WHFB Erwählte des Khaine - PDF komplett online

Wieso denn kalt? Wenn es lebendig ist, dann hat es viel Energie, ergo muss es physikalisch gesehen auch eher warm und kraftvoll sein. (Tja, ich gehe wahrscheinlich zu logisch an die Sache ran ^_^)

ja, allerdings. Dies ist eine Fantasy-Geschichte 😉 Außerdem ist es nicht im Sinne von physikatisch kalt gemeint, sondern emotional kalt. Man sagt ja auch über gewisse Personen, sie seien kalt (herzlos), obwohl sie vermutlich eine normale Körpertemperatur haben.

Finden Sie das Wort, das den Kern dieser Aussage zu bilden scheint:
Die Schwächung Xiucaltas hast du natürlich auch sehr gut hingebogen, ist in allen Ansätzen gut bis sehr gut gelungen; Alleine die in diesem Kapitel vorkommende Häufung von schwächenden Aspekten lässt sie insgesamt hier etwas sch(w)ächlich erscheinen.

hm 😉
Ansonsten danke für das Lob. Hätte nie gedacht, dass das so rüberkommt. Um ehrlich zu sein: Ich habe dieses Kapitel nach der letzten Kritik nicht weiter dahingehend verändert, dass sie schwächer rüberkommt. Das hat sich von allein ergeben, obwohl es schon lange vorher fertig war.
Könntet ihr die Kapitel am Stück lesen, wäre Xiucalta vielleicht gar nicht so übermächtig rübergekommen, weil dieses Kapitel dann ziemlich bald danach gekommen wäre und das wieder ausgleicht.
Ich mach das eigentlich gern so, dass ich die Protagonisten an einer Stelle ziemlich heldenhaft darstelle und an anderer dafür dann wieder umso gewöhnlicher.

Unter Umständen wäre es besser, solcherlei Dinge auch mit in die anderen Kapitel zu stecken.
ja vielleicht, aber siehe dazu meine Erläuterungen eben.

Ganz nach dem Prinzip: "Man hörte den Splitterdrachen in der Ferne brüllen" könnte sie selbst in anderen Kapiteln ihre Erschöpfung mehr reflektieren, bzw. könnten auch andere Charaktere sie in der Außensicht als ermüdet betrachten: "Diese Vision hatte sie anscheinend sehr angestrengt, denn nun war ihr Gesicht erbleicht und sie wirkte etwas benommen ob der enormen Anstrenung, die sie geleistet hatte". Das sozusagen nochmal als Nachruf für das, was ich im Mäcces angesprochen hatte.

ja, das ist eine gute Idee, an die ich bisher noch viel zu wenig gedacht habe. Problem dabei ist, dass Xiucalta ziemlich wenig Kontakt zu anderen "Helden" hat. Ihr Teil der Geschichte wird eigentlich ausschließlich aus ihrer Sicht erzählt. Aber ich schau mal, was sich machen lässt.

Ansonsten wollte ich mich nochmal für den schönen Abend bedanken, war cool mal sich mit dir mal etwas intensiver über die Geschichte zu unterhalten. 🙂

gleichfalls. Es hat mir auch weitergeholfen.

Ansonsten vielen Dank für den dieses Mal ziemlich umfangreichen Beitrag. 😉
 
ja, allerdings. Dies ist eine Fantasy-Geschichte 😉 Außerdem ist es nicht im Sinne von physikalisch kalt gemeint, sondern emotional kalt. Man sagt ja auch über gewisse Personen, sie seien kalt (herzlos), obwohl sie vermutlich eine normale Körpertemperatur haben.
Nun, wenn es denn emotional kalt ist, wie willst du es denn dann gleichzeitig als lebendig bezeichnen? Irgendwie mag ich diese Korrelation nicht wirklich.

Kurze Anekdote: Es gibt eine Karte von MtG, die heißt "Eiskalter Manipulator". Sie hat einen Anekdotentext, der wie folgt ist: "Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung, der Samen des Lebens. Im Eis ist perfekte Ausgeglichenheit, perfekte Ordnung und die Stille des Todes."

Demnach finde ich, dass an dieser Stelle evtl. eher solch ein Wort wie "kraftvoll" anstatt von "lebendig" verwendet werden sollte, damit du an dieser Stelle eher das Ausmaß als die Eigenschaft beschreibst. Die Eigenschaft des Tanzes ist ja die Emotionslosigkeit und die wird ja schon, soweit ich das richtig verstanden habe, durch das Wort "kalt" beschrieben .

Finden Sie das Wort, das den Kern dieser Aussage zu bilden scheint.
Was denn nun? Ich dachte ich soll deine Geschichte unter die Lupe nehmen, nicht du meine Beiträge! 😀

Ansonsten danke für das Lob. Hätte nie gedacht, dass das so rüberkommt. Um ehrlich zu sein: Ich habe dieses Kapitel nach der letzten Kritik nicht weiter dahingehend verändert, dass sie schwächer rüberkommt. Das hat sich von allein ergeben, obwohl es schon lange vorher fertig war.
Könntet ihr die Kapitel am Stück lesen, wäre Xiucalta vielleicht gar nicht so übermächtig rübergekommen, weil dieses Kapitel dann ziemlich bald danach gekommen wäre und das wieder ausgleicht.
Ich mach das eigentlich gern so, dass ich die Protagonisten an einer Stelle ziemlich heldenhaft darstelle und an anderer dafür dann wieder umso gewöhnlicher.
Hm, vielleicht sollte man, die Wichtigkeit der jetzt sicherlich folgenden Kapitel in Acht nehmend, für kurze Zeit die Herausgabe von Kapiteln zu Verzögern und dann die restlichen Kapitel in zeitlich äußerst nahen Abständen (täglich?) oder gleich in einem Rutsch herausgeben, damit der Lesefluss über die letzten Kapitel hinweg bei dem nun allerwichtigsten Teil zum größtmöglichsten Maße zur Verfügung steht und somit die Geschichte so gelesen werden kann, wie sie ja auch in der Endfassung gelesen werden würde, um somit auch den Zerstückelungseffekt beim Lesen vorzubeugen.
Wall of Text FTW!!!
!
ja vielleicht, aber siehe dazu meine Erläuterungen eben.
ist richtig. Wie gesagt, man muss das ganze auch nochmal nach einer Gesamtlesung bertrachten.

ja, das ist eine gute Idee, an die ich bisher noch viel zu wenig gedacht habe. Problem dabei ist, dass Xiucalta ziemlich wenig Kontakt zu anderen "Helden" hat. Ihr Teil der Geschichte wird eigentlich ausschließlich aus ihrer Sicht erzählt. Aber ich schau mal, was sich machen lässt.
Ist mir auch aufgefallen, aber vielleicht wäre ein bisschen mehr Außensicht an sich gar nicht so schlecht, insbesondere weil man dann auch mal erfährt, was die anderen Handelnden so vin ihr halten. Bis jetzt ist Xiucalta für sie mehr oder weniger eine Art grauer Schemen. (Das kann natürlich gewollt sein, insbesondere darf sie ja nicht insgesamt ihren geheimnisumwobenen Status verlieren, das wäre nicht der Sinn der Sache. 😉)

gleichfalls. Es hat mir auch weitergeholfen.

Ansonsten vielen Dank für den dieses Mal ziemlich umfangreichen Beitrag. 😉
Das klingt ja fast so, also ob ich sonst nix schreiben würde! (Chef, du schreibst wirklich sonst nicht so viel...)
Egal... 🙄

Nene, kein Problem, hatte gestern Abend relativ viel Lust, meine Ideen und Anmerkungen in die schriftliche Form umzuwandeln.
 
Nun, wenn es denn emotional kalt ist, wie willst du es denn dann gleichzeitig als lebendig bezeichnen? Irgendwie mag ich diese Korrelation nicht wirklich.

Kurze Anekdote: Es gibt eine Karte von MtG, die heißt "Eiskalter Manipulator". Sie hat einen Anekdotentext, der wie folgt ist: "Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung, der Samen des Lebens. Im Eis ist perfekte Ausgeglichenheit, perfekte Ordnung und die Stille des Todes."

Hm, mich wundert, dass du in dem Zusammenhang nicht auch die Stelle "Macht, Leben und Tod" aufs Korn nimmst 😉

Ich denke nochmal drüber nach, wie ich diese Aufzählung verändern kann, damit deutlicher wird, was ich damit ausdrücken will.

So, folgender Vorschlag:
[FONT=&quot]Und während sie die Waffe langsam schwang, veränderte sich der Klang, bis er zu einer Melodie wurde, so schön und rein, so tödlich und kalt, dass Xiucalta bis in ihr Innerstes erschauderte. Und doch fühlte sie sich geborgen inmitten der Musik, die sie umschmeichelte, festhielt und beschützte. Denn es war nicht ihr Tod, den das Lied versprach. [/FONT]

Hm, vielleicht sollte man, die Wichtigkeit der jetzt sicherlich folgenden Kapitel in Acht nehmend, für kurze Zeit die Herausgabe von Kapiteln zu Verzögern und dann die restlichen Kapitel in zeitlich äußerst nahen Abständen (täglich?) oder gleich in einem Rutsch herausgeben, damit der Lesefluss über die letzten Kapitel hinweg bei dem nun allerwichtigsten Teil zum größtmöglichsten Maße zur Verfügung steht und somit die Geschichte so gelesen werden kann, wie sie ja auch in der Endfassung gelesen werden würde, um somit auch den Zerstückelungseffekt beim Lesen vorzubeugen.

wäre möglich, allerdings finde ich das als Autor insofern ungünstig, dass es dann kaum noch Kommentare zu den einzelnen Teilen geben wird, weil die meisten hier ja nicht so regelmäßig reinschauen. Dann heißt es nur noch "DIe letzten fünf Kapitel sind super, weiter so" oder ähnliches.
Außerdem will ich euch ungern so lange warten lassen.

Ist mir auch aufgefallen, aber vielleicht wäre ein bisschen mehr Außensicht an sich gar nicht so schlecht, insbesondere weil man dann auch mal erfährt, was die anderen Handelnden so vin ihr halten. Bis jetzt ist Xiucalta für sie mehr oder weniger eine Art grauer Schemen. (Das kann natürlich gewollt sein, insbesondere darf sie ja nicht insgesamt ihren geheimnisumwobenen Status verlieren, das wäre nicht der Sinn der Sache.
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)

oh, den wird sie zumindesten zum Teil verlieren. Die Kinder des Mordes, sie sie ja auch vorher kannten, werden sie schon noch näher kennen lernen, dafür wird sie für alle anderen noch geheimnisvoller und auch mächtiger erscheinen.
Ironischerweise bringst du diese Anmerkung mal wieder direkt vor dem Kapitel, ab dem sie eigentlich unsinnig wird 😉 Du wirst bald erfahren, was sie anderen von ihr halten.
 
Hm, mich wundert, dass du in dem Zusammenhang nicht auch die Stelle "Macht, Leben und Tod" aufs Korn nimmst 😉
Ist mir dort anscheinend nicht aufgefallen.

So, folgender Vorschlag:
*stempel* Angenommen. :kommissar:

wäre möglich, allerdings finde ich das als Autor insofern ungünstig, dass es dann kaum noch Kommentare zu den einzelnen Teilen geben wird, weil die meisten hier ja nicht so regelmäßig reinschauen. Dann heißt es nur noch "Die letzten fünf Kapitel sind super, weiter so" oder ähnliches.
Außerdem will ich euch ungern so lange warten lassen.
Auch richtig. Mach es einfach so, wie du es für richtig hältst, schließlich ist es ja deine Geschichte und ich geb nur ein paar Hinweise und Anmerkungen. 🙂

oh, den wird sie zumindesten zum Teil verlieren. Die Kinder des Mordes, sie sie ja auch vorher kannten, werden sie schon noch näher kennen lernen, dafür wird sie für alle anderen noch geheimnisvoller und auch mächtiger erscheinen.
Ironischerweise bringst du diese Anmerkung mal wieder direkt vor dem Kapitel, ab dem sie eigentlich unsinnig wird 😉 Du wirst bald erfahren, was sie anderen von ihr halten.
Tja, vielleicht solltest du die aufkommende Kritik noch im selben Teil begegnen und nicht erst im darauf folgenden Teil... 😀
Nur Spaß! Wenn es so ist, wie du schreibst, dann reicht so etwas völlig aus, insbesondere, da man die finale Version ja viel eher am Stück lesen wird, wodurch das ganze gedanklich zusammenrückt und sich somit das ganze ausgleicht.
 
*stempel* Angenommen. :kommissar:

sehr schön. Wird gleich geändert.

