WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Ein Teil der nur einen einzigen Tag beschreibt:blink:
Das hört sich ja mal spannend an.

es wird auch sehr viel passieren und ich verspreche ich eine Vielzahl von Überraschungen und interessanten Wendungen. Dass wir uns dabei endgültig vom Fluff verabschieden, habe ich ja schonmal erwähnt :lol:😀:lol:

Aber ich sage es mal so: Ich habe jetzt 43 Seiten und die Sonne ist noch nichtmal aufgegangen 😉
 
Also: Bald, spätestens Mitte nächster Woche, wird das nächste Kapitel kommen. Titel "Der Schatten"
Es beginnt damit ja auch ein neuer Teil der Geschichte.

Also, was glaubt ihr, steht uns noch bevor? Versucht mal, ein bisschen zu spekulieren. Das macht die Sache spannender 😉
Hier mal ein paar Denkanstöße:

Welche Prüfungen müssen Sisrall und Yetail noch bestehen?
Welche Rolle spielt Nerglot?
Was wird aus Darmal, welche Seite wird er wählen?
Wie wird sich Viverla'atars Zukunft gestalten?
Was wird Reckdis Aufgabe sein?
Welche Bestimmungen warten auf Yucalta?
Was wird aus den beseelten Untoten Korlif und Riflis?
Was wird aus Silberstich?
Welche Rolle spielt der Splitterdrache (noch)?
War es Zufall, dass geschehen ist, was geschehen ist?
Wenn nicht, was waren die Beweggründe?

Wer sind Ularsa Schicksalsweg und Yerill? (Zwei neue Namen in der Geschichte, die beide noch eine mehr oder weniger große Rolle spielen werden)

Achso ... habt ihr was dagegen, wenn Naggarond ein wenig demoliert wird? 😉Ich überlege noch, ob ich Yetails größten Kampf nicht auf dem Frostturm stattfinden lasse :lol:
 
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Hi, dann dann wollen wir mal spekulieren:

Welche Prüfungen müssen Sisrall und Yetail noch bestehen?
Ich vermute sie müssen den Spiltterdrachen noch töten und werden denke ich noch vor ein paar Beziehungsproblemen stehen.

Welche Rolle spielt Nerglot?
Nelgrot wird sich wohl kaum einfach zurückziehen nun da er sein Ziel erreicht hat, sonst hättest du ihn nicht erwhnt.
Ich vermute er hat noch etwas mit dem Splitterdrachen vor(vielleicht wiederbeleben)

Was wird aus Darmal, welche Seite wird er wählen?
Ich denke das damal noch etwas mit Viverla’atar anfangen wird. Die eigendliche Frage aus meiner Sicht ist ob das so stimmt das er das Chaos in sich kontrolliert.

Wie wird sich Viverla'atars Zukunft gestalten?
Vielleicht wird sie etwas mit Damal anfangen, aber auf jeden Fall wird ihr Kind noch sehr wichtig werden denke ich.

Was wird Reckdis Aufgabe sein?
Recklis wird so hoffe ich doch vom Hexenkönig bestraft für das was seine Piraten so machen, allerdings befürchte ich das er bei dir wohl eher dafür belohnt was sie in der schlacht getan haben.

Welche Bestimmungen warten auf Yucalta?
vermutlich wird sie Yetails Schülerin und eine große Magierin

Was wird aus den beseelten Untoten Korlif und Riflis?
Sie werden wohl entgültig sterben und vermutlich noch irgendwen verraten

Was wird aus Silberstich?
ka

Welche Rolle spielt der Splitterdrache (noch)?
Sterben dabei viel zerstören und vermutlich von Nelgrot wiederbelebt werden

War es Zufall, dass geschehen ist, was geschehen ist?
Nein, denn du wirst wohl einen Grund dafür gehabt haben

Wenn nicht, was waren die Beweggründe?
Ich behaupte mal das dich deine Gedanken nicht lesen kann aber es wäre sicherlich interessant

Wer sind Ularsa Schickswalsweg und Yerill?
Ich gehe mal davon aus das sie Schicksalsweg hiest und nicht Schickswalsweg heist. Sie ist vielleicht eine Wahrsagerin bei dem anderen Namen hab ich keine Ahnung

mfg
Lorenz
 
😀

schonmal sehr interessant. Aber ich glaube, ich kann dich in wenigstens 7-9 Punkten überraschen :lol:

Nelgrot wird sich wohl kaum einfach zurückziehen nun da er sein Ziel erreicht hat, sonst hättest du ihn nicht erwhnt.

ich habe einfach nur alle erwählt, die noch am Leben sind 😉

Dass Ularsa Schicksalsweg tatsächlich eine Wahrsagerin war, ist wohl klar, sonst würde sie nicht so bekloppt heißen 😉 Naja, warte es ab, bald wird die Sache klarer.

Noch jemand Ideen für die zukünfitge Entwicklung?
 
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Irgendwie hatte ich gehofft, hier wäre mehr los. Ein paar Diskussionen ode Spekulationen täten diesem Thread wirklich gut. Wäre mir eigentlich auch lieber gewesen, ihr würdet noch ein bisschen raten, bevor ich verrate, was uns im 6. Teil bevorsteht. Aber na gut, da anscheinend niemand dazu Lust hat, mach ich mal einfach weiter.

