WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Ich schließe mich Rabenfeder an, derart große Heere sind einfach unsinnig. Du musst auch bedenken, dass die Orks in meiner Geschichte nicht von außen nach Naggaroth kamen, sondern im Eisengebirge gesammt wurden. Und da kannst du einfach keine 100.000 Orks verstecken, ohne dass es mal jemandem auffällt.

UNd ja, es ist tatsächlich nur ein Tag Schlacht. Wie viele am 1. und 2. Tag bereits gefallen sind, wird ja gar nicht gesagt.

Danke, Rabenfeder für die Beispiel-Zahlen. Ich denke nochmal über die Relationen nach.
 
Wow, Rabenfeder ich wusste gar nicht das du ausrechnen kannst wie viele bei einer Schlacht vor Zweihundert Jahren gekämpft haben.

??? Ich gehe mal davon aus, dass Rabenfeder, genau wie du vermutlich bei den 500.000 auch, irgendwelche Quellen hat, in denen solche Zahlen angegeben sind. Die dann zusammen zu addieren, sollte ja nicht schwer sein.

Oder wie bist du auf deine Zahl gekommen?
 
Forget schrieb:
Wow, Rabenfeder ich wusste gar nicht das du ausrechnen kannst wie viele bei einer Schlacht vor Zweihundert Jahren gekämpft haben.
Wow, Forget, du kannst das? 😀

Aber ich kann mich Sekundär-/Tertiärquelle bedienen, die sich wiederum aus anderen Sekundär- sowie Primärquellen zusammensetzen. Toll, was?
Wiki sagt: keine 500.000 an Schlacht bei Waterloo beteiligt!
Waterloo1815 meint: keine 500.000 Mann bei Waterloo gefunden
Und das bei drei Fraktionen. Keine Armee hatte mehr als 75.000 Mann im Feld.

Oder wenn du es ganz dezidiert haben willst:
Beteiligte alliierte, französische und preußische Truppen.
Kannst du gerne zusammenzählen. Ob da wohl 500.000 herauskommt?

Also sparen wir uns in Zukunft den leicht schnippischen Ton, wenn man im Glashaus sitzt, gell?
 
Zuletzt bearbeitet:




Vision


„Die Unwissenheit über die Zukunft ist die Furcht der Sterblichen. Doch jene, deren Geist weiter sieht, nennen sie einen verlorenen Segen. Denn das Wissen um Künftiges ist grauenvoll.“
— Aus Der Pfad der Druchii, Ularsa Schicksalsweg

