WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

aber langsam solltest du wieder zur Geschichte zurückkommen.
das hab ich auch vor, ich guck nur grad, wo wir eigentlich stehen geblieben sind.
Und vielleicht hättest du diese Teile etwas anders einbinden sollen und nicht alle am Stück.
hm... naja, vielleicht, aber wenn du dir das Ganze als Buch vorstellst, hast du in der Mitte halt so einen Zwischenteil, dsa fände ich schon nicht schlecht.

Ist jetzt aber egal, es geht weiter.

Vertrauen

Altar der Absoluten Dunkelheit; westliches Naggaroth
2567 IC; 8.zunehmender Mond

Darmal ging unruhig auf und ab, ignorierte wie gewöhnlich sämtliche Nahrung und beachtete auch Kalrim nicht, der geduldig in seiner Nähe stand. Eigentlich hätte Darmal erleichtert sein müssen. Er hatte mit einigen Frauen und Männern über das Angebot gesprochen, das Viverla’atar ihm gemacht hatte, und er hatte mehr Einverständnis bekommen, als er erwartet hatte. Viele der Eltern hatten letztendlich argumentiert, dass es das Beste für ihr Kind wäre, wenn es vom Stamm gepflegt werde würde, statt hier zwischen den Flüchtlingen Hunger zu leiden.
Dennoch hatte Darmal das Gefühl, dass einige auch aus Angst vor ihm und möglichen Strafen so entschieden hatten. War er vielleicht zu sehr in seine Rolle als Drachau geschlüpft? Kalrim schien seine Gedanken zu erraten und packte ihn grob am Arm, um seine unruhige Wanderung zu unterbre*chen.
„Beruhige dich, Darmal“, sprach er leise, aber eindringlich. „Es ist keine Furcht, die die Leute dazu treibt, das zu tun. Sie vertrauen dir und glauben daran, dass du das Beste für alle willst. Du hast uns hierher geführt. Du hast uns Hoffnung gegeben, vielleicht doch zu überleben. Und wenn die Eltern glauben, dass ihre Kinder bei diesem Stamm eine bessere Chance zum Überleben haben, dann haben sie vermutlich Recht. Also hör auf, dich zu quälen!“
Darmal schüttelte den Kopf. „Vielleicht hast du Recht, Kalrim. Aber ich weiß nicht, ob ich diesen Leuten traue. Gut, sie haben uns hier nicht allzu unfreundlich empfangen und uns sogar ein wenig mit Nahrung versorgt, aber …. Aber eigentlich sind wir uns fremd.“
Der ehemalige Offizier der Stadtwache nickte nur. Ein paar Minuten standen die beiden in Gedanken versunken da. Kann ich ihnen trauen, dachte Darmal. Woher soll ich wissen, dass sie uns helfen, sobald sie haben, was sie wollten?
Das kannst du nicht wissen, flüsterte eine leise Stimme. Du gibst dich selbst in die Hand dieser Fremden. Willst du das? Du bist der Drachau und du hast deine Waffen. Was brauchst du noch? Zwing diese Leute doch, dir zu helfen?
Was würde mir Gewalt schon bringen?, hielt Darmal dagegen.
Du könntest Viverla’atar gefangen nehmen und als Geisel benutzen. Dann könntest du den Stamm zwingen, deinen Leuten alles zu bringen, was sie brauchen. Wo liegt das Problem?
Die Einflüsterungen der Stimme waren durchaus verlockend. Das wäre tatsächlich möglich. Aber was wäre ich dann? Ich brauche die Hilfe dieser Leute und sie die meine. Wenn sie uns nicht helfen, werden viele der Flüchtlinge verhungern. Wenn sie nicht die geforderten Kinder bekommen, wird ihr Stamm zu klein sein. Außerdem kann ich mit durch eine Geiselnahme nicht das erzwingen, was wirklich wichtig ist: Die Hilfe der Stämme im Kampf gegen das Chaos.
Kaum war er zu dieser Einsicht gelangt, traten auch schon Viverla’atar und einige ihrer Jäger aus dem Unterholz des Waldes. Sie brachten erneut große Mengen Fleisch und Früchte mit, die sie unter den Druchii verteilten. Die junge Frau kam direkt auf Darmal zu und blieb kurz vor ihm stehen. Sie musterte Kalrim, bis Darmal ihm befahl, bei der Aufteilung der Nahrungsmittel zu helfen.
„Nun, Drachau Darmal, wie lautet Eure Entscheidung?“, fragte Viverla’atar, sobald sie alleine waren. Darmal führte sie ein Stück von den Flüchtlingen weg, bevor er antwortete.
„Ich habe Euer Angebot einigen Eltern überbracht und viele waren einverstanden. Sie hoffen, dass es den Kindern bei Euch besser gehen würde, als hier zwischen den hungernden Flüchtlingen. Sie vertrauen oder fürchten mich, ich weiß es nicht, jedenfalls haben die meisten die Entscheidung bereitwillig in meine Hände gelegt.“ Er macht eine Pause, um der jungen Jägerin Zeit zum Nachdenken zu geben.
„Und wie habt Ihr Euch entschieden? Ich hoffe, Ihr wisst, dass Ihr die Zeit vergeudet, die die Stämme zur Vorbereitung brauchen, wenn Ihr noch länger zögert!?“ Sie sagte das erstaunlich freundlich, fiel dem falschen Drachau auf.
„Meine Entscheidung lautet, dass ich nicht weiß, ob ich Euch trauen kann. Woher soll ich wissen, dass Ihr die Kinder nicht einfach nehmt und Euch niemals wieder blicken lasst? Woher soll ich wissen, dass die Kinder auch wirklich gut behandelt werden? Gebt mir einen Beweis für Eure guten Absichten, Viverla’atar, und ich werde diesen Pakt eingehen.“
Sie musterte ihn anerkennend. „Eure Fragen sind berechtigt, Darmal. Natürlich könnte ich behaupten, unsere Hilfe wäre Beweis genug, aber auch mich würde das nicht überzeugen. Sisrall hat mir vertraut, aber auch das kann ich Euch nicht beweisen. Würde es Euch überzeugen, wenn ich Euch zusammen mit den Kindern in unser Lager führen würde?“
Wenn sie mich dorthin führt, werde ich den Ort des Lagers und die Stärke ihres Stammes sehen. Das bedeutet, dass Viverla’atar mir vertraut, sonst wäre es ein ziemliches Risiko. Es würde sicher helfen, wenn die Eltern sehen, wo ihre Kinder in Zukunft aufwachsen werden.
Und du könntest dir gleich eine Strategie überlegen, wie du diesen Stamm vernichtest, flüsterte die fremde Stimme erneut in Darmals Verstand. Er beschloss, einfach nicht darauf einzugehen.
„Ich nehme das Angebot an. Nur ich und die Eltern mit ihren Kindern kommen mit. Ich nehme an, Ihr müsst das erst mit Euren Leuten besprechen, nicht wahr? Gut, dann werde ich mich vorbereiten.“
Viverla’atar nickte ihm zu, deutete eine Verbeugung an und zog sich dann zu ihren Jägern zurück, die inzwischen die Aufteilung der Nahrungsmittel beendet hatten. Darmal blickte zu Kalrim, der gerade einen Streit zwischen zwei Männern beendete. Darmal vermutete, dass es um Essen ging. Wir müssen bald zurück nach Ghrond, bevor die Flüchtlinge übermütig werden. Ich kann sie schließlich nur solange unter Kontrolle halten, wie sie glauben, mich zum Überleben zu brauchen.
Vielleicht solltest du einige hinrichten, wenn es zu weit geht, meinte die gesichtslose Stimme. Dann würden sie dich fürchten und du hättest Ruhe.
Oder ich gebe ihnen damit einen weiteren Grund, sich gegen mich aufzulehnen. Ich versuche es lieber erst einmal auf die freundliche Weise, entschied Darmal und war froh, als keine Antwort kam. Er winkte Kalrim zu sich, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen.

Unterweltmeer, Unterwelt
2567 IC; 8.Neumond

Die beiden Fremden im Bug des Schiffes wurden von der Mannschaft ignoriert und Reckdis war froh darüber. Er wollte weder gezwungen sein, seine Entscheidung gegenüber seinen Männern verteidigen, noch wollte er, dass seine Leute sich mit den beiden Fremden anlegten. Beides würde seinem Ansehen nicht gerade förderlich sein und es würde ohnehin schon schwierig werden, seinem Vater zu erklären, weshalb er zwei Schiffe verloren und diese beiden Druchii mitgenommen hatte. Gut, die Frau, damit sie für ihren Angriff auf die Schiffe und einen der heiligen Seedrachen bezahlte. Aber den Mann hätte er lieber getötet. Mit einem unwillkommenen Anflug von Respekt dachte der Piratenfürst daran, wie dieser Kerl seine Leute verprügelt hatte, ohne Waffen zu ziehen oder sich auch nur einen Kratzer zu holen.
Waren seine Worte ernst gemeint? Würde es wirklich einen großen Unterschied machen, ob meine Leute an Land oder auf Schiffen kämpfen? Einen kleinen Unterschied macht es sicher, aber würde das wirklich reichen, um diesen Kämpfer zu besiegen? Er konnte es nicht sagen und hatte auch keinen Drang, es herauszufinden. Außerdem war da noch die Magierin. Im Tunnel war sie erschöpft gewesen vom Kampf und vom kalten Wasser. Aber inzwischen stand sie hoch aufgerichtet am Bug und strotzte vor innerer Kraft. Reckdis hatte ein Gespür für Magie und es riet ihm, diese Hexe nicht zu unterschätzen.
Was mich wirklich interessieren würde, ist das Verhältnis zwischen den beiden. Der Mann war bereit, für sie zu kämpfen, aber ansonsten scheinen sie sich nicht sonderlich zu mögen. Außerdem war er nicht an Bord des Schiffes, die Magierin ist alleine von Bord gesprungen. Also können sie sich nicht allzu gut kennen.
Er dachte an den Wasserfall zurück. Die Hexe hatte den Halt verloren und wäre beinahe in die Tiefe gestürzt. Er hatte es beobachtet. Nur eine Reaktion des Kriegers hatte sie gerettet, er hatte sie blitzartig an sich gerissen, noch bevor Reckdis überhaupt verstanden hatte, was geschah. Die Frau hatte sich an den Leib des Kriegers gedrückt und hatte sich nach einer Minute oder so wieder gelöst. Seitdem stand sie gerade im Bug, unnahbar und abweisend.
Sie schämt sich, diesem Mann, Blutklinge, so nahe gekommen zu sein und dabei so schutzlos gewirkt zu haben, vermutete Reckdis. Ja so sind sie, die Hexen. Eingebildet und ach so stark. Ich hoffe, sie weiß sich zu benehmen, sonst wird sie nicht lange vor meinem Vater stehen. Er ist ein selbstsüchtiger und willkürlicher Herrscher.
Reckdis wünschte sich nicht zum ersten Mal, er selbst könne seinen Vater Kisilvis endlich ersetzen, aber der alte Mann erfreute sich bester Gesundheit und eines starken Lebenswillens. Das musste man ihm lassen. Er bekam, was er wollte.
Trotzdem wären wir Khainler ohne ihn besser dran. Es gibt viele Leute, die mir da zustimmen, aber er hat ja leider die Mächtigsten auf seiner Seite. Selbst wenn ich ihn töten könnte, würden sie mir die Herrschaft verweigern. Und niemals könnte ich sie alle töten und es wie einen Unfall aussehen lassen. Und die meisten meiner Anhänger würden mir ihre Gunst entziehen, sollte ich meine Herrschaft auf so brutale Weise festigen.
Er dachte daran, wie der fremde Krieger sie in der Dunkelheit des Tunnels belauert und überfallen hatte. So müsste ich mich verbergen können, dann könnte ich dafür sorgen, dass mein Vater stirbt und seine Freunde verdächtigt würden. Er hatte sich das schon öfters auf langen Seereisen ausgemalt und durchgeplant, aber seine Fähigkeiten waren einfach nicht gut genug.
Aber warum sollte ich es selber machen? In der Stadt gibt es niemanden, der die nötigen Befähigungen zum Schleichen und Verstecken hat. Aber ich habe hier ja jemanden auf meinem Schiff. Oh, Khaine, wenn das ein Zeichen ist, dann werde ich nicht zögern. Die einzige Schwierigkeit wird es sein, das Vertrauen dieses Mannes zu erlagen.
Ich könnte die Frau als Geisel nehmen … Aber ist sie ihm wirklich so viel wert? Nein, darauf darf ich mich nicht verlassen. Das Beste wird sein, ich warte, bis mein Vater sie verurteilt. Ja, ich denke, das wird reichen.
Zufrieden mit seinen Plänen und Intrigen wandte sich der Piratenfürst wieder der Gegenwart zu. Sie würden die unterirdische Stadt bald erreichen und diese letzten Meter erforderten besondere Konzentration von Besatzung und Kapitän.
„Bald, mein Vater, bald wird die Stadt von deiner Tyrannei befreit sein.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Hinweis. Mir gefällt es auch, wieder mit Sisrall und Yetail weiterzumachen. Aber das Zwischenspiel musste sind, sonst würden am Ende eine Menge Fragen entstehen. Außerdem tut etwas Abwechslung gut.