Also hiermit beginnt der 6. Teil der "Erwählten des Khaine". Der Titel des 6. Teils: "Wächter der Ewigkeit"

Der Schatten

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (4.Tag)
kurz vor Mitternacht

Sisrall blinzelte, als er eher widerwillig aus der Umarmung des Schlafes auftauchte. Irgendetwas hatte ihn geweckt, doch er konnte nicht sagen, was es war. Es war keine direkte Bedrohung, sondern eher ein ungutes Gefühl. Mit dem Handrücken rieb er sich über die Augen und blinzelte die letzten Reste des Schlafs weg.
Mit einem sanften Lächeln drehte er sich auf die Seite, um zu sehen, ob Yetail noch schlief, und erstarrte — das Bett neben ihm war leer. Stirnrunzelnd stützte sich Sisrall auf die Ellenbogen und ließ den Blick durch das riesige Gemach schweifen. Es war stockdunkel, vermutlich war es tief in der Nacht. Nur der volle Mond warf einen silbernen Lichtstreifen in das Zimmer.
Es dauerte eine Weile, bis Sisrall seine Gefährtin entdeckte. Die junge Zauberin hockte auf dem Balkon, halb von den wogenden Vorhängen verdeckt. Sie war nackt und ihre Haut leuchtete im Mondlicht. Einen Augenblick konnte er nicht anders, als sie zu bewundern. Dann wandte Sisrall mit Mühe den Blick ab und erhob sich aus dem Bett. Der Wind wehte ziemlich frisch herein und er griff sich rasch den schwarzen Umhang, der nicht weit entfernt über der Lehne eines Sessels lag.
Mit lautlosen Schritten trat er neben Yetail auf den Balkon und ließ sich ebenfalls zu Boden sinken. Kurz überlegte er, ob er Yetail berühren sollte, irgendein unbedeutendes Zeichen seiner Zuneigung. Doch dann fiel ihm auf, dass die Luft um die Zauberin ganz schwach schimmerte. Natürlich, sie hätte sich nicht nackt diesem kalten Wind ausgesetzt, ohne sich zu schützen. Er könnte die Barriere zwar mühelos mit seiner Hand durchdringen, aber es wäre für sie beide unangenehm. Solange Yetail den Schild aufrecht erhielt, wollte sie keine Berührungen.
Also wandte Sisrall den Blick ab und folgte ihrem. Unter ihnen lag Naggarond, ausgebreitet wie ein schwarzes und dunkelblaues Labyrinth. Schmale Gassen verliefen in seltsamen Winkeln zwischen den ein- oder zweistöckigen Häusern hindurch, die in den äußeren Vierteln der Stadt dominierten. Die turmartigen Bauten der Adligen lagen mehr in der Nähe des Tempels — aber so angeordnet, dass sie von hier aus nicht zu sehen waren. Sisrall unterdrückte ein Schmunzeln. Natürlich wollte kein Adliger in einem Turm leben, der dem Hexenkönig, sollte er wirklich jemals hier wohnen, auffallen könnte.
Hinter der Stadtmauer war nichts als Dunkelheit zu erkennen. Auf der Mauer brannten Wachfeuer, doch er konnte selbst aus der Entfernung erkennen, dass die Soldaten unaufmerksam waren. Die meisten saßen um die Feuer herum, tranken und feierten den Sieg — niemand schenkte den finsteren Hügeln außerhalb der Stadt allzu viel Aufmerksamkeit. Weshalb auch, immerhin waren ihre Feinde ja gründlich vernichtet worden.
Dennoch fühlte Sisrall sich unwohl — genauer gesagt, war es Blutklinge, der nervös war. Während er den Blick über die schwarzen Hügel wandern ließ, glaubte er, ein Gefühl der Bedrohung wahrzunehmen. Etwas, das nicht so war, wie es sein sollte — oder sich anders verhielt, als alle glaubten. Etwas, das abwartete und beobachtete. Ein Raubtier, versteckt in Dunkelheit und Schatten, die Beute fixierend, bereit zum Sprung.
Doch sosehr er sich auch bemühte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen, ihm fiel nichts Sonderbares auf. Die Formen der Hügel zeichneten sich schwach im Mondlicht ab, darauf lagen dunklere Schatten — die Leichen, die noch immer niemand geborgen hatte. Die Aufräumarbeiten würden morgen beginnen, diese Nacht war zum Feiern gedacht — die Druchii hatten überlebt. Trotz der Überlegenheit ihrer Feinde hatten sie es geschafft und einen recht deutlichen Sieg davongetragen. Doch morgen würde auch das Bedauern kommen, die Trauer um jene, die nicht mehr zurückkehren würden und um jene, deren Leben von nun an niemals mehr dasselbe sein würde.
„Du spürst es auch, nicht wahr?“, fragte Yetail flüsternd. Ihre sanfte Stimme drang hell und klar wie ein Lufthauch durch die kühle Nacht. „Den Schatten, der dort in der Dunkelheit lauert?“ Sisrall nickte, ohne sie anzusehen. Beide blickten weiterhin in Richtung der finsteren Hügel.
„Was ist es? Eine Bestie?“ Er stockte. „Der Splitterdrachen?“
Yetail schüttelte ernst den Kopf, wie Sisrall aus den Augenwinkeln bemerkte.
„Nein. Der Splitterdrachen lauert anderswo. Vielleicht wird auch er bald wieder auftauchen, doch diese Bedrohung dort unten ist etwas Anderes, etwas Dunkleres. Etwas, dessen Magie geordneter und gefährlicher ist.“
„Gefährlicher als der Splitterdrachen?“, fragte Sisrall. Er war beim Kampf gegen dieses Monster umgekommen. Was konnte gefährlicher sein?
„Die Art seiner Magie. Der Splitterdrachen mag ein furchterregender Gegner sein, doch obgleich er ein magisches Geschöpf ist, benutzt er nur wenig Magie im Kampf. Dieser Schatten jedoch scheint ebenso aus Magie zu bestehen — und sie als seine hauptsächliche Waffe zu betrachten.“
„Was weißt du sonst noch über diese Bedrohung?“
„Nichts. Wie ich schon sagte, es scheint ein Wesen der Magie zu sein. Und es versteht es, sie einzusetzen, um sich zu verstecken. Ich sehe überhaupt nichts. Aber ich werde weiter beobachten. Deshalb bin ich hier.“
Sisrall lächelte sie mit gespielter Traurigkeit an. „Das heißt, ich habe keine Chance, dich irgendwie zu überzeugen, wieder ins Bett zu kommen?“
Sie lächelte, sah ihn jedoch nicht an. „Nein, diese Nacht nicht mehr. Ich kann es nicht erklären, aber ich verspüre das Bedürfnis, hier zu sitzen und diese Dunkelheit in der Dunkelheit zu beobachten. Was es auch ist, es ist zu gefährlich, um es zu ignorieren — und sei es nur für wenige Minuten.“
„Wenige Minuten sind mir eh zu wenig.“, meinte Sisrall grinsend. Yetail blieb ernst.
„Es ist kurz vor Mitternacht. Vielleicht solltest du dich auf den Weg machen.“ Das war keine Abfuhr und auch keine Aufforderung, sie allein zu lassen. Nein, Yetail erinnerte ihn einfach nur. Sisrall hätte die Zeremonie beinahe vergessen. Oder vielleicht hatte er nicht geglaubt, dass es schon so tief in der Nacht war.
Geschmeidig erhob er sich und zog sich an. Die Rüstung schob sich über seine Haut, aber den Helm setzte er nicht auf. Es war eine Zeremonie des Tempels, Verhüllungen waren unnötig. Sie würden, nun da der vierte Tag der Schlacht vorbei und gewonnen war, die Toten ehren und Khaine für den Sieg danken. Es würde lange dauern. Die zwölf Kinder des Mordes würden anwesend sein genau wie alle Tempelkrieger.
Bedauernd sah Sisrall zurück. Yetail schien ihre Meinung nicht ändern zu wollen. Sie hatte sich dagegen ausgesprochen, an der Zeremonie teilzunehmen. Sie gehörte nicht zum Tempel. Das Hexenkloster hatte seine eigenen Rituale. Sie hatten bereits ihrer Gefallenen gedacht und sie würden in zwei Tagen erneut eine Zeremonie abhalten.
Also machte sich Sisrall allein auf den Weg durch die leeren Gänge des Khainetempels. Vermutlich war er der letzte, aber das war sein Privileg. Und er würde nicht zu spät kommen, Yetail hatte ihn rechtzeitig erinnert. Die Zeremonie würde mit seinem Eintreffen beginnen. Sisrall versuchte, sich ganz auf die vor ihm liegenden Stunden zu konzentrieren und seine Gefährtin, die nackt im Mondlicht saß und einen unbekannten magischen Schatten beobachtete, zu vergessen.

