So, weiter gehts. Ein etwas längerer Teil.
Hexen
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (1.Tag)
„Woher kam das?“, fragte Sisrall, während er seine Schwerter umband und seine Messer überprüfte. Yetail hatte inzwischen eine Lichtkugel erschaffen und legte rasch ihre Rüstung an. Während sie sich ihren dunkelblauen Mantel um die Schultern warf, antwortete sie.
„Aus der Richtung des Hexenklosters, glaube ich.“
„Ich vermute, dass es mehr ist als ein misslungenes Experiment. Dort wird gekämpft. Pass auf, Yetail: Ich möchte, dass du so schnell wie möglich dorthin läufst. Versucht, aufzuhalten, was auch immer uns dort angreift. Ich komme, so schnell wie möglich. Verstanden?“
„Ja, aber … wo willst du hin?“
Doch Sisrall war schon durch die Tür und die Treppe hinunter, kaum mehr als ein schwarzer Schemen. Yetail beschloss, dass es keinen Sinn haben würde, ihm zu folgen. Wenn er ihr nicht sagen wollte, was sein Ziel war, würde er auch nicht zulassen, dass sie ihn im Labyrinth des Tempels fand. Also griff sie nach ihrem Zauberstab, überprüfte, ob der Drachenstein in ihrer Tasche lag, steckte ihr Schwert ein und machte sich auf den Weg.
Der Tempel lag still und scheinbar verlassen in der Nacht. Irgendwo erklang ritueller Gesang. Die heiligen Krieger bedachten ihre Gefallenen mit den letzten Ehren. Kurz fragte sich die junge Zauberin, ob Sisrall vielleicht dorthin unterwegs war, um sie in den Kampf zu rufen, doch etwas sagte ihr, dass das nicht der Fall war.
Yetail ahnte, dass sie nicht alleine war, als sie die Treppe verließ und die großen Hallen durchquerten, deren Wände im Schatten lagen. Aber sie machte sich keine Gedanken. Die Tempelkrieger, die dort vielleicht stumm wachten, würden sie passieren lassen.
Nach den Hallen kamen enge Gänge, die stark an eine Festung erinnerten. Sie wusste, dass die Khaine-Diener hier Fallen und Hindernisse für diejenigen bereithielten, die versuchten, gewaltsam den Tempel zu stürmen. Kurz betete Yetail, dass die Feinde, die in den Hügeln vor der Stadt lauerten, niemals soweit kommen würden.
Wenig später stand sie unter freiem Himmel und suchte sich ihren Weg durch die engen Gassen zwischen den Türmen der inneren Feste. Ein Stück hinter ihr ragte der Frostturm in die schwarze Dunkelheit, der Sitz des Hexenkönigs. Das Hexenkloster war nicht weit entfernt.
Als Yetail dort ankam, spürte sie die Entladungen eines magischen Kampfes, noch bevor sie die Türen des gewaltigen Baus aufgestoßen hatte. Rasch beschleunigte sie ihre Schritte und zog ihren Runenstab. Die gewaltige Halle erbebte unter dem Knall einer magischen Explosion. Irgendwo splitterte Stein.
Kurz bevor Yetail den Kampfplatz erreichte, schlug ein arkaner Blitz neben ihr ein und riss ein großes Loch aus einer der dicken Säulen, welche die ferne Decke stützten. In der Halle klang das Brechen des Steins durch das Echo furchterregend. Doch Yetail reagierte schnell genug. Es war nicht viel Magie erforderlich, schon fiel die Säule in eine andere Richtung und krachte in einer Wolke von Gesteinssplittern auf den Boden, statt die junge Magierin zu zermalmen.
Dann sah Yetail den Kampf und ihr stockte der Atem.
In einem Torbogen, der zu den tieferen Ebenen führte, stand eine Gruppe nackter Frauen, deren blasse Haut mit Runen aus Blut beschmiert waren, die vor Yetails Blicken zu zerfließen schienen. Sie erkannte, dass dies einst Magierinnen und Novizinnen des Klosters gewesen waren, die sich den Einflüsterungen des Chaos hingegeben hatten.
