WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

So erstes Kapitel des vierten Teils. Viel Spaß.

Verbindung

Südwestlich von Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond

Die Laute des Kriegslagers drangen beinahe ungedämpft durch den Stoff den Zeltes, das die Khainler Sisrall zur Verfügung gestellt hatten. Da er Yetail noch immer tragen musste, obwohl der Kampf gegen den Drachen schon drei Tage zurücklag, teilte er es sich mit ihr. Sisrall lauschte. Es fiel ihm leicht, die unterschiedlichen Geräusche zu identifizieren.
Da war natürlich der Klang von tausenden Stimmen, die sich leise unterhielten, lachten, murrten, Befehle gaben oder steif Meldung erstatteten. Immer wieder drang auch das Brüllen, Zischen oder Wiehern eines der vielen Tiere durch die Nacht. Vor drei Stunden hatten sie das Lager aufgeschlagen und inzwischen untermalte das Prasseln hunderter Feuer die Geräusche des Heeres. Irgendwo sangen auch ein paar Soldaten, die bereits am frühen Abend betrunken waren.
Narren, dachte der Tempelkrieger verächtlich. Aber jeder von ihnen wird ein zusätzliches Schwert in der kommenden Schlacht sein. Ich hoffe nur, sie betrinken sich am Abend vor dem Kampf nicht zu sehr.
Er zog seine Sinne wieder zurück und lies den Blick durchs Zelt schweifen. Viel war es nicht, was er und Yetail besaßen. Sisralls Schwerter lagen griffbereit neben seinen Decken, den Umhang trug er noch um die Schultern und der Helm lag vor ihm auf dem Boden. Außerdem lagen in der Nähe des Eingangs noch ein paar Teller mit Essen und mehrere Krüge, die er aber nicht angerührt hatte. Sein Körper brauchte nicht so viel Nahrung.
Er blickte zu Yetail, die still und regungslos auf der anderen Seite des Zelts schlief. Sie war in mehrere Decken gehüllt, sodass nur ihr Gesicht zu sehen war. Aber sie sah schon gesünder wenn auch abgemagerter aus. Ihre Wunden waren gut verheilt und selbst der gebrochene Arm hatte sich zur Überraschung der Heilmagier inzwischen erholt.
Du verfügst auch über bemerkenswerte und mysteriöse Fähigkeiten, nicht wahr? Meine Kraft wurde mit von Khaine gegeben, aber wie dein Körper es schafft, sich so schnell zu erholen, ist mir ein Rätsel.
Seltsam war jedoch auch, dass Yetail noch nicht ein einziges Mal aufgewacht war.
Sisrall langte nach den Krügen. Die Khainler waren sich der Bedeutung seines Titels als Kind des Mordes bewusst und behandelten ihn wie einen Fürsten. Doch der Tempelkrieger lehnte das meiste ab. Was sollte er mit kostbarer Kleidung oder wertvollem Schnickschnack? Für ihn zählte nur die kommende Schlacht und da benötigte er seine Fähigkeiten und seine Waffen, sonst nichts.
Aber Yetails eingefallenes Gesicht wirkte so, als würde sie dringen Wasser benötigen. Um am besten auch etwas zu essen, aber dazu musste sie erst einmal aufwachen. Sisrall stellte den ersten Krug zur Seite; er enthielt Wein, sicher nicht die beste Medizin für eine Bewusstlose am Rande des Verdurstens. Der nächste enthielt irgendetwas mit noch wesentlich höherem Alkoholanteil, aber beim dritten Krug nickte Sisrall zufrieden. Er enthielt einfaches, klares Wasser.
Er roch daran und steckte dann den Finger in die Flüssigkeit, bevor er diesen vorsichtig ableckte — ein aus Gewohnheit und Erziehung erstandener Test. Es schien kein Gift im Wasser zu sein. Also setzte er sich dicht neben Yetails Kopf, legte eine Hand in ihren Nacken und hob den Krug an ihre Lippen, sodass das Wasser in ihren Mund floss. Sie hustete und schluckte, wachte jedoch nicht auf.
Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge und vor Überraschung vergaß er, dass sich noch immer Wasser in ihren Mund ergoss, bis sie anfing zu husten und sich verschluckte. Sisrall setzte den Krug ab und nahm das Amulett in die Hand, das aus einer der Taschen von Yetails Mantel hervor gelugt hatte. Tatsächlich, es glich demjenigen, das er selbst um den Hals trug, vollständig. Eine kleine Metallscheibe mit sechs erstarrten Blutstropfen. Ob es wohl Yetails Blut war?
Sisrall dachte an die Kraft, die ihm das Amulett beim Kampf gegen die Statuen geschenkt hatte und fragte sich, ob auch dieser Talisman seiner Trägerin neue Stärke schenken konnte. Möglicherweise konnte sie die Macht nutzen, um schneller gesund zu werden. Es war immerhin einen Versuch wert und Sisrall legte ihr das Amulett um den Hals.
Dann langte er nach seinem eigenen und hielt die beiden Talismane nebeneinander. Tatsächlich, wie ähnlich sie einander doch waren. Zwar unterschied sich die genaue Position der Blutstropfen, aber ansonsten gab es keine deutliche Unterschiede. Aber dann geschah etwas, mit dem der Tempelkrieger nicht gerechnet hatte: Er spürte die ungeheure Magie der beiden Amulette, dich sich plötzlich deutlich zeigte und dann strebten die beiden Metallscheiben mit unwiderstehlicher Kraft aufeinander zu. Bevor Sisrall auch nur darüber nachgedacht hatte, ob er verhindern sollte, dass sie einander berührten, hatten sie genau das bereits getan.
Die beiden Amulette berührten sich an der Vorderseite, während die Blutstropfen in grellem Grün aufloderten und schmolzen. Als sich das Blut vereinigte, spürte Sisrall, wie eine Verbindung entstand und er plötzlich durch einen Strudel aus grellem Grün stürzte.

