WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

ich weiß noch nicht. Irgendwie gefällt mir das Treffen von Nerglot und Malekith nicht. Vielleicht lasse ich ihn doch lieber einen Boten schicken, mal sehen.

Ansonsten danke für das Lob zu dem Teil. Und ob das Slaanesh ist oder nicht, ist eigentlich egal. Es ist das Chaos an sich und das reicht😛
 
@SHOKer:

Endlich hab ich es wieder geschafft weiter zu lesen.
Ich bin immer wieder erstaunt, auf welche Art und Weise sich die verschiedenen Handlungsstränge verknüpfen und wie kleine Andeutungen, die man beinahe schon vergessen könnte, große Konsequenzen aufweisen.

Mein immerwährender Kritikpunkt bleibt bestehen: Die Druchii sind zu freundlich, aber sehr überzeugend in ihren Handlungen.

Und mein Lieblingsweicheidruchii ist zurück, dass ist eigentlich das Beste 😛

Mach weiter so.
 
Na das freut mich aber, dass du auch wieder da bist, Sansker.

Ich mag diese Verflechtung der Handlungen auch, das gefällt mir eigentlich am meisten, aber diese kleinen Andeutungen... naja, eigentlich lasse ich sie immer erst die Andeutungen machen und baue mir dann später etwas dazu:lol:

Mein immerwährender Kritikpunkt bleibt bestehen: Die Druchii sind zu freundlich, aber sehr überzeugend in ihren Handlungen.
ersteres wird sich auch nicht mehr ändern, vielleicht in der nächsten Geschichte, wenn es eine gibt. Das zweite nehme ich mal mit Dank als Lob.

Und mein Lieblingsweicheidruchii ist zurück, dass ist eigentlich das Beste 😛
freut mich, dass es dich freut, dann sollte ich wohl mal weitermachen, wie? Ich denke, morgen gibt es einen neuen Teil
 
So da Sansker so begierig auf den nächsten Teil war, gehts heute schon weiter. Viel Spaß.

