So, es geht weiter. Ich denke mal, dieser Teil ist auf jeden Fall überraschend.
Auf düsteren Pfaden
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
2 Stunden nach Mitternacht
Als er die dunkle Gestalt ausmachte, seufzte Darmal vor Erleichterung. Er war nicht müde — wann war er das letzte Mal erschöpft gewesen? Bevor sein Turm angegriffen wurde? —, aber die vergangenen Stunden zerrten an seinen Nerven.
Nachdem er das Chaos in seinem Geist als einen Teil seiner selbst akzeptiert hatte, hatte er sich auf die Suche nach Viverla’atar gemacht. Ein Unterfangen, bei dem ihm seine neuen körperlichen Fähigkeiten überhaupt nicht hatten helfen können, auch wenn er inzwischen besser sah.
Zuerst hatte er sich zu den Autarii begeben, doch niemand wusste, wo sich die junge Stammesführerin aufhielt. Dafür bestätigten sie, was Darmal schon befürchtet hatte: Niemand aus Viverla’atars Stamm hatte überlebt.
Kurzentschlossen hatte Darmal es in der Stadt versucht. Das war vermutlich ein Fehler gewesen. Die stürmische und jubelnde Masse der Soldaten, die in den schmalen Gassen unterwegs waren, hatte ein Vorankommen sehr erschwert. Es war auch nicht hilfreich gewesen, dass ihn regelmäßig jemand angesprochen und versucht hatte, die düstere Stimmung des ehemaligen Hauptmanns zu vertreiben. Doch Darmal wollte keine gute Laune haben. Auch wenn die Verlockung groß war, sich einfach zu betrinken, konnte er seiner Pflicht doch nicht aus dem Weg gehen. Er war Viverla’atars einzige Hoffnung.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatte er sie in der Stadt gesucht, hatte bestimmt über hundert Leute gefragt, doch niemand konnte ihm sagen, wo sie war. Schließlich hatte er doch noch zwei Autarii getroffen, die sie zumindest beim Verlassen des Schlachtfeldes gesehen hatten. Sie war nach Süden gegangen, in die Hügel. Niemand hatte es gewagt, sie aufzuhalten, immerhin hatte die Schlacht noch getobt und außerdem war sie eine Stammesführerin.
Also war Darmal wieder aus der Stadt geeilt. Eine gewisse Erleichterung hatte ihn erfasst, da er nun endlich den Helm hatte absetzen können. Den ganzen Tag, während er durch die überfüllten Gassen von Naggarond gestreift war, hatte er den Helm getragen, um seine seltsame Haut zu verbergen, die selbst für Druchii-Haut unnatürlich blass und weiß war. Und so glatt, dass sich manchmal das Licht darin spiegelte. So glatt wie gefrorenes Wasser.
Doch auch in den Hügeln südlich des Schlachtfelds hatte Darmal sie nicht gefunden. Erfreut hatte er festgestellt, dass zu den körperlichen Veränderungen auch eine gesteigerte Sehkraft gehörte und er die Finsternis problemlos durchdringen konnte. Er sah allerdings nur Konturen und Umrisse, keine Farben oder allzu feine Details. Er sah die Wölbung der Hügelkuppen, konnte aber das im seichten Wind wogende Gras nur als eine Erweiterung des Hügels erkennen, nicht als etwas Unabhängiges.
Aber er hatte Viverla’atars Spur fühlen können. Zuerst hatte er das seltsam gefunden, doch dann war ihm eingefallen, dass das Chaos in ihm ja eine Art Raubtier darstellte. Und die Fähigkeit, die Spur der Beute zu verfolgen, war gewiss praktisch. Auf jeden Fall hatte Darmal so gut erkennen können, wie Viverla’atar stundenlang dort herumgewandert war. Sie war nicht weit gegangen, immer nur hin und her oder im Kreis. Er hatte gefühlslos gelacht, als er die Ironie der Situation begriffen hatte. Hätte er seine Fähigkeiten eher entdeckt und ihre Spur gefunden, hätte er sie nicht groß verfolgen müssen. So jedoch war sie bereits wieder weg gewesen.
