WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

So, geht weiter. Dieser (leider etwas kürzere) Teil gehört noch mit zu dem letzten Kapitel.

Darmal holte tief Luft, dann trat er leise durch die Tür. Im Raum sah er zwei Gestalten. Eine von ihnen schien der Robe nach ein Assassine des Tempels zu sein. Er war offensichtlich tot und lehnte mit zerschnittener Kehle an der Wand neben einem der Fenster. Nicht weit entfernt hockte eine kleinere Gestalt mit einer Armbrust in der Hand und blickte nach draußen auf die Straße.
Ein Klicken ertönte und ein Bolzen verließ die Waffe. Von draußen hörte Darmal die Geräusche eines Kampfes. Das Klirren von Schwertern auf Metall, Schreie und die Detonationen magischer Explosionen. So konnte er sich unbemerkt seinem Ziel nähern.
Doch nicht allzu weit. Er hatte nur wenig mehr als die Hälfte des Zimmers durchquert, als die Gestalt aufschreckte. Anscheinend besaß sie weit empfindlichere Ohren, als er vermutet hatte. Und sie war schnell. Schon hielt sie die Armbrust nur noch in einer Hand und in der anderen eine kurze Klinge, wie die Autarii sie verwendeten.
Darmal stockte der Atem, als er sie erkannte, und er senkte das Schwert ein wenig. „Viverla’atar.“, flüsterte er. „Ich hätte es wissen müssen.“ Sie hatte ihn angreifen wollen, doch nun erkannte sie seine Stimme und wich zurück. Kurz glaubte er, sie wollte nicht gegen ihn kämpfen, doch dann sah er den Hass in ihren roten Augen und die Furcht.
Nein, sie war durchaus bereit, ihn zu töten. Nur erinnerte sie sich an seinen Kampf gegen Nerglot und vermutete zurecht, dass sie ihm nicht gewachsen sein würde. Doch das Zimmer war nicht allzu groß und er stand zwischen ihr und der Tür. Ihre Armbrust würde sie nicht schnell genug nachladen können.
Darmal beobachtete, wie ihre Blicke zwischen ihm, dem Fenster und der Tür hin und her flackerten. Er wusste, sie würde einen Sprung aus dem Fenster unbeschadet überleben, und er hielt es für möglich, dass sie flink genug war, an ihm vorbei zur Tür zu gelangen. Nein, es gab nur eine Möglichkeit, dies hier zu entscheiden.
Mit einem Schrei, in den er all seine Wut über ihren Verrat legte, griff er an. Sein Schwert fuhr in weitem Bogen durch die Luft und zielte genau auf ihren Hals. Sie ging in die Knie, die Klinge zum Zustechen erhoben. Sie wussten beide, dass sie ihn damit nicht würde töten können. Selbst wenn sie trotz aller Zauber und Ablenkungen der Rüstung traf, selbst wenn sie mit untoter Kraft die Panzerung durchdringen würde, so konnte sie niemals seine eisige Haut durchstoßen. Nein, sie würde zur Seite ausweichen.
Doch es kam niemals dazu. Kurz bevor sie in seiner Reichweite war, explodierte die Wand. Brennend heiße Luft fegte über sie hinweg, versengte ihre Kleidung und hob sie von den Beinen. Staub und Trümmerteile prallten gegen sie, ohne sie wirklich verletzen zu können. Darmal hustete und Viverla’atar erlitt mehrere Wunden durch scharfkantige Steinsplitter, doch keiner von ihnen ließ sich lange davon aufhalten.
Verfluchte Druchii, kreischte eine Stimme in Darmals Verstand und er brüllte vor Wut. Es ging jedoch in einem weitaus gewaltigeren Brüllen von draußen unter. Verrat. Beinahe hätten wir sie gehabt, doch diese Hexen haben alles ruiniert.
Viverla’atar sprang als erste wieder auf und rannte zur Tür. Sie hatte den weiteren Weg und war nur wenig schneller als Darmal, aber sie war leichtfüßiger und bahnte sich geschickt ihren Weg durch die Trümmerlandschaft. Eisfaust dagegen bebte vor Wut und war blind für alles außer seinem Ziel. Zweimal stolperte er über große Steine auf dem Boden und so verfehlte er sie ganz knapp. Schon war sie durch die Tür.
Darmal rannte ihr hinterher. Kaum mehr als zwei Meter war sie vor ihm. Sie flog die Treppe geradezu hinunter, auf welcher der tote Assassine lag. Mit einem Fauchen folgte er ihr, übersprang mehrere Stufen auf einmal und verkürzte den Abstand zu ihr. Schon war sie in der Eingangshalle und rannte zur doppelflügligen Tür. Beinahe hatte Darmal sie eingeholt, als eine Klinge von der Seite heranfegte. Instinktiv warf er sich zur Seite.
Kurz fiel Licht in den Raum, als Viverla’atar durch die Tür schlüpfte. Und in dem Schein betrachtete Darmal seinen Gegner. Vor ihm stand ein Schwarzer Gardist, in dessen Brust in tiefes Loch klaffte. Anscheinend hatte schon einmal jemand versucht, ihn zu töten. In der einen Hand hielt er eine lange Hellebarde, in der anderen ein Schwert. Beide Klingen waren auf Darmal gerichtet.
Verfluchte Druchii. Kann man denn niemandem mehr trauen? Sie sind doch alle dreckige Verräter, tobte die Stimme in Darmals Verstand und er stimmte ihr voller Zorn zu. Wutschnaubend erhob er sich und griff an.
 