Kampf ohne Klingen

Stadt des Khainler; Unterwelt
2567 IC; 8.Neumond

Die Schatten lagen dicht in den Außenbezirken der unterirdischen Stadt, sodass Sisrall keine Mühe hatte, sich im Dunkeln zu halten. Leise drückte er sich an die Mauer, die den Bereich der Zuchtanlagen, in dem er sich befand, von den anderen abgrenzte. Es ging ihm weniger darum, dass keine eventuellen Wächter ihn bemerkten. Die größere Gefahr ging von den schlafenden Bestien aus, die den ummauerten Bereich bewohnten. Ein Rudel aus sechs riesigen Kampfechsen lag in der Mitte der Fläche, in täuschender Ruhe. Sisrall wusste um die empfindlichen Sinne und die tödliche Kraft der Ungeheuer, sodass er sich nicht allein auf seine Künste des Schleichens verlassen wollte. Bei jedem Zucken der Nüstern oder der schuppigen Ohren eines der Nauglir hielt er mitten in der Bewegung inne und wartete mehrere bange Herzschläge lang, bevor er weiterschlich.
Inzwischen war er froh, dass Yetail ihm offenbar nicht gefolgt war, ihre deutlichen Schritte hätten alles ruiniert. Obwohl Sisrall sich eingestehen musste, dass der Schwebezauber ihn Respekt vor ihren magischen Fähigkeiten gelehrt hatte, bezweifelte er dennoch, dass sie unbemerkt an den Kampfechsen vorbei gekommen wäre.
Während der Tempelkrieger weiterschlich, versuchte er, den Geruch zu ignorieren, der über dem gesamten Zuchtbereich wie eine riesige Wolke hing. Es roch nach verrottender Nahrung, nach dem Kot der Tiere und überdeutlich nach Blut.
Er wusste eigentlich gar nicht, was sein Ziel war, außer natürlich, den Piratenfürsten zu ermorden. Und dabei nicht bemerkt zu werden, wie es ihr vermummter Helfer gefordert hatte. Bevor er über die Mauer geklettert war, hatte er Fackelschein hinter einer weiteren Steinumzäunung gesehen, oder glaubte das zumindest. Seine Hoffnungen basierten darauf, dass sich der Herrscher der Stadt dort aufhielt. Wie er ihn am besten töten konnte, wollte er entscheiden, sobald er sicher war, ihn gefunden zu haben.
Deshalb schlich er jetzt am Rande des Nauglir-Pferches herum, hin- und hergerissen zwischen Eile und Vorsicht. Eile deshalb, weil er sein Opfer möglicherweise verpasste, wenn er sich zu viel Zeit ließ, und Vorsicht, weil er sich keine Zehn Meter von einem halben Dutzend tonnenschwerer, reißzahnbewährter Raubtiere befand. Eine einzelne Kampfechse fürchtete er nicht, er würde sie entweder töten oder ihr entkommen, aber einem ganzen Rudel, das außerdem noch darauf spezialisiert war, zusammen zu jagen und — wesentlich größere und kräftigere — Beute zu erlegen, würde er kaum etwas entgegen setzen können.
Aber inzwischen war er bereits an den schlafenden Giganten vorüber und näherte sich etwas rascher der Mauer, hinter der er den Fackelschein gesehen hatte, vorausgesetzt, es war keine Sinnestäuschung gewesen. Es dauerte wirklich nicht mehr lange, dann stand er am Fuße der Mauer und zog sich vorsichtig hoch, nachdem er sich noch einmal überzeugt hatte, dass die Nauglir immer noch schliefen.
Beinahe hätte er sich eingestanden, einer Täuschung erlegen zu sein, aber aus den Augenwinkeln sah er am Ende des Ganges, der zwischen der Mauer und der nächsten lag, eine Tür zufallen. Die Pforte war aus schwerem Stahl und schmucklos. Nicht einmal eine Beschriftung fand sich dort, aber Sisrall schöpfte neue Zuversicht. Vorsichtig, noch immer mit der Gefahr im Rücken, die Nauglir zu wecken, kletterte er über die Einfassung und sprang auf der anderen Seite zu Boden. Der Gang bot kaum genug Platz für einen Nauglir und war mit ausgetretener Erde bedeckt, über die Sisrall nun lautlos in Richtung der Tür huschte.
Dort angekommen musste Sisrall feststellen, dass er die Pforte nicht öffnen könnte, zumindest ohne einen riesen Radau zu machen. Offenbar hatten die Besucher der Zuchtanlagen beziehungsweise deren Führer hinter sich abgeschlossen und ohne Dietriche … bin ich blöd? Wozu habe ich eigentlich Magie erlernt?
Zwar erinnerte er sich nur noch dunkeln an die betreffenden Unterweisungen durch seinen Meister Eswirl, aber als er sich konzentrierte, kamen die Bilder der Vergangenheit bald wieder zurück in sein Bewusstsein. Dennoch war es mühsam und unvertraut, nach den Winden der Magie zu greifen und diese dazu zu bringen, das Schloss der Tür zu bewegen. Der Assassine brauchte mehr als einen Versuch, aber schließlich knackte es verheißungsvoll und er konnte die Tür mühelos öffnen.
Dahinter lag eine Kreuzung aus drei weiteren Gängen, die dem, in dem er stand, glichen. Aus dem zu Sisralls Linker näherten sich Stimmen, während gleichzeitig der Fackelschein an den Wänden zunahm. Schnell verdrückte er sich wieder hinter die Tür und hielt sie lediglich einen Spalt breit offen, sodass er die Stimmen gedämpft verstehen konnte.
„… gefällt mir sehr gut.“, erklang die Stimme des Piratenfürsten und Sisrall musste sich zusammenreißen, nicht gehässig zu lachen. Er hatte sein Ziel gefunden.
„Ich möchte, dass sie sich noch mehr um die Drachen kümmern. Ich will, dass dieses Vieh uns endlich bedingungslos gehorcht. Es kann doch nicht sein, dass es sich ständig losreißt und unsere Bestienbändiger zerreißt. Stellt Euch einmal vor, dass würde inmitten eines Kampes geschehen.“
„Ja, Herr, das sollte unbedingt vermieden werden.“, antwortete ein zweiter Mann, wahrscheinlich einer der Züchter. „Allerdings sind Drachen, besonders derart mächtige und kluge Exemplare, zu denen Szar’zrass eindeutig gehört, launische und stolze Wesen, die nun einmal keine Kontrolle durch andere dulden. Er ist noch jung, deshalb hoffe ich, dass wir ihn bald lehren, uns als seine Meister anzuerkennen. Was möchtet Ihr als nächstes sehen?“
Da Sisrall keine Schritte mehr hörte, vermutete er, dass sie auf der Kreuzung stehen geblieben waren. Er hoffte, dass sie nicht durch die Tür kommen würden. Aufgrund der Schritte hatte er geschlussfolgert, dass die Gruppe aus mindestens zwanzig Personen bestand, von denen etliche offenbar schwer beladen waren, was auf gerüstete Leibwachen schließen ließ.
„Zeigt mir zuerst die Mantikore und danach die Nauglir, es müssten einige Exemplare hier in der Nähe sein, oder?“
„Ja, Herr. Die Nauglir befinden sich hier direkt neben uns. Zumindest eines unserer Rudel. Die Tür ist ein paar Meter voraus. Hier zu unserer linken kommen wir auf schnellstem Wege zu den Mantikoren. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet?“
„Und die Tür hier rechts?“, fragte der Fürst, der sich noch nicht von der Stelle bewegt hatte.
„Von dort sind wir gekommen.“, erwiderte der Züchter, während sich die Gruppe von Sisrall entfernte. Der lehnte sich gegen die Mauer und dachte nach, während irgendwo ein paar Pferche entfernt eine Kreatur wutentbrannt brüllte. Es kam aus der Richtung, in der Yetail verschwunden war.
Ich hoffe nur, sie bringt sich nicht schon wieder in Schwierigkeiten. Ach ich sollte mir nicht daran denken. Helfen kann ich ihr eh nicht, zumal sie es inzwischen nicht mehr verdient, so oft, wie ich sie schon gerettet habe. Außerdem ist sie mächtig genug, um sich notfalls mit Magie zu befreien.
Interessanter wäre vielmehr, wie ich den Piratenfürsten töten kann. Sie wollen zu den Mantikoren und anschließend die Kampfechsen besuchen. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollen sie das Rudel ansehen, an dem ich soeben vorbei geschlichen bin. Ich frage mich … ja wieso eigentlich nicht? Das ist geradezu perfekt.
Mit einem zufriedenen Grinsen, das wenig Gutes für seine Feinde verhieß, drehte Sisrall sich um und kletterte abermals über die Mauer, zurück in den Pferch mit den Kampfechsen. Vorsichtig schlich er auf die massigen Leiber zu, während er die Einfassung genauer musterte. Tatsächlich war dort eine Tür aus massivem Stahl, breit genug für zwei Nauglir nebeneinander.
Außerdem bemerkte er, dass die Nauglir an dicke Pflöcke aus Eisen gekettet waren, die fest im Boden steckten. Die Züchter konnten also den Pferch betreten, ohne dass die Nauglir sie anfallen oder durch die Tür entkommen konnten. Denn die Ketten waren viel zu kurz, um bis dort zu reichen. Die Kettenglieder waren mit mächtigen Schlössern an den Pflöcken befestigt, während sie fest an das Geschirr der Echsen gekettet waren.
Trotzdem habe ich kaum eine Chance, nahe genug an die Schlösser heranzukommen, zumal sie nicht so aussehen, als könnten sie mit den Waffen, die ich zur Verfügung habe, geöffnet werden. Immerhin sollen sie der ungebändigten Kraft einer Kampfechse widerstehen.
Anscheinend gab es nur den Weg, es abermals mit der Magie zu versuchen, obwohl es Sisrall zutiefst widerstrebte, zu derart unzuverlässigen Mitteln zu greifen. Ein Stich durch die Kehle war bei weitem sicherer. Aber er streckte abermals seinen Geist aus und zwang die Magie dazu, die Schlösser zu öffnen, was erstaunlich leicht war. Offenbar glaubte keiner daran, jemand könnte versuchen, die Nauglir zu stehen. Sie sollten sie lediglich hier festhalten und im Bedarfsfall zu lösen sein.
Sisrall sorgte dafür, dass die Ketten nicht zu Boden fielen, aber ein leichter Zug reichen würde, die Eisenbänder loszureißen. Dann griff er sich einen Stein, der am Boden lag, und zog sich langsam zu der Mauer zurück, über die er das erste Mal in den Nauglir-Pferch gekommen war. Er war noch mehr als fünfzehn Meter entfernt, als an der Eisenpforte Geräusche erklangen, die darauf hindeuteten, dass jemand versuchte, sie zu öffnen. Da die Nauglir ohnehin zuckten und erwachten, rannte er die letzten Meter und warf dann den Stein gegen den Kopf einer der Echsen, um sie anzustacheln, bevor er schnell über die Einfassung kletterte.
Auf der anderen Seite klammerte er sich so fest, dass er über die Mauer hinwegsehen konnte. Irgendwo hinter ihm erklang erneut das Brüllen der unbekannten Bestie, die offenbar ziemlich erregt über irgendetwas war. Sisrall hatte den Verdacht, dass es sich dabei um die junge Zauberin handelte, die sich und ihn so gern in Schwierigkeiten zu bringen schien.
Die Tür des Nauglir-Pferches wurde geöffnet und mehrere Khainler traten hindurch. Voraus ging der Piratenfürst, der von einem Mann mit langer Peitsche und Kettenhemd begleitet wurde. Offenbar war es der Züchter, der zuvor gesprochen hatte. Sisrall bezweifelte, dass die Ketten viel gegen die Kiefer von Nauglir oder die Krallen von Mantikoren ausrichten würden.
Hinter den beiden strömten ein paar weitere Züchter und die Leibwachen des Herrschers in die Einfassung. Sie trugen dicke, schwarzblaue Ketten- oder Plattenrüstungen und hielten Hellebarden in Händen. Irgendwie erinnerten sie den Tempelkrieger an die Soldaten der Schwarzen Garde, was vielleicht beabsichtigt war. Wenn die Khainler Malekith trotzten, währe es auch eine gute Botschaft, ihren Herrscher mit seiner eigenen „Schwarzen Garde“ zu schützen.
