WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Triumpf I
Es war an der Zeit, die Regeln des Duells am Himmel zu verändern.
Den Satz find ich eckig. Gerade die Regeln klingen mir zu modern. Vielleicht findest du da eine epischere Ausdrucksweise für diesen epischen Satz - denn das ist der typische "dadadadaaaa - Moment" ^_^
Allmählich geriet er in die Klemme.
Auch das ist mir zu unepisch.
Stunden schon dauerte ihr Duell und dennoch hatte Nerglot keinen wirklichen Erfolg erziehen können.
erzielen
Ich finde den Teil gut, sehr episch, die Schlacht der Giganten am Himmel, sozusagen, aber wie man an meinen Bemerkungen schon erkannt hat, finde ich, dass die Sprache die Epik der Handlung nicht wiedergibt. Dadurch wirkt das Kapitel etwas schal - in meinen Augen.

Triumpf II
bevor er sich ernaut abdrückte
erneut
Er hörte das Bersten der dicken Knochen und die gequälten Schreie der Hydra
Empfinden denn Untote Schmerz?
Das Kapitel hat mich überzeugt, schöne Kampfszenen, aber war mir persönlich zu lang, gerade weil es wenig Handlung und fasst nur Gemetzel gibt.

Triumpf III
-> siehe unten in Post 1187
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, deine beiden Kritikpunkte kann ich ehrlich gesagt nicht so nachvollziehen. Aber ich denke nochmal drüber nach.

die beiden Rechtschreibfehler sind aber korrigiert.

Empfinden denn Untote Schmerz?

sie müssen ja nicht direkt Schmerz empfinden. Es reicht, wenn sie sich bedroht fühlen oder verletzt. Da schimmern die alten Reflexe durch. Sie reagieren eben "normal" auf Schäden.

Das Kapitel hat mich überzeugt, schöne Kampfszenen, aber war mir persönlich zu lang, gerade weil es wenig Handlung und fasst nur Gemetzel gibt.

dann bist du bei der falschen Geschichte 😉 Kapmfszenen und Gemetzel sind meine Stärke. Und die zu schreiben, macht mir auch am meisten Spaß.
 
Hallo Keep. Schön, einen neuen Leser zu haben. Nakago liest ja mittlerweile auch mit.

Und damit ich meine anderen treuen Leser nicht verliere, beende ich die Pause jetzt endlich.
Was aus Nerglot wird, verrate ich noch nicht. Erstmal geht es mit unseren lieben Nebencharakterinnen weiter.

Lob und Kritk wie immer wollkommen,

Gerettet


„Das Herz kennt weder Volk noch Land,
ist Schönheit doch überall bekannt,
von Gold und Weib.“
[FONT=&quot]— [/FONT]Unbekannter Dichter

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
7 Stunden nach Sonnenaufgang

Sie fühlte sich frei. Schwerelos glitt Yucalta durch ein Meer aus Licht. Die Ströme der Magie umspielten ihren Geist, stupsten sie zärtlich mal in die eine Richtung, zogen sie mal sanft in eine andere, wirbelten sie um die eigene Achse und flüsterten zu ihr. Ihre Lebenskraft strahlte wie ein Leuchtfeuer, das die arkanen Flüsse anzog. Und Yucalta konnte sie verstehen.
Sie brachten ihr Visionen und Geschichten. Sie umgarnten sie, streichelten ihren Geist und sprachen zu ihr. Sie ließ sich treiben und lauschte. Die Winde raunten von fernen Landen und fremden Völkern. Sie zeigten ihr Bilder von gleißenden Wüsten und endlosen Meeren, von weiten Steppen und hohen Bergen, von Hügeln aus Eis und unendlichen Wäldern. Von Tieren und Pflanzen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, von prächtigen Bauten und Städten.
Yucalta sah Vergangenheit und Zukunft, sie erblickte Zerstörung und Aufbau, Heilung und Mord, Asche und Leben. Die Ströme zeigten ihr, wie die Druchii versagten, wie die Kinder des Mordes untergingen und mit ihnen Naggarond. Wie eine dunkle Wolke breitete sich das Verderben von der gefallenen Hauptstadt über das ganze Land aus und griff von Naggaroth aus über das Meer hinweg. Nacheinander fielen die Reiche der Elfen und der Menschen. Die unterirdischen Imperien der Zwerge wurden ausgelöscht und nicht einmal die Orks konnten dem Untergang entkommen.
Yucalta fühlte Trauer in sich aufsteigen. Doch was konnte sie tun? Die Winde zeigten ihr die Zukunft, in der die mächtigen Kinder des Mordes scheiterten. Ihre eigenen Fähigkeiten waren unbedeutend im Vergleich zu ihrer Stärke. Yucalta ließ sich treiben. Für sie gab es keine Aussicht mehr. Ihr Körper lag im Sterben oder war vielleicht auch schon vernichtet. War dies möglicherweise das Leben nach dem Tod? Würde ihr Geist nun für immer durch das Reich der Magie schweben und die Welt beobachten? Wenn das so war, weshalb sich dann überhaupt Sorgen machen? Kurz fragte sie sich, wie sie denn gestorben war, doch der Gedanke verblasste bald im Flüstern der Magie um sie herum.
Sie hatte das Gefühl, davon zu schweben, immer leichter zu werden, eins zu werden mit den verspielten Winden um sie herum. Ihr Geist zerfaserte ganz allmählich und vermischte sich mit den unendlichen Bewegungen der Ströme, Strudeln und Wellen der Magie. Glück und Freude durchfluteten Yucalta, während sie sich mehr und mehr dem Wispern der Magie hingab.
Von einem Augenblick zum anderen verschwanden die Flüsse aus Licht und eine Dunkelheit umfing sie, die ruhig und tröstend zugleich war. Yucalta glaubte, zu fallen, doch es war kein Sturz, der sie in Panik versetzt hätte, eher ein sanftes Hinabgleiten im Nichts. Sie fühlte sich geborgen und gab sich der Stille hin. Es war eine andere Art des Loslassens. Kein Verblassen ihres Geistes bis zum Tod, sondern der Frieden des Schlafes.