Nur Spaß! Wenn es so ist, wie du schreibst, dann reicht so etwas völlig aus, insbesondere, da man die finale Version ja viel eher am Stück lesen wird, wodurch das ganze gedanklich zusammenrückt und sich somit das ganze ausgleicht.

ganz genau. Aber ich denke, das nächste Kapitel folgt relativ bald. Ich wollte noch ein bisschen war ergänzen, was mir noch so eingefallen ist, aber morgen oder übermorgen müsste es dann online kommen.
 
[FONT=Arial, sans-serif]Hallo, [/FONT]
nachdem ich mich endlich durchgerungen habe, Kommentare hier im Forum zu verfassen, beglücke ich nach Nakago, den nächsten Autor SHOKer.
Die Reihenfolge der Kommentare ist keine Wertigkeit der Autoren, sie entsteht dadurch das ich mehre Kommentare gleichzeitig in Word schreibe und den Kommentar veröffentliche den ich für fertig halte. Das muss ich leider so machen da ich relative viel Zeit benötige, um einen für mich akzeptablen Kommentar, zu schreiben.
So nun genug des Vorgeplänkels hier meine Meinung zu diesem epischen Werkes.


Was soll man zu so einem epischen über 1000 seitigen Werk sagen außer Hammer.
Man könnte noch Tonnen von anderen Wörtern sagen, aber ich möchte auch einen konstruktiven Kommentare abgeben und nicht nur „bauchpinsellei“ betreiben.


Ich muss gestehen, das mir WHF eigentlich recht suspekt ist, ich konnte mich nie so richtig mit diesem Spielsystem anfreunden, obwohl meine Spielgruppe (ich => Zwergenarmee) es ebenso spielt wie 40k (ich => Chaos, Necron, Hexen- und Dämonenjäger). Durch diese, ich sage mal leichte Abneigung, interessierte mich der WHF Teil des Forums recht wenig und somit habe ich lange Zeit dieses hervorragende Werk, sehr zu meinem Bedauern, übersehen.
Als SHOKer mit der Korrektur von „Das Schwinden“ anfing, bin ich erst so richtig auf ihn und sein Werk aufmerksam geworden und dachte mir wer so gute Kommentare abgibt und dann noch andere hilft, dessen Werk sollte ich mir auch mal ansehen und lud mir die PDF mir den ersten 5 Teilen runter und fing an zu lesen. Das Werk hat mich so gefesselt, das ich WHF doch nochmal ein Chance gab und anfing zu zocken, naja Spaß hat´s immer noch nicht gemacht aber „die Erwählten des Khaine“ bleibe ich weiter treu und fiebere jedem neuen Teil entgegen.


Was soll man an so einem Werk negative kritisieren wollen? Meiner Meinung nach gibt es nicht viel bis gar nichts zu kritisieren und das was kritisiert wird, ist für mich „typisch Deutsch“ meckern auf hohem Niveau (so wie ich das bis jetzt mitbekommen habe, hab ja erst die PDF gelesen), solang das vom Autor auch gewünscht und gefordert wird, ist das auch m.M. nach völlig okay, es sollte bloß nicht übertrieben werden um dann vielleicht im Endeffekt sogar den Autor zu vergrault, das wäre Sch**ße, gerade bei so einem Werk.




So bevor ich noch mehr Schleim verspritze, das die Internetleitungen zusammenbrechen, mache ich Schluss mit dem Kommentar, sollte mir irgendwann mal etwas wirklich konstruktives Ein-/Auf- fallen, werde ich mich mit meiner nicht zurück halten.

PS

Doch in bauchpinsellei abgeruscht :lol:

Gruß Lars
 
[FONT=Arial, sans-serif]Hallo, [/FONT]
nachdem ich mich endlich durchgerungen habe, Kommentare hier im Forum zu verfassen, beglücke ich nach Nakago, den nächsten Autor SHOKer.

Vielen Dank dafür. Ich freue mich über jeden neuen Leser (bzw. auch über jeden stillen Mitleser, der sich mal offenbart).

Das mit der Reihenfolge wäre auch ohne Begründung in Ordnung. Ich habe sehr großen Respekt vor Nakagos Werk und halte es dem meinen durchaus für überlegen.

Was soll man zu so einem epischen über 1000 seitigen Werk sagen außer Hammer.

man könnte auch "Mist" sagen, aber ich freue mich, dass du die andere Richtung gewählt hast 😉

as Werk hat mich so gefesselt, das ich WHF doch nochmal ein Chance gab und anfing zu zocken, naja Spaß hat´s immer noch nicht gemacht aber „die Erwählten des Khaine“ bleibe ich weiter treu und fiebere jedem neuen Teil entgegen.

naja, inzwischen hat EdK ja auch mit Warhammer nur noch die Namen und Orte gemein. Dann kann ich ja beruhigt davon ausgehen, dass du vielleicht auch die Überarbeitung mit dem neuen, frei erfundenen Hintergrund verfolgen wirst?

(so wie ich das bis jetzt mitbekommen habe, hab ja erst die PDF gelesen

ah ok. Na, wenn du weiterlesen willst, dann gehts HIER weiter. Seite 83 des Threads mit dem Kapitel "Der Schatten". Ich wünsche viel Vergnügen.

sollte mir irgendwann mal etwas wirklich konstruktives Ein-/Auf- fallen, werde ich mich mit meiner nicht zurück halten.

du bist herzlich eingeladen, dich regelmäßig zu äußern, aber solange du überhaupt dabei bleibst, bin ich auch schon zufrieden.

Als SHOKer mit der Korrektur von „Das Schwinden“ anfing, bin ich erst so richtig auf ihn und sein Werk aufmerksam geworden und dachte mir wer so gute Kommentare abgibt und dann noch andere hilft, dessen Werk sollte ich mir auch mal ansehen

[Selbstwerbung]
und vergiss die Wettbewerbe nicht 😛
[/Selbstwerbung]
Ich habe mich schon öfters als Korrekturleser angeboten oder auch betätigt, aber bei Nakago mach ich es halt besonders gerne. Als Lohn bekomme ich immerhin als allererstes die Kapitel und kann mit ein paar subtilen Hinweisen darauf Einfluss nehmen. Zur einen oder anderen Änderung habe ich ihn ja schon bewegen können.

Also dann nochmal vielen Dank für den langen Kommentar. Müsste auch bald das nächste Kapitel geben.
 
So, nun endlich mal wieder einen neuen Teil. Hier wird mal wieder mehr geredet als irgendwas anderes, aber ich denke, das Kapitel ist eigentlich ganz gut geworden. Hier wird nun auch Trizil ein wenig näher beschrieben. Soll aber die letzte sein, die in dieser Geschichte Titel und Hintergrund erhält.
Außerdem werden ein paar Schleier um Xiucaltas Pläne gelüftet.

Ich hoffe, es gefällt, und wünsche viel Spaß.

Hoffnungen


Niemals soll euer Mut wanken, solange mein Lied erklingt.
- Aus ‚Die Legenden von Meisterin Todeslied und der langen Überfahrt‘

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
11 Stunden nach Sonnenaufgang