Yucalta trat so leise wie möglich durch das Portal des Hexenklosters. Einen Augenblick lang blendete sie das Licht der Fackeln und Lichtkugeln, dann gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit. Die kühle Nachtluft blieb hinter ihr zurück. Sie war draußen in der Stadt gewesen, weil sie keine Ruhe fand.
Zuerst, nach dem Ende der Schlacht, hatte sie versucht, Reckdis zu finden, wie dieser es seltsamerweise von ihr verlang hatte. Oder worum er sie geben hatte, was noch merkwürdiger war. Doch die Heilmagier waren gerade damit beschäftigt gewesen, sich um ihn zu kümmern, und hatten sie nicht vorgelassen.
Später war sie dann bei der Zeremonie gewesen, die sich ewig hingezogen hatte. Als es endlich vorbei gewesen war, hatte man ihr mitgeteilt, Reckdis schlafe. Sie hatte dort in einem der überfüllten und hektischen Säle gestanden, in denen die Kranken behandelt wurden. Eine Weile hatte sie überlegt, was sie nun tun sollte, bis sie das Gewusel und das Stimmengewirr nicht mehr ausgehalten hatte. Also war sie in die Stadt gegangen.
Sie war an der Mauer gewesen. Die Soldaten waren glücklicherweise nicht so betrunken gewesen, dass sie nicht mehr als Magierin erkannt worden wäre. Man hatte sie nicht behelligt. Yucalta hatte abseits der Feuer gestanden und in die Dunkelheit jenseits der Befestigungen gestarrt. Sie hatte gespürt, dass dort etwas war, doch ihren gewöhnlichen Sinnen war nichts aufgefallen. Keine Bewegung, kein merkwürdiges Geräusch, nicht einmal die Winde der Magie hatten sich seltsam verhalten. Sie konnte nichts wahrnehmen, aber sie spürte den Hauch der Bedrohung.
Irgendwann, als Kälte und jugendliche Ungeduld die Neugierde dämpften, hatte sie sich auf den Rückweg gemacht. Und nun war sie also wieder im Kloster. Es musste kurz vor Mitternacht sein, vielleicht nur wenige Minuten. Aber spielte das eine Rolle?
Sie kam an dem Treppenabsatz vorbei, an dem vor wenigen Tagen noch eine heftige Auseinandersetzung getobt hatte, in der das Kloster die meisten Verluste erlitten hatte. Hätte Bluthand sie nicht unterstützt … Yucalta verdrängte die Gedanken und wandte sich ab. Rasch fand sie den Krankensaal, in dem man Reckdis untergebracht hatte.
Zu ihrer Erleichterung war alles ruhig. Die wenigen Heiler und Pfleger schlichen zwischen den improvisierten Betten umher, die Verletzten waren still, niemand sprach ein Wort. Auch das Licht war gedämpft worden. Nur noch vier Fackeln erleuchteten den großen Raum.
So leise wie möglich trat Yucalta an Reckdis Bett. Der Piratenfürst schlief. Die Bettdecke verbarg seine Verletzungen, abgesehen von den Brandwunden und den Krallenspuren im Gesicht. Die Narben der Wunden, die Gropenzars ihm zugefügt hatte, hatten eine ungesunde, giftige Farbe, schienen aber zu verheilen.
Yucalta zögerte. Es kam ihr ein wenig töricht vor, neben dem Bett eines mehr oder weniger fremden Mannes zu warten, während dieser schlief. Anderseits, wer konnte schon vorhersehen, wann er das nächste Mal erwachen würde? Und er hatte doch darum gebeten, sobald wie möglich über alles unterrichtet zu werden, oder nicht? Yucalta seufzte und nahm sich einen Stuhl. Sie setzte sich so, dass es nicht so aussah, als wache sie über Reckdis Schlaf und stellte sich darauf ein, zu warten.
Sie merkte gar nicht, wie ihr die Augen zufielen und sie einschlief.