PS: Zitat macht man mit der Sprechblase (zweite Zeile oben, 5. Zeichen von rechts)
 
Ich komm zwar mit dem Schreiben irgendwie nicht voran, aber ich poste trotzdem mal den nächsten Teil.

Neuigkeiten

Ghrond, Naggaroth
2567 IC; 8.Zunehmender Mond

Am Horizont ragten die gewaltigen schwarzen Türme von Naggarond auf. Blutige, entstellte Leichen bedeckten die Wiesen ringsherum und waren an die toten, geschwärzten Bäume des nahen Waldes genagelt worden. Blut, das sich weigerte, zu gerinnen, ließ den zertrampelten Boden schlammig werden. Keine Wärme würde den Boden trocknen, denn die Sonne war hinter pechschwarzen Wolken verborgen, die der unnatürliche, kalte Wind nicht zu vertreiben vermochte. Kein Regen fiel aus den Wolken, um das gepeinigte Land zu reinigen und Vergessen zu bringen. Kein Wasser, das die Brände in der einst so mächtigen Stadt löschen konnte. Weder Schnee noch Regen, nicht einmal Hagel gönnte der Himmel der Erde und die Flüsse und Bäche waren nur noch trockene Rillen, die durch steiniges, totes Land verliefen. Selbst das mächtige Trügerische Meer würde kein Wasser spenden. Ein Eispanzer, wie es ihn selbst im kältesten Winter des Frostlandes nicht gegeben hatte, erstreckte sich von den Steilklippen bis an den Horizont, nur einige Riffe oder ausgebrannte Wracks unterbrachen die weite, weiße Ebene.
Vor den zerschmetterten Toren von Naggarond lag die gewaltige Leiche eines Drachens, ein zerstückelter, geschändeter Fleischberg. Dort, halb unter einem der mächtigen Flügeln verborgen, lag eine Gestalt in funkelnder, schwarzer Rüstung, die den ganzen Körper bedeckte. Die rechte Hand, die in einem furchterregenden Klauenhandschuh steckte, hatte sich krampfartig in die blutgetränkte Erde gegraben. Die einstmals mächtige Krone war nur noch ein Metallhaufen, der Schädel darunter zerschmettert.
Ich habe deine Mutter besiegt und mein Meister hat dich getötet, Malekith. Eure ach so schrecklichen Kräfte haben nicht ausgereicht, uns zu vernichten. Die Schwarzen Türme der Stadt waren nur noch rauchende Ruinen, zwischen denen die Geister der vom Warp gepeinigten ruhelos umherstreiften. Naggarond ist gefallen und dein Volk wird vergehen, Hexenkönig.
Doch plötzlich veränderte sich die Gestalt des toten Hexenkönigs, die Rüstung verschwand und wich einer schwarzen Robe, die metallene Klauenhand wurde durch eine eingefallene Hand mit klauenartigen Fingernägeln ersetzt, während aus dem Schwert Zerstörer ein Klingenstab wurde. Als die Gestalt den Kopf hob, entblößte sie eine schreckliche, nicht verheilte Wunde in der Stirn, die von dem grauen, verfilzten Haar nicht bedeckt werden konnte. Doch es waren die roten Augen, die in mitten des eingefallenen, leichenhaften Gesichts strahlten, die das größte Entsetzen verursachten.
Dann sprang sie Gestalt nach vorne. Du also….

Mit einem Schrei fuhr Riflis aus dem Schlaf und versuchte, die untote Bestie abzuwehren, die sich auf ihn stürzen wollte. Erst, als seine um sich schlagenden Arme nur Luft erreichten und auch keine klauenbewährte Kreatur auf seiner Brust landete, beruhigte er sich wieder und gestand sich ein, dass es wohl nur ein Alptraum gewesen war. Doch alles hatte so echt ausgesehen, die Leichen, das brennende Naggarond, das gepeinigte Land, der gefallene Hexenkönig. Es war schwer, sich einzureden, dass es nicht so war, dass Naggarond noch stand und das Chaosheer Ghrond nicht einmal verlassen hatte. Denn dass diese Schäden nur durch die verderblichen Einflüsse des Warps und der Chaosschamanen verursacht werden konnten, war ihm mehr als klar.
Mühsam setzte er sich auf und bemerkte die geweiteten Augen und die panischen Gesichter seiner Begleiter und der Überlebenden aus Ghrond, mit denen sie hier zusammen lagerten. Riflis bemühte sich, seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bekommen, und stand auf. Er ging rasch zu Merlan hinüber, der noch wild den Kopf schüttelte, als wolle er sich von irgendetwas befreien.
„Ihr habt ebenfalls geträumt, nicht wahr?“, fragte der Schwarze Gardist. Als die anderen um ihn herum nur schwach nickten, beschloss er, ihnen ein wenig Zeit zu geben, die Eindrücke zu verarbeiten. Sie alle wussten, dass der Fall Naggaronds und der Tod des Hexenkönigs das Ende für alle Druchii markieren würde. Ohne ihren Herrscher würden sie sich niemals vereinigen, um gegen das Chaos zu bestehen. Auch war der Anblick der Bestie, in die sich Malekith‘ Körper verwandelt hatte, ziemlich erschreckend gewesen.
„Was glaubt Ihr, durch wessen Augen wir all das gesehen haben?“, fragte Merlan, der sich am schnellsten wieder erholt hatte. Riflis dachte darüber nach und antwortete schließlich.
„Wir können uns sicher sein, dass es ein Anhänger des Chaos war. Er hat gesagt, er hätte Morathi besiegt, also muss er ein mächtiger Magier sein. Er sprach außerdem davon, dass sein Herr Malekith erschlagen hatte, womit vermutlich der General der Armee gemeint ist. Ich schätze, dass es einer der Chaoshexer war, der seinen Traum mehr oder weniger bewusst übertragen hat.“
„Ihr meint, der weiß, dass wir hier sind?“, fragte ein Krieger der ehemaligen Stadtwache. Riflis zögerte kurz, bevor er abermals antwortete.
„Nein, ich glaube nicht. Sonst hätte er schon längst Krieger gesandt, um uns zu töten. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder hat er seinen Traum unabsichtlich übertragen, was bei mächtigen Magiern durchaus vorkommen kann, oder er wollte ihn an andere Personen senden und wir haben es nur zufällig miterlebt.“
Inzwischen hatten sich alle erholt und machten sich an die Vorbereitung des Frühstücks, obwohl Riflis keinen Hunger verspürte und er sicher war, dass es auch den anderen nicht besser ging.
„An wen könnte diese Träume schicken wollen?“, fragte Merlan.
„Vielleicht an die Druchii in Naggarond, um sie zu erschrecken. Allerdings müsste er dafür überwahrhaft schreckliche Kräfte verfügen und außerdem wären die Eindrücke für die Krieger dort weit weniger deutlich, als für uns, die Entfernung ist einfach zu groß. Ich glaube eher, er wollte die Träume vielleicht an seine Krieger senden, eine Motivation und Verheißung des Sieges.“
„Das könnte bedeuten, dass das Chaosheer bald weiterzieht, vielleicht noch heute.“, meinte ein Krieger aus Riflis Gefolge. Der Gardist nickte. „Es wäre möglich, obwohl all das natürlich nur Spekulationen sind. Wir wissen nichts über diesen Hexer. Aber er schien dieses Wesen am Ende erkannt zu haben. Weiß jemand, was oder wer das sein könnte?“
Die andere schüttelten die Köpfe. „Es war ein Untoter, kein Tier, glaube ich.“, sprach Merlan langsam. „Dazu war es zu menschenähnlich vom Körper her. Außerdem hat der Hexer ja „Du also“ gedacht, bevor wir aufgewacht sind. Und ich glaube nicht, dass er irgendein Tier duzen würde. Ich vermute, dass es ein untoter Zauberer war, sonst würde ein Chaosschamane wohl kaum so einen Schrecken bekommen.“
Riflis konnte den Schlussfolgerungen Merlans nicht widersprechen. Bedeutet das, dass es irgendeinen Beschwörer gibt, der es auf den Chaoshexer abgesehen hat? Hat er sich vielleicht sogar absichtlich in den Traum eingeklinkt?
Er schob die Gedanken beiseite, sie führten zu nichts. Er bemühte sich wie die anderen, etwas zu essen, obwohl nichts schmeckte, zu deutlich waren noch die Eindrücke des Traums, besonders des riesigen Leichenfelds. Nach der kargen Mahlzeit führten Merlan und eine Frau Riflis und seine Begleiter an den Waldrand. Keiner sprach unterwegs, alle waren sie zu sehr versunken in ihre düsteren Gedanken, durch die immer wieder die brennenden Ruinen von Naggarond geisterten. Hier in der Nähe der gefallenen Stadt Ghrond war es beinahe unmöglich, sich einzureden, dass diese Zukunft nicht eintreten würde.
Nach fast einer Stunde erreichten sie den Waldrand, wie jeden Tag zerkratzt und nass von den harten Zweigen der Bäume bzw. dem Morgentau, der daran klebte. Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen, sodass ein Großteil des Unterholzes noch in tiefen Schatten gelegen hatte, was das Vorankommen nicht unbedingt erleichtert hatte. Leicht pikiert stellte Riflis fest, dass Merlan überhaupt keine Probleme mit dem Wald hatte. Nur ein, zwei kleine Wasserflecken zeigten sich auf dem schwarzen Umhang, den der Assassine trug.
Doch die Widrigkeiten des morgendlichen Marsches waren schnell vergessen, als sie vorsichtig auf die Hügelkuppe krochen, hinter der die Türme von Ghrond hervorragten. Dort lag die einst so mächtige Stadt, geschändet und gebrandmarkt. Doch jetzt ergossen sich aus drei der vier zerschlagenen Tore Hunderte dunkler Reihen aus Chaoskriegern wie Wasser, das endlich den Damm bricht. Trotz der Windstille flatterten ihre widerlichen Standarten, als teilten sie die Begeisterung ihrer Träger, endlich wieder in den Kampf zu ziehen.
„Verdammt, das darf doch nicht wahr sein.“, zischte Merlan leise, aber eindringlich. Riflis folgte dem Blick des Assassinen und entdeckte eine große, schwer gepanzerte Gestalt inmitten der Krieger, die wild mit einer strahlenden Axt wedelte und wilde Schlachtrufe brüllte, die von der Masse der Chaosarmee begeistert und lautstark beantwortet wurde.
„Ist das Drrochaal, der General, gegen den Blutklinge gekämpft hat? Ihr habt doch gesagt, er wäre tot.“, wandte Riflis sich an Merlan, der sich auf die Lippe biss und schwach nickte.
„Das sah auch so aus, auf jeden Fall ist er besiegt worden. Aber es scheint, als hätten ihn seine Schamanen oder seine dämonischen Götter wieder zusammengeflickt. Seht Ihr: Er hat sogar wieder zwei Augen!“
Tatsächlich war das Strahlen der beiden Kugeln hinter dem Sehschlitz der Dämonenfratze, die die Front des Helms schmückte, kaum zu übersehen, selbst im Schein der aufgehenden Sonne.
„Ok, daran können wir nichts ändern, außer seine Götter zu verfluchen.“ Damit wandte Riflis sich ab und gefolgt von den anderen kehrte er zur Lichtung zurück. Dort befahl er seinen Männern, die Nauglir reisefertig zu machen, und wandte sich dann an den Assassinen aus Ghrond.
„Ich fürchte, unsere Wege trennen sich nun, Merlan. Ich danke Euch, dass Ihr uns geholfen habt. Aber nun müssen wir reiten, um den Hexenkönig zu informieren, dass das Chaosheer zieht.“ Der Mann nickte, während Riflis auf seine Kampfechse kletterte.
„Ich wünsche Euch viel Glück und ruhmreiche Kämpfe in der Schlacht, Gardist. Wir werden uns nun eilen müssen, um die Flüchtlingszüge zu erreichen, damit sie hierher zurückkehren können, jetzt da Ghrond wieder frei vom Chaos ist.“
Riflis nickte und dachte an die Ruinen der Stadt. „Es wird viel Arbeit zu tun sein. Der Wiederaufbau wird nicht weniger schwierig oder auch nur weniger wichtig als die Schlacht um Naggarond. Enttäuscht Euer Volk nicht.“
Damit wandte er sich ab und ritt in vollem Galopp durch den Wald. Inzwischen war es egal, ob er irgendwelche Spuren hinterließ, da das Chaosheer nicht länger in der Nähe blieb und hier bald niemand mehr sein würde, der sich vor ihnen verstecken musste.
Während der Boden unter ihm dahinglitt, fühlte er, wie die alles entscheidende Schlacht immer näher rückte. Bald würde sich das Schicksal der Druchii entscheiden.

