WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Kriegsrat

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond

Riflis konnte nicht verhindern, dass ihn Erleichterung durchströmte, als hinter einigen Hügeln die mächtigen, schwarzen Türme von Naggarond auftauchten. Noch immer quälten ihn gelegentlich die Eindrücke des Traums, der sie alle vor dem Aufbrechen des Chaosheeres heimgesucht hatte. Doch nun endlich sahen er und seine Begleiter die mächtige Festung des Hexenkönigs vor sich liegen, unversehrt und stolz.
In drei Stunden könnten wir dort sein, schätzte der Gardist die Entfernung und trieb seine Echse zu höherem Tempo an. Seine Begleiter taten es ihm gleich und bald flogen die unermüdlichen Kampfechsen geradezu über die Ebenen. Riflis blickte über die Schulter, doch selbst am Horizont gab es noch keine Spur vom Chaosheer. Obwohl Pferde wesentlich schneller gewesen wären als die Kampfechsen, hatte deren Ausdauer es dem Gardist und seinen Kriegern gestattet, fast pausenlos zu reiten und so einen großen Vorsprung zu gewinnen. Dennoch würde es nicht mehr lange dauern, bis das Chaos Naggarond erreichen würde.
Während sie ritten, kamen sie immer mehr unter die dicken, schwarzen Wolken, die über Naggarond hingen, und bald setzte ein leichter Nieselregen ein, der aber nach einer halben Stunde wieder nachließ, kurz bevor sie die Stadt erreichten. Sie näherten sich von Norden aus und hier war das Armeelager, das die Stadt beinahe wie ein Ring umschloss, am breitesten. Der Anblick der vielen tausend Krieger und Zelte machte Riflis neuen Mut, den er beim Anblick des geschändeten Ghronds verloren hatte.
Sie begegnetem einem Späher, der auf einem nahen Hügel stand und nach Norden blickte. Als der Mann den Gardisten erkannte, neigte er den Oberkörper.
„Seid Ihr diejenigen, die nach Norden aufgebrochen sind?“, fragte er. Eigentlich war es eine Respektlosigkeit für einen einfachen Krieger, einen Höhergestellten wie ein Mitglied der Schwarzen Garde derart direkt anzusprechen. Aber seine Funktion als Späher erlaubte es ihm, Fragen zu stellen, wenn sie Neuankömmlinge näherten.
„Das sind wir.“, bestätigte Riflis naher einfach nur. „Sagt mir, wo ich Silberstich finden kann!“
Der Soldat zeigte auf den Ostrand des Lagers, zuckte dann aber mit den Schultern. „Da war sie zuletzt, allerdings stehe ich schon eine Weile hier. Sucht sie lieber selbst.“
Soll ich ihm Respekt einprügeln?, fragte sich der Gardist, bevor er den Gedanken beiseite schob und seinen Nauglir in die angezeigte Richtung lenkte. Seinen Begleitern befahl er, sich bei einem Offizier zu melden und sich einteilen zu lassen. Er brauchte sie hier nicht mehr.
Kurz innerhalb der Stadtmauern fand er schließlich ein Zelt, in dem offenbar Kriegsrat gehalten wurde. Er brauchte mehrere Drohungen und Schmeicheleien, bis ihm endlich der Weg zu Silberstich gewiesen wurde, aber dann war das Zelt unübersehbar. Die Wächter vor dem Eingang nickten nur, offenbar hatten Schwarze Gardisten das Recht, den Rat zu besuchen, wenn sie es wünschten.
Riflis entgingen die zweifelnden Blicke nicht, die seiner abgestumpften Rüstung galten, beschloss aber, darüber hinwegzusehen. Um seine Ausrüstung würde er sich kümmern, sobald er Zeit dafür fand.
Also schlug der den Stoff beiseite und trag ein. Das Zelt war recht geräumig, an den Wänden standen leere Feuerschalen, zweifellos für den Einsatz nach Sonnenuntergang gedacht. Dazwischen hielten Schwarze Gardisten Wache, während Sklaven im hinteren Teil warteten und sowohl Getränke als auch Schriftrollen bereithielten. Wahrscheinlich Karten und Listen über die Armee, vermutete Riflis.
Viel interessanter aber war der zentrale Tisch, auf dem ein halbes Dutzend Karten und Pergamentblätter ausgebreitet waren. Darum standen Hochgeborene, Offiziere und auch zwei Gardisten. Den einen erkannte er als Silberstich, während der andere unter seinem Helm nicht zu erkennen war.
„Was stört Ihr den Kriegsrat? Wer seid Ihr?“, blaffte ihn einer der Hochgeborenen an. Riflis nahm seinen Helm ab, langsam, sodass sich der Adlige in Geduld üben musste. Dann blickte er in die Runde, überging dabei aber den Hochgeborenen.
„Ich bin Riflis, vor zwei Wochen vom Hexenkönig nach Ghrond gesandt, um das Chaosheer zu beobachten und Neuigkeiten über die Flüchtlinge zu sammeln.“ Nun galten ihm alle Blicke und er wandte sich an Silberstich.
„Ich bringe Nachricht aus dem Norden. Wir haben Ghrond gesehen. Es sind kaum mehr als Ruinen. Das Chaos hat die Leichen der Erschlagenen in mehreren Kreisen um die Stadt herum aufgehängt. Doch es gab noch Druchii dort. Eine kleine Gruppe Überlebender hat das Chaos beobachtet, um die Flüchtlinge zu benachrichtigen, sobald Ghrond wieder frei war. Die Zivilisten sind in acht Zügen in verschiedene Richtungen aufgebrochen.
Wir haben dort gewartet, bis das Chaosheer aufbrach und sind dann schnellstmöglich hierher geritten.“
Kurz breitete sich Stille aus, bevor Fragen auf ihn einprasselten, bis Silberstich auf den Tisch schlug.
„Ruhe! Riflis: Wer ist ihr Anführer?“
„Laut den Überlebenden ein Mann namens Drrochaal. Es ist derselbe, der während der Belagerung fast getötet wurde, aber seine perversen Götter haben ihn völlig geheilt.“
„Könnt Ihr sagen, wie viele es sind?“
„Nein. Wir haben uns auf den Weg gemacht, während sie noch aus der Stadt auszogen. Aber es müssen mindestens fünfzehntausend sein.“
„Mit einer solchen Zahl haben wir gerechnet, das ist auch nötig, um Ghrond einfach zu überrennen. Wann werden sie hier sein?“
Riflis dachte nach. Es war schwierig, das Marschtempo des Chaos abzuschätzen und in Relation mit ihrem eigenen zu setzen.
„In zwei oder drei Tagen.“, antwortete er anschließend.