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang

Reckdis fuhr zu Yucalta herum, die angespannt und steif neben ihm hockte und mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit jenseits der Stadtmauern starrte. Ein Zittern lief durch ihren Körper und für einen Augenblick glaubte der Piratenfürst, einen Hauch Magie um ihren Leib wahrzunehmen, doch der Eindruck verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Und mit ihm verschwand auch die Spannung aus Yucaltas Körper. Sie sackte vollkommen kraftlos in sich zusammen und keuchte leise. Ihre Hand fiel von Reckdis Arm, den sie bis eben noch schmerzhaft fest umklammert hatte.
„Was ist?“, fragte Reckdis beunruhigt.
„Wir sind in Gefahr.“, flüsterte die Novizin mit gebrochener Stimme. Sie erhob sich wankend und starrte angespannt in die Dunkelheit. „Dort wird sehr mächtige Magie von einer Art gewirkt, die mir fremd ist. Magie, deren Ziel unser Untergang ist.“
Reckdis starrte sie an. Die junge, unerfahrene Novizin war nicht mehr wiederzuerkennen. Sie sprach mit einer Stimme, als hätte sie schon hundertmal dem Tod ins Auge geblickt. Doch sosehr er sich auch konzentrierte, er spürte keine Zauber, weder jenseits der Stadtmauern noch innerhalb. „Ich glaube, Ihr täuscht Euch, Yucalta. Ich spüre gar nichts. So ein mächtiger Zauber würde mir doch gewiss nicht verborgen bleiben.“
Sie blinzelte, als versuche sie, die Bilder eines Traums abzuschütteln, und wandte sich dann langsam in Richtung Reckdis um. Dem Piratenfürst lief ein Schauer über den Rücken. Dieses Verhalten war eindeutig nicht normal. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass die Soldaten die Hände in der Nähe ihrer Schwertgriffe hatten.
„Meine magischen Sinne sind um ein Vielfaches feiner als Eure, Herr.“, belehrte ihn Yucalta mit überraschendem Selbstvertrauen. „Ich weiß, dass Ihr das gestern Nachmittag auch erkannt habt. Und selbst für mich ist dieser Zauber nur als fernes Ziehen zu spüren.“
Sie wandte sich wieder der Dunkelheit zu. „Dort ist etwas, das unsere Sinne benebelt und den Zauber verbirgt. Ich habe versucht, diesen Schutz zu durchbrechen, doch jeder Zauber, den ich innerhalb des Nebels erschaffen will, wird einfach verschluckt. Ihr habt gesehen, wie sehr ich mich verausgabt habe, ohne dass etwas geschah. Und dann habe ich …“
Yucalta stockte und wandte sich wieder zu Reckdis um. Auf einmal war ihre Haltung weicher und ihr Gesicht weniger starr. Sie erinnerte mehr an die Novizin, die sie noch bis vor wenigen Minuten gewesen war.
„Bitte.“, flehte sie. „Ich bitte Euch, Reckdis, vertraut mir. Nur dieses eine Mal. Ihr habt doch gestern Nachmittag selbst erkannt, dass meine magischen Sinne weit feiner sind als Eure. Und mit diesem Nebel stimmt etwas nicht. Ich kann nicht hindurchsehen, er verschluckt sämtliche Magie. Dahinter ist jemand oder etwas, der starke Zauberei wirkt. Ich spüre es, doch nur ganz schwach. Der Nebel verbirgt den Zauber vor uns.
Gestern habt Ihr mir vertraut, dass ich meine Aufgabe erfülle. Ohne mich währt Ihr inzwischen tot, Reckdis. Vertraut mir auch jetzt, ich bitte Euch. Nur dieses eine Mal. Wenn ich mich irren sollte, werde ich Euch niemals wieder unter die Augen treten, aber wenn nicht, könnte unser Schicksal davon abhängen, dass wir jetzt rasch handeln. Wir müssen die Stadt und uns vorbereiten.“
Reckdis musterte die junge Frau. Angst stand in ihren Augen und sie schien wirklich von einer Gefahr überzeugt zu sein. Aber konnte er es verantworten, nur wegen des Gefühls einer Novizin die gesamte Stadt in Alarmbereitschaft zu versetzen? Doch konnte er sie andersherum einer möglichen Gefahr schutzlos ausliefern?
Er versuchte, in Yucaltas Augen die Wahrheit zu erkennen. Doch was er dort sah, ließ ihn zusammenzucken. Es waren nicht die Augen einer jungen Frau. Diese Augen hatten mehr als nur eine Schlacht gesehen, sie kannten Tod und Untergang ganzer Völker. Hinter diesen Augen stand kein verwirrter Geist, sondern ein klarer Verstand, der all seine Hoffnungen an ihn, Reckdis, knüpfte. Und noch etwas sah der Piratenfürst: Yucalta hütete ein finsteres Geheimnis, sie wusste etwas, das sie nicht preisgeben konnte. Doch nicht aus Selbstsucht, sondern weil dieses Wissen gefährlich war.
Schließlich wandte sich Reckdis von Yucalta ab und drehte sich in Richtung Feuer, wo ihn die erwartungsvollen Blicke der Soldaten erwarteten. Reckdis konnte nicht sagen, wie viel des Gespräches zwischen ihm und Yucalta sie verstanden hatten, aber sie schienen zu spüren, dass eine wichtige Entscheidung bevorstand.
„Schlagt Alarm.“, entschied Reckdis kurz. Die Mienen der Soldaten zeigten Verwirrung, doch sie gehorchten. Einige sprangen auf, andere weckten ihre schlafenden Kameraden. Nur einer, ein Krieger aus Naggarond, rührte sich nicht.
„Weshalb? Weil eine Novizin ein komisches Gefühl hat?“, fragte er Reckdis. Die anderen Soldaten erstarrten und beobachteten angespannt die Szene. Reckdis bemühte sich, keine Emotion zu zeigen. Er trat langsam auf den Krieger zu, der sich nun erhob. Er überragte den Piratenfürsten um gut einen Kopf.