Und das Chaos hatte sie erhört. Die typischen zierlichen Hände und schlanken Gliedmaßen der Magierinnen waren zu langgestreckten, verformten Pranken und kraftstrotzenden Nahkampfinstrumenten geworden. Gespaltene Zungen leckten voller Verzückung über üppige Lippen, die fingerlange Reißzähne enthüllten.
Doch das war noch nicht das Schlimmste. An den Magierinnen strömten Wesen vorbei, die nicht von dieser Welt waren. Ihre Oberkörper erinnerten an die von muskulösen Ogern, während auf ihren Hälsen Köpfe saßen, die denen der ketzerischen Hexen ähnelten und von wehendem, blauem Haar bedeckt waren. Und unterhalb der Taille besaßen sie die Körper von Schlangen, mit denen sie über den blutbefleckten Marmorboden glitten. In ihren Händen warteten mehrköpfige Peitschen und lange Speere auf den Einsatz an lebenden Opfern.
Vor Yetails Augen verging eine der dämonischen Kreaturen in einem Feuerstoß und sie wandte ihre Aufmerksamkeit von den Slaanesh-Anbeterinnen ab. In einem Halbkreis um den Torbogen standen die Meisterinnen des Klosters, unter ihnen Septma Schattenlauf. Auch einige niedere Magierinnen und sogar Novizinnen gehörten zu den verzweifelten Verteidigern.
Sie hatten alle Mühe, die grässlichen Schlangenwesen abzuwehren, während sie gleichzeitig von den verräterischen Hexen angegriffen wurden. Zwischen den beiden Gruppen war der Boden mit Brandflecken und den Kadavern der Dämonen bedeckt. Oder zumindest den Resten, die nicht wieder in den Warp verschwunden waren.
Yetail riss die Augen auf, als sie bemerkte, wie eines der Schlangenwesen auf zwei Novizinnen zukam, die sich gerade gegen einen magischen Angriff seitens der Slaanesh-Anbeterinnen verteidigten und die Gefahr nicht erkannten.
Worte puren Abscheus kamen über ihre Lippen und eine Kraftwelle löste sich von ihrer ausgestreckten Handfläche. Die Luft kräuselte sich, ohne sonst erkennbar zu machen, wo sich die magische Kraft gerade befand. Aber der Dämon spürte es.
Gerade, als die Kreatur ihren Speer hob, um eine der Novizinnen aufzuspießen, wurde sie, wie von einer gewaltigen Faust getroffen und zurückgeschleudert. Sie klatschte nahe dem Torbogen gegen die Wand, gefolgt von anderen der verdorbenen Kreaturen, denen ein ähnliches Schicksal beschieden war.
Einige flogen zwischen ihre anstürmenden Artgenossen, warfen diese um und ließen einen gewaltigen Tumult entstehen. Septma wandte sich zu ihr um und nickte erleichtert, als sie Yetail erkannte. Diese näherte sich der dritten Meisterin und raunte ihr zu, „Wir brauchen einen Stillebann. Könnt Ihr mir helfen?“
Septma sah sie zweifelnd an, schien aber so hilflos, dass sie jede noch so verrückte Idee unterstützte. Zumindest hatte Yetail dieses Gefühl und angesichts der Übermacht an Feinden konnte sie es auch gut nachvollziehen. Also begannen sie mit dem Zauber.
Nach wenigen Sekunden schlugen die beiden Frauen ihre Stäbe auf den Boden und das leise Klacken ertönte in der plötzlichen Stille unnatürlich laut. Yetail hatte gar nicht gemerkt, welchen Lärm die Schlangenwesen gemacht hatten. Aber sie wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb.