„Das wäre alles. Bleibt noch, vielleicht könnt Ihr noch etwas zum Rat beitragen, das wir bisher nicht beachtet haben.“ Und dann zu allen: „Wir sollten mit dieser Zeit rechnen. Am besten mit zwei Tagen. Also: Was können wir in zwei Tagen alles aufbieten?“
Während die Hochgeborenen und die Generäle der anderen Städte ihre Truppenzahlen zusammentrugen und abschätzten, wie viele möglicherweise noch kommen würden, versuchte Riflis, zu schätzen, wie gut ihre Chancen standen.
Schließlich zog Silberstich Bilanz: „Wir haben etwa fünfunddreißigtausend Krieger, dazu viertausend Pferde und fast ebenso viele Nauglir. Es kämpfen sechs Kriegshydren und zwei Drachen für plus Malekith‘ schwarzem Drachen. Das ist alles, was Naggarond, Clar Karond, Har Ganeth und Karond Kar in der Zeit aufbieten konnten. Wir haben außerdem noch eine Flotte, aber die ist derzeit ziemlich klein, da zu viele Hochgeborene auf Plünderfahrt sind. Außerdem würde sie uns nichts nützen, da unsere Feinde über Land kommen.
Wir schätzen, dass das Chaos über etwa dreißigtausend Soldaten verfügt, vielleicht weniger. Sie werden vermutlich von Dämonen begleitet, die den Vorteil unserer Bestien ausgleichen können. Auch müssen wir davon ausgehen, dass ihre Schamanen unseren Magierinnen mehr oder weniger ebenbürtig sein dürften. Stimmen Eure Beobachtungen damit überein?“, fragte sie an Riflis gewandt. Der nickte. Das sieht doch wirklich gut aus. Wir haben vermutlich mehr Krieger und außerdem noch die Stadt.
„Damit stehen wir unserem nördlichen Feind ganz gut gegenüber.“, fuhr Silberstich fort und etwas in Riflis verkrampfte sich. Unserem nördlichen Feind? Gibt es denn noch einen? Und weshalb schickt Hag Graef keine Truppen?
„Seit die Orks Hag Graef verlassen haben, fehlt jede Spur von ihnen, aber es wurde uns berichtet, dass sie nach Südwesten gezogen sind. Wir erwarten ihren Angriff daher von Süden. Wann, das können wir nicht sagen. Vermutlich verfügen sie nur über wenige Hexer und auch wenige Tiere, sie haben also nur ihre schiere Anzahl als Vorteil. Ihre Stärke können wir nur schätzen. Wir haben uns ja bereits darauf geeinigt, mit fünfzigtausend zu rechnen.“
Riflis schluckte. So viele. Und sie kommen ebenfalls bald. Das wird ein harter Schlag.
„Wir haben abgesehen von unseren Truppen nur noch wenige Vorteile, die wir möglichst gut ausspielen müssen. Wir haben die Stadt. Wenn es zum Schlimmsten kommt, können wir uns zurückziehen und verschanzen. Außerdem können wir dort Speerschleudern und Magierinnen platzieren, sodass sie die Krieger decken können. Und wir haben einen Verbündeten, mit dem sie hoffentlich nicht rechnen, der uns aber weitere zehntausend Soldaten liefert.“
Damit deutete sie auf die schwarzgewandte Gestalt neben dem anderen Gardisten am Tisch. Bisher hatte Riflis diese Person übersehen, doch jetzt weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Die farblose, graue Haut und der fleischlose Körper ließen nur einen Schluss zu: das dort war ein Untoter!
Einige Hochgeborene grinsten angesichts von Riflis entsetzter Miene, also beherrschte er sich schnell wieder.
„Die einzige Ungewissheit ist das Eintreffen und das Verhalten der Orks.“, fuhr Silberstich fort. „Wenn sie nur über uns herfallen, steht uns der Untergang bevor, besonders, wenn sie gleichzeitig mit dem Chaos eintreffen. Sollten sie aber uns und das Chaosheer angreifen, dann haben wir eine reale Chance.
Damit wären wir für heute fertig. Wir haben die Aufstellung bereits besprochen, sorgt dafür, dass diese auch schnell umgesetzt werden kann und Eure Krieger bereit sind.“, schärfte sie den Generälen und Hochgeborenen noch ein, bevor sie die Versammlung auflöste.
Der Gardist neben dem Untoten kam auf Riflis zu und nahm den Helm ab. Es war Korlif. Riflis blickte seinen Bruder verwirrt an.
„Was ist geschehen, seit wir aufgebrochen sind? Und was macht ein Untoter in unserer Armee?“
Sie verließen das Zelt, wobei ihnen der Beschwörer folgte. Sofort scharrten sich drei Gardisten um ihn und geleiteten ihn aus der Stadt.
„Uns erreichte die Nachricht eines Orkangriffs auf Hag Graef. Die Stadt war gefallen. Also sandte man mich mit einigen Kriegern aus, um die Orks zu beobachten. Doch wir kamen gar nicht bis nach Hag Graef. Unterwegs begegnete uns Nerglot und schlug mir einen Pakt vor: Er würde uns seine untoten Soldaten zur Seite stellen, wenn wir ihm helfen würden, an einen der Chaoshexer heranzukommen, den er dann auch noch für uns erledigen würde. Dieser hat ihn offenbar vor tausend Jahren umgebracht. Ich hatte kaum eine Wahl, als anzunehmen und Malekith hat dem Angebot ebenfalls zugestimmt.
Seitdem warten die Untoten im Wald auf die Schlacht. Nerglot nimmt am Kriegsrat teil, damit wir ihn und seine Krieger einplanen können. Mir gefällt das auch nicht, aber wir brauchen seine Stärke, gegen beide Gegner sind wir alleine machtlos, zumal wir wohl noch einen dritten hätten, würden wir ihm unsere Unterstützung versagen.“
Riflis nickte. Ihm gefiel der Gedanke überhaupt nicht, in zwei Tagen an der Seite von Untoten zu kämpfen, aber er dachte: Besser, sie und das Chaos bringen sich gegenseitig um, statt uns zu zerhacken. Manchmal geht das Schicksal wirklich seltsame Wege.
„Und ich bin nun der Sprecher zwischen Nerglot und dem Hexenkönig beziehungsweise Silberstich. Aber nun genug erzählt. Ich habe zu tun und du solltest dir einen Posten zuweisen lassen.“
Damit wandte er sich ab und Riflis besann sich auf seine Pflichten. Es wurde tatsächlich Zeit, sich auf die kommende Schlacht vorzubereiten.
[FONT=&quot] In zwei Tagen würde die Schlacht beginnen und dann würde sich das Schicksal der Dunkelelfen entscheiden. Riflis konnte nicht verhindern, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. [/FONT]
 
