das hab ich auch vor, ich guck nur grad, wo wir eigentlich stehen geblieben sind.aber langsam solltest du wieder zur Geschichte zurückkommen.
hm... naja, vielleicht, aber wenn du dir das Ganze als Buch vorstellst, hast du in der Mitte halt so einen Zwischenteil, dsa fände ich schon nicht schlecht.Und vielleicht hättest du diese Teile etwas anders einbinden sollen und nicht alle am Stück.
Ist jetzt aber egal, es geht weiter.
Vertrauen
Altar der Absoluten Dunkelheit; westliches Naggaroth
2567 IC; 8.zunehmender Mond
Darmal ging unruhig auf und ab, ignorierte wie gewöhnlich sämtliche Nahrung und beachtete auch Kalrim nicht, der geduldig in seiner Nähe stand. Eigentlich hätte Darmal erleichtert sein müssen. Er hatte mit einigen Frauen und Männern über das Angebot gesprochen, das Viverla’atar ihm gemacht hatte, und er hatte mehr Einverständnis bekommen, als er erwartet hatte. Viele der Eltern hatten letztendlich argumentiert, dass es das Beste für ihr Kind wäre, wenn es vom Stamm gepflegt werde würde, statt hier zwischen den Flüchtlingen Hunger zu leiden.
Dennoch hatte Darmal das Gefühl, dass einige auch aus Angst vor ihm und möglichen Strafen so entschieden hatten. War er vielleicht zu sehr in seine Rolle als Drachau geschlüpft? Kalrim schien seine Gedanken zu erraten und packte ihn grob am Arm, um seine unruhige Wanderung zu unterbre*chen.
„Beruhige dich, Darmal“, sprach er leise, aber eindringlich. „Es ist keine Furcht, die die Leute dazu treibt, das zu tun. Sie vertrauen dir und glauben daran, dass du das Beste für alle willst. Du hast uns hierher geführt. Du hast uns Hoffnung gegeben, vielleicht doch zu überleben. Und wenn die Eltern glauben, dass ihre Kinder bei diesem Stamm eine bessere Chance zum Überleben haben, dann haben sie vermutlich Recht. Also hör auf, dich zu quälen!“
Darmal schüttelte den Kopf. „Vielleicht hast du Recht, Kalrim. Aber ich weiß nicht, ob ich diesen Leuten traue. Gut, sie haben uns hier nicht allzu unfreundlich empfangen und uns sogar ein wenig mit Nahrung versorgt, aber …. Aber eigentlich sind wir uns fremd.“
Der ehemalige Offizier der Stadtwache nickte nur. Ein paar Minuten standen die beiden in Gedanken versunken da. Kann ich ihnen trauen, dachte Darmal. Woher soll ich wissen, dass sie uns helfen, sobald sie haben, was sie wollten?
Das kannst du nicht wissen, flüsterte eine leise Stimme. Du gibst dich selbst in die Hand dieser Fremden. Willst du das? Du bist der Drachau und du hast deine Waffen. Was brauchst du noch? Zwing diese Leute doch, dir zu helfen?
Was würde mir Gewalt schon bringen?, hielt Darmal dagegen.
Du könntest Viverla’atar gefangen nehmen und als Geisel benutzen. Dann könntest du den Stamm zwingen, deinen Leuten alles zu bringen, was sie brauchen. Wo liegt das Problem?
Die Einflüsterungen der Stimme waren durchaus verlockend. Das wäre tatsächlich möglich. Aber was wäre ich dann? Ich brauche die Hilfe dieser Leute und sie die meine. Wenn sie uns nicht helfen, werden viele der Flüchtlinge verhungern. Wenn sie nicht die geforderten Kinder bekommen, wird ihr Stamm zu klein sein. Außerdem kann ich mit durch eine Geiselnahme nicht das erzwingen, was wirklich wichtig ist: Die Hilfe der Stämme im Kampf gegen das Chaos.
Kaum war er zu dieser Einsicht gelangt, traten auch schon Viverla’atar und einige ihrer Jäger aus dem Unterholz des Waldes. Sie brachten erneut große Mengen Fleisch und Früchte mit, die sie unter den Druchii verteilten. Die junge Frau kam direkt auf Darmal zu und blieb kurz vor ihm stehen. Sie musterte Kalrim, bis Darmal ihm befahl, bei der Aufteilung der Nahrungsmittel zu helfen.
