WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

So, weiter gehts. Der Teil dürfte allen Untoten-Fans gefallen 😀 ... ich hoffe, sie kommen nicht zu perfekt rüber ... und ja, die Inspirationsquelle ist ziemlich offensichtlich, oder? 😉

Neues Leben


„Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen,
Täten im Großen,
Was der Beste im Kleinen
Tut oder möchte.“
Das Göttliche, Johann Wolfgang von Goethe

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
2 Stunden vor Sonnenaufgang

Hätte jemand Nerglot nach seinem Empfinden gefragt, hätte der Untote wohl zur Antwort gegeben: „Ich fühle mich lebendig.“ Und so war es. Seit Jahrhunderten war er zu einer Existenz zwischen Leben und Tod verdammt und er war diesem Schicksal auch jetzt nicht entronnen. Aber auf einmal kam es ihm weit weniger schrecklich vor.
Beinahe ehrfürchtig strich Nerglot über das Amulett, wie er das Gebilde für sich genannt hatte. Auf seiner Brust lagen die vier Drachensteine, jetzt zu einem einzigen, pechschwarzen Ring verschmolzen. Es war kein perfekter Kreis, sondern eher eine unförmige Raute, aber wer störte sich schon an der äußeren Gestalt, wenn das Innere grenzenlose Macht versprach? Während der Transformation hatten die Drachensteine eine Hülle aus schwarzem Kristall gebildet, die ihnen etwas Düsteres verlieh. Außerdem hatte sich eine lange, weite Schlaufe aus demselben Material gebildet, die nun um Nerglots Hals hing und das Amulett, wenn man es so nennen wollte, mit ihm verband.
Und es verband ihn mit der Welt. Es war ein Erlebnis weit jenseits jedweder Vorstellung. Nerglot fühlte sich, als könne er alles. Magie durchflutete seinen Körper und schenkte ihm ein Gefühl von Leben. Alles um ihn herum war auf einmal absolut klar und detailliert — und unglaublich zerbrechlich. Der Untote hatte das Gefühl, ein einziger, heftiger Gedanke könne die Bäume vor ihm entwurzeln.
Ein Nachtvogel flog aus der Krone des Baumes, den er eben noch betrachtet hatte. Es war ein anmutiger Jäger, doch etwas stimmte nicht. Nerglot brauchte eine Weile, bis ihm aufging, was es war: Der Vogel bewegte sich viel zu langsam. Er schien sich so zögernd durch die Luft zu bewegen, dass es ein Wunder war, dass er nicht einfach herunterfiel. Noch einen Augenblick später begriff Nerglot, dass nicht der Vogel langsamer geworden war: Er selbst war schneller geworden. Im Vergleich mit seiner Umgebung rasten seine Gedanken und seine Sinneswahrnehmungen geradezu unmöglich schnell dahin.
Nerglot sandte einen schwarzen Blitz aus und konnte sich anschließend kaum halten vor Begeisterung: Bevor er wusste, wie ihm geschah, war der Vogel schon nicht mehr als eine Wolke aus Asche, die langsam zu Boden sank. Und statt einen Verlust von Magie zu spüren, nahm Nerglot einen Anstieg seiner Kräfte war. Denn das war das Geheimnis des Amuletts: Drachensteine waren in der Lage, Magie aus der Umgebung auf ihren Träger zu übertragen. Die vereinten vier Steine nährten ihren Träger mit dem Tod. Jedes Leben, das in seiner Nähe ausgelöscht wurde, würde ihm, Nerglot, weitere Stärke einbringen. Er war so gut wie unbesiegbar.
Zufrieden mit sich und seinem Erfolg kehrte Nerglot dorthin zurück, wo der Viverla’atar zurückgelassen hatte. Auch in dieser Hinsicht waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt gewesen. Er hatte es geschafft, ihren Körper am Leben zu erhalten, während ihre Schwangerschaft mit übernatürlicher Geschwindigkeit verlaufen war. Sie nicht sterben zu lassen, während das Kind ihren Körper aufzehrte, hätte beinahe seine Kräfte überstiegen, doch er hatte nach seinen letzten Reserven gegriffen und das fast Unmögliche geschafft. Weshalb er sich derart für die junge Frau einsetzte, war ihm selbst ein Rätsel. Vielleicht hatte er es einfach satt, allein zu sein. Und wann würde er jemals wieder jemanden treffen, der bereit war, freiwillig an seiner Seite zu stehen — als beseelter Unsterblicher, nicht als untoter Sklave?
Die Geburt selbst war wesentlich schwieriger gewesen. Während sich ihre Lebensvorgänge immer mehr verlangsam hatten und Viverla’atar mehr und mehr zu einer Untoten geworden war, war ihr Körper nicht in der Lage gewesen, das Kind selbstständig und vor allem lebendig zu gebären. Nerglot hatte kurzerhand nach Viverla’atars Dolch gegriffen und ihr den Bauch aufgeschnitten. In ihrem Zustand sollte sie nicht allzu viel davon mitbekommen haben.
Als der Untote auf der kleinen Lichtung eintraf, war Viverla’atar gerade dabei, ihren Körper wiederzufinden. Nerglot kannte diese Phase noch besser als ihm lieb war. Ein Geist, der sich darauf eingestellt hatte, zu sterben, fand sich nur schwer damit ab, in den totgeglaubten Körper zurückzukehren. Außerdem stimmten die Signale der Körperteile nicht. Muskeln spürten keine Beanspruchung mehr, die Haut keine Kälte und die Lunge verlangte nicht nach Sauerstoff. Am verwirrendsten aber war das Fehlen des Herzschlages und des Fließens von Blut. Da ein Lebender den eigenen Blutfluss und auch den Herzschlag im Allgemeinen kaum wahrnahm, stellte es den neugeborenen Untoten vor große Probleme, das Gefühl dieses Mangels zu verstehen. Nicht wenige Untote verloren dabei den Verstand oder ergaben sich einfach in ihr Schicksal. Sie verwandelten sich entweder in hirnlose Monster oder in starre Leichname, die so lange ruhig lagen, bis sie trotz aller Magie letztendlich verwesten.
Viverla’atar war gerade dabei, ihre motorischen Fähigkeiten zu erlagen, erkannte Nerglot. Finger krümmten sich, ihre Brust hob und senkte sich, als sie aus reiner Gewohnheit atmete, und gelegentlich versuchte sie reflexartig, nach etwas zu schlagen, dass sich dort gar nicht befand. Nerglot kannte auch dieses Erlebnis. Es war eine Folge der gesteigerten Sinne des Untoten, von Ohren, die nicht mehr durch das Rauschen des Blutes beeinträchtigt wurden, und von der überempfindlichen Haut. Viverla’atar hörte vermutlich Geräusche, deren Quellen sich mehrere Meter weit entfernt befanden, oder spürte die sanften Berührungen der Luft und glaubte, etwas befände sich direkt vor oder gar über ihr, so nah, dass die Reflexe des Körpers automatisch abwehrend reagierten.
Meist waren dies auch die letzten instinktiven Bewegungen eines Untoten. Da der Körper eigentlich nicht mehr lebte, verlor er auch schnell das Bedürfnis, sich zu schützen oder in anderer Weise ohne die Anweisung des Geistes zu arbeiten. Oder zumindest hatte ich geglaubt, dass alle Reflexe verloren gehen würden, korrigierte sich Nerglot, als ihm der Kampf gegen Darmal wieder einfiel.
Schließlich versteiften sich die Muskeln in Viverla’atars Körper und Nerglot verstand: Ihr Geist hatte die Kontrolle übernommen und die instinktiven Verhaltensmuster unterbunden. Ganz plötzlich schlug sie die Augen auf. Sofort schrie sie auf und ihre Augen weiteten sich unnatürlich. Zuckungen liefen durch ihren Körper, als ihr Geist, unfähig die tausendfach intensiveren Eindrücke zu verarbeiten oder auch nur zu verstehen, in Panik verfiel.
„Schließ die Augen!“, befahl Nerglot. Das hatte er zwar nicht vorhergesehen, aber er verstand, was geschehen war. In seinem Fall war er in einer dunklen Höhle aufgewacht, über sich nur Fels und Gestein. Der Anblick war zwar ebenso verwirrend gewesen, aber er hatte es recht schnell geschafft, sich daran zu gewöhnen. Viverla’atar jedoch lag auf dem Rücken im nächtlichen Wald. Ihre Blicke durchbrachen mühelos das Blätterdach, registrierten jedes Detail, jeden Tautropfen, jede Blattlaus — und sandten ihr gleichzeitig Eindrücke aus den unendlichen Tiefen des Sternenhimmels. Für sie war er ein leuchtendes Zelt mit so verwirrender Tiefe, dass sie sich leicht darin verlieren konnte.
Aber sie gehorchte und ihr Körper beruhigte sich. „Dreh dich um.“, wies Nerglot sie etwas ruhiger an. Die junge Frau gehorchte abermals und legte sich auf Bauch. Ihre Wunde hatte Nerglot vor der Verwandlung soweit behandelt, dass nur eine lange dünne Narbe übrig war.