Als Yucalta schließlich langsam erwachte, glaubte sie, tot zu sein. Sie fühlte keinen Schmerz, obwohl sie sicher war, dass dort welcher sein sollte. Sie hörte das Flüstern der Magie nicht mehr in ihrem Kopf, das ihr zuletzt fast den Verstand geraubt hätte. Und sie fühlte sich geborgen.
Doch wie kam sie eigentlich darauf, dass sie tot sein könnte? Kaum hatte ihr verschlafener Verstand die Frage formuliert, kehrte auch schon die Erinnerung mit aller Macht zurück. Ein Strudel von Bildern stürzte auf sie ein. Die Maske des Gesichtslosen, eine verschwommene, blasse Gestalt, Reckdis, der sie anlächelte, Reckdis, der tot auf der Treppe lag, scharfe Krallen, die ihre Haut zerschnitten. Und das Gesicht. Das blasse, deformierte, eingefallene Gesicht mit den Augen voll wahnsinnigem Verlangen und zwei Reihen scharfer Zähne im Mund. Einem Mund, der bereit war, ihre Kehle zu zerfetzen.
Yucalta kreischte laut und wollte um sich schlagen, um das Bild zu vertreiben, doch ein sanfter Druck hielt ihre Hände zurück. „Psst, beruhige dich!“, flüsterte eine Stimme an ihrem Ohr, so rein und vollkommen, dass ihr für einen Augenblick der Atem stockte. Die schreckliche Erinnerung schien zu schrumpfen.
Als Yucalta die Augen öffnete, blickte sie in ein Gesicht, so schön, dass ihr kein Vergleich einfiel. Sanfte, dunkle Augen bildeten einen angenehmen Kontrast zu dem weißgoldenen Leuchten, das von der makellosen Haut auszugehen schien. Blonde Haare flossen wie Bäche über die vollen Wangen und betonten die Lippen, die sich nun zu einem unwiderstehlichen Lächeln formten.
„Ich muss tot sein.“, hauchte Yucalta. „Bist du ein Engel?“ Zu ihrer Überraschung lachte die andere Frau. Das Geräusch schien die Luft selbst zum Strahlen zu bringen. So rein und klar floss das Lachen über Yucalta hinweg, dass sie glaubte, in flüssigem Gold zu baden. Ohne dass sie es beabsichtig hätte, lächelte sie selbst.
„Nein. Du bist nicht tot.“, antwortete das Mädchen und wurde wieder ernst.
„Aber das Monster; der Gesichtslose? Ich dachte, er …“, begann Yucalta, doch ein Finger legte sich auf ihre Lippen und sie verstummte. Die Haut der anderen Frau war seltsam. Sie hatte dieselbe Temperatur wie Yucaltas, war weder warm noch kalt, aber vollkommen glatt und weich. Und doch fühlte die junge Druchii die Festigkeit dieser Haut. Eine kaum zu erahnende Härte verbarg sich unter der zarten Oberfläche. Und sie leuchtete von innen heraus mit einem hellen, weißgoldenen Schimmer. Die Zauberin fühlte sich an Schnee erinnert, der auf einer festen Eisschicht lag, ebenmäßig, unberührt und weich.
„Sprich nicht von ihm. Er ist vernichtet, doch ist die Erinnerung an dieses Wesen auch für mich schrecklich.“ Yucalta nickte. Auch wenn es sie interessierte, was geschehen war, so konnte das warten.
„Aber wer bist du?“, fragte sie und wieder antwortete ihr das strahlende Lächeln.
„Nenn mich Yerill.“
„Ich bin Yucalta. Bluthands Novizin und seit heute die Seherin der Druchii.“, erklärte sie ein wenig stolz. Dann, nach einem kurzen Zögern fragte sie weiter.
„Wenn du kein Engel bist, was bist du dann?“ Das Lächeln verblasste und eine tiefe Traurigkeit erfüllte die dunklen Augen. „Ich bin ein Monster.“ Erst, als sie plötzlich von ihr abrückte, merkte Yucalta, dass Yerill bis eben eng an sie geschmiegt neben ihr gelegen hatte. Sie hatte die Nähe der anderen Frau nicht bemerkt, doch jetzt fehlte sie ihr plötzlich. Ihre Haut fühlte sich kalt und tot an.
„Nein, warte.“, flüsterte die Novizin und legte ihre Hand auf Yerills Schulter. Ihr Blick wanderte über Yerills vollkommenen, sanft leuchtenden Körper und ihr stockte der Atem. Die Tücher, die sie um Brust und Hüfte gebunden hatte, konnten nichts verbergen.
Die andere Frau schüttelte den Kopf. „Du wirst mich hassen.“ Sie blickte auf ihre Hände, die zwischen ihnen auf dem Fell lagen. Erst jetzt beachtete Yucalta ihre Umgebung soweit, dass sie merkte, dass ein zweites Fell ihre Beine und ihren Unterleib bedeckte. Sie lagen auf dem Boden des Gemachs von Blutklinge und Bluthand. Das Bett, auf dem sie bis vor Kurzem noch gesessen und gelesen hatte, war zerstört, ebenso die Wand dahinter. Yucalta trug noch immer ihren Mantel, doch war er zerfetzt und blutverkrustet.
Sie nahm Yerills Hände in ihre. Die junge Frau schien sie zurückziehen zu wollen, überlegte es sich aber anders, als sie Yucaltas Entschlossenheit spürte.
„Ich werde dich nicht hassen. Du hast mich gerettet vor diesem Alptraum. Erzähl mir, warum du dich ein Monster nennst, Yerill.“, bat sie. Die andere Frau sah sie nicht an, als sie antwortete. Obgleich es tonlos klang, war ihre Stimme dennoch wie ein warmer Lichtschein, der Yucaltas Herz wärmte.
„Ich bin wie er; vom Chaos geschaffen. Mein Innerstes ist kalt und meine Haut aus Eis. Mein ganzes Leben habe ich mich nach dem Blut von Sterblichen gesehnt, um meinen eigenen Körper zu wärmen. Verstehst du? Ich habe getötet, deinesgleichen, für euren Feind, Nerglot. Und nicht nur ein paar. Ich weiß nicht mehr, wie viele ich abgeschlachtet habe. Dutzende, Hunderte … ich weiß es nicht mehr.“ Sie verstummte und Yucalta blickte sie lange an. Sie wartete darauf, dass sie Abscheu oder Hass empfinden würde, doch alles, was sie fühlte, waren Zuneigung und Mitleid.
„Warum hast du mich dann nicht getötet?“, fragte sie. Yerill sah sie erstaunt an und Yucalta bewunderte den Anblick dieser dunklen Augen. „Du bist anders. Deine Lebenskraft ist … besser. Und du hast so viel. Sie sickert aus dir heraus. Es reicht, dich zu berührten, um dieses Licht aufzunehmen. Und mein Körper verhindert, dass ich es wieder verliere. Du bist wie ein Feuer für mich, wärmend und leuchtend. Wenn ich dich ansehe, sehe ich keine Mischung aus Farben, sondern reines goldenes Licht.“
Sie seufzte und schien für einen Augenblick die Furcht vor Yucaltas Abneigung vergessen zu haben. Die Novizin brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, wovon Yerill sprach. Die junge Frau konnte Auren sehen, so mühelos wie Yucalta mittlerweile die Winde der Magie betrachten konnte.
Und plötzlich fiel ihr auf, dass etwas fehlte. Bevor der Gesichtslose sie angegriffen hatte, hatte sie ununterbrochen Bilder und Eindrücke durch die arkanen Ströme bekommen. Seit sie ihre Fähigkeiten mithilfe des Buches geweckt hatte, hatte sie sich kaum retten können vor Einblicken in die Zukunft und die Vergangenheit.
Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an das Gefühl, eins zu werden mit den arkanen Winden. In jenem traumähnlichen Zustand hatte sie Glück verspürt, jetzt schauderte sie bei der Erkenntnis, wie knapp sie daran gewesen war, ihren Geist aufzugeben. Das Buch hatte sie vor der Gefahr gewarnt. Wenn sie sich den Strömen zu sehr hingab, würde sie irgendwann die Kontrolle verlieren und nicht mehr in ihren Körper zurückfinden. Ihr Bewusstsein würde verblassen und ihr Körper sterben. Sie war nur ganz knapp diesem Schicksal entkommen.
Sie erinnerte sich, wie sich die Winde plötzlich zurückgezogen und sie im Dunkeln zurückgelassen hatten. Doch weshalb? Warum war ihr Geist auf einmal vor den arkanen Flüssen geschützt? Sie dachte daran, wie das Buch ihr das Sehen erklärt hatte. Ein Seher brauchte eine ganz bestimmte Eigenschaft: Sehr viel Lebenskraft, mehr als sein Körper halten konnte. Damit war nicht die Kraft gemeint, die Magier zum Zaubern benutzten, sondern die Energie, die ihre Muskeln und Organe zum Arbeiten brauchten. Die Energie, die sie am Leben erhielt.
Sie hatte also mehr Lebenskraft, als sie eigentlich brauchte. Und damit konnte sie die Winde der Magie anlocken. Die überschüssige Energie war, richtig verwendet, wie ein Leuchtfeuer für die Ströme, die sich nur so darauf stürzten. Sie raubten Yucalta ihre Lebenskraft nicht, aber sie suchten ihre Nähe. Und brachten ihr dabei die Eindrücke aus Raum und Zeit, die sie brauchte, um sehen zu können.
Hatte sie jedoch einmal damit begonnen, die Winde anzulocken, gab es kein Halten mehr. Das Buch hatte ihr beschrieben, dass sie ihren Geist schützen musste, um nicht von den Eindrücken schier überrannt zu werden. Doch offenbar hatte der Autor selbst damals über wesentlich weniger innere Kraft verfügt. Yucalta war von der Macht der Visionen jedenfalls dermaßen überwältigt worden, dass sie keinen mentalen Schild hatte aufbauen können.
Sie war sich inzwischen sicher, dass die überschüssige Kraft, mit der sie die Winde anlocken konnte, dieselbe war, die Yerill beschrieben hatte. Und vielleicht war das die Erklärung für die plötzliche Stille. Die mysteriöse junge Frau nahm Yucaltas Kraft in sich auf, sodass sie für die Ströme nicht mehr zu sehen war.
„Was denkst du?“, unterbrach Yerills Stimme ihre Überlegungen. Die junge Frau klang nervös und niedergeschlagen. Anscheinend fürchtete sie Yucaltas Urteil. Die Novizin legte ihr eine Hand auf die Wange und schaute sie direkt an. Einen Augenblick war sie überwältigt von dem Gefühl der Haut unter ihren Fingern, dann sprach sie leise und deutlich.
„Ich brauche dich.“ Und sie erklärte Yerill, was sie eben erkannt hatte. Die junge Frau hörte aufmerksam zu und schien mühelos zu verstehen. Interesse und Faszination zeichneten sich auf ihren schönen Zügen ab. Yucalta berührte diese offene Zuschaustellung von Gefühlen.
Schweigen breitete sich nach ihrer Erklärung aus. Es war Yerill, die als erste wieder sprach. „Aber wie kannst du mir so nahe sein, ohne Abscheu zu empfinden? Ich kämpfe für Nerglot und meine ganze Existenz ist falsch. Mein Körper ist untot und meine Haut vom Chaos geschaffen. Von dem elfischen Fleisch in mir ist nichts mehr übrig. Ich bin ein Monster, nicht besser als der andere.“
Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht und schien zu weinen. Ihr Körper bebte unter lautlosen Schluchzern. Yucalta legte ihr eine Hand auf den Kopf und fragte sanft:
„Aber wenn du dich so schlecht dabei fühlst, wieso tust du es dann?“
„Weil ich muss. Könntest du widerstehen, Pflanzen und Tiere zu töten, um deinen Hunger zu stillen? Ich brauche keine Nahrung wie ihr. Ich kann sie nicht einmal aufnehmen, wenn ich es wollte. Aber ich brauche Kraft von Lebenden, damit mein Körper nicht erstarrt. Ich will nicht so werden … so kalt und … tot.“ Sie schauderte und zitterte angesichts der Vorstellung. Yucalta zog es vor, das Thema zu wechseln. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Yerill fort.
„Am Anfang wollte ich das. Ich verdanke mein Leben Unsterblichen. Ich freute mich darüber, für sie kämpfen zu können und gleichzeitig in dieser Kraft zu baden. Aber irgendwann fing es an, mich zu langweilen. Und außerdem fühlte es sich falsch an. Ich habe die Druchii beobachtet und kam nicht umhin, sie zu bewundern. Sie kämpfen trotz ihrer Schwäche. Sie glauben an etwas und sei es nur daran, dass sie nach der Schlacht ihr Leben weiterführen können.“
Sie zögerte und blicke Yucalta direkt in die Augen.
„In meinem Leben gibt es nichts Vergleichbares. Ich habe allein aus Gier getötet. Aus dem erbärmlichen Wunsch heraus, mich selbst zu stärken. Und weil ich es konnte. Es war so einfach, sie waren alle so schwach. Das Gefühl war unwiderstehlich.“
„Aber was hast du vorher gemacht?“, fragte Yucalta, die noch immer vergebens auf ein Gefühl der Furcht wartete. „Ich meine vor der Schlacht?“ Yerill blickte sie nur fragend an.
„Davor habe ich versucht, so viel wie möglich zu lernen. Und ich bekam Waffen. Ich habe auch ein paar Tiere getötet. Das reichte. Mein Körper hatte noch zu viel Elfisches, sodass er noch nicht so erstarrt ist. Das setzte erst ein, seit ich nicht mehr wachse. Und da kam auch der … Durst. Die Sucht nach Kraft. Wie gut, dass es von da an nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang gedauert hat.“
„Du meinst, du hast erst ausgerechnet heute aufgehört zu wachsen?“
„Ja natürlich. Wann denn sonst?“
Ein ungutes Gefühl beschlich Yucalta. „Wie alt bist du, Yerill?“
„Vierzehn Stunden, glaube ich.“
Die Druchii konnte nicht anders, als die junge Frau anzustarren und sie abermals zu mustern, um sich zu vergewissern. Aber Yerills Körper war noch immer der eines Mädchens von siebzehn oder achtzehn Jahren. Das war nicht möglich.
„Das heißt, du bist in …“ Sie rechnete kurz nach. „… vier Stunden so viel gewachsen, wie normale Kinder in anderthalb dutzend Jahren?“ Die andere zuckte nur mit den Schultern. Natürlich, für sie war es nichts Besonderes.
„Und wenn du sagst, du wächst nicht mehr … meinst du dann, dass du dich gar nicht mehr veränderst?“ Yerill nickte nur. Yucaltas ungläubiger und zweifelnder Ton schien sie zu beunruhigen, sodass sie es nicht wagte, laut zu sprechen. Vermutlich fürchtete sie, die Druchii doch noch zu verschrecken.
„Tut mir leid, Yerill.“, meinte Yucalta. „Ich muss das nur alles erst einmal verarbeiten. Es passiert nicht alle Tage, dass man neben einer Frau aufwacht, die aussieht wie ein Engel, sich für ein Geschöpf der Hölle hält, nicht mal einen Tag alt, dafür aber unsterblich ist.“ Sie versuchte ein schiefes Lächeln, das aber zu einer Grimasse geriet.
Yerill blickte sie unsicher an, schien aber Verständnis zu haben. Yucalta argwöhnte, dass sich ihr Bewusstsein nicht ganz so schnell wie ihr Körper entwickelt hatte. Sie war intelligent, keine Frage. Aber in ihrem Verhalten spiegelte sich etwas Naives, Kindhaftes. Sie war noch dabei, die Welt zu entdecken. Die Druchii spürte den Wunsch, das Mädchen zu beschützen. Bescheuert, wenn man bedenkt, dass sie mir gerade das Leben gerettet hat.
„Aber was wirst du jetzt tun?“, kehrte Yucalta zum ursprünglichen Thema zurück. Alles andere war einfach zu verrückt. „Solange ich dir Kraft gebe, brauchst du doch keine Druchii mehr zu töten, oder?“
„Ja, aber das wird doch nicht gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du es freiwillig ertragen würdest, dich regelmäßig von mir berühren zu lassen. Und außerdem werden mich alle von deinem Volk töten wollen.“ Sie stockte. „Vielleicht sollte ich einfach verschwinden und versuchen, mit der Kraft von Tieren zu überleben.“
„Nein, bitte nicht.“, rief Yucalta schockiert, doch Yerill war schon aufgesprungen. Einen Moment lang stand sie unschlüssig über der liegenden Druchii und blickte abwechselnd zu ihr und zur Tür. Durch die Unterbrechung der Berührung war Yucaltas Lebenskraft für die magischen Ströme wieder sichtbar, wenn auch nur eingeschränkt. Ein einzelnes Bild tauchte in ihrem Geist auf und verschwand sofort wieder, als sie Yerills Fußgelenkte umfasste und versuchte, sie festzuhalten. Doch ihre Kraft würde nicht ausreichen, das spürte sie.
Dann erstarrte Yucalta, als ihr Verstand das Bild analysierte, welches der einzelne magische Strom ihr gesandt hatte. „Oh nein.“, hauchte sie. Ihre schreckensweiten Augen blickten starr ins Nichts. „Wir müssen hier weg. Sofort!“
Sie hatte viel zu leise gesprochen, um sich selbst zu hören, und eigentlich nichts zu erreichen gehofft. Sie wusste, dass es keine Rettung mehr gab. Sie würden es niemals aus dem Tempel schaffen. Doch vor ihr verschwamm Yerill plötzlich zu schemenhafter Bewegung, riss Yucalta hoch und im nächsten Augenblick hatte sie das Gefühl, zu fallen. Es gab einen schrecklichen Augenblick, in dem sie realisierte, dass sie sich in der Luft befand; sie sah den Turm des Khainetempels von außen und grauen Himmel darüber. Die Öffnung des Balkons blieb über ihr zurück.
Dann fuhr ein Ruck durch ihren Körper und presste ihr die Luft aus den Lungen. Ihr wurde schwarz vor Augen und ein Stöhnen drang an ihr Ohr. Yerill! Doch bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, fielen sie erneut. Dieses Mal kam der Ruck schneller und weniger heftig. Yucalta spürte, wie sie im selben Moment herumgewirbelt wurde, in dem Yerill sich rückwärts abstieß. Wieder sausten sie durch die Luft, ohne dass Yucalta eine Chance gehabt hätte, sich zu orientieren. Sie hörte das Splittern von Glas, bevor ein erneuter Aufschlag ihre Zähne aufeinanderschlug. Sie rutschten ein Stück – es klang wie ein Stein, der über Eis schlitterte.
Dann endlich war es ruhig. Als Yucalta die Augen öffnete, drehte sich alles und Übelkeit breitete sich in ihrer Magengegen aus. Ihr Kopf brummte und trotz der Stille glaubte sie noch immer, das Rauschen der Luft in den Ohren zu hören. Alles, was sie erkennen konnte, war eine glatte, leuchtende Fläche mit dunklen Formen darauf. Fliesen?, fragte sie sich zweifelnd. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr gemarterter Verstand das Bild richtig scharf stellen konnte. Sie lag bäuchlings auf Yerill, die Yucaltas Kopf an ihre Brust gepresst und die Arme schmerzhaft fest um Yucaltas Rücken geschlungen hatte. Die dunklen Linien waren die Konturen ihres Oberarms und ihrer Schulter gewesen, die das Blickfeld der Druchii verdeckten.
Als Yucalta den Kopf ein wenig drehte, erkannte sie einen Boden aus dunklem Marmor. Scherben lagen um sie herum und glitzerten schwach.
Durch das Rauschen in ihren Ohren machte sie plötzlich ein fernes Donnern aus, dem erst ein Augenblick quälender Stille und dann ein ohrenbetäubendes Krachen folgten. Das Gebäude um sie herum erbebte, als tausende Tonnen Stein zerbrachen und in sich zusammenfielen. Das triumphierende Brüllen von Szar’zriss irgendwo am Himmel war ein leises Krächzen gegen den Lärm, der sich erschreckend nah erhob. Sie hatte das Gefühl, die Welt selbst bräche auseinander. Es schien Ewigkeiten zu dauern, in denen das Bersten und Donnern anhielt, doch schließlich kehrte eine grauenvolle Ruhe ein. Staubschwaden wehten heran, reizten ihre Nase und ließen sie husten. Irgendwo rollten ein paar Steine.
Sie brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, was geschehen war. Ihre Vision hatte es ihr gezeigt. Der mächtige, imposante, magisch verstärkte Turm des Khainetempels, in dem sie sich vor wenigen Augenblicken noch befunden hatte, war dem Duell zwischen Bluthand und Nerglot zum Opfer gefallen.
 