Während der Züchter auf den Piratenfürsten einredete und dabei mit knappen Gesten auf die Nauglir zeigte, erwachten diese rasch aus ihrem Schlaf. Kaum wurden sie sich des Fleisches bewusst, das da so bereitwillig in ihren Käfig marschiert war, da verflog ihre Müdigkeit vollends und sie stürzten sich auf die Beute. Alle bis auf die Züchter wichen zurück, diese verließen sich anscheinend voll darauf, dass die Ketten die Kampfechsen auf Distanz hielten. Als die Leibwächter das merkten, nahmen sie sich ein Beispiel und formierten sich wieder im Halbkreis hinter ihrem Fürsten.
Genau in dem Moment, als die Krieger sich wieder in Formation bringen wollten, rissen die Ketten endgültig und die Nauglir flogen geradezu auf ihre überrumpelte Beute zu. Die ersten, die sie erreichten, wurden einfach umgerannt und verschwanden mit rasch abbrechenden Schreien unter den schweren Pranken. Die Leibwächter versuchten, ihre Hellebarden gegen die anstürmenden Nauglir auszurichten, aber die ersten wurden von den gewaltigen Kiefern gepackt und entweder in der Luft zerrissen oder wie Spielzeug davon geschleudert. Das Krachen der brechenden Knochen drang an die Ohren des Tempelkriegers und der Geruch nach vergossenem Blut hing plötzlich in der Luft.
Innerhalb von zwei Herzschlägen hatten die Nauglir genau das getan, wozu sie von Khainlern und den Druchii an der Oberfläche gleichermaßen ausgebildet worden waren: Sie hatten die Formation der Krieger vollständig aufgerissen. Auf allen Seiten lagen die Überreste der Leibwächter oder solche, die überlebt hatten und sich nun wieder hochmühten. Inzwischen hatte der Piratenfürst versucht, zu fliehen, was aber von seinen Kriegern, die alle gleichzeitig durch die Pforte drängten, sich gegenseitig umrempelten, verkeilten und von den hungrigen Kampfechsen herumgerissen wurden, gründlich verhindert wurde.
Sisrall beobachtete, wie sich fünf Leibgardisten, die hinter den Nauglir gelandet waren, gemeinsam auf eine verwundete Echse stürzten, die sich im Lauf auf einer Hellebarde aufgespießt hatte. Während die übrigen Nauglir noch die letzten Krieger vor der Tür zerrissen, schafften es die fünf, die verwundete Echse mit ihren langen Waffen zu verletzen. Unter ihren gut gezielten Hieben auf Gesicht, Hals und zwischen die Rippen gaben die sonst so kräftigen Beine des Nauglir nach und der mächtige Körper brach zusammen. Zwar schaffte sie es noch, einen der Krieger zu packen und gegen die Wand zu schmettern, wo er reglos herunterrutschte, aber bald schon war die Schuppenhaut des Tieres so zerhackt und blutüberströmt, dass der Tod nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte.
Mit einem letzten Aufbäumen peitschte der muskulöse Schwanz herum und brach einem der Krieger die Beine, bevor ein letzter Hieb der Hellebarde die Brust des mächtigen Wesens aufriss, woraufhin die Kampfechse endgültig zusammenbrach und nur noch kurz heftig zuckte, ehe sie ruhig wurde.
Da der Rest des Rudels den Tod des Nauglir nicht bemerkt hatte, sondern sich an den Überresten der Getöteten gütlich tat, nutzten die Überlebenden die Chance und humpelten in Richtung der Mauer, die sie schnell überkletterten. Ihren Kameraden mit den gebrochenen Beinen nahmen sie mit, obwohl sie dadurch wesentlich langsamer wurden.
Aber für Sisrall war deutlich, dass sie es schaffen würden und er wartete nur noch, bis sie hinter der Einfassung verschwunden waren, bevor er zurück in den Nauglir-Pferch kletterte und leise auf die gefallene Echse zu rannte. Sie lag in der Nähe des Tores und Sisrall erkletterte rasch die Mauer, sich davon überzeugend, dass die Überlebenden ihn nicht bemerkten. Oben angekommen versuchte er, zwischen den riesigen fressenden Leibern etwas zu erkennen, aber es dauerte, bis er endlich den Kopf von Kisilvis bemerkte. Der war offenbar unter die Pranke eines Nauglir geraten und nur noch schwer erkennbar, aber er war es eindeutig.
Er benutzte abermals ein wenig Magie, um den Schädel zu bewegen, sodass er zur Wand rollte und dort wie zufällig liegen blieb. Er wollte einen Beweis für ihren vermummten Helfer hinterlassen, der den Tod des Piratenfürsten gefordert hatte. Allerdings sollte es nicht zu arrangiert aussehen, weshalb Sisrall den Kopf einfach rollen ließ. Das kostete außerdem weniger Anstrengung.
Als er damit zufrieden war, sprang er von der Einfassung herunter und kniete sich neben die aufgerissene Brust des toten Nauglir. Der Geruch nach Blut schlug ihm entgegen und er atmete ihn gierig ein und grinste böse. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal Blut vergossen hatte?
Aber heute konnte er nicht selbst töten, ohne sich und Yetail zu verraten. Ich hoffe, sie begeht nicht gerade irgendeine Dummheit, dachte er. Das würde ich ihr glatt zutrauen. Ich hoffe nur, sie wurde nicht inzwischen geschnappt, das würde nämlich all meine Bemühungen zunichte machen.
Doch dafür war keine Zeit, denn Sisrall wusste, dass das Nauglir-Rudel jederzeit mit dem Fressen fertig sein und auf ihn aufmerksam werden konnte. Deshalb fuhr er seine Dornklingen aus und schnitt tief in die Brust der Echse. Rippen waren gebrochen und Muskeln zerfetzt, sodass er sich diese Arbeit sparen konnte und schnell tiefer kam. Es dauerte nicht lange, dann hatte er gefunden, was er suchte: das Herz des Nauglir, das so groß war wie sein ganzer Kopf. Ich hoffe, Yetail weiß, was sie damit will, dachte er skeptisch.
Nur weniger präzise Schnitte waren nötig, dann hielt er das schwere Organ in Händen. Da das Schmatzen der fressenden Nauglir und das Knacken der brechenden Knochen inzwischen leiser geworden waren, zögerte Sisrall nicht länger, sondern machte sich davon zu der Mauer, von wo aus er Yetail das letzte Mal gesehen hatte.
Kaum hatte er zehn Meter zurückgelegt, als hinter ihm auch schon das hungrige Brüllen der tonnenschweren Jäger und das Stampfen ihrer mächtigen Pranken ertönten. Das ganze Rudel machte offenbar auf ihn Jagt, während er so schnell wie möglich auf die Einfassung zu rannte, das große Herz der toten Echse in beiden Händen haltend. Wie damals in der Höhle, hoch oben in den Eisenbergen kamen die schnappenden Mäuler, erkennbar am Geruch, und das Dröhnen der schweren Schritte immer näher.
Schon zehn Meter vor seinem Ziel warf Sisrall seine Last über die Mauer und stieß sich ab, sobald er glaubte, den Sprung schaffen zu können. Er bekam die Mauerkrone zu fassen, aber seine metallenen Finger rutschten ab, sodass er sich hart das Knie aufschlug. Glücklicherweise verhinderten Umhang und Rüstung, dass er sich verletzte, aber der Sturz kostete ihn wertvolle Sekunden, in denen die wütende Meute erschreckend schnell näher kam. Er wusste, dass er nur noch einen Versuch hatte und auch den nur, wenn er sich sehr beeilte.
Also sprang er, sobald er wieder auf den Beinen stand. Dieses Mal fanden Sisralls Hände Halt und er zog sich hoch, genau in dem Moment, als eine zahnbewerte Schnauze dort gegen die Einfassung krachte, wo eben noch seine Beine gehangen hatten. Der Aufprall ließ die ganze Mauer erbeben und machte deutlich, dass ihre Erbauer niemals mit einem derart kraftvollen Ansturm gerechnet hatten. Während weitere Schläge die Einfassung erzittern ließen, sprang Sisrall auf der anderen Seite herunter, las das schwere Herz auf und rannte wieder los, da er wusste, dass die Mauer hinter ihm nur noch zwei oder drei wütende Treffer aushalten würde.
Wieder fühlte er sich an die Höhle erinnert, nur dass er die Verfolger damals nicht gesehen und nicht erkannt hatte. Allerdings machte es in diesem Moment keinen Unterschied, außer, dass er wusste, was ihn töten würde. Widerstand leiste konnte er nicht, das wusste er.
Sisrall war wieder in dem leeren Pferch, den Yetail und er gleich zu Anfang gefunden hatten, als sie in die Zuchtanlagen eingedrungen waren. Kurz fragte er sich, wo sie junge Zauberin wohl stecken könnte. Mach ich mir jetzt schon Sorgen um sie? Nein, aber wenn sie tot ist, hätte ich mein Leben umsonst führ dieses verdammte Herz riskiert. Ohne das Teil hätten mich die Viecher nie bemerkt und ich wäre jetzt nicht so langsam.
Trotzdem wäre sie vielleicht gute Gesellschaft. Bei der Suche nach der Marilim kann sie mir zwar kaum helfen, diese Aufgabe hat Khaine für mich vorgesehen. Aber sie weiß etwas darüber und jede Information ist schon mehr als ich weiß. Außerdem scheint es, als läge auch ihr etwas an unserem Volk und als hätte auch sie eine Mission von Khaine bekommen. Zusammen hätten wir möglicherweise größere Chancen.
Die Wege des Schicksals sind weitläufig. Ich sollte nicht versuchen, sie zu ergründen. Was, wenn es Khaines Wille ist, dass wir uns jetzt schon wieder trennen und unsere Suchen jeweils alleine vollenden?
Er kam nicht mehr dazu, eine Antwort auf die Frage zu finden, denn ein Krachen hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken und spornte ihn zu schnelleren Schritten an. Es klang ganz so, als habe die Mauer nun endgültig nachgegeben. Schon trommelten die schweren Pranken wieder hinter ihm über den lehmigen Boden, während der zischende Atem wie ein Sturm in seinen Ohren klang, der unausweichlich näher kam.
Er wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde, wusste es, als er die hohe Mauer sah, über die Yetail beim letzten Mal geschwebt war. Er konnte die Mauerkrone nur erreichen, wenn er seine Klettermesser einsetzte, aber dafür würde niemals genug Zeit sein. Die äußere Einfassung war dick und würde ihm Sicherheit vor dem Ansturm der Nauglir bieten, sobald er auf der anderen Seite war, aber genau das stellte sich als schwierig heraus.
Vielleicht kann ich es schaffen, wenn ich abspringe und sofort bis kurz unter die Mauerkrone gelange. Wenn ich meine Messer dort in den Stein bohre, könnte ich es ohne weiteres Klettern schaffen, nach oben zu kommen. Es kling, als hätte ich noch Zeit für einen Versuch.
Tatsächlich waren die Nauglir noch mindestens zehn Meter hinter ihm und holten nur langsam auf. Die Mauer hatte sie länger aufgehalten, als Sisrall vermutet hatte, vielleicht konnte der Assassine auch schneller laufen, als er sich zugetraut hatte, immerhin war da immer noch die Unterstützung durch die Rüstung, deren Macht er nicht vollständig einschätzen konnte.
Er schleuderte das Herz abermals über die Einfassung, hoffend, es würde der groben Behandlung unbeschadet widerstehen, und zog unter dem Umhang seine Klettermesser, bevor er möglichst genau abzuschätzen suchte, wann er springen musste. Er beschloss, sich auf sein Gefühl und die Gnade Khaines zu verlassen und sprang.
Seine Messer kratzten über den Stein und trieben tiefe Furchen in das Material, aber sie fanden keinen Halt, schon krachte er durch seinen Schwung erst gegen die Einfassung und dann auf den Boden. Entweder mein Gefühl taugt nichts oder Khaine hat mich im Stich gelassen, fuhr es ihm durch den Sinn, als hinter ihm ein Orkan aus trommelnden Pranken und keuchendem Atem auszubrechen schien. Während er sich noch wieder aufrichtete, fühlte er, wie sich die ersten Kiefer um seine Brust schlossen.
 