Reglos wie eine Staue stand Nerglot an der Grenze zwischen Wald und offenem Feld. Vor ihm erstreckten sich die Hügel, die in den letzten vier Tagen Zeugen einer der größten Schlachten dieses Zeitalters geworden waren. Asche und die Überreste der Gefallenen bedeckten die Erde, bis hin zur Stadt.
Der Untote konnte die Wachfeuer und die Silhouetten der Soldaten sehen, die auf der Mauer saßen. Er wusste auch, dass sie sträflich unaufmerksam waren, aber konnte er es ihnen verdenken? Auch er hatte die letzten Stunden des Tages und die bisherige Nacht damit verbracht, sich über seine gelungene Rache und das gute Ergebnis seiner Pläne zu freuen. Er hatte noch nicht einmal damit begonnen, eine neue Armee auszuheben.
Still beobachtete er, wie der Mond sich über den Himmel bewegte. Es musste bald Mitternacht sein, Zeit zum Handeln. Nerglot hatte beschlossen, den Druchii den vierten Tag zu überlassen. Es war ihr Tag. Sie hatten gesiegt und ihre Feinde restlos vernichtet. Doch Punkt Mitternacht würde der vierte Tag vorbei sein. Und was dann kommen würde — davor gnade ihnen Khaine.
Nerglot griff in die Taschen seines Mantels und holte sie hervor, seine teuren Schätze. Nun, eigentlich hatte er nicht viel für sie getan, zwei von ihnen waren schlichtweg gestohlen. Oder durch Zufall in seine Hand gelangt. Vielleicht wollte das Schicksal ja, dass geschah, was geschehen würde. Asaph stand ihm bei.
Beinahe ehrfürchtig betrachtete er die vier Drachensteine, die in seinen klauenartigen Händen lagen. Grau, grün, rot und blauviolett. Die markanten Farben ihrer Schöpfer. Bluthands Stein sollte eigentlich golden sein, überlegte er. Anderseits hat sie diese Farbe ja auch erst angenommen, nachdem sie zum Kind des Mordes wurde. Aber weshalb ist ihr Stein überhaupt rot? Ich habe noch nie etwas Rotes an ihr gesehen. Er gab sich mit der Erklärung zufrieden, dass das vermutlich von ihrer Vorliebe für Feuermagie rühre.
Nerglot ließ die Drachensteine zurück in die Taschen seines Mantels gleiten. Es wurde Zeit. Mitternacht rückte näher. Also schloss er die Augen und sprach einen einfachen aber mächtigen Zauber. Es war, als würde die Nacht weinen. Vor ihm und über dem gesamten Schlachtfeld sickerte schwarzer Nebel aus der Nachtluft. Schwer legten sich die finsteren Wolken auf die aschebedeckte Erde und verhüllten alles. Kein Leichnam war mehr zu erkennen, die Wachfeuer waren nur noch verschwommene Punkte größerer Helligkeit und die Soldaten der Druchii konnte Nerglot überhaupt nicht mehr ausmachen. Und er wusste, dass auch niemand mehr sehen oder spüren konnte, was hier geschehen würde. Nicht einmal Bluthand.
Zufrieden mit sich und seinen Ideen zog Nerglot sich tiefer in den Schutz des Waldes zurück. Er hatte zu tun, es würde noch eine lange Nacht werden. Der Tag der Druchii war vorbei. Der fünfte Tag der Viermächteschlacht hatte soeben begonnen. Und Nerglot war überzeugt, dass der morgige Tag die bisherigen weit in den Schatten stellen würde.
Sein hämisches Lachen ging im finsteren Nebel unter.
 
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Undeads for the win!
Ich finde den Auftakt zu deinem nächsten großen Teil sehr gelungen. Vorallem gefällt mir, das Nerglot iwelche finseteren Plänen hat. Ich hoffe er tritt den Dunkelelfen richtig in den Hintern.(Ja, ich weis, ich mag Spitzohren nicht.)


tja, abwarten und weiterlesen. Es wird noch einige Überraschungen in die eine oder andere Richtung geben. Ich glaube allmählich, das ist das beste an dieser Geschichte: die nicht vorhergesehenen Wendungen 😉
 
Ha ich wusste doch der hat noch was vor.

Finde den Beginn auch sehr gelungen, allerdings habe ich einige Rechtschreibfragen gefunden:

„Was ist es? Eine Bestie?“ Er stockte. „Der Splitterdrachen?“
Yetail schüttelte ernst den Kopf, wie Sisrall aus den Augenwinkeln bemerkte.
„Nein. Der Splitterdrachen lauert anderswo.

Sollte es nicht Splitterdrache heißen??

..., Reckdis zu finden, wie dieser es seltsamerweise von ihr verlang hatte. Oder worum er sie geben hatte, was noch merkwürdiger war.

Er hat etwas verlangt bzw gebeten


Ich behaupte mal der Drachenstein ist aufgrund ihrer Blutmagie rot. Da stellt sich mir die Frage ob Nerglot das nicht schon mal gesehen haben könnte. Sollte ja eigendlich ziemlich auffällig sein.
 
Ha ich wusste doch der hat noch was vor.

Finde den Beginn auch sehr gelungen

das freut mich. Soll schonmal schön die Spannung aufbauen, dieses Kapitel.

Sollte es nicht Splitterdrache heißen??

an sich ja. Allerdings habe ich in diesem Zusammenhang fast immer der SplitterdracheN geschrieben, auch im Zwischenspiel. Weiß auch nicht genau, wieso eigentlich 😉 Ich werds mal ändern.

Er hat etwas verlangt bzw gebeten

uh ... böse Tippfehler

Ich behaupte mal der Drachenstein ist aufgrund ihrer Blutmagie rot. Da stellt sich mir die Frage ob Nerglot das nicht schon mal gesehen haben könnte. Sollte ja eigendlich ziemlich auffällig sein.

klar ist er deshalb rot. Der Leser weiß das. Aber Nerglot eben nicht, und das macht die Sache so interessant. Genau das wollte ich damit ja zeigen.
Und nein, er dürfte es eigentlich noch nicht gesehen haben. Wann hat sie denn Blutmagie eingesetzt:
Im Kampf unter dem Hexenkloster. Da war er weit weg
Beim Kampf gegen Slonish. Da stand Nerglot am Fuße des Hügels und somit in dessen Schatten und hat somit vom eigentlich Kampf auhc nicht viel mitbekommen.
Beim Kampf gegen den Hüter der Geheimnisse. Ich glaube, auch da war Nerglot sehr weit weg, nämlich am anderen Ende des Schlachtfeldes. Heißt, er hat vielleicht die Wirkung gesehen (die Yetail-Illusionen, wenn ich mich nicht irre), aber nicht, dass Yetail sich dafür selbst verletzt hat.
 