„Nein, Soldat.“, wies ihn Reckdis an. „Sondern weil ich es dir sage!“
„Ihr seid nicht mein König, Pirat!“
„Wäre ich ein einfacher Pirat“, entgegnete Reckdis betont ruhig, „dann würde ich dir jetzt die Kehle durchschneiden oder dich am Mast aufhängen lassen. Ich bin ein Fürst der Druchii, genau wie dein König. Genau wie Malekith bin ich ein von Khaine berufener Führer unseres Volkes. Verweigerst du mir den Gehorsam, begehst du Ketzerei am Gott mit den Blutigen Händen. Möchtest du vielleicht erfahren, wie Khaine mit Verrätern umgeht?“
Die kaum verhohlene Drohung ließ den Soldaten schlucken, doch anscheinend war er kein sehr gläubiger Mensch, dafür ein treuer Anhänger des Hexenkönigs. „Ihr habt kein Recht, Euch auf die gleiche Stufe wie Fürst Malekith zu stellen. Hätte Khaine Euch dazu auserwählt, über die Druchii zu herrschen, müsstet Ihr Euch nicht in der Unterwelt verkriechen.“
Er schien noch mehr sagen zu wollen, doch in diesem Moment geschah etwas Seltsames. Yucalta trat an Reckdis vorbei, ihr Gesicht schien von Schatten bedeckt zu sein und ihre Augen zeigten Trauer und Entschlossenheit. Ein hauchzarter Schein ging von ihrer Handfläche aus. Als sie dem Soldaten, der noch immer zornig auf Reckdis hinab starrte, die Hand auf den Arm legte, durchlief ein Zittern den muskulösen Körper des Kriegers.
Vor Reckdis und den übrigen Soldaten, die das Schauspiel mit zunehmender Verwirrung beobachteten, stieß der Mann ein Wimmern aus und sank in sich zusammen, bis sein gekrümmter Körper kleiner war als Reckdis. Er schlug seine Hände vors Gesicht und zitterte am ganzen Leib. Yucalta hatte ihre Hand schon längst wieder zurückgezogen.
„Haltung, Soldat!“, fuhr Reckdis den Mann an. Das half. Durch den militärischen Ton in die Wirklichkeit zurückgerissen, richtete sich der Krieger augenblicklich auf. Es dauerte zwei Herzschläge, dann sah er Reckdis mit strammer Haltung an. Doch seine Augen verrieten, dass er noch immer nicht verarbeitet hatte, was soeben mit ihm geschehen war. Unwillkürlich flackerten seine Blicke und schienen sich unablässig überzeugen zu wollen, dass alles um ihn herum echt war — und dass Yucalta ausreichend weit entfernt stand.
„Verzeiht, Herr. Ich werde dafür sorgen, dass Eure Anweisungen erfüllt werden.“
Schon wandte er sich ab und blaffte die anderen Soldaten an, die augenblicklich in Hektik verfielen und die Treppen des Turms hinabeilten. Bald erscholl ein Warnsignal und auch auf den anderen Türmen und in den Kriegslagern beiderseits der Mauer kam Bewegung in die Soldaten, die zu ihren Waffen griffen, aufsprangen und den Alarm weitertrugen. Innerhalb von weniger als hundert Herzschlägen war die Mauer in Alarmbereitschaft und aus den Zelten strömten die Krieger. Die Autarii, die außerhalb der Stadt gelagert hatten, preschten nach wenigen Minuten mit komplett abgebauten Zelten durchs Stadttor, das anschließend geschlossen und gesichert wurde. Aus den Kasernen strömten weitere Soldaten in Richtung Stadtmauer und auch in der Festung entstand Bewegung.
„Danke.“, meinte Yucalta. Reckdis fuhr herum. Über die Ereignisse der letzten Minuten hatte er vergessen, dass sie immer noch neben ihm stand. Und dann fiel ihm wieder ein, was soeben geschehen war.
„Verratet Ihr mir, wie Ihr das gemacht habt?“, fragte er ungehalten. Die Art, wie der kräftige Krieger zusammengebrochen war, war ihm unheimlich. Yucalta zuckte die Schultern.
„Ich habe ihm gezeigt, was geschehen wird, wenn wir nicht schnell handeln.“
Reckdis starrte sie an. „Wollt Ihr damit sagen, Ihr hattet eine Vision?“
„Ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich habe mich damit verausgabt, einen Zauber innerhalb des Nebels wirken zu wollen. Und dann formten sich die Winde der Magie ganz plötzlich zu einem Bild. Eigentlich wollte ich es niemandem zeigen, weil es einfach zu schrecklich ist. Möchtet Ihr es trotzdem sehen?“
Reckdis zögerte. Er hatte Angst, ebenso die Kontrolle über sich zu verlieren, wie der Soldat. Anderseits wollte er Yucaltas dunkles Geheimnis kennenlernen und sehen, was sie in solche Panik versetzt und derart verändert hatte. Wenn er es wusste, würde es vielleicht leichter mit seinem Gewissen vereinbar, dass er gerade allein auf die Worte einer Novizin vertrauend die gesamte Stadt mit ihren fast zehntausend von der Schlacht geschwächten Soldaten in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Mit dem Gedanken, dass es vermutlich ein törichter Fehler war, nickte er.
Yucaltas, von einem feinen goldenen Schein umhüllten Hände streiften seine, ihre sorgenvollen Blicke bohrten sich in seine und dann explodierte ein Bild in Reckdis Geist. Aschebedeckte Hügel zogen sich, soweit das Auge reichte, rauchende Baumstümpfe wiesen die Orte, wo ehemals stolze Wälder gestanden hatten. Der Gestank nach Tod und Rauch war atemberaubend, ebenso die Hitze, die über der Szenerie lag.