@SHOKer:

Stimmt schon, aber dieses Mal hat er wenigstens ein bisschen nachgedacht und endlich auch mal seine Umgebung genutzt.
Zwar nicht besonders kreativ (die Idee war ja offensichtlich ;-) ), aber doch sehr zweckmäßig.
Deswegen Daumen hoch für den ersten tödlichen "Unfall" der durch Sisrall verursacht wurde :lol:.
 
Na wenn du das so siehst, ok. Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass er bsiher ja nur seine Waffen benutzt hat. Obwohl, ich finde, die Dämonen beim Slaanesh-Kult können auch als Einsatz der Umgebung zählen.

BIn schon wieder fleißig beim Schreiben, kann mich nur nicht entscheiden, ob ich erst mit Riflis oder mit Sisrall weitermache.
 
Puh, sieben Seiten am Stück geschrieben, dsa war hart, da kann ich morgen also weitermachen und ihr könnt euch auf das Ende dieses Teils freuen. Drache!!! Mehr sag ich nicht, aber es hat wirklich Spaß gemacht, das zu schreiben und ich freu mich schon, das zu posten. Also morgen gehts weiter.


Bis dahin könnten sich hier gerne mal ein paar weitere Leser einfinden.
 
Bin gespannt wie er sich da wieder rauswindet😛
vlt. schnappt er sich einen Drachen und vliegt davon. 😉
Und ein Fehler ist mir aufgefallen:
Er bekam die Mauerkrone zu fassen, aber seine metallenen Finger rutschten ab, sodass er sich hart das Knie aufschlug.

Da hast du einen Fehler gemacht denn das klingt so als hätte er es sich aufgeschlagen was durch die Rüstung ja unmöglich ist. Du meintest sicher, soldass sein Knie hart aufschlug.
 
Schön, dass wieder mehr Resonanz da ist.

Ratet mal schön weiter, wie er da rauskommt. Das mit dem Knie stimmt, es schlug hart gegen die Mauer, ich ändere das. Bis dahin, muss ich einen Teil zwischenschieben, den ich nun endlich posten kann, da der Wettbewerb vorbei ist. Passt vielleicht nicht so gut, soll aber mit zum Zwischenspiel gehören, also mal kurz umdenken.