„Nun, Drachau Darmal, wie lautet Eure Entscheidung?“, fragte Viverla’atar, sobald sie alleine waren. Darmal führte sie ein Stück von den Flüchtlingen weg, bevor er antwortete.
„Ich habe Euer Angebot einigen Eltern überbracht und viele waren einverstanden. Sie hoffen, dass es den Kindern bei Euch besser gehen würde, als hier zwischen den hungernden Flüchtlingen. Sie vertrauen oder fürchten mich, ich weiß es nicht, jedenfalls haben die meisten die Entscheidung bereitwillig in meine Hände gelegt.“ Er macht eine Pause, um der jungen Jägerin Zeit zum Nachdenken zu geben.
„Und wie habt Ihr Euch entschieden? Ich hoffe, Ihr wisst, dass Ihr die Zeit vergeudet, die die Stämme zur Vorbereitung brauchen, wenn Ihr noch länger zögert!?“ Sie sagte das erstaunlich freundlich, fiel dem falschen Drachau auf.
„Meine Entscheidung lautet, dass ich nicht weiß, ob ich Euch trauen kann. Woher soll ich wissen, dass Ihr die Kinder nicht einfach nehmt und Euch niemals wieder blicken lasst? Woher soll ich wissen, dass die Kinder auch wirklich gut behandelt werden? Gebt mir einen Beweis für Eure guten Absichten, Viverla’atar, und ich werde diesen Pakt eingehen.“
Sie musterte ihn anerkennend. „Eure Fragen sind berechtigt, Darmal. Natürlich könnte ich behaupten, unsere Hilfe wäre Beweis genug, aber auch mich würde das nicht überzeugen. Sisrall hat mir vertraut, aber auch das kann ich Euch nicht beweisen. Würde es Euch überzeugen, wenn ich Euch zusammen mit den Kindern in unser Lager führen würde?“
Wenn sie mich dorthin führt, werde ich den Ort des Lagers und die Stärke ihres Stammes sehen. Das bedeutet, dass Viverla’atar mir vertraut, sonst wäre es ein ziemliches Risiko. Es würde sicher helfen, wenn die Eltern sehen, wo ihre Kinder in Zukunft aufwachsen werden.
Und du könntest dir gleich eine Strategie überlegen, wie du diesen Stamm vernichtest, flüsterte die fremde Stimme erneut in Darmals Verstand. Er beschloss, einfach nicht darauf einzugehen.
„Ich nehme das Angebot an. Nur ich und die Eltern mit ihren Kindern kommen mit. Ich nehme an, Ihr müsst das erst mit Euren Leuten besprechen, nicht wahr? Gut, dann werde ich mich vorbereiten.“
Viverla’atar nickte ihm zu, deutete eine Verbeugung an und zog sich dann zu ihren Jägern zurück, die inzwischen die Aufteilung der Nahrungsmittel beendet hatten. Darmal blickte zu Kalrim, der gerade einen Streit zwischen zwei Männern beendete. Darmal vermutete, dass es um Essen ging. Wir müssen bald zurück nach Ghrond, bevor die Flüchtlinge übermütig werden. Ich kann sie schließlich nur solange unter Kontrolle halten, wie sie glauben, mich zum Überleben zu brauchen.
Vielleicht solltest du einige hinrichten, wenn es zu weit geht, meinte die gesichtslose Stimme. Dann würden sie dich fürchten und du hättest Ruhe.
Oder ich gebe ihnen damit einen weiteren Grund, sich gegen mich aufzulehnen. Ich versuche es lieber erst einmal auf die freundliche Weise, entschied Darmal und war froh, als keine Antwort kam. Er winkte Kalrim zu sich, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen.
Unterweltmeer, Unterwelt
2567 IC; 8.Neumond
Die beiden Fremden im Bug des Schiffes wurden von der Mannschaft ignoriert und Reckdis war froh darüber. Er wollte weder gezwungen sein, seine Entscheidung gegenüber seinen Männern verteidigen, noch wollte er, dass seine Leute sich mit den beiden Fremden anlegten. Beides würde seinem Ansehen nicht gerade förderlich sein und es würde ohnehin schon schwierig werden, seinem Vater zu erklären, weshalb er zwei Schiffe verloren und diese beiden Druchii mitgenommen hatte. Gut, die Frau, damit sie für ihren Angriff auf die Schiffe und einen der heiligen Seedrachen bezahlte. Aber den Mann hätte er lieber getötet. Mit einem unwillkommenen Anflug von Respekt dachte der Piratenfürst daran, wie dieser Kerl seine Leute verprügelt hatte, ohne Waffen zu ziehen oder sich auch nur einen Kratzer zu holen.
