So, ich hab euch wohl lange genug warten lasse. Jetzt gehts weiter. Ist Slaydo eigentlich auch noch da? Von ihm hab ich schon eine ganze Weile nichts mehr gehört.....
In die Lager des Feindes
Naggarond, Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (2.Tag)
Wir sind verdammt nochmal zu wenige! Sisrall hätte beinahe in der Bewegung innegehalten, als die Gedanken durch seinen Geist zuckten. Aber er unterdrückte den Reflex gerade noch rechtzeitig, schnellte hoch und rammte seine Klinge von unten durch den Hals des Chaoskriegers, mit der er sich bis eben duelliert hatte.
Zwei Tiermenschen wurden auf ihn aufmerksam, als er über den zusammenbrechenden Leichnam hinwegsetzte. Die schweren Keulen bedrohlich erhoben, kamen die zweieinhalb Meter großen Kreaturen auf ihn zu. Blutklinge wartete auf sie. Er musterte sie ganz genau, registrierte, dass sie leicht nervös wurden angesichts seiner Reglosigkeit, entdeckte eine Lücke.
Dann schnellte er los. Alle Muskelspannung entlud sich innerhalb eines Lidschlages und der Tempelkrieger explodierte zu tödlicher Bewegung. Die Keule zischte wirkungslos an ihm vorbei, eine schwarze Klinge glitt mühelos durch Haut und Muskeln zwischen dicke Rippen. Blutklinge nutzte seinen Schwung, drückte sich an dem eben erstochenen Tiermenschen ab und traf mit der dornbesetzten Stiefelspitze die Kehle des anderen Wesens.
Als er eine Sekunde später wieder auf festem Boden stand, sanken hinter ihm zwei Chaoskreaturen zu Boden. Blutklinge sah, wie neben ihm ein Druchii-Soldat von zwei Chaosbarbaren niedergerungen wurde. Schnell wie ein Gedanke waren seine Schwerter und schon flog die Axt des einen davon, bevor Selbiger mit schwerer Kopfwunde zur Seite wegknickte.
Der zweite Chaosbarbar zögerte und sah sich nach seinem Kameraden um. Der Soldat erkannte seine Chance schnell und rammte ihm seinen Speer durch die Brust. Dann sah er Sisrall und riss die Augen auf. „Erwählter Herr, es ist mir eine …“ weiter kam er nicht, denn ein brauner, gefiederter Schaft ragte plötzlich aus seiner Stirn.
Sisralls Reflexe übernahmen, als er einen zweiten Orkpfeil bemerkte, der ihn zum Ziel hatte. Er wirbelte herum, zerschlug das Geschoss in der Luft und schleuderte dann seine Schwerter, die in schillernden Bögen ihre Ziele fanden. Die beiden Ork-Bogenschützen wurden zurückgeschleudert und prallten gegen ihre Artgenossen.
Zwei Herzschläge später setzte Sisrall über die Gefallenen hinweg, riss seine Schwerter frei und warf sich mitten in die Rotte der Grünhäute. Der Vorderste ließ einen schlecht gezielten Pfeil von der Sehne, bevor er kopflos zu Boden ging. Blutklinge spreizte seine Arme und fuhr links und rechts über ungeschützte Kehlen. Ein Spalta tauchte vor ihm auf, Sisralls Verstand ignorierte ihn, sodass die schwere Waffe gegen seine Rüstung prallte, ein dumpfes Pochen verursachte und eine unschöne Beule hinterließ.
Der Ork hatte weniger Glück und verlor beide Augen zusammen mit seinem Leben. Sisrall tänzelte um den Toten herum, der im nächsten Moment von einem Ork-Speer durchbohrt wurde. Blutlinge trat gegen den Schaft, der dem Ork dadurch entrissen wurde, und wehrte einen Spalta von der Seite ab. Die zweite Klinge durchtrennte das Handgelenk, das die Waffe gehalten hatte, bevor Sisrall sprang und seinem Gegner eine Kopfnuss verpasste. Als die Grünhaut wankte, schlitzte er ihr den gesamten Oberkörper auf.