Du verfügst auch über bemerkenswerte und mysteriöse Fähigkeiten, nicht wahr? Meine Kraft wurde mit von Khaine gegeben, aber wie dein Körper es schafft, sich so schnell zu erholen, ist mir ein Rätsel.
Die Worte — Gedanken? — flüsterten durch Yetails Geist, viel zu schnell, als dass sie Lust gehabt hätte, sich mit ihnen zu befassen. Warum musste alles so schnell sein? Sie wollte sich wieder zurückfallen lassen, in die ruhige Umarmung der Gedankenlosigkeit. Doch die Worte ließen sie nicht mehr los. Irgendetwas machte ihr zu schaffen.
Bin ich gemeint? Langsam klärte sich ihr Verstand und sie gelangte zu ersten, langsamen Schlussfolgerungen. Wenn sie gemeint war, dann waren diese Gedanken nicht ihre eigenen. Oder sprach sie mit sich selbst? Nein, irgendjemand hatte diese Worte zu ihr gesprochen. Aber wann? Sie konnte sich nicht erinnern, wann irgendjemand dies gesagt hatte. Aber dennoch waren die Worte in ihrem Geist.
Sie versuchte, einen Sinn hinter ihnen zu erkennen.
Verfüge ich über bemerkenswerte Fähigkeiten? Das Wort Magierin hallte durch ihren Geist und sie gab sich damit zufrieden. Magische Fähigkeiten waren durchaus als bemerkenswert und auch mysteriös zu bezeichnen. Jemanden wurde Kraft von Khaine gegeben. Was soll das heißen? Irgendwo in den dunklen Ecken ihres Verstandes ahnte sie, dass sie eigentlich ziemlich genau wusste, was diese Worte bedeuteten.
Sisrall, flüsterten ihre Erinnerungen und sie stimmte ihnen zu. Der Tempelkrieger war von Khaine mit unvergleichlicher Macht gesegnet worden, das hatte sie selbst erlebt. Also musste er diese Worte gesprochen haben. Aber wann? Sie wusste, dass er nie so etwas gesagt hatte, aber das war unmöglich.
Oder hat er das nicht ausgesprochen, sondern nur gedacht? Höre ich seine Gedanken? Es gibt eine Verbindung zwischen uns, aber ist sie stark genug, um Gedanken zu vermitteln? Sie konnte es nicht sagen, da sie keine Erfahrung mit mysteriösen Verbindungen und Gedankenübertragung hatte.
Doch inzwischen war ihr Geist nicht länger umnebelt und sie konnte etwas spüren, das ihr zuvor verborgen geblieben war. Da war eine Präsenz, ganz in der Nähe. Sie fühlte ihre Stärke und wusste, dass dies ein Freund war. Jemand, der ihr Vertrauen verdiente. Sie streckte ihre Gedanken nach dieser Präsenz aus und plötzlich verlor sie die Kontrolle. Ihr Geist wurde gepackt, grünes Licht erstrahlte in ihrem Kopf und sie fiel. Wie ein Wirbel aus grünem … ja was eigentlich? Magie? Licht? Nein, Blut!
Irgendein plötzlicher Impuls verriet ihr, dass dieser Strudel, der sie unerbittlich mitriss, aus Blut bestand. Und sie fragte sich unwillkürlich, ob es nicht ihr eigenes Blut war. Sie wollte schreien, doch alles blieb still, sie wollte sich festhalten, doch da war nichts um sie herum. Immer tiefer wurde sie von einer Kraft gerissen, die sich irgendwie wie ihre eigene anfühlte.

Sisrall rechnete fest damit, gleich auf irgendetwas Hartes und Unnachgiebiges aufzuschlagen, so real war das Gefühl des Fallens. Doch das Ende des Falls kam so unmerklich, dass er eine Weile brauchte, um zu bemerken, dass er gar nicht mehr fiel. Der Sturz war abgebremst und er … befand sich irgendwo.
Es war eine Halle aus schwarzem Stein, die nur von einigen einsamen Kerzen und Fackeln erleuchtet wurde. Arkane Energien ließen die Wände schimmern und verrieten die Kraft der vor ihnen errichteten Energieschilde. Weibliche Druchii standen in einer Reihe vor beiden Wänden, die Gesichter einander zugewandt. Keine von ihnen trug mehr als einige dünne Stoffe um Hüfte und Brust.
Jede der Frauen trug einen langen Stab in den Händen und Sisrall konnte die verschiedensten Emotionen ausmachen. Erwartung, leichte Furcht oder auch steinerne Gesichter. Er blickte die Frau an, die direkt vor ihm stand und zuckte zusammen. Es war Yetail, aber sie war bestimmt zwanzig Jahre jünger. Ihre Haltung wirkte weicher und ihre Augen blickten noch nicht mit einer solchen Erfahrung, die ihr der Tod ihrer Mutter vor ihren Augen gegeben hatte. Aber sie hielt ihren Stab absolut ruhig und wartete ohne ein Zeichen von Emotion.
„Beginnt!“, kam eine Stimme von einem Ende der Halle und sofort sammelte sich die Energie, als die Magierinnen auf beiden Seiten der Halle ihr Gegenüber angriffen. Sisrall sprang schnell zur Seite, als Yetail einen feuerroten Strom aussandte. Sein Arm wurde gestreift, doch die Entladung zischte einfach durch ihn hindurch.
Der Kampf entbrannte und es schien, als stünde Yetail kurz vor dem Sieg. Doch dann machte sie einen Fehler und ein gleißend blauer Blitz krachte gegen ihre Stirn. Vor Sisralls Augen wurde alles grell, als habe er selbst die Entladung abbekommen und er fühlte, wie er zu Boden stürzte. Plötzlich befand er sich in einem kleineren Raum.
Dieser war von mehreren Fackeln und zwei Feuerschalen hell erleuchtet. Zwei Frauen standen sich in der Mitte des Raums gegenüber. Die eine erkannte Sisrall sofort als Yetail, dieses Mal älter, aber noch immer jünger und ohne die Weisheit der Reise, die hinter der Zauberin lag, die Sisrall kennen gelernt hatte.
Die andere Frau hatte langes, schwarzes Haar und durchdringende violette Augen. Ein roter Mantel hing über der Lehne eines Stuhls weiter hinten im Raum. Um ihren Hals war deutlich das Amulett zu sehen, das Sisrall so sehr an sein eigenes erinnerte. Er wusste, dass dies Erlais, Yetails Meisterin und Mutter war.
Die beiden Hexen standen barfuß auf Sand. Beide trugen nicht mehr als die Zauberinnen, die Sisrall zuvor beim Kampf beobachtet hatte. Um den Rand des Sandfeldes schimmerte eine arkane Barriere wie jene, die in der Marmorhalle die Wände vor den magischen Entladungen der Novizinnen schützen sollte.
„Bist du bereit für deine Prüfung, Yetail? Zumindest für diesen Teil?“, fragte Erlais und Yetail nickte zur Antwort. Beide Frauen hoben ihren Stab und blickten einander in die Augen.
„Dann fang an!“
Und Yetail fing an. Dieser Kampf war schneller, härter und eleganter als der simple Schlagabtausch, den Sisrall zuvor beobachtet hatte. Erlais beschränkte sich zuerst darauf, Yetails Zauber abzuwehren und griff dann ihrerseits an. Sisrall spürte ihre Stärke, auch wenn ihn die Angriffe nicht hätten verletzen können. Schließlich war er eigentlich gar nicht da.
Der Tempelkrieger ertappte sich dabei, wie er Yetail in Gedanken unterstützte und hoffte, dass sie ihre Meisterin besiegen würde. Schließlich übernahm Yetail wieder die Offensive und griff mit mächtige oder auch mit heimlichen, aber wirkungsvollen Zaubern an.
Schließlich brach Erlais Schild und Sisrall lächelte bewundernd.
„Das reicht! Gut gemacht, Yetail!“
[FONT=&quot] Beide Zauberinnen verneigten sich voreinander, während sie vor Sisralls Augen verblassten. Wieder wechselte er in eine andere von Yetails Erinnerungen.[/FONT]
 
