WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

da mir aufgefallen ist das ich deine geschichte vernachlässigt habe (Schande über mich:sad🙂
ährährm (Räusper): Also meine meinung von meinen letzten Post bis jetzt ist:
das Nerglot überlebt finde, ich naja, irgendwie kommt es mir so als würden genau die Bösewichter einfach nicht draufgehn wolln(was höchstwarscheinlich nur einbildung ist). das jetzt Viverla’atars (was für ein schwer merkbarer name:lol🙂 und er eine Liebesbeziehung beginnen. da weis ich jetzt nicht ganz was ich davon halten soll. Einerseits ist es eine gute und überraschende wendung aber es ist auch gleichzeitig so dass sich die Liebespaare sich gerade wie die Hasen vermehren. das führt glaub ich zwangsläufig dazu das max. eins der paare unglücklich wird (nerglot und Viverla’atars).
was Xiucalta (oder so) betrifft, bei ihr ist es jetzt fast schon so das sie eigendlich übermächtig wird. Ich versteh sie eigentlich nicht mehr wirklich als Orakel oder Seherin sondern als fast Gottheid. Schließlich sieht sie eigentlich alles was in den nächsten fünzig jahren passiert und sie kann jetzt sogar richtige Illusionen erschaffen die ein Wesen perfekt nachahmen können. Überhaupt ist sie jezt quasi um einiges mächtiger als all die anderen weil sie selbst nicht wirklich in Kämpfe eingreift sondern andere die Arbeit machen lässt. Aber ansonsten finde ich es richtig gut was aus ihr geworden ist. Die beziehung zwischen ihr und (Oh, gott diese namen) der Unsterblichen geht sehr stark in das gefühlsmäsige und bringt zu vorschein das sie eigentlich immer noch ein unsicheres Mädchen ist die sich fragt ob sie überhaupt es wert ist für ihre erste große Liebe.
Nun, ansonsten muss ich sagen das eigentlich der haupteil der gesamten Geschichte sich um die fünfmächte schlacht dreht. Und das somit verdammt viele emotionen und Kämpfe sich auf genau Fünf tage abspielen. Beziehungsweise beim letzten Tag am meisten.

Fazit: Die Geschichte stellt mich völlig zufriedn. Ich hoffe auf den Tag wo du die Erwählten des Khaine vielleicht mal als Buch veröffentlichst. ich würde es sofort kaufen. Und ich freue und ängstige mich zugleich vor dem ende der Geschichte.

ich glaube das war bis jetzt mein längster Kommentar post den ich gemacht habe.😀
 
Ah, hallo Forget. Ja ich hab mich schon gefragt, was aus dir geworden ist 😉

Vielen Dank für das lange Statement. Freut mich, dass es dir im Großen und Ganzen gefällt und dass du auch ein paar negative Anmerkungen hast.

das Nerglot überlebt finde, ich naja, irgendwie kommt es mir so als würden genau die Bösewichter einfach nicht draufgehn wolln(was höchstwarscheinlich nur einbildung ist).

naja, genauso könnte man behaupten, dass Xiucalta einfach nicht draufgehen wollte, obwohl sie von Darmal beinahe tödlich verwundet wurde 😉 Dies ist eine Heldengeschichte und es wird noch die eine oder andere Stelle geben, wo Leute ganz knapp überleben und man sich fragt, wieso die nicht einfach verrecken können 😉

und er eine Liebesbeziehung beginnen. da weis ich jetzt nicht ganz was ich davon halten soll. Einerseits ist es eine gute und überraschende wendung aber es ist auch gleichzeitig so dass sich die Liebespaare sich gerade wie die Hasen vermehren. das führt glaub ich zwangsläufig dazu das max. eins der paare unglücklich wird (nerglot und Viverla’atars).

ja die Fülle an Pärchen habe ich ja schonmal mit ontheline (wenn ich mich nicht irre) diskutiert. Deshalb habe ich mich bemüht, die Beziehung zwischen Trizil und Kerkil nur anzudeuten und als Möglichkeit hinzustellen. Sisrall warnt Kerkil ja auch, da vorsichtig zu sein und sich Zeit zu lassen.

was Xiucalta (oder so) betrifft, bei ihr ist es jetzt fast schon so das sie eigendlich übermächtig wird. Ich versteh sie eigentlich nicht mehr wirklich als Orakel oder Seherin sondern als fast Gottheid.

so wirkt sie nach außen, das stimmt. Aber glaub mir, auch sie wird noch ihre eigenen Herausforderungen zu bewältigen haben.

Schließlich sieht sie eigentlich alles was in den nächsten fünzig jahren passiert

nein, das hast du falsch verstanden. Sie sieht so grob, was in den nächsten fünfzig Jahren passieren könnte, aber in solcher Entfernung ist es schon sehr ungenau. Selbst bei einer Vorhersage von 24 Stunden verblassen die Details für sie. Nur in die Vergangenheit kann sie unbegrenzt sehen.

Überhaupt ist sie jezt quasi um einiges mächtiger als all die anderen weil sie selbst nicht wirklich in Kämpfe eingreift sondern andere die Arbeit machen lässt.

oh, das bleibt nicht so, keine Sorge 😉

Aber ansonsten finde ich es richtig gut was aus ihr geworden ist. Die beziehung zwischen ihr und (Oh, gott diese namen) der Unsterblichen geht sehr stark in das gefühlsmäsige und bringt zu vorschein das sie eigentlich immer noch ein unsicheres Mädchen ist die sich fragt ob sie überhaupt es wert ist für ihre erste große Liebe.

genau das wollte ich auch vermitteln. Sie wirkt nach außen krass mächtig, das stimmt. Und sie tut auch alles, um diesen Eindruck zu stärken. Aber eigentlich ist sie immer noch die Novizin, die plötzlich die Verantwortung für ein ganzes Reich tragen muss. Viel Spaß 😉

Nun, ansonsten muss ich sagen das eigentlich der haupteil der gesamten Geschichte sich um die fünfmächte schlacht dreht. Und das somit verdammt viele emotionen und Kämpfe sich auf genau Fünf tage abspielen. Beziehungsweise beim letzten Tag am meisten.

ich weiß. Ich wollte den letzten Teil auch nie so in die Länge ziehen, aber irgendwie hat es sich so ergeben. Nerglot und der Splitterdrache sind halt beides sehr mächtige Feinde und ich wollte zumindest Nerglot auch nicht als seelenlosen Schlächter dastehen lassen, sondern auch was aus seiner und Viverla'atars Sicht schreiben.
Andererseits sind zwölf Stunden auch eine lange Zeit, gerade für Unsterbliche, deren Verstand ja noch ein bisschen schneller arbeitet. Und Kämpfe laufen in Wirklichkeit vermutlich auch wesentlich schneller ab, als ich sie schreiben kann. Was sich teilweise über eine ganze Seite erstreckt, ist für den Protagonisten vielleicht nur eine Minute.
Aber keine Sorge, das Ende ist in Sicht.

(Ansonsten: Viermächteschlacht oder Fünftagesschlacht)

Ich hoffe auf den Tag wo du die Erwählten des Khaine vielleicht mal als Buch veröffentlichst. ich würde es sofort kaufen. Und ich freue und ängstige mich zugleich vor dem ende der Geschichte.

vielen Dank. Das ist ein wirklich großes Lob.