Naggarond, Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond

Nerglot war wütend auf sich selbst. Er hatte gespürt, dass Ephingis einen seiner dreckigen Träume in die Welt hinaus gesandt hatte, zweifellos, um seine Krieger zu motivieren. Einen anderen Grund konnte es nicht geben, denn bis hierher nach Naggarond reichte seine Kraft nicht. Der Untote hatte den Traum nur deshalb wahrgenommen, weil er selbst über feine magische Sinne verfügte. Natürlich war es möglich, dass auch der Hexenkönig den Traum wahrgenommen hatte, aber vermutlich hatte Malekith dringendere Probleme.
Nerglot hatte der Versuchung nicht widerstehen können, Ephingis in seinem Traum zu besuchen und ihm einen Schrecken einzujagen. Leider hatte der Chaoshexer richtig geschlussfolgert, dass er, Nerglot, den er vor so langer Zeit eigentlich getötet hatte, noch auf Erden wandelte. Vermutlich hatte der Schamane auch erkannt, dass er ihn suchte und die daraus folgende Absicht war nicht weiter schwer zu erraten. Es ging nicht darum, irgendeinen Hexer zu suchen und zu bestrafen, sondern es ging darum, seinen, Nerglots, Mörder zu finden und sich an ihm zu rächen.
Aber nun war Ephingis vorbereitet, was Nerglot den Vorteil der Überraschung nahm. Also gut, dass wird es eben ein richtiges Duell, Mann gegen Mann.
Nerglot stand in der Deckung des Waldes, an dessen Bäume in Ephingis Traum die Leichen der Druchii genagelt worden waren. Er sollte hier auf Korlif warten, der seinen König von Nerglots Angebot unterrichten wollte. Hinter ihm standen seine Krieger zwischen den Bäumen. Sie bewegten sich nicht, da sie keine Muskeln hatten, die verspannen könnten. Nerglot aber wurde langsam ungeduldig. Nicht, dass er glaubte, der Elf könnte ihn in eine Falle gelockt haben. Viel wahrscheinlicher war, dass der Hexenkönig ihn hingerichtet hatte, weil er es gewagt hatte, ein Bündnis mit dem Untoten vorzuschlagen.
Langsam bewegte er sich näher an den Waldrand, um einen Blick auf Naggarond zu erhaschen. Wie schon in Hag Graef beeindruckte ihn die Baukunst der Dunkelelfen, die ihren Türmen und Mauern etwas Bedrohliches verleihen konnten, ohne sie dadurch weniger effektiv zu machen. Diese Mauer konnte noch so sehr mit grausamen Szenen und Bildern geschmückt sein, sie würde sich gegen Angreifer behaupten können, das wusste er.
Doch heute war es nicht die Festung des Hexenkönigs, die seien Blick auf sich zog, sondern es war das Lager der Druchii-Armeen, das sich rings um die mächtige Mauer erhob. Tausende Zelte, zwischen denen die Banner der Städte und einzelner Familien wehten, waren ordentlich in Kreisen auf der Wiese errichtet worden. Unzählige Gestalten in Rüstungen oder leichteren Gewändern liefen dazwischen umher, halfen anderen, gaben Befehle oder aßen. Ein wenig abseits konnte Nerglot auch weite, eingezäunte Bereiche, auf denen Pferde oder Nauglir herumrannten. Wenn er sich nicht irrte, waren dort sogar zwei Kriegshydren angekettet und irgendwoher erklang ein Brüllen, das sich verdächtig nach dem eines Drachen anhörte.
Damit er nicht bemerkt wurde, zog sich Nerglot schnell in den Schutz des Waldes zurück. Es sah ganz so aus, als hätten die Druchii zumindest eine Chance gegen ihre Feinde.
Trotzdem wäre es besser, wenn sie meine Hilfe annehmen würden. Denn schließlich ist es nicht nur das Chaos, das sich der Stadt nähert. Irgendwo müssen sich auch noch die Orks rumtreiben und es wäre selbst für diese Armee katastrophal, zwischen diesen mächtigen Gegnern zermalmt zu werden.
Dann könnte Ephingis Traum doch noch wahr werden.
 
Was ist hier eigentlich los? Ist Flix wirklich der einzige, der hier noch liest.

Ich mach einfach mal weiter, Wettbewerb hin oder her.

Verbündete und Feinde

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Neumond

Korlif versuchte, die Hektik des Armeelagers um ihn herum zu ignorieren, doch es war schwer. Immer wieder rempelte ihn jemand an oder ihm und seinem Begleiter wurde der Weg durch kleine Gruppen von Kriegern oder Zelten versperrt. Dass die Nauglir aber auch so dick sein müssen, fluchte er in Gedanken. Schon mehrfach war es außerdem vorgekommen, dass die Tiere, die durch die viele Aufregung ringsherum nervös wurden, Druchii angeknurrt und sich in deren Richtung gewandt hatten, bevor Korlif das Tier beruhigt hatte, was immer schwerer wurde.
Wir hätten die Viecher am Weg zurücklassen sollen, ging es ihm durch den Sinn. Eine breite Schneise durchschnitt das Lager und führte direkt auf eines der Stadttore zu, doch Korlif suchte nach Silberstich, die hier irgendwo sein sollte. Er wollte erst ihre Unterstützung haben, bevor er an den Hexenkönig herantrat, um ihm Nerglots Angebot zu überbringen.
„Ist das dort Silberstich?“, fragte sein Begleiter und Korlif folgte dessen ausgestreckten Arm. Tatsächlich, eingehüllt in eine dicke Rüstung, die sie kaum als Frau erkennen ließ, stand dort die Anführerin der Schwarzen Garde und redete wild auf einige Krieger ein. Als sie sich näherten, wichen die Männer vor den schnaubenden Kampfechsen zurück. Vielleicht sind sie uns doch von Nutzen, dachte der Gardist, als Silberstich sich sofort ihm zuwandte.
„Ah, Korlif“, sagte sie, nachdem sie ihn kurz gemustert hatte. „Was habt Ihr dem Hexenkönig für Neuigkeiten zu überbringen?“
„Ich muss die schlechten Nachrichten bestätigen und habe mehrere gute Neuigkeiten zu überbringen, die für den Ausgang der folgenden Schlachten von ausschlaggebender Bedeutung sind können.“
Sie nickte. „Das sagen sie alle, aber ich will Euch, als Schwarzen Gardist, Glauben schenken. Kommt mit!“ Mit diesen Worten ließ sie die beiden Männer einfach stehen und führte Korlif und seinen Begleiter in die Stadt.
„Wer ist bisher gekommen?“, fragte Korlif, sobald sie das Lager verlassen hatten und durch die engen Gassen der Festungsstadt marschierten.
„Har Ganeth hat Truppen entsandt und die Flotten aus Karond Kar und Clar Karond sind eingetroffen. Mit mehr können wir erst einmal nicht rechnen. Unsere eigenen Truppen werden durch Rekruten aus der Umgebung verstärkt. Aber es sieht nicht so schlecht aus für uns. Wir haben auch noch keine Nachricht erhalten, dass das Chaosheer sich in Bewegung gesetzt hätte.“
Sie hatten inzwischen die innere Festung erreicht und Korlif befahl seinem Begleiter, beide Kampfechsen in die Ställe zu bringen und sich dann beim Quartiermeister zu melden, damit er einem Regiment zugeteilt wurde. Silberstich führte ihn ohne zu zögern in den Frostturm und Korlif versuchte, nicht an die bevorstehende Begegnung mit dem Hexenkönig zu denken. Wenn er auch nur ein falsches Wort sagte, konnte das seinen Tod bedeuten. Und was falsch war, würde Malekith allein entscheiden. Er wagte keine weiteren Fragen, aus Angst, seine Unsicherheit zu zeigen.
Als sie schließlich den Thronsaal erreichten, hatte Korlif keinen Blick für die Schwarzen Gardisten oder die Wandbehänge, seine Augen ruhten allein auf der schwarzen Gestalt am Ende des Raumes, die ihn ruhig musterte. Er verneigte sich vor dem Hexenkönig bis auf den Boden, obwohl er dabei von seiner schweren Rüstung behindert wurde. Auch Silberstich hatte sich verbeugt und sprach nur mit klarer Stimme.
„Verzeiht die Störung, Schrecklicher König, aber Korlif, den Ihr vor einer Woche ausgesandt habt, das Orkheer in Hag Graef zu beobachten, ist soeben mit einem Begleiter zurückgekehrt.“
Malekith zeigte keine Reaktion, doch seine Stimme war eisig. „Mit einem?“, zischte er leise, „seid Ihr nicht mit vier aufgebrochen? Wo sind die anderen?“
Korlif hatte diese Reaktion schon fast erwartet. „Sie sind weiter nach Hag Graef geritten, um die Aufgabe zu beenden, die Ihr uns gegeben habt, mein König. Mein Begleiter und ich aber sind so schnell wie möglich hierher zurück geritten, um Euch Nachrichten zu überbringen. Gute Nachrichten.“
Malekith nickte. „Das will ich hoffen. Wir haben schon genug Probleme. Also was habt Ihr zu sagen?“
Korlif holte tief Luft. „Als erstes haben wir herausgefunden, dass das Orkheer nach Südwesten gezogen ist. Das gibt uns Zeit, uns weiter vorzubereiten.“ Der Hexenkönig nickte nur. „Außerdem sind wir unterwegs einem Mann namens Nerglot begegnet. Er ist ein untoter Magier, wie es scheint, und er verfügt über ein nicht gerade geringes Gefolge aus erweckten Toten, die angeblich nach der Schlacht um Hag Graef auf beiden Seiten übrig geblieben sind. Er bietet uns seine Hilfe im Kampf gegen das Chaos an.“
Nach diesen Worten herrschte Stille. Korlif versuchte, das Zittern seiner Knie zu verbergen, während Malekith schwieg und durch nichts zu erkennen gab, was er dachte. Immer unruhiger wurde der Schwarze Gardist unter diesem eisenharten Blick, bis er das Warten schließlich aufgab und selbst fortfuhr. „Es gibt keinen Beweis dafür, dass er uns wirklich wohlgesonnen ist. Aber er hat mich und meine Gefolgsleute verschont. Er hätte uns mühsam töten können und den Weg nach Naggarond hätte er selber gefunden. Es würde ihm nichts bringen, uns zu verraten, denn er bräuchte kein Bündnis, um uns anzugreifen. Er sagt, alles, was er wolle, wäre die Gelegenheit, gegen einen der Chaosschamanden zu kämpfen, der ihn offenbar vor langer Zeit umgebracht hat. Wir sollen ihm helfen, an den Hexer heranzukommen und im Gegenzug helfen uns seine untoten Krieger. Und natürlich beseitigt er den Schamanen. Es gibt also keine Nachteile für uns, zumal er versprochen hat, seine Krieger von der Stadt und dem Lager fernzuhalten.“
Wieder herrschte langes Schweigen. Korlif bemerkte, dass Silberstich ihn von der Seite ansah, konnte ihren Blick aber nicht deuten.
„Er soll heute Abend, kurz vor Sonnenuntergang ins Lager kommen, allein. Ich will selbst mit ihm reden. Ich werde ihn an der Schneise, die zum Tor führt, erwarten. Wenn er es ernst meint, ist es das Beste, unsere Soldaten so schnell wie möglich mit diesem Bündnispartner bekannt zu machen. Wenn nicht, sitzt er inmitten unserer Soldaten in der Falle. Und nun geht, Korlif, und überbringt Nerglot die Nachricht, dass er heute Abend zum Lager kommen soll.“
Erleichtert, dass Malekith so viel Verständnis gezeigt hatte, verneigte der Gardist sich abermals und verließ dann die Halle, gefolgt von Silberstich.
„Ich muss zugeben, ich habe um Euer Leben gefürchtet.“, begann sie, sobald sich die Flügeltür wieder geschlossen hatte. „Aber offenbar habt Ihr das Richtige getan. Diese Wendung der Ereignisse kann wirklich ausschlaggebend für die Schlacht sein. Und nun entschuldigt mich, ich muss mich um die Armee kümmern.“
Mit diesen Worten ließ sie ihn allein und Korlif machte sich auf den Weg, um Nerglot die Entscheidung des Hexenkönigs mitzuteilen.