Ups, da habe ich vergessen, gleich zu antworten.

Ich finde den neuen Teil ziemlich interessant. Und zwar in der Hinsicht, dass sich Darmals "dunkle"(Wenn man bei bösen Spitzohren überhaupt von einer bestimmten dunklen Seite sprechen kann) Seite, hier meine ich das Chaos in ihm, zeigt. Jetzt wird es natürlich spannend, ob Darmal sie niederkämpfen kann oder überhaupt ob er sie bekämpfen will! (Und er scheint der Stimme ja zuzustimmen...)

Wird Darmal die restlichen Dunkelelfen verraten? Dies und weiteres finden sie in der nächsten Ausgabe von "Die Erwählten des Khaine".

Irgendwie macht so ein Outro für den nächsten Teil zu schreiben so richtig viel Spaß! 😀
 
Ja, das sind die Fragen, die dieser Teil aufwerfen soll. Gut, dass das so deutlich rübergekommen ist.

Dumm nur, dass du eigentlich nicht genau weißt, was im nächsten Teil kommt 😉. Aber du hast schon recht. Die Frage soll, wenn ich denn mal wieder dazu komme, demnächst beantwortet werden. Und zwar genau in dem Kapitel, das ich als nächstes schreiben müsste, wozu ich mich aber momentan nicht so recht durchringen kann.

Naja, mal sehen, vielleicht komme ich am Wochenende dazu, diese Woche ist erstmal schön Schieß"biwak" <_<

Aber prinzipiell hätte ich schon mal wieder Lust zum Schreiben, nur die Erwählten reizen mich im Moment nicht so. Vielleicht sollte ich mal ne Zeitlang was Anderes schreiben. Hätte einer von euch Ideen / Wünsche für eine Hintergrund-Story zu den Erwählten? So in der Art "Was geschah vorher mit dieser oder jener Person" (wenn ja, zu wem?) oder auch "Was geschieht gleichzeitig anderswo?".
Wäre cool, wenn ich mir ein paar Anregungen geben könntet.
 
Vorschlag: Da wir ja alle wissen, dass Nerglot mehr oder weniger draufgeht, könntest du ja entweder ein Outro als letzte Szene seines Lebens aus seiner Sicht schreiben, ODER du machst halt eine Art Kurzgeschichte, in der sich Nerglots Seele iwie wiederfindet und sich langsam wieder an alles erinnert und wieder Rache and den DE ausüben will. (Jaja, ich finde Nerglot toll!)
 
Vorschlag: Da wir ja alle wissen, dass Nerglot mehr oder weniger draufgeht, könntest du ja entweder ein Outro als letzte Szene seines Lebens aus seiner Sicht schreiben, ODER du machst halt eine Art Kurzgeschichte, in der sich Nerglots Seele iwie wiederfindet und sich langsam wieder an alles erinnert und wieder Rache and den DE ausüben will. (Jaja, ich finde Nerglot toll!)

Die Idee ist an sich nicht schlecht, wenn auch nicht neu 😉. Auf sowas bin ich auch schonmal selbst gekommen. Aber das Ende schreibe ich jetzt noch nicht. Mir ging es im Moment eher um etwas, das nicht zu viel vom Ende verrät.

Im Moment tendiere ich dazu, ein paar Geschichten aus Viverla'atars Leben zu schreiben, weil sie in der Hauptgeschichte so sehr im Hintergrund steht. Aber vielleicht bekommt Nerglot auch ein paar Kurzgeschichte. Das gefällt mir eigentlich. Ich mag ihn ja auch 😉. Also so ein bisschen über sein Leben vor dem Tod.

Aber mal schauen, erstmal Zeit finden. Vielleicht schon morgen auf der Zugfahrt.
 
