu vergießen.
Trotz der Tatsache das seine Schüsse keinen Effekt erzielten blieb der Junge Standhaft und wich keinen Schritt zurück.
Kelios imponierte das Verhalten des Jungen trotzdem machte sich der Iron Fury keinerlei Illusionen, was den Erfolg des verzweifelten Wiederstandes anging.
Nur noch ein Schritt trennte den Jungen von seinem Mörder als das Lasergewehr statt gebündelten Lichts nur noch leise Klick Geräusche von sich gab. Die Energiezelle war verbraucht. Eine weitere Tatsache war dem Jungen anzurechnen, dass er tatsächlich noch versuchte die Energiezelle zu wechseln.
Dabei waren seine Handgriffe schnell und geübt, ein Zeugnis von regelmäßigem Training. Naberius entriss dem Jungen seine Waffe, dieser versuchte noch sie festzuhalten. Aber das einzigste,war dass er der Länge nach zu Boden stürzte. Am Boden liegend sah der Knabe wie der Iron Faiht das Gewehr mit einer Hand zermalmte.
Der Space Marine bückte sich, um das Kind hochzuheben, doch in diesem Moment stürmte ein weiterer Junge auf den Astartes zu. Bewaffnet war er mit einem langen Küchenmesser, dass er mit beiden Händen hielt und seine ganze Kraft in den Stoß steckte.
Der Knabe traf die relativ schwache Seitenpanzerung trotzdem, war ein Küchenmesser einfach nicht dazu geschaffen die zweitstärkste Rüstung zu durchdringen, die die Menschheit herstellen kann. Das Messer zerbrach in der Mitte und Splitter in unterschiedlicher Größe flogen in alle Richtungen davon. Eins davon traf die Wange des Jungen und ritzte sie auf. Der Junge schien es nicht zu bemerken, sondern starte nur verdutzt auf das zerbrochene Messer in seiner Hand.
Naberius zögerte nicht, sondern packte die Schulter des Jungen. Selbst bei dem Lärm, den die bellenden Bolter und die dröhnenden Kettenschwert der Iron Faiht verursachten, war das knirschen und brechen des Schulterblatts und des Schlüsselbeins zuhören. Bevor der Knabe einen Schmerzenslaut von sich geben konnte, hatte ihn der Captain schon zur Seite geschleudert. Sowohl Kelios als auch der Captain verfolgten wie er einige Meter durch die Luft flog, ehe dieser hart mit der Schulter voran auf dem Boden aufkam und sich mehrmals überschlug ehe er reglos liegen blieb.
Kelios erkannte, dass die Schulter nicht mehr zu retten war.
Naberius wand sich dem ersten Knaben wieder zu, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte. Der Captain der Iron Faiht griff nach dem Kopf des Jungen bereit seinen Schädel mit einem leichten druck zu zerquetschen wie ein rohes Ei.
Der Knabe starte rauf in das emotionslose Gesicht des Captains.
„Der Imperator wird dich bestrafen!“, brüllte der Knabe dem Captain entgegen. Naberius Hand stoppte kurz vor dem Kopf des Jungen. Der Space Marine sah etwas in dessen Augen, neben Angst sah er auch Entschlossenheit. Im Augenwinkel sah der Captain wie sich der andere Knabe rührte.
„Interessant“, sagte Captain Naberius. „Lassen wir den Imperator über euer Schicksal entscheiden.“
Weitere Bilder folgten, diese aber waren zu schnell und unscharf, als das Kelios Sie richtig erkennen konnte. Abscheu stieg in ihm auf. Nicht etwa wegen den Bilder oder der fremden Macht, die ihm diese aufzwang, zumindestens nicht nur. Nein, die größte Abscheu empfand der Iron Fury gegenüber seiner eigenen Schwäche, die erst dazu geführt hatte, dass er sich in dieser Lage befand.
Kelios dachte an alles, was er verabscheute.
Die anmaßenden Xenos, die glaubten besser zu sein als die Menschheit. Die selbstherrliche Inquisition, das Imperium und seine blinden Bürger. Die sich selbst belügenden Orden, des Adeptus Astartes. An die sich, selbst, zum Sklaven gemachten Dienern der dunklen Götter. Langsam veränderte sich die Abscheu zu etwas anderem, zudem einzigen Mittel das der Iron Fury kannte, um Kraft zu schöpfen.
„Wut.“
„Beim Auge, ich bin Kelios, von den Iron Fury! Verschwinde aus meinem Kopf, Hexenbrut!“, brüllte er.
Kelios spürte wie er sich langsam von der Fremden Macht, die es gewagt hatte, seinen Geist selbst anzugreifen, befreite.
Er öffnete die Augen. Sein Blick war verschwommen, sein Körper noch immer in einem Zittern gefangen. Aber mit jedem Herzschlag der verging, wurde sein Blick klarer, sein Zittern schwächer. Er tastete, noch halb blind und mit geschundenen bleischweren Gliedern nach seiner fallen gelassenen Waffe. Neue Entschlossenheit erfüllte seien Körper als seine suchenden Finger sich um den uralten Relikt-Bolter schlossen. Mit einem animalischen Brüllen, das jedem Orkboss eingeschüchtert hätte, riss er seine Waffe hoch und zielte. Das kleine Mädchen hatte sich wieder im Wäscheberg versteckt. Nur ihre verängstigten Augen waren zuerkennen.
Abermals ließ Kelios etwas zögern.
Er warf einen beiläufigen Blick auf seine eigenen Vitalparameter. Bis auf einem erhöhten Herzschlag, der auf, dass ausgeschüttete Adrenalin zurückzuführen war, dass zwar über den akzeptablen Wert lag, aber noch zu niedrig, um sich ernsthafte Sorgen machen zu müssen. Des Weiteren zeigte ihm seine Rüstung keinerlei Schäden oder körperlichen Wunden an. Auch eine Analyse der innen Temperatur des Raums zeigte weder einen signifikanten Abfall der Temperatur noch einen messbaren Anstieg des Ozongehalts an.
Beides waren typische Begleiterscheinungen eines Einsatzes von Hexerei. Im Geiste überprüfte der Iron Fury seine geistige Festung auf Manipulation oder Beschädigungen.
Nichts, keine Bresche, kein Loch noch nicht einmal einen Riss fand er an seiner geistigen Festung.
Seltsam, er wollte die Hexenbrut töten aber etwas hielt ihn davon ab.
Wieso? Wieso nur konnte er das Kind nicht töten? Frustriert, erhob sich der Iron Fury.
„Wenn du mir folgst, werde ich dich töten“, versprach Kelios und verließ, ohne einen Blick zurück zuwerfen, die kleine Wohneinheit. Er versuchte nicht mehr über, dass Kind und der Tatsache warum er es nicht töten konnte nachzudenken. Desto schneller er von diesem elenden Planeten verschwand des so besser. Es war ein Fehler hier herzukommen. Er sollte sich beeilen, denn den Eisernen noch länger warten zu lassen käme einem Todesurteil gleich. Um so überraschter war der Iron Fury als er Yachkuz mit fünfzehn weiteren Mutanten auf dem Hof stehen sah. Allesamt Alpha-Mutanten, große muskelbepackte Killer die nur den Kampf kannten. Lediglich vier von ihnen hatten Waffen dabei, bei denen es sich um Kettenäxte handelte. Die anderen brauchten keine da ihre mutierten Arme bestens dafür geeignet waren das Blut anderen zu vergießen.
Er hatte keine Lust sich mit dem Abschaum herumzuschlagen.
„Yachkuz, was wollt ihr stinkenden Maden hier?“, dröhnte Kelios Stimme mit maximaler Lautstärke.
„Unser Meister hat uns zu sich gerufen. Bewegt euch oder ich werde eure verkümmerten, noch schlagenden, Herzen aus euren verdorbenen Leib reißen und sie unter meinen Absatz zertreten.“
„Beute“, kläffte der kleinste der Mutanten. Kelios war einige Meter vor der Meute stehen geblieben. Unweigerlich musste er lächeln, als er sprach, war in seiner Stimme allerdings nichts zu hören.
„Kommt nur her ihr Maden.“
„Will reißen und brechen, kleinen Körper“, kläffte einer der kleineren, Mutanten. Kleinen Körper? Was meint der Dreck? Doch nicht etwa … Kelios fuhr herum. In der Eingangstür stand das kleine Mädchen und starrte Kelios an. Noch immer drückte sie ihren Stoffhund an sich.
Warum ist sie hier? Warum interessierte ihn das nur? Der Renegat drehte sich wieder zu den Mutanten. Seine Erwiderung blieb unausgesprochen da sie hinfällig war. Der Mutant schwebte einen halben Meter über dem Boden, drei gewaltige Klauen ragten aus seiner Brust. Blut floss in Strömen aus den tiefen Wunden, genauso wie aus seinem weit aufgerissenen Mund.
Der Mutant wurde noch ein Stück höher gehoben, um anschließend mit einer Lässigkeit, die Kelios beleidigte zur Seite geschleudert zu werden. Der Klang von brechenden Knochen war zu hören als der halbtote Mutant gegen die Mauer knallte. Sein Hinterkopf platzte wie überreifes Obst. Blut und Hirnmasse blieben an der Wand kleben als er an dieser herunter glitt.
Yachkuz trat nach vorne und leckte sich das Blut von den Klauen, dass er sich dabei seine Zunge auf Schnitt schien Ihn nicht zu stören.
„Ka, schwach, Ka nur Blut von schwachen wollen, das macht ihn schwach. Schwach gehört ausgelöscht.“ Der Günstling des Khorne ging noch einige Schritte auf den Iron Fury zu. Seine Tentakeln zuckten hin und her wie eigenständige Lebewesen. Kelios schwieg.
„Blut sprach zu mir“, redete Yachkuz weiter. „Blut sagt töte Kelios. Blut sagt, töte die Iron Fury. Blut versprach Geschenk, versprach ewigen Krieg im Reich des Blutes.“
„Ich verstehe“, sagte Kelios.
„Blut für den Blutgott“, brüllte Yachkuz und die anderen stimmten in das Mantra für ihren Patron mit ein. Die Kettenäxte heulten auf. „Und Schäd...“, das zornige Brüllen eines Bolters übertönte beinahe das animalische Gebrüll. Yachkuz´s Schädel wurde nach hinten geschleudert. Dabei wurde das rechte Horn abgesprengt als der erste Schuss dessen Schläfe traf. Der nächste ging in die rechte Schulter, drei weitere trafen seine Brust und rissen tiefe Krater ins rote Fleisch.
Yachkuz sackte ohne laut zusammen.
Kelios musste den Mutanten eine schnelle Reaktion zu gestehen, da sie bereits in Bewegung waren.
Die ersten zwei Mutanten wurden mit ebenso vielen Schüssen erledigt als ihre Köpfe von den detonierenden Explosivgeschossen in Stücke gerissen wurden. Ein weiterer Mutant wurde förmlich in zwei Teile geteilt als Kelios ihn drei Bolts in den Oberkörper jagte. Der nächste Anhänger des Blutgottes auf den Kelios schoss wurde zurückgeschleudert, als das Boltgeschoss dessen Oberkörper durchschlug aber nicht auf genug Widerstand traf, um die Explosion auszulösen. Das Boltgeschoss explodierte harmlos an der gegen überliegenden Mauer.
Der Iron Fury fluchte als er sein nächstes Ziel um wenige Zentimeter verfehlte. Er hatte auf einen besonders verdrehten Mutanten geschossen, der seine röhrende Kettenaxt über seinen Kopf kreisen ließ. Kelios hatte den seltsam hinkenden Gang nicht berücksichtigt.
Das nächste Geschoss behob den Fehler und sprengte ihm beinahe den Kopf von den Schultern. Erst als sich der mutierte Mensch auf dem Boden überschlug, wurde der Kopf endgültig abgerissen. Drei weitere Mutanten wurden von Kelios mit fünf Schüssen erledigt. Doch dann hatten die Sklaven der Iron Fury ihn erreicht. Kelios wich dem ersten Hieb der seinem Hals gegolten hatte aus, in dem er sich zurücklehnte. Die Schere, welche dem Mutanten sowohl als rechten Arm wie auch als Waffe gleichermaßen diente, schnappte nur wenige Zentimeter vor seinem Hals zu. Duckte sich unter einem weiteren Hieb einer Kettenaxt und verpasste dem Besitzer einen Schlag mit dem Kolben seines Bolters, der den Mutanten Schädel zertrümmerte.
Für den nächsten Schlag war der Renegat einen Tick zu langsam und Funken sprühten als eine Klaue über die Seite seines Kopfes und seines rechten Arms kratzte.
Kelios erkannte, dass er mit dem Bolter hier nicht weiter kam. Die Mutanten waren zu erfahren. Daher ließ er seinen Bolter einfach los und packte blitzschnell die Handgelenke des letzten Kettenaxt-Trägers, der mit einem von oben geführten Schlag auf den Kopf des Iron Fury zielt, um seinen gehörnten Helm samt Inhalt zu spalten. Stattdessen zog er die Arme in den Weg der erneut zuschnappenden Schere des ersten Mutanten, der wieder auf den Hals des Iron Fury gezielt hatte.
Ohne Probleme schnitt sie sich durch Fleisch und Knochen und trennte beide Arme, knapp unterhalb der Ellenbogen ab. Blut spritzte in kräftigen Stößen aus den Armstümpfen und bespritze die Kämpfenden mit stinkendem Blut. Während der nun Armlose Mutant vor Pein schreiend davon taumelte, brüllte der andere Anhänger des Khorne triumphierend, da er nun endlich Blut für seinen auserwählten Gott vergossen hatte. Dass es sich dabei um einen Kameraden handelte, störte ihn nicht im geringsten. Denn es interessierte ihn ebenso wenige, wie seinen Gott, wessen Blut vergossen wurde, sondern das es überhaupt vergossen wird.
Kelios fing die sich in der Luft drehenden Hände, die noch immer die dröhnende Kettenaxt hielten, auf und schlug sie einen anderen Mutanten in die muskulöse Brust. Weder die schuppige Haut noch die harten Muskeln boten ausreichend Schutz gegen die aus Adamantium gefertigten Sägezähne, die sich mit leichtigkeit tief in den Körper fraßen. Eine kleine Wolke aus schwarzem Blut und verdorbenen Fleisch stieg von der grässlichen Wunde auf. Erst die Wirbelsäule war in der Lage der rotierenden Klinge Einhalt zu gebieten.
Noch während der Mutant nach hinten kippte, hatte Kelios es geschafft sein Gladius zu ziehen. Damit führte er einen von unten links nach, oben rechts geführten Schlag aus und schnitt tief in das korrumpierte Fleisch des Scheren-Mutanten. Wieder floss schwarzes Blut, auch wenn die Wunde tief war, so war sie für einen Alpha-Mutanten nur ein schmerzendes Ärgernis welches, dessen Wut nur noch steigerte.
Trotzdem besaß der Mutant noch soviel Verstand, um erst einmal auf Abstand zu gehen. Sein letzter noch stehender Mitstreiter folgte dem Beispiel. Beide begannen nun Kelios zu umkreisen.
Der Iron Fury ließ Sie nicht in seinen Totenwinkel und drehte sich immer so weit, dass er die beiden Khrone Anhänger im Augenwinkel sah. Kurz war er am Überlegen, ob er nicht seine Plasmapistole einsetzten sollte, verwarf diesen Gedanken aber wieder schnell, da der Einsatz einer Plasmawaffe im Nahkampf keine gute Idee war. Er vertraute zwar seiner Rüstung aber Schaden nehmen würde Sie auf jeden Fall. Kelios warf sein Gladius kurz hoch und fing es wieder auf. Jetzt hielt er es mit der Klinge nach unten. Fast zwei Minuten schaften es die Mutanten ihren Blutdurst zu unterdrücken, doch dann wurden Sie von ihm übermannt.
Mit einem brüllen griffen die mutierten Menschen an. Kelios wich der zuschnappenden Schere seitwärts aus, die wie immer auf seinen Hals gezielt hatte. Der Renegat konnte die Gelegenheit, die sich ihm bot nicht nutzen, da der andere Mutant mit seinem mit Klingen bestückten Tentakel nach ihm schlug.
Kelios wich wieder zur Seite aus und lenkte mit seinem Gladius das zurück schnellende Gliedmaß ab. Er wich Hieben und Schlägen aus und parierte andere. Langsam verlor er das Interesse an diesem Kampf. Es wurde Zeit ihn zu Beenden. Der Iron Fury vertraute auf seine alte Servorüstung, die Ihn in den letzten fünf Jahrhunderten gut geschützt hatte.
Er duckte sich unter der erneut zuschnappenden Schere, parierte aber nicht den zu schlagenden Tentakel, sondern ließ den Schlag über sich ergehen. Eine der Adamantium-Klingen fand eine schwache Stelle in seiner Rüstung durchdrang diese und schnitt aber nur oberflächlich in sein Fleisch. Beinahe sofort hatten die Larraman Zellen die Wunde verschlossen. Der Renegat trat gegen das vordere Bein des Scheren-Mutanten. Das Knie gab unter der Wucht des Trittes nach und das Bein knickte in die verkehrte Richtung. Der Mutant ging schreiend zu Boden.
Trotzdem versuchte er noch nach Kelios zu schnappen, dieser aber wich abermals zur Seite aus, wäre dadurch aber fast über den Arm eines der Toten Mutanten gestolpert. Er musste zwei Ausfall Schritte machen, um sein Gleichgewicht zu behalten.
Nur knapp gelang es dem Iron Fury den auf ihn zu schnellende Tentakel zu parieren. Bevor der Mutant erneut zu schlagen konnte warf er sein Gladius nach dem Mutanten. Dieser wehrte das Kurzschwert spielerisch ab.
Es war aber auch nicht die Absicht des Renegaten damit zu treffen sondern diente lediglich der Ablenkung. Während der Mutant das Gladius abwehrte, hechtete Kelios nach vorne. Der Anhänger des Blutgottes war schnell und sein Tentakel schlug erneut zu, traf aber nur Luft.
Er rollte sich gekonnt ab. Als er wieder hoch kam hatte er seinen Bolter in der Hand. Er war gefährlich nahe in die Reichweite der gewaltigen Schere des noch am Boden liegenden Mutanten gekommen, die jetzt nach seinem Arm schnappte. Dieses mal rettet ihn nur Glück, denn die Schere fand keinen richtigen Halt und rutschte funkensprüend ab.
Dafür revanchierte er sich mit einer dreier Salve seines Bolters in die verdrehte Visage des Mutanten. Knochen, Blut und Hirnfragmente besprenkelten Kelios als der Schädel vollständig auseinander platzte. Der Renegat glaubte sogar eines der horizontalen geschlitzten Augen vorbei fliegen zusehen.
Er hatte keine Zeit und auch kein Interesse sich zu vergewissern da der Tentakel bereits wieder auf ihn zu schnellte. Kelios drückte ab, der erste seiner Schüsse verfehlte den Tentakel der zweite ritzte ihn und der dritte wurde tatsächlich von einer der Adamantium-Klingen abgelenkt. Erst mit dem vierten gelang es dem Iron Fury ihn abzutrennen.
Der Mutant kreischte vor Schmerzen und Eiter-gelbes Blut spritzte großflächig in der Umgebung herrum, als der durchtrennte Tentakel hin und her schlug. Fasziniert beobachtet der Renegat wie das Ceramit seiner grauen Servorüstung an den Stellen zu dampfen anfing, die mit dem Blut des Mutanten in Berührung kam.
Kelios war froh dass er den Mutanten nicht im Nahkampf getötet hatte, da er nicht wusste wie sich größere Mengen des Säurehaltigen Blutes auf die Unversehrtheit seiner Rüstung auswirken würde.
Stattdessen begnügte er sich damit den Mutanten mit gezielten Schüssen auf dessen lebenswichtige Organe zu töten. Er hoffte nur das Sie sich noch an der von der Evolution bestimmten Platzt befanden. Die Chaos-Götter beschenkten ihre Diener nicht nur mit Mutationen die den äußeren Körper verändern, sondern auch solche welche die innere Physiologie wandern ließ, oder diese soweit veränderte, das selbst ein Apothecarius die genaue Funktionsweise nicht mehr nachverfolgen konnte.
Fünf Schüsse brauchte der Iron Fury um den Mutanten zu erledigen.
Nach dem Gebrülle der Mutanten und dem Feuern des Bolters war die Ruhe wohltuend. Kelios erhob sich aus seiner knienden Haltung und sah sich um. Zwei der Mutanten lebten noch. Der eine war der Mutant den er mit einem Schuss in die Brust zu Boden geschickt hatte, aber das Massreaktive Geschoss nicht in dessen inneren explodiert war.
Der Mutant hatte sich tatsächlich seine Kettenaxt geschnappt und kam auf den Renegaten zu getaumelt. Kelios konnte durch das Loch in seiner Brust blicken. Der Relikt-Bolter brüllte erneut und der Schädel des Anhänger des Khorne explodierte. Zwei Schritte machte der kopflose Körper noch, erst dann begriff er das er eigentlich schon Tot war und sackte in sich zusammen.
Der Andere Mutant war der Armlose, der vom Schauplatz des Kampfes davon stolperte. Der Renegat senkte seinen Bolter und arretierte ihn an seinen Oberschenkel. Anschließend bückte sich der Iron Fury und versuchte die Kettenaxt aus dem Unterleib des Mutanten zu ziehen aber die Waffe hatte sich in der Wirbelsäule festgefressen. Erst als Kelios seinen Fuß auf den Oberkörper des Mutanten stellte gelang es dem Iron Fury die Waffe aus dem Leib zu befreien.
Anschließend brach er die Finger die noch immer die Kettenaxt umschlossen hielten und warf die Hände weg. Kelios betätigte die Aktivierungs-Rune. Nach einem kurzen stottern erwachte der Bösartige Maschinengeist aus seinem Schlummer. Kelios nahm Maß und schleuderte sie nach dem Mutanten. Freudig brüllte die korrumpierte Kettenwaffe als sie sich in den Rücken ihres Besitzers fraß. Der Mutant Kreischte und stürzte zu Boden, nach einigen Sekunden war nur noch das dröhnen der Kettenaxt zuhören.
Er löste seinen Bolter wieder von seinem Oberschenkel und wechselte das Magazin. Anschließend verstaute er das verbrauchte Magazin in der dafür vorgesehenen Tasche und arretierte seine Waffe wieder.
Er blickte nun wieder zu dem kleinen Mädchen, dass noch immer mit ihrem bunten Stoffhund in dem zerstörten Eingang stand und ihn anstarrte. Während Kelios zu seinem Gladius ging, der einige Meter entfernt auf dem Beton lag, dachte er über seine weitere Vorgehensweise nach. Er überlegte kurz das Kind zu töten, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sollte er Sie hier lassen oder Sie doch lieber als Sklavin beanspruchen, bis er den Grund dafür erfuhr warum er sie nicht töten konnte?
Er hatte gerade seinen Gladius erreicht und bückte sich danach als ein ohrenbetäubendes Brüllen hinter ihm erklang. Kelios fuhr mit erhobenen Bolter herum und war mehr als erstaunt Yachkuz stehen zu sehen.
Der rothäutige Günstling des Khorne stand aufrecht, in der Klaue hielt er einen der anderen Mutanten und biss ein großes Stück Fleisch aus der Leiche. Entsetzt und fasziniert zugleich beobachtete der Iron Fury wie das Blut auf dem Boden begann auf das gehörnte Wesen zu zufließen. Es wanderte an seinen Muskellösen nach hinten geknickten Beinen hoch ehe es in den tiefen Wunden des Mutanten verschwand. Kelios sah wie sich die Museklfasern erneuerten bis nur noch pulsierende Narben von der Existenz, der Eigentlichen tödlichen Wunden zeugten. Auch die Kopfwunde verheilte zum entsetzten des Iron Fury, wenn auch nicht so gut wie die der Schulter und der Brust.
Er hätte nicht gedachte das Yachkuz schon so hoch in der Gunst des Blutgottes stand.
„Blut für den Blutgott und Schädel für seinen Thron!“, brüllte der Günstling und schleuderte den halb verzehrten Mutanten zur Seite. Der Iron Fury zögerte nicht und feuerte auf den Günstling. Dieser hielt seine übergroße mutierte Klaue vor sich, wie ein Sturmschild.
Die aus Chetin bestehende Klaue hielt dem Beschuss des Astartes stand. Mit einer Geschwindigkeit, die er aufgrund seiner Größe und Maße eigentlich nicht hätte erreichen können, überwand der Mutant die Distanz zum Chaos Marine.
Durch das Dauerfeuer von Kelios konnte er seine Klaue nicht einsetzten ohne sich eine Blöße zugeben, daher schlug Yachkuz mit seinem Tentakel zu. Kelios wurde in die Seite getroffen und flog durch die Luft als ob er keine dreihundert Kilo wog, und verlor dabei seinen Bolter.
Hart landete der Chaos Marine wobei die Luft aus seinen drei Lungenflügeln gepresst wurde. Ein stechender Schmerz breitete sich in der Seite des Renegaten aus und Kelios wusste das dort vermutlich ein einziger Bluterguss war.
Aber er hatte noch Glück gehabt,hätte ihn dort die Klaue getroffen wäre er mit Sicherheit nun Tot. Kelios hatte keine Zeit sich zu freuen den Yachkuz setzte nach. Er rollte über den Boden und mehrmals Schlug die monströse Klaue an die Stelle in dem Boden an der sich der Renegat zuvor noch Befand.
Wieder war das Glück auf der Seite des Chaos Marines, denn die Klaue des Mutanten blieb für einige Sekunden im Beton stecken. Er nutzte die Gelegenheit um etwas Abstand zwischen sich und dem Gottes Günstling zubringen. Als er wieder auf die Beine kam hatte er endlich sein Kettenschwert gezogen.
Der eigentlich widerspenstige Maschinengeist, der des öfteren eine zusätzliche Ermunterung brauchte um aus seinem Schlummer zu erwachen, schien zu spüren das sein Meister in großen Schwierigkeiten steckte und erwachte sofort aus seinen Schlummer.
Gerade rechtzeitig, denn Yachkuz hatte inzwischen seine Klaue wieder aus dem Beton befreit und stürmte brüllend auf den Iron Fury zu. Kelios parierte den von oben geführten Schlag. Der Maschinengeist seines Kettenschwerter dröhnte frustriert, da er nicht in der Lage war die Chitin-Schichte der Klaue zu durchdringen. Nach einigem hin und her gedrücke in der jeder der Kontrahenten versuchte den anderen in die Knie zu zwingen lösten sie sich voneinander.
Danach folgten Angriffe die mal von dem einen mal von dem anderen ausgingen, welchen der jeweils andere auswich oder parierte. Dann überraschte ihn Yachkuz damit, das er auf Abstand zu Ihm ging. Trotzdem war der Iron Fury nicht überrumpelt als die muskulöse Tentakel auf ihn zugeschossen kam. Kelios wich dem Schlag abermals aus. Ehe er seinen Arm wieder zurück ziehen konnte ließ der Chaos Marine sein Kettenschwert auf den Tentakel niedersausen.
Freudig Brüllte der Maschinengeist auf als er endlich etwas zum aufreißen Fand. Für einen kurzen Moment kratzten die rotierenden, aus Adamantium gefertigten Sägezähne, über die Schuppige und doch flexible Haut. Doch dann fanden sie Halt und schnitten tief in den Muskel. Vor Schmerz und Wut brüllend zog der Mutant seinen Arm zurück. Kelios hatte damit gerechnet und hatte den Winkel soweit geändert, das sich Yachkuz buchstäblich selbst das Fleisch zerfetzte als er ihn zurück zog.
Der Mutant betrachtete seinen ruinierten Tentakel, der auf halber Länge vollkommen zerstört war. An mehreren Stellen wurde die Muskulöse Gliedmaße nur noch von wenigen Muskelfetzen gehalten. Der Mutant beschnüffelte den Tentakel wie ein Tier. Plötzlich hob er seine Klaue und im nächsten Moment fuhr sie auf seinen zerstörten Tentakel herab, der nun vollständig vom Körper getrennt wurde. Wie ein Fisch auf dem Trocken zappelte der Tentakel am Boden.
„Blut, Blut, Blut!,“ brüllte der Günstling und sprintete auf Kelios zu. Auch dieser setzte sich in Bewegung, er duckte sich unter der erneut niedersausen Klaue hindurch und rammte seine Schulter in die breite Brust des Mutanten. Es fühlte sich an als ob er mit der Schulter voran gegen einen Land Raider gesprungen wäre. Trotzdem gelang es ihm den Mutanten mit zu Boden zu reißen. Dabei hätte er sich beinahe selbst auf der gewaltigen Klaue auf gespießt. Was ein sehr beschämender Tod gewesen wäre.
Kelios schaffte es zuerst wieder auf die Beine zu kommen, noch halb kniend schlug er nach dem Mutanten. Tief fraßen sich die Sägezähne in das weiche rote Fleisch dessen Unterleibs. Aber bevor das Kettenschwert die Eingeweide ernsthaft verletzten konnte wurde er von einem Rückhandschlag der großen Klaue fort geschleudert. Wieder flog der Chaos Marine einige Meter durch die Luft und landete ungünstig auf seinem linken Arm. Kelios hörte etwas in seinem Arm knirschen, ob er nun gebrochen oder nur ausgerenkt wurde wusste Kelios nicht.
Auch wenn die Wunde nicht tödlich war brauchte der Mutant trotzdem einen Moment um das Kettenschwert aus seinem Körper zu zerren und wieder auf die Beine zukommen.
Genau wie Kelios, der Schmerz in seinem Arm und in seiner Seite wurde zu einem nervigen Pochen, als der Maschinengeist der Rüstung Schmerzstillende Substanzen in seinen Blutkreislauf injizierte. Kelios stemmte sich hoch und zog seine Plasmapistole um sie zu aktivieren.
„Blut und Schädel“, brüllte Yachkuz und sprang auf den Iron Fury zu. Eine Plasmawaffe brauchte einige Sekunden bis sie Einsatzbereit war. Es war schon lange her dass für Kelios die Zeit so langsam verrann. Doch dann sprang das kleine Lämpchen an der Seite der Waffe auf blau und signalisierte dem Iron Fury die Einsatzbereitschaft.
Sofort drückte er den Abzug und blaues Plasma löste sich von der Magnetfeldspule und traf den weit aufgerissenen Rachen des Mutanten. Augenblicklich verdampfte der gesamte Kopf und Hals. Noch zweimal drückte der Iron Fury ab und der Oberkörper des einst großen und muskulösen Günstling des Khorne löste sich auf. Kelios hechtete aus dem Weg des noch auf ihn zukommenden Unterleibs.
Er blieb noch einige Sekunden liegen und atmete erst einmal durch. Der Kampf hatte ihn doch mehr gefordert als er es eigentlich hätte dürfen. Er nutzte die Zeit um ein Diagnoseprogramm laufen zu lassen.
Seine Rüstung war an mehreren Stellen oberflächlich von dem Säurehaltigen Blut des Mutanten zerfressen. Die Stellen an denen er von Yachkuz getroffen worden war wiesen leichte Einbeulungen auf aber alles in allem machte sie noch einen zufriedenstellenden Eindruck. Es waren nur kleinere Ausbesserungen und eine neue Schicht Farbe nötig um sie wieder im alten Glanz erstrahlen lassen zu können.
Auch die Verletzungen seines Armes waren zum Glück nicht so schlimm wie er zuerst gedacht hatte. Schnaufend erhob sich der Chaos Marine, steckte seine Plasmapistole in den hitzebeständigen Halfter und ging zur beschmierten Mauer.
Er holte zwei mal tief Luft und rammte seine Schulter gegen die Mauer. Beton rieselte zu Boden. Erst nach dem dritten mal spürte er wie sein Arm wieder in die natürliche Richtung sprang.
Kelios blieb für einige Herzschläge an der Mauer gelehnt ehe er sich daran machte seine Waffen einzusammeln. Als er schließlich alle wieder hatte ,drehte er sich zu dem Kind um. Nach kurzem Überlegen traf der Renegat schließlich eine Entscheidung, bezüglich des Kindes.
 