Gegen die eigenen Waffen

Westlich der Eisenberge, Naggaroth
-1867 IC; 9.Vollmond


Wie ein schwerer, blaugrauer Vorhang fiel der Regen vom Himmel, an dem die finsteren Wolken tobten. Der eisige Wind, der von den drohenden Hängen des Eisendgebirges herab fegte, tat sein Übriges, um das Wetter so unangenehm wie möglich zu machen. In Strömen floss das Wasser über die schlammbespritzten Rüstungen der Soldaten und peitschte ihnen ins Gesicht. Weder dicke Kapuzen noch zusammengekniffene Augen halfen, diesen Naturgewalten Einhalt zu gebieten.
Vesril’ka, seines Zeichens Kommandant im Namen seines ruhmreichen Vaters, reckte das Gesicht in den Himmel und genoss das brennende Gefühl des eisigen Wassers. Es gab ihm ein Gefühl von Distanziertheit gegenüber den verdreckten Soldaten, die ihm zu dienen hatten. Ihm machte das Wetter nichts aus.
Ein Peitschenknall und wilde Rufe ertönten hinter ihm und mit einem Knurren, das eher zu einem Wolf denn zu einem intelligenten Wesen passen wollte, wandte sich der Hochgeborene um. Kaum bemerkten seine Leibwachen seinen funkelnden Blick, rückten sie auch schon auseinander, um ihm den Blick auf die Soldaten zu gewähren, die in einem langen Zug hinter ihm marschierten. Mit einem Naserümpfen ignorierte Vesril’ka die schlamm- und regennassen Rüstungen und die Gesichter, die ihre Müdigkeit nicht verbergen konnten.
Der Hochgeborene hatte schon eine unschöne Vermutung, was der Peitschenknall zu bedeuten hatte, und schlug seiner Kampfechse unsanft gegen den Kopf, damit sie wendete. Seine Leibgardisten, sechs schwergepanzerte Nauglir-Reiter, taten es ihm mit hastiger Eile nach. Niemand wollte sich den Zorn des adligen Druchii zuziehen, nur weil sein Reittier ihn aufgehalten hatte. Die Soldaten blickten überrascht auf, als die sieben Reiter an ihnen vorbeistürmten, wobei die aufgeweichte Erde unter den Pranken der Nauglir nach allen Seiten spritzte.
Vesril’ka ignorierte die Soldaten, selbst als vereinzeltes Murren zu hören war. Darum würden sich andere kümmern. Die sieben Reiter ritten schnell an den Männern vorbei zum Ende des Zugs. Es waren achthundert Krieger, allesamt gut ausgestattet und mehr oder weniger kampferprobt. Trotz seiner Verachtung für die einfachen Leute verspürte Vesril’ka einen gewissen Stolz, diese kleine Streitmacht befehligen zu können.
Zumal es nicht nur Soldaten waren, die seinem Befehl unterstanden. Ganz am Ende des Zuges erreichten sie schließlich die Gruppe, in der Vesril’ka seine Geheimwaffe sah. Es hatte ihn einige Mühe und Heimlichkeit gekostet, doch seine Pläne waren in Erfüllung gegangen. Er hatte einen Hexer gefunden, der gegen das Gesetz des Hexenkönigs als Mann Magie erlernt hatte, und ihn erpresst. Dieser hatte für Vesril’ka eine komplizierte Droge herstellen müssen. Sechs Flaschen besaß der Hochgeborene nun und jede einzelne reichte, um zwei Dutzend Männer in einen gewalttätigen Blutrausch zu stürzen.
Erst hatte Vesril’ka mit dem Gedanken gespielt, das Elixier gleich an dem Hexer auszuprobieren, dessen magische Begabung eher auf Kräutern und dummen Sprüchen bestand, denn auf richtiger Zauberei. Aber der Hochgeborene hatte es für klüger gehalten, ihn an seine Kampfechse zu verfüttern. Wer konnte schon sagen, welchen Schaden ein Mann mit magischem Potential — so schwach es auch sein mochte — im Blutrausch anrichten konnte?
Stattdessen hatte Vesril’ka fast vierzig andere Personen gefunden, die ihm ungeschickterweise ihren bedingungslosen Dienst versprochen hatten — oder ihm ohnehin schon als Sklaven gedient hatten. Es war leicht gewesen, ihnen die Droge ins Essen zu mischen, dafür umso schwerer, sie gleich darauf in sicheres Gewahrsam zu nehmen. Nun marschierten sie fest aneinander gekettet am Ende des Zuges, umgeben von einem Dutzend Bestienbändiger mit dornenbesetzten Peitschen. Eigentlich gar nicht so unpassend, dachte der Hochgeborene gehässig. Viel mehr als wilde Tiere sind diese Männer und Frauen ohnehin nicht mehr.
Er sah nun auch, was den Aufruhr verursacht hatte. Eine Frau hatte sich losgerissen und die Bestienbändiger angegriffen. Inzwischen war sie aber wieder angekettet und von tiefen Peitschenspuren gezeichnet, die sie nicht zu spüren schien, obwohl ihr das Blut aus Dutzenden von Wunden über die blasse Haut lief. Ihre Augen funkelten in einem Wahnsinn, dass selbst der Hochgeborene den Blick abwandte und die Bändiger musterte. Einer hatte eine schwere Wunde an der Schulter, verzog aber keine Miene. Vesril’ka ignorierte ihn. Solange der Mann Stärke zeigte, war er schon mehr wert als die Soldaten, die bereits vor Müdigkeit wankten.
Da hier offenbar alles wieder unter Kontrolle war, lenkte Vesril’ka seine Kampfechse zurück an die Spitze des Zugs, wo das Banner seins Hauses wehte, das in sich gedrehte Horn, das von einer Krallenhand umschlossen wurde. Dieses Zeichen war keine reine Fantasie. Mit einem Finger fuhr der Hochgeborene fast ehrfürchtig über das Horn, das an seinem Gürtel hing. Es war härter als jeder Stein und so uralt wie sein Volk. So lang wie sein Arm, würde das unwahrscheinlich gerade Horn eine brauchbare Waffe abgeben, wäre es nicht zu schwer, um vernünftig geschwungen zu werden.
Um dieses Artefakt rankten sich die verschiedensten Legenden. Es hieß, das Horn stamme aus dem alten Nagarythe und sei von magischer Macht durchdrungen, die aber kein lebender Zauberer zu nutzen wüsste. Angeblich habe es jene Elfe mitgenommen, die vor so endlos langer Zeit das Volk der Druchii nach Naggaroth geführt habe, als diese schon fast beschlossen hatten, nach dem Untergang von Nagarythe um einen Platz auf Ulthuan zu kämpfen, was womöglich das Ende für die geschwächten Druchii gewesen wäre.
Vesril’ka wusste nicht, was er von solchen Geschichten halten sollte. Er war ein Mann der Tat, ihn interessierte nur die Gegenwart. Dennoch verspürte er einen hungrigen Kitzel nach Macht, wenn er daran dachte, dass ein derart mächtiges Artefakt seiner Familie gehörte. Er hatte es von seinem Vater erhalten, es war das größte Zeichen des Vertrauens, zu dem sich der alte Elf jemals durchringen würde und Vesril’ka war bestrebt, seinem Vater ein dementsprechend guter Sohn zu sein.
Ein Zischen, dicht gefolgt von einem metallenen Klirren, riss ihn aus seinen Grübeleien. Er zischte leise, als ein pochender Schmerz seinen Oberschenkel empor kroch. Der Silberstahl seiner Beinschiene dort war verbeult, doch er hatte gehalten. Armbrustschützen, zuckte es durch den Verstand des Hochgeborenen und er sah sich hektisch um, während hinter ihm, entlang des ganzen Zuges Schreie laut wurden und Chaos ausbrach.
Sie befanden sich auf einer felsigen Fläche, in einer Entfernung von dreihundertfünfzig Metern zum dichten Nadelwald am Fuße des Eisengebirges. Hier waren die höchsten Erhebungen vielleicht zwanzig Meter hoch, aber überall lagen größere und kleinere Felsbrocken, welche die Ebene in ein unwegsames Gebiet verwandelten, durch das nur wenige Wege führte. Und sie bieten mehr als genug Deckung für Scharfschützen, dachte Vesril’ka, als er mit einem Zischen sein Schwert zog.
Um ihn herum taten es ihm seine Leibwachen gleich, zwei hoben große Schilde, um ihren Herrn abzuschirmen, aber er fauchte sie an: „Weg damit, ihr Hunde. Ich brauche Sicht.“
