Nciht das ich den Ehrensold per se falsch finde, das gehört schon aus Staatsräson dazu, aber eben diese Begründung "in der freien Wirtschaft hätten sies auch bekommen" finde ich falsch. Im Gegenteil, unsere Parlamentarier zeichnen sich durch einen fröhlichen Mangel an Sachkenntnis in fundamentalsten wirtschaftspolitischen Themen aus, das zu bezweifeln ist das die in der freien Wirtschaft irgendwas gerissen hätte.
Die "freie Wirtschaft" besteht doch mitnichten nur aus reiner Wirtschaft. Viele Politiker sind ursprünglich Juristen gewesen, also ohne direkten wirtschaftlichen Anspruch.
Außerdem sollte man doch auch nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Wenn Menschen ihr ganzes Leben lang Politik machen - und um in der Politik aufzusteigen musst man das in der Regel(!) - dann hast du naturgemäß weniger Ahnung von Wirtschaft, weil das nicht primär dein Job ist. Eine Führungsperson in der Wirtschaft hat sicherlich auch selten detaillierte Kenntnisse darüber, wie Parteien genau funktionieren.
Na ja, das setzt voraus das Politiker irgendwie besonder begabt wären das sie entsprechende Positionen überhaupt erreicht hätten.
Schau dir mal die Arbeitsbelastung an, die es braucht um Berufspolitiker zu werden. Ich denke, dass sich das nicht viel mit erfolgreichen Wirtschaftspositionen nimmt, aber es ist eben anders. Und auch in der Wirtschaft kommst du mit "besonderer Begabung" allein nicht weiter - zumal Politiker ja auch gewisse Begabungen mitbringen. Die treten ja auch nicht in die Partei ein, heben die Hand und Schwupps - sitzen sie im Bundestag.
Wenn Expolitiker in der Wirtschaft landen, dann ist das den Beziehungen aus ihrer Polit-Zeit zu danken, es steht zu bezweifeln das die ohne ihre connections vergleichbare Positionen erricht hätten.
Du bist, wen du kennst. Die ganzen hohen Führungspersönlichkeiten der Wirtschaft wären ohne ihre Kontakte auch nur halb so viel wert. Außerdem kann es auch ganz praktisch sein jemanden zu haben, der weiß wie die Mechanismen in der Politik funktionieren.
Was lernen wir daraus?
Die Leute, die sich nehmen was sie wollen und dabei keine Rücksicht auf gesellschaftliche/moralische Werte nehmen, die kriegen es auch.
Na, das macht doch im Grunde jeder so. Wer würde schon etwas ausschlagen, wenn ers haben kann?! Zudem sich Wulff ja nichts nimmt, was er will. Er kriegt, was ihm laut Gesetz zusteht - das kann man doof finden oder nicht, aber er hat das Gesetz weder gemacht noch eignet er sich aktiv etwas an, was ihm nicht zusteht (auch wenn das ja noch umstritten ist).
Ich persönlich kann sogar verstehen. Wulffs Person und Ansehen wurde ja im Grunde zerstört (ob zu Recht oder Unrecht lasse ich mal außen vor - das klärt der Staatsanwalt). Er steht als Lügner und Betrüger da - und dann, schon als unmoralischer Mensch gebrandmarkt, soll er auch noch auf ziemlich viel Kohle verzichten? Da würd ich auch allen den gedanklichen Stinkefinger zeigen und nehmen, was ich kriegen kann.
Ich persönlich finde das nicht schlimm, kann da weder einen "Werteverfall" noch eine Krise erkennen. Was mich viel mehr ankotzt sind alle die, die sich auf ein hohes moralisches Ross setzen und kräftig urteilen, ohne zu sehen, dass sie selbst nicht anders handeln. Irgendwelche Berichte in Zeitungen von kleinen Beamten, die natürlich jede Praline brav beim Vorgesetzen anmelden, weil sie ja sooo moralisch gefestigt sind. Wenn sich alle gegenseitig auf die Schulter klopfen und versichern, wie toll und ehrlich sie doch sind - das finde ich zum kotzen, weil es in den meisten Fällen einfach total verlogen ist. Aber dafür ist so ein Negativbeispielt eben gut.
Denn wer Erfolg haben will, muss gierig sein und ordnet Recht bzw. Gerechtigkeit seinen Persönlichen Zeilen unter.
Wieder so ein Spruch, der super zu der kürzlich auf Spiegel Online veröffentlichten Studie passt, dass reiche Menschen skrupelloser sind (oder so ähnlich). Mit welchem Recht urteilst du denn über alle die, die Erfolg haben? Was würdest du sagen, wenn ich postuliere: "alle, die arm sind, sind einfach faul und zu dumm."? Das ist doch purer Neid in seiner schlechtesten, weil destruktiven Form (
meiner Meinung nach ist guter Neid, wenn man dadurch angespornt wird besser werden zu wollen).