Nakago

Eingeweihter
1 November 2009
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54
Schon viel besser! Geht doch. Aber eine Verständnisfrage habe ich doch, wie bekommt man gesuchte Renegaten auf einen im Raum treibenden Asteroiden? Das ist nicht Star Wars, wo schon so mancher Einmannjäger Hyerraumtauglich ist. Die kleinsten Warpraumfähigen Schiffe sind immer noch 800 Meter lang und brauchen tausende Mann Besatzung. Und wie macht man so was publik, ohne das die Inqisition das mitbekommt?
 

Dragunov 67

Tabletop-Fanatiker
14 Juni 2020
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41.876
Ja, ab ner bestimmten Größe wäre es ein Planetoid (glaube ich), und der hängt meist in der Umlaufbahn iwo fest, aber weder bei Star Wars, S Trek oder 40k ist n Aufdruck für physikalische und astronomische Korrektheit dran. Die Story ist aber schon besser geworden. Die Kämpfe sind tw zu detailliert und werden dadurch langatmig. Sonst aber schon (y)
 

Natas

Regelkenner
25 Februar 2003
2.162
24
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Die Story ist aber schon besser geworden. Die Kämpfe sind tw zu detailliert und werden dadurch langatmig. Sonst aber schon (y)
Sehe ich genau so. Die Kämpfe sind etwas zu lang geworden, aber trotzdem gut beschrieben.
Ich weiß dass Rechtschreibung nicht Jedermanns Sache sind, aber bitte ließ dir selbst zumindest einmal deine Texte durch. Dabei lassen sich schon etliche Fehler vermeiden, die später den Lesefluss stören.

Vor allem bin ich jetzt natürlich gespannt, wie es mit der Story weiter geht ;-)
 
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Reaktionen: Dragunov 67

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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Hi Freunde.
Ich bin erleichter, dass der neue Teil bei euch besser angekommen ist. Ich muss zugeben das 4 Kapitel mit 21 anderthalb Seiten ist es doch länger geworden als ich es Ursprünglich wollte. Aber ich bin selber froh, dass es jetzt so lang geworden ist. Es ist wirklich besser als die erste Version. Es hat mir wirklich Spaß gemacht es zu schreiben, besonders das ich mir dank euch mehr Gedanken über die Ursprünge der Iron Fury machen musste. Da in der ersten Version die Vergangenheit der Iron Fury keine Rolle mehr gespielt hat. Ok, ich werde beachten, dass die Kämpfe gegen die Minions nicht so Detailreich werden, aber bei den Bossen schon.
Rechtschreibung ist so eine Sache.
Ich werde mir mehr Mühe geben und hoffe, dass es trotzdem besser geworden ist.

Ich bin auch guter Dinge das ich, dass 5 Kapitel diesem Monat noch beenden werde.

@ Nakago
Laut Wikipedia kann ein Asteroid bis zu Tausend Kilometer groß sein. Alles, was größer als das ist, wird laut Definition als Zwergplanet bezeichnet. Da passen denn auch schon mal der eine oder andere Angriffskreuzer in einen der größeren Schächte. Besonders, wenn besagter Asteroid auch von einer Unbekannten Xenos-Rasse ausgebaut wird.

Was das wie sie dahin kamen? Man braucht einfach mal Glück, aber vielleicht hatte ja irgend wer oder was seine Finger im Spiel.
Die Inquisition weis, dass es die Iron Fury gibt und das Sie irgendwo eine Basis haben. Halt nur nicht wo.

Die Iron Fury rekrutieren eben, wen sie zufällig treffen und sich diese als brauchbar erweisen. Manche ergeben sich da sie nur so eine Chance haben um zu überleben, oder sie wurden wie die Iron Fury vom Imperium verstoßen. Verbrecher, Söldner, Abenteuer, Mutanten Nach meinem Verständnis funktionieren Renegaten- und Piraten-Banden so. Auch gibt es immer wieder Verstoßen oder Abtrünnige Astartes die aus verschiedenen Gründen die Galaxis durchstreifen. Ein Beispiel wird es auch im 5 Kapitel geben.
 

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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Es geht weiter!​
Nach viel zu langer Wartezeit, für dich ich mich abermals Entschuldigen muss, geht es nun weiter. Doch vorher noch ein paar Worte.
Ich muss gestehen das ich mich, bei diesem Kapitel, einige Male in Sackgassen geschrieben hatte, die des öfteren auch in kleineren Schreibblockaden endeten. Daher kann es vorkommen, das es an einigen Stellen etwas zu schnell geht. Aber ich denke, dass ich es zum Schluss doch noch ganz gut hinbekommen habe.
Wie immer bin ich auf eure Meinung gespannt und hoffe das auch diese Kapitel gefallen wird.

So genug der Worte und viel Spaß beim Lesen des 5 Kapitels von Ein Renegat mit einem Gewissen.

Kapitel 5
Stürmung

Seine Schulter schmerzte, wie so oft. Eigentlich schmerzte sie jeden einzelnen Tag und so war der Schmerz in seiner Schulter, sein ständiger Begleiter. Doch der Schmerz war nicht gleich Schmerz, er variierte in seiner Intensität. Die meisten Tage war es ein penetrantes Pochen, so als ob etwas von innen gegen seine Schulter schlug.
Dann gab es noch die Tage in denen seine Schulter eine Mischung zwischen brennendem Inferno und stechender Schmerz war. An diesen er das Gefühl hatte, das ein Land Raider Zentimeter für Zentimeter seinen Arm hochfuhr, bis er schließlich seine Schulter erreichte und auf dieser hunderte male, um die eigene Achse drehte.
Leider wurde der Schmerz zu einem der Land Raider Tage.
Sein zweites Ich, der Geist seiner Servorüstung, die mit ihm seit fast zwei Jahrhunderten zum größten Teil verschmolzen war, wollte schmerzstillende Substanzen Injizieren.
Trottel, dachte er nur und verweigerte die Injektion, da er wusste, dass es nichts bringen würde. Wenn ihn ein Kettenschwert aufriss, er von Boltergeschossen durchlöchert wurde oder von einem Energieschwert durchbohrt, dann würden die Schmerz-Stiller was bringen. Das wusste er aus langjähriger Erfahrung. Doch der Schmerz in seiner Schulter ließ sich davon nicht lindern, egal wie viel sein zweites Ich in seinen Körper pumpte.
Sobald sie zurück in ihrer Basis waren, müsste er den Besessenen aufsuchen. Hephaistos, wie der Besessene eigentlich hieß, war aber keineswegs von einer Kreatur jenseits des Schleiers besessen. Nein, seine Besessenheit war weltlicher Natur.
Hephaistos, ein ehemaliger Techmarine der 5. Kompanie der Iron Faith und jetziger erster Techmarine, war es gelungen die Lebenserhaltung und die künstliche Schwerkraft auf der „Unbezwingbar“ zu reaktivieren und den Iron Faith eine neue Heimat zugeben.
Seit dieser Zeit hatte der Techmarine Ihre Basis nicht mehr verlassen und widmete sich nur noch selten anderen Dingen. Eines dieser Dinge war seine Schulter. Es war ein Gefallen unter alten Brüdern derselben Kompanie. Auch wenn die Behandlung wichtig war, so war sie nicht weniger schmerzhaft. Es war eine Mischung zwischen dem Brennen und Stechen und dem Land Raider.
Hephaistos würde seine Servorüstung um die Schulter aufschneiden müssen und da sie nun eins waren, wurde er praktisch bis zum Muskel gehäutet. Anschließend würde der Techmarine ihm seine Schulter samt Arm abnehmen und neu justieren, Beschädigungen beheben und ihn nach Stunden wieder mit seinem Körper neu verbinden. Er war sich nicht sicher, welcher Teil davon der Schmerzhafteste war. Aber zum Glück, würden seine Schmerzen anschließend nach Stunden nur noch zu dem penetranten Pochen werden.
Das sollte dann einige Wochen anhalten ehe sich das Brennen und Stechen dazu gesellen würde. Doch schon früh genug würde der Land Raider Schmerz auch wieder zurückkommen. Seine schmerzende Schulter musste schon immer in regelmäßigen Abständen zur Wartung abgenommen werden, da sein Körper die Bionik früher oder später abstößt.
So etwas kam nur äußerst selten vor. Früher musste er nur alle paar Jahre zu den Techmarines, doch seit dem Verrat ist der Abstand zwischen den einzelnen Wartungsterminen immer weiter geschrumpft, sodass er mindestens einmal im Jahr Hephaistos aufsuchen musste. Er wusste nicht, ob es etwas mit Ihrer Hingabe zum Chaos zu tun hatte, oder ob es auch dazu gekommen wäre, wenn es den Verrat nicht gegeben hätte. Vielleicht war es sein erwählter Gott, der dafür Verantwortlich war. Wollte sein erwählter Gott, dass er seinen künstlichen Arm aufgab, um ihm mit einer gesegneten Mutation zu beschenken?
Möglich, aber schließlich spielte dies keine Rolle. Wieso sollte es auch eine Rolle spielen? Würde der Schmerz verschwinden, wenn er den Grund kannte? Wer weiß, aber es gab wichtigeres um dass er sich kümmern musste. Für seine schmerzende Schulter hatte er später noch Zeit sich zu kümmern. Es wurde langsam Zeit aktiv zu werden.
Curix, ehemaliger Sergeant der Sprungtruppen und amtierender Schwarm-Lord der Kreischer, erhob sich aus seiner liegenden Position und setzte sich aufrecht hin. Anschließen ließ er seine Schulter kreisen, um wenigstens etwas den Schmerz zu lindern.
Vor etwas mehr als einer Stunde hatte er sich mit dem Rest des Schwarms auf dem Dach einer Commerzia versammelt, in der Erwartung, dass sie schon bald mit dem letzten Angriff beginnen konnten. Doch der Schild hatte alle Prognosen der Techpriester überdauert. Nach wenigen Minuten, waren seine Brüder des Wartens überdrüssig geworden und hatten sich nach und nach aufgemacht um die nähere Umgebung der Commerzia, auf der Suche nach neuem Spielzeug zu durchstreifen.
Auch wenn Curix bezweifelte, dass es noch Imperiale hier gab. Dafür trieben sich zu viele ihrer Sklaven und Bodengebundenen Brüder herum. Der Schwarm-Lord hatte sich einen gemütlichen Platz gesucht, von dem aus er das Artilleriefeuer auf den Schild beobachten konnte.
Es war ein schöner Anblick, wie die Geschosse auf den schützenden Schild aus purer Energie trafen und kurzlebige Feuerblumen und blendende Lichtblitze gebaren.
Seine Schwarm-Brüder hatten kein Interesse an so kurzlebiger Schönheit, oder Schönheit im Allgemeinen. Sie interessierten sich nur für die Jagd und die Akte des Tötens und des Verstümmelns. Er warf noch einen letzten Blick auf den verfluchten Energieschild und trottete anschließend auf allen Vieren zum Rand des Dachs der Commerzia, die im Besitz einer einflussreichen örtlichen Gilde ist. Das Chaos hatte schon vor Jahrzehnten seinen Körper seinem Geist angepasst. Es hatte ihn gezwungen wie ein Tier zulaufen. Seine Füße und seine Hände waren nun Klauen, mit denen er sich mit nur wenig Aufwand sogar durch Adamantium schlagen konnte.
Seine Sinne waren geschärft. Er konnte, wenn er wollte eine Maus auf zwei Kilometer sehen. Seine Ohren nahmen das kleinste Rascheln war und seiner empfindlichen Nase entging kaum ein Geruch. Durch das mit seinem Rücken verschmolzene und durch die Segnungen seines erwählten Gottes, veränderte Sprungmodul hatte er das Gefühl, das er Fliegen konnte. Aber wie alles hatte auch das seinen Preis. Das aufrechte Gehen hatte er als erstes eingebüßt. Selbst wenn er sich nur kurz streckte, um irgend etwas über sich zu erreichen, schossen stechende Schmerzen, die beinahe so schlimm waren wie die des Land Raider, durch seinen Körper.
Waffen konnte er keine mehr benutzen, da seine Klauen einfach nicht mehr dazu motorisch fähig waren. Abgesehen von Haftbomben und Granaten, auch wenn er diese keine zehn Meter weit werfen konnte. Auch das sprechen fiel ihm mit der Zeit schwerer.
Es gab den einen oder anderen, im Schwarm, der kaum noch ein menschliches Wort sprechen konnte. Dies war in seinen Augen ein sehr geringer Preis im Vergleich zu der Macht die ihm, der große Jäger, sein erwählter Gott gegeben hatte. Er hatte ihn zu einem perfekten Jäger gemacht.
Als er den Rand des Dachs erreicht hatte, sprang er leichtfüßig auf die breite reich verzierte Brüstung. Risse bildeten sich im Granit, doch dieser hielt dem Gewicht des Kreischers stand. Leise klapperten die drei Space Marine-Helme an seiner Hüfte aneinander. Für einen kleinen Moment schwankte der Raptor, auf der handbreiten Brüstung, doch als Curix seine Klauen um den Stein schloss, fand er den Halt. Der Schwarm-Lord blickte versonnen in die.Tiefe
Die Commerzia war ein gewaltiges barockes Gebäude dessen höchster Punkt ein sechshundert Meter hoher Turm war. Der unterste Teil Fassade des Gebäudes, die ersten fünfzig Meter, waren mit schlichten Reliefs verziert. Sie zeigten hochrangige Gildenmitglieder in bescheidenden Roben welche, die ärmeren der Stadt versorgten. Zumindest die vom Beschuss nicht beschädigt worden waren. In Regelmäßigen Abständen klafften breite bogenförmige Löcher in der Fassade, die noch vor wenigen Stunden Buntglasfenster beherbergten.
Das Dach der Commerzia wurde von Wasserspeiern, die Cherubim nachempfunden waren, gesäumt. Gezieltes Bolterfeuer hatte die meisten allerdings bis zur Unkenntlichkeit zerstört und nur leere Sockel zeugten noch von der großen Anzahl die einst das Dach bewacht hatten. Von den wenigen die noch intakt waren, schaukelten sanft im Wind Gildenmitglieder die an ihren eigenen Gedärmen aufgehängt waren.
In der unmittelbaren nähe, des Gouverneur-Palastes hatten die Reichen und Mächtigen ihre Paläste errichtet. Auf den zum Teil mehrere hundert Quadratmeter großen Grundstücken hatten die Architekten kitschige Prunkbauten errichtet. Von denen nur die wenigsten eine richtige Verteidigung besessen hatten. Aber keines der Gebäude überschritt die siebenhundert Höhenmeter. Desto weiter man sich vom Palastgelände fort bewegte, um so beschaulicher wurden die Gebäude Viertel für Viertel. In der ferne erblühte ein großer Feuerball nur um nach Sekunden wieder in sich zusammen zufallen. Es dauerte einige Augenblicke bis der Schall der Explosion seine Position überrollte. Der Schwarm-Lord hatte keine Ahnung, was da gerade hochgegangen war.
Er aktivierte sein Vox und blinzelte sich durch verschiedene Kanäle seiner Brüder und ihrer Elite-Sklaven.
„Blut, Blut, Blut!“
„Öffnet eure Seele und euren Leib dem Chaos! Erkennt die Primordiale Wahrheit!“
„Tod dem falschen Imperator! Tod dem schwächlichen Imperium!“
„Wir sind die Iron Fury! Wir sind die Iron Fury! Wir sind die Iron Fury!“
„Wir bringen den Tod! Wir bringen die Wahrheit!“
„Versteckt euch hinter eurem falschen Glauben! Er wird euch nicht retten können!“
Es waren aber nicht nur Gebete, Drohungen und Versprechungen in den Vox-Übertragungen, sondern auch praktische Befehle und Statusmeldungen der in der Stadt verteilten Truppen.
„Schinder Atio hier, Sektor 3 ist gesichert!“
„Die Arbites Festung ist Gefallen!“
„Krieger Siro hier, wir brauchen Verstärkung! Sind in Sektor 7 in einen Hinterhalt geraten! Meister errettet uns!“
„Sektor 5 ist weiterhin stark umkämpft. Er bitte umgehend gepanzerte Unterstützung.“
„Schinder Sathof hier, nach einem großartigen Kampf haben sich im öffentlichen Seenpark zweihundert PVS-Truppler ergeben. Empfehle Prüfung zur Konvertierung.“
„Schinder Derenzu hier, einige Alpha-Mutanten sind zu Chaosbruten geworden! Sie schlachten alle ab! Götter des Waprs rett … Ahhhhhhh.“
„Weiß vielleicht einer wie lange dieser verfluchte Schild denn noch hält? “
„Sammelzone 3 für die Gefangen ist voll. An alle, bringt eure Maden zu einer der anderen Sammelzonen oder stecht Sie am besten gleich ab.“
Langweiliges Gerede, dachte Curix und deaktivierte es wieder.
Von den gepflegten Gärten der Anwesen war nicht viel übrig geblieben. Verirrte Granaten hatten Löcher in die Erde gerissen. Die Ketten von Panzern und die dicken Reifen von Lastwagen und schweren Transportern hatten den Rasen beinahe komplett aufgewühlt.
Das Übrige hatten die Sklaven der Iron Fury erledigt. Sie hatten die Bäume gefällt, um mit dem Holz Scheiterhaufen zu errichten, auf denen Sie die Gefangenen ihren dunklen Göttern opferten, oder selten auch um frisches Fleisch zu braten. Wobei die Herkunft des Fleisches denselben Ursprung hatte. An anderen Stellen hatten sie mit dem Holz einfache aber doch erschreckend wirksame Folterstätten errichtet.
Viele Einheiten und Kulte hatten einzelne der Anwesen für sich beansprucht und verdeutlichten ihren Anspruch in dem Sie ihre verdorbenen Banner und Standarten hissten.
Zwischen etlichen der Anwesen, die von Kulten beansprucht wurden, waren kleinere Feuergefechte ausgebrochen da sich viele der Kulte, zum Teil langjährige Fehden lieferten. Solange es sich nicht ausweitete oder die Kampfkraft der Iron Fury schmälerte wurden diese kleineren Gefechte geduldet. Manche Einheiten und einige Iron Fury nutzten diese und wetteten darauf welcher Kult wann wie viele Mitglieder verlor oder von dem verfeindeten Kult erledigt oder gar komplett ausgelöscht wird.
Curix musterte einige der Kulte die er selbst kannte. Er sah das Banner der Blood Tanks, das eine goldene Panzergranate über der das schwarze Symbol des Khorne thronte auf roten Grund zeigte. Die Blood Tanks, bestehend aus vier Leman Russ des Vanquisher-Schemas angeführt von Panzer-Lord Aras Salotino, sind die einzigen Kampfpanzer der Iron Fury, welche an diesem Auftrag beteiligt waren. Jeder Vanquisher war mit einer dicken Schicht getrockneten Blutes überzogen und präsentierten die unzähligen Schädel, die mit Stacheldraht an den Panzern befestigt waren, voller Stolz. Der Panzer-Lord selbst saß auf dem Turm seines Panzers, Bluthund, und beaufsichtigte seine Mannschaft bei ihrer Arbeit. Während einer der Khorne Anhänger, den Durst des Bluthunds mit einer Mischung frischen Blutes und Promethium stillte, waren die anderen vier damit beschäftigt die wertvollsten Trophäen des gesamten Kults zu reinigen. Es waren zwei, skelettiere Space Marines vom niederen Orden der, Angels of Retribution.
Curix konnte sich noch gut an den Tag erinnern,, an dem der Bluthund diese Trophäen errang. Aras, damals noch Schütze des Bluthunds, hatte es tatsächlich geschafft einen Storm Eagel der Angels of Retribution mit einem Schuss des Hauptgeschützes abzuschießen, das die Stellung der Iron Fury mit schweren Feuer beharkte. Der Kommandant von Aras, hatte den Abschuss für sich beansprucht, weswegen Aras dessen Schädel solange gegen die Panzerung geschmettert hatte, bis vom diesem nur noch eine blutige Masse blieb.
Es kam nicht oft vor, das man Khorne Anhänger beim Putzen sah, dachte Curix mit einem Lächeln.
Dann war da noch der Kult der Brotherhood, mit dem Symbol zweier gekreuzter schwarzer Äxte im Kreis eines Chaossterns. Dieser recht kleine Kult bestand nicht wie die übrigen Kulte aus Fanatikern, Mutanten oder Elite-Sklaven, sondern aus nur noch zwei duzend Skitarii.
Diese großen und stark mit Bionik versehenen Maschinen-Krieger sind alles was von der techketzerischen Organisation, Bruderschaft übrig geblieben ist. Die Bruderschaft war lange mit den Iron Fury verbündet. Für einen Auftrag hatte man ein Kontingent der Skitarii, den Iron Fury zur Seite gestellt. Während man dem Auftrag nach ging, wurde die Operationsbasis der Bruderschaft von einer Vergeltungs-Armee des Mechanicum vollständig ausgelöscht. Da die letzten Befehle der Skitarii lauteten, die Iron Fury zu unterstützen hatten Sie sich ihnen Angeschlossen.
Das Banner eines weiteren Kultes, war ein grob zusammen genähtes Rechteck, in ein duzend Farben und zeigte das dieses Anwesen, von den Children of the Circus, beansprucht wurde. Dieser Slaanesh verehrende Kult gehörte, zu den größten die den Iron Fury dienten. Seine Mitglieder kleideten sich in schrill Farbenden Kostüme und eigneten sich eigentlich nur als Kanonenfutter. Außerhalb des Kampfes sind sie für ihre Theateraufführungen berühmt, die auch ab und an von einigen Chaos Marines aufgesucht werden.
Das Lager der Eiterfligen stand in Flammen, da die Blades und die blutigen Finger ihr Anwesen von zwei Seiten stürmten. Wer konnte es ihnen verübeln?
Curix nicht, da seiner Meinung nach keinem dieser Krankheiten huldigenden Fanatikern, zutrauen sei, weil Sie jeder Zeit eine Seuche auslösen konnten. Die Jünger des Nurgle wehrten sich verbissen und rissen viele der Angreifer mit in den Tod. Doch schließlich waren alle Eiterfligen Tod und ihre schimmelnden Banner wurden heruntergerissen. Von Kampfes Wut übermannt, fielen die Mitglieder der beiden Khorne Kulte anschließend Übereinander her.
Nur wenige der Blades und der blutige Finger überlebten den Kampf untereinander. Drei Kulte ausgelöscht, noch bevor der finale Angriff begonnen hatte. Den Verlust der Blades würde man merken, es waren geschickte Krieger, aber die anderen beiden waren nur bessere Kugelfänger.
Die Mitglieder des Kultes der ,vielen Gesichter, dessen Banner vier verschiedene weiße Gesichter auf grünem Grund zeigte, waren in einer Predigt vertieft. Aber den Großteil der Kulte ,kannte Curix weder vom Namen noch von ihren verdorbenen Bannern her. Sie waren ihm auch egal, leicht ersetzbare Sklaven.
Daher richtete der Raptor seinen räuberischen Blick auf ein ganz bestimmtes Anwesen.
Bedrohlich stand der Eiserne da. Eine bis ins Mark verdorbene Aura der Macht umgab den Dreadnougt, welche der Raptor bis zu sich spüren konnte. Doch ohne Ihn hätten alle Iron Faith in jener Nacht das Leben verloren. Er hatte Sie alle gerettet und seit dieser Zeit gut geführt. Wie er ihn hasste, für dass was er getan hatte. Keiner von den Iron Fury wusste davon und keinen würde es kümmern, wenn Sie es wüssten. Selbst damals, als Sie noch die Iron Faith waren, hätte es einen von ihnen gekümmert.
Der Eiserne war aber nicht allein. Vier Techpriester in schwarzen Roben umgaben seine gepanzerte Gestalt. Ein weiterer Techpriester lag in einer Lache aus Blut und Hydraulikflüssigkeit zu seinen Füßen.
Ein anderer ketzerischen Priester stand auf einer Hebebühne, welche die Arme eines Arbeits-Servitors ersetzten. Als Gewichtsausgleich war der Oberkörper, des sich auf Ketten fortbewegenden Kybernetischen-Sklaven nach hinten versetzt.
Unweit vom Eisernen, im Schatten der zerbombten Fassade des Anwesens, konnte der Kreischer einige seiner Brüder erkennen. Diese kümmerten sich entweder um ihre Ausrüstung oder waren in Gebete an ihren jeweiligen dunklen Gott vertieft. Auch Sie würden am Angriff auf den Palast teilnehmen.
Rifiars, einer von zwei Techmarines auf dem Planeten, war gerade dabei die zwei Rhions, Geschändeter Glaube und Lunos Rettung, zu überprüfen. Nachdem er anscheinend mit dem technischen Zustand der Schützenpanzer zufrieden war, verschwand Rifars kurz in der Ladeluke von, Lunos Rettung, und kehrte einige Sekunden später zurück. In der Hand hielt der Techmarine, der noch immer seine rot Lackierte Servorüstung trug einen menschlichen Schädel.
Immer noch verstand Curix nicht, warum Refiars sich noch immer mit dem Mars verbunden fühlte. Aber dieses Gefühl der Verbundenheit, welche er gegenüber der Priesterschaft des roten Planeten empfand, hinderte ihn nicht daran diese verblendeten Narren zu töten. Wie die vielen, halb organischen und halb kybernetischen Schädel bewiesen, die er mit in Öl getauchten feingliedrigen Adamantium-Ketten an seiner Rüstung befestigt hatte. Der Techmarine hielt den Schädel, in dessen Stirn ein Chaosstern geritzt und anschließend mit Blei gefühlt war verkehrt herum, sodass die Augenhöhlen unten waren. Sämtliche Öffnungen waren mit Silber verschlossen. Einst hatte der Schädel auf den Schultern eines Ordenspriesters der Black Templar gessen, nun diente er als ein wichtiger Segnungsgegenstand für Rituale der dunklen Mächte. Das war die Ultimative Schändung, wie Curix fand.
Eine von Rifiars Mechadendriten, tunkte in den Schädel, den er nun mit beiden Händen hielt und besprenkelte anschließend eine dunkle Flüssigkeit auf den mit Stacheln und grausamen Trophäen, geschmückten Rumpf von geschändeter Glaube. Er wiederholte dies zweimal, ging einen Schritt weiter, seinen Blick stets auf den Rhino gerichtet und wiederholte seine Bewegungen. Dreimal Eintunken und besprenkeln, einen Schritt weiter gehen und wieder von vorne. Der Raptor beobachtete fasziniert, wie sein Bruder langsam um den Schützenpanzer ging, und dabei das Ritual vollführte. Etwa fünf Minuten brauchte der Techmarine bis er geschändeter Glaube umrundet hatte. Auf der heruntergefahrene Bulldozerschaufel hatte man Priester der Ekklesiachie genietet. Die bewusstlosen Gefangenen erwachten schreiend aus ihrer Ohnmacht, als Rifiars sie mit der Flüssigkeit besprenkelte. Wo die Flüssigkeit auf ungeschützte Haut traf, begann diese zu rauchen. Die Priester des Leichen-Imperators wanden sich und rissen Tiefe Wunden in ihr eigenes Fleisch.
Rifiars nickte und zwei Sekunden später quoll dunkler Qualm, aus den Auspuffrohren welche menschlichen vor Angst verzehrten Gesichtern nachempfundenen waren. Der boshafte Maschinengeist war sichtlich zufrieden mit der Segnung und konnte es kaum erwarten wieder Blut zu vergießen. Noch ein letztes Mal spritzte er auf die Kleriker ehe er zu Lunos Rettung ging. Da Curix neugierig war, schaltete er sich in den offenen Kanal des Techmarines und lauschte dessen Worte.
„Gesegnet mit Blut. Gesegnet mit Öl. Gesegnet seist du, Geist der Heiligen Maschine. Stille deinen Durst mit dem Blut derer, die die Macht der dunklen Götter leugnen. Stille deinen Durst mit dem Öl, der versklavten Maschinen. Beschütze, die Brüder in deinem Inneren, sodass sie dir, Heilige Maschine Opfer darbieten können. Töte und zerstöre wie es dir beliebt Heilige Maschine. Gesegnet mit Blut. Gesegnet mit Öl. Gesegnet seist du, Geist der Heiligen Maschine …“, Curix klickte sich aus, und spürte wie sein zweites Ich ungeduldig wurde. Die mächtigen Worte seines Bruders hatten auch den Geist seiner Servorüstung angestachelt.
Er wollte fliegen hoch wie ein Adler, aber gleichzeitig wollte der Geist auch mit kreischenden Triebwerken knapp über den Boden rauschen und seine Klauen in frische Beute schlagen. Curix teilte die Begeisterung des Geistes. Auch er sehnte sich nach der Freiheit, die nur der Himmel versprach.
„Bald, nur noch ein bisschen Geduld und wir werden wieder, kreischend über unsere Feinde herfallen“, versprach der Schwarm-Lord seinem zweiten ich. Der Raptor schaute wieder zum Anwesen. Im hinteren Bereich standen, dem ungeteilten Chaos geweiht, zehn schwarz lackierte Chimären in Reih und Glied. Vor diesen hatten sich jeweils zwölf Elitekämpfer aufgestellt, die ihre Lasergewehre vor der Brust hielten. Ausgerüstet war die Elite der Sklaven mit einer schwarz lackierten Plattenrüstung und Helm. Kleine Taschen enthielten Ersatz Magazine, Werkzeug, Sprengstoff und Verpflegung. Auch Granaten verschiedenen Typs und ein Bajonett für die Lasergewehre hingen an ihren Gürteln. Als Sekundärwaffe waren sie mit verschiedensten Pistolen ausgestattet. Curix wusste aus Beobachtungen, das von Inferno-, über Plasma-, Laser-, Bolter-Pistole alles vertreten war.
Nicht nur die höheren Ränge hatten, Zugriff auf solch wertvolle wie mächtige Waffen. Die meisten waren Beutestücke von toten Offizieren der Imperialen Armee erbeutet oder von toten Kameraden geplündert. Ein weiterer gemeinsamer Bestandteil ihrer Ausrüstung war das Kampfmesser in ihren verstärkten Stiefeln. Damit hörten die Gemeinsamkeiten der Elitekämpfer auf. Denn jedem Mitglied stand es frei die Ausrüstung nach den eigenen Wünschen zu ergänzen. So hatten sich einige eine weitere primär Waffe über die Schulter geworfen.
Viele führten neben dem Bajonett und dem Kampfmesser weitere Nahkampfwaffen mit sich. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Kettenäxte und Kettenschwerter. Doch auch wesentlich primitivere Waffen wie Keulen und Hämmer waren unter der Elite der Sklaven weit verbreitet. Bewehrte Offiziere oder ausgezeichnete Krieger konnten sogar eine Energiewaffe ihr Eigen nennen. Primitive Talismane und Glücksbringer baumelten neben grausigen Trophäen an bunten Schnüren, von ihren Plattenrüstungen und verliehen den Kriegern ein unterschiedliches Aussehen.
Ein plötzliches Knacken, im inneren seines Helms, erschreckte den Raptor. Der Schwarm-Lord knurrte verärgert, aber blinzelte trotzdem die blinkende giftgrüne Rune, die in seinem blutroten Sichtfeld aufgetaucht war, an.
Curix wusste was jetzt kam, trotzdem traf es Ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht.
„Curix ,mein Bruder.“, erklang die dröhnende Stimme des Eisernen. Verfluchte Dreadnought′s, wieso können Sie nicht einmal ihre Stimmmodulatoren regulieren? Fragte sich der Schwarm-Lord.
„Jetzt nicht mehr“, krächzte der Raptor. Ein Geräusch, welches dem Laut eines Baneblade mit Getriebeschaden nicht unähnlich war, donnerte im inneren seines Helms. Lange war es her, das Curix dieses Geräusch vernommen hatte. Es war das Lachen des Eisernen.
„Frech wie immer, junger Raptor! Doch sei gewarnt Bruder, irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich deiner Frechheit überdrüssig bin!“, drohte der Herr der Iron Fury. Curix wusste, das dieser Tag nie kommen würde.
„Oh, Fluch des Imperiums, verzeiht mir unwürdigen, diese Frechheit.“ Wieder der Baneblade mit Getriebeschaden.
„Also, Brandstifter der Bibliotheken von Sikol IV, ist der Schwarm bereit?“
„Er war es.“
„Was soll das bedeuten?“, dröhnte die eiserne Stimme des Dreadnought wesentlich lauter als zuvor im inneren seines Helms. Curix kniff die Augen einen kurzen Augenblick zusammen, und schüttelte seinen Kopf. Verfluchte Dreadnought′s.
„Der Schwarm hat sich zerstreut. Sie waren des Wartens leid. Daher sind sie auf die Jagd gegangen.“
„Raptoren! Unzuverlässiges Pack! Wenn ihr nicht meine Brüder wärt, hätte ich euch schon längst den Wesen des Warps zum Fraß vorgeworfen!“ Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann sprach der Eiserne weiter.
„Rufe ihn zusammen, der Schild wird schon bald von unserem unablässigen Feuer hinfort gefegt!“
„Er sollte schon, längst gefallen sein.“
„In der Tat, das sollte er! Doch die Techpriester versicherten mir, das er in Kürze zusammen brechen wird!“
„Das haben Sie bereits vor zwei Stunden prognostiziert.“
„Das haben Sie“, stimmte ihm der Eiserne zu, „und Sie haben für ihren Fehler bereits bezahlt!“ Curix betrachtete den Toten Techpriester zu den Füßen der Kampfmaschine. „Aber sieh selbst, Bruder! Schau zum Schild!“, forderte ihn der Eiserne auf und der Schwarm-Lord tat dies. Das Schimmern des Energieschildes hatte sich zur Überraschung des Kreischers tatsächlich verändert. Zuerst hatte der Schild sich um die Einschlagzonen gekräuselt, wie bei einem Teich bei starkem Wind. Nun aber war ein kräftiges Flackern zu sehen. Es war ein deutliches Zeichen, für den bevorstehenden Kollaps, Vorfreude erfasste den Raptor.
„Wie Ihr es, befehlt, Eiserner. Der Schwarm wird sich versammeln“, krächzte der Schwarm-Lord begeistert.
„Curix, mein Bruder! Enttäusche mich nicht! Erfülle unsere Mission! Oder mein niemals endender Zorn wird dich treffen! Du bist nun gewarnt!“, dröhnte noch ein letztes mal die Stimme des Herren der Iron Fury.
Es dauerte noch einen kurzen Augenblick ehe das Klingeln, das immer in den Ohren nachhallte, wenn man mit dem Eisernen über einen Vox-Kanal kommunizierte.
Wie er es hasste, aber egal. Curix sprang von der Brüstung zurück auf das Dach der Commerzia, und trotte gemächlich zurück. Unterwegs aktivierte er den internen Kanal der Kreischer.
„Brüder, schart euch um mich. Der Schild wird in Kürze Fallen.“