Hm, ich glaube ich kann mir ungefähr denken, was passiert. Wie wäre es mit Gedankenaustausch?
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na, nicht ganz.

Übrigens kommt es mir komisch vor, dass Sisrall (fast) nichts isst, bzw. trinkt, weil ihm wurde doch gesagt dass er seinem Tod immer näher kommt, wenn er mehr von seiner Macht benutzt.

hm, das ist ein gutes Argument. Ich gucke nochmal, ich glaube, das wird überarbeitet.

Ps: Ich freue mich auf jeden Fall auf den nächsten Teil!

der kommt auch bald. Wahrscheinlich morgen, vielleicht schon heute Abend, mal sehen.
 
So, weiter gehts. Ein erster Vorgeschmack auf die Schlacht, für diejenigen, die es nicht mehr erwarten können.

Erster Zusammenstoß

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond

Verflucht, warum wurden wir nicht eher gewarnt, dachte Korlif. Doch er wusste die Antwort. Sie hatten sich zu sehr auf ihre Späher verlassen und die waren den Gegnern einfach nicht gewachsen gewesen, die sich im Schutze der Dunkelheit an sie herangeschlichen hatten. Wahrscheinlich haben diese verfluchten Chaoshexer auch noch kräftig mitgeholfen.
Im Lager der Druchii war die Hölle los. Befehle wurden gebrüllt, Hörner schallten durch die kühle Morgenluft und Waffen klirrten. Überall krochen Soldaten aus ihren Zelten und bewaffneten sich so rasch wie möglich. Korlif rannte zum Stadttor, um ebenfalls nach draußen zu gelangen, wo sein Platz war. Nerglot rannte ihm hinterher. Inzwischen hielt sich der Untote stets in der Stadt auf, damit er schnell mit den Elfen in Kontakt treten konnte, wenn schnelle Handlungen vonnöten waren.
Offenbar war das eine gute Entscheidung, dachte der Gardist schnaufend.
Vor nicht einmal einer Stunde hatte ein Spähern endlich das Chaosheer gesichtet und Meldung erstattet. Allerdings hätten schon zwei Stunden eher Boten ankommen müssen. Malekith war außer sich gewesen, weil die entsprechenden Druchii nicht genügend Acht gegeben hatten. Und deshalb steckten sie nun in der Klemme.
Inzwischen brachen die ersten Strahlen des nächsten Tages über den Horizont und tauchten die dunkle Stadt in ein schwaches Dämmerlicht. Das Stadttor war geöffnet, da viele Offiziere, Soldaten oder Boten von beiden Seiten hindurch strömten. Korlif drängte sich durch die Masse der Druchii, wobei ihm Nerglot eine Hilfe war, da die meisten Krieger vor ihm zurückwichen.
Draußen hatten sich die Soldaten bereits zu mehreren Reihen formiert, die in die Richtung wiesen, von wo der Feind erwartet wurde. Die ersten Reihen warteten schweigend und unruhig, dahinter herrschte großer Aufruhr. Noch immer waren etliche Krieger unbewaffnet oder nicht vollständig gerüstet. Einige versuchten, sich lautstark Aufmerksamkeit zu verschaffen, einige verlangten nach ihren Reittieren, andere wollten einfach nur genau wissen, was denn los sei und wann der Feind zu erwarten sei. Irgendwo wieherte ein Pferd.
Korlif erblickte Silberstich und ging zu ihr. Seine Aufgabe würde darin bestehen, auf Nerglot zu achten und mit diesem abzusprechen, wann und wie er seine Krieger einsetzen sollte. Zumindest dachte er das, aber als er Silberstich erreichte, hatte diese einen anderen Auftrag für ihn.
„Korlif“, begann sie. „Wir warten auf Euch. Wir haben erfahren, dass die Vorhut des Chaosheeres ein ganzen Stück vor den eigentlichen Truppen marschiert. Wir setzen einhundert Nauglir-Reiter ein, die sich diese Feinde vornehmen. Ihr werdet Euch ihnen anschließen. Euer Bruder ist bereits dort.“
Damit deutete sie auf eine große Gruppe von Echsenrittern, die sich gerade formierten. Korlif drängte sich zu ihnen durch. Dort wartete das Tier, mit dem er auch nach Hag Graef geritten war. Es erkannte ihn. Schnell kletterte er in den Sattel und lauschte den Ausführungen des Hochgeborenen, der die kleine Streitmacht führen sollte.
„Passt auf, Männer. Diese Aktion ist kurzfristig angelegt, völlig wahnsinnig und lebensgefährlich. Aber wir haben eine gute Chance, die Gegner zu überraschen und ihnen einen schmerzhaften Stich zu versetzen. Also gebt Euer Bestes und zögert nicht, damit wir schnell wieder hier sind, wo wir dann als Helden gefeiert werden, wenn wir dem Hexenkönig ein paar Köpfe übergeben.“
Damit wandte er sich ab und begann, sich einen Weg durch die wartende Armee zu bahnen, während ihm einhundert Nauglir-Reiter folgten.