Altar der Absoluten Dunkelheit; westliches Naggaroth
2567 IC; 8.zunehmender Mond

Die Druchii wirkten sichtlich nervös, als sie die kleine Gruppe Fremder beobachteten, die von Viverla’atar und einigen Kriegern durch das Lager geführt wurde. Einige versuchten zwar, neugierig und interessiert zu wirken, aber viele mieden Darmals Blicke. Er konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich trug er noch immer die Rüstung des Drachau mit ihren grausamen Haken und dem schrecklichen Helm. Er wusste, dass er einen wenig angenehmen Anblick bot, aber er hatte keine Wahl. Zum einen durften die Flüchtlinge nicht erfahren, dass er gar nicht der richtige Drachau war, sondern ein Fremder, zum anderen war es vielleicht genau das Richtige, diesen Stamm ein wenig zu beeindrucken. Möglicherweise würde das die Druchii veranlassen, sich wirklich gut um die Kinder zu kümmern, die vielleicht bald für immer hier bleiben würden.
Hinter dem ehemaligen Hauptmann gingen die Eltern, meist nur Mütter, die ihre Kinder im Arm trugen. Sie wirkten entschlossen, nicht traurig, wie Darmal mit einem gewissen Respekt feststellte. Er selbst hatte keine Kinder, nicht einmal eine Partnerin, aber seine Leute auf dem Turm waren ihm mit der Zeit recht vertraut geworden und ihr Tod war eines der Dinge, die er dem Chaos heimzahlen wollte, sollte er je die Gelegenheit dazu bekommen.
Viverla’atar führte sie bis auf die oberste Ebene, wo ein größeres, weißes Zelt an der Felswand stand. Vor dem Eingang warteten mehrere Gruppen von Druchii, ihre Augen glitten musternd über die Neuankömmlinge und ignorierten Viverla’atar beinahe ganz. Als sie näherkamen, stellte Darmal fest, dass diese Elfen in Paaren dort standen und begriff, dass dies wohl die Familien sein würden, bei denen die Kinder aufwachsen sollten. Nun musterte auch er die Gestalten eindringlicher, was viele dazu veranlasste, wegzusehen. Aber sie alle wirkten gesund, schienen an ein hartes Leben gewöhnt zu sein, ließen aber auch eine gewisse Freude beim Anblick der Kinder erkennen.
Viverla’atar stellte die Familien des Stammes dehnen der Flüchtlinge vor und empfahl ihnen dann, sich miteinander vertraut zu machen. Sie betonte noch einmal, sie würde niemanden zwingen, sein Kind hier zu lassen, es sei nur zu ihrem Besten.
Als die Familien sich verstreuten, lud sie Darmal auf einen Spaziergang durch das Lager ein.
„Soll ich meinen Helm abnehmen?“, meinte er beim Gedanken an all die angespannten Gesichter, was Viverla’atar dankbar lächeln ließ. Also klemmte sich Darmal den Helm unter den Arm und schritt neben dem jungen Häuptling durchs Lager.
„Nun, Darmal, erzählt mir: was ist geschehen, dass Ihr hier mit einer Armee aus Flüchtlingen auftaucht? Ihr seht irgendwie zu jung aus für einen Drachau.“
„Nicht, dass Ihr alt genug wärt für eine Stammesführerin.“, hielt er dagegen, bevor er zu erzählen begann. Eigentlich hatte er vorgehabt, an seiner Geschichte festzuhalten, dass er wirklich Drachau war, aber da er hier allein mit Viverla’atar war, entwickelte sich daraus schnell die Wahrheit, er berichtete vom Angriff des Chaos auf den Wachturm, vom Kampf gegen den Blutdämon und gegen Drrochaal, von der Niederlage. Seinen Lauf durch Naggaroth, während der Verfolgung des Chaosheeres fasste er kurz, es störte ihn, dass er noch immer nicht wusste, woher seine unnormale Ausdauer stammte. Dafür beschrieb er umso genauer, wie er Blutklinges Duell beobachtet hatte und was ihn im Lager der Flüchtlinge erwartet hatte.
„Nun wisst Ihr, wie ich Drachau geworden bin und weshalb ich mit einer Horde Heimatloser in Euer Tal gekommen bin.“, schloss er schließlich, nachdem sie wieder auf der obersten Ebene angekommen waren. Viverla’atar führte ihn an die Kante des Lagers, schwieg aber ansonsten. Er ließ sie gewähren, wahrscheinlich überlegte sie, ob es etwas ändern würde, dass sie nun von seinem Geheimnis wusste.
„Ich danke Euch, dass Ihr mir so viel erzählt habt. Nun, ich weiß, dass Euch einige Fragen auf der Zunge brennen. Ihr habt meine Reaktion auf den Namen „Blutklinge“ bei unserem ersten Treffen sicher nicht vergessen und auch die Tatsache, dass ich viel zu jung bin, um schon den Platz meines Vaters eingenommen zu haben, ist Euch nicht entgangen. Nun, Ihr solltet wissen, dass beides in einem unangenehmen Zusammenhang steht. Wollt Ihr wissen, was mit Sisrall Blutklinge nach seinen Duell gegen Drrochaal geschah?“ Sie blickte ihn erwartungsvoll von unten an, da sie einen Kopf kleiner war als er. Darmal, dem das Gewicht der schweren Rüstung allmählich unangenehm wurde, setzte sich auf den Boden nahe der Kante, bevor er Viverla’atar aufforderte, es ihm zu erzählen.
„Es liegt in Eurer Hand, ob jemand erfährt, dass ich nicht der bin, der ich vorgebe zu sein. Wenn es Euch hilft, wird niemand erfahren, was mit Blutklinge geschah.“
„Danke, nun, einige seiner Taten sollten unvergessen bleiben, aber andere sollte vielleicht niemand erfahren. Also hört mir zu. Auch ich habe mit einigen Kriegern das Duell beobachtet und während das Chaos die Stadt stürmte, haben wir uns in der Dunkelheit zu Sisralls Körper geschlichen und ihn in Sicherheit gebracht. In schnellem Tempo sind wir hierhergeeilt. Fast vier Tage und Nächte habe ich mit allen Mitteln um sein Leben gekämpft, aber mehrmals schien es mir, als könnte ich lediglich seinen Körper am Leben erhalten, als wäre sein Geist schon in die Finsternis gefallen. Dann geschah das Unglaubliche. Von einem Moment zum anderen schien das Leben langsam in ihn zurück zu kehren, bis er plötzlich die Augen aufschlug, und mich überrascht ansah. Und anscheinend hatte er ziemlichen Hunger.“
Ihre Augen blickten bei diesen Worten verträumt in die Ferne, offenbar genoss die Erinnerungen an Blutklinges erwachen. „Wir gingen dann zu meinem Vater“, fuhr Viverla’atar fort. „Als Sisrall ihm seine Hilfe als Dank anbot, forderte Tar’atris, er solle uns helfen, den anderen Stamm, der bis vor Kurzem das Tal mit uns teilte, auszulöschen. Blutklinge hatte keine Wahl, als anzunehmen und so zogen wir nach dort und kämpften. Durch Sisralls Hilfe waren wir tatsächlich siegreich. Wir beide schafften es sogar bis ins Heiligtum des Stammes. Nachdem wir vorher nur knapp dem Tod entkommen waren, waren wir Geliebte geworden. Dort im Heiligtum gab es einen seltsamen Flammenbrunnen, ich weiß nicht, was dort mit Blutklinge geschah, aber er fiel zusammen mit dem Magier, der den Schlüssel zu dem Artefakt hatte, hinein. Ich fürchtete schon, es wäre sein endgültiges Ende, aber er kam wieder heraus. Ihr solltet wissen, dass mein Vater mir eigentlich schon einen Partner gewählt hatte, einen Kerl namens Grumir, der von meinen Brüdern dabei unterstützt wurde. Als die drei mit einigen weiteren Kriegern ins Heiligtum kamen und unsere Nähe bemerkten, fesselten sie mich, bevor Sisrall sie angriff. Es war wie ein Tanz, ich kann es nicht beschreiben, er tötete sie alle, außer Grumir, der sich zurückgezogen hatte.
Erst, nachdem Sisrall den letzten Krieger erschlagen hatte, tauchte Grumir wieder auf und zielte mit einer Armbrust auf Blutklinge. Ich dachte, es wäre vorbei, aber ich konnte nichts machen, da sie mich an eine Steinsäule gefesselt hatten. Aber dann hat Sisrall ihn einfach mit einer Wolke aus Feuer eingehüllt und er verbrannte zu Asche. Wusstet Ihr, dass er Magie beherrscht?“, fragte sie. Darmal, der fasziniert von ihren Erzählungen war, schüttelte nur den Kopf.
„Ich auch nicht“, fuhr sie fort. „Aber als mein Vater erfuhr, was geschehen war, wurde er zornig und ließ Sisrall mitten in der Nacht bewusstlos schlagen. Ich glaube, sie wollten ihn einfach von der Kante werfen, aber ich forderte, dass sie ihn wenigstens würdevoll umbringen. Ich weiß, es ist nicht viel, aber ich hatte keine andere Wahl, ich konnte schreien, fordern und drohen, so viel ich wollte, Tar’atris wollte nicht hören. Aber er willigte ein, Blutklinge auf dem Altar der Absoluten Dunkelheit hinzurichten und zog mit fast dreißig Kriegern inklusive meiner Schwester und dessen Partner los. Ich glaube, Ihr habt die schwarze Wolke gesehen, die über den Bergen aufgestiegen ist. Wenig später kam der Partner meiner Schwester schwer verletzt ins Lager und berichtete, dass Blutklinge den Altar zerstört und alle getötet hätte. Ich weiß nicht, was genau dort geschah, aber durch Blutklinge bin ich nun die Letzte meiner Familie, weder mein Vater noch meine Geschwister sind noch am Leben, selbst der für mich erwählte Mann ist tot, von meinem Geliebten ganz zu schweigen, der inzwischen wohl ins Reich der Schatten gerissen wurde. Ich hoffe, Ihr versteht mich jetzt, Darmal. Ich habe Sisrall geliebt, aber ich hasse Blutklinge, der mir alles nahm.“
Für einen Moment glaubte Darmal, sie würde weinen, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Er schwieg, da er nicht wusste, was er sagen sollte. Er wusste nicht, ob sie Trost, Mitleid oder einfach nur Ablenkung wollte und er konnte ihren Schmerz nicht einmal annähernd teilen. „Ich werde Euer Erlebnis für mich behalten.“, versprach er deshalb einfach nur. Viverla’atar nickte und sprang dann auf, wobei sie freundlich lächelte. „Ich danke Euch, Darmal. Ihr ahnt nicht, wie sehr es mich erleichtert, endlich mit jemandem darüber gesprochen zu haben, der Stamm verachtet Blutklinge inzwischen und ich kann es niemandem verübeln. Aber es hat mir geholfen, Euch das anzuvertrauen. Ich denke, es wird Zeit, dass Ihr zu Euren Leuten zurück kehrt. Wie mir scheint, sind die Familien inzwischen auch miteinander fertig.“
So kehrten sie zu den Familien zurück, die vor dem Zelt warteten, nachdem Darmal wieder seinen Helm aufhatte. Es waren nur Darmals Leute und sie alle schienen mit den neuen Eltern ihrer Kinder zufrieden zu sein, denn niemand hatte mehr ein Kind dabei. Als alle bestätigt hatten, dass sie einverstanden waren, ihre Kinder hier zu lassen, und Viverla’atar versprochen hatte, sich sofort mit den anderen Stämmen in Verbindung zu setzen, ließen sich Darmal und seine Begleiter zurück zu den anderen Flüchtlingen führen.
 