Die Raptoren hatten sich doch weiter verteilt, und so dauerte es beinahe volle sieben Minuten, bis sich alle Raptoren des Kults der Kreischer vor ihren Lord versammelt hatten. Voller Stolz betrachtete er seine dreizehn Brüder, die sich um ihn geschart hatten, und betrauerte den Verlust von den dreien, die nie wieder fliegen würden.
Gedanken verloren, strich er mit der mittleren Klaue seiner rechten Hand, über den speziellen Kryobehälter, der am Oberschenkel seiner Servorüstung angebracht war. Drei Brüder waren fort, und nur das Erbe von einem konnte er retten. Das der anderen war verloren, für immer war ihr Kampf nun vorbei. Wut stieg im Schwarm-Lord auf als er an ihren Ruhmlosen Tod dachte. Sie hatten es verdient, ihr Ende durch die Hand eines Astartes zu finden. Stattdessen wurden Sie von einfachen sterblichen getötet. Curix vernahm ein metallisches Schaben, und wurde sich erst da bewusst, das er mit seiner Klaue über den Kyrobehälter gefahren war. Schlagartig hörte er auf damit. Der Behälter war von unzähligen Kerben bedeckt, Zeugnisse von der schlechten Angewohnheit des Schwarm-Lords. Immer wenn er die Progenoidedrüse eines gefallenen Bruders entnommen hatte, und über dessen Tod nach dachte, kratzte er mit seiner Klaue darüber.
Er machte sich um den Behälter und dessen wertvollen Inhalt keinerlei Sorgen, denn er war schwer gepanzert, noch besser als Curix selbst.
Der Schwarm-Lord lenkte seine Gedanken von den toten Brüdern zu den lebenden. Wie er, hatten die meisten seiner Brüder das aufrechte gehen schon längst eingebüßt. Lediglich zwei hatten noch ihren aufrechten Gang. Der eine war der junge Raikon, der vor wenigen Jahren erst zu einem Kreischer geworden war. Raptoren nehmen sich die Vielversprechendsten, der erbeuteten Knaben, und unterziehen sie einem gnadenlosen und in den meisten Fällen, tödlichen Auswahlverfahren das nur sehr wenige überlebten.
Während sich die Raptoren mit ihren anderen Brüdern auf Missionen befinden, blieb immer eine Meute zurück und überwachte die gnadenlose Ausbildung. So war Raikon der erste in den letzten Jahren, der Sie überlebt hatte.
Der andere Raptor hatte sich von seinen Brüdern in den Schatten eines Treppenhauses zurückgezogen und spielte mit seinem Gladius.
Kyraf Ziroc, trug noch immer den weißen Raben auf seiner mitternachts-schwarzen Rüstung, auch wenn er ihn zum Spot, gegenüber seinen alten Brüdern auf den Kopf gestellt hatte. Er war mit seinem Trupp aufgrund von unnötigen Massakern gegenüber der Zivilbevölkerung einer Separatistischen Markropole, zu einem Büßerkreuzzug entsandt worden. Er und seine Brüder waren sich keiner Schuld bewusst und fühlten sich von ihrem Orden und dem Imperium verraten. So hatten sie beschlossen sich abzusetzen.
Als das Schiff, welches Sie zu ihrem ersten Feldzug bringen sollte, an einem Orbitalen Versorgungsdepot anlegte, um Vorräte aufzunehmen, stahlen Sie ein Kundschafter Schiff der Viper-Klasse. In den zwei Wochen während Sie durch den Warp reisten, vertrieben Sie sich die Zeit damit, all jene die weiterhin treu zum Imperium stehen wollten, auf möglichst grausame Art und Weise zu töten. Trotzdem brachte es eine Gruppe von Loyalisten fertig, den Warpantrieb zu sabotieren.
Es gelang den Navigator gerade noch rechtzeitig, das Meer der Seelen zu verlassen. Untersuchungen ergaben, dass der Warpantrieb irreparabel beschädigt war. Gestrandet im Nirgendwo und ohne Chance auf Rettung, aktivierten Sie das Notsignal. Da ein Schiff der Viper-Klasse als Aufklärer für militärische Aktionen konzipiert war, besaß es nur begrenzt Vorräte. Nach nur drei Monaten waren die Vorräte beinahe aufgebraucht, weswegen sich Kyraf Ziroc und seine Brüder der Crew entledigten. Anschließend begaben sich die Abtrünnigen Space Marines der Raven Guard mithilfe der Hypovegetative Membran in einer Art von Winterschlaf.
Fast achtzig Jahre trieben sie so durch die Leere des Alls, ehe ein Schiff der Iron Fury sie fand. Die Renegaten waren überrascht, zehn schlafende Raven Guard auf einen imperialen Aufklärer zu finden, dessen Besatzung abgeschlachtet und sämtliche Aquila entstellt waren.
Neugierig, was auf dem Schiff vor sich gegangen war, erweckten die Renegaten die Abtrünnigen aus ihrem Koma. Dabei starben zwei der zehn Söhne des Corax. Die anderen acht wurden vielen Test unterzogen, um ihre wahre Loyalität festzustellen. Nachdem ihre Lossagung, vom Imperium außer Frage Stand, bot man ihnen an Teil der Iron Fury zu werden.
Fünf stimmten zu und übergaben die Progenoidedrüsen, der anderen drei den Iron Fury als Geschenk. Kyraf Ziroc und ein weiterer seiner Brüder wurden aufgrund ihrer Vorliebe für den Einsatz von Sprungmodulen zu den Kreischern eingeladen, während die anderen drei zu den normalen Iron Fury gingen. Mittlerweile war nur noch Kyraf Ziroc selbst und einer seiner Brüder, der sich mit Darion’s Kriegerscharr auf einer Mission befand, am Leben. Anders als die übrigen Kreischer, bevorzugte der ehemalige Raven Guard den Kampf aus dem Schatten.
Eine Vorgehensweise, die dem Kampf von Quschar, der wie eine Spinne an der Wand über dem Treppenhaus hing, glich. Auch wenn Quschar es liebte wie die anderen Kreischer mit jaulenden Triebwerken durch die Luft zu fliegen, so liebte er es auch aus dem Schatten heraus über seine Beute herzufallen.
Curix ließ seinen räuberischen Blick weiter über seine Brüder wandern. Camazotz, einer seiner Loyalisten war wie immer am fressen. Er hatte seine Sprache als erstes eingebüßt und konnte mit keinem mehr außerhalb der Kulte der Raptoren, sprechen. Der Schwarm-Lord war erfreut, als er die Silber schuppige Haut des von Absalom's armlose Rechte Schulter, sah. Dem Verlust seines Arms hatte er heute Morgen dem schweren Bolter eines Leman Russ zu verdanken. Aber der große Jäger hatte ihn mit einer Segnung beschenkt. Schon in wenigen Wochen würde er einen neuen Arm haben, der dem Arm einer Raubechse von einer Urzeitwelt glich. Mit ihr würde er spielerisch durch eine Servorüstung kommen. Viele im Schwarm hatten bereits Chaosgeschenke dieser Art, vom großen Jäger, erhalten.
Das dämonische Antlitz von Virikas Helm war wie immer auf Curix gerichtet. Er machte keinen Hehl daraus, das er Curix eines Tages herausfordern würde. Virikas wartete nur darauf, das Er schwäche zeigte.
Siebzehn Minuten waren vergangen, seitdem Curix den Schwarm gerufen hatte. Und noch immer weigerte sich der Energieschild beharrlich sich der Feuerkraft der Iron Fury zu beugen. Noch wartete der Schwarm, aber es würde nicht mehr lange dauern bis er begann sich wieder zu zerstreuen. Die Kreischer waren nicht für ihre Geduld bekannt. Sie konnten, wenn Sie es wollten geduldig sein, aber wenn sie zur Geduld gezwungen waren, verloren sie schnell das Interesse und suchten sich etwas zum spielen.
Zwanzig Minuten warteten sie bereits und Unruhe erfasste den Schwarm. Raikon, der sich noch immer beweisen musste, lief ungeduldig zwischen seinen Brüdern auf und ab. Quschar schlich inzwischen am Rande des Schwarms herum. Virikas hatte schon vor einigen Minuten seinen starren Blick von Curix abgewandt und unterhielt sich mit einigen seiner Brüder in ihrer Sprache.
Ja, Virikas wird der erste sein, der sich wieder auf die Jagd begeben wird. Zweiundzwanzig Minuten waren vergangen als sich etwas spürbar änderte. Sein zweites Ich informierte ihn, das die Luft begann sich elektrisch Aufzuladen. Curix und seine Brüder blickten fasziniert zum Schild.
Der Schwarm-Lord hörte etwas, dass sich hinter dem donnernden Zorn der Geschütze versteckte. Routiniert filterte er die Geräusche solange aus, bis er nur noch das versteckte Geräusch hörte. Unter seinem Helm fletschte er die Zähne, aus Vorfreude als er es erkannte. Es war ein elektrisches Summen, ähnlich dem eines Generators. Von Sekunde zu Sekunde wurde es lauter, ehe es in das Kreischen von Millionen von Vögeln überging.
Dann war das Geräusch plötzlich weg und der Energieschild begann zu zerfasern. Die ersten Granaten schlugen in die nun kurzzeitig ungeschützten Türme und den weitläufigen Grünanlagen ein.
Curix brauchte keinen Befehl zu geben, denn die Raptoren wussten, dass Eile geboten war. Mit kreischenden Turbinen rauschten Sie über ihren Anführer hinweg. Es würde nur einige Minuten dauern bis der Schild wiederhergestellt war. Wenn der Magos heilige aber überflüssige Rituale wegließ hatten sie sogar nur wenige Minuten Zeit.
Trotzdem nahm Curix sich Zeit. Geschmeidig sprang er wieder auf die Brüstung und blickte zur Mauer. Vierhundert Meter betrug die Entfernung zur fünfzig Meter hohen Palastmauer. Welche von Servitoren die eins mit ihren Geschützen sind, gespickt waren. Eine dreihundert Meter breite gepflasterte Feuerzone umgab die Mauer und ermöglichte den willenlosen Schützen leichtes Spiel. Da es für etwaige Angreifer keinerlei Deckung, gab.
Curix verharrte einige Herzschläge auf der Brüstung und schloss seine Augen. Anschließend öffnete er seinen Griff um die Brüstung und kippte zur Seite Weg. Der Schwarm-Lord rarste dem Boden entgegen.
Vierhundert Meter, Curix lächelte.
Dreihundert Meter.
Zweihundert Meter. Der Herr der Kreischer genoss das Gefühl des freien Falls, Er wünschte dieses würde ewig andauern.
Einhundert Meter. Noch immer hatte Curix seine Augen geschlossen.
Fünfzig Meter.
Vierzig Meter. Der Geist seiner Rüstung schrie in seinem Geist, doch Curix hörte nicht auf ihn.
Dreißig Meter. Schlagartig öffnete der Schwarm-Lord seine Augen.
Zwanzig Meter. Noch immer grinsend aktivierte er sein, vom großen Jäger berührtes, Sprungmodul. Kreischend erwachten die Turbinen zum Leben. Knapp über dem Boden raste er der Mauer entgegen und wich geschickt dem Abwehrfeuer der Geschütze aus.
Wenige Meter vor der Mauer landete er auf den Steinen. Er zögerte nicht, sondern zündete abermals sein Sprungmodul und katapultierte sich auf brennenden Säulen in die Höhe. Schweres Bolterfeuer ließ die von seinem Sprungmodul geschwärzten Steine explodieren.

