Da ist die Frage doch eher: Ist Viverla´atar auch dorthin gelaufen, wo das 'Goldene' ist? Möglich wäre es ja, dass Darmal dorthin zuerst kommt, kurz gefolgt von den anderen drei (Viverla wurde durch Umwege verlangsamt, Yerill und Reckdis kommen gleichzeitig, weil Reckdis einfach langsamer als sie ist), wodurch alle mehr oder weniger gleichzeitig ankämen, womit man wiedrum das 'hineintropfen' der einzelnen Kämpfer verhindern könnte.
hm, interessante Gedanken. Gibt allerdings ein paar Fehler:
1. Sie rennen alle die Treppe hoch, die in den Turm führt. Da gibt es keine "Umwege"
😉.
2. Yerill will wissen, was Reckdis da treibt. Also wird sie wohl kaum schneller sein als er, sondern ihn in sicherem Abstand verfolgen. Sie hätte ihn schon längst kriegen können, wenn sie gewollt hätte.
3. das "Hereintropfen" ist an dieser Stelle wirklich beabsichtigt.
Nebenbei, ich freue mich, dass mit dem nächsten Kapitel die Masse an Charakteren abnimmt: (So einen Text gestückelt lesen ist echt nicht so pralle, aber was will man machen... 😉)
ja, ich weiß. ich finds auch schade, dass ich nicht mehr so gut vorankomme wie früher. Manchmal frage ich mich echt, wie ich jemals zum Ende kommen will. Aber es geht doch ab und zu noch voran. Und bei mir bekommt ihr immerhin wirklich noch regelmäßig (maximal 2 Wochen) Nachschub. Abgesehen vom Schwinden (und da gabs ja auch lange Pausen) ist keine andere Geschichte so verlässlich, oder?
😉
So, ich bin mal gnädig und lass euch nicht so lange warten. Es geht weiter, immerhin mit einem halben Kapitel (keinem Drittel) und schon nach nur einer Woche
😉
Mir ist nämlich aufgefallen, dass sich meine Reserve inzwischen doch wieder ganz gut gefüllt hat. Euer Opfer, immer nur kleine Stückchen lesen zu können, hatte also einen Sinn
😀
Gut, dann präsentiere ich euch:
Das Monster und die Seherin (1/2)
„Genau konnte mir niemand sagen, wie ein Seher in die Zukunft sieht. Doch scheint ihre starke Lebenskraft im Reich der Magie wie ein Leuchtfeuer die arkanen Winde anzulocken. Hoffen wir für sie, dass sie nicht auch weit furchtbarere Mächte anlocken. Denn dort lauern die Dämonen …“
[FONT="]— [/FONT] Aus ‚Die Ewigen Tore‘, Skihron Kiltza
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5.Tag)
6 Stunden nach Sonnenaufgang
Yucalta wankte, als sie sich vom Bett erhob. Ihre Beine waren steif, weil sie zu lange die dieselbe Haltung eingenommen hatte, doch ihr Kopf fühlte sich noch viel schlimmer an. Vor ihrem inneren Auge wirbelten Bilder, Geräusche, Eindrücke und Möglichkeiten durcheinander, verschmolzen und bildeten sich neu.
Das Buch hatte ihr geholfen, die Winde der Magie zu hören, und jetzt sangen die arkanen Wirbel zu ihr. Ein Chaos aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, unmöglich zu ordnen. Viel zu schnell und viel zu mächtig prasselten die Eindrücke auf sie ein, sodass sie sich außerstande sah, Nutzen aus ihnen zu ziehen oder sie auch nur vollständig zu verstehen.
Sie sah die Schlacht, sie sah Bilder der vergangenen Tage, die sich mit ihren eigenen Erinnerungen vermischten und überlagerten. Sie hörte, was in diesem Moment geschah, weit draußen in der Stadt, sah die Druchii sterben und die Untoten gegen die Mauer anrennen. Und sie spürte die unendlich verzweigten Pfade der Zukunft, in deren Wirbel sie sich zu verlieren drohte.
Nur ein einziges Bild war deutlich zu erkennen und Yucalta versuchte verzweifelt, sich darauf zu konzentrieren. Sie musste Bluthand davon erzählen, sonst würde Naggarond in den nächsten Stunden fallen. Doch ihre Meisterin kämpfte noch immer gegen ihrer aller Feind. Selbst wenn Yucalta sie hätte erreichen können, hätte sie es nicht gewagt. Die kleinste Ablenkung könnte Yetails sofortigen Tod bedeuten. Und ohne die erste Meisterin hatten die Druchii Nerglot nichts mehr entgegen zu setzen.