„Sehr schön. Jetzt stütz dich auf die Ellenbogen und öffnete langsam die Augen. Der Anblick des Bodens müsste angenehmer sein.“ Nerglot verspürte keine Befriedigung, als sie seinen Anweisungen widerspruchslos folgte, sondern etwas, das er kaum für möglich gehalten hatte: Mitleid. Er wusste, wie es dieser neugeborenen Unsterblichen ging. Nur zu gut erinnerte er sich selbst an den Schock, als er zum ersten Mal die Weite des Himmels gesehen hatte. Und das war am Tag gewesen, der Nachthimmel war noch viel verwirrender. Daher verspürte er nun den Wunsch, Viverla’atar mit seinen Erfahrungen zu helfen und ihr auf ihren ersten Schritten im neuen Leben zu helfen.
Sie zuckte zusammen, als sie die Augen öffnete, aber nun konnte sie nur knapp drei Handbreit weit sehen und der Anblick des Grases — wenn auch viel detailreicher als mit sterblichen Augen betrachtet — wurde von ihrem Geist doch schnell mit bekannten Erinnerungen in Verbindung gebracht. Nerglot beschwor die Winde der Magie und schuf ein undurchsichtiges Kraftfeld um die Lichtung. Dann bat er Viverla’atar den Blick zu heben.
Wie erwartet, fiel der Wechsel schwer, aber sie lernte schnell. Nerglot musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war — und zufrieden: Er hatte seine Kräfte nicht vergeudet. Sie würde eine würdige Unsterbliche sein. Nach nur wenigen Sekunden war ihr Blick nicht mehr panisch, sondern wanderte neugierig über die Baumstämme am Rande der Lichtung vor ihr. Langsam schob Nerglot das Feld weiter weg und gewährte ihr so immer mehr Sicht in die Tiefen des Waldes. Schließlich zerstörte er das Feld. Viverla’atar blieb ruhig. Ganz langsam und vorsichtig schließlich hob sie den Blick in den Himmel. Abermals zuckte sie zusammen, doch sie senkte den Blick nicht. Ihr Mund öffnete sich staunend, als sich ihr eine Pracht darbot, die sie vorher niemals hätte erahnen können. Nerglot ließ ihr einige Minuten Zeit, sich an dem Anblick sattzusehen.
„Es ist Zeit, aufzustehen.“, meinte er dann ruhig. Sofort reagierte Viverla’atar. Doch sie versuchte, wie ein Sterblicher aufzustehen und flog in die Luft, als sie zu viel Kraft aufwandte. Verwunderte trat sie wild um sich und schlug dann wieder auf den Boden. Noch einmal probierte sie es und schien dieses Mal zu wissen, was sie zu tun hatte: Mitten in der Luft drehte sie sich um und landete dann etwas wackelig, aber aufrecht auf den Füßen. Nerglot lachte laut auf.
„Das sah wirklich beeindruckend aus. Aber ich habe noch nie einen Unsterblichen gesehen, der das Problem der übermäßigen Kraft auf diese Weise gelöst hat. Die meisten von uns geben sich damit zufrieden, die Füße unter den Körper zu ziehen und dann aufzustehen.“
Viverla’atar hörte ihm vermutlich gar nicht zu. Sie war damit beschäftigt, Nerglot zu mustern. Der Beschwörer konnte sich gut vorstellen, dass seine entstellte Gestalt und vor allem die Stirnwunde bei der ersten Betrachtung durch die feineren Sinne eines Untoten sehr erschütternd wirken mussten. Nerglot nutzte die Zeit, um Viverla’atar seinerseits zu mustern. Ihm fiel auf, dass sie wirklich attraktiv war und ihr die Unsterblichkeit sehr gut stand. Die Blässe ihrer Haut wirkte vornehm und ihre Haltung wirkte auf einmal viel selbstbewusster. War sie schon vorher eine respektierte Anführerin gewesen, so schien sie nun unerschütterlich und strahlte eine Aura der Ruhe aus. Ihre Züge waren härter und straffer geworden, aber ihr Körper hatte trotz der anstrengenden Tortur seine deutliche Weiblichkeit nicht verloren. Am beeindruckendsten aber waren die Augen der jungen Unsterblichen: so rot wie Rubine funkelten sie in der Dunkelheit und schienen von innen heraus zu strahlen. Sie blickten klar und direkt, ohne Blinzeln oder Zucken. Es war der durchdringende Blick einer geistig gesunden Unsterblichen.
„Ihr seht wundervoll aus.“, meinte Nerglot mit einem Lächeln und meinte es sogar ernst. Viverla’atar schien kurz über seine Worte nachzudenken und erwiderte das Lächeln dann. Oder vielleicht dachte sie auch nur langsamer als er, Nerglot konnte es nicht sagen. „Danke, Nerglot. Danke für alles. Ihr habt tatsächlich Wort gehalten und mich am Leben erhalten.“
„Ich denke, es war die Mühe wert. Ihr scheint Euch recht schnell an das neue Leben gewöhnt zu haben. Mir scheint es beinahe, als sei dies viel mehr Eure Bestimmung als das Leben als Sterbliche.“
„Ihr meint, ich sollte ein Monster sein?“
„Es war Eure Entscheidung. Aber Ihr seid kein Monster, Viverla’atar. Wir sind Unsterbliche. Und Ihr seht weder heruntergekommen noch tot aus. Mich hat es im Moment des Todes und kurz danach einfach viel schlimmer erwischt, Euer Körper hat kaum gelitten. Ihr seid einfach nur etwas blass.“
Nerglot bemerkte die unmerkliche Entspannung in Viverla’atars Zügen. Ihr Blick wanderte über ihren Körper, dann ihre Hände. Als sie merkte, dass sich nicht viel verändert hatte, nickte sie erleichtert.
„Werde ich für immer so bleiben?“
„Wenn Ihr auf Euch aufpasst. Eure Kleidung, Eure Haare und Eure Haut können wie die eines Sterblichen Schaden nehmen und verdrecken. Aber Muskeln, Knochen und so weiter werden sich erhalten, wenn Ihr Euch aktiv genug verhaltet. Verharrt Ihr zu lange an einem Ort oder in einer Haltung, beginnt Euer Körper früher oder später zu verfallen.“
„Das ist mit Euch passiert, nicht wahr?“
Nerglot zögerte. Er hatte niemandem jemals vom Beginn seines zweiten Lebens erzählt. Aber was würde es schon schaden? Viverla’atar war nun seine Gefährtin, ein wenig Offenheit sollte er vielleicht zeigen.
„Nicht ganz. Nachdem mich Ephingis verwundet hatte, blieb ich auf dem Schlachtfeld liegen, am Rande des Todes. Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, aber ich starb einfach nicht. Mein Körper verfiel und begann zu verwesen, aber mein Geist weigerte sich, ganz zu entschwinden. So hat mich Nagash schließlich gefunden. Seit damals bin ich so.“
Viverla’atar wirkte erleichtert. Anscheinend hatte sie gefürchtet, ebenso zu werden, wenn sie nur versehentlich zu lange innehielt. Dass Nerglot bereits vor seiner Verwandlung so verfallen war, beruhigte sie.
„Besitze ich nun magische Kräfte?“, frage sie.
„Nicht mehr als vorher. Das heißt, Ihr könnt sogar noch weniger Magie wirken als vorher, da Euer Körper einen Großteil der Kraft, die Euch zur Verfügung steht, dazu benutzt, Euch am Unleben zu erhalten. Aber Ihr wart ohnehin nie eine große Zauberin, oder?“
Sie lächelte. „Nein. Ich war Jägerin. Und ich denke, das lässt sich mit meiner neuen Existenz ganz gut verbinden. Auch wenn ich nichts mehr essen muss, oder?“
„Nein. Aber Ihr solltet Euch niemals über allzu lange Zeit von mir entfernen. Ihr seid zwar eine Unsterbliche und keine Untote, aber ein Teil der Kraft, die Euch am Leben erhält, stammt von mir, da Ihr selbst die Zauber nicht hättet wirken können, selbst wenn ich Zeit gehabt hätte, sie Euch beizubringen.“
„Dann werden wir wohl miteinander auskommen müssen.“, stellte sie nüchtern fest. Anscheinend war sie von ihrer neuen Existenz noch viel zu fasziniert, um sich darüber Sorgen zu machen, den Rest ihres Lebens mit jemandem wie ihm verbringen zu müssen. Nun, vielleicht kann ich meine Macht eines Tages dazu nutzen, meine äußere Erscheinung etwas angenehmer zu machen. Nerglot konnte es sich nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund wollte er es ihr immer noch möglichst angenehm machen.
„Was ist aus dem Kind geworden?“, fragte Viverla’atar nun. Nerglot deutete zum Rand der Lichtung. Dort lag, eingehüllt in Viverla’atars Umhang, das Neugeborene und schlief friedlich. Viverla’atar war innerhalb eines Augenblicks dort, Nerglot folgte ihr. Vorsichtig angesichts ihrer ungeheuren Kräfte hob die junge Frau das Bündel hoch. Und schrie überrascht auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also von der Story her nichts was man nicht erwartet hätte abgesehen von Nerglots Zuneigung gegenüber Viverla’atar und der Vereinigung der 4 Drachensteine die aber nur kurz angeschnitten wird.
Auf jeden Fall kommt auf die Elfen noch eine große Herausforderung zu und ich bin schon sehr gespannt wie sie die Meistern werden.