Und keine Angst: Wenn die Erwählten fertig sind, gibts ja immer noch die überarbeitete Version. Wer noch Lust hat, kann die dann gerne auch mitverfolgen.

ich glaube das war bis jetzt mein längster Kommentar post den ich gemacht habe.😀

das Gefühl hab ich auch. Freut mich wie gesagt.
 
naja, genauso könnte man behaupten, dass Xiucalta einfach nicht draufgehen wollte, obwohl sie von Darmal beinahe tödlich verwundet wurde 😉 Dies ist eine Heldengeschichte und es wird noch die eine oder andere Stelle geben, wo Leute ganz knapp überleben und man sich fragt, wieso die nicht einfach verrecken können 😉

Oke, das ist eigentlich klar. ist schließlich auch blöd wenn bei jedem zweiten großen aufeinander treffen ein Held/Bösewicht stirbt. dann geht einem kurzzeitig die Leute aus.😉




ja die Fülle an Pärchen habe ich ja schonmal mit ontheline (wenn ich mich nicht irre) diskutiert. Deshalb habe ich mich bemüht, die Beziehung zwischen Trizil und Kerkil nur anzudeuten und als Möglichkeit hinzustellen. Sisrall warnt Kerkil ja auch, da vorsichtig zu sein und sich Zeit zu lassen.

na gut. Hab ansonstn nichts gegen die Pärchen. ist eigentlich eine gute abwechslung zu Mord, Totschlag und verrat.:lol:



so wirkt sie nach außen, das stimmt. Aber glaub mir, auch sie wird noch ihre eigenen Herausforderungen zu bewältigen haben.

Darauf freu ich mich schon.




nein, das hast du falsch verstanden. Sie sieht so grob, was in den nächsten fünfzig Jahren passieren könnte, aber in solcher Entfernung ist es schon sehr ungenau. Selbst bei einer Vorhersage von 24 Stunden verblassen die Details für sie. Nur in die Vergangenheit kann sie unbegrenzt sehen.

Ohh, ja dann hab ich mich wohl verlesen.

oh, das bleibt nicht so, keine Sorge 😉

Perfekt😎


ich weiß. Ich wollte den letzten Teil auch nie so in die Länge ziehen, aber irgendwie hat es sich so ergeben. Nerglot und der Splitterdrache sind halt beides sehr mächtige Feinde und ich wollte zumindest Nerglot auch nicht als seelenlosen Schlächter dastehen lassen, sondern auch was aus seiner und Viverla'atars Sicht schreiben.
Andererseits sind zwölf Stunden auch eine lange Zeit, gerade für Unsterbliche, deren Verstand ja noch ein bisschen schneller arbeitet. Und Kämpfe laufen in Wirklichkeit vermutlich auch wesentlich schneller ab, als ich sie schreiben kann. Was sich teilweise über eine ganze Seite erstreckt, ist für den Protagonisten vielleicht nur eine Minute.
Aber keine Sorge, das Ende ist in Sicht.

naja, selbst Bösewichte dürfen auf ein glanzvolles ende hoffen. Obwohl um genau zu sein ja auch die Dunkelelfen zu den Bösen zählen. Somit ist es eher ein kampf unter den Bösen untereinander. nur das die einen halt weniger böse sind als die anderen. Hmm, das gibt mir zu denken...


(Ansonsten: Viermächteschlacht oder Fünftagesschlacht)

Okey

Und keine Angst: Wenn die Erwählten fertig sind, gibts ja immer noch die überarbeitete Version. Wer noch Lust hat, kann die dann gerne auch mitverfolgen.

Ohh, da bin ich sicher dabei😀

Ach ja Shoker, bei welcher Seite bisd du jetzt eigentlich?
 
ist eigentlich eine gute abwechslung zu Mord, Totschlag und verrat.:lol:
finde ich auch 😉. Und wie Yerill ja schon klargestellt hat, ist das zwischen Viverla und Nerglot keine Liebe, sondern einfach nur Lust. Zumindest ich sehe ich da doch einen ziemlichen Unterschied. Aber egal, ein Paar sind sie damit irgendwie trotzdem.

Obwohl um genau zu sein ja auch die Dunkelelfen zu den Bösen zählen. Somit ist es eher ein kampf unter den Bösen untereinander. nur das die einen halt weniger böse sind als die anderen. Hmm, das gibt mir zu denken...
dabei erinnere ich jetzt mal an die Viermächteschlachtprophezeiung, wo na nicht umsonst von den "anderen Finstren" und so die Rede war.
Aber auch das ist mir bewusst, deshalb wird die deutlichste Änderung bei der Überarbeitung auch den Hintergrund der Dunkelelfen betreffen, sodass das nicht mehr ganz so abwegig aussieht.
Ansonsten kämpfen sie hier halt einfach nur um Überleben, da ist ja egal, ob wie böse oder gut sind.

Ach ja Shoker, bei welcher Seite bisd du jetzt eigentlich?
Wie kürzlich erst gesagt, ist der 6. Teil jetzt bei Seite 300. Die anderen fünf sind im Durchschnitt ein bisschen weniger als 100 Seiten, das Zwischenspiel etwa 20-25, sodass du in der Summe mit 800 A4-Seiten rechnen kannst. In normaler Buchgröße wären das dann (sehr grob) doppelt so viele.
Das Glossar jetzt mal nicht mitgezählt.


PS: Grellgrün liest sich richtig scheiße 😉 Dann nutz die Zitierfunktion lieber gar nicht, sondern kopier meinen Teil manuell und setz "" drumherum.
 
So liebe Leser, wie versprochen geht es jetzt mal langsam weiter. Da der letzte Teil doch ziemlich dialoglastig war, folgt jetzt mal wieder etwas mehr Aktion. Hier nun der erste von drei Teilen zwischen Yetail und Nerglot.

Viel Spaß.

Grenzenlose Macht

"Der Zorn eines Menschen läßt sich besser aus seinen Kämpfen erschließen als aus seinen Worten." - Lü Bu We, Frühling und Herbst des Lü Bu We

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
10 Stunden nach Sonnenaufgang