Sofort gehorchten die Männer und der Hochgeborene sah, dass sich die Soldaten inzwischen zu einem disziplinierten Schildwall formiert hatten, hinter dem die wenigen Armbrustschützen hockten, die sie bei sich hatten. Sobald hinter einem der Felsen auf der weiten Ebene eine Gestalt in graubraunem Umhang auftauchte, klackten die Repetierarmbrüste der Soldaten los, doch meist hatten sich die Angreifer bereits wieder in ihre Deckung geduckt. Natürlich, nicht ohne vorher ihrerseits einen Bolzen abgefeuert zu haben, die, wie Vesril’ka zornig feststellte, beängstigend gut trafen.
„Autarii, diese feigen Ausgeburten der Dunkelheit.“, zischte er. Diese Treffsicherheit und die Umhänge, die sie auf dem felsigen Untergrund beinahe unsichtbar machten, ließen kaum andere Schlüsse zu.
„Nauglir-Reiter: Sturmangriff! Stoßt diesen Abschaum in die Dunkelheit, aus der sie gekrochen sind!“, brüllte er und reckte das Schwert in Richtung einer Felsgruppe, hinter denen er einige Schützen ausgemacht hatte. Die beiden Schildträger aus seiner Leibgarde formierten sich auf beiden Seiten ihres Hauptmanns, während die anderen vier mit erhobenen Lanzen lospreschten. Die Kampfechsen flogen geradezu über die Ebene, zermalmten Steine und kleine Felsen unter ihren gewaltigen Pranken und übersprangen größere Hindernisse. Mehrmals kamen die gewaltigen Bestien auf dem schlammigen Boden ins Schlittern, doch keine stürzte. Insgesamt war der Boden hier auch fester als auf dem Weg, dem die Streitmacht gefolgt war.
Als die sieben Reiter die Felsengruppe erreichten, teilten sie sich. Drei liefen links herum, drei rechts. Während seine Gefolgsleute zu beiden Seiten abdrehten, hielt Vesril’ka seine Kampfechse geradewegs auf die Felsen zu. Nur mehrere Tritte in die geschuppte Flanke verhinderten, dass die Bestie zur Seite auswich, aber es gelang. Kurz vor dem Aufprall riss der Hochgeborene an den Zügeln und fauchte, „Auf, du Bestie der Tiefe! Spring!“
Sein Wagnis wurde mit entsetzten Gesichtern und aufgerissenen Augen auf der anderen Seite belohnt. Vierzehn Dunkelelfen in ihren graubraunen Kapuzenumhängen hockten hier in Deckung und luden eilig ihre Armbrüste nach. Sofort richteten sich die Waffen auf den Hochgeborenen, doch in ihrer Panik und dem niederprasselnden Regen verschätzten sich selbst die gefürchteten Armbrustschützen der Autarii.
Vesril’ka zog den Kopf ein, als zwei Bolzen nur knapp an ihm vorbeizischten und drei weitere gegen die Schuppen der Kampfechse knallten, was dieser ein wütenden Brüllen entlockte, ansonsten aber keinen Schaden anrichtete.
Dann prallten Reiter und Tier auf den Boden, wobei zwei der Schützen unter den Pranken der tonnenschweren Bestie zerquetscht wurden. Noch bevor die Autarii ihre Kurzschwerter ziehen konnten, beugte sich der Hochgeborene hinab und stach einem unter die Kapuze, wonach dieser zusammenbrach, und trat einem anderen mit seinem gepanzerten Stiefel in den Bauch. Als dieser wankte, rammte ihm Vesril’ka mit einem hasserfüllten Zornesschrei sein Schwert in den Hals. Ein Schwertstreich prallte auf der anderen Seite von seinem Oberschenkel ab. Dieses Mal gab das lädierte Metall mit einem Knacken nach und neuerlicher Schmerz ließ den Druchii mit den Zähnen knirschen, als er sich wieder aufrichtete und dem Autarii seinen Panzerhandschuh ins verdeckte Gesicht rammte.
Dieser wich zurück und spuckte Blut, aber Vesril’kas Kampfechse wirbelte um die eigene Achse und zerschmetterte den Krieger mit ihrem muskulösen Schwanz. Dadurch geriet ein anderer Krieger in die Reichweite des Hochgeborenen, der die überraschte Parade mühelos überwand und dem Mann die Kehle öffnete.
Inzwischen waren die übrigen Reiter angekommen und ihre blutverschmierten Lanzen sowie die Leichen auf dem Boden zeugten von Ausgang des Scharmützels. Zwei Autarii versuchten, zu fliehen, aber Vesril’ka sprang von seiner Echse und griff nach der Armbrust eines Gefallenen. Sie war geladen. Er zielte und ein gefiederter Bolzen traf den linken Mann in den Rücken. Der Hochgeborene genoss es, den anderen in Panik fliehen zu lassen, während er langsam nachlud. Er wusste, dass sich der Fliehende verzweifelt fragte, ob er es aus der Reichweite der Armbrust schaffen würde. Er schaffte es nicht.
Als der Leichnam zu Boden kippte, kletterte Vesril’ka zurück auf seinen Nauglir. Erst jetzt bemerkte er die panischen Rufe von der Straße. So schnell es den Nauglir gelang, umrundeten die sieben Reiter die Felsen wieder und blickten auf ein grausames Gemetzel. Am Ende des Zuges war die Straße auf zwanzig Meter von zerstückelten Leichen bedeckt, deren Rüstungen beziehungsweise Umhänge sie als Druchii und Autarii gleichermaßen auswiesen.
Während die Soldaten in heftige Nahkämpfe verstrickt waren, nahmen die Autarii sie weiterhin erbarmungslos unter Beschuss. Der Schildwall war inzwischen zerbrochen und einzelne Gruppen hatten versucht, die Schützen zu erreichen, um sie im Nahkampf zu überwinden. Abgesehen von einer schienen alle vorher erledigt worden zu sein. Und diese war auf eine zahlenmäßige Überlegenheit getroffen.
Während Vesril’ka, der die Angreifer mit derben Flüchen eindeckte, die eindeutige Zweifel an den ehrbaren Absichten ihrer Väter ließen, und seine Leibgarde im Eiltempo zurückritten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als mit anzusehen, wie ihre Streitmacht gnadenlos auseinandergenommen wurde. Kurz bevor sie die Straße erreichten, brach die Kampfechse des Schildträgers links von Vesril’ka zusammen, während Armbrustbolzen auch die anderen Reiter dazu zwangen, sich tiefer in den Sattel zu ducken. Dennoch blieb es bei einer weiteren Schulterverletzung.
Dann endlich bemerkte Vesril’ka, was wirklich geschehen war: Die Autarii hatten die Kreaturen im Blutrausch, die Vesril’ka nicht mehr als Druchii ansehen wollte, losgelassen und diese hatten erst ihre Befreier und die Bestienbändiger, sofern diese nicht von den Autarii erledigt worden waren, zerhackt und sich dann auf die Soldaten gestürzt. Das Leichenfeld am Ende des Zuges bezeugte, dass Vesril’kas Idee genial gewesen war. Wenn auch nicht ohne Nebenwirkungen.
Als die Reiter die Straße erreichten, lebten nur noch achtzehn der Berauschten, dafür war weit mehr als die Hälfte der Soldaten tot oder schwer verletzt. Der eisige Regen wusch das Blut in Strömen von der Straße und ließ rote Bäche über die Haut der verletzten Druchii gleiten.
„Auf die Wahnsinnigen! Vernichtet diese Kreaturen!“, brüllte Vesril’ka und seine Leibwächter, inzwischen nur noch fünf, stimmten einen Schlachtruf an, als sie in das Gemetzel am Ende des Zuges stürmten. Vesril’ka sah sich plötzlich der Frau gegenüber, die zuvor den Aufruhr verursacht hatte. Zumindest wies sie dieselben Peitschenwunden auf. Jetzt hielt sie selbst eine solche Dornenpeitsche in den Händen und schwang sie furchtlos gegen das geschuppte Maul der Kampfechse. Die Bestie brüllte auf, als die Waffe eine blutige Spur über ihre Schnauze zog, und sprang vor. Die Frau wurde von den mächtigen Kiefern erfasst und in der Mitte zerrissen. Dennoch peitschte die dornenbesetzte Waffe kurz vor ihrem Tod noch einmal über die Flanke des Nauglir und sprengte die Kettenglieder über dem Knie des Hochgeborenen. Der Knurrte nur angesichts der Verletzung und stach mit dem Schwert nach dem Hinterkopf eines anderen Wahnsinnigen, der gerade einen Soldaten erwürgte. Es dauerte mehrere Sekunden, bis der Berauschte der Verletzung erlag. Sein Opfer nickte dem Hochgeborenen zu, bevor der Soldat von einem anderen Wahnsinnigen angefallen wurde, der mit einem geraubten Schwert nach der Schläfe des Mannes stach. Als der Soldat zusammenbrach, sprang Vesril’ka mit einem Brüllen von seiner Kampfechse.