Drei Orks waren noch übrig. Der eine hatte seinen Speer wieder aufgenommen, die beiden anderen schwangen ihre Spalta in freudiger Erwartung. Sisrall ging ganz langsam auf sie zu, blickte den beiden Schwertträgern in die Augen und warf dann mit einer einzigen zuckenden Bewegung seine Schwerter. Grünschwarzes Blut strömte aus zwei schweren Bauchwunden und die beiden äußeren Orks gingen verkrampft zu Boden.
Der Speerträger schien offensichtlich zu überlegen, ob eine Flucht angebracht wäre. Dann bemerkte er, dass sein Gegner nun unbewaffnet war, und griff an. Sisrall duckte sich, griff nach dem Speer, der über ihn hinwegfegte, und stieß ihn mit aller Kraft in Richtung der Brust des Orks. Der hatte nicht mit solcher Gegenwehr gerechnet und konnte der Stärke des Druchii nichts entgegensetzen. Der Speerschaft durchdrang seine primitive Rüstung und durchlöcherte seine Lunge.
Sisrall nahm seine Schwerter an sich und blickte sich um. In seiner Nähe waren keine Feinde mehr, die Front hatte sich ein paar dutzend Meter weiterverlagert. Oh verdammt, so kommen wir zu nichts. Sisrall grinste. Das war eindeutig Yetail, deren Entrüstung in seinen Gedanken nachhallte. Dann wurde ihm klar, was sie so fluchen ließ. Der nächtliche Vorfall hatte die arkane Stärke der Druchii fast halbiert und noch immer lagen viele Hexen kampfunfähig im Kloster.
Sisrall konzentrierte sich auf das Bild, das die Winde der Magie in seinem Geist hinterließen, vielfarbig und wunderschön. Doch sein Lächeln gefror. Von den Druchii kamen nur vereinzelte Attacken, während das Chaos die Elfen beinahe unter arkanen Dauerbeschuss setzte. Noch hielt der Schild, den die Klosterhexen errichtet hatten, doch der Tempelkrieger konnte die ersten feinen Risse erkennen. Die Orks verhielten sich erstaunlich ruhig, was das Zaubern anging.
Er sah sich um, entschied, dass seine Hilfe hier erst einmal nicht mehr vonnöten war, und machte sich auf den Weg durch die eigenen Linien in Richtung Stadt.
Nerglot fluchte. Die Orks hatten offenbar beschlossen, sich für den gestrigen Angriff zu rächen und waren in einer großen Gruppe in den Wald gestürmt. Noch gelang es den Skeletten, ihnen hohe Verluste zu bringen, doch die Zahl seiner Diener schwand allmählich. Der Beschwörer hatte sie daher aufgeteilt. Eine Gruppe würde die Orks aufhalten und so viele vernichten, wie irgend möglich, während die andere den Wald im Osten verlassen hatte und sich nun im Rücken der Orks näherte.
Er überlegte kurz, ob es angebracht wäre, den Druchii-Hexen zu helfen, die Mühe hatten, sich den Magiern des Chaos zu widersetzen. Doch noch hielt der Schild und Nerglot hatte Dringenderes zu tun. Wieder sandte er seinen Geist in den Körper eines Skelettkriegers, der zu der Angriffstruppe gehörte.
Sie hatten das Orklager beinahe erreicht. Es war relativ leer, obwohl noch immer tausende Orks dort warteten. Einige schlugen Alarm, doch sie hatten die Untoten zu spät bemerkt. Schon fielen sie wie eine widerwärtige Flut über die Orks her. Die ersten starben beinahe widerstandslos und Nerglot belebte sie durch seinen Diener wieder, was schwierig aber nicht unmöglich war.