Oh man, schon wieder ein halber Monat um. Wird wohl Zeit, dass es weitergeht. Leider komm ich beim Bund nicht wirklich zum Schreiben. Abends hab ich meist keine Lust mehr und am Wochenende nutze ich die Zeit auch lieber zum Entspannen und Erholen. Zudem macht der Schlafmangel auch nicht gerade kreativ.

Ich hab aber die Zugfahrten genutzt, um mir nochmal die alten Kapitel durchzulesen und Ideen zu sammel. Vielleicht wird es demnächst doch mal wieder was, zumal der schlimmste Teil der Grundausbildung jetzt wohl vorbei ist.

Also hier erstmal die erste Hälfte des nächsten Kapitels:

Am Himmel


Wenn Götter kämpfen, werden die Mühen der Sterblichen nebenbei zertrümmert.
- Redensart der Autarii

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5.Tag)
5 Stunden nach Sonnenaufgang

Durch die hohen Fenster fiel das Tageslicht in den Krankensaal des Hexenklosters. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatten die Sturmrufer den verletzten Reckdis hierhergebracht. Yucalta hatte hier gewartet, um ihm vom Ausgang der Schlacht erzählen zu können. Sie hatte sich über die Vorstellung gefreut, dass die Gefahr nun vorbei war und der Khainler gesund werden würde. Sie hatte in ihm eine Mischung aus Freund und Vater gesehen, einen erwachsenen Magier, der ihre geringen Fähigkeiten dennoch zu schätzen wusste und im Gegensatz zu ihrer Meisterin auch Zeit fand, sich ihr zu widmen. Oder hatte sie sich das nur erhofft?
Viel hatte sich in den wenigen vergangenen Stunden verändert. Ihre Welt war vollkommen durcheinandergekommen. Wieder stand Yucalta neben Reckdis Bett und betrachtete den verletzten Piratenfürsten. Die Heilmagier hatten getan, was sie konnten, und es hieß, er würde bald wieder auf die Beine kommen. Doch Yucalta spürte keine Erleichterung darüber. Zu viel hatte sich verändert, zu viel war geschehen. Sie hörte das leise Flüstern der Winde der Magie um sich herum. Noch waren diese Stimmen verschwommen und enthielten keine Worte. Was sie verstand, waren nur Bruchstücke, Momente, Bilder, die die Zukunft bringen mochte oder auch nicht. Doch sie waren zusammenhangslos und chaotisch. Es gab keinen Sinn zwischen ihnen.
Für Yucalta war es, als würde sie in einem Buch blättern und immer mal wieder einen Satz oder auch nur eine Wortgruppe erfassen. Und das, während der Autor das Buch nebenbei wieder und wieder umschrieb, schneller, als sie es lesen konnte.
Sie ahnte, dass es nicht immer so sein würde. Es gab einen Weg, sich völlig den Strömen zu öffnen, doch er war ihr ebenso verborgen. Und es gab keine Seherinnen, die ihr hätten helfen können. Die mächtigste Kundige dieser Fähigkeit war die Erzzauberin von Clar Karond und die war nach Bluthands Angaben tot. Auch Meisterin Elene und Yucaltas Meisterin hatte man diese Fähigkeit zugeschrieben, doch sie waren beide in jener schrecklichen Nacht am Ende des erstens Tages unter dem Hexenkloster gefallen.
Doch ihre unvollständigen Fähigkeiten waren nicht der Grund, weshalb Yucalta unentschlossen an Reckdis Bett stand und tief in Gedanken versunken war. Was sie beunruhigte war ein Bild, das ihr die arkanen Winde gezeigt hatten. Sie hatte sich selbst gesehen in seinen Armen, wie er sie an sich zog und ihr lächelnd süße Worte ins Ohr flüsterte. Ihr eigenes Gesicht hatte Yucalta nicht sehen können und sie wusste nicht, ob sie das erleichtern oder beunruhigen sollte.
Vielleicht hätte sie noch vor wenigen Stunden Erregung verspürt bei dem Gedanken, Reckdis Geliebte zu werden. Er war ein stolzer und starker Mann, ein wahrer Fürst. Er sah gut aus und hatte in dieser Schlacht öfters sein Leben riskiert und mehr Feinde getötet als die meisten anderen Druchii. Sie wusste, dass sich niemals ein Mann um sie bewerben würde, der noch über Reckdis stand. Dies war eine Chance, die sich ihr vermutlich niemals wieder bieten würde.
Und doch verspürte sie keine Zuneigung. Der Gedanke an das Bild ließ Ekel und Panik in ihr aufsteigen. Sich vorzustellen, wie seine Hände über ihre Haut wanderte, wie er sie an sich drückte, ihre Lippen mit seinen berührte. All das hätte ihr Herz früher höher schlagen lassen und hätte ein Kribbeln durch ihren Körper gejagt. Jetzt kam ihr bestenfalls die Galle unangenehm hoch und ihre Muskeln verkrampften sich. Der Schweiß an ihren Händen war kein Zeichen der Erregung sondern zeugte von ihrer Furcht.