Als die Raptoren Minuten später und ohne weitere Verluste in die oberen Etagen des Hauptturms des Gouverneurs-Palasts eindrangen, hatte sich der schimmernde Schild bereits wieder aufgebaut. Schneller als es Curix erwartet hatte. Es war ihren Brüdern und Sklaven nicht gelungen die Meter dicke, mit Geschütznestern durchzogene Mauer zu durchdringen, so das die Raptoren auf sich allein gestellt waren. Für den Schwarm-Lord spielte dies keine Rolle, denn er hatte auch keine Hilfe von ihnen erwartet.
Flankiert von Camazotz und Raikon brach Curix durch die verstärkten Buntglasfenster des gläsernen Dachs des Thronsaals. Der Rest des Schwarms war an anderen Stellen in die oberen Bereiche des Hauptturms eingedrungen und stifteten dort Chaos.
Noch bevor Curix und seine Begleiter den Boden berührten, hatten die Jünger des großen Jägers, alles im großen Raum erfasst. Der Ovale Thronsaal hatte einen Durchmesser von etwa fünfhundert Metern und eine Höhe von zwanzig. Das einzige Möbelstück war ein aus Elfenbein gefertigter hochlehniger Thron, verziert nur mit dem uralten Familienwappen der Gouverneursfamilie, ein sich aufbäumender Pegasus umgeben von einem Lorbeerkranz. Die neun Stufen, die hoch zum Thron führten, waren aus einem einzigen Marmorblock gefertigt, dessen schwarze Adern ein verspieltes Muster bildeten. Drei Meter von den Stufen entfernt war ein großer Holoprojektor aus dem Boden hochgefahren. Neben dem Symbol des Kult Mechanicus war von der metallenen Haut der Maschine nichts zu erkennen, da unzählige Reinheitssiegel von der Zuverlässigkeit des Holoprojektors kündeten. Knapp über der Chrom Oberfläche des Projektors, schwebte eine drei dimensionale Abbildung der Stadt. Die meisten Stadtteile waren tief rot und nur noch wenige Bezirke schimmerten blau.
An den Wänden hingen gewaltige Porträts von Männer, die allesamt in lächerliche Uniformen gekleidet waren. Sie versuchten möglichst ernst und wichtig drein zu blicken. Vor den Porträts standen auf Sockeln lebensgroße Statuen von Ihnen. Zwischen den vergangenen Herrschern hingen Standarten an den Wänden, die entweder den imperialen Adler oder das Familienwappen der Dynastie zeigten.
Hinter dem Thron wachte eine makellose Knight große Granitstatue des Leichen-Imperators, der als Krieger dargestellt war, auf einen Sockel aus puren Gold. Seine langen Haare umwehten ein markantes Gesicht, so wie sein Umhang seine Gerüstete Gestalt umwehte. Der imperiale Adler prangte voller Stolz mitten auf seiner Brust. Die eine Hand ruhte auf dem Griff einer Bolter-Pistole von Uralten und mittlerweile vergessenem Schema. Mit der anderen Hand streckte er sein Schwert in die Höhe. Der Kopf des Imperators war leicht geneigt und sein strenger Blick ruhte auf dem Thron zu seinen Füßen.
Die Menschen, von denen sich etwa dreihundert im Saal aufhielten, blickten wegen dem klirren und kreischen nach oben, nur um kurz darauf vor Furcht zu schreien, als sie die alptraumhaften Geschöpfe sahen, die sich gerade Zugang ins Innere verschafft hatten. Die meisten von ihnen waren Adlige und deren Familien, die von ihren engsten Dienern und Leibwächtern begleitet wurden. Andere waren hochrangige Mitglieder des Ministorum, Administratum und des Militärs, die wiederum von ihrem Stab begleitet wurden.
Die Imperialen Stoben auseinander, nur die diszipliniertesten oder mutigsten der Soldaten und Leibwächter der Planetaren Oberschicht zogen und hoben ihre Waffen. Doch bevor Sie auch nur einen Schuss abgeben konnten starben bereits die ersten.
Denn die Ankunft der Raptoren hatte einen tödlichen Regen aus scharfkantigen Glasscherben ausgelöst. Manche Scherben waren nur so groß wie ein Daumennagel, so hatten andere die Größe eines Menschen oder waren gar noch größer, drangen in ungeschütztes Fleisch oder trennten ganze Körperteile ab.
Der Gouverneur stand reglos neben dem Holoprojektor und blickte zu den sich nähernden Kreischern hoch. Ein Refraktorfeld, ein persönlicher Energieschild das den Träger gegen Fern- und Nahkampfangriffe gleichermaßen gut schützte. Dieses lies die Luft um ihn herum flimmern, ähnlich wie an heißen Tagen im Sommer. Das Glas, welches das flimmern berührte, zersplitterte weiter und viel um den Gouverneur herum zu Boden.
Raikon, der als einziger noch in der Lage war eine richtige Waffe zu führen, hatte seine Bolter-Pistole bereits gezogen und zwei schwer gerüstete Leibwächter mit einer Salve in blutige Fleischfetzen verwandelt.
Als der junge Raptor das Refraktorfeld bemerkte, feuerte er dass gesamte Sichel förmige Magazin auf ihn ab. Kleine kurzlebige Feuerblumen blühten um den Gouverneur herum auf, als die Boltergeschosse auf den Schild trafen.
Doch keines gelang es den schützenden Kokon aus Licht zu durchdringen. Dann waren die Chaos Marines unter den Menschen. Curix spürte für den Bruchteil einer Sekunde den Widerstand des geschwächten Energieschildes, als er mit seiner hinteren rechten Klaue auf dem Gouverneur landete. Letztendlich hatte das Refraktorfeld keine Chance gegen die brutale Wucht des Aufpralls, mit einem lauten Knall kollabierte es. Der Gouverneur wurde zu Boden gedrückt und keuchte vor Schmerz als seine Rippen und Wirbelsäule brachen und seine inneren Organe gequetscht wurden.
Nur dem Refraktorfeld hatte er es zu verdanken, dass er nicht gleich starb. Sofort richtete sich Curix in eine hockende Position auf und augenbliklich schossen ihm stechende Schmerzen das Rückgrat herauf. Wieder wollte sein zweites Ich Schmerzstiller in seinen Blutkreislauf injizieren und wieder unterdrückte er es. Die Schmerzen ignorierend streckte er seine beiden Vorderklauen zu beiden Seiten von sich weg. Strahlen aus flüssigem Feuer ergossen sich links und rechts, aus den in seinen Klauen intrigierten Flammenwerfern und verwandelten die Menschen in seiner Nähe in lebende Fackeln.
Während der Schwarm-Lord die Menschen lebendig verbrannte schlugen, stachen, schlitzten und im Fall von Camazotz bissen, sich seine Brüder durch die in vollkommene Panik ausgebrochenen Menschen. Die Gegenwehr der Soldaten und Leibwächter war halbherzig und nicht wenige der Schüsse verfehlten das Trio und fällten die Menschen, die Sie eigentlich beschützen sollten. Die wenigen Laserstrahlen die ihr geplantes Ziel trafen, verunstalteten lediglich die Farbe und die grausigen Verzierungen ihrer Servorüstungen.
Schnell stank es im Thronsaal nach verbrannter Kleidung und Fleisch, Ozon und Blut. Das Lodern der Flammen ging im Geschrei der verwundeten und sterbenden unter. Mit einem Gedanken Impuls kappte, der Schwarm-Lord die Zufuhr von weiterem Brennstoff und schaute sich um. Sie waren kaum zehn Sekunden im Thronsaal und mehr als die Hälfte der Menschen waren bereits Tod oder lagen im sterben. Die wenigen die noch lebten versuchten vor den Schlächtern in ihrer Mitte zu fliehen.
Curix blickte auf den wimmernden Menschen unter seinen Fuß.
Er hatte es nie verstanden und wird es auch nie verstehen, warum das Imperium oft solch feigen und inkompetenten Individuen als Herrscher über ganze Planeten, oder in seltenen Fällen auch über ganze Sonnensysteme ernannte. Auf den Welten des Chaos hatten solch schwache Männer und Frauen ihren Platz als niedrigste unter den niedrigsten Sklaven. Wenn man über eine Welt herrschte, die sich im eisernen Griff des ewigen und glorreichen Chaos befand, gehörte man entweder zu den brutalsten, grausamsten, verschlagensten oder den charismatischsten Individuen der Menschheit. Denn nur so konnte man sich gegen seine Feinde und Verbündeten durchsetzen.
Der Schwarm-Lord ließ sich wieder auf allen vieren nieder. Sofort ließen die Schmerzen nach. Der Herr der Kreischer packte den Kopf des wimmernden Gouverneurs. „Überbringe deinem falschen Gott folgende Botschaft: Das Imperium der Menschheit wird brennen und aus dessen Asche wird sich die Menschheit neu erheben, als Diener der wahren Götter.“
Curix gluckste und hüllte den Kopf des Planetaren Herrschers in Feuer. Das sich seine Klaue ebenfalls im lodernden Promethium befand, störte ihn nicht da seine mit ihm verschmolzene Servorüstung solche Temperatur nichts ausmachte. Der Schwarm-Lord überließ seinen Schwarm-Brüdern das Töten und trotte zum Thron. Er erklomm die Stufen und suchte die Armlehne ab, nach einem kurzen Moment des suchen fand er es.
Es war eine kleine Unebenheit an der Innenseite der linken Armlehne. Vorsichtig strich er mit der Klaue seiner Vorderpranke über die Stelle. Augenblicklich fuhr ein Teil der Abdeckung nach hinten, sodass ein kleines Tastenfeld zum Vorschein kam. Unter den neun aus Perlmutt gefertigten Tasten war eine kleine Schnittstelle.
Curix löste einen kleinen gepanzerten Würfel von seinem Gürtel, den er von ihrem Auftraggeber bekommen hatte. Der Würfel war von der Größe einer Fragmentgranate und bestand aus einem Metall, welches er nicht kannte. Er wies auf den ersten Blick keinerlei Markierungen oder Unebenheit auf. Doch der Schwarm-Lord wusste das dies nicht so war, auch wenn sich die Funktionen oder die Bedeutungen der verschlungenen und komplizierten Muster seinem Wissen entzog.
Mit einigen Schwierigkeiten schaffte er es den Würfel zu öffnen. Auch wenn er es nie zugeben würde, da es das größte Sakrileg wäre und er sich somit gegen seinen auserwählten Gott stellen würde, so konnte er es nicht abstreiten, dass er zu mindestens in Momenten wie diesen seine, vom großen Jäger gegebenen Form verachtete.
Curix verdrängte diese ketzerischen Gedanken und nahm den oberen Teil des Würfels ab und warf ihn achtlos beiseite. Anschließend blickte der Kreischer in den Würfel. Der Anblick der sich ihm Bot überraschte den Iron Fury. Das innere des Würfels war mit einer purpurnen Geleeartigen Substanz gefühlt. Vorsichtig hob er den Würfel näher vor seinen Visor und schnüffelte. Es roch nach nichts, doch plötzlich kräuselte sich die Oberfläche.
Hastig zog er seinen Kopf zurück, legte ihn schief und betrachtete Aufmerksam die Substanz, „Nichts“. Hatte er sich die Bewegung nur eingebildet? Nach einigen Sekunden kam er zu dem Schluss, das es nie eine Bewegung gab.
Vorsichtig tauchte er die Spitzen seiner Klauen in das purpurne Gelle. Kurz stocherte er herum, doch dann schlossen sich die Spitzen seiner Klaue um einen festen Körper. Langsam zog er seine Pranke zurück. Curix spürte einen Widerstand bei den letzten Millimetern, als ob sich etwas gegen seine Bemühungen wehrte.
Mit einem letzten Ruck hatte er den Gegenstand herausgerissen. Er warf den Rest des Würfels beiseite und betrachtete neugierig, mit schräg gelegtem Kopf, den Gegenstand zwischen seinen Klauen. Er war so breit wie ein Finger und hatte die Größe eines solches. Das Gehäuse schien aus Obsidian zu bestehen und genau wie auf dem Würfel befanden sich auch hier die ihm unbekannten Muster, eingestanzt in Elektron. Am unteren Ende hingen unzählige Haar dünne Kabel, die noch einmal genauso lang waren wie der Rest.
Curix hob langsam das Ding vor seinen, einem Gargoyle nachempfundenen Helm. Plötzlich schienen die Kabel zum Leben zu erwachen und schossen auf ihn zu. Der Schwarm-Lord zog seinen Kopf zurück und hätte beinahe das Ding von sich geschleudert, konnte sich aber gerade noch beherrschen.
Die Kabel, die bis eben noch schlaff heruntergehangen hatten, zuckten hin und her, wie Schlangen. Ein Teil der Kabel schien ihn zu fixieren während der Rest die Umgebung zu betrachten schien. Er fauchte, wie eine Raubkatze und zu seiner Überraschung wandten sich jetzt alle Kabel zu ihm.
Eine seltsame Konstruktion aber alles, was mit ihrem Auftraggeber zu tun hatte, war seltsam. Daher tat der Herr der Kreischer das, was er sollte und legte das Ding auf das Tastenfeld. Erst wandten sich die Kabel in unterschiedlichen Richtungen, dann aber bewegten sie sich gemeinsam auf die Schnittstelle zu. Ohne zu zögern drangen sie in den Schlitz der Schnittstelle ein. Nach einigen Sekunden wurden die ersten Tasten aus ihrer Verankerung gedrückt, so das Curix die Schaltkreise darunter sehen konnte. Die Kabel schienen sich immer Tiefer zu bohren, über ihre eigentliche Länge hinaus.
Der Kreischer vernahm ein tiefes grollen. Sein Vox sprang an und alle seine Schwarm-Brüder meldeten das Gleiche: Lampen und Schalttafeln explodierten, Lifte sowohl die Vertikalen, als auch die Horizontalen rasten unkontrolliert rauf und runter, hin und her. Blitze schossen durch die breiten Korridore und verbrannten alles was sie berührten.
Unerwartet gingen die Übertragungen seiner Brüder in statischem Rauschen unter. Plötzlich wurde der Hauptturm in seinen Grundfesten erschüttert, als tief in den Gewölben die War Hound großen Generatoren in einer Raschen folge von schweren Explosionen verheert wurden.
Die Iron Fury und ihre Sklaven genossen den verheerenden Anblick, als sich die Zerstörung nach Außen verlagerte. An vielen Stellen wurde die gewaltige Mauer in Stücke gesprengt als die Munition der Geschützstellungen beinahe zeitgleich explodierten. In den wenigen, die nicht hochgingen brachen Feuer aus und verbrannten die organischen Komponenten der Servitoren zu Asche. Doch schon kurz darauf war ihnen der Anblick der explodierenden Mauer egal, als der Regen der Trümmerstücke einsetzte, flohen sie und suchten Schutz in den Gebäuden und ihren Fahrzeugen.
Die schmalen aber nichtsdestotrotz mächtigen Türme der Boden-Orbital-Abwerhstationen wurden ebenfalls von der Zerstörung erfasst, als auch ihre Munitionsvorräte entzündet wurden. Auch wenn hier, den dunklen Göttern sei dank, zu mindestens die mächtigen Raketen in ihren Silos nicht explodierten. Welches zweifellos katastrophale Folgen für die Iorn Fury gehabt hätte. Es war so als ob dies so gewollt gewesen wäre, als ob das Ding dafür gesorgt hätte.
Nachdem die Erschütterungen aufgehört hatten, blickte Curix nach oben und war nicht überrascht als er sah dass der Energieschild verschwunden war. Er schaltete sein Vox ein und kontaktierte den Eisernen. „Auftrag ausgeführt“, krächzte er und wechselte ohne auf eine Bestätigung zu warten auf den internen Kanal der Kreischer.
„Es ist Zeit zum Spielen.“

Curix blickte von seinem Mahl auf.
Als er nach draußen schaute, hatte der Mond bereits seinen Zenit erreicht. Seine geschlitzten Pupillen verengten sich, als er den Vollmond musterte. Da waren sie, pünktlich. Er zählte sieben schwarze Flecke auf der Mondscheibe. Es waren Transporter um die Truppen der Iron Fury und ihre Beute abzuholen. Noch waren es nur Punkte, und selbst für sein verbessertes Sehvermögen zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen.
Der Schwarm-Lord schleuderte die Überreste der halb verzehrten Maid achtlos über seine Schulter. Es gab ein feuchtes Klatschen als die Leiche der jungen Dienerin erst gegen die Wand knallte und dann auf dem Boden klatschte. Der Kult der Kreischer bestand ausnahmslos aus Kannibalen, wie es die meisten der Raptoren Kulte waren. Es war nicht so, das sie Menschen aus Spaß fraßen, zu mindestens nicht nur. Nein, ihr Körper verlangte nach dem zarten Fleisch von Menschen und anderen humanoiden wie Eldar und Tau.
Curix trottete zum Ankleidezimmer, öffnete die Tür und ging einige Schritte in das Zimmer hinein. Der Raum, der nur die Kleider der jugendlichen Tochter des Gouverneurs beherbergte, war größer als die meisten Habitat-Wohnungen der Stadt. Curix wusste nicht ob die Tochter noch lebte oder nicht. Auch wenn es unwahrscheinlich war, das sie dem Massaker welches er und der Schwarm angerichtet hatten, entkommen war.
Der Boden war mit einem flauschigen blauen Teppich ausgelegt. Unzählige Kleider in jeglichen Farben und für jeden Zweck hingen an teuren Bügeln. Am anderen Ende des Raums war eine gemütlich wirkende Sitzecke eingerichtet. Um einen großen runden Glastisch waren vier kitschig anmutende aber auch bequem wirkende Sessel angeordnet. In der anderen Ecke standen zwei weibliche Servitoren, die eine schlichtere Version des Maid-Outfits, des von Curix zur Hälfte verspeisten Dienstmädchen trugen. Ihre mechanischen Komponenten wurden von Porzellan verdeckt. Einige Schritte vor den Maid-Servitoren ging eine weitere Tür ab. Wo hin diese führte wusste der Raptor nicht, da er es nicht für nötig hielt nach zu schauen.
Es gab in dieser Stadt nichts mehr, das ihm oder seinen Brüdern gefährlich werden konnte. Daher konnte es durchaus sein das sich hinter dieser Tür noch Menschen versteckt hielten. Ob dies der Fall war oder nicht spielte keine Rolle, denn bei Sonnenaufgang würden die Iron Fury die Stadt und alles, was sich dann noch in ihr befand, im gleißenden Licht der Lanzenschläge vergehen lassen.
Curix schnappte sich das erst beste Kleid. Er achtete nicht darauf welches und wischte sich damit das Blut aus seinem blassen Gesicht. Als er damit fertig war ließ er es einfach fallen. Anschließend richtete er seine Vorderpfoten, auf die luxuriösen Kleider zu beiden Seiten aus, und ließ einen kurzen aber weit gestreuten Feuerstahl über die Kleider wandern. Schnell griff das Feuer auf andere Kleider und den Teppich über und breitete sich weiter aus. Es dauerte nicht lange bis der Rauch begann sich unter der Decke zu sammeln.
Mit einem Lächeln verließ der Schwarm-Lord das Ankleidezimmer und ging zu seinem Helm zurück. Er hatte seinen Helm auf einem niedrigen Tisch zurückgelassen. Er schnappte ihn sich, drehte ihn in seinen Klauen, sodass er die Vorderseite betrachten konnte. Wie der Rest seiner verschmolzenen Rüstung war auch der Helm in einem schmutzigen Gelb lackiert.
Die äußeren Enden seiner tief schwarzen Augenlinsen waren durch den Einfluss des großen Jägers nach oben gewandert, so das sie mehr den Augen eines Gargoyle glichen. An der Stelle wo sich die Nase befinden würde, spross ein kleines Horn. Die Mundpartie war aufgerissen, und beherbergte Dolch lange Fangzähne aus Bronze und dutzende kleinere Reißzähne.
Das wird, sofern er nicht vorher stirbt, eines Tages sein Gesicht aus Fleisch ersetzen, sobald auch sein Helm mit seinem Körper verschmolz. Er fürchtete sich nicht davor. Trotzdem, so hoffte er, könnte dieser Tag ruhig noch auf sich warten lassen. Curix drehte seinen zukünftigen Kopf wieder herum und stülpte ihn sich über. Überschwänglich wurde er vom Maschinengeist, seinem zweiten Ich, begrüßt. So wie ein treuer Hund seinen Besitzer am Abend, nach einem langen Arbeitstag begrüßen würde. Curix krächzte eine Begrüßung, da auch er es beinahe genauso genoss wie der Geist, wenn ihre Bewusstsein wieder miteinander verschmolzen. Er wusste das dies ein weiteres Zeichen war, das er den Helm schon bald nicht mehr abnehmen konnte.
Mit einem gedanklichen Befehl versiegelte sich die Rüstung vakuumdicht. Seine kybernetische Schulter schmerzte stärker als vorhin auf dem Dach der Commerzia. Wieder wollte der Maschinengeist Schmerz-Stiller injizieren und wieder verweigerte er es.
Trottel. Der Maschinengeist wird es wohl nie lernen. Er ließ seine kybernetische Schulter abermals kreisen, welche den Schmerz tatsächlich eine Winzigkeit linderte. Als der Kreischer schließlich das Zimmer der Tochter verließ, war das Feuer bereits auf das Zimmer übergesprungen.
Curix brauchte nicht Lange, um in den Thronsaal zurückzukehren. Der Schwarm-Lord stieg über die zerstörten reich mit Gold und Silber beschlagenen Panzertüren hinweg. Kurz blieb er stehen und genoss den Anblick, der sich ihm bot.
Der einst prächtige Boden war von Körperteilen und Blutpfützen übersät. Die Banner, die vor wenigen Stunden noch Stolz und Erhaben, den Imperialen Adler und den sich aufbäumenden Pegasus präsentierten, waren beinahe vollständig verbrannt und heruntergerissen. Nur hier und da waren noch verkohlte Überreste der teuren Stoffe zu erkennen. Die Porträts der längst verstorbenen Planetaren Herrscher waren vom Blut der Menschen getränkt.
Nirgends im Raum war auch nur eine Rune oder der sonst so allgegenwärtige Chaos Stern zu sehen. Die Raptoren vergeudeten nicht ihre Zeit für Schmierereien. Wieso sollten Sie es auch? Der große Jäger scherte sich nicht um solch banale Dinge. Nein, Raptoren huldigten auf ihre Art und so war die Rune ihres erwählten Gottes an vielen Stellen im Thronsaal zu finden. Nur war sie kaum jemanden außerhalb der Kulte der Raptoren bekannt. In bestimmten Abständen waren Herzen, Lungen und Lebern in scheinbar zufälligen Gruppen angeordnet, die nur wenn man sie aus der Höhe betrachte, das Symbol des großen Jägers bildeten.
Es überraschte den Schwarm-Lord das keiner des Kultes anwesend war. Doch dann entdeckte er zwei des Schwarms.
Am anderen Ende des Thronsaales hinter dem noch intakten Glas der Buntglasfenster waren die gepanzerten Gestalten von Quschar und Kyraf Ziroc zu erkennen. Mit einer kurzen Aktivierung seiner Triebwerke katapultierte sich Curix quer durch den Thronsaal. Er überflog die Stelle, an der sich der Holoprojektor einst befunden hatte. Mittlerweile war die uralte Maschine unter der Aufsicht einiger Priester des dunklen Mechanicus abgebaut und abtransportiert worden. Lauernd hatten die Raptoren die Priester und ihre willenlosen Sklaven genaustes beobachtet. Aber zu ihrem Verdruss hatte keiner der Abtrünnigen des Mars, die Opferstätten des großen Jägers entweiht. Auch wenn es keinen der deformierten und in schwarzen Roben gekleideten Priestern bewusst gewesen war, das es sie überhaupt gab.
Elegant landete Curix auf den Überresten der majestätischen Statue des falschen Gottes. Eine Melterladung, von Curix persönlich angebracht, hatte den makellosen Kopf des Imperators in Schlacke verwandelt. Präzise Schläge von Energieklauen hatten, beide Köpfe des Aquila enthauptet. Der Schwarm-Lord wusste nicht welcher seiner Schwarm-Brüder, den Imperator letztendlich von seinem goldenen Sockel gestoßen hatte. Ohne die Bruchstücke genauer zu betrachten, trottete er weiter. Kleinere Stücke der Statue wurden unter seinen gepanzerten Ceramitpfoten pulverisiert.
Als Curix nur noch ein paar Schritte entfernt war teilte sich das Bild eines gewaltigen Raumschiffs, welches das Motiv des Buntglasfensters war, in der Mitte. Augenblicklich heulte der Wind ohrenbetäubend Laut, als er in das innere des Thronsaales eingelassen wurde. Die Beiden Raptoren, die im Mondschein des Vollmondes standen, drehten sich zeitgleich um und begrüßten ihren Anführer mit einem Nicken. Curix erwiderte es und trat zwischen die beiden auf den geräumigen Balkon.
In fast zwei Kilometer Höhe zehrte der Wind stark an den, korrumpierten Astrates und versuchte diese umzuwerfen. Früher hatte ein eigenes Energiefeld den Balkon vor dem niemals endenden Wind beschützt. Jetzt da sämtliche Technik zerstört war, war auch dieses ausgefallen. Doch der zehrende Wind störte die drei Iron Fury nicht. Curix lauschte einige Sekunden dem Heulen des Windes, bis er ihn mit einem Gedanken Impuls ausfilterte.
Wieder blickte der Schwarm-Lord zum Vollmond. Auch wenn die Schiffe schon einiges näher gekommen waren, so waren sie doch noch immer zu weit weg um Einzelheiten zu erkennen.
„Was macht ihr hier draußen eigentlich?“, fragte Curix in der Sprache der Kreischer, welche eine Mischung aus dem krächzen von Krähen, dem Fauchen von Raubkatzen, dem zischen von Schlangen und dem knurren von Hunden glich.
„Quschar und Kyraf Ziroc beobachten unsere Brüder des Bodens“, krächzte Quschar. Seit einigen Jahren sprach Quschar nur noch von sich in der dritten Person. Woher dieser Tick von ihm plötzlich kam wusste keiner. Zuerst hatte es seine Brüder amüsiert, dann hatte es sie genervt. Letztendlich hatten sie es akzeptiert, in der Hoffnung das dieser Tick von alleine wieder verschwand. Sie warten bis heute darauf.
„Was Interessantes?“ Die beiden Raptoren wussten genau was ihr Lord meinte. Beeindruckende Beute. Dieses Mal war es der ehemalige Raven Guard der antwortete.
„Nein, was sollten sie auch schon auf so einem wertlosen Planeten finden?“ Curix konnte nur zustimmen. Und doch hatten sie drei des Schwarms verloren. Eine Schande wertvolle Krieger auf einer unwichtigen Welt, wie dieser zu verlieren.
„Doch, Kelios hat Beute“, sagte Quschar.
„Wenn interessiert schon dieser stets schlecht gelaunter Grox?“, fragte Kyraf Ziroc.
„Kelios Beute ist Sklavin“, meinte Quschar und fügte noch hinzu „sehr junge Sklavin. Noch ein Kind, ob er sie fressen will?“
Auch wenn es Curix nicht sehen konnte, da sein Bruder seinen Helm trug, wusste er es trotzdem, das Kyraf Ziroc genervt die Augen verdrehte. Als er sprach, war dies auch aus seiner zischenden Stimme heraus zuhören.
„Du bist fast so verfressen wie Camazotz. Und nein, ich glaube nicht das Kelios das Mädchen fressen wird. Auch wenn mir überhaupt kein Grund einfallen will, weswegen er sich ein Kind als Sklavin genommen hat. Curix, was denkst du?“, fragte der aufrecht stehende Kyraf Ziroc und wand sich seinem Schwarm-Lord zu.
Unter seinem dämonenfratzigen Helm weiteten sich die Augen des abtrünnigen, Sohns des Corax, vor Unglaube. Er ließ seine Arme, die er bis eben vor seiner Brust verschränkt hatte sinken. Auch Quschar riss die Augen auf. Curix, ehemaliger Sergeant der Sprungtruppen der Iron Faith und Herr der Kreischer stand aufrecht zwischen seinen Schwarm-Brüdern und starrte zu seinem Boden gebundenen Brüdern, die sich im Schein von dutzende von Feuern, vor dem Turm langsam zusammen fanden.
Zum ersten Mal seit zwei Jahrhunderten stand Curix aufrecht. Sein ganzer Körper schien im atomaren Feuer zu stehen. Curix spürte, dass wichtige Sehnen kurz vor dem zerreißen standen. Einige waren bereits gerissen. Seine Knochen und Gelenke knackten protestierend wegen dieser verlernten Aufrichtung. Mindestens ein Wirbel war verrutscht und klemmte einige Nerven ein, was die Schmerzen weiter steigerte. Er wusste, dass diese Position gefährlich für ihn war. Es könnte durchaus zu bleibenden Schäden kommen, die nur durch schmerzhafte Operationen korrigiert werden könnten.
Curix wusste dies, konnte aber seine eiserne Wut, die von ihm plötzlich Besitz ergriffen hatte und ihn in den menschlichen Stand zwang, nicht abschütteln.
Die Schmerzen waren so stark, das sein zweites Ich, Schmerz-Stiller in sein Blut pumpte, da es befürchtete, dass der Körper durch dieses Trauma außer Gefecht gesetzt werden könnte. Der Schwarm-Lord brauchte einen Moment bis er begriff, woher diese Wut so plötzlich kam. Er biss sich so stark auf die Unterlippe das Blut floss. Sein Körper wurde von einem zittern erfasst. Ob durch die Wut oder wegen den Schmerzen wusste er nicht.
Durch seine Wut alarmiert, aktivierten sich die kleinen aber extrem starken Generatoren in seinen Handrücken und speisten die Klingen mit Energie. Kleine blaue Blitze zuckten und tanzten zwischen den einzelnen Klingen. Die Raptoren wichen verunsichert vor ihrem Herren zurück, da keiner von ihnen, ihn jemals so gesehen hatte. Kyraf Ziroc ging sogar so weit seine Waffen zu ziehen, da er befürchtete das Curix sie angreifen könnte.
„Kelios“, fauchte der Schwarm-Lord ehe er sein Sprungmodul aktivierte und auf einer Flammensäule in die Nacht verschwand. Quschar und Kyraf Ziroc schauten ihm nach, bis er von der Dunkelheit verschluckt wurde. Erst dann entspannten sie sich.


Ende des Kapitels
Ein paar letzte Wort. Bei diesem Kapitel hatte ich mich aufs Neuland gewagt. Es gibt nur wenige Information über die Kulte der Raptoren und ihren Göttern. Daher würde ich besonders darüber eure Meinung gerne hören, wie ihr den Raptoren-Kult findet. Auch eure Meinung zur Segnung der Land Raider interessiert mich. Vielen Dank fürs Lesen. Am nächsten Kapitel bin ich schon fleißig am Schreiben.
 
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Reaktionen: Dragunov 67

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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569
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Ich danke euch für die Rückmeldungen.

@Unwissennder
Das mit den sich Selbstverzehren hattest du Recht. Das habe ich gestrichen.

@Dragunov 67
Ich bleibe dran. Die Geschichte wird aufjeden Fall zu Ende erzählt werden. Drei bis vier Kapitel werden noch kommen. Die Raptoren-Kulte hatten mich schon immer fasziniert und ich finde es wirklich schade, das es da zu kaum etwas gibt.

Das mit der Rechtschreibung wird sich bald erledigt haben (hoffe ich), da ich jetzt jemanden gefunden habe, der sich bereit erklärt hat, Korrektur zu lesen.
 

Natas

Regelkenner
25 Februar 2003
2.162
24
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41
Die Sache mit den Raptoren is soweit ganz gut, lediglich dass sie Fleisch fressen müssen um sich nicht selbst zu verzehren würd ich streichen.
Ansonsten muss ich leider eine ziemliche Menge Rechtschreibfehler und eine unsinnige bis arg im Lesefluss störende Kommasetzung bemängeln, da waren die anderen Kapitel sehr viel besser.
Ich sehe das ähnlich, in beiden Punkten.