„Haltet Euch bereit, Euch auf meinen Befehl hin mit einem Schutzbann zu umgeben!“, rief sie, so dass es alle Hexen auf ihrer Seite verstehen konnten. Sie sah zweifelnde Blicke, doch für Nachfragen blieb keine Zeit, denn schon war der Stillebann gebrochen und der Kampf ging mit der vorherigen Lautstärke weiter.
Yetail ignorierte das Zischen und Fauchen der Dämonen und die Beschwörungen der Hexen auf beiden Seiten. Sie griff nach ihrem Drachenstein und spürte dessen erwartungsvolle Magie. Ein einzelner Gedanke genügte und das Artefakt fügte sich ihren Wünschen.
Der Drachenstein strahlte eine seltsame Schwärze aus und wurde schlagartig kalt. Der Stein griff nach einem Teil von Yetails Kraft und sie gewährte sie ihm bereitwillig. „Jetzt!“, rief sie laut in die Halle und schon war es soweit.
Wie ein gewaltiger Strudel strömte alle Magie in der Umgebung auf Yetail zu. Die Dämonen in ihrer Nähe zerplatzten und zerfielen, als ihren magischen Körpern die Lebensgrundlage entzogen wurde. Einige der Novizinnen stöhnten auf und gingen in die Knie, während es den Hexen auf der anderen Seite kaum besser erging.
Als die gesammelte Magie auf Yetail einströmte, zögerte diese nicht, sondern entlud all diese Kraft in einer gewaltigen Feuersbrunst, welche die letzten Dämonen hinwegfegte, den Boden schwärzte und zerspringen ließ sowie die Ketzerinnen erfasste.
Als sich der Rauch legte, war der Torbogen leer. Die verbrannten Leichen von etlichen der Slaanesh-Anbeterinnen lagen dort, während ein furchtbares Heulen verriet, dass der Rest in die Dunkelheit geflohen war.
„Kommt, Hexen des Königs! Vernichten wir diesen Abschaum!“
Die Magierinnen erholten sich schnell von ihrer Überraschung und stürmten auf den Torbogen zu. Einige zogen sogar ihre Schwerter. Yetail bemühte sich, ihnen zu folgen. Da nicht alle nebeneinander die breite Treppe hinabsteigen konnten, begnügten sich die Hinteren damit, Lichtkugeln zu erschaffen und den Vorangehenden den Weg zu erleuchten.
Doch sie stießen schnell wieder auf Widerstand. Die Chaosdämonen hatten sich anscheinend schnell erholt und griffen mit unverminderter Brutalität an. Zwei Zauberinnen konnten nicht schnell genug reagieren und wurden von den grausamen Peitschen erfasst, bevor der Rest der Gruppe die Dämonen zerfetzte.
Aber die Verletzungen waren nur schmerzhaft und wenig gefährlich. Die beiden Frauen kamen schnell wieder auf die Beine und beteiligten sich am Kampf. Jetzt, da die ketzerischen Hexen nicht mehr in der Nähe waren, waren die Schlangenwesen leicht zu besiegen und wurden rasch die Treppe hinab gedrängt.
Yetail formte in ihrer Hand eine strahlend blaue Kugel und hielt sie bereit. Sie konnte den Kampfesrausch der Frauen um sie herum spüren. Das war eine beeindruckende neue Erfahrung für die junge Zauberin. Noch nie zuvor hatte sie mit einer so großen Gruppe von Magierinnen zusammen gekämpft.
Und noch nie waren meine Gegner so gefährlich. Drachen und Hydren mögen schreckliche Kraft besitzen, aber diese Gegner sind so unberechenbar wie ich selbst. Der Vorteil, sie verwirren und überraschen zu können, bleibt mir also nicht. Sie spürte weder Angst noch Verzweiflung, nur Entschlossenheit und Trotz. Gut, dann werden wir diesen Ketzern eben mal beweisen, dass die wahren Meister der Magie nicht die Anhänger des Chaos sind.