Die Form der Hügel und der Wälder zeigte, dass es sich um das Schlachtfeld der Viermächteschlacht handelte. Doch von Naggarond, der mächtigsten Stadt Naggaroth‘ waren nur brennende Trümmer übrig. Berge von Staub und Gesteinssplittern zeigten an, wo einst die Stadtmauer gestanden hatte, von den meisten Gebäuden waren nur rußgeschwärzte Flächen auf der Erde übrig. Und in der Ferne stand der Frostturm in hellen Flammen. Die Festungen der Adligen, der Khainetempel und das Kloster waren schon weit herabgebrannt. Und auf dem Platz vor dem Frostturm lag ein gewaltiger schwarzer Drache und mühte sich vergeblich auf die Beine. Blut floss in einem dünnen Strom aus seiner Brust, sammelte sich zu einer schwarzen, stinkenden Pfütze und ließ seine Bewegungen immer langsamer und kraftloser werden.
Und neben dem Drachen lag noch ein zweiter: Tiefrot und ebenso groß wie der schwarze, gepanzert mit goldenen Rüstungsteilen lag die Bestie ausgestreckt und leblos am Fuße des Frostturms. Große Wunden zogen sich über seine Flanken, die Flügel waren zerfetzt und der Kiefer gespalten. Gekettet an die Mauern der Zitadelle hingen elf Leichen. Es waren die Kinder des Mordes.
Neben den Überresten von Szar’zriss lag Bluthand, ihr schöner Körper verbrannt und verstümmelt. Eine gewaltige Kraft hatte ihr die Gliedmaßen gebrochen und den Oberkörper zerschmettert. Nicht weit daneben stützte sich Morathi, die Hexenkönigin, entkräftet gegen die Flanke des schwarzen Drachens. Auch ihr Körper war von Brandwunden bedeckt und blutüberströmt. Ihr linker Arm hing nutzlos an ihrer Seite.
Vor der Hexenkönigin kniete Malekith, den behelmten Kopf in Richtung einer Gestalt in schwarzer Robe gereckt, die das Schwert Zerstörer in der rechten Hand hielt und damit zum letzten Schlag ausholte. Von der Gestalt war nicht mehr als die Silhouette zu erkennen und es schien, als würde ein magischer Nebel sie verbergen. Vor Bluthands Leiche stand Blutklinge in seiner schwarzen Rüstung, doch am Ende seiner Kräfte: Sein rechter Arm war nur noch ein blutiger Stumpf, sein Oberkörper von zahllosen blutenden Wunden bedeckt und sein Bein wies einen langen Schnitt oberhalb des Knies auf. Ein Hieb hatte seinen Helm mit einem breiten Riss gespalten und ihm das linke Auge zerfetzt.
Seine Gegnerin war eine junge Frau, deren vollkommener, beinahe nackter Körper von Blut bedeckt war. Ihre Haut schien hart wie Eis zu sein und ihre roten Haare flatterten Wild. Sie lächelte ein atemberaubend schönes, verträumtes und glückliches Lächeln, während sie Blutklinge die Klinge in die Kehle stieß. In diesem Moment war das Bild eingefroren und zeigte mit abscheulicher Deutlichkeit den Tod des letzten Kind des Mordes und die Niederlage des Hexenkönigs.
Komm zurück, Reckdis, flüsterte eine vertraute warme Stimme in seinem Geist und schob das grässliche Bild beiseite. Reckdis konzentrierte sich auf diesen Klang und fand sich in der Wirklichkeit wieder. Das Feuer brannte immer noch, doch es schien jetzt viel näher. Dann ging ihm auf, dass er auf den Knien hockte und seine rechte Hand schmerzhaft fest um das Heft seines gezogenen Schwertes gekrallt hatte. Yucaltas kühle Finger lagen in seinem Nacken und verdrängten die Panik, die ihn angesichts des eben Erlebten zu überkommen drohte. Mit Mühe verdrängte er die Erinnerung und erhob sich. Noch immer wankte er unter der Wucht des Bildes.
„Wie haltet Ihr das aus?“, flüsterte Reckdis entsetzt. Yucalta zog ihre Hand zurück und sah ihn an.
„Für mich ist es anders. Ich kann die Vision als solche erkennen und nicht als Teil der Wirklichkeit. Es ist wie mit Träumen. Manchmal weiß man, dass man träumt. Ich hatte nicht erwartet, dass es bei anderen Druchii anders sein würde, sonst hätte ich sie dem Soldaten nicht gezeigt. Trotzdem ist der Anblick für mich ebenso schrecklich. Ihr habt gesehen, wie ich reagiert habe.“
„Wie lange habt Ihr solche Vision bereits, Yucalta?“
„Eine solche Vorahnung hatte ich noch nie. Doch es überrascht mich nicht. Irgendwie habe ich stets gewusst, dass es eines Tages soweit sein würde. Vielleicht ist das der Grund, dass es mit meinen anderen magischen Fähigkeiten nicht so weit her ist.“
„Ihr seid also eine Seherin.“, stellte Reckdis beeindruckt fest. „Wer hätte das gedacht? Hoffentlich sind Eure Fähigkeiten nicht zu spät erwacht. Könnt Ihr denn erkennen, wer die Gestalt in der Robe ist? Oder dieses Mädchen?“
Die Novizin schüttelte den Kopf. „Nein, Herr. Ich habe genau dasselbe gesehen wie Ihr auch. Ich weiß nicht mehr und nicht weniger.“
„Schade, aber vermutlich werden wir es bald erfahren. Nun gut, Yucalta. Ich hoffe, wir können dank Eurer Warnung dieses Schicksal noch abwenden. Ich möchte, dass Ihr in meiner Nähe bleibt und mich über weitere Visionen unterrichtet. Jeder Hinweis könnte entscheidend sein. Lasst uns sehen, was der Tag bringt.“
Yucalta nickte entschlossen und gemeinsam warteten sie, während um sie her die Stadt erwachte und die ersten zarten Strahlen des neuen Morgens über den Horizont krochen. Der neue Tag brach an und wie es schien, war die Schlacht noch immer nicht vorbei.
 