Mit langsamen Schritten aufgrund ihrer Erschöpfung ging Xiucalta auf Trizil zu, die jetzt neben Kerkil kniete und ihn vorsichtig untersuchte. Beinahe zärtlich tasteten ihre Finger über seine Haut und genauso sanft tat sie all seine besorgten Fragen über ihre Verletzungen ab. Sie sah gut aus für jemanden, der gerade mit Mühe den Angriff des Splitterdrachens überlebt hatte.
Wie Kerkil hatte sie mit ihrem Titel nicht nur ihre einstigen Fähigkeiten und Erinnerungen, sondern auch ihre besondere Rüstung zurückerhalten. Ein kunstvoller, feiner Harnisch hüllte ihren ganzen schlanken Körper in blaugraues Silber, das dort, wo sich das Licht brach, mal weiß, mal bläulich schimmerte und täuschend durchscheinend aussah. Die Farbe erinnerte an die Oberfläche eines aufgewühlten, grauen Meeres, das sich ab und zu bequemt, im Sonnenschein im Blau unergründlicher Tiefen zu glitzern. Wellenförmige Muster und Verzierungen in denselben Farben auf Arm- und Beinschienen, die zum Teil schützende Runenzeichen bildeten, unterstützten diesen Eindruck noch. Auf Brust und Rücken waren die Abbildungen von Schiffen, Küsten und Stränden zu erahnen.
Um den Kopf trug die Erwählte nun einen dünnen, silbernen Stirnreif, in dessen Mitte, direkt über dem goldenen Symbol der wieder ins Leben gerufenen Kinder des Mordes, ein geschliffener Saphir funkelte. Die langen, silberweißen Haare fielen ihr wie die Gischt eines schäumenden Wasserfalls in lockigen Wellen über Reif, Schultern und Rücken. Weitere Saphire zierten die Gelenke ihrer Rüstung, den Knauf ihres Schwerts und auch die lange Scheide, auf der sich die Wellenmuster des Harnischs fortsetzten.
Ein langer, meerblauer Umhang mit silbernen Säumen und Verzierungen rundete die Erscheinung der Erwählten ab. Es war das Bild einer wahren Heldin, die die Herzen der einfachen Krieger höher schlagen ließ und deren Anblick allein die Zuversicht eines ganzen Heeres wiederherstellen konnte. Auch Xiucalta konnte nicht verhindern, dass Trizils Erscheinung ihre Hoffnungen auf ein gutes Ende dieses Tages hob.
Als sie neben der Erwählten zum Stehen kam, stand die auf und lächelte.
„Danke, Xiucalta. Ich … nein, wir schulden dir eine Menge. Ohne dich wären wir tot.“
„Ihr schuldet mir nichts. Es ist der Preis, der mit meiner Gabe einhergeht, zu wissen, welche Folgen mein Versagen hätte. Meine Rolle in dieser Schlacht ist nicht größer als Eure, Meisterin Todeslied, und die aller Kinder des Mordes. Nur meine Waffe ist eine andere. Mein Wissen soll euch ebenso beschützen wie eure Klingen mich.“
Trizil blickte sie einen Moment aufmerksam an und erwiderte dann: „Doch zumindest zu einem Dank sind wir dir verpflichtet.“
„Den ich mit Freuden annehme.“
Die Erwählte lächelte und klopfte Xiucalta auf die Schulter. Die junge Seherin zuckte zusammen, dann erwiderte sie das Lächeln. Allmählich fühlte sie eine gewaltige Erleichterung. Sie war nicht nur am Leben, sie hatte es entgegen aller Wahrscheinlichkeit auch noch geschafft, Kerkil und Trizil zu retten. Für den Verlauf der Schlacht mochte es ein nur kleiner Erfolg sein, aber für ihre Zuversicht war er umso wichtiger.
„Dann war meine Zeit also gekommen?“, fragte Trizil, während sie wieder neben Kerkil in die Knie ging. Sie legte dem verletzten Krieger einen zusammengerollten Umhang unter den Rücken, auf der er anscheinend auch schon vor dem Auftauchen der Splitterdrachen gelegen hatte. So saß er ein wenig aufrechter. Er lächelte Trizil dankbar an.
„Ich weiß nicht, ob Eure Zeit gekommen war oder nicht, Meisterin Todeslied. Ich bin nicht das Schicksal. Aber Euch Euren Titel zurückzugeben, war die einzige Möglichkeit, die ich noch sah, um Euch beide zu retten.“
Die Erwählte blickte überrascht auf. „Aber wenn es allein deine Entscheidung war, hast du für das Schicksal entschieden. Was macht es noch für einen Unterschied?“ Sie lachte. „Nein, antworte nicht. Dies ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, um über solche Spitzfindigkeiten zu debattieren. Und du brauchst mich nicht Todeslied zu nennen. Trizil genügt.“
Xiucalta nickte und kniete sich neben die Erwählte. Sie konnte fühlten, wie ihre Magie zurückkehrte. Noch hatte sie es nicht versucht, aber schon bald müsste sie wieder mühelos sehen können. Dann musterte sie Trizil und stellte fest, dass sie noch immer leicht lächelte, obgleich Sorge in ihren goldenen Augen lag.
„Ihr seid anders als die übrigen Kinder des Mordes.“, stellte die Seherin fest. Die Erwählte sah auf und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ein erwartungsvolles Funkeln trat in ihren Blick. Jedes Kind des Mordes hatte einzigartige Fähigkeiten und jedes von ihnen hatte auch eigene Farbe. Während Blutklinge schwarz war, die Verkörperung des Tempels und des Todes, für den er stand, war Bluthand golden und Drachenfluch dunkelgrün. Alle Erwählten hatten dunkle Farben gewählt als Zeichen ihrer Verbindung zu Khaine, dem sie dienten, und dem Tod, den sie brachten. Trizil war die mit Abstand hellste von ihnen, so gehüllt in Blau und Silber. Xiucalta war neugierig, weshalb das so war.
„Oh, wir alle sind sehr verschieden. Jeder von uns ist einzigartig und etwas Besonderes in seinem Können.“
„Ja, aber Ihr seid so … fröhlich. Ihr lächelt viel häufiger, Ihr begegnet mir ohne jede Skepsis und den furchtsamen Respekt einiger der anderen. Selbst jetzt noch sehe ich Hoffnung in Euren Augen. Und ich glaube nicht, dass einer der anderen Erwählten seinem Gegner singend entgegen treten würde.“
Die Erwählte lachte erneut. „Fröhlich. Ich mag dich, Xiucalta. Meine verehrten Mitstreiter würden es eher mit naiv ausdrücken.“ Fast beiläufig legte sie Kerkil die Finger auf die Lippen, als der protestierend den Mund öffnete. „Ich kenne eure Gedanken.“, meinte sie in seine Richtung. Dann sah sie wieder Xiucalta an. „Aber ich weiß auch, dass sie es nicht herablassend meinen. Eher im Sinne von jugendlich unschuldig oder übertrieben hoffnungsvoll.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber vermutlich hast du recht. Ich bin anders als die anderen. Oder sagen wir mehr anders.“ Sie grinste.
„Woher habt Ihr dieses Wesen?“, fragte Xiucalta neugierig. „Wenn Ihr die Frage erlaubt.“
„Natürlich. Du weißt vermutlich sowieso fast alles über uns. Ich bin sicher, früher oder später würdest du alleine eine Antwort finden.“ Sie zuckte abermals mit den Schultern. „Ich war noch sehr jung, als ich die Marilim erhielt, nur wenige Jahre älter als du jetzt. Und ich glaube, mein fröhliches Wesen war es, weshalb Khaine mich auserwählte. Denn ich war das Kind des Mordes, das die Druchii über den Ozean führte, als Nagarythe im Meer versank. Es waren schreckliche und hoffnungslose Jahre, die darauf folgten. Ich bin keine so gute Kämpferin wie die anderen, Xiucalta, aber meine Zeit erforderte weniger scharfe Schwerter als vielmehr einen starken Glauben, Mut und unerschütterliche Hoffnung.“
Sie blickte der Seherin einen Moment in die Augen, dann fuhr sie fort. „Und wie du bereits bemerkt hast, halte ich selbst in dieser Stunde an der Hoffnung fest. Das war es, was die Druchii zu meiner Zeit brauchten, während sie aus ihrer Heimat flohen und den beschwerlichen Weg über den Ozean in eine ungewisse Zukunft antraten. Ich schenkte ihnen neue Zuversicht, brachte sie zum Hoffen und erinnerte sie daran, zu glauben. An Khaine und an eine Zukunft. Bis wir schließlich Naggaroth erreichten und begannen, uns niederzulassen.“
„Habt Ihr auch mitgeholfen, Naggaroth zu erobern?“
„Nein, das sollte die Aufgabe eines anderen Kindes des Mordes sein. Ich schützte nur die ersten Siedlungen und Städte. Als die Druchii eine neue Heimat gefunden hatten, war mein Teil getan. Ich starb noch im ersten Jahr nach der Landung beim Kampf gegen die Zwerge in den Eisenbergen.“
Sie blickte zu den Gipfeln, die über der Stadt aufragten. „Es war nicht allzu weit von hier. Sie hatten unsere Steinbrüche und Minen angegriffen, die wir brauchten, um Naggarond aufzubauen. Wir schlugen aller Kraft und Verzweiflung zurück, weil sie uns dieses neue Land nicht wieder nehmen lassen wollten, und kamen letztendlich bis in ihre Hauptstadt. In letztem Trotz befreiten sie einen gefangenen Drachen, um uns aufzuhalten. Ich opferte mein Leben, um die Bestie zu vernichten.“
Xiucalta blickte die Erwählte ehrfürchtig an. „Dann muss Euch dies eben wie ein Déjà-vu erschienen sein.“ Die andere Frau nickte nur und erschauderte, als sie sich daran erinnerte, wie knapp sie dem Tod entkommen war. Dann runzelte sie die Stirn und blickte Xiucalta schockiert an.
„Oh nein, ich habe ganz vergessen, an deine Warnung zu denken. Jetzt hat der Splitterdrache noch ein Körperteil verloren. Verdammt.“
Xiucalta legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Und so sollte es sein.“
Jetzt stand völlige Verwirrung in den goldenen Augen der Erwählten. „Wie meinst du das? Du hast uns doch gesagt, wir sollen das vermeiden, damit er nicht noch mächtiger wird.“
Xiucalta lächelte und zog die Augenbrauen hoch. „Habe ich das?“
„Du hast … Soll das heißen …?“
„Ich habe Euch davor gewarnt, was geschehen würde, wenn Ihr ihm körperliche Waffen nehmt, damit Ihr ihn nicht unterschätzt oder Euch zu sicher wähnt. Ich habe Euch nie verboten, die Splitter zu vernichten, aus denen er geschaffen wurde. Tatsächlich ist das sogar nötig, damit er am Ende gebannt werden kann.“
„Und warum hast du uns das nicht gesagt?“, fragte Kerkil ungläubig.
„Was denkt Ihr denn, was Ihr dann getan hättet?“
„Wir hätten alles daran gesetzt, diese Teile von ihm zu zerstören.“
„Genau. Als Ihr und Meister Blutklinge in der Luft mit ihm gekämpft habt, hattet Ihr die Möglichkeit, ihm die Reißzähne zu nehmen. Sicher hättet Ihr außerdem versucht, an seine Klauen oder seinen Schwanz heranzukommen. Aber selbst wenn Euch das gelungen wäre, hätte es dem Splitterdrachen schreckliche neue Fähigkeiten gegeben und ihn jedes Mal mächtiger gemacht. Außerdem hätte Szar’zriss keinen so langen Kampf überstanden. Hättet Ihr Euch nicht darauf konzentriert, ihm einzig und allein die Flügel zu nehmen, hättet Ihr das nicht geschafft, Szar’zriss wäre trotzdem abgestürzt und Ihr würdet nun nicht mehr an ihn herankommen.“
Der Erwählte nickte langsam. „Ich verstehe.“, meinte Trizil. „Also hast du uns absichtlich in dem falschen Glauben gelassen, dass wir ihn möglichst nicht verletzen dürfen, damit wir überhaupt eine Chance haben, ihn zu besiegen.“
„Und die Schlacht gibt mir recht. Seht ihn Euch an. Sechs der sieben Teile, aus denen er geschaffen wurde, hat er verloren. Ein einziges fehlt noch, dann könnt Ihr ihm das Horn in den Leib rammen und uns alle endlich von ihm erlösen. Aber behaltet dieses Wissen für Euch. Ihr würdet Euren Gefährten damit nicht helfen.“
„Ich möchte wahrlich nicht mit dir tauschen, Xiucalta.“ Trizil lächelte schwach und schüttelte den Kopf. „Ich bin viel zu ehrlich und direkt, um solch verworrene Pläne zu entwickeln. Im Herzen bin ich doch eine Kämpferin.“ Sie überlegte kurz. „Und du bist sicher, dass das Horn zu uns kommen wird, wenn wir soweit sind?“
„Sicher ist nichts in dieser Schlacht. Alles ist nur eine Möglichkeit. Wenn Eure Zauberin versagt, wären all Eure Bemühungen umsonst. Es spielt keine Rolle, wie viel Ihr dann bereits erreicht habt. Ein einziger Fehler; und alles fällt in sich zusammen. Es gibt nur eines, das ich sicher sagen kann: Bevor Ihr den Splitterdrachen bannen könnt, muss es ein Opfer geben.“
Trizil sprang auf. „Was?“ [FONT=&quot]Sie schrie beinahe, auch wenn ihre Stimme vom fernen Brüllen der gewaltigen Bestie übertönt wurde, als hätte sie die Worte über ihre Bannung gehört. Die Erwählten machten das Monster wohl langsam wütend. [/FONT] „Aber du hast gesagt …“
„Ich weiß, was ich gesagt habe.“, unterbrach Xiucalta sie ruhig. „Das Horn muss mit dem Geist eines lebenden Götterkriegers gefüllt werden, indem dieser ermordet wird. Was ich damals aber nicht klar sah, ist, dass Ihr eine Ablenkung braucht, wenn einer von Euch nah genug an den Splitterdrachen herankommen will, um ihn zu bannen. Eine Ablenkung, die nicht überleben wird.“