Yetail starrte auf die beiden fauchenden Mantikore und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie war so gut wie tot. Seit einer Weile schon konnte sie Nerglots Magie spüren und war ihr hierher gefolgt. Sie fühlte, dass er sich voraus befand, auch wenn sie ihn noch nicht so recht sehen konnte. Und sie wusste auch, was sich noch in dieser Halle befand. Mehrere tausend tote Körper. Genug, um ihm praktisch grenzenlose Macht zu gewähren.
Wieso hatte Xiucalta sie nicht gewarnt? Aber eigentlich kannte sie die Antwort. Hätte sie gewusst, wo genau Nerglot sich aufhielt, hätte sie nie den Mut aufgebracht, hierher zu kommen. Jetzt gab es eigentlich kein Zurück mehr. In Gedanken verfluchte sie die Seherin und schwor sich, sie bezahlen zu lassen. Aber ihr Toben war nur halbherzig. Sie wusste, dass die junge Frau getan hatte, was nötig gewesen war.
Aber damit hat sie mich zum Tode verurteilt, dachte Yetail. Ihre Augen wurden feucht, so verzweifelt war sie. Sie hatte Angst. Ja, zum ersten Mal seit langem hatte sie wirklich Angst. Warum hatte Xiucalta ihr nicht wenigstens das Wissen über das Drachenamulett vorenthalten können? Weil ich dann geglaubt hätte, dass Nerglot keine Chance hat, nachdem er dem Tod gerade erst so knapp entkommen ist. Woraufhin ich noch schneller verloren hätte.
Sie atmete tief durch und zwang sich, nicht zu heulen. Sie blinzelte die Tränen weg, während sie in Gedanken beruhigend auf sich selbst einredete. Xiucalta wusste, dass Nerglot hier ist, und sie hat mir von der Macht des Drachenamuletts berichtet. Sie hat es absichtlich so eingerichtet, dass ich hierher komme, ohne zu wissen, was mir bevorsteht, aber so, dass ich die Gefahr erkenne, wenn ich hier ankomme. Gerissenes Mädchen. Aber wenn sie sich solche Mühe damit gegeben hat, dann muss sie glauben, dass es einen Weg für mich gibt, Nerglot zu besiegen.
Sie dachte darüber nach, was sie wusste. Trotz allem war Nerglot so gut wie tot, als Viverla’atar ihn hierher gebracht hat. Die Heilung muss eine große Menge Kraft gekostet haben. Aber vermutlich ist in der Halle dennoch genug Tod, um ihn weit über das hinaus zu stärken, was die Marilim mir jetzt noch bieten kann.
Sie lauschte in sich hinein, um abzuschätzen, wie viel Magie ihr noch zur Verfügung stand. Ihre Augen weiteten sich vor Verblüffung. Obwohl der Kampf mit dem Splitterdrachen in vollem Gange sein musste, war die Macht der Marilim kaum geschrumpft. Viel war es allerdinge trotzdem nicht mehr. Sie tastete weiter und stellte fest, dass ein steter Strom Kraft aus ihr heraus und zu den Kindern des Mordes floss, doch viel weniger, als es sonst der Fall war. Oder eigentlich der Fall sein sollte.
Ist es möglich …? Ja, es gab eigentlich keine andere Erklärung. Sie war die Trägerin der Marilim, was hieß, dass sie die Kontrolle über diese Macht hatte. Anscheinend hatte sie in ihrer Furcht vor dem bevorstehenden Kampf all die Kraft auf sich selbst konzentriert und den übrigen Erwählten nur so viel abgegeben, wie sie sich leisten konnte. Ich hoffe nur, ich habe sie damit nicht bereits umgebracht.
Oder vielleicht war es auch eine normale Erscheinung, dass die Marilim versuchte, ihren Träger zu schützen, indem sie weniger Magie an andere abgab, wenn sie fast verbraucht war. Es hatte schließlich noch nie einen derartigen Fall gegeben. Woher sollte sie das also wissen?
Gut, ich habe also doch noch eine ganze Menge Kraft, die die Kinder des Mordes nicht beanspruchen können. Ihre Haltung entspannte sich ein wenig. Und all die Macht, die Nerglot besitzt, mag zwar praktisch grenzenlos sein, aber das, was er kanalisieren kann, ist es nicht. Er ist noch immer an seine persönlichen Grenzen und Fähigkeiten gebunden. Außerdem wird ihn die Fülle an Magie vielleicht leichtsinnig machen. Das ist meine größte Hoffnung.
Ich kann ihn besiegen, sagte sie sich, während sie langsam die Halle betrat. Ich war kaum mehr als eine Novizin, als ich Slonish entkommen bin. Bei Khaine, ich habe ihn fast getötet. Wenig später habe ich trotz der Anwesenheit von einem halben Dutzend Sturmrufer zwei Schiffe der Khainler versenkt und einen Seedrachen verwundet. Ich habe gegen eine Hydra und einen Drachen gekämpft und beide besiegt. Slonish habe ich auch ohne die Kraft der Marilim in die Knie gezwungen. Und selbst einen Hüter der Geheimnisse konnte ich vernichten. Außerdem, und das ist das wichtigste, habe ich Nerglot bereits einmal geschlagen. Und da hatte er die Macht von vier Tagen Schlacht und Tod im Rücken. Das war vermutlich sogar noch mehr als das, was er hier hat.
Sie drückte die Schultern durch und ließ den Blick durch die Halle schweifen. Im Zentrum konnte sie die beiden gewaltigen Statuen ausmachen und darum die zwei Ringe aus Särgen. Verärgert stellte sie fest, dass sie geöffnet worden waren. Hatte Nerglot die Heiligen von Tempel und Kloster etwa seinen Sklaven hinzugefügt? Zorn kochte in ihr hoch und dämpfte die Angst. Sie ballte die Hände zu Fäusten und genoss das vertraute Gefühl ihrer Handschuhe.
Der Beschwörer stand zwischen ihr und den Statuen. Sie blinzelte. War er das wirklich? Statt der schäbigen, alten Roben trug er eine prächtige Rüstung, die im schwachen Licht, das von der Decke hereinfiel, schimmerte. Moment, Licht von der Decke?
Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte hinauf. Als sie die Armeen aus Untoten entdeckte, die wie glitzernde Insekten über Wände und Decke der Halle krabbelten, um das ferne Loch zu erreichen, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Es war ein unheimlicher Anblick. Jetzt bemerkte sie auch das tausendfache Klacken und Klicken, mit dem die metallüberzogenen Klauen der Skelette auf das Gestein trafen. Sie glaubte nicht, dass sich die Untoten selbst festhielten. Sie waren zu schnell unterwegs, als dass sie ihre Krallen in den Stein graben konnte. Es musste Magie sein, die sie dort oben hielt. Und obwohl sie wusste, dass das Nerglot viel Kraft kosten würde, erschütterte sie diese Demonstration gewaltiger Macht.
Dann bemerkte sie die Krieger, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mit irrer Geschwindigkeit durch das Loch zischten. Der magische Wirbel war für normale Augen unsichtbar, aber sie konnte ihn in den Winden der Magie sehen.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gestalt in der Rüstung. Es war die einzige, die sich nicht bewegte, also war es vermutlich kein Untoter. War es vielleicht eine Falle? Wartete Nerglot ganz wo anders auf sie, um sie anzugreifen, sobald sie den Fehler beging, den Gerüsteten zu attackieren? Oder lag darin vielleicht sogar ein Zauber, der zurückschlagen würde?
Nun, sie hatte eine bessere Idee. Vielleicht war es eine Verschwendung von Kraft, aber vielleicht konnte sie damit auch dutzende Leben retten. Sie wappnete sich und griff nach den Winden der Magie. An den Fingerkuppen ihrer rechten Hand glommen winzige feuerrote Lichter auf, von denen einen Moment später fünf Strahlen an einen Punkt über ihrer Handfläche geschleudert wurden, wo sie sich zu einem einzigen, orangerote Lichtblitz vereinigten, der durch die Halle zuckte und direkt ins Herz des Wirbels traf. Innerhalb eines Herzschlags entflammte der gesamte Strudel und verwandelte sich in einen Hurrikan aus fauchender Hitze. Dutzende Skelette im Umkreis des Lochs und des Wirbels am Boden gerieten in Brand und zerschmolzen zu Asche.
Eine Sekunde später implodierte die Feuersäule und schleuderte brennende Funken in alle Richtungen davon. Sie grinste zufrieden, während die gerüstete Gestalt herumwirbelte. Jetzt sah sie den Sensenstab in den Händen des Mannes und wusste, dass ihre Vorsicht unbegründet gewesen war. Aber sie hatte nicht vor, einen dummen Fehler zu begehen.
Nerglot hatte sich tatsächlich verändert. Xiucalta hatte berichtet, dass Viverla’atar ihn geheilt hatte, aber das hatte Yetail bestimmt nicht erwartet. Er sah aus wie ein Mann in der besten Phase seines Lebens, kräftig und gesund. Er hatte sogar neue Haare, die ihm glatt auf die Schultern fielen. Zusammen mit der Rüstung verlieh ihm seine erneuerte Erscheinung das Aussehen eines Prinzen oder Fürsten. Er war jemand, vor dem Sterbliche niederknien wollen würden.
Zum Glück wusste sie es besser.
„Bluthand.“ Nerglot neigte den Kopf zu einer spöttischen Begrüßung. „Ich hätte es wissen müssen.“
„Nerglot. Ihr seht gut aus.“ Sie ließ ihn nicht aus den Augen, während sie sich ihm langsam näherte.
„Ihr auch, meine Liebe. Es wird eine Schande sein, Euch zu töten.“