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So ... zurück zum Triumph (Teil III)

(...) wie dieser Triumph die Kampfesgeister aller neu belebte und ihnen neuen Mut schenkte, den einige im Angesicht der unüberwindbaren Übermacht schon beinahe wieder verloren hatten.
Ich finde hier ist ein gutes Beispiel, was ich in meinem Post weiter oben mit eckiger Sprache meine. Aber dieses Mal will ich mich besser erklären, dass du auch nachvollziehen kannst, um was es mir geht. Erstens ist der Kampfgeist in meinen Augen in dieser Situation die kollektive Moral aller. Auch finde ich, dass der Kampfgeist nicht pluralfähig ist (-> siehe auch Duden Wörterbuch). Der Kampfgeist ist immer der Begriff für das größtmögliche kämpfende Kollektiv. D.h. einer Armee, Gruppe oder dem Individuum. Treffen verschiedene "Kampfgeister" aufeinander, spricht man einfach wieder vom Kampfgeist der nun vereinigten.
Zweitens finde ich das Wort schenken hier suboptimal, weil es zu wenig eindrücklich ist. Schenken ist zwar grammatikalisch und sinngemäß richtig, aber einflößen ist ungleich eindrücklicher, passt als Wortfigur außerdem besser zu Mut. Mut einflößen ist gäniger als Mut schenken.
In dem Satz hast du auch zweimal kurz hintereinander das Wort neu/neuen, das lässt sich leicht beheben.
Beim Nebensatz finde ich, dass man ihn etwas umarbeiten könnte, aber das wäre jetzt Geschmacksache. Ein Vorschlag:
"(...) wie dieser Triumph den Kampfgeist belebte und ihnen neuen Mut einflößte, den so mancher angesichts der schieren Übermacht schon wieder verloren hatte."
War zwar eine ziemlich penible Analyse des Satzes, aber ich denke es müsste jetzt anschaulich geworden sein, was ich mit eckig meine.

Aber er hatte keine Ahnung, wo wie war oder was sie gerade tat.
sie

Nur noch die Spitzen der höchsten Türme ragten hier auf.
Auch die anderen Türme ragen auf, aber sie überragen den Lindwurmreiter nicht mehr. Also müsste es heißen: Nur noch die Spitzen der höchsten Türme überragten ...

Am Anfang finde ich das Kapitel recht gelungen. Nerglot ist sauer, weil seine Hydra totgehauen wurde und will Rache. Das finde ich wird auch gut dargestellt.
Kritisch muss ich allerdings anmerken, dass mir Nerglot einfach viel zu dämlich agiert und das mit dem Verweis auf seinen ungezügelten Zorn in meinen Augen auch nicht ausreichend begründet wird (auch wenn aus Yetails Perspektive das Ganze ein wenig relativiert wird). Man merkt zu schnell, dass er sterben muss, weil er wie ein gehetztes Tier von einer Ecke in die nächste gedrängt wird, ohne sich auch nur irgendwie dagegen aufzulehnen obwohl er es könnte. Das zeigt auch schon die - ich glaube dreimalige - Erwähnung des Wortes dumm/Dummheit in Zusammenhang mit Nerglot. Da ist der Witz aber dann etwas raus, als er schließlich gegen die Mauer prallt.
Außerdem wird der Splitterdrache einmal mit Blutklinges Tod (der zu diesem Zeitpunkt doch noch lebt) und einmal mit Sisralls Tod in Verbindung gebracht. Vielleicht fehlt mir da Vorkenntnis, vielleicht hast du aber einmal auch den Namen vertauscht.

Alles in allem finde ich, dass du die Dramatik die du die Kapitel vorher sehr schön aufgebaut hast, hier zu schnell herschenkst. Nerglots Dummheit nimmt zu viel Spannung raus.

Gerettet

Der erste Teil ist sprachlich sehr schön geschrieben und ich hab rein gar nicht auszusetzen ^_^

Als Yucalta die Augen öffnete, blickte sie in Gesicht, so schön, dass ihr kein Vergleich einfiel.
ein Gesicht
Blonde Haare flossen wie Bäche über die vollen Wangen und betonten die Lippen (...)
... über die Wangen und betonten die vollen Lippen - finde ich stimmiger
(...)Bluthands Novizin und seit heute die Seherin der Druchii.“, erklärte sie ein wenig stolz.
Der Punkt nach Druchii ist zu viel.
„Weil ich muss. Könntest du widerstehen, Pflanzen und Tiere zu töten, um dienen Hunger zu stillen?
deinen Hunger

Der Spannungsbogen in dem Kapitel ist dir auch sehr gut gelungen. Gerade da man nicht weiß, wo sie hingefallen sind oder wo sie sich befinden bleibt die Spannung bis über den Schluss erhalten - top! Auch sprachlich ist das Kapitel überzeugend.
 
Ah, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Deine Satzanalyse finde ich sehr interessant und durchaus nachvollziehbar. Ich habe deinen Vorschlag umgesetzt. Ich werde mal versuchen, da mehr drauf zu achten. Meist sind es ja solche Details, die über die Qualität der Geschichte entscheiden.

Auch die anderen Türme ragen auf, aber sie überragen den Lindwurmreiter nicht mehr. Also müsste es heißen: Nur noch die Spitzen der höchsten Türme überragten ...

das hab ich nicht so übernommen, da mir das wiederum zu umständlich werden würde. Wurde aber geändert und ist jetzt besser, denke ich.

Alles in allem finde ich, dass du die Dramatik die du die Kapitel vorher sehr schön aufgebaut hast, hier zu schnell herschenkst. Nerglots Dummheit nimmt zu viel Spannung raus.

hm ok. Vielleicht habe ich es übertrieben. Mal sehen, ob mir was einfällt, wie man Nerglot ein wenig schlauer darstellen könnte, ohne den Ausgang des Kapitels zu verändern.

Außerdem wird der Splitterdrache einmal mit Blutklinges Tod (der zu diesem Zeitpunkt doch noch lebt) und einmal mit Sisralls Tod in Verbindung gebracht. Vielleicht fehlt mir da Vorkenntnis, vielleicht hast du aber einmal auch den Namen vertauscht.

wie auch im Kapitel "Blutklinge von Ghrond" zu erkennen, gibt es keinen Unterschied zwischen den Namen. Er heißt Sisrall Blutklinge. Ersteres ist sein eigentlicher Name, den aber eigentlich nur Yetail und Viverla'atar kennen. Ok, Nerglot und Yucalta müssten ihn auch kennen, aber sie verwenden aus Respekt eher den Titel Blutklinge. Bei Yetail Bluthand gilt dasselbe. Den eigentlichen Namen kennen nur ihre Vertrauten, alle anderen verwenden den Titel. Um Abwechslung hereinzubringen und gewisse Stimmungen im Text zu unterstreichen (bei Ruhe den Namen / im Kampf den Titel), verwende ich beide Bezeichnungen.