Na endlich wieder Kommentare.

@Slaydo: macht nichts, es kann ja nicht jeder immer hier sein. Es ist halt nur so, dass es hier nur drei/vier Leser gibt, die Regelmäßig schreiben, deshalb wird es schnell leer, wenn die mal fehlen.

@Vdc: zu kaufen wird es das wohl nicht geben, ich denke da würde mir GW wegen Urheberrechte und so in die Quere kommen und außerden halte ich die Story nicht für so gut.
Wenn du aber einen Laser-Drucker hast, könntst du dir die PDF ausdrucken, die ich hochladen werde, sobald ich fertig bin.

Allgemein: ich komme irgendwie kaum noch zum Schreiben, aber ich werde mal weitermachen, immerhin liegt der letzte Teil schon wieder mehr als eine Woche zurück. Muss nur noch mal schnell drüberlesen.
 
So, weiter gehts, endlich der versprochene Kampf gegen den Drachen:

Krallen und Flammen

Unterwelt
2567 IC; 8. Zunehmender Mond

Blutklinge drängte sich durch die Masse der Khainler, die hin und her liefen, Anweisungen riefen und den verschiedensten Tätigkeiten nachgingen. Er beachtete sie nicht. Um ihn herum gingen Hunderte ihrer Arbeit nach und bereiteten sich auf den Krieg vor. Er beachtete sie nicht.
Irgendwo voraus erklang ein zorniges Brüllen. Einige Krieger drehten den Kopf, doch niemand ließ sich davon stören. Blutklinge aber beschleunigte seine Schritte, sodass der Saum des Umhangs flatterte. Aber noch verbarg er die nachtschwarze Rüstung. Aber er spürte, wie die Kraft, die ihn durchströmte, mit jedem Herzschlag anwuchs. Der Kampf stand bevor.
Er erreichte einen Tunnel und stürmte hinein, vorbei an unruhigen Khainlern, die in Abzweigungen abbogen oder aus diesen auftauchten. Gelegentlich drückte er jemanden beiseite, aber mehr und mehr lichtete sich das Gedränge, da kaum ein Krieger den Haupttunnel zu benutzen schien, der groß genug war, um ein ganzes Haus aufzunehmen.
Schließlich fand er sechs Bestienbändiger in zerschlissenen Rüstungen und offenkundig verletzt, die auf dem Boden des Tunnels lagen. Ein Stück weiter hielten neun Krieger unruhig Wache. Kaum zehn Meter vor ihnen war der Fels verbrannt und es war offensichtlich, dass sie nicht sicher waren, ob der Verursacher dieses Feuers nicht noch ein Stück weiter kommen würde.
Sie hörten ihn nicht kommen. Er drückte sich einfach zwischen ihnen hindurch und ignorierte sämtliche Rufe, die ihn zurückhalten wollten. Eine Hand packte ihn am Kragen des Umhangs und hielt ihn fest. Blutklinge wirbelte herum und blickte den Mann an, der ihn aufgehalten hatte.
„Wer auch immer Ihr seid, geht nicht weiter! Dieses Monster dort wird Euch zerfleischen.“
Blutklinge lachte zischelnd und packte den Soldaten, bevor er ihn anhob und zwischen seinen Kameraden wieder absetzte, die nur ungläubig zuschauten.
„Ihr habt ein Problem, aber das bin nicht ich. Haltet mich auf und dieses Monster wird Euch früher oder später kriegen. Lasst mich gehen und ich werde Euer Problem für Euch lösen. Khaine duldet es nicht, dass sich eine Bestie seinem erkorenen Volk widersetzt. Vertraut auf seine Macht.“
Damit ließ er in einer fließenden Bewegung den Umhang von den Schultern gleiten und zog seine neuen Schwerter. Sie lagen leicht und kühl in seinen Händen und schwarze Schatten schienen über die tiefblauen Klingen zu huschen, aber das mochte eine Täuschung durch das flackernde Licht der Fackeln sein.
Als die Khainler keinerlei Reaktion auf seine Worte zeigten, sondern ihn nur verdutzt anstarrten, wandte sich Blutklinge einfach ab und stürzte durch den Torbogen in die nächste Höhle. Diese war mindestens dreißig Meter hoch und bestimmt dreihundert lang.
Verkohltes Gestein bedeckte Wände, Boden und Decke und selbst die mächtigen Ketten, die dort verankert waren, wirkten übel mitgenommen. Es sah nicht danach aus, als würden sie noch lange halten. Es waren fünf dicke Stahlfesseln, deren Glieder alleine so aussahen, als seien sie schwerer als der Tempelkrieger mitsamt seiner Rüstung.
Doch für das Wesen, das hier angekettet war, waren sie kaum mehr als lästige Bänder. Auf vier täuschend dünne, in lange Krallen endende Gliedmaßen gestützt und den Kopf hoch erhoben, blickte ihn Szar’zriss aus orangeroten Augen an. Seine Schuppen waren so dunkelrot, dass sie beinahe schwarz wirkten, aber es war eindeutig, dass dies ein roter Drache war, bereit, Feuer zu spucken.
„Na, Bestie der Tiefe?“, flüsterte Blutklinge in Erwartung des bevorstehenden Kampfes. Eine Sekunde blickten sich der Tempelkrieger und der Drache direkt in die Augen und die Zeit schien stillzustehen. Blutklinge hörte seinen eigenen Herzschlag und spürte die Luft ganz langsam durch seinen Hals strömen, als er ausatmete. Er konnte sehen, wie sich jede einzelne Schuppe des Drachen langsam verschob, als sich die mächtige Brust ausdehnte und einen Strom Luft einsog.
Und dann griffen sie beide gleichzeitig an.

Verflucht sollst du sein, Blutklinge. Yetail hastete durch die Menge der Khainler, doch sie wusste, dass sie viel langsamer war als Sisrall. Während sie Leute beiseite schob und die Verwünschungen ignorierte, griff sie nach dem Buch in ihrer Tasche. Sie hatte alle Teile des Drachensteins, nur das Feuer eines Drachen fehlte noch. Und wie es aussah, bekam sie nun endlich Gelegenheit, die Teile zu verbinden. Wenn sie nur mehr Zeit hätte. Wahrscheinlich brachten sich der Drache und Blutklinge gerade gegenseitig um und sie hatte keine Lust, dem Biest alleine gegenüber zu stehen.
Außerdem wusste sie noch gar nicht, was sie für das Ritual brauchen würde.
Sie erreichte den großen Tunnel und bald fand sie die verletzten Bestienbändiger, die inzwischen von einigen Heilkundigen versorgt wurden. Sie hielt inne und blätterte hastig durch das kleine Buch, um die richtige Seite zu finden. Sie hörte ein Zischen und ein Brüllen und die Wachen weiter vorne im Tunnel murmelten etwas. Yetail verkrampfte sich innerlich. Sie musste sich beeilen.
Da war die Stelle, schnell überflog sie die Zeilen, das waren die Zutaten, ah da. Leise fluchte sie. Da stand nur, was sie tun musste, um den Drachenstein in ihrem Blut zu tränken, nicht wie sie ihn im Feuer eines Drachen verband. Also gut, dann muss ich eben von selbst einen Weg finden. Und mit einem Seufzer steckte sie das Buch in die Tasche zurück.
Bei den Wachen fand sie Blutklinges Umhang, er hatte ihn anscheinend abgelegt. Die Wachen blickten aufgeregt in die nächste Höhle. Das war ein gutes Zeichen, befand Yetail. Solange sie noch zuschauten, musste es auch etwas zu sehen geben und das hieß, dass Sisrall noch lebte. Die junge Zauberin legte ihren eigenen Umhang ab, zog ihr Schwert und nahm ihren Zauberstab zur Hand. Als sie einen Blick auf die roten Linien ihrer linken Hand warf, musste sie grinsen.
Lindwurm, Orkschamane, Hydra. All diese Kämpfe hatten die Linien weiter ihren Arm hinaufgetrieben und das Muster verfeinert. Inzwischen war ihr ganzer Unterarm bis zum Ellenbogen mit einem hypnotisierenden Dickicht aus Linien, Schleifen und Kreuzungen bedeckt. Weiter oben waren sie dagegen nur einfache Linien, die sich ein paar Mal um ihren Oberarm wickelten und bis auf ihre Schulter krochen. Das würde sich wahrscheinlich gleich ändern.
Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie in die Höhle stürzte.

Blutklinge duckte sich unter dem nächsten Schlag der scharfen Klauen hinweg und kam wieder auf die Füße, während hinter ihm die Luft zerschnitten wurde. Der Kampf kam ihm geradezu ewig vor, zumal er nicht richtig dazu kam, der Bestie Schaden zuzufügen. Immerhin war er inzwischen so nahe, dass sie kein Feuer mehr einsetzen konnte.
Doch nun spannte sich der mächtige Körper an und die Luft knallte, als die ledrigen Schwingen hinab schlugen und den Drachen in die Höhe hoben. Blutklinge wusste, was als nächstes kommen würde, und rannte los. Gerade noch rechtzeitig, denn schon krachte der Schwanz auf den Boden und schleuderte Gesteinssplitter in alle Richtungen. Etwas traf den Tempelkrieger im Rücken und ließ ihn straucheln.
Gerade noch konnte er das Gleichgewicht halten, doch dann trat er gegen einen Stein, der aus dem Boden ragte, und krachte der Länger nach hin. Schon zischten die messerscharfen Klauen über ihm durch die Luft und Blutklinge rollte sich zur Seite. Der Drache hing kaum zwei Meter über ihm und schlug mit seinem Krallen nach ihm. Blutklinge riss die Schwerter hoch, als der nächste Angriff heran sauste und fügte der Bestie einen Schnitt an der Unterseite der einen Vorderpranke zu.
Beinahe schwarzes Blut tropfte auf den Steinboden und die Bestie zog sich mit zwei Flügelschlägen zurück, wobei sie laut aufschrie. Blutklinge nutzte die kurze Auszeit und rappelte sich wieder auf die Beine. Der Schwanz peitschte unkontrolliert nach ihm und der Tempelkrieger konnte sich nur durch einen knappen Sprung über das dornenbesetzte Tötungsinstrument hinweg retten. Sofort rannte er zurück zur Wand.
Doch schon hatte sich der Drache wieder beruhigt und griff erneut an. Er schien nun rasend vor Wut, anscheinend hatte Sisrall ihn empfindlich getroffen und er war dankbar für die übernatürliche Schärfe seiner neuen Schwerter. Eine normale Waffe hätte die dicke Drachenhaut nur anritzen können.
Es rauschte laut und Blutklinge wusste, was nun bevorstand. Er stürzte los. Nur einen Herzschlag später wurde die ganze Höhle von einen gleißenden Licht erfüllt und hinter ihm platzte das Gestein angesichts der unglaublichen Hitze, die das Drachenfeuer verbreitete. Blutklinge beschloss, aggressiver vorzugehen.
Er lief und duckte sich unter einem erneuten Schlag der vorderen Pranken hinweg. Glücklicherweise waren die Ketten zu kurz, als dass sich der Drache so hoch hätte schwingen können, dass Blutklinge ihn nicht mehr erreichen konnte.
Er unterlief auch die Hinterläufe, die kaum zwei Handbreit vor seinem Gesicht vorbeizischten, und zögerte kurz. Aber der Drache tat genau das, worauf der Tempelkrieger gehofft hatte: er flog vor und brachte seinen Schwanz zum Einsatz. Die dicke Fleischmasse fegte über den Boden und riss dabei mit seinen scharfen Dornen Löcher ins Gestein.
Blutklinge wartete, während er weiterlief und gleichzeitig ein Schwert einsteckte. Die Schatten des Altars der Absoluten Dunkelheit schenkten seinem Geist Kälte und Ruhe, sodass er einfach abwartete, bis der richtige Augenblick gekommen war. Dann wirbelte er zur Seite, schnitt mit einem Schwerter über die dicke Schuppenhaut und packte gleichzeitig zu.
Der Drache brüllte erneut auf und schlug mit dem Schwanz so hart gegen die Wand, dass die Höhle erbebte und kleine Steine von der Decke rieselten. Auch der Dorn, an dem Blutklinge hing, zitterte und der Tempelkrieger hatte Mühe, nicht abzurutschen. Er schlug noch einmal zu, wobei weitere Schuppen brachen und Muskeln zerrissen wurden. Der Drache wurde wild. Und dann merkte Blutklinge, dass er nicht der einzige Grund dafür war.