Ich meinte eigendlich die Auswirkungen, die er sehen könnte. Sie hat ja überall an den Armen und sonstwo ihre Blutzeichen.

achja, stimmt, die wurden so lange nicht mehr erwähnt, dass ich gar nicht mehr daran gedacht habe. Also guter Hinweis. Ich werde mal gucken, ob sich das noch gut einbauen lässt. Nerglot weiß halt nicht, was es damit auf sich hat ... hm, mal gucken ... *denk* 😀
 
Hallo erstmal sorry das ich so spät schreibe irgendwie bekomme ich nicht mehr bescheid gesagt wenn in einem Thread was neues geschrieben wird.

Das klingt ja mal spannend Neglot will anscheinend alle Gefallenen der Viermächteschlacht wiederbeleben. Wozu er die Drachensteine braucht frag ich mich weil einer dürfte doch genauso seine Wirkung tuen wie 3. Yetail hatt ja noch die Blutmagie als Ass im Ärmel auserdem noch die anderen Erwählten und dann gibt es ja noch Morathi und Malekith
Über Yucalta erfährt man ja nicht wircklich viel aber der Name erinnert mich plötzlich stark an irgendetwas, ich glaube ein Ort in Peru heißt so.

Und du willst Yetail den Frostturm demolieren lassen langsam wird das hier ja wie eine von Sarashs Geschichten, nicht das ich was dagegen hätte 😀
 
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Das klingt ja mal spannend Neglot will anscheinend alle Gefallenen der Viermächteschlacht wiederbeleben.

das auch, aber das ist ja nichts Neues. Nennst du das Finsterer, Dunkler Plan? 😉 Und wieso verzieht er sich dann in den Wald? Oder hab ich das nicht geschrieben?

Wozu er die Drachensteine braucht frag ich mich weil einer dürfte doch genauso seine Wirkung tuen wie 3.

das sollst du dich auch fragen. Aber es sind 4, nicht 3. Das ist der Unterschied. Ich glaube, Nerglot hat schon desöfteren darüber nachgedacht, alle 4 in die Hände zu bekommen. Naja, abwarten 😉

Über Yucalta erfährt man ja nicht wircklich viel aber der Name erinnert mich plötzlich stark an irgendetwas, ich glaube ein Ort in Peru heißt so.

hm, ok, ist zumindest möglich. Aber ich denk mir meine Namen gewöhnlich selbst aus. Stimmt, bisher ist sie eher eine Nebenfigur, aber das wird sich noch ändern, keine Sorge.

Und du willst Yetail den Frostturm demolieren lassen langsam wird das hier ja wie eine von Sarashs Geschichten, nicht das ich was dagegen hätte 😀

also der Frostturm bleibt auf jeden Fall stehen, keine Sorge. Nur darum das könnte Scherben geben 😀 Bin aber noch nicht so weit, ich komm mal wieder nicht voran.
 
So, es geht weiter. Ich denke mal, dieser Teil ist auf jeden Fall überraschend.