Weshalb Sisrall gestorben ist und jetzt trotzdem noch rumläuft ... dazu musst du vielleicht die älteren Teile lesen oder es erstmal einfach akzeptieren.

Der Punkt nach Druchii ist zu viel.
ist er nicht. Da hättest du auch 1-2 Dutzend andere Stellen finden können. Der Punkt ist das Ende des Satzes, den sie spricht. Dass dieser wiederum in Form der wörtlichen Rede in einen anderen Satz eingebettet ist, ändert meiner Meinung nach nichts an dieser Tatsache.

Der Spannungsbogen in dem Kapitel ist dir auch sehr gut gelungen. Gerade da man nicht weiß, wo sie hingefallen sind oder wo sie sich befinden bleibt die Spannung bis über den Schluss erhalten - top! Auch sprachlich ist das Kapitel überzeugend.

freut mich zu hören, dass du bis auf sprachliche Fehler nichts auszusetzen hast. Im Moment gelingen mir die Kapitel mit den Nebencharakteren irgendwie besser 😉
 
So, dann machen wir mal weiter. Es kommt auch mal wieder Viverla'atar vor. Falls jemand sie vermisst hat.
Wegen der langen Wartezeit gibt es auch gleich wieder ein ganzes Kapitel. Ist aber auch ein eher kurzes.

Unter Trümmern


„Glaube nur dann an den Tod, wenn du ihn in den Augen deines Opfers gesehen hast.“
[FONT=&quot]— [/FONT]Lehrschriften des Khainetempels

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5. Tag)
8 Stunden nach Sonnenaufgang

Lange starrte Yetail auf das Bild der Zerstörung, das sich unter ihr ausbreitete. Nicht nur der Turm des Khainetempels war zusammengestürzt und hatte einen Großteil der Anlagen unter sich begraben. Auch die beiden schlankeren Türme, die sie für ihren Katapultzauber benutzt hatte, waren eingebrochen und bildeten nun zwei Kegel aus Stein-, Marmor- und Metallstücken, wo sich einst ein prächtiger Palast befunden hatte. Sie wusste nicht, wer dort gewohnt haben mochte, aber eine Residenz in so unmittelbarer Nähe zum Khainetempel und auch zum Frostturm selbst konnten sich ausschließlich bedeutendste Persönlichkeiten leisten.
Erst, als plötzliche Helligkeit die Straßen unter ihr beschien, löste sie sich aus ihrer Starre. Ein erster Sonnenstrahl hatte die finsteren Wolken durchbrochen, die seit Tagen über der Stadt hingen. Nerglot ist besiegt, dachte sie. Die Dunkelheit weicht zurück! Wir haben gewonnen. Es ist endlich vorbei!
Eine Erleichterung überkam sie, die sie nie erwartet hätte. So lange hatten sie gekämpft, dass Yetail schon nicht mehr daran geglaubt hatte, dass es jemals ein Ende haben würde. Sie war erschöpft aber unverletzt. Das war mehr, als sie hätte erwarten können.
Wir haben gewonnen!, rief sie in Gedanken.
Doch ihre Begeisterung wurde von den Kindern des Mordes nicht aufgenommen. Zweifel und Enttäuschung schwangen in seinen Gedanken mit, als Sisrall antwortete. Und was ist das hier? In Yetails Geist tauchte das Bild auf, das Sisrall sah. Er stand auf dem Rücken der besiegten Hydra und wehrte die angreifenden Untoten ab. Um ihn herum wimmelten hunderte, tausende Skelettkrieger durch die Straßen und rückten langsam näher. In ihren Reihen klafften große Löcher, doch vernichtet waren sie noch lange nicht.
„Verdammt sei diese Ausgeburt!“, schrie Yetail und ihre Erleichterung wich Wut und Entsetzen. Wie auch immer er es geschafft hatte, Nerglot lebte noch! Die Heerscharen der Untoten waren ein deutlicher Beweis. Ohne ihren Beschwörer konnten sie nicht existieren. Viele waren gefallen, doch nicht alle. Nerglots Macht musste größer sein, als sie geglaubt hatte.
Den Bastard hole ich mir, Sisrall!, fluchte sie in Gedanken und sammelte ihre Kräfte.

Viverla’atar hastete durch die dunklen Korridore, in die sie vor, wie es ihr vorkam, Stunden geflohen war. Lange war sie hier herumgeirrt, bis sie sich einigermaßen sicher war, ihren Verfolger abgehängt zu haben. Auch wenn es sie nicht überrascht hätte, ihn plötzlich wieder vor sich zu sehen. Ausgerechnet Darmal! Sie hatte geglaubt, dass Nerglot ihn vernichtet hatte. Und dann war er doch wieder aufgetaucht. Sollte sie ihn denn niemals loswerden?
Er war nicht mehr der Krieger, mit dem sie vor mehr als einem Tag das Bett geteilt hatte. Das Chaos in ihm hatte ihn unterworfen. Ihr war nicht klar, weshalb die Druchii ihn zu einem ihrer neuen Elitekrieger gemacht hatten. Für sie war es ein weiterer Beweis dafür, wie verdorben und falsch die Sterblichen — allen voran der Schlächter Blutklinge — geworden waren. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Ihre Augen durchdrangen die Dunkelheit mühelos. Noch etwas, das besser war als früher, ebenso wie ihr Gedächtnis, das ihr half, den Rückweg problemlos zu finden. Das war gut, denn sie hatte es eilig. Nachdem sie scheinbar ewig herumgeirrt war, hatte sie etwas entdeckt, das sie Nerglot unbedingt zeigen musste. So schnell wie möglich, egal ob Darmal hier noch lauerte oder nicht. Das war das Risiko wert.
Sie spürte, dass die Luft feuchter und wärmer wurde, während sie sich der Oberfläche näherte. Außerdem wurde das Material der Tunnel besser. Noch war es kein Marmor, aber der Stein war immerhin ebenmäßig glatt und gerade, kein grob behauener Fels wie weiter unten. Sie hatte keine Ahnung, wie tief unter der Erde sie gewesen war, aber sie hatte Orte erreicht, an denen scheinbar seit Ewigkeiten kein Sterblicher mehr gewesen war — und vermutlich auch kein Unsterblicher.
Es war nicht mehr weit bis zum Ausgang und sie lauschte angespannt. Bisher hatte sie Glück gehabt, aber sie wollte es nicht riskieren, auf dem letzten Stück doch noch von Darmal überrascht zu werden. Deshalb reagierte sie panisch und drückte sich in eine Nische, als sie plötzlich eine Vibration im Stein unter ihren Füßen spürte. Doch sofort wurde ihr klar, dass es nicht das Geräusch von Schritten war. Das Vibrieren verstärkte sich zu einem unglaublichen Beben und ein gewaltiges Donnern hallte durch die Gänge. Die Wände wankten, Steine lösten sich aus der Decke und die Fackelhalter wurden aus dem Fels gesprengt. Klirrend schlugen sie auf den Fels. Irgendwo fiel etwas Größeres zu Boden und rutschte knirschend ein Stück.
Viverla’atar hielt den Atem an, während um sie herum die Welt auseinanderzubrechen schien. Staub vernebelte die Luft, nahm ihr die Sicht und kratzte auf ihrer trockenen Haut. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch dann beruhigte sich der Fels wieder und der Lärm verklang. Die gespenstische Stille, die folgte, wurde nur gelegentlich unterbrochen, wenn sich irgendwo ein paar Steinsplitter lösten und über den Boden kullerten.
Einige schreckensstarre Augenblicke verharrte Viverla’atar noch an die Wand gekauert, dann eilte sie etwas behutsamer weiter. Der bis eben so makellose Fels war nun von tiefen Rissen durchzogen und der Boden war von Staub und Splittern bedeckt.
Nicht viel später bog sie um eine Ecke und hielt abrupt inne. Vor ihr lag ein gewaltiger Steinquader im Gang, der wohl aus der Decke gebrochen war. Den würde sie unmöglich bewegen können. Gerade wollten sie sich umwenden und einen anderen Weg suchen, als ihr etwas auffiel. Zwischen dem Steinblock und der Decke war ein kleiner Spalt, durch den schwaches Licht fiel. Mit normalen Augen hätte sie den blassen Schein wohl kaum bemerkt.
Vorsichtig trat sie näher und kletterte den Quader hinauf, bis sie das Gestein über ihr berühren konnte. Der Fels der noch heilen Decke war auch hier von Rissen durchzogen und an etlichen Stellen waren kleinere Stücke herausgebrochen. Das war gut. Sie hatte eine Idee, mehr als gewagt. Aber vielleicht hatte sie auch einmal Glück.
Sie rannte ein Stück den Gang zurück bis zur Ecke und hob ihre Repetierarmbrust. Sie zielte sorgfältig, dann bog sie den Abzug durch. Das Klacken und Bersten hallten ohrenbetäubend laut in dem engen Korridor wider, aber Viverla’atar beobachtete befriedigt, wie sich der Bolzen in den Fels der Decke bohrte und ein großes Stück herausbrach. Der Lichtstrahl wurde breiter.
Schnell rannte sie wieder dorthin. Ihr Bolzen war verbogen und gesplittert, aber er hatte seinen Dienst getan. Die Wucht hatte einen ordentlichen Teil der durch die Vibrationen maroden Decke herausgesprengt und den kleinen Spalt zu einem deutlichen Loch geweitet. Dahinter konnte Viverla’atar tatsächlich Tageslicht erkennen. Sie befand sich noch immer ein gutes Stück unter der Erde, aber der Tunnel über ihr war groß genug, um die letzten zwanzig Meter zu klettern.
Sie befestigte ihre Armbrust, vergewisserte sich, dass ihre restliche Ausrüstung sicher saß, und schob sich dann durch das Loch, sodass sie auf dem Steinblock stand. Das Loch, das er in der Decke hinterlassen hatte, war zu einem großen Teil mit Steinen und Staub gefüllt, aber da war genug Freiraum zum Klettern.
Über der Decke, wo der Quader abgesackt war, schien ein Kellergewölbe zu liegen, das nun aber größtenteils eingestürzt war. Sie suchte sich einen Weg durch die Schuttlandschaft zur Oberfläche und stellte überrascht fest, dass sie sich verschätzt hatte. Nach gerade einmal zehn Metern stand sie im Erdgeschoss eines Turms, dessen Ruine über ihr aufragte. Das Dach fehlte. Deshalb hatte es so ausgesehen, als ginge es noch weiter hoch.
Viverla’atar trat durch den Bogen, in dem noch die Reste einer gesplitterten Tür hingen. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, als sie erkannte, wo sie sich befand. Sie war aus einem Turm in der Außenmauer des Khainetempels getreten, doch wo sich einst der gewaltige Bau mit dem monumentalen Turm befunden hatte, lagen jetzt nur noch Berge von Stein. Metallstreben ragten wie Dornen aus dem Durcheinander. Staub schwebte wie ein unheilvoller Nebel über der zerstörten Landschaft und verwandelte die Trümmer in unheimliche Silhouetten.
Und als sie in den Himmel blickte, verwandelte sich ihr Erstaunen in nackte Angst.