Auf deinen Fast schon verzweifelten Appell hin hab ich mich entschlossen mich auch mal zu melden.
Nun, ich kann zu der Geschichte nicht viel sagen was nicht bereits erwähnt wurde... Den üblichen Kram wie tolle Geschichte, Dunkelelfen sind zu nett, du wirst immer besser usw. Dem kann ich nur zustimmen da mir die "Die Erwählten des Khaine" (toller Titel, besser als der alte) sehr gut gefällt.
Im Gegensatz zu den anderen Lesern haben mir aber die Einwürfe sehr gut gefallen. Sehr mysteriös.

Dass so wenige schreiben könnte daran liegen dass man nicht immer das Gleiche (s.o.) schreiben will
Aber es ist sehr verständlich dass du Rückmeldungen haben willst, und da ich mehr von der Geschichte haben will werde ich mich jetzt öfter melden und ich bitte die anderen die im Hintergrund mitlesen das ebenfalls zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm ich bin ja gespannt wie das mit Neglot ausgeht:huh:
Nur eins erseint mir ein bisschen komisch nämlich das der Hexenkönig persönlich hinunter ins Lager geht um ihn zu empfangen und ihn nicht einfach in seinen Thronsöll kommen lässt und ich frage mich wer von beiden Mächtiger ist dich tippe auf malekith da er warscheinlich sogar älter als Neglot ist
 
Hi Man'at, danke für das Feedback, geht auch bald weiter.

@Nerglot: ich dachte mir, dass er es gleich einer Art Heeresschau verbindet und es ist garantiert förderlich, wenn sich der König auch mal zeigt.

Ansonsten: dieses Treffen ist die Stelle, die ich am wenigsten mag, weil ich es einfach nicht schaffe, Malekith so richtig böse zu bekommen. Aber bis dahin dauerts eh noch etwas.
 
Die unterirdische Stadt

Unterwelt
2567 IC; 8.Neumond

Sisrall stand am Bug des Piratenschiffes, starrte auf die Umrisse der Höhle, die im Licht der lumineszierenden Moose zu erkennen waren, und ärgerte sich über die Hexe neben ihm. Vor inzwischen einer Stunde wäre sie fast über Bord gefallen und nur seine schnellen Reflexe hatten sie davor bewahrt. Doch statt ihm zu danken, strafte sie ihn mit Schweigen. Wahrscheinlich schämt sie sich, abermals von mir gerettet worden zu sein. Oder es stört sie, dass ich sie so an mich gezogen habe, aber das ging ja nicht anders. Und es ist noch lange kein Grund, solch ein Theater darum zu machen. Wenn sie sich nicht bald vernünftig benimmt, werde ich es mir überlegen, ob ich sie nochmals rette.
Er war froh, dass sie wenigstens nicht von den Piraten gestört wurden. Er fürchtete, selbst ein kleiner Streit könnte mit einem Blutvergießen enden, so gespannt, wie die Stimmung unter der Mannschaft war. Wahrscheinlich würde Bluthand vollends ausrasten. Und ich lege wenig Wert darauf, auf einem Schiff mit einer irregeleiteten Hexe zu fahren, welche durchaus die Macht hat, das ganze Gefährt in Asche zu verwandeln.
Aber vielleicht war es ganz gut, dass sie schwieg, denn alle bisherigen Gespräche waren mehr oder weniger durch die Arroganz der jungen Frau gestört worden. Man könnte meinen, die Tatsache, dass sie innerhalb von zwei Stunden dreimal fast gestorben wäre, würde sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen, aber offenbar ist das nicht der Fall. Eingebildete Hexe.
Doch dann wurden alle Gedanken an das nervenaufreibende Verhalten der Hexe aus Sisralls Gedanken vertrieben, als sich plötzlich den Felstunnel verließen und eine gigantische Höhle erreichten. Die ferne Decke verlor sich trotz der tausenden Fackeln und Wachfeuer in der Dunkelheit, während hunderte Gebäude sich terrassenförmig vom Wasser auf einen Hügel erhoben, auf dem ein Palast stand. Von der langen Kaimauer, auf welche die Schiffe zuhielten, durchschnitt eine breite, gepflasterte Straße das Häusermeer in Richtung des zentralen Gebäudes. Unzählige Druchii rannten über die Straße, die angrenzenden, schmaleren Gassen sowie durch den Hafen oder fuhren in Wagen, die von Nauglir oder schwarzen Pferden gezogen wurden. Allerdings hatte Sisrall den Verdacht, dass diese Tiere größer und kräftiger waren, als ihre Verwandten, die er in Ghrond gesehen hatte.
„Die Berichte über die Plünderungen waren ganz offensichtlich nicht übertrieben.“, brach die junge Zauberin neben Sisrall plötzlich ihr Schweigen. „Seht Ihr all das Gold und die Edelsteine?“ Dabei zeigte sie mit einer weit ausholenden Geste auf die ganze Stadt und als Sisrall näher hinsah, erkannte auch er, dass alle Häuser mit goldenen Verzierungen geschmückt waren, die nicht selten durch funkelnde Edelsteine noch betont wurden. Weiter in Richtung des Palasts wurden die Gebäude größer, protziger und immer beeindruckender. Bald waren ganze Landschaften aus Edelmetallen und wertvollen Steinen in die Häuserwände geschlagen und oftmals waren die Dächer, hier in der Höhle eigentlich überflüssig, mit Gold gedeckt. Andere schienen eher an Pflanzen Gefallen zu finden. Deren Häuser waren mit Kletterranken bedeckt und auf den Dächern der Wohlhabenderen — meist zur Mitte der Stadt hin — entdeckte Sisrall ganze Dschungel voller exotischer Gewächse.
„Wie sie den Pflanzen wohl das Sonnenlicht ersetzen?“, fragte Sisrall mehr zusich selbst, denn zu jemand anderem.
„Ihr solltet unsere Magier nicht unterschätzen.“, erklang die Stimme des Piratenkapitäns hinter ihnen. Sisrall wirbelte herum, entspannte sich aber wieder, als er sah, dass der Seeräuber noch einige Meter entfernt stand und keine Waffen in den Händen hielt. Er ließ den Mann nicht aus den Augen, als der sich langsam näherte. Zu deutlich noch war die Feindseligkeit der Piraten in Erinnerung.
„Wir können nicht nur das Meer und den Wind beeinflussen, sondern den Mächtigsten unter uns ist es sogar gelungen, künstliches Licht zu erschaffen, das tagsüber für eine Helligkeit sorgt, welche richtigem Sonnenlicht in nichts nachsteht. Ok, es wirkt etwas dämmriger und schenkt auch keine Wärme, aber es reicht für Pflanzen und Druchii. Außerdem ist es besser für all die Tiere, die unser Volk züchtet, denn eigentlich leben sie in den Höhlen in fast völliger Dunkelheit.“
Sisrall beäugte den Piraten skeptisch. Als dieser ihn fragend ansah, äußerte er seine Gedanken. „Warum erzählt Ihr uns das alles so bereitwillig? Wenn ich mich recht entsinne, wart Ihr vor wenigen Stunden noch hinter der Zauberin her und seid auch mir nicht sonderlich freundlich begegnet. Was hat Euren plötzlichen Sinneswandel ausgelöst?“
Der Mann brach in leises Lachen aus. „Ja, Blutklinge, ich habe mich wohl recht unfreundlich benommen. Würdet Ihr mir glauben, wenn ich sage, dass ich persönlich nicht das Ziel habe, Euch zu töten? Gut, es gefällt mir nicht, zwei Schiffe so sinnlos zu verlieren, aber das gehört nun einmal zum Kampf dazu. Wir waren kurzsichtig, als wir angegriffen haben, sonst hätten wir das Zeichen des Konvents auf dem Segel sehen müssen. Ich schätze, wir hatten Glück, dass Ihr die einzige Magierin wart.“
Nun wurde Sisralls Blick noch skeptischer und auch Yetail runzelte die Stirn. Ich wüsste gerne, was der Kerl von uns will. Erst bringt er uns fast um, ich verprügle seine Männer, seine Mannschaft steht uns ablehnend gegenüber und er bietet uns einen Frieden an. Wahrscheinlich allein zu seinem Vorteil. Eigentlich sollte ich nicht so viel Zeit vergeuden, indem ich hier den Helden für diese Hexe spiele und mich der Gnade dieses Piratenvolkes ausliefere.
Aber nach der Reaktion der Piraten erscheint es mir nicht sonderlich klug, auf die Gnade ihres Herrschers zu vertrauen. Wenn der den Angriff auf den Seedrachen genauso übel nimmt, wie sein Sohn berichtet hat, dann stecken wir möglicherweise in ernsten Problemen. Vielleicht sollten wir es uns mit dem Kapitän nicht verderben.
„Nun gut“, meinte Sisrall. „Ich würde nicht sagen, dass ich Euch vertraue, immerhin wart Ihr sehr nah daran, uns töten zu lassen. Aber wenn Ihr bereit seid, uns friedlich zu begegnen, werde ich Euch nicht ablehnen. Doch bildet Euch nicht ein, meine Wachsamkeit würde deshalb nachlassen. Ich misstraue Euch und das wird auch noch eine Weile so sein.“
Aus den Augenwinkeln sah er Yetail nicken und auch der Piratenkapitän schien Sisralls Worte zu akzeptieren. „Ich verstehe. Ich bin übrigens Reckdis, Piratenfürst und Sturmrufer der Khainler. Ihr habt Euch bereits vorgestellt, Blutklinge, aber Euren Namen kenne ich noch nicht, Magierin.“, wandte er sich an Yetail. Sturmrufer nennt er sich, dachte Sisrall. Also hat er wahrscheinlich magische Fähigkeiten, wenn das kein rein zeremonieller Titel ist. Ich sollte ihn nicht unterschätzen. Immerhin heißt es doch, dass die Khainler immer mit dem Sturm kommen.
„Nennt mich einfach Bluthand.“, erwiderte Yetail ein wenig frostig. Sisrall war sich über die Komik der Ganzen im Klaren. Blutklinge und Bluthand. Beides nur Titel, keine Namen. Obwohl wir uns erst heute begegnet sind, haben wir ziemlich ähnliche Titel angenommen. Oder hat Yetail ihren Zweinamen erst gewählt, nachdem ich mich vorgestellt hatte? Ist das ein Zeichen des Respekts?
„Noch eine letzte Warnung.“, sprach nun wieder Reckdis. „Nur, weil ich Euren Tod für überflüssig erachte, gilt das noch lange nicht für meine Leute und schon gar nicht für meinen Vater. Ihr habt mich aufgefordert, zu ihm gebracht zu werden. Er wird über Euch richten und ich empfehle Euch, keine Dummheiten zu unternehmen.“
Damit wandte er sich ab und gab die Befehle zum Anlegen.