Die Raptoren sind klasse beschrieben und man merkt schnell, dass sie einen etwas weiter aussenstehender Kult in der Armee darstellen.

Leider stören die Rechtschreibfehler und die Kommasetzung extrem beim Lesen, weshalb ich das Kapitel auch in mehreren Etappen lesen musste. Hoffentlich klappt das mit deinem Lektor, es wäre schade wenn die Geschichte ansonsten nicht zuende gehen würde.

Und noch etwas: Ich finde ds "Kapitel" sehr lang. Im Grunde hätte man diesen Teil bereits in zwei oder drei Abschnitte unterteilen können. Die anderen Kapitel waren zwar auch nicht viel kürzer, aber wesentlich weniger mit neuen Informationen gefüllt, als dieses hier.


Hoffentlich geht es mit der Geschichte weiter, bin gespannt was sich da zwischen Kelios und Curix entwickelt ;-)
 

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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Weiter geht es!!

Frohes neues Jahr wünsche ich euch.

Da leider von meinem Korrekturleser bis heute nach fast zwei Monaten keine Rückmeldung kam, habe ich mich entschlossen, es jetzt trotzdem zu posten.
Ich hoffe, es wird nicht so schlimm mit der Rechtschreibung und Grammatik.

Aber vielleicht hat ja einer von euch lust, die Rolle des Korrekturlesers zu übernehmen? Freuen würde ich mich auf jeden Fall.
Aber genug der Worte. Wie immer freue ich mich über Feedback und wünsche euch nun viel spaß beim Lesen.



Kapitel 6
Sklaven


Ein Rumpeln ging durch den Rumpf des Thunderhawks, als die Landekufen den Boden vom sekundären Hangar XL2 berührten. Einen Herzschlag lang geschah nichts, nur das gedämpfte Zischen vom entweichenden Druck war zu hören. Doch dann öffnete sich ein schmaler Spalt und flutete den dunklen Innenraum mit den ersten Lichtstrahlen der künstlichen Beleuchtung und zahllose Geräusche.
Schnell wurde der Spalt breiter, als sich die Rampe weiter senkte. Kaum hatte diese den Boden berührt, als die Iron Fury auch schon hinausmarschierten. Kelios der über den gesamten Zeitraum des turbulenten Fluges von der Planetenoberfläche in den Orbit über in der äußersten Ecke gestanden hatte, wartete, bis alle seine Brüder ausgestiegen waren.
Er hatte ihre Blicke gespürt, die ganze Zeit über. Auch wenn sie ihre Gesichter hinter ihren Helmen verborgen hatten, hatte er ihre Blicke, die sowohl Neugier als auch Missbilligung waren, trotzdem gespürt. Er hatte Jahrzehnte an ihrer Seite gekämpft und wusste, wo hin Sie schauten, auch, wenn ihre Köpfe in eine andere Richtung blickten.
Auch wenn die Blicke seiner Brüder nicht ihn galten, sondern viel mehr seinen Sklaven hinter ihm. Nur wenigen Sklaven war es gestattet, mit so edlen Maschinen wie einem Thunderhawk zu reisen. Hinter ihm auf dem Boden hatte sich das kleine Mädchen zusammen gerollt und hatte es tatsächlich geschafft, den gesamten Flug zu verschlafen. Neben dem Kind saß eine weitere Sklavin. Das Mädchen hatte die Beine vor der Brust angewinkelt und die Arme um ihre Knie geschlungen. Ihr Blick war starr auf dem Boden gerichtet, was schon mal ein guter Anfang war, wenn sie überleben wollte.
Kelios fiel es schon immer schwer, das Alter von sterblichen einzuschätzen und bei Kindern hatte er praktisch keinerlei Vergleichs Erfahrungen. Von der körperlichen Entwicklung her war Sie irgendwo zischen älteren Kind und erwachsenen Frau. Daher schätzte er ihr alter auf vierzehn, vielleicht fünfzehn Jahre. Auch wenn es ihm eigentlich egal war wie alt sie ist. Er hatte sie schließlich nur mitgenommen, damit sie ich um das Kind kümmern konnte.
Auf seinem Weg zum Palast hatte Kelios schnell erkannt, das er nicht wusste, wie man sich um ein Kind kümmerte. Er hatte den ersten Sammeltransporter der Sklavenjäger angehalten. Der Sklavenhändler, ein zyklopenköpfiger Mutant mit fetten Bauch und pockennarbigen Gesicht, war begeistert gewesen, das sich ein Iron Fury für seine Ware interessierte. Kelios hatte ihm kurz erklärt, was er suchte. Darauf hatte er seine Assistenten in den rostigen Lkw geschickt, die kurz darauf wieder auf getaucht waren. Hinter sich zerrten die beiden Sklavenjäger ein schreiendes Mädchen. Ihre verdreckte Kleidung und die kurzen blonden Haare gaben ihr etwas Jungenhaftes. Da er nichts über Kinder wusste, hatte er sich notgedrungen auf die Versicherungen des Sklavenhändlers verlassen. Als der Zyklop den Preis nannte, hatte Kelios seine Hand nur beiläufig auf sein Kettenschwert gelegt, worauf dieser ihn nun versicherte, das sie ein Geschenk für ihn sei. Wie könnte ein einfacher Sklavenhändler nur etwas von einen so mächtigen und von den wahren Göttern gesegneten Krieger verlangen. Die Ehre, dass eine seiner Sklavinnen im Dienste eines Iron Fury stand, seih ihm Lohn genug.
Später würde sich Trude um die beiden Mädchen kümmern, doch bis dahin würde Sie die Pflicht haben, sich um das Kind zu kümmern.
Seine neuen Sklavinnen hatten dieses Privileg nicht und so hatte es Kelios nicht überrascht, das seine Brüder nicht begeistert gewesen waren, das er Sie im Schlepptau hatte.
Sirnor hatte, als Kelios nicht auf die Aufforderungen seiner Brüder reagiert hatte, nach den Mädchen gegriffen. In einer fließenden Bewegung hatte er den anderen Chaos Marine, der vollkommen überrumpelt wurde, mit einen Schlag zu Boden geschickt. Gleichzeitig hatte er seinen Relikt-Bolter und Kettenschwert gezogen. Mit Ersteren hatte er auf die rote Augenlinse von Sirnor`s gehörnten Helm gezielt, während sein Kettenschwert dröhnend erwachte. „Sie bleiben hier oder hat jemand noch Einwände?“
„Sklavin.“ Dröhnte die einschüchternde, künstlich veränderte Stimme von Kelios. Er versuchte zwar nicht freundlich, doch wenigstens nicht einschüchternd zu klingen. Doch die Audiorezeptoren seines Helms waren nicht dafür geschaffen, beruhigend zu wirken. Zögerlich hob das Mädchen ihren Kopf und blickte zu dem gewaltigen Chaos Marine, der ab sofort ihr Meister war, hoch.
„Hör mir gut zu, denn ich sage es nur einmal. Du wirst jetzt das Kind wecken und mir mit ihr folgen. Schaue niemanden an und schon gar nicht die Wände, wenn du dein Leben und deinen Verstand behalten willst. Schaue am besten drei bis vier Schritte vor dir. Aber solange du bei mir bleibst, wird dir nichts geschehen. Doch sei dir darüber im Klaren, dass dein Leben mir nichts bedeutet. Mich interessiert nur das Leben dies Kindes. Alles, was ihr widerfährt, widerfährt auch dir. Also beschütze Sie mit deinem Leben. Ich hoffe um deinetwillen, dass du meinen Worten Beachtung schenkst.“
„Ja, Meister“, sagte das Mädchen und machte sich daran vorsichtig, das Kind zu wecken. Nach kurzer Zeit hatte sie es geschafft. Das Kind streckte sich und rieb sich verschlafen die Augen. „Mama?“, fragte das kleine Mädchen und blickte sich um.
„Deine Mama ist nicht hier. Wir werden sie aber gleich treffen. Ich bringe dich zu ihr.“ Antwortete die ältere Sklavin und strich dem Mädchen zärtlich die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Dabei wurde die kleine Narbe im Form eines Chaossterns sichtbar. Geschockt hielt sich die Sklavin die Hände vors Gesicht. „Beim heiligen Thron“ hauchte sie, bevor ihr klar wurde, wo sie sich befand.
„Gibt es ein Problem?“, wollte Kelios wissen.
Die Sklavin, die ihm noch nicht einmal ganz bis zur Hüfte reichte, zuckte zusammen wie ein Kind, das man auf frischer Tat ertappt hatte, wie es hinter dem Gartenhaus Loh-Stäbchen rauchte. Ihr Gesicht wurde kreidebleich.
„Nein Meister.“ Das Zittern entging dem Chaos Marine nicht.
„Gut, denn kommt. Ach ja, einen letzten Rat habe ich noch für dich. Den Heiligen Thron und Imperator solltest du hier lieber nicht erwähnen. Oder du wirst am eigenen Leib erfahren, dass man bei weiten über dem körperlichen Tod hinaus leiden kann“, versprach der Iron Fury und schritt die Rampe herunter. „Wie heißt du? Ich habe keine Lust, dich immer Sklavin zu nennen. Du weißt gar nicht, wie viele Köpfe sich dann umdrehen würden, wenn ich dich so riefe. Und dich als (du) zu rufen ist auch keine Lösung. Also, wie lautet dein Name?“ Fragte er, als er unten angekommen war. Da die Sklavin nicht antwortete, drehte sich der Renegat zu ihnen um. Das ältere Mädchen hatte das Kind inzwischen auf dem Arm genommen und dieses hielt wiederum ihr buntes Stofftier in den Armen.
Beide standen mit großen Augen und offenem Mund am Anfang der Rampe.
Mit hundertneunundachtzig Meter Länge und hundertdreiundsechzig Meter Breite bei einer Höhe von knapp dreiunddreißig Metern zählte sekundär Hangar 2 oder kurz SH2, zwar nicht zu den größten Hangars, die es in Schiffen der Space Marines gab. Trotzdem herrschte rege Aktivität.
Servitoren und Techniker eilten unter der Aufsicht von niederen Techpriestern hin und her. Tankwagen und Munitionstransporter fuhren in Schritttempo Schlangenlinien, um Hindernissen wie Menschen und Kisten gleichermaßen auszuweichen. Der Geruch von glühendem Metall verbrannten Gummi und Maschinenöl war überwältigend.
Am andern Ende des Hangars wurde gerade die BLUTJÄGERIN der Thunderhawk der Kreischer, an großen Ladekrallen nach oben gezogen, um seinen platzt neben der LODERNDER ZORN einen weiteren Thunderhawk einzunehmen.
Der Thunderhawk-Transporter ZERSTÖRERRIN schwebte nur wenige handbreit über den Boden, um die beiden Rhinos GESCHÄNDETER GLAUBE und LUNOS RETTUNG abzusetzen, ehe er selber landen würde.
Das Knistern der sich abkühlenden Triebwerke ging unter den Rufen von Menschen, verschiedenen maschinellen Geräuschen und den Hupen der Wagen in den ohrenbetäubenden Lärm vollkommen unter. Die Wände wiesen bis auf einen gewaltigen Chaosstern, der aus geschwärzten Knochen von Menschen gefertigt war, keine weiteren Verzierungen oder Insignien auf.
Eine größere Schar von Mechanikern in grauen Overalls kam angerannt. Doch diese nahmen keinerlei Notiz von den Iron Fury, oder seine zwei Sklavinnen, sondern begannen sich um den Thunderhawk zu kümmern.
Ein großer und muskulöser Mechaniker stieß die beiden Mädchen um. Das kleine Mädchen fing an zu heulen, wo rauf hin sich die ältere Sklavin sofort begann sie zu beruhigen.
Mit wenigen Schritten und einer Geschwindigkeit, die seine massige Gestalt Lügen strafte, war Kelios die Rampe herauf und verschwand im inneren des Thunderhawk. Der Menschen war gerade dabei, eine Datentafel in eine Schnittstelle einstöpselte, um mit dem Maschinengeist zu kommunizieren, als er ihn am Hals packte und hinter sich herschleifte. Der Mechaniker wand und wimmerte im eisernen Griff des Iron Fury.
„Seht her!“, brüllte Kelios. Dessen Stimme von den Lautsprechern seines Helms mühelos verstärkt den allgemeinen Lärm des Hangbetriebes übertönte. Es brauchte einige Momente, bis Ruhe einkehrte und sich alle Blicke auf den Iron Fury richteten. Lediglich die Servitoren arbeiten stumpf weiter und schenkten ihm keine Beachtung und arbeiteten stumpf ihren Befehlen entsprechend weiter.
„Seht her!“, brüllte Kelios erneut und hielt den Mann am ausgestreckten Arm in die Höhe. Er drehte sehr langsam seinen Kopf, sodass jeder Sklave in dem gewaltigen Hangar das Gefühl hatte, dass ihn das Zielsystem des Iron Fury erfasst und vermerkt hatte. Da er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Techniker, dunklen Adepten und seinen wenigen Brüdern, die sich noch im Hangar aufhielten, gewiss war, wurde seine Stimme etwas leiser, als er weiter redete. Erreichte aber weiterhin jeden Winkel des Hangardecks.
„Seht her. Es gibt eine klare Hierarchie bei uns. Die unantastbar ist. Doch habe ich das Gefühl, das einige von euch diese vergessen haben. Von daher gestattet mir sie euch noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. An erster Stelle unangefochten stehen wir, die Iron Fury, eure Herren und Meister. Dann kommt Schiffmeisterin Sarina De Enfado.“
Kelios sah deutlich die Angst in den Augen, der ihm am nächsten stehenden Menschen aufblitzen, als er die Herrin der ZERSCHMETTETER GLAUBE erwähnte. Auch wenn so gut wie keiner der Anwesenden jemals auf der nicht weniger großen Brücke war, so hatten doch viele von ihnen die recht jung aussehende Schiffsmeisterin bereis sprechen gehört. Sie war, was dem Raumkampf anging die wahre Herrin, der sich sogar die Iron Fury und selbst der Eiserne unterordneten. In den imperialen Archiven auch als die rote Furie bekannt und gefürchtet, war Sarina De Enfado eine Anhängerin des Blutgottes und ein wahres Genie in Sachen Raumkampf und hatte schon mehr als einmal das Schiff mit geschickten und unorthodoxen Manövern vor dem sicheren Ende bewahrt.
„Direkt hinter De Enfado kommen die hohen Techpriester und anschließend die Brücken-Offiziere von der roten Furie. Die nächsten in der Rangfolge sind unsere Krieger und Piloten, gefolgt von den niederen Adepten des wahren Mechanicums. Dann, meine lieben Freunde, kommt ihr und die wertvolleren Kulte. Der Rest ist Abschaum, Mutanten und unbedeutenden Sklaven der unteren Ebenen. Ihr alle wisst, dass wir nicht grausam sind. Wir sind gütig, euch gegenüber und euren Familien. Keiner von euch muss Hunger leiden, so wie es Millionen und Abermillionen Menschen unter der Tyrannei des Leichen-Imperators tun. Keiner von euch muss sich unter Peitschenhieben des verfaulenden Administratum, zu Tode schuften. Wir schützen euch und eure Liebsten vor dem Abschaum der unteren Ebenen und den Schrecken, die in den verbotenen Sektionen unseres geschätzten Schiffes auf Beute lauern. Meine Brüder stillen ihren Blutdurst in den unteren Ebenen, weit weg von euch.“ Der Iron Fury ließ seine Worte wirken und ließ seinen Blick wieder durch den weiten Hangar gleiten, ehe er weiter redete.
„Als Letztes gibt es noch welche, die außerhalb dieser Rangordnung stehen. Und dies sind unsere persönlichen Sklaven. Wer diese verletzt, muss sich vor dem Iron Fury rechtfertigen, den sie gehören. Und dieser Mann hier“, Kelios hob den Mann noch ein Stück höher, der sich noch immer im eisernen Griff des Chaos Marines wand. Unvermittelt ließ er den Mann los. Bevor der Mechaniker zu Boden stürzte, hatte der Iron Fury ihn aber schon wieder in seinen unnachgiebigen Griff und hielt ihn wieder hoch.
„Und, doch hat dieser Mann meine Sklavinnen verletzt und muss sich nun vor mir verantworten.“ Anstatt noch etwas zu sagen, drückte Kelios einfach zu. Er zerquetschte ohne Anstrengung den Kopf des Mechanikers. Blut, Gehirnmasse und Knochenfragmente quillten zwischen seinen gepanzerten Fingern hervor. Der kopflose Körper viel zu Boden. Kelios öffnete seine Hand und weitere Bruchstücke des Schädels klatschten auf die Rampe.
„Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt? Andernfalls würdet ihr euch wünschen, dass ihr an seiner Stelle gewesen wärt. Du da“, Kelios zeigte auf einen älteren Mann, dessen Overall sich über einen dicken Bauch spannte. „Komm her.“ Nur widerwillig kam der Mensch dem Befehl des Chaos Marines nach. Der Mechaniker, der wie Espenlaub zitterte, blickte zu seinen toten Kollegen. Kelios streckte seine Hand nach dem Sterblichen aus, worauf dieser seine Augen schloss und mit dem Schlimmsten rechnete. Aber immerhin brachte er es fertig, sich nicht zu beschmutzen. Das gelang nicht jeden. Doch zur Überraschung des Mechanikers spürte dieser nur einen leichten Druck auf seinen dicken Bauch. Als er seine Augen wieder öffnete und an sich herabblickte, musste er sich übergeben. Er schaffte es gerade noch, sich vom Chaos Marine abzuwenden.
Nachdem er seinen gesamten Mageninhalt auf die Rampe des Thunderhawk entleert hatte und sich auf zittrigen Beinen wieder zum Astartes umgedreht hatte, waren neben halb verdauten Essensresten auch noch Stückchen von Hirnmasse und Knochensplitter auf dem Overall zu sehen. Der gehörnte Helm von Kelios richtete sich auf dem Mechaniker. Seine bösartigen Augenlinsen schien an Intensität Zugewinnen, als er seinen Blick weiterhin auf den Menschen vor sich gerichtet hielt. Ein dunkler Fleck, der schnell an Größe gewann, bildete sich im Schritt des Mannes, als der Sklave doch noch die Kontrolle über seine Blase verlor. Kelios brummte doch keiner der Anwesenden, noch nicht einmal seine wenigen Brüder, die sich amüsiert das Schauspiel ansahen, wusste, was das Brummen zu bedeuten hatte.
Der Renegat drehte sich zu seinen beiden Sklavinnen um. Mittlerweile hatte sich das kleine Mädchen wieder halbwegs beruhigt und schluchzte lediglich nur noch. „Wir gehen.“
„Jawohl Meister. Los, komm mein Kind“, sagte sie zu dem Kind und nahm es wieder auf den Arm. Das blonde Mädchen folgte ihrem Meister, achtete aber darauf, weder in die sich noch immer ausbreitende Blutlache noch in die Kotzpfütze zutreten. Die Adepten des wahren Mechanicums und die Mechaniker, die dem Trio im weg waren, wichen ängstlich vor ihnen zurück. Als Kelios seine Sklavinnen durch einen schmalen Wartungskorridor aus dem Hangar führte, hörte er, wie die Vorarbeiter ihre Untergebenen lautstark zurück zur Arbeit trieben.
Schnell musste Kelios seine Schritte der Geschwindigkeit seiner Sklavinnen anpassen. Diese kamen mit den Raum-ergreifenden Schritten ihres Herren nur schwer mit. Dass sie bereits nach kurzer Zeit das Kind wieder abgesetzt hatte, war kontraproduktiv und verlangsamte sie noch mehr. Der Iron Fury hatte das Gefühl, kaum voranzukommen. Die einfachste Lösung wäre es gewesen, die beiden einfach zu töten, wie er es schon unzählige Male zuvorgetan hatte. Er glaubte, nein, er wusste, dass er bei der Älteren keine Schwierigkeiten haben würde, aber bei der Jüngeren schon. Wieder stellte er sich die Frage, die er sich schon so oft in den letzten Stunden gefragt hatte, warum konnte er das Kind nicht töten? Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als sich dem Tempo der Kinder anzupassen. Nur selten begegneten sie Arbeitern oder Servitoren in den verwinkelten Wartungskorridore und kleinere Lagerhallen, durch die sie Kelios führte.
Doch diese Umwege waren nun einmal nötig, da er die Hauptkorridore nicht benutzen konnte. Er wollte das Risiko so gering wie möglich hallten, das sich die beiden mit dem Makel infizieren oder das sie ihren Verstand verloren. Beides waren reale Gefahren für einen ungeschulten Geist, wie die beiden ihn noch besaßen. Lobpreisungen und Gebetstexte an die wahren Götter waren mit Blut an die Wände der Hauptkorridore geschrieben. Runen und Symbole des Chaos hingen an Obisdianfarbenden Eisenketten, die in Warp-Schmieden geschmiedet worden von der Decke. Bilder und Skulpturen der mannigfaltigen dämonischen Dienerschar zierten, Altäre und Opferstätten aus Vulkangestein und vom Warp berührten Bronze.
Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die beiden kleinen Menschen noch bei ihm waren. Nach einiger Zeit bemerkte er den fragenden Blick der Älteren.
„Wenn du was hast, sprich es aus“, forderte Kelios sie auf, ohne sich nach ihnen umzudrehen.
„Äh, M… Meister darf ich euch eine Frage stellen?“
„Keiner noch nicht einmal die dunklen Götter oder der falsche Imperator kann einem Menschen das Fragen verbieten. Man muss nur mit den Konsequenzen zurechtkommen, die sich aus der Frage entwickeln.“ Erklärte ihr Kelios. Eine Zeit lang schwieg die Sklavin und Kelios dachte schon, das seine Aussage sie entmutigt hatte, doch dem war nicht so.
„Wollt ihr uns opfern?“ Diese Frage überraschte ihn nun doch etwas.
„Wie kommst du darauf?“, stellte er eine Gegenfrage.
„Weil die Priester in meiner Kirche das gesagt haben. Genau wie meine Lehrer und meine Eltern. Eigentlich hat das jeder Erwachsene gesagt. Dass der Erzfeind alle opfert, die er nicht gleich tötet. Und die nicht sterben werden zu solchen Monstern wie die meine …“, sie ließ den Satz unausgesprochen.
„Typisch für die verblendeten und in Reichtum schwimmenden Aasfressern der Lügen-Ekklesiarchie.“
„Also stimmt es nicht? Ihr opfert keine Menschen?“ Ein Geräusch, das am ehesten mit einer Steinlawine zu vergleichen war, drang aus den Helmlautsprechern des Chaos Marines. Er warf wieder einen Blick über die Schulter. Die Mädchen beruhigten Kelios und das wiederum beunruhigte ihn. Aber fürs Erste? Nun ja, der Weg war Lang und bei dieser Geschwindigkeit war er sogar noch Länger. Da konnte er sich auch mit der Beantwortung von Fragen die Zeit vertreiben.
„Das habe ich so nicht gesagt. Opfern ist nur eins von vielen Wörtern, die alle dasselbe beschreiben. Für manche ist es eine Ehre, für andere eine Strafe.“
„Also … Äh … Das verstehe ich nicht.“
„Ich auch nicht“, stimmt ihr die Kleine bei und beteiligte sich zum ersten mal an dem Gespräch.
„Ich wollte damit nur …“, als er ihren fragenden Blick sah, beendete er seinen Satz nicht, sondern sagte „Die Ekklesiarchie beherrscht wie keine andere Fraktion, mit Ausnahme von der Alpha Legion, die Fähigkeit so geschickt, die Wahrheit mit Lügen zu mischen.“
„Die Alpha was?“, fragte das blonde Mädchen verdutzt.
„Hört sich lustig an“, befand die Jüngere.
„Davon habe ich noch nie gehört. Was ist das?“
Wie typisch für das Imperium. Überlegte Kelios. Schon immer hatte es seine Bevölkerung in Unwissenheit gelassen. „Was glaubst du, was ich bin?“
„Ein Monster. … Meister?", fügte sie noch schnell hinzu.
„Ein Space Marine. Das bin ich.“
„Nein, ihr lügt. Space Marines sind die edlen Retter der Menschheit. Sie sind des Imperators Engel des Todes. Niemals könnte einer von ihnen den Gott-Imperator verraten …“
Kelios drehte sich so plötzlich um, das seine Bewegung einen Luftstrom erzeugte, der die langen schwarzen Haare der Jüngerin Sklavin wehen ließ. Seine Faust knallte direkt neben den Kopf der Älteren in die Stahlwand. Als er seine Faust zurück zog, war eine kleine Delle zu sehen.
Das blonde Mädchen begann augenblicklich zu zittern, während die andere zu Schreien anfing. Ein tiefes Knurren, das durch den Maschinengeist noch monströser Klang drang aus dem Voxgitter.
„Vorsicht, kleine Sklavin. Ich habe dich gewarnt, den verfaulenden Imperator oder seinen arkanen Thron als heilig zu bezeichnen. Du bedeutest mir nichts und ich werde dich auf der Stelle töten, solltest du noch einmal meine Warnung ignorieren.“
Die blonde Sklavin rutschte an der Wand runter und fing ebenfalls an zu heulen. Kelios richtete sich auf und blickte auf die zwei weinenden Mädchen. Er hasste dieses Geräusch. Der Wunsch, die beiden zu töten, war noch nie so groß gewesen wie gerade in diesem Augenblick. Aber er konnte es einfach nicht.
„Hört auf“, zischte er, ehe er die Audiorezeptoren deaktivierte. Der Renegat war zufrieden, als er nur noch seinen eigenen Herzschlag, sein gleich mäßiges Atmen und das beruhigende und vertraute Summen seiner geliebten Servorüstung vernahm.
Fürs Erste glücklich mit der Stille, beobachtete er, wie der Überlebenswille der Älteren Sklavin gewann und sie sich daran machte, die andere zu trösten. Ohne Vorwarnung und mit der Kraft eines Schlages von einem Terminators traf ihn eine weitere Vision.
Wieder befand er sich auf diesen paradiesischen Planeten. Eine größere Gruppe von Kindern, Jüngere wie auch Ältere tollten unter der Aufsicht von einigen Erwachsenen auf einer großen Waldlichtung herum.
Die meisten hatten wie die Erwachsenen wieder keine Gesichter, doch dann entdeckte er die zwei Jungen, die gegen Naberius versucht hatten zu kämpfen, unter den umher tollenden Kindern. Er wusste nicht, was sie spielten, aber sie hatten auf jeden Fall ihren Spaß dabei. Dann entdeckte er ein weiteres Kind mit einem Gesicht. Es überraschte ihn nicht, dass es sich dabei um das Mädchen handelte, das von Inquisitorin Orias getötet worden war. Sie saß im Schatten eines großen Baums und war am heulen. Warum, das wusste der Renegat nicht. Er beobachtete das Mädchen eine Weile, als schließlich eines der älteren Mädchen zu ihr ging.
Auch sie schaute dem Kind einen Moment beim Heulen zu. Lange lockige schwarze Haare umrahmten einen gesichtslosen Kopf. Schließlich hockte sich das Mädchen zu dem Kind hin und nahm sie in den Arm. Ihre braune Hand strich zärtlich durch ihr langen blonden Haare. Die Bilder begannen zu verblassen und waren schließlich wieder fort.
Kelios öffnete seine Augen, von denen er noch nicht einmal gewusst hatte, das er sie geschlossen hatte. Sein Atem kam stoßweise und angestrengt. In der vakuumdichten Rüstung klangen sie wie das Tosen eines Sommersturms. Er überprüfte das interne Chrono seiner Rüstung. Er glaubte nicht, was es ihm zeigte.
Unmöglich, dachte er. Zehn Minuten und siebenunddreißig Sekunden, solange war er …, ja was war er eigentlich? War er bewusstlos gewesen oder in Trance? Er wusste es nicht. Die Visionen oder Bilder, die ihm die fremde Macht aufzwangen, kamen, seit er Yachkuz und dessen Meute getötet hatte, blitzten immer wieder vor seinem geistigen Auge auf. Es waren immer nur kurze Phasen gewesen, nicht länger als ein Wimpernschlag.
Doch diese war anderes, sie war beinahe so intensiv gewesen wie die erste in der kleinen Wohneinheit, in der er auch das Kind gefunden hatte. Kelios taumelte zurück und musste sich an der staubigen Wand abstützen, weil er sonst befürchtete er könnte sonst stürzen.
Er spürte ein brennen in der Kehle. Nur widerwillig zwang er sich die säurehaltige Galle, mit der er Lebewesen das Fleisch von Knochen ätzen konnte, wieder herunterzuschlucken. Kelios schloss seine Augen dieses Mal aus freien Willen. Er konzentrierte sich auf seine Atmung. Langsam beruhigte sich sein in Alarmbereitschaft versetzter Körper. Er verfluchte die fremde Macht und die Bilder, die sie ihm aufzwang.
Das Bedürfnis, die beiden Kinder auf der Stelle in Stücke zu reißen, war überwältigend. Doch er wusste, dass er sie nicht töten konnte. Die fremde Macht würde ihn mit Sicherheit davon abhalten. Könnte es vielleicht klappen, wenn er jemanden anderen es überließ? Er könnte es einen seiner persönlichen Sklaven befehlen oder die beiden Mädchen irgend einen der vielen Kulte überlassen. Es würde ja eigentlich reichen, wenn er sie in die unteren Ebenen führen würde und ihrem Schicksal überließ.
Oder … Und … Vielleicht … Nein. Nein. Nein. Nein.
Es würde nicht funktionieren, egal welche er von seinen zahlreichen Möglichkeiten er auch in Betracht zog, um die beiden loszuwerden. Bei den großen vier und ihren Dämonen, er würde schon noch herausbekommen, wer oder was diese fremde Macht war. Und dann würde sie erfahren und bereuen, was es bedeutet, sich die unnachgiebige und ehrliche Wut eines Iron Fury auf sich zu ziehen.
Sein Körper hatte sich inzwischen beruhigt und schüttete kein Adrenalin mehr aus. Kelios öffnete die Augen und blickte zur Seite. Beide Mädchen standen noch an der gleichen Stelle wie zu vor und starrten zu ihm hoch. In beiden Gesichtern sah er Angst und … echte Besorgnis. Um sich? Sorgten die beiden sich etwa um ihn? Diesen Gesichtsausdruck hatte er nur selten gesehen und noch nie galt er ihm selbst.
Der Mund der Blonden bewegte sich stumm. Der von der Inquisition verratener und vom Imperium verstoßener Astartes brauchte einen Moment, bis er begriff, wieso das Kind ihren Mund stumm bewegte. Er aktivierte die äußeren Audiorezeptoren.
" … er.“, sagte sie.
„Was?“
„Ob alles mit euch in Ordnung ist, Meister? Ihr habt euch auf einmal nicht mehr bewegt und auch nichts gesagt.“
„Ja. Ja alles ist in Ordnung. Ich … Ich habe nur nachgedacht. Lasst uns weiter gehen.“ Sie gingen einige Minuten schweigend weiter, in der Kelios immer wieder einen Blick über seine Schulter warf.
„Warum seid ihr nicht geflohen?“, fragte der Iron Fury unvermittelt. Das Mädchen dachte kurz nach, ehe sie antwortete.
„Hätte es etwas gebracht?“
„Nein. Mit großer Wahrscheinlichkeit wärt ihr bis zum nächsten Sonnenaufgang in eurer Stadt bereits Tod.“
„Das habe ich mir gedacht. Darf ich euch noch etwas Fragen, Meister?“
„Ich hatte es dir bereits erklärt, niemand kann dir das Fragen verbieten. Also frag.“
„Was habt ihr mit uns vor?“ Er hatte diese Frage erwartet, dachte aber trotzdem erst gründlich nach, ehe er antwortete.
„Ich weiß es nicht“, gestand er. „Aber für Erstes werdet ihr meine persönlichen Sklavinnen. Trude könnte etwas Hilfe gebrachen.“
„Trude?“
„Die Matriarchin meiner Sklaven. Aber genug der Fragen. Wie gesagt, ich kann dir zwar das Fragen nicht verbieten, aber ich kann sie ignorieren. Oder solltest du mich weiter nerven, kann ich dir die Zunge herausreißen."
„Ich habe verstanden.“
„Eine letzte Frage hätte ich noch. Wie lauteten eure Namen?“
„Brecht. Anael Brecht“ antwortet die blonde Sklavin.
„Lilith äh … Marnier. Das ist mein Nachname", sagte das kleine Kind.
„Gut, denn kommt, Anael und Lilith.“
Wieder gingen sie Minuten lang schweigend weiter. Bis Kelios abermals das Schweigen brach.
„Wie alt seid ihr?“
„Zehn“, sagte Anael.
„Vier“, antwortet Lilith und hob vier ihrer Finger.
Zehn und vier. Kelios seufzte. Er hatte ihr Alter vollkommen falsch eingeschätzt. Das war
eindeutig nicht seine Stärke.
 