Yetail erschauderte, als sich das geschuppte Schlangengesicht plötzlich zu ihr umwandte. Sie hatte die ganze Zeit nur still dagestanden und den tödlichen Kampf zwischen Sisrall und dem Drachen beobachtet. Es war tollkühn gewesen, aber der Tempelkrieger hatte es tatsächlich geschafft, sich am Schwanz des Drachen festzuhalten. Und da die Bestie ihn nicht mehr sehen konnte, war nun die junge Zauberin ein gutes Ziel.
Schon schlug ihr ein Flammenstoß entgegen und sie war gezwungen, einen mächtigen Schild zu errichten. Hinter sich hörte sie die Wachen keuchen, bevor das Prasseln des Feuers und der Knall, als es auf ihren Schild traf, ihre Ohren betäubten. Dieses Vieh ist stark! Der Flammenangriff der Hydra war dagegen ein sanftes Kitzeln gewesen und Yetail musste mehr Magie in ihren Schild stecken, als ihr lieb war.
Doch dann hörte der Flammensturm auf und sie taumelte einen Schritt zurück. Sie riss ihren Zauberstab hoch und murmelte mehrere uralte Flüche, die, obwohl kaum hörbar gesprochen, vibrierend von den Höhlenwänden widerhallten und feine Risse ins Gestein trieben. Eine Schattengestalt formte sich vor ihr in der Luft und zischte auf den Drachen zu. Die Bestie brüllte auf und schlug mit den Pranken danach, doch die Krallen zerteilten nur Luft, das magische Wesen sauste unbeeindruckt weiter. Es sandte kleine, schwarze Blickte aus, die den Drachen reizten, ihn jedoch nicht verletzen konnten.
Das sollten sie auch gar nicht, denn Yetail brauchte bloß eine Ablenkung. Und nicht nur sie, fiel ihr plötzlich auf, obwohl sie nicht wusste, woher der Gedanke kam.
Sie besann sich auf einen mächtigen Blutzauber und packte ihr Schwert fester. Das würde schwierig werden. Wieder ritzte sie sich den Arm auf und fing das Blut dieses Mal mit Magie auf, sodass es sich in einer kleinen Kugel sammelte. Immer mehr von ihrem Lebenssaft floss dorthin und Yetail hörte erst auf, als die Kugel so groß wie ihr Daumen lang war.
Dann sandte sie die Kugel zum Maul des Ungetüms, das immer noch nach der Schattengestalt schnappte und schlug. Yetail ließ die Blutkugel um das Maul des Drachens kreisen, bis er danach schnappte. Als sich die mächtigen Kiefer um den Ball schlossen, zerplatzte er und das gefangene Blut ergoss sich in den Rachen des Drachens, der es einfach schluckte.
Sofort begann Yetails Magie zu wirken. Ein Zittern durchlief den Drachen, seine Flügel schlugen unregelmäßig und er sackte zu Boden, wo er mit einem markerschütternden Rumsen aufprallte. Seine Beine knickten ein, als die müden Muskeln das Gewicht nicht mehr halten konnten. Als der Kopf schließlich auf den Boden fiel, atmete Yetail erleichtert aus. Das war einfach unglaublich. Sie hatte das riesige, arkane Wesen eingeschläfert.
Blutklinge war beim Aufprall abgeworfen worden und gegen die Wand gestoßen, wo er nun wieder hochkam. Er nickte ihr zu und ging dann langsam auf den ruhenden Drachen zu, während Yetails Schattengestalt verpuffte.
Verdammt, dacht sie. Ich muss doch die vier Teile herholen, sonst kann ich den Drachenstein nicht erschaffen. Sie schlug sich so heftig gegen den Kopf, dass sie kurz wankte, und rannte dann zurück in den Tunnel, um ihren Mantel zu holen.
Noch immer konnte sie ihren Sieg nicht fassen.

