sag Bescheid, wenn ich deiner Meinung nach übertreibe (obwohl ich eher finde, dass ich Blut zu sehr vernachlässige)wie viel Blut da jetzt spritzt usw.
So wie versprochen der nächste Teil:
Kann man ihm trauen?
Nahe Hag Graef; Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond
Der rollende Gang der Nauglir hatte eine fast hypnotische Wirkung und Korlif saß ein wenig nach vorn gebeugt im Sattel. Vielleicht lag es auch daran, dass sie seit Tagen immer nur kurz geschlafen hatten, jedenfalls waren er und seine Männer nicht in bester Verfassung. Er musste sich zwingen, die Augen offen zu halten. Silberstich hatte Wert auf Eile gelegt, da sie sonst das Orkheer verfehlen würden und so waren sie von Naggarond fast ununterbrochen geritten und hatten meist im Sattel gedöst. Die Kampfechsen folgten der gepflasterten Straße allein und die fünf Reiter achteten darauf, dass immer einer wach blieb. Im Moment kämpften sie alle mit der Müdigkeit, aber noch schlief keiner. Am Abend wollten sie die Ruinen der Stadt Hag Graef erreichen, die den Berichten zufolge von den Orks überrannt worden war. Korlif wusste nicht recht, ob er daran glauben durfte, aber es war seine Aufgabe, die Wahrheit heraus zu finden.
Wenn nur nicht so miserables Wetter wäre. Seit dem Morgen hatten sie die Sonne nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie war hinter dicken, schwarzen Wolken verborgen. Die Wipfel der Bäume wogten gefährlich im zornigen Wind und ab und an ergoss sich ein wahrer Schauer auf die Reiter, der jedoch zum Glück nie sonderlich lange anhielt. Dennoch waren sie inzwischen durchnässt. Aber damit musste man auf einem solchen Ausflug rechnen.
Er ließ den Blick wandern. Sie ritten durch einen Nadelwald, dessen schattiges Unterholz undurchdringlich erschien. Voraus verlor sich die Straße rasch hinter einer Biegung, doch sie führte einigermaßen direkt nach Hag Graef. Da die Stadt im Tal der Schatten lag, konnten die Druchii sie noch nicht sehen, doch Korlif glaubte, dünne Rauchfahnen zu entdecken. Aber er tat es als Einbildung ab. So nah waren sie wohl doch nicht. Er versuchte, zu lauschen, aber das Dröhnen der schweren Nauglir-Pranken, die aufs Pflaster stampften, übertönte jedes Geräusch. Inzwischen wünschte er, nicht die schwere Rüstung der Schwarzen Garde zu tragen. Obwohl er nicht selbst zu laufen brauchte, war die dicke Panzerung auf Dauer doch unbequem und schwer. Aber Korlif beklagte sich nicht. Er genoss den Aufenthalt im Wald. Seit Monaten hatte sein Dienst keinen Ausflug mehr erlaubt.
Die Echsenreiter erreichten die Biegung. Als Korlif, der an der Spitze ritt, wieder Blick auf ein gerades Stück Straße hatte, zog er abrupt an den Zügeln und brachte den Nauglir mit kurzen Tritten zum Halt. Dort vor ihm, kaum zehn Schritt entfernt, stand eine Gestalt in schwarzem Umhang, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. In der Hand hielt sie einen Holzstab, an dessen Enden blutbefleckte Sensenklingen angebracht waren. Und auf diesen Stab stütze er oder sie sich. Korlif beschloss, dass es wohl ein Mann sein müsse, obwohl der Körper recht zierlich wirkte. Als auch die anderen Reiter die Gestalt erblickt und ihre Reittiere gestoppt hatten, sprach Korlif den Mann — wenn es denn einer war — an. „Wer seid Ihr und weshalb versperrt Ihr uns den Weg?“
Die Antwort klang, als käme sie aus einer anderen Zeit, die Korlif nicht mehr erlebt hatte. „Ich stehe hier, weil ich Euch erwartet habe. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Ihr vom Frostturm ausgesandt wurdet, um die Ereignisse in Hag Graef zu untersuchen?“
Korlif runzelte die Stirn. Woher wusste diese Gestalt das? Nun, dachte er, er wird geraten haben. Ich trage die Rüstung der Schwarzen Garde, daher ist unsere Herkunft recht ersichtlich. Und Hag Graef liegt in der Richtung, in die wir reiten.
