Ist schon lustig, dass gerade die Sachen, über die man sich am meisten Gedanken gemacht hat, dann kaum beachtet werden
😉 Aber nun gut, in diesem Fall hat sich auch kaum etwas für sie geändert.
Und weiter gehts. Der letzte Satz des letzten Kapitels wirft ja die Frage auf, was nun eigentlich mit Viverla'atar passiert ist. Nun, sie lebt ja leider noch
😉
Viel Spaß.
Unerkannt
Auch die Flucht sollte gut geplant werden. Wilde, kopflose Panik führt oft zu wesentlich mehr Schaden als ein auswegloser Kampf.
[FONT="]— [/FONT]Aus ‚Kriegsweisheiten‘, Valen Sidon
Naggarond; Naggaroth
2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag)
Sonnenuntergang
Viverla’atar bremste überrascht ab und schaute sich um. Sie hatte kaum darauf geachtet, wo ihre Füße sie in ihrer panischen Flucht hingeführt hatten, und jetzt stand sie plötzlich wieder hier, am Rande des Trümmerfeldes, das vom Khainetempel übrig geblieben war.
Wie oft war sie heute hierhergekommen? Zuerst auf der Flucht vor Darmal, als der Turm noch stand, dann hatte sie Nerglot von hier aus in Sicherheit gebracht und schließlich hatte auch die Jagd durch Yerill hier geendet. Dieser Ort stand für einige ihrer schlimmsten Erinnerungen und doch verband sie damit auch ein trügerisches Gefühl der Hoffnung. Denn hier hatte sich der Eingang zu den unterirdischen Tunnel befunden und zum Grab, das Nerglot praktisch unbegrenzte Kräfte hatte liefern sollen.
Aber all das gab es jetzt nicht mehr. Der Wachturm war, wie sie bereits vermutet hatte, von Yerill zerstört worden, und Nerglot war entweder tot oder weit außerhalb der Stadt. Sie hatte lange überlegt, wie er wohl hatte entkommen wollen, nachdem er sie aus der Halle katapultiert hatte, und ob das versprochene Wiedersehen vielleicht nur ein Bluff gewesen war. Aber dann war ihr der Torzauber wieder eingefallen, den er ihr am Morgen bereits erklärt hatte. Damit konnte er nur selbst springen, deshalb hatte er für sie eine andere Lösung finden müssen. Nun gut, vielleicht war er also noch am Leben.
Aber wenn sie ehrlich war, interessierte sie das im Moment überhaupt nicht. Ihre Rache war gescheitert und Nerglot hatte versagt. Allmählich begriff sie, dass Yerill vielleicht doch recht gehabt hatte. Sie liebte ihn nicht. Sie hatte ihn begehrt, aber Lust allein war kein starkes Band. Zumal sie unbefriedigt geblieben war. Jetzt brodelten in ihr vor allem Wut und Rachsucht – und Angst. Noch immer hatte sie das Bild der jungen, schwarzgewandten Frau vor Augen und glaubte, zu hören, wie sie „Lauf!“, flüsterte. Dieses eine Wort hallte die ganze Zeit in ihrem Kopf wieder und wurde immer lauter und eindringlicher, obwohl die Unbekannte damals keinen Ton von sich gegeben, sondern nur die Lippen bewegt hatte. War das Zauberei oder spielte ihre Panik ihr einen Streich?
Auf jeden Fall musste sie hier weg. Dieses Mädchen hatte gewusst wo sie war und sie hatte nicht nur einen Drachen, sondern auch noch Yerill auf ihrer Seite gehabt. Vielleicht verfolgte die selbsternannte Aydar sie in diesem Moment bereits wieder, um zu Ende zu bringen, was sie beim ersten Versuch nicht erreicht hatte? Viverla’atar musste aus der Stadt heraus. In den Wäldern und Bergen war sie in ihrem Element, dort würde sie sich sicher fühlen und hätte eine Chance, der Unsterblichen zu entkommen.