Sie lächelte einladend und ließ sich den Umhang von den Schultern gleiten, um nackte Arme und Beine zu entblößen. Sie beobachtete zufrieden, wie sich Nerglots Augen weiteten. „Ich glaube nicht, dass Ihr mich töten werdet.“
Der Untote grinste. „Vielleicht hatte Viverla’atar doch recht, als sie Euch eine Hure nannte.“
Für einen Augenblick wankte ihre Selbstsicherheit, als Zorn und Hass in ihr aufwallten. Und genau das hatte Nerglot gewollt. Ein grauer Blitz jagte ihr entgegen. Doch Yetail reagierte schnell. Ein schwarzer Kokon umschloss die Attacke und absorbierte sie, bevor er auf Nerglot zu schoss. Der Beschwörer ließ seinen Stab niederfahren und eine magische Welle bildete sich hinter seiner Klinge, die auf den Kokon zu raste und ihn mittig aufschnitt. Vermutlich hatte Nerglot vorgehabt, dass sein Zauber erst ihren und dann sie selbst aufschlitzen würde. Doch Yetail hatte andere Pläne.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Kokon zwischen ihnen zu blendendem, pechschwarzem Feuer. Das Geschoss war inzwischen fast bei Nerglot angekommen gewesen und so traf ihn die volle Wucht der Detonation, während die Zauberin fast nichts abbekam. Das Beste daran war, dass fast alles von der Kraft, die Nerglot nun zu spüren bekam, seine eigene war. Der Kokon diente einzig und allein dem Zweck, andere Magie zu absorbieren. Hätte er Nerglot direkt getroffen, wäre gar nichts geschehen, aber so sah er sich der Macht zwei seiner eigenen Zauber gegenüber.
Der Beschwörer errichtete ärgerlich einen Schild und ließ die destruktive Energie daran abprallen. Yetail schöpfte dennoch Hoffnung. Nerglot mochte sie überrascht haben, aber sie hatte ihm gleich zu Anfang bewiesen, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Er mochte auf eine gewaltige Kraft zurückgreifen können, aber sie war trickreich und schnell. Blieb nur zu hoffen, dass das reichen würde.
„Im Gegensatz zu Viverla’atar habe ich Prinzipien, denen ich treu bleibe. Sie ist die Schlampe, die sich stets dem jeweils mächtigsten Mann hingibt, den sie gerade finden kann.“
„Gewagte Worte von der Gefährtin des zwölften Kindes des Mordes.“
Zwei gebogene, hell funkelnde Kraftschläge zuckten von beiden Seiten auf sie zu und Yetail antwortete, indem sie Nerglot ein undurchsichtiges Kraftfeld entgegen schleuderte, um ihm die Sicht zu nehmen, und dann einfach nach hinten sprang. Die beiden Angriffe detonierten dort, wo sie eben noch gestanden hatte, in einer beachtlichen Druckwelle, die aber nicht ausreichte, um Yetail zu schaden.
Dafür sah sich der Totenbeschwörer nun Yetails Lichtmauer gegenüber, der er mit einer weiteren Schwingung seines Stabs einen Blitz aus reiner Dunkelheit entgegen sandte. Es schien kälter und finster in der Halle zu werden, so machtvoll war der Zauber. Yetail neigte vor Respekt den Kopf, aber ihr Lächeln verblasste nicht, als sie eine einzige Geste mit der linken Hand vollführte. Schneller, als ein normales Auge hätte folgen können, veränderte das Kraftfeld seine Form, krümmte sich und bildete eine Kugel, die den gesamten Blitzschlag umfing. Einen Augenblick später implodierte der Ball, drückte Nerglots Attacke dabei zusammen und vernichtete sich auf diese Weise selbst.
Nerglots Augen wurden dunkel vor Zorn, als aus dem Zentrum der Kraftfeldkugel eine Welle aus Nacht explodierte und durch die Halle fegte, in deren Tiefen sie wirkungslos verschwand. Yetail grinste, woraufhin der Untote die Augen zusammenkniff. Noch einen mächtigen Zauber mit wenig eigener Kraft neutralisiert. Das lief doch ganz gut.
„Eine Stellung, die ich mir mit meinen eigenen Fähigkeiten und Kräften verdient habe. Anders als Viverla’atar kann ich mich sehr gut allein verteidigen und brauche keine großen, starken Männer, hinter denen ich mich verstecken kann. Sie benutzt Euch für ihre jämmerliche Rache, ist Euch das nicht klar? Behauptet sie, Euch zu lieben? Glaubt Ihr, sie zu lieben, Nerglot?“
Ganze vier magische Attacken rasten ihr entgegen und brachten die Luft zum Vibrieren. Oh, oh, da ist jemand sauer, dachte sie erheitert, aber ohne Lächeln. Sollte Nerglot ruhig glauben, er hätte sie eingeschüchtert. Doch dann erstarrte sie innerlich, als sie die ruhige Schärfe in seinen roten Augen bemerkte. Der Totenbeschwörer war keineswegs so zornig, wie sie geglaubt hatte. Er spielte mit ihr, testete ihre Fähigkeiten und versuchte sie ebenso zu Fehlern zu verleiten wie sie ihn. Das Schlimmste war, dass sie ihm mit ihrem Vorgehen vermutlich bereits verraten hatte, dass sie mit ihrer Kraft haushalten musste und nicht über solch gewaltige Reserven verfügte wie er. Verdammt!
Sie konzentrierte sich auf die Winde der Magie, schätzte die Stärke der Kraftschläge ein und fluchte in Gedanken. Ein Schild, der das abblocken konnte, würde sie sehr viel Kraft kosten. Das Beste wäre, wenn die Angriffe sich wieder selbst zerstören würden. Aber dieses Mal konnte sie nicht so einfach entkommen. Aus allen vier Richtungen kam einer und nach oben schweben wollte sie nicht. Zum einen würde auch das viel Magie beanspruchen, zum anderen wollte sie sich das lieber für später aufheben. Es war immer gut, noch einen Trumpf in der Hinterhand zu haben, wo sie ihn doch schon dummerweise auf ihre geringen Magiereserven hingewiesen hatte.
Also fing sie an, sich auf der Stelle zu drehen, und zog dabei die Winde der Magie an ihren ausgestreckten Armen hinter sich her. Innerhalb eines Herzschlags beschleunigten die arkanen Ströme um sie herum zu einem Wirbel, ähnlich dem, den Nerglot geschaffen hatte. Die Luft heulte in ihren Ohren. Ihr Körper begann zu vibrieren, als die Kraftschläge von ihrem Wirbel erfasst und mitgerissen wurden. Die gewaltige, angestaute Energie ließ sie beben. Aber die Attacken entluden sich nicht, sondern wurden lediglich aus ihrer Bahn geholt und rasten nun um sie herum.
Und dann dehnte sich der Wirbel aus. Rasend schnell erweiterte sich sein Durchmesser, bis er die Distanz zwischen ihr und Nerglot fast erreicht hatte. Doch das Wachstum des Sturms war zu schnell, um ihm auszuweichen, zumal Yetail auch noch das Zentrum der Rotation von sich weg schob, sodass sie immer kurz vor der hinteren Linie stand, ab der ihr Wirbel Wirkung zeigte.
Ein lauter Knall ertönte und vor ihr explodierte gleißende Helligkeit. In schneller Folge krachten die Kraftschläge in Nerglots Schild, der sich nun innerhalb des Wirbels befand. Yetail dehnte den Ring des Tornados noch ein wenig weiter, bis die Vorderseite der blasenförmigen Barriere innerhalb des ruhigen Bereichs lag, in dem auch sie stand. Dann grinste sie und schleuderte einen extrem spitzen Keil goldener Magie in Richtung ihres Feindes.
Ihr Zauber traf im selben Augenblick wie der letzte Kraftschlag und trieb einen Riss in den Schild, der genügte, damit die Blase unter der Macht von Nerglots eigener Attacke zusammenbrach. Die übrige Magie reichte nicht mehr, um den Beschwörer zu verletzen, aber ohne seinen Schild hatte er keinen Schutz mehr gegen die Kraft des Wirbels. Gnadenlos wurde der Untote erfasst und davon geschleudert.
Es schepperte und knirschte, als ihr Feind in seiner neuen Rüstung gegen einen der Särge prallte. Doch trotz der Erschütterung und der Schmerzen, die er dabei vermutlich erlitt, ließ er für keinen Augenblick seinen Stab los. Yetail sandte ihm einen leuchtend blauen Blitz entgegen, der knisternd durch die Luft zuckte. So angeschlagen Nerglot auch sein mochte, besiegt war er noch lange nicht. Mit einer unwirschen Geste seines Stabs wischte er die ohnehin schwache Attacke beiseite und rappelte sich anschließend auf.
Yetail zwang sich, nicht zu grinsen. Dazu hatte sie wahrlich keinen Grund. Nerglots Macht war in der Tat gewaltig. Die vier Kraftschläge hatten es ihr bewiesen. Aber inzwischen entdeckte sie ein Funken Hass unter der Selbstbeherrschung in seinen Augen. Seine Hände fassten den Sensenstab ein wenig fester als zuvor, während er den nächsten Zauber formte. Yetail blieb ruhig. Das war ihre größte Chance. Wenn er zornig war, würde er Fehler machen. Wenn er sich von Hass lenken ließ, würde er Fehler machen. Wenn er sich auf seine Macht verließ, würde er Fehler machen. Es kam nur darauf an, dass sie keinen machte. Sie musste abwarten und für den richtigen Augenblick bereit sein.
Und als eine donnernde Magiewelle auf sie zurollte, deren Kraft die Leichen unter sich durch die Halle schleuderte, betete sie, dass dieser Augenblick bald kommen möge.
 
