So, wie versprochen ... auch wenn ich noch nicht weiß, wann der nächste kommt. Vermutlich nicht vor dem Wochenende. Allerdings ist dies ohnehin ein sehr wichtiger und auch etwas längerer Teil, deshalb ist eine Wartezeit wohl verständlich, oder? 😀
Drachen und Zeit
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (4.Tag)
Wind strich Yetail übers Gesicht, als sie sich aufrichtete, um die Schlacht zu überblicken. Es gab noch keine besonderen Veränderungen. Obwohl sie von Druchii und Untoten mächtig umzingelt waren, kämpften die Feinde erbittert. Immer wieder verlagerte sich die Frontlinie ein wenig in die eine oder andere Richtung. Doch es war deutlich, dass Chaos und Orks verlieren würden. Die Kinder des Mordes richteten zusammen mit den Tempelkriegern deutlichen Schaden an.
An der nördlichen Flanke der Armeen hatten die Nauglir-Reiter der Elfen Verstärkung von einigen Reserveregimentern bekommen und die Chaosritter nun doch in die Flucht geschlagen. Im Moment sammelten sich beide Seiten. Auch die berittenen Soldaten des Chaos verstärkten ihre Reihen, indem sie Krieger aus dem Hauptheer abzogen. Bald würden die beiden schweren Kavallerie-Einheiten wieder aufeinanderprallen.
Auf der anderen Seite hatten sich die Autarii bisher stark zurückgehalten. Die Wolfsreiter waren inzwischen aufgerieben worden. Vereinzelte Überlebende, die verzweifelt zu fliehen versuchten, wurden gnadenlos gejagt. Währenddessen sandten die schnellen Reiter Salve um Salve Armbrustbolzen in die Reihen der Grünhäute. Doch die Kreaturen glichen ihre mangelnde Panzerung durch bloße Zähigkeit aus. Sobald die Autarii nahe genug kamen, erwiderten die Orks-Bogenschützen das Feuer. Immer wieder blieben gefallene Reiter oder Pferde an den Hängen der Hügel zurück, wenn sie nicht schnell genug verschwinden konnten.
Da es anscheinend keine interessanten Vorfälle zu beobachten gab, duckte sich Yetail wieder über Szar’zriss Hals. Als sie die Hände auf die raue Schuppenhaut legte, spürte sie die Kraft des Drachen durch dessen Leib pulsieren. Ihr Atem ging im Rhythmus der Flügelschläge, mit denen die Bestie ihre Höhe über dem Schlachtfeld hielt, und ihr Herzschlag passte sich dem des Drachen an. So konnte Yetail Szar’zriss leichter kontrollieren.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als ihr die vergangene Nacht wieder einfiel. Da war es ähnlich gewesen. Ohne, dass sie irgendetwas hatten tun müssen, hatten sich ihrer und Sisralls Körper aufeinander eingestellt, bis sie im gleichen Rhythmus geatmet, ihre Herzen in der gleichen Geschwindigkeit geschlagen und sich ihre Gedanken völlig vermischt hatten, bis sie beinahe wie ein Wesen gedacht hatten. Die junge Zauberin seufzte vor Wonne.
Ein Kichern riss sie aus ihren Gedanken. Ohne auch nur einen Augenblick in seinem tödlichen Tanz innezuhalten, neckte Sisrall sie. Seit du meine Gefährtin bist, scheinst du ja keine größeren Sorgen zu haben, als dich Tagträumen hinzugeben, sprach er direkt in ihren Verstand. Seit sie beide Kinder des Mordes waren, konnten sie problemlos auch über größere Entfernungen miteinander kommunizieren. Die Fähigkeit, einander Erinnerungen zu zeigen, mit der ihre sonderbare Verbindung zuerst aufgetreten war, hatte sich rasant weiterentwickelt.
Wie steht das Duell? Sisralls nächste Frage war ernster. Yetail seufzte entnervt. Sie sind zwei der mächtigsten Magier in dieser Schlacht und sie benehmen sich wie Novizen. Feuerbälle und Lichtblitze. Oder zumindest das, was für Hexer ihrer Stärke ein brauchbares Äquivalent darstellt. Ich verstehe ja, dass sie nur miteinander spielen und die Fähigkeiten des jeweils anderen austesten, aber allmählich wird es wirklich langweilig.