Aber sie konnte schlecht in diesem Aufzug in die Berge fliehen. Alles, was sie hatte, waren eine fast leergeschossene und ziemlich mitgenommene Armbrust und die braune Lederkleidung, die sie am Leib trug. Außerdem noch einen im Stiefel versteckten Dolch. Das Leder mochte robust und widerstandsfähig sein, aber gegen Regen oder gar Schnee würde es sie kaum schützen können. Davon abgesehen war das Material viel zu gut für eine gewöhnliche Autarii. Sie würde etwas Unauffälligeres brauchen. Nahrung benötigte sie als Unsterbliche glücklicherweise nicht und sie dankte Asaph dafür, dass der Zauber noch immer anhielt. Nerglot hatte ihr zwar erklärt, dass sie ihn aufrecht erhielt, aber nachdem sie fast den ganzen Tag – und damit den Großteil ihres bisherigen neuen Lebens – in dem Glauben verbracht hatte, mit seinem Tod würde sie wieder sterblich werden, war es schwer, das wirklich zu verinnerlichen.
Suchend sah sie sich um. Rechts von ihr erhoben sich die rußgeschwärzten Mauern eines festungsartigen Baus. Neugierig zog sie sich ein Stück zurück, bis sie das Tor erreichte. Dahinter erhob sich ein prächtiger, kreisrunder Palast mit einer goldenen Kuppel. Nun, vielleicht würde sie hier etwas finden. Einen Versuch war es wert.
Die Armbrust in der Hand und nach verborgenen Wachposten spähend betrat sie den befestigten Bereich und öffnete dann die zweiflüglige Eingangstür zum inneren Gebäude. Überrascht stellte sie fest, dass das kein Palast, sondern ein Schrein war. Beeindruckende Banner hingen von der Decke herab und in Nischen an den Wänden standen meterhohe Khainestatuen. Sie zielte auf eine davon, überlegte es sich dann aber wieder. Wenn sie Rache wollte, würde sie die nicht bekommen, indem sie ein paar steinerne Köpfe zerschoss. Wichtiger war im Moment, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Sie duckte sich an die Wand und musterte die beeindruckende Halle. Gegenüber gab es eine in ihre Richtung gewölbte Mauer mit vergoldeten Schriftzeilen. Darüber eine Plattform, sicher für die Prediger. Da sie wusste, dass der Bau kreisrund war, musste es hinter dieser Wand noch etwas geben.
Immer im Schatten haltend schlich sie darauf zu und gelangte schließlich in den Bereich, der wohl den Priestern vorbehalten war. Mehrere Türen führten zu Räumen innerhalb der Außenmauer und eine Treppe in die Höhe. Sie bemerkte, dass eines der Zimmer anscheinend gewaltsam geöffnet worden war. Die zersplitterte Tür lag ein Stück weiter drinnen.
Neugierig ging sie dorthin und entdeckte zu ihrem Erstaunen ein gut ausgestattetes Waffenlager. Da sie hier niemanden sah, trat sie näher und musterte die Sammlung. Was es hier nicht alles gab. Sogar Artefakt-Zauberstäbe. Die ließ sie allerdings lieber links liegen. Sie hatte ohnehin kaum magische Kräfte. Stattdessen fand sie zu ihrer Freude eine beachtliche Auswahl an guten Schwertern. Keine besonders kunstvollen Schmiedearbeiten, aber sehr gut ausbalanciert und schön schlank. Sie griff sich je ein Kurz- und ein Langschwert und band sich beide um. Sie würde allerdings einen Weg finden müssen, die Stahlscheiden zu ersetzen. Leder gab es hier leider nicht.
Sie wandte sich den Rüstungen zu. Da sie vermutlich für die Priester gedacht waren, waren sie dünn und leicht. Für die Autarii waren die Panzer dennoch ungeeignet. Sie fand jedoch einige Arm- und Beinschützer, die ihr zusagten. Im Moment glänzten sie ein wenig zu auffällig, aber das würde sich ändern lassen. Dann erstarrte sie, als sie plötzlich ihr Spiegelbild in einer der Rüstungen sah.