Trizil kniete sich wieder hin und legte den Kopf in die Hände. „Also müssen zwei von uns sterben.“
„Damals war es nur eine Möglichkeit, jetzt ist es Gewissheit. Ohne das Opfer werdet Ihr keinen Erfolg haben. Es tut mir leid. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg.“
„Ich sollte das tun.“, mischte sich Kerkil ein, der bisher größtenteils müde zugehört hatte. Jetzt war er munter und schien sich vom Einfluss des Banns, mit dem der Splitterdrachen ihn belegt hatte, zu erholen.
„Nein.“, rief Trizil sofort. „Du weißt nicht, was du sagst. Du …“
Dieses Mal legte er ihr die Finger auf die Lippen, um sie zum Verstummen zu bringen, während er verbittert lachte. „Sieh mich doch an, Trizil. Ich bin verletzt und gebrochen. Die Marilim hat mich aufgegeben. Welch anderen Nutzen kann ich noch haben außer als Opfer?“
Trizil schluchzte leise. „Ich will dich nicht verlieren.“
Kerkil legte ihr die Hand an die Wange. „Ich dich auch nicht. Aber würdest du einen unseren Gefährten dazu verurteilen?“ Sie gab ihm keine Antwort. Er fragte sanft, aber eindringlich: „Wenn du mich nicht gehen lassen willst, würdest du es selbst tun?“
Xiucalta konnte sehen, wie Trizil der Atem stockte und sie ihn anstarrte. Dann senkte sie den Blick. „Du hast recht. Ich habe meine Aufgaben aus den Augen verloren und mich von Gefühlen ablenken lassen. Ein Kind des Mordes sollte nicht so handeln wie ich.“
„Wir alle machen Fehler, Trizil. Und ich mag dich dafür, dass du nicht allein an die Pflicht denkst. Dass ich dir wichtiger bin als dein Schwur vor Khaine. Gefühle sind nicht Schlechtes. Sie können uns stärker machen und sie heben uns ab von unseren Feinden. Aber wir sind die Kinder des Mordes und wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gefühle Leben fordern.“
Trizil nickte. „Ich wünschte, ich wäre so stark wie Blutklinge und Bluthand. Sie ist allein, um für uns alle zu kämpfen, statt bei ihrem Geliebten zu bleiben. Sie haben sich getrennt, ohne zu wissen, ob sie einander wiedersehen würden. Sie haben nicht einen Augenblick gezögert, sich loszulassen, um ihre jeweilige Schlacht zu schlagen.“
Xiucalta dachte an Yerill und Sorge schnürte ihr die Kehle zu. Aber sie empfand ebenso viel Stolz wie Furcht. Auch sie beide hatten sich getrennt, in dem Wissen, dass der jeweils andere sterben könnte, ohne dass sie es mitbekommen würden.
„Du bist nicht schwächer als die beiden, Trizil.“, widersprach Kerkil. „Du zeigst deine Gefühle nur offener. Aber ich weiß, dass du, wenn es so weit ist, das Richtige tun wirst. Und wenn das Ende kommt, dann möchte ich mit dir zusammen sterben. Wenn zwei von uns sterben müssen, dann möchte ich einer von ihnen sein. Meine Schlacht ist geschlagen. Diesen letzten Dienst soll mir niemand vorenthalten.“
Die Erwählte nickte, während Tränen in ihren Augen standen. „Aber du kannst nicht einmal laufen. Wie willst du dann als Ablenkung dienen? Lass mich das tun. Vielleicht ist es mein Schicksal, abermals von einem Drachen getötet zu werden. Möglicherweise war meine Zeit tatsächlich gekommen und ich habe meinen Titel zurückbekommen, damit ich mich an alles erinnere, wenn das Ende kommt.“
„[FONT=&quot]Vielleicht gilt für mich das gleiche. Ich starb schon einmal durch die Hand eines Freundes. [/FONT] Glaub mir, ich will genauso wenig, dass du dich opferst, wie du mich das tun lassen willst. Deshalb bitte ich dich um ein Versprechen: Wenn du die Möglichkeit hast, das Horn zu bekommen, dann tu, was getan werden muss. Töte mich damit. Ich werde in Khaines Hallen auf dich warten.“
Trizil keuchte auf und starrte ihn einige Augenblick an. Er erwiderte ihren Blick ohne Blinzeln, bis sie die Augen schließlich niederschlug. „Ich verspreche es dir. Und ich werde dir so schnell wie möglich nachfolgen. Ich werde mich als Ablenkung opfern, damit all unsere Brüder und Schwestern leben können.“
„Danke.“, flüsterte Kerkil und schloss die Augen. Das Reden schien ihn erschöpft zu haben. Vielleicht war es auch die Endgültigkeit dessen, was sie einander versprochen hatten. Xiucalta fühlte sich fehl am Platz und sie war froh, nicht an Trizils Stelle zu sein. Sie konnte verworrene Pläne machen, aber den Mut für ein solches Opfer besaß sie nicht. Sie war keine Kriegerin.
„Ist das unser Schicksal?“, wandte sich die Erwählte plötzlich an sie. Xiucalta erstarrte einen Moment, bevor sie sich fing und rasch nach Worten suchte.
„Glaubt mir, ich wünschte, ich könnte Euch das sagen. Aber selbst, wenn ich es mit Sicherheit wüsste, würde ich es nicht tun. Die Zukunft, die ausgesprochen wurde, wird nicht eintreten; das ist das Wichtigste, was ein Seher lernen muss.“
Trizil nickte und lächelte. „Das habe ich fast erwartet.“ Xiucalta war sprachlos, angesichts der Geschwindigkeit, mit der die gute Laune der Erwählten zurückgekehrt war. Aber als sie genauer hinsah, entdeckte sie eine Härte in den goldenen Augen, die zuvor nicht dagewesen war. Ganz so leicht, wie es schien, hatte sie Kerkils Bitte doch nicht überwunden.
„Gibt es denn überhaupt noch Hoffnung? Lebt Bluthand noch?“
Xiucalta betrachtete die Winde der Magie und dachte einen Augenblick lang nach. Dann nickte sie.
„Ja, so viel kann ich Euch sagen. Sie hält sich bisher gut gegen Nerglot, aber das Duell ist in vollem Gange und ich kann sein Ende nicht erkennen. Es gibt zu viele Eventualitäten und Bedingungen. Jeden Augenblick kann einer von beiden einen Fehler machen, der ausreichen würde, um alles zu beenden.“ Dann zögerte sie, bevor sie fragte: „Wisst Ihr nicht, ob einer von Euch gestorben ist?“
„Ja und nein.“, antwortete Trizil. „Ich weiß, dass kein anderes Kind des Mordes bisher gestorben ist, auch wenn zwei weitere schwer verletzt wurden. Aber wir haben uns darauf geeinigt, Bluthand von unseren Gedanken abzuschirmen. Sie kann keine Ablenkung gebrauchen, weil wir selbst wissen, wie schnell und fatal ein magisches Duell enden kann. Deshalb können wir auch nicht in Erfahrung bringen, wie es um sie steht, da schon ein einziger Gedankenfühler, der sie im falschen Augenblick streift, tödlich werden könnte.“
„Seid Ihr deshalb von der Marilim abgeschnitten?“
Trizil sah die Seherin überrascht an und auch Kerkil schlug die Augen wieder auf.
„Nein, ihre Kraft ist verbraucht. Sonst würde sie mich heilen.“, erwiderte der Erwählte.
Xiucalta schüttelte den Kopf. „Meisterin Bluthand scheint noch genug Magie zu haben, um Nerglot die Stirn zu bieten. Und das schon seit einer ganzen Weile.“
Die beiden Kinder des Mordes sahen sich an, dann zuckte Trizil mit den Schultern. „Vielleicht kann sie uns das erklären, wenn das hier vorbei ist. Im Augenblick sollten wir vielleicht dankbar dafür sein, dass es sich so verhält.“
„Ich wäre dankbar für ein bisschen Kraft.“, schnaubte Kerkil. Trizil sah ihn strafend an.
„Wenn unser Leid bedeutet, dass Bluthand siegen kann, dann trage ich diese Last mit Freude.“
„Ja, vermutlich hast du recht. Sie braucht diese Magie mehr als wir.“
„Wenn Ihr mir die Frage erlaubt.“, mischte Xiucalta sich ein. „Was würde Bluthands Tod für die Marilim bedeuten?“
Wieder sahen die beiden Erwählten einander an. Dieses Mal war es Kerkil, der mühsam antwortete. „Das wissen wir selbst nicht. Khaine gab jedem einzelnen von uns diese Kraft und mit unserem Tod verloren wir sie wieder. Vielleicht versiegt die Marilim, wenn Bluthand stirbt. Ich würde nicht ausschließen, dass wir im schlimmsten Fall alle mit ihr sterben würden, denn immerhin leben wir nur dank ihrer Zauberei wieder. Genauso wenig ist auszuschließen, dass die Marilim auf einen von uns übergehen oder sich zwischen uns aufteilen würde. Eventuell hätten wir dann wieder jeder eine eigene Quelle. In der Summe wären wir dann zwar deutlich schwächer, trotzdem wäre das vermutlich noch das Beste, was uns passieren könnte. Aber lasst uns beten, dass wir es nicht herausfinden müssen.“
Xiucalta nickte und sandte ein kurzes stummes Gebet an den Gott mit den Blutigen Händen, dass er der Zauberin in diesem Kampf beistehen möge. Ihre Visionen konnten ihr keine Auskunft darüber geben, was nach Bluthands Tod mit den Kindern des Mordes geschehen würde. Die Möglichkeit, dass sie alle zusammen vergehen würden, erschütterte sie.
„Kann ich denn wenigstens diese eine gute Nachricht mit den anderen teilen, dass Bluthand am Leben ist und sich im Kampf behauptet?“, brach Trizil schließlich das Schweigen. „Ein wenig Zuversicht könnte uns allen in dieser Stunde gut tun.“
Xiucalta lächelte und nickte. „Ihr wisst wahrlich Hoffnung zu verbreiten, Meisterin Todeslied.“
„Wenn das alles ist, was ich im Moment tun kann, dann soll es mir recht sein. Das Ende wird früh genug kommen.“ Sie verstummte und ihr Blick verlor sich in unbestimmter Ferne. Dann schüttelte sie den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Seherin.
„Und was ist mit dir, Xiucalta?“
„Ich versuche, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.“, antwortete sie vage. Die Erwählte lachte. Xiucalta zuckte die Schultern. „Es gibt viele Kleinigkeiten, die getan werden müssen, damit sich alle Stränge des Schicksals so verbinden, dass dieser Tag nicht mit unser aller Untergang endet. Dinge, für die später andere Personen geehrt werden.“ Als Trizil sie fragend ansah, erklärte sie: „Ich gab Euch Euren Titel zurück und Ihr wart es, die dem Splitterdrachen die Reißzähne nahm. Welche dieser beiden Taten, denkt Ihr, wird später bejubelt werden?“
„Ich werde dafür sorgen, dass man deine Leistungen würdigt.“, widersprach Trizil, aber Xiucalta winkte ab.
„Leistungen, die kein Sterblicher versteht und die keine direkt sichtbaren Wirkungen haben.“ Sie strich mit den Händen über ihre Gewänder. „Seht mich an. Glaubt Ihr, ich will im Mittelpunkt stehen? Wenn Ihr den Sterblichen erklärt, dass ich Euch gerettet habe, werden sie mich mit Euch auf eine Stufe stellen und mich für eine große Kriegerin oder Zauberin halten. Früher oder später würde ich sie enttäuschen müssen.“
Sie legte der Erwählten eine Hand auf die Schulter und sah sie direkt an. „Ich weiß Eure Dankbarkeit zu schätzen, aber ich bin zufrieden damit, mein Leben in Ruhe und ohne große Beachtung zu führen. Frieden, um mich von den Belastungen meiner Visionen zu erholen, ist mir mehr wert als jeder Ruhm.“
Trizil nickte verständnisvoll. „Es gibt viele Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte, aber ich beneide dich dennoch nicht um deine Fähigkeiten. Du trägst vielleicht die größte Last von uns allen. Dir die Ruhe zu gönnen, die du wünschst, ist das Mindeste, das wir dir schulden.“
„Nun, Ihr habt das Glück, dass ich Euch vielleicht einige der Fragen beantworten …“ Xiucalta stockte, als plötzlich ein ungebetenes und grauenvolles Bild in ihren Gedanken auftauchte. Sie zuckte innerlich zusammen und riss die Augen auf. Verdammt, so schnell hatte sie das nicht erwartet. Jetzt lief ihr schon wieder die Zeit davon. Hastig sprang sie auf.
„Verzeiht, aber ich habe etwas zu tun. Die Untoten drohen durchzubrechen … ich muss sie aufhalten.“
Kerkil schnappte nach Luft und sah sie eindringlich an. „Die Untoten? Sie sind in der Stadt? Warum hast du uns nicht gerufen?“
„Ich habe es vergessen, bis es zu spät war. Deshalb kam ich beinahe nicht rechtzeitig, um Euch zu retten. Jetzt darf ich nicht schon wieder zu spät kommen.“
Auch Trizil erhob sich, die goldenen Augen voll angespannter Neugierde. „Was ist denn das Problem? Brauchst du Hilfe?“
Doch Xiucalta war schon losgelaufen. Nach kurzem Zögern hielt sie dennoch inne und drehte sich noch einmal um. „Nein, diesen Kampf müssen Sturmtanz und ich führen. Bleibt Ihr hier und bleibt zusammen. Haltet Euch bereit.“
[FONT=&quot] Damit wandte sie sich wieder um und rannte los – zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. [/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, wie du mir versprochen hattest, wurde in dieser Hinsicht in dem Kapitel viel gemacht, um Xiucalta wieder ein bischen einzuschränken und wieder den Aspekt der Hellsicht ein wenig auszubauen. Schön gemacht! 🙂