Obgleich sie nur einmal kurz daran gedacht hatte, verschwand das Bild nicht mehr aus ihren Gedanken. Sie wusste, was er fühlte, was er wollte, wie sehr er sie begehrte. Sie hatte seine Erregung bemerkt, als sie ihn gebeten hatte, etwas Wichtiges für sie zu tun. Etwas, das ihm beinahe den Tod gebracht hätte und dessen Sinn sie selbst noch nicht durchschaute. Und er hatte ihr vertraut und sich blindlings in Gefahr begeben.
Und dennoch waren die Schuldgefühle, die sie beim Anblick seiner ohnmächtigen Gestalt auf den Turm empfunden hatte, nun durchmischt von einer Panik, die sie sich nicht erklären konnte. Sie wollte nur noch weglaufen, vor ihm, seiner Lust, seinen Verletzungen, die ihre Schuld waren. Sie wollte nicht mehr sehen, was sie angerichtet hatte und was sie noch anrichten würde. Denn sie ahnte, dass ihre Ablehnung ihn verletzen würde. Doch sie wollte nicht daran denken. Nicht jetzt, am besten niemals. Vielleicht würde sie — oder besser er — vorher umkommen. Kaum hatte sie den Gedanken gedacht, verachtete sie sich dafür. Er liebte sie. Ihm dafür den Tod zu wünschen, war selbstsüchtig. Dennoch ließ der Gedanke sie nicht los.
Als sie glaubte, es nicht mehr auszuhalten, ohne loszuschreien, stürmte sie hinaus. Sie rannte fast an den Betten der anderen Verletzten vorbei, die hier behandelt wurden. Die junge Seherin stieß die Türen auf und begann zu laufen, als sie das große Portal des Klosters vor sich sah. Draußen herrschte diffuses Dämmerlicht und dennoch erschien ihr der helle Torbogen wie ein gleißender Stern. Sie wollte nur noch hinaus.
Als sie ins Freie trat, überkam sie eine unerklärliche Erleichterung. Natürlich blieben ihre Sorgen nicht hinter ihr zurück, aber sie fühlte sich frei und unbeschwert. Vielleicht spielten ihr die Winde der Magie einen unverständlichen Streich. Vielleicht war sie auch nur froh, dem Hexenkloster entkommen zu sein, wo jedes Bild, jede Staute, jeder Stein sie an Reckdis erinnerte.
Das Peitschen einer magischen Entladung über ihr ließ sie den Blick heben. Dort am Himmel schossen zwei gewaltige Kreaturen durch die Luft, griffen an, wichen aus, schnappten und schlugen nach ihrem Gegner. Den gewaltigen roten Drachen erkannte Yucalta als Szar’zriss. Die Bestie hatte sie und Reckdis zum Hexenkloster gebracht. Nachdem die Heilmagier den Piratenfürsten ins Kloster gebracht hatten, hatte Yucalta eine weitere Vision gehabt, in der sie den Tod der Hexenkönigin gesehen hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte sie noch auf dem Rücken des Drachen gesessen und der war sofort aufgestiegen, ohne sich darum zu scheren, dass seine Flügelschläge beinahe die Torflügel des Konvents aus den Angeln gehoben hatten.
Szar’zriss hatte sie zum Frostturm gebracht. Zuerst hatte sie nicht verstanden, was sie dort sollte, dann hatte sie Morathis Leibgarde entdeckt. Sie hatte sich die Vision in Erinnerung gerufen. Sie wusste, welche Wirkung ihr Gesichtsausdruck auf andere Druchii hatte, wenn sie an diese Bilder dachte. Sie hatte es am Morgen auf der Mauer erlebt. So war es recht einfach gewesen, die Anführerin der Leibgarde zu überzeugen, dass Bluthand nach ihr verlangte.
Kaum war sie fertig gewesen, hatte Szar’zriss sie gepackt und war den Frostturm hinaufgeflogen, bis zu einem Balkon an der Spitze des monumentalen Festungsturms. Dort lag der schwarze Drache des Hexenkönigs und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Szar’zriss hatte den älteren aber kleineren Drachen angebrüllt und schließlich hatte der sich dazu durchgerungen, ihnen zu folgen. Der rote Drache hatte Yucalta noch zum Kloster zurückgebracht und abgesetzt, bevor beide davongeflogen waren. Yucalta hatte nicht gewusst, was sie davon halten sollte und hatte entschieden, nach Reckdis zu sehen. Dass das die vermutlich schlechteste Idee gewesen war, war ihr erst im Nachhinein klargeworden.