Also war Darmal ihrer Spur gefolgt, die sich in Richtung Norden wandte. Sie lief in weitem Bogen um das Schlachtfeld herum und immer so, dass die Stadt nicht zu sehen war. Darmal hatte ein schnelles Tempo angeschlagen, um sie einzuholen, aber sie hatte einen deutlichen Vorsprung gehabt.
Nun jedoch sah er sie endlich. Es war nur eine dunkle Gestalt in einigen Dutzend Metern Entfernung, aber er war sich sicher. Er erkannte ihren Gang und die Art, wie sie sich immer wieder umsah. Sie bemerkte ihn nicht, obwohl er sie gut sehen konnte. Langsam, aber entschlossen ging sie weiter. Es schien Darmal beinahe so, als hätte sie einen Entschluss gefasst, an dem sie standhaft festhalten würde, als wenn sie aber dennoch Angst hätte, diese Entscheidung umzusetzen.
Dann verschwand sie plötzlich und Darmal blieb wie angewurzelt stehen. Wo war sie hin? Konnte sie sich auf einmal durch den Warp bewegen? Nein, das war ausgeschlossen. Er blinzelte und versuchte, die Umgebung zu erkennen. Und dann fluchte er leise. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass seine neue Nachtsichtfähigkeit anders funktionierte als das Sehen am Tag. Er hatte den Wald einfach nicht gesehen, so sehr war er auf Viverla’atars Gestalt konzentriert gewesen. Nun war sie zwischen den Bäumen verschwunden.
Während er ihr nacheilte, fragte er sich, was in ihrem Kopf vorgehen könnte. Gewiss war sie enttäuscht von Sisrall. Vielleicht hasste sie ihn sogar. Was sie wohl über die Tatsache empfand, dass sie schwanger war? Entsetzen oder Glück? Oder einfach nur Unsicherheit? Und wie dachte sie wohl über ihn? Darmal konnte es nicht sagen.
Während er sich so leise wie möglich durch das Unterholz arbeitete, versuchte er, zu verstehen, was sie hier wollte. Suchte sie Einsamkeit? Aber sie hatte so entschlossen gewirkt. War sie vielleicht unterwegs in das Lager des Chaos? Suchte sie nach Überlebenden, an denen sie ihrem Zorn freien Lauf lassen konnte? Das war unwahrscheinlich. Er glaubte nicht, dass sie sich so gehen lassen würde und außerdem gab es keine Überlebenden, dafür hatten die Tempelkrieger gesorgt.
Er holte sie ganz plötzlich ein. Sie stand auf einem etwas größeren, freien Fleck zwischen einigen Bäumen. Es eine Lichtung zu nennen, wäre übertrieben gewesen, die Bäume standen immer noch so dicht, dass ihre Kronen ein dichtes Blätterdach bildeten. Verwirrt blieb auch Darmal stehen und überlegte, ob er sich ihr nähern sollte oder nicht.
Würde sie denken, er hätte sie verfolgt? Wäre sie ihm dankbar, dass er sich solche Sorgen um sie machte? Oder würde sie mit Ablehnung reagieren, weil er sie störte? Sollte er es wagen? Es könnte die letzte Gelegenheit sein, bevor sie weitergehen würde.
Doch bevor er sich entscheiden konnte, tat Viverla’atar etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sie holte tief Luft und rief dann laut ein einziges Wort in die Dunkelheit.
Nerglot seufzte laut auf. Das Ausstoßen der Luft brachte keine Erleichterung, aber es war eine Gewohnheit aus seinen Tagen als Sterblicher. Eine Geste, die er sich nur höchst selten gestattete, nur dann, wenn er eine wirklich bedeutende Leistung vollbracht hatte. Und das hatte er, dessen war er sich sicher.
Vor ihm in der Luft schwebten die vier Drachensteine, ein jeder strahlend in seiner Farbe. Ganz langsam verloren sie jedoch ihre individuellen Färbungen. Eine dunkle schwarze Schicht legte sich über die steinernen Artefakte. Schwarz und undurchdringlich wie der Tod.