Sie hatte sich inzwischen in die erste Reihe der kleinen Streitmacht vorgearbeitet — wenn man von einer Reihe sprechen konnte. Die ganze Gruppe rannte mehr oder weniger ungeordnet vorwärts. Und schon trafen sie auf das nächste Hindernis. Vor ihnen lag ein langer Gang, an dessen Ende eine hohe Flügeltür zu sehen war. Runen und Symbole des Chaos waren mit Ruß und Blut an die Wände, die Decke und auf den Boden geschmiert worden und bedeckten jeden Zentimeter der hohen Tür.
Der gesamte Raum zwischen Treppe und Tür war voll mit den Schlangen-Dämonen. Yetail fluchte hingebungsvoll, als mehrere verdorbene Hexen auf den Schatten der Alkoven traten, in denen sie sich verborgen hatten.
Sobald sie die erste sah, wusste sie, was sie zu tun hatte. Die blaue Kugel schnellte von ihrer Hand und schwebte trügerisch langsam durch die schmale Halle. Alle Blicke folgte ihr, als Dämonen, Chaoshexen und Druchii gleichermaßen zu verstehen suchten, was die junge Zauberin vorhatte. Als die Kugel die Mitte der Halle erreicht hatte, zerplatzte sie urplötzlich und feuerte hunderte winziger strahlend blaue Kugeln ab.
Schreie der Überraschung wurden laut, die schnell in Schmerzensschreie übergingen, als Dämonen und Hexen gleichermaßen von den Geschossen getroffen wurden. Deren Kraft stand in keinem Verhältnis zu ihrer Größe und durchschlug alles, was sie trafen. Einige Hexen brachen mit brennenden Löchern in Brust, Beinen und zerfetzten Schädeln zusammen, bevor die übrigen reagierten und sich mit Schilden schützten.
Überall zischten die Dämonen, denen die Entladungen weniger anhaben konnten. Sie wurden wild und schnappten wie toll nach allem, was ihnen zu nahe kam, sodass einige bald übereinander herfielen. Yetail grinste hinterlistig. Das war mehr, als sie erwartet hatte.
Doch nun begann der Kampf erst richtig. Auf beiden Seiten gaben die Zauberinnen alles, was ihre magischen Künste hergaben und die Dämonen dazwischen wurden innerhalb weniger Minuten zurück in den Warp gestoßen, als auch die Slaanesh-Anbeterinnen keinen Gedanken mehr an sie verschwendeten.
Yetail sah, wie eine der letzten Kreaturen auf sie zu glitt, und zog ihr Schwert. Sie schlug mit ihren Stab nach der Schlangenfrau, die ihrerseits mit ihrem Speer auf Yetails Hals zielte. Als der Holzschaft vorzuckte, reagierte die Zauberin mit einer Effizienz, die sie den Übungen mit Sisrall zu verdanken hatte.
Sie duckte sich unter den Angriff hinweg, schlug ihren Stab nach der Hüfte ihres Gegners und zielte mit der Klinge nach dessen Augen. Der Dämon zischte und wich zurück. Doch Yetail blieb gnadenlos und setzte nach. Die beiden Holzwaffen — Speer und Zauberstab — prallten aufeinander, lösten sich wieder und wurden wieder geschwungen. Yetails Stab drückte den Speerschaft ihrer Gegnerin zur Seite, sodass ihr Schwert mühelos deren Handgelenk erreichte. Die Schlangenfrau fauchte sie böse an, als sie merkten, dass ihr Gelenk unbrauchbar geworden war, doch ihr Schicksal war besiegelt. Yetail wirbelte ihren Zauberstab herum, blockte die Peitsche ab und durchstach mit dem Schwert die Kehle ihrer dämonischen Gegnerin.
Noch immer tobte der Kampf der Zauberinnen. Auf beiden Seiten gab es bereits Verluste und Yetail spürte, dass de Meisterinnen viel dichter am Rande der Erschöpfung standen als ihre Kontrahentinnen, die nun von der Kraft der Chaosgeschenke profitierten.