Jetzt beobachtete die Novizin das Duell am Himmel. Szar’zriss Gegner war eindeutig kein natürliches Wesen. Das drachenähnliche Geschöpf war wesentlich kleiner und wirkte ausgezehrt. Erst nach einigen Augenblicken ging ihr auf, dass sie an einigen Stellen nur noch die Knochen des Monsters sah und andere von aufgedunsenen, verwesenden Fleisch bedeckt waren. Der lange Schwanz, der wie bei einem Skorpion drohend über den Rücken ragte, identifizierte das untote Geschöpf als Lindwurm. Oder als das, was von ihm noch übrig war.
Doch die beiden Drachen kamen nicht wirklich dazu, sich gegenseitig zu zerfetzen. Ihre Reiter schleuderten unerbittlich magische Angriffe aufeinander und wehrten einander ab. Immer, wenn die Flugbestien einander zu nahe kamen, entflammte die Luft zwischen den beiden Magiern und in einer Lichtwolke trennten sie sich rasch wieder voneinander. So jagten sie einander über den Himmel. Auch wenn der Lindwurm wesentlich kleiner und schwächer war, konnte er es mühelos mit Szar’zriss Geschwindigkeit aufnehmen. Und so nützen seine Kraft und Masse dem gewaltigen roten Drachen nichts. Er konnte es Bluthand nur ermöglichen, ihren Gegner zu bekämpfen und nicht entkommen zu lassen.
Eine blendend helle Flammenzunge leckte über den Himmel. Als das Drachenfeuer verblasste und Yucalta wieder hinsehen konnte, waren die beiden Kontrahenten verschwunden. Vermutlich waren sie irgendwo hinter den Türmen des Hexenklosters außer Sicht geraten.
Yucalta zögerte. Was sollte sie nun tun? Sich den Druchii auf der Mauer anschließen? Sie wusste, dass sie dort nur im Weg sein würde. Weder ihre geringen magischen Fähigkeiten noch ihre körperliche Kraft würden hilfreich sein. Ihre größte Stärke waren ihre Kräfte als Seherin, aber selbst die waren noch unzuverlässig und eher zufällig. Und sosehr sie es auch reizte, zu wissen, wie die Schlacht stand, wusste sie doch, dass es für ihre Sicherheit weit besser war, im Zentrum der Stadt zu bleiben. Vielleicht konnte sie mithilfe ihrer Visionen von hieraus Hilfe leisten.
Dennoch wollte sie gerne wissen, wie es um die Stadt und die Druchii stand. Doch es widerstrebte ihr, das Hexenkloster zu betreten, auch wenn dessen Türme eine gute Aussicht bieten würden. Aber es gab ja noch andere Türme. Mit einem Schaudern erinnerte sich Yucalta daran, wie Bluthand sie beinahe vom Balkon ihres Gemachs geschleudert hatte. Ja, als Yetails Novizin durfte sie den Tempel des Khaine betreten. Und die Erinnerung an ihren letzten Besuch dort war trotz allem weitaus angenehmer als die Vorstellung, erneut in Reckdis Nähe zu kommen.
Sie zog ihren Umhang enger um ihren schlanken Körper und eilte durch die verlassenen Gassen der inneren Stadt. Vorsichtig hielt sie nach Untoten Ausschau, auch wenn sie hoffte, dass der Einfluss ihres Feindes noch nicht so weit ins Zentrum vorgedrungen war. Doch sie begegnete weder Druchiikriegern noch wiedererweckten Toten, bis sie die kühle Dunkelheit des Tempels betrat. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich hier so sicher wie nirgendwo sonst, obgleich anscheinend alle Krieger bei der Verteidigung halfen und die heilige Stätte unbesetzt war. Eine Bewegung in den Schatten ließ sie innehalten. Sie hatte es nur aus dem Augenwinkel gesehen und als sie in die Richtung blickte, sah sie nur die dunkle Wand der Eingangshalle hinter zwei Reihen hoher schlanker Säulen. Sie lächelte leicht. Nein, dieser Ort war nicht unbewacht. Die Assassinen schützten die heiligen Hallen vor Eindringlingen.
[FONT=&quot] Yucalta hoffte, dass man sie erkennen würde. Sie hob die Hände an den Kragen und drückte den Stoff ihres Mantels herunter, damit ihr Halsreif zu sehen war. Die goldenen Muster sollten sie als Bluthands Novizin ausweisen, doch sie wusste nicht, ob die Tempelassassinen das erkennen würden. Aber bislang lebte sie jedenfalls noch. Also ging sie weiter und durchquerte mit klopfendem Herzen die lange Halle. Jeden Moment rechnete sie mit dem Aufblitzen von Stahl und heißem Schmerz, doch alles blieb ruhig. Erst, als sie die Treppe des Turms erreichte, entspannte sie sich ein wenig. Man hatte sie eingelassen. [/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, du meintest Galle, oder?