Waren seine Worte ernst gemeint? Würde es wirklich einen großen Unterschied machen, ob meine Leute an Land oder auf Schiffen kämpfen? Einen kleinen Unterschied macht es sicher, aber würde das wirklich reichen, um diesen Kämpfer zu besiegen? Er konnte es nicht sagen und hatte auch keinen Drang, es herauszufinden. Außerdem war da noch die Magierin. Im Tunnel war sie erschöpft gewesen vom Kampf und vom kalten Wasser. Aber inzwischen stand sie hoch aufgerichtet am Bug und strotzte vor innerer Kraft. Reckdis hatte ein Gespür für Magie und es riet ihm, diese Hexe nicht zu unterschätzen.
Was mich wirklich interessieren würde, ist das Verhältnis zwischen den beiden. Der Mann war bereit, für sie zu kämpfen, aber ansonsten scheinen sie sich nicht sonderlich zu mögen. Außerdem war er nicht an Bord des Schiffes, die Magierin ist alleine von Bord gesprungen. Also können sie sich nicht allzu gut kennen.
Er dachte an den Wasserfall zurück. Die Hexe hatte den Halt verloren und wäre beinahe in die Tiefe gestürzt. Er hatte es beobachtet. Nur eine Reaktion des Kriegers hatte sie gerettet, er hatte sie blitzartig an sich gerissen, noch bevor Reckdis überhaupt verstanden hatte, was geschah. Die Frau hatte sich an den Leib des Kriegers gedrückt und hatte sich nach einer Minute oder so wieder gelöst. Seitdem stand sie gerade im Bug, unnahbar und abweisend.
Sie schämt sich, diesem Mann, Blutklinge, so nahe gekommen zu sein und dabei so schutzlos gewirkt zu haben, vermutete Reckdis. Ja so sind sie, die Hexen. Eingebildet und ach so stark. Ich hoffe, sie weiß sich zu benehmen, sonst wird sie nicht lange vor meinem Vater stehen. Er ist ein selbstsüchtiger und willkürlicher Herrscher.
Reckdis wünschte sich nicht zum ersten Mal, er selbst könne seinen Vater Kisilvis endlich ersetzen, aber der alte Mann erfreute sich bester Gesundheit und eines starken Lebenswillens. Das musste man ihm lassen. Er bekam, was er wollte.
Trotzdem wären wir Khainler ohne ihn besser dran. Es gibt viele Leute, die mir da zustimmen, aber er hat ja leider die Mächtigsten auf seiner Seite. Selbst wenn ich ihn töten könnte, würden sie mir die Herrschaft verweigern. Und niemals könnte ich sie alle töten und es wie einen Unfall aussehen lassen. Und die meisten meiner Anhänger würden mir ihre Gunst entziehen, sollte ich meine Herrschaft auf so brutale Weise festigen.
Er dachte daran, wie der fremde Krieger sie in der Dunkelheit des Tunnels belauert und überfallen hatte. So müsste ich mich verbergen können, dann könnte ich dafür sorgen, dass mein Vater stirbt und seine Freunde verdächtigt würden. Er hatte sich das schon öfters auf langen Seereisen ausgemalt und durchgeplant, aber seine Fähigkeiten waren einfach nicht gut genug.
Aber warum sollte ich es selber machen? In der Stadt gibt es niemanden, der die nötigen Befähigungen zum Schleichen und Verstecken hat. Aber ich habe hier ja jemanden auf meinem Schiff. Oh, Khaine, wenn das ein Zeichen ist, dann werde ich nicht zögern. Die einzige Schwierigkeit wird es sein, das Vertrauen dieses Mannes zu erlagen.
Ich könnte die Frau als Geisel nehmen … Aber ist sie ihm wirklich so viel wert? Nein, darauf darf ich mich nicht verlassen. Das Beste wird sein, ich warte, bis mein Vater sie verurteilt. Ja, ich denke, das wird reichen.
Zufrieden mit seinen Plänen und Intrigen wandte sich der Piratenfürst wieder der Gegenwart zu. Sie würden die unterirdische Stadt bald erreichen und diese letzten Meter erforderten besondere Konzentration von Besatzung und Kapitän.
„Bald, mein Vater, bald wird die Stadt von deiner Tyrannei befreit sein.“
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