Auf düsteren Pfaden

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
2 Stunden nach Mitternacht

Als er die dunkle Gestalt ausmachte, seufzte Darmal vor Erleichterung. Er war nicht müde — wann war er das letzte Mal erschöpft gewesen? Bevor sein Turm angegriffen wurde? —, aber die vergangenen Stunden zerrten an seinen Nerven.
Nachdem er das Chaos in seinem Geist als einen Teil seiner selbst akzeptiert hatte, hatte er sich auf die Suche nach Viverla’atar gemacht. Ein Unterfangen, bei dem ihm seine neuen körperlichen Fähigkeiten überhaupt nicht hatten helfen können, auch wenn er inzwischen besser sah.
Zuerst hatte er sich zu den Autarii begeben, doch niemand wusste, wo sich die junge Stammesführerin aufhielt. Dafür bestätigten sie, was Darmal schon befürchtet hatte: Niemand aus Viverla’atars Stamm hatte überlebt.
Kurzentschlossen hatte Darmal es in der Stadt versucht. Das war vermutlich ein Fehler gewesen. Die stürmische und jubelnde Masse der Soldaten, die in den schmalen Gassen unterwegs waren, hatte ein Vorankommen sehr erschwert. Es war auch nicht hilfreich gewesen, dass ihn regelmäßig jemand angesprochen und versucht hatte, die düstere Stimmung des ehemaligen Hauptmanns zu vertreiben. Doch Darmal wollte keine gute Laune haben. Auch wenn die Verlockung groß war, sich einfach zu betrinken, konnte er seiner Pflicht doch nicht aus dem Weg gehen. Er war Viverla’atars einzige Hoffnung.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatte er sie in der Stadt gesucht, hatte bestimmt über hundert Leute gefragt, doch niemand konnte ihm sagen, wo sie war. Schließlich hatte er doch noch zwei Autarii getroffen, die sie zumindest beim Verlassen des Schlachtfeldes gesehen hatten. Sie war nach Süden gegangen, in die Hügel. Niemand hatte es gewagt, sie aufzuhalten, immerhin hatte die Schlacht noch getobt und außerdem war sie eine Stammesführerin.
Also war Darmal wieder aus der Stadt geeilt. Eine gewisse Erleichterung hatte ihn erfasst, da er nun endlich den Helm hatte absetzen können. Den ganzen Tag, während er durch die überfüllten Gassen von Naggarond gestreift war, hatte er den Helm getragen, um seine seltsame Haut zu verbergen, die selbst für Druchii-Haut unnatürlich blass und weiß war. Und so glatt, dass sich manchmal das Licht darin spiegelte. So glatt wie gefrorenes Wasser.
Doch auch in den Hügeln südlich des Schlachtfelds hatte Darmal sie nicht gefunden. Erfreut hatte er festgestellt, dass zu den körperlichen Veränderungen auch eine gesteigerte Sehkraft gehörte und er die Finsternis problemlos durchdringen konnte. Er sah allerdings nur Konturen und Umrisse, keine Farben oder allzu feine Details. Er sah die Wölbung der Hügelkuppen, konnte aber das im seichten Wind wogende Gras nur als eine Erweiterung des Hügels erkennen, nicht als etwas Unabhängiges.
Aber er hatte Viverla’atars Spur fühlen können. Zuerst hatte er das seltsam gefunden, doch dann war ihm eingefallen, dass das Chaos in ihm ja eine Art Raubtier darstellte. Und die Fähigkeit, die Spur der Beute zu verfolgen, war gewiss praktisch. Auf jeden Fall hatte Darmal so gut erkennen können, wie Viverla’atar stundenlang dort herumgewandert war. Sie war nicht weit gegangen, immer nur hin und her oder im Kreis. Er hatte gefühlslos gelacht, als er die Ironie der Situation begriffen hatte. Hätte er seine Fähigkeiten eher entdeckt und ihre Spur gefunden, hätte er sie nicht groß verfolgen müssen. So jedoch war sie bereits wieder weg gewesen.
Also war Darmal ihrer Spur gefolgt, die sich in Richtung Norden wandte. Sie lief in weitem Bogen um das Schlachtfeld herum und immer so, dass die Stadt nicht zu sehen war. Darmal hatte ein schnelles Tempo angeschlagen, um sie einzuholen, aber sie hatte einen deutlichen Vorsprung gehabt.
Nun jedoch sah er sie endlich. Es war nur eine dunkle Gestalt in einigen Dutzend Metern Entfernung, aber er war sich sicher. Er erkannte ihren Gang und die Art, wie sie sich immer wieder umsah. Sie bemerkte ihn nicht, obwohl er sie gut sehen konnte. Langsam, aber entschlossen ging sie weiter. Es schien Darmal beinahe so, als hätte sie einen Entschluss gefasst, an dem sie standhaft festhalten würde, als wenn sie aber dennoch Angst hätte, diese Entscheidung umzusetzen.
Dann verschwand sie plötzlich und Darmal blieb wie angewurzelt stehen. Wo war sie hin? Konnte sie sich auf einmal durch den Warp bewegen? Nein, das war ausgeschlossen. Er blinzelte und versuchte, die Umgebung zu erkennen. Und dann fluchte er leise. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass seine neue Nachtsichtfähigkeit anders funktionierte als das Sehen am Tag. Er hatte den Wald einfach nicht gesehen, so sehr war er auf Viverla’atars Gestalt konzentriert gewesen. Nun war sie zwischen den Bäumen verschwunden.
Während er ihr nacheilte, fragte er sich, was in ihrem Kopf vorgehen könnte. Gewiss war sie enttäuscht von Sisrall. Vielleicht hasste sie ihn sogar. Was sie wohl über die Tatsache empfand, dass sie schwanger war? Entsetzen oder Glück? Oder einfach nur Unsicherheit? Und wie dachte sie wohl über ihn? Darmal konnte es nicht sagen.
Während er sich so leise wie möglich durch das Unterholz arbeitete, versuchte er, zu verstehen, was sie hier wollte. Suchte sie Einsamkeit? Aber sie hatte so entschlossen gewirkt. War sie vielleicht unterwegs in das Lager des Chaos? Suchte sie nach Überlebenden, an denen sie ihrem Zorn freien Lauf lassen konnte? Das war unwahrscheinlich. Er glaubte nicht, dass sie sich so gehen lassen würde und außerdem gab es keine Überlebenden, dafür hatten die Tempelkrieger gesorgt.
Er holte sie ganz plötzlich ein. Sie stand auf einem etwas größeren, freien Fleck zwischen einigen Bäumen. Es eine Lichtung zu nennen, wäre übertrieben gewesen, die Bäume standen immer noch so dicht, dass ihre Kronen ein dichtes Blätterdach bildeten. Verwirrt blieb auch Darmal stehen und überlegte, ob er sich ihr nähern sollte oder nicht.
Würde sie denken, er hätte sie verfolgt? Wäre sie ihm dankbar, dass er sich solche Sorgen um sie machte? Oder würde sie mit Ablehnung reagieren, weil er sie störte? Sollte er es wagen? Es könnte die letzte Gelegenheit sein, bevor sie weitergehen würde.
Doch bevor er sich entscheiden konnte, tat Viverla’atar etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sie holte tief Luft und rief dann laut ein einziges Wort in die Dunkelheit.