ähm ja, das stimmt. Ich glaub, ich schreib sonst einfach zu oft von Gassen 😉

Freut mich, dass es dir gefällt. Aus wessen Sicht der nächste Teil des Kapitels ist, sollte relativ leicht zu erraten sein angesichts der Überschrift und der Tatsachen, dass meine eigentlichen Haupthelden ein wenig vernachlässigt werden.
 
So, weiter geht es. Hier der zweite Teil des Kapitels "Am Himmel". Viel Spaß.





Yetails Haare stellten sich zornig auf, als ein grauschwarzer Blitz die Luft elektrisch auflud. Funken sprühten über Szar’zriss Schuppenhaut, doch der Großteil der Entladung wurde von einem arkanen Schild abgefangen. Die Tatsache, dass ihre Barriere zu vibrieren begann, zeigte Yetail, dass Nerglot nicht mit ihr spielte. Der Totenbeschwörer wollte sie tot sehen. Sie wussten beide, dass sie, Bluthand, die größte und möglicherweise einzige Bedrohung war, die Nerglots Eroberung von Naggaroth verhindern konnte. Vielleicht könnten ihn die Kinder des Mordes aufhalten, doch sicher war die Zauberin nicht. Zu deutlich stand ihr noch das Bild vor Augen, wie der Sensenstab die Mitternachtsrüstung des Hexenkönigs zerfetzt hatte.
Wind schlug ihr ins Gesicht, als Szar’zriss abrupt die Richtung änderte und direkt auf ihren Gegner zuschoss. Sie hatte die Anweisung dazu nicht gegeben, aber inzwischen vertraute sie darauf, dass die Bestie wusste, was sie tat. Euer Drache hat noch die eine oder andere verstecke Fähigkeit. Aber das werdet ihr noch herausfinden. Das hatte das mysteriöse Buch ihr gesagt und anscheinend hatte es recht behalten. Szar’zriss war unglaublich scharfsinnig und dachte gefährlich taktisch. Sie war froh, ihn als Verbündeten zu wissen. So fühlte sie sich hier oben am Himmel, viel zu weit von Sisrall entfernt, nicht ganz so allein.
Sie spürte das Vibrieren von Szar’zriss Lunge an ihren Schenkeln. Sie sog Magie ein und sammelte blau strahlende Kraft über ihrer Handfläche. Einen Herzschlag später schoss eine blendend helle Stichflamme aus dem aufgerissenen Maul des Drachen und zwang Yetail, den Blick abzuwenden. Sie schleuderte die vorbereitete Entladung in die ungefähre Richtung ihres Gegners. Im nächsten Augenblick schlug Szar’zriss mit den Flügeln und schoss senkrecht nach oben davon. Er flog einen Salto, sodass sie beinahe in die Richtung entschwanden, aus der sie gekommen waren. Weit unter ihren fegte ein grauer Lichtstrahl durch die Luft.
Yetail blickte zurück und zwinkerte verblüfft mit den Augen. Sie sah Nerglots Schutzschild, mit dem er den Flammenstoß abgewehrt hatte. Er umgab den Lindwurm des Untoten wie eine gewaltige Blase. Doch etwas war seltsam. Das Drachenfeuer war nicht längst wieder verblasst, sondern schien die gesamte Umgebung der Barriere zum Leuchten zu bringen. Die Luft war zu einem schimmernden Nebel kondensiert. Sie konnte Nerglot nicht sehen und war sicher, dass er selbst auch nichts sah. Auch ahnte sie, dass das Leuchten keinerlei magische Kraft besaß. Es würde Nerglot nicht schaden. Zumindest nicht direkt, dachte sie grinsend und formte einen gewaltigen Ball aus Magie über ihren beiden Händen. Die Kugel war aus Schatten geformt, doch in ihrem Innern tobte ein wahres Gewitter aus blauen Entladungen. Filigrane Flammenlinien bildeten wunderschöne Bögen an der Oberfläche der Sphäre.
Szar’zriss bog den Kopf und kniff kurz ein Auge zu. Er schien ihr zuzuzwinkern, dann nickte er. Luft strömte in seinen Rachen und an ihren Beinen fühlte sie, wie sein Brustkorp anschwoll. Wieder spürte sie das Vibrieren. Doch noch spie er nicht. Er wendete und schoss von oben her direkt auf ihren Feind zu, der noch immer von blauem Licht umgeben war. Wieder ruckte der Drache mit dem Kopf und Yetail verstand. Mit aller Kraft schleuderte sie ihren magischen Ball und eine Sekunde später sandte Szar’zriss ihr einen Feuerstoß hinterher.
Dieses Mal wandte Yetail den Blick nicht ab, obgleich sie die Augen zusammenkneifen musste. So konnte sie beobachten, was geschah. Das Drachenfeuer erreichte die Sphäre und es schien, als würden die Schatten die gleißenden Flammen schlucken. Der Feuerodem, der ganze Gebäude einäschern konnte, verschwand einfach in der finsteren Kugel.
Gleichzeitig wendete Szar’zriss und raste davon. Der Wind schlug Yetail fast von seinem Rücken, doch sie hielt sich fest und verdrehte den Kopf, um ihre Kugel nicht aus den Augen zu verlieren. Die schoss unaufhaltsam auf Nerglot zu, der inzwischen wieder sichtbar war. Der blaue Schleier war verschwunden. So erkannte auch er die Gefahr, die auf ihn zukam. Er wusste, dass er nicht mehr genug Zeit hatte, um sich vorzubereiten und so wagte er einen verzweifelten Schritt. Er befahl seinem Lindwurm, sich fallen zu lassen. Wie ein Geschoss stürzten sie in die Tiefe. Yetail bemerkte erst jetzt, dass sie sich fast über dem zweiten Tor befanden, das momentan von untoten Horden belagert wurde. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich so weit vom Stadtzentrum entfernt hatten.