„Warum sollte ich Euch verraten, was unser Begehr ist. Ihr sagt, Ihr hättet auf uns gewartet. Also müsst Ihr etwas von uns wollen. Sagt mir, wer Ihr seid und was Ihr wollt, oder tretet beiseite. Wir haben nicht so viel Zeit.“ Die Gestalt zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt vom scharfen Ton des Gardisten. Seelenruhig fasste sie sich an den Kopf und schlug die Kapuze in den Nacken. Hätte Korlif nicht auf einem Nauglir gesessen, wäre er wohl einen Schritt zurück getreten. Die Haut des Mannes spannte sich über die Knochen und war schleimig von Schmutz. In der Stirn klaffte ein großes Loch und das ganze Gesicht wurde von vergilbten, grauen Haaren umrahmt. Am Schlimmsten aber waren die roten Augen, die ihn mit einer Intensität und einer Kraft durchleuchteten, die so gar nicht zum Rest der toten Erscheinung passen wollte. Als das Wesen sprach, bemerkte der Gardist, dass kein Zahn in seinem Mund steckte. „Ich bin Nerglot, Schüler des Nagash und Verehrer des Asaph. Ich suche Rache und ich habe Euch einen Vorschlag zu machen. Ich weiß, dass Ihr vorhabt, mich zu töten, weil Ihr in mir einen Feind seht, doch ich würde Euch raten, mich anzuhören.“
Da ihm der Schock über den Anblick des verfallenen Gesichts noch in den Gliedern steckte, nickte Korlif nur. Nerglot nahm das offenbar als Zeichen, fortzufahren. „Zunächst einmal braucht Ihr nicht weiter nach Hag Graef zu reiten. Die Orks haben jeden getötet und die meisten Gebäude eingerissen. Die Leichen beider Seiten habe ich meiner Armee einverleibt. Dann sind die Orks nach Südwesten marschiert.“
„Was wollen sie dort? Und was heißt Eure Armee?“ Als Antwort traten hunderte Skelette und Gestalten, die weniger zerfallen aber dennoch eindeutig tot waren, auf die Straße. „Was die Orks wollen, weiß ich nicht und es geht mich auch nichts an. Wie Ihr vielleicht schon erraten habt, bin ich ein Beschwörer der Lehre des Todes. Aber mein Ziel ist es nicht, dem Volk der Druchii zu schaden. Deshalb habe ich Euch erwartet, statt Euch einfach zu töten. Ich möchte mich mit Euch verbünden, wenn Ihr mir helft, einen alten Feind zu vernichten.“
„Weshalb sollten wir Euch helfen?“
„Weil mein Feind auch der Eurige ist. Nähert sich nicht eine Chaosarmee von Norden Naggarond?“
Korlif war einen Augenblick sprachlos. „Woher wisst Ihr das?“
Nerglot lachte gackernd. „Ich habe meinem Feind, der mich einst besiegt und getötet hat, einen schmerzvollen Tod geschworen. Ich kann ihn spüren und weiß, dass er von Norden kommt. Und er würde niemals allein kommen. Also, ich biete Euch Folgendes an: Ihr helft mir, an einen bestimmten Chaosschamanen innerhalb dieser Armee zu kommen und dafür werden meine Krieger Euch gegen das Chaos unterstützen. Ihr seht also, ich will nicht viel und es hat für Euch mehr Nutzen als für mich.“
„Warum bietet Ihr uns das dann überhaupt an? Und weshalb sollten wir Euch glauben?“
„Ich biete es Euch an, weil ich weder Euch schaden, noch meine Krieger in unnötigen Kämpfen verlieren möchte. Würde ich allein weiterziehen, würden mich die Druchii angreifen. Das würde Euch schwächen und dem Chaosheer einen leichteren Sieg ermöglichen. Außerdem bedeutet jeder Krieger, den ich verliere und neu erwecken muss, eine Vergeudung von Magie und es ist möglich, dass ich manche Körper nicht noch einmal auferstehen lassen kann. Außerdem gibt es noch einen ganz einfach Grund: Das Chaosheer ist mächtig und obwohl ich mehrere tausend Untote in meiner Streitmacht habe, befürchte ich, dass sie zu wenige sind. Wenn wir zusammen kämpfen, ist die Chance für Euch und mich größer, zu siegen.