naja, "versprochen" ist ein bisschen weit gefasst, aber ja. Und ich hab sogar das ferne Brüllen des SPlitterdrachens eingebaut, wie du hoffentlich bemerkt hast.
 
naja, "versprochen" ist ein bisschen weit gefasst, aber ja. Und ich hab sogar das ferne Brüllen des Splitterdrachens eingebaut, wie du hoffentlich bemerkt hast.
Jap, das habe ich bemerkt. Allerdings hast du an dieser Stelle das Wort "Splitterdrache" kurz hintereinander verwendet, las sich halt ein klein wenig unschön. "Bestie" oder "Ungetüm" wären zum Beispiel ein guter Ersatz.
 
Also werte Leser, es geht mal wieder weiter. Komm im Moment nicht so richtig zum Schreiben, weil dieses Wochenende der Umzug war. Bin jetzt also (mehr oder weniger) offiziell Einwohner von Sachsen. Keine Sorge, die Geschichte wird weiterhin in Hochdeutsch verfasst 😉

Zu diesem Kapitel gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin soweit ganz zufrieden, aber herausragend ist es auch nicht. Ist halt auch keiner der wichtigen Abschnitte, aber dennoch wie alles, was hier noch passieren wird, für die endgültige Entscheidung der Schlacht von Bedeutung.

Deshalb wünsche ich einfach mal viel Spaß.

