So, ist ja schon wieder einen halben Monat her. Irgendwie komm ich nicht zum Schreiben 🙁
Trotzdem gehts jetzt endlich mal weiter. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
Der Ton der Schlacht
„Furcht ist tödlicher als jede Klinge. Ein kluger Kriegsherr weiß die Emotionen auf dem Schlachtfeld zu seinen Gunsten zu nutzen.“
— Aus Kriegsweisheiten, Valen Sidon
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
Eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang
Darmals schwere Schritte hallten von den Wänden der engen Turmtreppe wieder und erzeugten einen Lärm wie inmitten einer Schlacht. Er fluchte und hastete weiter, nicht auf die nervösen Blicke der Geschützmannschaften in den tieferen Ebenen achtend. Endlich erreichte er den Ausgang des Turms und drückte die schwere Tür auf.
In der Stadt herrschte nackte Panik. Überall schrien Druchii, das helle Klingen von Metall auf Metall hallte weit in der noch kühlen Luft, tausende Füße trampelten in sinnloser Flucht in alle Richtungen auf den Straßen. Und über dieses Geräuschchaos fauchten sich zwei Rudel unruhiger Nauglir gegenseitig an, bis Szar’zriss ein markerschütterndes Brüllen ertönen ließ und einen blendenden Flammenstoß in den Himmel sandte. Sofort verstummten die Kriegsechsen und kauerten sich angesichts dieses übermächtigen Kontrahenten zu Boden. Augenblicklich erstarrten auch die Druchii auf der Straße.
Ein Tempelkrieger bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Sein Ziel schien der Turm zu sein, auf dem Blutklinge und Bluthand standen. Er war kaum mehr als ein Novize der Scharfrichter. Die Augen hinter den Sichtschlitzen des Helms waren weit aufgerissen. Darmal stellte sich dem Krieger in den Weg und hielt ihn an. Erst schien ihn der Novize einfach beiseiteschieben zu wollen, doch dann erkannte er den Gesichtslosen.
„Meister Eisfaust.“, keuchte er. „Ihr kommt gerade recht. Überall in der Stadt erheben sich die Toten und fallen über uns her. Unsere Krieger sind verstreut und die Panik der Leute macht es uns unmöglich, gegen die Bedrohung vorzugehen. Was sollen wir tun?“
Darmal sah sich um und entdeckte den Rest der Gesichtslosen zusammen mit den fünf Kindern des Mordes am Tor. Die Erwählten schienen unsicher, wie sie vorgehen sollten. Ihre Blicke schweiften immer wieder zwischen Tor und der panischen Menge hin und her. Darmal winkte die Gesichtslosen zu sich.
„Der Feind belebt die Leichen in der Stadt zum Unleben. Wir müssen für Ordnung sorgen.“ Die Krieger — nein, korrigierte sich Darmal, seine Krieger — nickten und zogen ihre Waffen. Darmal holte tief Luft und brüllte dann so laut er konnte.
„Druchii! Bleibt ruhig!“ Sofort hielten die in seiner Nähe inne und nach und nach wurden auch die weiter entfernten auf ihn aufmerksam. „Ihr müsst zu den Toren des inneren Rings gelangen. Lasst alles zurück und rettet euer Leben. Folgt den Kampfechsenrittern. Sie werden euch den Weg zum Nord- und Südtor bahnen. Haltet nicht inne, aber verfallt nicht in Panik. Nun eilt euch!“
Die beiden Kampfechsen-Bataillone waren in der Nähe des Tors stationiert worden. Darmal sah die beiden Hauptmänner an, bis diese nickten und ihre Krieger formierten, um die panische Bevölkerung in den inneren Ring zu eskortieren. Schon bald setzte sich die Masse etwas geordneter in Bewegung. Etliche stürzten trotzdem und verschwanden in der Menge, doch bald schon wurden die Straßen in der Nähe des Tores leerer.
„Los jetzt!“, wies Darmal die Gesichtslosen an und bahnte sich einen Weg. Es dauerte nicht lange, bis sie auf Kämpfe trafen. Ein Dutzend Tempelkrieger wurde von einem dichten Ring aus untoten Druchii belagert, die mit erbeuteten Waffen oder bloßen Händen auf die heiligen Soldaten losgingen. Darmal hob seine beiden Waffen und stürzte los.