Blutklinge konnte nicht fassen, was er da soeben erlebt hatte. Diese Hexe musste mächtiger sein, als er je für möglich gehalten hatte, wenn sie dieses Wesen so einfach besiegt hatte. Aber tatsächlich, der Drach schlief. Er ging vorsichtig näher, die Schwerter noch immer in der Hand. Der Schwanz blieb ruhig, als er daran vorbeiging. Auch die scharfen Klauen rührten sich nicht.
Dann erreichte er den Kopf und trat vorsichtig näher. Deutlich konnte er den Luftzug spüren, als der Drache einatmete. Als er noch einen Meter entfernt war, knurrte der Drache plötzlich und Blutklinge zögerte. Doch es war zu spät, die Chance noch zu nutzen. Die Augenlieder des Drachen zitterten und öffneten sich dann. Das Maul klaffte auf und eine zornige Stichflamme zischte daraus hervor. Obwohl der Tempelkrieger seitlich des Kopfes stand, konnte er die ungeheure Hitze spüren.
Dann hob sich der Kopf von Boden und die Gliedmaßen stemmten sich hoch. Erst wackelig, aber doch von neuer Kraft erfüllt. Bald stand Szar’zriss wieder auf eigenen Beinen und breitete die Flügel aus. Dachte ich mir doch, dass es nicht so einfach sein würde, dachte Blutklinge, aber sein Respekt vor Yetails Zauberei sank kaum. Dafür spürte er unerklärlicherweise Überraschung und Entsetzen, ohne zu wissen, woher es kam.
Aber es wurde Zeit, zu handeln, denn schon reagierte die Bestie auf seine Nähe und schlug träge mit einer Klaue nach ihm. Er nutzte die Gelegenheit und stieß sein Schwert tief in das Fleisch der Pranke. Die Bestie heulte auf und zuckte zurück. Blutklinge wurde fast das Schwert entrissen, doch die Pranke war nun so gut wie unbrauchbar. Offenbar wusste der Drache das auch, denn er sandte einen Flammenstoß aus und erhob sich abermals vom Boden.
Blutklinge rannte zur Wand, darauf achtend, dass ihn der Drache nicht bemerkte. Der schlug aber nur noch blind mit Klauen und Schwanz um sich. Offensichtlich hatte er ein anderes Ziel gefunden und Sisrall hoffte kurz, Yetail habe sich noch nicht erschöpft.
Als er die Wand erreichte, blickte er kurz durch die Höhle. Szar’zriss hing an seinen Ketten drei Meter über den Boden und brüllte Yetail an, die hinter einem dunkelroten Schild am Eingang zum Tunnel stand. Da er den Blick sofort weiterlenkte, bemerkte er nicht, dass sie inzwischen wieder ihren Umhang trug. Aber es war nun ziemlich sicher, dass der Drache erst einmal anderweitig beschäftigt war.
Also wandte er sich der Wand zu und begann, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Yetail fluchte innerlich. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Sie hatte eine große Menge Blut geopfert, um den Drachen einzuschläfern, aber der war schon wieder wach und wirkte nicht einmal erschöpft. Naja, es war wohl auch überheblich, zu glauben, ein derart mächtiges, arkanes Wesen mit einem Zauber so einfach außer Gefecht zu setzen. Trotzdem schade.
Aber nun hatte sie wieder das Problem, dass der Drache sie angriff. Offenbar hielt er sie für das wichtigere Ziel und ignorierte den Tempelkrieger, der irgendwo unter ihm verschwunden war. Und wahrscheinlich hat er damit sogar recht, immerhin habe ich die Kugel erschaffen.
Die junge Zauberin hoffte, dass Sisrall dabei war, einen Weg zum Sieg zu finden. Denn viel mehr als eine Ablenkung konnte sie momentan nicht bieten. Vor ihr lagen der Stachel des Lindwurms und die Schuppe der Hydra. Mehr hatte sie noch nicht dorthin legen können, denn dann hatte Szar’zrass sie erneut angegriffen. Jetzt holte die mächtige Bestie erneut Feuer und Yetail griff in ihre Tasche und warf die beiden anderen Teile achtlos auf den Boden, sodass sie mit den ersten einen kleinen Haufen bildeten.
Dann konnte sie nur noch davon hechten, als ein gleißender Feuerstoß die Luft durchschnitt und Felsen unter der Hitze bersten ließ. Auch eine der Ketten zerriss plötzlich mit einem lauten Knall, als sich der Drache gegen seine Fesseln stemmte. Noch hielten ihn die vier anderen Ketten, aber Yetail wollte lieber nicht herausfinden, wie lange das noch der Fall sein würde.
Es wird Zeit, dass wir diesen Kampf beenden, entschied sie.
Yetail überlegte kurz, ob sie den Trick mit dem Spiegelzauber verwenden sollte, der die Hydra kampfunfähig gemacht hatte. Aber Szar’zrass hatte ihr bereits bewiesen, dass es gewaltiger Macht bedurfte, um seinen Flammen zu widerstehen. Und die junge Zauberin war sich nicht sicher, ob sie noch so viel Zauberkraft besaß.
Sie hob ihren Stab und besann sich auf ein paar alte Worte der Macht. Schon leuchteten bläuliche Ringe auf und stoben dann davon. Sie breiteten sich nicht in Form einer Welle in alle Richtungen aus, wie Yetail es getan hatte, um dem Orkschamanen zu entkommen. Diese hier behielten ihre Form und Größe und sausten als Ringe auf den Drachen zu. Dieser schlug nach ihnen, doch Yetail steuerte die arkanen Gebilde geschickt an seinen Angriffen vorüber.
Und dann schlangen sich die Ringe um die Gliedmaßen des Drachens. Die beiden Vorderbeine erschlafften und baumelten nur noch nutzlos in der Luft, während der Drache tobte und ihr erneut eine Flammenwolke entgegen sandte. Die Zauberin errichtete einen Schild aus mehreren Schichten, wie Erlais es ihr einst gezeigt hatte, und ließ die Magie zwischen ihnen umher fließen.
Der Schild wurde dunkelblau und absorbierte die Kraft des Flammenangriffs. Zwar platzte der äußere Schild, doch Yetail Kraft geriet nicht einmal ins Wanken, wie das beim ersten Feuerstoß der Fall gewesen war. Doch nun war sie wieder am Zug, während der Drache erst erneut Kraft für den nächsten Flammenstoß sammeln musste. Allerdings warf er sich zornig gegen seine Fesseln und Yetail hörte die Ketten beunruhigend kreischen.
Die junge Zauberin sandte dem Drachen einen schwarzen Speer entgegen, als plötzlich die zweite Kette riss. Plötzlich von der Spannung erlöst, peitschten die Eisenglieder durch die Höhle und erwischten die junge Zauberin, die gegen die Felswand geschleudert wurde. Sie spürte, wie ihr Arm brach und hörte eine weitere Kette reißen. Jetzt ist es vorbei, dachte sie traurig und sank unglaublich erleichtert in die Umarmung der aufsteigenden Dunkelheit.

Blutklinge trieb das nächste Messer in die Felswand und zog sich hoch. Er war schon beinahe auf der Höhe des Drachens angekommen, als die Ketten rissen. Nacheinander wurden alle vier restlichen Fesseln gesprengt und der Drache stieg mit einem Brüllen in die Höhe. Ein Flügel fuhr neben ihm nieder und der Luftstoß riss ihn beinahe von der Wand. Ohne seine verstärkte Kraft wäre er gewiss abgestürzt.
Der Drache stieg bis unter die Höhlendecke und drehte dort. Blutklinge hatte sich zwar an der Wand halten können, aber nun sah ihn der Drache und beschloss, sich für die Verletzung am Schwanz zu rächen. Grauenhaft langsam schwebte die Bestie wieder nach unten und kam unaufhaltsam näher, während Blutklinge verzweifelt überlegte. Seinen ursprünglichen Plan, von der Wand aus auf den Rücken des Drachen zu kommen, war wohl gescheitert.
Er bemerkte die nutzlosen Vorderbeine des Drachens, ein weiter Erfolg, den er Yetail zuschreiben musste. Es gibt noch einen Weg, dachte er. Er könnte mich das Leben kosten, aber ich muss es zumindest versuchen.
Er wartete. Dieses Mal war er nicht so ruhig, da er an einer Wand hing, nur von zwei Klettermessern gehalten, und der Drache jederzeit Feuer speien konnte. Aber offenbar genoss es das Biest, bis auf Augenhöhe mit ihm zu kommen und ihn dann erst zu verbrennen.
Aber soweit wollte es Blutklinge gar nicht kommen lassen. Er wartete, bis der Drache in der richtigen Höhe war, und sprang. Es wurde knapp und der Drache flog kurz höher, zweifellos überrascht von der plötzlichen Aktivität seines Opfers. Die nutzlosen Beine des Drachens glitten aus Blutklinges Reichweite, er streckte sich danach … und bekam eine Kralle der Pranke zu fassen.
Es blieb keine Zeit, sich zu entspannen, schon schwenkte der Kopf des Monsters herum, um ihn zu verbrennen, eigene Klaue hin oder her. Die Schuppenhaut würde das meiste abfangen. Also zog sich Blutklinge hoch und kletterte auf die herabhängende Pranke. Auch die Gliedmaßen waren mit Dornen besetzt und nach diesen griff der Tempelkrieger. Dabei sah er nach unten. Yetail lag schwer blutend an einer Wand und rührte sich nicht mehr. Die Kette neben ihr ließ eindeutige Schlüsse zu.
„Yetail!“, rief er, bevor er wusste, warum. Als sie leicht zuckte, stieg so etwas wie Erleichterung in ihm auf. Aber er bereute es sofort wieder. Denn obwohl all das kaum fünf Sekunden gedauert hatte, war er zu lange ablenkt gewesen. Schon schepperte es, als der mächtige Schwanz des Drachens gegen seine Rüstung krachte.
Zwei Rippen wurden gebrochen und vor Schmerz ließ er mit einer Hand los. Seine Rüstung war über dem Brustkorb verbeult und drückte nun gegen die schmerzenden Knochen. Und schon holte die Fleischmasse neuen Schwung. Blutklinge knirschte mit den Zähnen, ob der Schmerzen, doch er lange nach oben und zog sich weiter hoch. Er schaffte zwei Dorne, bevor er einen Treffer gegen die Beine bekam. Diese sandten heiße Pein durch seine Nerven, doch es schien, als wäre dort nichts gebrochen.
Langsam kletterte er weiter, doch es war deutlich, dass er es nicht schaffen würde. Er blickte erneut nach unten. Yetail stand wieder und blickte verzweifelt zu ihm hoch. Lenk ihn ab, lenk ihn ab, dachte Blutklinge verzweifelt. Während die Zauberin einen Spruch wirkte, schrie er auf, als der Schwanz gegen seine Hüfte prallte und das Becken anknackste. Sein Oberschenken wurde gequetscht und fühlte sich plötzlich taub an.
Weiter! Er wusste nicht, ob das seine eigenen Gedanken waren, die ihn antrieben, aber er gehorchte. Mühsam und unter Schmerzen zog er sich erneut hoch. Wenigstens war seine Kraft noch immer größer als die eines normalen Elfes, sodass er gut vorankam, auch wenn jede Bewegung grelle Schmerzen durch seinen Körper sandte.
Dann vibrierte die Luft, als Yetail Zauber gegen die Drachen einsetzte und sein Brüllen zeugte davon, dass er ein neues Ziel hatte. Blutklinge zögerte nicht, sondern kletterte weiter. Bald hatte er den Rücken der Bestie erreicht und zog sich über die geschuppte Panzerung. Er musste zum Hals.
Dann ging Szar’zriss in einen Sturzflug und Blutklinge spürte, wie er den Halt verlor.