Was mir besonders gut gefällt ist die Beschreibung des "Untod" seins und die neuen Fähigkeiten die Viverla’atar erhällt. Da sind viele Aspekte drin die ich mir so nicht vorgestellt hatte. Das Ende ist natürlich gemein.

p.s.: Schönes Zitat
 
Also von der Story her nichts was man nicht erwartet hätte abgesehen von Nerglots Zuneigung gegenüber Viverla’atar und der Vereinigung der 4 Drachensteine die aber nur kurz angeschnitten wird.

ja, aber ich denke, ich habe die Wirkung erstmal doll genug beschrieben. Ihre ganze Macht wird Nerglot eh erst in der 2. Hälfte des Tages zeigen. Zumindest ist er nach bisherigem Stand am Vormittag noch nicht dazu gekommen.

Auf jeden Fall kommt auf die Elfen noch eine große Herausforderung zu und ich bin schon sehr gespannt wie sie die Meistern werden.

gut, dann sieht es jetzt ja nichtmehr ganz so imba aus, wie? 😉

Was mir besonders gut gefällt ist die Beschreibung des "Untod" seins und die neuen Fähigkeiten die Viverla’atar erhällt. Da sind viele Aspekte drin die ich mir so nicht vorgestellt hatte.

ja, Beschreibungen aus Sicht von Untoten gibt es kaum. Wie gesagt, ich hab auch ziemlich viel abgeguckt. Ich dachte mir einfach, dass ein Körper, der ohnehin schon durch Magie am Leben erhalten wird, ja auch andere Vorteile bekommen könnte. Und habe es auhc biologischen zu begründen versucht (kein Blutrauschen mehr, das das Gehör stört ect.)
Aber ich bin froh, wenn es euhc gefällt.

p.s.: Schönes Zitat
Ah, endlich sagt mal einer was dazu 😀
 
Sehr interessanter Teil!

Die Beschreibung des Unlebens ist sehr gut dargestellt und man kann sich richtig in die Personen hineinversetzen -> Klasse!

Und auf die Weiterführung des Endes bin ich schon mal gespannt! 🙂

das hör ich gerne ... dann werde ich dieses Mal auch nicht lange auf mich warten lassen. Spätestens am Ende der Woche geht es weiter.
 
So Shoker, ich hab mal bis zur dreißigsten Seite gelsen und muss sagen das mir die Geschichte sehr gut gefällt. Obwohl ich bei den Geschichten immer wieder Rechtschreibfehler mitbekommen habe. Wird aber noch lange dauern bis ich es geschaft habe den rest der geschichte durchzulesen. Und sonst wünsch ich noch das dir die Ideen nicht ausgehen.
 
So Shoker, ich hab mal bis zur dreißigsten Seite gelsen und muss sagen das mir die Geschichte sehr gut gefällt. Obwohl ich bei den Geschichten immer wieder Rechtschreibfehler mitbekommen habe. Wird aber noch lange dauern bis ich es geschaft habe den rest der geschichte durchzulesen. Und sonst wünsch ich noch das dir die Ideen nicht ausgehen.


na, ein Drittel hast du ja schon 😀

Würde mich über einen neuen Leser sehr freuen, also lies bitte weiter, wenn es dir gefällt.

Zu den Fehlern: Viele habe ich mittlerweile korrigiert, aber nicht hier aktualisiert. Im PDF sind am Ende hoffentlich weniger bis keine drin.
 
He Shoker, ich hab gerade das Kap9itel "geteilte erlebnisse gelesen und dabei hast du geschrieben das Die weibliche Haup9trolle weißes Haar hat. ich dachte sie hätte leicht blaues.


hm, also sie soll eigentlich weiß / blondes haben.

Es kann dadurch entstanden sein, dass ich wie gesagt die hier geposteten Kapitel nicht immer aktualisiert habe und dadurch meine erste Idee, dass sie leicht bläuliche Haare hat, nicht wieder verschwunden ist.

Eigentlich hat sie aber weißblonde. So wie auch auf dem Titelbild.
 
So, wie versprochen die Fortsetzung:

Lebende Waffen


„Ich habe mein Leben lang zu entscheiden versucht, was gefährlicher ist: Kalte Disziplin oder wilde Raserei. Und ich musste erkennen: Den meisten Schaden richtet an, dessen Erscheinung die Herzen seiner Feinde berührt — unabhängig, ob er dort Verzweiflung, Verwirrung oder Verzückung sät.“
— Aus Lehrschriften von Kouran, Herr der Schwarzen Garde

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
2 Stunden vor Sonnenaufgang