Verdammt, auf diese Weise würde sie niemals aus der Stadt kommen. Selbst wenn sie noch einen guten Reiseumhang fand, mit dem sie ihre wertvolle Kleidung und offensichtlich unbenutzten Rüstungsteile verbergen konnte, würden ihre leuchtend roten Augen jede Wache alarmieren, der sie vielleicht begegnen würde. Sicher ließen die Kinder des Mordes nach ihr suchen. Vielleicht hatten sie sogar genaue Beschreibungen von ihr herausgegeben.
Umso dankbarer war sie nun, dass Nerglot sich die Zeit genommen hatte, ihr beizubringen, wie sie ihre geringen magischen Begabungen durchaus effizient einsetzen konnte. Sie suchte sich einen besseren Spiegel und fand schließlich einen großen Schild, dessen Innenseite geeignet schien. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Bedauern stellte sie fest, wie verdreckt und verstaubt sie inzwischen aussah. Aber lebendig und unversehrt, das war das Wichtigste.
Sie konzentrierte sich auf das, was Nerglot ihr erklärt hatte. Langsam und deutlich murmelte sie ein paar leise Worte. Heißer Schmerz durchfuhr sie für einen quälenden Moment und sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu schreien und damit vielleicht doch noch jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Dann atmete sie erleichtert auf, als die Pein genauso schnell wieder verschwand. Sie musterte ihr Spiegelbild und brummte missmutig. Sie hatte ihre Augen eigentlich grün färben wollen, aber das Rot war zu intensiv und jetzt hatten sich beide zu einem dreckigen Braun vermischt. Egal, damit würde sie weniger auffallen. Der Zauber würde, wenn sie das richtig verstanden hatte, nicht allzu lange anhalten. Nach spätestens einem halben Tag würde sie wieder rote Augen haben.
Die nächste Beschwörung war da besser. Dieses Mal gab es keinen Schmerz und ihre Haare verfärbten sich problemlos zu einem dunklen Blond. Das war allerdings nur eine Illusion und sie band ihre echten Haare rasch zu einem Zopf, der unter den blonden Wellen verschwand. Würde jemand die Illusion berühren, würde der Schwindel auffallen, aber um unerkannt aus der Stadt zu kommen, müsste es reichen. Sie wünschte, sie würde einen Schattenzauber beherrschen, wie Sisrall ihn während der Talschlacht eingesetzt hatte. Aber das konnte sie nun einmal nicht.
Erst einmal zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild verließ sie den Raum und öffnete vorsichtig die benachbarten Türen. Die Zimmer waren leer. In einem fand sie zu ihrer Freude auch Kleidung. Der größte Teil davon waren Priestergewänder, die sie irgendwie an die junge Frau erinnerten, die ihr solche Furcht eingejagt hatte.
Es gab aber auch ein paar weite, robuste Umhänge, die groß genug waren, um sie einmal um den ganzen Körper wickeln und sich so vor Niederschlägen schützen zu können. Der Stoff wirkte einigermaßen regenfest, auf jeden Fall war es das Beste, was sie kriegen konnte. Fast genauso wertvoll war für sie ein breiter Hüftgurt mit kleinen Taschen. Anscheinend gingen auch die Priester oder wenigstens ihre Diener gelegentlich mal auf Reise.
Damit hatte sie erst einmal alles, was sie brauchte. Alles andere würde sie sich bei Bedarf besorgen. Dazu hatte sie ja ihre Schwerter. Sie beugte sich hinab und zerschnitt den Saum des Umhangs. Dann knüllte sie ihn noch einmal ordentlich zusammen, um ein paar Falten hinein zu bekommen. Sie konnte schlecht mit nagelneuer Kleidung durch die Stadt spazieren und behaupten, sie käme geradewegs aus einer Schlacht.