Tatsächlich war Nerglot der gleichen Meinung. Seit bald fünfzehn Minuten umkreisten er und Ephingis einander, schleuderten Kraftstöße, die einen gewöhnlichen Magier zwar zerfetzt hätten, ihnen beiden aber keine Schwierigkeiten bereiteten. Noch hatte keiner von ihnen seine wirkliche Macht demonstriert. Es wurde eindeutig Zeit, dass etwas geschah. Und Nerglot hatte eine Idee.
Der Beschwörer sah sich um. Seine untoten Diener hatten sich in der Nähe formiert und ihren Vorstoß verlangsamt. Sie rückten nur noch langsam gegen die feindlichen Linien vor. Aber überall hatten sie ein Meer an Leichen hinterlassen. Mehr als genug für Nerglots Pläne. Er murmelte leise einige Beschwörungen und schuf einen magischen Wirbelwind. Es war ein seltsames Phänomen. Wie ein weißgrauer Nebel fegte der Sturm über das Feld, doch nichts bewegte er. Kein Banner flatterte, wenn die grauen Ströme daran vorbeipfiffen, kein Umhang bauschte sich, keine Asche wurde aufgewirbelt.
Doch alle Krieger, ob Chaos, Elfen oder Orks, die der Wind berührte, zuckten zusammen. Einige schrien auf. Es war, als würde ein Strom von Eiskristallen über ihre Haut fließen und ihr Blut erstarren lassen, bis ihre Herzen anfingen zu zittern. Doch sobald der Nebel weitergezogen war, verschwanden die Empfindungen.
Es war ein Seelensturm. All die tausend Seelen, die hier gefallen waren, hatte Nerglot durch die Zeit ins Jetzt gerufen. Und sie waren gekommen. Hunderte, Tausende, Zehntausende gepeinigter, verstümmelter, ihrer Körper beraubter Seelen. Ein unwirkliches Kreischen erfüllte die Luft. Es klang leicht gedämpft, wie ein Ruf im Nebel.
Berührte der Wind aus Seelen einen passenden Körper, verband sich das, was von der Seele nach der gewaltsamen Reise durch die Zeit noch übrig war, mit dem Leichnam und ein weiterer Untoter stellte sich in die schier unendlichen Reihen von Nerglots Armee.
Doch es blieben viele übrig. Weit mehr als genug. Ähnlich wie Bluthands Feuersturm wirbelten die Seelen um Ephingis herum, immer schnell und immer dichter, je mehr sich der graue Nebel sammelte. Hoch hinaus wuchs der Wirbelsturm, bis die oberste Spitze bereits unter Szar’zriss Flügelschlägen zerstob. Dann erst brach der Tornado zusammen. Mit einem hungrigen Fauchen, das aus hunderttausend Kehlen zu stammen schien, stürzten sich die Splitter der gefallenen Seelen auf den Chaoshexer.
Nerglot hatte nicht wirklich damit gerechnet, den listigen Schamanen auf diese Weise zu besiegen, immerhin hatte das Duell eigentlich gerade erst begonnen. Er wurde auch nicht überrascht. Erst langsam, dann immer schneller veränderte sich der graue Sturm. Die Seelen schmolzen zusammen und wurden violett. Inmitten des Wandels stand Ephingis hoch aufgerichtet und vollführte mit geschlossenen Augen komplizierte Bewegungen mit seinem Zauberstab, dessen Spitze feuerrot strahlte.
Der Wirbelsturm aus Seelen kam zum Stillstand und formte sich zu einer neuen Gestalt. Aus dem gedämpften Kreischen wurde ein hallendes Fauchen, das klang, als käme es aus einer tiefen Gruft. Die Oberfläche der neuen Form flimmerte und waberte, während sie langsam dichter wurde, während die Seelen in immer mehr Schichten übereinandergelegt wurden, von innen nach außen.
Aus der anfänglich unförmigen Masse bildeten sich Formen. Lange, schlanke Arme, die in furchterregenden Adlerklauen mündeten, schoben sich aus dem oberen Bereich der Gestalt, federgeschmückte Schwingen brachen aus dem Rücken und ein raubvogelartiger Schädel, der Ephingis Kapuze ähnelte, erhob sich als letztes über den Rumpf der Kreatur.
Nerglot stockte der Atem. Er merkte es nicht, da er ohnehin keine Luft benötigte, doch der Schreck saß tief, als die Kreatur vollendet war und ein markerschütterndes Brüllen ausstieß, das so gar nicht zu der Vogelgestalt passen wollte. Der Chaoshexer hatte einen Herrscher des Wandels, einen großen Dämon des Tzeentch gerufen.