Zuletzt bearbeitet:
da hat Mixxeria recht. Zuerst ist es fast so das sich yerill einen Herzinfakt kriegt, und dann verlässt sich nerglot sich blos auf seine Kraft? ich glaube wenn man von einer person beinahe getötet wurde, würde man doch nur um einiges vorsichtiger werden. Und das mit der Wut, naja, ist schon logisch aber Nerglot ist ein paar tausende jahre altes Wesen was beinahe sein gesamtes leben mit Studium und Toten beschäftigt hat. da würde er sich doch nicht so schnell aus der ruhe bringen nur weil sein neuer schwarm als Hure bezichtigt wird.
 
Hm, das hatte ich schon fast erwartet. Vielleicht habe ich das mit der Kraft zu sehr betont. Ich schau mal, ob ich das noch irgendwie besser hinstellen kann.
Davon abgesehen sind es nicht umsonst drei Kapitel. Das nächste ist aus Nerglots Sicht und kommt dann vielleicht auch ein bisschen anders rüber.

Aber trotzdem danke für die Kritik, ich schau, was ich tun kann.
 
So, ich habe eure Kritik beherzigt und das Kapitel ein wenig überarbeitet. Es sind nur minimale Änderungen, aber vielleicht stellen sie Nerglot ein wenig besser da.

Die roten Teile sind ergänzt bzw. geändert worden. Ich hoffe, das genügt. Ansonsten wäre auch auch für Hinweise offen, an welchen Stellen ihr ganz besonders Änderungen empfehlen würdet.

SHOKer schrieb:
Ganze vier magische Attacken rasten ihr entgegen und brachten die Luft zum Vibrieren. Oh, oh, da ist jemand sauer, dachte sie erheitert, aber ohne Lächeln. Sollte Nerglot ruhig glauben, er hätte sie eingeschüchtert. Doch dann erstarrte sie innerlich, als sie die ruhige Schärfe in seinen roten Augen bemerkte. Der Totenbeschwörer war keineswegs so zornig, wie sie geglaubt hatte. Er spielte mit ihr, testete ihre Fähigkeiten und versuchte sie ebenso zu Fehlern zu verleiten wie sie ihn. Das Schlimmste war, dass sie ihm mit ihrem Vorgehen vermutlich bereits verraten hatte, dass sie mit ihrer Kraft haushalten musste und nicht über solch gewaltige Reserven verfügte wie er. Verdammt!
Sie konzentrierte sich auf die Winde der Magie, schätzte die Stärke der Kraftschläge ein und fluchte in Gedanken. Ein Schild, der das abblocken konnte, würde sie sehr viel Kraft kosten. Das Beste wäre, wenn die Angriffe sich wieder selbst zerstören würden. Aber dieses Mal konnte sie nicht so einfach entkommen. Aus allen vier Richtungen kam einer und nach oben schweben wollte sie nicht. Zum einen würde auch das viel Magie beanspruchen, zum anderen wollte sie sich das lieber für später aufheben. Es war immer gut, noch einen Trumpf in der Hinterhand zu haben, wo sie ihn doch schon dummerweise auf ihre geringen Magiereserven hingewiesen hatte.
Also fing sie an, sich auf der Stelle zu drehen, und zog dabei die Winde der Magie an ihren ausgestreckten Armen hinter sich her. Innerhalb eines Herzschlags beschleunigten die arkanen Ströme um sie herum zu einem Wirbel, ähnlich dem, den Nerglot geschaffen hatte. Die Luft heulte in ihren Ohren. Ihr Körper begann zu vibrieren, als die Kraftschläge von ihrem Wirbel erfasst und mitgerissen wurden. Die gewaltige, angestaute Energie ließ sie beben. Aber die Attacken entluden sich nicht, sondern wurden lediglich aus ihrer Bahn geholt und rasten nun um sie herum.
Und dann dehnte sich der Wirbel aus. Rasend schnell erweiterte sich sein Durchmesser, bis er die Distanz zwischen ihr und Nerglot fast erreicht hatte. Doch das Wachstum des Sturms war zu schnell, um ihm auszuweichen, zumal Yetail auch noch das Zentrum der Rotation von sich weg schob, sodass sie immer kurz vor der hinteren Linie stand, ab der ihr Wirbel Wirkung zeigte.
Ein lauter Knall ertönte und vor ihr explodierte gleißende Helligkeit. In schneller Folge krachten die Kraftschläge in Nerglots Schild, der sich nun innerhalb des Wirbels befand. Yetail dehnte den Ring des Tornados noch ein wenig weiter, bis die Vorderseite der blasenförmigen Barriere innerhalb des ruhigen Bereichs lag, in dem auch sie stand. Dann grinste sie und schleuderte einen extrem spitzen Keil goldener Magie in Richtung ihres Feindes.
Ihr Zauber traf im selben Augenblick wie der letzte Kraftschlag und trieb einen Riss in den Schild, der genügte, damit die Blase unter der Macht von Nerglots eigener Attacke zusammenbrach. Die übrige Magie reichte nicht mehr, um den Beschwörer zu verletzen, aber ohne seinen Schild hatte er keinen Schutz mehr gegen die Kraft des Wirbels. Gnadenlos wurde der Untote erfasst und davon geschleudert.
Es schepperte und knirschte, als ihr Feind in seiner neuen Rüstung gegen einen der Särge prallte. Doch trotz der Erschütterung und der Schmerzen, die er dabei vermutlich erlitt, ließ er für keinen Augenblick seinen Stab los. Yetail sandte ihm einen leuchtend blauen Blitz entgegen, der knisternd durch die Luft zuckte. So angeschlagen Nerglot auch sein mochte, besiegt war er noch lange nicht. Mit einer unwirschen Geste seines Stabs wischte er die ohnehin schwache Attacke beiseite und rappelte sich anschließend auf.
Yetail zwang sich, nicht zu grinsen. Dazu hatte sie wahrlich keinen Grund. Dieser kleine Sieg würde am Ende gar nichts bedeuten. Nerglots Macht war in der Tat gewaltig. Die vier Kraftschläge hatten es ihr bewiesen. Aber inzwischen entdeckte sie ein Funken Hass unter der Selbstbeherrschung in seinen Augen. Seine Hände fassten den Sensenstab ein wenig fester als zuvor, während er den nächsten Zauber formte. Yetail blieb ruhig. Das war ihre größte Chance. Wenn er zornig war, würde er Fehler machen. Wenn er sich von Hass lenken ließ, würde er Fehler machen. Wenn er sich auf seine Macht verließ, würde er Fehler machen. Es kam nur darauf an, dass sie keinen machte. Sie musste abwarten und für den richtigen Augenblick bereit sein.
Und als eine donnernde Magiewelle auf sie zurollte, deren Kraft die Leichen unter sich durch die Halle schleuderte, betete sie, dass dieser Augenblick bald kommen möge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na, das hört man doch gerne. Und was sagt mein anderer Kritiker zu der Überarbeitung?