Nerglot fiel schnell, doch die Kugel war noch wesentlich schneller. Er würde ihr nicht entkommen, aber er hatte ein paar Augenblicke gewonnen, um sich auf den Zusammenprall vorzubereiten. Ein gewaltiger grauer Schild erschien flimmernd in der Luft. Wellen aus Magie wanderten über seine Oberfläche und er vibrierte wie ein pralles Segel.
Der untote Lindwurm war schon beinahe auf den Boden aufgeschlagen, als die Kugel traf. Dieses Mal musste Yetail die Augen abwenden und sie spürte Schmerzen, die nicht ihre eigenen waren. Die Kinder des Mordes waren alle zwölf an der Mauer, kaum zweihundert Meter von Nerglot entfernt. Und sie bekamen die Explosion zu spüren. Es war nicht nur Yetails Schattenkugel, die mit einem zornigen Zischen gegen Nerglots Barriere donnerte und ein Netz aus sich verästelnden Rissen hineinschlug. Augenblicklich entluden sich die Blitze und Flammenbögen über die Oberfläche des Schildes. Das Vibrieren wurde heftiger und er verfärbte sich pechschwarz. Und kaum war das Gefäß verschwunden, befreite sich das absorbierte Drachenfeuer mit einem ohrenbetäubenden Fauchen. Von Sisrall bekam sie ein Gefühl der gewaltigen Hitze und unter ihr schmolzen ganze Straßenzüge dahin. In direkter Nähe von Nerglot war nichts als kohlende Asche übrig geblieben.
Doch besiegt war ihr Feind noch nicht. Der Schild zerplatzte zu Tausenden von Scherben und entblößte den Beschwörer, der zwar arg angeschlagen wirkte, jedoch alles andere als kampfunfähig. Der Lindwurm war auf dem glühenden Pflaster gelandet Zwei Herzschläge gönnte er ihr, dann ging der Kampf weiter.
Nerglot formte einen Zauber und Yetail runzelte die Stirn. Er war viel zu weit weg. Sie schwebte mittlerweile fast wieder über dem vierten Ring und nur den gesteigerten Sinnen, die die Marilim ihr verlieh, verdankte sie es, dass sie ihren Feind überhaupt beobachten konnte. Doch anscheinend war sie auch gar nicht das Ziel.
Ein Lichtstrahl schoss durch die Straße, die einstmals zum zweiten Tor geführt hatte. Mühelos überbrückte die Entladung die zweihundert Meter. Yetail beobachtete, wie sich magische Schilde um die Mauer bildeten, als die verbliebenen Magier zusammen mit den Erwählten versuchten, sich und die Soldaten zu beschützen. Doch Nerglot hatte überhaupt nicht auf die Brüstung gezielt. In einem Regen aus Holzsplittern und Steinsplittern wurde das Tor hinweggefegt und riss eine beachtliche Bresche in die Festungsanlage. Das Torhaus brach ein und riss die Soldaten darauf in die Tiefe.
Während die Druchii noch gelähmt vor Schreck und Überraschung auf das Loch in der Mauer starrten, gingen die Untoten zum Angriff über. Innerhalb eines Herzschlages füllte eine Flut aus entstellten und verwesenden Leibern die Bresche und stürmte ins Innere des zweiten Rings. Nur wenige waren schnell genug, um sich ihnen entgegen zu stellen. Die Kinder des Mordes hatten sich rasch erholt und den Befehl zum Rückzug gegeben. Während die Soldaten nur allmählich reagierten, hatten sie sich selbst in die Bresche geworfen und fochten einen verbitterten Abwehrkampf gegen die unendliche Masse ihrer Feinde. Sie erkauften den Druchii die Zeit zum Rückzug.
Schon gerieten die ersten in Panik und rannten los. Andere folgten. Sie sprangen und kletterten in unordentlicher Hast von der Mauer und flohen ins Innere der Stadt. Auf ganzer Länge der Mauer kletterten die Untoten über die Zinnen und stürmten hinterher. Gnadenlos machten sie jeden nieder, der nicht schnell genug entkam.
Bedauernd wandte Yetail den Blick ab. Sie musste sich konzentrieren. Die Kinder des Mordes waren dort. Sie musste darauf vertrauen, dass die Erwählten das Schlimmste verhinderten. Sie hatte eine eigene Aufgabe, die gerade mit einem hämischen Lachen in den Himmel stieg. Nerglots Lindwurm hob ihn über die Dächer und der Beschwörer sandte ihr einen verächtlichen Blick. Sie wusste, dass sie ihn hart getroffen hatte, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Dennoch ließ die Selbstsicherheit, mit der er sie nun wieder angriff, Nervosität in ihr aufsteigen.
Sie klopfte Szar’zriss auf den Hals und presste die Schenkel an seine Flanke. Sie hatten noch nicht gewonnen, aber zusammen hatten sie eine Chance, den Untoten aufzuhalten. Und in diesem Moment, als Nerglot mit grimmigem Gesicht auf sie zu jagte, war sie wirklich froh, einen tapferen und klugen Mitstreiter wie Szar’zriss zu haben. Er würde ihr helfen, diesen vielleicht härtesten Kampf ihres Lebens zu gewinnen.
 