Es gab nur eine Möglichkeit für Yucalta, den Untergang zu verhindern. Sie musste zu Blutklinge. Er war vielleicht in der Lage, einen Weg zu finden, den sie nicht erkennen konnte. Angesichts der Flut von Schicksalen, die auf sie einstürmte, war sie kaum in der Verfassung, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen.
Zögerlich tat Yucalta einen Schritt. Allmählich kehrte das Leben in ihre Beine zurück und ihr Schwindel legte sich. Sie konzentrierte sich auf ihre Füße, um die Bilder in ihrem Kopf beiseitezuschieben.
Yucalta steckte das Buch in eine Tasche ihres Umhangs, verließ das große Gemach und trat hinaus auf den Treppenabsatz. Dabei fiel eine Veränderung auf. Ihre Sinne waren überempfindlich für die Winde der Magie und so blieb ihr nicht verborgen, dass sich deren Zusammensetzung abrupt änderte. Die violette Strömung des Warps, jener Magie, der sich die Schamanen des Chaos bedienten, gewann plötzlich an Stärke.
Nein, korrigierte sie sich. Dieser Wind der Magie war hier nicht stärker als anderswo in der Stadt. Es war nur so, dass er innerhalb des Gemachs nicht vorhanden gewesen war. Auf der Türschwelle lag ein Bann, der sämtliche Macht des Chaos aussperrte. Sicher ein nützlicher Schutz für den Hexenkönig, für den das Gemacht ursprünglich reserviert worden war.
Yucalta schob diese Erkenntnis beiseite, drehte sich um und schloss die Tür wieder hinter sich. Gerade als das Schloss einrastete, hörte sie ein Zischeln neben sich aus Richtung der Treppe und wirbelte herum. Sofort kehrte der Schwindel zurück und sie verlor die Kontrolle über ihre Füße.
Das rettete sie vielleicht, denn als sie hart auf den Boden aufschlug, flog etwas Großes über sie hinweg. Kurz sah sie eine metallene Klaue aufblitzen, hörte das Reißen ihres Mantels und spürte heißen Schmerz in ihrer Brust auflodern. Dann war der Schemen über sie hinweg und prallte hart gegen die Wand neben der Tür. Sie hörte Stein splittern und Metall kreischen. Sie rappelte sich auf und stürzte die Treppe hinunter, ohne sich umzudrehen. Hinter sich hörte sie den zischenden Atem des Angreifers.
Darmal fluchte, als er gegen die Wand prallte und mit dem Geräusch von splitterndem Stein und überanspruchtem Metall daran zu Boden rutschte. Eine kleine Kaskade aus Splittern ging auf ihn nieder, doch er achtete nicht darauf. Schon sprang er auf die Beine. Seine Beute hatte sich ebenfalls aufgerappelt und hastete panisch die Treppe hinab.
Es war eine dumme Idee gewesen, sie direkt anzuspringen, doch der beschränkte Verstand der Bestie in ihm hatte nicht damit gerechnet, dass sie einfach umfallen würde. Wieder stiegen Wut und Gier in ihm auf. Er konnte sie riechen; die ganze Luft vibrierte von ihrer Lebenskraft. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen und seine Hände bogen sich zu Klauen.
Es war wie damals vor so scheinbar unendlich langer Zeit, als er sich in den Bergen auf Viverla’atar gestürzt und sie beinahe totgebissen hätte in seinem Verlangen nach ihr. Nur dass dies hier besser war, viel besser.
Und so stieß er ein Fauchen aus, das von den Wänden der Wendeltreppe widerhallte, und stürzte ihr hinterher. So gewaltig war seine Gier nach ihr, dass er schon beinahe die Wände entlang rannte, weil er auf der Treppe nicht schnell genug laufen konnte. Innerhalb von wenigen Sekunden erreichter er sie und schlang die Arme von hinten um sie. Seine gepanzerten Klauen zerfetzten ihren Umhang und rissen lange blutige Furchen in ihren Bauch. Sie schrie auf und brach unter seinem Gewicht zusammen. Ihr Schädel schlug hart auf eine Treppenstufe. Blut lief ihr übers Gesicht und stachelte sein Verlangen an.
Durch seinen Schwung flog Darmal abermals über sie hinweg, doch dieses Mal wirbelte er noch in der Luft herum, stieß sich von der gegenüberliegenden Wand ab und war sofort wieder bei ihr. Benommen hob sie den Kopf und blickte ihn durch einen Schleier aus Blut an. Mit einem Irren Grinsen warf Darmal sich auf sie.