Yetail erschauderte, als der Drache auf sie zustürzte. Sie war noch immer wacklig auf den Beinen und der Blutverlust schwächte sie. Außerdem war ihr linker Arm gebrochen, sodass der Zauberstab zu Boden zeigte, eigentlich ein Zeichen der Kapitulation unter Magiern.
Doch noch wollte Yetail nicht aufgeben. Sie sah, wie Sisrall den Halt verlor und nach vorne fiel. Doch er bekam einen Dorn im Nacken des Drachen zu fassen und hielt sich fest. Yetail zielte mit einem Zauber auf die Augen des Drachen und die Bestie wich entzürnt aus. Der schwarze Blitz zuckte nur handbreit an Sisrall vorbei und Yetail fluchte laut. Sie sollte ihre Zauber lieber steuern.
Doch immerhin stürzte die Bestie nun nicht mehr auf sie zu, sondern war drei Meter über dem Boden zur Ruhe gekommen und blickte sie hasserfüllt an. Dann öffnete sich das Maul und eine Flammenzunge schlug ihr entgegen. Sie schaffte es gerade noch, einen Schild zu errichten, doch der zerplatzte schnell wieder. Zu ihrem Glück dauerte auch der Angriff des Drachens nicht lange.
Doch während sie geblendet gewesen war, was die Bestie näher gekommen. Auf ihrem Kopf kämpfte sich Sisrall mühsam voran. Du musst es schaffen!, dachte Yetail verzweifelt, obwohl sie nicht wusste, was er eigentlich vorhatte. Sie wünschte, sie könnte ihm alles an Kraft geben, was sie noch besaß. Du musst es schaffen!
Sie hatte sich ablenken lassen und musste nun bezahlen. Der Schwanz prallte neben ihr gegen den Fels und einer der Dornen riss ihr die Haut auf, während die Steinsplitter auf sie niederprasselten. Sie spürte, wie das Blut aus zahllosen kleinen Wunden auf Brust und Schultern floss, und wurde durch die Luft geschleudert, bis sie auf etwas Spitzem landete, das sich unangenehm in ihre Brust bohrte. Während noch mehr Blut aus den Wunden auf ihrer Brust strömte, spürte Yetail, wie alle Kraft aus ihr herausfloss und sie der wartenden Dunkelheit überließ. Du musst es schaffen!

Wieder rutschte Blutklinge ein Stück zurück. Seine Kräfte waren am Ende und dabei brauchte er nur noch ein paar Meter. Doch jede Bewegung des Drachens bewegte auch dessen Schuppen und Blutklinge rutschte zurück.
Du musst es schaffen!, hämmerte es in seinen Kopf und langsam spürte er neue Kraft. Du musst es schaffen! Er spürte den Schlag durch den Körper von Szar’zrass rollen, als dessen Schwanz gegen die Felswand peitschte. Noch eine Welle neuer Kraft durchlief den Körper des Druchii und er zog sich energisch weiter.
Seine Rippen schrien und sein Becken war kurz vor dem Bersten, doch er musste es schaffen. Noch einen Meter. Er zog sich über den Nacken des Drachen zu dessen Hals. Da an Gehen hier nicht zu denken war und seine Beine ohnehin schmerzhaft pochten, zog er sich über den Bauch. Dass er dadurch auf den gebrochenen Rippen lag, ließ sich nicht vermeiden.
Noch einen halben Meter.
Durch seine Rüstung spürte er die harten Schuppen, doch sie kratzten nur über das Metall, statt seine Haut aufzureißen, wie sie es sonst getan hätten. Er spürte, wie der Drache sich verdrehte, als er sich Blutklinge zuwenden wollte, der in seinem Nacken saß.
Mit einem letzten, kraftvollen Zug gelang es dem Tempelkrieger, den Hals des Drachens zu erreichen. Er gestand sich ein, dass er beinahe Angst vor dem nächsten Schritt hatte. Er musste loslassen, wenigstens mit einer Hand. Der Drache bebte und bockte, während er versuchte, den Druchii abzuwerfen.
Du musst es schaffen, rief es in seinem Geist. Also ließ er mit der rechten Hand los und griff an das linke Handgelenk. Es war schwierig, die Schnallen des breiten Armreifens zu öffnen, doch es gelang. Dann wäre er fast abgerutscht und hing nun seitlich am Hals des Drachen, nur noch eine Hand am Dorn.
Aber das reichte. Er hielt sich mit aller Kraft fest und führte das breite Armband an den Hals des Drachens. Sofort veränderte sich die Größe der Metallklammer, bis sie sich selbstständig um den Hals schloss und ein letztes Beben durch den Körper des Drachens lief, bevor Blutklinge abrutschte.
Es war vollbracht!
 
Top-Stil, super actionreich, einfach klasse...
SHOKer ist mein großes Vorbild!!!

na holla, danke schön. Das ist ja mal ein Lob, da weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. 😉

Tja, dann werde ich wohl einfach abwarten, was die anderen Leser so sagen. 😀

PS: ich habe die Gelegenheit gleich mal zum Weiterschreiben genutzt, jetzt (bei mir ) geht die Schlacht erst richtig los und unsere beiden lieblingsdruchii sind endlich da^^
 
huhu ich bin zurück aus dem urlaub:lol:

super storys die hier entstanden sind seht actionreich. Aber wie soll sich sisrall inerhalb von 6 stunden von den verletzungen erholen? Und was ist mit dem drachenstein? Ich freu mich schon total auf die endschlacht und auf den kampf splitterdrache gegen sisrall und neglot gegen drochall falls es dazu kommt
 
ok, erst mal: schön, dass du wieder da bist.

Dann lass uns deinen Post mal auseinandernehmen:

Aber wie soll sich sisrall inerhalb von 6 stunden von den verletzungen erholen?
mach dir mal über Sisrall weniger Sorgen, der kommt ganz schnell wieder auf die Beine, Yetail ist schlimmer dran. Aber dazu mehr im nächsten Teil.

Und was ist mit dem drachenstein?
tja, das wird unsere kleine Zauberin noch vor böse innere Konflikte stellen. Ihr werdet die Antwort leider schon im nächsten Teil erfahren, weil es sonst keinen sinn ergeben würde.

Ich freu mich schon total auf die endschlacht
wenn du es wissen willst, ich auch^^

und auf den kampf splitterdrache gegen sisrall
na da will ich mal noch nicht zu viel verraten. Nur so viel, ja sie werden gegeneinander kämpfen (falls es dir noch etwas sagt: als Ersatz für den Kampf gegen eine weitere Hydra) und es wird wohl am zweiten Tag der Schlacht so weit sein.

neglot gegen drochall falls es dazu kommt
kommts nicht. Drrochaal gehört Sisrall. Aber für Nerglot hab ich ja Ephingis.