Sisralls Mund verzog sich zu einem befriedigten Grinsen, als er die Krieger vor sich betrachtete. Dreizehn waren es, ausgesuchte Tempelkrieger und Veteranen der Viermächteschlacht. Sie sollten die ersten sein, die in die elitären Ränge der Gesichtslosen aufgenommen wurden. Sie alle hatten ihre Treue zu Khaine und seinem Volk unter Beweis gestellt und weit mehr noch ihre unvergleichlichen Fähigkeiten im Kampf.
Knapp zwei Stunden hatten die Schmiede des Khainetempels unter Hochdruck gearbeitet, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Jeder der Krieger trug vergoldete Panzerhandschuhe und die schwere schwarze Rüstung eines Scharfrichters des Tempels, auf der nun dunkel glühende Zauberrunen ihre Macht entfalteten. Yetail und eine Auswahl von Klosterhexen hatten all ihr Können in diese arkanen Zeichen gesteckt und Sisralls Sinne sagten ihm, dass es sich gelohnt hatte.
Eine Art magischer Schild zog sich unmittelbar über das Metall und würde die Träger vor magischen und physischen Angriffen schützen. Das Metall schien in der Luft zu flimmern und tatsächlich war es schwer, die Krieger mit den Blicken zu erfassen. Sobald sie sich bewegten, würden sie nur als undeutliche Schatten zu erkennen sein.
Überall auf den Rüstungen waren flatternde Stofffetzen angebracht, die dazu beitrugen, die Bewegungen dieser Krieger zu verschleiern und ihnen etwas Nebelhaftes zu geben. Solange die Druchii stillstanden, lagen die Stoffe so, dass sie die Rüstung verhüllten und ein Beobachter glauben konnte, die Gestalten trügen Umhänge. Über dem Helm trug jeder eine schwarze Kapuze, unter der eine Maske zu sehen war. Diese Masken anzusehen war schwer. Zum einen waren sie sehr dunkel und wurden von der Kapuze bedeckt, sodass man den Eindruck bekam, in finstere Leere zu blicken. Zum anderen waren auch die Masken verzaubert. Sie ließen den Blick eines Betrachters unbewusst abgleiten. Auch Sisrall musste sich anstrengen, seinen Kriegern in die verhüllten Gesichter zu sehen.
Darmal, der nun den Titel Eisfaust trug, hob sich kaum zwischen den anderen Kämpfern ab. Der Anführer der Gesichtslosen trug wie die anderen auch Rüstung und Maske. Seine Maske hatte jedoch die blassblaue Farbe jenes Glanzes, mit dem Eis verrät, dass es kein flüssiges Wasser mehr, sondern hart und fest ist. Er trug nun zwei Waffen. Sein Schwert war verändert worden, wie Sisrall es angeordnet hatte: Die Runen des Chaos waren abgeschabt und an ihrer statt ein Treueeid an Khaine angebracht worden. Auch auf der anderen Seite trug Darmal eine Waffe des Chaos: Sisrall hatte die anderen Kinder des Mordes überzeugen können, ihm Drrochaals Runenaxt zu übergeben. Er konnte es nicht begründen, aber ein Gefühl sagte ihm, dass dies der richtige Schritt war. Auf jeden Fall hatte die Axt Darmal als ihren Träger anerkannt: Die Runen, die seit Drrochaals Tod verloschen gewesen waren, leuchteten nun wieder von arkaner Kraft.
Hinter Sisrall standen die anderen Kinder des Mordes. Er empfing Zweifel aber auch Befriedigung von ihnen. Sie waren noch nicht überzeugt von Sisralls Vorschlägen, aber auch ihnen gefiel der Anblick der dreizehn Krieger. Sie würden ihnen die Chance geben, sich zu beweisen.
Sisrall hielt den Augenblick für gekommen, das Wort an die Kämpfer zu richten.
„Krieger Khaines, Ihr sollt fortan bekannt sein als die Gesichtslosen. Ihr sollt die Elite unseres Volkes stellen, die allein den Kindern des Mordes Untertan ist. Die Verehrung und den Neid unserer Soldaten werdet Ihr Euch verdienen. Ihr alle habt in den letzten Tagen Eure Treue zu Khaine und unserem Volk bewiesen. Beweist nun uns, dass Ihr bereit seid, uns treu zu dienen, den Kindern des Mordes, den Klingen Khaines.
Ihr dreizehn sollt nur die ersten sein. Wenn Ihr Euch beweist, dann werdet Ihr eines Tages die Anführer über die Streitmächte der Gesichtslosen bilden. Doch bis es soweit ist, untersteht Ihr dem Befehl von Eisfaust und uns. Jeder, der einer Weisung zuwiderhandelt, wird bestraft. Disziplinlosigkeit kann es unter der Elite Khaines nicht geben.
Ihr alle tragt gesegnete Rüstungen und Waffen. Vertraut jedoch allein auf Eure Fähigkeiten und die Gnade unseres Gottes. Zauber können gebrochen und Stahl zerschmettert werden. Doch Euren Willen und Eure Erfahrung kann Euch niemand nehmen. Möget Ihr unsere Feinde mit glühendem Eifer und kalter Disziplin zerschmettern. Keine Furcht darf Eure Herzen befallen, keine Wut Eure Augen blenden und keine Sorgen Eure Gedanken vom Feuer der Schlacht ablenken. Ihr kämpft mit Hass auf die Feinde, die uns bedrohen, Ihr kämpft mit der Einigkeit der Getreuen Khaines, Ihr kämpft mit Disziplin und Ruhe, die nur wahre Krieger erreichen können.
Kämpft für uns und mit uns! Mögen unsere Feinde beim Anblick der wahren Finsternis erzittern!“
„Wir kämpfen!“, antworten dreizehn Stimmen. Durch den Zauber auf den Masken schien es, als würden sie von allen Seiten und in zahllosen dunklen Tonlagen zugleich sprechen. Ein Schauer der Ehrfurcht durchlief Sisrall. Dies waren in der Tat die wahren Elitekämpfer Khaines, lebendige Waffen in den Händen der Kinder des Mordes.

