Da beschleicht einen der Verdacht, dass eine Expertenregierung manchmal sinnvoll wäre...Wenn ein Gremium aus Ingenieuren, Physikern und Chemikern für Atomkraftwerke (oder generell Energie) zuständig wäre, am Besten unabhängig vom Willen der tumben Massen und dem Geld der Industrie wären wir wohl kaum da, wo wir momentan sind.
Mich beschleicht eher ein anderer Verdacht, dass nämlich die Politik immer weniger unabhängie Expertise in beratender Funktion von Seiten der Wissenschaft zur Verfügung hat, weil unabhängige Forschung in Zeiten von Bologna immer schwieriger zu leisten ist. Man kann Experte sein. Das ist wohl möglich. Aber um unabhängiger Experte zu sein, muss man auch unabhängig von Drittmitteln, die interessegeleitet vergeben werden, forschen können.
Von einer Expertenregierung halte ich nichts. Denn die primäre Aufgabe von Politik ist es, Kompromisse zwischen unterschiedlichen Interessen auszuhandeln. Es gibt sie nicht, die einzig richtige Politik. Denn bei jeder politischen Entscheidung gibt es Profiteuere und solche, die entweder nicht davon profitieren oder sogar draufzahlen oder verlieren. Experten für irgendeinen Wirtschaftssektor oder Teilgebiet der Forschung sind nicht notwendigerweise auch Experten darin, für alle Beteiligten einen Kompromiss auszuhandeln. Außerdem lässt sich politische Macht garnicht mit Unabhängigkeit vereinbaren.
1880 hat auch niemand an eine Mondlandung geglaubt.
Um den Bogen zu schlagen, es soll auch heute Leute geben, die nicht daran glauben. Aber mal im ernst, eine gesunde Skepsis gegenüber blinder Fortschrittsgläubigkeit kann auch nicht schaden.