Yetail riss die Augen auf, als auch sie die Bestie erkannte. Ein solches Wesen gehörte zum Mächtigsten, was die Heimat des Chaos zu bieten hatte. Und von den vier großen Dämonen war der Herrscher des Wandels derjenige, welcher die stärkste Magie wirken konnte. Er war eine Herausforderung, die dem Hüter der Geheimnisse ebenbürtig war.
Als Yetail jedoch genauer hinsah, stellte sie fest, dass dieser Dämon schwächer und auch kleiner war, als ihr Gegner vom vergangenen Tag. Er wäre weit weniger eine Herausforderung, wenn sie ihm alleine gegenübertreten würde. Zusammen mit seinem Herrn jedoch stellte er eine tödliche Bedrohung dar. Auch Nerglot schien das zu wissen, denn er wich vorsichtig einige Schritte zurück, während der Dämon seine Schwingen streckte.
Bau einen Schild auf! Sisralls Stimme war ruhig, doch sie gehorchte eiligst. So schnell sie konnte, formte sie einen goldglänzenden Schild um sich und Szar’zriss. Der Drache schien davon nicht sonderlich begeistert und schnellte nach vorne. Als er jedoch feststellte, dass ihm die seltsame Blase überall hin folgte und ihn nicht augenblicklich angreifen würde, beruhigte er sich. Yetail vermutete aber, dass Sisrall ihn zusätzlich mit einem mentalen Befehl zur Ruhe gezwungen hatte.
Doch sein Hinweis war gerade noch rechtzeitig gekommen. Kurz bevor sich die schimmernde Kugel schloss, spürte sie, wie ihr eine unsichtbare Macht ihre Magie entriss. Der Strom aus Kraft, der sie verließ, brach sofort ab, sobald sich ihr Schild schloss. Unter ihr brüllte der große Dämon auf und die Untoten zerfielen ein weitem Umkreis um Nerglot herum. Weiter entfernt sanken Chaoskrieger und Orks kraftlos zu Boden, als ihnen ihre Kraft entzogen wurde. Bis zu den Druchii reichte die Wirkung des Drachensteins nicht. Danke, Sisrall. Ohne seine Warnung hätte sie noch viel mehr Kraft verloren.
Wie hast du überhaupt gewusst, dass Nerglot seinen Drachenstein einsetzen würde? Du bist doch gar nicht in der Nähe. Yetail spürte Sisralls Gedanken, die größtenteils noch immer dem Kampf um ihn herum galten. Er kämpfte weiterhin gegen die Grünhäute, auch wenn er jetzt stillstand und sich nicht mehr durch ihre Streitmacht bewegte.
Ich habe geraten, meinte er belustigt. Ich meine, was würdest du tun, wenn du einem großen Dämon gegenüberstehst, aber keine Zeit hast, dich ordentlich mit ihm zu beschäftigen, weil dich sonst sein Beschwörer auseinandernimmt? So konnte Nerglot die Bestie schwächen, seinen Gegner überraschen und genug Kraft für einen entsprechenden Gegenschlag sammeln. Beschreibst du mir, was sie nun machen?
Yetail lächelte über seine Bitte. Sie öffnete ihren Geist, während sie gleichzeitig ihren nun wieder überflüssigen Schild zerplatzen ließ, und sandte Sisrall Eindrücke vom Geschehen. Kurz stockten seine Bewegungen, als er die neuen Informationen verarbeiten musste, doch schnell hatte er sich wieder gefangen. Mit großem Interesse beobachteten sie beide, wie das Duell seinen Lauf nahm.
Beinahe konnte Nerglot Ephingis Zorn spüren, so wütend war der Hexer. Denn der Einsatz von Nerglots Drachenstein hatte noch weit mehr bewirkt, als nur den Dämon zu schwächen. Auch wenn er es nicht gewusst hatte, so war der Beschwörungszauber doch noch nicht völlig abgeschlossen gewesen. Der große Dämon war nur äußerlich fertig gewesen, er verfügte bislang nur über geringe magische Fähigkeiten. Und obwohl der Drachenstein nicht mächtig genug gewesen war, um die Bestie völlig zu vernichten, so hatte er doch den Zauber unterbrochen, sodass er nun einem Herrscher des Wandels gegenüberstand, der lediglich über die elementarsten magischen Fähigkeiten verfügte.