Ein wundervoll grausames Bild das du da zeichnest

Wieder einmal ein schöner Teil mit wenigen Kritikpunkten:

..., während sie Blutklinge die Klinge in die Kehle stieß.
Hatte die Dame nicht 2 Äxte dabei?? oder ist das seine eigene Klinge?
...die gesamte Stadt mit ihren fast zehntausend von der Schlacht geschwächten Soldaten in Alarmbereitschaft versetzt hatte.
Ich weis das passt jetzt nicht aber was machen die Zivilisten gerade?

...in Richtung einer Gestalt in schwarzer Robe gereckt, die das Schwert Zerstörer...
Er erkennt das Schwert aber nicht den Untoten? Klar es kommt cool rüber wenn der Hexenkönig mit seinem eigenem Schwert plattgemacht wird, aber Reckdis hat Nerglot ja schon bei der ein oder anderen Lagebesprechung gesehen, da sollte er in der Lage sein ihn zu erkennen.


Abschließend fallen mir noch 2 Fragen ein:
Ist der rote Drache auch noch am leben oder ist er schon tot?
Warum hängen die Leichen der Kinder des Mordens angekettet an einer Mauer?
 
Danke für das Lob.

Zu der Kritik:

Hatte die Dame nicht 2 Äxte dabei?? oder ist das seine eigene Klinge?

ja, stimmt schon. Aber du musst daran denken, dass auch die besten Visionen nicht 100%ig exakt sein können. Außerdem kann sie ihre Waffen ja auch verloren und gegen andere umgetauscht haben, oder?

ch weis das passt jetzt nicht aber was machen die Zivilisten gerade?

die aus Naggarond? Die sind friedlich in ihren Häusern (bisher) ... aber die große Panik kommt noch, keine Sorge. Geht bald los.

Er erkennt das Schwert aber nicht den Untoten? Klar es kommt cool rüber wenn der Hexenkönig mit seinem eigenem Schwert plattgemacht wird, aber Reckdis hat Nerglot ja schon bei der ein oder anderen Lagebesprechung gesehen, da sollte er in der Lage sein ihn zu erkennen.

ich weiß nicht, ob es nciht richtig rüberkommt, aber er sieht Nerglot nur von hinten. Und sone Robe ist nicht umbedingt gut dazu geeignet, jemanden zu erkennen. Deshalb halte ich schon für möglich, dass er ihn nicht erkennt.

Allgemein: Es ist nur eine Vision, kein reales Bild. Ist ja auch unwahrscheinlich, dass die mächtigsten 4 Druchii + beide Drachen so dicht bei einander und fast gleichzeitig umgebracht werden.

Ist der rote Drache auch noch am leben oder ist er schon tot?

in der Vision ist er gerade verreckt. Ansonsten lebt der noch. War doch auch am 4. Tag ganz fleißig dabei.

Warum hängen die Leichen der Kinder des Mordens angekettet an einer Mauer?

weils cool aussieht 😉

Nein, um ehrlich zu sein: Ich glaube, das nehm ich raus. Könnte zwar auch hier das Argument mit der Vision bringen, aber so richtig passt das auch nicht. Wirkt ein wenig übertrieben hart.
 