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Reaktionen: Natas und Dragunov 67

Natas

Regelkenner
25 Februar 2003
2.162
24
16.201
41
Ich finde diesen Teil auch gut gelungen. Er ist nicht zu lang, wirkt aber in sich abgeschlossen.
Schön fand ich auch die Erläuterung der Hierarchie auf dem Schiff, gut eingebunden.

Was ich nicht ganz verstanden habe war die Aktion mit dem zweiten, fetten Mechaniker.

Vom Schreiben und Lesen her war dieses Kapitel, wie ich finde, viel angenehmer. Weniger Fehler, weniger Doppelungen und somit ein besserer Lesefluss.
Gerne wie immer mehr davon!
 

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
397
569
1.681
Kapitel 7
Gespräche unter Sklaven

Den Rest des Weges durch die schmalen Wartungskorridore und kleinen Lagerhallen hatten sie schweigend zurückgelegt und waren auch keiner lebenden Seele begegnet, mit Ausnahme von Nagetieren mit zu vielen Beinen und Insekten, die viel zu groß waren als von der Natur vorgesehen. Den einen oder anderen Schädling hatte Kelios unter seinen Stiefel zertreten oder mit seiner gepanzerten Faust zerquetscht, als diese zu übermütig wurden und sich ihnen genähert hatten. Doch schließlich hatten sie ihr Ziel, Kelios privates Quartier erreicht.
Der Geist, der in den Sensoren seiner Eingangstür wohnte, erfasste den Geist von Kelios Rüstung, als sie sich auf wenige Schritte nährten und öffnete ihnen die Tür. Zwielicht empfing ihn und seine neuen Sklavinnen, als sie in den Flur eintraten.
Bei vielen Orden waren die persönlichen Quartiere der Space Marines klein, meist nur ein Raum, der spartanisch Eingerichtet war. Doch die der Iron Fury waren wesentlich größer, meist drei Räume. So hatte auch sein Quartier drei Räume.
Kelios ging zwei Schritte in den Flur hinein und betätigte den Öffnungsmechanismus der rechten Tür. Mit einem leisen Zischen öffnete sie sich.
„Willkommen zurück, Lord Kelios“, sagten die drei Diener, die sich so tief verbeugt hatten, dass ihre Rücken eine horizontale Linie bildete. Es waren ein junger und ein älterer Mann und eine schon ergraute Frau. Nur bei der Frau war die Verbeugung nicht ganz so tief, was vermutlich an ihrem fortgeschrittenen Alter lag.
„Erhebt euch. Besondere Vorkommnisse?“ Die Menschen kamen seinem Befehl nach.
„Nein, mein Lord keine Besonderen… oh… wir haben ja Gäste.“ Es war die Sklavin, die antwortete. Sie war recht klein, nur knapp einen Kopf größer als Anael. Gekleidet war sie in einer schlichten dunklen Tunika, Hose und Feste Stiefel. Ihre grauen Haare waren zu einem strengen Dutt hochgesteckt. Überraschend strahlende blaue Augen blickten durch eine Brille mit einem dünnen grünen Gestell. Ihr rundes Gesicht war von Falten durchzogen.
„Das sind Anael und Lilith. Sie werden euch von heute an unterstützen“, erklärte Kelios und legte seine großen Pranken auf den Köpfen der Kinder. „Besonderes Lilith ist für mich von besonderem Interesse. Ich verlasse mich in der Sache ganz auf dich, Trude. Erkläre ihnen, wie man auf diesem Schiff überlebt.“
„Natürlich Lord Kelios“, sagte Trude und verbeugte sich wieder vor ihrem Meister.
„Wo ist Roku?“
Dieses Mal war es der junge Mann, der antwortete: „Mein Vater ist in den mittleren Ebenen auf dem Markt, um Ersatzteile zu tauschen, Lord Kelios. Wir erwarten ihn bald zurück.“
„Gut. Ich ziehe mich in meine Rüstkammer zurück. Sobald Roku zurück ist, soll er zu mir kommen, ich habe Arbeit für ihn.“
„So wird es geschehen Lord“, sagten die drei Sklaven und verbeugten sich erneut vor ihren Herren und Meister.
Kelios hatte sich gerade umgedreht, als der Jüngste der drei das Wort ergriff: „Lord, wie war die Schlacht?“ Die einzige Antwort, die der Sklave von seinen Herren bekam, war ein verächtliches Schnauben, als er den Raum verließ. Mit einem leisen Zischen schloss sich die Tür hinter der gepanzerten Gestalt des Iron Fury.
Es klatschte Laut.
Au!“, rief der junge Leibeigene und rieb sich den Nacken. Er drehte sich zu den andern Sklaven um und rieb sich den langsam rot verfärbenden Nacken. „Warum hast du mich geschlagen, Trude?“
„Frag noch mal so blöd und ich verpasse dir noch eine Sairik“. Meinte Trude und hob drohend die Hand. Sairik sah Hilfe suchend zu den anderen Sklaven. Dieser verdrehte die Augen und seufzte.
„Manch Mal bist du echt schwer von Begriff.“
„Was meinst du, Biron?“ Abermals seufzte der Sklave und schüttelte den Kopf. Sein gepflegter kurzer schwarzer Vollbart wippte hin und her.
„Es gab weder Space Marines, Inquisitoren oder Sisters of Battle, noch gab es berühmte Regimenter auf diesem Götter verlassenen Planeten. Nur unbedeutende Menschen. Ich hatte mich vorhin mit einem von Lord Baris Sklaven unterhalten. Sein Lord meinte, dass sie gar nicht hätten kämpfen müssen. Die Kulte, angeführt von der Elite, hätten diese heuchlerischen, Leichen-Gott anbetenden Bastarde alleine vernichten können.“ Biron’s Blick fiel auf die beiden Mädchen, die etwas unsicher dastanden. Lilith, die weiterhin ihren Stoffhund an sich drückte, versteckte sich hinter den Beinen von Anael. „Nichts für ungut“, meinte er und zuckte mit den Schultern. Anstatt dummes Zeug zu verbreiten, solltest du lieber mal deinen Bruder suchen.“
„Ja, ja du alte Schachtel.“
„Wie war das?“, zischte Trude und hob drohend die Hand.
„Ist ja schon gut. Ich gehe ja schon.“ Biron verließ den Raum. Lilith zupfte an den Ärmel von Anael. Das Mädchen blickte auf das Kleinere Kind herab. In diesem Moment knurrten die Mägen der beiden Mädchen. Trude lächelte freundlich wie eine liebevolle Großmutter.
„Da haben zwei aber anscheinend großen Hunger. Kommt lasst uns mal sehen, was wir zu essen für euch haben.“
Trude führte die neusten Diener von Kelios zu einer kleinen Holzkommode mit drei Schubladen und eine Tür, die in der Ecke des Raums Stand. Dann kniete sie sich davor hin und zog die oberste der Schubladen auf, nur um sie gleich wieder zu schließen. Anschließend zog sie die zweite auf, die aber sofort wieder zu geschoben wurde.
„Alle guten Dinge sind drei, heißt es doch?“ Flötete Trude musikalische, bevor sie die dritte Schublade aufzog. „Oh … auch hier sind sie nicht.“ Jetzt wand sich die Matriarchin von Kelios Sklaven der Tür der Kommode zu. Sie drehte den kleinen goldenen Schlüssel, der im Schlüsselloch steckte, um. Es klickte leise und die Tür wurde von ihr geöffnet. Sie blickte einige Sekunden ins dunkle Innere.
„Sairik, du verfressener Hund. Du hast schon wieder die letzten Plätzchen gegessen. Hast du ein Glück, das unser Lord deine Fähigkeiten schätzt. Den ansonsten hätte ich deine diebischen Finger schon längst mit einem Hammer zertrümmert.“ Die giftigen und boshaften Worte passten nicht zum harmlosen Aussehen der alten Dame. „Du hast bis zum Aufbruch Zeit, uns Neue zu besorgen. Oder ich werde einen deiner Füße mit meiner Inferno-Pistole rösten.“
„Aber Großmutter …“ begann der Sklave, wurde aber gleich wieder von Trude unterbrochen.
„Die Götter der Wahrheit und du wissen, dass ich keine leeren Drohungen ausspreche.“
Sairik sagte nichts, sondern nickte lediglich. Sichtlich zufrieden, dass es keine Widerworte ihres Enkels gab, holte Trude zwei in Silberfolie eingepackte handgroße Pakete aus dem Fach. Danach verschloss sie die Kommodentür wieder. Langsam und etwas zittrig erhob sich die Frau und warf eines der Pakete den Sklaven zu, der es auffing.
„Los bring einen der Hocker zu meinem Schreibtisch und setze dich anschließend mit Lilith auf das Sofa und gib ihr das Trockenfleisch. Ich möchte mich gerne mit Anael unterhalten.“ Von dem Gift, das die vorherigen Worte begleitet hatte, war nichts mehr zu hören. Der Diener schleppte einen der metallenen Hocker, der etwa so Hoch war wie Lilith groß, zu anderen Seite des Raums.
„Los komm“, sagte er an das kleine Mädchen gerichtet, „Zeit zum Essen.“ Er packte Lilith am Arm und wollte sie mit sich ziehen. Diese aber umklammerte ängstlich das Bein von Anael, nicht bereit mit dem Mann mit zugehen.
„Nein. Will nicht. Will bei Anael bleiben.“ Das ältere Mädchen hockte sich vor ihr hin, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. Sie lächelte warm und strich durch die langen schwarzen Haare des Mädchens.
„Geh mit ihm mit. Er wird dir was zu essen geben. Außerdem kannst du mich doch vom Sofa aus sehen. Ich setzte gleich da drüben“, erklärte Anael liebevoll und deutete auf den Hocker, den Sairik vor dem Schreibtisch gestellt hatte.
„Du gehst nicht weg?“
„Ich bleibe hier.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Versprochen?“
„Ja versprochen. Ich bin genau da, wo du mich siehst.“ Das blonde Mädchen zeigte wieder auf den Hocker.
„Na gut.“
„Braves Mädchen.“ Anael lächelte und strich noch einmal zärtlich durch die Haare von Lilith und erhob sich wieder.
„Anael?“
„Ja.“
„Wann kommt meine Mama?“ Anael zögerte, die Lüge auszusprechen. Doch sie musste es.
„Bald.“
Während sich Lilith mit Sairik auf das Sofa setzte, setzen sich Anael auf dem Hocker und Trude auf den Schreibtischstuhl. Die ergraute Sklavin reichte Anael das in Silberfolie verschweißte Paket. Das Mädchen drehte es in ihren Händen. Wörter waren in Schwarz aufgedruckt, die sie aber nicht lesen konnte.
„Öffne es ruhig“, forderte Trude auf. Die neuste Dienerin von Kelios kam der Aufforderung nach. Eindutzend dunkle fingerlange fasrige Streifen kamen zum Vorschein. Anael blickte von dem geöffneten Paket auf. „Was ist das?“, fragte sie.
„Trockenfleisch.“
„Etwa von Menschen?“ Rief Anael und blickte entsetzt auf. Trude blickte verdutzt das Kind an. Als sie sah, dass es kein Scherz war, musste sie lachen. Sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu beruhigen.
„Wie, kommst du denn darauf?“
Die junge Sklavin zögerte mit ihrer Antwort, da sie sich vor der Reaktion der Chaos-Anhängerin fürchtete.
„Äh … Weil ihr doch Menschen esst. Das haben die Erwachsenen immer gesagt. Die bösen Menschen, die sich vom wärmenden Licht des Got... des Imperators abgewandt haben, essen nur Menschen.“ Beinahe hätte sie wieder die Worte gesprochen, die sie mit Sicherheit töten würde. Anael musste ihre Worte besser wählen. Trude lehnte sich auf ihren Schreibtischstuhl zurück.
„Aha das haben sie also gesagt?“
„Ja.“
Trude lächelte freundlich wie eine Großmutter, die sich über die Geschichte ihrer Enkelin freute. „Keine Sorge, mein Kind. Das ist Croxfleisch.“
Das Mädchen blickte abwechselnd zwischen Trude und dem Trockenfleisch Streifen hin und her. Nachdem sie kurz an einen der dunklen Streifen geschnüffelt hatte, biss sie zaghaft zu. Langsam und bedächtig kaute sie auf dem Stückchen Fleisch herum. Es war zäh und pappig und schmeckte nach nichts. Trotzdem stopfte sie sich den Rest des Streifens in den Mund und griff nach einen Weiteren.
Neugierig schaute sich Anael im Raum um, während sie das durch Salz und andere Gewürze haltbar gemachte Groxfleisch aß.
Der Raum maß einige Meter, wie viele konnte sie nicht einschätzen. So was zu schätzen hatte ihr noch nie gelegen. Direkt neben der Tür waren mehrere große und breite Stahlschränke an der Wand angeschweißt, sodass sie nicht von Erschütterungen durch den Raum geschleudert werden konnten. Drei weitere Stahlschränke waren an der linken Wand befestigt. Direkt daneben war eine lange Werkbank, die den Rest der Wand für sich beanspruchte. Auf dieser lagen mehre Werkzeuge und Gegenstände aus Metall und anderen Stoffen. Ein Teil erinnerte das Mädchen an eine Axt, die auch ihr Vater in seinen Werkzeugschuppen an der Wand hängen hatte. Mit dieser hatte er einen der verdrehten und bösen Mutanten in den Kopf geschlagen, bevor die anderen ihn mit stumpfen Knüppeln totgeschlagen hatten.
Der Axt ähnliche Gegenstand hatte einen recht kurzen Griff aus einem mattglänzenden Metall. Der Kopf der Waffe war klobig und bunte Drähte waren zu erkennen. Ein weiteres Merkmal, das diese von der ihres Vaters unterschied, war die Tatsache, das um das Axtblatt eine Kette mit gefährlich aussehenden metallenen Zähne führte. Aber selbst Anael die von solchen Dingen keine Ahnung hatte erkannte das viele der Zähne fehlten.
Über der Werkbank war ein Gitter aus dunklen Eisen angebracht. An den verschiedensten Sägen, Hämmer, Zangen und viele weitere Werkzeuge und Gerätschaften, die sie teilweise von Sehen her aber nicht von Namen her kannte, hingen neben ebenso vielen, die ihr völlig fremd waren, von Haken.Im Abstand von drei Schritten standen Hocker gleicher Art wie der, auf dem sie nun saß. Dann folgten wieder zwei der großen breiten Metallschränke. Anschließend kam das Sofa, auf dem Sairik mit Lilith saß. Zu ihrer Verwunderung schlief das kleine schwarzhaarige Mädchen bereits wieder. Vor dem Sofa stand ein kleiner Glastisch, der mit einen sehr schönen, aber auch irgend wie unpassenden Blumenmuster verziert war. In der Ecke gequetscht stand die Kommode aus der Trude, die Trockenfleisch Packungen genommen hatte.
Der letzte Einrichtungsgegenstand bildete der Schreibtisch von Trude. Er hatte eine große Rückwand, die größer war als Anael und mehrere Fächer und Schubladen. Bücher und Papierstapel waren in diesen verstaut. Ein dünnes Buch mit leeren Seiten lag aufgeschlagen vor ihr. Erhellt wurde der Raum von einer langen Lumenreihe. Es roch nach verbrannten Metall, Öl und Farbe.
Schließlich war Anael satt, vier der Riegel waren noch übrig. „Und haben sie dir geschmeckt?“, fragte Trude, die bis eben die ganze Zeit über geschwiegen hatte.
„Nein“, antwortete Anael ehrlich. „Die haben überhaupt nicht geschmeckt.“
Trude lächelte und lehnte sich zurück. „Da hast du recht. Es schmeckt schrecklich. Wie die Sohlen von Gummistiefeln.“ Das blonde Mädchen kicherte über den albernen Vergleich.
„Du bist nett. Genau wie unser Meister.“ Das Lächeln verschwand augenblicklich aus dem faltigen Gesicht der Frau und wich einen finsteren Blick. Anael Schaute verunsichert über diese unerwartete Reaktion der alten Sklavin.
„Er ist nicht nett. Keiner von ihnen ist es. Und ich bin es auch nicht. Keiner am Bord dieses Schiffes ist es. Vergiss es nicht.“
„Ich verstehe nicht.“
„Hör gut zu, Kind. Lord Kelio hat mir aufgetragen, dich und deine Schwester ...“
„Lilith ist nicht meine Schwester.“ Unterbrach Anael die Frau.
Es klatschte Laut, als Trude ihr mit der flachen Hand auf die rechte Wange schlug. Auch wenn es nicht stark, war wurde sie beinahe augenblicklich rot. Tränen stiegen dem Mädchen in die Augen, aber bevor sich die Schleusen öffnen konnte, hatte Trude drohend einen Finger gehoben und sagte mit emotionsloser Stimme: „Wage es jetzt ja nicht zu heulen, Kind. Denn setzt es gleich noch eine.“ Anael kämpfte mit ihren Tränen. Auch wenn vereinzelt die salzhaltige Flüssigkeit die Wangen herunter rollten, gewann sie den Kampf schließlich.
Trude nickte zufrieden und senkte den Finger. „Gut. Lektion 1. Unterbrich niemals einen höher gestellten. Lord Kelios hat mich damit beauftragt, dir und Lilith zu erklären, wie man hier überlebt. Wenn du Fragen hast, mach es wie in der Schule. Hebe deine Hand und warte, wenn ich dich dran nehme verstanden?“ Der Schmerz über den Schlag saß noch tief und Anael rieb sich die vollends errötet Wange und beschränkte sich auf ein Nicken.
„Lektion 2. Lord Kelios ist ein Monster, genau wie seine Brüder. Auch wenn unser Lord vielleicht nicht ganz so schlimm ist, so ist er trotzdem ein Monster, das nicht zögern, wird dich zu töten, zu verraten oder zu foltern, wenn es ihm etwas einbringt. Lektion 3. Du darfst niemanden mehr vertrauen. Weder mir noch sonst jemanden. Alle die, dir von jetzt an bis zum Rest deines Lebens begegnen werden, tragen das Böse im Herzen.“
Anael hob die Hand.
„Ja?“
„Wenn das stimmt, warum sollte ich euch glauben?“
Der Blick, der Trude ihr zuwarf, war unleserlich. Die alte Sklavin hob die Hand und Anael schloss die Augen, da sie mit dem nächsten Schlag der Matriarchin rechnete. Doch dieser kam nicht. Als sie vorsichtig die Augen öffnete, sah sie in das lächelnde Gesicht von Trude. Sie hob wieder die Hand und Anael zuckte erneut zusammen, als die Hand näher kam. Liebevoll strich ihr die Sklavin über die kurzen blonden Haare.
„Jetzt verstehst du. Auch wenn du niemanden Vertrauen kannst, bist du doch gezwungen zu vertrauen.“
Wieder hob das Kind die Hand.
„Ja?“
„Verstehe ich nicht.“
„Das glaube ich. Lass mich mal kurz Nachdenken, wie ich es einfacher ausdrücken kann.“ Sagte Trude und dachte darüber nach. Nach einigen Minuten sagte sie: „Du musst lernen, die Wahrheit in ihren Lügen zu erkennen. Ich weiß, es ist schwierig, aber lebensnotwendig. Als Beispiel trug unser Lord mir auf, dir und Anael, alles zu erklären, was ihr wissen müsst, um zu überleben. Sag mir mein Kind, was würde Lord Kelios mit mir machen, wenn euch etwas zu stößt und er glauben würde, dass es meine Schuld sei?“
Anael überlegte nicht lange. „Er würde euch töten?“
„Genau das würde er. Vermutlich schnell, aber trotzdem sehr schmerzhaft. Sag mir also, ob ich dich jetzt mit diesen Lektionen belüge.“
„Nein. Das würdest du nicht, da du dir selber schaden würdest.“
„Gutes Kind. Du kannst mir und den anderen Sklaven von Lord Kelios wesentlich mehr vertrauen als den anderen Seelen an Bord dieses Schiffes.“
Wieder ging die Hand nach oben.
„Ja?“
„Wie viele Sklaven hat unser Lord?“
„Sechs. Mehr als die meisten seiner Brüder. Wie gesagt, unser Meister mag ein Monster sein, aber er ist bei Weitem nicht das schlimmste, dass auf diesem Schiff lauert. Anders als bei seinen Brüdern hat unser Meister seinen Schutz auch auf die direkten Familienmitglieder ausgeweitet. Hier sieh mal.“ Trude holte eine kleine goldene Kette, die ihr bis auf die Brust reichte, unter ihrer Tunika hervor und hielt sie so das Anael sie betrachten konnte.
„Die ist aber schön“, sagte die junge Sklavin, deren Augen beim Anblick des kleinen Schmuckstücks leuchteten. In einer goldenen Fassung war ein fünf Zentimeter großer grüner kreisrunder Stein eingelassen. Feine silberne Schriftzeichen, zwar andere als auf der Silberfolie, aber trotzdem konnte das Mädchen auch diese nicht lesen, zierten die glatte Oberfläche des Steins.
„Darf ich sie mal an fassen?“ Fragte sie Begeistert und streckte die Finger aus.
„Nein“, zischte Trude lauter als beabsichtigt und Anael zuckte zurück und rechnete damit wieder von der älteren Frau geschlagen zu werden. Doch erneut kam er nicht. Die Stimme der Erwachsenen hatte wieder einen weicheren Ton angenommen, als sie weiter sprach: „Jeder persönliche Sklave eines Iron Fury trägt immer solch eine Kette um den Hals. Sie zeigt, an welchen Herren wir Dienen. Wenn wir sie verlieren sollten, ist auch unser Leben verwirkt. Wie bei meinen ersten Mann.“ Der letzte Satz war nur ein leises Flüstern, mehr für sich selbst bestimmt als für Anael und doch hatte sie es gehört.
Neugierig, wie Kinder nun einmal sind fragte sie gleich danach. Trude zögert mit der Antwort, waren dies doch schmerzhafte Erinnerungen, an die sie nicht gerne zurückdachte. Doch nach gründlicher Überlegung kam sie zu dem Schluss, dass es ihr helfen würde, dem Kind die Wichtigkeit dieses Steins einzutrichtern.
„Also gut. Anael, du musst wissen, das diese Steine sehr wichtig sind. Sie beschützen uns vor vielen Gefahren, die für Sklaven am Bord lauern. Jeder, der einen persönlichen Sklaven verletzt, muss sich vor dem Herren des Sklaven verantworten. Selbst die Meister verletzen nur äußerst selten persönliche Sklaven. Mein jüngerer Bruder Daras hatte sich in ein Mädchen von dem unteren Ebenen verliebt. Als er erfuhr, dass sie von ihm schwanger war, hatte er ihr seine Kette geschenkt, um sie vor dem Abschaum und den Meistern zu beschützen. Lord Kelios hatte davon erfahren und uns alle, auch die Freundin meines Bruders, sich hier in diesem Raum versammeln lassen. Auch wenn das schon vierzig Jahre her ist, kann ich mich noch an alle Einzelheiten erinnern. Unser Lord schritt vor uns auf und ab. Urplötzlich und ohne Warnung schlug er mit seiner Faust Daras. Er flog durch den Raum und prallte hart gegen die Wand. Ich hielt das arme Mädchen fest, als sie zusammenbrach.“ Trude lächelte traurig, als sie bemerkte, dass ihr die Tränen das Gesicht herabrannen. Nach all der Zeit, die vergangen war, kamen ihr noch immer die Tränen, wenn sie daran dachte.
„Der Lord hätte ihn mit einen einzelnen Schlag töten können“, redete Trude weiter. „Aber das hat er nicht. Mit lauter wütender Stimme hatte mit uns geredet und immer wieder auf meinen kleinen Bruder eingeschlagen oder ihn durch den Raum geschleudert. Immer hatte er darauf geachtet, ihn nicht zu töten. Ich weiß es nicht, wie lange es so ging, doch irgend wann hatte es mein Mann, den ich erst vor zwei Jahren geheiratet hatte, gereicht. Mit einen brüllen stürzte er sich mit der Kettenaxt die unser Meister ihn für seine Arbeit geschenkt hatte, auf ihn. Bei ihm hatte Lord Kelios nicht darauf geachtet und so hatte unser Meister ihn mit nur einen Schlag das Genick gebrochen. Ohne ein weiteres Wort hatte er anschließend den Raum verlassen. Während das Mädchen und ich uns hielten und bitterlich über den Verlust unsere geliebten Männer weinten, kümmerten sich die anderen um die Leichen. Verstehst du jetzt, was unser Meister für ein Monster ist? Und auch wie wichtig diese Steine sind?“
„Ja das versteh ich. Was ist aus dem Mädchen geworden, das dein Bruder geliebt hatte?“
„Sie ist eine Sklavin von unseren Lord geworden. Daras ...“, das zischen der Tür veranlasste Trude zu verstummen. Eine große Gestalt, die die Tür vollständig ausfüllte, trat ein. Sie trug eine dunkelblaue weite Robe, die fast bis zum Boden reichte. Die Kapuze hüllte das Gesicht im Schatten, sodass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. An einem einfachen und schmucklosen Waffengürtel hing ein Kettenschwert und eine Standard Bolter-Pistole. In einer Hand hielt der Riese den Helm von Kelios, was keinen Zweifel an ihrer Identität zu ließ. Trude und Sairik wollten aufstehen, doch mit der freien Hand gebot Kelios ihnen sitzen zu bleiben.
„Ruko ist noch nicht zurück.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Trotzdem wussten die Menschen, dass ihr Lord eine Antwort verlangte.
„Nein mein Lord. Ich habe Biron direkt losgeschickt, ihn zu holen, als ihr euch in eure Rüstkammer begeben hattet.“ Sagte Trude die sich trotz der Aufforderung ihres Meisters erhoben hatte.
„Wie ich sehe, ist Lilith schon wieder eingeschlafen. Wie geht es ihr?“ Fragte der Chaos Marine mit einer dunklen Stimme, die wie entferntes Donnergrollen klang.
„Sie ist wohl auf. Es war mit Sicherheit der schlimmste Tag in ihren Leben.“
„Ich verstehe. Und wie geht es dir, Anael?“
„Gut.“ Sagte sie kurz angebunden.
„Ich versteh. Trude, ich weiß, dass die Mädchen bei dir in den besten Händen sind.“
Kelios hob seine Hand, die noch immer seinen Helm umklammert hielt. Sairik verstand die Geste seines Gebieters und eilte zu ihm. Ehrfürchtig nahm er den schweren Helm in die Hände und legte ihn behutsam auf die Werkbank.
„Ich begebe mich in die Trainingshalle. Roku braucht nicht zu mir kommen. Richtet ihn aus, dass er die Hörner entfernen soll. Die Anzeigen der linken Augenlinse sind um einige Mikrometer verzehrt er soll sie überprüfen.“
„Wie ihr befielt Lord.“ Antworteten die beiden Sklaven im Chor.
„Ich hatte ihn gewarnt, du hattest ihn gewarnt.“ Sagte Kelios plötzlich. Sairik war irritiert. Aber das spielte keine Rolle, den der Renegat hatte nicht mit ihm gesprochen.“
„In der Tat, das hatten wir. Doch Daras war leider unbelehrbar.“ Stimmte Trude zu und verstaute die Kette unter ihrer Tunika. Es überraschte die alte Sklavin nicht, dass ihr Lord jetzt von ihren Bruder sprach. Dies tat er es jedes Mal, wenn er sah, dass sie ihre eigene Kette betrachtet. Auch wenn sie nicht wusste wieso. Tief in ihrem Inneren glaubte sie, das er es bereute, ja vielleicht sogar Scham über die Morde an Daras und ihren Mann empfand. Doch der rationale Teil ihres Verstandes wusste, dass dies nicht der Fall war, aber trotzdem klammerte sich ein winziger Teil ihrer selbst an dieser Hoffnung.
„Es war gerechtfertigt und das wusste Daras, als er seine Kette verschenkt hatte. Trotzdem hätte in jener Nacht keiner sterben sollen. Ich hätte sie nicht töten sollen. Aber ich hatte mich von meiner Wut übermannen lassen.“
Solche Worte waren es, die Trude mach mal glauben ließ, das ihr Herr die Tat wirklich bereute. Ohne das jemand noch ein Wort sagte, drehte sich Kelios um und verließ die Werkzeugkammer. Als sich die Tür hinter dem Iron Fury schloss, ließ sich Trude fast schon in ihren Stuhl fallen. Ihr Enkel eilte zu ihr doch sie gebot ihn mit einer Handbewegung Einhalt. Etwas unsicher blieb er neben ihr stehen.
„Du musst es ihm sagen. Er wird schon dafür sorgen, dass du die Medizin bekommst.“ Sagte Sairik mit besorgter Stimme.
„Nein.“ Sagte Trude entschieden. „Und, du wirst es ihn auch nicht sagen. Du vergötterst sie, sie alle. Dabei solltest du es besser wissen.“
„Unser Herr ist anders. Er wird ...“
„Mich töten“, unterbrach die alte Sklavin ihren Enkel, „wenn ich ihn nichts mehr nütze.“ Damit war die Diskussion beendet.
Anael die die ganze Situation nicht so recht Verstand gähnte ausgiebig und rieb sich die Augen, worauf hin Trude wieder wie eine liebevolle Großmutter lächelte.
„Da ist aber einer müde. Na ja, ist ja auch nicht verwunderlich, schließlich war es auch für dich ein harter Tag. Los, leg dich zu Lilith auf das Sofa. Wir haben später auch noch Zeit über das schreckliche Leben hier zu reden.“
Wie jedes Kind protestierte Anael und versicherte mehrmals, das sie ja nicht Müde sei. Nur um beinahe sofort einzuschlafen, als sie sich auf das Sofa gelegt hatte. Sairik deckte die Mädchen mit einer Decke zu, die er aus der Kommode geholt hatte. Trude betrachtet die beiden Kinder, die zusammen gekuschelt unter der Decke lagen. Es war ein friedlicher und viel zu seltener Anblick.
Kelios, du verfluchtes Monster. Was willst du nur von diesen unschuldigen Kindern? Fragte sich Trude und legte ihre Hände in den Schoss.
Unauffällig faltete sie sie zur Aquila und schloss die Augen. Sie hatte nie ihren Glauben am Herren der Menschheit aufgegeben. Sie war zwar als Sklavin von Kelios geboren worden und hatte das Schiff noch nie verlassen. Doch ihre Mutter die den Glauben wiederum von ihrer eigenen Mutter vermittelt bekommen hatte und diese von ihrer Mutter, dafür gesorgt, das die Gebete an den heiligen Imperator nicht in Vergessenheit geraten.
Trude Sklavin von Kelios in der fünfter Generation war vermutlich die Einzige, mal abgesehen von den frisch verschleppten Menschen des Planeten unter ihr, die eine Anhängerin des Gott-Imperators der Menschheit auf einem Schiff voller Ketzer und Verräter war. Oh heiliger Gott-Imperator vom gelobten Terra, Beschützer der Menschheit. Ich bitte euch, wacht von eurem goldenen Thron über diese unschuldigen Kinder. Beschütze sie vor den Verdammten, die sich von eurem wärmenden Licht abgewandt haben. Bewahrt ihre Seelen davor, sich der Finsternis hinzugeben, auf das sie auch weiterhin euere Liebe im Herzen tragen können. Und vergibt mir eurem einfachen Kind die eigene Feigheit im Angesicht des Bösen. Ich bitte euch, oh gütiger Imperator, schenkt mir die Kraft, meine Seele auch weiterhin rein zu halten, den süßen Verlockungen der Verdammnis zu wiedererstehen. Gelobt sei dein Name in aller Ewigkeit.
Trude hatte gerade ihr stilles Gebet beendet, als die Tür sich wieder zischend öffnete. Es war Biron.