Während die Piratenschiffe nacheinander anlegten, grübelte Yetail über die Worte des Piratenkapitäns nach. Er war offenbar der Meinung, sie verdienten Gnade, würde sie aber nicht vor dem Urteil seines Vaters bewahren. Sie fragte sich, was dieser wohl mit ihnen machen würde, wenn er erfuhr, dass sie, Yetail, zwei Schiffe versenkt und einen Seedrachen schwer verletzt hatte. Würde er ihren Tod fordern? Viel wichtiger: kann ich mich widersetzen? Ich bin eine mächtige Magierin, aber habe ich hier in ihren eigenen Stadt eine Chance? Ihre Magier können den Wind und das Wasser beeinflussen und wenn Reckdis nicht übertreibt, haben sie sogar künstliches Sonnenlicht erschaffen. Es würde also mehr als nur hart werden, sie zu überwinden.
Dann kam ihr ein Gedanke, der sie verwirrte. Die Entscheidung liegt nicht bei mir, sondern bei Sisrall. Wenn er mir hilft, habe ich geringe Chancen, lebend zu entkommen, allein schaffe ich es niemals. Aber weshalb sollte er mir abermals helfen? Ich habe ihn in Schwierigkeiten gebracht, obwohl er sicher Besseres zu tun hatte, als sein Leben für mich zu riskieren.
Ach verdammt, jetzt ist es schon so weit gekommen, dass ich von diesem seltsamen Krieger abhängig geworden bin, ich Yetail, die Tochter der Erzzauberin von Clar Karond. Der ehemaligen Erzzauberin, korrigierte sie sich und ihr Zorn verrauchte. Als sie vor mehr als einem Monat nach Hag Graef aufgebrochen war, hatte sie niemals damit gerechnet, dass ihre Reise — und ihr Leben — solche Wendungen machen würde. Damals war sie eine junge, begabte Zauberin gewesen, die keine größeren Sorgen hatte, als die Prüfungen und Zaubereien zu meistern. Inzwischen hatte sie verbotene Blutmagie erlernt, suche die Einzelteile für die Herstellung eines Drachensteins, war in die Fänge von Piraten geraten und brauchte die Hilfe eines Mannes, der anscheinend ein eingebildeter Krieger war. Und zudem habe ich meine Meisterin Erlais in dem Augenblick verloren, in dem sie sich als meine Mutter zu erkennen gegeben hat. Oh Khaine, gehört das alles zu deinem Plan, muss ich diese Rolle spielen?
Kaum hatte sie die Frage in Gedanken formuliert, bereute sie sie auch schon. Natürlich muss ich diese Rolle spielen, was heule ich denn hier herum? Ich werde nicht um die Hilfe dieses Kriegers betteln, ich werde ihn benutzen, um meine Ziele in Khaines Plan zu erreichen! Und diese Piraten werde ich auch schon irgendwie los. Wenn ich erst einen Drachenstein habe, kann mich ohnehin nichts mehr aufhalten.
Kaum war das Schiff am Kai vertäut, begannen die Piraten auch schon, die Beute und die Gefangenen von Bord zu bringen, Sisrall und Yetail wurden angewiesen, Reckdis und einigen Kriegern zu folgen, von denen zwei für Yetail wie reisende Händler wirkten. Wahrscheinlich wollen sie damit wie Magier wirken, blöd nur, dass es neben Malekith keinen männlichen Zauberer geben darf, wodurch diese Sturmrufer, wie sie sich nennen, irgendwie Fehl am Platze wirken. Ich sollte mich trotzdem nicht mit drei von ihnen anlegen.
Die Eskorte brachte sie durch die breite Hauptstraße, vorbei an zahlreichen Häusern mit erleuchteten Fenstern und unzähligen Druchii, die ihnen neugierig nachblickten. Guckt ihr nur, dachte Yetail genervt. Wenn mir auch nur einer von euch zu nahe kommt, wird es ein Blutbad geben. Zumindest, solange noch genug Blut in euren verbrannten Leichen gibt, das auslaufen könnte. Sie war absolut nicht in der Stimmung, sich irgendetwas gefallen zu lassen, sie wollte nach den letzten drei Teilen für den Drachenstein suchen und dann den Orkschamanen erneut zum Duell fordern.
Warum hat Sisrall dann überhaupt vorgeschlagen, dass Reckdis uns hierher führt? Auch er hat doch sicher andere Ziele. Oder hat Malekith ihn geschickt, damit er die Stadt der Khainler findet, die in den letzten Jahren für so viel Ärger gesorgt haben? Vielleicht finde ich ja irgendwann die Zeit, ihn danach zu fragen. Sie verdrehte mit einem stummen Seufzer die Augen. Jetzt interessiere ich mich schon für die Ziele dieses Kerls. Was ist denn los? Ich habe genug, das ich selbst erledigen muss, da braucht er mich nicht zu kümmern.
Reckdis führte sie in schnellem Tempo durch die Stadt und es dauerte nicht lange, bis sie den Palast erreichten, der sich über die anderen Gebäude erhob. Aus der Nähe bemerkte Yetail, dass sogar die Wände teilweise mit Bildern und Verzierungen aus Gold, Silber und wertvollen Steinen besetzt waren. Dazu führten die Piraten sie durch einen prachtvollen Garten, in dem die Pflanzen ordentlich und geplant wuchsen, was ein eindrucksvolles Bild entstehen ließ.
„Ihr züchtet nicht nur Tiere, wie?“, wandte Sisrall sich an Reckdis. Yetail hätte gern gewusst, was für Tiere die Khainler züchteten. Die Kampfechsen und Pferde, die sie im Hafen gesehen hatten, hatten schon recht eindrucksvoll gewirkt. Allerdings war Yetail noch nicht bereit, eine lockere Unterhaltung mit diesen Seeräubern zu führen. Aber Sisrall hat natürlich nicht seine Mutter an sie verloren. Und ich sollte wohl einsehen, dass es durchaus hilfreich wäre, hier einen Verbündeten zu haben, zumal er der Sohn des Fürsten ist, oder wie der Kerl sich betiteln mag.
„Ja“, meinte Reckdis. „Aber hauptsächlich züchten und beherrschen wir die Kreaturen, die in den Höhlen leben. Die Pferde und Pflanzen haben wir von der Oberfläche mitgebracht.“ Oder bei Überfällen erbeutet, ergänzte Yetail in Gedanken. Natürlich auf Kosten der Seeleute und Zivilisten, die dabei gestorben sind.
„Wir haben hier eine ganze Menge Wesen, die Euch bekannt sein dürften“, fuhr Reckdis fort. „Die Nauglir sind natürlich die Bekanntesten, ich glaube, Ihr habt schon welche gesehen.“ Sisrall nickte und meinte dann freundlich. „Ja, sie sind größer und stärker als die mir bekannten, Eure Züchter verstehen ihr Handwerk.“
Oh, Khaine, ging es Yetail durch den Kopf. Ich hoffe, er tut nur so unterwürfig, mir könnte ganz schlecht werden bei dem Gedanken, dass mein Leben vielleicht in den Händen eines solchen Schleimers liegt.
„Es wird sie sicher freuen, dass Ihr ihre Arbeit so zu würdigen wisst.“ Erwiderte der Piratenkapitän. „Aber das ist noch nicht alles. Wir züchten hier auch Hydren, kleine Drachen und sogar Lindwürmer. Auch einige Riesenspinnen haben wir, obwohl die schwer zu kontrollieren sind.“
Sie haben Drachen hier, dachte Yetail aufgeregt. Vielleicht finde ich hier einige der noch fehlenden Teile für meinen Drachenstein. Möglicherweise gehört es tatsächlich zu Khaines Plänen, dass ich hier gelandet bin. Allerdings ist die Beschaffung der Zutaten nur ein Problem, das andere ist es, die seltsamen Umschreibungen in dem Buch zu verstehen. Vielleicht kann ich aber etwas von diesen „erfahrenen Züchtern“ lernen. Ok, eines ist klar, ich brauche das Feuer eines richtigen Drachens, um alles miteinander zu verbinden.
„Habt Ihr auch richtige, feuerspeiende Drachen hier?“, fragte sie deshalb in der Hoffnung, nicht zu interessiert zu wirken. Reckdis streckte sich und wollte sie offensichtlich beeindrucken.
„Haben wir. Es sind zwar nur zwei, aber sie gehorchen uns. Eigentlich sind uns die Seedrachen jedoch lieber, zumal sie uns auf dem Wasser mehr helfen können und unserem bevorzugtem Element, dem Meer, näher sind. “
Yetail musste sich sehr zusammenreißen, um eine höflich-neugierige Miene beizubehalten. Sie haben also tatsächlich Drachen hier, jetzt muss ich nur noch die beiden fehlenden Teile finden, bevor wir die Stadt verlassen! Und natürlich an eines der Viecher rankommen.
Reckdis führte sie durch eine große Tür und durch eine beeindruckende Vorhalle, die von Modellschiffen, Wandbehängen und Statuen dominiert wurde, die natürlich heldenhafte Taten oder wichtige Personen aus der Geschichte der Khainler zeigte.
Aber der Pirat ließ ihnen nur wenig Zeit, sondern führte sie direkt in die nächste Halle, den Thronsaal. Eine Ansammlung teuer gekleidet Männer und Frauen, die sich offenbar für bedeutend hielten, hielt sich hier auf, verstummte aber abrupt, als Yetail und Sisrall von ihrer Eskorte hereingeführt wurden. Mit neugierigen und teilweise auch gehässigen Gesichtern machten die Druchii ihnen Platz. Freuen die sich immer so, wenn irgendwer hereingeführt wird? Die können doch gar nicht wissen, wer wir sind oder weshalb wir hier sind. Ist das ein Zeichen für die Grausamkeit ihres Herrschers und den Sadismus dieser Höflinge?
Am Ende des Saals saß ein stattlicher, teuer gekleideter Mann auf einem verzierten Goldstuhl. Neben ihm lag eine Krone aus Gold, Rubinen und Saphiren, die viel zu schwer für den Hals eines Elfen wirkte. Auffällig waren auch die silbernen Handschuhe, die sowohl der Herrscher als auch sämtliche der Höflinge trugen. Offenbar gehörte das zum festen Erkennungsmerkmal aller Khainler. Yetail war aufgefallen, dass die Handschuhe aller Druchii, unabhängig von Geschlecht, Alter und Rang, aus dem gleichen Metall und auch gleich gefertigt waren. Vielleicht sollte es eine gewisse Gemeinsamkeit ausdrücken.
Als die kleine Gruppe vor dem Sitzenden ankam, verneigten sie die Piraten und auch Sisrall neigte ein wenig den Kopf. Zähneknirschend tat Yetail es ihm gleich.
„Wer sind diese beiden Personen und weshalb habt Ihr sie hierher geführt, Reckdis?“, fragte der Herrscher in barschem Ton. Er scheint seinen Sohn auch nicht sonderlich zu mögen. Oder ist das nur Schauspielerei?
„Sie nennen sich Blutklinge und Bluthand, wir sind ihnen in der großen Höhle begegnet, die hinter dem Unterwelttor liegt, mein Fürst Kisilvis “, fing Reckdis an, aber ein anderer Sturmrufer fiel ihm ins Wort.
„Bis heute war ich Sturmrufer auf meinem eigenen Schiff. Wir waren mit vollen Laderäumen auf der Rückfahrt, als vor uns eine kleine Flotte auftauchte, die in die Unterwelt fuhr. Da sie wehrlos erschien, verfolgten wir sie und griffen an. Doch diese Hexe dort verwandelte ein Schiff samt Besatzung vollständig in Asche und tötete dessen Sturmrufer. Mein eigenes Schiff ist inzwischen nur noch ein Wrack auf dem Grund des Unterweltmeeres. Und als wäre das noch nicht genug, hat sie auch noch einen Seedrachen beinahe tödlich verletzt.“
Na immerhin übertreibt er nicht völlig, dachte Yetail. Ich könnte mir nur zu gut vorstellen, dass einige dieser Männer die Geschehnisse so darstellen, dass wir besonders schlecht dastehen. Aber bisher sind sie ja recht nah an der Wahrheit.
„Und dieser Mann.“, begann nun einer der Krieger, die sie eskortiert hatten, indem er auf Sisrall deutete. „Er hat uns im Tunnel aufgelauert, als wir die Hexe verfolgten, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Ich schwöre Euch, Herr, dass wir ihm nie zuvor begegnet sind. Er griff uns ohne Grund hinterhältig an und hätte beinahe sechs von uns getötet. Ich selbst bin dem Tod nur durch Zufall entgangen und die anderen waren ebenso nahe dran. Anschließend hat er uns verspottet und erpresst.“
Yetail war dankbar, als der Mann verstummte. Zorn brodelte in ihr und sie kämpfte mit sich, um den Kerl nicht einfach in Asche zu verwandeln. Wie kann man nur so ein Märchen erfinden, dachte sie und sah zu Sisrall. Durch den Helm, den er immer noch trug, konnte sie natürlich nicht sehen, wie er dazu dachte, aber sie war sicher, dass auch er, den Mann am liebsten in Stücke gerissen hätte. Ich wette, dieser Pirat wäre ganz kleinlaut, wenn er auch nur einem von uns allein gegenüber stehen würde.
Aber es gab Wichtigeres, als möglichen Rachegelüsten nachzuhängen, und so richtete Yetail ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Herrscher der Khainler, der sich nun erhob.
„Ich habe vernommen, was Ihr zu berichten hattet, Sturmrufer und Piraten. Ich kann weder die Zerstörung der beiden Schiffe und den Tod der Mannschaften hinnehmen, noch kann oder will ich vergeben, dass ein Seedrache, ein Tier, das uns von Khaine selbst geschenkt wurde, verletzt wurde. Ich sehe keinen Grund, weshalb diese Personen uns noch länger gefährden sollten. Sie werden morgen früh bei Sonnenaufgang hingerichtet. Bringt sie hinaus.“
Meint der das ernst? Und ich dachte, Reckdis würde bloß übertreiben. Anscheinend ist Kisilvis tatsächlich ein willkürlicher Herrscher. Einige Piratenkrieger griffen nach ihren Armen, aber Yetail schüttelte sie ab und setzte sich in Bewegung. Das wäre ja zu schön, hier auch noch hinaus geschleift zu werden. Während die Männer sie hinaus eskortierten, wichen die Höflinge ihrem Blick aus, nur einige blickten sie hämisch an. Vereinzelt bemerkte Yetail aber auch Mitleid oder wenigstens Verständnis. Also sind sie nicht alle mit ihren Herrscher zufrieden. Leider hilft uns das nicht im Geringsten, solange sie es nicht wagen, unseretwegen etwas zu unternehmen.
„So, da das geklärt wäre“, erklang hinter ihnen die Stimme von Reckdis Vater. „Würde ich gerne zu den wichtigeren Pflichten eines Herrschers zurückkehren. Ich habe schon viel zu lange nicht mehr unsere Schätze besucht. Ich werde die Zeit bis zum Schauspiel mit dem Besuch der Zuchtanlagen verbringen. Schließlich soll die Arbeit der Bestienmeister nicht unbeobachtet bleiben, sind sie doch…“
Yetail gestand sich ein, dass sie trotz ihrer verzweifelten Lage, für die Reckdis verantwortlich war, Mitleid mit dem Piratenkapitän hatte. Im Moment bin ich einfach froh, wenn ich Kisilvis Geplapper nicht hören muss. Sie wurden in die Vorhalle geführt und von dort aus in einen steinernen Keller, der als Verließ diente. Die Piraten bedeuteten ihnen, in eine enge Zelle zu gehen und Yetail wusste, dass Widerstand zwecklos war. Diese Krieger würden sie problemlos überwältigen können, aber in der Stadt gab es genug Sturmrufer, um eine Flucht zu verhindern. Man befahl ihnen, die Waffen in eine Truhe vor der Gittertür anzulegen, dann wurde die Tür zugeschlagen und verschlossen, bevor die Piraten sie allein ihrem Schicksal überließen.
Yetail ließ sich auf das einzige Bett fallen und lehnte sich an die kalte Wand. Es sah ganz so aus, als stünde ihr Weg kurz vor dem Ende. Und es war nicht das Ende, das sie sich erhofft hatte. Ganz in der Nähe gab es möglicherweise alle Zutaten für ihren Drachenstein, mit dessen Hilfe sie den Orkschamanen besiegen könnte, aber stattdessen saß sie hier in diesem Loch und wartete auf die Hinrichtung, während ihr Volk langsam ihrem Untergang entgegen strebte, wie ihre Mutter so kurz vor ihrem Tod prophezeit hatte.
Es war wirklich zum Verrücktwerden!
 