Die Runenaxt hinterließ einen flammenden Bogen, bevor sie niederfuhr und zwei Untote sauber zerschlug. Das gezackte Schwert spaltete den Schädel eines anderen Zombies. Die ersten der Wiederbelebten wurden auf die neue Bedrohung aufmerksam, doch für viele war es zu spät. Darmal drehte sich um die eigene Achse und zog einen funkelnden Schweif hinter sich her. Dort wo Runenaxt oder Schwert niederfuhren, zersplitterten Knochen, zerbarsten Schädel oder fielen Körperteile zu Boden.
Ein schartiges Schwert sauste dem Gesichtslosen entgegen. Darmal drehte sich zur Seite. Die Klinge fuhr dicht an ihm vorbei und zertrennte einen der Stoffstreifen. Anscheinend funktionierte Blutklinges Idee. Darmal schlug dem Angreifer mit voller Wucht den Stiel der Axt ins Gesicht, was den Schädel bersten ließ. Augenblicklich fiel der Untote in sich zusammen.
„Zerschmettert ihnen die Schädel!“, rief Darmal seinen Kriegern zu. Er konnte nicht sagen, ob ihn jemand gehört hatte, denn schon sah er sich zwei weiteten Untoten gegenüber. Er warf sich ihnen entgegen, entging damit dem Axthieb des linken und fing den Dolch des anderen mit seiner Rüstung ab. Zwei senkrechte Hiebe sandten die beiden Untoten zu Boden.
Als Darmal sich umsah, erkannte er, dass der Ring der Untoten aufgebrochen war. Die Tempelkrieger waren nun selbst zum Angriff übergegangen und machten die wiederbelebten Toten nieder.
„Macht Platz!“, ertönte eine befehlsgewohnte Stimme vom Ende der Gasse, in der sie standen. Als Darmal aufsah, erkannte er eines der Kinder des Mordes — eine der Frauen —, gefolgt von einer mächtigen Hydra, deren Köpfe auf den langen Hälsen in alle möglichen Richtungen über die Dächer hinwegblickten. Darmal sammelte die Gesichtslosen um sich und zog sich, gefolgt von den Tempelkriegern zur nächsten Straße zurück. Von dort beobachteten sie, wie die Hydra kurz vor dem Kampfplatz innehielt und auf Befehl der Erwählten die dort liegenden Toten für mehrere Sekunden in grellweißes Feuer hüllte.
Als die Hydra aufhörte, war von den Untoten nichts als Asche übrig. Die umliegenden Häuser standen ebenfalls in Flammen. Die Erwählte kam auf Darmal zu. „Wir müssen die Leichen verbrennen, damit sie nicht wiederbelebt werden können. Bringt alle in der Nähe hierher. Diese Häuser werden noch eine Weile brennen.“
Damit wandte sie sich ab und führte die Hydra in die andere Richtung davon. Darmal übertrug dem Befehlshaber der Tempelkrieger, sich um Tote in der Nähe zu kümmern und sich anschließend einer anderen Gruppe Scharfrichter anschließen. Dann vergewisserte er sich, dass alle Gesichtslosen noch kampfbereit waren und führte sie in die Richtung, von wo der meiste Kampflärm zu hören war.
Yerills Blut pulsierte ruhig und gleichmäßig durch ihren Körper. Ihr Atem kitzelte sanft ihre Brust, auf der ihr Kinn lag. Feiner Nebel schmiegte sich um ihre Gestalt. Sie kniete auf einem Hügel, der sich allmählich aus dem Nebel schälte. Ihre Augen waren geschlossen, doch ihre Ohren erfassten jedes Geräusch der sich entfaltenden Schlacht.
Da waren die Schreie der Verwundeten und Sterbenden, das Klirren, mit dem Stahl auf Stein oder anderes Metall traf, Befehle aus rauen Kehlen, das Zischen zerteilter Luft, das Donnern schwerer und das Pochen leichter Schritte, das Brüllen, Wiehern, Fauchen, Zischen und Keifen der verschiedensten Bestien, die den Druchii dienten. Dazu kamen noch das feine Platschen, mit dem Tautropfen auf Stein oder Erde fielen, das Knarzen der Knochen, wenn sich die Diener von Nerglot bewegten, das leise Beten oder Fluchen der Soldaten, Kriegsrufe und Angstschreie. Schreie, die von Entsetzen kündeten, solche, die aus Überraschung ausgestoßen wurden, Schreie voll nackter Panik, Schreie voller Enthusiasmus und triumphierende, befehlende und fordernde, jäh abbrechende und lang gellende Schreie.