Du hast Yetail und Slonish vergessen !!!

ok, so weit dazu. Willl jemand wetten, wer wie gegen wen stirbt?😀
 
ok der splitterdrache verliert, yetail gewinnt, neglot verliert

1.zu oberflächlich, 2. ja 3. ja, aber was glaubst du denn, gegen wen er verliert. Ansonsten ist das eine sehr begrenzte Liste. ich kann ja schonmal so viel sagen: Es wird kein einfachen Sterben und Verlieren. Aber das kennt ihr ja schon, Sisrall wäre ja eigentlich schon zweimal gestorben. ^^

gut das du keine weitere hydra verrecken lässt ich häng an den tierchen
nein, so hatte ich das nicht gemeint. Aber ich kann dir leider nicht sagen, was ich eigentlich meinte, ohne zu viel zu verraten. Wenn du willst, kannst du ja noch mal zurückblättern und gucken, was du mal gesagt hast.

und eine tagelange schlacht das verspricht ja spannend zu werden
ja 7 Tage. Ich habe mich heute endlich festgelegt, was wann passiert, wer wann zu Hilfe kommt und wer wann wen umbringt.

Der erste Tag der Schlacht ist schon so gut wie fertig, ich war heute in Schreiblaune. Da das in letzter Zeit s schleppent ging und ich noch so viel Reserve habe, mache ich morgen gleich mit dem nächsten Teil weiter. (Aber erst 17:Uhr, weil ich nicht vorher zu Hause bin. Ich könnt euch ja schonmal drauf einrichten.)
 
Oh verdammt, ich hab ganz vergessen, dass ich ja weitermachen wollte. Nun gut, dann eben eine Stunde später als angekündigt.

Schwäche

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Zunehmender Mond

Nerglot schreckte aus seinen düsteren Gedanken auf. Bis eben hatte er über die kommende Schlacht nachgedacht und sich gefragt, wie er seine Pläne am besten umsetzen könnte. Doch das war nun vergessen. Eine Welle aus reiner Magie war durch den Boden geschossen. Es war nicht die schwächliche Magie, die Menschen und Elfen sonst benutzten und es war auch keine Lehre, die Chaos oder Orks benutzen würden. Nicht einmal er benutzte derartige Zauber.
Nein, diese Entladung gehörte zu keinem Zauber irgendeiner Lehre. Außer, man zählte die Magie der Drachen als eigene Lehre. Denn Nerglot wusste ganz genau, was geschehen war. Er selbst hatte diese Magiewelle schon einmal gespürt und damals hatte er in ihrem Zentrum gestanden:
Irgendwo in der Nähe war ein Drachenstein erschaffen worden.
Nerglot glaubte nicht, dass es noch viele andere Magier in der Nähe gab, die die Entladung gespürt hatten. Die meisten besaßen nicht so feine Sinne wie er. Wahrscheinlich hatte es Malekith gespürt, aber wohl kaum einer der normalen Druchii-Hexen.
Die glühenden Augen des Untoten richteten sich nach Naggarond und durch das dichte Blätterwerk hindurch konnte er problemlos die Tausenden von Auren erkennen, aus denen das Kriegslager bestand. War der Magier dort? Es schien so, als sei der vierte Drachenstein gerade erst erschaffen und wenn dies hier in der Nähe geschehen war, standen die Chancen gut, dass er einem Druchii gehörte.
Und nicht nur das, es bedeutet außerdem, dass der Betreffende vielleicht gar nicht richtig weiß, wie er diese Macht einsetzen muss. Möglicherweise wird die Erfüllung meiner Träume leichter, als bisher geplant.
Es schien außerdem so, als besitze damit jedes der vier Völker, die hier in wenigen Tagen aufeinanderprallen würden, einen Drachenstein. Er war nur nicht sicher, ob der Orkschamane auch damit umgehen konnte. Aber Nerglots Erfahrung sagte ihm, dass es sogar unter Orks Exemplare gab, die mit beachtlicher Intelligenz gesegnet waren. Ich sollte also damit rechnen, dass die Grünhaut weiß, was sie zu tun hat. Immerhin ist es ihr in Hag Graef scheinbar auch gelungen.
Allmählich verebbte die Magie wieder, welche die Welle im Boden zurückgelassen hatte. Es hieß, an der Ausdehnung der Welle könne man feststellen, wie mächtig der Drachenstein und sein Träger sein würden. Aber da Nerglot nicht wusste, wo der Erschaffung stattgefunden hatte, konnte er auch die Ausbreitung nicht feststellen. Aber es schien, als wäre die Kraft des Artefakts nicht zu unterschätzen.
Der Magier hat wahrscheinlich eine Menge Blut verloren, als er den Drachenstein getränkt hat.

Unterwelt
2567 IC; 8. Zunehmender Mond


Reckdis beobachtete, wie der Drache zu Boden stürzte. Um seinen Hals lag nun eine metallene Klammer, die silbern schimmerte. Als die Bestie aufschlug, bebte der Boden und Gesteinssplitter sirrten in alle Richtungen.
Als ihm die Wachen berichtet hatte, dass sich die beiden Fremden auf Szar’zrass gestürzt hatten, war der Piratenfürst sofort hierhergeeilt, um mit anzusehen, was geschah. Lange hatte es so ausgesehen, als wäre der Drache wirklich nicht zu bändigen, immerhin hatte das Monster sogar die Ketten zerrissen. Die Magierin war schwer verletzt und rührte sich nicht mehr, während der Krieger irgendwo in der Nähe des Drachens im Staubnebel verschwunden war.
Es dauerte wohl über zehn Minuten, bis sich einer der Khainler regte. Einen solchen Kampf hatte es noch nie gegeben und niemand bezweifelte, dass diese beiden etwas Besonderes waren, vielleicht die einzige Rettung in der kommenden Schlacht.
Als sich langsam die Überzeugung durchsetzte, dass der Drache keine Gefahr darstellte, bewegten sich die Wachen langsam auf die Magierin zu, die auf dem Boden lag. Seltsam, dass kein Blut zu sehen ist, dachte Reckdis.
Während zwei Khainler neben der Verletzten in die Knie gingen, erklang plötzlich eine Stimme aus der Richtung, in der Szar’zriss lag.
„Lasst sie, ihr …“ Sofort fuhren alle Köpfe herum und etliche Wachen konnten nicht verhindern, dass ihnen der Mund aufklappte. Dort kam langsam der Krieger auf sie zu, offenkundig angeschlagen, aber lange nicht so schwer verletzt, wie es bis eben noch den Anschein gehabt hatte. Er konnte wieder gehen und die Rüstung über seiner Brust zeigte kaum noch Spuren des Schwanztreffers.
„Wie ist das möglich?“, fragte Reckdis schließlich.
Blutklinge sah ihn an und nahm den Helm ab. Langes, schweißnasses Haar fiel ihm ins Gesicht, das Spuren der Erschöpfung zeigte. Pechschwarze Augen fixierten den Piraten, während sich ein höhnisches Lächeln auf den blassen Lippen ausbreitete.
„Khaine weiß seine erwählten Diener zu schützen. Ich bin das Kind des Mordes, Reckdis. Vielleicht wisst Ihr, was das bedeutet. Wenn nicht, dann wisset so viel: Ich bin der Erwählte des Khaine und durch seine Macht ist es mir möglich, unser Volk zum Sieg zu führen.“
Die Luft zitterte plötzlich vor Magie und Reckdis wusste aus irgendeinem Grund, vielleicht, weil er Blutklinges Macht spürte, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte. Auch die Khainler kannten die Legende von den Kindern des Mordes und sie hier nun als Realität zu erleben, überraschte ihn doch. Schweigend beobachtete er, wie Blutklinge neben der Zauberin in die Knie ging.