Dafür strotzte Nerglot nun vor Kraft, die freigelassen werden wollen. Und er erfüllte ihr den Wunsch. Ein neuer Wirbelsturm erhob sich. Dieses Mal fegte er jedoch nicht über das Feld, sondern nur durch den weiten Kreis aus zerfallenen Untoten, den der Drachenstein hinterlassen hatte. Und dieses Mal bauschte er die Umhänge der beiden Hexer und wirbelte die Asche durch die Luft.
Doch nicht nur Asche hob er an. Knochenstaub und alles, was von Nerglots Untoten, den alten und den durch den Seelensturm erschaffenen, übrig geblieben war, wurde in die Luft geschleudert, wo es sich langsam an einem Punkt drei Meter hinter und zwei über Nerglot vermengte. In rasender Geschwindigkeit verdichtete sich der Knochenstaub, bildete neue Gebeine und formte das Skelett eines völlig anderen Wesens. Hautfetzen und totes Fleisch legten sich um die Knochen, bis aus tausend gewöhnlichen Toten eine gewaltige, untote Bestie entstanden war.
Vier krallenbewehrte Gliedmaßen stützten eine unmöglich lange Wirbelsäule, an der gebogene Rippen einen gewaltigen Brustkorp umschlossen, bevor sie nach hinten in einen dornigen Schwanz auslief, der lang genug war, um ihn zweimal um den gesamten Körper zu legen. Ein gewaltiger Schädel thronte hoch oben und bleckte ellenlange Reißzähne. Und alles wurde mehr oder weniger von Hautfetzen und altem Fleisch bedeckt. Es war der schreckliche Anblick eines Skelettdrachen, der sich nun erhob und mit unirdischem Fauchen auf den Herrscher des Wandels stürzte.
Der Zusammenprall der beiden Bestien war ohrenbetäubend. Mit einem Knall traf der dornenbesetzte Schwanz auf einen magischen Schild, der sofort zerstob, aber Knochensplitter in weitem Bogen durch die Luft schleuderte. Der untote Drache schlug die Reißzähne in die linke Schwinge des Dämons, der darauf antwortete, indem er seinem Gegner mit einem gewaltigen Schlag mehrere Rippen zertrümmerte. Ein Feuerreif flammte auf, doch mehr als Haut und Muskeln verbrannten nicht. Das Skelettgerüst der untoten Kreatur ließ sich davon nicht beeindrucken.
Mit einem Fauchen bäumte sich der Drache auf und riss ein großes Stück aus der gefiederten Schwinge. Der Herrscher des Wandels war nun an den Boden gebunden; genau wie der Skelettdrache, dessen knochige Schwingen ihn nicht tragen konnten. Dafür schlug er nun mit den krallenbewehrten Vorderbeinen nach dem Dämon und zerriss dessen Robe. Doch der Herrscher des Wandels war schnell. Er hackte mit seinem gewaltigen Schnabel nach den Schultergelenken des Drachens und zerschlug sie beide, sodass die Vordergliedmaßen nicht mehr bewegt werden konnten. Dann ging er die Kehle des Skelettdrachens an.
Die untote Kreatur wich jedoch nicht zurück, sondern schnellte vor. Die gewaltigen Rippen warfen den Dämon zurück, während sich das riesige Maul um den Vogelkopf legte und mit aller Kraft zudrückte. Der scharfe Schnabel durchbrach die Stirn des Skelettdrachen, doch es war zu spät. Ein durchdringendes Knacken ertönte und mit einem gewaltigen Fauchen fiel die blaugewandte Gestalt in sich zusammen, bis nicht mehr als einige Stoffstreifen und ein Haufen Federn übrig blieb.
„Verfluchtes Biest.“, murmelte Ephingis und tat genau das, worauf Nerglot gehofft hatte. Der Boden unter dem Skelettdrachen bewegte sich und verschwamm. Violettes Feuer und rote Blitze zuckten über die Asche, die plötzlich wie in einem Strudel verschwand. Der Hexer hatte einen Riss zwischen den Welten geschaffen und versuchte, den Skelettdrachen in den Warp zu saugen. Das war genau der Zauber, mit dem er es beim ersten Mal geschafft hatte, Nerglot zu besiegen. Damals hatte der einen gewaltigen Feuersturm gerufen, der Ephingis vernichtet hätte, wäre er nicht durch einen Warpriss aufgesogen worden. Und genau auf diesen Zauber hatte sich Nerglot all die Jahre vorbereitet.
Es sah sehr unspektakulär aus. Ein graues Feld schloss sich um den violetten Strudel und plötzlich war er verschwunden. Zurück blieb nicht mehr als ein Stück nackter Erde, über dem noch immer der Skelettdrache stand. Dafür keuchte Ephingis auf und sank auf die Knie. „Wie…?“, röchelte er.