Wann gehts weiter?

Bist du schon durch? 😱

JA, wie ich Mixerria schon mitteilte, fehlt mir momentan die Motivation zum Schreiben und außerdem wird es schulisch jetzt in den letzten Wochen auhc immer stressiger.

Aber ich bemüh mich. Werde auf jeden Fall diese Woche noch einen Teil posten. Versprochen.
 
Ok, ich bin mal nicht so. WEiter solls gehen. 😉

Lichtloser Sonnenaufgang

„Und mit dem Licht des Tages kam die Dunkelheit.“
— Aus Bericht der Viermächteschlacht


NAGGAROND; NAGGAROTH
2567 IC; 8.VOLLMOND (5.TAG)
SONNENAUFGANG


Der Himmel erhellte sich bereits, als die Tempelkrieger durch die Straßen marschierten. Sisrall genoss das Donnern der gepanzerten Schritte, die den Boden erbeben ließen und durch seinen Körper wogten. Es kündete von wahrer Macht.
Der Erwählte warf einen schnellen Blick über die Schulter. Direkt hinter ihm marschierten die Kinder des Mordes, erneut in zwei breiten Reihen. Fünf vorne, hinter den Lücken die sechs restlichen. Ihre gezogenen Waffen blitzten im ersten Licht des Tages. Direkt nach den Kindern des Mordes hatten sich die Gesichtslosen zu einer breiten Linie formiert. Ihre schweren Rüstungen waren nur verschwommen zu erkennen, die Tuchfetzen flatterten bei jeder Bewegung und verhüllten ihre Gestalt. Ihre goldenen Panzerhandschuhe waren zu Fäusten geballt.
Und hinter den Gesichtslosen marschierte die geballte Macht des Tempels. Siebenhundert Scharfrichter, vierhundert Assassinen und dreihundertfünfzig Bräute des Khaine waren unterwegs und bewegten sich in vollkommenem Gleichschritt über die Straße. Banner und Standarten flatterten über der Streitmacht, zeigten jedem, dass hier die heiligen Krieger des Blutigen Gottes auf dem Weg in die Schlacht waren.
Sisrall bemerkte, dass in der Stadt Unruhe herrschte. Überall sah man Gesichter voller Verwirrung, Furcht und Unsicherheit. Niemand wusste, was dieser Aufmarsch zu bedeuten hatte. Doch alle ahnten, dass es kein gutes Zeichen sein konnte, wenn der Tempel seine Krieger entsandte. Die Schlacht war noch nicht vorbei, das war allen klar. Doch wer konnte sagen, ob die Druchii abermals überleben würden?
Mit einem donnernden Rauschen flog Szar’zriss dicht über die Dächer der Häuser hinweg. Der Windstoß seiner Flügelschläge fegte Staub über die Straße und ließ die Standarten flattern. Yetail hatte sich dem Zug angeschlossen. Das bedeutete, auch die Hexen des Klosters und die Sturmrufer würden in die Schlacht ziehen.
Je weiter sich der Zug der Stadtmauer näherte, desto größer wurde die Unruhe. Überall waren Elfen in heller Aufregung, immer öfter tauchten Fackeln in der Dunkelheit auf und verschwanden wieder, in der Ferne hörte man Hornsignale und das Brüllen der Nauglir.
Als Sisrall die Stadtmauer erblickte, weiteten sich seine Augen vor Verblüffung und um ein Haar wäre er stehen geblieben. Die gesamte Mauer war bemannt, in mehreren Reihen standen die Soldaten der Druchii und der Khainler auf den Zinnen. Hinter den Befestigungen waren die Pferde der Autarii angeleint. Eine Einheit Nauglir-Ritter donnerte in Richtung Tor.
Sisrall blieb auf dem großen Platz vor dem Tor stehen und wandte sich zu seinen Kriegern um. Augenblicklich hielt der Zug inne.
„Ein Teil der Tempelkrieger wird sich auf die Mauer begeben und die Krieger unterstützen. Ebenso sechs Kinder des Mordes. Der Rest der Tempelstreitmacht bleibt ein Stück weit entfernt und wartet ab. Sollte es irgendwo Probleme geben, greift an. Ansonsten soll dieser Teil einen schnellen Rückzug ermöglichen, sollte das nötig werden. Die Gesichtslosen werden zusammen mit den anderen fünf Kindern des Mordes hinter dem Tor warten. Ich zähle auf jeden einzelnen unter euch.“
Damit wandte er sich ab und lief auf den nächsten Turm zu. Er wusste, dass sich die anderen Erwählten um alles kümmern würden. Oben auf dem Turm war Szar’zriss bereits gelandet, seine gewaltige Gestalt bedeckte beinahe die gesamte Plattform. An der Brüstung standen zwei Gestalten, die Sisrall erkannte, als sie sich umwandten. Es waren Reckdis und Yucalta. Der Piratenfürst sah merklich geschwächt aus, Brandnarben zogen sich über sein Gesicht und den Hals, bevor sie unter der Rüstung verschwanden. Es war jedoch die Novizin an seiner Seite, die Sisralls Blick auf sich zog.
Yucalta stand aufrecht und angespannt. Sie strahlte eine Ruhe und Energie aus, die Sisrall anziehend fand. Auf ihrem Gesicht lagen dunkle Schatten, doch ihre Augen leuchteten ernst und wissend. Er musste sich eingestehen, dass sie reifer und erfahrener wirkte als Yetail, obgleich sie höchstens halb so alt war. Von der jugendlichen und aufgeweckten Novizin, die Sisrall von den vergangenen Tagen kannte, war nicht mehr viel zu erkennen.
„Was ist geschehen?“, fragte Sisrall. Dann ging ihm auf, dass er sich zu allererst um die Stadt kümmern sollte. Also wandte er sich an Reckdis. „Wer hat den Alarm ausgelöst? Wer führt hier aktuell das Kommando?“
Der Piratenfürst verneigte sich knapp. „Der Alarm war mein Befehl, Erwählter. Im Moment führe ich die Truppen, auch wenn man mich bisher nicht gebraucht hat. Die Unterführer haben selbstständig auf den Alarm reagiert und ihre Männer formiert.“
Yetail landete neben Sisrall. Ihr Blick lag schwer auf Reckdis. „Und was hat Euch dazu verleitet, die Stadt in Alarmbereitschaft zu versetzen?“ Sisrall war klar, dass sie dem Piratenfürsten nichts vorwarf, immerhin hatte sein Handeln ihnen allen möglicherweise das Leben gerettet. Doch er konnte Yetail verstehen. Ohne Darmal hätten sie allesamt nichts von Nerglots Plänen erfahren. Woher also wusste Reckdis Bescheid?
„Ich habe Reckdis dazu überredet.“, meldete sich Yucalta zu Wort. Ihre Stimme jagte Sisrall einen Schauer über den Rücken. Sie klang rau und dunkel, aber auch kraftvoll und hart. Es war der Tonfall einer Frau, die wusste, was sie tat und die keinen Widerspruch duldete. „Ich habe gesehen, was uns bevorstehen könnte. Ich sah Naggarond brennen und Euch besiegt. Mir wurde klar, dass wir uns zu sicher gefühlt haben und in größter Gefahr schwebten.“
Anscheinend hatte Yetail ihre Novizin bisher gar nicht bemerkte. Jetzt blieb ihr vor Verblüffung das Wort im Halse stecken und Sisrall empfing eine Welle der Furcht von ihr, die erst in Verwirrung und dann ist Zweifel umschlug. Schließlich hatte sie sich wieder gefasst. Sie starrte Yucalta lediglich ungläubig an.
„Wollt Ihr etwa sagen, Ihr seid eine Seherin, Yucalta?“
Auch Sisrall war überrascht, wenngleich er das Gefühl hatte, dass Yetail noch andere Gedanken beschäftigten. Sie hatte vor Überraschung sogar vergessen, dass sie die junge Frau als ihre Novizin eigentlich duzen konnte. Allerdings war das bei Yucaltas plötzlicher Reife auch nicht überraschend. Die Novizin nickte.
„Es kam ganz plötzlich über mich. Ich habe in die Schatten gestarrte und einen fernen Zauber gespürt. Mir fiel auf, dass ich durch den seltsamen Nebel über dem Schlachtfeld nichts erkennen konnte — auch keine Magie. Dass ich den Zauber dennoch gespürt habe, könnte bedeuten, dass es eine sehr mächtige Beschwörung war. Ich habe versucht, den Nebel zu durchdringen, doch es gelang mir nicht, innerhalb dieser Dunkelheit einen Zauber zu wirken. Darüber habe ich mich fast verausgabt, als plötzlich dieses Bild vom Untergang Naggaronds in meinem Geist aufblitze.“
Kurz erwog Sisrall, Yucalta zu fragen, ob der Eindruck nicht vielleicht eine Halluzination aufgrund ihrer Erschöpfung gewesen sein könnte, doch der Ernst in ihrer Miene und Reckdis Besorgnis ließen ihn diese Idee verwerfen. Nein, dieses Mädchen hatte tatsächlich einen Ausblick auf die Zukunft erhalten. Nun stellte sich allerdings die Frage, ob diese Zukunft lediglich eine Möglichkeit oder vorausbestimmt war.
Der Tempelkrieger trat näher an die Brüstung heran. Über dem Schlachtfeld herrschte noch immer Dunkelheit, obwohl der Himmel sich bereits hell verfärbte. In wenigen Minuten würde die Sonne über den Horizont kriechen. Doch dicke Wolken sammelten sich bereits, um das blasse Licht des Morgens zu schlucken. Der finstere Nebel verbarg die Hügel vor allen Blicken.
„Was planst du, Nerglot?“, fragte der Erwählte leise, doch natürlich kam keine Antwort. Stattdessen erklangen schwer gepanzerte Schritte und bald trat einer der Gesichtslosen neben Sisrall. Er brauchte sich die Maske nicht anzusehen, um zu wissen, dass es Darmal Eisfaust war. Der Krieger hatte ein Recht darauf, hier zu sein, entschied Sisrall, immerhin verdankten sie es Darmal, dass sie überhaupt von Nerglot erfahren hatten. Und auch er sollte wohl wissen, was mit Viverla’atar geschehen sein mochte.
Yetail stellte sich an Sisralls andere Seite, wenig später trat Yucalta neben ihre Meisterin, Reckdis hielt sich neben ihr. So standen sie stumm auf dem Turm, während sich hinter ihnen die Stadt zur Schlacht rüstete und Szar’zriss über ihren Köpfen schnaubte. Sie warten auf das, was kommen mochte. Ihr Feind hatte alle Karten in der klauenhaften Hand. Es würde nicht eher beginnen, als er es wollte.