Um ihn herum waren Dunkelheit und Schmerz. Doch nicht der Tod. Nerglot schwebte im Nichts und wartete. Das war alles, was er tun konnte. Er war nicht vernichtet worden, aber besiegt. Sein Körper war zerschmettert und begraben. Unerreichbar und unbrauchbar. Eine nutzlose Hülle, ohne die er dennoch nicht existieren konnte.
Es war, als hätte ihn eine fremde Macht aus seinem Körper gerissen. Das Erlebnis erinnerte ihn an seinen ersten Tod. Damals hatte er im Staub gelegen, während um ihn herum die Schlacht tobte. Tödlich verletzt und ohne jede Hoffnung, aber dennoch nicht bereit, zu sterben. Trotz der Schwäche seines Körpers war sein Geist klar gewesen, wenn auch gedämpft von Hass und Pein. Er hatte gebetet, gefehlt. Zu Khaine, der ihn nicht erhört hatte. Zu Ualatp, der ihm gnädig war. Zu Asaph, die ihn angenommen hatte.
Auch jetzt war sein Bewusstsein ungetrübt, obgleich sein Körper zerstört war. Zerstört, aber nicht vernichtet. Schwerer beschädigt als damals. Aber er war auch stärker als damals. Dieses Mal war die Verbindung zu seinem Körper beinahe völlig zerrissen. Ein wenig mehr und er würde dahinschwinden. Doch noch waren sie verbunden. Ein Funke von Bewusstsein glomm noch in der Masse aus Fleisch und Knochen zwischen den Trümmern.
Nerglot kam es so vor, als stünde er außerhalb seines Körpers. Er konnte ihn nicht verlassen, aber er konnte beobachten, fühlen was geschah, obwohl sein eigentlicher Leib eine einzige Ruine war, nicht zu mehr in der Lage, als Schmerzen zu spüren. Er sah, dass der rudimentäre Schild, den er im letzten Moment geschaffen hatte, ihn vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Die Barriere hatte die Trümmer daran gehindert, ihn völlig zu zermalmen. Sie hatte auch beim Aufprall dazu geführt, dass der Turm trotz aller darin eingewobenen Magie zersplitterte und nachgab, statt standzuhalten und ihn zu zerschmettern. Seinen Lindwurm hatte jedoch nichts vor diesem Schicksal retten können.
Der Schild und das Drachenamulett. So unzuverlässig es auch im Kampf gewesen war, jetzt rettete es ihm das Leben. Anscheinend waren in den Türmen, die Bluthand zerstört hatte, noch genügend Druchii gewesen, die nun ihr Leben gegeben hatten. Ihre Kaltblütigkeit überraschte und erheiterte Nerglot. Wichtiger war jedoch, dass diese Tode genug Kraft beinhalteten, um seinen Körper zu retten. Das Amulett sandte diese Energien in den Schild und verstärkte ihn, soweit es ging. Das war alles, was es tun konnte. Es gab nicht genug Kraft, um ihn zu regenerieren.
Es war jedoch ungewiss, wie lange diese Energie reichen würde. Es waren nur ein paar Sterbliche, die hier ihr Leben ausgehaucht hatten. Und Nerglot lag unter Tonnen von Trümmern begraben. Seine einzige Hoffnung war, dass die Überreste seiner Heerscharen, die noch immer an das Amulett gebunden waren, die Druchii bald überwinden und die Bewohner des vierten Rings auslöschen würden. So viel Tod in so unmittelbarer Nähe würde ihm vielleicht die Kraft geben, die Trümmer wegzuschieben. Oder wenigstens, seine Diener damit zu beauftragen, ihn freizulegen.
Doch würde der Talisman so lange durchhalten? Jetzt, da er besiegt war, würde Bluthand in den Kampf eingreifen können. Gegen sie hatten die Untoten fast keine Chance. Verzweiflung machte sich in Nerglot breit, als er erkannte, dass seine Aussichten mehr als düster waren. Vielleicht war dies sein Schicksal. Unter den Trümmern der Stadt zu sterben, die er hatte erobern wollen. Genauer unter den Überresten des Turms, der für seine größten Widersacher stand. War das nicht symbolträchtig? Beinahe hätte er laut aufgelacht — falls ein Geist lachen konnte.
Gleißende Helligkeit und schrecklicher Lärm rissen ihn aus seinen Gedankengängen. Die Eindrücke waren so intensiv, dass sie sogar die schmerzerfüllten Sinne seines ramponierten Körpers erreichten. Um ihn herum geschah etwas. Das Drachenamulett entzog verzweifelt Kraft aus allen erreichbaren Quellen und sandte sie in den Schild um seinen Körper. Furchterregende Kraft brandete gegen die Barriere und drohte, sie zu brechen. Doch so plötzlich, wie sie gekommen war, verschwand die Macht auch wieder und ließ ihn in einer täuschend friedlichen Stille zurück. Es dauerte eine Weile, bis Nerglot klar wurde, dass etwas anders war.
Es war nicht länger dunkel! Sein Leib war nicht länger von tonnenschweren Trümmern bedeckt, sondern lag bloß auf der Erde. Genauer auf glühend heißem Stein, umgeben von geschmolzenem Metall. Für die plötzliche Veränderung konnte es nur eine Erklärung geben: Bluthand hatte erkannt, dass er nicht tot war. Sie hatte eine gewaltige Macht entfesselt und die Trümmerberge weggesprengt, um ihn zu vernichten. Das Drachenamulett hatte ihn abermals gerettet, doch vermutlich zum letzten Mal. Noch so einen Angriff, den keine meterdicke Geröllschicht abschwächen würde, konnte er nicht überleben.
Wie in einem schrecklichen Traum sah er den roten Drachen hoch am grün leuchtenden Himmel kreisen und sah Bluthands eindrucksvolle Gestalt auf seinem Rücken. Es gab keine Staubschleier mehr, keine Trümmerhaufen. Zwischen ihnen lag nur flimmernde Luft. Er machte sich keine Illusionen. Wenn seine ermatteten Augen — wieso erschien ihm eigentlich der Himmel so strahlend grün? — sie sehen konnten, dann hatte sie ihn ebenfalls schon längst entdeckt.
Und tatsächlich löste sich jetzt eine glitzernde Kugel von ihren Fingerspitzen und strebte der Erde entgegen, direkt auf die Stelle gerichtet, an der er lag. Das war wohl das Ende. Er wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab. Er schloss die Augen und wartete auf den Tod, dem er solange entgangen war.
Er fühlte, wie seine Kraft dahinschwand, spürte das Ende seiner untoten Diener, die wie in einer gigantischen Welle zu Staub zerstoben, und fiel in die Umarmung der wartenden Dunkelheit. Sein letzter Gedanke galt Viverla’atar.
 
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Triumph III: Sie hatte nicht daran gedacht, welchen Turm genau sie dabei sprengen würde. Oh, oh, Sisrall wird ziemlich sauer sein, dachte sie betrübt.
Unter Trümmern: Sie wusste nicht, wer dort gewohnt haben mochte, aber eine Residenz in so unmittelbarer Nähe zum Khainetempel und auch zum Frostturm selbst konnten sich ausschließlich bedeutendste Persönlichkeiten leisten.
Ich glaube, dass sich da ein kleiner Fehler eingeschlichen hat, weil sie doch eigentlich schon weiß, wessen Turm sie da gerade in Schutt und Asche gelegt hat, oder?

Auch die beiden schlankeren Türme, die sie für ihren Katapultzauber benutzt hatte, waren eingebrochen und bildeten nun zwei Kegel aus Stein-, Marmor- und Metallstücken, wo sich einst ein prächtiger Palast befunden hatte.
Ich würde den Satz umstellen, dann klingt es besser: ... und wo sich einst ein prächtiger Palast befunden hatte, bildete der Schutt zwei Kegel.

Viverla’atar hastete durch die dunklen Korridore, in die sie vor, wie es ihr vorkam, Stunden geflohen war.
zweimal vor, schau ob du da was besseres findest

Das Klacken und Bersten hallten ohrenbetäubend laut in dem engen Korridor wider, aber Viverla’atar beobachtete befriedigt, wie sich der Bolzen in den Fels der Decke bohrte und ein großes Stück herausbrach. Der Lichtstrahl wurde breiter.
AHHH, was ist das denn? :huh: Hat die ihre persönliche Panzerfaustarmbrust dabei oder wie? Sorry, aber Felsgestein zockt man einfach nie und nimmer mit ner Armbrust aus und komm mir jetzt bitte nicht mit ner magischen Armbrust. Wieso kann denn nicht einfach so ein Spalt in der Decke sein? Ist doch viel naheliegender und geht ohne dass man zu so ... eigenartigen Mitteln greifen muss 😛

...sein eigentlicher Leib eine einzige Ruine war, nicht zu mehr in der Lage, als Schmerzen zu spüren.
Schmerz empfinden wäre treffender

Hmmm, an meiner Kritik merkt man schon, dass ich mit diesem Kapitel nicht so zufrieden war, wie mit dem letzten. An mehreren Stellen finde ich, dass du sprachlich nicht so gut formuliert hast und auch inhaltlich finde ich das Kapitel nur zum Teil gelungen. Wie ich schon geschrieben habe, gefällt mir vor allem die Szene in den Tunneln nicht so besonders. Warum Nerglot nicht einfach tot ist, kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen, der Kampf zwischen ihm und Bluthand kommt mir da bischen zu sehr wie eine Endlosschleife vor. Bei der Beschreibung seines Zustands zwischen Tod und Leben fehlt mir ein wenig die Phantasie und an manchen Stellen passts auch nicht so recht. Einmal schreibst du er würde Schmerz empfinden, dann wäre er aber nicht so gechillt, sondern würde vor Pein verrückt werden. Irgendwie kommt mir die Stelle einfach nicht so stimmig vor. Aber um auch was positives zu nennen, der Schluss war recht nett und dann doch wieder spannend, weil man wissen will, wie es noch ausgeht. Fazit: Durchwachsen und deutlich schwächer als der letzte Teil, aber zumindest spannend ^_^
 
Vielen Dank für deine ausführliche Kritik.

Ich glaube, dass sich da ein kleiner Fehler eingeschlichen hat, weil sie doch eigentlich schon weiß, wessen Turm sie da gerade in Schutt und Asche gelegt hat, oder?

Nein. Es geht hier schließlich um 3 Türme. Der eine gehört zum Khainetempel. Das hat sie inzwischen bemerkt. Die beiden anderen, zwischen denen der Katapultzauber gespannt war, gehörten zu irgendeinem, für die Gesichte letztendlich belanglosen Palast, dessen Bedeutung / Bewohner sie nicht kannte.