So, da die Woche in Dresden bin, sollte ich eigentlich auch ordentlich Zeit zum Schreiben finden. Vielleicht gehts dann hier schon morgen oder Mittwoch weiter.
Dein anderer Kritiker war zu faul, gestern nochmal den Rechner anzumachen. 😀

So, wie es nun ist, hat das ganze doch gleich mal viel mehr Würze und dann macht das auch gleich viel mehr Spaß, das zu lesen. Insbesondere das Durchschauen ihrer Taktik ist schon eine sehr ernüchternde Parade seitens Nerglots. Fein, fein. 🙂

Ansonsten noch ein kleiner Fehler:
Das Schlimmste war, dass sie mit ihm mit ihrem Vorgehen vermutlich bereits verraten hatte, dass sie mit ihrer Kraft haushalten musste und nicht über solch gewaltige Reserven verfügte wie er. Verdammt!
Was soll das denn heißen? 😛

BtW: Bist du dieses Wochenende immer noch in Dresden? Dann könnte man sich mal treffen, weil ich nach Hause fahre, um mal meine Familie zu besuchen und Space Marine (das Spiel) abzuholen.
 
kann mich nur anschließen, die Änderung ist viel besser und kommt auch glaubwürdiger rüber

vielen Dank und schön, dass du dich auch wieder meldest. Allmählich macht das auch mir deutlich mehr Spaß, jetzt, wo sich mehr Personen regelmäßig melden.

So, wie es nun ist, hat das ganze doch gleich mal viel mehr Würze und dann macht das auch gleich viel mehr Spaß, das zu lesen. Insbesondere das Durchschauen ihrer Taktik ist schon eine sehr ernüchternde Parade seitens Nerglots. Fein, fein. 🙂

na da freu ich mich aber 🙂 Schön, dass es gefällt.
Da merkt man mal wieder, wie wichtig Kritik seitens der Leser ist. Mir wäre das so nie aufgefallen, weil ich ja selbst weiß, dass Nerglot lange nicht so blöd ist, wie er hier wohl rüberkam. Und weil ich schon weiß, wie es weitergeht.

Was soll das denn heißen? 😛

das soll heißen "kein Bock, am späten Abend nach Möbelschleppen auch noch Kritik auszubesser" 😉.
Nein, das kommt halt davon, wenn man es gleich postet, ohne es mit wenigstens einer Woche Abstand nochmal in Ruhe durchzulesen. Dann fällt das halt nicht auf.
 
das soll heißen "kein Bock, am späten Abend nach Möbelschleppen auch noch Kritik auszubesser" 😉.
Nein, das kommt halt davon, wenn man es gleich postet, ohne es mit wenigstens einer Woche Abstand nochmal in Ruhe durchzulesen. Dann fällt das halt nicht auf.
😀 Naja, wir helfen dir ja gerade bei solchen Dingern. 🙂 😛
 
Gut, ich habs leider nicht geschafft, das neue Kapitel bis Mittwoch fertig zu bekommen, aber heute habe ich es endlich geschrieben. Und deshalb geht es nun auch hier wieder weiter. Es folgt ein Abschnitt, den ich persönlich sehr mag. Ich hoffe, er sagt euch auch zu.

Viel Spaß

Todeslied


Die Leute glauben gerne, wir Seher seien allmächtig und allwissend wie die Götter; wir kämen immer zur rechten Zeit und wüssten genau, was zu tun ist. Doch das ist lächerlich. Wir tun unser Bestes, um das Schicksal zu beeinflussen, aber letztendlich sind wir auch nur sterblich. Von Göttern sind wir weit entfernt.
[FONT=&quot]— [/FONT]Aus ‚Der Pfad der Druchii‘, Ularsa Schicksalsweg

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8. Vollmond (5.Tag)
11 Stunden nach Sonnenaufgang