Nerglot seufzte laut auf. Das Ausstoßen der Luft brachte keine Erleichterung, aber es war eine Gewohnheit aus seinen Tagen als Sterblicher. Eine Geste, die er sich nur höchst selten gestattete, nur dann, wenn er eine wirklich bedeutende Leistung vollbracht hatte. Und das hatte er, dessen war er sich sicher.
Vor ihm in der Luft schwebten die vier Drachensteine, ein jeder strahlend in seiner Farbe. Ganz langsam verloren sie jedoch ihre individuellen Färbungen. Eine dunkle schwarze Schicht legte sich über die steinernen Artefakte. Schwarz und undurchdringlich wie der Tod.
Ganz schwach fühlte Nerglot den Sog der Magie, doch die vier Artefakte zerrten nicht genug arkane Kraft in sich hinein, um ihm gefährlich zu werden. Gerade so viel, dass sie in der Luft schweben blieben. Und den Zauber erhalten konnten, den Nerglot gewoben hatte.
Um die Steine schwebte ein weißgrauer Kranz, von dem in regelmäßigen Abständen Lichtwellen über die kleine Lichtung geschleudert wurden, auf der Nerglot das Ritual begonnen hatte. Innerhalb des Kranzes aus magischer Energie zuckten knisternde Blitze umher, mal waren es kleine, kaum sichtbare Funken, die über die Oberfläche der Drachensteine krochen, mal donnernde Entladungen, die Nerglot blendeten.
Der Beschwörer wusste, dass er nicht mehr viel zu tun hatte. Das Weben des Zaubers war sehr anstrengend gewesen und hatte höchste Konzentration erfordert, doch nun nach etwa zwei Stunden war es gelungen. Von nun an würden die vier Steine die nötigen Zauber selbst formen.
„Nerglot“, drang plötzlich von Ferne ein Ruf durch den dichten Wald. Der Untote fluchte und zuckte zusammen. Panisch sah er sich um, doch in der Nähe konnte er keine Auren ausmachen. War das ein Trick? Wollte man ihn verwirren oder gar von den Steinen weglocken? Zwar war seine Anwesenheit hier nicht erforderlich, doch war der Zauber sehr sensibel. Schon eine kleine Störung würde die Bemühungen der letzten Stunden zunichtemachen. Möglicherweise würde die bis dahin angesammelte Magie auch noch gewaltigen Schaden im Umfeld anrichten. Das wusste Nerglot nicht, ein solcher Zauber war seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr vollzogen worden. Und anscheinend war noch nie einer nicht richtig beendet worden.
Er überlegte. Sollte er so tun, als hätte er den Ruf nicht gehört? Oder würde derjenige, der ihn suchte, dann früher oder später hierherfinden? Und wer sollte ihn überhaupt suchen? Die Stimme hatte weibliche geklungen. Bluthand? Nein, die würde sich nicht verraten, wenn sie ihn herausfordern wollte. Silberstich? Vermutlich würde sie sich nicht dazu herablassen, selbst zu kommen. Also irgendein Bote? Was konnte so dringend sein, dass man nicht bis zum Morgen warten konnte, bevor man nach ihm schickte?
Er seufzte abermals, dieses Mal ergeben. Dann befahl er seinen Dienern Korlif und Riflis, den beiden ehemaligen Schwarzen Gardisten, auf die Drachensteine aufzupassen. Sie begannen, am Rande der Lichtung zu patrollieren. Sie würden jeden Feind zumindest solange aufhalten, bis Nerglot selbst zu Stelle war.
Dann griff sich Nerglot seinen Sensenstab, der abseits auf dem Boden lag. Ein Zauber formte ein magisches Feld um die Waffe. Er wollte vorsichtig sein und nicht unvorbereitet in eine Falle laufen. Deshalb näherte er sich der Quelle des Rufes in einem weiten Bogen. Er rannte mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch den Wald. Er erhoffte sich so einen Vorteil, da eventuelle Angreifer nicht damit rechnen würden, dass er sich derart schnell nähern könnte.
Schließlich hielt er inne. Vor ihm stand eine junge Frau und sah sich unruhig um. Es war klar, dass ihre Augen Schwierigkeiten damit hatten, die Dunkelheit zu durchdringen. Nerglot sah sich um, doch er entdeckte keine weiteren Auren, nur die eines großen Tieres, das in der Nähe lauerte. Der Untote wusste aus Erfahrung, dass es verschwinden würde, sobald er sich näherte, deshalb schenkte er ihm keine weitere Aufmerksamkeit.
Vorsichtig, während er gleichzeitig versuchte, einen überlegenen Eindruck zu machen, trat Nerglot zwischen den Bäumen hervor. Die junge Druchii stand auf einem kleinen, freien Stück Waldboden. Er musterte sie. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, dass sie zu den Autarii gehörte, eine Repetierarmbrust und eine kurze Klinge an ihrem Gürtel bestätigten diese Einschätzung. Nerglot runzelte die Stirn. Was tat ein solches Mädchen hier allein im Wald? Die Situation wurde immer merkwürdiger. Und was wollte sie von ihm?
Als sie seine Bewegung hörte, fuhr sie herum und zog die kurze Klinge. Erst wollte Nerglot mit einem Gegenangriff reagieren, doch dann wurde ihm klar, dass sie nur deshalb so gehandelt hatte, weil sie nicht wusste, dass er es war. Sie konnte ihn nicht sehen. Also schuf er eine Lichtkugel über ihnen beiden.
Sobald die Jägerin ihn erkannte, senkte sie die Klinge, steckte sie jedoch nicht in die Scheide. Es sah so aus, als wolle sie etwas von ihm, würde ihm aber nicht vertrauen. Interessant, dachte Nerglot. Er stellte den Sensenstab auf den Waldboden und sah die junge Dame an.
„Nun, Ihr habt mich gerufen?“, fragte er. Sie zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen, fing sich jedoch rasch wieder und musterte ihn, erst mit Abneigung, dann mit Zweifeln und schließlich, als hätte sie einen Entschluss gefasst.
„Ja, mein Name ist Viverla’atar. Ich habe eine Frage an Euch, großer Nerglot, Schüler des Nagash. Stimmt es, dass Ihr in der Lage seid, den Verlauf der Zeit zu beeinflussen?“
Er zögerte. War es ihr Auftrag, etwas über seine Fähigkeiten herauszufinden? Nun, er würde das Risiko eingehen. Im Zweifelsfall konnte er sie immer noch töten, immerhin war sie allein. „Ja, Viverla’atar. Es liegt in meiner Macht, die Zeit schneller oder langsamer vergehen zu lassen, zumindest in einem beschränkten Bereich. Aber ich kann weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft reisen oder diese verändern.“
Sie nickte, als habe sie sich das gedacht. „Wäret Ihr denn auch dazu fähig, das Kind in meinem Körper schneller wachsen zu lassen?“
Nerglot versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, während er sie erneut musterte. Tatsächlich, sie war schwanger. Noch nicht lange, aber er konnte es bereits erkennen. Er runzelte die Stirn.
„Vielleicht wäre ich dazu in der Lage, aber Ihr würdet es garantiert nicht überleben. Denn obgleich weniger Zeit vergehen würde, kostet Euch die Schwangerschaft die gleiche Kraft. Kraft, die Ihr dann nicht schnell genug aufnehmen könnt.“
Sie lächelte. „Ich bin sicher, Ihr wäret mächtig genug, mich am Leben zu erhalten?“ Es klang nach einer Herausforderung und Nerglot schnaubte. „Natürlich bin ich dazu in der Lage. Aber leben würdet Ihr trotzdem nicht. Ich kann Euch am Sterben hindern, aber Euer Körper würde verfallen, bis er nicht mehr in der Lage ist, Euch selbstständig zu erhalten. Ihr wärt etwa genauso lebendig oder genauso tot — betrachtet es, wie Ihr wollt — wie ich.“
Viverla‘atar sackte kurz zusammen, dann zuckte sie mit den Schultern. „Wenn das der Preis ist. Ich hätte nichts dagegen, mich Euch anzuschließen, Nerglot. Gewiss kann ich Euch nützen.“
Der Untote sah sie kalt an. „Warum sollte ich Euch das glauben? Weshalb solltet Ihr bereit sein, Eurem Leben zu entsagen und vielleicht sogar an meiner Seite gegen jene zu kämpfen, auf deren Seite Ihr einst gestanden habt?“
„Weil mein Leben ohnehin verwirkt ist, Nerglot!“, fuhr sie ihn beinahe panisch an. „Die Gesetze der Autarii sind mehr als streng. Kein Kind ohne Ehe und schon gar nicht mit jemandem, der nicht zu den Clans gehört. Sie würden mich jagen und töten. Und die Stadtdruchii würden mir nicht helfen, wenn sie dadurch eine Fehde mit den Bergstämmen heraufbeschwören würden. Ich bin bereits tot!“
Er dachte darüber nach. Das erklärte zumindest ihre Bereitschaft, ihrem bisherigen Leben zu entsagen. Aber wie weit würde ihre neue Treue tatsächlich gehen? „Wäret Ihr denn auch bereit, Druchii zu töten? Autarii? Angehörige Eures eigenen Stammes?“
Sie zog die Schultern nach hinten. „Mein Stamm existiert nicht länger. Die Krieger sind in dieser Schlacht getötet worden. Selbst jene, die den Orks vielleicht entkommen sind, mussten in Bluthands Flammenwirbel sterben. Nur Asche ist von jenen übrig, die ich hierher geführt habe. Und jene, die zuhause warten, werden nicht lange bestehen. Die besten Jäger sind hier gefallen und sie haben keinen Häuptling mehr. Und was haben die Druchii, die Khaine dienen, je für mich getan? Meine Familie ermordet, mich geschwängert und meinen Stamm vernichtet. Nein, Nerglot, die Druchii bedeuten mir nichts mehr. Mit Freuden würde ich selbst gegen sie vorgehen.“
Er lächelte kalt. So langsam gefiel ihm dieses Mädchen. „Eure Geschichte scheint interessant zu sein, Viverla’atar. Allerdings gibt es eine anderen Frage: Wieso sollte ich Euch helfen? Ihr habt meine Krieger gesehen, Ihr könntet sie kaum noch unterstützen. Und Ihr seid zu jung, um mir mit Erfahrungen und Wissen zu helfen. Eure magischen Fähigkeiten sind ebenfalls zu gering, um mir zu nützen. Immerhin müsste ich sehr viel Kraft aufwenden, um Euch am Unleben zu erhalten, während Ihr das Kind austragt. Ihr versteht sicher, dass ich deshalb zögere.“
Viverla’atar grinste. „Mir war klar, dass Ihr diese Frage stellen würdet, es ist schließlich Euer gutes Recht. Aber ich habe tatsächlich etwas, das Euch interessieren dürfte. Wenn Ihr mir helft und mich anschließend zu einer Untoten wie Euch macht, dann gehört das Kind Euch.“
Nerglot starrte sie ungläubig an. „Und was soll ich mit diesem Balg? Ich habe wohl kaum die Zeit, ein Kind aufzuziehen.“ Er hielt inne, da ihm auffiel, dass sie noch immer grinste. Irgendetwas gab ihr die Gewissheit, dass er einlenken würde. „Es ist nicht irgendein Kind. Es ist das Kind von Sisrall Blutklinge.“
Nerglot lachte auf. Sollte das ein Scherz sein? Aber als er ihren Gesichtsausdruck sah, verstummte er. Nein, sie meinte es ernst. Aber wie war das möglich? Hatte Blutklinge seine Gefährtin mit diesem Mädchen betrogen? Nein, das war unwahrscheinlich. Aber was wusste er schon über die Vergangenheit des Tempelkriegers?
„Nun, vielleicht ist das tatsächlich ein akzeptables Angebot. Aber zuerst solltet Ihr mir erzählen, wie es dazu gekommen ist. Schließlich werdet Ihr nachher zu … beschäftigt sein. Und dann wird es mir eine Freude sein, Euch, Viverla’atar, in den Reihen der lebenden Toten zu begrüßen.“
Sein Lachen wurde plötzlich von einer anderen Stimme übertönt. Mit einem Kriegsruf, der eher wie das Fauchen eines Tieres klang, stürmte eine gerüstete Gestalt auf sie beide zu. Der Krieger trug eine gewaltige, silbergraue Rüstung und hatte ein langes gezacktes Schwert zum Schlag erhoben.
Nerglot erwiderte das Fauchen und wirbelte herum. Der Sensenstab flammte auf und hinterließ eine glühende Spur in der Luft, als er heran pfiff, um der gezackten Klinge Einhalt zu gebieten. Dann krachten die beiden Kämpfer mit einem Geräusch aufeinander, das an splitternde Bäume erinnerte.
 