Durch das Flimmern


"Wer flieht, kann später wohl noch siegen!
Ein toter Mann bleibt ewig liegen."
- Samuel Butler d.Ä., Hudibras

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
11 Stunden nach Sonnenaufgang

Verdammt, verdammt, verdammt, fluchte Viverla’atar immer wieder in Gedanken, während sie über ein Trümmerstück hinweg kletterte, das quer in der engen Gasse lag. Als sie oben ankam, sprang sie auf der anderen Seite wieder herunter und hastete weiter. Auf beiden Seiten erhoben sich die rußgeschwärzten Mauern ehemals beeindruckender, protziger, von der ganzen Dekadenz der Druchii durchdrungener Gebäude, die inzwischen nicht mehr als ausgebrannte Ruinen waren. An etlichen Stellen loderten die Feuer immer noch und schwarze Asche stob bei jedem ihrer Schritte in die Höhe.
Doch im Moment konnte sie sich nicht für die Zerstörung um sie herum begeistern. Es gab nur eines, auf das sich ihre ganze Aufmerksamkeit konzentrierte: Flucht. Wie wahnsinnig stürmte sie durch die schmale Gasse und achtete gerade soweit auf ihre Umgebung, dass sie nicht über Trümmerbrocken stolperte oder gegen Hindernisse rannte. Ihre Brust hob und senkte sich im raschen Rhythmus ihres keuchenden Atems, der für sie eigentlich völlig unnötig war, den sie aber nicht unter Kontrolle bekam. Ihre Angst reaktivierte alle Instinkte ihres Körpers und drängte ihr Bewusstsein zurück.
Wenigstens schwitzte sie nicht. Sie fühlte auch keinerlei Erschöpfung. Es war reine Magie, die sie am Leben erhielt und nun vorantrieb. Irgendwann würde sie die Grenze erreichen und langsam erlahmen, aber bis dahin wollte sie einfach nur laufen. Fliehen vor ihrer eigenen Tochter, die ihr mit dem Tod gedroht hatte.
Sturmtanz, Khaines Weiße Aydar. Wie die Ascheflocken um sie herum tobten die Erinnerungen durch ihren Geist. Bitter, finster, unauslöschlich. Was war nur geschehen? Die Frage ging ihr immer wieder durch den Kopf, doch eine Antwort hatte sie nicht finden können. Sie fühlte sich verraten und enttäuscht. Dafür würde Blutklinge büßen. Doch auch der Gedanke konnte sie nicht ablenken. Die Rache an ihrem ehemaligen Geliebten erschien ihr gegenwärtig wie ein ferner Wunsch. Verdammt. Und dabei war sie so nah dran gewesen. Ohne Yerill wäre er jetzt tot!
Hatte das Mädchen vielleicht recht gehabt? Hatte Viverla’atar ihr zu wenig Liebe geschenkt? Aber selbst wenn, war das Grund genug, die Seiten zu wechseln? Sie hatte Sisrall ja auch erst dort in jenen schrecklichen Minuten kennen gelernt. Wieso war sie so überzeugt, dass die Druchii die bessere Wahl waren? Weil sie ein schlagendes Herz hatten? Bei Asaph, vor nicht einmal zwölf Stunden hatte Viverla’atar beobachtet, wie Yerill die Sterblichen zu Dutzenden niedergemetzelt hatte, um diese Herzen für immer zum Stillstand zu bringen. Was also war jetzt ihr Problem?
Sie drängte die Gedanken beiseite und riss die Kontrolle über ihren Körper an sich, als sie links eine Öffnung in der Wand ausmachte. Die Tür darin war bis auf ein paar verkohlte Bretter heruntergebrannt, die locker in den Angeln hingen. Viverla’atar trat sie beiseite und stürmte in das Gebäude. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die rauchgeschwängerte Dunkelheit und sie unterdrückte das instinktive Bedürfnis, zu atmen, mit aller Kraft.
Schon während ihrer ganzen Flucht hatte sie immer wieder die Richtung gewechselt, war in Häuser eingedrungen, über Dächer geklettert und hatte dutzende Umwege in Kauf genommen, um ihre Verfolgerin zu verwirren und vielleicht abzuhängen. Dennoch hatte sie Angst, dass das nicht reichen könnte. In der vergangenen Nacht hatte Darmal sie irgendwie im Wald gefunden, als sie Nerglot aufgesucht hatte. Wer konnte schon sagen, ob er diese besondere Gabe nicht an Yerill weitergegeben hatte?
Deshalb wagte sie es nicht, sich irgendwo zu verstecken. Wenn es so war, konnte ihre Tochter sie überall hin verfolgen. Es gab kein Entkommen für sie, kein Versteck, keinen Unterschlupf. Nur Flucht. Viverla’atar konnte nicht gegen sie kämpfen. Nicht, weil Yerill ihre Tochter war. Das bedeutete ihr jetzt nichts mehr. Aber sie hatte keine Waffe, die sie verletzen konnte, während die selbsternannte Aydar sie mit bloßen Händen zerrreißen würde. Ihre einzige Chance war die Flucht. Sie wusste, dass Yerill schneller war, aber nur geringfügig. Und vielleicht würden ihre Umwege sie doch verwirren und ablenken. Vielleicht würde sie sich Zeit lassen, weil sie wusste, dass Viverla’atar nicht entkommen konnte. Vielleicht, vielleicht.
Aber es war das einzige, was der Untoten blieb. Nicht einmal ihre neu erlernte Magie konnte ihr jetzt helfen, nicht gegen die Unsterbliche. Verdammt. Noch nie hatte sie solche Furcht empfunden. Sie konnte nicht einmal darauf hoffen, ihre Tochter doch noch zu überzeugen. Yerill hätte sich nicht in Gegenwart eines Erwählten als Khaines Aydar bezeichnet, wenn sie sich ihrer Einstellung nicht vollkommen sicher gewesen wäre.
Bitte, Asaph, lass Sisrall sie für diese Blasphemie getötet haben, dachte sie, aber sie glaubte selbst nicht daran. Blutklinge hatte dringendere Sorgen. Ganz davon abgesehen hatte Yerill wirklich wie eine göttliche Gesandte gewirkt. Schon am Morgen war sie unglaublich, überirdisch schön gewesen, aber inzwischen hatte ihre Haut von selbst zu leuchten begonnen und ihr Gesicht, auf dem zuvor ein dunkler Schatten des Hungers und der Blutgier gelegen hatte, war nun ruhig und entspannt. Als hätte sie einen inneren Frieden gefunden. Als wäre sie vollkommen glücklich.
Viverla’atar stolperte beinahe auf der Treppe ins obere Stockwerk, als ihr der Gedanke kam. Konnte das sein? Sie dachte an Yerills Worte über Liebe. War das die Erklärung? Hatte die Unsterbliche einen Druchii gefunden, den sie zu lieben glaubte? Möglicherweise einen der Erwählten? Denn wer sonst sollte die Selbstbeherrschung und die körperliche Stärke haben, um der jungen Frau ein angemessener Partner zu sein? Hatte sie vielleicht einen von ihnen zum Kampf gefordert und war ihm dann, angetan von seinen Fähigkeiten, verfallen?
Die ehemalige Autarii verscheuchte den Gedanken, weil er sie würgen ließ. Stattdessen hielt sie bei einer der leeren Fensteröffnungen an und blicke nach draußen. Sie hatte das Trümmerfeld des Khainetempels erreicht. Vor ihr flimmerte die Luft und einmal mehr musste sie halb bewundernd, halb erschrocken den Kopf schütteln, als sie den Blick über die Schuttberge wandern ließ. Welch eine Macht hierfür nötig gewesen war. Aber Nerglot hat sie überlebt, rief sie sich selbst ins Gedächtnis und kämpfte ihre Panik nieder. Ihr Meister war jeder Bedrohung gewachsen, sagte sie sich selbst. Er würde Bluthand vernichten und vor Yerill würde er sie auch beschützen.
Sie schürte den Funken Hoffnung, den der Gedanke an Nerglot in ihr weckte. Er war alles, was sie noch hatte. Damit sprang sie aus dem Fenster und kam ein Stockwerk tiefer auf. Ein paar Steinbrocken rutschten bei ihrem Aufprall weg und brachten sie ins Straucheln, aber sie fing sich schnell wieder und begann zu rennen. Hitze wallte um ihre trockene Haut, konnte ihr aber nichts anhaben. Sie konnte keinen Hitzetod sterben. Und ihre neuen, ledernen Stiefel schützten sie ausgezeichnet vor den scharfkantigen, noch immer brennend heißen Trümmern unter ihren Füßen.
Aber jetzt gab es keine Gebäude mehr, in die sie fliehen konnte. Keine Dächer, auf die sie klettern konnte. Nur ein paar größere Steine und flimmernde Luft, die sie kurzzeitig vor suchenden Blicken schützen würden. Jedoch nicht lange. Ihre einzige Rettung war ihre Geschwindigkeit. Viel schneller als jeder Sterbliche schoss sie durch die apokalyptische Landschaft und betete zur Göttin der Rache, dass es reichen würde.
Sie merkte plötzlich, dass ihre Gedanken um die Frage kreisten, welcher der Erwählten es Yerill wohl angetan haben könnte und was sie mit ihm anstellen sollte, wenn sie ihn in die Finger bekam. Verärgert verdrängte sie die Überlegungen. Noch einen mächtigen Mann mehr, dem sie Rache schwor, konnte sie wahrlich nicht gebrauchen.
Und eigentlich waren die Details doch unwichtig, oder? Yerill hatte nur einmal mehr bewiesen, wie erbärmlich die Sterblichen waren. Im Innern bin ich eine Elfe und meine Seele ist so frei wie die jedes Sterblichen. Die Worte stiegen aus dem untrüglichen Gedächtnis der Unsterblichen wieder an die Oberfläche. Allerdings, und sie war genauso unzuverlässig und eingebildet wie alle anderen. Verdammte, verräterische Druchii! Gab es denn wirklich niemanden, dem sie vertrauen konnte?
Nur Nerglot, antwortete sie sich selbst. Ja, er hielt zu ihr und er wusste ihre Nähe zu schätzen. Für ihn würde sie alles tun. Du täuscht dich, Yerill. Ich weiß, dass ich Nerglot liebe. Hätte sie wohl verhindert, dass aus dem Kuss mehr wurde, wenn sie, wie Yerill ihr vorgeworfen hatte, nur von blanker Begierde getrieben wurde? Bestimmt nicht, sagte sie sich. Ja, du irrst dich, Aydarlein. Und wenn das Ende kommt, werden wir sehen, welche Seite die bessere Wahl war.
Vor ihr erkannte sie die Umrisse der Turmruine am Rand des Trümmerfeldes. Energisch schob sie alle störenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich ganz auf ihre Füße. Mit aller Willenskraft zwang sie sich, noch schneller zu laufen, sprang über Steinbrocken hinweg, wich Hindernissen aus und stürzte der dunklen Öffnung, die sie als den Torbogen erkannte, förmlich entgegen. Nur noch ein paar Meter, dann wäre es geschafft.
Ein Teil von ihr wusste, dass Yerill sie auch in den unterirdischen Tunneln noch einholen konnte, aber sie ignorierte diesen lästigen Gedanken. Es hätte ihren Willen gebrochen, wenn sie darüber nachgedacht hätte. Für sie war die Dunkelheit im Innern der Ruine das Schönste, an das sie momentan denken konnte. Alles andere war unwichtig. Sie musste nur noch bis dorthin. Nur durch diesen Torbogen, dann wäre alles in Ordnung.
Kaum ein Meter trennte sie noch von ihrem Ziel, als sie hinter sich ein pfeifendes Geräusch hörte. Ihr Geist erstarrte, hin- und hergerissen zwischen dem Reflex, sich hinzuwerfen, und der Überlegung, dass ein magischer Schild sie doch gründlicher schützen würde, während sie sich gleichzeitig fragte, ob dafür genug Zeit blieb. Während ihr Kopf zu keinem Entschluss kam, lief ihr Körper, noch immer dem Fluchtinstinkt folgend, einfach weiter geradeaus.
Und völlig unpassend ging ihr plötzlich auf, dass sich Sisrall wohl genauso gefühlt haben musste, als sie auf ihn geschossen hatte. Auch er hatte nur das Zischen eines herannahenden Projektils gehört, während sein Verstand erstarrt war und die Kontrolle über seinen Körper verloren hatte. Doch für sie würde es keine rettende Aydar geben. Wenn Yerill zu ihr kam, würde das lediglich ihren Tod bedeuten.
Das schattenhafte Innere der Turmruine umfing sie, als plötzlich ein gleißender Schmerz von ihrem linken Oberschenkel aufwärts durch ihren Körper zuckte. Viverla’atar schrie auf und stolperte, bevor ihr Bein nachgab und sie mit wild rudernden Armen über die Kante des Lochs im Boden durch die darunterliegenden Kellergewölbe stürzte. Inmitten eines Staubregens kam sie direkt neben dem kleinen Spalt auf dem abgesackten Steinquader auf. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und die Erschütterung sandte pochende Pein durch ihren Körper.
Doch sie achtete kaum darauf. Ihre Aufmerksamkeit galt allein dem finsteren Fleck an der Grenze zwischen dem Stein, auf dem sie lag, und der Mauer vor ihr. Nur am Rande bemerkte sie, dass die Öffnung deutlich größer war als beim letzten Mal, und dankte Asaph für diese Gnade. Ohne Zögern oder einen Blick nach oben schob sie sich hindurch und in die wartende Dunkelheit der unterirdischen Tunnel.