Die beiden Fehler hab ich geändert. Über die Sache mit dem Spalt denke ich nach. Eigentlich hast du recht. Da habe ich wohl die Schusskraft von Armbrüsten überschätzt. Und nein, es ist keine magische Waffe. Darauf steh ich nämlich nicht so. Die Zahl der "verzauberten" Waffen hält sich in Grenzen. (Drrochaals Runenaxt, Sisralls gesegnete Schwerter, Schwert des Hexenkönigs und ein Stab, der später kommt) Die einzige Magie, über die Viverla'atar gebietet, ist ihre Heilkunst. Abgesehen von der Unsterblichkeit, aber den Zauber hält sie ja nicht bewusst aufrecht und hat sie auch nicht selbst gewirkt.
Das mit dem Schmerz spüren bleibt so, das ist eben mein Stil, nicht deiner 😉


Um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig überrascht von der eher negativen Kritik. Mir persönlich gefällt das Kapitel sehr gut, besser als das vorherige. Dass dir der Kampf vielleicht sehr langezogen vorkommt, könnte daran liegen, dass du noch nicht so lange mitliest. Wenn ich an die Länge der bisherigen Schlacht denke und daran, welche Bedeutung Nerglot als Kopf und Quelle der Untoten zukommt, fände ich es einfach peinlich und ein Zeichen davon, dass dem Autoren die Ideen/die Lust ausgehen, wenn er jetzt einfach sterben würde. Davon abgesehen wissen die Leser ja, dass auch der Splitterdrache noch irgendwann wieder vorkommen muss.
Wenn Nerglot jetzt tot wäre würde das so aussehen, als würde der Drache genau dann auftauchen, wenn die andere Bedrohung ausgeschaltet ist. Wie praktisch für die Druchii, da sie sich nun alle auf einmal dem neuen Feind stellen können. Ich weiß, ich verrate jetzt viel von meinem Konzept, aber sicher erscheint es unter dem Gesichtspunkt nachvollziehbarer, dass ich Nerglot nicht einfach sterben lassen konnte.
Wenn ich ihn aber so hätte weiterleben lassen wie bisher, ohne diesen Fasttod, dann hätte der Kampf in meinen Augen wirklich langgezogen gewirkt. Denn dann hätte es auch keine Erholungspause gegeben.

Ich hoffe, die Erklärungen helfen beim Verständnis meiner Entscheidungen.
 
Ähm n Tipp ich würd dIe Geschichten als Buch bei amazon als eboojpk für 2-3€ pro Download verticken... Kommt vielleicht n bisschen Geld bei raus🙂

danke für den Tipp. Ich wusste gar nicht, dass das bei Amazon gibt.

Aber bevor ich mir über sowas Gedanken machen kann, muss ich die Story erstmal beenden und dann aus dem Warhammer-Hintergrund befreien. Und an einigen Stellen gründlich überarbeiten. Das wird noch ne Weile dauern 😉
 
Nein. Es geht hier schließlich um 3 Türme. Der eine gehört zum Khainetempel. Das hat sie inzwischen bemerkt. Die beiden anderen, zwischen denen der Katapultzauber gespannt war, gehörten zu irgendeinem, für die Gesichte letztendlich belanglosen Palast, dessen Bedeutung / Bewohner sie nicht kannte.
Ich glaub die Verwirrung in mir ist dem geschuldet, dass ich das Gebäude aus deinen Äußerungen heraus für Sisralls Palast hielt.

Triumph III: Fünfzig Meter vor Bluthand ragten zwei hohe, schmale Türme auf, die zu einem gemeinsamen Gebäude gehörten, vermutlich dem Palast eines sehr reichen Adligen. Hinter ihr ragte ein noch gewaltigerer Bau in den Himmel, massiver und mit Konstruktionen aus Stahl und Magie verstärkt.
Unter Trümmern: Unter den Trümmern der Stadt zu sterben, die er hatte erobern wollen. Genauer unter den Überresten des Turms, der für seine größten Widersacher stand.
Nerglot wusste nicht unter welchem Gebäude er liegt oder es wird aus dem Text eben nicht ersichtlich (siehe Triumph III), plötzlich dann aber doch (Unter Trümmern). An der Stelle wirkt es in meinen Augen so, als wolltest du die Nennung des Khain Tempels nach hinten hinaus zögern, hast dabei aber eine leichte Unsauberkeit in deinem Sinngeflecht, um Bluthand die Sequenz über Sisrall sagen lassen zu können und Spannung aufrechtzuerhalten für das nächste Kapitel. An der Stelle finde ich die Nichtnennung aber verwirrend. Wieso kann Nerglot nicht vorher wissen, dass er sein Duell am Khaintempel ausfechtet? :huh:

Gut, anbetracht dessen, dass Nerglot sowas wie der BigBossGegner deiner Geschichte ist, will ich bei deinem ausufernden End(los-)kampf noch mal ein Auge zudrücken,😀 aber dann musst du den Teil echt überarbeiten, wo Nerglot viel zu dämlich von Bluthand übertölpelt wird, weil in dem Zusammenhang find ich es dann doch ein wenig unglaubwürdig.

Ne, Gerettet war sprachlich stimmiger und hat mich mehr gewinnen können, obwohl der ein oder andere Kritikpunkt von Unter Trümmern ja bereits ausgeräumt wurde oder sich aufgelöst hat. 😛
 
Hey Shoker,

da der Geschichtswettbewerb noch etwas auf sich warten laesst, bin ich mal hier eingestiegen und muss sagen, obwohl ich noch nicht sehr weit bin, gefaellt mir bisher eigentlich recht gut!

Ich weiss nicht, inwiefern es noch was bringt, wenn ich zu den ersten Kapiteln noch was sagen wuerde, werde daher nur kurz auf Ungereimtheiten eingehen, die mir aufgefallen sind, noch nicht erwaehnt worden und meines Erachtens den Kontext verfaelschen:

Ziemlich am Ende von neue Moeglichkeiten (Seite 4) schreibst du: sodass er hinter dessen Rücken zum Stillstand kam. Dieser wollte herumfahren, aber zwei Schwerter trafen ihn in Hals und Brust, was ihn zusammenbrechen ließ.
--> wenn er hinter ihm zu stehen kommt und ihn trifft, bevor dieser herumfahren kann, wird es schwierig mit dem Schwert die Brust zu treffen...
Ansonsten haste als Einleitung zu "Rätsel in der Finsternis" geschrieben, dass Yetail die Tür bereits gefunden hat. Soweit ich mich erinnere hat sie doch aber nur den Seiteneingang und sonst noch nix entdeckt, vielleicht hab ich da aber auch einfach was übersehen!

Anfang von Rueckkehr, Flucht und Ankunft:
Sie hat 2 Stunden in dem Buch gelesen, vorher und nachher aber keine Moeglichkeit, sich zeitlich zu orientieren (jeweils auf den Treppen glaube ich), das passt nicht und da muesstest du mindestens noch ne Erklaerung geben, warum sie ploetzlich ne Uhr gefunden hat (beispielsweise irgendwas dergleichen in der Bibliothek selbst, kann ja nicht sein, dass auch die eigentlichen Nutzer nicht wissen, wann sie aufbrechen muessen, um zu ihren Terminen im Kloster puenktlich zu erscheinen ;-)
Ende von dem kursiven Absatz im gleichen Kapitel (Beschreibung der Zutaten etc.): Ich glaube ja nicht, dass es fuer einen Magier gefaehrlich ist, wenn er in den Verstand getrieben wird :-D
Schaetze mal, dass er um den Verstand gebracht, oder in den Wahnsinn getrieben wird, was ist letztlich egal, muesstest du aber auf jeden Fall noch aendern ;-)

Ansonsten aber echt gut, fuer meinen Geschmack ist dein Assasine bisher ein bisschen sehr Alleskoenner und es geht schon gleich zu Beginn gerade zahlenmaessig ziemlich uebel ab, ich versuche bei mir das meist langsamer aufzubauen, obwohl die Schlacht um Han Graef wohl ziemlich wichtig ist! Befuerchte nur, dass die Orks und der Nekro da auch bald auftauchen und vielleicht wird es dann ein bisschen viel, aber ich bin ja noch nicht so weit und kann mich daher darauf freuen, wie es weiter geht!

Zum Schluss noch ein kleines Danke, ich hab hier ne relativ lange und ausfuehrliche Zwergengeschichte rumliegen, bei der mir in letzter Zeit die Motivation fehlt, diese weiterzufuehren (daher noch ne Echsenmenschenstory am Laufen, aber egal). Worauf ich hinaus wollte, ich werde meine nun auch mal anfangen zu posten, aehnlich langsam wie du, vielleicht schauste mal vorbei und ich hoffe, dass ich durch den ein oder anderen Post wieder zum weiterschreiben motiviert werden kann, irgendwie ist da gerade die Luft raus!

Soweit, mal sehen wie lange ich brauche, um am Ende anzukommen und wirklich vernuenftige Kommentare loswerden kann ;-)
 
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Ich glaub die Verwirrung in mir ist dem geschuldet, dass ich das Gebäude aus deinen Äußerungen heraus für Sisralls Palast hielt.

gut, wer weiß, dass Sisrall ein Tempelkrieger ist und kein Adliger mit Palast, der wird Yetails Gedanken am Ende vielleicht eher verstehen.

Nerglot wusste nicht unter welchem Gebäude er liegt oder es wird aus dem Text eben nicht ersichtlich (siehe Triumph III), plötzlich dann aber doch (Unter Trümmern). An der Stelle wirkt es in meinen Augen so, als wolltest du die Nennung des Khain Tempels nach hinten hinaus zögern, hast dabei aber eine leichte Unsauberkeit in deinem Sinngeflecht, um Bluthand die Sequenz über Sisrall sagen lassen zu können und Spannung aufrechtzuerhalten für das nächste Kapitel. An der Stelle finde ich die Nichtnennung aber verwirrend. Wieso kann Nerglot nicht vorher wissen, dass er sein Duell am Khaintempel ausfechtet? :huh:

ups. Da hast du wohl recht. Ein kleiner, aber dummer Fehler. Ich überlege nochmal, wie man das verbessern könnte.

aber dann musst du den Teil echt überarbeiten, wo Nerglot viel zu dämlich von Bluthand übertölpelt wird, weil in dem Zusammenhang find ich es dann doch ein wenig unglaubwürdig.

ja, ich habs ja eingesehen, dass er ein wenig dumm handelt. Ich gelobe Besserung.

Ne, Gerettet war sprachlich stimmiger und hat mich mehr gewinnen können,

ist ja in Ordnung, das andere war lediglich meine persönliche Meinung. 😛

Hey Shoker,

da der Geschichtswettbewerb noch etwas auf sich warten laesst, bin ich mal hier eingestiegen und muss sagen, obwohl ich noch nicht sehr weit bin, gefaellt mir bisher eigentlich recht gut!

freut mich. Vielleicht interessiert es dich ja zu hören, dass der nächste Wettbewerb nicht einmal mehr eine Woche hin ist 😉

Ich gehe jetzt mal nicht näher auf deine Hinweise ein. Vielen Dank dafür. Da die frühesten Kapitel sowieso überarbeitet werden, kann ich noch nicht sagen, welche Anmerkungen ich wie berücksichtige. Den offensichtlichen Fehler mit dem Verstand werde ich aber mal korrigieren.

Liest du eigentlich die PDF oder im Forum?
 