Yetail wusste, dass ein erneuter Einsatz des Drachensteins sinnlos war. Es gab keine Dämonen mehr, denen sie die Kraft entziehen konnte, und die Hexen würden sich sicher schützen. Also bleib ihr keine Alternative, als ihren Stab mit beiden Händen zu packen und nach den Winden der Magie zu greifen.
Während sie die gegnerischen Reihen musterte, fiel ihr eine Frau mit orangeroten Augen auf, die sie beinahe einladend anlächelte und dabei ihre Reißzähne enthüllte. Ihr Körper glänzte vor Schweiß und Yetail spürte ihre Kraft. Du gehörst mir, Abschaum! Dein Schädel wird bald Khaines Thron zieren, warte es nur ab, Süße!
Schon peitschte ihr ein violetter Kraftstoß in Form eines glühenden Speers entgegen, den Yetail mit einem Illusionszauber abfing. Drei Schattengestalten formten sich vor ihr und nahmen die Form von Scharfrichtern des Tempels ein — der Anblick, der Yetail am vergangenen Tag am meisten beeindruckt hatte. Eine warf sich dem Speer entgegen und verging zusammen mit ihm in einem knallenden Lichtblitz.
Doch die beiden anderen zogen nun ihre schattenhaften Draichs und stürzten auf die Ketzerin zu. Yetail hoffte, dass diese die Täuschung nicht zu schnell durchschauen würde, und sprach hastig die Beschwörungen für ihren nächsten Zauber.
Die Slaanesh-Anbeterin sandte beiden Schatten mächtige Energiestöße entgegen, die sie durchdrangen, zerplatzen ließen und dann an die Decke der Halle prallten, wo sie abgesehen von einem leichten Steinhagel keinen Schaden anrichteten. Doch noch während die Gesteinssplitter zwischen den beiden Gruppen auf den Boden prallten, sandte Yetail ihren Zauber gegen ihre Gegnerin.
Vier nachtschwarze Schuriken zischten in verschiedene Richtungen davon. Zwei rasten in leichten Bögen direkt auf die Hexe zu, einer flog eine größere Kurve und der letzte entschwand Richtung Decke. Die Magierin riss kurz die Augen auf, als sie bemerkte, dass die Schatten kaum mehr als eine Ablenkung gewesen waren, fasste sich aber schnell wieder.
Den beiden ersten arkanen Wurfsternen sandte sie zwei ihrer violetten Speere entgegen, welche diese mühelos durchstießen und weiter in Richtung Yetail flogen. Die junge Zauberin zeigte sich nicht überrascht. Und auch nicht ratlos.
Sie rief die Winde des Frosts an und blies ihrer Gegnerin einen Eiszauber entgegen, der anfangs kaum mehr war als ihr Atem, der an der kalten Luft kondensierte. Doch rasch erweiterte er sich zu einer Kältefront, bis er die Ausmaße eines ordentlichen Blizzardsturms angenommen hatte, in dem die beiden Speere und auch der dritte Schuriken, den die Hexe zurückgelenkt hatte, wirkungslos vergingen.
Die Chaoshexe fluchte deutlich sichtbar, als sie die Macht ihrer Gegnerin erkannte, begann jedoch gleich damit, einen eindämmenden Feuerzauber zu wirken. Sie schloss die Augen und Yetail begann, schnell mehr Kraft in ihren Eissturm zu stecken, um gegen die Hitze des gegnerischen Bannzaubers anzukommen. Der Blizzardsturm verharrte mitten zwischen ihnen beiden und es entwickelte sich ein Kräftemessen darum, wer den Zauber der jeweils anderen überwinden würde.
Yetail merkte, dass ihre Kraft langsam zur Neige ging. Sie konnte nicht auf Dauer soviel Magie abgeben, ohne wenigstens eine kurze Pause zu machen. Doch das war auch gar nicht nötig. Sie grinste immer breiter, als sie merkte, dass ihr Plan Wirkung zeigte. Ein wenig Bedauern stieg in ihr auf, da ihre Gegnerin es nicht sah.