Ihr habt mir noch eine Frage gestellt. Ich kann Euch keinen Grund nenne, weshalb Ihr mir vertrauen sollt. Seht es so: Ich habe Euch verschont, obgleich es mir ein Leichtes gewesen wäre, Euch einfach zu töten. Und ich fordere ja nicht einmal, dass Ihr mich in eine Eurer Städte einlasst. Ich fordere keine Verhandlungen mit dem Hexenkönig persönlich, falls Ihr um seine Sicherheit fürchtet. Bringt mich nach Naggarond und erlaubt meinen Kriegern und mir, uns Eurer Armee anzuschließen.“
Diesen Argumenten konnte Korlif nichts entgegen setzen. Wenn Nerglot Recht hatte, würde es in Hag Graef ohnehin nichts mehr zu sehen geben und auf diese Weise wäre es tatsächlich leichter, sich dem Chaos entgegen zu stellen. Er betete zu Khaine, dass seine Entscheidung kein Fehler sein würde.
„Ich vertraue Euch nicht, Nerglot, aber ich will Euch die Möglichkeit geben. Ich werde mit Euch zusammen nach Naggarond zurückkehren.“ Er wandte sich an seine Männer. „Euch überlasse ich die Entscheidung. Ich weiß, dass Ihr ihm nicht traut. Also ich gebe Euch die Möglichkeit, nach Hag Graef weiterzureiten und den eigentlichen Zweck der Mission zu erfüllen.“ Die vier Reiter blickten sich einen Moment lang an. Dann trat einer vor. „Ich bleibe bei Euch, Herr.“ Die anderen drei entschlossen sich, nach Hag Graef zu reiten. Korlif gab ihnen noch Proviant, den er für die Rückreise weniger dringend benötigen würde, dann spornten die drei ihre Nauglir an und ritten davon.
Korlif wandte sich wieder an Nerglot. „Dann lasst uns ziehen. Aber haltet mir Eure Diener vom Leib. Und ich warne Euch: greift unterwegs keine Druchii an!“
Er nickte und die Untoten zogen sich ein Stück zurück. Derart zufrieden gestellt, wendete Korlif seine Kampfechse und ritt die Straße zurück. Nerglot folgte ihm etwas langsamer. Nun, immerhin kann ich auf diese Weise mehr schlafen, wenn die Untoten ihr Tempo nicht steigern, dachte der Gardist ironisch.