„Was ist?“, fragte Nerglot, während er näher an Viverla’atar herantrat, die immer noch entsetzt auf das Kind in ihren Armen starrte. Die junge Frau antwortete nicht, doch das war auch gar nicht nötig. Sobald der Beschwörer hinter ihr stand und ihr über die Schulter sah, packte ihn das Entsetzen.
Das Wesen, das keine halbe Stunde alt war, war schon lange kein Baby mehr. Es hatte eher die Größe eines drei- bis vierjährigen Kleinkindes. Leuchtend rotes Haar lag in feinen Strähnen um ein Gesicht, das viel ernster und schöner war, als es bei einem Kind der Fall sein sollte. Es war bereits deutlich als das eines Mädchens erkennbar. Das Geschlecht war für Nerglot keine Neuigkeit, doch jetzt bemerkte er noch mehr Auffälligkeiten, die ihm kurz nach der Geburt nicht ins Auge gefallen waren.
Die Haut des Mädchens war makellos glatt und verströmte ein Gefühl der Kälte. In den Gliedmaßen schienen drahtige Muskeln zu schlafen, die nur darauf warteten, plötzlich und mit überraschender Kraft eingesetzt zu werden. Und aus irgendeinem Grund schlug das Herz des Kindes weit langsamer, als es eigentlich der Fall sein sollte. Dabei war Nerglot der Puls kurz nach der Geburt noch völlig normal vorgekommen.
„Wie ist das möglich?“, durchbrach Viverla’atar das Schweigen. Nerglot wandte mit Gewalt den Blick von diesem verstörenden Bild ab — und versuchte vergeblich nicht darauf zu achten, dass das Kind anscheinend schon wieder ein ganzes Stück gewachsen war.
Auch Viverla’atar blickte ihn an. Ihr durchdringender Blick war verzweifelt und entsetzt. „Ich kann es nicht erklären.“, flüsterte Nerglot. „Das Wachstum — nun vielleicht wirkt mein Zauber noch nach, obwohl das noch nie passiert ist — soweit ich weiß. Möglicherweise ist es einfach eine Folge des Zaubers: Das Kind in während der Schwangerschaft unglaublich schnell gewachsen. Vielleicht hat es sich sozusagen daran gewöhnt, seine Größe mit solcher Geschwindigkeit zu verändern.“, suchte er eine vernünftige Erklärung.
Viverla’atar nickte. Die Erläuterung genügte ihr im Moment.
„Aber diese kalte Haut. Sie erinnert mich an Darmals. Auch er schien aus Eis zu bestehen.“
„Vielleicht hat sie das auch von ihm. Ihr habt mir von der Rolle erzählt, die Darmal für euch gespielt hat. Es scheint, als sei dieses Kind zumindest zum Teil von ihm. Aber sie ist so schön und so elegant, das kann nicht von ihm sein. Also muss sie doch auch Blutklinges Kind sein.“
In diesem Moment schlug das Mädchen die Lider auf und blickte die beiden Unsterblichen aus unergründlich tiefen Augen an. Dunkel und klug schienen diese Augen alles zu erfassen und zu verstehen, was sich vor ihnen abspielte.
„Ja“, flüsterte Viverla’atar. „Sie ist von Sisrall.“ Als das Kind mit den Beinen strampelte, stellte sie es vorsichtig auf den Boden — und beherrschte sich mühsam, als das Mädchen sofort anfing, mit sicheren Schritten übers Gras zu laufen. Jetzt war die Abstammung von Blutklinge unverkennbar: Mit beinahe tänzerischen Bewegungen bewegte sich das Mädchen, elegant und anmutig, ohne Arroganz. Es waren die Bewegungen einer geborenen Kämpferin.
Und plötzlich ging das Mädchen in die Knie und stieß sich vom Boden ab. Vor den Augen der verblüfften Untoten sprang sie drei Meter in die Höhe und ließ sich dann unbekümmert auf den Ast einer großen Buche fallen.
„Diese Kraft kann sie nicht von Blutklinge haben.“, stellte Nerglot fest. „Dazu müsste sie die Marilim tragen und das ist unmöglich. Es scheint, als hätte Eure Tochter zwei Väter.“ Viverla’atar nickte. Es gab keine andere Erklärung: Nur der vom Chaos gestärkte Darmal hatte diesem Wesen eine solche Stärke verleihen können.
Dann bemerkte Nerglot etwas weit Seltsameres: Als er sich auf die Aura des Kindes konzentrierte, hatte er Mühe, sie zu finden. Sie ähnelte weder der einer Druchii noch der tierähnlichen, die er von Darmal kannte. Diese schien irgendwo zwischen der eines Elfen und der eines Untoten zu liegen.
„Das ist doch nicht möglich.“, murmelte er und teilte Viverla’atar flüsternd seine Entdeckung mit. Sie schloss die Augen und schien zu lauschen. Dann sah sie Nerglot an. Dem Untoten lief beim Anblick ihrer Augen ein Schauer über die Haut. Daran würde er sich erst noch gewöhnen müssen.
„Hört Ihr ihren Herzschlag, Nerglot? Er ist innerhalb der letzten Minuten langsamer geworden. Auch habe ich den Eindruck, dass die Temperatur ihres Körpers unter der eisigen Haut mehr und mehr abnimmt. Seht Euch nur die Farbe an. Vorhin war sie rötlicher.“
„Ihr habt recht. Aber worauf wollt Ihr hinaus?“
Viverla’atar grinste ihn an. „Ich glaube, sie ist auch Eure Tochter, Nerglot. Aus irgendeinem Grund — vielleicht dadurch, dass Ihr mich und sie durch Magie am Leben erhalten habt — verwandelt sie sich nach und nach in eine Unsterbliche. Ihr Herz schlägt langsamer, ihr Körper erstarrt.“
„Aber könnte das nicht an einer Ausbreitung von Darmals Einfluss liegen? Dass sich das Eis mehr und mehr in ihren Körper frisst?“ Nerglot war der Gedanke nicht ganz geheuer, dass er, in welcher Form auch immer, an der Entstehung dieses unmöglichen Kindes beteiligt war.
„Nein.“ Viverla’atar schüttelte den Kopf. „Auch Darmals Körper war lebendig. Das Eis hat nur wenige Fingerbreit Haut bedeckt. Darunter floss Blut durch seinen Körper. Als mein Armbrustbolzen ihn verletzt hat, habe ich es gesehen.“
Nerglot verdrängte die Erinnerung und nickte einfach. Er wurde nicht gerne daran erinnert, wie instinktiv er in diesem Kampf reagiert hatte — und wie knapp er ihn gewonnen hatte. Aber er glaubte Viverla’atar. Das hieß, dass dieses Kind in gewisser Weise tatsächlich seine Tochter war.
„Und was machen wir mit ihr?“, fragte Viverla’atar.
Nerglot zögerte. Er hatte dies nicht vorausgesehen — wie hätte er auch? Aber etwas sagte ihm, dass sein Entschluss, Viverla’atar zu helfen, richtig gewesen war. Also musste auch dieses Mädchen einen gewissen Nutzen haben.
„Wir werden sie zu einer Kämpferin machen.“, schlug er vor. „Wenn Ihr nichts dagegen habt.“, fügte er hinzu. Viverla’atar zuckte mit den Schultern. „Seht sie Euch an, Nerglot. Sie ist zum Kampf geboren. Wir könnten sie vermutlich gar nicht daran hindern, selbst wenn wir es wollten. Die Frage ist doch viel eher, wie wir sie dazu bringen, an unserer Seite zu kämpfen.“
„Das sollte nicht schwer werden. Sie ist durch Blut an Euch und durch Magie an mich gebunden. Sie wird instinktiv gehorchen, hoffe ich. Wisst Ihr schon, wie Ihr sie nennen wollt, Viverla’atar?“
Die junge Unsterbliche ließ sich mit der Antwort viel Zeit und betrachtete das junge Mädchen, das nun ganz vorne auf dem Ast saß und sich dort mühelos festhielt, obwohl sich der Ast gefährlich bog. Sie schien die beiden Untoten zu beobachten. Plötzlich brach der Ast und Viverla’atar schnappte nach Luft. Doch ihre Sorge war unbegründet. Im Fall wirbelte das Kind herum und landete dann mühelos auf beiden Beinen, ohne auch nur in die Knie zu gehen. Jetzt war deutlich, dass sie viel zu schnell wuchs. Sie hatte die Erscheinung eines sechsjährigen Mädchens. Die roten Haare fielen ihr bis zu den Schultern und ihre dunklen Augen blickten amüsiert aber auch wachsam. Viverla’atars Miene verzerrte sich zu einem gefährlichen Grinsen.
„Yerill soll sie heißen, Rache des Stammes in der Sprache der Berge.“
Nerglot hätte am liebsten laut gelacht. Viverla’atar hätte keinen passenderen Namen finden können. Sisrall hatte ihren Stamm an den Rand der Ausrottung geführt und ihre Familie getötet: Jetzt würde seine Tochter Sisralls Volk vernichten und blutige Rache üben — wenn sie bereit war, den Unsterblichen zu gehorchen. Dass Nerglot das Lachen im Halse stecken blieb, lag daran, dass plötzlich Yerill vor ihnen stand und meinte:
„Das ist ein sehr schöner Name, Viverla’atar. Ich will gerne so heißen.“
Ihre Stimme hätte jedem Sterblichen den Atem geraubt. Sie war so klar wie Wasser und so verführerisch wie ihr Anblick. Und doch lag eine verborgene Kälte in diesem Klang, die jeden vor dem Tod warnte. Es gab nur einen Vergleich, der Nerglot einfiel: Gold. Ihre Stimme war so warm und einladend wie der Anblick von Gold und doch so hart und kalt wie die Berührung dieses Metalls. So klar und vollkommen wie das Funkeln von Gold klang ihre Stimme.
Über diesen Klang vergaß er vollkommen, sich darüber zu wundern, dass Yerill schon perfekt sprechen konnte. Und so stellte er ganz selbstverständlich die Frage, die ihm auf der Zunge lag. Vielleicht verleitete ihn auch nur der Wunsch dazu, mehr von dieser Stimme zu hören.
„Was möchtest du tun, Yerill?“
Das schöne Kind wandte sich Nerglot zu und musterte ihn mit dunklen, unergründlichen Augen.
„Ich möchte … Ich kenne das Wort nicht.“
„Versuch, es zu beschreiben.“, bat Viverla’atar sanft. Nerglot bewunderte sie für ihre Gelassenheit angesichts dieser unmöglichen Situation.
„Meine Arme brennen und meine Hände. Sie wollen gewärmt werden. Meine Haut fühlt sich so kalt und trocken an. Ich wünsche mir zu tanzen und ich sehne mich nach … warmem Wasser. Ich weiß nicht genau, wie ich das sagen soll.“ Ihr Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an, bevor es sich schlagartig aufhellte. „Aber ich kann es euch zeigen. Wartet!“
Und schon rannte sie. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schoss sie über die kleine Lichtung und verschwand zwischen den Bäumen. Plötzlich war das Kreischen eines Vogels zu hören und das rasche Flattern von Flügeln, gefolgt vom unüberhörbaren Knacken von Knochen.
Weniger als zwei Herzschläge nachdem sie verschwunden war, tauchte Yerill wieder auf, eine tote Krähe in der Hand. Ihr Gesicht zeigte eine tiefe Ruhe und strahlte voller Zufriedenheit. Sie war nackt und inzwischen nahm ihr Körper die Gestalt einer sehr jungen Frau an. Ihre Brüste deuteten sich bereits an und ihr gesamter Leib wurde üppiger. Die Haare reichten ihr schon über die Schulterblätter.
„So ist besser.“, meinte Yerill und hob die Arme. Erst jetzt fiel den beiden Untoten auf, dass der Vogel regelrecht zerdrückt war. Sein Blut klebte an den Händen und Armen der jungen Frau und auch auf ihrem Oberkörper zeigten sich rote Spritzer. Nerglot verstand.
„Du sehnst dich danach, Blut an deinen Händen zu spüren?“
Yerill nickte und lächelte ihn an. Nerglot keuchte. Kein Wesen dürfte so lächeln können. Mehr noch als ihre Stimme war dieses Lächeln eine tödliche Versuchung. Kaum ein Sterblicher würde sich dieser Einladung entziehen können — und noch weniger würden sie überleben.
„Weißt du, was gehorchen heißt?“, fragte Nerglot. Die junge Frau nickte abermals, nun ernst.
„Das heißt, man muss tun, was ein anderer sagt.“
„Wenn wir dir versprechen, dass du bald viel, viel Blut vergießen kannst, wirst du uns dann gehorchen? Alles tun, was wir dir sagen? Für uns kämpfen?“
Begeisterung erhellte das junge Gesicht. „Ja, ich möchte für euch kämpfen. Ich möchte so sein wie ihr. So groß und so ohne Blut.“
„Das wirst du werden, Yerill.“, versprach Viverla’atar.
„Dann sagt mir, was ich tun soll.“
„Kommt beide mit.“, meinte Nerglot. „Wir gehen auf das Schlachtfeld und besorgen dir Waffen. Und dann werde ich damit beginnen, eine Armee aufzustellen. Und du, Yerill wirst ganz vorne stehen und die Klinge sein, die die Herzen unserer Feinde durchbohrt.“
Das begeisterte Lachen des Mädchens brannte sich unvergesslich in Nerglots Verstand ein. Er konnte nur ungläubig den Kopf schütteln und Asaph für dieses Geschenk danken. Dieses Mädchen war die perfekte lebende Waffe: Ihr Dasein schien allein dem Kampf gewidmet zu sein.
 