Also ich lese hier im Forum, das mit der PDF hab ich bisher nicht wirklich mitgekriegt...
Ausserdem kann ich nur so ueberpruefen, was an "Fehlern" schon erwaehnt wurde ^_^

Gleich nochmal kurz: S. 14 Im Schatten des Feuers, direkt am Anfang...
Da Blutklinge ja mit dem Stamm angreift, muessten sie meiner Meinung nach eher Wachtposten umbringen, anstatt Spaeher, um unentdeckt zu bleiben...
Kann aber sein, dass das nur mein Wortverstaendnis bezueglich Spaeher ist!

Sag aber einfach bescheid, ob ich mich darauf noch konzentrieren soll, oder ob es dir eher zu mueselig ist, von den anfaenglichen Kapiteln noch Kommentare zu kriegen!
 
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Sag aber einfach bescheid, ob ich mich darauf noch konzentrieren soll, oder ob es dir eher zu mueselig ist, von den anfaenglichen Kapiteln noch Kommentare zu kriegen!

mach dir nicht die Mühe. Wie gesagt, werde ich selbst das beizeiten alles nochmal gründlich durchgehen und auch einiges umschreiben. Hoffentlich werde ich dann auch die Fehler finden, die sich noch so eingeschlichen haben.

Deshalb habe ich die PDF ja hochgeladen. Damit du die Version mit den bereits korrigierten Fehlern lesen kannst. Ich habe mir nämlich nicht immer die Mühe gemacht, jeden Fehler, den ich oder jemand anders gefunden hat, im Forum zu korrigieren. An einigen Stellen sind auch mal größere Teile geändert worden. Deshalb empfehle ich die PDF-Datei, die im ersten Post verlinkt ist.

Das mit den Spähern / Wachen ist nur eine Verständnisfrage bzw. vielleicht auch schlechte Wortwahl. Läuft aber letztendlich aufs gleiche hinaus. Ein Wachposten späht ja 😉
 
So meine lieben Leser. Der letzte Teil ist ja schon etwas mehr als 2 Wochen her, aber da ich mein Laptop am Wochenende nicht zur Verfüfung hatte, gibt es den Nachschub erst jetzt.

Ein paar Gedanken zum neuen Kapitel. Also mir persönlich gefällt es sehr gut und ich hoffe, dass es euch ebenso viel Spaß bereitet beim Lesen und vielleicht über die eine oder andere Schwäche der letzten Teile hinwegtröstet. Wer anderer Meinung ist, darf natürlich wie immer gerne seine (begründete) Kritik äußern.
Es ist erstmal der letzte Action-Teil, danach folgt die obligatorische Mittagspause. Wir wollen hier ja keine Klagen risktieren. 😉 ne, Mittag gibts natürlich nicht, Pause aber trotzdem. Die Schlacht ist, wie bereits angekündgit, noch nicht vorbei, aber es gibt erst einmal Gelegenheit zum Aufatmen und Neuordnen.

@Xxeelee: Ich freue mich sehr über dein Lob (ich habe auch das in "das Schwinden" gelesen 🙂) und hoffe, dass dir die Geschichte weiterhin so gut gefällt. Wenn du dich regelmäßig melden würdest, wäre das sehr schön.
(Kleine OT-Frage: Ist dein Nickname von den Xeelee in "Sternenkinder" von Stephen Baxter abgeleitet?)


Gut, jetzt aber Vorhang auf.

Wiederkehr


Es gibt eine vage Grenze der Magie, die Sterbliche und Götter scheidet. Jenseits davon spielen die Gesetze der Natur keine Rolle mehr. Dort gibt es nichts, was nicht möglich wäre.
[FONT=&quot]— [/FONT]Aus ‚Die Ewigen Tore‘, Skihron Kiltza

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
8 Stunden nach Sonnenaufgang