Er wartet in der Dunkelheit. Schon viel zu lange lauerte der Räuber hier. Er hasste das warten. Alles in ihm schrie danach, zu töten, zu zerreißen und zu zerstückeln. Vor drei Stunden hatte Kelios sein Quartier verlassen und doch musste er hier in der Dunkelheit warten. In der zwischen Zeit hatten zwei von Kelios Sklaven dessen Quartier betreten und einer hatte es vor einigen Minuten auch wieder verlassen. Er war versucht gewesen, sich auf dem mickrigen Sklaven zu stürzen, der den weichlichen Kelios diente, nur um seine Klauen mit rotem Lebenssaft zu benetzen. Doch sein Herr war deutlich in der Anweisung. Er sollte warten, bis der abtrünnige Rabe ihn kontaktierte, und dann sollte er das kleinste der beiden Kinder zu seinen Herren bringen. Bevor der Bastard von Corax sich nicht meldete, durfte er sein Versteck nicht verlassen.
Frustriert ließ der Räuber seine Klauen immer wieder aus ihren Gehäuse gleiten. Immer wieder zuckten blau-weiße Blitze zwischen den überdimensionalen Klingen hin und her. Er wartet eine weitere Stunde, bis sein Vox klickte. Endlich!
„Es wurde auch Zeit!“, zischte er. Wut stieg in ihm auf, als er das amüsierte, glucksen am anderen Ende der Verbindung hörte.
„Man merkt das, du noch ein Kücken bist, das seine ersten Jagdversuche unternimmt. Ein Jäger ist geduldig und wartet auf den richtigen Moment, um überraschend zu zuschlagen.“
Er knurrte verärgert. „Ich brauche keine Belehrungen von jemanden, der nicht von meinem Blut ist“, zischte er voller Wut und zog seine Klauen über die Metallwand. Auch wenn die Energiefelder, die seine Klauen umhüllten, ausgeschaltet waren, hinterließen sie trotzdem tiefe Kerben im Metall. Wieder gluckste der Rabe amüsiert.
„Oh kleines Küken Reikon, so ungeduldig und so wütend.“
„Kyraf Ziroc!“, brüllte der Junge Raptor in sein Vox. „Hör auf mich zu verspotten oder ich werde deine nutzlose Genssat verschlingen!“
Aus dem Amüsierten glucksen wurde ein kehliges Lachen. „Du würdest dich bei dem Versuch doch nur selbst aufspießen. Aber du kannst es gerne versuchen. Doch vorher erledige erst einmal deinen Auftrag.“
Die Wut, die Raikon bis eben noch verspürte, war für den Moment vergessen und Vorfreude breitet sich in ihm aus. Bevor der abtrünnige Raven Guard noch etwas sagen konnte, schaltete der Jüngste der Kreischer sein Vox aus und glitt aus seinem Versteck. Langsam ging er auf das Quartier von Kelios zu und betätigte den Summer.
Er wartet einige Sekunden, bis die Sprechanlage leise knackte. Raikon wusste, dass der Sklave ihn durch die Kamera sah. So war er auch nicht überrascht, als sich eine zittrige Stimme meldete: „U... unser Lord ist nicht hier, mächtiger Raptor. Wir, wir werden ihn selbstverständlich ausrichten, dass einer der gefürchteten Kreischern hier war.“ Die Stimme versuchte ihre Angst zu überspielen. Es war ein jämmerlicher Versuch. Er liebte die Angst in den Stimmen seiner Opfer. Für sein feines Gehör war ihre Angst eine Arie und ihre Schmerzenslaute eine Sinfonie. Er grinste wahnsinnige. Langsam, fast schon ehrfürchtig fuhren die langen Klingen aus ihren Gehäuse. „Ich weiß das Kelios nicht, hier ist kleine Made.“ Seine Stimme klang wie die eines geisteskranken. Die Angst des Sklaven nahm zu.
„Da.. dann, dann geht bitte, werter Lord.“
„Aber wieso denn? Ich kam doch gerade deswegen, weil der Bastard nicht hier ist.“ Es klackte leise und Reikon wusste, dass der Mensch soeben die Türen verriegelt hatte. Ja, verbarrikadiert euch kleine Maden und hofft, dass euer Herr euch noch rettet. Umso berauschender wird es schließlich, eure Todesschreie zu hören. Knisternd erwachten die Energiefelder um die Klingen zum Leben. Blau-weiße Blitze tanzten erwartungsvoll auf dem Adamantium. Reikon holte mit beiden Klauen aus und schlug zu.
 

Akktok

Blisterschnorrer
20 März 2020
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569
1.681
Das nächste Kapitel ist fertig. Kommentare und Kritik sind wie immer gerne gesehen. Und nun wünsche ich euch viel spaß beim Lesen.



Kapitel 8
Wut und Raben


Unbarmherzig prasselten die Hiebe auf ihn ein. Nur mit größter Mühe gelang es ihm, die vier Klingen seiner Gegner zu parieren oder ihnen auszuweichen. Seine Gegner kämpften routiniert aber unterstützten sich nicht gegenseitig. Dies war der Grund, warum sie ihn noch nicht bezwungen hatten.
Trotzdem, geringere Krieger wären schon lange unter dem stetigen Strom aus Hieben und Stichen zu Boden gegangen. Manche würden dies als Arrogant bezeichnen, doch er nicht. Er wusste um sein Können, um seine Fertigkeiten mit dem Schwert. Sie waren ihm nicht durch Schicksal oder irgend einer Gottheit in die Wiege gelegt. Nein, seine Schwertkünste waren das Resultat harten täglichen Trainings über viele Jahre hinweg.
Trotzdem hatten die Klingen seiner Gegner schon Lücken in seiner Deckung gefunden. An wahre Perfektion glaubten nur Narren und Träumer. Es gab immer jemanden der Besser war als man selbst. Der einzige weg dem entgegenzuwirken war weiteres hartes Training. Auch wenn er dies ganz genau wusste, nagten die oberflächlichen Wunden doch an seinem Stolz. Den die Wunden, die ihm seine Feinde zugefügt hatten, war nicht ihrem Talent in den Schwertkünsten zuzuschreiben, denn sie besaßen keins.
Zu mindestens im eigentlichen Sinne. So waren seine Wunden vielmehr das Resultat seiner eigenen Unzulänglichkeit. Er hatte seine Gedanken zu sehr abschweifen lassen. Auch, wenn er diesen Kampf eigentlich genau wegen, diesen bestritt. Der Krieger hatte gehofft seine kreisenden Gedanken zu ordnen, ihnen eine Richtung zu geben. Doch er wurde enttäuscht.
Seine Konzentration ließ für einen Moment nach und schon spürte er wie kalter Stahl tief in sein nacktes Fleisch schnitt. Der Krieger grunzte vor Schmerz. Wut stieg in ihn auf und er griff energischer an. Seine von Wut getriebenen Schläge wurden pariert, schlimmer noch seine wuchtigen Hiebe, die schon viele in die Knie gezwungen hatten, öffneten seinen Gegnern eine Lücke in seiner Verteidigung und erlaubten es ihnen zwei weitere Wunden dem Krieger zuzufügen. Wieder grunzte er vor Schmerz.
Er hasste diese Art von Feind, wie dieser kämpfte. In absoluter Stille, ohne ein Wort zu sprechen oder sonst irgend etwas von sich zugeben. Der Krieger war alleine mit seinen vier Gegnern im großen sich in der Dunkelheit verlierenden Raum. Die einzigen Geräusche die er hörte, waren das pfeifen, wenn die scharfen Klingen die Luft zerteilten. Das hole metallisch klingeln, wenn die Schwerter funkensprühend aufeinander prallten. Die Geräusche die sein verbesserter Körper machte. Er hörte das schnelle und regelmäßige Schlagen seiner zwei Herzen, die sein rauschendes Blut durch seine erweiterten Adern pumpten. Wie seine drei Lungenflügel die kalte Luft erst einsog, um sie direkt nach dem Herausfiltern des lebenswichtigen Sauerstoffs wieder herauszupressen.
Da die Raumtemperatur bei unter zehn Grad lag, bildeten sich jedes Mal kleine weiße Wolken, die sich schon verflüchtigt hatten, wenn der nächste Atemzug seinen zusammen gepressten Mund verließ. Nach diesen zwei Schnitten begriff er, dass seine Wut ihn hier nicht weiter brachte. Im Gegenteil, sie behinderte ihn nur.
Es gab Feinde die man mit Wut bekämpfen konnte und dann gab es noch Feinde die man mit etwas anderen als Wut bekämpfen musste. Diese Widersacher gehörten zur ersten Kategorie. Der Krieger rang seine Wut nieder und zwang seine abgeschweiften Gedanken zur Räson. Drei Schwerter, die auf seinen nackten Oberkörper gezielt hatten, fing er mit seinen zwei unterschiedlich langen gekreuzten Schwertern ab. Er stemmte sich mit aller Kraft, die in seinen muskulösen und genmanipulierten Körper steckte dagegen.
Der Krieger zog sein Bauch ein als eine vierte Kling seiner Feinde von der Seite her kam. Er war eine Mikrosekunde zu langsam und die Schneide, die so scharf war, dass sie ein Blattpapier, dass man auf sie Fallen ließ, ritzte die Epidermis, die oberste der drei Hautschichten.
Als sein Gegner das Schwert zurückzog, verpasste der Krieger ihn einen wuchtigen Tritt gegen die gepanzerte Brust, was diesen einige Schritte wegtaumeln ließ, ehe er zu Boden stürzte. Anschließend ließ er die drei Klingen ein Stück auf sich zu kommen, nur um sie im nächsten Moment mit einem plötzlichen Kraftausbruch hoch zudrücken.
Nun waren seine zwei Gegner ungeschützt. Mit dem längeren Schwert holte er weit aus. Mit einem Aufschrei sauste die Klinge auf den Arm seines Feindes nieder. Beinahe problemlos schnitt es durch das aschgraue Fleisch, den künstliche Muskelfasern und durchtrennte schließlich den mit Ceramit ummantelten Knochen knapp über den Ellenbogen vom Körper.
Zum Missfallen des Kriegers gab sein Feind noch immer kein Laut von sich. Polternd fiel der künstliche, in einer langen Klinge endender Arm auf den steinernen Boden. Rote und schwarze Flüssigkeit spritzten in gleichmäßigen Schüben aus dem Armstumpf. Da er nun unbewaffnet war, zog sich dieser Gegner zurück. Noch bevor der Arm des kybernetischen Feindes den vom alten Blut und Schmieröl befleckten Boden berührte, rammte er sein anderes, kürzeres Schwert von unten, dem zweiten durch den Unterkiefer ins Gehirn, sodass die Klinge die haarlose Schädeldecke durch stieß. Der ganze Körper zitterte wie ein Fisch am Haken, als er die Klinge drehte, um den Schaden zu maximieren.
Als der Krieger sein Kurzschwert herausziehen wollte, spürte er, dass es sich im verstärkten Knochen verkanntet hatte. Er unterlass einen zweiten Versuch und ließ das Schwert einfach los. Wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte, sackte der ehemals treue Soldat des goldenen Throns in sich zusammen. Inzwischen hatte sich der Letzte des Trios aufgerappelt und griff den Krieger stumm und mit toten, seelenlosen Augen an.
Er drehte sich unter dem Hieb weg, kam auf der anderen Seite wieder hoch und trieb mit einem beidhändig geführten Schlag sein Schwert in den durch zusätzliche Muskeln verstärkten Hals seines Kontrahenten. Er schaffte es nicht, bis zum Knochen durchzudringen. Angeschlagen, aber noch nicht besiegt, versuchte nun sein Feind einen Treffer zu landen. Wieder tänzelte er unter dem Hieb weg und schlug nun auf der anderen Seite des Halses zu. Wieder gelang es ihm nicht, die Muskeln zu durchtrennen. Dafür schaffte der Krieger es, die Hauptschlagader zu verletzen. Tiefrotes arterielles Blut spritzte aus der tödlichen Wunde.
Doch sein Feind kümmerte sich nicht um seine tödliche Wunde. Nicht, dass es ihn etwas genützt hätte, sondern griff ihn weiter an. Bereits nach dem ersten Schlag, der vom Krieger pariert wurde, bemerkte dieser, wie die Kraft seinen Gegner verließ.
Nach drei weiteren Hieben, die nur noch halbherzig kamen, da sich bereits der größte Teil seines Lebens auf dem Boden befand, brach auch dieser Feind zusammen. Nach zwei weiteren Herzschlägen war das grüne Leuchten in den Augen des halb künstlichen, halb organischen Feind erloschen.
Kelios blickte schwer atmend auf die toten Servitoren. Die kybernetischen Sklaven waren ein schauriger Anblick. Dicke Muskelberge, das Ergebnis von implantierten Muskelverstärkern und einer Mischung aus verschiedensten Steroiden, Kampfdrogen und anderen ihm unbekannten Stoffen strafften die aschgraue tote Haut. Der überwiegende Teil ihrer zwei Meter großen Körper waren bionisch aufgewertet und beinahe genauso breit wie ein Space Marine.
Ab der Hüfte abwärts bestanden ihre Körper aus poliertem Stahl, der den menschlichen Knochen nachempfunden war.
Mit Säure waren der hybridische Schädel des Adeptus Mechnaicus, der sich im Zentrum eines Chaossterns befand und weitere verdorbene Runen in die bronzenen Platten eingeätzt, die den Oberkörper vollständig schützen. Der jeweils rechte Unterarm der Kampf-Servitoren, war ebenfalls künstlich und endete in einer sechzig Zentimeter langen Adamantium Klinge, während der linke Arm verkümmert war. Bei einem der lobotomierten Sklaven endeten beide Arme in langen Klingen.
Ihre Schädel waren haarlos, ihre Münder zu getackert und auf ihre Stirn war eine metallene Platte am Schädelknochen genietet, auf der die jeweilige Identifikationsnummer gestanzt war. Das Knorpelgewebe ihrer Ohren und Nasen waren entfernt worden, sodass es einfach nur Löcher waren. Man hatte ihnen die Augen herausgerissen und durch klobige aussehende Bionik ersetzt. Doch man sollte sich nicht vom plumpen Aussehen täuschen lassen. Hochwertige Technologie, die im abergläubischen Imperium als Technohäresie verteufelt wäre, verborgen sich darunter. Sie erlaubten den Kampf-Servitoren bei jeden Lichtverhältnissen das optimale Sehen, auch in Spektrums, die das menschliche Auge nicht erfassen konnte.
Kelios selbst trug eine lange aus reißfesten Stoff gefertigte dunkle Trainingshose. Seine Füße steckten in stabilen Groxleder Stiefeln in derselben Farbe wie die Hose. Auf seinem nackten Oberkörper glänzte eine dünne Schweißschicht. Zahllose Stich-, Schuss-, Brand- und Säurenarben bildeten ein unüberschaubares Geflecht auf seinem Körper.
Die fünf Wunden, die er bei diesem Trainingskampf davon getragen hatte, wahren zu oberflächlich, um sich dem Zeugnis eines Lebens des ununterbrochenen Krieges anzuschließen. Sie würden schon in wenigen tagen verschwunden sein.
Der große grünlilane Bluterguss bildete einen starken Kontrast zur ansonsten schon als bleich zur bezeichnenden Haut des Chaos Marins. Erstaunlicher weise war Kelios Kopf frei von jeglichen Narben. Seine Gesichtszüge, die man als spitzbübisch bezeichnen konnte, lagen irgendwo zwischen Ende zwanzig und Anfang dreißig. Seine grauen Augen waren das genaue Gegenteil. Sie wirkten alt und müde.
Früher, als sie noch die Iron Faith waren, hatte er viel gelacht, war gesellig und humorvoll. Doch seit dem Verrat hatte es nur noch selten für ihn einen Grund zum Lachen gegeben. Zu viele geschätzte Brüder waren fort und zu viele hatten sich verändert. Mit jedem Jahr, das verging, hatten sie sich weiter von ihm entfremdet, sodass er sich immer weiter zurückgezogen hatte.
Kelios strich mit seiner freien Hand über seine schwarzen Haarstoppeln, die er auf wenige Millimeter gestutzt hatte. Schließlich blickte er zu dem noch lebenden Kampf-Servitor, der sich in eine der Ecken des dreißig Fuß messenden Trainings-Rings zurückgezogen hatte. Noch immer floss Blut und Öl aus dem Armstumpf. „Der Kampf ist beendet“, sagte Kelios. „140492, begebe dich in den Wartungsbereich. Käfig fünf öffnen und reinigen.“ Ohne den Befehl des Iron Fury zu bestätigen, setzte sich der Servitor in Bewegung. Zeitgleich verschwanden die Gitter, die den gesamten Ring umschlossen hatten, im Boden. Kelios achtete nicht darauf, sondern hockte sich vor dem Kampf-Servitor, der noch immer sein Gladius im Schädel stecken hatte. Er legte das elegante Schwert neben dem Leichnam und versuchte, sein Kurzschwert zu befreien. Er brauchte mehrere Versuche, bis es ihm gelang.
In der Zwischenzeit war der Kampf-Servitor verschwunden und ein Trio von Reinigungs-Servitoren war am Rande des Trainings aufgetaucht.
Diese drei waren größtenteils fleischlich. Lediglich ihre Oberarme waren verstärkte, um auch schwerere Lasten Tragen zu können. Er schnappte sich seine Waffen und verließ den Ring. Als der Iron Fury diesen verlassen hatte, machte sich das Trio an die Arbeit.
Sie sammelten sämtliche organischen und bionischen Teile ein und schmissen sie in einem großen von getrockneten Blut- und Ölflecken überzogenen Wagen, ähnlich wie eine Güterlore für den Schienenverkehr. Nur das diese dicke Gummireifen besaß.
Kelios ging zu einem hüfthohen Stahltisch ausgebürsteten Stahl und legte seine Schwerter neben seine Bolter-Pistole. Von einem anderen Tisch nahm er sich ein weiches Handtuch und wischte sich dem Schweiß und die Flecken, die seine Gegner auf seinen Körper hinterlassen hatten weg. Nachdem er den gröbsten Schmutz entfernt hatte, warf er es in den dafür vorgesehenen Korb. Anschließend ging er zu eine der vielen freien Holzbänke, die an der Wand verteilt waren, und setzte sich.
Die Bank war alt und abgenutzt und ächzte unter dem Gewicht des ungerüsteten Chaos Marine. Da die drei Reinigungs-Servitoren ihre Arbeit erledigt hatten, verschwanden sie in einer Ecke des Trainings-Raums und Kelios sah nur noch das Schließen des Schotts hinter ihnen. Kelios war nun allein im großen Raum. Er lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Das kalte Eisen der Stahlwand stach angenehm in seine nackte Haut. Es war gespenstisch Still, da er allein war. Noch gut konnte er sich an andere Zeiten erinnern, als es hier vor Aktivitäten nur so gewimmelt hatte.
Es waren bessere Zeiten gewesen.
Kelios schloss die Augen.
Bilder aus besseren Zeiten nahmen vor seinem geistigen Auge Gestalt an.
Selbst damals, als der vierhundert Jahre alte Angriffskreuzer noch unter dem Namen Rechtschaffener Glaube bekannt und Kelios noch ein Iron Faith war, war es bereits sein Zuhause gewesen. Er hatte hier mehr Zeit verbracht als auf der Orbitalen-Ordensfestung. Denn beide trugen dieselben Insignien, der eine auf seiner grün-silbernen Servorüstung, der andere Dutzende Meter hoch auf seiner Meter dicken Außenhülle. Beide waren damals Teil der 7. Kompanie. Der Trainings-Raum war einer von zehn identischen Räumen, die verteilt auf den oberen Decks lagen. Für jeden Trupp der 7. ein eigener.
Dies war der des 1. Trupps. Genau in der Mitte des hundertzwanzig Meter breiten Raums befand sich der dreißig Fuß breiter Trainings-Ring. Sternenförmig wurde dieser von fünf kreisförmigen Trainings-Ringen um geben, die aber nur zwanzig Fuß maßen. Einige Schritte von den Ringen entfernt, standen seltsam anmutende mehrarmige Metallgestelle von drei Meter Größe.
Bei der Hälfte der Gestelle war jeder einzelne Arm von dickem Gummi ummantelt. Gestelle dieser Art wurden bereits von der Menschheit benutzt, als diese noch Jahrtausende vor der Entdeckung des Schwarzpulvers stand. Auch wenn ein Space Marine eigentlich keine komplizierten und unbewaffneten Kampfkünste einsetzte, da es kaum einen Feind gab, den sie nicht mit einem Schlag niederstrecken konnten, trainierten sie doch verschiedene Schlagtechniken an diesen.
Die andere Hälfte war blankes Adamantium, an denen die Astartes ihre Fähigkeiten mit Ketten- und Energiewaffen verbessern konnten. An den Wänden waren Waffengestelle befestigt, die die unterschiedlichsten Nahkampfwaffen des Imperiums und ihrer zahlreichen Feinde beherbergten. Ausgenommen waren natürlich Waffen, die vom Erzfeind berührt oder Nachbildungen von solchen, die auf Entwürfen des Chaos beruhten.
Eine Tür führte in den Fitnessraum. Zahllose lange Banner, die aus leuchtenden und teuren, von Ordenspriestern gesegneten Stoffen gefertigt wurden hingen von den Decken. Jedes einzelne der unzähligen Banner, die teilweise älter als das Schiff selbst waren, berichteten von den zahlreichen Siegen des 1. Trupps.
Das Banner, welches über dem großen Kampf-Ring hing, war anders als die Übrigen. Es war von unbeschreiblicher Schönheit. Eine beinahe greifbare Aura der Erhabenheit wurde von dem zentralen Banner ausgestrahlt, die das Herz eines jeden Marines schneller schlagen ließ, der es erblickte. Es gab zehn weitere Exemplare von ihm an Bord. Auch wenn gleich waren sie nicht identisch.
Es waren die Kompanie-Banner, dieses vom 1. Trupp. In diesem Punkt hatten sich die Iron Faihts schon immer von anderen Orden unterschieden. Neben dem heiligen Kompanie-Banner, das vom Standartenträger in dem Kampf getragen wurde, verblieben die Kompanie-Banner der einzelnen Trupps in deren jeweiligen Trainingsräumen.
Auf dem vom Standartenträger in die Schlacht geführten Banner, das neben einem verhüllten Engel mit goldenen Flügeln auf schwarzen Grund, der von sieben silbernen Sternen umgeben war, zeigte, standen die Namen der ehemaligen Captains der 7. Kompanie in blutroten und violetten Runen. Erstere standen für die im Kampf gefallenen Captains. Die violetten Runen für die in andere Kompanien versetzten.
Kelios öffnete seine Augen wieder.
Die Waffen in den Gestellen waren verstaubt, die Banner ausgebleicht und teilweise von Insekten angefressen. Nur das Banner des Trupps schien sich einen Rest von seiner erhabenen Aura bewahrt zu haben.
Nur noch selten besuchten seine Brüder die Trainings-Räume. Er betrachtete das Banner. Sein Mund bewegte sich stumm, als er die edlen Namen der Krieger las. Gelassenheit erfasste ihn bereits nach den ersten der zahlreichen Namen. Beim vorletzten Namen schlich sich ein seltenes Lächeln auf seine an sonst so versteinerte Miene. Doch als er den Letzten las, überkam ihn beinahe sofort in Wut.
Kelios sprang auf, schnappte sich seine Bolter-Pistole entsicherte sie und zielte auf das Banner. Genauer gesagt auf dem letzten Namen. Schon oft hatte er seine Pistole gezogen und auf dem Namen gezielt. Eigentlich tat er es jedes Mal, wenn er sich hier aufhielt. Seine Hand zitterte wie jedes Mal, wenn er es tat. Er wollte Abdrücken den Namen vom Banner tilgen. Doch er konnte es nicht. Warum nicht? Warum konnte er es nicht? Er musste nur den Zeigefinger leicht anwinkeln und schon wäre der Name verschwunden. Und doch konnte er es nicht. Genau wie bei dem kleinen Mädchen. Mit einem Seufzen senkte er die Bolter-Pistole.
„Antoron, mein Captain, verzeiht mir, ich konnte keinen unserer Brüder retten. Wärt Ihr doch noch bei uns. Ich könnte Euren weißen Rat mehr denn je gebrauchen“, flüsterte Kelios, während sein Blick auf dem vorletzten Namen auf dem Banner ruhte.
Kelios legte die Waffe zurück auf dem Tisch und setzte sich wieder auf die Bank, die abermals unter seinem Gewicht ächzte. Er war hier hergekommen, um seine Gedanken betreffend dem Mädchen zu ordnen. Er hatte gehofft, das die Geister des 1. Trupps ihn dabei helfen würden, eine Antwort zu finden.
Doch die Geister kamen nicht genauso wenig wie die Antworten, auf die er gehofft hatte. Nur Schweigen und die Kälte der Einsamkeit.