Schnell gerieten die Orks in Panik, als sie das sahen. Einige flohen, brachten dadurch die Reihen der Übrigen durcheinander und behinderten sich gegenseitig. Die Untoten trieben einen Keil tief in das Lager der Orks, bis sie die Katapulte und Kriegsmaschinen erreichten, die noch größtenteils auf den Einsatz warteten. Nerglot befahl seinen Dienern, die Gerätschaften so schwer wie möglich zu beschädigen.
Es dauerte nur wenige Minuten, dann waren bei drei dutzend Speerschleudern und Katapulten Verbindungs- und Spannseile durchtrennt, kleine Holzteile zerhackt und einige sogar angezündet. Inzwischen hatten sich die Orks jedoch gesammelt und zu einer gewissen Ordnung gebracht. Innerhalb weniger Sekunden waren die Untoten umzingelt und in brutale Zermürbungskämpfe verwickelt.
Nerglot zauberte durch seinen Diener, von dem er Besitz ergriffen hatte, und sandte graue Blitze in die feindlichen Reihen, während er gleichzeitig gefallene Orks wiederbelebte. Er wusste, dass sie hier verlieren würden, aber er wollte so viele Grünhäute vernichten, wie möglich. Ein leises, gackerndes Lachen löste sich von den eingefallenen Lippen seines Wirtskörpers, während er seine Diener weiter vorantrieb.
Sisrall löste sich aus den Reihen der Druchii und eilte auf die Gruppe der Magierinnen zu. Yetail, Septma und einige weitere Meisterinnen sowie niedere Hexen standen dort, viel weniger als noch am vergangenen Tag. Er eilte in einem kleinen Bogen um sie herum, um nicht von ihrem Schild erfasst zu werden.
Yetail bemerkte ihn, ließ in ihrer Konzentration jedoch nicht nach. Zumindest nicht, bis plötzlich ein gewaltiges Brüllen ertönte und ein schwarzroter Schatten aus dem Himmel stürzte. Der Aufprall des Drachen ließ die Erde erbeben und sie Hexen herumwirbeln.
„Ah, Blutklinge.“, rief Septma. „Gut, dass Ihr kommt. Wir sind zu wenige, um gegen die Chaosschamanen vorgehen zu können. Zum Angriff kommen wir gar nicht und unser Schild zeigt erste Schwachstellen. Könnt Ihr uns unterstützen?“
„Ich könnte zaubern.“, stimmte Sisrall zu. „Aber ich habe einen besseren Vorschlag. Gebt mir Deckung, dann erledige ich diese Hexer für Euch. Wir müssen nur lange genug durchhalten, bis die Verstärkung kommt. Also macht Euch bereit.“
Die meisten Hexen runzelten die Stirn, aber Yetails wirkte mit einmal sehr erleichtert. Anscheinend hatte sie vergessen, dass die Khainler mit ihren Sturmrufern unterwegs waren. Der Tempelkrieger nickte den Magierinnen zu, kletterte auf Szar’zriss‘ Rücken und gab ihm die Anweisung, sich zu erheben.
Und mit einem gewaltigen Satz begann der Flug. Die Bestie schoss mit weit ausgebreiteten Flügeln knapp über die Köpfe der Magierinnen hinweg und segelte elegant über das Schlachtgetümmel. Sie waren so niedrig, dass Sisrall das Gefühl hatte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um die Speerspitzen der Soldaten unter ihm zu berühren.
Vereinzelter Beschuss sauste ihnen entgegen, doch die Pfeile prallten wirkungslos von der dicken Schuppenhaut ab. Ein gewaltiges Grollen baute sich in der Brust des Drachens auf und eine meterlange Stichflamme schoss in die Reihen der Chaoskrieger, über die sie hinweg flogen. Hier auf freiem Feld zeigte die Bestie ihre gesamte Macht, die sie in der Höhle zum Selbstschutz zurückgehalten hatte.