Schwarze Flocken umtanzten Yerill, verpesteten die Luft und legten sich auf ihre glatte Haut. Jeder Schritt wirbelte weitere in die Höhe und ließ gleichzeitig alle, die sich auf ihrem Körper abgesetzt hatten, herab rieseln. Die Unsterbliche bewunderte die Leichtigkeit und die eigenwillige Schönheit, mit der sie über die winzigen Strömungen ritten, die ihre Bewegungen in der Luft erzeugte. Im Vergleich dazu fühlte sie sich ungelenk und plump.
Dann fluchte sie in Gedanken und kam schlitternd zum Stehen. Beinahe hätte sie die Türöffnung in der rußgeschwärzten Mauer neben sich übersehen. Sie musste mehr darauf achten, wohin sie lief! Aber die meiste Zeit war es so einfach, Viverla’atars Spur zu folgen, dass ihre Gedanken schnell abschweiften. In der Asche, die das Pflaster der Straße bedeckte, waren die Fußabdrücke der Untoten deutlich zu erkennen, auch wenn die von in der Nähe lodernden Feuern hervorgerufenen Flocken sie allmählich wieder verschwinden ließen. Es konnte noch nicht lange her sein, dass die ehemalige Autarii hier entlang gekommen war.
Und sie ist hier abgebogen. Auch ohne die Abdrücke auf den Boden hätte Yerill innegehalten. Sie verfolgte Viverla’atar jetzt schon seit einer ganzen Weile und war immer wieder auf deren Umwege und Abzweige hereingefallen. Jedes Mal, wenn sie hatte umkehren müssen, hatte die Wut in ihr höher gelodert. Kein Sterblicher hätte sie derart zum Narren halten können!
Auch die Untote hinterließ diese unwirklichen, besonderen Spuren, die nur Yerill allein wahrnehmen konnte. Aber bei Viverla‘atar waren sie dünner und lebloser. Als wäre es schon Stunden her, seit sie hier entlang gekommen war und nicht erst wenige Minuten. Aber das würde sie nicht retten, nicht vor Khaines Weißer Aydar!
Ohne weiteres Zögern stürmte Yerill in das Gebäude, ignorierte den dichten Rauch und rannte die Treppe ins obere Stockwerk hinauf, auf der jemand vor Kurzem die Ascheschicht aufgewirbelt hatte. Allein die Tatsache, dass sie die ehemalige Autarii so leicht auch ohne ihre besonderen Fähigkeiten verfolgen konnte, zeugte von deren Angst. Eine Jägerin, die derart plumpe Fehler beging, war eine tote Jägerin. Und Yerill würde dafür sorgen, dass sie auch tot blieb!
Oben angekommen fand sie schnell das Fenster, aus dem Viverla’atar gesprungen war. Sie gönnte sich einen kurzen Augenblick, um das Trümmerfeld zu überblicken, das sich unter ihr ausbreitete. Dann verspürte sie grimmige Erleichterung, als sie die ferne Gestalt ausmachte, die mit beachtlicher Geschwindigkeit durch die flimmernde Landschaft rannte. Sie war es, da gab es keinen Zweifel. Die feine, hauchdünne Spur, die die Untote für ihre besonderen Sinne hinterließ, führte genau dorthin.
Kurzentschlossen sprang Yerill hinunter und landete auf den rußgeschwärzten und teilweise geschmolzenen Gesteinstrümmern. Ein brennender Schmerz zuckte von ihrer Fußsohle durch ihren Körper und ließ sie überrascht aufschreien. Der Boden war glühend heiß! Und sie fühlte sich, als wäre sie inmitten eines Ofens gelandet, so gewaltig schlug die heiße Luft über ihr zusammen.
Wie konnte Viverla’atar das überleben, wenn selbst Yerill hier beinahe zugrunde ging?
Dann, während sie erst zögerlich und dann immer schneller einen Schritt vor den anderen setzte, wurde ihr klar, dass es vermutlich gar nicht so heiß war. Das Problem war ihre Haut. Sie mochte Granit sprengen und Silberstahl brechen können, aber gegen eine solche gestaute Hitze war sie machtlos. Die Unsterbliche konnte nur mit aller Kraft hoffen, dass sie nicht schmelzen würde. Panisch beschleunigte sie so schnell sie konnte, genoss den Wind, der ihr dadurch entgegen schlug, und achtete darauf, ihre Sohlen immer nur so kurz wie möglich auf dem Boden zu lassen. So war es halbwegs erträglich, aber die Schmerzen schienen mit jedem Schritt größer zu werden.
Überrascht stellte sie fest, dass die Entdeckung ihrer Schwäche sie keineswegs so schockierte, wie sie es vermutet hätte. Ganz im Gegenteil. Irgendwie war sie sogar froh darüber. Das verringerte die gewaltige Kluft zwischen ihr und Xiucalta ein winziges bisschen. Und jede Schwäche, die sie kannte, war eine, gegen die sie sich schützen konnte.
Sie dachte an die Hitzewelle, die sie erfasst hatte, nachdem sie Xiucalta aus dem Khainetempel in den nahegelegenen Schrein gebracht hatte. Auch die war schmerzhaft aber kurz gewesen. Und Yerill hatte sie problemlos und ohne jeden Schaden überstanden. Die Hitze, die sie hier umgab, war nur eine Folge derselben Welle. Damit würde sie auch fertig werden.
Ihre scharfen Augen wanderten über die zertrümmerte Landschaft, bis sie das Gebäude fand. Von hier aus sah es lange nicht so prächtig aus wie von innen. Die Mauern waren rußgeschwärzt und vom Steinhagel vernarbt. Da, wo größere Brocken eingeschlagen waren, klafften auch Risse in der äußeren Befestigungsanlage.
Mit einem gedanklichen Fluchen ging ihr auf, dass sich ihre Gedanken schon wieder verselbstständigt hatten, und sie riss sich zusammen. Ihr Ziel war Viverla’atar, die in deutlicher Entfernung über die Trümmerwüste rannte. Yerill mochte schneller sein, aber der Unterschied war lange nicht so groß wie der zu einem Sterblichen. Sie kam nur frustrierend langsam näher und ihr wurde klar, dass Viverla’atar gewusst haben musste, dass ihre einzige Chance darin bestand, durch Umwege und Abzweigungen von ihrem wirklichen Weg abzulenken.
Was ihr ja auch gelungen war, wie Yerill zähneknirschend eingestehen musste. Aber jetzt gab es nur noch die weite Trümmerfläche um sie herum. Keine Häuser, keine Türen, keine Dächer, keine Seitengassen. Nur flimmernde Luft und einige vereinzelte größere Trümmerbrocken. Keinen Ort, an dem sich die Untote verstecken konnte.
Aber vielleicht brauchte sie das auch nicht. Im Laufe ihrer Flucht war Viverla’atars Vorsprung deutlich gewachsen und er schrumpfte jetzt nur langsam. Die ehemalige Autarii hatte den halb verfallenen Turm, auf den sie zuhielt, bereits beinahe erreicht. Ob dort der Eingang zu Nerglots Versteck lag? Hielt sich der Beschwörer vielleicht in diesem Gemäuer auf?
Wenn das der Fall sein sollte, musste Yerill sich beeilen. Sie war sich nicht sicher, ob sie eine Konfrontation mit Nerglot überleben würde. Vor allem jetzt, wo ihre Haut aufgrund der Hitze gereizt und geschwächt war. Aber wie konnte sie Viverla’atar noch aufhalten? Sie war schon fast beim Eingang!
Ihre Hände tasteten nach ihren Schwertern, aber die waren als Wurfgeschosse ungeeignet und würden nicht so weit kommen. Vielleicht ein Stein? Aber dazu müsste sie anhalten und das war im Moment das, was sie am wenigsten wollte. Wut und Abscheu brodelten in ihrer Brust und trieben sie vorwärts. Immer hinter der fliehenden, braun gekleideten Untoten her.
Damit gab es nur eines, das sie tun konnte. Und sie fühlte, dass es das Richtige war. Wie du das Artefakt gebrauchst, liegt ganz bei dir, hatte Xiucalta ihr gesagt. Damit war für sie alles klar. Niemand sollte Khaines Aydar entkommen! Wild entschlossen riss sie das Horn des Splitterdrachen von ihrer Hüfte, zerrte die Tücher weg, in die es eingewickelt war, und holte Schwung. Sie zielte sorgfältig, aber ohne langsamer zu werden. Dann riss sie den Arm nach vorn und schleuderte das spitze Teil mit all ihrer Kraft vorwärts.
Das Geschoss fegte in beinahe gerader Linie durch die Luft, überbrückte die wenigen hundert Meter bis zu Viverla’atar ohne Mühe und traf sie in dem Moment, in dem sie den Eingang des Turms durchschritt. Yerill hatte sich ein ganz klein wenig verschätzt und fauchte vor Frustration, als das Horn die Untote ins Bein traf, statt ihre leblose Brust zu durchbohren. Ihr Schrei, der von Schmerz und Überraschung sprach, konnte die Unsterbliche nur geringfügig aufheitern.
Yerill beobachtete, wie Viverla’atar im Innern des Turms stolperte und dann im Boden verschwand, während sie selbst den letzten Rest der Strecke zurücklegte. Immerhin, sie hatte getroffen, und die Verletzung würde die Untote aufhalten und verlangsamen. Jetzt würde sie nicht mehr entkommen. Mit einem grimmigen Lächeln erreichte Yerill den Turm und trat etwas vorsichtig näher. Es mochte ja immer noch sein, dass Nerglot hier irgendwo lauerte.
Doch gerade, als sie das kühle Innere des Turms betreten hatte und das Loch im Boden betrachtete, vernahmen ihre feinen Ohren einen Klang, der sie innehalten ließ. Über der ganzen Stadt schien sich ein reiner, vollkommener Ton wie von makellosem Silber zu erheben. Vollkommen gleich und doch in ständiger Veränderung, gefangen in einem Wechselspiel aus Höhen und Tiefen, mal leiser, mal lauter und doch immer derselbe Klang. Erst nach und nach zerfloss der einzelne Ton zu einer Melodie, so kalt und perfekt wie der Tod. Als er über die Yerills Haut strömte, schien er eins mit ihr zu werden, schön, glatt und hell.
Dann, von einem Augenblick zum anderen, war es vorbei und eine dumpfe Stille schien die Welt zu erschlagen. Die Unsterbliche verharrte noch einige Momente, während die letzten Schwingungen des Klangs in ihr zu verhallen schienen. Anschließend wandte sie sich ganz langsam um und kehrte dem Loch den Rücken zu. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Wenn das Silberlied ertönt, dann kehr zur Schlacht zurück. Was auch immer du bis zu diesem Augenblick getan hast, lass es liegen. Ich erwarte dich am Platz der Heiligen.
Das hatte Xiucalta ihr aufgetragen. Und sie hatte nicht vor, davon abzuweichen, auch wenn es sie ärgerte, dass Viverla’atar entkommen würde. Aber ihre geliebte Seherin hatte eines klargestellt: Manchmal mochte ein Schritt zurück mehr bewirken als drei vorwärts. Die Untote blieb am Leben, aber im Moment konnte sie niemandem schaden. Yerill dagegen mochte die ganze Stadt retten, wenn sie rechtzeitig zurückkam. So war es doch gemeint, oder?
Wie auch immer, sie hatte vor, Xiucaltas Rat zu befolgen, und wenn das hieß, dass Khaines Aydar ein Opfer ziehen lassen musste. Eines aber würde sie noch tun. An der Außenseite des Turms wirbelte sie herum und trat dann mit aller Kraft gegen die ohnehin marode und vernarbte Mauer. Drei weitere Tritte an verschiedenen Stellen waren nötig, aber dann verriet ihr ein donnerndes Krachen und Bersten, dass sie es geschafft hatte.
Tiefe Risse zogen sich durch das Gestein, dann brach es in sich zusammen. Innerhalb weniger Augenblicke wurde der letzte Überrest des Khainetempels zu einem Schuttberg reduziert, der das tiefe Loch, in das Viverla’atar verschwunden war, vollkommen verbarg. Hier würde niemand mehr hineingehen oder herauskommen. Wenn sie ihre verdammte, untote Mutter schon nicht in die Finger bekam, dann sollte sie wenigstens lebendig begraben werden.
[FONT=&quot] Derart zufriedengestellt, wandte Yerill sich ab. Sie würde einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, um schneller aus der Hitze herauszukommen. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch aushalten konnte. Und dann musste sie herausfinden, wo der Platz der Heiligen lag. Das nämlich hatte Xiucalta ihr nicht verraten. Typisch Seherin, dachte Yerill mit einem warmen Lächeln, während sie sich auf den Weg machte. [/FONT]
 
Habe zuerst gedacht, dass das nun das Aus für Viverla ist, aber das ganze hast du ja noch ganz gut abgewendet!

klar, dass solltest du ja auch denken. Aber auch ihre Rolle ist noch nicht vorbei.

Ansonsten ist es auch ganz nützlich zu wissen, das Yerill auch noch weitere Schwachstellen hat, das nimmt ihr ein wenig den OP-Charakter.

ja, ist mir auch erst ziemlich spät eingefallen, dass sich das ja eigentlich anbieten würde. Ist jetzt keine übelste Schwäche, weil sie gegen magisches Feuer ja trotzdem immun ist, solang es sie direkt trifft, aber man kann war draus machen 😉
 
ja, ist mir auch erst ziemlich spät eingefallen, dass sich das ja eigentlich anbieten würde. Ist jetzt keine übelste Schwäche, weil sie gegen magisches Feuer ja trotzdem immun ist, solang es sie direkt trifft, aber man kann war draus machen 😉
naja, aber der Feind muss die Schwachstelle auch noch herausfinden, vergiss das nicht.
 