Wie brennendes Eis schäumte das Blut durch Darmals Körper. Unnatürliche Kraft pulsierte in seinen Gliedern und schärfte seine Sinne. Er sah die Hitzewellen, die von den allmählich verlöschenden Wachfeuern und den Fackeln der Soldaten aufsteigen, er hörte das die Anspannung in den wenigen Worten der Druchii auf der Mauer, er roch den Tod, der auf sie lauerte. Dunkle Schatten hüllten den neuen Morgen in ein diffuses Dämmerlicht, doch Darmals Sehvermögen wurde dadurch kaum beeinträchtigt. Er gewöhnte sich allmählich an die seltsame Nachtsicht, die seine neue Existenz ermöglichte. Nur die finsteren Nebel über dem Schlachtfeld ließen seine Blicke abgleiten.
Der Erste der Gesichtslosen stand reglos neben seinem neuen Herrn und Meister, Blutklinge. Wenn Darmal ehrlich war, hatte er verdammt viel Glück gehabt. Der Kampf gegen Nerglot hätte für ihn um ein Haar tödlich geendet, der Versuch, in den Tempel zu stürmen und Blutklinge zu warnen, hätte ihn ebenso den Kopf kosten können. Doch stattdessen hatte man ihn in die Position versetzt, die Elitestreitmacht der Druchii anzuführen. Er konnte diesen Wandel seines Lebens noch immer nicht ganz fassen.
Doch Darmal war fest entschlossen, den in ihn gesetzten Erwartungen zu entsprechen und zu beenden, was ihm im Wald nicht möglich gewesen war: Sein Volk vor dem Untergang zu schützen. Und Viverla’atar zu retten, aber das war ein eher persönliches Ziel.
„Es ist soweit.“, flüsterte Yucalta. Unter normalen Umständen hätte allein Reckdis sie verstanden, der direkt neben ihr stand, so nah, dass es beinahe so aussah, als wolle er sie beschützen. Oder so nah, dass er sich notfalls auf sie stützen konnte, sollten seine Verletzungen ihn zu sehr mitnehmen. Je nachdem, wie man es betrachten wollte.
Und die Novizin behielt recht. Kaum zwei Herzschläge später entflammte der Himmel, als sich die Sonne über die Wipfel des Waldes schob und ihre gleißenden Strahlen der in atemloser Stille wartenden Stadt entgegensandte. Und als diese Strahlen auf das Schlachtfeld vor der Mauer fielen, zerfaserte der schwarze Nebel. Die Dunkelheit schmolz dahin und verwandelte sich in graue Dämmrigkeit, die sich wie gewöhnlicher Nebel auf den aschebedeckten Boden legte. Am Fuß der Mauer ballten sich vielleicht mannshohe Nebelmassen, während sich überall die dunklen Hügel wie die Knöchel eines Riesen aus dem blassen, wabernden Meer erhoben.
Und auf einer dieser Erhebungen stand er. Nerglot, Schüler des Nagash und Erwählter der Asaph. Die schwarze Robe verhüllte seine Gestalt, doch seine Erscheinung war dennoch ehrfurchtgebietend. Hoch aufgerichtet und mit funkelnden Augen in dem ausgemerkelten Gesicht starrte er den Druchii entgegen. Auf seiner Brust lag ein schwarzes Amulett und den Sensenstab, mit dem er Darmal so schwer verletzt hatte, hatte er neben sich in den Boden gerammt.
Für mehrere Minuten herrschte Totenstille, während sich die Sonne langsam höher schob. Die schwarzen Wolken am Himmel verdichteten sich und verdunkelten den Tag. Niemand sprach, beide Seiten musterten einander, es schien beinahe, als fürchte jeder, auch nur die kleinste Bewegung könnte vollkommendes Chaos über alle hereinbrechen lassen. Möglicherweise war das gar nicht so abwegig.
Darmal fühlte brennenden Hass in sich hochkochen, als die rot glühenden Augen über ihn hinweg glitten. Wusste Nerglot, dass er es war? Erkannte er ihn in der neuen Rüstung? Darmal konnte es nicht sagen, doch schon bald krochen die Blicke des Untoten weiter, musterten Bluthand, betrachteten Reckdis und Yucalta, bevor sie schließlich auf Blutklinge liegen blieben.
„Druchii!“, fegte Nerglots magisch verstärkte Stimme über sie hinweg. „Ich sehe euch hier vor mit stehen. Ich sehe eure Furcht und ich bewundere eure Tapferkeit, euch mir in den Weg zu stellen. Doch wisset, dass ihr euch damit nur selbst zum Untergang verurteilt.“
Er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen und fuhr dann fort. „Niemand von euch muss sterben. Die Welt wird sich verändern und sie wird es nach meinem Willen tun. Dient mir und für jeden von euch wird es einen Platz in der neuen Welt geben. Es ist eure Entscheidung: Leben oder Tod.“
„Sprichst du tatsächlich mit unserem gesamten Volk, Nerglot?“, erwiderte nun Blutklinge und seine volle Stimme ließ die Wirkung der gekrächzten Worte des Untoten verblassen. „Wirst du wirklich das Risiko eingehen, uns am Leben zu lassen? Bluthand? Malekith? Morathi? Mich? Und viele andere, die die Macht haben, dir die Stirn zu bieten? Wirst du uns verschonen, wenn wir uns dir ergeben?“
Als keine Antwort kam, fuhr Blutklinge fort: „Und wie viele derer, die sich dir anschließen wollen, wirst du zwingen, für ihren neuen Herrn zu sterben, um deine Reihen aufzufüllen? Denn welchen anderen Nutzen ziehst du aus sterblichen Dienern?“
Wieder senkte sich eine Stille über die Szenerie. Darmal liefen angesichts der geladenen Spannung in der Luft zittrige Schauer über die Haut. Fast glaubte er zu spüren, wie Blutklinge und Nerglot ihre Willensstärke miteinander maßen.
Als sich die Stille hinzog und kein Druchii gegen die Worte des Erwählten protestierte, ereiferte sich Nerglot: „Ich habe ihnen Gnade geboten, Blutklinge. Doch du hast deinem Volk diese Chance genommen. Nun werden sie alle für deine Arroganz bezahlen. Dein Volk, dessen Sicherheit deine Bestimmung ist, Erwählter, wird es bis zum Sonnenuntergang nicht mehr geben. Ihr könnt nicht gewinnen. Ihr könnt nur sterben!“
Und mit diesen Worten hob Nerglot seinen Sensenstab weit in den Himmel. In den Nebel um ihn herum kam plötzlich Bewegung. Überall waren finstere Schemen zu erkennen, die durch das Grau auf die Mauer zukamen. Grinsende Schädel mit leeren Augenhöhlen erschienen kurzzeitig, bevor sie wieder von den Schwaden verschluckt wurden. Klingen und Speere stachen aus dem Nebel und blinkten stumpf in dem dämmrigen Sonnenlicht. Riesige Gestalten schoben sich wie Felsen durch das Meer aus Nebel, wobei sie vertrocknete Gedärme hinter sich her schleiften.
Kurzzeitig fielen skeletthafte Schatten auf die zusammengekauerte Stadt. Doch als die Druchii aufblickten, sahen sie nur noch das letzte verzweifelte Flackern der frühen Sonne, bevor sie hinter pechschwarzen Wolken verschwand und sich eine tiefe Dämmerung über die Ebenen legte.
Eine schreckliche Wolke erhob sich plötzlich nicht weit von der Mauer entfernt aus dem Nebel. Erst glaubte Darmal wie alle anderen auch, es handle sich um dunkle Kugeln. Doch als sie auf Augenhöhe innehielten und vereinzelte Geräusche des Entsetzens auf der Mauer erklangen, erkannte auch er, was dort aus der Dunkelheit aufgestiegen war: Schädel.
Der Krieger ließ die Blicke von einer Seite zur anderen schweifen. Nein, er wagte es nicht, sie zu zählen. Tausende, Zehntausende mochten es sein. Einige waren noch von Haut und Haaren bedeckt, viele zeigten Spuren von Verletzungen. Die meisten waren gehäutet und zeigten blanke Knochen. Nackte Kiefer grinsten die Verteidiger an, dunkle Nasenlöcher stießen verpestete Luft aus. Doch Augen besaßen sie alle. Weit aufgerissene, lidlose Augen starrten aus tiefen schattigen Höhlen und klagten die Lebenden für die Schrecken des unerfüllten Todes an. All ihr Schmerz, ihr Verlust, ihre Trauer und ihr Hass trafen mit der Gewalt eines Hammerschlags auf die Gemüter der Elfen-Krieger.
Nicht wenige waren vor Schrecken erstarrt und konnten kaum den Blick abwenden. Es war wie stets Blutklinge, der sein Volk aufrüttelte. „Druchii.“, rief er. „Der Feind ist mächtig. Ihr seht sein verdorbenes Werk. Doch zittert nicht. Zieht Kraft aus der Dunkelheit dieses Tages. Seht dem Grauen ins Gesicht. Seht, was der Feind mit jenen tut, die ehrenvoll ihr Leben gelassen haben. Und vergesst niemals, dass dieses Schicksal auch euer Schicksal sein wird, wenn ihr jetzt wankt.
Ich sehe dieselben Bestien wie ihr und ich spüre die gleiche Furcht bei ihrem Anblick. Doch ich weiß auch, dass jedes dieser Monster nur ein Sklave ist. Ein Wesen, das nach Erlösung lechzt. Der Feind mag über die Kraft des Todes gebieten. Doch wir besitzen etwas weitaus Mächtigeres: Das Leben. Und ich sage: Wir schützen es! Haltet stand. Kämpft um euer Leben und das der gesamten Stadt! Und jetzt lasst uns diese erbärmlichen Seelen befreien!“
Im Dunkel des Tagen klangen die antwortenden Rufe gedämpft und mutlos. Aber Darmal bemerkte trotzdem, wie die Soldaten auf der Mauer Haltung annahmen, die Schwerter hoben und den sich nähernden Feinden sowie den grinsenden Schädeln verächtlich und trotzig entgegen starrten. Die Schlacht konnte beginnen.
Und plötzlich ertönten innerhalb der Stadt panische Schreie.
 