Yerill war überrascht, auf wie viele Weisen ein sterbliches Wesen schreien konnte.
Heiße und kalte Wellen der Magie rollten über Yerill hinweg, begleitet vom Knallen und Donnern, wenn die Zauber der einen oder anderen Seite gebannt wurden. Sie hörte Beschwörungen und Verwünschungen, spürte, wie Magie in eine Richtung gesogen und anschließend in eine andere geschleudert wurde. Die Schlacht watete mit einem Feuerwerk an Sinneseindrücken auf.
Doch es gab einen Ton, der dieses Orchester begleitete. Yerill wusste, dass alle ihn wahrnahmen, doch sie allein ihr vernahm. Kein Sterbliches Wesen würde auf diesen Ton achten, ebenso wenig jemand, der einmal einen sterblichen Körper besessen hatte. Doch ihr war es vergönnt, diesen himmlischen Klang mit all ihren Sinnen zu erfassen: Es war das Geräusch des Blutes. Blut, dass sich auf Stein ergoss, Blut, das über Rüstungen und Haut floss, Blut, das Stoff tränkte, Blut, dass die Kehlen der Sterbenden füllte und ihre letzten Worte zu einem blubbernden Gurgeln werden ließ, Blut, das in einzelnen Tropen von Klingen fiel, doch vor allem war es das Blut, das, getrieben von einem schlagenden Herzen, durch die Körper der Elfen floss.
Dieser Ton war es, der alles miteinander verband. Dieser Ton zog sie beinahe magisch an. Yerill atmete ein letztes Mal tief durch und ließ ihrem Willen dann freien Lauf. In einer einzigen, betont langsamen Bewegung entfaltete sie ihren Körper und erhob sich. Einige Tropfen des Nebels perlten von ihrer glatten Haut und rannen ihre Beine hinab. Sie hörte das scharfe Einatmen und die Seufzer derer auf der Mauer, die sie bemerkten. Yerill öffnete die Augen.
Sie stand auf einer Höhe mit Nerglot, doch ein ganzes Stück entfernt. Überall an der Mauer kletterten die Untoten empor. Sie stellten sich einfach übereinander, jeweils auf die Schulter des vorherigen, und bildeten so eine Leiter aus untoten Leibern. Magie gab ihnen die nötige Kraft. Die ersten der Wiederbelebten waren bereits auf die Mauer gelangt, doch schnell zurückgeschlagen worden. Noch hielten die Druchii die Mauer problemlos. Doch Yerill waren die Schreie aus dem Innern der Stadt nicht verborgen geblieben und sie bemerkte auch jetzt, wie immer wieder Krieger auf der Mauer nervös über die Schulter sahen.
Auf einem Turm hockte eine gewaltige Bestie und grollte tief in der Brust. Yerill lächelte sehnsuchtsvoll, als sie den langsamen tiefen Herzschlag des Wesens hörte. Sie sah die rote Wärme, die aus dem Maul des Drachens aufstieg, doch seine restliche Haut war kühl. Also ließ sie den Blick weiterschweifen. Auf dem Turm machte sie noch weitere Quellen großer Kraft aus. Einige von ihnen benutzen Magie, um Nerglot anzugreifen. Sie entschied, sich dort nicht einzumischen.
Gerade wollte sie den Blick vom Turm abwenden, als ihr noch eine andere Gestalt auffiel, voller Kraft und doch ohne die bittere silberne Färbung der Magie. Dieses Wesen war kleiner, zarter als die übrigen und leuchtete in einem satten Gold. Um ein Haar hätte sich Yerill in diesem Anblick verloren, doch eine andere Gestalt trat vor das goldene Licht. Diese war eine Kaskade aus dem Blau des Windes und des kalten Wassers, gemischt mit dem Silber der Magie und dem Rot der inneren Kraft. Ein Herrscher also. Dennoch hat er kein Recht, mich um diese Wärme zu betrügen. Warte, dein Blut wird fließen, Fürst. Sie prägte sich den Anblick der Gestalt gut ein.