Ganz schwach fühlte Nerglot den Sog der Magie, doch die vier Artefakte zerrten nicht genug arkane Kraft in sich hinein, um ihm gefährlich zu werden. Gerade so viel, dass sie in der Luft schweben blieben. Und den Zauber erhalten konnten, den Nerglot gewoben hatte.
Um die Steine schwebte ein weißgrauer Kranz, von dem in regelmäßigen Abständen Lichtwellen über die kleine Lichtung geschleudert wurden, auf der Nerglot das Ritual begonnen hatte. Innerhalb des Kranzes aus magischer Energie zuckten knisternde Blitze umher, mal waren es kleine, kaum sichtbare Funken, die über die Oberfläche der Drachensteine krochen, mal donnernde Entladungen, die Nerglot blendeten.
Der Beschwörer wusste, dass er nicht mehr viel zu tun hatte. Das Weben des Zaubers war sehr anstrengend gewesen und hatte höchste Konzentration erfordert, doch nun nach etwa zwei Stunden war es gelungen. Von nun an würden die vier Steine die nötigen Zauber selbst formen.
„Nerglot“, drang plötzlich von Ferne ein Ruf durch den dichten Wald. Der Untote fluchte und zuckte zusammen. Panisch sah er sich um, doch in der Nähe konnte er keine Auren ausmachen. War das ein Trick? Wollte man ihn verwirren oder gar von den Steinen weglocken? Zwar war seine Anwesenheit hier nicht erforderlich, doch war der Zauber sehr sensibel. Schon eine kleine Störung würde die Bemühungen der letzten Stunden zunichtemachen. Möglicherweise würde die bis dahin angesammelte Magie auch noch gewaltigen Schaden im Umfeld anrichten. Das wusste Nerglot nicht, ein solcher Zauber war seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr vollzogen worden. Und anscheinend war noch nie einer nicht richtig beendet worden.
Er überlegte. Sollte er so tun, als hätte er den Ruf nicht gehört? Oder würde derjenige, der ihn suchte, dann früher oder später hierherfinden? Und wer sollte ihn überhaupt suchen? Die Stimme hatte weibliche geklungen. Bluthand? Nein, die würde sich nicht verraten, wenn sie ihn herausfordern wollte. Silberstich? Vermutlich würde sie sich nicht dazu herablassen, selbst zu kommen. Also irgendein Bote? Was konnte so dringend sein, dass man nicht bis zum Morgen warten konnte, bevor man nach ihm schickte?
Er seufzte abermals, dieses Mal ergeben. Dann befahl er seinen Dienern Korlif und Riflis, den beiden ehemaligen Schwarzen Gardisten, auf die Drachensteine aufzupassen. Sie begannen, am Rande der Lichtung zu patrollieren. Sie würden jeden Feind zumindest solange aufhalten, bis Nerglot selbst zu Stelle war.
Dann griff sich Nerglot seinen Sensenstab, der abseits auf dem Boden lag. Ein Zauber formte ein magisches Feld um die Waffe. Er wollte vorsichtig sein und nicht unvorbereitet in eine Falle laufen. Deshalb näherte er sich der Quelle des Rufes in einem weiten Bogen. Er rannte mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch den Wald. Er erhoffte sich so einen Vorteil, da eventuelle Angreifer nicht damit rechnen würden, dass er sich derart schnell nähern könnte.
Schließlich hielt er inne. Vor ihm stand eine junge Frau und sah sich unruhig um. Es war klar, dass ihre Augen Schwierigkeiten damit hatten, die Dunkelheit zu durchdringen. Nerglot sah sich um, doch er entdeckte keine weiteren Auren, nur die eines großen Tieres, das in der Nähe lauerte. Der Untote wusste aus Erfahrung, dass es verschwinden würde, sobald er sich näherte, deshalb schenkte er ihm keine weitere Aufmerksamkeit.