Juhhu schonwieder ein neuer Teil das freut mich. Und ich hab ein paar vorschläge zur Szene mit Malekith:
Also erstens sollte der auf seinem Drachen kommen und zu dem böse diese Stille präsens ist schon nicht übel er könnte ja lange schweigen bevor er neglot antwortet. Und du könntest ihn ja zb. einen Poten abschlachten lassen oder so.

Das sind meine Vorschläge ich hoffe ich konnte dir helfen.
 
Nein, er kommt nicht auf Drache, das wirkt übertrieben, auch beim Abschlachten muss man aufpassen, dass es nicht so wirkt, als hätte ich einfach versucht, irgendwas böses hinzuklatschen.

Nein er wird auf Pagasus kommen aber mit Leibgarde. Der auftritt gefällt mir schon ganz gut, nur mit den Dialogen hab ich halt immer Probleme, mal sehen, das mit dem Schweigen hab ich ja bei Korlif schon gemacht, aber das wirkt natürlich schon gut.

Ansonsten kannst du auch gerne was zum neuen Teil sagen, du weißt doch, dass ich mich über Kritik und Bemerkungen freue.
 
Ok dann nochmal was zum neuen Teil die Piraten gefallen mir sorichtig da sie zu den Dunkelelfen passen aber das mit dem Ganzen Gold ist vlt etwas übertrieben denn soweit ich weiß machen sich Dunkelelfen nicht sooo viel aus gold aber na gut. Und was mir bei der beschreibung der Stadt irgendwie fehlt sind die Verteidigungsanlagen die gar nciht beschrieben werden über haubt kommen bei dir zuwenig Repetierspeerschleudern vor😛
 
Hallo

Nun da ich alle Teile gelesen hab meld ich mich auch als Leser deiner Geschichte.

Find die Geschichte sehr gelungen bisher, sie ist in sich Stimmig, erzeugt Spannung und wird einfach nicht langweilig.

Auch der kleine zwischenschritt mit dem Splitterdrachen fand ich sehr aufschlussreich.

Was mir persönlich ein wenig fehlt ist, das die Druchii manchmal viel zu freundlich rüberkommen. Ich mein sie müssen ja nicht alle abtrünnig böse sein un andauernd überlegen wie sie sich gegenseitig umbringen, aber das ein oder andere mal haben sie mich fast an Hochelfen erinnert.

Der Charakter des Sisrall Blutklinge hast du sehr schön ausgearbeitet. Mal sehen wann er seinen ersten richtigen Assasinen Mord begeht, da er, meiner bescheidenen Meinung nach immer ein bisschen zu offen gekämpft hat.

Yetail gefällt mir sehr gut. Sie verkörpert richtig eine Hexe der Druchii. Arrogant, von dich selbst absolut überzeugt und kaltherzig.

Bin mal gespannt ob oder wann die beiden rausfinden das sie Geschwister sind, zumindest hab ich das so interpretiert.

Könntest vielleicht irgendwie eine Verbindung zwischen den beiden herstellen die auf Mentaler/Magischer Ebene existiert und nur von den beiden gefühlt werden kann, es sind ja, wenn sie geschwiester sind, Zwillinge.

Vielleicht werd ich meine Hochelfen Geschichte mal wieder hervorkramen und an der mal wieder weiterschreiben.

Viel Spaß beim schreiben und ich freu mich auf einen neuen Teil.
 
Ah ein neuer Leser, sehr shcön.

@flix: hm. da hast du Recht, Schleudern kamen noch gar nicht vor, kriegen wir aber noch hin.

Mal sehen wann er seinen ersten richtigen Assasinen Mord begeht, da er, meiner bescheidenen Meinung nach immer ein bisschen zu offen gekämpft hat.
ich habe es in der neuen Fassung ein wenig geändert. Da beschreitet Sisrall von der ausbildung her so einen Zwischenpfad zwischen scharfrichter und Assassine, wodurch auch dieses "zu mächtig" vermieden wird. Er kann dann also beides, aber beides nicht so perfekt wie andere, die sich auf eines konzentrieren.

Könntest vielleicht irgendwie eine Verbindung zwischen den beiden herstellen die auf Mentaler/Magischer Ebene existiert und nur von den beiden gefühlt werden kann, es sind ja, wenn sie geschwiester sind, Zwillinge.
Schon wieder so einer, der alles vorweg nimm, warte doch einfach bis zum nächsten Kapitel😛

Viel Spaß beim schreiben und ich freu mich auf einen neuen Teil.
Danke, ich werde euch nicht allzu lange warten lassen.
 
Kaum is man mal nen Tag nich on un schon ein neuer Teil. Du bist echt produktiv!

Den neuen Teil find ich gut, vorallem Sisrall verhält sich so klug wie es ein Assa meiner Meinung nach tun sollte (gespieltes Schleimen um seine Ausgangslage zu verbessern)

zitatauf Ok, es wirkt etwas dämmriger zitatEnde (Kann nich anners zitieren<_<)

Warum Ok? in Fantasytexten finde ich dieses Kürzel immer sehr unpassend, es macht mMn die Atmosphäre kaputt. Nimm lieder In Ordnung.

2 Drachen soso.... Das sin doch Druchi. Also ham sie schwarze Drachen. Ich dachte immer die können kein Feuer sondern nur son Smog speien

Wär ein bisschen schlecht für Yetail!!
 
Warum Ok? in Fantasytexten finde ich dieses Kürzel immer sehr unpassend, es macht mMn die Atmosphäre kaputt. Nimm lieder In Ordnung.
danke für den Hinweis, ich werde daran denken. Jetzt wo du es ansprichst, muss ich dir Recht geben, das ist vielleicht wirklich etwas zu modern.

2 Drachen soso.... Das sin doch Druchi. Also ham sie schwarze Drachen. Ich dachte immer die können kein Feuer sondern nur son Smog speien
das fand ich schon immer doof, bei mir können die Feuer speien, ich find das passt einfach mehr zu Drachen. 😀

also ich würd mcih über einen neuen Teil freuen ich hab mir das bein verstaucht und mir ist daheim langweilig
dann werde ich heute wohl doch lieber weiterschreiben, statt mich im Programmieren zu üben. Es gibt heute noch eine Fortsetzung, wenn du so sehr darum bittest (ich hab je in den letzten 1,5 Monaten ohne Internet genug Zeit zum Schreiben gehabt:lol🙂

Bis dahin: komm doch mal bie ICQ on, ich hab dich hinzugefügt.
 