Yerill ließ den Blick über die Mauer schweifen. In einigen Abständen machte sie Gestalten aus, die von dem typischen metallischen Halo großer, magisch verstärkter Kraft umgeben waren. Die Kinder des Mordes, vermutete sie. Obgleich es sie reizte, diese Gestalten voll bitterer silberner Kraft anzugreifen, besann sie sich auf ihre Vernunft. Nerglot hatte sie vor diesen Kämpfern gewarnt und Nerglot musste es wissen. Immerhin lebte er schon viele tausend Mal länger als sie und war sogar einmal gestorben.
Außerdem gab es so viel mehr Auswahl. Überall auf der Mauer strahlten Gestalten im Rot der inneren Kraft — wohl die Anführer —, im Blau des Zorns, im Braun der Furcht, im Grün der körperlichen Kraft und im Violett des Schmerzes. Es gab unzählige Farben und Mischungen, mehr als Yerill benennen oder auch nur einordnen konnte. Und unter all diese Farben mischte sich das Weiß des Lebens. Im Takt der Herzen pulsierte es durch die Gestalten und strahlte aus ihnen heraus. Es war dieses Weiß, das Yerill anzog.
Sie entdeckte eine Stelle, recht weit im Süden, zwei Mauerabschnitte von dem Turm mit dem Drachen und — sie verbot sich den ablenkenden Gedanken — der goldenen Gestalt entfernt. Dort gab es keinen starken metallischen Glanz und auch wenig Braun. Dafür ruhiges Orange, Gelb des Zweifels, Grün der Kraft, vereinzeltes kräftiges Rot und ganz viel Weiß. Diesen Mauerabschnitt wählte Yerill sich aus.
Kaum war die Entscheidung getroffen, setzte sie sich in Bewegung. Wind peitschte ihr die Haare aus dem Gesicht, doch ihrer harten Haut vermochte er nichts abzuhaben. Ihre nackten Sohlen berührten kaum die Asche auf dem Boden und ihre Waden zerteilten mühelos die sich allmählich auflösenden Nebelschwaden. Wasser kondensierten auf ihrer kühlen Haut und rann in einzelnen Tropfen über ihre Schenkel. Sie genoss das Gefühl, mit dem die Feuchtigkeit sie liebkostete.
Dann erreichte sie die Mauer und stieß sich vom Boden ab. Sie raste dem Stein entgegen und streckte die Hände aus. Auf halber Höhe der Brüstung krallten sich ihre Finger in winzige Spalten und gruben sich tiefer in das Mauerwerk. Putz, Mörtel und Stein zerbröselte unter ihrer Kraft und sank als feiner Staub auf die Erde. Über ihr nahm das Gelb des Zweifels zu und es tauchte auch mehr Braun auf. Die Krieger dort bekamen es mit der Angst zu tun. Aber retten würde sie das nicht.
So schnell sie konnte, kletterte Yerill weiter. Ihre Füße stießen in die Lücken, die ihre Finger gegraben hatte, ihre Hände fanden neuen Halt und bohrten sich ins Mauerwerk. Über sich hörte sie das Klacken einer Armbrust, doch Yerill brauchte sich nur zur Seite lehnen und der Bolzen pfiff an ihr vorbei. Zwei weitere Schützen verfehlten sie um mehr als zwei Handbreit. Die Elfen waren einfach nicht in der Lage, sich über die Zinnen zu lehnen und gerade nach unten zu schießen.
Ihr gesamter Aufstieg dauerte kaum mehr als zwei Minuten. Dann stieß sie sich ein letztes Mal ab und landete federnd auf den Zinnen. Ein Meer aus offenen Mündern und geweiteten Augen starrte ihr entgegen. Das Braun der Angst und das Orange der Ruhe waren zu gelbem Zweifel geworden. Yerill lächelte und die Krieger in ihrer Nähe sanken in sich zusammen.