So, da ich es heute endlich geschafft habe, die Dusch-Bade-Szene (ja, Spekulationen erlaubt) fertig zu schreiben, geht es hier auch wieder weiter.

Jetzt der 2. Teil zwischen Nerglot und Yetail. Dieses Mal aus der anderen Sicht und ich hoffe, beide kommen dieses Mal gleich in der erste Version überzeugend und ebenbürtig rüber.

Wünsche viel Spaß und hoffe auf euren Kommentar dazu.

Eis und Feuer


"Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tötet man."
- Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1. Teil; Vom Lesen und Schreiben

Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
11 Stunden nach Sonnenaufgang

In einem farbenprächtigen Funkenregen und einem dumpfen Knall wurden Nerglots Magiekugeln von zwei Speeren aus purer Nacht durchschlagen, die sich einen Augenblick später trafen und zu einem knisternden Ball aus Finsternis verschmolzen. Der Beschwörer hob seinen Stab und riss einen hellen Schild aus grauem Licht hoch, bevor er die Luft einsog, als die beiden Zauber kollidierten. Die hastig errichtete Barriere schwankte bedrohlich, während Wellen dunkler Macht darüber brandeten und allmählich verblassten.
Innerlich nickte Nerglot anerkennend, aber äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Bluthand war unheimlich stark. [FONT=&quot]Er dachte an die Druckwelle, die sie vor mittlerweile fast zehn Minuten mit zwei zu einem Keil kombinierten Schildmauern einfach um sich herum geleitet hatte. Ihre Handschuhe boten ihr Möglichkeiten, die über das hinausgingen, was sein Stab vermochte, und sie war schlau genug, das einzusetzen. Seitdem hatte sich ihr Stil verändert. [/FONT] Sie ging offensiver vor, versuchte nicht mehr, seine Angriffe nur möglich sparsam abzuwehren, sondern schlug bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit beachtlicher Kraft zurück.
Er hatte jedoch nicht vor, sich davon einschüchtern zu lassen. Er spürte die Magie, die das Drachenamulett noch immer mit jedem Herzschlag in seinen Körper sandte. Dagegen konnte sie nicht gewinnen!
Schon hatte er den nächsten Zauber beschworen. Wie ein kleines Gewitter zuckten sieben weißblaue Blitze aus der Spitze seines Stabs, fegten durch die gewaltige Halle, prallten in den unmöglichsten Winkeln von den Wänden ab, zerteilten sich dabei, kreuzten einander und vereinigten sich wieder. Es war ein herrlicher Anblick, wie das gesamte Grab von einem Netz unkontrollierter Entladungen eingehüllt wurde. Innerhalb weniger Augenblicke stank es nach verbrannter Luft.
Bluthand erstarrte, als sie versuchte, die Bahn der Blitze vorherzusagen, aber sie gehorchten keinen erkennbaren Regeln und veränderten sich ständig. Nur zu Nerglot zurück kam keiner. Er konnte beinahe beobachten, wie sie überlegte, ob sie einen Schild errichten sollte, da zuckte schon die erste Entladung in ihre Richtung. Mit überraschender Agilität warf sie sich zu Boden und der Zauber fegte nur Fingerbreit über sie hinweg.
Obwohl Nerglot bereits den nächsten Zauber vorbereitete, sprach er noch einen Befehl, der die Blitze veranlasste, ihre Höhe zu verändern. Einige sanken tiefer und rasten nur Handbreit über dem Boden hinweg, während andere knapp auf Hüfthöhe über die Särge zischten.
Seine Feindin jedoch weigerte sich noch immer, einen Schild zu errichten und sich damit in die Defensive drängen zu lassen. Stattdessen brachte sie sich mit einer gewagten Rolle vor der nächsten Entladung in Sicherheit und floh dann hinter einen der äußeren Särge. Nur Augenblickte später fegte einer der Blitze an ihr vorbei, krachte gegen den inneren Ring und zuckte knisternd zu ihr zurück. Die Zauberin schrie auf und sprang über den Zauber hinweg, der dort einschlug, wo sie eben noch gehockt hatte, und in eine völlig andere Richtung davon schoss.
Ein grauweißer, von schattenhaften Bewegungen erfüllter Nebel umgab mittlerweile Nerglots Zauberstab wie eine unirdische Wolke, aber er wartete noch und beobachtete grinsend, wie Bluthand weiter den Blitzen auswich. Sie besaß fantastische Reflexe, wenn man bedachte, dass sie keine Kriegerin war. Ob das ein Geschenk ihres verdammten Gottes war?
Dann runzelte er die Stirn, als ihm klar wurde, wo sie hinlief. Sie wollte sich zwischen die beiden großen Knochenstatuen zurückziehen, wo die Blitze sie kaum noch erreichen konnten. Verdammte Hexe. Vielleicht wurde es Zeit, zu ernsthaften Maßnahmen zu greifen.
Ein einziges Wort der Macht genügte, um seinen Zauber zu aktivieren. Das Knistern der Blitze erstarb und wurde augenblicklich durch etwas Neues ersetzt. Ein Wind von jenseits dieser Welt schien mit der Gewalt eines Sturms durch die Halle zu peitschen. Wie unheimlicher Nebel wehte er durch die Knochengerüste seiner Diener, jagte über den Boden und schloss sich in weitem Kreis um die Zauberin, die jetzt zwischen dem inneren Sargring und dem Sockel der gewaltigen Statuen innehielt.
Doch nichts bewegte sich, als die ersten Ausläufer des Sturms über sie hinwegfegten. Die Kleider der beiden Zauberer flatterten genauso wenig wie ihre Haare oder die der Toten um sie herum. Nicht einmal der grobe Staub von der Decke wurde aufgewirbelt.
Dafür weiteten sich Bluthands Augen, als das Heulen erklang und sie den Zauber erkannte. Nerglot grinste. Es hatte einen Seelensturm gerufen, genau wie er es schon beim Kampf gegen Ephingis getan hatte. Die Seelen all der Tausenden, die hier im Laufe der Jahrhunderte niedergemetzelt worden waren, hatte er durch die Zeit ins Jetzt gezwungen und zu einem gewaltigen Wirbelsturm gebunden, der jetzt wie geisterhafter Rauch durch das Grab zischte, auf der Suche nach Rache für die erlittene Pein und bereit, jeden Druchii zu verschlingen, der er finden konnten.
Immer wieder löste sich eine der unzähligen Seelen, wenn der Sturm einen passenden Körper berührte, und überall um sie herum erhoben sich Opfer der längst vergangenen Zeremonien, um sich in Nerglots Streitkräfte einzureihen.
Durch das Heulen des Windes klangen wie aus weiter Ferne grauenvolle, schmerzerfüllte Schreie und inmitten des Nebels schienen sich tausende dunkle Gestalten voller Agonie zu winden, während sich der Wirbel immer enger um Bluthand schloss, über Nerglot hinweg glitt und sich zwischen die Särge schob, wo er rasant in die Höhe wuchs.
Bluthand warf ihm einen letzten hasserfüllten Blick zu, bevor der unwirkliche Sturm sie wie ein gewaltiger Tornado umhüllte, sich immer enger zusammenziehend, während er sich der hohen Decke entgegen schraubte.
Nerglots finsteres Lächeln wuchs in die Breite. So lange hatte sie versucht, Kraft zu sparen und ihm trotzdem möglichst hart zuzusetzen. Anfangs hatte er sich sehr auf seine überlegene Stärke verlassen, aber sie hatte ihm bewiesen, dass sie ihm auch ohne Drachenamulett die Stirn bieten konnte. Seine Reserven mochten unendlich sein, aber sie konnte mehr Magie kanalisieren und so schneller machtvolle Zauber formen.
Sie hatte ihn einmal mit Heimtücke besiegt, jetzt würde er sich keinen Fehler mehr leisten. Ihm war klar, dass sie genau darauf gebaut hatte. Dass er sich auf seine Macht verlassen und unaufmerksam werden würde. Aber auch er kannte ein paar Tricks. Der Erfolg mit den Blitzen hatte ihm bewiesen, dass sie nicht auf etwas derart Kompliziertes vorbereitet gewesen war. Und ihr würde es hoffentlich eine Lehre sein, ihn nicht zu unterschätzen, nur weil er einmal auf sie hereingefallen war.
Jetzt aber war er erst einmal gespannt, wie sie dem Seelensturm begegnen würde. Ephingis hatte es geschafft, aus ihm einen großen Dämon zu rufen. Nerglot bezweifelte, dass Bluthand eine derart effektive Gegenmaßnahme gelingen würde. Andererseits hatte sie ihn schon mehr als einmal überrascht. Er hatte nicht vor, sie zu unterschätzen, erinnerte er sich selbst.
Und er wurde nicht enttäuscht. Von einem Augenblick zum anderen wurde es eiskalt in der Halle. Das Heulen des Sturms veränderte sich, wurde überlagert von schneidenden, eisigen Böen, die durch das Grab peitschten. Nerglots Gewänder flatterten, während ihn die Faust des Winters selbst zu packen schien. Eine gewaltige Macht wurde nur wenige Schritte von ihm entfernt konzentriert, genug, um die Elemente selbst zu verschieben.
Die mächtige tosende Säule rachsüchtiger Seelen bockte und tobte, als sich ein zweiter Sturm ihrer Wut entgegenstemmte. Reif überzog die Toten in weitem Umkreis und die Luft selbst schien sich in Eis zu verwandeln. Wie die Schläge eines Riesen hämmerten frostige Böen durch den heulenden Tornado, zerfetzten den Nebel und rissen Dutzende von Seelen heraus, deren Heulen für immer verstummte, als sie zu Hunderten kometengleicher Geschosse aus Eis erstarrten. Mit glitzernden Schweifen schossen sie durch die Halle und zerbarsten schließlich an den Wänden zu Millionen winzigster Kristalle.
Mehr als einmal verfehlten ihn solche Hagelbrocken nur knapp. Mehr und mehr fühlte Nerglot den grausamen Griff der Kälte. Er konnte nicht frieren, aber irgendwann würde auch sein Körper zu Eis werden. Bei Asaph, mittlerweile verwandelte sich die Luft selbst in Schnee, der von den heulenden Winden des Blizzardsturms getragen wild umher wirbelte! Selbst auf Nerglots toter Haut bissen die Flocken schmerzhaft, während der Wind ihn allmählich umzuwerfen drohte.
Er versuchte einen Wärmezauber, doch der wurde einfach von der rohen Macht der entfesselten Frostmagie hinweggefegt. Mit einem Anflug reinen Entsetzens wurde Nerglot klar, dass er nur noch eine Möglichkeit hatte. Sein hasserfüllter Fluch ging im Tosen der einander bekämpfenden Stürme unter. Es gab nur wenig, was ein Untoter fürchtete, doch seine größte Angst war das Feuer. Zu übermächtig waren das Brennen des Sonnenlichts auf seiner Haut, die Furcht vor den nach seiner Seele lechzenden Höllenfeuern und die Erinnerung an die Scheiterhaufen, denen er entgangen war. All das hatte sich bei der Verwandlung tief in sein Unterbewusstsein eingegraben, ein mächtiger Instinkt, der die gewöhnliche Vorsicht vor den Flammen um ein Vielfaches vergrößerte. Denn Tote brannten schneller als die Lebende. Niemals mehr hatte er seitdem einen Feuerzauber ausgeführt. Und bei Nerglot kam nun auch noch das Drachenfeuer hinzu, das ihn unter den Trümmern des Khainetempels um ein Haar in Asche verwandelt hätte. Eine weitere grauenvolle Erinnerung, die seine Panik schürte.
Aber er hatte keine Wahl. Es hieß, die Angst überwinden oder im Eis zu sterben. Seine Füße schienen bereits erstarrt zu sein. Mit zitternden Händen umklammerte Nerglot den Zauberstab, während der Sturm an ihm zerrte und riss, und tauchte tief in seine Erinnerungen. Wie von selbst kamen die Beschwörungen nach all der Zeit wieder hervor und über seine Lippen.
Und die Magie gehorchte ihm. Fauchend und knisternd entflammte die Luft um ihn herum. Zu seinen Füßen fingen die Leichen Feuer und ein Ring aus flackernden Flammen erhob sich zwei Meter um ihn herum. Die Hitze traf ihn wie ein Schlag und seine Haut schien zu verkohlen, so schmerzhaft fühlte es sich an. Sein Instinkt schrie ihn an, zurückzuweichen vor dem Feuer, doch er durfte dem nicht nachgeben.
Es dauerte eine Weile, bis er sich so weit unter Kontrolle hatte, dass ihm die Stille auffiel. Noch immer fegten eisige Winde durch die Halle, brachten seine Flammen zum Flackern und ließen die Schneeflocken tanzen, aber es war lange nicht mehr so durchdringend.
Dann erkannte er den Grund dafür. Das Heulen des Seelensturms war verschwunden, denn der Tornado war erstarrt. Wie eine glitzernde, kristallene Säule erhob er sich über einer Landschaft aus schneebedeckten und gefrorenen Leichen, reifüberzogenen Särgen und herumwirbelnden Flocken bis zur eisverkrusteten Decke. Innerhalb von wenigen Minuten hatte Bluthands Macht den Winter in das Grab gerufen. Angesichts der Ausmaße ihres Zaubers kam ihm sein Flammenring erbärmlich vor.
Und dann entfesselte sie die Druckwelle.
Ohne jede Vorwarnung zersplitterte die Eissäule zu unzähligen winzigen Stückchen, die wie eine Wand aus feinen, scharfkantigen Kristallen mit rasender Geschwindigkeit in alle Richtungen getrieben wurden. Gefrorene Leichen wurden in die Luft gerissen und einfach von der titanischen Gewalt zertrümmert. Nerglot konnte gerade noch einen Schild errichten, dann schlugen ihm seine eigenen Flammen entgegen und er schrie auf. Magie hämmerte auf seine Barriere und ließ sie heftig vibrieren. Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte er, sie würde fallen. In instinktiver Furcht sandte er ihr so viel Kraft, wie er nur konnte, auch wenn es vor allem die Angst vor den Flammen war, die über seinen Schild leckten und dann ausgeblasen wurden, die ihn antrieb.
Und dann war es vorbei. Hinter ihm schlug die Druckwelle mit einem ohrenbetäubenden Donnern gegen die Wände der Halle und zermalmte dabei Untote wie mitgerissene Schneemassen gleichermaßen. Um Nerglot herum gab es jetzt kein Anzeichen des erst kürzlich hier entfesselten Eissturms mehr, außer dass die oberste Schicht Leichen nicht mehr als solche zu erkennen war. Mehr als grauer Staub war nicht von ihnen übrig geblieben.
Und direkt vor ihm stand Bluthand. In ihrem schönen Gesicht war die Anstrengung deutlich zu erkennen, aber ihre Haltung war noch immer kampfbereit, stolz und entschlossen. Ihre dunklen Augen blitzten herausfordernd. Nerglot lächelte leicht. Es war viel zu lange her, dass er, abgesehen von Ephingis, einem solch würdigen Gegner gegenübergestanden hatte.
„Ihr fürchtet also das Feuer, Beschwörer?“, rief sie und über ihren ausgestreckten Handflächen formten sich zwei Kugeln brennender Magie. Ihr Lächeln wurde breiter, während seines erstarb. Sie hatte seine Reaktion auf die ihm entgegenschlagenden Flammen bemerkt. Nun gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob Ihr hiermit besser umgehen könnt.
Seine Augen huschten über die Särge des inneren Rings, die noch immer völlig unversehrt waren, geschützt von uralten Zaubern, um den Heiligsten des Druchii ihren Frieden zu sichern. Damit ist es jetzt vorbei, dachte Nerglot grinsend, als nacheinander acht Tote aus ihren Gräber sprangen. Schon seit der Seelensturm über sie hinweg gezogen war, warteten die Körper der Kinder des Mordes darauf, sich in seinem Namen zu erheben. Es mochten nicht die echten Seelen sein, die sie zum Unleben erweckten, aber was zählte, war die Wirkung.
Und die verfehlten sie nicht. Bluthand erstarrte, als sie sich plötzlich von ihren engsten Mitstreitern umzingelt sah. Sie wirbelte einmal um die eigene Achse, während sich ihre Augen weiteten und die Untoten auf sie zustürmten. Der erste hatte sie schon fast erreichte und holte mit seinem Schwert aus, als sie sich endlich aus ihrer Starre löste und ihm den einen Feuerball entgegen warf. Der Erweckte explodierte in einem Regen aus Funken, brennenden Körperteilen und den glühenden Überresten seiner Rüstung. Auch dem zweiten erging es nur wenige Augenblicke später nicht besser. Schon züngelten neue Flammen um die Handgelenke der Zauberin, als sie sich den restlichen Untoten zuwandte.
Doch es war zu spät. Nerglots nächster Zauber war bereit. Wieder erfüllte ein Heulen die Halle, als die Luft abermals zu einem tosenden Wirbelsturm verwandelt wurde. Doch dieses Mal war es eine einzelne schlanke Windhose, die sich direkt unter Bluthands Füßen erhob und sich bis zum Loch in der fernen Decke erstreckte. Es war derselbe Zauber, wie er ihn schon vor ihrem Auftauchen verwendet hatte, um seine Armee an die Oberfläche zu befördern.
Er konnte gerade noch ihren wutentbrannten Schrei hören, dann war Bluthand verschwunden, hinfort gerissen von den gewaltigen Kräften des Wirbels. Ohne Zögern sprangen die Untoten ihr hinterher und ließen sich aus der Halle katapultieren. Mit ein wenig Glück würden sie die Zauberin töten, solange sie sich noch vom Sturz erholte. Aber daran wagte er nicht zu glauben. Wichtiger war, dass er sie wenigstens erst einmal los war.
Nerglot zwang sich, ruhiger zu werden. Der Kampf war nicht wirklich zu seinen Gunsten verlaufen. Sie war geschickt, schnell und verdammt klug. Und immer noch mächtig genug, um ihm die Stirn zu bieten. Er brauchte dringend eine Pause, um sich etwas zu überlegen. Dass sie seinen Seelensturm überleben würde, hatte er nicht anders erwartet, aber dass sie eine derartige Macht entfesseln würde, hatte ihn überrascht und verunsichert. Es war ein grauenvolles Gefühl gewesen, sich dem Feuer ausliefern zu müssen, um zu überleben. Und sie kannte seine Schwäche nun. Bevor er diesen Kampf fortsetzen konnte, brauchte er eine Gegenstrategie.
Doch zuerst musste er sich mal wieder der Schlacht an der Oberfläche zuwenden. Dort oben musste ein heftiger Kampf ausgebrochen sein. Er konnte den Tod der Druchii spüren, wenn sie fielen. Und das taten sie vor allem in einem relativ engen Kreis um das Loch. Das bedeutete, dass seine Invasion stagnierte. Die Zerstörung des ersten Wirbels war den Sterblichen vermutlich zugutegekommen. Etwas, das die verdammte Hexe sicherlich beabsichtigt hatte.
Aber jetzt würde alles besser werden. Die wiedererweckten Kinder des Mordes würden das Blatt wenden. Es spielte keine Rolle, dass es die falschen Seelen waren, die in ihnen steckten. Ihre Körper würden instinktiv mit dem Können kämpfen, das sie einst besessen hatten. Gegen die echten Erwählten hätten sie vermutlich keine Chance, aber um die Verteidigung der Druchii zu brechen, sollte es reichen.
Vielleicht, überlegte Nerglot, während sein Blick auf die beiden riesigen Statuen fiel, sollte er aber dennoch ein bisschen nachhelfen. Ein Grinsen zog sich wieder über sein Gesicht und allmählich verblasste die Verunsicherung, mit der Bluthand ihn zurückgelassen hatte. Das war nur ein kurzzeitiger Rückschlag gewesen. Jetzt würde er zeigen, was seinen Feinden blühte.
Der Beschwörer sammelte seine Kraft und schloss die Augen. Ein Feld aus grauem Licht erblühte um die Spitze seinen Sensenstab. Schwarze Blitze zuckten zwischen dem Rand der Kugel und ihrem Zentrum umher, während sich die Konzentration des Lichts verlagerte. Aus dem anfänglich gleichmäßigen Leuchten der Sphäre bildeten sich dort, wo die Blitze einschlugen, kleine hellere Kugeln, während der Rest dunkler wurde. Nach wenigen Augenblicken kreisten acht Lichtbälle wie Monde um die Sensenklinge, durch dunkle Entladungen an den Stab gebunden.
Als Nerglot den Zauberstab hob, schossen sie davon und überbrückten die Distanz zur ersten Statue in der Dauer eines Herzschlags. Nacheinander schlugen sie in die gewaltige Masse aus Gebeinen und erfüllten sie mit unheiligem Leben.
Es war der Krieger, die bekannteste Manifestation Khaines, der sich nun erhob. Die unzähligen Knochen ächzten und knirschten, während er den erhobenen Schwertarm senkte und auf die Beine kam. Einen Augenblick lang tat er gar nichts, dann trat er in den Wirbel. Der Koloss war zu gewaltig, um im Ganzen durch das Loch zu passen, aber das brauchte er auch gar nicht. Stück für Stück riss der Wirbelsturm ihn auseinander. Aus der großen Knochenmasse lösten sich nacheinander große acht Skelettmonster, die gleich darauf an die Oberfläche geschleudert wurden. Dort würden sie sich wieder aneinanderfügen.
Ein wenig wünschte Nerglot sich, jetzt dort oben sein zu können, um das Entsetzen der Druchii im Angesicht ihres Gottes und den Sturm seiner Diener beobachten zu können. Aber von dort oben aus konnte er keine weiteren Diener erschaffen und hier unten gab es noch so wunderbar viele Tote. Er war hier noch lange nicht fertig.
Wieder glühte eine Kugel aus grauem Licht um seinen Stab auf und verwandelte sich in acht kleinere, von schwarzen Blitzen gehaltene Bälle, die wenige Augenblicke später auch die weibliche Statue in eine von dunklem Leben erfüllte Dienerin verwandelten. Sie stand etwas weniger mühsam auf und wandte sich ihm zu.
Und da fiel ihm das Blut auf, das in dunklen Bahnen über ihren Schädel, ihren Hals und ihre Brust tropfte. Erinnerungen an die blutbeschmierten Turmmauern hämmerten durch seinen Geist, das letzte, was er gesehen hatte, bevor die Trümmer des Khainetempels über ihm zusammengebrochen waren. Göttin der Rache, steh mir bei, dachte er.
Und dann konnte er gerade noch beiseite springen, als der aus Bein gefertigte Blitz in den Händen der Statue herab zuckte und genau dort einschlug, wo er eben noch gestanden hatte. Keuchend rollte er durch den Staub, zu dem Bluthand die obersten Leichen zermalmt hatte. Mühsam rappelte er sich wieder auf und riss einen Schild hoch, als der nächste Hieb auf ihn niederfuhr.
Krachend und mit dem Gestank verbrannter Knochen zerstoben der Blitz und ein Teil der Hand, doch die Statue ließ sich davon nicht beeindrucken. Schon ragte der gewaltige Fuß wie ein kleiner Berg über ihm auf, bereit, ihn zu zermalmen.
„Die Dämonen sollen dich holen, Bluthand!“, schrie Nerglot wutentbrannt und schleuderte der Skelettriesin eine bebende Schockwelle entgegen, die sie mitten in der Brust traf und in einem Knochenhagel zerfetzte.
„Und auf Euch warten die Feuer der Unterwelt, Nerglot.“, ertönte über ihm eine bekannte und verhasste Stimme. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen und schaute langsam auf. Da war die Hexe! Und sie konnte fliegen! Sie hatte es irgendwie geschafft, den Wirbelsturm zu verlassen, bevor der sie durch das Loch befördert hatte, und dann seine zweite Statue verzaubert. Na das würde ihr noch leidtun.
Einen Augenblick lang hing sie einfach nur in der Luft, ein paar Meter unter der Hallendecke und lächelte über seinen ungläubigen Gesichtsausdruck. Dann stürzte sie sich herab und um sie herum explodierte die Luft zu gleißendem Feuer. Wie ein Meteor schoss sie hinab, einen meterlangen, brennenden Schweif hinter sich herziehend. Inmitten des Infernos streckte sie die Arme vor und sechs flammende Kugeln rasten ihm knisternd auf spiralförmigen Bahnen entgegen.
Verdammte Hexe, dachte Nerglot.
 
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Also insgesamt kommen die Kontrahenten doch sehr gleichstark vor, was du ja eben bewirken wolltest.

Allerdings kann ich nicht verstehen, warum Nerglot sooo viel Angst vor dem Eis hat. Schließlich dürfte es Bluthand ja insgesamt wesentlich mehr schaden als es ihm schaden würde.

Achso: Denkst du, dass du den Begriff "Fegefeuer" verwenden solltest? Evtl. wäre da ein Äquivalent aus der Story passender.

Noch eine Frage: Kann man davon ausgehen, das Bluthand den einen Riesen und die Leichen aus den Särgen nicht zerstört hat? Schließlich ist sie ja relativ zeitnah wiedergekommen.