Vorsichtig, während er gleichzeitig versuchte, einen überlegenen Eindruck zu machen, trat Nerglot zwischen den Bäumen hervor. Die junge Druchii stand auf einem kleinen, freien Stück Waldboden. Er musterte sie. Ihre Kleidung ließ darauf schließen, dass sie zu den Autarii gehörte, eine Repetierarmbrust und eine kurze Klinge an ihrem Gürtel bestätigten diese Einschätzung. Nerglot runzelte die Stirn. Was tat ein solches Mädchen hier allein im Wald? Die Situation wurde immer merkwürdiger. Und was wollte sie von ihm?
Als sie seine Bewegung hörte, fuhr sie herum und zog die kurze Klinge. Erst wollte Nerglot mit einem Gegenangriff reagieren, doch dann wurde ihm klar, dass sie nur deshalb so gehandelt hatte, weil sie nicht wusste, dass er es war. Sie konnte ihn nicht sehen. Also schuf er eine Lichtkugel über ihnen beiden.
Sobald die Jägerin ihn erkannte, senkte sie die Klinge, steckte sie jedoch nicht in die Scheide. Es sah so aus, als wolle sie etwas von ihm, würde ihm aber nicht vertrauen. Interessant, dachte Nerglot. Er stellte den Sensenstab auf den Waldboden und sah die junge Dame an.
„Nun, Ihr habt mich gerufen?“, fragte er. Sie zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen, fing sich jedoch rasch wieder und musterte ihn, erst mit Abneigung, dann mit Zweifeln und schließlich, als hätte sie einen Entschluss gefasst.
„Ja, mein Name ist Viverla’atar. Ich habe eine Frage an Euch, großer Nerglot, Schüler des Nagash. Stimmt es, dass Ihr in der Lage seid, den Verlauf der Zeit zu beeinflussen?“
Er zögerte. War es ihr Auftrag, etwas über seine Fähigkeiten herauszufinden? Nun, er würde das Risiko eingehen. Im Zweifelsfall konnte er sie immer noch töten, immerhin war sie allein. „Ja, Viverla’atar. Es liegt in meiner Macht, die Zeit schneller oder langsamer vergehen zu lassen, zumindest in einem beschränkten Bereich. Aber ich kann weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft reisen oder diese verändern.“
Sie nickte, als habe sie sich das gedacht. „Wäret Ihr denn auch dazu fähig, das Kind in meinem Körper schneller wachsen zu lassen?“
Nerglot versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, während er sie erneut musterte. Tatsächlich, sie war schwanger. Noch nicht lange, aber er konnte es bereits erkennen. Er runzelte die Stirn.
„Vielleicht wäre ich dazu in der Lage, aber Ihr würdet es garantiert nicht überleben. Denn obgleich weniger Zeit vergehen würde, kostet Euch die Schwangerschaft die gleiche Kraft. Kraft, die Ihr dann nicht schnell genug aufnehmen könnt.“
Sie lächelte. „Ich bin sicher, Ihr wäret mächtig genug, mich am Leben zu erhalten?“ Es klang nach einer Herausforderung und Nerglot schnaubte. „Natürlich bin ich dazu in der Lage. Aber leben würdet Ihr trotzdem nicht. Ich kann Euch am Sterben hindern, aber Euer Körper würde verfallen, bis er nicht mehr in der Lage ist, Euch selbstständig zu erhalten. Ihr wärt etwa genauso lebendig oder genauso tot — betrachtet es, wie Ihr wollt — wie ich.“
Viverla‘atar sackte kurz zusammen, dann zuckte sie mit den Schultern. „Wenn das der Preis ist. Ich hätte nichts dagegen, mich Euch anzuschließen, Nerglot. Gewiss kann ich Euch nützen.“
Der Untote sah sie kalt an. „Warum sollte ich Euch das glauben? Weshalb solltet Ihr bereit sein, Eurem Leben zu entsagen und vielleicht sogar an meiner Seite gegen jene zu kämpfen, auf deren Seite Ihr einst gestanden habt?“