Stirnrunzelnd ging sie noch die anderen Räume durch. In der Küche machte sie noch einmal halt und hielt ihren Umhang über die Glut der heruntergebrannten Kochfeuer, bis er nach Rauch stank und der Saum anfing zu kokeln. Sie zerdrückte noch eine saftige Frucht über dem Stoff, was tatsächlich wie ein Blutfleck aussah. Wenn man nicht allzu genau hinsah.
Zuletzt ging sie noch einmal zurück in das Waffenlager und musterte die zerstörte Tür. Eine der Angeln war aus der Wand gerissen worden und der Boden war voller Gesteinsstaub und Holzsplitter. Während sie noch darüber nachdachte, was hier wohl geschehen war, drückte sie ihren Umhang in den Staub und rieb sich dann etwas davon in Gesicht und Haare. Noch einmal musterte sie sich in dem Schild und nickte zufrieden. Jetzt, da der Umhang die darunterliegenden Kleider verbarg, konnte sie durchaus als Flüchtige der Schlacht durchgehen.
Dann fiel ihr Blick auf ein kleines Regalbrett mit Armbrüsten und sie jauchzte innerlich. Allerdings waren sie viel zu unversehrt. Sie entschied sich, bei ihrer eigenen Waffe zu bleiben. Die hatte sie schon so lange begleitet, dass sie sich eigentlich auch gar nicht von ihr trennen wollte. Die gefüllten Repetiermagazine daneben waren für sie allerdings Gold wert. Rasch steckte sie sich so viele in die Taschen ihres Hüftgurtes, wie hineinpassten.
Gerade als sie den Raum wieder verließ, hörte sie auf der Treppe Schritte herabkommen. Sie blickte sich um, aber es war zu spät. Sie würde hier nicht schnell genug ungesehen verschwinden können. Allerdings dürfte, wer auch immer von oben kaum, kaum eine Bedrohung für sie darstellen. Die Kinder des Mordes würden es wohl nicht sein, die hätten zuerst unten gesucht.
Rasch nahm sie ihre Armbrust in die Hand und richtete sie auf den Torbogen, hinter dem die Treppe im Innern der Außenmauer nach oben führte. Plötzlich erschien dort ein Priester mit einem silbernen Amulett um den Hals und erstarrte, als er die auf sich gerichtete Waffe sah. Er hob die Hände, um zu zeigen, dass er keine Bedrohung darstellte.
Auch er und die beiden anderen, die hinter ihm hinab kamen, waren für eine längere Reise gekleidet. Sie alle trugen schwere Taschen auf dem Rücken und hüllten sich in weite Umhänge. An ihren Gürteln hingen Schwerter, die sie vermutlich noch nie benutzt hatten.
„Wollt ihr die Stadt verlassen?“, fragte Viverla’atar und senkte die Armbrust ein wenig. Sie hätte die Kerle am liebsten einfach erschossen, aber vielleicht ergab sich hier eine Chance. Und wer wusste schon, ob es oben nicht noch mehr gab. Wenn sie hier Leichen hinterließ, würde das nur unnötige Aufmerksamkeit erregen. Der vorderste der Priester nickte.
„Wir wollen hier weg, bevor die Untoten kommen. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Kommt Ihr aus der Schlacht?“
„Ja, es steht nicht gut. Ich habe mich davongemacht, solange es noch möglich war. All meine Stammesbrüder sind schon gefallen. Ich will zurück in die Berge, dieser Kampf hier geht mich nichts an.“, behauptete sie kühn. Aus ihrer Sicht entsprach das sogar alles der Wahrheit. Und sie würde diese Kerle ganz bestimmt nicht darauf hinweisen, dass die Schlacht längst gelaufen war. „Kennt ihr einen Weg, der nicht durch die Stadttore führt?“, fragte sie weiter. „Die Untoten bewachen sie vielleicht.“ Die Wahrheit war, dass sie eher von Druchii gesichert wurden. Und wenn die Priester das bemerkten, würde klar werden, dass es keinen Grund mehr zur Flucht gab.