Ghrond; Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond
Riflis und seine Männer waren dem Fremden, der sich als Merlan vorgestellt hatte, gefolgt. Er führte sie schon seit beinahe einer Stunde über den kaum wahrnehmbaren Waldweg. Sie kamen nur langsam voran, da sich die Nauglir erst mühsam eine Schneise bahnen mussten. Riflis betete, dass die Chaosanbeter den Einschnitt nicht bemerkten. Die neun Druchii wanderten in tiefem Schweigen. Riflis vermutete, dass Merlan darüber nachdachte, ob sie seines Vertrauens würdig waren. Immerhin stellten sie eine erhebliche Gefahr für die Überlebenden dar. Der Gardist fragte sich dagegen, ob der angebliche Assassine nicht vielleicht ein Chaosanhänger war, der sie in eine Falle führte. Er und seine Männer hielten die Schwerter in Händen und waren bereit, jederzeit auf die Nauglir zu klettern und sich möglichen Feinden zu stellen. In der Hinsicht brauchte Riflis sich nicht mir ihnen abzusprechen, sie waren gute und erfahrene Krieger.
Dann war der Wald plötzlich zu Ende die Männer traten auf eine Lichtung. Die acht Druchii, die dort saßen, sprangen überrascht auf und zogen ihre Waffen, als sie Riflis und dessen Gefolge erblickten. Aber Merlan trat schnell zu ihnen und erklärte, wie er sie gefunden hatte und dass er keine Gefahr in ihnen sehe. Die anderen hörten aufmerksam zu und steckten dann die Waffen weg, doch ganz überzeugt wirkten sie nicht. Auch die Krieger aus Riflis‘ Trupp steckten auf einen kurzen Befehl hin die Waffen zurück in die Scheiden. Hier gab es offensichtlich keine Gefahr. Mit diesen neun Männern würden sie problemlos fertig werden, zumal sie noch die Nauglir dabei hatten. Sie banden die Echsen an starke Bäume, gaben ihnen zu fressen und traten dann dichter an die anderen Druchii heran. Es waren fünf Frauen und vier Männer, Merlan eingeschlossen. Er fungierte als eine Art Sprecher für die Neuankömmlinge. Die anderen schienen weiterhin skeptisch zu sein, auch nachdem Riflis ihnen etwas aus ihrem Proviant angeboten hatten. Die Überlebenden wirkten allesamt ausgelaugt und erschöpft. Sicher hatten sie seit Tagen nicht mehr genug gegessen und die ständige Furcht vor Entdeckung, durch ihn und seine Männer nur neu angestachelt, tat ihres, um das Leben für die Druchii hart zu machen. Merlan erzählte ihnen von der Schlacht. Er beschrieb, was auch die Stadtwache im Thronsaal berichtet hatte, nur detaillierter und emotionaler. Er lobte auch Blutklinge und führte noch weiteres über ihn an.
Dann kam Riflis auf die Frage zu sprechen, was diese neun Druchii denn hier taten und wo die übrigen Überlebenden seien. Merlan erzählte ihnen, dass der Drachau die Flüchtlinge in acht Züge geteilt habe, die allesamt in verschiedene Richtungen gezogen waren, um zu warten, bis sie nach Ghrond zurückkehren konnten. Deshalb waren sie auch hier. Sie sollten die Stadt beobachten und dann den Flüchtlingen hinterher eilen, um Nachricht zu geben. Sie alle waren Krieger, die in der Schlacht verletzt aber nicht getötet worden waren und denen Blutklinge befohlen hatte, Ghrond zu verlassen. Und so warteten sie hier nun, da das Chaosheer noch immer nicht weiter gezogen war. Sie vermuteten, dass es die Verletzungen des Generals nicht erlaubten. Möglicherweise hatte Blutklinge Drrochaal schwerer getroffen, als bisher angenommen. Aber das war natürlich reine Spekulation.
Riflis erzählte ihnen vom Auftrag des Hexenkönigs, das Chaosheer ebenfalls zu beobachten und dann eine Warnung zu geben. Außerdem sollten sie ja herausfinden, was mit den Flüchtlingen geschehen war. Er beschloss, ihnen nicht hinterher zu ziehen. Sie würden zurückkommen, wenn Ghrond wieder frei wäre und Riflis hatte keine Zeit, sie zu suchen. Er vertraute darauf, dass Merlan und die anderen die Wahrheit sagten.