Das wird kein Spaziergang, fluchte Riflis innerlich beim Anblick der vielen hundert Chaoskrieger. Wie es schien, waren die meisten einfache Barbaren aus dem Norden, aber ihre Zahl war dennoch bedenklich. Doch ihr Anführer ließ ihnen keine Zeit für Zweifel, was wahrscheinlich gut war. Um den schwarzen Gardisten herum raschelten Schwerter aus Scheiden und Lanzen wurden gehoben. Auch Riflis hielt seine Lanze gerade in den Himmel.
Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und mit gewaltigen Kriegsschreien und dem Brüllen der Kampfechsen stürmten die Reiter den kleinen Hang hinunter und jagte auf die Chaosanbeter zu, die sich überrascht umwandten. Doch es war zu spät. Mit dem Geräusch von splitterndem Holz und reißendem Fleisch trafen die Druchii in zwei langen Reihen auf die Vorhut des Chaosheeres.
Riflis‘ Lanze bohrte sich durch den Hals eines Barbaren und blieb in der Brust eines anderen stecken. Beide kippten aus dem Sattel ihrer Pferde und dem Gardisten wurde die lange Waffe aus der Hand gerissen. Also zog er schnell sein Langschwert, während seine Echse plötzlich einen Satz nach vorne machte und die mächtigen Kiefer um eines der Pferde schloss, das mit hellem Gekreisch und umher spritzendem Blut in der Mitte zerrissen wurde.
Riflis blockte den Schlag eines Reiters zu linken und trat diesem dann gegen das Knie. Der Getroffene verlor nur für einen Augenblick das Gleichgewicht, doch der reichte. Das Schwert ritzte seine Schulter auf, der Barbar heulte auf und konnte sich nicht länger im Sattel halten. Ein anderer Gegner griff Riflis von rechts an. Der Druchii duckte sich unter dem Schlag hinweg und stach nach oben. Er erwischte das Kinn seines Gegners, das unter dem Splittern von Knochen nachgab, bevor die Klinge weiterschrammte und die Kehle des Kriegers aufriss.
Von zwei Seiten näherten sich gleichzeitig weitere Feinde. Riflis riss an den Zügeln der Kampfechse, die sich begeistert auf das Pferd zur linken stürzte und dabei den anderen Reiter samt seinem Pferd mit dem muskulösen Schwanz niedermähte.
Ein Tiermensch tauchte plötzlich neben Riflis auf und schlug mit einer furchtbaren Axt nach ihm. Als er parierte, wurde sein Arm taub und er fluchte leise. Schon holte die Kreatur von Neuem aus, doch im nächsten Augenblick sprang die Kampfechse nach vorne, sodass die Klinge hinter dem Druchii durch die Luft pfiff. Der zögerte nicht, sondern schlug nach dem Handgelenk seines Gegners, der daraufhin die Axt fallen ließ und die Hand vor Schmerz brüllend schüttelte, sodass Blutstropfen durch die Luft sausten. Riflis richtete sich im Sattel auf und hieb nach der Kehle des Tiermenschen.
Dieser riss zu spät die Arme hoch, um sich zu schützen. Die Klinge bohrte sich durch die dicke Haut und die Kreatur fiel nach hinten, wobei sie das Pferd eines Chaosbarbaren umwarf. Doch dem Gardist war keine Ruhe gegönnt. Zwei Chaosanbeter, die in Felle gekleidet waren und Keulen in den Händen hielten, deren Holz vom Blut ihrer Feinde dunkel war, griffen nun von links an.
Sie versuchten, nach seinen Beinen zu schlagen und ihn aus dem Sattel zu holen. Derweil schnappte die Kampfechse übellaunig nach den Pferden zweier Reiter, die sichere Distanz warten und nicht zu wissen schienen, wie sie am besten gegen die Bestie vorgehen sollten.
Riflis hatte alle Mühe, die Schläge der beiden Barbaren zu parieren, die zwar nicht sonderlich einfallsreich dafür aber umso kräftiger ausfielen. Mehrmals prallten die Holzkeulen auf seine gepanzerten Schienbeine, die protestieren pochten. Riflis merkte schnell, dass er aus seiner Position nicht gut an die beiden herankam. Also tat er etwas, von dem er hoffte, es würde seine Gegner überraschen:
Er sprang sie an. Dabei warf er den einen um und rollte sich gleich darauf ab, um wieder auf die Beine zu kommen. Seine schwere Rüstung machte das Ganze etwas schwierig, aber er stand schnell wieder, während sein Gegner Mühe hatte, sich wieder aufzurichten. Riflis duckte sich unter einem Schlag des zweiten hinweg und griff nun seinerseits an. Jetzt war es sein Gegner, der Mühe hatte, die Schläge abzuwehren, aber Riflis ließ nicht locker.
Bald fand er eine Lücke in der Parade seines Gegners und stach ihm in die Brust. Zuerst war es nur ein oberflächlicher Riss, aber der Mann ließ sich einen Augenblick zu lange ablenken und musste dafür einen Stoß direkt ins Herz einstecken.
Schnell wandte sich Riflis seinem anderen Gegner zu, den er anscheinend härter getroffen hatte, als gedacht. Er biss die Zähne zusammen und hielt die Hand auf die Brust gepresst. So konnte er mit der Keule kaum richtig zuschlagen, sodass Riflis ihn schnell mit einem Schlag an den Schädel ausschalten konnte.
Der Gardist sah sich um. Seine Kampfechse war über die beiden Reiter hergefallen, blutete zwar aus mehreren kleinen Wunden, ließ sich davon aber nicht stören, während sie die Pferde zerfleischte. In seiner Nähe kämpfen zwei anderen Druchii gegen mehrere Tiermenschen. Der Gardist blickte kurz zu seinem Nauglir, bevor er sich von hinten auf die Bestien stürzte.
Dem ersten Gegner ritzte er die Kniekehlen auf und zerschlug ihm dann beim Fallen die Nackenwirbel. Ein anderer Tiermensch sah sich zu ihm um und Riflis zog ihm seine Klinge über den muskulösen Bauch. Die Kreatur grunzte und schlug wild mit einer Steinaxt nach ihm. Doch der Druchii war zu schnell. Er duckte sich unter dem Hieb hinweg und stach nach den Knien seines Gegners, der daraufhin zurückwich und strauchelte. Schon war Riflis bei ihm und stach ihm von unten in den Schädel. Der Tiermensch brach wie vom Blitz getroffen zusammen und der Druchii schubste ihn in einen seiner Kameraden.
Der getroffene Tiermensch wankte und blickte überrascht auf die Leiche. Doch Riflis wollte ihn sein Zögern teuer bezahlen lassen. Er setzte über den Leichnam hinweg und schlug nach den Handgelenken seines Gegners. Der blockte ab, doch die schwere Keule war langsam und unpräzise gegenüber dem Schwert des Schwarzen Gardisten. Der nutzte eine gute Gelegenheit und ritzte dem Tiermenschen den Unterarm auf.
Die mutierte Kreatur konnte die Keule nun nur noch mit deutlich weniger Kraft benutzen und schaffte es nicht mehr, Riflis‘ nächsten Hieb abzuwehren, der in seine Brust eindrang. Der Gardist riss sein Schwert aus dem erschlaffenden Körper und sah sich um. In der Umgebung lagen nur noch zerfetzte Leichen. Die meisten stammten von Chaosbarbaren, aber es waren auch die Fleischberge von zwei gefallenen Kampfechsen zu sehen. Und durch das Blut und die Leichen der Chaosanbeter stach auch immer wieder die Rüstung eines erschlagenen Druchii.
Riflis wandte sich ab, um zu seiner Kampfechse zurück zu kehren.