Krass!
Der Teil ist einfach perfekt geworden. Alles ist schön beschrieben und man kann die Figuren direkt sehen, wenn man die Augen schließt.
Sehr schön. 🙂

Danke für die Begeisterung. Abgesehen vom dem Widerspruch mit den geschlossenen Augen freue ich mich wirklich, dass es dir so gut gefällt. Ich hoffe, ich kann das Niveau auch so etwa halten. Wird aber in diesem 6. Teil sehr viel Neues geben. Ich probiere ab und zu mal was aus. Vielleicht kommt sogar mal ein bisschen Sex vor, aber so weit bin ich noch nicht. Bei mir hat gerade das Gemetzel so richtig angefangen. 😉

@flix: Soll ich dir vielleicht mal ne Mail (oder PN) schicken, wenn es einen neuen Teil gibt? Da das Abbonement bei dir ja irgendwie nicht richtig funktionier!?
 
Wo ist da der Widerspruch? Wenn ich meine Augen aufmache, sehe ich meinen Laptop! 😉 Und wenn man sie zu macht, kann man sich die Szene zumindest bildlich vorstellen!

Zufrieden? 😛

seltsam nur, dass du mit geschlossenen Augen nicht lesen kannst. Heißt, du kannst dir nur vorstellen, was du behalten hast, bzw. woran du dich zu erinnern glaubst. 😉

Aber lass mal, ich verstehe schon, was du meinst. Ich stell mir die Szenen beim Schreiben ja auch immer bildlich vor.