Befriedigt beobachtete Yetail, wie ihr Kraftstoß, kombiniert mit Szar’zriss Drachenfeuer, in den Trümmerhaufen einschlug und ihn zerschmetterte. Gleißende Helligkeit entlud sich für die Dauer eines Herzschlages unter ihr. Von oben betrachtet sah es aus, als würde ein Vulkan ausbrechen. Tropfen aus geschmolzenem Stein spritzten in alle Richtungen davon, gewaltige Steinblöcke wurden weggesprengt und schlugen als Splitterhagel anderswo ein. Umliegende Gebäude gingen in Flammen auf. Ein großer, beinahe kreisrunder Krater aus rot glühendem Stein blieb genau dort, wo sich vorher die Spitze des Schuttberges befunden hatte. Von den Metallfragmenten des Turms war nichts übriggeblieben. Der vorher allgegenwärtige Staub war weggeweht oder verdampft worden.
Während der Stein abkühlte, bemerkten Yetails feine Augen das zarte Glitzern eines beanspruchten magischen Schildes. Dort unten war etwas. Sie ließ Szar’zriss tiefer gehen und konzentrierte sich auf die Stelle. Als sie erkannte, was sie entdeckt hatte, musste sie heftig schlucken. Es war Nerglot, daran bestand kein Zweifel. Niemand sonst konnte ihren Angriff überlebt haben.
Doch von seinem Körper war nicht mehr viel übrig. Seine Robe hing als schwarze Fetzen über abgescheuerter Haut, unter der schwarzes Fleisch zu sehen war. Seine Gliedmaßen waren dutzendmal gebrochen und zerschmettert. Sie ragten in unnatürlichsten Winkeln von seinem Rumpf weg. Mehrere Steinsplitter hatten sich in seinen Körper gebohrt und ihn durchstoßen. Sein Gesicht war vollkommen entstellt; nicht einmal Darmal Eisfaust hatte so entsetzlich ausgesehen.
Dennoch war er nicht tot. Sein Schädel schien größtenteils unbeschädigt, auch wenn Risse in dem Knochen erkennbar waren. Trotz ihrer Schäden waren die Gliedmaßen nicht vom Körper abgetrennt worden und auch der Rumpf war nur geringfügig zerdrückt worden. Der Schild musste ihn vor dem Schlimmsten bewahrt haben.
Beinahe hatte Yetail Mitleid mit dem verunstalteten Wesen, aber dennoch zögerte sie nicht, zu Ende zu bringen, was sie nun schon seit dem Sonnenaufgang anstrebte. Glitzernde Magie sammelte sich über ihrer Handfläche zu einer Kugel und sauste, Yetails Willen gehorchend, der Erde entgegen. Sie bezweifelte, dass ihr Feind diesen zweiten Schlag überleben würde. Nicht einmal er konnte in seinem derzeitigen Zustand so viel Kraft absorbieren. Dieses Mal würde ihn keine meterdicke Steinschicht schützen.
Sie beobachtete die Kugel, die beinahe wie in Zeitlupe ihrem Ziel entgegen raste. Von einem Augenblick zum anderen jaulte Szar’zriss auf und sackte ab. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Yetail verfluchte sich für ihre Gedankenlosigkeit. Sie hatte ihren treuen Mitstreiter über seine Grenzen beansprucht. Schnell sandte sie ihm einen Teil ihrer eigenen Kraft. Schon strafften sich die Muskeln unter der Schuppenhaut und der Drache fing seinen Sturz ab. Sie glitten dicht über die Dächer der Stadt hinweg.
Erst jetzt bemerkte Yetail den Triumph der anderen Kinder des Mordes. In ihren Gedankenrufen beglückwünschten sie die junge Meisterin zu ihrem Sieg. In den Bildern, die ihren Geist überfluteten, sah die Zauberin, wie Nerglots Kreaturen in einer gewaltigen Welle zusammenfielen. Skelettkrieger verwandelten sich in Knochenmehl und Staub, Zombies brachen auf der Stelle zusammen, schwebende Schädel rollten klappernd über das Straßenpflaster. Und überall jubelten die Druchii.
Yetail suchte Sisralls Gedanken und fand seinen Geist schließlich. Er stand auf dem Rücken der toten Hydra, blickte über das Schlachtfeld hinweg, in das sich die Innenstadt von Naggarond verwandelt hatte, und reckte dann sein Schwert in die Höhe. Dutzende, nein Hunderte von überlebenden Druchiisoldaten erwiderten die Geste und feierten brüllend ihren Sieg. Als Sisralls Blick seinem ausgestreckten Arm folgte, blickte Yetail durch seine Augen in den Himmel. Und was sie sah, ließ jedes Triumphgefühl verpuffen.
Die Wolken schienen sich aufzulösen, doch das Licht, das durch die entstehenden Löcher brach, war strahlend grün. Die Unterseiten der Wolken sahen aus, als würden grüne Flammen an ihnen züngeln. Der gesamte Himmel bis zum Horizont schien in unwirklichem, blendend grünem Feuer zu brennen.
Yetail riss ihren Geist zurück in ihren eigenen Körper und befahl Szar’zriss, auszuweichen. Gerade noch rechtzeitig, denn schon zerfetzten meterlange, gebogene Krallen dort die flimmernde Luft, wo sie sich eben noch befunden hatten.
Ein ohrenbetäubendes Brüllen ertönte über ihnen und Yetail hielt sich die Ohren zu. Wie ein Blitz schoss Szar’zriss nach vorn und in die Höhe. Yetail drehte sich um und blickte nach hinten. Während sie alle mit dem Kampf gegen Nerglot und seine Diener beschäftigt gewesen waren, war eben jene Kreatur erschienen, deren Ankunft sie seit Tagen gefürchtet hatte.
Beinahe schien es, als hätte der Totenbeschwörer ihn mit seiner Lichtkopie gerufen. Wie die Verkörperung des Todes jagte der Splitterdrachen hinter ihr her. Aus dem geöffneten Maul ragten Reißzähne, die länger waren als Yetails Beine. Auf dem kantigen Schädel saß oberhalb der zornig glitzernden Augen das spitze Horn. Es war größer als vor seiner Wiederauferstehung. Slonish hatte es in einer Hand tragen können, jetzt war das auf sie gerichtete Tötungsinstrument mindestens einen Meter lang.
Gewaltige Sturmböen fegten durch die Straßen unter ihnen, als die Bestie mit den Flügeln schlug, um aufzuholen. Ellenlange, sensengleiche Haken bildeten die Verlängerung der Flügelglieder, zwischen denen die dicke Membran gespannt war, die dem Wesen das Fliegen ermöglichte. Tödliche Zacken ragten aus den Knochen seiner Wirbelsäule, bildeten einen grausamen Kamm über den gesamten Rücken und setzten sich auf dem peitschenartigen, täuschend dünnen Schwanz fort, der noch einmal so lang war wie der gewaltige Rumpf des Monsters. Vier kurze, stämmige Gliedmaßen liefen zu den furchterregenden Klauen aus, denen Yetail soeben um Haaresbreite entkommen war.
Verdammt, schneller!, schrie sie in Gedanken und Szar’zriss gehorchte. Beinahe panisch schlug er mit den Flügeln. Heftige Böen zerrten an Yetail und drohten, sie aus dem Sattel zu schleudern. Verzweifelt hielt sie sich an den Zügeln fest und presste die Beine gegen die Flanken ihres gewaltigen Reittieres, das gegen ihren Feind geradezu winzig wirkte.
Als sie wieder nach hinten blickte, stellte sie fest, dass der Splitterdrache zurückblieb. Er blickte zu Boden, betrachtete, während er ihnen hinterherjagte, das Schlachtfeld und die Überreste der einst mächtigen Stadt unter ihnen. Es scheint, als versuche er, einzuschätzen, wie die Lage ist. Natürlich, er ist eben erst angekommen und weiß nicht, was aus der Schlacht geworden ist, in der er vor drei Tagen so plötzlich gerufen wurde.
Yetail atmete tief durch und traf eine Entscheidung. Sie klopfte Szar’zriss mit der flachen Hand auf den harten Nacken. Auf, mein treuer Freund. Seine Unaufmerksamkeit ist unsere beste Chance. Wir greifen ihn jetzt an, wenn er damit rechnet, dass wir nur davonlaufen. Eine letzte Anstrengung, dann könnte es geschafft sein!
Und sie wusste, dass ihr verzweifelter Plan ihr letzter Ausweg war. Szar’zriss flog nur noch deshalb, weil sie ihre Kraft, die Kraft der Marilim, mit ihm teilte. Der Splitterdrache hatte ihm jede Energie entzogen. Und sie selbst brauchte ebenso dringend eine Pause. Sie hatte bereits seit Stunden mit Nerglot gekämpft. Sie konnte dieses Duell am Himmel nicht gegen einen so mächtigen und ausgeruhten Gegner fortsetzen.
Szar’zriss knurrte zustimmend und sie spürte, wie auch er einmal tief durchatmete. Dann ging es los. Ein gewaltiger Flügelschlag ließ den roten Drachen ganz plötzlich senkrecht nach oben schnellen und einen gewaltigen Salto fliegen. Als der Splitterdrache wieder nach vorne blickte, war seine Beute plötzlich verschwunden.
Wir zielen auf seinen Kopf!, beschied Yetail. Sie baute darauf, dass die Augen und das Maul wie bei den meisten Lebewesen die schwächsten Stellen dieser Bestie sein würden. Szar’zriss ruckte zustimmend mit dem Schädel. Schon waren sie heran. Yetail zapfte ihre letzten magischen Reserven an und sprach einen simplen Zauber. Für mehr blieb ihr keine Zeit mehr. Szar’zriss stieß beinahe senkrecht von oben auf ihren Feind nieder und zog Luft in seine mächtigen Lungen.
Im gleichen Moment, in dem Yetail ihre Entladung losließ, spie Szar’zriss Feuer. Ein knisternder, blauer Blitz schoss in die Zunge aus gleißendem Drachenfeuer. Innerhalb eines Herzschlages wurde die Flammenwolke zu einem blauen Kometen komprimiert, der einen brennenden Schweif hinter sich herzog. Mit einem ohrenbetäubenden Donnern krachte das Geschoss gegen den kantigen Schädel des Monsters und entlud sich. Blendende Feuerwalzen fraßen sich über die strahlende Schuppenhaut, Blitze bohrten sich zwischen die angesengten Schuppen und sprengten zahlreiche ab. Wie ein Ascheregen fielen die geschwärzten Splitter hinab.
Einem gierigen Rudel gleich zischten die Entladungen auf das mächtige Horn des Drachens zu und züngelten daran empor. An der Spitze vereinigten sie sich und sprangen zurück auf ihre Schöpferin über. Für die Dauer eines Herzschlages entstand eine statische Verbindung zwischen Yetails Fingerspitzen und dem Splitterdrachen. Und die Zauberin zögerte nicht, so viel zerstörerische Energie wie nur möglich in den Körper ihres Kontrahenten zu leiten.
Im Schein des verblassenden Drachenfeuers konnte Yetail die dunklen Schatten sich ausbreitender Risse in der Oberfläche des Horns erkennen. Der Splitterdrache schrie schmerzerfüllt auf und sein Brüllen betäubte sie für einen Augenblick. Glücklicherweise war Szar’zriss weniger empfindlich. Kurz oberhalb ihres Feindes wirbelte er in der Luft herum und schwang seinen Schwanz peitschenartig in Richtung des kantigen, angesengten Schädels.
Ursprünglich sollte die Attacke den Kopf des Splitterdrachens mit voller Wucht in die Seite treffen, doch in seiner Agonie warf das Monster den Schädel herum und sackte gleichzeitig ein Stück ab. Der gewaltige Schwanz des roten Drachens pfiff knapp über die Stirn der Bestie hinweg und krachte stattdessen gegen das ohnehin schon lädierte Horn. Mit einem Knirschen, das Yetail durch Mark und Bein ging, brach das spitze Tötungsinstrument ab und verschwand in der Tiefe.
Der noch immer vor Überraschung, Wut und Schmerz kreischende Drache schien sich plötzlich zu verändern. Es sah aus, als würden Wellen unter seiner grünen Schuppenhaut entlanglaufen. Seine Muskeln verkrampften sich kurz und entspannten sich gleich darauf wieder. Er verdrehte die Augen, brüllte erneut und schüttelte sich anschließend am ganzen Leib, bevor er ganz normal, wenn auch immer noch wild fauchend weiterflog.
Doch etwas war anders. Wo sich vorher das lange, spitze Horn befunden hatte, lag nun glatte, grüne Schuppenhaut über dem Stirnbereich des gewaltigen Schädels. Es war, als hätte es das Horn nie gegeben. Dass sich die verbrannten Schuppen von dem magischen Angriff regenerieren würden, hatte Yetail erwartet. So war es auch beim letzten Mal gewesen. Doch dass jede Spur eines ganzen Körperteiles verschwinden würde, überraschte sie.
Szar’zriss gewann rasch an Höhe und die junge Meisterin umklammerte die Zügel fester, um nicht den Halt zu verlieren. Ihr Drache bereitete sich auf einem Gegenschlag oder den nächsten Angriff vor. Doch der war vorerst nicht nötig. Mit einem letzten bösen Fauchen in ihre Richtung drehte der Splitterdrache bei und flog in die entgegengesetzte Richtung davon. Sie flogen ihm eine Weile hinterher, doch als sich die Bestie schließlich am Hang eines Berges hoch über Naggarond niederließ, befahl Yetail Szar’zriss die Umkehr.
Sie hatten ihren Feind überraschend und hart genug angegriffen, um ihn vorerst abzuschrecken. Der Splitterdrache war noch lange nicht geschlagen, aber verletzt. Er würde sich erholen und von seinem Berg aus die Lage analysieren, wie er es zuvor schon versucht hatte. Wenn er sich darüber im Klaren war, wie die Dinge standen, würde er zurückkehren. Daran gab es keinen Zweifel.
Doch bis dahin hatte ihre mutige Tat ihr, den Kindern des Mordes und vor allem Szar’zriss eine dringend notwendige Ruhepause erkämpft. Erleichtert lenkte Yetail ihren Drachen zurück über die Dächer von Naggarond in den dritten Ring und ließ ihn auf einem Turm der vierten Mauer landen. Von hier aus hatte sie einen guten Überblick über die Dächer und konnte den Splitterdrachen im Auge behalten.
Sie sprang aus dem Sattel und knickte weg. Erst jetzt schlug ihre Erschöpfung wie eine gewaltige Woge über ihr zusammen und ihre vom Sitzen steifen Beine gaben nach. Yetail ließ es geschehen und lehnte sich an Szar’zriss mächtige Flanke. Der Atem des Drachen ging schnell, wurde aber schon tiefer und ruhiger. Auch er war mehr als erschöpft.
Eine breite Prachtstraße führte geradlinig vom zerstörten Tor der dritten Mauer zur vierten, beinahe direkt auf Yetail zu. So konnte sie mühelos beobachten, wie die Druchii in loser Formation langsam zurückkehrten. Viele hatten Sisralls waghalsigen Ausfall mit dem Leben bezahlt, noch weit mehr waren verwundet worden. Doch Yetail war überrascht, wie viele überlebt hatten. Nach und nach schleppten sich die Streiter der Druchii durch das Tor und ließen das Schlachtfeld im zweiten Ring der Stadt hinter sich.
Die junge Meisterin musterte die stolzen Gesichter und die ramponierten Rüstungen derer, denen das Glück oder die Götter hold gewesen waren. Zuerst kehrten die Kavalleristen zurück. Die schweren Nauglireinheiten folgten den leichteren Kriegern zu Pferd. Überrascht stellte sie fest, dass die Formation stark durchmischt war von Druchii- und Autariireitern.
Hinter den berittenen schritten die leichtgerüsteten Soldaten. Die Assassinen des Tempels, die Bräute des Khaine, die Sturmrufer und Klosterhexen kamen Seite an Seite. Ihnen folgten die einfachen Kämpfer und die Soldaten der Khainler. Den Abschluss bildeten einige wenige unberittene Hochgeborene in ehemals wertvollen Rüstungen, die Schwarzen Gardisten und die Scharfrichter des Tempels. Die beiden schweren Eliteeinheiten bildeten den mit Abstand größten Teil der Überlebenden. Allerdings stellte sie fest, dass die Kampfechsen die wenigsten Verletzungen vorzuweisen hatten. Vermutlich hatte der Ausfall hier die geringsten Opfer gefordert.
Als allerletzte kamen die Kinder des Mordes. Auch sie wirkten mitgenommen. Die goldenen Symbole an ihren Stirnen schimmerten matt und ihre ehemals prächtigen Rüstungen waren nur noch ein Schatten ihrer selbst. Doch sie waren am Leben und keiner hatte schwere Verletzungen davongetragen. Kerkil stützte Titzil, einige andere pressten Hände oder provisorische Verbände auf Fleischwunden, doch es war absehbar, dass die Erwählten sich bald erholen würden.
Yetails Herz schlug schneller, als Sisrall durch die Überreste des dritten Tores schritt. Er wirkte stolz und unverwundbar in seiner schwarzen Rüstung. Staub und Knochenmehl klebten auf dem Metall, doch nichts konnte der machtvollen Aura, die davon ausging, etwas anhaben. Der zwölfte Erwählte hielt sich aufrecht und hielt noch immer ein Schwert in der rechten Hand, während er mit der anderen einen Kopf der Hydra trug. Yetail musste lächeln und Stolz erfüllte sie. Sisrall, ihr Gefährte, war der Held dieser Schlacht.
Sie ahnte, dass sie selbst nicht so gefeiert werden würde wie ihre Brüder und Schwestern. Sie hatte fern am Himmel gekämpft. Sisrall war es gewesen, der die Druchii in der dunkelsten Stunde aufgerüttelt und ruhmreich in die Schlacht geführt hatte. Eine Schlacht, die sich unter seiner Führung zu ihren Gunsten entwickelt hatte. Yetails Lächeln verbreiterte sich. Für die Sterblichen war es einfacher, zu glauben, ihr Ausfall hätte zum Sieg beigetragen, als zu verstehen, dass all die Opfer letztendlich nur eine Ablenkung gewesen waren, um ihr, Yetail Bluthand, die Möglichkeit zu geben, ihren Feind zu vernichten.
Doch noch war keine Zeit zum Feiern. Nerglot mochte geschlagen sein und seine Streitkräfte vernichtet, doch schon hatten sie einen neuen, nicht weniger mächtigen Feind bekommen. Einen Feind, den nur sie, die Kinder des Mordes, bekämpfen konnten. Hier konnten ihnen Sterbliche nicht mehr helfen. Dies würde die Schlacht der Unsterblichen werden. Dreizehn Unsterbliche gegen ein Wesen, das einem Gott glich.