Korlif biss die Zähne zusammen, als der schwere Hieb seinen Arm vibrieren ließ. Diese Tiermenschen waren verdammt kräftig. Der linke Arm des Gardisten war hart getroffen worden und unbrauchbar. Ob der Knochen gebrochen oder nur verstaucht war, konnte der Druchii nicht sagen. Ihre Feinde ließen ihnen keine Zeit.
Korlif schlug nach seinem Gegner und trieb ihn kurz zurück. Aber dann schlug der Tiermensch nach den Beinen des Elfen und nutzte dabei seine viel größere Reichweite. Der Treffer tat höllisch weh, obwohl die Rüstung einstweilen noch hielt, doch nun hatte Korlif seinen Gegner nahe genug, um ihm einen Stich ins Handgelenk zu verpassen.
Seine Klinge durchdrang Haut und Muskeln und schrammte an den Knochen entlang, bevor sie auf der anderen Seite wieder austrat. Die Hand des Tiermenschen wurde glatt abgetrennt und er brüllte vor Schmerz, bevor Korlif sich im Sattel streckte und ihm über die Kehle fuhr, die nun nicht mehr ausreichend geschützt wurde.
Von der Seite kamen drei Barbarenkrieger, doch Korlif zerrte nur an den Zügeln seiner Kampfechse, sodass der Schwanz der Bestie herumfuhr und zwei der Angreifer zerschmetterte. Der dritte wurde nur am Arm verletzt, wich aber zurück, bevor ihn ein anderer Echsenritter von hinten erschlug.
Inzwischen hatte sich die Front weiter nach vorn verlagert und der Schwarze Gardist bemühte sich, dorthin zu gelangen. Er ließ seine Kampfechse ordentlich an Geschwindigkeit gewinnen, bevor sie in die Reihen der Feinde donnerten. Zwei Tiermenschen wurden einfach umgerannt und verschwanden grunzend unter den krallenbewehrten Pranken der Echse.
Doch der Schwung der Echse war noch nicht gebremst und so schleuderte sie einen Barbarenkrieger aus dem Weg und prallte gegen das Pferd eines anderen, das wiehernd auf die Seite fiel und seinen Reiter halb unter sich begrub. Der Nauglir stürzte sich begeistert auf die Beute und Korlif lieferte sich einen raschen Schlagabtausch mit einem Barbaren, der sein Pferd neben die Echse gelenkt hatte. Der Gardist blockte einen Hieb ab und rammte dem Reittier seinen gepanzerten Stiefel in die Seite.
Das Pferd bäumte sich wiehernd auf und warf seinen Reiter beinahe ab, der nicht mehr auf das Schwert des Druchii achten konnte, bevor dieses seinen Schädel spaltete. Das reiterlose Pferd verschwand in der Menge der Kämpfenden und Korlif trieb seine Kampfechse weiter an. Sie durften nicht zu lange verweilen.
Zwei Chaosbarbaren sprangen aus dem Weg des Ungetüms, aber der eine endete dennoch zwischen den Kiefern der Bestie, während Korlif den anderen im Vorbeireiten enthauptete. Der Nauglir rannte in einen Tiermenschen, der umgeworfen wurde, bevor ihn die Krallen der Echse zerfleischten. Dahinter war nichts. Korlif hatte sich so an das Kampfgetümmel und den Anblick von Feinden gewöhnt, dass er einen Moment die freie Fläche anstarrte, die hinter dem Tiermenschen aufgetaucht war.
Sie hatten es tatsächlich geschafft, sich durch die Menge der Feinde zu kämpfen. Als immer mehr Echsenritter durch die hintersten Reihen brachen, entstand Jubel unter den Druchii. Einige bemerkten Fliehende und setzte ihnen mit gezogenen Armbrüsten nach, aber die meisten wendeten ihre Echsen und fielen über die letzten Chaosanbeter her.
Die letzten Kämpfe waren schnell entschieden, da den Feinden anzusehen war, dass ihnen ihre Niederlage bewusst war. Außerdem stürmten die Echsenreiter von zwei Seiten auf sie ein, was ihnen endgültig den Rest gab. Es war beschlossen worden, dass keine Gefangenen gemacht werden sollten. In der derzeitigen Situation bedeutete jeder Sklave einen weiteren Esser und eine potentielle Gefahrenquelle. Beides konnten sich die Druchii nicht leisten.
Also wurden die Überlebenden systematisch abgeschlachtet und jeder Verletzte rasch abgestochen.
Dann wurde Bilanz gezogen und Korlif musste zugeben, dass sie verdammt viel Glück gehabt hatten. Von den einhundert Reitern lebten noch etwa siebzig und sie hatten insgesamt wohl knapp zwanzig Nauglir verloren. Im Vergleich zu den Erschlagenen, deren Blut ins Gras sickerte ein grandioses Ergebnis.
Sie hatten dem Feind einen harten Schlag versetzt.
 