KRASSS!!! 🙂

Das Zitat über deinem Text fügt sich nahtlos in den neuen Teil und gibt ihm eine ungeheure Spannung. Die Beschreibung der Gesichtslosen und Yerill ist sehr gelungen. Man kann wirklich sagen, dass man bei diesem Teil in die Geschichte "eintaucht". Beide Seiten sind jetzt sehr mächtig und man kann die Spannung schon fast riechen!

Weiter so!
 
Alle Achtung was dir so alles einfällt.

Ich bin kurz gesagt BEGEISTERT!!

Sowohl die Beschreibung als auch die Story dieses Teils sind super
Bei dem Zitat muss ich mich mixerria anschließen es passt super und auch auf beide Seiten. Angst und Verführung das kann ja interessant werden.

Einziger Kritikpunkt: Als Yerill gefragt wird was sie möchte und sagt sie kennt das Wort nicht dachte ich erst sie meint sie kennt das Wort "möchte" nicht.

freue mich auf mehr...
 
Wow, hätte nie gedacht, dass der Teil so gut angkommt. Freut mich wirklich, auch in Hinsicht auf das Zitat. Hab auch lange überlegt, ob es nicht vielleicht zu lang ist, aber anscheinend war es wirklich eine gute Idee.

Danke für das Lob.

vernichtet das Chaos schrieb:
Einziger Kritikpunkt: Als Yerill gefragt wird was sie möchte und sagt sie kennt das Wort nicht dachte ich erst sie meint sie kennt das Wort "möchte" nicht.

ja ok. Ehrlich gesagt bin ich mit der ganzen Stelle noch nicht so zufrieden. Vielleicht schreibe ich das nochmal um.

Aber wenns weiter nichts auszusetzen gibt, dann kanns ja bald weitergehen 😀


was ist eigentlich mit flix??? der hat lange nichts mehr gesagt.
 
So, es geht weiter. Vielleicht nicht ganz so interessant der Teil, aber es wird schon bald spannend genug 😀

Vor der Dämmerung


„In den Gassen fasst es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.“
— Aus Der Krieg, Georg Heym

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
Weniger als 1 Stunde vor Sonnenaufgang

Ein durchdringendes Prickeln lief bei jedem Schritt des Pferdes durch Reckdis Körper, doch er ließ sich nicht davon beeindrucken. Unbeirrbar hielt er sich aufrecht und ließ das Tier in schnellem Trab durch die morgendlichen Gassen von Naggarond laufen.
Feuchtigkeit lag in der Luft und die klamme Kälte kroch unter Reckdis Rüstung. Er hatte darauf bestanden, sie anzuziehen und er bereute die Entscheidung nicht. Der metallene Panzer erleichterte es ihm, den verwundeten Arm ruhig zu halten.
Als er daran dachte, durchzuckte ihn ein scharfer Stich von den Fingerspitzen bis in die Schulter und er zuckte unwillkürlich zusammen. Yucalta, die neben ihm ritt, warf ihm einen besorgten Blick zu, schwieg aber. Sie hatte lange versucht, Reckdis umzustimmen, als er die Absicht geäußert hatte, das Hexenkloster zu verlassen und in die Stadt zu gehen. Dass sich eine der Hexen der Oberfläche so um seine Gesundheit sorgte, überraschte Reckdis. Trotz der gemeinsamen Erfahrungen in der Schlacht waren die Beziehungen zwischen den Khainlern und den Druchii nicht sonderlich tief geworden. Zumindest hatte Reckdis diesen Eindruck gewonnen.
Als die beiden in die äußeren Bereiche der Stadt kamen, tauchten vereinzelt Leichen am Straßenrand auf. Es gab einfach zu viele Tote, um alle in einer einzigen Nacht zu verbrennen. Natürlich war auch niemand wirklich begierig auf diese Arbeit und so hatten die Scheiterhaufen laut Yucalta in dieser ersten Nacht nach der Schlacht nicht wirklich lange gebrannt. In den nächsten Tagen würden Silberstich und die anderen Anführer — was ihn einschloss, wie Reckdis wenig begeistert feststellte — dafür sorgen müssen, dass man sich um die Toten kümmerte, bevor Seuchen und Krankheiten erledigten, woran ihre Feinde gescheitert waren.
Nach einer Strecke, die Reckdis ewig vorkam, erreichten sie schließlich den Platz vor dem Tor der Stadt. Nicht weit entfernt war deutlich das Loch in der Mauer zu erkennen, dass Bluthand und der Hüter der Geheimnisse verursacht hatten. Die Gebäude darum waren nur noch Ruinen.
Reckdis ließ sich von Yucalta auf die Mauer und auf einen der Türme neben dem Torhaus führen. Dort oben saß eine Gruppe Soldaten um ein Feuer. Reckdis bemerkte, dass sie die Überreste einer zerstörten Speerschleuder verbrannte, sagte aber nichts dazu. Einige der Krieger schliefen, die anderen unterhielten sich. Drei Weinschläuche lagen leer neben den Männern. Als sie der beiden Magier gewahr wurden, boten sie Reckdis und Yucalta an, sich zu ihnen zu setzen.
Reckdis nahm vorsichtig Platz, Yucalta hielt sich dicht hinter ihm. Ihr war anzusehen, dass sie auf der Hut war. Reckdis schob das auf die Gesellschaft, in der sie sich befanden. Von den Soldaten erfuhr er, dass sie alle bis vor kurzem geschlafen hatten, nachdem sie am Abend ausgiebig auf den Sieg getrunken hatten. Reckdis bemerkte, dass zwei der Soldaten Khainler waren.
„Wann plant Ihr, in die Unterwelt zurückzukehren, Herr?“, fragte einer von ihnen, nachdem er eine Weile vor sich hingestarrt hatte. Reckdis traf diese Frage unvorbereitet. „Ich habe noch keine genauen Pläne.“, gestand er und deutete auf seinen Arm. „Ich hatte dringendere Probleme. Ich denke, wir werden noch bleiben, bis die Stadt gesichert und die Späher überzeugt sind, dass sich keine Feinde mehr in der Nähe befinden. Dann können wir nach Hause zurückkehren.“
Zu seiner Überraschung war der Mann keinesfalls erleichtert, sondern nickte nur. Auf Reckdis unsicheren Blick beugte sich einer der Soldaten — dem Wappen auf seiner Uniform nach kam er aus Clar Karond — vor und flüsterte hinter vorgehaltener Hand, aber deutlich vernehmbar:
„Der arme Kerl hat sich in ein hübsches Fräulein verguckt und findet sein eigenes Bett inzwischen nicht mehr ganz so einladend.“ Der Khainler warf dem Soldaten einen finsteren Blick zu, erwiderte aber nichts. Reckdis wandte sich ihm zu.
„Wenn es Euch ernst ist mit der guten Dame, überredet sie doch, Euch zu begleiten.“
„Das habe ich, aber sie möchte nicht in der Unterwelt leben.“ Er zögerte und schien noch mehr sagen zu wollen. Reckdis wartete geduldig. Den Mann zu drängen, würde keinen Erfolgt bringen, das fühlte er. Schließlich nahm der Soldat seinen Mut zusammen und sah ihn direkt an. „Und mir gefällt es hier auch sehr. Ich möchte Euch nicht die Treue verweigern, Herr, aber wenn es mir freistünde, zu wählen, würde ich hier an der Oberfläche bleiben.“
Reckdis wurde nachdenklich. Anscheinend hatte er sich getäuscht, was die Beziehungen zwischen Khainlern und den Druchii der Oberfläche anging. Dass sich Khainler für ein Leben außerhalb der Unterwelt begeistern könnten, hätte er nicht erwartet. Ihm wurde klar, dass er die Abneigung der Oberschicht seines Volkes gegen die Oberflächen-Druchii zu einfach auf alle Khainler übertragen hatte.
„Sagt, Herr.“, wandte sich nun ein anderer Soldat an Reckdis. „Ich komme aus Karond Kar, der Sklavenstadt und arbeitete dort gewöhnlich als Helfer des Hafenmeisters. Ich habe viel auf Schiffen zu tun, doch noch nie bin ich aufs Meer hinausgefahren, außer bei der Überfahrt von Karond Kar hierher.“ Der Mann zögerte und schien sich seine Worte sorgsam zu überlegen.
„Ich habe oft davon geträumt, die Meere zu befahren, doch ist ein solcher Aufstieg in der Flotte von Karond Kar schwer, zumal die meisten Schiffe dort zur Verteidigung der Stadt dienen. Die Korsaren liegen vielmehr in Clar Karond oder anderen Häfen. Würdet Ihr Männern wie mir erlauben, mich den Khainlern anzuschließen und ein neues Leben als Pirat zu beginnen?“
Auch diese Frage überraschte Reckdis. Aber er merkte auch, dass sich hier eine große Chance bot. Er wandte sich an die beiden Soldaten — den Khainler und den Mann aus Karond Kar. „Gibt es viele, die so denken wie ihr? Die lieber an der Oberfläche bleiben wollen, statt in die Unterwelt zurückzukehren? Oder die sich gerne meinen Leuten anschließen wollen?“
Er merkte, dass die beiden überlegten, was sie antworten sollten. In gewisser Weise würden sie ihre Gefährten verraten, falls Reckdis auf Bestrafung aus war. Schließlich nickten jedoch beide und berichteten, sie hätten einige gefunden, die ihr bisheriges Leben aus dem einen oder anderen Grund aufgeben und in der jeweils anderen Welt — der Oberfläche oder der Unterwelt — neu anfangen wollten.
Reckdis überlegte lange, was er antworten sollte. Erlaubte er Khainlern, sich den Oberflächenelfen anzuschließen, könnte sein Volk auseinanderbrechen. Verbot er es, könnte es zu Unruhen kommen und Soldaten desertieren. Und war es wirklich gut, Oberflächenelfen mit in die Unterwelt zu nehmen? Wie würden die Khainler reagieren? Gerade wollte er den Soldaten klarmachen, dass er nichts versprechen konnte, aber mit den anderen Befehlshabern die Frage erörtern würde, da versteifte sich Yucalta hinter ihm und packte ihn schmerzhaft fest am gesunden Arm.
„Spürt Ihr das auch?“