Kelios lehnte sich wieder mit dem Rücken an die kalte Stahlwand. Sein Blick ging ins Leere. Eine unbestimmte Zeit saß er so da. Immer wieder drehten sich seine Gedanken um Lilith, ohne einen nennenswerten Fortschritt zu erzielen. Kelios überlegte, ob er nicht in sein Quartier zurückkehren sollte, um die Antworten in der Meditation zu suchen. Doch er entschied sich dagegen.
Schließlich kam der Iron Fury zu dem Schluss, dass er genauso gut auch weiter trainieren konnte. Kelios erhob sich und schlenderte durch den Trainingsraum. Dabei musterte er die verstaubten Waffen in ihren Gestellen und sagte: „Start einer neuen Trainingseinheit. Beginn der Gegner Kampfprotokolle.“ Immer wieder blieb er stehen und nahm eine der Waffen aus dem Gestell und drehte sie prüfend in den Händen, nur um sie wieder zurück zulegen. Schnell waren seine Finger dreckig vom Staub der Waffen. „Laden der Konfiguration; World Eater Champion. Bewaffnung; Kettenaxt und Energieaxt. Laden der Konfiguration; Banshee-Exarch; Bewaffnung; Todesklinge. Laden der Konfiguration; Skorpionkrieger; Bewaffnung; Standard.“
Der Renegat war vor einem langen Regal stehen geblieben, das verschiedene Langwaffen beherbergte. Spontan hatte er sich für einen Kettenspeer entschieden. Es war eine relativ seltene Kettenwaffe, da ihr Umgang viel Übung verlangte. Darüber hinaus waren die Einsatzmöglichkeiten der dreianhalb Meter langen Waffe stark eingeschränkt.
Doch Kelios hatte bereits gesehen was ein wahrer Meister solch einer Waffe anrichten konnte. Früher hatte er öfters mit Kettenspeern trainiert. Mehr aus Spaß, als das er ihn in einen echten Kampf verwenden würde.
Der Iron Fury betätigte die Aktivierungsrune. Augenblicklich erwachte der Maschinengeist des Speeres aus seinem langen Schlummer. Der Geist war erfreut und brüllte seine Freude lauthals heraus. Kelios begann den Kettenspeer um seinen Körper wirbeln zu lassen, was der Geist mit lauteren dröhnen seines Motors quittierte. Immer schneller rotierte die Waffe um den Körper der des Chaos Marines. So plötzlich er angefangen hatte, so plötzlich hörte er auch wieder auf. Sehr zum Missfallen des Maschinengeistes, dessen Brüllen nur noch ein leises Tuckern war. Kelios deaktivierte die Waffe wieder.
„Laden der Konfiguration,“ fuhr Kelios fort mit der Einstellung seines nächsten Kampfs. „Space Wolf; Bewaffnung Energieklauen, beidhändig. Gegner Auswahl beendet. Aufhebung der Ringbegrenzung. Schwierigkeitsgrad aller Gegner; Exterminatus.“
Ein knistern drang aus den angerosteten Lautsprechern. Die Stimme des Maschinengeistes war verzehrt. „Schwierigkeitsgrad Exterminatus benötigt die Freigabe eines Captains der Iron Faiths. Die Anwesenheit eins Apothecarius ist erforderlich. “
Die Datenbank der Iron Faiths umfasste eine gewaltige Ansammlung von aufgezeichneten Kampfdaten zahlreicher loyaler Orden, Renegatenbanden und von vielen Xenosfraktionen. So konnte man die Trainingsservitoren optimal programmieren, um sich so mit den verschiedensten Gegnern messen zu können. Je nach gewählten Schwierigkeitsgrad waren so umfangreiche und herausfordernde Kämpfe möglich.
Normalerweise kämpfen die Servitoren bis sie entwaffnet worden, ihren Trainingspartner entwaffnet oder sie stoppten, kurz bevor sie einen tödlich schlag landen konnten. Doch Exterminatus hob sämtliche Sicherheitsbeschränkungen der Servitoren auf. Sie kämpfen, um zu töten. Dabei war es ihnen egal, ob ihr Gegner unbewaffnet oder verletzt waren.
Kämpfe im Exterminatus waren nur den erfahrensten Marines erlaubt und dürfen nur im Beisein eines Captains und eines Apothecarius stattfinden.
„Authentifizierung; 7. Kompanie, Captain K...“
„Sie werden dich töten.“ Flüsterte eine Stimme plötzlich aus dem Schatten. Kelios ließ den Kettenspeer um seinen Körper kreisen, schaltete die Waffe aber nicht an und nahm eine defensive Kampfhaltung ein. Die Augen des Renegaten suchten die Dunkelheit nach dem Ursprung der Stimme ab. Seine Sinne waren straff wie ein Drahtseil. Er rechnete jeden Moment mit einem Angriff. Plötzlich sah er eine Bewegung in den Schatten und fokussierte sich auf diese.
Kelios hatte eine Vermutung, wer da in den Schatten herum schlich.
„Warum so ängstlich?“ Kam die Frage aus der Dunkelheit. Die Stimme war nur ein Flüstern und klang wie Schlangenhaut, die sich an rauen Steinen rieb. Kelios versuchte die Stimme zu lokalisieren. Doch ohne Erfolg, da sie aus allen Richtungen gleichzeitig zukommen, schien.
„Fragt der Feigling, der sich in der Dunkelheit versteckt.“
Die Finsternis lachte. „Eine gute Antwort. Doch auch eine Falsche. Die Schatten sind kein Versteck für jemanden wie mich. Sie sind vielmehr treue Verbündete, die mich in ihrer Mitte willkommen heißen.“
Kelios Vermutung bestätigte sich. „Ich habe keine Zeit und auch keine Lust mit Schatten zusprechen. Wenn du etwas von mir willst, kleiner Rabe, zeig dich oder lass mich in Frieden.“
„Warum so feindselig, Bruder?“, fragte die Dunkelheit.
Verflucht! Fluchte Kelios als sich die Schatten zu einer Form zusammen schlossen, aus der nur einen Wimpernschlag später ein Chaos Marine trat. Der Marine in seiner pechschwarzen Servorüstung tauchte an einer vollkommenen anderen Stelle aus dem Schatten, als es Kelios vermutet hatte.
„Sei gegrüßt, Bruder“, sagte Kyraf Ziroc von den Kreischern. Kelios entspannte sich, behielt den Kettenspeer aber in der Hand. Er war immer wieder erstaunt, wie leise die Rüstung des ehemaligen Raven Guard doch war.
„Bist du mal wieder am Herumspionieren Ky?“ Fragte er schroff, ohne die Begrüßung seines Bruders zu erwidern.
„Herumspionieren. Das ist so ein fieses Wort. Findest du nicht auch?“ Erwiderte der Sohn von Corax und begann im Trainingsraum herum zu wandern. Er schien sich alles genau anzuschauen.
„Und, doch beschreibt es genau dein Zeitvertreib.“
Kyraf Ziroc hatte die Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn man sich unbeobachtet fühlte. Während der Reisen schlich er auf dem ganzen Schiff herum. Es ging das Gerücht um das der Kreischer sämtliche Geheimnisse von jedem am Bord kenne. Kelios hielt dies für ein bloßes Gerücht, denn selbst Schlächter von ganzen Welten neigten zum Tratschen. Doch in Momenten wie diesen, wenn der Raptor wie aus dem nichts aufzutauchen schien, war Kelios geneigt, dem Gerücht zu glauben. Geistergleiten nannte es der Kreischer. Es war eine besondere Fähigkeit von Angehörigen der Raven Guard. Doch was das Geistergleiten genau war, verriet der abtrünnige Rabe nicht.
Der Kreischer nahm die Antwort von Kelios mit einem Schulterzucken hin. Er war vor einem Waffengestell, das Nachbildungen von Schwertern verschiedenster Xenosvölker enthielt, stehen geblieben. Kyraf Ziroc nahm ein Demi-Klaivar aus der Halterung. Bei diesem archaisch anmutenden Zweihänder, mit leicht gebogener Klinge handelte es sich um die bevorzugte Waffe der Kultführer der Inccubi, eines Eliteordens der Dark Eldar. Prüfend machte er ein paar probe Hiebe und Stiche, anschließend nickte er anerkennend und drehte sich zu Kelios um.
„Wie sieht es aus? Lust auf einen kleinen Trainingskampf?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich ohne Rüstung und du mit? Wohl kaum.“
„Ist doch nur eine Ausrede. Du hast doch nicht etwa Angst?“, fragte der Raptor. Das Lächeln unter seinem Helm war zuhören. Doch Kelios schluckte den Köder, der ihm der andere Iron Fury hinwarf, nicht.
„Anders als Boldur und viele unserer Brüder leide ich nicht unter Selbstüberschätzung.“ Kelios hasste es, dies zuzugeben. Aber Kyraf Ziroc war ihm, was dem Nahkampf anging, überlegen. Nicht nur, weil dieser eine Servorüstung trug und er nicht, sondern auch sonst. Doch auch wenn der Raptor gerne aus dem Hinterhalt angriff, war er trotzdem ein tödlicher Nahkämpfer. Nur wenige konnten sich mit ihm messen, wenn er richtig kämpfte.
Kyraf Ziroc gab sich geschlagen und legte das Demi-Klaivar zurück ins Gestell. Er setzte seine Wanderung durch den Raum fort.
Kelios war inzwischen zu seinen platzt zurückgekehrt. Den Kettenspeer hatte er an die Wand gelehnt und trank etwas Wasser. Dabei ließ er den Raptor nicht aus den Augen.
„Ich habe von Boldur gehört“, sagte der Kreischer. „Ich werde die Zweikämpfe gegen ihn vermissen. Aber er starb, wie er gelebt hatte. Explosiv.“
„In der Tat. Aber wer wird mich töten Ky?“ Fragte Kelios und kehrte damit zum Anfang ihrer Unterhaltung zurück.
Der Raptor betrachte eingehend einen hässlichen Spalta, der Orks, das die grobe Form einer doppelseitigen Axt hatte, als er antwortet: „Die Servitoren. Ich habe gesehen, wie du gegen die anderen Servitoren gekämpft hast. Selbst da hattest du deine Schwierigkeiten. Einen Kampf im Exterminatus, gegen vier Gegner gleichzeitig. Dazu hast du dir auch noch vier der tödlichsten Nahkampf Konfiguration der Galaxis ausgewählt.“
„Und?“
Angewidert legte er den Spalta zurück und drehte sich zu Kelios um. „Das wirst du nicht überleben, Kelios.“
„Du hast ja vertrauen in meine Fähigkeiten.“
„Warst du nicht eben, der etwas von Selbstüberschätzung gesagt hatte?“
„Was kümmert dich ob ich lebe oder sterbe?“
Kyraf Ziroc schlenderte langsam zurück zu Kelios. „Mit wenn sollte ich sonst Königsmord spielen? Ich kann dich nicht sterben lassen, bevor ich nicht in Führung liege.“
„Einhundertelf zu einhundertsieben. Zweiundsiebzig mal Unentschieden. Doch ich bin diesen Smalltalk leid, Ky. Du bist weder hier wegen einer weiteren Partie Königsmord, noch um mir das Leben zu retten. Also nenne mir den richtigen Grund oder lass mich in Frieden.“
Der Raptor blieb einige Schritte vor den sitzenden Iron Fury stehen. Bevor der Kreischer etwas sagte, wurde die Tür aufgestoßen und Roku stürmte in den Raum. Kelios sprang auf, als er sah, wie sein persönlicher Sklave aussah. Der Mensch war kreidebleich und verschwitzt. Als er seinen Herren erreichte war er außer Atem und stürzte auf die Knie. Kelios reichte seinem Diener die Wasserflasche. Roku zögerte keinen Augenblick, öffnete die diese und trank einen Großen Schluckwasser. Einiges lief ihm dabei das Kinn herunter.
„Sprich endlich.“ Befahl der Marine.
Als der Sklave der Aufforderung seines Meisters nachkam, war die Stimme des sterblichen von Trauer und Verzweiflung geprägt. „Es ist schrecklich, Lord Kelios. Euer, euer Quartier wurde angegriffen.“
„Was! Was ist mit den andern?“
„Tod. Allesamt Tod, Lord Kelios. W...“ Der Iron Fury packte seinen Diener am Hals und hob ihn hoch.
„Hör mir gut zu Roku. Kehre in euer Quartier zurück und hole die anderen. Anschließend gehe mit ihnen zu Rifiars. Sag ihm, ich fordere den Gefallen von Miruk III ein. Bleibt da, bis ich zu euch stoße.“ Unbemerkt hatte er stärker als beabsichtigt zugedrückt und den Menschen die Luft abgedrückt. Daher konnte er lediglich nicken. Kelios ließ den Sklaven los sodass dieser auf dem Hintern landete. Sofort rappelte er sich auf und eilte davon. Kelios wartete genau bis zu den Moment, bis der sterbliche den Trainingsraum verlassen hatte.
„Du warst das!“ Brüllte Kelios und ergriff seine Waffen. Er zielte mit seiner Bolter-Pistole auf den Kreischer.
Der Raptor blieb gelassen und schien nicht beunruhigt. „Nein. Ich bin nur der Bote.“
„Wer war es?“, zischte Kelios.
„Reikon. Du weist, dass du mich damit nicht töten kannst.“ Kelios wusste, dass der Kreischer recht hatte, trotzdem war er versucht abzudrücken. Nur widerwillig senkte er die Pistole.
„Was für ein Spiel, spielt ihr Bastarde?“
„Wie gesagt, ich bin lediglich der Bote. Die Antworten, die du suchst, kann dir nur Curix geben.“
„Denn überbringe endlich deine Botschaft.“
„Das habe ich bereits. Der Schwarm-Lord erwünscht deine Anwesenheit im Nest.“
Wortlos verließ Kelios den Trainingsraum.


Die Lifttüren öffneten sich und Kelios trat in den Korridor. Schon aus der Entfernung sah er Teile seiner zerstörten Quartierstür im Korridor liegen. Kurz blieb er stehen und betrachte die Überreste. Sie war in mehrere Teile zerlegt. Die Schnitte waren sauber und verliefen parallel zueinander. Die typischen Spuren von Energieklauen.
Der Iron Fury stieg über die Überreste und betrat sein Quartier. Wie die Eingangstür war auch die Tür zur Werkstatt zerstört. Er betrat sie und blickte sich um.
Es war ein Schlachthaus. Sie hatten seine Diener nicht nur getötet, sondern regelrecht abgeschlachtet. Die Überreste von Anael lagen mit dem Rücken auf dem Glastisch, sodass ihr Kopf, der schlaff nach unten hing, zur Tür zeigte. Ihre Augen waren gebrochen, die Gesichtszüge vor Schmerzen verzehrt. Arme und Beine waren aus den Gelenken gerissen und lagen verteilt in der Werkstatt. Ihr Brustkorb war aufgerissen. Herz, Leber und die Lungen fehlten. Sairik und Biron lagen sauber in mehrere ungleichmäßig große Stücke zerteilt in großen Blutlachen. Die Hände von Sairik hielten noch immer seine Laserpistole, während die Waffe von Biron in seiner Blutlache lag. Wenigstens waren sie kämpfend gestorben. Trude hatte man wie Dreck zur Seite geschleudert. Der Aufprall war so stark gewesen, dass ihr Schreibtisch dabei zerbrochen war. Mehrere große scharfkantige Holzsplitter hatten sich durch ihren alten Körper gebohrt. Einer davon hatte ihren Hals durchstoßen.
Kelios betrachtete die Leiche seiner ältesten Sklavin. Bei ihrem Anblick fühlte der Iron Fury weder Wut noch Trauer. Er fühlte nichts, nur eine seltsame Leere. Kelios schaute sich weiter um, entdeckte aber keine Spur von Lilith. Jetzt wusste er, was Curix von ihm wollte. Er wusste nur nicht, wieso. Doch Kelios würde es schon bald erfahren. Der Chaos Marine schnappte sich seinen noch immer gehörnten Helm von der Werkbank und verließ die Werkstatt.
Die Tür zur Rüstkammer öffnete sich lautlos. Gedämpftes Licht und der Geruch von Weihrauch und anderen Gewürzen empfing den Renegaten. Er betrat die Kammer, die größer war als die Werkstatt. An zwei der Wände hingen Trophäen. Die überwiegende Mehrheit davon waren Waffen.
Ein Crozius Arcanum von einem Ordenspriester der Celestial Lions hing neben einem verfluchten Crozius von einem dunklen Aposteln der Word Bearers. Da drüber hing ein mit mehreren feingliedrigen Silberketten versiegelte Berserkerklinge. Den unstillbaren Blutdurst des in der Klinge gebundenen Zerfleischers, konnte Kelios trotzdem spüren. Ein meisterlich gefertigtes Energieschwert, das von den Ultramarines erbeutet war, hing in einer der Ecken. Für die fünfhundert Welten und den Imperator. Bis zum Tod und darüber hinaus. War in hochgotisch in die Klinge eingraviert. Drei Waffen weiter und unter einem Energiehammer, der sich einst im Besitz eines Inquisitors des Ordo Haereticus befunden hatte, hing eine Nemesis-Psiwaffe der Grey Knights. Zwischen einer gewaltigen Energieklaue der Orks und einer Neuralpeitsch der Dark Eldar hing ein Raketenwerfer der schwarzen Khaindar vom Weltenschiff X´amot.
Andere Trophäen waren heilige Reliquien aus Kirchen und Klostern gestohlen, Rüstungsteile, Knochen und Schädel. Seine Lieblingstrophäen schwebten im bläulichen Licht eines Stasisfeld, fünf Rosetten der Inquisition.
Die Hälfte der dritten Wand wurde von einer Werkbank eingenommen. Anders als die in der Werkstatt war diese hier auf die Größe eines Astartes angepasst.
Man erwartet das ein Space Marine einfachere Reparaturen und die Wartung seiner Servorüstung und Ausrüstung selbstständig erledigt.
Der Rest der Wand und der nächsten war mit großen Schränken ähnlich wie die in der Werkstatt vollgestellt.
In der Mitte des Raums befand sich ein rundes Podest.
Kelios ging zur Werkbank und legte seinen Helm und Waffen auf die Werkbank. Anschließend trat er vor einen der Schränke. Danach entledigte sich der Renegat seiner Stiefel und Trainingshose. Seine dunkle Robe hatte er im Trainingsraum zurückgelassen. Er öffnete die Tür des Schranks und nahm eine schwarze Untergarnitur heraus und streifte sie sich über. Wieder bekleidet erklomm der Chaos Marine die zwei Stufen, die zum Podest hoch führten, und stellte sich in dessen Mitte.
„Rüstung.“ Sagte Kelios und blickte zur Decke.
Ein Teil der Decke teilte sich und kurz darauf senkte sich ein massiver Block aus polierten Adamantium herab. Die Oberfläche war so stark poliert, dass Kelios sein verschwommenes Spiegelbild betrachten konnte. Der Block hatte die Höhe und Breite vom Oberkörper eines Dreadnoughts. Bis auf einen bronzenen Totenschädel, der ähnlich stark poliert war wie das Adamantium, war der Block frei von jeglichen Verzierungen oder Ornamenten.
Im offenen Mund des in der Mitte sitzenden Bronzeschädels war ein daumengroßes grünes Feld eingelassen. Kelios drückte seinen Daumen dagegen. Er spürte den Stich der Nadel nicht, die ihm einen Tropfen seines genmanipulierten Blutes raubte. Die Kiefer schlossen sich und die Augen glommen in Tiefem rot. Kelios hörte das leises Klicken und Rattern von feingliedriger Mechanik. Der Renegat musste fünf Schläge seiner Doppelherzen warten. Dann hatte der ehrwürdige Maschinengeist sein Blut analysiert und die genetischen Merkmale mit denen in seinem Gedächtnis abgespeicherten Daten abgeglichen und Kelios Identität bestätigt. Das Licht in den Augenhöhlen erlosch und der vordere Teil des Blocks löste sich vom Rest. Während der Deckel wieder nach oben gezogen wurde, quoll kalter, dichter Nebel aus dem inneren des Blocks. Kelios musste mehre Sekunden warten, bis sich der Nebel soweit verzogen hatte, dass er ins Innere blicken konnte.
Seine Herzen schlugen schneller und Stolz erfasste seine Seele, als er seine aufgebahrte Servorüstung, Relikt-Bolter und Kettenschwert sah.
„Beginn der Rüstung.“
Zur Linken und zur Rechten des Admantium Blocks öffnete sich die Decke und je ein stark aufgewerteter Servitor, die mit Teleskoparmen verschmolzen waren, glitten nach unten. Die Körper beider willenlosen Sklaven endeten unter dem Bauchnabel. Neben ihren natürlichen muskulösen Armen hatten sie ein weiteres organisches Armpaar, diese aber waren nicht ganz so muskulös. Die Finger der zusätzlichen Arme waren durch feingliedrige Werkzeuge ersetzt worden.
Lautsprecher waren in ihren über die natürliche Spannweite aufgerissen Münder, eingesetzt. Die Augen waren durch teure und edle Bionik ausgetauscht.
„Ruhm den Iron Fury!“ Sagte beide Servitoren mit blechernder Stimme im Chor.
Kelios blickte von einen zum anderen und breitete die Arme aus. „Gefechtspriorität Alpha. Beginnt.“