nur finde ich, dass du zumindest im letzten Teil etwas oft schreibst, dass die Kampfechse jemanden niederrennt.

hm, danke für den Hinweis. Natürlich ist das eine der Hauptwaffen der Nauglir im Kampf, die Feinde einfach niederzurennen. Aber ich werde trotzdem mal sehen, ob ich das noch etwas eleganter hinbekomme.

Und ich gehöre zu denjenigen, die sich auf die Schlacht freuen!
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nachdem du in den Wettbewerben immer für meine Kampfgeschichten gestimmt hast, überrascht mich das nicht. 😀

Beeil dich mit dem nächsten Teil!!
erwarte nicht zu viel. Bis zur eigentlichen Schlacht dauert es immer noch etwas. Vorher gibts noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Aber keine Sorge, das Gemetzel rückt unaufhaltsam näher.
 
Och ne, ein Flufffanatiker, son Mist😀

Zum ersten Vorwurf: Ich schreibe eben gerne mit Nauglir, macht eben einfach mehr her als son doofes Pferd.
Zum Zweiten: tja, das mit dem Sekret stimmt leider, das müsste er anwenden. Aber es betäubt nicht so stark, dass er den Arm nicht mehr spürt. Er sollte sich damit einschmieren und es nicht trinken. Das Zeugs betäubt nur die Haut, nicht die inneren Nerven.

Nächster Teil kommt bald. Aber nicht mehr heute, tut mir leid.
 
wär ich ein flufffnatiker hätte ich sahras Geschichte schon längst aus meinen lieblingsgeschichten verbannt:lol:

Ich wollte einfach mal was produktiveres sagen als dich mit loben zu überschütten😉

Und um die diskussion vortzüführen steht im ab: "diese behandlung hatt aber auch ihre Nachteile..., sodass der reiter seinen Geschmacks und Berührungsinn verliert.
 
sodass der reiter seinen Geschmacks und Berührungsinn verliert.

Berührungssinn heißt nicht, dass er keine Schmerzen bei Prellungen mehr verspürt und ich glaube, darum handelt es sich hier, oder? Wenn es sich um einen kleinen Schnitt handeln würde, ok, aber hier wird nicht nur die Haut sondern auch die Muskeln darunter getroffen.

Ich wollte einfach mal was produktiveres sagen als dich mit loben zu überschütten
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Verzeihung, ich war wohl zusehr daran gewöhnt, kannst ruhig öfters was kritisches sagen, damit ich mir nicht zuviel auf meine Geschichte einbilde.

So, geht gleich weiter.
 
So, Fortsetzung. Ehrlich gesagt, bin ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden, aber lest selbst.