Nerglot trat vorsichtig näher und grinste überlegen. „Zeit, mein Freund. Die Macht eines Untoten basiert darauf, dass er die Zeit manipulieren kann. Seelen aus der Vergangenheit reißen, den eigenen Körper am Sterben hindern. Die meisten von uns können nur dafür sorgen, dass die Zeit um ihnen Körper und den ihrer Diener so langsam vergeht, dass sie nur sehr langsam oder auch gar nicht sterben. Ich jedoch habe es geschafft, die Zeit zu beschleunigen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Zeit um deinen Warpspalt so schnell verging, dass er sich bereits wieder geschlossen hatte, bevor er meinen Drachen einsaugen konnte. Und du hast nun die gleiche Kraft, die du sonst über mehrere Minuten abgegeben hättest, um den Riss zu erhalten, innerhalb eines Augenblicks verloren.“
„Nein“, schrie Ephingis auf und griff nach seinem Drachenstein. Bevor Nerglot mehr tun konnte, als sich mit einem Schild zu umgeben, begann das Artefakt, seine Macht zu entfalten. Der Skelettdrache verpuffte zu Staub, doch viel mehr geschah nicht. Nerglot hatte bereits alle Magie aus der Umgebung abgezogen. Und die Krieger waren einfach zu weit entfernt. Ephingis schleuderte ihm einen gewaltigen Feuersturm aus violetten Flammen entgegen, doch Nerglot verstärkte nur seinen Schild. Er wusste, dass Ephingis nicht genug Kraft durch den Drachenstein bekommen hatte, um ihn brechen zu können.
Er wurde nicht enttäusch. Die Flammen zischten und knisterten, sein Schild verfärbte sich blutrot, doch er hielt. Immer schwächer wurde das Inferno, bis schließlich nicht mehr übrig blieb als erhitzte Luft, die um ihn herum flimmerte.
„Du bist am Ende, Ephingis. Dein Glaube, mich mit dem gleichen Trick zweimal schlagen zu können, war dein Untergang. Du wärst mir ebenbürtig gewesen, doch deine Selbstsicherheit war dein Verderben. Grüße deine Götter von mir!“
Dann formte er einen gleißenden blauen Blitz, der Ephingis schwachen Schild durchschlug, ihn direkt in die Brust traf und durch die Luft schleuderte. Noch während seines kurzen Fluges ging sein Körper in blaue Flammen auf. Seine Roben zerfielen zu nichts und als er aufschlug, hinterließ er nicht mehr als einen Haufen Staub auf der ohnehin schon aschebedeckten Erde. Sein Stab verbrannte wesentlich langsamer, doch es dauerte nur wenige Augenblicke, dann war auch von ihm nicht mehr übrig als ein paar Ascheflocken und die Kugel aus überweltlicher Macht. In einem letzten trotzigen Fauchen verpuffte die Magie und fegte Asche und Erde in alle Richtungen.
Nerglot ging langsam dorthin, wo Ephingis gestanden hatte. Er tat so, als wolle er sich von seinem Gegner verabschieden, doch in Wirklichkeit suchte er etwas ganz Bestimmtes. Er blickte kurz in den Himmel. Szar’zriss drehte dort oben noch immer Kreise, doch Bluthand sah gerade in eine andere Richtung und lenkte ihren Drachen dann zurück zur Frontlinie. Der Untote grinste zufrieden. Vielleicht war es besser, wenn sie nicht wusste, was genau er suchte. Noch nicht.
Er bückte sich und schloss die langen Finger um den Drachenstein, den Ephingis fallen gelassen hatte. Dieser leuchtete blau-violett. Kein Zauber hatte ihm etwas anhaben können und er war unnatürlich kühl, selbst für einen Stein. Nerglot steckte ihn in die Tasche seines weiten Umhangs und machte sich daran, das Schlachtfeld zu verlassen. Zwar hatte Bluthand ihm nicht befohlen, die Schlacht nach dem Duell zu verlassen, aber er war sehr geschwächt. Außerdem war seine Armee durch den Drachenstein vernichtet worden. Er brauchte Ruhe und Zeit, sie wieder zu erwecken. Er würde dem restlichen Verlauf des Gemetzels lieber aus der Ferne zusehen. Für ihn gab es erst einmal nichts mehr zu tun.
[FONT="] Nerglot, Schüler des Nagash, hatte seine Rache bekommen. [/FONT]