Aber dann hörte der Strom, der den Feuerzauber speiste, urplötzlich auf und Yetail sah durch den Eisnebel, wie zwei orangerote Augen aufgerissen wurden. Die Frau sank zu Boden, als der vierte schwarze Schuriken ihren Leib durchbohrte und eine sich ausbreitende Kälte zurückließ. Dann verschwand die Hexe, als der Blizzardsturm, von den Fesseln des Bannspruches befreit, zusammen mit der angesammelten Energie des Flammenzaubers explodierte.
Die beiden Zauber expandierten, stießen sich gegenseitig ab und rasten dann beide, von Yetails Willen gelenkt, in Richtung der Chaosanbeterinnen davon. Feuer und Eis fegten durch ihre Reihen, verdeckten die Sicht der Zauberinnen, belasteten Schutzbanne und richteten Schaden an, wo sie auf unvorbereitete Magierinnen trafen. Mehr als eine der verdorbenen Hexen ging in Flammen auf oder mit erstarrten Gliedern zu Boden, während selbst ihre Haare zur Reglosigkeit gefroren waren.
Doch die Ablenkung, die durch den Zauber entstanden war, richtete wesentlich größeren Schaden an, als die Magie selbst. Sofort nutzten die Klosterhexen die Tatsache, dass ihre Gegnerinnen geblendet oder ihre Schirme belastet waren, und griffen mit neuer Kraft an.
Auch Yetail formte einen neuen Zauber und zog so viel Magie in ihren Stab, wie ihr möglich war. Dann stieß sie drei Worte alter Macht hervor und nacheinander erschienen drei pechschwarze Symbole um die Spitze ihres Stabes. Für die Dauer einer Sekunde schienen alle Geräusche aus der Welt verschwunden. Dann explodierte die Magie in einer Welle aus sich kräuselnder Kraft, die den Raum zwischen den Gruppen innerhalb einer Sekunde überbrückte und die Chaoshexen auf ganzer Linie erwischte.
Die beiden Stürme wurden hinweg geblasen, einzelne Schilde zerplatzten und die Ketzerinnen, die sich kurz zuvor noch hinter ihnen verborgen hatten, wurden förmlich zerrissen. Nur Staub sank dort zu Boden, wo sie sich befunden hatten.
Yetail atmete tief durch und stützte sich schwer auf ihren Stab, als die Erschöpfung über sie hereinbrach. Die Meisterinnen des Klosters überwanden die Schutzbanne der letzten Slaanesh-Anbeterinnen ohne große Mühe und bald war die lange Halle von der Treppe bis zur hohen Tür frei.
Yetail versuchte, den Preis dafür einzuschätzen. Sie selbst war weitestgehend unverletzt und durchaus noch in der Lage, weiterzukämpfen — wenn sie eine kurze Pause bekäme. Doch viele der Magierinnen waren schwer verletzt oder getötet worden. Sie hatten spüren müssen, welche Gefahr ein Kampf mit Magie barg. Niemand kam mit leichten Kratzern davon. Entweder man wehrte alle Angriffe ab oder man musste mit dem Leben bezahlen.
Einige hatten Glück gehabt und nur Verbrennungen zurückbehalten, doch der Schaden war dennoch schrecklich und Yetail bezweifelte, dass diese Frauen noch lange durchhalten würden. Insgesamt waren von den Novizinnen nur noch zwei kampfbereit, wenn auch am Rande des Zusammenbruchs, während von den Magierinnen noch gut zwei Drittel standen. Von den Meisterinnen hatten mehr als die Hälfte überlebt. Insgesamt jedoch war ihre kleine Streitmacht beträchtlich geschrumpft.
Und dann öffnete sich langsam die große Tür am Ende der Halle.