Mit eine fließenden Bewegung zog Yerill die beiden Äxte von ihrem Rücken und sprang. Zwei senkrechte Hiebe spalteten die beiden ersten Krieger auf ganzer Länge. Blut und Knochensplitter spritzten auf die Mauer und benetzten Yerills Haut. Glücklich spürte sie, wie die Hitze des Blutes ihre kühle Haut wärmte und wie das Weiß der Lebenskraft auf sie selbst überging.
Zwei weitere Soldaten konnte sie fällen, bevor die übrigen aus ihrer Starre erwachten. Hinter Yerill klackte eine Armbrust, doch der Schuss war halbherzig und völlig übereilt gewesen. Ein Krieger neben Yerill ging röchelnd zu Boden.
Yerill sprang über einen tiefen Hieb hinweg, blockte ein Kurzschwert mit der linken Axt und rammte dem Angreifer den Dorn der anderen in den Hals. Einen Augenblick lang genoss sie das Gefühl der Wärme, die über ihren Arm floss, dann wirbelte sie herum, zerschmetterte einem Soldaten das Knie und duckte sich unter einem Schwert hinweg. Dem Druchii vor ihr zog sie die Axtklinge über den Brustkorb und schupste ihn dann in die Richtung seiner Kameraden. Als diese strauchelten, setzte sie nach und schlug dem einen den Arm ab, während sie all ihre Kraft einsetzte, um die Parade des anderen zu überwinden, und diesem damit den Schädel zerschlug. Yerill war überrascht, wie schwach die Druchii tatsächlich waren.
Nicht weit entfernt entdeckte sie einen Krieger, der ein Anführer zu sein schien. Er leuchtete in Rot und Orange, auch wenn er seine Angst vor ihr nicht verbergen konnte. Außerdem trug er eine bunt bemalte Rüstung, die mit Steinen geschmückt war. Diese Krieger mussten zu den Autarii gehören.
Yerill sprang auf die Zinnen, wehrte einen Schwertstich ab, enthauptete den Angreifer und trat einem anderen Elfen so fest ins Gesicht, dass dessen Schädel und Genick brachen. Augenblicklich wichen die Krieger ein wenig vor ihr zurück. Ein Armbrustschütze legte auf sie an und Yerill sprang vor. Sie rollte sie auf den Zinnen ab und schlug, kaum dass sie auf den Füßen hockte, einem Druchii vor ihr die Axt durchs Schlüsselbein bis ins Herz.
Nicht weit entfernt stand der Anführer. Sie lächelte ihn an und beobachtete amüsiert, wie ihn das Hellblau der Erregung erfasste. Sie kicherte, als ihr auffiel, dass sowohl die blaue Freiheit und die Kraft derer, die Wind und Wellen verbunden sind, als auch der violette Schmerz farblich ganz in der Nähe dieses Gefühls lagen.
Für weitere Überlegungen blieb jedoch keine Zeit. Zwei Soldaten befanden sich noch zwischen ihr und dem Anführer. Yerill sprang von der Brüstung, täuschte Hiebe auf ihre Knie an und schlitzte den Sterblichen dann die Oberkörper von unten nach oben auf. Ein dichter Nebel aus Blut spritzte ihr entgegen und wärmte Yerill. Begeistert ließ sie die Äxte kreisen und enthauptete die beiden Toten vor ihr. Dickeres Blut lief ihr über die Arme.
Dann ging sie auf dem Anführer los. Der Krieger wehrte sich tapfer. Sein erster Hieb zielte auf Yerills Knie und sie musste zurückweichen. Sofort setzte er nach und stach nach ihren Augen. Yerill beugte den Oberkörper nach hinten und die Klinge pfiff kurz über ihr Gesicht hinweg. Sie trat dem Krieger in den Schritt. Das Violett des Schmerzes ließ seine Gestalt erstrahlen und seine Finger lösten sich vom Schwertgriff. Noch bevor die Waffe den Boden erreichte, hatte Yerill ihm beide Äxte seitlich in den Oberkörper geschlagen.
Als sie sich umsah, strahlte ihr ein Meer aus Angst entgegen. Sie lachte und stürmte vor. Das Blut wärmte ihre nackten Sohlen und verwöhnte ihre Haut. Seit nicht einmal fünf Minuten war sie hier und hatte auf der Mauerkrone bereits ein Blutbad angerichtet. Voller Begeisterung ließ sie die Klingen kreisen und fiel weiter über die Krieger her.