Und plötzlich ertönten innerhalb der Stadt panische Schreie.

Ja ich würde sagen die Ablenkung war gut.

Unter normalen Umständen hätte allein Reckdis sie verstanden,...

Ich nehme an das du damit andeuten willst sie jetzt auch von anderen verstanden wird da es so ruhig ist, allerdings hast du das nicht erwähnt. Das hat meinen Lesefluss etwas gestört. Und ich kann mir nicht vorstellen das eine sich zur Schlacht rüstende Stadt so leise ist.


Die Spannung steigt und die Qualität ist gewohnt gut.
Besonders Darmals Sichtweise gefällt mir sehr gut.
 
Also ich finde den Teil noch besser als die vorigen. Es wird immer besser! 🙂

Der Endkampf beginnt. Und er wird sicherlich sehr spannend!

Unter normalen Umständen hätte allein Reckdis sie verstanden,...

Ich nehme an das du damit andeuten willst sie jetzt auch von anderen verstanden wird da es so ruhig ist, allerdings hast du das nicht erwähnt. Das hat meinen Lesefluss etwas gestört. Und ich kann mir nicht vorstellen das eine sich zur Schlacht rüstende Stadt so leise ist.
Also ich hab es so verstanden, dass, weil Darmal besser hören/sehen/usw. kann, sie auch noch hört, obwohl sie nur flüstert. Es wurde ja kurz davor beschrieben, wie Darmal die Feuer von den Wachsoldaten deutlich spürt und ihre Gespräche hört.
 
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Also ich finde den Teil noch besser als die vorigen. Es wird immer besser! 🙂

Der Endkampf beginnt. Und er wird sicherlich sehr spannend!

das hoff ich auch. Hab extra das Ende des Teils noch ein wenig überarbeitet.

Also ich hab es so verstanden, dass, weil Darmal besser hören/sehen/usw. kann, sie auch noch hört, obwohl sie nur flüstert. Es wurde ja kurz davor beschrieben, wie Darmal die Feuer von den Wachsoldaten deutlich spürt und ihre Gespräche hört.

ganz genau so sollte es sein. Die Stadt ist nicht leise, sondern Darmal (und die beiden ERwählten) hören besser. Vielleicht änder ich die Stelle noch um, in irgendwas mit "ohne die übernatürlichen Sinne der meisten Anwesenden ... " mal schauen.

Ich hoffe, ich komm am Wochenende endlich mal voran.