Du musst überleben. Du musst es schaffen. Du hast genug Kraft.
Sisrall untersuchte still Yetails Wunden. Er selbst wurde von der Kraft der Marilim geheilt, die erst jetzt ihre ganze Wirksamkeit entfaltete. Im Kampf gegen den Drachen hatten ihm nur die übernatürlichen Reflexe geholfen. Weder besondere Stärke noch verstärkte Magie waren von Nutzen gewesen. Aber nun richteten sich seine Knochen und seine Beine verloren ihre Taubheit. Sogar die Dellen und Kratzer in der Rüstung verschwanden wieder.
Leider konnte man das nicht mit Yetails Zustand vergleichen. Die Haut der jungen Zauberin wirkte so weiß wie Pergament und so kalt wie der Stein, auf dem sie lag. Vorsichtig drehte Sisrall sie auf den Rücken und stöhnte unhörbar auf, als er ihre Brustwunde sah. Seltsamerweise konnte er weder an ihrer Haut noch auf dem Boden Blut sehen. Dort lag nur ein komischer Stein, der wie ein Drache geformt war.
Ein schönes Teil, dachte er und steckte es in eine Tasche von Yetails Mantel, der ähnlich mitgenommen wirkte wie seine Besitzerin. Zwei Magier der Khainler knieten sich neben die Verletzte und schüttelten traurig den Kopf.
„Sie ist nicht tot, ihr unfähigen Dummköpfe.“, zischte Sisrall in einem plötzlichen Aufwallen von Zorn. Du musst überleben. Plötzlich verließ ihn die Kraft und er musste aufpassen, dass er nicht einfach zu Boden sackte, als seine Knie nachzugeben drohten. Die beiden Magier luden Yetail auf eine Bahre und trugen sie davon.
Sisrall richtete sich mühsam auf und blickte zu Szar’zriss. Der mächtige Leib des Drachen zitterte und erholte sich langsam von den Verletzungen. Yetails Bannringe hatten längst ihre Kraft verloren und die Vorderbeine des Drachen waren wieder frei. Doch der Geist des Drachen war dazu gezwungen, ihm, Blutklinge, zu gehorchen. Gezwungen durch die Macht Khaines.
Ruh dich aus und gehorche dann den Befehlen der Khainler, sandte Sisrall dem erschöpften Drachen, der nur leise knurrte und dabei Rauchwolken in die Höhle pustete.
Dann verließ der Tempelkrieger die Höhle, ohne die Khainler eines Blickes zu würdigen, und warf sich seinen Umhang wieder um die Schultern. Seinen Helm setzte er nicht wieder auf, sondern nahm ihn unter den Arm. Dann begab er sich auf die Suche nach Yetail.
Es war nicht schwer, sie zu finden. Die Heilmagier — Sisrall hoffte für sie, dass es Gute waren — hatten die Verletzte in eine kleine Nebenhöhle gebracht und dort auf einige Decken gebettet. Sie hatten Verbände um ihre Brust gelegt und die kleineren Wunden gesäubert. Ihr Arm war geschient worden. Sie waren ziemlich schnell, stellte der Druchii anerkennend fest.
Er hockte sich neben sie und lehnte sich an die Wand. Auch er brauchte dringend Ruhe und es blieben ihnen auch noch über fünf Stunden. Die Heilmagier gingen leise ihrer Arbeit nach und Yetails Rüstung wurde zu einem Schmied gebracht. Doch viel konnten die Khainler nicht tun, der Rest blieb dem Körper der Zauberin überlassen. Du musst dich erholen, du kannst nicht so weit gekommen sein, um dann hier zu sterben.
Vielleicht bildete Sisrall es sich nur ein, aber er glaubte, ihre Augenlider leicht zucken gesehen zu haben. Erneut überrollte ihn eine Welle der Müdigkeit und er fühlte, wie ihn die Kraft verließ. Also lehnte er sich gegen die Wand und versuchte, sich auszuruhen.

Fast sechs Stunden später rissen ihn die leisen Vibrationen gepanzerter Stiefel aus seinem Dämmerzustand und Sisrall schlug die Augen auf. Er fühlte sich völlig erneuert, nur noch ein leichtes Pochen im Brustkorb erinnerte an die gebrochenen Rippen. Also stand er auf und blickte der sich nähernden Gestalt entgegen.
Es war Reckdis und er blieb zwei Schwertlängen vor dem Tempelkrieger stehen.
„Die sechs Stunden sind um. Ihr mögt vom Kampf erschöpft sein, aber unsere Krieger sind bereit, in den Krieg zu ziehen. Ich kann sie nicht länger warten lassen.“
„Dann werden wir ziehen.“, erwiderte Sisrall kalt. Ihm war der versteckte Vorwurf in den Worten des Piraten nicht entgangen. Denken diese Wasserratten wirklich, ich sei zu müde, um zu marschieren? Die werden sich wundern.
„Aber Ihr werdet in meiner Nähe bleiben, damit ich wirklich Gewissheit habe, dass wir nicht in eine Falle Eures Hexenkönigs laufen. Und beruft Euch nicht auf Eure Stellung. Ihr mögt der Erwählte des Khaine sein, so unglaubwürdig das klingt, aber das befreit Euch noch lange nicht von Eurem Versprechen.“
Ein leises Grinsen trat auf Sisralls Gesicht, verschwand aber sofort wieder. Dieser Mann würde ein guter Herrscher seines Volkes sein. Er würde sich nicht mit Blutklinge anlegen, nicht nachdem er den Kampf gegen Szar’zriss beobachtet hatte. Aber er würde seine Stellung herauskehren, indem er das Kind des Mordes zwang, seinen Befehlen zumindest bis zu einem gewissen Grat zu gehorchen.
„Ich habe meine Worte nicht vergessen, Reckdis. Bis Ihr sicher wisst, dass Krieg droht, werde ich in Eurer Seite bleiben. Aber dann müsst Ihr mir erlauben, mich wieder frei zu bewegen.“
„Sobald wir sicher wissen, dass den Druchii Krieg droht.“, stimmte der Khainler zu.
„Einverstanden. Dann lasst uns nun nicht länger verweilen. Ich werde Bluthand tragen.“
Als der Tempelkrieger seinen Helm aufsetzte, verschwand Reckdis wieder zwischen den Khainlern und Sisrall wandte sich zu Yetail um, die noch immer auf ihrer Decke lag, die Augen geschlossen und der Atem flach. Aber der Zustand ihrer Wunden schien sich zu bessern und langsam kehrte die Farbe in ihre Haut zurück. Sisrall schlang die Decke um ihren Körper und hob sie hoch. Sie war überraschend leicht, beinahe zu leicht. Vermutlich nur eine Einbildung aufgrund meiner gesteigerten Kräfte und ihres geschwächten Körpers.
„Du musst dich erholen.“, zischte er ihr leise zu. „Wir brauchen deine Magie in der Schlacht. Also komm zurück!“
Während er Reckdis folgte, überrollte ihn eine Schwächewelle und er musste tief durchatmen. Anscheinend hatte er sich doch noch nicht vollständig erholt. Aber das würde er bis zur Schlacht, daran bestand kein Zweifel. Die Frage war nur, in welchem Zustand sich Yetail bis dahin befinden würde.
Sisrall konnte nur das Beste hoffen, während er zwischen den Kämpfern der Khainler das Tunnelsystem der Unterwelt verließ und in den Krieg zog, um sein Volk zu retten.



Das war jetzt das letzte Kapitel des dritten Teils. Jetzt sind nämlich alle zur Schlacht unterwegs, die dann auch endlich beginnen kann.
 
Der Kampf gegen den Drachen gefällt mir besonders da es den beiden nicht einfach gemacht wurde ihn zu bändigen bzw, den drachenstein zu erschaffen.

ich hasse Kämpfe, sie zu einfach sind. Ich lass meine Helden sich ihren Ruhm schon ordentlich verdienen.😀

Bin nun auf die Schlacht gespannt wie es da weiter geht.

naja, ihr habt ja schon einen Vorgeschmack auf meine Kämpfe bekommen, dann stellt euch das einfach sehr viel mehr vor.😉

Ne wird schon witzig denke ich. Sieben Tage voller Kampf, Tod und Emotion^^
 
ah, ich merk schon, du denkst mit. Das ist gut.

Nein, Yetail hat natürlich nicht ihr ganzes Blut verloren, aber doch schon ne Menge.

Und wieso findet neglot es gut das es noch mehr drachensteine gibt😱hmy:
die Antwort auf diese Frage wird noch etwas auf sich warten lassen. So weit habe ich noch nicht einmal geschrieben. Ich sage nur: 7.Tag der Schlacht, da werdet ihr es erfahren.


wenn einer von denen aktiviert wird kann er sich seine armee und sein eigenes leben sonstwohin stecken, da der stein alle magie aufsaugt also die die ihn und seine armee am leben erhält.
seine Armee ja, aber er selbst ist ja ein Magier und ich hatte mehrfach erwähnt, dass sich Zauberer mit einem einfachen Bannspruch vor den Drachensteinen schützen können. Aber trotzdem: gut nachgedacht. 😀