Geteilte Erlebnisse

Stadt der Khainler; Unterwelt
2567 IC; 8.Neumond

Das Licht einer einzigen Fackel drang durch die Gitter der Zellentür und beleuchtete die steinernen Wände und den kalten Boden. Es roch, als wäre hier irgendwann einmal jemand gestorben, aber das war nicht Sisralls größte Sorge. Sie würden wahrscheinlich außerhalb des Palasts hingerichtet werden und er wusste nicht, was er dagegen unternehmen könnte. Er sah zu Yetail, die mit angezogenen Beinen auf dem einzigen Bett hockte. Trotz der Kälte hatte sie ihren Mantel abgelegt und Sisrall musterte sie zum ersten Mal in brauchbarem Licht. Für eine Magierin trug sie erstaunlich viel Kleidung, aber dennoch überwog der Anteil an nackter Haut.
Auch Sisrall nahm seinen Helm ab und ließ seine schwarzen Haare offen über die Schultern fallen.
„Ich hoffe, das gehört zu Eurem Plan?“, fragte die Magierin giftig und Sisrall sah sie überrascht an. Langsam wurde es ihm zu bunt mit dieser Frau. „Ihr glaubt also, ich würde Euch aus jeder Falle heraushauen, in die ihr dummerweise geratet?“, erwiderte er nicht minder gereizt.
„Es war doch Eure Idee, uns hierher führen zu lassen.“
„Ja, aber ich habe es getan, damit diese Piraten Euch nicht gleich dort im Tunnel getötet haben.“
„Und was macht es für einen Unterschied, ob sie mich dort töten oder hier in ihrer Stadt?“
„Es war immerhin ein Versuch, ich hatte gehofft, dieser Herrscher wäre etwas rationaler.“
„War er aber nicht und jetzt sitzen wir hier und warten auf unsere Hinrichtung.“
„Ja, wir warten zusammen! Wisst, Ihr, Yetail, ich sitze Euretwegen hier in diesem Loch und erwarte mein Ende. Hätte ich Euch dort im Tunnel oder schon vorher im Wasser sterben lassen, wäre ich jetzt nicht hier, sondern könnte weiterhin die Aufgabe verfolgen, die Khaine mit gegeben hat. Und was habe ich davon? Nicht mal bedankt habt Ihr Euch.“ Inzwischen hatten sie beide die Stimmen erhoben, doch Yetail wollte sich anscheinend nicht unterkriegen lassen.
„Vielleicht meint Khaine ja, Ihr wäret seiner Aufgabe nicht würdig und schickt Euch deshalb hierher.“ Nun hatte sie eindeutig übertrieben. Sisrall sprang auf sie zu und packte sie am Hals.
„Was wisst Ihr von Khaine, dummes Mädchen? Was glaubt Ihr, was ich schon alles durchgemacht habe, um hierher zu kommen? Wie, glaubt Ihr, hätte ich all das überstanden, wenn ich nicht ständig daran geglaubt hätte, dass Khaine über mich wacht und ich die Aufgabe, die er mir gestellt hat, erfülle? Ich bin ausgebildet worden — achtzig Jahre im Khainetempel von Ghrond — um allein dem blutigen Gott zu dienen, mein Leben keinem anderen Ziel zu widmen.“ Er drückte fester zu, sodass Yetail aufkeuchte. „Glaubt Ihr, ich hätte mich alleine einem Slaanesh-Kult gestellt, wenn ich nicht an die Macht von Khaine geglaubt hätte? Denkt Ihr, ich hätte mich allein mit einigen hundert Kriegern einem riesigen Chaosheer entgegen gestellt? Ihr werdet es als Märchen abtun, aber ich habe die rohe Macht des Chaos gespürt und nur Khaine hat mich davor bewahr, an ihr zu verzweifeln, damit ich meinen Kampf fortsetzen konnte. Ich bin dem Schattenreich zweimal entkommen, ich habe den Flammenbrunnen betreten, und stets habe ich zu Khaine gebetet und er hat es mir ermöglicht, sämtliche Prüfungen zu überleben und meinen Kampf fortzusetzen. Den Kampf um mein, um unser Volk, denn wir sind Khaines Kinder, vergesst das nicht, Yetail!“ Mit dem letzte Wort schlug er ihren Kopf unsanft gegen die Steinwand, bevor er sie losließ und zurücktrat.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber Sisrall wusste nicht, ob seine Worte sie berührt hatten oder sie an Atemnot litt, nachdem er sie so gewürgt hatte. Sie hatte es verdient, da war er sich sicher. Wie kann sie nur glauben, Khaine würde mich für unwürdig erachten?
„Wie habt Ihr das gemacht?“, fragte Yetail keuchend, nachdem sie mehrmals nach Luft geschnappt hatte. Ihre dunklen Augen waren immer noch geweitet und feucht. Sisrall sah sie verwundert an.
„Ich habe mich auf Euch gestürzt und Euch meine Hand um den Hals gelegt. Dann habe ich zugedrückt. Was ist daran so schwer zu verstehen?“ Allmählich verlor er wirklich die Geduld mit ihr. War sie vielleicht geistig geschädigt? Das konnte bei Hexen vorkommen, hatte er gelernt. Aber Yetails schüttelte den Kopf.
„Nicht das Würgen. Während Ihr gesprochen habt, habe ich Bilder gesehen, ich habe gesehen, was Ihr erlebt hab, was Euch widerfahren ist. Ich konnte ja nicht ahnen….“
Jetzt war sich Sisrall ziemlich sicher, dass sie nicht mehr ganz normal war. Obwohl es durchaus vorkommen sollte, dass jemand Halluzinationen bekam, wenn er unter Luftmangel litt. Ich hätte vielleicht nicht ganz so fest zudrücken sollen, dachte er beim Anblick der roten Striemen an ihrem Hals.
„Ich sehe schon, Ihr glaubt mir nicht.“, meinte Yetail leise, ein wenig zittrig. „Ich kann das verstehen, auch ich würde das nicht glauben. Der General des Chaosheeres trug eine prunkvolle Rüstung, eine runenverzierte Axt und einen Helm mit Dämonenfratze als Front, hinter dessen Sehschlitz zwei rote Kugeln geleuchtet haben, stimmt‘s?“
Sisrall nickte. Es dauerte drei Herzschläge, bevor er begriff, was Yetail eigentlich gesagt hatte. Langsam drehte er sich zu ihr um und sah in ihr grinsendes Gesicht. „Woher…?“ Weiter kam er nicht, als ihm langsam dämmerte, dass Yetail die Wahrheit gesagt hatte. Aber das war einfach zu unglaublich.
„Könnt Ihr Gedanken lesen?“
Sie schüttelte den Kopf, sodass ihr weißes Haar durch die Luft wirbelte. „Nein, kann ich nicht. Ich war genauso erschüttert wie Ihr, als ich plötzlich einige Eurer Erinnerungen gesehen habe. Nein, das stimmt so nicht, es waren nicht Eure Erinnerungen. Was ich sah, waren nur vereinzelte Bilder, die Ihr mit den Ereignissen verbindet. Versteht Ihr?“
Sisrall versuchte, seine Skepsis nicht zu deutlich zu zeigen und nickte nur. Angeblich war es am besten, Wahnsinnige einfach bei ihren Vorstellungen zu lassen.
„Was glaubt Ihr, war der Auslöser dafür?“, fragte Yetail weiter, offenbar nicht abzubringen von der Idee.
Sisrall zuckte nur die Schultern. „Ihr seid die Magierin, sagt Ihr mir doch, welche Ursache übernatürliche Erlebnisse haben können.“
„Ich kann nur vermuten. Habt Ihr etwas dagegen, einen Versuch zu machen?“
„Warum nicht? Irgendwie müssen wir ja die Zeit bis zur unserer Hinrichtung totschlagen, da können wir auch gleich so tun, als hätten wir Halluzinationen.“ Er versuchte, das sarkastisch zu sagen, aber Yetail warf ihm trotzdem einen bösen Blick zu, sie nahm das Ganze offenbar sehr ernst. Na immerhin scheint sie noch normal zu sein, wenn sie herauszufinden versucht, weshalb sie Bilder sieht, die sie gar nicht kennen dürfte.
„Gut, dann erzählt mir jetzt von der Schlacht um Ghrond!“ Sie schloss sogar die Augen, als Sisrall begann, von den Ereignissen zu berichten. Er hatte seit langer Zeit — oder war es nur eine Woche? — mit niemandem mehr ein längeres Gespräch geführt und es erleichterte, endlich mal jemandem an dieser Schlacht teilhaben zu lassen. Yetail war eine gute Zuhörerin und sie ließ ihn bis zum Ende erzählen, kommentierte seine Worte nur mit Mimik.
Als er fertig war, sah er sie fragend an. Yetail schüttelte den Kopf. „Wenn Ihr wissen wollt, ob ich wieder Bilder gesehen habe, so lautet meine Antwort nein.“
„Vielleicht hat Eure Vorstellungskraft ein wenig übertrieben, als ich Euch fast erwürgt habe.“, suchte Sisrall eine Erklärung. Aber Yetail schüttelte wieder den Kopf.
„Ich weiß, was ich gesehen habe. Kommt her und nehmt meine Hand.“
Obwohl er sich nicht allzu viel davon erhoffte, setzte er sich neben die Magierin und nahm ihre kleine Hand in seine. Sie fühlte sich warm an und kurz stiegen Erinnerungen an Viverla’atar in ihm empor, die er aber schnell beiseite drängte.
„Erzählt mir von diesem Flammenbrunnen.“, meinte Yetail und kurz blitzte ein einzelnes Bild vor Sisralls Augen auf. Er sah, wie die Flammen um ihn herum züngelten und den Magier verbrannten.
„Habt Ihr das gesehen? Wie der Magier verbrannt ist?“, fragte er die Zauberin, welche die Augen aufriss und nickte. Allmählich neugierig geworden, begann Sisrall zu erzählen. Es begann damit, wie er in Viverla’atars Zelt aufgewacht war und endete damit, wie er zusammengebrochen war, nachdem er Grumir getötet hatte. Eigentlich hatte er der Zauberin, die ihn in solche Schwierigkeiten gebracht hatte, nie so viel von jenen Erlebnissen erzählen wollen, aber das Mitgefühl und die Begeisterung, die in ihrem hübschen Gesicht aufleuchteten, trieben ihn dazu, weiterzumachen. Er hatte das Gefühl, dass Yetail ihn wirklich verstand, er brauchte nichts umschreiben oder zu betonen, sie sah es mit seinen Augen, erlebte zu einem kleinen Teil seine Erinnerungen oder sah immerhin einzelne, bedeutende Bilder.
Als er geendet hatte, begann sie, von ihren Erlebnissen zu erzählen, von dem lächerlichen Auftrag, das Buch zu holen, von der geheimen Bibliothek. Sisrall hätte die Verbindung beinahe abgebrochen, als er erfuhr, dass sie etwas über die Marilim wusste. Aber die Bilder, die dann kamen, fesselten ihn so sehr, dass er nur beeindruck weiter lauschen konnte. Er bewunderte Yetails Scharfsinn und Mut, mit denen sie in die Bibliothek gekommen war, konnte sich ihre Verzweiflung beinahe körperlich vorstellen, als der Orkschamane den Drachenstein einsetzte und empfand echtes Mitgefühl, als Yetail berichtete, wie sie ihre Mutter verloren hatte, kurz nachdem diese sich zu erkennen gegeben hatte. Er teilte ihren Zorn, als sie die Feuerströme gegen die Piratenschiffe und den Seedrachen eingesetzt hatte. Als sie damit endete, wie sie beinahe ertrunken war, fühlte er sich seltsam. Einerseits bildete er sich ein, soeben die Reise der jungen Zauberin miterlebt zu haben, andererseits konnte er auch ihre Erleichterung verstehen, endlich mit jemandem all das geteilt zu haben, was ihr widerfahren war. Es war nicht so, dass sie sämtliche Erinnerungen geteilt hätten, nur einzelne Bilder hatten ihre Worte begleitet, Bilder, die eben jenen Moment ausmachten, von dem gesprochen wurde.
„Ich fürchte, meine Geschichte war nicht ganz so spannend wie Eure.“, meinte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
„Ihr habt nicht so viele Kämpfe ausgetragen wie ich, aber das heißt nicht, dass Ihr weniger erlebt hättet. Ich habe Euch wohl genauso unterschätzt wie Ihr mich, Yetail Bluthand. Ihr habt meinen Respekt.“
Sie verneigte sich grinsend. Sisrall war erstaunt, wie sehr sie sich in seinen Augen verändert hatte, aus der eingebildeten Magierin, die ihn hier in tödliche Schwierigkeiten geführt hatte, war eine Bekannte, keine Freundin, aber doch eine Gefährtin geworden. Er hatte sie innerhalb einer Stunde wohl besser kennen gelernt als jeder andere Druchii mit Ausnahme vielleicht ihrer Mutter Erlais.
„Nun Blutklinge, ich habe noch einige Frage an Euch: Wie kamt Ihr zu der Rüstung? Und wie ist es Euch nach dem Ereignis im Flammenbrunnen ergangen? Weshalb seid Ihr nicht mehr mit Eurer Geliebten unterwegs?“
Widerwillen stieg in ihm empor. Vertraute er ihr wirklich so weit, dass er sie in seine Erlebnisse mit Viverla’atar einweihen wollte? Er fasste wieder nach ihrer Hand und sah ihr in die dunklen Augen.
„Ich werde Euch nicht erzählen, was dort geschah, denn soweit habt Ihr mein Vertrauen noch nicht errungen. Aber nun wisset, wie ich zu der Rüstung kam: Vor vielen Jahren forderte mich ein Mitschüler im Khainetempel zum Duell….“, begann er, bevor er ihr fast seine ganze Lebensgeschichte darlegte. Er berichtete von den Trainingsstunden mit Eswirl, von der normalen Ausbildung, von dem Geschenk der Rüstung, seinen ersten Versuchen danach. Obwohl es eigentlich nicht dazu gehörte, sprach er auch von dem Angriff auf den Slaanesh-Kult, welcher der Schlacht um Ghrond vorausgegangen war. Danach saß Yetail eine Weile still und saß ihn an.
„Also waren Drrochaals Einflüsse schuld daran, dass überall in Naggaroth Slaanesh-Kulte entstanden und wuchsen. Und diese Kulte waren schuld, dass Ghrond und Hag Graef gefallen sind. Ich hoffe, du hast diesen Kerl umgebracht.“
Sie schien gar nicht zu bemerken, dass sie ihn vertraut angesprochen hatte und Sisrall ignorierte es.
„Aber weshalb sollte es dem Chaos beabsichtigt haben, die Magierinnen aus Hag Graef wegzulocken? Sie konnten doch gar nicht wissen, dass die Orks kommen würden. Also muss es einen anderen Grund geben. Ich habe auch noch eine Frage an Euch, Bluthand: Was könnt Ihr mir über die Marilim erzählen? Ich habe in Euren Erinnerungen … Was war das?“
Schnell erhob er sich und lauschte. Nein, er hatte sich nicht verhört, die Tür zu den Kerkern war geöffnet worden und leise Schritte kündeten von der Annäherung mindestens eines Druchii. Waren die Piraten gekommen, um sie zur Hinrichtung zu führen? Sollte die tatsächlich das Ende von Sisrall Blutklinge und Yetail Bluthand werden?