Erkenntnis

Südwestlich von Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond

Immer schneller wechselten die Bilder vor Yetails Augen, immer schneller glitt sie durch Sisralls Erinnerungen. Die Einblicke in seine Vergangenheit schienen keinerlei Ordnung zu folgen. Sie hatte seine Ausbildung gesehen, die Schlacht um Ghrond, Drrochaal, Viverla’atar, den Kampf gegen Szar’zrass und viele andere Dinge, die sie nicht richtig erkennen konnte.
Kurz blitzte das Bild eines Raumes auf, in dem dutzende Druchii in lockeren Kleidern knieten und den Kopf in Richtung einer Statue des Slaanesh senkten. Der Chaoskult im Herzen des Khainetempels, fuhr es ihr durch den Sinn. Aber das Bild war schon wieder verschwunden.
Sie erlebte, wie Sisrall seinen Meister Eswirl tötete. Als er ihm das Amulett vom Hals riss, stockte Yetails kurz der Atem. Es ähnelte dem ihren so vollkommen, dass sie zuerst glaubte, es wäre ihres. Ihre Hand wanderte zur Brust und umklammerte die kleine Metallscheibe. Erst als Yetail den Blick senkte, bemerkte sie das grüne Leuchten der Blutstropfen.
Als sie wieder aufblickte, sah sie sich plötzlich Sisrall gegenüber. Zuerst dachte sie, es wäre ein weiteres Bild aus seinen Erinnerungen, doch dann sah sie hinter ihm noch immer das alte Bild des Augenblickes, in dem der Tempelkrieger seinen Meister tötete.
„Ihr beobachtet also meine Erinnerungen, so wie ich bis eben Eure beobachtet habe!?“
Yetail beschloss, das Offensichtliche nicht zu bestätigen.
„Wie sind wir hierher gekommen?“
„Vielleicht solltet Ihr das unsere Meister fragen, die diese Amulette geschaffen haben.“, begann Sisrall, bevor er ihr erzählte, was im Zelt geschehen war. Yetail war sich nicht sicher, ob sie das glauben sollte. Diese Geschichte klang so unglaubwürdig wie … ja wie eigentlich alles, was sie in den letzten zwei, drei Wochen erlebt hatte. Warum diese kleine Merkwürdigkeit nicht einfach als gegeben hinnehmen?
Sie seufzte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bild hinter Sisrall zu. Sofort verschwamm die Szene und wurde durch eine neue ersetzt. Überrascht erkannte Yetail es als eine ihrer Erinnerungen. Dann wurde ihr klar, welche Erinnerung es war und sie hätte am liebsten die Augen und Ohren verschlossen. Hier geschah alles innerhalb weniger Augenblicke, aber dennoch kam es Yetail wie eine Ewigkeit vor.
Sie hörte die klare Stimme ihrer Meisterin, als diese ihr gestand, ihre Mutter zu sein, und sah, wie der Bolzen in ihren Rücken schlug, bevor ihr erschlaffender Leib aufs Deck fiel. Als Yetails Erinnerungsbild flammende Bögen gegen die Piratenschiffe heraufbeschwor, verblasste das Bild und wurde erneut durch ein anderes ersetzt.
Yetail fand sich in einem schwach erleuchteten Raum wieder. Zwei schwarz gewandte Gestalten wirbelten vor ihren Augen umher, Metall schlug klirrend aufeinander. Die beiden Kämpfer umkreisten einander und bewegten sich so schnell, dass Yetail ihren Bewegungen nicht mehr folgen konnte. Dann erkannte sie einen der beiden Männer als die jüngere Version von Sisrall.
Sie sah zur Seite. Dort stand der Tempelkrieger, den sie kannte und beobachtete ausdruckslos die Bemühungen seines jüngeren Ich, den anderen Mann zu besiegen.
„Ist das ein Teil Eurer Ausbildung?“, wandte sie sich an ihn.
Sisrall nickte. „Ja, in diesem Raum hat mein Meister Eswirl mit mir trainiert. Dies dort ist eine Übung zum Umgang mit Dornklingen. Möglicherweise sogar der Abend, an dem ich es schaffte, ihn zu besiegen.“
Damit schwieg er und Yetail konzentrierte sich auf den wilden Kampf. Trotz der unglaublichen Schnelligkeit der beiden Kontrahenten war eine gewisse Eleganz nicht zu leugnen. Und sie waren geschickt. Nur selten unterlief eine Attacke die Deckung des Gegners und selbst dann war meistens nur das Reißen von Stoff zu hören.
Doch ganz plötzlich erstarrten beide. Sisrall hatte es geschafft, seine Faust gegen den Hals seines Gegenüber zu drücken. Hätte er eine Dornklinge gehabt, so wie Yetail sie beim älteren Tempelkrieger gesehen hatte, wäre Eswirl nun tot.
„Dachte ich es mir doch.“, begann der echte Sisrall nun wieder. Yetail wandte sich ihm zu, während die beiden Schwarzgewandten leise Worte wechselten. „Dies ist tatsächlich der Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal besiegt habe. Gleich wird er eingestehen, mir nur noch wenig beibringen zu können und mir stattdessen anbieten, mich in die Künste der Magie einzuweihen.“
Yetail riss die Augen auf. „Er beherrschte Magie? Aber das ist verboten. Woher hat er dieses Wissen?“
Sisrall zuckte mit den Schultern. „Ich war klug genug, nicht danach zu fragen. Natürlich war es verboten, deshalb hat er mich ja auch heimlich ausgebildet und vorher das Amulett erschaffen. Ich habe zwar erst vor wenigen Tagen erfahren, dass es ihm ermöglichte, mich zu beobachten, wie Eure Mutter Euch beobachtet hat. Aber er hatte mich im Griff und wusste, dass ich nichts verraten würde. Außerdem: Wem würde man wohl eher glauben: Einem unausgebildeten Novizen oder dem Meister des Tempels?“
„Aber warum hat er das für Euch getan? Die spezielle Ausbildung, das Amulett, die Rüstung und sogar die Unterweisung in Magie? Warum wart Ihr ihm so viel wert?“
„Glaubt Ihr wirklich, ich hätte mir diese Frage nicht auch schon gestellt? Ich konnte ihn nicht fragen, da ich ihn zwei Tage, nachdem ich die Rüstung erhielt, töten musste. Aber die Frage könnte ich Euch ebenfalls stellen. Warum hat Eure Meisterin Euch so bevorzugt?“
Yetail dachte an die Schiffsreise in die Unterwelt zurück.
„Das habe ich sie gefragt. Sie sagte, ich hätte von Khaine eine bedeutende Aufgabe bekommen und es sei ihre Aufgabe gewesen, mich entsprechend vorzubereiten.“
„Und weshalb sollte Eswirl nicht ebenfalls den Auftrag bekommen habe, mich vorzubereiten? Ich bin das Kind des Mordes, Yetail. Dass auch ich eine bedeutende Aufgabe in diesem Konflikt habe, ich kaum zu leugnen.“
„Aber Euer Meister hatte nicht die Gabe der Voraussicht. Außerdem findet Ihr nicht, dass es ziemlich großer Zufall ist, dass Khaine ausgerechnet diesen beiden diese Aufgaben gegeben hat, obwohl nicht einmal klar war, dass Eswirl Euer Lehrer sein würde? Es sei denn … Ist das möglich?“
„Was?“, fragte Sisrall ruhig. Yetail kaute auf ihrer Lippe. Konnte das sein? Oder war es eine Art Wunschdenken? Sah sie Dinge, die gar nicht existierten? Verbindungen, wo keine waren? Konnte sie Gewissheit erlangen?
„Wie lange lebtet Ihr im Tempel, bevor Ghrond angegriffen wurde?“, fragte sie geistesabwesend, während sie noch immer darüber nachdachte, was ihre Schlussfolgerung bedeuten mochte.
„Solange ich mich erinnern kann, wieso?“
„Und Ihr erinnert Euch nicht mehr an Eure Eltern und Ihr habt auch nichts darüber erfahren?“, erkundigte sich Yetail weiter, ohne auf seine Frage einzugehen.
„Nein, niemals. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Der Tempel war mein Zuhause. Dadurch hatte ich Vorteile gegenüber den anderen Novizen, was wohl der Grund für ihre Abneigung mir gegenüber war. Aber weshalb fragt Ihr?“
Yetail schluckte. Dann bestand wohl kaum noch ein Zweifel.
„Weil es möglich ist … Ich bin mir nicht sicher. Wo soll ich anfangen? … Erinnert Ihr Euch daran, was Erlais zu mir sagte? Wie ich entstanden bin? Sie sagte, ihr Geliebter hätte das andere Kind mitgenommen, damit sie beide den Aufgaben nachgehen konnten, die Khaine ihnen gegeben hatte.“
„Ich erinnere mich. Worauf wollt Ihr hinaus?“
„Darauf, dass Eswirl vermutlich unser beider Vater ist.“