Ihre Lunge brannte, während Xiucalta durch die Straßen rannte, und sie keuchte vor Erschöpfung. Verdammt, sie war viel zu langsam. Ihre Beine fühlten sich unglaublich schwer an und das Gewicht des Zauberstabs zog an ihrem Oberkörper. Eigentlich hätte sie schon ganz woanders sein müssen. Doch sie konnte einfach nicht schneller. Schweiß lief ihr in kühlen Bahnen über den Rücken, brachte aber keine Erleichterung. Der Stab war furchtbar unpraktisch beim Rennen und ihre weiten Gewänder, die hinter ihr flatterten, bremsten sie zusätzlich. So gut der Seherin ihre Erscheinung auch gefiel, wenn sie deshalb jetzt versagte, würde Xiucalta sie nie wieder anziehen. Selbst in dem Fall, dass sie dann nicht tot sein sollte.
Der Splitterdrache war abermals verletzt worden. In diesem Moment stürmte er unkontrolliert durch die Stadt, während sein Körper sich verwandelte. Sie konnte das Brüllen und Fauchen der Bestie ein Stück entfernt hören. Sie schien wirklich sauer zu sein.
Mithilfe der Winde der Magie beobachtete Xiucalta, wie der Schwanz des Splitterdrachens zusammenschrumpfte. Ein Dorn nach dem anderen fiel ab, während der Stumpf, ab dem ein Drittel des Körperteils fehlte, zu einer neuen Spitze wurde. Der gesamte, ehemals peitschenartige Muskelstrang erschlaffte, bis er fast nur noch hinter dem Monster über den Boden strich. Damit konnte er keinen Schaden mehr anrichten. Mehr und mehr ähnelte der Drache inzwischen einer Eidechse. Allerdings einer gewaltigen, deren Rücken die Dächer der Gebäude erreichte und mit zwei langen Reißzähnen, die aus ihrem Unterkiefer ragten.
Genau diese Reißzähne waren es, die ihr jetzt Sorgen machten. Allmählich beruhigte sich der Splitterdrache zwar wieder, während die Verwandlung zum Abschluss kam, aber er donnerte noch immer unaufhaltsam und mit gewaltiger Geschwindigkeit vorwärts. Dass er dabei halbe Straßenzüge niederriss, schien ihn kaum aufzuhalten. Sein neuer Panzer mit den messerscharfen Schuppen konnte ihn mühelos vor allen Trümmern schützen.
Sie dachte an Szar’zriss, der in dieser Hinsicht weniger Glück gehabt hatte. Mitleid und Schulgefühle drückten ihre Brust zusammen, während sie ihre Visionen kurz dem angeschlagenen roten Drachen zuwandte, der sich noch immer durch die Stadt schleppte und dabei eine Spur aus Blut hinter sich herzog. Die Kinder des Mordes hatten versucht, ihn zu beruhigen, doch er hatte sie nicht an sich herangelassen. Zu ihrem eigenen Besten, aber das konnten sie nicht wissen. Xiucalta betete stumm, dass Khaine dem Drachen die nötige Kraft geben würde, für das, was ihm bevorstand.
Der Splitterdrache war mittlerweile deutlich ruhiger, aber kaum langsamer geworden. Er hängte die Kinder des Mordes mehr und mehr ab, weil ihnen immer wieder Trümmer den Weg versperrten, die sie entweder überklettern oder umgehen mussten. Xiucalta wusste ebenso wenig wie sie, was die grüne Bestie vorantrieb. Aber sie kannte das Ziel. Er war dorthin unterwegs, wo Szar’zriss abgestürzt war. Vielleicht wollte er Rache oder hatte einfach nur das Blut des kleineren Drachen gerochen und wollte ihm den Rest geben.
Letztendlich spielte das Motiv des Splitterdrachens auch keine Rolle. Denn seinen Kontrahenten würde er dort ohnehin nicht antreffen. Allerdings lag dort auch immer noch der schwer verletzte Kerkil. Einzig Trizil war bei ihm, um ihn zu schützen. Noch ahnten es die Kinder des Mordes nicht, aber wenn Xiucalta zu spät kam, würden sie bald ihren ersten Verlust zu beklagen haben. Und gleich danach den zweiten.
Aber sie war viel zu langsam. Nur noch wenige Meter trennten den Splitterdrachen von den beiden Erwählten. Trizil hatte die Bedrohung bemerkt und ihr langes, gerades Schwert gezogen. Er glänzte hell und silbrig im Sonnenlicht, aber das würde sie nicht retten.
Schon brach das gewaltige Monster durch das letzte Gebäude und stand nun auf der Straße, in der Kerkil lag. Trizil tat das einzige, was sie tun konnte: Sie nutzte die Überraschung ihres Feindes und griff an, während der noch zu verstehen versuchte, wieso sein roter Kontrahent nicht hier war und er stattdessen zwei Kindern des Mordes gegenüberstand.
Das Schwert der Kriegerin zog eine lange, blutige Linie seitlich über den Schädel der Bestie. Deren oberes Ende heilte jedoch schon, bevor Trizil die Klinge zurückriss und zum nächsten Angriff überging. Doch bevor sie noch einen Treffer landen konnte, ruckte der gewaltige Kopf des Drachen herum und rammte sie einfach beiseite. Die Schuppen zerfetzten ihre Rüstung und zogen blutige Striemen über ihre Haut, konnten sie jedoch nicht schwer verletzen. Dafür prallte sie neben Kerkil in den Trümmerberg, den Szar’zriss Landung hinterlassen hatte. Xiucalta glaubte, ihren Schrei zu hören, als sich die harten Steinkanten in ihren Rücken bohrten.
Der Splitterdrache wandte sich ihnen zu und leckte sich mit seiner gespaltenen Zunge über die Schnauze. Die Seherin hatte das Gefühl, seine Augen funkeln zu sehen, obwohl sie das alles nur mithilfe ihrer Visionen beobachtete. Beinahe seelenruhig und gelassen trabte die gewaltige Bestie auf die beiden Erwählten zu. Kerkil schob sich mit den Händen rückwärts, weil seine Beine mehrfach gebrochen und noch nicht verheilt waren. Die Bewegung zog die Aufmerksamkeit des mächtigen Drachens auf sich und als der Blick der strahlend grünen Augen auf den Erwählten fiel, erstarrte er.
„Kerkil.“, schrie Trizil, während sich der Splitterdrache über ihm aufbaute. Seine beiden verbliebenen Reißzähne schimmerten feucht vor Speichel. Sie mühte sich, aufzustehen, woraufhin die Bestie den Kopf in ihre Richtung wandte und fauchte. Mitten in der Bewegung hielt die Erwählte inne. Dafür schob sich Kerkil erneut rückwärts von der Bestie fort.
Oh Khaine, bitte nicht, dachte Xiucalta, als ihr klar wurde, was sie da sah. Der Splitterdrache hatte mit dem Schwanz eine weitere körperliche Waffe verloren und dafür eine neue mentale bekommen. Sein Blick ließ seine Opfer erstarren! Und nicht einmal die Kinder des Mordes waren davor geschützt! Oder lag es daran, dass sie verletzt und geschwächt waren?
Das Monster wandte sich wieder dem wehrlosen Krieger vor sich am Boden zu. Xiucalta war noch immer ein paar dutzend Meter entfernt. Sie würde es nicht schaffen. Tränen der Wut und Verzweiflung sammelten sich in ihren Augen. Das war so ungerecht. Nur, weil sie sich solche Mühe gegeben hatte, die Druchii mit ihrer Illusion von Reckdis in die Schlacht zu führen, würde sie jetzt zu spät kommen. Deshalb würden zwei Kinder des Mordes sterben.
Fast stolperte sie, als ihr ein Gedanke kam. Ihre Illusion von Reckdis? Natürlich! Wissen allein war nicht ihre einzige Waffe. Und dieses Mal brauchte es lange nicht so kompliziert zu sein. Dafür konnte sie nicht wirklich sehen, was sie tat. Egal. Wenn es einen Weg gab, musste sie es versuchen.
Sie streckte ihren Geist aus und erschuf eine Leuchterscheinung neben dem Kopf des Splitterdrachen. Es war keine täuschend echte Illusion wie in Reckdis Fall. Dies war einfach nur eine unförmige Masse, die schwaches Licht ausstrahlte. Es war eine von denen, mit deren Hilfe sich die Magier im Laufe der Viermächteschlacht verständigt hatten.
Aber es genügte. Frustriert über die Störung klappte der Splitterdrache sein Maul wieder zu und rammte den Kopf in die Erscheinung. Die zerplatzte sofort, aber fast im selben Augenblick tauchte auf der anderen Seite eine neue auf. Als die Bestie die auf dieselbe Weise erledigen wollte, ließ Xiucalta sie höher steigen, um der Attacke zu entgehen.
Trizil stand inzwischen wieder auf den Beinen, das Schwert in der Hand. Ihre Verletzungen behinderten sie nicht länger, auch wenn noch immer Blut über ihre Arme und ihren Oberkörper lief. Aber sie wagte es nicht, anzugreifen. Sie wusste ganz genau, dass sie nicht in der Lage war, der Bestie wirklichen Schaden zuzufügen. Und dass sie vermutlich nicht noch einmal so glimpflich davonkommen würde. Außerdem hatte das Auftauchen der Leuchterscheinungen wohl auch sie überrascht und die überlegte, was sie davon halten sollte.
Der Splitterdrache riss den Kopf hoch, um die freche Lichtgestalt mit den Augen zu verfolgen. Von einem Moment auf den nächsten verlor Xiucalta die Kontrolle über ihre Illusion und beobachtete, wie selbige zerplatzte. Ihr klappte der Mund auf. Was hatten sie getan? Was für eine Waffe hatten sie der Bestie gegeben?
Die Seherin hatte die Straße inzwischen selbst erreicht und lief in Richtung der beiden Erwählten und der gewaltigen Bestie über ihnen. Es war beängstigend, dem grünen Koloss wirklich gegenüberzustehen, und am liebsten hätte sie einfach kehrtgemacht. Aber das kam nicht in Frage. Sie war die Seherin der Druchii. Sie hatte eine Verantwortung.
„Trizil.“, schrie sie, so laut sie konnte. Verärgert über die neuerliche Störung schwenkte der Kopf des Splitterdrachen in ihre Richtung und der Blick der strahlend grünen Augen traf sie. Von einem Augenblick auf den anderen waren ihre Visionen weg. Schmerz und ein Gefühl schrecklichen Verlusts durchfuhren sie, sodass sie aufkeuchte und beinahe gestürzt wäre. Allein ihr Wille und der Stab hielten sie aufrecht. Das Monster entriss ihr ihre Kraft! Von Anfang an hatte der Splitterdrache über die Fähigkeit verfügt, Magie aus der Umgebung in sich zu ziehen. Für das Horn hatte er die Möglichkeit erhalten, alles Leben um sich herum bis zum Tode zu erschöpfen, wenn er genug Ruhe und Zeit hatte. Jetzt reichte ihm ein Blick, um alle Stärke, die eine Person besaß, für sich zu beanspruchen.
Allein zwei Tatsachen hatten verhindert, dass Xiucalta auf der Stelle tot zusammenbrach. Zum einen die Entfernung. Ihr Gefühl sagte ihr, dass die Wirkung umso schrecklicher geworden wäre, je näher sie diesen Augen gekommen wäre. Vermutlich hatte er die Kinder des Mordes auch nur deshalb lähmen können, weil sie direkt vor ihm standen. Inwieweit ihre Schwäche dabei eine Rolle spielte, war eine Frage, die Xiucalta nicht beantworten konnte.
Die andere Hälfte ihres Überlebens war, dass sie als Seherin so unglaublich viel Magie besaß. Schon beim ersten Auftauchen des Splitterdrachens hatte sie den Sog besser überstanden als alle anderen Magierinnen mit Ausnahme von Bluthand.
All das war ihr klar geworden, während der Blick dieser grünen Augen sie getroffen hatte. Sie stolperte noch ein paar Schritte und stützte sich auf ihren Stab, während sie keuchend Luft holte. Der Splitterdrache wandte sich derweil wieder den Erwählten zu.
„Trizil.“, rief Xiucalta abermals, sobald sie genug Atem geschöpft hatte. „Du bist Todeslied.“
Wieder richtete die Bestie ihren Blick auf Xiucalta und sie taumelte rückwärts, als weitere Kraft aus ihr herausgerissen wurde. Aber das spielte keine Rolle mehr. Es war vollbracht. Sie hatte Trizil ihren Titel genannt, den sie mit dem Verlust der Marilim vergessen hatte. Und mit ihrem Titel erhielt sie nun all ihre einstigen Fähigkeiten zurück.
Ein heller Ton wie von reinem Silber erfüllte von einem Augenblick auf den anderen die Straße und ergoss sich über der gesamten Stadt. Er hallte von den Mauern wider, brach sich in jeder Erhebung des Pflasters und schien durch Xiucaltas Körper zu vibrieren, bis es ihr schien, als wäre die Luft selbst zu Klang geworden. Jede Brechung, jede Reflektion veränderten den ursprünglichen Ton, während er selbst mal lauter, mal leiser, mal heller, mal dunkler wurde. Tausend Facetten, unendliche Variationen ein- und desselben Klangs, der gleichzeitig von Macht, Leben und Tod sprach.
Erleichtert hob Xiucalta den Kopf und blickte zu Trizil, die mit weit aufgerissenen Augen da stand, während zurückkehrenden Erinnerungen durch ihren Geist schossen und die Magie der Marilim über ihren Körper glitt, um eine neue, stahlgraue Rüstung und einen langen meerblauen Umhang zurückzulassen. Die Erwählte senkte den Blick auf ihr Schwert und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Es war die Klinge, die diesen Ton verströmte. Und während sie die Waffe langsam schwang, veränderte sich der Klang, bis er zu einer Melodie wurde, so schön und rein, so lebendig und kalt, dass Xiucalta bis in ihr Innerstes erschauderte.
Der Splitterdrache, der zurückgewichen war, als das Schwert zu klingen begonnen hatte, grollte tief in der Brust, fletschte die Zähne und griff dann die Erwählte an. Doch in dem Moment, in dem der Ton zur Melodie wurde, begann Trizil zu singen. Ihre Stimme vermischte sich mit der des Schwertes zu einem Lied, das von Tod kündete, auch wenn Xiucalta kein einziges Wort verstehen konnte.
Und als die Erwählte sich bewegte, stockte der Seherin der Atem. Ihr langes, silbergraues Haar floss wie Nebel um ihren Leib, während sich jeder ihrer Schritte dem Lied unterordnete und es gleichzeitig auf eine völlig neue Ebene zu heben schien. In vollendeter Anmut trat sie dem Splitterdrachen entgegen, tänzelte an ihm vorbei, als er mit aufgerissenem Maul und blitzenden Reißzähnen nach ihr schnappte, und rammte ihm dann das Schwert von unten durch den Kiefer, bis die Spitze der Klinge an der Oberseite der Schnauze wieder hervorbrach.
Das Lied verstummte und in der anschließenden Stille schien es, als sei die Welt für einen Augenblick erstarrt. Dann riss die Erwählte ihre Waffe frei und der Splitterdrache bäumte sich auf. Xiucalta presste sich die Hände auf die Ohren, als sein schmerzerfülltes Brüllen durch die Straße donnerte und einen erbärmlichen Kontrast zu der reinen Schönheit des vorherigen Klangs bildete.
Die Bestie wirbelte herum und schoss davon, während die nächste Verwandlung einsetzte. Ihr Schuppenpanzer wölbte sich unter Wellen von Magie, während der Kopf blind vor Schmerz und Zorn wild herumwirbelte und in die Gebäude beiderseits der Straße rammte. Sie sah, wie die Reißzähne herausfielen und zu Asche zerstoben.
Dann verschwand der Splitterdrache durch eine Häuserreihe aus ihrem Blickfeld, dicht gefolgt von den Kindern des Mordes, die ihn dank der Verzögerung fast eingeholt hatten. Xiucalta wünschte ihnen viel Erfolg, während sie sich aufrappelte und dabei schwer auf ihren Stab stützte. Aber sie hatte Glück gehabt und ihre Kraft kehrte bereits zurück. Noch konnte sie nicht wirklich wieder sehen, aber das war nur noch eine Frage der Zeit. Und erst einmal konnte sie sich ein paar Minuten Ruhe gönnen.
 