Es war nicht der Tod des Soldaten, der seine Wut nährte, sondern die Tatsache, dass er gute Männer, die bereit waren, für ihn zu kämpfen, völlig sinnlos verlor. Er schlug nach dem Wahnsinnigen, doch der drückte die Waffe mit einem Arm beiseite. Zwar verlor er die Gliedmaße, doch es gelang ihm, den überraschten Hochgeborenen anzuspringen. Dieser verlor sein Schwert, während der Berauschte mit dem verbliebenen Arm auf seine Brust einstach. Das Metall ächzte und der der Belastung und Vesril’ka schlug dem Mann mit aller Kraft ins Gesicht. Die Nase brach und Blut spritzte ihm ins Gesicht, doch der Wahnsinnige störte sich nicht daran. Panisch griff der Hochgeborene nach dem Kurzschwert seines Gegners, doch dieser hielt mit übermenschlicher Kraft fest.
Erst, als Vesril’ka ihm die Augen ausdrückte, zeigte er eine Reaktion und warf sich panisch herum. Schnell rappelte sich der Hochgeborene auf, ohne auf die Schmerzen in seinem Bein zu achten, und griff nach seinem Schwert. Es war leicht, den Wahnsinnigen, der blind über den Boden krabbelte und auf alles einstach, zu töten.
Doch in den Getümmel hatte Vesril’ka seine Kampfechse verloren. Inzwischen hatten die Wahnsinnigen die Druchii weiter zurückgedrängt und unter dem Beschuss der Autarii, die sich inzwischen offen zeigten, fielen immer mehr Soldaten. Ganz in der Nähe sah Vesril’ka, wie ein Berauschter einen Soldaten tötete, indem er ihm die Kehle mit bloßen Händen aufriss. Als der Druchii zu Boden sank und die Hände vergeblich auf den Hals presste, warf sich der Hochgeborene auf dessen Mörder. Gemeinsam krachten sie auf den Boden, aber der Wahnsinnige griff nach dem Druchii auf seinem Rücken und kratzte über dessen Rüstung.
Vesril’ka packte den Kopf des Eingeklemmten mit beiden Händen — sein Schwert hatte er beim Sturz verloren — und zerrte mit aller Kraft, bis er das Genick brechen hörte. Ein Teil von ihm rechnete schon damit, dass der Mann trotzdem weiterleben würde, aber der Körper erschlaffte. Keuchend rappelte sich der Hochgeborene wieder hoch. Nicht weit entfernt entdeckte er zwei Kampfechsen, die mühsam atmend im Schlamm lagen, unter einem lag sein Reiter begraben.
Mit einem Zähnefletschen griff Vesril’ka erneut nach seinem Schwert und rammte es dem nächsten Wahnsinnigen einfach in den Rücken. Inzwischen waren die Soldaten zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre, ihr Glück mit den Autarii zu suchen. Die ganze überlebende Streitmacht hatte sich auf die Schatten gestürzt. Doch sie hatten deren Gegenwehr unterschätzt. Da die nicht einmalmehr hundert Soldaten immer nur eine Gruppe angreifen konnten, zögerten die anderen nicht, sondern nahmen sie weiterhin unter Beschuss. Außerdem waren ihnen drei der Wahnsinnigen in den Rücken gefallen. Zwei weitere stürzten sich gerade auf den letzten Nauglir-Reiter und zerrten ihn aus dem Sattel. Während Vesril’ka dorthin eilte, brach die Kampfechse zusammen, nachdem einer der Wahnsinnigen sein Schwert durch ihr Auge gebohrt hatte. Der andere rang noch mit dem Leibgardisten und der Hochgeborene sprang den Mörder der Echse an.
Doch dieser stieß seinerseits überraschend flink zu, sodass Vesril’ka einen Treffer in den Bauch bekam. Die Rüstung hielt nicht stand, verhinderte aber Schlimmeres. Nur ein kleiner Blutstrom sickerte durch den dünnen Stoff, den der Druchii unter der Rüstung trug.
Vesril’ka schlug seinerseits zu und zerschmetterte dem Wahnsinnigen die Schulter, aber der stach erneut zu. Nur mit Mühe konnte der Hochgeborene dem Stich entgehen und erhielt im Gegenzug einen Tritt gegens Knie, das ohnehin schon verletzt war. Mit einem Zischen merkte Vesril’ka, wie das Gelenk nachgab. Er brüllte auf und stach mit aller Kraft nach seinem Kontrahenten. Die Klinge bohrte sich tief in die Brust des Wahnsinnigen, der sie einen Moment lang erstaunt musterte und dann zur Seite gekippt, wobei er die Waffe aus den steifen Fingern des Druchii riss.
Nur mit Mühe konnte Vesril‘ka erneut aufstehen und sah sich nach seinem letzten Leibwächter um. Dieser war seinem Gegner erlegen, doch auch der Wahnsinnige hatte eine schwere Beinwunde davon getragen und schleppte sich nun nur noch auf den Hochgeborenen zu, der mit zitternden Beinen absprang und alle Kraft darin legte, den Kopf des Berauschten zu packen und auf den Boden zu schmettern. Immer wieder ließ er seiner Wut — der Quelle seiner letzten Kraft — freien Lauf und hämmerte mit Wutschreien auf den Schädel ein, bis der Körper nicht mehr zuckte.
Dann erst hielt er inne und fühlte, wie ihn die Kraft verließ. Er spürte keinen Zorn mehr, denn alles war verloren. Seine Streitmacht war vernichtet, seine Leibwachen tot und er am Ende seiner Kräfte. Als er leise Schritte hörte, mühte er sich dennoch hoch. Er wollte nicht jetzt Schwäche zeigen, schließlich zählte sein Vater auf ihn und er besaß das Horn, das Zeichen der Familie.
Vor Schreck wäre er beinahe wieder zusammengebrochen. Das Horn! Es hing nicht mehr an seinem Gürtel. Doch bevor er sich umsehen konnte, erklang ein gackerndes Lachen.
„Bewundernswert, ja wirklich bewundernswert. Dass Ihr Euch immer noch wieder auf die Beine müht. Dabei gibt es doch gar keinen Grund dazu. Für einfache Leute wie uns braucht Ihr doch nicht extra aufzustehen.“
Die Stimme hatte einen seltsamen Akzent und als Vesril’ka aufsah, erblickte er einen Autarii in dem gleichen braungrauen Umhang wie die anderen. Er zielte mit einer Repetierarmbrust auf den Hochgeborenen.
„Verzeiht mir, wenn ich es so direkt ausspreche, aber Ihr sehr müde aus, Hochgeborener. Warum legt Ihr Euch nicht einfach wieder hin?“
Ein gackerndes Lachen erklang unter der Kapuze und Vesril’ka sprang mit einem Brüllen in Richtung des Autarii. „Sollen eure Seelen bis in alle Ewigkeit verflucht sein, ihr dreckigen …“, die Worte blieben ihm im Halse stecken, als durch das gackernde Lachen das unverwechselbare Klacken einer Armbrust zu hören war.
Ein Bolzen schlug dem Druchii in die Brust, während auch andere Autarii in der Nähe anfingen, zu lachen. Vesril’ka spürte, wie sein Herz Blut durch die Brustwunde pumpte und dabei immer schwächer wurde. Ein letztes Knurren entrann sich seiner Kehle, als sich der Geist gegen den Tod auflehnte, doch es war zwecklos. Sein Körper war am Ende und sein Lebenssaft strömte in Bächen über seine Brust, während ihn der kalte Regen immer noch durchnässte. Jetzt war das kalte Nass im Gesicht sein einziger Trost.
Ich habe dich enttäuscht, Vater. Vergiss deinen Sohn, er ist es nicht wert, gerächt zu werden.
Mit diesem letzten Gedanken ergab sich Vesril’ka der herannahenden Finsternis und war erleichtert, als er zumindest das gackernde Lachen der Autarii nicht mehr hören musste.
 