„Weil mein Leben ohnehin verwirkt ist, Nerglot!“, fuhr sie ihn beinahe panisch an. „Die Gesetze der Autarii sind mehr als streng. Kein Kind ohne Ehe und schon gar nicht mit jemandem, der nicht zu den Clans gehört. Sie würden mich jagen und töten. Und die Stadtdruchii würden mir nicht helfen, wenn sie dadurch eine Fehde mit den Bergstämmen heraufbeschwören würden. Ich bin bereits tot!“
Er dachte darüber nach. Das erklärte zumindest ihre Bereitschaft, ihrem bisherigen Leben zu entsagen. Aber wie weit würde ihre neue Treue tatsächlich gehen? „Wäret Ihr denn auch bereit, Druchii zu töten? Autarii? Angehörige Eures eigenen Stammes?“
Sie zog die Schultern nach hinten. „Mein Stamm existiert nicht länger. Die Krieger sind in dieser Schlacht getötet worden. Selbst jene, die den Orks vielleicht entkommen sind, mussten in Bluthands Flammenwirbel sterben. Nur Asche ist von jenen übrig, die ich hierher geführt habe. Und jene, die zuhause warten, werden nicht lange bestehen. Die besten Jäger sind hier gefallen und sie haben keinen Häuptling mehr. Und was haben die Druchii, die Khaine dienen, je für mich getan? Meine Familie ermordet, mich geschwängert und meinen Stamm vernichtet. Nein, Nerglot, die Druchii bedeuten mir nichts mehr. Mit Freuden würde ich selbst gegen sie vorgehen.“
Er lächelte kalt. So langsam gefiel ihm dieses Mädchen. „Eure Geschichte scheint interessant zu sein, Viverla’atar. Allerdings gibt es eine anderen Frage: Wieso sollte ich Euch helfen? Ihr habt meine Krieger gesehen, Ihr könntet sie kaum noch unterstützen. Und Ihr seid zu jung, um mir mit Erfahrungen und Wissen zu helfen. Eure magischen Fähigkeiten sind ebenfalls zu gering, um mir zu nützen. Immerhin müsste ich sehr viel Kraft aufwenden, um Euch am Unleben zu erhalten, während Ihr das Kind austragt. Ihr versteht sicher, dass ich deshalb zögere.“
Viverla’atar grinste. „Mir war klar, dass Ihr diese Frage stellen würdet, es ist schließlich Euer gutes Recht. Aber ich habe tatsächlich etwas, das Euch interessieren dürfte. Wenn Ihr mir helft und mich anschließend zu einer Untoten wie Euch macht, dann gehört das Kind Euch.“
Nerglot starrte sie ungläubig an. „Und was soll ich mit diesem Balg? Ich habe wohl kaum die Zeit, ein Kind aufzuziehen.“ Er hielt inne, da ihm auffiel, dass sie noch immer grinste. Irgendetwas gab ihr die Gewissheit, dass er einlenken würde. „Es ist nicht irgendein Kind. Es ist das Kind von Sisrall Blutklinge.“
Nerglot lachte auf. Sollte das ein Scherz sein? Aber als er ihren Gesichtsausdruck sah, verstummte er. Nein, sie meinte es ernst. Aber wie war das möglich? Hatte Blutklinge seine Gefährtin mit diesem Mädchen betrogen? Nein, das war unwahrscheinlich. Aber was wusste er schon über die Vergangenheit des Tempelkriegers?
„Nun, vielleicht ist das tatsächlich ein akzeptables Angebot. Aber zuerst solltet Ihr mir erzählen, wie es dazu gekommen ist. Schließlich werdet Ihr nachher zu … beschäftigt sein. Und dann wird es mir eine Freude sein, Euch, Viverla’atar, in den Reihen der lebenden Toten zu begrüßen.“
Sein Lachen wurde plötzlich von einer anderen Stimme übertönt. Mit einem Kriegsruf, der eher wie das Fauchen eines Tieres klang, stürmte eine gerüstete Gestalt auf sie beide zu. Der Krieger trug eine gewaltige, silbergraue Rüstung und hatte ein langes gezacktes Schwert zum Schlag erhoben.
Nerglot erwiderte das Fauchen und wirbelte herum. Der Sensenstab flammte auf und hinterließ eine glühende Spur in der Luft, als er heran pfiff, um der gezackten Klinge Einhalt zu gebieten. Dann krachten die beiden Kämpfer mit einem Geräusch aufeinander, das an splitternde Bäume erinnerte.