Dutzende Schreie klangen an Sisralls Ohr und vergingen sofort wieder, wurden überlagert vom Fauchen einer weiteren Feuersbrunst. Inzwischen griffen die Schamanen an, doch die Klosterhexen bannten den Großteil ihrer Sprüche und Sisrall fing den Rest mit seinen eigenen Kräften ab. Szar’zriss sandte den Hexern eine Flammenzunge entgegen und Sisrall sprang ab, bevor seine Feinde wieder richtig sehen konnten.
Er gab Szar‘zriss den Befehl, im Lager des Feindes für Verwüstung zu sorgen und überließ ihn dann sich selbst. Schwarze Schwerter zischten aus ihren Scheiden und Blutklinge sprintete auf seine Gegner zu, die noch immer Zauber gegen den Drachen einsetzten. Ihr Schild sollte nur arkane Angriffe abhalten und ließ Sisrall ungehindert passieren.
Und schon war er unter den Chaosschamanen. Sie standen in einer langen Reihe, auf die Sisrall schräg traf. Der erste Feind war viel zu überrascht, um überhaupt irgendetwas zu tun und starb mit einer schweren Halswunde. Der nächste schlug mit seinem Stab nach Sisrall, doch der tauchte darunter hinweg und trat dem Hexer gegens Schienbein. Anschließend rannte er an ihm vorbei, wobei er ihm die Klinge in den Nacken schlug und sich sofort danach gegen den nächsten Zauberer warf.
Dessen vorbereiteter Zauber verging in einer kleinen Kraftwelle und Sisrall drückte seinen Hals mit einem Arm zu Boden, bevor er sich durch seinen Schwung über den Schamanen abrollte und plötzlich die Beine eines weiteren Magiers vor sich sah. Ein rascher Stich und eines der Kniegelenke gab nach. Im Hochkommen glitt eines der schwarzen Schwerter zwischen die Rippen des Chaosanbeters und befreite sich wieder, während Blutklinge schon weiterlief.
Inzwischen versuchten alle Chaoshexer, ihn zu töten, wodurch ihr Schild geschwächt wurde. Die Klosterhexen, nun nicht mehr unter arkanem Beschuss, nutzten die Chance, um zuerst ihren Schild zu festigen und anschließend selbst anzugreifen.
Sisrall bekam davon wenig mit, denn er merkte, dass die Chaosschamanen ihn nun von hinten angriffen, während die vor ihm zurückwichen, in der Hoffnung, die andere Gruppe würde den Druchii erwischen. Blutklinge knirschte mit den Zähnen und sandte einen Gedanken an Szar’zriss, während er auf den nächsten Hexer zustürmte.
Er enthauptete diesen gerade, als hinter ihm ein Schrei ertönte und das Fauchen von einem neuerlichen Feuerstoß kündete. Durch die plötzliche Ankunft des Monsters überrascht, zögerten die Zauberer vor Sisrall. Zwei von ihnen bezahlten das mit dem Leben.
Ein schrilles Kreischen ertönte und alle in der Nähe stöhnten schmerzerfüllt auf, so grässlich war das Geräusch. Szar’zriss brüllte eine Erwiderung und erhob sich in die Luft. Über dem Lager des Chaos waren acht Kreischer des Tzeentch aufgestiegen, die sich nun auf den Drachen stürzten. Sisrall hätte dem titanischen Kampf zwischen dem gewaltigen roten Drachen und den dämonischen Vögeln gerne zugesehen, doch etwas Anderes erforderte seine Aufmerksamkeit.
Aus dem Lager des Chaos schritt eine gewaltige Gestalt auf ihn zu. Die Chaosanbeter, Dämonen wie Barbaren, Chaoskrieger wie Tiermenschen, wichen respektvoll vor ihm zurück, während sein donnernder Schritt die Erde erbeben ließ. Blutklinge blickte hasserfüllt in die strahlend roten Kugeln hinter dem Sichtschlitz der Dämonenmaske und zischte den Namen wie einen Fluch:
„Drrochaal.“