„Ja, es gibt Pfade nach Norden ins Gebirge.“, erklärte jetzt einer der andere Männer. „Wenn man ein bisschen klettert, kommt man von dort aus wieder auf die Ebene. Die Pforten zu diesen Wegen sind inmitten der Kämpfe bestimmt unbewacht.“
„Dann komme ich mit euch.“, entschied Viverla’atar und senkte die Armbrust ganz. Die Priester wirkten erleichtet. Inzwischen waren noch einige mehr die Treppe heruntergekommen. Zum Glück wagte es niemand, die Autarii mit Fragen zu belästigen. Das war ihr nur recht. Sie hatte keine Lust, sich noch einen falschen Namen oder irgendwelche Berichte zur Schlacht auszudenken.
„Seht mal, das lag in meinem Zimmer.“, verkündete nun ein recht junger Mann und schwenkte einen blutgetränkten und ziemlich zerschlissenen Umhang. „Das Fenster ist zerstört und das Bett zerwühlt. Ob die Aydar dort drin war?“
Aydar? War Yerill diesen Priestern begegnet? Anscheinend schienen die Kerle unsterbliche Frauen wie magisch anzuziehen. Nun, Viverla’atar würde ihre wahre Natur lieber geheim halten. Die ganze Gruppe bat nun darum, das Kleidungsstück auch einmal begutachten zu dürfen, und der junge Mann tat ihnen den Gefallen. Einzig die scharfen Sinne der Autarii bemerkten, dass er erst noch einen kleinen Gegenstand aus einer der Taschen zog, bevor er den Umhang seinem nächststehenden Kameraden gab. Rasch, aber unauffällig ließ er das Objekt unter seiner Robe verschwinden. Er war gut und wäre Viverla’atar den Druchii nicht in Sachen Wahrnehmungsgeschwindigkeit deutlich überlegen, hätte sie es auch nicht bemerkt. Sie ließ sich nichts anmerken, tat ebenfalls kurz so, als würde sie den Lumpen untersuchen, als der an sie weitergereicht wurde, und fragte dann, von was für einer Aydar die Priester sprachen.
Ihre Erzählungen bestätigten Viverla’atars Vermutung, dass Yerill hier gewesen war. Sie konnte sich jedoch nicht vorstellen, weshalb die einen blutgetränkten Umhang zurücklassen sollte. Wenn sie dort oben jemanden getötet hätte, dann hätte sie auch die Leiche liegen gelassen. Aber eigentlich hörte sie den schwärmerischen Worten der Männer kaum zu. Sie wartete unruhig, bis endlich alle bereit zum Aufbruch waren. Die Gottesdiener schienen es doch nicht ganz so eilig zu haben.
„Wir sollten los. Die Untoten könnten jeden Moment durchbrechen.“, mahnte sie und die anderen nickten. Ihre Mienen wurden furchtsam, als ihnen die unmittelbare Bedrohung wieder in Erinnerung gerufen wurde. Das mysteriöse Kleidungsstück wurde beiseite geworfen und dann übernahm der Priester die Führung, der von den Gebirgspfaden erzählt hatte. Viverla’atar ging direkt neben ihm und hielt die Armbrust schussbereit. Sie wollte den Anschein erwecken, die Gruppe zu schützen, auch wenn es ihr vorrangig darum ging, das Tempo mitzubestimmen.
Innerlich waren ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Der Weg durch die Stadt war noch weit und sie rechnete jederzeit damit, dass die Kinder des Mordes oder von ihnen beauftragte Soldaten vor ihr auftauchen und sie angreifen würden. Immer wieder blickte sie in den Himmel, um nach gewaltigen, schwarzroten Schwingen Ausschau zu halten. Doch kein Drache ließ sich in der Nähe blicken.
Aber sie war unterwegs und möglicherweise konnten diese Priester ihr tatsächlich helfen, unerkannt von hier zu entkommen. Eines Tages würde sie vielleicht zurückkehren und endlich ihre Rache einfordern, nach der sie sich so verzehrte. Doch bis dahin galt es, am Leben zu bleiben.