Dunkle Schatten lagen über den taufeuchten Ebenen, die einstmals von Gras bedeckt gewesen waren. Der Nebel schluckte alles Licht und verhüllte den aschebedeckten Boden vor den ersten zarten Lichtstreifen am Himmel, die den baldigen Sonnenaufgang ankündigten.
Doch in den pechschwarzen Nebeln rührte sich etwas. Das graue Licht von Nerglots Beschwörungszauber war längst verblasst, doch jetzt kamen sie. Erst einzeln, dann in Gruppen und schließlich als gewaltige Masse schälten sich die wiederbelebten Körper aus der künstlichen Dunkelheit. Zombies, Skelettkrieger, schwebende Schädel, die wild mit den Zähnen klapperten. Ein gewaltiger, wiederbelebter Riese tauchte mit donnernden Schritten auf, untote Trolle schleppten sich über die aschebedeckte Erde. Mit dem Knirschen von Knochen landete das Skelett des Lindwurms neben Nerglot. Dort wo sich ehemals lederne Membranen gespannt hatten, ermöglichten jetzt magische Felder den Flug durch die Lüfte.
Überall auf der ganzen Ebene erhoben sich die Toten, ergriffen die Waffen, die sie bei ihrem Ableben fallen gelassen hatten und machten sich schlurfend auf den Weg zu ihrem Herrn und Meister, der sie seelenruhig und ohne eine Regung erwartete. Nerglot hätte den Schritt seiner Diener beschleunigen können, aber es gab keinen Grund dazu.
Doch obgleich er soeben mehrere tausend Leichen wiederbelebt hatte, fühlte er keine Erschöpfung. Das Amulett entfaltete seine volle Wirkung und nährte ihn aus der Kraft des Todes um ihn herum. Und hier auf dem Schlachtfeld der Viermächteschlacht gab es sehr viel Tod.
Schließlich stand sie vor ihm: Die größte und mächtigste Armee, die Nerglot je zu Gesicht bekommen hatte, vielleicht gar die größte, die je über diese Welt marschiert war. Die Überreste der drei Armeen waren nun im Tode und Unleben vereint und hatten ihm zu dienen.
Neben Nerglot standen zwei Untote, die er nicht erst in dieser Nacht wiederbelebt hatte: Die beiden Schwarzen Gardisten Korlif und Riflis. Sie waren keine hirnlosen Diener wie all die anderen Untoten, die sich vor Nerglot auf den aschebedeckten Ebenen formierten. Sie waren aber auch keine Untersterblichen wie Nerglot und Viverla’atar — und inzwischen Yerill, wenn er sich nicht täuschte. Sie waren beseelte Untote. Sie waren zu eigenen Entscheidungen fähig, konnten sogar vorausdenken und planen und verfügten auch über die Fähigkeiten, die sie zu Lebzeiten besessen hatten, während gewöhnliche Untote lediglich instinktiv vorgehen und einfachste Entscheidungen treffen konnte. Genau wie jeder andere von Nerglots Dienern mussten aber auch die beiden ehemaligen Gardisten immer nach Nerglots Willen handeln — und jede ihrer Entscheidungen wurde nach der Frage getroffen, was ihm nützte oder nicht.
Der Beschwörer hatte beschlossen, Korlif und Riflis jeweils einen Teil seiner Streitkräfte unterzuordnen. Sie waren beseelt genug, um als Anführer fungieren zu können. So würde er selbst sich den wirklich wichtigen Zielen zuwenden können: Den Kindern des Mordes und dem Hexenkönig.
„Beeindruckend.“, beschied ihm eine Stimme neben ihm, die wie Gold durch die Morgenluft strich und das Licht des bevorstehenden Sonnenaufgangs krank und trüb wirken ließ. Ein Gefühl von Ehrfurcht erfüllte Nerglot, als er sich umwandte und Yerill betrachtete, die ein Stück weit entfernt war und langsam auf ihn zukam.
Ihr Gang war sicher und weich und verführerisch, genau wie das Lächeln, das sie dem Beschwörer schenkte. Ihre makellose Haut, komplett aus Eis, leuchtete mit einer Mischung aus blassem Rot und klarem Eisblau. Die Muskeln unter ihrer Haut waren straff und voller angestauter Kraft, die nur darauf wartete, sich zu entladen. Yerill war nackt bis auf zwei schmale Tücher, die sich über ihre Hüften und Brüste zogen.
Die junge Frau hatte inzwischen die Gestalt eines sechzehn oder siebzehnjährigen Mädchens und würde nicht mehr altern. Denn ihre langsame Umwandlung in eine Untersterbliche hatte ihren Körper in diesem Moment größter Perfektion eingefroren. Ihre roten Haare fielen ihr bis zur Mitte des Rückens und schienen bei jedem Schritt wie Wellen über ihre Haut zu fließen.
Und in gewisser Weise ist sie auch meine Tochter, dachte Nerglot beeindruckt. In Gedanken verglich er Yerill mit Bluthand. Er musste zugeben, dass er Yerill letztendlich nur deshalb schöner fand, weil sie für ihn kämpfte. Rein äußerlich waren die beiden Frauen ebenbürtig, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Yerill war wild und verführerisch, während Bluthand mächtig und stolz war. Beide Frauen besaßen eine verborgene, tödliche Kraft und waren sich ihrer selbst mehr als sicher.
Hinter Yerill trat Viverla’atar aus dem Wald. Neben ihrer Tochter sah die Unsterbliche unscheinbar aus, einzig ihre Augen strahlten unheimlich im Licht des frühen Morgen. Die Jägerin hielt eine Repetierarmbrust in der einen Hand und eine kurze Klinge hing an ihrem Gürtel. Yerill war inzwischen mit zwei leichten Äxten mit je zwei geschwungenen, bis zum Griff verlaufenden Axtblättern, die an der Spitze zu einem tödlichen Dorn verschmolzen, bewaffnet. Das eine Axtblatt schob sich sogar noch im Abstand von drei Fingerbreit vor den Griff und bildete so einen Schutz vor gegnerischen Schlägen. Zusätzlich hatte sich das Mädchen je einen Dolch um beide Oberschenkel geschnallt und eine lange Kampfpeitsche um den rechten Oberarm.
„Du siehst kriegerisch aus.“, meinte Nerglot. Yerill lachte und die Luft schien zu Gold zu werden.
Viverla’atar trat neben ihre Tochter und sah Nerglot an. „Verratet Ihr uns nun, war genau Ihr vorhabt? Und was unsere Aufgaben sind?“
Der Beschwörer nickte. „Natürlich. Dass wir Naggarond angreifen und dem Erdboden gleich machen werden, muss ich wohl nicht erwähnen, oder? Wir werden die Druchii auslöschen. Unser größtes Problem sind natürlich Morathi und Malekith sowie die Kinder des Mordes. Aber Bluthand dürfte am gefährlichsten sein, ich werde mich persönlich ihrer annehmen.
Viverla’atar, Ihr seid dafür verantwortlich, gegnerische Anführer auszuschalten. Zum Beispiel den Piratenfürsten oder auch Silberstich. Die Untoten werden auf Eure Befehle hören, solange sie nicht meinen Anweisungen zuwiderlaufen.
Yerill: Ich möchte, dass du auf die Mauer kletterst und versuchst, das Tor für die Krieger zu öffnen. Beobachte außerdem die Kinder des Mordes und versuche, einzuschätzen, ob du es mit ihnen aufnehmen kannst. Fordere niemanden heraus, den du nicht auch besiegen kannst. Du bist zu kostbar, um zu sterben. Wenn du verlieren solltest, zieh dich zurück und führ deinen Gegner notfalls zu mir oder meinen Dienern. Auch dir werden die Untoten gehorchten.“
Viverla’atar nickte und Yerill lächelte. „Deine Sorge ist nett, Nerglot. Ich bin nicht leichtsinnig, ich werde auf deine Weisheit hören. Aber du wirst sehen, schon bald werden die Mauern vor Blut schwimmen. Ich werde die Kinder des Mordes beseitigen, die dir solche Sorgen machen.“
Nerglot erwiderte nichts. Bald würde sich zeigen, ob Yerills Optimismus angebracht war oder nicht. Bald würde auch er zeigen müssen, ob das Amulett ihm tatsächlich die Fähigkeiten schenkte, die er sich erhofft hatte. Bald würde entweder die letzte Stunde der Druchii schlagen oder seine.
Und so warteten sie darauf, dass der Sonnenaufgang das Schlachtfeld für den fünften Tag der Viermächteschlacht enthüllen würde. Und den Schrecken, der allen Teilnehmern bevorstand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dem kann ich nur zustimmen.
Langsam frage ich mich was der Splitterdrache so macht und für welche Seite er in die Schlacht eingreifen wird.