Ja, jetzt geht es endlich mal los. Frag mich ob Nerglot es schaft sich noch ein paar Kapitel zu halten.😀
Naja, die Frage ist eher: "Wie viel Kapitel gönnt SHOKer dem armen Nerglot noch?" Das die Dunkelelfen gewinnen ist klar, aber ich bin immer noch gespannt, wie viel Nerglot kaputt machen wird, wenn/bis er stirbt.
 
Naja, vielleicht gewinnt er sogar. Er könnte Yetail besiegen, und dann wo er den Triumpf auskosten will stürtzt er über eine Treppe und bricht sich an einer magischen Treppe das Genick.

Ja, die Idee ist so genial, dass ich das auf jeden Fall umsetzen muss 😉.

Mal ehrlich: Wollt ihr so ein bescheurtes Ende für unseren geliebten Anti-Helden? Außerdem kennt ihr doch meine Schwäche für große Duelle und bombastische Abgänge. 😉

Wie lange er sich noch hält? Also ein paar Dutzend Seiten auf jeden Fall noch. Wann es die gibt? Könnte noch dauern. Aber ich versuch, in nächster Zeit mal wieder weiterzumachen. Ein halbes Kapitel hab ich schon mal wieder geschafft.
 
Ja, die Idee ist so genial, dass ich das auf jeden Fall umsetzen muss 😉.
Mal ehrlich: Wollt ihr so ein bescheurtes Ende für unseren geliebten Anti-Helden?
Eigentlich nicht, ein cooler Gag wäre es für eine Kurzgeschichte auf jeden Fall.

Außerdem kennt ihr doch meine Schwäche für große Duelle und bombastische Abgänge. 😉
Bombastisch... Bombig... Bomben!
Also welcher Klasse wird sein Abgang sein? A, B oder eher C? 😉 😀

Ein halbes Kapitel hab ich schon mal wieder geschafft.
Das sind doch mal klasse Neuigkeiten! 🙂
 
Hallo allerseits,

nach langer langer Auszeit melde ich mich wieder mal hier. Hatte das letze halbe Jahr die Lust am Hobby verloren doch dann bekam ich wieder jede Menge Mails das es hier weitergeht. Und ich kann mich ja wohl kaum aus dem Forum verabschieden ohne diese Geschichte fertig gelesen zu haben :lol:

Also schmeiß ich mich mal ein meinen Pc und fang an zu lesen schonwieder auf Seite 90 gefällt mir Top bis her und bin gespannt wies weitergeht.