Sehr schöner teil. Xiucalta kommt einem wirklich nicht mehr so mächtig vor.

das hör ich gern. Das wollte ich auch erreichen.

Und die neue Fähigkeit vom Splitterdrachen, erstklassig. Jetzt hat er ja nur noch 2 seiner ehemaligen Körperteile, oder?

warte mal. Verloren hat er: Feuer, Horn, Rückenkamm, Flügel, Schwanz und nun auch noch die Reißzähne. Macht 6. Also hat er nur noch eins, nämlich die Krallen. Also es geht langsam dem Ende entgegen 😉
 
Suchen sie das Adjektiv, welches in dieser Aufzählung nicht ganz dazu passt:
so schön und rein, so lebendig und kalt
Wieso denn kalt? Wenn es lebendig ist, dann hat es viel Energie, ergo muss es physikalisch gesehen auch eher warm und kraftvoll sein. (Tja, ich gehe wahrscheinlich zu logisch an die Sache ran ^_^)

Die Schwächung Xiucaltas hast du natürlich auch sehr gut hingebogen, ist in allen Ansätzen gut bis sehr gut gelungen; Alleine die in diesem Kapitel vorkommende Häufung von schwächenden Aspekten lässt sie insgesamt hier etwas schächlich erscheinen. Unter Umständen wäre es besser, solcherlei Dinge auch mit in die anderen Kapitel zu stecken. Ganz nach dem Prinzip: "Man hörte den Splitterdrachen in der Ferne brüllen" könnte sie selbst in anderen Kapiteln ihre Erschöpfung mehr reflektieren, bzw. könnten auch andere Charaktere sie in der Außensicht als ermüdet betrachten: "Diese Vision hatte sie anscheinend sehr angestrengt, denn nun war ihr Gesicht erbleicht und sie wirkte etwas benommen ob der enormen Anstrenung, die sie geleistet hatte". Das sozusagen nochmal als Nachruf für das, was ich im Mäcces angesprochen hatte.

Ansonsten wollte ich mich nochmal für den schönen Abend bedanken, war cool mal sich mit dir mal etwas intensiver über die Geschichte zu unterhalten. 🙂