Denn ihre langsame Umwandlung in eine Untersterbliche hatte ihren Körper in diesem Moment größter Perfektion eingefroren.

Moment ist die Tochter jetzt durch das Sterben Viverla’atars bei der Geburt auch untot geworden oder ist sie einfach so unsterblich geworden? Ich habe den letzten Teil nicht mehr so genau in Erinnerung.

Freue mich auf mehr. Wie immer...
 
Die Spannung steigt!
eigentlich freue ich mich ja über etwas aussagekräftigere Kommentare, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass es dir die Sprache verschlagen hat und du nichts zu kritisieren hast 😉

Langsam frage ich mich was der Splitterdrache so macht und für welche Seite er in die Schlacht eingreifen wird.

achja, der kommt auch noch. Dauert allerdings. Er macht derweil eigentlich nicht viel, außer die Wunden zu lecken, die ihm am 3. Tag geschlagen wurden. Und zur Seite: Glaubst du wirklich, er kämpft für eine Seite? Schon vergessen: Das Buch sprach von 3 Aspekten in der Wende der Magie 😉 (ja, lange her, ich weiß).... aber ganz allgemein. Ein Wesen, das nur auf Zerstörung und Tod aus ist, wird sich mit niemandem verbünden. ("Ich bin auf niemandes Seite, denn niemand ist auf meiner Seite.", wie Baumbart so schön sagte)

Moment ist die Tochter jetzt durch das Sterben Viverla’atars bei der Geburt auch untot geworden oder ist sie einfach so unsterblich geworden? Ich habe den letzten Teil nicht mehr so genau in Erinnerung.

ja, ich weiß, ich poste zu langsam. Ich verstehs schon, wenn dabei ein paar Details in Vergessenheit geraten. Hier nochmal der dazu passende Ausschnitt aus dem Kapitel.

„Hört Ihr ihren Herzschlag, Nerglot? Er ist innerhalb der letzten Minuten langsamer geworden. Auch habe ich den Eindruck, dass die Temperatur ihres Körpers unter der eisigen Haut mehr und mehr abnimmt. Seht Euch nur die Farbe an. Vorhin war sie rötlicher.“
„Ihr habt recht. Aber worauf wollt Ihr hinaus?“
Viverla’atar grinste ihn an. „Ich glaube, sie ist auch Eure Tochter, Nerglot. Aus irgendeinem Grund — vielleicht dadurch, dass Ihr mich und sie durch Magie am Leben erhalten habt — verwandelt sie sich nach und nach in eine Unsterbliche. Ihr Herz schlägt langsamer, ihr Körper erstarrt.“
 
Also ist sie auch untod. Gut zu wissen, hab ich wohl überlesen.
Und zur Seite: Glaubst du wirklich, er kämpft für eine Seite?

Gemeint war welcher Seite sein eingreifen einen Vorteil verschafft. Bisher dachte ich das er gewissermaßen die Macht der Druchii brechen sollte, da diese bisher sehr sehr übermächtig waren. Jetzt ist das Verhältnis jedoch wieder annähern ausgeglichen.

Was mir noch aufgefallen ist ist aber was persöhnliches und sehr kleinlich:

Wir werden die Druchii auslöschen, Gefangene brauchen wir nicht.

Wir werden die Druchii auslöschen PUNKT

Dieser Satz klingt für sich selbst genommen entgültig und das sollte er meiner Meinung nach auch. Das sie keinerlei Gefangene brauchen, sollte den Beteiligten eigendlich klar sein. Ich finde dieser Nebensatz passt da einfach nicht rein.
 
Gemeint war welcher Seite sein eingreifen einen Vorteil verschafft. Bisher dachte ich das er gewissermaßen die Macht der Druchii brechen sollte, da diese bisher sehr sehr übermächtig waren. Jetzt ist das Verhältnis jedoch wieder annähern ausgeglichen.

hm ja ok ... aber auch hier kannst du eigentlich schon mit dem Wissen, das du hast, Aussagen treffen. Wenn der Splitterdrachen einfach mal alle Magie an sich zieht, bleib von Nerglots Armee nicht viel übrig. Das bringt den Druchii also zumindest eine Verschnaufspause.
Wie es danach weitergeht, sollte auch nicht schwer zu erraten sein: Der Splitterdrachen wird wenigstens ein paar der Kinder des Mordes im Kampf binden, während Nerglot ihm schön ausweichen kann. Er stört sich ja nicht daran, wenn der Drache Naggarond in Schutt und Asche legt.

Wir werden die Druchii auslöschen PUNKT

Dieser Satz klingt für sich selbst genommen entgültig und das sollte er meiner Meinung nach auch. Das sie keinerlei Gefangene brauchen, sollte den Beteiligten eigendlich klar sein. Ich finde dieser Nebensatz passt da einfach nicht rein.

Danke für den Hinweis. Klingt ganz vernünftig. Ich ändere es mal.