Ja, deshalb musste ich ja warten, bis der Wettbewerb vorbei ist. Bevor du jetzt irgendwas falsch interpretierst: Das gehört zum Zwischenspiel, also haben die Autarii da nichts mit den Stammeskriegern zu tun. Du kannst dir ja auch die Jahreszahl angucken:lol:

So, dieser Teil war nötig, damit beim nächsten keine Fragen entstehen. Hier wurde halt beschrieben, wie das Horn in den abgründen der Geschichten verloren ging.
 
So da der letzte Teil bereits bekannt und nicht allzu aussagekräftig war, gibts hier nun endlich die Fortsetzung der eigentlichen Geschichte:

Vergessene Macht

In der Nähe der Kalten Seen; Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond

Der eisige Wind blies unangenehm über Slonishs alte Haut und zwang ihn, einige Worte hervor zu zischen, die ihn vor der Kälte schützen sollten. Er ritt abseits des gigantischen Orkheeres, aber dennoch konnte er die Ungeduld und die Unruhe der Grünhäute spüren, die nicht verstanden, weshalb er sie hierher geführt hatte. Hier, nicht weit von den Ausläufern der Eisenberge entfernt, gab es nichts.
Im Osten erstreckten sich nach einer ausgedehnten Felslandschaft dichte, finstere Nadelwälder am Horizont, während im Westen die bedrohlichen Gipfel des Eisengebirges ihre Schatten auf die Einöde warfen, die sich ansonsten in jede Richtung zu erstrecken schien. Irgendwo im Norden lag Naggarond. Dort wollten die Orks und Gobblins hin, um sich mit den Druchii zu prügeln.
Stattdessen waren sie nun hier und niemand außer Slonish glaubte daran, dass sich der Umweg gelohnt haben könnte. Und selbst der uralte Orkschamane hegte insgeheim Zweifel, ob er den Quellen vertrauen durfte, aus denen er die Informationen hatte, die ihn und somit den gesamten Waaagh hierher geführt hatten.
Der Boden war felsig, aber dort, wo die Druchii vor langer Zeit einmal eine Straße unterhalten hatten, war der Untergrund weicher und gezeichnet von den Stiefeln Tausender Reisender. Doch hier waren seit vielen tausend Jahren keine Krieger des Hexenkönigs mehr entlang marschiert, dafür gab es weiter im Osten bessere Straßen. Außerdem folgte der Heereszug momentan einer Nebenstraße, die schon fast unkenntlich war, nachdem der Zahn der Zeit schon mächtig daran genagt hatte. Angeblich war sie verflucht.
Es hieß, dass vor mehr als dreitausend Jahren hier irgendwo ein Druchii-Prinz mit einem mächtigen Artefakt von Autarii überfallen worden war. Nachdem diese seine Streitmacht vernichtet und ihn besiegt hatten, habe er sie angeblich verflucht und seitdem liege ein Fluch über dem Gebiet, der dafür sorge, dass die Toten nicht verrotten und kein Lebewesen lange dort verweilten. Nur einige seelenlose Autarii wachten über die Straße.
So hatte Slonish es zumindest gehört, aber er glaubte nicht an die Geschichten über die Wächter oder den Fluch. Aber das Artefakt interessierte ihn brennend. Es hatte ihn einige Zeit gekostet, herauszufinden, was es war oder zumindest sein könnte und welche Macht es besaß. Beim Gedanken, dass die Druchii dreitausend Jahre gezögert hatten, sich diese Macht anzueignen, bleckte Slonish die gelblichen Hauer.
Ein Blitzen voraus erregte seine Aufmerksamkeit. Irgendwo dort wurde das Licht der tiefstehenden Sonne von etwas Metallenem reflektiert. War es möglich, dass er die Stätte jener längst vergessenen Schlacht gefunden hatte? Eine kurze, gebrüllte Anweisung genügte und der gesamte Kriegszug kam zum Stillstand. Die Grünhäute sahen ihn erwartungsvoll an. Zweifellos rechneten sie damit, sich endlich in einen Kampf stürzen zu können.
Aber Slonish ritt ohne ein weiteres Wort voraus, während die Orks begannen, das Lager aufzubauen. Die Sonne würde zwar erst in mehreren Stunden wirklich untergehen, aber die mächtigen Gipfel des Eisengebirges würden die Ebene schon bald in ein schattiges Dämmerlicht tauchen. Und dann war es besser, vorsichtig zu sein. Bisher hatten die Autarii sie verschont, aber Slonish wusste, dass sie beobachtet wurden.
Dennoch ritt er furchtlos weiter. Notfall würde er eben um das Artefakt kämpfen.
Es dauerte länger, als er geschätzt hatte. Der einfarbige Boden hatte ihm eine falsche Entfernung vorgegaukelt. Als er seinen Wolf endlich abbremste, ging die Sonne gerade hinter den Bergen unter und die Landschaft um Slonish herum versank in dämmriger Dunkelheit. Er beschwor eine Lichtkugel und musterte, was vor ihm lag.
Ein Schaudern überlief ihn. Die Straße war übersät mit Leichen. Es war ein Bild, als hätte das Gemetzel erst vor wenigen Minuten stattgefunden. Nur der Sand und die Erde, welche die getrockneten Blutlachen bedeckten, überzeugten Slonish vom Gegenteil. Aber die Rüstungen und Kleidung der toten Soldaten waren vom Zahn der Zeit und den Elementen unversehrt geblieben, während die Gesichter der Druchii nur durch ihre absolute Farblosigkeit verrieten, dass schon länger kein Leben mehr in ihnen steckte. Doch noch immer starrten hasserfüllte Augen aus den schmerzverzehrten, makellosen Elfengesichtern.
Slonish konnte nicht erkennen, gegen wen die Soldaten gekämpft hatten. Die meisten Toten lagen auf der Straße und waren entweder von Armbrustbolzen oder brutalen Wunden dahingerafft worden, die nicht so recht zusammenpassen wollten. Die Bolzen ließen auf Autarii oder andere Schützen im Hinterhalt schließen, aber welche Scharfschützen rissen solche Wunden? Slonish konnte einen Dunkelelf erkennen, dem einfach die Kehle herausgerissen worden war.
Er hielt es auch für unwahrscheinlich, dass wilde Tiere an den Kadavern geknabbert haben könnten. Dazu waren die Toten ansonsten viel zu unversehrt. Aber eigentlich interessierte das den alten Orkschamanen nicht. Ihn hatte etwas anderes hergeführt und er war fest entschlossen, seine Suche nicht aufzugeben.
Er ritt langsam über das Leichenfeld und musterte aufmerksam den Boden, immer auf der Suche nach einem ganz bestimmten Gegenstand. Er entdeckte den Hochgeborenen, der den Kriegstrupp höchstwahrscheinlich angeführt hatte, aber dort befand sich das Artefakt nicht und Slonish wollte schon enttäuscht zum Lager zurückkehren, als er plötzlich das Banner der Druchii auf einen kleinen Felsen liegen sah. Dort umfasste eine Klauenhand ein in sich gedrehtes Horn.
Das Bild passte so genau zu seinen Informationen, dass er es eine Weile einfach nur anstarrte. Dann begann er erneut mit der Suche und es dauerte nicht lange, bis er das Horn in den Händen hielt. Es war halb unter einem Nauglir vergraben, aber nicht allzu schwer herauszuziehen.
Erstaunt stellte die Grünhaut fest, wie schwer es doch war, obwohl die Länge kaum die eines Langschwertes erreichte. Er kletterte wieder auf den Wolf und ritt in Richtung des Lagers zurück. Kaum hatte er die letzte Leiche passiert, als hinter ihm alle Toten samt ihren Rüstungen zu Staub zerfielen und nun endlich ihr wahres Alter verrieten.
Doch das war nicht der einzige Effekt der Entführung des Artefakts. Kaum hatte er das Zerfallen der Toten bemerkt, als hinter ihm auch schon ein fürchterliches Heulen zu hören war und dreißig Autarii in zerfledderten, kaum noch als graubraun erkennbaren Umhängen hinter ihm her stürmten. Sie alle hielten Armbrüste — schon lange leergeschossen — und Krummschwerter in ihren Händen, die sie wild schwangen, während sie dem Ork in unnatürlichem Tempo folgten.
Es scheint, als wären die Märchen über dieses Artefakt wirklicher, als ich angenommen hatte.
Slonish überlegte kurz, ob er die Wächter mit Magie niederstrecken sollte, entschied sich dann aber mit einem Zähnefletschen, sie ins Lager zu führen, um den Grünhäuten wenigstens eine kleine Prügelei zu ermöglichen.
Er spornte den Wolf also zu höherer Geschwindigkeit an, achtete aber darauf, die Autarii nicht allzu weit zurückfallen zu lassen. Wie die Geister der Verdammten rannten sie ihm hinterher, ohne müde zu werde oder die Grenzen dessen zu beachten, was ein Elf eigentlich an Geschwindigkeit erreichen konnte. Ihre geisterhaften Schreie ließen den Wolf nervös werden und die flatternden Umhänge, zerfetzt und verdreckt, ließen die Szenerie unwirklich wirken.
Das Lager der Grünhäute war schon fast aufgebaut. Eigentlich waren einfach bloß Lagerfeuer entzündet und Felle für die Bosse ausgelegt worden. Aber mehr brauchten die Orks auch nicht. Als die Wächter die Rückkehr des Schamanen — und die geisterhaften Autarii — bemerkten, gab es viel Aufruhr. Die Neuigkeiten wurden gebrüllt, alle drehten sich in die Richtung und zogen ihre Waffen, einige Gobblins mussten als improvisierte Trittstufen für die herhalten, die nicht über die Köpfe ihrer Artgenossen hinwegblicken konnte.
Dann gab es einen Augenblick der Stille, als niemand wusste, was zu tun sei. Slonish nutzte die Chance und rief, wobei seine Stimme von Magie lautstark zu den Orks getragen wurde.
„Es gi’bt was zu moschen. Kommt und haut da Spi’zoren zu Brei!“
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Sofort stürmten die ersten Grünhäute los, schnappten sich unterwegs alles, was als Waffe verwendbar war, und rannten an Slonish vorbei, der Mühe hatte, aufzupassen, dass er nicht einfach niedergetrampelt wurde. Als er den Wolf wendete, konnte er gerade noch sehen, wie die Orks, einem großen, grünen Mob gleich, über die untoten Autarii herfielen und sie unter einer Welle aus Fäusten und muskulösen Leibern zermalmten.
Er bemerkte, dass Golbot mitten unter ihnen war. Der Waaagh-Boss hob einen der Verfluchten über seinen Kopf, ignorierte die kraftvollen Treffer des Krummschwertes und riss ihn einfach in zwei Teile, die er weit von sich schleuderte. Die Grünhäute brüllten auf und Golbot schlug sich auf die Brust.
Doch Slonish wusste, dass die eben gewonnene Motivation der Grünhäute nicht allzu lange anhalten würde. Noch immer waren sie wütend, nicht direkt in den Kampf gegen Naggarond gezogen zu sein. Und dreißig Elfen waren einfach nicht genug, um fünfzigtausend Orks die Chance zu geben, sich auszutoben.
Deshalb ritt er auf einen nahen Hügel und rief abermals mit verstärkter Stimme.
„Das Laufen is zu Ende! Wir ham jetzt da Macht, damit wa uns’re Feinde zermoschen können. Wa können endlich moschen gehn!“
Jetzt brach wirklich kampfeslustiges Brüllen unter den Grünhäuten aus und einige wollten sofort weiterziehen. Erst dachte Slonish, die Bosse würden diese Heißsporne bremsen, aber es wurden immer mehr, die rasch alles zusammenpackten, einigen Gobblins aufluden und dann losrannten, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Auch Golbot war von der Erwartung des kommenden Krieges angesteckt worden und Slonish blieb nichts anderes übrig, als mit zu reiten, obwohl sein alter Körper nach Ruhe schrie. Aber auch er wollte endlich wieder Elfenfleisch fressen. Also spornte er den Wolf an und führte den brüllenden Waaagh nach Norden, nach Naggarond und in die Schlacht.
Das Horn hielt er fest umklammert in der Hand.
 
Oh ha erkentniss:huh:

Das ist der versorene Teil des megadrachen in dem seine Seele wohnt!!! man du hast es geschafft mich zu überraschen

ich geh jetzt einfach mal davon aus, das das ironisch gemeint ist, oder? Klingt jedenfalls so. Na ich wollte euch auch nicht überraschen, sondern dafür sorgen, dass später keine Fragen entstehen, a la "Wieso liegen denn da die ganzen Leichen?" oder "Was hat es mit dem Horn auf sich" oder "Was hat es mit dem Splitterdrachen überhaupt auf sich?"

Ich denke, ich verderbe euch keine Überraschung wenn ich zugebe, dass er natürlich noch eine Rolle spielen wird. Die Überraschung liegt woanders, immerhin habt ihr noch nicht herausbekommen, wer der Endgegner sein soll. aber das kommt alles noch.

So, ich hab den dritten Teil inzwischen fertig geschrieben und fang bald mit dem vierten an. Nächster Teil kommt wahrscheinlich Sonntag. Bis dahin würde ich mich wie immer über einige (aussagekräftigere) Kommentare freuen.