Stille. Leere. Stille und Leere. Sisrall fühlte sich innerlich völlig taub, während um ihn herum Stille herrschte. Die Erinnerungsbilder waren verblasst und Yetail sah ihn schweigend an, wartete darauf, dass er verdaute, was sie gerade enthüllt hatte. Im ersten Moment wollte Sisrall sie auslachen. Aber als er gerade den Mund geöffnet hatte, kam ihm der Gedanke, dass diese Aussage doch irgendwie gar nicht so unmöglich war.
Was weiß ich schon von Eswirl? Soweit ich weiß, könnte er tatsächlich Erlais begegnet sein. Das wäre zwar ein höchst seltsames Paar, ein Tempelkrieger und eine Klosterhexe. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Er erschauderte, als eine Erinnerung an Viverla’atar in ihm aufstieg und wieder begraben wurde.
„Das heißt“, begann er, um irgendetwas zu sagen. „Ihr seid meine Schwester.“
Das war zwar ziemlich geistlos, aber diese Enthüllung musste auch erst einmal verarbeitet werden. Sisrall erinnerte sich plötzlich an die beiden Gestalten, die im Schattenreich neben Khaines Thron gestanden hatten. Die eine war eine Magierin gewesen und wenn er sich nun ihr Gesicht in Erinnerung rief und das, das er in Yetails Erinnerungen gesehen hatte, dann wurde ihm klar, wer die beiden gewesen sein musste.
Wir haben geschworen, in den Hallen des Khaine wieder vereint zu werden. Das hatte Erlais gesagt, als sie Yetail von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Dann muss die verhüllte Gestalt Eswirl gewesen sein. Und es erklärt auch, weshalb ich im Flammenbrunnen seine Stimme zusammen mit einer weiblichen gehört habe. Es sieht ganz so aus, als wären unsere Eltern im Tode tatsächlich vereint, nachdem sie Khaines Auftrag erfüllt haben.
„Ich hoffe, Ihr seid nicht enttäuscht.“, meinte Yetail und holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Sisrall schüttelte den Kopf. „Weshalb sollte ich enttäuscht sein?“
„Weil Ihr Euren Vater ermordet habt.“
„Ob er nun unser Vater war oder nicht, er wollte fliehen. Er hat sein Schicksal selbst herausgefordert. Seid Ihr denn enttäuscht, dass Euer Bruder Euren Vater getötet hat?“
Yetail zuckte mit den Schultern. „Ich kannte ihn nicht. Und wenn Ihr glaubtet, richtig zu handeln, vertraue ich der Entscheidung des Erwählten des Khaine. Aber ich denke, es wäre an der Zeit, in die Wirklichkeit zurückzukehren, nicht wahr? Vor uns liegt die Aufgabe, unser Volk zu retten.“
„Um den Mühen, die unsere Eltern in unsere Ausbildung investiert haben, einen Sinn zu geben? Dann lasst uns beginnen.“
Sisrall holte sein Amulett hervor, das noch immer grün strahlte, und Yetail tat es ihm nach. Vorsichtig hielten sie die Metallscheiben aneinander. Es passierte nichts. Yetail sah Sisrall an.
„Weißt du, was … “ Weiter kam sie nicht, denn plötzlich gab es einen Lichtblitz und der Rest ihres Satzes ging in einem ohrenbetäubenden Knall unter, als die Luft zwischen den Amuletten explodierte und die beiden Druchii in entgegengesetzte Richtungen davon geschleudert wurden.
Um Sisrall herum drehte sich alles und kurz flackerte die Erinnerung an seinen Flug nach dem Duell gegen Drrochaal auf. Dann stoppte die Bewegung und das Licht verblasste. Als er die Augen aufschlug, hockte er wieder in Zelt im Lager der Khainler und kniete vor Yetail, die ihn verwundert ansah. Sisrall ließ die beiden Amulette los, die er bis eben in Händen gehalten hatte.
„Wo sind wir hier?“, fragte Yetail, während sie sich aufsetze. Sisrall bewegte sich zurück auf seine eigene Decke.
„Im Kriegslager der Khainler. Sie waren so freundlich, uns ein eigenes Zelt zur Verfügung zu stellen.“
„Und wie komme ich hierher?“
„Ich habe dich getragen, Schwester.“
Yetail verdrehte die Augen und sank zurück auf ihre Schlafstätte.
„Hätte ich mir denken können.“
 
moin moin

"...diesem Konflikt habe, ich kaum zu leugnen.“
ich nehme an "ich" heist "ist"

das ende war schon etwas seltsam ich hab erst nicht verstanden was sie mit "wo sind wir hier?" meint aber das lag daran das ich den letzten Teil nicht mehr genau in Erinnerung hatte

sonst konnte man sich das fast alles schon denken aber eine schöne zusammenfassung

aber woher wissen sie, wie sie wieder in die realität zurückkehren??

mfg
 
aber woher wissen sie, wie sie wieder in die realität zurückkehren??

das meinte ich ja, als ich sagte, mir gefällt der Schluss nicht. Aber ich hatte keine Lust, sie ewig lange rumrätseln zu lassen. Wenn jemand ne gute Idee hat ....

"...diesem Konflikt habe, ich kaum zu leugnen.“
ich nehme an "ich" heist "ist

danke für den Hinweis. Hab ich wohl überlesen.
 
Juhu, ich fühle mich gleich richtig bestätigt. Danke😀

Naja, ich habe mir einfach gedacht, dass Sisrall das umkehrt, was er getan hat, bevor er in diese "Gedankenwelt" gekommen ist. Ich glaube, ich bau vielleicht noch zwei, drei Sätze als Erläuterung ein. Wird schon werden.

Hat jemand was gegen tote Slaanesh-Hexen?